Time after time

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Time after time
Time after time
Bei Bunge/Mahners Ontologie kann
man es nachlesen: Die Dinge
interagieren und ändern ihre
Zustände, sie konstituieren den
Raum, und ihre Veränderung
konstituiert die Zeit (Bild:
geralt, pixabay).
Gilt das nun nicht mehr? Ein Artikel bei phys.org spricht von
neuen Vorstellungen der Physiker, nach denen das kleinste
sinnvoll anzunehmende Zeitintervall nicht mehr die Planck-Zeit
-43
von ca. 10
sec
sei, sondern ein Intervall, das mehrere
Größenordnungen darüber liegt.
Der Artikel heißt Physicists investigate the structure of
time, with implications for quantum mechanics and philosophy
(1.2.). Die Vorstellung der Physiker sagt demnach dem
Kontinuum der Zeit ade und propagiert die Vorstellung
diskreter Schnappschüsse wie bei einem Film. Die Zeit würde
dann nicht mehr als gleichmäßiger Strom gesehen, der von einem
Ereignis zum anderen gleitet und alle Zwischenzustände
enthält. Vielmehr wäre die Zeit dann gehäckselt und gepixelt,
eine Illusion, die sich aus unzähligen diskreten Elementen
zusammensetze.
Diese "körnige" Zeitstruktur widerspricht der sensorischen
Erfahrung, auch wenn die angenommenen Intervalle winzigklein
sind. Die Planck-Zeit ist die Zeit, in der das Licht 1 PlanckLänge zurücklegt, ca. 1,6 * 10 -35 m. Da befindet man sich in
Bereichen, wo Raumzeit, Realität und überhaupt alles
zusammenbrechen und ihre Bedeutung verlieren. Die genauesten
Experimente reichen auch nur bis ca. 10-17 sec. Weitergehende
Tests würden in Energiebereiche geraten, wie sie für die
Erzeugung von Schwarzen Löchern nötig sind.
Immerhin sagt der Artikel, dass die Planck-Zeit viel
theoretische
Unterstützung
hat.
Die
Quantengravitationstheorien besagen mehrheitlich, dass keine
Längen unterhalb der Planck-Länge messbar seien, und damit
auch keine Zeiten unterhalb der Planck-Zeit
Und wenn die kleinste Zeiteinheit nun ein paar Größenordnungen
über der Planck-Zeit liegt? Wenn dem so ist, müssten die
Grundgleichungen der Quantenmechanik geändert werden, mit
entsprechenden Konsequenzen für die Beschreibung der Systeme
und Phänomene auf Quantenebene. Zu testen wäre das mit einem
Experiment,
das
die
spontanen
Emissionen
eines
Wasserstoffatoms betrchtet. Die modifizierten QuantenGleichungen sagen eine andere Emissionsrate voraus als die
unmodifizierten.
Wenn
man
darauf
einsteigt,
werden
die
Zeit-Zustände
undurchschaubar. Zeit wäre demnach ein "Kristall", eine
geordnete Struktur von diskreten "Partikeln" bzw. "regelmäßig
wiederholten
Kinofilm.
Segmenten"
–
mit
anderen
Worten:
wie
ein
Damit wäre die Illusion des zeitlichen Kontinuums komplett ad
acta gelegt, es wäre bloß eine Behelfsannahme der Sinne als
Produkt der Evolution in der Makrowelt. Bei futurism heißt der
gleiche Artikel Hard Science – Quantum Mechanics Revisited:
Physicists Propose New Structure of Time und er endet mit dem
Spruch Take some time to think about that.
Soll man sich wirklich die Zeit nehmen? Das Ganze erscheint
doch recht reißerisch. Das wird bereits kritisiert in dem
wissenbloggt-Artikel Too much ‚math-babble‘. Wer mag, der kann
sich auch an die alte Bauernweisheit halten; nach der ist die
Zeit eine Mischung aus Welle & Teilchen – und ihre kleinste
Einheit ist ein Weilchen. Logo.
Siehe auch
Periodentafel der Elemente mit Herkunft
Dark Matter of Fact?
Qubits: auf und nieder, immer wieder
Too much ‘psycho-babble’
Time After Time (Song von Cyndi Lauper, "Caught up in
circles confusion / Is nothing new")