Programm Trio Jean Paul

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Programm Trio Jean Paul
Klaviersommer 2011_Trans:Liszt
Dienstag, 26. Juli 2011, 20 Uhr
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Elf Bagatellen für Klavier op. 119
Jospeh Haydn (1732-1809)
Klaviersonate D-Dur Hob. XVI/24
Allegro – Adagio – Finale: Presto
György Kurtág (geb. 1926)
Aus: Játékok (Spiele)
Walzer (1) - Spiel mit dem Unendlichen – Scherzo
Rufnummern unserer Liebsten 1 – Hommage à Jeney
Federzeichnung, Erzsébet Schaár zum Abschied –
Russischer Tanz – Schwermütige Obertöne –
La fille aux cheveux de lin–enragée –
Präludium und Walzer in C
Béla Bartók (1881-1945)
Bagatellen op. 6 (Nr. 1-7)
Pause
Robert Schumann (1810-1856)/Franz Liszt (1811-1886)
Frühlingsnacht
Widmung
Robert Schumann
Humoreske op. 20
Einav Yarden, Klavier
Einav Yarden
Einav Yarden wird besonders für ihre musikalische
Integrität, die innovative Programmgestaltung und
die Intensität ihrer Konzerte geachtet. Als Solistin
spielte sie bereits unter Dirigenten wie Sir Neville
Marriner, Aldo Ceccato, Leon Botstein, Mark Russell Smith und Mendi Rodan.
In jüngster Zeit gewann Einav Yarden den dritten
Preis des renommierten Internationalen Beethoven Klavierwettbewerbs Bonn, bei dem sie auch mit dem Cellisten Micha Maisky musizierte. 2006 war sie unter den Preisträgern des Minnesota International PianoCompetition und 2003 Finalistin des kanadischen Honens International Piano Wettbewerbs. Zwischen 1996 und 2005 erhielt Sie ein Stipendium der Amerikanisch- Israelischen Kulturstiftung (AICF).
Nach vier Jahren intensiven Studiums bei Leon Fleisher am Peabody Konservatorium,
Baltimore, erlangte Einav Yarden 2005 ihren „Master of Music“ und das „Graduate
Performance“ Diplom. Zuvor schloss die gebürtige Israelin ein Klavierstudium unter
Prof. Emanuel Krasovsky an der „Rubin Music Academy“, Israel (heute Mehta-Buchman School of Music) mit Auszeichnung ab. Weiterhin erhielt sie Unterricht von der
georgischen Pianistin Elisso Virsaladze sowie Prof. Zvi Meniker (am Hammerklavier).
Im Sommer 2009 gab Einav Yarden ihr vielbeachtetes Debüt-Konzert beim französischen Flâneries Musicales de Reims Festival. 2010 und 2011 wurde sie für weitere
Konzerte wieder dorthin eingeladen. Weitere Auftritte in Frankreich hatte sie beim
Menton Festival, in der renommierten Pariser Salle Cortot, im Grand Salon des Hôtel
des Invalides, Paris und verschiedenen Konzertbühnen in Südfrankreich.
Einav Yarden wurde persönlich von Andras Schiff zu einem Workshop über Beethovens Klavierkonzerte, Teil des Luzern Festivals (Schweiz), eingeladen. Ferner spielte
sie u.a. beim Klavierfestival Ruhr, im Steans Institute für junge Künstler (Ravienna,
USA), beim Verbier Festival (Schweiz).
Ihre Konzerte wurden unter anderem von der Deutschen Welle, dem WDR, WQXR,
WFMT, MPR, CBC, Kol Hamusica (Israel) übertragen.
Während Einav Yarden in Israel lebte, war sie Mitglied der Israel Contempory Player,
der dort wichtigsten Gruppe für zeitgenössische Musik. Sie spielte auf der sechsten
Biennale für zeitgenössische Musik die israelische Premiere von Giya Kanchelis Klavierkonzert, „Valse Boston”. Auch sonst widmet sie sich der zeitgenössischen Musik
und spielte verschiedene Uraufführungen. In ihren Konzertprogrammen bringt Einav
Yarden immer auch moderne und weniger bekannte Stücke mit ein.
Einav Yarden ist eine begeisterte Kammermusikerin. In verschiedenen Besetzungen
spielte sie in den USA in Konzertreihen wie der Ravinia Rising Stars Series, The Dame
Myra Hess Recital Series, Jupiter Symphony Chamber Players u. v. a.
Zur Zeit lebt sie in Berlin.
Zum Programm
Bekanntlich machen im Œuvre Liszts Klavierkompositionen der Kategorie Bearbeitung,
denen fremde aber auch eigene Werke zu Grunde liegen, den überwiegenden Teil aus.
Die Übertragungen von Liedern haben dabei einen besonderen Stellenwert. (…)
Von Liszt stammen neben 21 Transkriptionen eigener Lieder mehr als 140 Übertragungen anderer Komponisten: 55 Lieder von Schubert, deren Entstehungszeitraum man
auf 1838-1840 eingrenzen kann; 19 von Beethoven; 13 von Robert Franz; zwölf jeweils
von Robert bzw. Clara Schumann und von Rossini; sieben von Mendelssohn; sechs von
Chopin, sowie weitere u.a. von Gounod und von Hans von Bülow. (…)
Als zentrale Punkte für den Schaffensprozess ist zum einen Liszts Idee der Klavierpartitur zu nennen und zum anderen seine „Vorstellung von der Sprachhaftigkeit der Musik” und die daraus resultierende Arbeit mit dem Text der Lieder. Dabei ist dieser Text
durchaus als „Programm” zu verstehen. Der künstlerische Umgang mit der gegebenen
Vorlage – das „Weiterdichten” – steht im Vordergrund. (…)
Der Kompositionsstil der Liedbearbeitungen ist vor allen durch die Erweiterung des
Klangbereichs gekennzeichnet. Die Neuheiten der Klaviermusik trugen dazu wesentlich bei. Also konnte Liszt großzügig mit Verdoppelungen, Oktavierungen und Füllstimmen arbeiten und dabei jedoch Tonart, Harmonik, Taktart und Bezeichnungen beibehalten. Die Bezeichnungen sind bei Liszt zum Teil deutlich strikter als im Originallied.
Die Entstehungsgründe für die Liedtranskriptionen sind äußerst vielschichtig und ändern sich in Liszts unterschiedlichen Kompositionsperioden. Zum einen muss man
Liszts Interesse an Sprache und Dichtung im Allgemeinen und an Liedern – insbesondere Schuberts – nennen. Die Bekanntmachung und Verbreitung der Lieder (v.a. von
Schubert) war auch ein von ihm selbst erkärtes Ziel. Als schönen Nebeneffekt konnte
Liszt damit (sein) Konzertrepertoire erweitern. Gleichzeitig erfreuten bekannte Melodien das gebildete Publikum (besonders in Wien). Darüber hinaus waren Arrangements
aller Art im 19. Jahrhundert „in Mode” und gängige Musizierpraxis.
Schlussendlich muss noch der kommerzielle Aspekt erwähnt werden. Liszts Liedübertragungen waren bei den Verlegern Verkaufsschlager und brachten ihm einen nicht zu
unterschätzenden finanziellen Erfolg ein. (…)
Grundsätzlich wurden Liszts Liedübertragungen positiv aufgenommen. Die „Allgemeine musikalische Zeitung” spricht sogar über die Transkriptionen als „seine stärksten
Leistungen”. Von großen Erfolg der Schubertschen Lieder beim Publikum und Liszts
Wirkung auf dasselbe schreibt Seyfried.
Kritiker und Gegner warfen ihm hingegen vor, Schuberts Satz zu überwuchern und zu
erdrücken und (neue) Höhepunkte willkürlich hinein zu komponieren.
Vom Publikum wurden Liszts Transkriptionen begeistert angenommen und von Verlegern europaweit abgedruckt. Seine Übertragungen wurden darüber hinaus auch von
anderen Klavier-Größen der Zeit gespielt und aufgeführt. Dazu zählen u.a. Clara Schumann, Anton Rubinstein und Sigismund Thalberg, die sogar durch Liszts Stücke angeregt wurden, selbst ebensolche zu verfassen.
Heike Sauer, Liszts Liedtranskriptionen –
Zu Entstehungsgründen und Klassifizierungstypen, Studienarbeit Wien 2007
Zum Programm
Beethovens unter der Opuszahl 119 zusammengefasste elf „Kleinigkeiten” sind eine
Zusammenstellung älterer und neuerer Klavierstücke, die – anders als bei den Bagatellen
op. 126 – nicht als Zyklus angelegt waren. Die Bagatellen Nr. 7 bis 11 entstanden ursprünglich für Friedrich Starkes „Wiener Pianoforte-Schule”. Die ersten sechs Stücke,
hatte Beethoven 1822 als „Kleinigkeiten” für den Verleger Peters zusammengestellt,
dem die Kompositionen dann aber doch allzu „klein” waren. Beethovens Schüler Ferdinand Ries gelang es schließlich, alle elf Stücke an den Londoner Verleger Clementi zu verkaufen.
Joseph Haydns Klaviersonate in D-Dur ist die vierte der so genannten Esterházy-Sonaten. Die sechs Sonaten entstanden 1773 und sind Haydns erste größere, in Wien selbst
verlegte Sonatensammlung. Haydn widmete diesen Zyklus seinem Dienstherrn Nikolaus
Esterházy.
György Kurtágs „Játékok” ist eine pädagogische Serie von Klavierstücken für zwei oder
vier Hände. Die vielen kleinen Stücke wurden in einer Zeitspanne von 23 Jahren geschrieben. Játékok bedeutet „Spiele“. Wie beim kindlichen Spiel werden die Klavierspieler dazu
geführt, Entdeckungen zu machen. Dabei werden sie in viele verschiedene musikalische
Welten mitgenommen (Volksmusik, Bach, Gregorianischer Choral etc.)
Die 14 Bagatellen op. 6 von Béla Bartók entstanden im Mai 1908. Sie stehen, als Reaktion auf den üppigen Klavierstil der romantischen Klaviermusik, für einen neuen, entschlackten, auf das Wesentliche reduzierten Klavierstil, wie Bartok es selbst später rückblickend bei der Veröffentlichung des Zyklus’ seinem Verleger gegenüber formulierte.
Robert Schumanns Lied „Frühlingsnacht” ist das letzte der 12 Lieder aus dem Liederkreis auf Gedichte von Joseph von Eichendorff (op. 39). Es entstand im Liederjahr 1840.
Franz Liszt übertrug es für das Klavier im Jahre 1872. Die Klavierübertragung von Schumanns Lied „Widmung” aus dem Zyklus Myrthen op. 25 – ebenfalls aus dem Jahre 1840,
auf einen Text von Friedrich Rückert – erschien dagegen bereits acht Jahre später, noch
zu Schumanns Lebzeiten also. Dass beide Komponisten sich wiederholt begegnet sind
und einander schätzten, ist bekannt. Schumanns Urteil über Liszts Transkription seines
„Hochzeitsgeschenks für Clara” jedoch nicht.
Robert Schumann schrieb seine Humoreske op. 20 in Wien, wo er sich von September
1838 bis April 1839 aufhielt. Den Humor möchte Schumann hier im Sinne Jean Pauls verstanden wissen. „Gerade von der Musik könnten die Philosophen lernen, daß es möglich
ist, auch mit der anscheinenden Miene des tändelnden Jugendleichtsinns die tiefsten
Dinge von der Welt zu sagen...“, notierte sich Schumann. Und während der Arbeit an der
Humoreske schrieb er in einem Brief: „.Die ganze Woche saß ich am Klavier und komponierte und schrieb und lachte und weinte durcheinander – dies findest Du nun alles
schön abgemalt in meinem op. 20, der großen Humoreske“.