University of Glasgow, WS 07/08

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University of Glasgow, WS 07/08
University of Glasgow, WS 07/08
Grundsätzlich sollte jeder der einen Erasmusaufenthalt plant sich vor der Festlegung der
Austauschuniversität seine Kurse der Heimuniversität mit denen seiner Austauschuniversität
abgleichen. Der Kurskatalog der Uni Glasgow ist zwar vielseitig, jedoch gehen viele der Kurse über
mehrere Trimester. Lediglich die Level I und Level II Kurse, welche mit dem ersten bzw. zweiten
Studienjahr in Deutschland vergleichbar sind, können auch nur für einzelne Trimester belegt
werden. In der Regel wird im ersten Trimester ein Anfangskurs und im zweiten Trimester ein
Folgekurs zu dem jeweiligen Fachbereich angeboten. Das dritte Trimester wird dann für viele
Praktika zu den vorhergegangenen Kursen verwendet.
Ab dem Level III sind fast alle Kurse über die ersten zwei Trimester angelegt, weswegen man in
diesem Fall über ein ganzes Jahr in Glasgow studieren sollte. Halbjährige Aufenthalte empfehlen
sich eher in Level I und II.
Die letztendliche Festlegung der Kurse ist jedoch noch sehr kurzfristig machbar. Ich persönlich
musste sogar noch vor Ort einige andere Kurse wählen, als die zuvor geplanten, da nicht alle für
mich verfügbar waren. Dementsprechend sollte man sich im Vorhinein mit den Professoren
darüber einigen, dass bei eventuellen Änderungen auch diese Kurse in Deutschland angerechnet
werden können. Besonders beliebte Kurse waren Forensic Bioscience und Extreme Biology. Bei
diesen Kursen ist es relativ unwahrscheinlich, dass man als Erasmus Student einen Platz
bekommt.
Die wichtigste aller Seiten, die von der Uni Glasgow über die möglichen Kurse angeboten wird ist
der Kurs-Katalog (http://senate.gla.ac.uk/coursecat/crsecat2007/undergradcat.html) . Dort werden
alle belegbaren Kurse aufgeführt mit der jeweiligen Anzahl an CP’s. Zu beachten ist hierbei, dass
die CP’s in Glasgow Credits angegeben werden. Ein Glasgow Credit Point entspricht 0,5 CP in
Deutschland.
Wer es sich aussuchen kann, sollte pro Trimester nicht über 40 Glasgow CP einplanen. Die hohe
Anzahl an Prüfungen und Class Tests beschäftigt einen schon ausreichend. Wer in seinem
Erasmus Aufenthalt dementsprechend auch ein wenig von der Kultur und Lebensweise seines
Gastlandes mitbekommen möchte, sollte diese nicht überschreiten. Mit 40 Glasgow CP durfte ich
in einem Trimester bereits 12 Klausuren und Tests schreiben, sowie zahlreiche Hausaufgaben.
Der Schwierigkeitsgrad der Klausuren ist angemessen. Anfänglich fiel mir zwar die Bearbeitung
der Multiple Choice questions schwer, welche die Standardprüfungsform in Glasgow darstellt, nach
einiger Zeit und verbesserten Sprachkenntnissen wird aber auch das zu bewältigen.
Wer die ersten Hürden bereits genommen hat, auf den wartet dann noch eine nicht unwesentliche
bei der Wohnungssuche. Für Erasmus-Studenten, die über ein komplettes Jahr Glasgow
besuchen gibt es einen garantierten Anspruch auf einen Wohnheimplatz in einer der
„Studenthalls“. Auch auf diese sollte man sich jedoch rechtzeitig bewerben. Der verhältnismäßig
hohe Preis dürfte jedoch viele abschrecken. Je nachdem, ob man sich für Selbstversorgung oder
die Variante mit regelmäßigen Mahlzeiten entscheidet, darf man zwischen 3.300 – 6.000 Euro pro
Jahr anlegen (http://www.gla.ac.uk/services/residentialservices/undergraduate/fees/) . Will man
diese immense Summe nicht zahlen, sollte man sich auf den privaten Wohnungsmarkt begeben.
Dieser ist zwar eine größere Herausforderung, teilweise jedoch deutlich preisgünstiger. Dabei liegt
die Preisspanne zwischen 280-400 Euro für ein Zimmer in einer Wg.
Einige Internetseiten sowie private Aushänge in einem Kiosk auf der Byres Road, nahe der
Universität erleichtern die Suche. Dabei zahlt sich Hartnäckigkeit und Organisationsgeschick
absolut aus. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte ruhig 2 Monate vor Semesterbeginn ( i.d.R.
Mitte September) einen Kurztrip nach Glasgow wagen, sich in einem der Hostels für Backpacker
(ideal: http://www.blueskyhostel.com/ direkt in Uni-Nähe) niederlassen und dann über deren
WLAN-Verbindung im Internet auf Wohnungssuche machen ( meiste Angebote unter
http://www.gumtree.com/ ). Flüge nach Glasgow können dabei am günstigsten über Ryanair
bezogen werden. Die Strecke Bremen-Edinburgh wird von ihnen angeflogen und die
Zugverbindung ist für unter 10 Euro durchaus bezahlbar.
Sollte das Internetangebot nicht ausreichen, liegt auf der Byres Road ein Kiosk mit unzähligen
Wohnungsaushängen. Die Wohnungssuche kann dabei anfänglich sehr deprimierend sein. Die
Terminvereinbarung via Telefon fällt vor allem im ersten Monat schwer, da die meisten
Glaswegians einen sehr gewöhnungsbedürftigen slang sprechen. Wer dann noch in einen Bus
steigt und sich auf die Wohnungssuche macht, wird wohl vollends befürchten einen
Erasmusaufenthalt in einer fremden Welt zu machen. Die Busfahrer und viele Insassen sprechen
einen keltisch beeinflussten Dialekt, der sich schlichtweg nicht mehr nach Englisch anhört. Ich
kann aber beruhigenderweise mitteilen, dass die Hochschulveranstaltungen alle auf dem
vertrauten Oxford englisch ablaufen. Bei ausreichender Frustration reicht es auch aus ohne Worte
1,20 Pound in die Geldkassen der Fahrer zu werfen.
Glasgow, wie Großbritannien allgemein, hat ein nicht unerhebliches Sicherheitsproblem. Überall
auf öffentlichen Plätzen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln lauern die Kameras des
sogenannten CCTV’s. Zudem fangen ein Großteil der Jobs und die Vorlesungen erst um 9 Uhr
morgens und damit im Hellen an. Das Risiko lässt sich jedoch leicht kontrollieren, indem man
einige Verhaltensweisen befolgt.
Grundsätzlich kann ich niemanden empfehlen sich (vor allem bei Nacht!) im Südteil von Glasgow
aufzuhalten. Govan und Paisley, die südlich des Clyde liegen, sind deswegen nicht als Wohnorte
zu empfehlen.
Zudem sollte man sich bei Konflikten mit angetrunkenen Schotten besser zurückziehen. Diese
können so freundlich sie ansonsten sind teilweise aufdringlich und aggressiv werden. Leichtsinnig
ist es zudem mit einem der Trikots der jeweiligen lokalen Fußballmannschaft im Stadtteil der
anderen Mannschaft rumzulaufen. Wer dies nicht so genau nimmt, kann zumindest auf eine dafür
bestimmte Station für Opfer mit Stichwunden zurückgreifen.
Die obligatorische Anmeldung beim National Health Service (NHS) kann bei jeder lokalen
Praxis/Krankenhaus durchgeführt werden. Diese sichert wohl eine gewisse Grundversorgung ab,
ist jedoch nicht vergleichbar mit der deutschen Krankenversorgung. Steht ein dringender Termin
beim Arzt an, sollte dieser besser in Deutschland durchgeführt werden. Die Wartezeiten können
durchaus ein paar Monate betragen.
Das Pendant zum Einwohnermeldeamt ist in Schottland die Polizei. Bei Aufenthalt unter einem
Jahr ist die Anmeldung jedoch nicht notwendig.
Die Uni Glasgow liegt exponiert auf einem Berg in Hillhead. Der atemberaubende und weitläufige
Campus ist dabei eines der schönsten sightseeing highlights in Glasgow. Man erreicht die Uni vom
Hauptbahnhof problemlos mit der U-Bahn (Ausstiegsstation: Hillhead).
Die Bibliothek liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, kann den Charme des
Hauptgebäudes aber nicht ansatzweise versprühen. Eintritt erhält man nur mit gültigem
Studentenausweis. Das Angebot an Literatur ist unheimlich vielseitig und umfassend. Die
Vorlesungsinhalte lassen sich problemlos in der Universität nacharbeiten. Dazu sei noch gesagt,
dass die Professoren in Glasgow genau dieses Durcharbeiten der mitgeteilten Kapitel in den
jeweiligen Fachbüchern auch verlangen. Die Multiple Choice Klausuren gehen des Öfteren über
die Vorlesungsinhalte hinaus und verlangen auch Wissen aus den Textbüchern. Die Bibliothek ist
zudem Anlaufstelle für alle, die in ihrer eigenen Wohnung keinen Internetanschluss haben.
Im Uni-Alltag angekommen wird man schnell feststellen, dass es keine Mensa gibt. Diese befindet
sich noch im Aufbau und zwingt die Studenten zur Selbstverpflegung. Auf dem Campusgelände
befindet sich eine Cafeteria, die Sandwiches anbietet. Eine Alternative dazu ist ein Marks and
Spencers auf der Byres Road. Dieser ist zwar nicht gerade preisgünstig, zudem aber eine echte
Abwechslung zu dem kalorienreichen Weißbrot.
Als sightseeing highlights in Glasgow ist das unmittelbar an die Glasgow Uni gelegene Kelvingrove
Museum zu empfehlen. Dieses riesige Gebäude aus rotem Backstein liegt zwischen dem
Kelvingrove Park und der Universität und sollte nicht zu übersehen sein. Das Kelvingrove Museum
vermittelt dabei einen ausgezeichneten Überblick über Teile der schottischen Historie und ist
zudem wie alle Museen in Schottland kostenlos.
Sehenswert zudem ist natürlich die wunderschöne Landschaft Schottlands. Günstige Bustouren
kann man von dem Buchanan Busbahnhof starten. Empfehlenswert sind dabei Ausflüge nach
Edinburgh (leichter mit dem Zug zu erreichen, ebenfalls direkt an der Buchanan Station) sowie Fort
Williams. Einmal in Fort Williams angekommen, ist der höchste Berg Schottlands nicht fern. Ein
Youthhostel am Fuße des Glen Nevis (2 km von der Innenstadt entfernt) kann dabei als
Übernachtungsmöglichkeit dienen. Mit 1.344 m Höhe für geübte Wanderer keine große
Herausforderung. Dabei sollte man jedoch früh am Morgen aufbrechen und die Wetterlage niemals
unterschätzen. An 300 Tagen im Jahr herrscht dort dicker Nebel, der auch überraschend auftreten
kann. Genau dieser Nebel kann dabei ein Sicherheitsrisiko darstellen. Wer Wert auf eine absolut
sichere Bergtour legt sollte dem mountaineering club beitreten. Der Eintritt kostet ca 20 Pfund und
ermöglicht es einem an jedem zweitem Wochenende an einem Ausflug in die wirklich
beeindruckende Natur Schottlands zu machen. Der Club stellt zudem die perfekte Gelegenheit um
mit vielen ansässigen Glaswegians in Kontakt zu treten. Treffpunkt ist dabei jeden Donnerstag die
uisge beatha, was keltisch ist und „Whisky“ bedeutet. Dieser urige Pub wird einem schnell den
Unterschied zwischen Whisky und Whiskey verdeutlichen und in die Trinkgewohnheiten der
Schotten einführen.
Dieses Mysterium will ich an dieser Stelle nicht vorweg greifen und auf den sicherlich
ereignisreichen und definitiv lohnenswerten eigenen Aufenthalt in Glasgow verweisen.
Die Schotten sind ein herzliches, offenes Volk von denen sich die eher reservierten deutschen
definitiv eine Scheibe abschneiden sollten. Der Aufenthalt hat mich in meinen sprachlichen
Fähigkeiten und von der Sozialkompetenz her stark geprägt. Zudem ist die Uni mit
herausragenden Bedingungen in der Lehre absolut empfehlenswer