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286 Erdkunde Band XXI
und Nafiboden greifende lineare Parzellenverbande
bis iiber 700 m Lange umgeformtworden ist.Das be
deutet, dafi das heutige Bild der Hochbeet-Parzellen
verbande zum Teil jiinger seinmufi als der Zeitpunkt
des Wiistfallens der Ortschaft. Da Nafiboden iiber
wiegen und die Hochbeetverbande bei der Ortswii
- zu
stung so umfangreich sind, dafi ein
grofier
Ackeranteil (von etwa 200 Morgen) je Hof errechnet
werden mufite, bleibt die Frage offen, ob das ge
samte Hochbeetgebiet der Siedlungswiistung als ihr
teilsWechselland
Ackerland - teils Dauerackerland,
angesprochen werden kann. Eine kleine randliche
Flache wurde noch 1781 als Ackerland von einem be
nachbarten
aus
Dorf
6. Oberbeck,
Gebietes
Studium
7. Oberbeck-Jacobs,
landschaft nordl.
12, 1964.
Geogr. Arbeiten, H.
zur Wu
Methodische
Untersuchungen
u. Volksforschg.,
z. LandesArb.
4,
stungsforschung.
(s. Nr. 8).
Jena 1939. Vgl. auch Krutsch
in
Die
O.:
Schluter,
Mitteleuropas
Siedlungsraume
z. dt. Landesk.,
I.
Forsch.
Zeit,
Remagen
fruhgesch.
1952.
4.
W.:
Die
5. Abel,
alters. 2. Aufl.,
Wustungen
Stuttgart
des
1954.
ausgehenden
Mittel
U.:
u.
NW
C 14-Datierungen
der Kulturlandschaftsgeschichte
Braunschw.
Wiss.
Deutschlands.
Abhandl.
Ges.,
XI,
1959.
H.:
Pohlendt,
Bremen
WUrzburger
3. Lorch,
W.:
66, Bremen-Horn
Studien, H. 2, 1966.
Geogr.
G. u. Taschenmacher,
W.:
Plaggenboden.
zu ihrer Typologie
For
und Genetik. Westf.
Beit-age
1939.
Verbesserte
Ober
1,Munster
schungen, II, H.
in Niemeier,
G.:
sichtskarte der Plaggenbodengebiete
11.
Schreiner,
1954.
H.:
renzierungen
seminararbeit
Die
des Herzogtums
Feldsysteme
Jahrh. Mortensen-Festschrift.
u. Landesplanung,
f. Raumforschg.
28,
im
Braunschweig
d. Akad.
Abh.
der heutigen
und Ausblicke
Ergebnisse
f.
dt.
Bl.
93, 1957.
Landesgesch.,
Wiistungsforschung.
der Wiistungsforschung
2. Jager, H.:
Einige Grundfragen
von Mainfranken.
besonderer
mit
BerUcksichtigung
F., H.
Bniunschw.
9. Nnmeier,
genutzt.
K.:
N.
Die
der Kultur
Entwicklung
um
im Raum
siidl. der Lofigrenze
E -aunschweig. Jahrb. d. Geogr. Ges. zu Hannover
1957.
zur Geschichte
8. Kiutsch,
W.: Wolfsburg.
der
Beitrage
vom Mittelalter
Ki lturlandschaft
bis zur Gegenwart
Literatur
Scharlau,
Niedersachsens,
1957.
10.
1.
G.: Die mittelalterl.
des
Kulturlandschaft
um Gifhorn.
Sehr. der Wirtschaftswiss.
Ges. z.
18.
iiber die geogr. Diffe
Untersuchungen
von Flurwiistungen
im Papenteich.
Ober
Institut der TH
1963. Ms.
im Geogr.
An Hand
der fiir unseren Raum
grund
Braunschweig.
legenden Arbeit
von Oberbeck
(j;.Nr.
im Gange.
suchung weiterer Wustungen
12. Kaubler,
R.: Zur Wiistungsforschang
der
Die
Flurwiistungen
J. Heiland:
mark, eine hist.-geogr. Untersuchung.
6)
ist die Unter
in der Altmark.
nordlichen
Alt
1960.
Museum
Stendal.
Altmarkisches
Jahresgabe XIV,
iiber eine
Studie
13. Niemeier,
G.: Voden.
Kulturgeogr.
Marken.
der Gemeinen
Sonderform
Mecking-Fest
1949.
schrift. Hannover
DIE BEDEUTUNG DES TREFOREST INDUSTRIAL ESTATE FUR DAS
BERGBAUREVIER IMHINTERLAND VON CARDIFF
Ein Beispiel wirtschaftlichen Strukturwandels in Siidwales
Mit 5 Abbildungen
Jurgen
Industrial
of the Treforest
The
Summary:
significance
of Cardiff.
area in the hinterland
Estate
for the coalfield
one weighs
twenty years after the last World War,
When,
is clear that
it
Taff
of
the
the
coalfield,
up
development
the
the severe inter-war crisis has been overcome. Although
to the fastest
not wholly
do
factories
belong
newly-settled
a viable
base
economic
groups,
they provide
expanding
cause
for
reasonable
which
Unemployment
optimism.
gives
has been sharply reduced and a new body of skilled workers
a certain up
is experiencing
In addition, mining
created.
turn in activity.
renewal of the area has
in hand with the economic
Hand
location of the Estate has
a spatial restructuring. The
an important
role
below Pontypridd
given the Taff Vale
gone
in the economic life of the region, a role which lifts it
above
the level of the other mining
valleys.
Dahlke
lies within the geo
this part of the Taff Vale
Although
it
its special status makes
logical confines of the coalfield,
area of the Vale
of Glamorgan
rather part of the economic
to the south, in which
finished-goods
newly-introduced
in eastern
location
found their optimum
industries have
near existing heavy industry.
South Wales,
the
The Treforest
Industrial Estate
clearly demonstrates
industrial area on the
the young, dynamic
polarity between
area to the north, now largely
coast and the old coalfield
robbed of its raison d'etre.
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg vollzog
sich im siidwalisischen Bergbaurevier ein entscheiden
der Wandel. Die weitgehend auf den Bergbau aus
gerichteteWirtschaft des Reviers wurde durch die
Einfiihrung neuer, verarbeitender Industriebetriebe
auf eine breitere Basis gestellt.Mit dieser Maflnahme
Jurgen Dahlke:
konnten
der
die Auswirkungen
schweren
Konjunktur
in der Zwischenkriegszeit
krise des Kohlenbergbaus
iiberwunden
grofitenteils
des Treforest
Bedeutung
werden.
vor
Schon
dem
Zweiten Weltkrieg war es zur Ansiedlung von Leicht
industrie in den von der Krise betroffenen Talern
gekommen. So errichtete die 1936 ins Leben gerufene
Gesellschaft ?South Wales and Monmouthshire Trad
ing Estate Limited" noch im gleichen Jahr ein Trad
ing Estate inTreforest bei Cardiff. Das Estate bildete
ein geschlossenes Industriegebiet, in dem die Gesell
den
schaft
interessierten
lichen Gas-,
Firmen
neben
Gelande
dem
Fabrikgebaude mit der erforder
auch vollstandige
Wasser-
und
zur
Elektrizitatsanschliissen
Verfiigung stellte. Im Laufe der Zeit folgte die Ein
richtung weiterer Estates in Siidwales, die alle als
Industriegelande mit einerVielzahl von Betrieben der
verschiedensten
Trotz
Zweiten
Produktionsrichtungen
zu
Weltkrieg
geplant
waren.
kam es erst nach dem
dieser Mafinahmen
nennenswerten
einer
Ansied
lung von Betrieben der Leichtindustrie, als mehrere
Gesetze - Distribution of Industry Act (1945), Local
- die
Employment Act (1960)
Errichtung neuer
Fabriken in dem zum Fordergebiet (Development
Area
*)) erklarten
zu
Revier
forcieren
Im
begannen.
Jahre 1960 gingen die inzwischen in Industrial Estates
in den
Einrichtungen
Estates
?Industrial
Management
umbenannten
lichen
Besitz
der
staat
Corporation"
iiber und unterstehen seither direkt dem britischen
Handelsministerium (Board of Trade). Von den in
Siidwales eingerichteten Industriegebieten erlebte das
Treforest Industrial Estate den grofitenAufschwung.
Im Hinterland von Cardiff am Sudrand des Kohlen
reviers gelegen, fand es hier denkbar giinstige Ent
wicklungsbedingungen. Mit dem Aufschwung, den
dieses Estate nahm, wuchs sein Einflufi auf die tra
ditionelle
Wirtschaftsstruktur
des
Taff-Re
gesamten
viers 2). Aus diesem Grunde soil zunachst derWerde
gang des Bergbaugebietes kurz skizziert werden, um
das
der
Kraftespiel
decken.
alten Wirtschaftsordnung
aufzu
/. Die Entwicklung des traditionellen Bergbaus
in seinerAnpassung an die natiirlichenGegebenheiten
Die
aus
walisische Halbinsel
einem
und
Massiv,
dessen
silurische Gesteine
unterworfen
waren.
An
besteht zur Hauptsache
ordovizische
kambrische,
der kaledonischen
diesen
alten
Faltung
kaledonischen
Rumpf schliefit sich im Siiden ein Bergland an, dem
jiingere Gesteine und die Zugehorigkeit zur armori
der Entstehung
*) Zur
Frage
Areas
und Trading
Development
1952.
nien, vgl. Uhlig,
Taff-Revier
2) Die
Bezeichnung
gebiet
am Taff
und
seinen
und
Estates
der
Entwicklung
in Grofibritan
umfafit
das
rechten Nebenflussen
Bergbau
Cynon
und Rhondda imHinterland von Cardiff (siehe Abb. 1
und
2).
Estate
Industrial
fur das Taff-Revier
287
kanischen Orogenese eine Sonderstellung verleihen
(s. Abb. 1). Tektonisch handelt es sich um eine durch
Sedimente des Devon und Karbon ausgefiillte Geo
synklinale, deren armorikanische Streichrichtung sich
in dem E-W verlaufenden Schichtstufenkomplex des
siidwalisischen Berglandes widerspiegelt. Die asym
metrische Lage der Muldenachse im Siiden lafit die
Schichten von Norden her in schwachemWinkel ein
fallen und im Siiden mit einer Neigung von ca. 30?
steil aus der Tiefe aufsteigen.
Unter
diesen
Sedimentgesteinen
palaozoischen
waren vor allem die Schichten der karbonen Serie
durch ihren Reichtum an Eisenerzen und Kohle von
grofierwirtschaftlicher Bedeutung fiir den siidwalisi
Mit
schen Raum.
einer
von
Langenausdehnung
etwa
150 km und einer maximalen Breite von fast 30 km
im Osten erfiillt das Karbon den inneren Teil der
tektonischen Schiissel. Die zuunterst liegenden Schich
ten des Karbonkalks und des Millstone Grit ziehen
sich in kranzartiger Ausstreichzone um das eigentliche
Kohlenrevier herum. Obgleich sie weder Erz noch
Kohle fiihren, kam ihnen als Lieferanten von Ver
hiittungszuschlag und Bausteinen grofieBedeutung zu.
Daruber lagert sich das produktive Karbon, das durch
eine machtige
von
Schicht
taubem
Pennant-Sandstein
in ein unteres und oberes flozfiihrendes Karbon
trennt wird.
teilweise
Der
schon
harte
Pennant-Sandstein
herausgearbeitete,
nach
bildet
ge
eine
Norden
ge
richtete Schichtstufe,wahrend seine nach Siiden ein
fallende Landterrasse durch tiefe Taler in fiir das
Revier
Plateaustreifen
typische
zerschnitten
wird.
Das
untere flozfuhrende Karbon ermoglichtewegen seiner
geringenWiderstandigkeit die Ausraumung einer brei
ten
vor
Subsequenzzone
der
obere flozfiihrende Karbon
wurde
und
handen
schlufi
nur
Schichtstufe,
in bedeutungslosen
noch
wahrend
ist. Im Siiden findet das Revier
in der
stark
das
fast ganzlich abgetragen
zusammengedrangten
Resten
vor
einen Ab
Ausstreich
zone aller karbonen Schichten, die hier unter steilem
Winkel aus grofier Tiefe auftauchen und zusammen
mit devonischen Gesteinen charakteristische Schicht
rippen bilden. Die dem Siidrand vorgelagerte Kiisten
ebene des Vale of Glamorgan mit ihren fruchtbaren
Boden
auf
vornehmlich
mesozoischem
Untergrund
kann landschaftlich nicht mehr zum walisischen Berg
land
gerechnet
werden.
Fiir die Erschliefiung und Entwicklung des Kohlen
reviers war vor allem die Gliederung des Berglandes
durch annahernd Nord-Siid fliefiende Fliisse von Be
deutung. Wahrscheinlich epigenetisch angelegt, tritt
z. B. der Taff in einem breiten Ausraum bei
Merthyr
Tydfil in den Bereich des unteren flozfiihrendenKar
bons ein, fliefit in einem schmalen Tal mit siidost
licherRichtung durch das gesamte Revier und erreicht
bei Cardiff die Kiiste. Er bildet somit eine wichtige
Verkehrsleitlinie fiir das Hinterland dieser Hafen
stadt. Auch der Cynon zerschneidet, aus der Sub
288 Erdkunde Band XXI
i~j
*m sb
2m
11|
i 12
| 13
H-
6_i 7Lin]8nun911 i?Lrn]
15-
^4&?. 1: Geologisch-morphologische
16Karte
17
des ostlichen
Siidwales
Jurgen Dahlke:
\
Jj^^
v
Karbons
flozfiihrenden
|Jj.
^
-Reviers ^
i^iiiiGrenze
desTaff
^
desTaff
-Reviers ^
Siedlungen
CvgS
Hafenstddte
I
im Norden
sequenzzone
^
^ ^
kommend, die Schichtstufe
und
Pennant-Sandsteins
fordert
daher
die
Ver
kehrserschliefiung des Nordrandes des Reviers. Nur
die Rhondda Fawr (Grofie Rhondda) und Rhondda
Fach (Kleine Rhondda)
entspringen in engen Tal
schliissen auf der Pennantschichtflache selber und tra
gen nicht zur Durchgangigkeit des Gebietes bei. Ihre
Bedeutung fiir die Erschliefiung des Reviers liegt aber
Legende
zu Abb.
Kaledonisches
Talzonen
2
Hohenriicken
viz und Silur)
(im Profil:
4
5
Obere
Mh)
des Old
Landterrasse
B: Karbonischer
Landterrasse
600 m Mh),
(300-600
(450-900
m
m
und Millstone
mit
Grit
nur wenig
(250
ausgepragter
im S als
Red-Sandstein
Stufe dem Old
aufliegend;
hier z. T. mit Old Red-Sand
ausgebildet,
Schichtrippe
stein zusammen
und Millstone
(im Profil: Kohlenkalk
7
Grit)
Ausraum
Karbons
11
im Bereich
(im Profil:
des weichen
unteres
unteren
flozfiihrendes
Reviers
CARDIF'^lJl^^^^
p
k.
?
iJo
niederzulassen.
Ausraumzonen
5
10km
Vornehmlich
die
breiten,
flozfiihren
im unteren
des Pennant-Sandsteins
(300-600 m Mh),
z. T. als
(im Profil:
ausgebildet
Schichtrippe
Landterrasse
am S-Rand
Pennant-Sandstein)
Senkenzone
in der Schichtflache
des oberen
steins, z. T. mit Resten
Senken
im Bereich
des
Pennant-Sand
flozfiihrenden
12
flozfiihrenden
Karbon)
der Synklinalachse
flozfiihrenden
des oberen
Kar
des
Kappungsflache
Mesozoikums
Palaozoikums
13
Schichtstufen
14
Landschafts-
15
ausgepragter
Landschafts-
of Glamorgan"
iiber Schichten des Palaozoikums
?Vale
Ausschnitt
und
stark verstellte
Schichten des
(im Profil:
mit daruberlagerndem
und Lias)
Keuper
verschiedener
relativer Hohenspannen
und
(oder) Formationsgrenze
Strukturstufe
und
als Strukturstufe
16
m
Mh),
(im Pro
(60-180
Karbons
fil: oberes flozfuhrendes Karbon)
Tief eingeschnittene Taler des Kohlenreviers
Kustenebene
Bereich
stellenweise
R
mit Resten
Red-Sandsteins
des Kohlenkalks
'-'-'
trichterartigen
10
Mh): gut ausgebildete Schichtflachemit machtiger
nachN (im Profil: Old Red-Sandstein)
Schichtstufe
6
)
bons
A: Devonischer
3
des
9
Ordo
Armorikanisches
Gebirge
Bereich
Ausraum
(unter 300 m Meereshohe)
des Old Red-Sandsteins
Untere Landterrasse
7^*^ ^
/^^v"-jiS)
~
^^^^'^X ^^^1^7
darin, dafi sie durch ihre tief eingeschnittenen Taler
den Abbau des unteren flozfiihrendenKarbons in den
Schachtanlagen des 19. Jahrhunderts ermoglichten.
Diese Lagerung der flozfiihrenden Schichten und
die asymmetrische Verteilung ihrer Ausstreichzonen
zwangen den friihen Erzbergbau, sich am Nordrand
(Ordoviz und Silur)
iiber 300 m Meereshohe
289
Taff-Revier
8
1:
Gebirge
1
fiir das Taff-Revier
^"""^CT""
C. ^
2: Das
des
Estate
1^^^
_^ ^\
Q
Uf
Industrial
des Treforest
Bedeutung
(oder)
ausgebildet
des Taff-Reviers
17 Verlauf des Profils
Formationsgrenze,
ist
in Abb.
3-5
mit
deutlich
die
nicht
290 Erdkunde Band XXI
den Karbon, wie z. B. die des Taff bei Merthyr
Tydfil, bildeten einen fiir die damaligen Verhiittungs
industriellen Revolution mit der raschen Verbreitung
der Dampfmaschine stark an. Gerade die hochwertige,
an hama
methoden
idealen
Standort.
Grofie Mengen
raucharme Dampfkohle des Cardiffer Hinterlandes
titischenEisenerzen nahe der Oberflache, die Kohlen
eignete sich vorzuglich fiir die Bediirfnisse der See
kalkvorkommen und reiche Waldbestande
lieferten schiffahrt. Sie fand als begehrte Bunkerkohle einen
hier den Rohstoff und das Brennmaterial. Die ge
weltweiten Absatz. Der
schnell wachsende Bedarf
boschten Talhange ermoglichten die Gewinnung des
die Grubenbesitzer,
immer neue
hoch
zwang
Lager
Erzes mit der damaligen Methode des Auswaschens.
wertiger Kohle in immer grofiererTiefe zu erschlie
Die isolierte Lage des Gebietes und die Schwierigkei
fien. Innerhalb weniger Jahrzehnte breitete sich der
ten des Transportes zur Kiiste blieben dagegen zu
Kohlenbergbau daher iiber das gesamte heutige Re
von
in gerin
Das
nachst
vier aus. Dabei
schrieb die Synklinalstruktur die
Bedeutung.
untergeordneter
Eisen
liefi
sich
auf
genMengen produzierte
Tragtieren
Erschliefiung der Taler von Norden nach Siiden, also
von den oberflachennahen zu den tiefen Schichten
iiber die Hochflache zur Kiiste befordern, zumal die
zu
vor. So dehnte sich der Abbau der Kohle imHinter
heran
Bauern
ortsansassigen
Transportleistungen
Die
Erze
derart
konnten.
werden
land von Cardiff in zwei Phasen aus. Zunachst er
gezogen
lagerten
schlofi er die nordlichen Talanfange der grofien rech
giinstig, dafi siemit den einfachen technischenMitteln
tenNebenflusse des Taff, da hier die Kohle weniger
des 18. Jahrhunderts leichtgewonnen werden konnten.
Zudem traten auf Grund der grofien Reserven selbst tief lag 3). Spater stiefiermit den durch die technische
bei dem steigenden Bedarf des 19. Jahrhunderts zu
Entwicklung ermoglichten grofieren Teufen talab
vor.
von einigen
warts
nachst keine Schwierigkeiten in der Erzversorgung
fruheren Versuchen
Abgesehen
inMerthyr Tydfil, die Kohle nicht als Brennmaterial
ein.Mit dem Anwachsen der Produktion ruckte jedoch
der Transportfaktor immermehr in den Vordergrund
fiir die lokalen Eisenhiitten, sondern als Heizkohle
zu
zu gewinnen, begann das Zeitalter des Kohlenberg
Verbes
laufenden
die Huttenmeister
und
zwang
baus mit dem Abteufen tiefererGruben bei Aberdare
serungen und Investitionen. Die Rohstoffbasis dieses
im Jahre 1837. In den folgenden 20 Jahren vollzog
Raumes erwies sich aber als so vorteilhaft, dafi sie
sich die Erschliefiung des Cynon-Tals. Auch in dem
fiir langer als ein Jahrhundert den Standort der
ersten Hiitten
siidlich an das Eisenrevier anschliefienden Teil des
rechtfertigte.
Taff-Tals wurde Grube um Grube eroffnet.Der Ab
Es ist daher nicht verwunderlich, dafi hier in der
bau der hochwertigen Kohle in den bis dahin unbe
2. Halfte des 18. Jahrhunderts vier grofie Eisenwerke
riihrten Talern der Grofien und Kleinen Rhondda
gegrundet wurden. Damit bildete der Raum Merthyr
setzte
etwas
80er
des
In den
ein.
spater
Jahren
Tydfil ein wichtiges Glied in der Kette der Eisenhut
19. Jahrhunderts fand die Expansion des Bergbaus
in
ahnlicher topographischer Lage
ten, die sich alle
ihren endgiiltigen Abschlufi. Von nun an folgte nur
am Nordrand des ostlichen Reviers ansiedelten. Die
eine Verdichtung innerhalb des erschlossenen
noch
politische Entwicklung, die einen grofien Bedarf an Areals.
Waffen mit sich brachte, dann aber vor allem die
inHand mit dieser Ausweitung des Reviers
Hand
Nachfrage nach Eisen beim Bau der Eisenbahnen um
die anhaltende Steigerung der Produktion, die in
ging
von
die Mitte des 19. Jahrhunderts, unterstiitzt
den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg ihrenHohe
des Verhiit
technischen
laufenden
Verbesserungen
erreichte: 1913 forderten allein die Gruben in
punkt
eine
den Eisenwerken
sicherten
giin
tungsprozesses,
den beiden Rhondda-Talern mehr als ein Sechstel
stige wirtschaftliche Entwicklung. Trotz des steilen der Kohle
des gesamten sudwalisischen Reviers
Anstiegs der Produktion blieb jedoch der Erzbergbau
S. 100 und 103). Diese Zahlen ver
1959,
(Lewis,
auf die nordliche Ausstreichzone des Karbons be
in
Mafie sich der wirtschaftliche
welchem
deutlichen,
schrankt und fiihrte somit zu einer starken Konzen
des Taff-Reviers verschob.
innerhalb
Schwerpunkt
tration eisenschaffenderBetriebe in diesem verhaltnis
Die engen Taler im Inneren hatten der breiten nord
mafiig kleinen Gebiet. Die 1767 gebaute Strafie nach
lichen Ausstreichzone den Rang abgelaufen. Diese
Cardiff, welche 1790/98 durch einen Kanal erganzt
Verlagerung verstarkte sich noch durch den allmah
wurde, und auch die 1841 vollendete Eisenbahnlinie
lichenNiedergang der Eisen gewinnung um Merthyr
erschlossen zwar das bis dahin unpassierbare Tal des
Tydfil, der 1936 mit dem Abbruch des letztenWalz
Taff, schufen aber nur einen Durchgangsraum, in werkes
endgiiltig besiegelt wurde.
nennenswerten
es zu keiner
dem
Industrieansiedlung
Der nach Siiden vordringende Kohlenbergbau schuf
kam. Der wirtschaftliche Schwerpunkt lag weiterhin
jedoch nicht ein gleichmafiig iiber das gesamte Revier
imRaum um Merthyr Tydfill, wenn man von kleinen
Ansatzen zur Eisenverhuttung im nordlichen Cynon
Tal absieht.
Erst mit dem Aufbluhen des Kohlenbergbaus setzte
eine Ausdehnung des alten Reviers ein. Die Nach
frage nach Kohle als Energietrager stieg im Zuge der
nahm z. B.
des 19. Jahrhunderts
in der Mitte
3) Noch
tiefen ersten
iiber 100 m
des nur wenig
Abteufen
mehrere
in der oberen Grofien Rhondda
Schachts
Jahre in
das
Anspruch'
Jiirgen Dahlke:
V
*
?\\\
Bedeutung
*
des Treforest
hw1^
Industrial
Estate
fur das Taff-Revier
291
seiner Lagegunst blieb daher dieser Abschnitt des
unteren Taff-Tales zwischen Pontypridd und dem
Siidrand des Reviers von der sturmischen Entwick
lung unberiihrt. Da er jedoch der Strafie, dem Kanal
und der Eisenbahn geniigend Raum bot, bildete er
ein wichtiges Verbindungsglied zwischen den inten
siven Produktionszentren imNorden und den Hafen
an der Kiiste.
Fiir die Entwicklung des Bergbaugebietes war die
Lagerung der Bodenschatze von grofierer Bedeutung
als
alle
portkosten,
anderen
okonomischen
Arbeiterpotential
Faktoren
wie
Trans
usw.
//. Die Auswirkungen derWirtschaftskrise
und das Problem ihrerVberwindung
Dem Hohepunkt der Entwicklung folgte ein schnel
ler wirtschaftlicher Niedergang
des gesamten siid
in den Jahren zwischen
walisischen Kohlenreviers
den beiden Weltkriegen. Die Griinde fiirdiese schnelle
Rezession sind mannigfaltig, lassen sich aber in der
auf zwei Ursachen zuriickfuhren: die
Hauptsache
Umstellung der Seeschiffahrt von Kohle auf Erdol
und die Auswirkungen der allgemeinen Weltwirt
?
*
Hauptverkehrsstrafte
ImSW
schaftskrise. Das
Ergebnis dieser Konjunkturkrise
' '
Ehemaliger Kanal
war ein erschreckenderAnstieg der Arbeitslosigkeit,
^^yPiyy^^
-?
der innerhalb des siidwalisischen Bergbaugebietes we
Eisenbahn\\
=
gen der einseitigen Wirtschaftsstruktur nicht aufge
Ehemalige Eisenhiitte
J/i/T*
fangen werden konnte. Im Taff-Revier nahm die
Kohlengrube
Zahl der Arbeitslosen verheerende Ausmafie an. So
Quelle:DAHLKE1964betrug 1932 der Anteil der Unbeschaftigten an den
j_||
versicherten mannlichen Arbeitern in den Rhondda
Talern 52,9%
um 1900
Abb. 3: Das Taff-Revier
(Lewis, 1959, S. 254), in Merthyr
er
1934
sogar auf 63,6%
Tydfil stieg
(Rep. R. Com.
onMerthyr, 1935, S. 16).
von
Netz
wies
verteiltes
sondern
Kohlengruben,
Wegen der Spezialisierung auf die Kohlenforde
Raume mit besonders starker Ballung auf. Deutlich
rung, die in den Jahren der stiirmischenExpansion
tritt dies auf einer Karte des Reviers um 1900
keine differenzierte Industriestruktur aufkommen
(sieheAbb. 3) inErscheinung. Zwar stiefider Kohlen
liefi,ware die wirtschaftliche Gesundung des Gebie
tes auf eine neuerliche Hochkonjunktur des Kohlen
bergbau dank der verbesserten Fordertechnik weit
nach Siiden in den Bereich der tiefer lagernden Floze
bergbaus angewiesen gewesen. Da die Krise jedoch
vor, konzentrierte sich aber auf den Bereich nordlich
ihre letzte Ursache in derWeltwirtschaftsentwicklung
des Zusammenflusses von Taff und Rhondda bei
und in dem Aufkommen des Dls als Energietrager
Pontypridd. Einer Anzahl von 16 Gruben im oberen
fand, lag eine Anderung der Verhaltnisse aus eigener
Taff-Tal, 29 Gruben im Cynon-Tal und 68 Gruben
Kraft nicht im Bereich des Moglichen. Ein erstes
in den Rhondda-Talern standen nur 2 Forderanlagen
Gutachten, das bereits 1931 auf Veranlassung des
im unteren Taff-Tal sudlich von Pontypridd gegen
in Cardiff
Board of Trade von der Universitat
iiber! Der steil einfallende sudliche Fliigel der Syn
angefertigt wurde, wies auf diese Tatsache hin.
klinale mit seinen stark geneigten Schichten wurde
Schon vor dem Zweiten Weltkrieg bemuhte man sich
beim Abteufen neuer Gruben wegen des grofien daher von staatlicher Seite um die
Sanierung des zu
Risikos gemieden 4). Trotz seiner breiten Talsohle und
einemNotstandsgebiet abgesunkenen walisischen Koh
lenreviers. Es wurde offenkundig, dafi die einzige
Losung in einer starker differenzierten Struktur der
in diesem
4) Selbst die mit einem hohen Kostenaufwand
Wirtschaft
lag.
vom National
Gebiet
Coal
Board
nach dem Krieg
(NCB)
Aus innenpolitischen Griinden drangte sich dabei
konnte
technischer
wegen
ausgebaute
Nantgarw-Grube
das akute Problem der Arbeitslosigkeit in den Vorder
das geplante
Pro
(aber auch personeller)
Schwierigkeiten
duktionsziel
nicht erreichen.
grund. Die Mafinahmen, mit denen man die Auf
0_i_5
km
^^^^^^
^
292 Erdkunde Band XXI
gabe zu bewaltigen trachtete, bestanden in der Be
schaffung von Arbeitsstellen durch die Einfiihrung
neuer Industriebetriebe. Erst an zweiter Stelle hoffte
man, dadurch der Wirtschaft eine breitere Basis zu
geben und somit die Krisenanfalligkeit derNotstands
gebiete zu mildern. Die Sanierung des siidwalisischen
Reviers kann also nur als Sofortmafinahme gewertet
werden. Sie entbehrte der langfristigen und grofi
1964, S. 61 f.
raumigen Planung (vgl. auchManners,
und 71 f.). Da die Behebung der Arbeitslosigkeit das
darstellte, mufiten die neuen Industrie
Hauptziel
betriebe arbeitsstandig sein, um einen moglichst gro
fien und schnellen Effekt zu erzielen. Die raumliche
Verteilung des Arbeiterpotentials richtete sich aber
ausschliefilich nach den alten Erfordernissen des Berg
baus,
sie war
also
sozusagen
?rohstoffstandig".
Es
erhebt sich nun ruckblickend die Frage, ob die Ar
beitsstandigkeit fiir die Leichtindustrie den gleichen
entscheidenden Faktor bildete wie vorher die Roh
stofforientierung fiir die Eisenverhiittung und den
Die
Beantwortung dieser Frage
Kohlenbergbau.
erfordert eine Aufteilung in zwei Problemkomplexe.
Zunachst mufi man das Hinterland von Cardiff
gesondert betrachten und untersuchen, ob die Indu
selber
striebetriebe innerhalb des Notstandsgebietes
durch die Verteilung nach dem Gesichtspunkt der
Arbeitsstandigkeit ihren optimalen Standort gefunden
haben und inwieweit es zur Ausbildung eines eigen
stein zu einer Entwicklung gelegt, die die Wirtschafts
struktur des Taff-Reviers entscheidend beeinflussen
sollte (sieheKapitel III).
Das zweite Problem, das hier nicht unberiicksichtigt
bleiben darf, ist die grofiraumige Beziehung des siid
walisischen
zu
Kohlenreviers
den
Industrie
anderen
gebieten der Britischen Inseln. Von Anfang an traten
die Nachteile der peripheren Lage zu den grofien
Produktionszentren in den westlichen Midlands und
zu Grofi-London, die durch die mangelhaften Ver
kehrsverbindungen noch betont wurden, deutlich her
vor. Nicht nur die Lage zum Markt, sondern auch
zu den Zulieferindustrien erwies sich als ungiinstig.
Andere Nachteile waren der Mangel an Facharbei
tern, das fehlende Kapital usw. Es nimmt daher nicht
wunder, dafi es einer staatlichen Lenkung bedurfte,
um Industriebetriebe zur Ansiedlung in Siidwales zu
bewegen. Aus dem gleichen Grunde bildete auch der
siidlicheKiistenstreifen mit seinen besseren Verkehrs
einrichtungen,die die Ungunst der Lage etwas milder
ten,
einen
bevorzugten
Industriestandort.
Tat
Diese
sache konnte nicht ohne Einflufi auf die industrielle
bleiben
Entwicklung der Bergbautaler im Norden
(s.Kapitel
IV).
///. Der Einflufi des Treforest Industrial Estate
auf die Wirtschaftsstruktur des Taff-Reviers
ist.
gekommen
and Monmouthshire
Obgleich die ?South Wales
zu
zur
Dabei bleibt
Limited"
alle
Estate
berucksichtigen,dafi sich die Stand
Voraussetzungen
Trading
ortwahl wegen des ungiinstigen Reliefs nicht unge
Ansiedlung von Industriebetrieben schuf, ging die
nur
hindert nach dem Arbeiterreservoir vornehmen liefi. Entwicklung
Estate
zunachst
des Treforest
lang
Gerade Gebiete mit sehr grofiemArbeiterangebot wie
sam voran. Bis zum Ausbruch des Krieges blieb die
an ge
aus Mangel
z. B. die Rhondda-Taler
konnen
Zahl der Arbeiter unter 2000. Erst der Zweite Welt
indu
Zahl
eine
ausreichende
kaum
Flachen
eigneten
krieg brachte dann einen iiberraschendenAufschwung.
strieller Betriebe beherbergen. Ahnliche Schwierigkei
Viele Riistungsbetriebe aus den bombengefahrdeten
ten herrschen in grofien Teilen anderer Taler. Eine
Gebieten Englands siedelten sich in Treforest an. Die
Ausnahme machen nur das Taff-Tal im Bereich von
Beschaftigtenzahl erreichte daher im April 1944 eine
von
16 300 Arbeitern
bisher einmalige Hohe
Merthyr Tydfil und das Cynon-Tal bei Aberdare.
Die Ballung der Fabriken in den breiten Ausraum
Diese
S.
29).
kriegsbedingte Konjunktur
(Advance,
zonen dieser Taler trittklar hervor (vgl. auchAbb. 5).
fand jedoch im ersten Friedensjahr ein jahes Ende.
Im Raum von Merthyr Tydfil z. B. wurde das er
Die Zahl der Beschaftigten sank 1945 um die Halfte
strebte Ziel erreicht; hier decken sich die Standorte
auf 8716 ab (ebda). Trotz dieses starken Riickganges
der Industrie mit denen einer betrachtlichen Bevolke
fiel das Estate nicht wieder bis auf den Stand der
rungskonzentration.
Vorkriegszeit zuriick. Die folgenden Jahre zeigten
Auch im sudlichen Bereich des Reviers weitet sich sogar eine Aufwartsentwicklung, die sich bei der
das Taff-Tal unterhalb von Pontypridd geniigend, Anzahl von rund 10 000 Beschaftigten einpendelte.
Seit 1960 liefi sich dann ein weiterer Anstieg ver
um die Ansiedlung einer grofien Zahl von Betrieben
zeichnen. Aus der Gesamtheit der Erzeugnisse, die
in nachbarlicher Lage zu gestatten. Allerdings haben
die
Durch
als
schon
Gebiet
wir dieses
Vielfaltigkeit der Produktionsziele widerspiegelt
ausgesprochenen
es zu keiner Bevol
in
dem
1964, S. 148, und Advance, S. 105 bis
(vgl. Dahlke,
gangsraum
kennengelernt,
nur
seien
man daher
einige charakteristische herausgegrif
111),
kerungsverdichtung gekommen war. Als
an
fen:
Estate
Industrial
an dieser Stelle das Treforest
Textilien, Leder, Metalle und Legierungen,Werk
Chemi
zu
Bevolke
den
man
die
randliche
nahm
Quarzglas,
Flugzeugzubehor,
zeugmaschinen,
Lage
legte,
standigen
rungszentren
Industrieraumes
wegen
der
grofien
ungenutzten
Flachen,
die sich hier boten, in Kauf. Mit dieser Abweichung
vom Prinzip der Arbeitsstandigkeit wurde derGrund
kalien
usw.
Das
Experiment,
neue
Industrie
in Form
eines geschlossenen Industrial Estate in das Revier zu
bringen, kann somit als gegliickt angesehen werden.
Jurgen Dahlke:
Bedeutung
des Treforest
Industrial
Estate
fiir das Taff-Revier
293
Trading Estate kamen insgesamt 11 958 aus den
Talern des Taff, der Rhondda und des Cynon. Der
Einflufi des Industriegebietes von Treforest erstreckte
sich also trotz der peripheren Lage fast ausschliefilich
auf die Bergbautaler imNorden.
Der Hauptteil
der Pendler rekrutierte sich ver
standlicherweise aus dem Taff-Tal, von der Ein
mundung des Cynon bis ungefahr zur Sudgrenze des
Reviers. Mit 4990 Pendlern lag dieses Gebiet (Ponty
pridd) weit an der Spitze. Als nachstes folgte das
Tal der Grofien Rhondda (unter Einschlufi der un
terenRhondda unterhalb Porth) mit 2314 Arbeitern.
Aus den Talern des Kleinen Rhondda und des Cynon
fuhren annahernd die gleiche Anzahl von Arbeitneh
mern (1031 bzw. 1040) taglich nach Treforest. Im
oberen Taff-Tal jedoch machte sich die grofie Ent
fernung schon stark bemerkbar. Wahrend auf Tre
harris noch 527 Pendler entfielen, sank die Zahl in
Merthyr Tydfil auf 115 ab. Erwahnenswert ist aufier
dem noch Caerphilly im Osten, das wegen seiner
Nahe zu Treforest immerhin taglich 1105 Arbeiter
\TYDFIL
(unter Einschlufi der naheren Umgebung) entsendete
vr.n
'*) und das Gebiet imWesten von Treforest, das eine
etwas geringere Zahl von Pendlern (836) aufwies.
Nur 877 Pendler wohnten aufierhalb des hier behan
delten Raumes, eine Zahl die vollig bedeutungslos
ist, vor allem da sie 630 aus Cardiff kommende
ash
(2^^mountain "V /\\ Arbeitnehmer mit beinhaltet.
Die Zahlen lassen erkennen, dafi sich der Einzugs
bereich des Industriegebietes bei Treforest uber das
(\
\V
I
^\
j
IL^YT)
ganze Taff-Revier erstreckt,allerdings mit nach Nor
/ Jj Ij^/lTREHARRis
/
den abnehmender Intensitat. Da die absoluten Werte
jedoch nicht den Einflufi des Estate auf die Beschafti
Das Treforest Estate bildet heute einen wirtschaft
lichen Schwerpunkt, dessen Lage siidlich der dicht
besiedelten Bergbautaler zu einer betrachtlichenUm
die nahere Umgebung des
orientierung fiihrt. Da
Estate nur diinn besiedelt ist, fiihrt fast die gesamte
Belegschaft als Pendler taglich zur Arbeit. Erfafit man
die Pendler nach den Herkunftsgebieten, so zeigt sich
deutlich, dafi der eigentliche Zweck des Estate, nam
lich der Arbeitslosigkeit vor allem in den Talern des
Im
Taff-Systems entgegenzutreten, erfiillt wurde.
Jahre 1965 bot sich folgendes Bild
(vgl. auch
Abb. 4)5). Von den 12 835 Arbeitern des Treforest
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Industrie
Bergarbeiter
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estate
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Pendler
TREFOREST
INDUSTRIAL
ESTATE
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Industriearbeiter
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Arbeiterdes TREFORESTINDUSTRIAL
\
ESTATE c
i
I (Insgesamt 12835 ) -*
-Grenze
des TAFF-Reviers
cardiff
^nach
-Grenze
der statistischenBezirke
registrierte
Beraarbeiter
Bergarbeiter
4: Die Bedeutung
des Treforest
Industrial Estate
die Beschaftigungsstruktur
des Taff-Reviers
Council
1965, Ministry
County
Glamorgan
(Quellen:
Labour, Wales Office
1964)
Abb.
einer diesbezuglichen
5) Das
Ergebnis
von Herrn
mir
freundlicherweise
John
des
Surveyor
zur
Verfugung
Glamorgan
gestellt.
County
in den
einzelnen
Talern
erkennen
las
sen, sollen im folgenden die Pendlerzahlen mit den in
ihren Wohnorten
tatigen
Industrie-
und
Bergarbei
tern in Beziehung gesetzt werden (siehe Abb. 4) 6).
Die in diesem Zusammenhang interessierendenBerufe
gliedern sich in zwei Gruppen. Die Gruppe ?Indu
striearbeiter" zeigt den Stand der Erschliefiung des
Gebietes durch die Leichtindustrie7), wahrend die
Gruppe der ?Bergarbeiter" die Bedeutung des tra
ditionellen Kohlenbergbaus widerspiegelt.
Erwartungsgemafi wirkt sich der Einflufi des In
dustrial Estate in seiner nachsten Umgebung am
starksten aus. Pontypridd istmit einem Grofiteil der
versicherten Arbeitnehmer (39,6 ?/o der Industrie
und Bergarbeiter) auf Treforest ausgerichtet. Dage
fiir
of
wurde
Zahlung
Powell,
County
Council
in Cardiff,
of Labour,
Wales
danke
ich
6) Dem
Ministry
Office,
zu diesem
fiir die Unterlagen
Leider
Vergleich.
gelten die
Zahlen
der Industrieund Bergarbeiter
fiir 1964 und be
ruhen z. T. nur auf Schatzungen.
Die Abweichungen
diirf
ten allerdings
so gering sein, dafi sie das Gesamtbild
nicht
wesentlich
verfalschen.
Unterschiede
in der Grenzziehung
der Zahlungsgebiete
nach Moglichkeit
wurden
beriicksichtigt.
7) Beziehungsweise
rungen zu anderen
die hier nicht erfafiten Pendelwande
Industriegebieten.
294 Erdkunde Band XXI
gen beschaftigen die lokalen Industriebetriebe nur
19,2 ?/o.Die beiden anderen Gebiete, in deren Be
schaftigungsstruktur die Pendelwanderung
grofien
Raum einnimmt, sind die Kleine Rhondda mit 23,2 ?/o
und die Grofie Rhondda mit 17,6 ?/oder Industrie- und
Bergarbeiter. Besonders am Beispiel der Kleinen
Rhondda tritt die Ungunst der schmalen,mit steilem
Talschlufi
im
Pennant-Plateau
endenden
hirwaun I
industrialestateDgg
Treforest
Estate,
die
den
Pendelverkehr
weniger
attraktiv macht. Zum anderen bieten die Taler des
Cynon und Taff wegen ihres breiten Ausraumes im
Norden, der in die weite Subsequenzzone vor der
Pennant-Stufe
ubergeht,
der
Ansiedlung
von
Indu
als die
striebetrieben weit bessere Moglichkeiten
So weist Merthyr Tydfil allein 37
Rhondda-Taler.
Fabrikanlagen auf (siehe Abb. 5), die natiirlich einen
betrachtlichen Teil des Arbeiterpotentials absorbieren
konnen. Anders verhalt es sich jedoch im Cynon-Tal.
Mit 12 Fabriken inAberdare und 3 inMountain Ash
diirfte der Bedarf bei weitem noch nicht gedeckt sein.
Dieser Raum befindet sich im Einflufibereich des
bei Hirwaun,
das
Industrial Estate im Norden
immerhin rund 5000 Arbeiter beschaftigt (Advance,
S. 27). Aberdare und auch Merthyr Tydfil gehoren
weitgehend zum Einzugsgebiet dieses Estate. Hier
bildete sich also am giinstigenNordrand des Reviers
ein zweites Industriezentrum, das aber nicht die
gleiche Bedeutung wie das Treforest Estate besitzt.
Der Einflufi von Hirwaun geht kaum sudlich iiber
Aberdare hinaus, denn schon Mountain Ash zahlt
immerhin 889 Pendler nach Treforest, wahrend Aber
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\ j
(
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ash
mountain
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IFabrikanlage
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5: Gegenwartige
Verteilung
im Taff-Revier
Industriebetriebe
Abb.
Coal
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HHHtREFOREST
industrial
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Kohlengrube
National
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(Quellen:
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1
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Office
merthyr
gDTYDFiL
aberdare
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?
zum
V
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Die Orientierung nach Treforest ergibt sich somit
als zwingende Notwendigkeit. Die etwas gunstigeren
Verhaltnisse im Tal der Grofien Rhondda, das stel
lenweise Talverbreiterungen aufweist (siehe die gro
fiere Zahl der Fabrikanlagen auf Abb. 5), schlagen
sich in dem hohen Anteil von Industriearbeitern
(39 ?/o der Industrie- und Bergarbeiter) nieder, die
nicht nach Treforest pendeln.
Haben Pontypridd wegen der Nahe zu Treforest
und die Rhondda-Taler wegen der einseitigen Ver
kehrsausrichtung dorthin eine betrachtlicheAbhangig
keit vom Industrial Estate erlangt, so bietet sich im
Cynon-Tal und im Taff-Tal nordlich Treharris ein
anderes Bild. Der Anteil der Pendler nach Treforest
sinkt imCynon-Tal auf 5,5 ?/ound erreicht imGebiet
von Merthyr Tydfil sogar nur noch
_* 1 ?/o. Fiir diese
Abnahme lassen sich vor allem zwei Grunde anfiih
ren. Einmal ist es natiirlich die grofiere Entfernung
I
Ho
Bergbau
taler deutlich hervor. Die enge, vom Kohlenbergbau
weitgehend okkupierte Talsohle gestattet keine fla
chenhafte Ansiedlung von Industriebetrieben. Zudem
besitzt die Kleine Rhondda nur einen naturlichen
Ausgang flufiabwarts zum Taff hin, wahrend der
recht
Weg iiber die Wasserscheide zum Cynon-Tal
beschwerlich ist.
/ /
estate
well
der Kohlengruben
Board
1966, Advance,
und
1965, Board
of Trade
o. J., ca. 1960)
dare nur 151 aufweist 8).Merthyr Tydfil scheintnoch
weniger Anziehungskraft fiir seine Umgebung zu be
sitzen,
denn
fast
der
gesamte
Anteil
der
Industrie
arbeiter (17,5 ?/o)des Raumes Treharris ist inTreforest
beschaftigt.
Aufschlufireich ist auch der Vergleich mit dem tra
ditionellen Kohlenbergbau, der einmal den Haupt
arbeitgeber darstellte. Deutlich zeigt sich der starke
Riickgang in alien Talern. Beriicksichtigt man auch
bei den Bergarbeitern 9), dafi die Zahlen sich auf die
8) Leider lafit sichdie Grenze der beiden Einflufigebiete
da Aberdare
und Mountain
nicht darstellen,
kartographisch
in der Statistik
der Berufsstruktur
Ash
zusammengefafit
sind.
zahlen
hier
sowohl Arbeiter
den Bergarbeitern
9) Zu
unter als auch iiber Tage,
der
also die gesamte Belegschaft
der Stein
Die
aufierdem
Gruben.
inbegriffenen Arbeiter
briiche
und
ahnlicher
stark ins Gewicht
Betriebe
fallen.
diirften
zahlenmafiig
nicht
Jiirgen Dahlke:
Bedeutung
des Treforest
Versicherungsnehmer beziehen, also auch Arbeitslose
und Pendler zu aufierhalb des Taff-Reviers liegenden
Gruben
einschliefien,
so mufi
man
Prozentsatz
den
der am Orte beschaftigten Bergleute sehr viel niedri
ger veranschlagen. Ein Vergleich mit der Belegschaft
der Gruben im Dezember 1965 legt dies nahe: der
Zahl von 27 682 versicherten Bergarbeitern stehen
nur 15 707 in den Grubenbuchern des NCB 10) ver
Industrial
Estate
fiir das Taff-Revier
im Westen
thrazitgruben
295
Zu
bekannt.
den
langen
An
fahrtswegen zur Arbeitsstelle gesellen sich auch dort
wenig angenehme Wohnbedingungen in den dusteren
1962, S. 190). Die
Bergbautalern (vgl. Griffiths,
Situation wird verscharft durch die Unzulanglichkeit
eines
veralteten
das
Pachtsystems,
den
bei
Pachter
auslaufender Vertragszeit haufig vor die Alternative
des
Kaufs
oder
der
seines
Raumung
Grundstuckes
stellt {Economist, 30. Oktober, 1965, S. 505). Aus
Die starkste Stellung halt der Bergbau noch in den
diesem Grunde kommt es trotz der legendaren Liebe
kleinen Siedlungen. Hier beschaftigen die nach dem
des Walisers zu seiner isoliertenHeimatgemeinde zu
einer betrachtlichenAbwanderung vornehmlich junger
Krieg verstaatlichten und auf wenige produktions
starke Einheiten reduzierten Gruben den grofitenTeil
Leute. So verloren Aberdare 1777, Mountain Ash
11 102 Einwohner in den zehn
der am Ort registriertenArbeiter (Treharris 80,5 ?/o, 1946 und Rhondda
Kleine Rhondda 54,3 ?/o). In den anderen Gemeinden
Jahren von 1951 bis 1961 (Census, 1961).
Mit
der voranschreitenden
Gesun
wirtschaftlichen
uberwiegt der Anteil der Industriearbeiter. Am stark
sten ging die Zahl der Bergleute in Merthyr Tydfil
dung des Taff-Gebietes wird daher das Problem des
zuriick. Mit 12,7 ?/oweist diese Stadt den geringsten
immer
dem Aus
Neben
Wohnungsbaus
dringender.
Anteil auf. Selbst dieser unbedeutende Rest findet bau und der
Sanierung schon bestehender Siedlungen
nicht inKohlengruben am Orte Arbeit, sondern fahrt tritt vor allem das
Projekt einer vollig neuen Stadt
so z. B. zu den Anthrazit
in die benachbarten
Taler,
mit 30 000 Einwohnern bei Pentyrch, also nur wenige
Kilometer siidlich des Treforest Industrial Estate, her
gruben imWesten (Griffiths, 1962, S. 186).
Immer noch bildet die staatliche Kohlenbehorde
vor. Die Lage am Siidrand des Reviers ergab sich aus
den grofiten einzelnen Arbeitgeber des Reviers. Doch
der Notwendigkeit, ein Areal zu finden, das nicht
die wirtschaftliche Bedeutung des Bergbaus wurde
durch Landsenkungen als Folgeerscheinung des Koh
stark zuriickgedrangt: den 27 682 Bergleuten stehen
lenbergbaus bedroht ist, und in dem auch keine ab
47 832 Industriearbeiter gegeniiber. Von diesen fin
bauwiirdigen Gesteine durch die Anlage der neuen
den immerhin 11 958 in Treforest eine Beschaftigung.
Siedlung der Nutzung entzogen werden. In jiingster
Das bedeutet, dafi allein ein Sechstel aller erfafiten Zeit bestehen sogar erweiterte Plane, die eine Stadt
Arbeiter des Taff-Reviers taglich zum Industrial
fiir 130 000 Einwohner vorsehenn). Dieses Projekt
Estate
fahrt.
betont die Bedeutung des Treforest Estate, und seine
Aus der Vielzahl der sozialen Aspekte, die sich aus Vollendung wird einmal zu einer besseren Anpassung
an die neue wirtschaft
einer langen, taglichen Fahrt zur Arbeitsstelle ergeben, der Bevolkerungsverteilung
licheRaumgliederung fiihren.
sei nur
das
der Wohnverhaltnisse
herausgegriffen.
d. h. beschaftigte
zeichnete,
Unter
mer
normalen
nur
bereit
Bergleute
Bedingungen
die Miihe
sein,
gegeniiber.
wird
seiner
ein
Arbeitneh
zeitraubenden
Fahrt zur Arbeit auf sich zu nehmen, wenn diese
durch die Qualitat seinerWohnverhaltnisse kompen
siert wird. Die Wohnbedingungen
in den Bergbau
talern sind jedoch durchaus nicht verlockend. Die
Mehrzahl der Hauser geht auf die Zeit des Kohlen
bergbaus zuriick, da die Bautatigkeit mit dem Riick
gang des Bergbaus im zweiten Jahrzehnt dieses Jahr
hunderts zu stagnieren begann. Eintonig Ziehen sich
die fiir den Wohnungsbau
des 19. Jahrhunderts
typischen
Reihenhauser
der die Wohnungen
an
den
Talhangen
dahin.
We
selber noch die durch den auf
gelassenen Bergbau gepragte Umgebung lassen die
Taler attraktiv erscheinen. Ahnlich Verhaltnisse sind
aus dem Pendlereinzugsbereich der benachbarten An
von Herrn
10) Freundliche
Mitteilung
R.W.Phillips,
Divisional
Statician
des NCB,
South-Western
Division,
Cardiff.
IV. Die Verflechtung des Taff-Reviers
mit dem siidwalisischenWirtschaftsraum
Zwei Grunde waren fiir die Anlage des Treforest
Industrial Estate im siidlichen Teil des Reviers aus
schlaggebend gewesen. Einmal garantierte die Nahe
zu den Arbeitslosen in den Bergbautalern einen giin
stigen
Tal
zum
Arbeitsmarkt,
anderen
bot das
untere
Taff
geniigend Raum fiir ein weitflachiges Industrie
gebiet. Dennoch lafit sich die beachtliche Entwicklung
des Estate nach dem Kriege nicht allein durch diese
beiden
Faktoren
erklaren.
So
fiel
z. B.
die
Arbeiter
zahl des Hirwaun Industrial Estate, das sich in einei
ahnlichen Situation am Nordrand des Reviers befin
det, von 14 000 wahrend der Kriegsjahre auf heute
annahernd 5000 zuriick (Advance, S. 27). Der Grund
fiir diese unterschiedliche Entwicklung wird erst deut
lich,wenn man das Hinterland von Cardiff in seiner
Durch
die Schliefiung
zwei weiterer Gruben
im Tal
der
im Jahre 1966 verringerte
Rhondda
sich diese Zahl
noch mehr.
Grofien
n) Briefliche Mitteilung
vom 22. 12. 1965.
des Glamorgan
County
Council
296 Erdkunde Band XXI
zum
Beziehung
gesamten
siidwalisischen
Wirtschafts
raum betrachtet. In einigen jiingeren englischen Ar
beiten (Thomas, 1962; Manners,
1964) wurde die
wirtschaftliche Entwicklung von Siidwales in der
Nachkriegszeit eingehend untersucht. Das Ergebnis
dieser Bestandsaufnahmen wirft neues Licht auf die
regionale Differenzierung imBergbaugebiet des Taff.
Zunachst einmal ist festzuhalten, dafi durch die
staatlich gelenkte Industrieansiedlung die Arbeits
losigkeit in Siidwales erheblich zunickgegangen ist.
Dementsprechend stieg der Anteil der Industriearbei
ter an
Krieg
der
von
Arbeiterschaft
gesamten
auf fast V- an (Thomas,
Vo
vor
dem
1962, S. 39 f.). Die
ihrer beachtlichen, wirtschaftlichen Bedeutung geben
diesem Gebiet eine Sonderstellung mit starkerOrien
tierung nach Siiden.
Die Bergbautaler im Norden setzen sich klar da
gegen ab. Die Kohlengewinnung bildet immer noch
eine bedeutende wirtschaftliche Grundlage. Durch das
Modernisierungsprogramm
suchte die
der
Nachkriegszeit
ver
staatliche Kohlenbehorde,
die Kohlen
gewinnung durch die Beschrankung auf eine geringere
Zahl von Grofigruben wieder rentabel zu gestalten.
So verzeichnet z. B. das Revier des Cynon-Tals
in
Verbindung mit der oberen Kleinen Rhondda sogar
einen Anstieg
der Forderung.
Das einzige mit dem unteren Taff-Tal vergleich
bare Gebiet ist die breite Ausraumzone imNorden vor
chend. Verglichen mit der Zeit der Monopolstellung
der Pennant-Stufe, die neben dem flachen Gelande
des Bergbaus steht die Wirtschaft heute auf sehr viel
breiterer Basis. Die Frage nach der wirtschaftlichen
auch durch eine in diesem Jahr (1966) fertiggestellte
neue
von
des
ist
Strafie (?Heads of the Valleys Road") Ver
Siidwales
Gesundung
Bergbaugebietes
damit allerdings noch nicht endgultig beantwortet.
bindung mit den Midlands aufweist. Aber dennoch
unter
Sie erfordert
anderem
eine eingehende
kam es bisher zu keiner Industrieansiedlung, die der
Unter
Wachstumsrate
der
des Vale of Glamorgan vergleichbar ware. Das Hir
der
und
einzel
-potenz
suchung
nen Industriezweige (Manners, 1964, S. 131 ff.).
waun Estate und auch die Industriebetriebe in
Bei unserer Betrachtung jedoch steht die raumliche Merthyr Tydfil stehen weit hinter dem Treforest
Estate zuriick. Durch die Schwerpunktverlagerung
Verteilung der Industrie im Vordergrund. Wahrend
nach Siiden riickteMerthyr Tydfil, einst das unan
die gesetzlichen Mafinahmen der Regierung darauf
gefochtene Zentrum der Eisenverhiittung und damit
den
die
durch
abzielten,
Arbeitslosigkeit geschwach
in eine periphere
In seiner
des gesamten
Reviers,
Lage.
ten Talern mit neuen Industriebetrieben Hilfe zu
es heute an zweiter Stelle
zentralen
Funktion
steht
zu
einer
bringen, stellte sich eine Entwicklung ein, die
nach Pontypridd, das ein bedeutendes Marktzentrum
erheblichen Verlagerung des wirtschaftlichen Schwer
fiirdie Bergbaugemeinden in seinerUmgebung bildet.
gewichts fiihrte. In den anderthalb Jahrhunderten des
intensiven Bergbaus gliederte sich das ostliche Siid
im Zusammenfassung
wales in zwei deutlich unterschiedene Raume:
Norden
lagen die vollig vom Bergbau okkupierten
Zieht man zwanzig Jahre nach dem letztenWelt
Taler, im Siiden dagegen schlofi sich das flache, vor
die Bilanz der Entwicklung des Bergbaureviers
krieg
wiegend landwirtschaftlich genutzte Vale of Glamor
am Taff, so kann man feststellen, dafi die schwere
gan an. Nur die sich rasch entwickelnden Hafen an Krise der
Zwischenkriegszeit iiberwunden ist.Mogen
der Kiiste spiegelten die wirtschaftliche Bedeutung des
auch die neu angesiedelten Industriezweige nicht un
Berglandes imNorden wider.
bedingt zu den expansionsfreudigsten zahlen (vgl.
Eine erste Veranderung dieser klaren raumlichen Manners,
1964, S. 131 f.), so bilden sie doch eine
Differenzierung fand im Gebiet des Taff mit der
tragfahige wirtschaftliche Grundlage, die zu einem
von Merthyr
Verlegung des Dowlais-Eisenwerkes
gemafiigten Optimismus berechtigt. Die Arbeitslosig
von
keit wurde
und ein neuer
stark reduziert
Stamm
Tydfil an die Kiiste bei Cardiff statt. Im Laufe der
Zeit verstarkte sich diese Tendenz immer mehr, so Facharbeitern geschaffen 12).Daneben erlebte auch der
einen gewissen
dafi die Region von Cardiff schon 1945 einen weit
Bergbau
Aufschwung.
Mit der wirtschaftlichen Sanierung des Gebietes
grofieren Anteil an Facharbeitern aufwies als die
benachbarten Gebiete und besonders das nordlich an
ging jedoch eine raumliche Umstrukturierung Hand
S.
Durch
in Hand. Das Taff-Tal unterhalb von Pontypridd
1964,
59).
grenzende Bergland (Manners,
die Industrieansiedlung der Nachkriegszeit gewann
spielt heute durch die Anlage des Estate eine beacht
licheRolle imWirtschaftsleben des Reviers, die es aus
Cardiff noch grofiere Bedeutung. Es bildet heute das
Zentrum der jungen Industriezone in der sudostlichen der Reihe der anderen Bergbautaler heraushebt. Ob
Kiistenebene. Nur im Zusammenhang mit dieser In
dustriekonzentration im Siiden lafit sich die Entwick
an Facharbeitern
wirkt
sich jedoch
12) Der
Mangel
lung des Treforest Industrial Estate verstehen. Das
aus. So war z. B. im Rhondda
immer noch sehr hemmend
breite Tal des Taff sudlich von Pontypridd bildet
ihrer Pro
eine Fabrik wegen
der schlechten Qualitat
Tal
und mufite geschlossen
dukte nicht mehr
gleichsam einen nordlichen Auslaufer der hochindu
Wirtschaftsstruktur
strialisierten
des
Kiistenzone.
Raumes
Der
baus und die Konzentration
anderte
geringe
sich
Anteil
entspre
des Berg
der Leichtindustrie mit
werden
Michel,
konkurrenzfahig
von Herrn
(mundl. Mitteilung
Wurzburg).
cand.
phil. Heinz
G. Whittington:
Tobacco
production
dieser Teil des Taff-Tals noch innerhalb der
geologischen Grenzen des Kohlenreviers liegt, gehort
wohl
er wegen
seiner
zum
Sonderstellung
sudlich
anschlie
fiendenWirtschaftsbereich des Vale of Glamorgan, in
dem die neueingefiihrte Fertigwarenindustrie neben
der
schon
vorhandenen
ihren
Schwerindustrie
optima
len Standort im ostlichen Siidwales fand. So tritt die
zwischen
Polaritat
dem
jungen,
Indu
dynamischen
striegebiet an der Kiiste und dem alten seiner Exi
stenzgrundlage weitgehend beraubten Bergbaurevier
im Norden gerade im Einflufibereich des Treforest
Industrial Estate deutlich zutage.
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pridd.
TOBACCO PRODUCTION IN THE EASTERN-PROVINCE OF ZAMBIA
6 figures, 8 photos
With
3 tables
and
G. Whittington
um Fort
Im Gebiet
von Europaern
und
luft getrockneter
im ostlichen
Tabakanbau
Zusammenfassung:
Jameson,
besiedelt,
im Osten
wurde
nach
Zambia.
Zambias
1910
Interessant
wird,
gelegen
in Heifi
tionssteigerung:
Von
1947-1953
gen;
neue
die
Siedler
Ernte
herrschten
betrug
0,9 Mill,
kg
pro
Jahr.
giinstige Konjunkturbedingun
an, und die Pro
legten neue Plantagen
duktion erhohte sichauf 2 Mill. kg. Seit 1953 werden die
wieder
Plantagen
aus diesem Gebiet
Virginia-Tabak
bruch ergab
keiten
verlassen.
Da
die europaischen
Siedler
von
kam die Produktion
emigrierten,
fast vollig zum Erliegen. Dieser Zusammen
sich aus den Absatzund Transportschwierig
und der unzulanglichen
von
Das
Bewirtschaftung.
verlassene
Land
Europaern
(genannt Crown
Land)
wird
aufbereitet.
jetzt fiir die afrikanische
Feldbestellung
den
ist, dafi
(system
in einem
of
der Gebiete
individual
versucht
anzu
tenure)
legen.
"Tobacco
should, in time, come
feature of the country"
and Sheane,
(Gouldsbury
1911)
(flue-cured)
Virginia-Tabak
wichtigstes
1910-1928
(cash
Handelsgewachs
crop). Von
stieg die
Produktion
bis 1,35 Mill,
Helen die
kg an; von 1929-1937
und viele Plantagen
wurden
und ver
Preise,
aufgegeben
odeten. Von
1938-1946
bewirkte
der Krieg
eine Produk
dabei
Einzelfarmen
The
southeastwards
thrust
of Katanga
to be a
towards
the
northern border of Mo9ambique
virtually divides
Zambia into two wings, shaping the territory like a
butterfly. In the early colonial period the position of
its two wings led to their having a different settle
ment history and for a time a different administra
tion. The western wing was colonised by whites from
the south whereas the eastern wing received its
earliest settlers from the east as a result of white
influence advancing inland from the Indian Ocean
via Lake Malawi.
The firstwhite settlement in the eastern wing took