A Netze der nächsten Generation in Europa

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A Netze der nächsten Generation in Europa
Netze der nächsten Generation in Europa – Breitband-Markt im Jahr 2011 und darüber hinaus
Netze der nächsten Generation in Europa
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Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
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Netze der nächsten Generation in Europa
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
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Netze der nächsten Generation in Europa
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Zusammenfassung der Studie
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Teil 1 Vision für den Breitband-Markt der nächsten Generation
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Entwicklung des Breitband-Marktes der nächsten Generation
1.1 Abonnenten und Penetration
1.2 Dienstleistungen und Applikationen
1.3 Bandbreite
1.4 ARPU
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Wettbewerbslandschaft im Jahr 2011 – Entwicklung verschiedener Szenarien
1.5 Szenario A1: Entwicklung hin zur Integration
(Dominanz der Festnetz-Betreiber)
1.6 Szenario A2: Entwicklung hin zur Integration
(Dominanz der Mobilnetz-Betreiber)
1.7 Szenario B: Verschiebung der Wertschöpfung
1.8 Szenario C: Gesponserte Breitband-Entwicklung
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Teil 2 Netze der nächsten Generation
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Unternehmerische Gründe für die Umstellung auf NGNs
2.1 Strategische Gründe der DSL-Betreiber
2.2 Strategische Gründe der HFC-Betreiber
2.3 Strategische Gründe der FTTH-Betreiber
2.4 Strategische Gründe der Mobilnetz-Betreiber
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NGN-Modelle und Entwicklung
2.5 Modell der DSL-Zugangsinfrastruktur
2.6 Modell der HFC-Zugangsinfrastruktur
2.7 Modell der FTTH-Zugangsinfrastruktur
2.8 Modell der Mobilnetz-Infrastruktur
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Teil 3 Wettbewerbsfähigkeit von Netzen der nächsten Generation
3.1 Indikatoren zum Technologievergleich
3.2 Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit von Infrastrukturen
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Teil 4 Politische und regulatorische Maßnahmen
4.1 Einleitung
4.2 Marktentwicklungen und ihr Einfluss auf politische
und regulatorische Maßnahmen
4.3 Nachhaltiger Wettbewerb durch Trend zur Deregulierung
4.4 Einfluss von politischen und regulatorischen Maßnahmen
auf die Umstellungsphase
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Appendix A
Methoden
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Appendix B
Definitionen und Abkürzungen
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Appendix C
Informationen zu Arthur D. Little
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Appendix D
Kontakte
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Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Ergebnisse
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Ergebnisse
1. Die „Netze der nächsten Generation“ (NGNs) sind Netzwerk-Infrastrukturen, die
eine sehr große Bandbreite aufweisen, welche durch nahtlose Integration eine uneingeschränkte Mobilität erlauben, sowie „Quadruple Play“ und Dienste in oberen Leistungsbereichen ermöglichen.
2. Nach Jahren der Kommoditisierung und einem fallenden ARPU bieten die Netze der
nächsten Generation nun neue Wachstumsmöglichkeiten im Breitband-Markt.
Netze der nächsten Generation in Europa
3. Spätestens in den Jahren 2010 bis 2012 wird in mehreren europäischen Ländern
(selbst bei „Nachzüglern“) eine Breitband-Penetration der Haushalte von 80-90%
erreicht sein. Bis zum Jahr 2011 wird in Westeuropa ein potenzielles Umsatzwachstum
von durchschnittlich 30% erwartet, das hauptsächlich auf Erweiterungen des Dienstleistungsangebots von Teilnehmerabonnements zurückzuführen sein wird.
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4. Der Kampf um die Gunst des Verbrauchers wird bei den Inhalten und Diensten ausgefochten, nicht aber bei der Zugangstechnologie. „Multiple Play“ wird sich im Hinblick auf Qualität, Verfügbarkeit, Konvergenz sowie Mobilität weiterentwickeln und
zum wichtigsten Treiber der Nachfrage nach höherer Bandbreite bis zum Jahr 2011
werden.
5. Es ist ein Wachstum bei innovativen Breitband-Dienstleistungen, bei Videodiensten
im oberen Leistungsbereich (HD, DVR und VOD), sowie bei konvergenten Dienstleistungen im Bereich Festnetz und Mobilfunknetz zu erwarten. Auch wird davon
ausgegangen, dass neue „Over-the-top“-Marktteilnehmer (Google, Yahoo, MSN
usw.) von diesem Wachstum profitieren.
6. Der Markt zeigt deutliche Tendenzen in Richtung Konsolidierung und Konvergenz.
Markteintritte und neue Anbieter von Konvergenzdienstleistungen führen zu einem
verstärkten Wettbewerb und Handlungsdruck hin zu einer intensivierten Kooperation
im Markt.
7. In Europa wird es drei Infrastrukturarchitekturen von Netzen der nächsten Generation geben: VDSL, HFC und FTTH. Es liegen bereits Pläne zur Verbesserung
der Zugangstechnologie für die maßgebenden Breitband-Infrastrukturen vor, die
den Weg zur Breitband-Technologie der nächsten Generation aufzeigen. Verschiedene Erweiterungen im Bereich Mobilfunk werden notwendig sein, wodurch „NGNCluster“ um diese Infrastrukturen herum entstehen werden.
8. Wie schnell diese Infrastrukturarchitekturen den Leistungsstatus von NGNs erreichen, wird nicht nur von ihrer Geschwindigkeit oder Bandbreite abhängen, sondern
im Wesentlichen auch von ihrer Fähigkeit, angebotene Dienstleistungen zu integrieren, Kapazitäten zu entfalten und ein „Any-time-and-Anywhere“-Konzept zu entwickeln.
9. Alle Netze werden gleichermaßen gut positioniert sein, so dass es keine klaren
Gewinner geben wird, jedoch ist Folgendes zu berücksichtigen:
a. Aufgrund der hohen Leistung wird erwartet, dass VDSL dominant sein wird.
b. HFC wird bei Videodiensten der nächsten Generation (z.B. HD-basierte Dienste
und Anwendungen) eine wichtige Rolle spielen.
c. FTTH wird hauptsächlich auf lokaler/regionaler Ebene von Bedeutung sein,
vorausgesetzt, es werden nicht nur die Breitband-Angebote mit hohen Kapazitäten
konzipiert.
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10. Da die vorhandenen Breitband-Infrastrukturen aufwendig gewartet und laufend in
Bezug auf deren Leistungsfähigkeit verbessert werden müssen, bietet die Umstellung auf NGNs entscheidende Vorteile und wird wegweisend sein. Folgendes ist
notwendig:
a. Nutzung sich bietender Opportunitäten, um Lösungen im Bereich der Konvergenz
von Fest- zu Mobilnetz, Kapazität, Bandbreite und Lösungen für das QoS-Management bereitzustellen.
11. Die politischen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Breitband-Markt der
nächsten Generation sollten darauf ausgerichtet sein, die entsprechenden Wachstumsmöglichkeiten auf dem Markt zu maximieren. Netzelemente, Zugangsplattformen und Dienste werden modularer und kompatibler, neue Einnahmequellen
entstehen. Dies bestätigt sich durch die tendenzielle Stabilisierung des ARPU im
Breitband-Geschäft nach Jahren des Rückgangs und der Kommoditisierung.
12. In solchen Gebieten verzerren staatlich subventionierte FTTH-Stadtnetze nur den
Wettbewerb. Die Beweggründe für solche Subventionen sind eher politischer als
wirtschaftlicher Natur. Bei den meisten dieser Initiativen fehlt es an der nötigen
Größenordnung und Netzintegration, um wirklich eine ernst zu nehmende Konkurrenz auf Landesebene darzustellen. Die etablierten Anbieter werden eine Partnerschaft mit diesen Netzwerken eingehen oder sie aufkaufen müssen, damit diese überlebensfähig bleiben. Je nach kompetitivem und regulatorischem Umfeld könnten sie
als dritte Option alternativ auch eine eigene FTTH-Infrastruktur aufbauen.
13. Die Überführung von bestehenden Netzwerk-Infrastrukturen auf NGNs ist Bedingung für zukünftiges Wachstum. Bevor von den Infrastruktur-Betreibern erwartet
werden kann, dass sie Investitionen in NGNs tätigen, benötigen sie zunächst ein
gewisses Maß an Investitionssicherheit, um darauf vertrauen zu können, dass die
Politik deren Wertbeitrag bewahrt.
14. Die zukünftige Politik in Europa im Zusammenhang mit NGNs wird einen Ausgleich finden müssen zwischen Deregulierung einerseits, um Anreize für entsprechende Investitionen zu schaffen und andererseits dem Erhalt der Ergebnisse ihres
bisherigen regulatorischen Vorgehens, während sie gleichzeitig den Grad des Infrastrukturwettbewerbs, welcher durch die existierenden regulatorischen Rahmenbedingungen geschaffen wurde, aufrecht zu erhalten hat.
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Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
b. Konzeption von Dienstleistungspaketen („Triple und Quadruple Play“) und Führung eines intensiven Wettbewerbs mit „Over-the-top“-Providern (Google,
Yahoo, MSN usw.).
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Zusammenfassung der Studie
Wie sieht die Breitband-Technologie der Zukunft aus? Arthur D. Little wurde beauftragt, für die Publikationsreihe „Liberty Global Policy“ die gegenwärtige Entwicklung
auf dem so genannten „Breitband-Markt der nächsten Generation“ zu beurteilen. Die
Ergebnisse dieser Untersuchung sind für alle bedeutenden Marktteilnehmer von Interesse, insbesondere im Hinblick auf die kurz- und mittelfristige Entwicklung im Breitband-Markt, die zu erwartende Rolle der Regulierungsbehörden und die entsprechenden Maßnahmen, die zu treffen sind.
Netze der nächsten Generation in Europa
Wachstum eröffnet Möglichkeiten für neue
Marktteilnehmer
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Die Breitband-Technologie wird zum vorherrschenden Verfahren für den Internetzugang. Spätestens in den Jahren 2010 bis 2012 wird in mehreren Ländern (selbst bei
„Nachzüglern“) ein Penetrationsgrad der Haushalte von 80-90% erreicht sein. Bis zum
Jahr 2011 wird in Westeuropa ein potenzielles Umsatzwachstum von durchschnittlich
30% erwartet, das hauptsächlich auf Erweiterungen des Dienstleistungsangebotes bei
Teilnehmerabonnements zurückzuführen sein wird.
Die Zahl der Breitband-Abonnenten hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.
Es wird erwartet, dass sich dieser Trend mit einer zweistelligen Wachstumsrate auf den
meisten wichtigen globalen Märkten fortsetzt. Ausgehend von dem besonderen Modell
für den Breitband-Markt von Arthur D. Little ist zu erwarten, dass sich die auf dem globalen Breitband-Markt erzielten Gesamtumsatzerlöse im Jahr 2006 auf 75 Milliarden
US-Dollar belaufen. Im Jahr 2010 werden die Gesamtumsatzerlöse im Breitband-Sektor voraussichtlich 145 Milliarden US-Dollar übersteigen. Dies wird dazu führen, dass
sich internationale Konzerne aus verschiedenen Branchen verstärkt um Anteile an diesem Markt bemühen werden.
Ein wachsender Kundenbestand, derzeit etwa 200 Millionen Haushalte weltweit, bietet neuen Konkurrenten lukrative Expansionsmöglichkeiten. Was die individuelle bzw.
mobile Nutzung der Breitband-Technologie anbetrifft, so wird der Kundenbestand in
einigen Marktsegmenten schneller wachsen als die Anzahl der Haushalte, was auf die
hohe Penetration der Haushalte mit breitbandfähigen mobilen oder kabellosen Geräten zurückzuführen sein wird. Die innovativen Geschäftsmodelle neuer Marktteilnehmer stimulieren den Markt und zwingen etablierte Unternehmen, ihre Strategien zu
überdenken.
Der Kampf um die Gunst des Verbrauchers wird bei den
Inhalten und Diensten ausgefochten, nicht aber bei der
Zugangstechnologie
Unterschiedliche Wettbewerbsstrategien werden das Wachstum im Breitband-Sektor
in den verschiedenen Märkten vorantreiben, wobei die Niederlande, die Schweiz und
Frankreich die Länder mit den am schnellsten wachsenden Märkten in Europa sind. In
den Ländern, deren Bedarf an Bandbreite bereits weitgehend gedeckt ist, wird sich der
Wettbewerb von Preisen und Bandbreite hin zu konvergenten Dienstleistungen und
Inhalten verlagern. Es wird erwartet, dass die durchschnittlichen Pro-Kopf-Umsätze im
Telekommunikationsgeschäft, die sich derzeit in Europa auf 50 Euro pro Monat belaufen (einschließlich der festen und mobilen Sprach- und Datendienste), bis zum Jahr 2010
nur um 0,8% pro Jahr steigen werden, während im Jahr 2006 der Anteil für die Bereit-
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„Multiple Play“ wird sich im Hinblick auf Qualität, Verfügbarkeit, Konvergenz sowie
Mobilität weiterentwickeln und zum wichtigsten Treiber der Nachfrage nach höherer
Bandbreite bis zum Jahr 2011 werden. Der Begriff „Breitband“ wird sich auf einen weiten Bereich vielfältiger Leistungen erstrecken, die eine Bandbreite von 1 bis 100 Mbit/
s voraussetzen. Wir glauben jedoch, dass das Angebot der größten Bandbreiten mittelfristig den vorhandenen Bedarf übersteigen wird. Dies gilt sowohl für den Bedarf seitens
der Nutzer, als auch für den Bedarf an Kapazitäten, welchen den Dienstleistungsanbietern zur Verfügung stehen, um Inhalte und Dienste bereitzustellen. Der Bedarf an Bandbreite für Dienste und Anwendungen der nächsten Generation wird sich trotz des derzeitigen Rummels nicht exponentiell erhöhen.
Die wichtigsten treibenden Kräfte für den zukünftigen Bedarf an Bandbreite sind Videodienste des Unterhaltungssektors und videofähige Suchdienste des Informations- bzw.
Transaktionssektors. Da die Kunden mehrheitlich noch Bandbreiten unter 1 Mbit/s verwenden, wird nicht erwartet, dass die Umstellung auf größere Bandbreiten in naher
Zukunft stattfindet. Dies wird erst in einigen Jahren geschehen. Die meisten Marktländer (wie beispielsweise die Schweiz, Frankreich und Österreich) werden im Jahr 2011
den größten Bedarf im Bereich von 1-6 Mbit/s haben. Dennoch werden 30-50% der
Breitband-Haushalte im Jahr 2011 über 6-30 Mbit/s verfügen; es wird erwartet, dass
nicht mehr als 10% der Breitband-Haushalte im Jahr 2011 mehr als 30 Mbit/s nutzen
werden. Eine Analyse der Anforderungen an die Up- und Download-Geschwindigkeit
der Breitband-Dienste der nächsten Generation besagt, dass eine Upload-Geschwindigkeit von 8 Mbit/s und eine Download-Geschwindigkeit von 50 Mbit/s im Jahr 2011
bedarfsgerecht sein wird und dass dieser Bedarf durch HFC- oder DSL-Netze ausreichend abgedeckt werden kann.
Die Breitband-Dienste der nächsten Generation bieten immer häufiger einen IP-basierten Breitband-Zugang über konvergente Plattformen (Konvergenz von Fest- und Mobilfunknetzen) mit verschiedenen Möglichkeiten des Zugangs an. Die Bündelung von
Dienstleistungen wird das Umsatzwachstum beeinflussen, sie wird jedoch vor allem
erforderlich sein, um die Abwanderung von Kunden gering zu halten. Die nahtlose Integration von verschiedenen Technologien wird zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor.
Die Breitband-Dienste der nächsten Generation werden in zunehmendem Maße hochqualitative gebündelte Telefonieangebote (einschließlich Videotelefonie), kundenspezifische Audio- bzw. Videodienstleistungen (HDTV, Rundfunk, IPTV, Video/Audio auf
Abruf, PVR, EPG usw.), sowie Internetzugang mit hoher Geschwindigkeit beinhalten.
Es wird angenommen, dass der Kunde immer mehr Flexibilität voraussetzt, um sein
eigenes Dienstleistungspaket jederzeit und von beliebiger Stelle aus zusammenstellen
zu können.
Neue Dienstleistungen mit hohem Mehrwert für den Kunden wie beispielsweise standortbasierte Dienste (Follow-me Services), kundenspezifische Dienste (Personalized Services), Dienste im Zusammenhang mit integrierter Informationsverarbeitung bzw.
gemeinsamer Datennutzung (Ubiquitous/Pervasive Computing), sowie andere Dienstleistungsangebote werden sich ständig weiterentwickeln. Es wird angenommen, dass
diese Entwicklung hauptsächlich von E-Business-Geschäftsmodellen („Web 2.0“-Unternehmen) vorangetrieben wird. Man geht aber nicht davon aus, dass einer dieser Dienste
im Jahr 2012 marktdominierend sein wird. Die Entwicklung dieser neuen Unternehmen
wird wahrscheinlich der größte Unsicherheitsfaktor für die Zukunft der Breitband-Technologie sein – zunächst in den USA, später jedoch auch in Europa. Sie könnte eine ernst-
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Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
stellung von Inhalten und Diensten 2% beträgt. Der ARPU im Breitband-Geschäft sinkt
in Europa weiter, während er sich im Zugangsgeschäft in Asien stabilisiert. Eine ähnliche Stabilisierung wird dann in Europa für 2008/2009 erwartet.
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Netze der nächsten Generation in Europa
hafte Bedrohung für die Geschäftsmodelle der herkömmlichen Netzbetreiber darstellen.
Es zeichnet sich ab, dass Google eigene Netzwerkressourcen in den USA aufbaut, um
sein enormes Informationsverarbeitungs-Potenzial zu unterstützen und eine starke Verhandlungsposition gegenüber den Netzbetreibern sicherzustellen. Google beabsichtigt,
die schnellstmöglichen Geschwindigkeiten für den Zugang zu den eigenen Inhalten im
Internet zu realisieren. Die Netzbetreiber ihrerseits erwägen den Einsatz neuer Verfahren in der Verwaltung ihres Datenverkehrs, um sowohl für die Endkunden als auch für
die Anbieter von Inhalten eine angemessene Qualität ihrer Dienstleistung (Qos) sicherzustellen. Wird sich die Situation in Europa genauso entwickeln?
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Es sei daran erinnert, dass die meisten Umsatzerlöse und Gewinne der Telefongesellschaften immer noch von herkömmlichen Dienstleistungsangeboten wie Sprachdienste
oder SMS stammen, die für die neuen Unternehmen als direkte Einnahmequelle bedeutungslos sind. Sollten die neuen Unternehmen diese traditionellen Dienstleistungsangebote in großem Umfang zur Ergänzung und Unterstützung eigener Dienste und
Anwendungen anbieten, so könnten sie den heutigen großen Netzbetreibern enormen
wirtschaftlichen Schaden zufügen. Für die Netzbetreiber stellt sich nun die wichtige
Frage, ob versucht werden sollte, mit diesen Unternehmen kreative und für beide Seiten vorteilhafte Wege der Zusammenarbeit zu beschreiten oder ob es besser sei, diesen
Unternehmen direkt in ihrem eigenen Marktsegment entgegenzutreten, was enorme
Anforderungen an die Unternehmenskultur und die Kapazitäten stellt, die intern dazu
aufgebaut werden müssten.
In Europa stellt sich die Situation der Kabelnetz-Betreiber etwas heterogener dar als
die der Telekommunikationsunternehmen, da sie sich in ihren Stärken und Schwächen,
in ihrer eigenen Entwicklung, dem regulatorischen Umfeld und in weiteren wichtigen
wettbewerbsrelevanten Faktoren von Land zu Land stark unterscheiden.
Die Betreiber konvergierter Dienste und Markteintritte
werden einen intensiven Wettbewerb führen, aber
auch kooperieren müssen. Der Markt zeigt deutliche
Entwicklungstendenzen hin zu Konsolidierung und
Konvergenz
In der Branche wird seit einigen Jahren viel über aufkommende Konvergenz und konvergierende Medien gesprochen. Heute zeichnet sich deutlich ab, dass Konvergenz in
der Tat eine wichtige Rolle in den zukünftigen Marktentwicklungen zu spielen beginnt.
Die Konvergenz wird sowohl Dienste als auch Zugangsnetze betreffen, da der Bedarf an
jederzeit verfügbaren Diensten ständig wächst. Hierbei wird die Bedienungsfreundlichkeit ein ausschlaggebender Faktor in Sachen Kundenbindung sein.
Die Konvergenz wird zu einem verstärkten Wettbewerb und unvermeidlich zu einer
konvergenzbedingten Konsolidierung des Sektors führen. Als Folge davon werden die
Preise weiterhin unter Druck stehen und sich anfangs die Gewinnspannen verringern,
im Zuge der weiteren Entwicklung der Branche kann aber eine Stabilisierung erwartet
werden.
Die jetzigen Infrastruktur-Betreiber müssen sich auf die Bereitstellung eines nahtlosen
und integrierten Zugangs konzentrieren, wobei sie gleichzeitig auf die Strategien und
Methoden der innovativen Unternehmen außerhalb der Branche achten müssen. Sie stehen vor der Wahl, sich entweder mit erfolgreichen „Außenseitern“ zusammenzutun oder
die eigenen Geschäftsaktivitäten neu auszurichten und selbst Kapazitäten aufzubauen,
um an den neuen Einnahmequellen der Online-Dienste teilzuhaben. Dabei müssen sie
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gleichzeitig versuchen, sich der Konkurrenz zu entledigen (z.B. durch eine geschickte
Kombination von regulatorischen Maßnahmen, Vertriebs- und Marketinginitiativen und
effektivem Bandbreiten-Management).
Die Entwicklung des Breitband-Marktes bis zum Jahr 2011 hängt von den zu erwartenden Veränderungen im Wettbewerbsumfeld ab. Arthur D. Little ist der Ansicht, dass der
Markt konvergieren und sich konsolidieren wird. In diesem Zusammenhang haben wir
drei verschiedene Szenarien entwickelt, um die unterschiedlichen Richtungen aufzuzeigen, welche die Branche einschlagen kann:
 „Entwicklung hin zur Integration“ (Betreiber dominieren)
 „Gesponserte Breitband-Entwicklung“ (staatliche Betreiber konkurrieren mit dem
liberalisierten Markt)
Bisher ist noch nicht klar, welches Szenario mit welchem Geschäftsmodell am Ende maßgebend sein wird. Es ist wahrscheinlich, dass zwischen den Betreibern und den neuen
Anbietern von Dienstleistungen ein intensiver Kampf um die Gunst des Verbrauchers
geführt wird. Insbesondere bleibt abzuwarten, inwieweit wirklich Gefahr besteht, dass
die Betreiber ihre Rolle als Intermediäre verlieren. Mittelfristig erscheint uns ein solches
Szenario als nicht sehr realistisch. Die Szenarien werden sich von Betreiber zu Betreiber
sehr unterscheiden, je nach der Qualität ihrer strategischen Entscheidungen und deren
erfolgreicher Umsetzung. Weder Telefongesellschaften noch Kabelnetz-Betreibern ist
demnach ein gemeinsames Schicksal vorbestimmt.
Ein Subventionierungsszenario mit staatlich betriebener Infrastruktur ist eher unwahrscheinlich, da dies für ganz Europa wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Außerdem kann ein
solches Szenario die Marktentwicklung stark hemmen, anstatt für Chancengleichheit im
Wettbewerb zu sorgen, da die Gewinnspannen der großen Unternehmen weniger lukrativ ausfallen.
Unserer Ansicht nach wird der Wettbewerb im Jahr 2012 wahrscheinlich von „konvergierten“ Betreibern angeführt. Viele der heutigen großen Telekommunikationsunternehmen werden umfangreichere Dienste anbieten und ihre geografische Marktabdeckung weiter ausbauen. Es gibt hinreichend Belege, die diese Hypothese stützen.
Festnetz-Betreiber sind bestrebt, ihre Angebote durch Mobilfunkdienste zu erweitern,
während reine Mobilnetz-Betreiber versuchen, sich den Zugang zum Hochgeschwindigkeits-Breitbandfestnetz zu sichern. Außerdem entwickeln verschiedene Anbieter von
Inhalten MVNO-Geschäftsmodelle für Plattformen zur Verbreitung ihrer Dienste.
Neue unabhängige Internetunternehmen wie Google, Yahoo, eBay, Apple/iPod und
Microsoft werden die zukünftige Landschaft im Breitband-Markt entscheidend mitgestalten. Ihr Markteintritt wird die etablierten DSL-Betreiber unter Druck setzen, die
Entwicklung ihrer Breitband-Dienste der nächsten Generation zu beschleunigen.
Zudem werden die Betreiber bemüht sein, ihren Kunden rechtlich geschützte Inhalte
anzubieten, um die Kundenbindung zu erhöhen. Möglicherweise werden sie auch ihre
Netze Drittanbietern zur Verfügung stellen, um ihr Portfolio an angebotenen Dienstleistungen insgesamt zu erweitern.
Durch Konvergenz und Konsolidierung werden theoretisch Möglichkeiten für Synergien geschaffen. Diese betreffen das Marketing, die Beschaffung von Geräten und Inhalten, Forschung und Entwicklung, Geschäftsaktivitäten, sowie die Abwicklung von operativen, unternehmensinternen Prozessen. Ob die Früchte solcher Synergien geerntet
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Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
 „Verschiebung der Wertschöpfung“ (Anbieter von Inhalten bzw. Dienstleistungen
sowie E-Business-Geschäftsmodelle dominieren)
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werden können, hängt vom Engagement der betreffenden Unternehmensleitungen ab.
Die Unternehmen, die zu dieser Gruppe gerechnet werden können, sind France Telecom, British Telecom, Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und eventuell Liberty
Global. Weitere wichtige Unternehmen (z.B. Telenor, Telecom Italia, KPN, Swisscom,
Telekom Austria usw.) werden wahrscheinlich übernommen oder gehen feste Partnerschaften mit anderen Marktteilnehmern ein.
Netze der nächsten Generation in Europa
Netze der neuen Generation, die in den nächsten
Jahren eingeführt werden, sorgen für das erwartete
Wachstum, doch keine Zugangstechnologie wird
dominieren
Wenn wir über „Netze der nächsten Generation“ (kurz „NGNs“) sprechen, meinen wir
die sich allmählich vollziehende Entwicklung von herkömmlichen leitungsvermittelten Datenund Verteilnetzwerken (für Sprache bzw. Video) hin zu Internetprotokoll-basierten Paketvermittlungsnetzen mit vollständiger Verfügbarkeit von Dienstleistungen.
Der Begriff „Netz der nächsten Generation“ bezieht sich im herkömmlichen Sinne
auf das zukünftige Netzwerk der etablierten Betreiber. Arthur D. Little ist jedoch der
Ansicht, dass die Vorstellung von einem Netz der nächsten Generation sich nicht nur auf
etablierte Betreiber erstrecken sollte, sondern auf sämtliche in diesem Zusammenhang
bedeutsame konkurrierende Breitband- bzw. Infrastruktur-Betreiber, wenn man Folgendes in Betracht zieht:
 die Bedeutung eines Netzes der nächsten Generation für die einzelnen Betreiber aus
technologischer Sicht (Leistungsverbesserung) und die entsprechenden Investitionen
 die Gründe für die Entscheidung, in ein Netz der nächsten Generation zu investieren,
die als Reaktion auf wichtige strategische Entwicklungen in Bezug auf die jeweiligen
Infrastrukturen (Kabelfernsehen, Telekommunikation, FTTH, drahtlose Kommunikation) und in Erwartung der zukünftigen Entwicklung des Breitband-Marktes zu
sehen ist
 günstiger Zeitpunkt und Einstieg
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Arthur D. Little geht davon aus, dass es keine einfache, allgemeingültige Definition
eines Netzes der nächsten Generation gibt. Bezogen auf die heutigen und zukünftig konkurrierenden Breitband-Infrastrukturbetreiber fällt die Definition des Netzes der nächsten Generation unterschiedlich aus. Es wird zahlreiche konkurrierende Netze der nächsten Generation mit unterschiedlichen Technologien und Alleinstellungsmerkmalen
geben. In dieser Vielfalt spiegeln sich die unterschiedlichen Technologiepläne und strategischen Unternehmensziele wider. Wir meinen, dass gleichartige Dienstleistungsangebote auf drei konkurrierenden Plattformen (DSL, HFC und FTTH) für enorm hohe
Breitband-Leistungen bereitgestellt werden, die allerdings nur sehr geringfügig in Funktionen und Leistungsmerkmalen voneinander abweichen. Die Einschätzung der konkurrierenden Technologien seitens der Nutzer sind zu vernachlässigen; entscheidend ist die
Wahrnehmung der Kunden in Bezug auf die Qualität der eigentlichen Dienstleistung.
Aus der Sicht eines Betreibers sind die Kosten für die Optimierung der Leistungsfähigkeit von Netzen jedoch sehr unterschiedlich, hauptsächlich im Hinblick auf die Skalierbarkeit. Es gibt Anzeichen dafür, dass die geplanten infrastrukturrelevanten Verbesserungen an FTTH, VDSL2 (20-100 Mbit/s downstream) und EuroDOCSIS 3.0 (bis zu
400 Mbit/s downstream) bis zum Jahr 2011 über den kundenseitigen Bedarf an Bandbreite hinausgehen könnten. Die Netze der nächsten Generation lassen sich demnach
auch nicht einseitig (beispielsweise ausschließlich technologieabhängig) einstufen, sondern müssen mehrdimensional beurteilt werden.
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An dieser Stelle sind einige Ausführungen zu den Netzen der nächsten Generation
nötig:
 Die Breitbandnetze der nächsten Generation werden die Mobilität unterstützen und
eine nahtlose Bereitstellung von Diensten für den Nutzer ermöglichen.
 Einzelne Breitbandnetze werden sich nach und nach zu mehreren verbundenen und
jederzeit verfügbaren Breitbandnetzen der nächsten Generation entwickeln.
Die Umstellung auf Netze der nächsten Generation wird die Bereitstellung neuer
Dienste über das Internet ermöglichen. So wird es den Kunden möglich sein, gezielt
zwischen Angeboten an Diensten und Konnektivität zu wählen. Dies wiederum erlaubt
es ihnen, freier und flexibler unter diversen Angeboten verschiedener Dienstanbieter zu
wählen und eigene „dynamische Dienstleistungspakete“ zusammenzustellen. Damit verliert der Netzbetreiber an Bedeutung und der Wettbewerb verschiebt sich hin zu den
Dienstleistungs-Anbietern, womit die Netzbetreiber durch den damit einhergehenden
Preisdruck gezwungen sein werden, gründlich über ihre zukünftigen Geschäftsmodelle
nachzudenken und ihre Netze mit innovativen Leistungsmerkmalen aufzuwerten (wie
dynamische Bereitstellung, garantierte Dienstgüte usw.).
Die allmähliche Kommoditisierung des Breitband-Zugangs ist der Vorbote einer neuen
Ära für die konvergente Telekommunikationsbranche und kündigt einen noch nie da
gewesenen Wandel innerhalb des Marktes an. Der Begriff „Breitband“ als Leistungsmerkmal von Netzen der nächsten Generation wird sich auf einen weiten Bereich vielfältiger Leistungen erstrecken, die eine Bandbreite von 1 bis 100 Mbit/s voraussetzen.
Wir denken jedoch, dass das Angebot an größten Bandbreiten mittelfristig den vorhandenen Bedarf übersteigen wird. Dies gilt sowohl für den Bedarf der meisten Nutzer
als auch für die Kapazitäten, die den Anbietern zur Verfügung stehen, um Inhalte und
Dienste bereitzustellen.
Was die Bereitstellung von zukünftigen Breitband-Produkten und -Diensten betrifft, so
ist festzustellen, dass derzeit keine Technologie den anderen Technologien in allen Belangen überlegen ist. Der Wettbewerbsvorteil einer Technologie im Vergleich mit einer
anderen hängt von den Nutzungsszenarien ab; HFC hat Stärken in der Bereitstellung
von Rundfunkdiensten mit großer Bandbreite und zusätzlichen interaktiven IP-Diensten, während die xDSL-Technologie häufiger in Europa zur Anwendung kommt (jedoch
nicht in den USA oder Indien), wenn sie als IP-Hauptzugangsinfrastruktur eingesetzt
wird, die abrufbare Dienste unterstützt. Die Kabelnetz-Betreiber sollten ihr Augenmerk
auf konvergente Dienste richten und gründlich über die Entwicklung einer Mobilfunkstrategie nachdenken, sofern dies nicht bereits geschehen ist. Aufgrund ihrer Kapazitätsgrenzen sind drahtlose Zugangsnetze keine direkte Konkurrenz für Breitband-Festnetze
der nächsten Generation, mobilfunkfähige Festnetze der nächsten Generation jedoch
werden gegenüber autonomen Festnetzen im Vorteil sein. Obwohl Investitionen in die
Einführung von FTTx (zumindest von FTTC) in den kommenden drei bis vier Jahren für die großen Betreiber letzten Endes unvermeidlich sein werden, wird sich für die
kommenden Jahre weder in technischer noch finanzieller Hinsicht eine entsprechende
attraktive wirtschaftliche Umsetzung realisieren lassen. Eine interessante Frage wird
durch das Web 2.0-Phänomen aufgeworfen, das zu den Faktoren zählt, die einen immer
größeren Einfluss auf anwendergenerierte Inhalte haben. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, so wird der kundenseitige Bedarf an symmetrischer Breitband-Übertragung stei-
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Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
 Jedoch müssen die Netzbetreiber sehr bedacht sein, was den Zeitpunkt der Erweiterung der Zugangsnetze oder die Steigerung der Übertragungskapazität und der
Inhalte anbelangt.
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gen, nicht aber an der asymmetrischen, die heute bei ADSL- und Kabelmodem-basierten Diensten eingesetzt wird.
Politik muss Anreize schaffen für eine marktgeführte
Umstellung auf NGNs
Netze der nächsten Generation in Europa
Im Jahr 2006 stehen Diskussionen über Regulierungsmaßnahmen für Netze der nächsten Generation (NGNs) im Mittelpunkt, nachdem bekannt wurde, dass die European
Regulators Group (ERG) in diesem Jahr einem Bericht über Regulierungsgrundsätze für
NGNs zustimmen wird. Es ist nach wie vor für alle Marktteilnehmer sehr wichtig, sich
im Voraus ein Bild von den entsprechenden Entwicklungen zu machen und dementsprechend ihre Wettbewerbsstrategie auszurichten.
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Aus Sicht des Anwenders bestehen verschiedene Wünsche bzw. Anforderungen, wie
z.B. Wettbewerb, uneingeschränkte Interoperabilität, offene Plattformen oder Flexibilität bei der Zusammenstellung eigener Dienstleistungspakete). Andererseits gibt es
bestimmte Leistungsmerkmale, welche z.B. Engpässe mit sich bringen oder Funktionen,
bei denen der Nutzer auf spezielle Technologien bzw. Betreiber angewiesen ist und die
der Kunde vermeiden möchte. Hierzu zählen so genannte „Walled-Garden“-Angebote
(exklusive Dienste in geschützten Umgebungen).
Staatliche Regulierung ist der logische Schritt vom Monopol zum Wettbewerb. Sobald
die regulierten Märkte zu wachsen beginnen, nimmt die Intensität des Wettbewerbs zu.
In dieser Phase kann eine Regulierungsbehörde eingreifen und Maßnahmen zur Deregulierung einleiten. Allerdings wurden bedeutende Maßnahmen dieser Art nur in einigen entwickelten Marktländern wie den USA, Singapur und Hongkong getroffen. Deregulierung gilt in vielen europäischen Ländern als ein effizientes Instrument zur Wahrung
der Verbraucherinteressen auf lange Sicht. Derzeit experimentieren Regulierungsbehörden in ganz Europa mit verschiedenen Ansätzen.
Wir sind der Meinung, dass Regulierungsansätze mit einer vernünftigen Politik einhergehen sollten, die wie oben beschrieben auf einem umfassenden Verständnis der Dynamik des Breitband-Marktes der nächsten Generation begründet ist und darauf ausgerichtet sein sollten, das wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.
Bevor von den Infrastruktur-Betreibern erwartet werden kann, dass sie Investitionen in
NGNs tätigen, benötigen sie zunächst ein gewisses Maß an Investitionssicherheit, um
darauf vertrauen zu können, dass die Politik den Wertbeitrag bewahrt, der dem vertikal integrierten Netzbetreibermodell innewohnt und nicht durch regulatorische Maßnahmen Einfluss nimmt. Das bedeutet, dass die Politik nicht als weiterer Anbieter neu
in den Markt eintritt und eigene Infrastrukturkapazitäten aufbaut (als Wholesale- oder
Retail-Anbieter). Dies würde zu einer Disintermediation und damit zu einer Verschiebung der wirtschaftlichen Wertschöpfung hin zu den Anbietern von Inhalten führen,
welche auf der Applikationsschicht operieren. Alternativ könnte ein Ausgleich durch die
Stimulierung kommerzieller Vereinbarungen hergestellt werden, beispielsweise durch
Vereinbarungen zwischen Infrastruktur- und „Over-the-top“-Anbietern über die Qualität der Dienstleistungen, welche wiederum die Entwicklung von innovativen Produkten
und damit eine erhöhte Kundenbindung ermöglichen.
Der Grundansatz der Deregulierung scheint das beste Mittel zu sein, um Investitionen in NGNs in Europa zu beschleunigen. Das übergeordnete Konzept, welches auf
der Umsetzung komplexer Formen des regulierten Wettbewerbs beruht, scheint auf
den meisten europäischen Breitband-Märkten nicht gut zu funktionieren. Wenn man
das Tempo der IP-Entwicklung und den Wettbewerbswandel des Breitband-Marktes
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Erwartetes Ergebnis der derzeitigen Prüfung der Rahmenbedingungen – Lange
Zeit herrschten in ganz Europa ungünstige Rahmenbedingungen für Investitionen in
lokale Zugangsnetze. Wie an späterer Stelle noch ausgeführt wird, zeigen mehrere
Märkte eine ungenügende Penetration mit konkurrierenden lokalen Breitband-Infrastrukturen. „Ofcom“ ist für eine Politik in die Kritik geraten, die den standortorientierten Wettbewerb zwar verbal unterstützt, in der Praxis aber zahlreiche Anreize für den
dienstorientierten Wettbewerb schafft. In anderen EU-Ländern ist die Situation ähnlich. Dies ist von Bedeutung, da die Umstellung auf NGNs auch ein Investitionsproblem
darstellt. Rahmenbedingungen, die viel Raum für dienstorientierten Wettbewerb schaffen, bieten kein Klima für Investitionen in Infrastrukturen. Die Betreiber mobiler Netze
wollen die gegenwärtige Situation, nämlich ein wettbewerbsfähiger Markt, der sich für
sie vorhersehbar und lukrativ gestaltet, beibehalten. Aus diesem Grunde wird die Regulierung in der EU weiterhin stark vom Wettbewerb im Dienstleistungsbereich abhängen. Als Folge davon werden die Investitionen in EU-Telekommunikationsunternehmen
womöglich weiterhin hinter dem Niveau in den USA und Asien zurückbleiben. In der
EU werden Anbieter von Dienstleistungen länger bestehen und die Leistungsfähigkeit
ihrer Vorläufernetze verbessern, zu Neuerungen an Diensten und größerer Bandbreite
werden sie jedoch nicht beitragen. Hierarchieregeln für die Verbindungen zwischen IPbasierten Netzen und PSTN-Netzen können die Durchführbarkeit von Geschäftsmodellen beeinflussen, was von der Marktmacht der einzelnen Netze abhängig ist. Die
Konvergenz von Fest- und Mobilfunknetzen wird für die Umgestaltung der Branchenstruktur maßgeblich sein und kann zu einer Konsolidierung und größeren Marktmacht
der integrierten Unternehmen führen, während das Kabelfernsehen voraussichtlich vom
IP-Fernsehen beeinflusst wird; der Beginn einer solchen Entwicklung zeichnet sich derzeit in Hongkong ab.
Ausgehend von den obigen Ausführungen empfehlen wir den Regulierungsbehörden,
die folgenden vier Hauptvoraussetzungen für die Umstellung auf Breitband-Technologie der nächsten Generation zu berücksichtigen:
 Stimulierung der marktgeführten Umstellung auf NGNs
 punktuelle, staatliche gesponserte Breitband-Entwicklung von NGNs beschränkt auf
Fälle, wo der Markt versagt
 Wettbewerbsstimulierung im Hinblick auf die Infrastrukturen für NGNs
 Erweiterung des Ansatzes der EU für Marktdefinitionen – „Über den Tellerrand hinaus schauen“
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
der nächsten Generation betrachtet, scheint sich die Grundannahme auch in Europa zu
bestätigen, welche auf dem Ansatz des US-Wirtschaftsliberalismus beruht und besagt,
dass die Marktkräfte und der Technologiewandel der Vormachtstellung der dominanten Unternehmen am Markt im Laufe der Zeit entgegenwirken werden. Die verschiedenen Wettbewerbssituationen in den europäischen Ländern jedoch stark voneinander.
Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Intensität des Wettbewerbs zwischen
Kabelnetz-Betreibern und Telefongesellschaften in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich ausfallen. Wenn es darum geht, den Wettbewerb zu stimulieren, müssen
Regulierungsbehörden in Ländern, in denen der Einfluss der Kabelnetz-Betreiber auf
den Breitband-Wettbewerb nur unbedeutend ist, möglicherweise härter eingreifen als in
Ländern, in denen ein solcher Wettbewerb nicht vorhanden ist. Bei solchen Eingriffen
kann beispielsweise die Notwendigkeit betont werden, angemessene Rahmenbedingungen und Anreize für Investitionen in die drahtlose Breitband-Technologie zu schaffen.
11
Teil 1
Vision für den Breitband-Markt der
nächsten Generation
In welche neue Richtung bewegt sich der Breitband-Markt? Im ersten Teil dieser Studie
stellen wir, basierend auf den aktuellen Marktentwicklungen und zahlreichen BranchenSzenarien, unsere Einschätzung in Bezug auf die zukünftige Entwicklung des BreitbandMarktes der nächsten Generation vor. Dieser Zukunftsentwurf, macht die Anforderungen an die Breitband-Infrastrukturen deutlich, um künftig im Wettbewerb bestehen zu
können.
Netze der nächsten Generation in Europa
Marktentwicklung
12
Abonnenten und Penetration
Wachstum eröffnet Möglichkeiten
für neue Konkurrenten
Dienste und Applikationen
Inhalte und Dienste werden in der
Gunst des Verbrauchers stehen,
nicht aber Technologie
Bandbreite
Bedarf an Kapazität wird in Europa
in den nächsten fünf Jahren nicht
übermäßig steigen
ARPU
Insgesamt noch sinkende ARPUs,
aber Stabilisierung im Jahr
2008/2009
Szenarioentwicklung
„Integration“
Konvergenz von Fest- und
Mobilfunknetzen
„Verschiebung der Wertschöpfung“
Neue Unternehmen beteiligen sich am
Telekommunikations- und BreitbandGeschäft
„Subventionierung“
Versorgungsunternehmen und
öffentlich-private Partnerschaften
drängen auf den
Telekommunikationsmarkt
Strategische Erfordernisse
� Investitionen in Forschung und
Entwicklung sowie Inhalte
� Verbesserung von Infrastruktur
und Partnerschaften
� Branchenkonsolidierung
� Exklusive Inhalte
� Wandel des Geschäftsmodells
hin zu Medien
� „Intelligente Partnerschaften“
� Wettbewerb erfordert
Infrastrukturausbau
� Kostenkürzung durch
Subventionierung
Abonnentenzahlen und Penetration – Die Breitband-Technologie wird zum wichtigsten Zugangsweg ins Internet. Spätestens in den Jahren 2010 bis 2012 wird in mehreren
Ländern (selbst bei den „Nachzüglern“) eine Breitband-Penetration der Haushalte von
80-90% erreicht sein. In allen im Rahmen dieser Studie untersuchten west- und nordeuropäischen Ländern ist mit einer Zunahme um 30% der Haushalte (sog. „Penetrationszuwachs“) zu rechnen, wobei Norwegen (32%), Deutschland (32%) und Großbritannien
(31%) über dem Durchschnitt liegen werden. Die gegenwärtige Aufteilung der Breitband-Abonnenten auf die verschiedenen Technologien bleibt voraussichtlich konstant;
FTTH und MBWA werden diese Entwicklung kaum beeinflussen. Die Gespräche mit
Unternehmen aus der Branche bestätigen unsere Schätzung in Bezug auf FTTH während
der Anteil derjenigen, welche FTTH-Breitband-Technologie nutzen, bei unter 5% liegen
wird (in Gebieten mit neu zu errichtender Infrastruktur und günstigem Wirtschaftsumfeld allerdings etwas höher als in Gebieten mit bereits bestehender Infrastruktur). Eine
Ausnahme bildet Norwegen mit einer geschätzten FTTH-Penetration von 13% im Jahr
2011. Bei der Breitband-Technologie erwarten wir in Ländern mit weitreichender Einführung von MBWA und festen Bandbreiten unter 10 Mbit/s eine Substitution durch Mobiltechnologie im Umfang von höchstens 10%. Ansonsten dient die Mobiltechnologie als
komplementäres Netz. Alle Mobiltelefone werden breitbandfähig sein.
Dienste und Anwendungen – Die nächste Generation der zukünftigen BreitbandDienste bietet einen IP-basierten Breitband-Zugang über konvergente Plattformen mit
verschiedenen Zugängen (Fest- und Mobilfunknetze) und birgt enormes Innovationspotential für gewinnbringende Geschäftsmodelle. Die Hauptrolle bei der Beschleunigung
des Multimedia-Trends in allen Infrastrukturen werden die Videodienste spielen. Der
erste Versuch muss gelingen. Qualitäts- und Technologieprobleme dürfen bei IPTV und
A
Bandbreite – Der Begriff „Breitband“ wird sich bei den Netzen der nächsten Generation auf einen weiten Bereich vielfältiger Leistungen erstrecken, die eine Bandbreite von
1 bis 100 Mbit/s voraussetzen. Wir glauben jedoch, dass das Angebot der höchsten Bandbreiten mittelfristig den vorhandenen Bedarf übersteigen wird. Dies gilt sowohl für den
Bedarf der Nutzer als auch für die Kapazitäten, die den Anbietern zur Verfügung stehen, um Inhalte und Dienste bereitzustellen. Der Bedarf an Bandbreite für Dienste und
Anwendungen der nächsten Generation wird sich trotz des derzeitigen Rummels nicht
exponentiell erhöhen. Die wichtigsten treibenden Kräfte für den zukünftigen Bedarf an
Bandbreite sind Videodienste des Unterhaltungssektors und videofähige Suchdienste
des Informations- bzw. Transaktionssektors. Da die meisten Kunden noch Bandbreiten
unter 1 Mbit/s verwenden, wird nicht erwartet, dass die Umstellung auf höhere Bandbreiten in unmittelbarer Zukunft erfolgen wird. Dies wird erst in einigen Jahren geschehen. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach hohen Bandbreiten im Jahr 2011 in
den Niederlanden am größten sein wird, wo etwas mehr als 50% der Kunden Bedarf
im Bereich von 6-30 Mbit/s haben werden. Die meisten anderen Märkte (darunter die
Schweiz, Frankreich und Österreich) werden ebenfalls den größten Bedarf im 1-6 Mbit/sBereich haben. Dennoch werden es 30-50% der Breitband-Haushalte sein, die im Jahr
2011 über 6-30 Mbit/s verfügen, und maximal 10% der Breitband-Haushalte, die sogar
mehr als 30 Mbit/s nutzen werden. Eine Analyse der Anforderungen an die Up- und
Download-Geschwindigkeit der Breitband-Dienste der nächsten Generation deutet
darauf hin, dass 2011 eine Upload-Geschwindigkeit von 8 Mbit/s und eine DownloadGeschwindigkeit von 50 Mbit/s ausreichend sein wird; dieser Bedarf kann durch HFCund DSL-Netze ausreichend abgedeckt werden.
ARPU – Der ARPU im Breitband-Geschäft in Europa sinkt weiter, während er sich in
Asien stabilisiert. „Cross-Selling“-Geschäfte und konvergente Angebote werden in erster Linie zum Wachstum des ARPU führen. Neue Einnahmequellen für Infrastruktur-Betreiber werden sich aus der Bündelung der Breitband-Konnektivität mit Dienstleistungen mit hohem Mehrwert für Kunden bzw. IP-basierten Diensten und aus
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
anderen zukünftigen Dienstleistungen nicht vorkommen, da dies ein großer Rückschlag
für alle Telekommunikationsunternehmen in ihrem Konkurrenzkampf gegen etablierte
Anbieter von Fernsehprogrammen (z.B. Kabelfernsehunternehmen) bedeuten würde. In
Taiwan führte beispielsweise das Fehlen attraktiver Inhalte dazu, dass die Zahl der Abonnenten des Telekommunikationskonzerns Chunghwa deutlich sank. Die jetzigen Infrastruktur-Betreiber müssen sich auf die Bereitstellung eines nahtlos integrierten Zugangs
konzentrieren und gleichzeitig wachsam die Strategien und Methoden der innovativen
Unternehmen außerhalb der Branche verfolgen. Sie stehen vor der Wahl, sich entweder mit erfolgreichen „Außenseitern” zusammenzutun oder die eigenen Geschäftsaktivitäten neu auszurichten und selbst Kapazitäten aufzubauen, um an den neuen Einnahmequellen der Online-Dienste teilzuhaben, wobei sie gleichzeitig versuchen müssen,
sich der Konkurrenz zu entledigen (z.B. durch eine geschickte Kombination von regulatorischen Maßnahmen, Vertriebs- und Marketinginitiativen und effektivem Bandbreiten-Management). Die meisten Neuerungen bei Videodiensten werden von Dienstanbietern aus der Applikationsschicht wie z.B. Google, Yahoo, Apple/iPod und Microsoft
erwartet, die hier auf ihre Internet-Erfahrungen zurückgreifen können. Standortbasierte
Dienste (Follow-me Services) und selbstgenerierte Inhalte können möglicherweise eine
drastisch höhere Upstream-Kapazität erfordern, da die Daten der gespeicherten Inhalte
(heruntergeladen, PVR-gespeichert) überall dort abrufbar sein müssen, wo der Kunde
über einen Breitband-Anschluss verfügt. Eine schnelle Entwicklung in diese Richtung
kann für die Telekommunikationsbranche zu einem großen Unsicherheits- und Störfaktor werden; derzeit ist jedoch noch nicht absehbar ist, ob solche Dienste vor 2011 in großem Umfang eingeführt werden.
13
Netze der nächsten Generation in Europa
kommerziellen Vereinbarungen zur Quality of Service (QoS) mit Anbietern von Inhalten aus den Applikationsschichten ergeben und zu neuen Möglichkeiten der Kundensegmentierung (Breitband nach Bedarf) führen. Diese neuen Dienste sind das beste Mittel,
um eine weitere Kommoditisierung des Breitband-Marktes zu verhindern. Den Kabelnetz-Betreibern könnte es gelingen, einen etwas höheren ARPU für Pay-TV Dienste zu
erzielen, vermutlich jedoch nicht über durchschnittlich 55-75 Euro. Nur eine Minderheit von Nutzern wird mehr verbrauchen. Mit Sicherheit wird sich der Kampf um den
ARPU-Anteil verschärfen, abhängig davon, wie die möglichen Szenarien (Konvergenz
vs. Verschiebung der Wertschöpfung) ausfallen und welche Dienste und Inhalte von den
verschiedenen Unternehmen angeboten werden.
14
Das schnelle Entwicklungstempo der Telekommunikationsbranche wird voraussichtlich
bis zum Jahr 2011 zu bedeutenden Veränderungen in der Wertschöpfungskette führen.
Branchenzugehörige und branchenfremde Unternehmen bereiten sich darauf vor, den
marktführenden Unternehmen (namentlich den etablierten Unternehmen und Kabelnetz-Betreibern) Anteile des Breitband-Marktes sowohl im Bereich Infrastruktur als
auch beim Service zu entreißen. Breitband-Betreiber können sich daher keinerlei Verzögerung weder im Ausbau der Infrastruktur noch bei der Einführung konvergenter
Dienste leisten. Untätig bleiben wäre hier die schlechteste Lösung!
Entwicklung verschiedener Szenarien – Wettbewerbsumfeld
Die Situation der Breitband-Technologie im Jahre 2011 hängt sehr stark von den Veränderungen im Wettbewerbsumfeld ab. Da diese heute nicht mit Sicherheit vorausgesagt
werden können, haben wir vier verschiedene Szenarien entwickelt, um unsere Einschätzung der Zukunft zu illustrieren. Während die Entwicklung in Szenario A1 maßgeblich
von den Telekommunikationsunternehmen bestimmt wird, sind die treibenden Kräfte
in Szenario A2 mehrere unterschiedliche Akteure. In den Szenarien B und C wird der
Telekommunikationsbranche wahrscheinlich eine Rolle ohne jegliche Sonderprivilegien
zufallen:
 Szenario A1 – Entwicklung hin zur Integration (Dominanz der Festnetz-Betreiber)
Da die Festnetz-Betreiber vollständig konvergente Lösungen auf dem Kommunikations- und Unterhaltungssektor anbieten, ist der Kunde von ihnen abhängig.
 Szenario A2 – Entwicklung hin zur Integration (Dominanz der MobilnetzBetreiber)
Reine Mobilnetz-Betreiber drängen massiv auf den Breitband-Markt und schöpfen
ihn ab. Die Telekommunikationsbranche wird schließlich von ihnen dominiert, ist
aber immer noch konvergenzfähig.
 Szenario B – Verschiebung der Wertschöpfung
Die Telekommunikationsbranche ist innerhalb eines umfassenderen Geschäftsfeldes angesiedelt, neue auf den Markt drängende Unternehmen (Google, Yahoo, eBay,
Apple/iPod, Microsoft, Nintendo usw.) bestimmen maßgeblich die Richtung, in der
sich das Telekommunikations- und Breitband-Geschäft entwickelt.
 Szenario C – Gesponserte Breitband-Entwicklung
Versorgungsunternehmen und öffentlich-private Partnerschaften drängen massiv auf
den Telekommunikationsmarkt, indem sie weit ausgebaute Kommunikationsnetze
einführen. Diese werden oft von Städten und Gemeinden subventioniert, um gegenüber den bestehenden herkömmlichen Breitband-Infrastrukturen auf einem liberalisierten Markt konkurrenzfähig zu sein.
A
Szenario A1 – Entwicklung hin zur Integration (Dominanz der Festnetz-Betreiber): In diesem Szenario bieten die Festnetz-Betreiber auf dem Kommunikations- und
Unterhaltungssektor vollständig konvergente Lösungen, wodurch sie dem Kunden ein
umfassendes Dienstleistungskonzept bieten zu können. Hier wird die Entwicklung von
den großen Unternehmen (etablierte Unternehmen und Kabelnetz-Betreiber) vorangetrieben, welche über ausreichende finanzielle und operative Kapazitäten verfügen,
um „All-in-one“-Lösungen anzubieten. Die Hauptmotivation dieser Unternehmen ist
Wachstum, das durch Übernahme von Anteilen anderer Märkte in das herkömmliche
Geschäft realisiert werden soll. Beispielsweise bemühen sich die etablierten Betreiber
um Mobilkommunikation und Fernsehen und die Kabelnetz-Betreiber um Telefonie,
während andere Unternehmen auf dieses Szenario reagieren können, indem sie entweder „intelligente Partnerschaften“ mit führenden Unternehmen (z.B. Anbieter von
Inhalten) eingehen, sich auf einen Nischenmarkt (z.B. „Low-Cost“-Mobilfunkdienste)
konzentrieren oder sich sogar aus dem Markt zurückziehen (z.B. kleine Festnetz-Betreiber, die sich nicht im Bereich der Konvergenz zu positionieren vermögen und gezwungen sind, ihre Kunden an ein großes, sich konsolidierendes Unternehmen abzugeben).
Szenario A2 – Entwicklung hin zur Integration (Dominanz der Mobilnetz-Betreiber): In diesem Szenario drängen reine Mobilnetz-Betreiber massiv auf den Markt für
Breitband-Festnetze und schöpfen ihn ab. Die Telekommunikationsbranche wird schließlich von ihnen dominiert, ist aber immer noch konvergenzfähig. Hier wird die Entwicklung von den heutigen reinen Mobilnetz-Betreibern vorangetrieben, die über ausreichend
finanzielle und operative Kapazitäten verfügen, um in großem Stil in das Festnetzsegment einzusteigen. Der erste Schritt solcher Unternehmen ist typischerweise, die eigenen
Dienste auf Festnetz-Infrastrukturen (z.B. DSL, HFC) auszudehnen, um ihr Leistungsangebot zu erweitern. Ihr Hauptziel ist Wachstum durch Abschöpfen anderer Märkte
(z.B. Festnetztelefonie oder Fernsehen). Andere Unternehmen können auf dieses Szenario reagieren, indem sie entweder „intelligente Partnerschaften“ mit führenden Unternehmen (z.B. Anbieter von Inhalten) eingehen, sich auf einen Nischenmarkt (z.B. reine
Festnetz-Betreiber) konzentrieren oder sich sogar aus dem Markt zurückziehen (z.B.
Betreiber von kleinen Mobilfunknetzen mit unzureichender strategischer Ausrichtung,
die in die Fänge der Konkurrenten geraten).
Szenario B – Verschiebung der Wertschöpfung: In diesem Szenario dominiert eine
neue Generation von Unternehmen den Markt; es gibt keinen etablierten, festen Kundenbestand, da die Einnahmen aus verschiedenen Segmenten erwirtschaftet werden. Hier
wird die Entwicklung von neuen serviceorientierten Unternehmen und Anbietern von
Inhalten (z.B. Google, Yahoo, Apple/iPod und Microsoft) vorangetrieben, die ihre Kapazitäten einsetzen, um sich der Wertschöpfungskette der Telekommunikationsbranche zu
bedienen, indem sie deren Dienstleistungen als ein weiteres Element in ihr Gesamtangebot aufnehmen. Die vorhandenen Betreiber bieten für diese Unternehmen einen
Zugangspunkt, um Kunden zu erreichen und eine effiziente Infrastruktur aufzubauen
(z.B. macht sich Google in den USA das WiFi-Stadtprojekt in San Francisco zu Nutze).
Der (Breitband-)Zugang wird zur Massenware; für die Wahl und das Kaufverhalten des
Kunden hingegen sind die Inhalte und Dienste entscheidend. Etablierte DSL-Telekom-
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Aus den obigen Szenarien zum Breitband-dominierten Markt werden verschiedene
Gewinner und Verlierer hervorgehen. Je nach Szenario sind auch die jeweiligen Anforderungen an die Marktteilnehmer, die versuchen werden, strategische Lücken und Entwicklungen zu erkennen und zum eigenen Vorteil zu nutzen, unterschiedlich. Unserer
Einschätzung nach tritt mit höchster Wahrscheinlichkeit die in Szenario A (Konvergenz)
beschriebene Entwicklung ein. Weniger wahrscheinlich sind die Entwicklungen, die in
Szenario B (Verschiebung der Wertschöpfung) und Szenario C (Gesponserte BreitbandEntwicklung) beschrieben sind.
15
Netze der nächsten Generation in Europa
16
munikationsunternehmen werden in eine passive Rolle gedrängt und haben keine oder nur
geringe Möglichkeiten der Einflussnahme (wie die Fallstudien von Vonage, Novus and
Shaw Communications belegen). Der Hauptanreiz für diese neuen Unternehmen liegt im
Umsatzwachstum durch Abschöpfung des Marktes der etablierten Breitband-Betreiber
und insbesondere im Aufbau neuer Märkte für Inhalte und innovative Geschäftsmodelle,
die auf andere Einnahmequellen als die aus dem Bandbreiten-Geschäft ausgerichtet sind
(beispielsweise Werbung und P2P-Transaktionen). Dieses Szenario führt zu einer starken
Konsolidierung der Netzbetreiber und wesentlich kleineren Gewinnspannen, mit denen
sich die im Markt verbleibenden Unternehmen begnügen müssen.
Szenario C – Gesponserte Breitband-Entwicklung: In diesem Szenario treten Versorgungsunternehmen und öffentlich-private Partnerschaften in den Telekommunikationsmarkt ein, indem sie gut ausgebaute Telekommunikationsnetze aufbauen, welche größtenteils von Städten und Gemeinden subventioniert werden. Sie erweitern ihre
Geschäftsfelder, indem sie sich auf gebündelte Dienste (Triple Play) und den Zugang zur
Wertschöpfungskette des Breitband-Sektors konzentrieren. Diese Betreiber nutzen für
den direkten Zugang zum Kunden die FTTH-Verbindungen. Hier wird die Entwicklung von vielen verschiedenen Interessengruppen vorangetrieben (z.B. Versorgungsunternehmen, Städte, Wohnungsbauunternehmen, private Investoren und Glasfasertechnologie-Anbieter). Deren jeweilige Motivationen weichen jedoch stark voneinander ab.
Versorgungsunternehmen konzentrieren sich auf Umsatzwachstum durch Abschöpfung
des Telekommunikationsmarkts. Private Investoren achten auf Rentabilität, während
Wohnungsbauunternehmen darauf aus sind, den Wert ihres Grundbesitzes zu steigern.
Städte und Gemeinden sind politisch motiviert und versuchen durch die Leistung und
Flächenabdeckung von Glasfasernetzen, sowie die Breitband-Zugangsmöglichkeiten für
KMUs, Anwohner, Touristen und (öffentliche) Institutionen, die lokale Wirtschaft durch
nachhaltige Förderung anzukurbeln.
Das Eintreten dieses Szenarios ist am unwahrscheinlichsten, weil hier das direkte staatliche Eingreifen eine Schlüsselrolle übernimmt, es aber an Erfahrungen mangelt, ein solches risikoreiches Unterfangen umzusetzen. Es bleibt anzuzweifeln, ob subventionierte
FTTH-Netze über die Pilotphasen hinaus wirtschaftlich tragbar sein werden. Dennoch können finanzierte lokale Glasfasernetze in der Anfangsphase der Einführung von
NGNs durch herkömmliche Infrastruktur-Anbieter, die sich wahrscheinlich zunächst
auf Großstadtbereiche konzentrieren wird, einen bedeutenden Einfluss auf die Wettbewerbslandschaft haben.
Am ehesten kann das Szenario C längerfristig bedeutsam werden in Situationen, in
denen die Glasfasernetze in einigen begrenzten geografischen Bereichen eine Bedarfslücke schließen, derer sich die kommerziellen Netzbetreiber nur langsam annehmen. Die
Bereitstellung der Netze müsste wettbewerbsorientiert und rechtzeitig erfolgen und für
die Anbieter von Diensten und Applikationen wirtschaftlich attraktiv sein.
Entwicklung des Breitband-Marktes der nächsten Generation
Welchen Herausforderungen muss sich jede Breitband-Infrastruktur stellen, um konkurrenzfähig zu bleiben? In diesem Abschnitt beschreiben wir die Hauptmerkmale des
Breitband-Marktes der nächsten Generation:
 Entwicklung von Dienstleistungen bzw. Applikationen und Schaffung der entsprechenden Kapazitäten bzw. Voraussetzungen (in Bezug auf Bandbreite und Kompatibilität)
 Entwicklung des ARPU für Dienste und Konnektivität
A
 Markteinführung neuer konvergierter Breitband-Plattformen sowie Markteintritt
von Dienstleistern der Applikationsschichten, wodurch das Risiko des Bedeutungsverlustes der Netzbetreiber steigt
 Veränderungen bei den Kundenbedürfnissen und bei den Anforderungen, die aus der
Konvergenz von Zugangsplattformen resultieren; das Kundenbedürfnis verlagert sich
hin zu QoS-Verfahren, Bündelung von Konnektivität und Diensten, nahtloser Bereitstellung von Diensten und allgemeiner Zugangsverfügbarkeit, während Geschwindigkeit als das alleinige Verkaufsargument allein nicht mehr maßgeblich ist.
Mit Vollgas voran – der Wachstumsmotor läuft auf
Hochtouren
Gegenwärtiges Wachstum – Die Niederlande, Norwegen, die Schweiz und Frankreich
sind die Länder mit dem dynamischsten Wachstum (Penetration) im Breitband-Markt;
2005 stieg sie in diesen Ländern ähnlich wie im Jahr zuvor um 13 bis 16%. Wie bei den
meisten anderen europäischen Märkten war die Penetration in den ersten neun Monaten
des Jahres 2005 höher als in der entsprechenden Vergleichsperiode des Vorjahres.
Zukünftiges Wachstum – In Europa zeichnet sich noch kein drastischer Abschwung
des Breitband-Wachstums ab, obwohl in den kommenden Jahren eine Marktsättigung
zu erwarten ist. Mehrere Faktoren tragen zu dem überraschenden Wachstum bei; umfassende Preisnachlässe, eine größere Verfügbarkeit der Bandbreite, verstärkte Marketingaktivitäten, Sonderangebote und zahlreiche Neuheiten bei den Angeboten an Dienstleistungen. In Westeuropa soll der gesamte Breitband-Markt bis zum Jahr 2008 um 11%
jährlich wachsen und danach um 6% bis zum Jahr 2011.
Zuwachs in der Breitband-Penetration
Zuwachs in der Breitband-Penetration
(% der Haushalte)
Kommentar
20%
18%
16%
14%
Durchschnitt
11%
12%
10%
8%
Durchschnitt
6%
6%
4%
2%
0%
2003
2004
Großbritannien
Schweden
2005
E 2006
Schweiz
Norwegen
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
1.1 Abonnenten und Penetration
E 2007
E 2008
Frankreich
Deutschland
E 2009
E 2010
Niederlande
Österreich
� Die Penetration wird bis zum
Jahr 2011 weiter sinken, das
Wachstum lässt nach und
die Märkte nähern sich der
Sättigung
� Österreich und Deutschland
befinden sich aufgrund
geringerer Penetration im
Jahr 2005 noch vor der
Hauptwachstumsphase
� Schweiz: „Die Penetration
wird im Jahr 2006 und auch
noch im Jahr 2007 ebenso
schnell zunehmen wie im
Jahr 2005, im Moment ist
keine Verlangsamung zu
erkennen“, so ein Schweizer
Branchenexperte
Quelle: Breitband-Studie von Arthur D. Little
Zukünftige Penetration – Wir erwarten, dass im Jahr 2011 in Ländern wie der Schweiz,
Schweden und Norwegen eine Penetration der Haushalte von mehr als 90% erreicht
sein wird (während die Niederlande zu diesem Zeitpunkt eine Penetration von fast 100%
erreichen und alle europäischen Ländern übertreffen wird). Diese erstaunlich hohen
Penetrationsgrade lassen sich auf drei wichtige Markttrends zurückführen:
A
17
 die zunehmende Zahl von PCs (insbesondere Laptops)
 die Einführung Breitband-fähiger Zusatzgeräte für IPTV
 der kontinuierliche Bedarf kleinerer Geschäftskunden an Breitband-Paketen für den
Wohnbereich
„Wir sind der Ansicht, dass die allgemein erwartete Penetration von 50% für das
Jahr 2008 in Westeuropa zu niedrig geschätzt ist.“
(Zitat aus einem der Interviews mit Betreibern, Anbietern von Inhalten und Geräteherstellern)
Netze der nächsten Generation in Europa
Abonnentenbasis für Breitband-Dienste – Was die Abonnentenbasis anbetrifft, so
sind Deutschland, Großbritannien und Frankreich auf dem europäischen BreitbandMarkt unumstritten führend. Ende des Jahres 2005 hatte allein Deutschland, Europas
größter Breitband-Markt, bereits über 11 Millionen Abonnenten.
18
Entwicklung der Breitband-Technologie im Jahr 2005
Breitband-Penetration zum Ende des Jahres 2005
80%
Preiswettbewerb
InfrastrukturWettbewerb
60%
InfrastrukturWettbewerb
Preiswettbewerb
20%
0%
Italien 31%
Portugal 30%
Deutschland 30%
Spanien 24%
China 11%
Tschechische Republik 10%
Malaysia 8%
Kroatien 7%
2004
Niederlande 61%
Taiwan 61%
Dänemark 53%
Schweiz 53%
Singapur 50%
Norwegen 48%
Belgien 48%
Japan 47%
40%
Zuwachs in der
Breitband-Penetration
(in % der Haushalte)
Korea 78%
Hongkong 78%
Schw eiz
InfrastrukturWettbewerb
Wettbewerb bei
Dienstleistungen und
Innovationen
WholesaleWettbewerb
Entwicklung der Breitband-Technologie
Beginn
14,0%
Niederlande
Schweden 42%
USA 40%
Frankreich 40%
Großbritannien 38%
Österreich 35%
Preiswettbewerb
2005
Wachstum
Sättigung
16,0%
14,0%
Norw egen
Frankreich
Großbritannien
Schw eden
19,0%
11,0%
14,0%
12,0%
13,0%
15,0%
12,0%
12,0%
9,0%
Deutschland
9,0%
6,0%
Österreich
9,0%
6,0%
[ Benchmark-Länder ]
Quelle: Breitband-Studie von Arthur D. Little
Wachstumstreiber – In den westeuropäischen Ländern haben sich verschiedene Wettbewerbsstrukturen herausgebildet; sie reichen vom Wettbewerb der Infrastrukturen
über den Preiswettbewerb bis hin zum Innovationswettbewerb im Servicebereich. Die
Gespräche mit Branchenexperten zeigen, dass jeder Markt von einem dominanten Wettbewerbsmuster bestimmt wird, während andere Wettbewerbsmuster nicht notwendigerweise fehlen, aber von geringerer Bedeutung sind. Der Breitband-Wettbewerb in den
Niederlanden konzentriert sich beispielsweise auf den Endverbraucherpreis, während
sich das Angebot an Dienstleistungen in Frankreich bereits stark nach dem Bedarf an
Innovationen im Servicebereich (wie konvergente Dienstleistungen und IPTV) richtet.
Da die Breitband-Märkte sich auf lange Sicht weiterentwickeln, erwarten wir einen allgemeinen Trend zu innovativen Dienstleistungen, die den Kunden beispielsweise digitales Fernsehen über HFC, DSL und eventuell FTTH ermöglichen.
„Der Wettbewerb wird sich in den kommenden Jahren vom Preiswettbewerb (bei
dem es hauptsächlich um Konnektivität geht) hin zu den Dienstleistungen im Breitband-Geschäft verlagern. Der letztendlich entscheidende Faktor für den Ausgang des
Wettbewerbs um den Breitband-Zugang wird die Verfügbarkeit von Dienstleistungen und Inhalten sein, nicht aber die Infrastrukturleistung.“
(Zitat aus einem der Interviews mit Betreibern, Anbietern von Inhalten und Geräteherstellern)
A
Spaltung des Technologiesektors – In den kommenden Jahren ist keine rasche Veränderung hinsichtlich der Spaltung des Zugangstechnologiesektors der europäischen
Breitband-Märkte zu erwarten. DSL- und HFC-Anbieter sind auf dem Breitband-Markt
führend und stecken ihre Reviere durch geschickte und intensive Vermarktung, mit der
sie für Markenidentität und -wiedererkennung bei den Kunden sorgen, ab. Dennoch
beherrschen die etablierten Betreiber den Breitband-Markt deutlich weniger als andere
Marktsegmente. Ein etablierter Betreiber hat in der Regel einen Anteil von über 85%
an den herkömmlichen Dienstleistungsangeboten und verfügt über die dazugehörige
Kundenbasis, während im Breitband-Geschäft der durchschnittliche Anteil am Einzelhandelsmarkt nach unseren Schätzungen aus dem Jahr 2005 nur 46% beträgt. Da die
Kunden mehrheitlich noch Bandbreiten unter 1 Mbit/s verwenden, wird nicht erwartet,
dass die Umstellung auf Bandbreiten mit höherer Kapazität in naher Zukunft erfolgt.
Dies wird erst in einigen Jahren geschehen. Die meisten Märkte (darunter die Schweiz,
Frankreich und Österreich) werden im Jahr 2011 den größten Bedarf im Bereich von
1-6 Mbit/s haben. Dennoch werden 30-50% der Breitband-Haushalte im Jahr 2011 über
6-30 Mbit/s verfügen. Und es wird erwartet, dass nicht mehr als 10% der BreitbandHaushalte im Jahr 2011 mehr als 30 Mbit/s nutzen werden. HFC- und DSL-Netze werden den Anforderungen der Dienstleistungen im Breitband-Bereich der nächsten Generation gerecht werden können.
Technologie-Anteil (in % der Abonnenten)
DSL
HFC
FTTH
Kommentar
Andere
E2 0 11
Österreich
E2 0 0 8
Niederlande
E2 0 0 8
Frankreich
E2 0 0 8
Schweiz
E2 0 0 8
Schweden
E2 0 0 8
Deutschland
E2 0 0 8
2005
E2 0 11
2005
E2 0 11
2005
E2 0 11
2005
E2 0 11
2005
E2 0 11
2005
E2 0 11
Großbritannien E2 0 0 8
2005
E2 0 11
Norwegen
E2 0 0 8
2005
0%
20%
40%
60%
80%
100%
� Mehr als 80% DSL-Abonnenten in Deutschland und
Frankreich, der HFC-Anteil bleibt unter 15%
� Schweden wird im Jahr 2011 mit 13% den höchsten FTTHAnteil haben
� Der FTTH-Anteil in Norwegen wird wahrscheinlich um 10%
zunehmen, zumeist auf Kosten von DSL
� Der Marktanteil von HFC in der Schweiz bleibt unverändert
� Andere Technologien: Satellitenkommunikation und drahtloser
Teilnehmeranschluss
� Schweiz: „Wir erwarten auf lange Sicht eine Zunahme der
Penetration von 80 bis 90%. Natürlich ist eine Erweiterung der
Geschäftsfelder immer ein Thema, aber die etablierten
Unternehmen werden immer einen Vorsprung haben“, so ein
Schweizer Branchenexperte
� Österreich: „MBWA kann bis 2011 um 33% zulegen, FTTH
wird aber nur eine Nebenrolle spielen. HFC kann 20%
erreichen und DSL etwa 40%”, so ein österreichischer
Branchenexperte
� Österreich verzeichnete im Jahr 2005 ein starkes DSLWachstum und wird weiter zulegen, das Wachstum findet in
erster Linie in ländlichen Gebieten statt, in denen es
hauptsächlich DSL-Anschlüsse gibt
Quelle: Breitband-Studie von Arthur D. Little
DSL versus HFC – Im Allgemeinen erwarten wir, dass DSL mit über 60% Abonnenten im Jahre 2011 weiterhin die dominante Zugangstechnologie bleibt. Der HFC-Anteil
bleibt voraussichtlich in den meisten Ländern stabil. Wir erwarten also keinen bedeutenden Umschwung von DSL nach HFC, auch nicht in Ländern mit unterentwickelten
Kabelstrukturen wie beispielsweise Deutschland.
Bedeutung von FTTH – Aufgrund aktueller Entwicklungen und Interviews mit Experten gehen wir nicht davon aus, dass FTTH in den meisten Ländern einen bedeutenden
Marktanteil erreichen wird. Hauptgrund für diese Annahme sind ungünstige wirtschaftliche Entwicklungen und vorhersehbare lokale Einführungsprobleme. Es gibt jedoch Ausnahmen; so ist es dem Versorgungsunternehmen Nordic 2005 gelungen 200.000 FTTHVerträge abzuschließen. Wir können davon ausgehen, dass dieses alternative Modell
(zumindest in einigen Ländern) erfolgreich ist und in Norwegen 2011 zu einem Anteil von
13% führen wird. Für Schweden prognostizieren wir einen FTTH-Anteil von rund 5%.
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Technologische Revolution nicht in Sicht
19
1.2 Dienstleistungen und Applikationen
Triple Play – vom Medienrummel zum vorherrschenden
Trend. Die Verfügbarkeit konvergenter
Zugangsplattformen und neue Konkurrenten treiben die
Entwicklung voran
Netze der nächsten Generation in Europa
Entwicklung von Triple Play – Die heutigen Dienstleistungen im Breitband-Bereich
werden als „Triple Play“ zusammengefasst; breitbandiger Internetzugang, Telefonie und
digitales Fernsehen. Triple Play hat den Medienrummel hinter sich gelassen und ist
dabei, sich als bestimmender Trend durchzusetzen, was sich auf die verschiedenartigen
Anbieter von Dienstleistungen auswirken wird.
20
„Unser Hauptgeschäft war ein Angebotspaket aus Breitband und Fernsehen. Dann
führten wir Sprachdienste ein und jetzt werden 90% der Neukunden auch Telefonie nutzen können.“
(Zitat aus einem der Interviews mit Kabelnetz-Betreibern)
Triple Play wird den Bedarf an größerer Bandbreite in den kommenden Jahren ankurbeln und sich in Qualität, Verfügbarkeit, Konvergenz und Mobilität weiterentwickeln.
Eine neue Generation konvergenter Dienstleistungen wird zu einem bedeutenden
Umschwung auf den heutigen Telekommunikationsmärkten führen; Anbieter können dann Dienste mit höherem Kundenwert anbieten und gleichzeitig mit verschiedenen bereits vorhandenen Unternehmen konkurrieren. Dies wird sich auf den Alltag der
Abonnenten auswirken, da Informations- und Unterhaltungsdienste überall und jederzeit verfügbar sein werden.
Zukünftige Entwicklung der Telefonie – Es wird erwartet, dass Telefonie zur Massenware wird, da Discountpreise bereits die wichtigste treibende Kraft hinter Voice-over-IP
sind. Weit unter Preis angebotene VoIP-Dienstleistungspakete, die inzwischen in weiten
Teilen Europas erhältlich sind, werden durch diese Marktabschöpfung zu einer immer
größeren Bedrohung für herkömmliche Anbieter von Sprachdiensten.
„Sprachdienste werden sich der Null-Gewinnspanne nähern und die einzige Möglichkeit, wettbewerbsfähig zu bleiben sind Dienstleistungen wie IPTV, die dem Kunden einen hohem Mehrwert bieten .“
(Zitat aus einem der Interviews mit Betreibern, Anbietern von Inhalten und Geräteherstellern)
Weitere Entwicklung des Fernsehens – Im Jahr 2011 wird das Fernsehen vom
HDTV-Standard dominiert, der eine Vielzahl von Lösungen im Unterhaltungssektor
bietet. HDTV-Kanäle werden sowohl von Kabelnetz-Betreibern als auch Telekommunikationsunternehmen angeboten (wie beispielsweise während der Fußballweltmeisterschaft 2006).
„HDTV wird erst Ende 2007 weit verbreitet sein.”
(Zitat aus einem der Interviews mit Kabelnetz-Betreibern)
Zukünftige Entwicklung der Zugangstechnologie – Der Zugang bleibt für die
Betreiber ein Hauptprodukt, da viele Kunden weiterhin freie Internetinhalte nutzen
werden. Dabei wird sich die Down- und Upstream-Geschwindigkeit erhöhen, was wiederum schrittweise verschiedene neue Dienstleistungen und Anwendungen generiert.
Potentielle Service Provider – Zukünftige Breitband-Service-Provider werden nicht
unbedingt nur aus den heute bekannten herkömmlichen Unternehmen hervorgehen.
Derzeit ist der Breitband-Markt unter etablierten und nicht etablierten Festnetz- und
A
Entwicklung von Triple Play bis 2011
Telefonie
Telefonie
(Basic VoIP, niedrige
Qualität)
Fernsehen Video-Streaming
(Briefmarkengröße)
Audio-Streaming
Gegenwart
(2006)
Zukunft
(2011)
Telefonie/
Bildtelefonie
Telefonie/
Bildtelefonie
TV/Video/Audio
auf Abruf
TV/Video/Audio
auf Abruf
Internetzugang mit
normaler
Geschwindigkeit
Internetzugang mit
hoher
Geschwindigkeit
(Vollbild, XGA/VGAQualität)
(TV-Qualität)
(HD-Qualität)
(HDTV-Qualität)
(FM-Qualität)
Zugang
Internetzugang mit
niedriger
Geschwindigkeit
Bedarf an
Bandbreite
>1 Mbit/s
<10 Mbit/s
>10 Mbit/s
Kommentar
� Triple-Play-Dienste
werden sich bis 2011 in
Qualität und Verfügbarkeit
bedeutend weiterentwickeln
� Telefonie wird auf Bildtelefonie umgestellt
werden
� Fernsehen wird vom
HDTV-Standard dominiert
sein, der viele verschiedene Lösungen im Unterhaltungssektor bietet
� Zugangsgeschwindigkeiten werden erhöht und
es werden neue
Dienstleistungen und
Anwendungen entstehen
Quelle: Arthur D. Little
Mobilnetz-Betreibern aufgeteilt. In Zukunft wird es vier Gruppen von Unternehmen
geben, die konvergente Dienstleistungen über die Telekommunikations-Infrastruktur
anbieten:
 DSL-Festnetz- und Kabelnetz-Betreiber (z.B. France Telecom, UPC)
 Mobilnetz-Betreiber (z.B. Vodafone, T-Mobile)
 Internetunternehmen bzw. Anbieter von Inhalten (z.B. Yahoo, Google, Apple/iPod,
Microsoft, Warner Bros.)
 Hersteller (z.B. Nokia, Cisco, Apple)
Derzeitige Marktentwicklung – Festnetz- und Mobilfunk-Betreiber erweitern bereits
ihre Geschäftsfelder, um sich besser für ihr konvergentes Dienstleistungsangebot zu
positionieren, während Internet-Dienstleister immer häufiger Partnerschaften eingehen, um sich proprietäre Inhalte zu sichern. Nintendo ist beispielsweise einer der Hersteller, die an der Wertschöpfungskette der Telekommunikationsbranche partizipieren,
indem das Unternehmen Spielkonsolen mit WiFi-Anschluss einführt. Außerdem werden
immer mehr Offline-Geräte angeboten, die an das mobile Internet angeschlossen werden können; eines der herausragendsten Beispiele ist sicherlich Apple mit seiner iPodProduktreihe und seinem Vorhaben zur Ausweitung der geschäftlichen Aktivitäten auf
den Mobiltelefonmarkt.
Anwendungen der neuen Generation werden neue
Möglichkeiten für Nutzer schaffen
Video-basierte Anwendungen und anwendergenerierter Inhalt werden zu den
wichtigen treibenden Kräften – Im Jahr 2011 werden außer den Triple-Play-Dienstleistungen zahlreiche Breitband-Anwendungen dazu beitragen, den Nutzern mehr Möglichkeiten zu bieten. Diese Anwendungen werden entweder von herkömmlichen Breitband-Betreibern oder Unternehmen der neuen Generation angeboten. Beispiele sind
Instant-Messaging- oder Collaboration-Lösungen, Plattformen für die gemeinsame
Content-Nutzung und interaktive Spiele. Zusätzlich zu diesen Dienstleistungen werden
im Jahr 2011 zahlreiche Breitband-Anwendungen dafür sorgen, dass dem Nutzer mehr
Anwendungsmöglichkeiten im Bereich Kommunikation, Information und Lifestyle zur
Verfügung stehen.
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Vergangenheit
(bis 2006)
21
Netze der nächsten Generation in Europa
Web 2.0 – Der Begriff „Web 2.0“ wird derzeit relativ unscharf verwendet. Web 2.0 ist ein
Konzept ohne starre Grenzen, aber mit Grundsätzen, die alle Ideen der Dezentralisierung
miteinander verbindet. Das Internet wird hier nicht als System zur Bereitstellung von
Dokumenten betrachtet, sondern vielmehr als Anwendungsplattform. Im Vordergrund
steht die gemeinsame Nutzung von Diensten, freier Zugang und Teilnahme, Flexibilität
und Dezentralisierung. Aus sozialer Sicht spiegelt Web 2.0 die Veränderungen in der heutigen Gesellschaft in Hinblick auf Freiheit, Individualität und Selbstdarstellung wider.
Zu Zeiten von Web 1.0 war es vorstellbar, dass ein Software-Unternehmen (z.B. Netscape) Aussichten hatte, die Führung innerhalb der Branche zu übernehmen, während
sich in der Ära von Web 2.0 abzeichnete, dass die Führerschaft in der Computerbranche
von herkömmlichen Softwareunternehmen auf einen neuen Typ von Internet-Dienstleistern übergegangen ist. Heute entwickelt sich das Internet immer mehr zu einem offenen
Kommunikationsmedium mit einer stärker sozial ausgerichteten Funktion. Inzwischen
gibt es viele so genannte Web 2.0-Unternehmen von denen einige erfolgreich an dieser
Entwicklung teilhatten und sich selbst angepasst haben (siehe nachstehende Abbildung):
Web 2.0-Unternehmen
Beispiele
BitTorrent
ESPN Mobile
Disney Mobile
IAC Interactive
AOL
Akamai
Yahoo
Google
Verizon
Sprint-Nextel, MSO
Joint Venture
� Groove Mobile
� usw.
�
�
�
�
�
�
�
�
�
�
1.3 Bandbreite
22
Der Kapazitätsbedarf wird in Europa in den
nächsten fünf Jahren nicht übermäßig steigen,
Dienstleistungspakete und jederzeit verfügbarer
Zugang werden Breitband-Produkte attraktiver machen
Gegenwärtiges Angebot an Bandbreite – Die Betreiber haben stets die Bandbreite
erhöht, damit der ARPU stabil bleibt. In der Vergangenheit war die verfügbare Bandbreite stets höher, als für die Anwendungen erforderlich war. 1995 stand in Europa eine
Bandbreite von maximal ca. 64 kbit/s zur Verfügung, die sich im Jahr 2000 sprunghaft auf 0,5 Mbit/s und im Jahr 2002 auf 1,5 Mbit/s vergrößerte. Die höchste Breitband-Geschwindigkeit, die heute in den Benchmark-Ländern angeboten wird, beträgt
20 Mbit/s, während sich die Betreiber auch auf weniger leistungsfähige Einstiegsprodukte im Bereich von 1 Mbit/s konzentrieren. Die Gewinnspanne nimmt mit jeder weiteren Erhöhung der Geschwindigkeit ab und damit auch der Wertzuwachs. Da die Entwicklung von Anwendungen und der damit verbundene Bedarf an Geschwindigkeit
jedoch keine bedeutende Leistungsverbesserung der gegenwärtig angebotenen Dienst-
A
leistungen im Breitband-Bereich erfordert, werden sich die Betreiber nach neuen Möglichkeiten umsehen müssen, um ihre Produkte attraktiver zu machen – durch Dienstleistungspakete und jederzeit verfügbaren Zugang.
Höchste und niedrigste Bandbreiten-Angebote
20Mbit/s
20/2Mbit/s
24/1Mbit/s
20/1Mbit/s
18/0,8Mbit/s
16/0,5Mbit/s
10Mbit/s
6/0,6Mbit/s
6/0,768Mbit/s
5Mbit/s
0.5Mbit/s
1,5/0,256Mbit/s
1,5/0,256Mbit/s
384/128kbit/s
375/128kbit/s
512/128kbit/s
300/100kbit/s
Niederlande
128/128kbit/s
150/50kbit/s
Schweiz
Frankreich
Quelle: Breitband-Studie von Arthur D. Little – August 2006
Download/Upload Bandwidth
Zukünftiger Bedarf an Bandbreite – Anwendungen für normale Internet-Recherche,
E-Mail-Versand, Nachrichtenübermittlung und Kommunikation zwischen gleichrangigen Geräten (Peer-to-Peer) sind mit einer Downstream-Kapazität von 2-3 Mbit/s ausreichend bedient. Diese Kapazität reicht normalerweise auch für mehrere Anwender in
einem Haushalt aus. Der Zugang zu einer Website erfordert nicht mehr als 200 kbit/s
und das durchschnittliche Verkehrsvolumen liegt noch unter 1 GB pro Monat. Zudem
nimmt der Wert für den Kunden mit der zusätzlichen Downstream-Bandbreite umgekehrt proportional im Verhältnis zur Vergrößerung der Bandbreite ab, weil die Nutzungsunterschiede für Basisanwendungen nicht mehr erkennbar sind. Viele Abonnenten,
die ihre Kapazität erhöht hatten, verringern sie nun wieder (d.h. sie greifen auf Angebote
mit niedrigeren Geschwindigkeiten zurück, um Kosten zu sparen). Dieser Trend ist auf
vielen Märkten in ganz Europa zu beobachten.
Zukünftige Entwicklung des Bedarfs an Bandbreite
Downstream
Entwicklungen im
Hinblick auf Kapazität
Such- und E-Mail-Dienste
HDTV
Persönlicher Inhalt/Gemeinsame Datennutzung mit P2P
VoIP
Interaktive Spiele
Instant Messaging
Audio, Webradio, Podcast
Derzeitiger
Bedarf
Zukünftiger
Bedarf
Kommentar
Zukünftiger
Bedarf
� Den größten Einfluss auf die
Kapazität wird HDTV haben. Je
Kanal werden 8-10 Mbit/s für
MPEG4 benötigt werden. Ein
Haushalt mit hoher Auslastung, der
gleichzeitig drei Kanäle empfängt,
würde für HDTV nicht mehr als
30 Mbit/s benötigen.
� Die heutige Upload-Geschwindigkeit
beträgt etwa 15% der DownloadGeschwindigkeit.
� Bei einer durchschnittlichen Download-Geschwindigkeit von 50 Mbit/s
im Jahr 2011 wären etwa 8 Mbit/s
Upload-Geschwindigkeit verfügbar.
� Es ist davon auszugehen, dass der
zukünftige Bedarf an UpstreamKapazität gut durch DSL- und HFCNetze abgedeckt werden kann.
0,2-5 Mbit/s
2 Mbit/s
-
8-10 Mbit/s
0,5 Mbit/s
0,2-1 Mbit/s
0,2-5 Mbit/s
2 Mbit/s
<1 Mbit/s
<1 Mbit/s
<0,5 Mbit/s
0,2-1 Mbit/s
2 Mbit/s
3 Mbit/s
<1 Mbit/s
<1 Mbit/s
<1 Mbit/s
<0,5 Mbit/s
<0,5 Mbit/s
<0,5 Mbit/s
Videokonferenzdienste
0,2-1 Mbit/s
2 Mbit/s
3 Mbit/s
Heimüberwachung
0,2-1 Mbit/s
2 Mbit/s
0,5 Mbit/s
-**
<5 Mbit/s
<0,5 Mbit/s
3-8 Mbit/s*
<50 Mbit/s
<8 Mbit/s
E-Tax, E-Government usw.
Durchschnittlicher Bedarf
pro Haushalt
23
Upstream
0,2-1 Mbit/s
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
2Mbit/s
5/0,3Mbit/s
4/0,256Mbit/s
Quelle: Ericsson, Alcatel, Arthur D. Little; * Nach aktuellen Standardangeboten von KPN (3 Mbit/s) und UPC (8 Mbit/s);
** Heute: hauptsächlich Suchdienste
A
Netze der nächsten Generation in Europa
Treibende Kräfte im Hinblick auf die Bandbreite – Die Breitband-Kapazität wird
hauptsächlich durch TV- und Videodienste vorangetrieben. Ein HDTV-Kanal würde
bei Verwendung des MPEG4-Kompressionsverfahrens 8-10 Mbit/s benötigen, was einer
Kapazität von 30-50 Mbit/s mit 4 Kanälen und Breitband-Internet in Haushalten mit
großer Bandbreite entspricht. Andere Anwendungen erfordern weniger DownstreamKapazität. Der Bedarf kleiner Unternehmen wird dem von Haushalten ähnlich sein,
während die speziellen Erfordernisse größerer Unternehmen von spezialisierten Dienstleistern abgedeckt werden, wie es auch bereits jetzt der Fall ist. Es werden standortbasierte Dienstleistungen (Follow-me Services) für Mobiltelefone bereitgestellt. Diese
Dienste, die zum Speichern von Daten auf Heimgeräten dienen, werden eine drastisch
erhöhte Upstream-Kapazität erfordern, da die Daten der gespeicherten Inhalte (heruntergeladen, PVR-gespeichert) überall dorthin gelangen müssen, wo der Kunde über
einen Breitband-Anschluss verfügt.
Zukünftige Entwicklung der Bandbreite – Gespräche mit Branchenexperten zeigen,
dass das Gros der Abonnenten im Jahr 2008 in den meisten Ländern größtenteils im
Bereich bis 6 Mbit/s bleiben wird. Dies wird wahrscheinlich auch bis zum Jahr 2011 so
bleiben. Dennoch wird man für Großabonnenten deutlich höhere Kapazitäten anbieten. Wir erwarten auch, dass der Bedarf in den verschiedenen Ländern voneinander
abweicht. Beispielsweise wird im Jahr 2011 ein Bedarf von mehr als 6 Mbit/s in den Niederlanden erwartet. Da dort die Breitband-Penetration weiter fortgeschritten ist, wird
sich ein erhöhter Bedarf früher einstellen.
Verteilung von Abonnenten auf Bandbreiten-Segmente
NL
80%
60%
2005
57%
40%
CH
60%
1%
8%
0%
60%
80%
0%
0%
1–6
Mbit/s
1%
0%
6–30
Mbit/s
30–100
Mbit/s
<1
Mbit/s
52%
18%
1–6
Mbit/s
1%
0%
49%
15%
0%
33%
1%
29%
<1
Mbit/s
6%
66%
0%
84%
60%
0%
30%
0%
33%
11%
20%
8%
64%
20%
9%
31%
40%
8%
66%
20%
AT
32%
2%
58%
40%
0%
35%
71%
30%
Kommentar
52%
0%
62%
20%
80%
2011
20%
40%
FR
24
43%
42%
20%
0%
80%
2008
6–30
Mbit/s
4%
30–100
Mbit/s
27%
13%
<1
Mbit/s
8%
1–6
Mbit/s
6–30
Mbit/s
� Obwohl mehr als 6 Mbit/s
Bandbreite angeboten werden, wird bis zum Jahr 2011
der größte Bedarf im Segment von 1-6 Mbit/s erwartet.
� Abonnenten in den Niederlanden werden bis zum Jahr
2011 durchschnittlich
6 Mbit/s benötigen, da die
Breitband-Penetration höher
ist und darum früher ein
Bedarf an größerer Bandbreite zu erwarten sein wird.
� Zitat aus einem Gespräch:
„Bis zum Jahr 2008 werden
20 Mbit/s ausreichen, im Jahr
2011 wird der Bedarf jedoch
auf 30-50 Mbit/s steigen“, so
ein Branchenexperte aus den
Niederlanden.
30–100
Mbit/s
Quelle: Breitband-Studie von Arthur D. Little
„Im Jahr 2008 werden 20 Mbit/s in den Niederlanden ausreichend sein. Im Jahr
2011 wird der Bedarf jedoch auf 30-50 Mbit/s steigen.“
(Zitat aus einem der Interviews mit Betreibern, Anbietern von Inhalten und Geräteherstellern)
Zukünftig bereitgestellte Bandbreite – Es scheint, dass der zukünftige Bedarf an Bandbreite problemlos durch den geplanten Ausbau der Infrastrukturen und Maßnahmen zur
Netzoptimierung gedeckt werden könnte. Marktexperten weisen ausdrücklich darauf hin,
dass das zukünftige Angebot an Bandbreite über den Bedarf aller geplanten Anwendungen hinausgehen wird, wie es schon die Entwicklung in der Vergangenheit gezeigt hat.
„Im Jahr 2008 sowie im Jahr 2011 werden die meisten Kunden 1-6 Mbit/s nutzen,
aber der Anteil von Abonnenten, die 6-30 Mbit/s nutzen, wird steigen.”
(Zitat aus einem der Interviews mit Betreibern, Anbietern von Inhalten und Geräteherstellern)
A
1.4 ARPU
Licht am Ende des Tunnels?
Treibende Kräfte im Hinblick auf den ARPU – Der ARPU im Breitband-Markt
wurde durch die fallenden Preise in Europa stark beeinflusst. Die Entwicklung der Einzelhandelspreise ist je nach Land sehr unterschiedlich, aber der Trend der fallenden
Preise hält generell an. Die Länder mit den stärksten Preisrückgängen im Jahr 2005
waren Deutschland (32%), Großbritannien (25%), die Niederlande (15%) und Spanien
(12%). Fallende Preise bedeuten für die Verbraucher mehr Leistung für weniger Geld.
Auf den meisten Märkten wird eine Bandbreite mit bedeutend höherer Kapazität angeboten und das meist ohne zusätzliche Kosten für den Verbraucher. Auch werden immer
mehr unbegrenzte Pauschalverträge (z.B. Flatrates in der Telefonie) angeboten; entweder gegen eine geringe monatliche Gebühr oder im Rahmen einer monatlichen Breitband-Gebühr. In Frankreich können die Verbraucher beispielsweise 90 „freie“ Fernsehkanäle als Bestandteil ihres Dienstleistungspakets nutzen. Diese Entwicklung gestaltet
sich gerade für die Verbraucher als sehr vorteilhaft:
Entwicklung des ARPU im Breitband-Geschäft
Gesamter ARPU im Breitband-Geschäft (Zugang, Verkehr und Mehrwert
generierende Dienste) in PPP-EUR, angepasst an das Preisniveau der Länder
Kommentar
60
Österreich
Schweiz
Niederlande
Frankreich
Hongkong
50
40
Belgien
Großbritannien
Schweden
USA
30
Deutschland
Japan
20
10
Jahre nach Einführung
der BreitbandTechnologie
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
� Interviews mit Branchenexperten zeigen, dass in den
meisten Märkten bis zum Jahr
2008/2009 eine Stabilisierung
des ARPU zu erwarten ist.
� „Wir erwarten bis zum Jahr
2008 eine Stabilisierung des
fallenden ARPU durch
Mehrwert generierende
Dienstleistungen“, so ein
Branchenexperte aus den
Niederlanden.
� „TV-Angebote werden zu
einem Anstieg des ARPU
führen, aber nicht das
Endergebnis beeinflussen, da
die Kosten für Inhalte im
Allgemeinen hoch sind (z.B.
digitale Rechte)“, so ein
Branchenexperte aus der
Schweiz.
Quelle: Breitband-Studie von Arthur D. Little; Die Markierung zeigt die Position der Länder gemessen an den Jahren nach der
Breitband-Einführung (z.B. in den USA im Jahr 1994, jetziger Stand 2006 nach 12 Jahren)
Aussichten für den ARPU – In der Zukunft wird der ARPU im reinen BreitbandGeschäft kontinuierlich fallen und sich auf 15-25 Euro pro Haushalt einpendeln, während er für Multiple-Play-Lösungen und -Dienstleistungen des Breitband-Festnetzes
(Breitband-Zugang, Video, Fernsehen, Spiele und Telefonie) weiter steigen wird, sodass
im Jahr 2011 ein Gesamt-ARPU von 55-75 Euro erreicht sein wird. Diese Prognose
wird auch von den meisten Branchenexperten bestätigt, die dem ARPU im BreitbandMarkt eher konservativ gegenüberstehen.
„Es wird keine Applikation geben, die alle anderen in den Schatten stellt, aber beim
Fernsehen gibt es für den ARPU noch „Aufwärtspotenzial“. Wir erwarten auf lange
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Bisherige Trends in der Entwicklung des ARPU – Beim ARPU im BreitbandGeschäft war in den letzten Jahren ein europaweiter Abwärtstrend zu beobachten. Der
ARPU ist mit zunehmender MarkPenetration gefallen, was sich in der Preissensibilität
beim Basiszugang im Massenmarkt widerspiegelt. Dementsprechend ist der ARPU in
den Märkten typischerweise am Höchsten, die noch in den Kinderschuhen stecken.
25
Sicht einen ARPU im Bereich von 45-70 Euro. Im Jahr 2008 ist eine Veränderung
des allgemeinen Abwärtstrends zu erwarten.“
(Zitat aus einem der Interviews mit Betreibern, Anbietern von Inhalten und Geräteherstellern)
Zwei Fallstudien zeigen unterschiedliche Entwicklungen des ARPU; während Iliad/Free
seinen ARPU durch Dienstleistungen mit hohem Mehrwert steigern konnte, ist der
ARPU von KDG gefallen, da das Unternehmen keine entsprechenden Angebote bereitstellen konnte.
Entwicklung des ARPU im Breitband-Geschäft
Iliad – FR
KDG – DE
Monatlicher ARPU in Euro
35
30,10
Netze der nächsten Generation in Europa
30
30,60
Fallstudie
Kommentar
Monatlicher ARPU in Euro
32,20
31,10
35
30
25
25
20
20
15
15
10
10
5
5
27,60
25,84
26,51
25,85
22,50
0
0
Q1 2005
Q2 2005
Q3 2005
Q4 2005
� Iliad bietet Mehrwert generierende
Dienstleistungen wie IPTV und VoD an
und kann seinen ARPU steigern.
� Der Iliad-ARPU steigt durch höheren
Anteil neuer Nutzer von MehrwertDienstleistungen sowie höhere Nutzung
durch bereits vorhandene Abonnenten.
Q4 2004 Q1 2005 Q2 2005 Q3 2005 Q4 2005
� Der ARPU von KDG ist in den letzen
5 Quartalen gefallen.
� Der ARPU von KDG konnte nicht durch
Mehrwert-Dienstleistungen stabilisiert
werden, da VoIP erst seit Mitte 2005
angeboten wird.
� Trotz starken Wettbewerbs auf dem
französischen Markt
konnte Iliad seinen
ARPU durch Mehrwert
generierende Dienstleistungen steigern.
� KDG hat noch kein
umfassendes Angebot
an Mehrwert generierenden Dienstleistungen
und muss im Jahr 2005
einen Rückgang des
ARPU hinnehmen.
Quelle: Breitband-Studie von Arthur D. Little
Gesamtausgaben für Telekommunikation – Ein Blick auf den Telekommunikationsmarkt in den Benchmark-Ländern zeigt, dass alle Telekommunikationsdienste zusammengenommen (Sprachdienste, Datendienste und alle anderen Inhalt-/TV-Dienste
sowohl für Festnetz- als auch für Mobilnetz-Betreiber) gegenwärtig einen durchschnittlichen Pro-Kopf-Umsatz von etwa 50 Euro pro Monat erzielen. Obwohl Konvergenz
neue Opportunitäten im Dienstleistungsbereich schafft, wird erwartet, dass der Telekommunikationsmarkt bis zum Jahr 2011 nur ein Wachstum von 3,1% pro Jahr erreichen wird, da davon ausgegangen werden kann, dass sich das Wachstum herkömmlicher
Segmente wie feste Sprachdienste weiter verringert:
26
Durchschnittlicher Umsatz pro Kopf in Europa
Euro
70
Kommentar
– 2010) = 3,1%
tumsrate (2005
Jährliche Wachs
60
50
40
30
20
10
0
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Fixed Voice
Mobile Voice
Fixed P2P und Internet
Mobile P2P und Internet
Kabel-TV (analog und digital)
IPTV und Inhalt über Festzugang
Digital-DTH (Satellit)
Mobil-TV und Inhalt
Quelle: Exane BNP Paribas, Analyse von Arthur D. Little (2006)
A
� Weitere Subventionierung
von Fest- und Mobilfunknetzen aufgrund sinkender
Mobilfunktarife (z.B. in
Deutschland, Spanien)
� Intensive Entwicklung von
Möglichkeiten des standortunabhängigen und mobilen
Breitbandzugangs
� Zunehmende Teilung der
Wertschöpfung mit
Anbietern von InternetDiensten und Inhalten
� Neue Dienste und besserer
Zugang zu vorhandenen
Diensten
Wettbewerbslandschaft im Jahr 2011 – Entwicklung verschiedener Szenarien
Die Entwicklung des Breitband-Marktes bis zum Jahr 2011 hängt von den zu erwartenden Veränderungen im Wettbewerbsumfeld ab. Angesichts dieser Ungewissheit haben
wir drei verschiedene Szenarien entwickelt, um die unterschiedlichen Richtungen aufzuzeigen, welche die Branche einschlagen kann. Die Entwicklung von Szenarien soll dabei
helfen, ein klareres Bild einer komplexen und ungewissen Zukunft zu erhalten. Sie soll
Führungskräften und Investoren helfen, strategische Chancen und Risiken verschiedener
in Frage kommender Entwicklungsrichtungen frühzeitig gegeneinander abzuwägen:
Szenarien und strategische Bedeutungen
A
Anwendungsmöglichkeiten der Nutzer
A1
B Wertverschiebung
Entwicklung hin zur Integration
Dominanz der
Festnetz-Betreiber
� Neues konvergentes
Lifestyle-Produkt, nicht an
Leistung des Zugangs
orientiert
� Nahtlose Dienste
� Eine Plattform für mehrere
Endanwendergeräte
(Mobiltelefon, Spielekonsole,
Digitalkamera, Videokamera
usw.)
A2
� Preissenkungen bei mobilen
Sprach- und Datendiensten,
um Mobilfunkverkehr zu
stimulieren
� Mehr Mobildienste durch
zunehmende Zahl von
Unternehmen, die den Markt
abschöpfen (z. B. Disney
MVNO)
� Investitionen in F&E sowie in Rechte an Inhalten
Strategische
Bedeutung für die
heutigen Betreiber
C Subventionierung
Dominanz der
Mobilnetz-Betreiber
� Prüfung des Geschäftsmodells auf Eignung für konvergente
Dienste
� Verbesserung/Ausbau der Infrastruktur oder Partnerschaften, um
das Gesamtkonzept zu verbessern
� Umwandlung in ein IT/IP-Unternehmen
� Branchenkonsolidierung, aus der wenige große Unternehmen
hervorgehen, die inhaltsorientiert und konvergent sind
� Inhalte sind weltweit gefragt
� Download/Streaming von
� Größere Bandbreite durch
Subventionierung
Inhalten über Suchmaschinen (Google, Yahoo)
oder Anbietern von Inhalten
� Jederzeit verfügbarer Zugang
über Patchwork-Netze
(alternative Quellen)
� Mehr Anbieter, die lokalen
� Exklusiver Inhalt (Zeitraum,
� Massive Verbesserungen der
Moderator)
� Prüfung der Eignung des
Geschäftsmodells „Vom
Betreiber zum
inhaltsorientierten
Medienunternehmen“
� „Intelligente Partnerschaften“
(mit Internetfirmen,
Medienunternehmen usw.)
Zugang bereitstellen
� Möglicher Bedeutungsverlust
von Zugangs- und
Dienstanbietern
vorhandenen Infrastrukturen
um mit „subventionierter”
Bandbreite mitzuhalten.
Geringere Rentabilität
� Ausgliederung des
Zugangsgeschäfts?
� Kostensenkung und Umstrukturierung, um Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Die Telekommunikationsbranche erfährt sowohl quantitativ als auch strukturell eine
massive Umgestaltung. Auf den Markt drängende branchenfremde Unternehmen bereiten sich vor, den vorhandenen Breitband-Betreibern Marktanteile streitig zu machen,
sowohl im Hinblick auf die Infrastruktur als auch auf Dienstleistungen. BreitbandBetreiber können sich weder einen verzögerten Ausbau der Infrastruktur noch eine langsame Einführung konvergenter Dienstleistungen erlauben.
Quelle: Arthur D. Little
1.5 Szenario A1: Entwicklung hin zur Integration
(Dominanz der Festnetz-Betreiber)
Die „Rache“ der Festnetz-Betreiber
Nutzungserlebnis – Verglichen mit den heutigen Möglichkeiten, die sich mehr oder
weniger auf den Zugang beschränken, wird das Nutzungserlebnis durch viel attraktivere
Anwendungsmöglichkeiten verbessert und eine ganz neue Art des Lifestyles mit sich
bringen. Für die Betreiber ist es wichtig, nicht nur Produktpakete anzubieten, sondern
auch nahtlos integrierte Dienstleistungen. Die IP-Konnektivität basiert auf einer einzelnen Plattform, die mehrere Endanwendergeräte zulässt. Dadurch kann ein Kunde beispielsweise zuhause von einem stationären Fernsehgerät aus ein Video abrufen und dann
eine nahtlose Verbindung mit einem Mobilfunkgerät herstellen, um sich nach Verlassen
der Wohnung das Video weiter anschauen zu können. Er kann auch beispielsweise Fotos,
die er mit einem Mobiltelefon oder einer Digitalkamera aufgenommen hat, automatisch
auf die eigene Festplatte laden lassen, wenn er seine Wohnung betritt, während dasselbe
A
27
Gerät ihn über neue E-Mails informiert und fragt, auf welchem Gerät diese angezeigt
werden sollen. Dies sind nur einige Beispiele für mögliche Veränderungen im Alltag der
Nutzer, die in diesem Szenario beschrieben sind.
Netze der nächsten Generation in Europa
Auswirkungen auf den Markt – Die Auswirkungen dieses Szenarios auf den gesamten
Breitband-Markt werden erheblich sein. Im Allgemeinen verbessert sich das Angebot an
Dienstleistungen in Quantität, Qualität und Preis, während der Bedarf an neuen Dienstleistungen und höheren Breitband-Geschwindigkeiten steigt. Die Kunden sind bereit,
Geld für die ständig wachsende Zahl von attraktiven digitalen Dienstleistungen auszugeben. Das zeigt sich darin, dass sie Zusatzverträge für Premiumpakete und interaktive
Dienste abschließen. Aus diesem Grund steigt die Fernseh- und Breitband-Penetration
stark an, während der durchschnittliche Preis pro Dienst fällt. Die Gebühren werden
hauptsächlich durch Pauschalverträge (Flatrates) abgedeckt, die nicht in direkter Verbindung mit dem individuellen Nutzungsumfang stehen.
28
Bedeutung der Inhalte – Die Inhalte sind ein wichtiger Wettbewerbsfaktor in diesem
Szenario. Sie werden (abgesehen von einigen Ausnahmen) das Eigentum der dominanten
Telekommunikationsunternehmen sein. Es zeichnet sich ab, dass Telekommunikationsunternehmen immer mehr Rechte an Inhalten erwerben und versuchen, aus diesen über
ihre Zugangsplattformen (für Breitband-Festnetze, Mobilfunk-Dienste, Pay-TV usw.)
Nutzen zu ziehen. Die folgende Abbildung zeigt derzeitige Geschäfte mit dem Inhalt:
Überblick TV-Pläne der Telekom-Betreiber
Fallstudie
Derzeitige Geschäfte mit dem Inhalt
Betreiber
Kommentar
Inhalt
Belgacom
Fußballrechte für
IPTV
36 Millionen Euro für drei Jahre Übertragungsrechte für 18 Clubs der belgischen Fußballliga. Im Juni 2005 führte Belgacom über
sein ADSL-Netz IPTV ein.
TIM
Live TV
TIM beabsichtigt, ab 2006 fünf Jahre lang auf drei TV-Kanälen von Mediaset Fernsehsendungen und Fußball anzubieten.
Vodafone
Mobil-TV
Im November 2004 wurde Mobil-TV eingeführt. Vodafone Mobil-TV bietet 15 Onlinekanäle und vier Livekanäle an.
Mobistar
Mobil-TV
Mobistar unterzeichnete einen Vertrag mit Belgian Business Television, um TV-Inhalte über Mobiltelefone anzubieten.
Orange
Mobil-TV
Orange bietet 18 TV-Kanäle an.
BT
IPTV
BT plant, seinen Kunden ab 2006 Fernsehen auf Abruf und Video über Breitband anzubieten. Pilotversuche sollen Anfang 2006
beginnen.
BT
Mobil-TV
BT arbeitet an einem Mobilfunkprodukt (BT Livetime), das Mobil-TV und GSM mit einem Gerät ermöglicht und auf dem DABStandard basiert.
Viatel
Fußballrechte
Durch eine Partnerschaft mit Chelsea werden Breitband-Dienste mit Zugang zu allen Fußballspielen von Chelsea bereitgestellt.
Hutchison
Fußballrechte
Der Dienst bietet Video-Highlights, SMS, Club-Neuigkeiten, Benachrichtigung über Tore, Interviews mit Managern, Video-Vorschau
und Analysen. Des Weiteren werden Highlights der UEFA Champions League und Inhalte aus Soccer AM, Sky Sports und Football
365 angeboten.
Proximus
Mobil-TV
Zugang zu CNN, Euronews EN, Euronews FR, FashionTV, JIM, RTL-TVI, TLB, Trace TV, Vitaya und VTM seit September 2005.
Vodafone
Mobile-TV
Vodafone und der Satellitensender BSkyB kündigten an, dass am 8. November 2005 über das 3G-Netz von Vodafone ein MobilTV-Dienst mit 19 Kanälen eingeführt wird.
Vodafone
Fußballrechte
Dreijahresvertrag als Sponsor der UEFA Champions League, der am 1. Juli 2006 beginnt. Vodafone kann Benachrichtigungen
über Tore, Video-Highlights, Vorschaupakete mit offiziellem Text und Dienste anbieten.
Quelle: Deutsche Bank
Strategische Bedeutung – Bei diesem Szenario müssen Unternehmen in Forschung
und Entwicklung, sowie in Rechte an Inhalten investieren, um ihre aktuellen Geschäftsmodelle zu optimieren und sich auf zukünftige Anforderungen der Konvergenz vorzubereiten. Netze und Infrastrukturen müssen an neue Bedürfnisse der Kunden angepasst
werden. Bei der zunehmenden Vielfalt von Dienstleistungen in diesem Szenario ist eine
einzelne herkömmliche Plattform nicht ausreichend. Daher ist die Fähigkeit der Nutzung von Festnetz- und Mobilfunklösungen, die einen nahtlosen Zugang zu Inhalten
ermöglichen, ein strategischer Wettbewerbsvorteil. Mit effizienten Technologien muss
das Frequenzspektrum erweitert und Kapazität für Plattformen bereitgestellt werden.
Nur so wird man den Bedürfnissen der Kunden gerecht werden können, die die Angebote zu Hause und unterwegs gleichermaßen nutzen wollen.
Anhaltspunkte – Aktuell sind bereits Anhaltspunkte für dieses Szenario in den Märkten erkennbar; führende etablierte Betreiber setzen umfangreiche Mittel ein, um ihre
A
France Telecom: Komplette Konvergenz
Das „Livebox“-Konzept *
LivePhone: das erste Internettelefon
Zugang zu WiFiKamerabild vom
Mobiltelefon aus
USBVerbindung
Fallstudie
Freigegebener
Drucker, egal
welcher PC
eingeschaltet ist
� Das erste BB-Telefon mit drahtloser
Verbindung zum Livebox-System, das
den Eingang von E-Mail ankündigt und
automatisch die Wanadoo-Kontaktliste
aktualisiert
� Zugang zu praktischen Inhalten ohne
Einschalten des Computers
Livebox®
Bild-Upload von
einem
Mobiltelefon mit
Kamera zu WebPhoto-Album
Musik direkt aus
dem Netz in HiFiQualität
LivePhone
Quelle: Arthur D. Little; * France Telecom plant, bis zum Jahr 2008 12 Millionen Livebox-Systeme zu verkaufen
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Kompetenz im Bereich der Konvergenz zu entwickeln. So ermöglichen beispielsweise
die Anwendungen „Livebox“ und „LivePhone“ von France Telecom den Nutzern, verschiedene persönliche Geräte (Mobiltelefone usw.) nahtlos miteinander zu verbinden.
Telecom Italia bietet mit „Home Access Point“ einen drahtlosen Zugang für konvergente Dienstleistungen an, die von zu Hause aus genutzt werden können. Mit „Bluephone“ bietet die British Telecom eine vollständig integrierte Sprachlösung an, die sich
zu einem der gefragtesten konvergenten Dienstleistungen auf dem Markt entwickelt hat.
Bei „Bluephone“ geht es um die Konvergenz von Fest- und Mobilfunknetzen, während
sich Konvergenz im übrigen Teil dieses Abschnitts eher auf die Verbindung zwischen
Unterhaltung und Telekommunikation bezieht. Ein weiterer Anhaltspunkt für ein solches Szenario ist die Fusion von NTL und des MVNO-Betreibers Virgin, wodurch sich
der Festnetz-Betreiber NTL den Mobilfunkmarkt eröffnet.
1.6 Szenario A2: Entwicklung hin zur Integration
(Dominanz der Mobilnetz-Betreiber)
Die Betreiber von Mobilfunknetzen werden am Ende
die großen Gewinner sein
Abweichungen vom ersten Szenario – Zwischen dem ersten und zweiten Szenario
bestehen deutliche Unterschiede; in diesem Szenario ist der Kunde auf die FestnetzBetreiber angewiesen, wenn er vollständig konvergenten Lösungen, die von diesen auf
dem Kommunikations- und Unterhaltungssektor angeboten werden, nutzen möchte.
Die Mobilnetz-Betreiber haben jedoch begonnen, sich ihrer leistungsfähigen Netze zu
bedienen, um so viele Anteile wie möglich am Verkehr an sich zu reißen (z.B. durch
Datenkarten). Die Entwicklung hin zu konvergenten Dienstleistungen wird hierdurch
im Vergleich zum ersten Szenario verzögert. Während im ersten Szenario hauptsächlich
eine Verschiebung der Wertschöpfung zwischen den verschiedenen Netzen stattfindet,
zeigt das zweite Szenario eine Entwicklung, in der Fest- und Mobilnetz-Betreiber jeweils
versuchen, so viel Gewinn wie möglich aus dem Datenverkehr abzuschöpfen.
Anhaltspunkte – Aktuell sind bereits Anhaltspunkte für eine „Entwicklung hin zur Integration“ erkennbar; führende Mobilnetz-Betreiber treten in den Breitband-Festnetz-
A
29
Mobilfunknetz-Betreiber erweitern Geschäft um
Festnetz-Angebote
Netze der nächsten Generation in Europa
Situation
Beispiele
Folge
� Reine Betreiber von Mobilfunknetzen stehen ebenso wie
Festnetz-Betreiber vor der
Notwendigkeit, konvergente
Telekommunikationsdienste
anbieten zu müssen.
� Diese Notwendigkeit wird durch
zwei Faktoren bedingt:
1. den Bedarf der Kunden an
Konvergenz,
2. den Wachstumsdruck, der auf
dem Investor lastet.
� Dadurch müssen reine Betreiber
von Mobilfunknetzen Szenarien
für konvergente Dienste definieren und Alternativen finden, um
Einkünfte aus anderen Bereichen
als dem herkömmlichen Mobilfunkgeschäft zu erwirtschaften.
� LLU-Strategien ermöglichen
Betreibern von Mobilfunk-Netzen,
konvergente Dienste anzubieten;
dies wäre durch den Wiederverkauf eines von einem etablierten
Unternehmen erworbenen DSLPakets nicht möglich.
� Betreibern von Mobilfunknetzen
haben Optionen um in den LLUMarkt einzutreten:
– entweder könnten sie ihre
Breitband-Kapazitäten von
Grund auf ausbauen und sich
auf die eigene Vermarktung
verlassen
– oder vorhandene LLU-basierte
Breitband-Dienstleister
akquirieren und weiter
investieren
Vodafone kündigte im April
2006 die Einrichtung eines
speziellen Unternehmensbereichs an, der sich auf
konvergente Dienste
konzentriert.
Zur gleichen Zeit hat sich
O2 mit LLU befasst, der
Hersteller Fujitsu hat
Verkaufsgespräche
bestätigt.
Der belgische Mobilfunknetz-Betreiber Mobistar
nutzt seit Ende 2005
DSLAMs von Alcatel und
weitet sein Geschäft durch
Entbündelung der Teilnehmeranschlüsse auf DSL
aus.
Quelle: Light Reading, Unternehmensinformationen, Arthur D. Little
markt ein und analysieren bereits Möglichkeiten für die Entbündelung von Teilnehmeranschlüssen. So kündigte die Vodafone Group im April 2006 die Einrichtung eines
speziellen Unternehmensbereichs an, der sich auf konvergente Dienstleistungen konzentriert. Zur selben Zeit hat sich auch O2 mit der Entbündelung befasst; der Hersteller Fujitsu bestätigte Verkaufsgespräche mit dem Mobilnetz-Betreiber. Der belgische
Mobilnetz-Betreiber Mobistar nutzt seit dem Jahr 2005 DSLAMs von Alcatel und weitet
somit auch sein Geschäft durch Entbündelung der Teilnehmeranschlüsse auf DSL aus.
Wird Vodafone in das Geschäft mit BreitbandFestnetz einsteigen?
Fallstudie
Screenshots
Kommentar
� Vodafone kündigte im April 2006
die Einrichtung des neuen
Unternehmensbereichs „New
Businesses and Innovation“ an.
� Dieser Unternehmensbereich
konzentriert sich auf
konvergente und IP-Dienste, um
neue Ein-nahmequellen zu
erschließen.
� Für Analysten bedeutet das,
dass Vodafone entbündelte
Breitband-Dienste als Paket
weiterverkauft, das Fest- und
Mobilnetzdienste enthält.
� Es kann aber auch ein Hinweis
darauf sein, dass Vodafone
beabsichtigt, Spezialisten für
Breitband-Festnetze heranzuziehen, um sich direkt auf dem
DSL-Markt zu etablieren.
30
Quelle: Light Reading, Company Information, Arthur D. Little
1.7 Szenario B: Verschiebung der Wertschöpfung
Werden Unternehmen wie Google und Yahoo die Welt
beherrschen?
Nutzungserlebnis – Im Szenario „Verschiebung der Wertschöpfung“ wird das Nutzungserlebnis inhaltsorientiert sein, während der Zugang im Gegenzug zur Massenware
verkommt und deren Betreiber als reine „Leitungsbereitsteller“ fungieren. Die Kunden werden durch exklusive und umfangreiche Inhalte (z.B. Filme, Musik und Spiele)
A
gewonnen, während die Rechte an den Inhalten diese neue Generation von Marktteilnehmern gehören wird. Der Markt wird sich aufteilen, womit es sehr unwahrscheinlich ist, dass ein einzelner Betreiber die Rechte an allen Inhalten erwirbt. E-Business
Dienstleister wie Google, Yahoo, Apple/iPod und Microsoft werden Inhalte bündeln
und Rechte erwerben, (z.B. an der Fußballweltmeisterschaft oder an Formel-1-Rennen).
Hollywood-Studios wie Paramount oder Universal bieten ihre erfolgreichen Kinofilme
möglicherweise direkt über das Internet an, wodurch der herkömmliche Filmverleih
substituiert wird und an Bedeutung verliert.
Universal Pictures: „Download-to-own“
Das Verbraucherverhalten und die aktuellen Marktentwicklungen
zeigen, dass „Download-to-own“-Modelle im zukünftigen
Breitband-Sektor stark an Bedeutung gewinnen können.
Quelle: Golem, CNN, Arthur D. Little
Nebentrends – Zwei wichtige Trends in dieser „Welt der Inhalte“ sind so genannte
„On-the-go“-Dienste und anwendergenerierte Inhalte. On-the-go bedeutet, dass Abonnenten unter Verwendung IP-basierter Upstream-Dienste von überall in der Welt aus
auf (persönliche) Inhalte zugreifen können. Die „Slingbox“ (von Sling Media) ist bereits
ein bewährtes Mittel, um Live-Sendungen und aufgezeichnete Inhalte von Zuhause
aus, egal, wo sich dieses befindet, an einen beliebigen Breitband-Zugangspunkt zu senden. Gemeinsame Nutzung von Inhalten bedeutet, dass die Abonnenten über spezielle
Anwendungen alle möglichen Inhalte (z.B. Musik, Filme) gemeinsam nutzen können.
Die Möglichkeit der gemeinsamen Nutzung von Diensten wird derzeit wesentlich durch
die umfassende Einführung von P2P Video Sharing (Videoübertragung durch Kommunikation zwischen gleichrangigen Geräten) vorangetrieben und das Marktpotenzial ist
bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Beide Trends führen dazu, dass die Bedeutung des
Upstream-Kanals zunimmt.
Google – Google (und auch andere Internetunternehmen) haben die Möglichkeit den
Telekommunikationssektor entscheidend zu beeinflussen. Nicht, dass sie gezielt gegen
etablierte DSL-Betreiber vorgehen wollen, aber sie haben ein offensives und defensives
Interesse, sich direkt in die Bereitstellung von Telekommunikationsdienstleistungen einzubringen; einerseits offensiv, weil sie mehr Einfluss auf das Kundenverhalten nehmen
wollen, andererseits defensiv, weil sie befürchten, dass etablierte DSL-Unternehmen
versuchen könnten, ihre Kerndienstleistungen durch Unterbindung von Datenverkehr
zu gefährden. Telekommunikationsdienste sind für Google lediglich weitere Anwendungen im Internet, die hauptsächlich dem Zweck dienen, die eigene Kerndienste zu unterstützen und zu erweitern. Sie stellen keine Hauptquelle zusätzlicher Umsatzerlöse dar.
Nichtsdestotrotz werden so Umsatzquellen beeinträchtigt und die Gewinnspannen der
etablierten DSL-Unternehmen unterminiert.
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Kommentar
� Universal Pictures wird im Mai
2006 in Großbritannien einen
„Download-to-own“-Filmdienst
einführen.
� Alle 6.500 Filme des UniversalKatalogs können so zur
Verfügung gestellt werden.
� Andere bekannte Portale sind
Movielink (führende USFilmproduzenten) und In2Movies
(Warner Bros).
� Eine im April 2006 durchgeführte
Studie von Goldmedia zeigte,
dass viele Verbraucher Content
lieber besitzen als ihn nur zu
nutzen (wie es bei „Video-onDemand“ der Fall ist).
31
Netze der nächsten Generation in Europa
Web 2.0 – Der Begriff „Web 2.0” ist bereits an früherer Stelle erläutert worden. Bei
Web 2.0 wird das Internet nicht als System zur Bereitstellung von Dokumenten gesehen,
sondern vielmehr als Anwendungsplattform. Im Vordergrund stehen die gemeinsame
Nutzung von Diensten, freier Zugang und Teilnahme, Flexibilität und Dezentralisierung. Aus sozialer Sicht spiegelt Web 2.0 die Veränderungen in der heutigen Gesellschaft in Hinblick auf Freiheit, Individualität und Selbstdarstellung wider. Web 2.0 beinhaltet eine veränderte Wahrnehmung und Nutzung des Internets in Richtung offene
Kommunikation mit größerer sozialer Funktion. Es ist wichtig, den mit Web 2.0 verbundenen Trend zu verstehen, da dieser die neue Dimension des anwendergenerierten
Inhalts, der Upstream-Bandbreite und des jederzeit verfügbaren Zugangs noch um weitere Elemente bereichert. Um die gegenwärtige Positionierung von Web 2.0-Dienstleistungen und -Unternehmen deutlicher zu machen, haben wir sechs Gruppen eingeteilt:
32
Web 2.0-Dienste – mögliche Gruppierung
Soziale Medien
Mashups und Filter
Der Webtop
Unter der Haube
� Nachrichtendienste
� „Social-Radio“-Dienste
� „Collaborative-Publishing“Dienste
� „Social-Networking“-Dienste
� „Video-Sharing“-Dienste
� Wikis und OnlineTabellenprogramme
� Online-Kalender
� Online-Projektmanagement
� Online-Textverarbeitung
� Online-E-Mail
� Online-Bereitstellung von
Informationen
� Mashup-Suche
� Job-Suchmaschinen
� Blog-Suchmaschinen
� Immobilien-Mashup
Anbieter von Internet-TV
Geschäftskontaktdatenbanken
RSS-Marketing
Plattformen für OnlineUnternehmenssoftware
� Blogging-Tools
�
�
�
�
Nischenunternehmen
erweiterbar
Das neue Telefon
� Telefonie mit freier Software
� Internet-Telefonsoftware
� Verwaltungssoftware für die
Einwahl
� P2P-Voice-Technologie
Multi Clusters
Kombinationen aus Plattformen,
Gemeinschaften, Suchmaschinen,
Telefondiensten, E-Mail-Diensten
usw.
Großunternehmen
1. Soziale Medien: Was die neue Kultur im Web auszeichnet, ist, dass Inhalte von Verbrauchern erstellt werden. Davon zeugen allein schon die fast 30 Millionen Blogs und
70 Millionen Fotos, die unter Flickr.com angeboten werden. Mit einem Mausklick kann
sich jeder als Journalist, Fotograf oder DJ betätigen. Die Nutzer, also bereits über eine
Milliarde Menschen, die durch das Internet verbunden sind, schaffen sich ihr eigenes
soziales Medium. Dies führt wiederum zu Hunderten neuer und vielversprechender
Web 2.0-Geschäfte.
2. Mashups und Filter: Im Zuge der Entwicklung hin zu Web 2.0 erweisen sich die
Sites am nützlichsten, die Inhalte aus verschiedenen anderen Teilen des Webs zusammenfassen oder die Flut an Informationen filtern helfen. Diese Unternehmen greifen
auf bereits vorhandene Web-Inhalte zurück, die sie dann neu organisieren und dadurch
aufwerten.
3. Das Telefon der Zukunft: Fast ein Jahrhundert waren Telefon- und Sprachübermittlungsdienste von einem dünnen Kupferdraht abhängig. Heute jedoch können Anbieter von Dienstleistungen Anrufe in kleine Datenpakete umwandeln und diese über
schnelle Verbindungen weiterschicken, ohne die herkömmliche Sprachübermittlung,
die immense Summen für die nötige Infrastruktur schluckt. Man benötigt nur leistungsstarke, aber preisgünstige Rechner mit einer speziellen Software. Web 2.0 wird das Telefon der Zukunft und der Nährboden für neue Geschäftsfelder sein.
4. Der Webtop: Derzeit sind browserbasierte Anwendungen im Kommen. Eine effiziente Anwendung benötigt nicht mehr Hunderte von Programmierern, die sich an Mil-
A
lionen von Codezeilen abarbeiten. Verschiedene Web 2.0-Unternehmen beschäftigen
weniger als 10 IT-Spezialisten und sind mit ein wenig Kreativität in der Lage, rasch
neue, populäre Websites ins Internet zu stellen. Die heutigen webbasierten Anwendungen sind fast ebenso zuverlässig wie die integrierten Programme auf einem PC-Desktop
(Audio-, Video- und Drag & Drop-Funktionen usw.).
5. Unter der Haube: Immer mehr Unternehmen bieten sich entweder selbst als webbasierte Plattform an, die von anderen Unternehmen für die Entwicklung von Software
und den Ausbau von Geschäftsfeldern verwendet werden kann oder entwickeln Basisprogramme, die einige der bezeichnenden Qualitätsmerkmale von Web 2.0 aufweisen.
Alle Trends in Verbindung mit Web 2.0 basieren auf der Nutzung bestimmter intelligenter Dienste mit großem Mehrwert für die Anwender und zeichnet sich dadurch aus, dass
die Anzahl Nutzer schnell ansteigt. Die Betreiber haben die Möglichkeit, solche Dienste
für ihr Produktangebot zu akquirieren oder solche innovativen Dienste selbst zu entwickeln und zu vermarkten, um dadurch ihren Besucherverkehr und ihre Kundenbindung
zu intensivieren. Das Ökosystem Web 2.0 hat bereits eine unglaubliche Fülle an Inhalten
hervorgebracht (Blogs, Podcasts auf iTunes, Videos auf youtube.com usw.), die weiter an
Bedeutung gewinnen, was sich unter anderem daran zeigt, dass Zeitungen bereits Videos
von YouTube.com auf ihrem Inhalteportal bereitstellen. Solche Trends müssen sorgfältig
analysiert werden, da sie entscheidend für eine strategische Partnerschaft sein können.
Strategische Bedeutung – Was das Szenario „Verschiebung der Wertschöpfung“ anbetrifft, so müssen sich die heutigen Breitband-Unternehmen entweder als Anbieter von
Inhalten der neuen Generation positionieren oder ihre Geschäftsmodelle auf die Rolle
als Zugangs-Anbieter ausrichten. Der Einfluss dieses Szenarios auf den gesamten Breitband-Markt wird enorm sein. Das Risiko, zu einem reinen Vermittler zu werden wird
die heutigen Breitband-Betreiber zwingen, sich potenzielle neue Einnahmequellen mit
Hilfe kommerzieller QoS-Vereinbarungen zwischen Netzbetreibern und „Over-thetop“-Anbietern zu erschließen, was zu einer weiteren Kundensegmentierung führt. Im
Allgemeinen ist zu erwarten, dass sich die angebotenen Inhalte deutlich in punkto Quantität, Qualität und Preis verbessern. Die Vielfalt der Inhalte nimmt zu und deckt alle
möglichen Bedürfnisse seitens der Verbraucher an den Unterhaltungssektor. Sie sind
bereit, Geld für exklusive und Premium-Inhalte auszugeben, während der durchschnittliche Preis für den zur Massenware werdenden Breitband-Zugang fällt. Die BreitbandPenetration nimmt stark zu, während der durchschnittliche Preis pro Dienst sinkt. Die
Infrastruktur wird nur eine untergeordnete Rolle spielen, da in diesem Breitband-Szenario die angebotenen Dienstleistungen und nicht die Netze von Bedeutung sind. Konvergenz wird hier jedoch weit weniger wichtig sein als in den ersten beiden Szenarien. Die
Akquisition von Frequenzen und die Bereitstellung von Kapazität durch effiziente Technologien sind im Gegensatz zum Eigentum an Inhalten keine Schlüsselfaktoren.
Anhaltspunkte – Aktuell sind bereits Anhaltspunkte für dieses Szenario erkennbar; eine
neue Generation von Unternehmen ist dabei, ihre Geschäftsfelder auf die Telekommunikationsbranche auszudehnen. Yahoo hat es beispielsweise geschafft, exklusive Geschäfte
auf globaler Ebene abzuschließen (z.B. Yahoos Live-Sendung von Howard Stern) und so
bereits unzählige Zuschauer angezogen. Nachdem Hollywood-Studios ihre Blockbuster
in der Vergangenheit nicht online verkaufen wollten, richten sie nun auch Download-toown-Portale ein, die immer mehr Beachtung finden (z.B. Warner Bros, Universal).
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
6. Multi-Cluster: Multi-Cluster-Unternehmen bieten Dienstleistungen an, in denen
einige oder alle der oben genannten Web-Dienste kombiniert sind; solche Unternehmen
sind in der Regel große, global operierende E-Business-Unternehmen.
33
Yahoo: Geschäft mit neuem Inhalt
Fallstudie
Netze der nächsten Generation in Europa
� 6,4 Millionen Live-Video-Streams
� Aufstellung eines neuen Rekords für höchste Zahl von WebcastZuschauern (> 350.000)
� Millionen Angebote für Offline-Markenartikel
� 580.000 Online-Eindrücke von mehr als 20 Y!
Yahoo-eigene Dienste (Wert 2,4 Millionen US-Dollar)
� 75 Millionen PR-Eindrücke
� Integrierung der 12+ Y! Produkte in die Howard Nation Site
34
� Vorhaben
Bereitstellung des weltweit zuverlässigsten Videodienstes, der Nutzern,
Herausgebern und Werbern den maximalen Nutzen bringt
� Strategie
Aufbau eines umfassenden und offenen Index, der Nutzern die Suche
nach Videoangeboten ermöglicht, Herausgeber motiviert, Videoangebote
gemeinschaftlich zu nutzen, zu propagieren, zu schützen und zu
monetisieren, und Werbern den Zugang zu einem größeren Publikum
ermöglicht
� Zielsetzung
Die Nummer 1 der Online-Videoanbieter zu werden, gemessen am
Marktanteil, an der Abdeckung, der Relevanz und der Aktualität
Quelle: Arthur D. Little
1.8 Szenario C: Gesponserte Breitband-Entwicklung
Im Szenario „Gesponserte Breitband-Entwicklung” geht es um die Einführung von
FTTH in Europa in Form von regionalen und lokalen Mikronetzen, welche vorhandene
Breitband-Infrastrukturen häufig überlagern, wie es in Märkten mit mehreren Anbietern
von Breitband-Festnetzen der Fall ist. Für die Nutzung dieser Netze gibt es zwei grundlegende Modelle:
 Beim „Wholesale“-Modell sind der passive und aktive Netzbetrieb und die Bereitstellung von Diensten in drei voneinander unabhängige Ebenen aufgeteilt.
 Beim „Retail“-Modell wird der Gesamtprozess hauptsächlich von einem einzelnen
Betreiber abgewickelt, der sich integrierter Netze und Dienste bedient.
In Europa verwenden die Gemeinden und Energieversorger, die FTTH einführen,
hauptsächlich das Wholesale-Modell. Das bedeutet, dass der Gesamtprozess auf mehrere
Interessengruppen verteilt wird, wobei zwischen Zugang und Diensten getrennt wird.
Nutzungserlebnis – Das Nutzungserlebnis wird sich im Gegensatz zu den ersten drei
Szenarien nicht bedeutend verändern. Es ist nicht wahrscheinlich, dass sich das Dienstleistungsangebot drastisch verändert; zum einen, weil es keine wesentlichen treibenden
Kräfte in punkto Innovation gibt (wie es jetzt bei etablierten Betreibern und KabelnetzBetreibern der Fall ist) und zum anderen, weil finanzierte FTTH-Netze keinen konvergenten Zugang bieten (sondern auf die Bereitstellung von Triple-Play-Dienstleistungen
über eine Festverbindung beschränkt sind). Der Nutzen für den Kunden bleibt damit
fraglich. Die Tatsache, dass es sich bei diesen Netzen um regionale und lokale Netze handelt, macht es für Anbieter von Dienstleistungen weniger attraktiv, Inhalte bereitzustellen oder Anwendungen zu wettbewerbsfähigen Preisen zu entwickeln, die wirklich das
überlegene Potenzial an Bandbreite einer durchgehenden Glasfaserverbindung nutzen.
Strategische Bedeutung – Im Szenario „Gesponserte Breitband-Entwicklung“ müssen die vorhandenen Infrastruktur-Betreiber mit umfassender Aufrüstung reagieren,
um wettbewerbsfähig zu bleiben, da durch die Ausdehnung der Breitband-Kapazitäten (durch FTTH-Projekte der Interessengruppen) die Wahrnehmung geschaffen wird,
dass im Breitband-Markt der nächsten Generation sich der Wettbewerb um Kapazitäten dreht und entsprechende Ressourcen Wettbewerbsvorteile mit sich bringen. Daraus
ergibt sich ein eindeutiger Nachteil für etablierte Betreiber und Kabelnetz-Betreiber, die
A
Anhaltspunkte – Aktuell sind bereits Anhaltspunkte für das Szenario „Gesponserte
Breitband-Entwicklung“ erkennbar; immer mehr große Städte und Versorgungsunternehmen, sowie Städte in ganz Europa bereiten sich auf die Einrichtung von Mikro-Glasfasernetze vor.
FTTH-Initiativen von verschiedenen Unternehmen
Aufteilung
7,8%
etablierte Betreiber
alternative
Betreiber/InternetDienstleister
WohnungsbauUnternehmen
und andere
Zahl von Unternehmen
(Stand: Juni 2006)
Gemeinden/Stromversorgungsunternehmen
11,2%
13,8%
67,2%
Gemeinden/
Stromversorgungsunternehmen
78
Wohnungsbauunternehmen
und andere
16
Alternative Betreiber/InternetDienstleister
13
etablierte
Betreiber
9
Gesamt
116
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
gezwungen sein werden, in Kapazitäten zu investieren, welche über der Bedarfskurve liegen und einen Verlust an potentiellen Einnahmen hinzunehmen, da die Kunden angebotene Dienstleistungen mit hohem Mehrwert nur zögerlich nutzen oder zu finanzierten
FTTH-Netzen abwandern werden. Die vorhandenen Unternehmen werden möglicherweise Marktanteile verlieren und gezwungen sein, Kostensenkungen und Umstrukturierungen vorzunehmen. Insgesamt werden die Auswirkungen auf Umsatz und Rentabilität
davon abhängen, inwieweit die unabhängige Glasfasertechnologie Verbreitung findet. Es
ist allerdings anzunehmen, dass sie aus Kostengründen auf dicht besiedelte Stadtgebiete
beschränkt bleibt. Dort, wo der Wettbewerb durch andere infrastrukturbasierte Unternehmen (hauptsächlich Kabel-TV-Netzbetreiber) intensiviert wird, erwägen die etablierten Betreiber, Glasfasernetze näher an die Kunden heranzuführen, um höhere Breitband-Geschwindigkeiten durch Einsatz von VDSL-Technologie anbieten zu können.
Quelle: Idate (Juni 2006)
Stadtverwaltungen stehen mit öffentlich-privaten Partnerschaften oder ihren Versorgungsunternehmen an der Spitze des Aufbaus von FTTH-Netzen in Europa. So hat
Amsterdam angekündigt, ein stadtweites FTTH-Netz einrichten zu wollen, an das in
der Einführungsphase 40.000 Haushalte angeschlossen werden. Auch Wien hat begonnen, ein städtisches Glasfasernetz einzuführen. Der städtische Energieversorger Wien
Strom bietet Internetfirmen und anderen Dienstleistern im Stil eines Wholesale-Anbieters Glasfasernetze an, um Haushalte mit Triple-Play-Dienstleistungen zu versorgen.
Laut jüngsten Pressemitteilungen soll die Einführung der Netze für 50.000 Haushalte
im Frühling 2006 beginnen. Am Ende des Projekts sollen 950.000 Haushalte (100%)
und 70.000 KMUs an das Netz angeschlossen sein.
Trotz der guten Absichten, die hinter den subventionierten FTTH-Netzen stecken, ist
ihr Beitrag zur Förderung eines nachhaltigen Wettbewerbs auf dem Breitband-Markt
jedoch fraglich und einige Fallstudien (z.B. Schweden und die Niederlande) zeigen ihren
wirtschaftlich negativen Einfluss auf.
Fallstudie Schweden: Angesichts der sinkenden Einnahmen aus dem Festnetzgeschäft
und einer Penetration im Mobilfunksektor von fast 100% sind die skandinavischen Telekommunikationsdienstleister gezwungen, nach neuen Geschäftsmöglichkeiten Ausschau
A
35
FTTH in Amsterdam – Niederlande
Fallstudie
Kommentar
Überblick
Über 75 Dienstleister bieten
offene Netze an.
Dienstleister
Standardschnittstelle
BBned erhielt den Vorzug vor
KPN und sorgt für die
Bereitstellung eines
Glasfasernetzes und BackboneKonnektivität.
Wholesale-Anbieter
Netze der nächsten Generation in Europa
Standardschnittstelle
36
Glasvezelnet Amsterdam plant
die Einführung von FTTH in
Zeeburg, Oostwatergraafs-meer
und Osdorp. Van den Berg
Infrastructuren (BAM) und Draka
Comteq Telecom stellen das
Glasfasernetz bereit.
Passiver
ZugangsnetzAnbieter
� Der Amsterdamer Stadtrat plant die erste Phase der
Einführung eines stadtweiten FTTH-Netzes für 40.000
Haushalte für das Jahr 2006.
� Das Vorhaben soll in der zweiten Hälfe 2006 beginnen
und 18 Monate bis zur Fertigstellung dauern.
� Die Kosten von 30 Millionen Euro werden von der Stadt,
fünf Wohnungsbau-Unternehmen und ING übernommen.
� Es werden Großhandelskapazitäten und Leistungen von
BBned eingekauft, die Technologie kommt von Cisco.
� Alle 420.000 Haushalte und auch die kleinen und
mittleren Unternehmen der Stadt sollten Zugang zu den
FTTH-Netzen haben.
� Die Verkabelung erfolgt weitestgehend in Zusammenarbeit mit Versorgungsunternehmen (Ansatz „Nachbarschaftshilfe“).
� Die Stadt wird nicht subventionieren, sondern nach dem
Prinzip „Market Economy Investors“ vorgehen.
� Außer in Amsterdam laufen mehrere andere FTTHInitiativen (z. B. in Rotterdam, Nuenen).
FTTH in Wien – Österreich
Fallstudie
Kommentar
Überblick
Anwendungsdienstleister, die offenen
Zugang anbieten
Inhalte-Anbieter,
die offenen
Zugang anbieten
InternetDienstanbieter,
die offenen
Zugang anbieten
Stadtnetzdienste
Bereitstellung
von Diensten
Stadtweite EthernetAggregation
Kundenstandort
� Wien hat Pläne zum Einsatz von FTTH angekündigt
– mit der Bereitstellung für 50.000 Haushalte soll
noch vor Ende 2006 begonnen werden.
� Am Ende des Projekts werden 950.000 Haushalte
und 70.000 kleine und mittlere Unternehmen (100%
der Haushalte) an das Netz angeschlossen sein.
� Das Netz ist als offene Plattform geplant, die allen
Nutzern Zugang unter gleichen Bedingungen bietet.
� WienEnergie verfügt über umfangreiches Know-how
aus Pilotprojekten und startet die erste Bauphase
(50.000 Haushalte) noch vor Ende 2006 – dennoch
laufen Gespräche mit anderen Marktteilnehmern.
� Verhandlungen mit Immobilien-/Grundbesitzern sind
bereits im Gange.
� Ein weiteres FTTH-Projekt in Österreich, das für
Aufmerksamkeit sorgt, ist in Ried geplant.
Diensteportal
zu halten. Die Branche hat eine „Triple-Play“-Strategie eingeschlagen, um das Wachstumspotenzial auf dem Breitband-Markt zu nutzen. Außerdem wurde das bisherige
Angebot um einen TV-Dienst erweitert. Aufgrund dieser Entwicklung haben alle Betreiber mit dem Aufbau neuer Kapazitäten bzw. der Optimierung ihrer Netze begonnen, um
attraktive Dienstleistungspakete zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten. Dazu nutzen sie die neuen Technologien, die zu geringeren Kosten pro Bit führen. Zur Schaffung weiterer alternativer Infrastrukturkapazitäten tragen zudem Kabel-TV-Unternehmen, lokale Stromversorger, sowie städtische bzw. regionale Entwicklungsprogramme
(z.B. Stokab) bei. Alle diese Initiativen zusammen führen zu massiven Überkapazitäten
auf dem Breitband-Markt, was letztendlich fallende Preise nach sich ziehen wird.
Analysiert man die Entwicklungen der letzten 5 Jahre im schwedischen Breitband-Markt,
so stellt man fest, dass eine große Zahl von zumeist öffentlich finanzierten FTTH-Netzwerken aufgebaut wurden. Diese Projekte beschränken sich jedoch auf ausgewählte
Gebiete und zielten auch nie auf eine landesweite Abdeckung aller schwedischen Haushalte ab. Gewisse Regionen wurden dabei mit subventionierten Internetverbindungen mit sehr hohen Bandbreiten von bis zu 20-100 MBit/s geradezu überschwemmt.
Betrachtet man dabei die nachgefragten Verbindungen, Dienstleistungen und Applikationen seitens der Kunden, so zeigt sich, dass die angebotenen Kapazitäten über diese
FTTH-Anschlüsse die dazu notwendigen Bandbreiten bei Weitem übersteigen.
A
Diese Situation ist von hoher strategischer Bedeutung: Investitionen in alternative Infrastrukturen (Koaxial-, Glasfaser- oder Kupferkabel) werden damit zu „sunk costs“, womit
es das primäre Ziel des Betreibers wird, seine variablen Kosten, welche marginal sind, zu
decken. Der Wettbewerb um wirtschaftliche Triple-Play-Angebote wird zu einem „DerGewinner-bekommt-alles” Spiel, da die angebotenen Dienste ähnlich und unabhängig
von der zugrunde liegenden Technologie sein werden. Der Betreiber (bzw. die Technologie), welcher den Sieg davonträgt, übernimmt das komplette Kundengeschäft, während die Netze der anderen Betreiber Gefahr laufen, Kunden und damit Einnahmen zu
verlieren und zu veralten. Dies leistet einem unerbittlichen Preiswettbewerb Vorschub.
Tatsache ist, dass die beschriebene Entwicklung bereits jetzt zu einer Konsolidierung in
der Branche und zu einem verschärften Wettbewerb geführt hat:
 TeliaSonera (dominanter Marktteilnehmer): Telia und Sonera wurden gezwungen, sich vom Kabel-TV-Geschäft zu trennen, da dies zu den regulatorischen Bedingungen für die Genehmigung der Fusion beider Unternehmen zählte. Vor kurzem
wurde in den schwedischen Medien berichtet, dass TeliaSonera beabsichtigt, in den
kommenden Jahren ein vollständig IP-basiertes Netz der nächsten Generation einzuführen, das sowohl den Festnetz- als auch den Mobilnetzmarkt bedient.
 ComHem (drittgrößter Marktteilnehmer): Das Kabel-TV-Unternehmen wurde
vom privaten Aktienfonds EQT übernommen, unter der Kontrolle von Investor,
einem Unternehmen, das wiederum 40% an 3G Mobile Start-up 3 besitzt. ComHem
war der erste Triple-Play-Anbieter im Oktober 2004; seitdem kämpfen ComHem,
Bredbandsbolaget/Bostream (zweitgrößter Marktteilnehmer) und GlocalNet um den
Triple-Play-Markt in Schweden.
 Tele2: In Ermangelung einer wettbewerbsfähigen Breitband-Zugangsplattform traf
Tele2 im März 2005 eine Vereinbarung mit Telenor, um sein ADSLProdukt für 35%
der schwedischen Haushalte zu entbündeln. Es wird erwartet, dass das Unternehmen
aggressiv um Marktanteile kämpfen wird.
FTTH-Netze ohne gesponserte Breitband-Entwicklung scheinen daher nicht sehr wirtschaftlich zu sein. Die Tatsache, dass der wichtigste unabhängige kommerzielle Anbieter von Triple-Play-Diensten über FTTH-Netze, nämlich Fastweb in Italien, die Einrichtung zusätzlicher Glasfaseranschlüsse stoppte, ist in dieser Hinsicht bezeichnend.
Fastweb ergänzt derzeit sein Glasfasernetz mit entbündelten DSL-Leitungen, da fallende Kosten für entbündelte Teilnehmeranschlüsse durchgehende Glasfaserverbindungen unwirtschaftlich machen. Etwa 35% der Kunden von Fastweb verfügen derzeit über
eine Glasfaseranbindung bis zum Teilnehmeranschluss.
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Solche Angebote führen zu einer kontinuierlichen Preiserosion und zu einer steigenden Nachfrage nach Bandbreiten sogar außerhalb dieser mit FTTH-Verbindungen
erschlossenen Gebiete. Private Betreiber von FTTH- und anderen Breitband-Netzwerken hätten damit künftig in einem unattraktiven wirtschaftlichen Umfeld, in welchem sich bereits ein Preiszerfall abzeichnet, stark in Netze der nächsten Generation
investieren müssen, ohne längerfristige Aussicht auf Amortisation. Deshalb verlangsamten schließlich die etablierten Anbieter und die Betreiber von Kabelnetzen ihre entsprechenden Investitionen. Als Folge dieses öffentlich-finanzierten Breitband-Zugangs zu
tiefen Preisen gingen viele FTTH-Betreiber Konkurs und wurden von größeren, etablierten Betreibern bzw. von Kabelnetz-Betreibern aufgekauft, vor diesem Hintergrund
übernahm Telenor beispielsweise Bredbandsbolaget (B2). Nach dieser grossen Welle der
Konsolidierung über die letzten 1-2 Jahre fehlt in Schweden eine landesweite BreitbandInfrastruktur und weist dafür als Besonderheit einen Flickenteppich von FTTH-Netzen
auf, was eine Herausforderung für zukünftige Investitionen in die entsprechende Infrastruktur darstellt.
37
Preise vs. Angebote an fester Bandbreite – Amsterdam
Preis für Breitband-Zugang
(Euro/Monat)
Kommentar
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Netze der nächsten Generation in Europa
0
0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
Bandbreite (Mbit/s) downstream
� 60 verschiedene BreitbandZugangsdienste von
6 Anbietern (März 2006)
– 4 Reseller
– 4 Netzbetreiber
– 2 lokale Ringnetzbetreiber
� Mindestens 250 kommerzielle
WLANs in der gesamten Stadt
mit drahtlosem BreitbandZugang
� 4 Breitband-Alternativen:
UPC/Cable, Satellite,
Digitenne, IPTV-Anbieter wie
Tele2, DTT-Anbieter wie
KPN-TV und Scarlet TV
� Mindestens 5 verschiedene
Anbieter mit eigenen Netzen,
die feste GlasfaserAnbindungen für
Unternehmen anbieten
Quelle: Arthur D. Little Research (März 2006), www.2surf.nl (basiert auf EC 1054)
Die wirtschaftlichen Aussichten auf die Realisierbarkeit subventionierter FTTH-Netzen, scheinen auf lange Sicht getrübt zu sein, auch im Hinblick auf die derzeitige und
zukünftige Konkurrenz aus den vorhandenen Breitband-Infrastrukturen. Im Falle von
Amsterdam ist der Wettbewerb durch alternative Breitband-Angebote für ortsansässige
Kunden enorm, ebenso im Glasfaser-Zugangsmarkt für B2B.
Neben Priority Telecom (UPC) und KPN haben viele konkurrierende Ortsnetz-Betreiber in Amsterdam eigene Glasfasernetze, an welche die großen Geschäftskunden in
den Gewerbeparks von Amsterdam direkt angebunden sind. In Amsterdam konkurrieren über 10 wichtige Breitband-Anbieter miteinander. Alle verfügen über ein Netz, das
um den Stadtring (A10) läuft und alle wichtigen Gewerbeparks miteinander verbindet.
Außerdem genießen staatliche Einrichtungen wie Schulen, Universitäten, Universitätskliniken und Bibliotheken in Amsterdam die besondere Aufmerksamkeit der Betreiber.
Die wichtigsten konkurrierenden OrtsnetzBetreiber in Amsterdam
Übersicht über Gewerbeparks und
Industriegebiete in und um Amsterdam
38
� Mehr als 10 wichtige Breitband-Anbieter
konkurrieren in Amsterdam.
� Alle verfügen über ein Netz, das um den
Stadtring (A10) läuft und alle wichtigen
Gewerbeparks miteinander verbindet.
Quelle: Arthur D. Little Research
A
Industriegebiete und Gewerbeparks
Teil 2
Netze der nächsten Generation
Der Begriff „Netze der nächsten Generation” bezieht sich in der Regel auf das zukünftige Netz der etablierten DSL-Betreiber. Arthur D. Little ist jedoch der Ansicht, dass das
Konzept der NGNs nicht nur etablierte DSL-Betreiber umfassen sollte, sondern sämtliche wichtigen Breitband- bzw. Infrastruktur-Betreiber einbeziehen und dabei die im Folgenden aufgelisteten Punkte berücksichtigen muss:
 die Beweggründe für die Entscheidung, in ein Netz der nächsten Generation zu investieren, die als Reaktion auf wichtige geschäftsstrategische Dynamiken entsprechend
der jeweiligen Infrastrukturen (Kabelfernsehen, Telekommunikation, FTTH, Mobilfunk) und in Erwartung der zukünftigen Entwicklung des Breitband-Marktes zu
sehen ist
 günstiger Zeitpunkt und Einstieg
Arthur D. Little geht davon aus, dass es keine einfache, allgemeingültige Definition eines
NGN gibt. Im Gegenteil; für jeden heutigen (und zukünftigen) Betreiber von Breitband-Infrastrukturen fällt eine solche Definition anders aus. Es wird zahlreiche konkurrierende NGNs mit unterschiedlichen Technologien und Alleinstellungsmerkmalen
geben, deren Vielfalt sich in den verschiedenen Technologie-Roadmaps und jeweiligen
strategischen Unternehmenszielen widerspiegelt. Ein Konzept für die Netze der nächsten Generation muss daher mehrdimensional und nicht eindimensional oder ausschließlich technologieorientiert ausgerichtet sein.
Wir gehen davon aus, dass DSL- und HFC-Technologien den Breitband-Infrastrukturmarkt weiterhin dominieren werden und dass in einigen Fällen die Mobilfunk-Technologie den Festnetzbereich durch die Förderung der Mobilität als wichtigem Faktor überlagern sowie die Ausdehnung von Festnetzdiensten auf Bereiche unterstützen wird, in
denen auf Kabeltechnologie basierende Infrastrukturen ökonomisch nicht überlebensfähig sind. Die FTTH-Technologie wird in den kommenden Jahren hauptsächlich für
Gebiete mit neu zu errichtender Infrastruktur (Neubauten von Gebäuden und Anlagen)
und lokale bzw. regionale Initiativen von Bedeutung sein. Es gibt jedoch Anzeichen dafür,
dass die geplanten infrastrukturrelevanten Verbesserungen bei FTTH, VDSL2 (20-100
Mbit/s downstream) und EuroDOCSIS 3.0 (bis zu 200 Mbit/s downstream) bis zum Jahr
2011 über den eigentlichen Bedarf an Bandbreite hinausgehen könnten.
Hintergründe der Strategien etablierter DSL-Betreiber und deren Roadmap für
die NGNs – Sowohl die etablierten Betreiber als auch konkurrierende Unternehmen
führen Glasfaseranbindungen näher an die Wohnungen heran, wodurch technische Probleme der xDSL-Technologie überwunden werden. Es wird erwartet, dass mehr als 50%
der Haushalte in den nächsten drei Jahren in den meisten Ländern über einen ADSL2+/
VDSL2-Anschluss verfügen. Ein durch Wirtschaftlichkeitsberechnungen begründeter Einsatz von FTTH-Technologie mit langfristig höherer Rentabilität wird aufgrund
der ungünstigen Kostenstrukturen in Gebieten mit neu zu errichtender Infrastruktur eine eingeschränkte und in Gebieten mit bestehender Infrastruktur ebenfalls nur
eine unwichtige Rolle spielen. Etablierte DSL-Betreiber werden im Hauptnetz schrittweise auf ein Paketvermittlungsnetz umstellen, das über einen einheitlichen IP-basierten
xDSL-Zugang für alle Arten von Dienstleistungen ausgelegt sein wird. Die wichtigsten
Zugangstechnologien werden im ländlichen Bereich ADSL2+ und im wettbewerbsumkämpften städtischen Bereich VDSL2 sein. Die Datenübertragung wird über die bestehenden Infrastrukturen (Kupferkabel) der Betreiber erfolgen.
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
 die Bedeutung der NGNs für die einzelnen Betreiber aus technologischer Sicht
(Leistungsverbesserung) und die entsprechenden Investitionen
39
Netze der nächsten Generation in Europa
TV- und Unterhaltungsangebote sind ein Mittel der etablierten Betreiber, um sich gegen
die Triple-Play-Angebote der Kabelnetz-Betreiber zur Wehr zu setzen und sich auf dem
DSL-Markt zu differenzieren. Die etablierten Betreiber bemühen sich zunehmend um
Fußballübertragungsrechte, die zuvor eine Domäne der Medien waren. Da nun auch die
etablierten Betreiber auf Inhalte setzen, werden die Fußballübertragungsrechte in ganz
Europa immer härter umkämpft. Die Deutsche Telekom (DT), Belgacom, Telenor, Telecom Italia und British Telecom (BT) haben kürzlich Fußballübertragungsrechte erworben. DT hat die IPTV-Rechte an der Bundesliga für 50 Millionen Euro erhalten. Arena
hat ihrerseits 200 Millionen Euro in den Kauf der Kabelrechte investiert. Canal Digital von Telenor ist ein Fußball-Joint-Venture eingegangen. Belgacom hat die Rechte am
belgischen Fußball erworben. KPN hat mit „Club TV“ ein Fernsehkanal eingeführt, der
über IPTV bereitgestellt wird. BT und BSkyB haben sich Rechte an Fußballspielen gesichert, die „quasi live“ übertragen werden. PT Multimedia wiederum besitzt die Rechte
am portugiesischen Fußball.
Hintergründe der Strategien der HFC-Anbieter und deren Roadmap für die
NGNs – Die hohen Übertragungsgeschwindigkeiten von Koaxialkabelnetzen haben es
Kabelnetz-Betreibern ermöglicht, nach und nach immer mehr Telekommunikationsund Unterhaltungsdienstleistungen einzuführen. Digitale Dienste (Pay-TV, Breitband,
Pay-per-View, Kabeltelefonie usw.) tragen zu einem steigenden ARPU im Kabelgeschäft
in den USA bei, während der Kabelmarkt an sich gesättigt ist. Betreiber in Asien verfolgen dieselbe Strategie und suchen nach Möglichkeiten, um die Umsätze auf einem gesättigten Markt zu steigern. Die ständige Technologieverbesserung hat die Umstellung
von analogen Angeboten (wie Fernsehen und Radio) auf digitale Dienste beschleunigt.
Heute ist es Kabelnetz-Betreibern möglich, fast alle digitalen Dienste anzubieten.
Es gibt drei wesentliche Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Kabelnetzen, die parallel durchgeführt werden können:
 Anpassung der Leistungsfähigkeit an die zukünftigen Erweiterungen des EuroDOCSIS-Standards
 Verringerung der Segmentgröße (Zahl der Kunden, die von einem Netzknoten
bedient werden)
 Neue Allokation der Bandbreite
40
In Asien scheint die Umstellung auf digitale Dienste hauptsächlich dem Zweck zu dienen, höhere Einnahmen zu erzielen und der Abwanderung von Kunden entgegenzuwirken. Eine Ausnahme in dieser Hinsicht bildet die Umstellung auf Digitalfernsehen,
was zur Folge hat, dass mehr Bandbreite freigesetzt wird und somit für andere Zwecke genutzt werden kann. Die hohe Flexibilität und Skalierbarkeit erlaubt es KabelnetzBetreibern, ihre Netze an den Bedarf der Kunden und die daraus resultierenden Produktprioritäten anzupassen. Ein Schlüssel zum Erfolg wird die einfachere und schnellere
Einführung von Breitband-HDTV sein. Grundlage hierfür ist die gemeinsame Medienzugangsstruktur und die einfach durchführbare Neuzuteilung von Bandbreiten. Ein
einschränkender Faktor für die Dienste der Kabelnetz-Betreiber (beispielsweise Videoon-demand und Internet-Zugang) könnte sein, dass die insgesamt verfügbare Kapazität
des Koaxialkabelnetzes eventuell nicht ausreicht, wenn zu viele Kunden versorgt werden
müssen. Des Weiteren wird die Effizienz der Kabelnetz-Betreiber in Europa stark durch
die Regulierung der Verfügbarkeit von analogen Kanälen beeinträchtigt.
Hintergründe der Strategien der FTTH-Anbieter und deren Roadmap für die
NGNs – In Europa wird der Einsatz der FTTH-Technologie hauptsächlich von Versorgungsunternehmen, Städten und Wohnungsbau-Unternehmen vorangetrieben, bei
denen eine kurzfristige Rentabilität nicht an erster Stelle steht. In Asien und den USA
A
Hintergründe der Strategien der Mobilnetz-Betreiber und deren Roadmap für die
NGNs – Allgemein lässt sich feststellen, dass Breitband-Festnetze von Mobilfunknetzen
überlagert werden, die in Gebieten mit großem Bandbreitenbedarf für die erforderliche
Mobilität sorgen. Zudem ist es wahrscheinlich, dass die Einführung von Mobilfunknetzen nur in bestimmten geografischen Bereichen zu einer Abschöpfung des Marktes für
Breitband-Festnetz führen wird und es der Breitband-Technologie ermöglicht, sich auf
ansonsten unrentable Gebiete auszudehnen. Drei konkurrierende Mobilfunknetz-Standards werden die Entwicklung von technischen Verbesserungen beschleunigen:
 Der Standard der UMTS-Produktgruppe wird sich bis zum Jahr 2009/10 über HSPA
zu einem LTE-Standard entwickeln und Datenübertragungsraten bis zu 100 Mbit/s
unterstützen.
 Der CDMA EV-DO Standard wird sich im Hinblick auf die Einführung hoher
Datenübertragungsraten von 70-200 Mbit/s im Jahr 2009/2010 (Rev. C/Phase 2) stufenweise weiterentwickeln.
 Die Entwicklung von WiMax wird auf vollständige Mobilität mit 50 Mbit/s und
mehr (Standard 802.16e) hinauslaufen.
Alle drei konkurrierenden Mobilfunknetz-Standards werden im Jahr 2001 theoretische
Bandbreiten von 70-200 Mbit/s unterstützen. Die effektive Leistung für Einzelkunden wird jedoch aufgrund der technischen Beschränkungen der Mobiltelefone und der
gemeinsamen Nutzung von Kapazitäten unter 10 Mbit/s bleiben. Ebenso wie die oben
erwähnten Mobilfunknetz-Standards haben die durch WiFi-Technologie verbundenen
Netze in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen. In Taipeh hat die WiFi-Penetration 50% erreicht. Die Stadtverwaltungen von Hongkong und Singapur investieren in
stadtweite Mobilfunknetze. Auch in den USA nimmt die Anzahl von Städten mit WiFi
zu (hierbei handelt es sich vor allem um „Maschennetze“).
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
wird die Einführung von FTTH häufiger von kommerziellen und öffentlich-privaten
Partnerschaften vorangetrieben. Der Einsatz von FTTH in Europa bleibt jedoch auf
lokale und regionale Gebiete beschränkt; die Technologie wird im Jahr 2011 nicht mehr
als 5% der Haushalte der Benchmark-Länder erreichen (einzige Ausnahme bildet hier
Norwegen mit 13%). Die Bedeutung der (subventionierten) Ausbreitung von FTTH ist
ungewiss, sie dürfte jedoch auf die Preise drücken (z.B. 50% ARPU-Verlust in Japan)
und zu einer höheren Bandbreite führen, was wiederum eine Konsolidierung der Branche nach sich ziehen würde: In Schweden und Japan ließen sich bereits entsprechende
Entwicklungen beobachten. Im Allgemeinen wird FTTH in den kommenden Jahren
zu Überkapazitäten führen, da es keine Dienstleistungen geben wird, mit denen eine
solch hohe Bandbreite ausgeschöpft werden kann. Auf lange Sicht wird FTTH dennoch
immer mehr an Bedeutung gewinnen, auch wenn von Seiten der angebotenen Dienstleistungen kein entsprechender Bedarf besteht.
41
Schmalband
Mobilfunknetz
2G / 2,5G
GSM/GPRS
Breitband
3G
UMTS
HSxPA
Für das Jahr 2011 ist ein
Bandbreiten-Bedarf von
50 Mbit/s downstream zu
erwarten.
802.16e (WiMAX)
+ Übergabe
Zugang über Satellit
Nomadisch
802.11b/g (WLAN)
+ drahtlos
FTTH
Netze der nächsten Generation in Europa
ISDN
42
Euro
*
DOCSIS 3.0
EuroDOCSIS 2.0
Festnetz
0,1
ADSL
1
ADSL
2+
10
VDSL
VDSL
2
**
100
500
1000
Mbit/s
Quelle: Analyse von Arthur D. Little, UPC, KPN; * zukünftige Leistung von EuroDOCSIS 3.0: max. 200 Mbit/s downstream - 100 Mbit/s upstream
** zukünftige Leistung von VDSL2: max. 100 Mbit/s downstream - 100 Mbit/s upstream
Unternehmerische Gründe für die Umstellung auf NGNs
Was veranlasst die großen Unternehmen zu welchem Zeitpunkt zu der Entscheidung,
auf ein Netz der nächsten Generation umzustellen und in ein solches zu investieren? In
diesem Teil werden wir einen Blick auf die wahrscheinliche zukünftige Entwicklung des
Breitband-Marktes werfen und analysieren, wie die Unternehmen auf wichtige geschäftsstrategische Antriebskräfte reagieren, die aus den jeweiligen Infrastrukturen (etablierte
DSL-Betreiber, HFC, FTTH und mobile Kommunikation) resultieren.
2.1 Strategische Gründe der DSL-Betreiber
Umstellung von Telekommunikationsnetzen auf NGNs – Die etablierten DSLBetreiber besitzen mehrere Vorläufernetze, die für verschiedene Dienste (TDM-Sprachnetz, Datennetze wie ATM, SDH, DWDM, FR und X.25, IP-Netz usw.) genutzt werden. Die Betriebskosten dieser Netze sind hoch und sie eignen sich nur begrenzt für die
Einführung von neuen Dienstleistungen. Da Netze, welche auf der Paketvermittlung
basieren, flexibler sind und jetzt auch Möglichkeiten zur Einführung von QoS-Verfahren bieten (z.B. mit dem MPLS-Standard), wurde bereits mit dem Ersetzen alter Netze
begonnen. Diese Entwicklung kann unter dem Titel „Netze der nächsten Generation“
(NGN) zusammengefasst werden.
Eine Vereinheitlichung der Paketvermittlung in Telekommunikationsnetzwerken wird zu
einer Senkung der Betriebskosten durch die Verringerung der Anzahl von Netzelementen führen und eine flexible Implementierung von neuen Plattformen ermöglichen. Diese
können wieder auch für den Mobilfunk genutzt werden und stellen den nächsten Schritt in
Richtung Konvergenz von Fest- und Mobilfunknetzen dar. Um diese Dienste anbieten zu
können, werden IP-Breitband-Zugänge mit xDSL immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Bei der Erweiterung der Zugangsnetze werden etablierte DSL-Betreiber bestehende Infrastrukturen nutzen – Die etablierten DSL-Betreiber werden ihr Hauptaugenmerk auf die Verbesserung der bestehenden Infrastruktur (Zugang über Kupferkabel)
richten, um Breitband-Zugangsnetze (ADSL bis hin zu VDSL2 mit FTTN/C) einzurichten, die den Anforderungen der Zukunft gewachsen sind. Zum einen liegt dies am
Druck der Investoren, für freien Cash Flow zu sorgen bzw. eine schnellere Rendite zu
erzielen, zum anderen werden diese Verbesserungen mehr als ausreichend für die Dienstleistungsangebote der nächsten Generation (wie beispielsweise IPTV) sein. Einige eta-
A
blierte DSL-Betreiber wie KPN, Bell, Telenor und BT werden in Gebieten mit neu zu
errichtender Infrastruktur (Neubauten von Gebäuden und Anlagen) FTTH einsetzen. In
Gebieten mit bestehender Infrastruktur (vorhandene Gebäude) werden sie sich jedoch
der Entwicklung anpassen. Einige etablierte DSL-Betreiber wie beispielsweise die Deutsche Telekom werden in den kommenden Jahren mit FTTN und VDSL2 aggressiv in ihr
bestehendes Zugangsnetz investieren (geplant ist ein Budget von 3 Milliarden Euro).
Vom analogen Fernsehen zu Telekommunikations- und Unterhaltungsnetzen
– Durch die hohen Übertragungsgeschwindigkeiten von Koaxialkabelnetzen konnten Kabelnetz-Betreiber nach und nach immer mehr Telekommunikations- und Unterhaltungsdienste einführen. Dies begann mit bidirektionalen digitalen Signalen für das
datenstrombasierte, analoge Fernsehen, wodurch die Einführung neuer Dienste wie
Breitband-Internet und Sprachdienste ermöglicht wurde. Infolge der ständigen Technologieverbesserung hat sich die Umstellung von analogen Angeboten (wie Fernsehen und
Radio) auf digitale Dienste beschleunigt, was sich darin zeigt, dass Kabelnetz-Betreiber
heute fast alle digitalen Dienstleistungen anbieten. Eine Einschränkung könnte hierbei
darin liegen, dass die insgesamt verfügbare Kapazität des Koaxialkabelnetzes nicht ausreichen könnte, wenn zu viele Kunden versorgt werden müssen. Der Hauptfaktor bei
dieser Problematik scheint jedoch die regulatorische Verpflichtung zu sein, weiterhin
analoges Fernsehen anzubieten, denn andernfalls wäre ausreichend Bandbreite vorhanden. Ein Vorteil der Kabelnetz-Betreiber in den USA und Asien besteht darin, dass die
lokalen Ringnetze der dortigen etablierten Betreiber längere Schleifen als die in Europa
haben, wodurch europäische Betreiber Nachteile in der Breitband-Leistung in Kauf
nehmen müssen. Ein neuer Vorteil von Kabelnetzen ist die mit einem Schlag erfolgende
komplette Abdeckung eines großen Kundensegments durch Einführung von HDTV, die
durch eine neue Allokation der Kapazitäten über das Kabelnetz möglich ist.
Weitere Nutzung des großen Potenzials des Koaxialkabels – HFC-Anbieter verfügen
über ein hohes Entwicklungspotenzial ihrer Zugangsnetze und können die Breitbandkapazität durch verschiedene Maßnahmen bedeutend erhöhen. Durch solche Maßnahmen
wird die verfügbare Kapazität auf dem letzten Kilometer der Koaxialleitung und die Glasfaserdichte der Netzknoten (FTTN) an denen die Koaxialkabel angeschlossen sind erhöht
bzw. optimiert. Durch leistungsfähigere Netzknoten steht automatisch eine größere Bandbreite zur Verfügung, da eine Aufteilung der Segmente möglich ist und die Zahl von Kunden pro Kabelsegment auf der gemeinsamen Koaxialzugangsleitung verringert wird.
2.3 Strategische Gründe der FTTH-Betreiber
Einführung einer Glasfaserzugangsinfrastruktur – Die Glasfasertechnologie kann
auf lange Sicht an Bedeutung gewinnen, während sie mittelfristig nur stellenweise in
Gebieten mit neu zu errichtender Infrastruktur eingesetzt werden wird. Ihre Zukunft
und ihre wirtschaftliche Bedeutung bleiben jedoch ungewiss. Einige lokale politische Initiativen haben die Einführung der Glasfasertechnologie vorangetrieben. In Europa gibt
es mindestens 13 sehr unterschiedliche Interessengruppen, die sich für FTTH einsetzen. Es handelt sich dabei um Gemeinden, Wohnungsbau-Unternehmen, Telekommunikationsunternehmen und Internetdienstleister. Die Motivation dieser Interessengruppen scheint aus dem Wunsch nach Regionalentwicklung und dem Kontrollbedürfnis von
Lokalpolitikern zu resultieren. Eine finanzielle Unterstützung ist jedoch ungewiss.
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
2.2 Strategische Gründe der HFC-Betreiber
43
Netze der nächsten Generation in Europa
2.4 Strategische Gründe der Mobilnetz-Betreiber
44
Die zukünftige Rolle der Mobilfunknetze – Die Mobilfunknetz-Technologie wird an
Bedeutung gewinnen, aber sie wird nicht die Festnetztechnologie ersetzen, welche für
Dienste mit großer Bandbreite eingesetzt wird. Mobilfunknetze bleiben daher Überlagerungs- und Erweiterungsnetze (insbesondere für Dienstleistungen mit Beanspruchung einer großen Bandbreiten wie z.B. Videodienste). Mobilfunktechnologie kann
Teil einer Festnetzinfrastruktur sein und darüber hinaus durch die Funktionalität einer
Gesprächsweiterleitung auch die Mobilität unterstützen. Insbesondere in den Märkten,
wo der Bedarf an breitbandigen Internetdienstleistungen nicht über 1-4 Mbit/s hinausgehen wird, werden Mobilfunknetz-Angebote zu einer Substitution in diesem Produktbereich führen. Im Jahr 2010 werden Mobilfunkgeräte (PCMCIA-Karten, Mobiltelefone, Funkmodems und in Notebooks integrierte Chips) trotz der Verfügbarkeit von
Mobilnetzstandards über 100 Mbit/s nur eine Bandbreite von bis zu 10 Mbit/s unterstützen. Aufgrund dieser technischen Beschränkungen der Mobiltelefone und der gemeinsamen Nutzung von Kapazitäten gehen wir davon aus, dass die Übertragungsrate auf weniger als 10 Mbit/s beschränkt bleibt.
NGN-Modelle und Entwicklung
Welche Bedeutung haben Netze der nächsten Generation für die Betreiber? In diesem
Abschnitt wird diese Frage aus technologischer und finanzieller Sicht (Leistungsverbesserung und Investitionen) beantwortet.
2.5 Modell der DSL-Zugangsinfrastruktur
Zugangstechnologie dominanter etablierter DSL-Betreiber – ADSL2+ wird in den
kommenden Jahren die wichtigste Technologie sein, da sie einfacher und kostengünstiger einzusetzen ist als VDSL2. Insbesondere in ländlichen Gebieten werden die etablierten Unternehmen nur von ADSL auf ADSL2+ umstellen müssen. Die zunehmende
Abdeckung mit VDSL2 wird zu einer Bandbreiten-Verfügbarkeit von etwa 100 Mbit/s
pro Haushalt führen und hauptsächlich Stadtgebiete betreffen. Aus dieser Entwicklung
resultieren kürzere Zugangsschleifen, größere finanzielle Attraktivität und verstärkter
Wettbewerb, was größtenteils auf die hohe Penetration mit Kabeltechnologie zurückzuführen ist.
Zukünftige Technologie für ausgewählte Gebiete
Heutige Veränderungen
Vermittlungsstelle
Kupfertechnologien
Kommentar
Zukünftige Veränderungen
Systemschrank
(Vermittlungs-/
Verteilerstelle)
� Aufgrund der jeweiligen
Wettbewerbsstrukturen
unterscheidet Telco häufig
zwischen ländlichen und
Stadtgebieten.
Benutzerrechner
ADSL
ADSL2+
Ländliche Gebiete
FTTN/FTTC
VDSL2
nur Glasfaser
FTTP/H
Die heutige
Massenmarkttechnologie
Jetzt
eingeführte
neueste
Technologie
Derzeit nur Pilotversuche mit VDSL2
und ausgewählte Gebiete mit Glasfaser
Stadtgebiete
Neubaugebiete
� Wegen des Kostenvorteils im
Vergleich mit einer neuen
Kupferinfrastruktur wird FTTH
oft nur in Neubaugebieten
eingesetzt.
� In ländlichen Gebieten wird
ADSL2+ hauptsächlich
wegen der geringeren Kosten
im Vergleich mit VDSL2 und
größerer Loop-Länge
(reduziert die Leistung von
VDSL2 auf die von ADSL2+)
eingesetzt.
Rot = Glasfaser; Gelb = Kupfer; FTTN = Glasfaser bis zur Vermittlungsstelle; FTTC = Glasfaser bis zur Verteilerstelle „am Bordstein“;
FTTH = Glasfaser bis zum Teilnehmeranschluss; FTTP = Glasfaser bis zum Grundstück
A
Vorteile von xDSL – Effizientere Modulationsverfahren und eine bessere Ausnutzung
des Frequenzspektrums mit VDSL2 ermöglichen sehr hohe Zugangsgeschwindigkeiten
über Kupferkabel. Aufgrund der Tatsache, dass diese Verfahren bei Ringnetzen mit kurzer Schleifenlänge am wirkungsvollsten sind, müssen die Zugangsnetzknoten (DSLAMs)
häufig näher am Kunden (FTTC/N) positioniert werden, was bedeutende zusätzliche
Investitionen erforderlich machen kann. Bei größeren Schleifenlängen verliert VDSL2
seine Vorteile im Vergleich zu ADSL2+ (siehe nachstehende Abbildung):
VDSL2 – Leistung
DS ADSL2+ (2,2 MHz)
DS VDSL1 (12 MHz)
DS VDSL2 (30 MHz)
250
Symmetrisch
100 Mbit/s durch
30 MHz Bandbreite
<500 m
200
AWGN/-140dBm/Hz/ANSI-TP1
Verbesserte Leistung im
mittleren Bereich durch
Trellis-/Viterbi-Codierung
und Generic Convolutional
Interleaver
150
100
Ähnlich große
Reichweite wie ADSL
durch Trellis-Codierung
und Echosperre
50
0
0
500
1,000
1,500
2,000
2,500
3,000
Kommentar
� VDSL2-Standard, bekannt als ITU-T G.993.2,
genehmigt am 27. Mai 2005 (Zulassung läuft)
� Der Standard vereint drei wichtige Merkmale für
eine erfolgreiche Masseneinführung:
– Erhöhte Leistung durch große Reichweite
(ähnlich ADSL)
– Sehr hohe Datenübertragungsraten,
Übermittlung über kurze Loops
– Hochentwickelte Funktionen zur
Qualitätssicherung (z. B. Dual-Latenz)
� Discrete-Multitone-Übertragungscode:
Nutzen aus Dynamic Spectrum Management
� Rückwärtskompatibilität mit ADSL2+ (Spektralkompatibilität)
3,500
Reichweite (in m)
Quellen: Telenor, Studie von Arthur D. Little; FTTC = Glasfaser bis zur Verteilerstelle „am Bordstein“; FTTN = Glasfaser bis zur Vermittlungsstelle
Da die Bandbreite stark von der Länge der Kupferleitungen abhängt, sind die verschiedenen Länder bei der Verbesserung der Zugangsnetze mit unterschiedlichen Ausgangssituationen konfrontiert. Beispielsweise beträgt die mittlere Länge der Kupferleitungen in
den USA etwa 3,5 km und in Europa etwa 1,6 km; aus diesem Grunde ist in den USA eine
Verbesserung der Bandbreite durch DSL-Technologie weniger attraktiv als in Europa.
Das heißt, dass die Einführung von Breitband-Diensten in den USA höhere Investitionen
erfordert. Da manche Investitionen ohnehin getätigt werden müssen, um für eine bessere
Glasfaseranbindung der Kunden zu sorgen, nehmen es viele Betreiber in den USA auf
sich, von vornherein in FTTP zu investieren, um sich von anderen Betreibern zu differenzieren (siehe nachstehende Abbildung, die einen Vergleich der Leitungslängen zeigt):
Vergleich der Länge von Zugangsleitungen
Länge von Zugangsleitungen in den USA
Länge von Zugangsleitungen in Europa
Anteil von Leitungen in %
Anteil von Leitungen in %
100
100
90
90
80
80
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
0
1
2
3
4
Länge in km
Quelle: Studie von Arthur D. Little, newstreetresearch
A
5
6
7
8
9
10
11
12
Länge in km
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Datenrate downstream
in Mbit/s
45
Fallstudien für etablierte DSL-Betreiber bei FTTH in Neubaugebieten – Die British Telecom (BT) wird in Gebieten mit bestehender Infrastruktur weiterhin ADSL (2/2+)
als Breitband-Zugangstechnologie anbieten und im Jahr 2007 in ausgewählten Gebieten
mit neu zu errichtender Infrastruktur mit der Einführung von FTTH beginnen.
BT – FTTH in Neubaugebieten
Fallstudie
Netze der nächsten Generation in Europa
Entwicklung von Netzen
Kommentar
� Ab 2007 wird BT in Neubaugebieten FTTH einführen;
in Gebieten mit bestehender Infrastruktur wird BT an
ADSL festhalten.
� Es ist möglich, dass der einzige Grund für BT zur
Einführung von FTTH in Gebieten mit bestehender
Infrastruktur im Wettbewerbsdruck durch die
Kabelnetzbetreiber liegt.
� ADSL2 wird die wichtigste Zugangstechnologie sein
(66%), gefolgt von ADSL2+ (33%) wegen der
voraussichtlich höheren Kosten.
� BT beginnt im Jahr 2008 mit dem Aufbau des „Netzes
des 21. Jahrhunderts“, das auf IP basiert.
� Dieses Netz wird sämtliche Zugangstechnologien
unterstützen.
� Auf lange Sicht ist optischer Zugang geplant.
Wegen der verhältnismäßig niedrigen Grenzkosten der Glasfaserzugangstechnologie in Gebieten mit neuer Infrastruktur im Vergleich mit
Kupferzugang wird BT etwa im Jahr 2007 auf FTTH umstellen. In Gebieten mit bestehender Infrastruktur wird BT am Kupferzugang festhalten
und ADSL (2/2+) einsetzen.
Quellen: Öffentlich zugängliche Beratungspräsentation von BT, Arthur D. Little, Interview (März 2006)
Bell Canada wird die Glasfasertechnologie nur in Neubaugebieten einsetzen. In Gebieten mit bestehender Infrastruktur wird das Unternehmen aus Kostengründen lediglich
die Kupferleitungen weiterentwickeln und verbessern.
Bell – Kupferzugang in Gebieten mit bestehender
Infrastruktur, Glasfaserzugang in Neubaugebieten
Gebiete mit bestehender Infrastruktur
Gebiete mit neuer
Infrastruktur
Kosten pro BB-Kunde
50–100 Mbit/s
3000–4000 Euro
Langfristige
Absicherung
ist vorrangig
(2010)
Kosteneffiziente und
schnellere
Einführung ist
vorrangig
22–25 Mbit/s
400–500 Euro
FTTN
FTTP
Alle Kosten sind Erstinstallationskosten
50–100 Mbit/s
1300–1500 Euro
22–25 Mbit/s
900–1200 Euro
(2010)
(2015)
Infrastruktur
Infrastruktur
46
(2015)
Kupferzugang Glasfaserzugang
FTTP
NGDLC
FTTN
Fallstudie
Kommentar
� Die Einführung von FTTP in Gebieten mit
bestehender Infrastruktur ist für Bell viel teurer
(3.000-4.000 €/Kunde) als in Gebieten mit
neuer Infrastruktur (1.300-1.500 €/Kunde).
� Bell Canada hält wegen bedeutend höheren
Kosten und längeren Vorlaufzeiten in Gebieten
mit bestehender Infrastruktur an FTTP fest.
� In Gebieten mit neuer Infrastruktur sind die
Grenzkosten nicht sehr hoch, so dass Bell
Canada wegen der langfristigen Zuverlässigkeit
der Glaserfasertechnologie in diesen Gebieten
FTTP einführen wird.
� Eine Kostensenkung wird erwartet.
Bell Canada beabsichtigt, an Tempo zuzulegen und visiert zuerst die kosteneffizientesten Gebiete an. Im Laufe der Zeit sollen weitere Investitionen folgen.
Quelle: Öffentlich zugängliche Konferenzpräsentation von Bell (Juni 2005); NGDLC = „Next Generation Digital Loop Carrier“
Der norwegische etablierte Betreiber Telenor ist ein weiteres Beispiel für ein Telekommunikationsunternehmen, das sein Investitionsrisiko in Norwegen verringern will, indem es
die bestehenden Infrastrukturen (Zugang über Kupferkabel) so lange wie möglich nutzt.
Auch bei Telenor wird eine Glasfaseranbindung der Kunden nur in ausgewählten Gebieten mit neu zu errichtender Infrastruktur erfolgen, da das Unternehmen sein Produktportfolio über die billigeren Kupferkabel anbieten kann. Basierend auf dieser Strategie
erwartet Telenor bis zum Jahr 2011 innerhalb seiner Zugangsnetzinfrastruktur eine Abdeckung von weniger als 20% FTTB (Glasfaser bis zum Haus) bzw. FTTH (Glasfaseranbindung bis zum Teilnehmeranschluss). Dies verdeutlicht die nachstehende Abbildung:
A
Technologie von Telenor – Ausblick
ADSL2+
VDSL2
FTTB/H
Kommentar
Alternative Technologie
100%
80%
Größere
Abdeckung
mit ADSL
60%
40%
Heutige
Abdeckung
mit ADSL
20%
0%
Erste Phase
der Einführung
von VDSL2
Heute
in 0-2 Jahren
� Keine aggressive Einführung
des Glasfaserzugangs (FTTP)
� Glasfaserzugang ist in den
kommenden Jahren für das
Produkt-Angebot von Telenor
nicht von Bedeutung
� Nur in Schweden ist die
Penetration mit Glasfaser von
Telenor wegen des Erwerbs
von „Bredbands-bolaget“ und
der Nutzung von Großhandelsangeboten viel höher.
� VDSL2 ist die wichtigste
Zugangstechnologie für den
oberen Leistungsbereich
(FTTN).
Kosteneffizienz
von DSL, z.B.
durch größere
Reichweite
Zweite Phase
der Einführung
von VDSL2
in 1-3 Jahren
VDSL2:
Glasfaseranbindung über
bestehende
Leitungen bis
zur Verteilerstelle „am
Bordstein“
FTTB/H in
Neubaugebieten
in 2-5 Jahren
VDSL2:
Glasfaseranbindung
über neue
Leitungen bis
zur Verteilerstelle „am
Bordstein“
FTTB/H in
sanierten
Gebieten
in mehr als
5 Jahren
Quelle: Öffentlich zugängliche Konferenzpräsentation von Telenor, Arthur D. Little, Interview (März 2006)
2.6 Modell der HFC-Zugangsinfrastruktur
Der neue Standard EuroDOCSIS 3.0 – Eine wichtige Maßnahme wird die Einführung
der EuroDOCSIS 3.0-Kabelmodemplattform im Jahr 2007/08 sein, welche die Bandbreite im Vergleich mit EuroDOCSIS 2.0 ungefähr um 4-200 Mbit/s pro Kanal vergrößern wird (siehe nachstehende Abbildung):
Entwicklung von EuroDOCSIS
EuroDOCSIS 1.0
EuroDOCSIS 1.1
Breitband-Internet
Kategorisierte Dienste
VoIP
Videokonferenzdienste
Kommerzielle Dienste
Roaming-Dienste
Videodienste
�
�
�
�
Kabelmodem
VoIP-Telefon (MTA)
Gateway im Wohnbereich
Videotelefonie
Mobilfunkgeräte
IP-Set-Top-Box
�
�
�
�
Mbit/s/Kanal
Gbit/s/Netzknoten
40
5
Mbit/s/Kanal
Mbit/s/Netzknoten
10
80
EuroDOCSIS 2.0
EuroDOCSIS 3.0
Dienste
�
�
�
�
�
Anwendergeräte
�
�
�
�
Downstream-Bandbreite
�
�
�
�
�
�
�
�
�
�
�
�
�
40
5
40 (50*)
5
200
6,3
10
80
30
170
100
450
Upstream-Bandbreite
Kommentar
� Spezifikation ist im Entwurfstatus
� Die Cisco Wideband Solution
(Bündelung von Empfangskanälen)
kann im 3. Quartal 2006 in Gebieten mit starkem Wettbewerb
realisiert werden.
� Die Realisierung von EuroDOCSIS 3.0 ist im Jahr 2008/2009
zu erwarten.
� EuroDOCSIS 2.0 hat eine
Upstream-Kapazität von 30 Mbit/s
pro Kanal und 170 Mbit/s pro
Netzknoten.
� EuroDOCSIS 3.0 hat eine
Upstream-Kapazität von 100 Mbit/s
pro Kanal und 450 Mbit/s pro
Netzknoten und eine DownstreamKapazität von 200 Mbit/s pro Kanal
und 6,3 Gbit/s pro Netzknoten
(basierend auf 256QAM).
Quelle: Arthur D. Little, Interview; * wo QAM 256 bereits realisiert ist
Modulation und Maßnahmen in Bezug auf die Segmentgröße – Eine weitere Maßnahme ist die Umstellung der Modulation von QAM 64 auf QAM 256, die bereits in früheren EuroDOCSIS-Netzen realisiert wurde und dort eine Vergrößerung der Bandbreite
pro Kanal von etwa 40 auf 50 Mbit/s bewirkt. Da das Kabelzugangsnetz ein gemeinsam
genutztes Medium ist, besteht die einzig wirksame Möglichkeit zur Vergrößerung der
Bandbreite in der Verringerung der Segmentgrößen (Zahl von Kunden, die eine Koaxialleitung nutzen). Dies kann durch Aufteilung der Netzknoten geschehen; dabei können
bis zu acht Kabel und ihre Gruppenverstärker an einen Netzknoten angeschlossen werden. Die Aufteilung der Haushalte je Glasfasernetzknoten bewirkt jedoch nicht nur eine
Verdoppelung der gemeinsam genutzten Bandbreite, sondern auch eine Verdoppelung
der Kosten für den gemeinsamen Zugang pro Kunde.
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
ADSL
Fallstudie
47
Umgestaltung des Frequenzspektrums – Da das gesamte Frequenzspektrum des
Koaxialkabels von vielen analogen und digitalen Diensten (Fernsehen, Radio, Sprachdienste, Breitband-Internet usw.) genutzt wird, hat eine Allokation der Frequenzbandbreite großen Einfluss auf die verfügbare Kapazität pro Produkt und somit auch auf die
Gestaltung der Produktangebote. Dies führt zu strategischen Konflikten zwischen diesen Diensten und zur Einflussnahme von Regulierungsbehörden, die auf der Fortsetzung von Diensten wie beispielsweise dem analogen Fernsehen in den kommenden Jahren bestehen. Jedoch wird eine allmähliche Verringerung der analogen Fernsehkanäle
bis zu ihrer Abschaltung die Freisetzung von Kapazitäten für neue innovative Dienste
bewirken (siehe nachstehende Abbildung):
Reduzierung der analogen Fernsehkanäle
Netze der nächsten Generation in Europa
Frequenzspektrum
48
5–65 MHz
upstream
Schutzband
FM
5–65 MHz
upstream
Schutzband
FM Analogbild
5–65 MHz
upstream
Schutzband
5
65
Kommentar
Analogbild
IP
88
IP
andere
andere
Digitalfernsehen
Digitalfernsehen
Frequenz (MHz)
+/-3 Bit/s/Hz
+/-6 Bit/s/Hz
180 Mbit/s
4,8 Gbit/s
860
� Ein großer Teil des Downstream-Bands wird noch für
die herkömmliche Analogbildübertragung verwendet.
� Eine schrittweise Reduzierung der Fernsehkanäle
von 38 auf ca. 6 bis zum Jahr 2011 wird Platz für
neue Kanäle und andere Dienste wie IP schaffen
(eine völlige Abschaltung des Analogfernsehens ist
aufgrund regulatorischer Vorschriften nicht möglich).
� Analogfernsehkanäle erfordern mehr Bandbreite als
digitale Kanäle.
� Das VoD-Spektrum wird vergrößert, um statt wie
bisher 40 Kanäle etwa 216 Kanäle zu unterstützen.
� HDTV wird Mitte 2006 (zugleich mit dem Beginn der
Fußballweltmeisterschaft) mit MPEG4 (>8 Mbit/s pro
Datenstrom) realisiert.
Die Allokation des Frequenzspektrums ist eine strategische Entscheidung, die für
die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Dienste maßgeblich ist.
Quelle: Arthur D. Little, Interviews (März 2006)
Die Flexibilität der Umgestaltung des Frequenzspektrums ermöglicht Kabelnetz-Betreibern eine einfache Einführung von HDTV über Koaxialzugangsleitungen. Dies verschafft ihnen einen Wettbewerbsvorsprung, da davon auszugehen ist, dass der Bedarf an
HDTV steigt, während im Gegenzug die Preise von HDTV-Geräten fallen.
Kanalbündelung – Die Kabelnetz-Betreiber können die IP-Kapazität weiter vergrößern, indem sie mehrere physikalische EuroDOCSIS-Kanäle zu einem virtuellen Kanal
mit großer Bandbreite bündeln (siehe nachstehende Abbildung):
Kanal-Bündelung
Kommentar
Gebündelte
DS-Kanäle
40 Mbit/s DS
40 Mbit/s DS
40 Mbit/s DS
CMTS
160 Mbit/s für
einen oder
mehrere
Haushalte
40 Mbit/s DS
Kabelmodem
Quelle: Motorola; CMTS: Cable Modem Termination System; DS: EuroDOCSIS
A
� Ohne Kanalbündelung kann ein einzelnes Kabelmodem nur auf einen Kanal zugreifen und
dadurch nicht mehr als 40 Mbit/s (mit DS 2.0)
empfangen.
� Kanalbündelung ermöglicht höhere Datenraten
durch Einrichten eines einzelnen „logischen
Kanals“, der aus mehreren 6-MHz-Kanälen
besteht.
� Darum muss ein Kabelmodem gleichzeitig Daten
von mehreren 6-MHz-Kanälen empfangen
können. Es muss die Datenpakete neu ordnen,
um die Reihenfolge wiederherzustellen, in der sie
vom CMTS empfangen wurden.
� Kanalbündelung ermöglicht einen größeren
Durchsatz zwischen einem Kabelmodem und
einem CMTS, da Datenpakete gleichzeitig in
mehreren Datenströmen gesendet werden. Es
wird ein anpassungsfähiger, paketbasierter
Algorithmus für die Bündelung der Kapazität
mehrerer Rück- und Empfangskanäle verwendet,
um denselben Durchsatz wie bei einem
Breitband-Kanal zu erhalten.
IP-Fallstudie Essent Kabelcom – Eine Alternative zu EuroDOCSIS besteht darin,
Ethernet über Koaxialkabel anzubinden und Kunden mit Dienstleistungen zu versorgen, die nur über IP laufen. Dieses Angebot basiert auf einem durchgehenden EthernetNetz, das keine analogen Dienste unterstützt. Ein Beispiel hierfür ist Essent Kabelcom,
ein Unternehmen, das bereits einen ETTH-Versuch mit 10-Mbit/s-Verbindungen in
Boxmeer (Niederlande) durchführt. Essent Kabelcom beabsichtigt, eine Zugangslösung
für den Wohnbereichssektor einzuführen, die auf ETTH (Ethernet für Privathaushalte)
über Koaxialkabel-Infrastruktur mit 100 Mbit/s basiert, wodurch Triple-Play-IP-Lösungen angeboten werden können (siehe nachstehende Abbildung):
Essent Kabelcom
� Essent Kabelcom hat bereits während eines Versuchs im
Kabelfernsehnetz von Boxmeer (Niederlande) ETTH mit
Verbindungen von 10 Mbit/s angeboten.
� Die Kabelkunden verwenden den vorhandenen Kabelanschluss, ohne dass ein Modem im Haus aktiv ist, um mit
einer symmetrischen Geschwindigkeit von 100 Mbit/s auf das
Internet zuzugreifen.
� ETTH über Kabel ist eine Alternative zu Lösungen, die auf
DOCSIS/EuroDOCSIS basieren. Das ETTH-System ist ein
durchgehendes Ethernet-Netz, das Triple-Play-Lösungen
unterstützt.
� Angeboten werden Produkte für die Übermittlung von
Ethernet-Daten mit sehr hohen Geschwindigkeiten (bis zu
100 Mbit/s) vom optischen Netzknoten zu strategischen
Standorten im Koaxial-Kabelsystem (so genannte Mini-POPs).
� Essent Kabelcom bietet derzeit Lösungen für analoges und
digitales Fernsehen, Rundfunk, Breitband-Internet,
Telefondienste und kommerzielle Anwendungen an.
Quelle: Firmeninformationen, Essent, Teleste
Fallstudie Cablecom – Der Wettbewerb in der Breitband-Infrastruktur zwingt den
schweizerischen Betreiber Cablecom als eines der ersten Unternehmen in Europa, die
EuroDOCSIS 3-Technologie einzuführen. Diese Initiative wird durch den stark wettbewerbsorientierten Markt in der Schweiz stimuliert, die eines der Länder mit der
höchsten Breitband-Penetration in Europa ist. Außerdem beabsichtigt Cablecom, analoge Dienste so schnell wie möglich abzuschalten, um komplette digitale Dienste über
Kabelzugang bereitzustellen. Dieser Ansatz entspricht der Stoßrichtung all jener Kabelnetz-Betreiber, deren Strategie auf eine digitalisierte Zukunft ausgerichtet ist und die es
ermöglichen soll, breitbandige Dienste mit hoher theoretischer Übertragungskapazität
über Koaxialkabel (>6 Gbit) anzubieten.
Cablecom – Technologie-Roadmap
Fallstudie
Plan
Heute
2007/2008
EuroDOCSIS 2
EuroDOCSIS 3
Reduzierung der
analogen Fernsehkanäle
Kommentar
2011?
Abschaltung
des analogen
Fernsehens*
� Analogfernsehen wird es in Zukunft nicht mehr
geben, eine vollständige Abschaltung unterliegt
jedoch regulatorischen Vorschriften.
� Einige analoge Kanäle sind bereits
abgeschaltet worden.
� Die Netze der Zukunft werden digital sein.
� Erste Umstellungen auf EuroDOCSIS 3 sind
Anfang 2007 zu erwarten.
� HFC hat eine Datenübertragungsrate von
50-100 Mbit/s.
� VDSL2 ist mit HFC vergleichbar.
Zellenteilung ist für HFC-Betreiber teuer, aber längst nicht so sehr wie eine
Umstellung auf FTTH; mit der Einführung von EuroDOCSIS 3.0 ist Cablecom auf den
zukünftigen Breitband-Wettbewerb vorbereitet.
Quelle: Arthur D. Little, Interview (März 2006) [* abhängig von regulatorischen Bedingungen]
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Fallstudie
49
2.7 Modell der FTTH-Zugangsinfrastruktur
Kosten-Vergleich
Glasfaserzugang
Faserzugang
Investitionen pro Abonnent
FTTH-Kosten insgesamt
Euro
1.400
100%
1.300
1.200
1.200
1.122
1.000
95%
1.000
990
Verizon
800
Ausbau des
Ausbau des
HFC-Netzes
HFC-Netzes
Netze der nächsten Generation in Europa
Glasfasertechnologie im Kostenvergleich mit herkömmlicher Zugangsinfrastruktur – Da an den Kundenstandorten bereits Infrastrukturen mit Kupferleitungen und in
vielen Ländern auch mit Koaxialleitungen vorhanden sind, ist die Wirtschaftlichkeit der
Glasfasertechnologie aus einem anderen Winkel zu betrachten; für die Betreiber lohnt
es sich, die Kosten für die Einführung neuer Glasfasernetze mit den Kosten zu vergleichen, die für die Verbesserung der Leistungsfähigkeit bestehender Zugangsnetze notwendig sind. Da die Kosten für die Einführung von Glasfasernetzen doppelt so hoch
sind wie die Kosten für die Einführung neuer Technologien zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Zugangsnetzte via Kupfer- und Koaxialleitungen, ist FTTH für die
Betreiber nur in Gebieten mit neu zu errichtender Infrastruktur interessant (siehe nachstehende Abbildung):
600
53%
400
200
44%
0%
20%
0
40%
60%
80%
100%
KPN
Fastweb
Visiongain
(Quelle: Interview
mit KPN 2006)
(Quelle:
Idate 2006)
(Quelle:
Visiongain 2005)
(Quelle:
Verizon 2005)
Quelle: Communications
Die Verkabelungskosten (z.B. in einem Neubau) bilden einen großen Teil der FTTHKosten, die aufgrund der verschiedenen Strukturen in den Gebäuden sehr unterschiedlich ausfallen können.
50
FTTH Cost Split
Ausgewählte Beispiele
Verkabelungskosten pro Haushalt
Verkabelung
zwischen
Gebäuden
Komponentenkosten pro Haushalt
Glasfaserkonverter
(ONT)
50-100
Verkabelung innerhalb von
Gebäuden
CPE
(ONT)
150-350
250-300
Glasfaserschaltung
500-600
Stadtnetz
100-200
350-450
in Euro
in Euro
0
200
400
600
800
Quelle: Ventura Team LLP (Januar 2006); ONT = Optical Network Termination
A
0
100
200
300
400
500
FTTH-Modelle – Es gibt zwei FTTH-Zugangsmodelle; das „Wholesale“-Modell
und das „Retail“-Modell. Beim Wholesale-Modell sind der Netzbetrieb und die Bereitstellung von Dienstleistungen getrennt, während beim Retail-Modell ein Betreiber für
alles zuständig ist. Das Retail-Modell ermöglicht es, dass etablierte DSL-Betreiber oder
Internetdienstleister ihre Produkte über die Glasfaserinfrastruktur anbieten können und
wird üblicherweise von Städten, Gemeinden und Wohnungsbau-Unternehmen gewählt.
Dadurch müssen Städte, Gemeinden u.a. weder Produktplattformen einrichten noch
Dienstleistungskompetenzen aufbauen und können sich ganz auf die Implementierung
der grundlegenden Glasfaserinfrastruktur konzentrieren.
1
2
Beschreibung
Erläuternde Darstellung
� Netzbetrieb und Bereitstellung von Diensten sind unter den
Betreibern aufgeteilt.
� Das Netz kann von Dienstleistern über den gleichen
Zugang genutzt werden.
� Die Infrastruktur wird aufgebaut und dann an private
Netzbetreiber vermietet, die Zugang für andere Betreiber
sicherstellen.
� Der Glasfaserzugang ist von hohem Nutzen und hat den
gleichen Stellenwert wie beispielsweise Strom, Wasser
und Straßen.
„Wholesale“
Modell
� Ein Betreiber besitzt den Netzbetrieb und die Prozesse
zur Bereitstellung von Dienstleistungen.
� Das Netz steht nur begrenzt zur Verfügung
(z.B. für Internetanwendungen).
� Normalerweise verwenden Telekommunikationsunternehmen ihre eigene Infrastruktur.
� Das Netz wird als private Investition betrachtet,
die Gewinn bringen soll.
„Retail“
Modell
Bereitstellung
von Diensten
Bereitstellung
von Diensten
Netzbetrieb
(offenes Netz)
Netzbetrieb und
Bereitstellung von
Diensten
Quelle: Arthur D. Little Analysis
Die FTTH-Technologie ist für die analysierten Ländern von unterschiedlicher Bedeutung. In den USA wird die FTTH-Technologie von einigen Telefongesellschaften vermarktet, während sie in anderen Ländern hauptsächlich als Differenzierungsprodukt
dient und in Japan bzw. Europa sie eine Zugangsoption in der oberen Preisklasse respektive ein Prestigeobjekt repräsentiert.
USA
Rolle von FTTH
Status von
FTTH
Japan
„Differenzierungsprodukt
für Betreiber“
„Zugangsoption
für etablierte Betreiber“
� Wettbewerbsmodell war dominant
� Offenes Modell war dominant
� FTTH-Markt holt seit 2005 auf
� Führend auf dem FTTH-Markt
� Geringe Bedeutung von FTTH und
� 4,3 Millionen Haushalte seit Mitte 2005
� Wenig private Nutzung von FTTH
anderen Kabelnetz-Betreibern zu
differenzieren
Märkte (59% im Jahr 2004), auch wenn
sich die Bedarfslücke allmählich
schließt
� Lokale Loop-Länge in den USA
� Keine Entbündelungsverpflichtungen
für FTTx-Infrastrukturen
� Hohe Bevölkerungsdichte
frühe Phase der Entwicklung
� Öffentlich-private Partnerschaften
sorgen für mehr Aufmerksamkeit
� Ausgewogenes Kräfteverhältnis
� Die Mehrheit der Einwohner lebt in
Mietshäusern
� Lange „Glasfasertradition“
� Anbindung über Funk möglich
zwischen etablierten und KabelnetzBetreibern
� Gut entwickelte Infrastrukturen
(HFC und DSL)
� Ungewissheit hinsichtlich
regulatorischer Entscheidungen
� Massive Umstellung auf FTTH: Verizon
� Massive Umstellung auf FTTH: USEN
� Führende lokale FTTH-Betreiber sind
� Verizon hat 150.000 Haushalte
� NTT hat bis Oktober 2005
(eindeutige FTTH-Strategie)
Beispiele
(steht seit 2001 zur Verfügung)
mit FTTH angebunden
� FTTH-Netz überflügelt DSL
� Kabeltechnologie dominiert Breitband-
Grund
Europa
„Prestige-Objekt
für Gemeinden“
� Wettbewerbsmodell war dominant
� Betreiber benutzen FTTH, um sich von
angebunden, Überschreitung der
3-Millionengrenze im ersten
Halbjahr 2006
� 15 Mbit/s kosten 40 Euro/Monat
(und mehrere Reseller)
2,7 Millionen Haushalte angebunden
(38 Milliarden Euro Investitionen bis
2010)
� 100 Mbit/s kosten 40 Euro/Monat
Fastweb (Italien) und
Bredbandsbolaget (Schweden)
� Fastweb hat bis Ende März 2006
793.700 Kunden gewonnen
� 100 Mbit/s kosten 34 Euro/Monat
(Bredbandsbolaget, Schweden)
Quellen: iDate, Heavy Reading, Corning, ING, Arthur D. Little
FTTH-Fallstudie Fastweb – Fastweb (früher eBiscom) wurde 1999 gegründet, ist der
größte alternative Anbieter von Breitband-Festnetzen in Italien (Mailand) und einer
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
FTTHMarktmodelle
51
der erfolgreichsten kommerziellen FTTH-Anbieter der Welt. Fastweb bietet über das
eigene Glasfasernetz Triple-Play-Dienste für alle Marktsegmente im Retail- und Business-Bereich an. Das Unternehmen setzt dabei nicht nur auf Glasfaser, sondern je nach
den regionalen Bedingungen, welche für die Rentabilität von FTTH von Bedeutung sind
auch auf DSL. In den Bereichen, wo die Glasfasertechnologie unrentabel ist, hat Fastweb
sein Netz durch Entbündelung der Teilnehmeranschlüsse ergänzt. Etwa 35% der Kunden verfügen über eine Glasfaseranbindung; der erwirtschaftete ARPU von 903 Euro pro
Jahr für Privatabonnenten zählt zu den höchsten im europäischen Breitband-Markt.
Netze der nächsten Generation in Europa
2.8 Modell der Mobilnetz-Infrastruktur
UMTS-Familie (3GPP) – Der UMTS-Standard wird sich im Jahr 2010 über HSPA zu
LTE (Super 3G) entwickeln und eine Downstream-Kapazität von etwa 100 Mbit/s, sowie
eine Upstream-Kapazität von etwa 50 Mbit/s haben (mit einer IPv6-basierten Transportschicht). Die nachstehende Abbildung zeigt die Entwicklung des 3GPP-Standards:
Entwicklung von 3GPP (UMTS-Familie)
4G?
Super 3G 2008–15
HSUPA
Status Quo
W-CDMA
2005
� Downstream-Verbindung
144-384 kbit/s Stadt und
64-144 kbit/s Land
� Bedeutung ähnlich GSM
� Typische doppelte GSM-
Netzkapazität
� Normalerweise <0,05 €/
Mbyte über das Netz
HSDPA
2005–06
� Downstream-Verbin-
dung bis zu 14 Mbit/s.
Normalerweise
1-1,5 Mbit/s
� Rückfall an der
Zellengrenze auf
W-CDMA-Durchsatz
� Normalerweise 0,025 €/
Mbyte über das Netz
� Latenzzeit >100 ms
2006–07
� Bis zu 50% Erhöhung
des W-CDMA-UpsteamDurchsatzes
� 50-70% Erhöhung der
Upstream-Kapazität
� 20-55% Verringerung
der Den-BenutzerpaketLaufzeit
� Latenzzeit >200 ms
� Entwicklung zu 3G, voran-
getrieben von Betreibern
und anderen Unternehmen
� Drastische Umstellung
– 100 Mbit/s DownstreamVerbindung
– 50 Mbit/s Downstreamverbindung
– 10 ms Latenzzeit
– IP-Dienste
� IPv6-basiertes Mobilnetz
– Gb, lu usw.
� IPv6-basierte Transportebene (Signalisierungsschnittstellen)
� OFDMA/MIMO-Treiber:
komplette IPv6-Infrastruktur
2015–17
� Weit reichende
Zielsetzungen
– Komplette Umstellung
auf IP
– 100 Mbit/s
Mobilfunknetz
– 1 Gbit/s Festnetz
– HDTV
� OFDMA/MIMO
� Integrierte Verteiltechnologien und Versuchskonzepte in Japan, Korea
und China
� Unterstützung von
ATM/IPv4-Anwendungen
� LTE: Einleitende Untersuchungen und Erstellung eines Arbeitsplans sollen bis Juni 2006
abgeschlossen sein (Entwicklung von relevanten Standards bis Juni 2007)
� Starkes Interesse der Branche an der Verwertung dieser Daten und der Bereitstellung der
Technologie bis 2008
Hinweis: Keine Angaben zu TD-SCDMA, Edge Phase 2, HSDPA 2
52
CDMA-Familie (3GPP2) – Die CDMA2000 1XEV-DO-Technologie wurde von vielen Betreibern in aller Welt eingeführt, um den wachsenden Bedarf an Breitband-Diens3GPP2 CDMA EVDO
Plan
Kommentar
EV-DO
Rev 0
Rev A
Phase 1
Rev B
Jahr der
Standardisierung
2000
2004
2006
Hauptmerkmale
Wichtige
Dienste
Komplette
Umstellung
auf IP, hohe
FL-Datenraten
+
BE
Downstream
(http, VoD,
MoD)
+
Dienstgüte,
hohe RLDatenraten
Kommunikation mit
geringer
Latenz (VT,
VoIP, PTC,
Spiele)
+
+
Phase 2
Rev C
2007
Mehrere
Betreiber,
höhere
Leistung pro
Betreiber
Mehrere
BreitbandAnwendungen
� CDMA-Betreiber erhöhen rasch Abdeckung in unterversorgten
Gebieten und führen weiter entwickelte Datendienste ein;
CDMA funktioniert auch in kosteneffizienten Frequenzspektren
(450 MHz, 800 MHz, 850 MHz)
� Nach EV-DO Revision B (Multicarrier CDMA) setzt Qualcomm
verstärkt auf „3GPP2 Phase 2 Evolution“ (auch Revision C
genannt), um MBWA mit hoher Geschwindigkeit zu realisieren
3GPP2 Phase 2:
� Rückwärtskompatibel mit EV-DO Rev 0, Standards A und B
� Höhere Datenraten und Systemleistung
+
Verbesserte
BreitbandAnwendungen
– Hohe Datenraten von 70-200 Mbit/s je nach Mobilität für FL
und 30-45 Mbit/s für RL
– Anwendungsschicht Durchsatz 60/30 Mbit/s DL/UL
� Höhere Mobilität (bis zu 250 km/h)
� Produktverfügbarkeit 2009/2010
Phase 1 und Phase 2 unterstützen alle IP-Dienste mit höheren Breitband-Geschwindigkeiten, und die Leistungsfähigkeit bestehender FDD EV-DO-Netze kann problemlos
verbessert werden.
Hinweis: Status vom Januar 2006, Quelle: Qualcomm, CDMA Development Group
A
ten schnell und kosteneffizient zu decken. In Westeuropa spielt 3GPP2 nur eine unbedeutende Rolle, da die bestehenden GSM-Netze (3GPP-Familie) dominieren bzw. nur
diese Netze in manchen Ländern vorhanden sind und auf UMTS/HSPA umgestellt werden. Der 3GPP2-Standard wird sich weiterentwickeln und hohe Datenübertragungsraten von 70-200 Mbit/s unterstützen, die im Jahr 2009/10 erforderlich sein werden.
WiMax – Bis vor kurzen wurden mit dem Standard WiMax nur Pilotversuche durchgeführt, eine nennenswerte Einführung fand aber nicht statt. Mitte 2006 wurde dann
jedoch in Pakistan für den so genannten „E”-Standard (ein sog. „Mobilfunknetz-Standard“) ein erster Auftrag erteilt. Gegen Ende des Jahres wird Motorola WiMax in ein
großes Altnet integrieren, das die drei größten Städte Pakistans verbindet.
WiMAX (802.16e) für Funknetz
IEEE 802.16-2004
IEEE 802.16e
PHY (Auszug)
256 FFT OFDM
512 FFT SOFDMA
Kanalkapazität
3,5 MHz, 7 MHz und 10 MHz
3,5, 5, 7, 10, 20 MHz
Duplexverfahren
FDD, TDD
FDD, TDD
Konvergenzschicht
Ethernet (Schicht 2)
IP (Schicht 3)
Anwendungsszenarien
Festnetz und standortunabhängige Netze
Tragbare und mobile Funkgeräte
Client-Formfaktor
CPE für Außenanwendung, Desktop-Modem für
zu Hause
Laptopkarte, USB, Mini-PCI (für Laptop), PDA,
Mobiltelefon
Modulation
64 QAM für Aufwärts- und Abwärtsverbindung
64 QAM für Downstream-Verbindung, 16 QAM
für Upload-Verbindung
Systemfunktionen
Transparente Anschaltung, standortunabhängiges
Roaming, automatische Installation
Übergabe, Rufsystem, Energiesparbetrieb
Notwendige Funktechnik
(spätere Zulassung)
Tx- und Rx-Mehrfachempfang,
Aufwärtsverbindung über Unterkanäle
AAS, MIMO
Quelle: Kapsch/ADL-Analyse
Wie es aussieht, können für 802.16e Aufträge erteilt werden, während 802.16d derzeit keine Option für eine neue Infrastruktur ist (selbst dann, wenn es nur um ein Breitband-Festnetz geht; dies ist auf die Größendegression und die Verfügbarkeit bzw. Preise
von Teilnehmerendgeräten mit „E”-Standard zurückzuführen). Alle großen etablierten
Anbieter haben direkt auf den „E”-Standard umgestellt.
In Korea, dem fortgeschrittensten mobilen Breitband-Markt weltweit, erwägen KDDI
und KT (Korea Telecom) die parallele Einführung mehrerer Plattformen, wodurch
hauptsächlich Kapazitätsprobleme vermieden werden sollen. Beide Betreiber haben
genaue Roadmaps (im Hinblick auf Netzwerk und Teilnehmerendgeräte) zu der Frage
erarbeitet, welche Rolle WiMax in ihrer Netzzugangsstrategie spielen wird. KDDI hat
die B3G-Technologie (höhere Leistung als 3G, Hochgeschwindigkeit für multimediale
Anwendungen) eingeführt und arbeitet bereits an Geräten (PDA und Mobiltelefone), die
EVDO Version A und WiMax und WiFi in Pilotversuchen unterstützen sollen. In naher
Zukunft kann eine Kombination aus Punkt-zu-Punkt-, Gruppen- und Rundruftechnologie dafür sorgen, dass Endverbraucher einen nahtlosen Dienst (Mehrfachticker plus Portal) nutzen können, um gleichzeitig zwei bis drei Videos oder Fernsehsendungen anzuschauen. KT verwendet dieselbe Technologie und integriert darüber hinaus noch DMB
in alle oben genannten Technologien.
Jedoch gibt es auch viele Unsicherheitsfaktoren hinsichtlich des Frequenzspektrums.
Beispielsweise gibt es in Asien enorme Probleme bei der Allokation von Frequenzen.
Bei den meisten Marktteilnehmern herrscht Unsicherheit, ob auf ein Frequenzband von
2,4, 3,4/3,5 oder 3,6 GHz umgestellt werden soll. Die Regulierungsbehörden haben in
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
WiMAX (802.16d) für Festnetz
Standard
53
Entwicklung von WiMAX
WiMAXProdukte
1. HJ 2007
Auf WiMAX-Forum wurden erste
802.16e-Basisstationen und TeilnehmerEndgeräte zugelassen
1. HJ 2006
Erste 802.16eBasisstationen für
2.–3. Quartal 2006
Versuche
Erste 802.16e-Chipgruppen
Ende 2004
Erste WiMAX-Basisstationen und
Teilnehmer-Endgeräte
2. Halbjahr 2004
Erste 802.16-2004Chipgruppen
2.–3. Quartal 2005
802.16-2004Chipgruppen in großer
Menge verfügbar
Januar 2005
Netze der nächsten Generation in Europa
Erste Phase der
Zulassung von
WiMAX für
Festnetze
Juli 2004
4. Quartal 2005
802.16-2004 von
IEEE zugelassen
802.16e von IEEE
zugelassen
2004
Mitte 2007
Erste WiMAX-fähige
Laptops
2008
Erste WiMAX-fähige
Minicomputer
Juli 2005
Partnerschaft mit
Cetecom Labs
Standardisierungsund Zertifizierungsverfahren
Kommentar
4. Quartal 2005
Auf WiMAX-Forum wurden 802.16-2004Basisstationen und Teilnehmer-Endgeräte
zugelassen
2005
2006
2. HJ 2006
Erste Phase der
Zulassung von
802.16e
2007
2008
� Mit dem Standard 802.16e hat
WiMAX hohes Potenzial, da
dieser systemfreie Standard sehr
effizient und günstiger als CDMATechnologie ist.
� Aber: Der Zeitpunkt der
Markteinführung ist kritisch.
� WiMAX konnte nicht wie geplant
realisiert werden und verlor Zeit
im Vergleich mit dem früheren
Standard CDMA EVDO – CDMA
EVDO konnte wegen der
frühzeitigen Verfügbarkeit und
des anpassungsfähigen
Frequenzspektrums im Vergleich
mit HSDPA auf vielen Märkten
eingeführt werden
� Die Rolle, die WiMAX in der
Zukunft spielen kann, hängt vom
Zeitpunkt der Markteinführung
und der Wirtschaftlichkeit des
Standards 802.16e ab.
Quelle: Studie von Arthur D. Little
Bezug auf das Frequenzband völlig unterschiedliche Ansichten, was das Anbieten von
Mobiltelefonen schwierig und teuer macht.
Anders als die koreanischen Unternehmen KDDI und KT ist der in Singapur ansässige
StarHub (der zweite Mobilnetz-Betreiber) der Ansicht, dass WiMax wegen der hohen
WiFi-Penetration, einer kurzen Umstellungszeit und einer bereits vorhandenen effizienten Festnetzinfrastruktur im Breitband-Bereich nicht wirtschaftlich ist. StarHub ist
ein Quadruple-Play-Anbieter, der HSDPA einführen und in den nächsten Wochen das
eigene HFC-Festnetz auf EuroDOCSIS 3.0 umstellen wird. Dadurch wird StarHub
100-Mbit/s-Dienste anbieten können und kann sich der Einführung von FTTH entgegenstellen.
Im reinen Geschäft mit dem mobilen Breitband-Zugang und bei der Penetration ist Europa gut positioniert. Dies trifft insbesondere auf Länder wie Österreich, die Tschechische Republik, Irland, Portugal und die Slowakei zu, wo mindestens drei MBWA-Plattformen miteinander konkurrieren (HSDPA, EVDO, IPW, F-OFDM usw.) und mobile
Breitband-Dienste bereits kommerziell verfügbar sind und ermutigende Verkaufszahlen
aufweisen.
54
A
Teil 3
Wettbewerbsfähigkeit von Netzen der
nächsten Generation
Um Aussagen zur Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Netzwerktechnologien in einem
Szenario für Breitbandnetze der nächsten Generation zu machen, haben wir Vergleichsindikatoren für die beiden Kategorien entwickelt:
 Architektur-/Infrastruktur-Plan
 Wettbewerbsfähigkeit der Technologie
Die Bewertung der verschiedenen Zugangstechnologien (ADSL2+, VDSL2, EuroDOCSIS 2.0, EuroDOCSIS 3.0 und FTTH) anhand der Vergleichsindikatoren zeigt
ihre Bedeutung im Zusammenhang mit einigen wichtigen wirtschaftlichen Motivationskräften für die Einführung von Netzen der nächsten Generation und die Anforderungen
des Marktes für Breitband-Technologie der nächsten Generation:
 Bereitstellung von aktuellen und zukünftigen Breitband-Produkten und -Dienstleistungen
 Bereitstellung von nahtlosen Konnektivitätslösungen
 Qualitätszusicherung durch QoS-Verfahren
Was die Bereitstellung von zukünftigen Breitband-Produkten und -Diensten betrifft, so
ist festzustellen, dass derzeit keine Technologie den anderen Technologien in allen Belangen überlegen ist. Der komparative Wettbewerbsvorteil einer Technologie hängt entscheidend von den Nutzungszenarien ab. Daher kann DSL für Plattformen für verschiedene
Dienstleistungen und HFC für Fernsehtechnologie-Plattformen genutzt werden. Die
HFC-Technologie und ihr Standard EuroDOCSIS haben Stärken in der Bereitstellung
von breitbandigen Rundfunkdiensten und zusätzlichen interaktiven IP-Diensten, während die xDSL-Technologie in Europa überwiegend als IP-Hauptzugangsinfrastruktur
eingesetzt wird, die abrufbare Dienste unterstützt (jedoch nicht in den USA oder Indien).
Konkurrierende Festnetz-Infrastrukturen (DSL, HFC und FTTH) sorgen für größere
Kapazitäten und höhere Leistung. Dies hat zur Folge, dass Netzdienste schnell auf jederzeit und überall verfügbare Dienstleistungen mit nahtlosem Zugang und anschließend
auf nahtlos integrierte konvergente Dienstleistungen umgestellt werden. Konvergenz hat
zwei Dimensionen: Technologie und Dienste. Während etablierte DSL-Betreiber oft im
Bereich der Technologiekonvergenz (Fest- und Mobilfunknetze) gut positioniert sind,
haben Kabelnetz-Betreiber im Bereich der Konvergenz von Dienstleistungen (Video-,
Daten- und Sprachdienste) die Nase vorn, da sie Zugang zu den Inhalten haben und einen
relativen Kostenvorteil nutzen können.
Bei der Planung und Gestaltung zukünftiger Netze sollten die etablierten Betreiber und
Kabelnetz-Betreiber auf Flexibilität im Hinblick auf den Zugang und die Amortisierung von Infrastrukturinvestitionen achten. Zu diesem Zweck sollte der Bedarf an Bandbreite sorgfältig analysiert werden. Die etablierten Betreiber werden sich bei Gebieten
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
In Teil 3 vergleichen wir die verschiedenen Infrastrukturpläne (Roadmaps), die auf Grundlage der verschiedenen Breitband-Infrastrukturen entwickelt werden. Wir wollen Anhaltspunkte zur Vorhersagbarkeit der Wettbewerbsfähigkeit einer Vielzahl von konkurrierenden und manchmal komplementären Netzarchitekturen geben. In diesem Zusammenhang
ist ein Szenario für Breitband-Festnetze der nächsten Generation von Bedeutung, das verschiedene Faktoren (wie Verbesserungen der Leistungsfähigkeit der Kabel- und Telekommunikationsnetze, Umstellung von Systemen, Glasfasernetz- und Mobilnetz-Betreiber)
berücksichtigt.
55
Netze der nächsten Generation in Europa
mit bestehender Infrastruktur zwischen ADSL2+ und VDSL2 und bei Gebieten mit
neu zu errichtender Infrastruktur zwischen xDSL und FTTH entscheiden müssen. Die
Kabelnetz-Betreiber jedoch sollten ihr Augenmerk auf konvergente Dienste richten und
gründlich über die Entwicklung einer Mobilfunkstrategie nachdenken, sofern dies nicht
bereits geschehen ist. Bedenken hinsichtlich der Rentabilität hindern die meisten Interessengruppen noch, FTTP über die Pilotphase hinaus auf den Massenmarkt zu bringen. Die derzeitigen FTTH-Initiativen der Gemeinden scheinen unter vielen, wenn
auch nicht allen Gegebenheiten wirtschaftlich nicht rentabel zu sein und können sogar
in einigen Gebieten der Einführung der Breitband-Technologie entgegenwirken. Dies
würde sich in der Bildung von Überkapazität und in einem drohenden unerbittlichen
Preiswettbewerb zeigen, der die Rentabilität aller Investitionen unterminieren würde.
Aufgrund von Kapazitätsbeschränkungen können drahtlose Zugangsnetze nicht direkt
mit Breitband-Festnetzen der nächsten Generation konkurrieren. Mobilfunkfähige Festnetze der nächsten Generation werden jedoch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber
selbständigen Festnetzen haben.
3.1 Indikatoren zum Technologievergleich
Um Aussagen zur Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Netztechnologien in einem Szenario für Breitbandnetze der nächsten Generation zu machen, wurden Vergleichsindikatoren für die beiden Kategorien „Architektur-/Infrastrukturplan“ und „Wettbewerbsfähigkeit der Technologie“ entwickelt:
Indikatoren zu den Architektur-/Infrastrukturplänen – Die erste Gruppe von Indikatoren bezieht sich auf die Kategorie Architektur/Infrastrukturplan und umfasst Glasfaserdichte/Penetration, Skalierbarkeit, Interoperabilität und Standardisierung, Latenzzeit, Abdeckung, Verwaltbarkeit von Kapazität/Bandbreite, Durchgängigkeit und
Betriebskosten.
Indikatoren für Architektur- /Infrastruktur-Pläne
Indikator
56
Wichtigkeit
Qualitative Beschreibung
Gründe für die Wichtigkeit
Glasfaserdichte/
Penetration
Angabe, wie viele Netzpunkte über eine Glasfaseranbindung
verfügen.
Eine hohe Glasfaserdichte bzw. Penetration ermöglicht eine
einfachere und kostengünstigere Einführung von FTTP.
Skalierbarkeit
Die Fähigkeit, größere oder kleinere Datenmengen und die
Anzahl von Benutzern zu unterstützen. Die Fähigkeit, Größen
zu verändern sowie den Umfang kosteneffizienter Maßnahmen
so zu koordinieren, dass die Kosten je Einheit und die Kosten
für die Beschaffung zusätzlicher Dienste nur minimal davon
betroffen sind.
Eine bessere Skalierbarkeit führt zu mehr Flexibilität,
insbesondere bei kleinen Mengen, was auch Einfluss auf die
Größendegression hat.
Interoperabilität und
Standardisierung
Auf Standardisierung basierende Interoperabilität garantiert
eine vielseitige Nutzung verschiedener Endanwendergeräte
(keine Abhängigkeit vom Hersteller wie bei firmeneigener
Technologie).
Standardisierte Technologien führen zu niedrigeren Kosten
durch Wettbewerb und einer größeren Anzahl passender
Komponenten.
Latenzzeit
Für die Übermittlung zeitkritischer Informationen über Netze von
der Quelle bis zum Ziel ist die Übertragungszeit, die so
genannte Latenzzeit, sehr wichtig (z.B. sollte die Latenzzeit für
einen Anruf unter 150 ms liegen).
Die Latenzzeit ist besonders wichtig für interaktive
Kommunikationsdienste wie Sprach- oder
Videokonferenzdienste.
Abdeckung (Land-/
Stadtgebiet) und
Größenordnung:
Abdeckung eines geografischen Gebiets, das die Standorte von
Netzkunden umfasst (die Abdeckung wird meist in Prozent aller
Haushalte gemessen).
Eine hohe Abdeckung führt zu einem größeren Kundenpotenzial und flexibleren Vermarktungsstrategien.
Verwaltbarkeit von
Kapazität/Bandbreite –
Dienstgüte
Dies ist ein Konzept zur Bereitstellung einer bestimmten,
quantifizierbaren Leistung in einem mehrfach genutzten Netz.
Die Leistungsfähigkeit eines solchen Netzes lässt sich durch
physikalische Messungen im Netz feststellen sowie durch
Bestimmung der Verfahren zur Netzverkehrspriorisierung und
Netzverwaltung.
Die Verwaltbarkeit von Bandbreite ist sehr wichtig, wenn nur
eine Zugangsleitung für mehrere Produkte vorhanden ist –
manche Produkte benötigen eine garantierte Bandbreite,
andere eine bestimmte Latenzzeit, und für jedes Produkt
müssen die erforderlichen technologischen Kapazitäten
bereitgestellt werden.
Durchgängigkeit
Die garantierte Leistungsfähigkeit eines Netzes vom
Ursprungspunkt bis zum Zielpunkt unter Berücksichtigung aller
potenziellen Engpässe sowie der Leistung.
Die Durchgängigkeit ist wichtig für Produkte, die eine
hohe Kapazität erfordern und latenzzeitabhängig sind.
Betriebskosten pro
Abonnent
Die Summe der Kosten für den Besitz, den Betrieb und die
Instandhaltung eines Netzes pro Abonnent. Zu den
Betriebskosten zählen auch Anschaffungskosten für Hardware
und Software sowie Installations-, Schulungs-, Betreuungs-,
Modernisierungs- und Instandsetzungskosten.
Die Betriebskosten pro Abonnent bestimmen die Rentabilität
eines Produkts.
gering
hoch
Glasfaserdichte/Penetration: Die Glasfaserdichte/Penetration bezieht sich auf die
Zahl der Netzpunkte mit Glasfaseranbindung. Eine hohe Glasfaserdichte bzw. Penetration ermöglicht eine einfachere und kostengünstigere Einführung von FTTP.
A
Skalierbarkeit: Die Skalierbarkeit bezieht sich auf die Fähigkeit, zwischen größeren
oder kleineren Datenmengen und der Zahl der Benutzer skalieren zu können, Größen
zu verändern bzw. den Umfang kosteneffizienter Maßnahmen so zu koordinieren, dass
die Kosten je Einheit und die Kosten für die Beschaffung zusätzlicher Dienste nur minimal davon betroffen sind. Eine bessere Skalierbarkeit führt dabei zu mehr Flexibilität
(insbesondere bei kleinen Mengen), was auch Einfluss auf Rationalisierungseffekte hat.
Interoperabilität und Standardisierung: Auf Standardisierung basierende Interoperabilität garantiert eine vielseitige Nutzung verschiedener Endanwender-Geräte und ist
daher nicht herstellerabhängig wie die firmeneigene Technologie. Standardisierte Technologien führen zu niedrigeren Kosten durch Wettbewerb und einer größeren Anzahl
passender, interoperatibler Komponenten.
Abdeckung (Land-/Stadtgebiet) und Größenordnung: Die Abdeckung bezieht sich
auf ein geografisches Gebiet, das die Standorte von Netzkunden umfasst (die Abdeckung
wird in Prozent aller Haushalte gemessen). Eine hohe Abdeckung führt dabei zu einem
größeren Kundenpotenzial und flexibleren Vermarktungsstrategien.
Verwaltbarkeit von Kapazität/Bandbreite (QoS): Dies ist ein Konzept zur Bereitstellung einer bestimmten, quantifizierbaren Leistung in einem mehrfach genutzten Netz.
Die Leistungsfähigkeit eines solchen Netzes lässt sich durch physikalische Messungen
im Netz feststellen, sowie durch Bestimmung der Verfahren zur Priorisierung im Netzverkehr und der Verwaltung von Netzwerken. Die Verwaltbarkeit von Bandbreite ist
sehr wichtig, wenn nur eine Zugangsleitung für mehrere Produkte vorhanden ist; manche Produkte benötigen eine garantierte Bandbreite, andere eine bestimmte Latenzzeit.
Darum ist es wichtig, dass für jedes Produkt die erforderlichen technischen Kapazitäten
bereitgestellt werden.
Durchgängigkeit: Die Durchgängigkeit bezeichnet die garantierte Leistungsfähigkeit
eines Netzes vom Ursprungspunkt bis zum Zielpunkt unter Berücksichtigung aller potenziellen Engpässe sowie der Leistung. Die Durchgängigkeit ist wichtig für Produkte, die
eine hohe Kapazität erfordern und latenzzeitabhängig sind.
Betriebskosten pro Abonnent: Dies ist die Summe der Kosten für den Besitz, den
Betrieb und die Instandhaltung eines Netzes pro Abonnent. Zu den Betriebskosten zählen auch Anschaffungskosten für Hardware und Software, sowie Installations-, Schulungs-, Betreuungs-, Modernisierungs- und Instandsetzungskosten. Die Betriebskosten
pro Abonnent bestimmen schließlich die Rentabilität eines Produkts.
Indikatoren zur Wettbewerbsfähigkeit der Technologie – Die zweite Gruppe von
Indikatoren ist für die Kategorie „Wettbewerbsfähigkeit der Technologie“ bestimmt und
umfasst Kriterien wie verfügbare Bandbreite, nahtloser Zugang, Fähigkeit zur Bereitstellung von Triple und Quadruple Play, Produkteinführungszeit, Anwendungsmöglichkeiten der Nutzer-/Funktionsvielfalt, kundenspezifische Auslegung von Diensten, sowie
Kosten bzw. Verfügbarkeit von Endgeräten für Teilnehmer.
Verfügbare Bandbreite (up-/downstream): Die verfügbare Bandbreite entspricht der
Datenmenge, die in einer bestimmten Zeit über ein Netz gesendet werden kann. Die
Bandbreite wird in Bit pro Sekunde (bit/s), Kilobit pro Sekunde (kbit/s) oder Megabit
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Latenzzeit: Die Latenzzeit ist die Zeit, die für die Übertragung von einem Ursprungspunkt zu einem Zielpunkt benötig wird. Für die Übermittlung zeitkritischer Informationen über Netze ist eine kurze Übertragungszeit ausschlaggebend (beispielsweise sollte
die Latenzzeit für einen Anruf unter 150 ms liegen). Die Latenzzeit ist besonders wichtig für interaktive Kommunikationsdienste (wie Sprach- oder Videokonferenzdienste).
57
Indikatoren zur Wettbewerbsfähigkeit der Technologie
Netze der nächsten Generation in Europa
Indikator
58
Wichtigkeit
Qualitative Beschreibung
Gründe für die Wichtigkeit
Verfügbare Bandbreite
(downstream/upstream)
Die Datenmenge, die in einer bestimmten Zeit über ein
Netz gesendet werden kann. Die Bandbreite wird in Bit
pro Sekunde (bit/s), Kilobit pro Sekunde (kbit/s) oder
Megabit pro Sekunde (Mbit/s) angegeben.
Die Bandbreite ist ein wichtiger Parameter für Dienste,
bei denen große Datenmengen in kurzer Zeit übermittelt
werden müssen.
Nahtloser Zugang
Unterbrechungsfreie Übergabe für Mobilfunkdienste
Wichtig für Mobilfunkprodukte und deren Anwendbarkeit
Fähigkeit der Bereitstellung von Triple und
Quadruple Play
Fähigkeit zur Bereitstellung ausreichender Bandbreite
und der erforderlichen Dienstgüte unter Berücksichtigung
der Verkehrspriorisierung und Latenzzeit
Dies steht in direktem Zusammenhang mit den Bandbreitenparametern bzw. der verwalteten Bandbreite und
der Qualität der Dienstleistung, da für die betreffenden
Dienste verschiedene garantierte technische Leistungen
erforderlich sind.
Produkteinführungszeit
Vorlaufzeit von der Erstellung des Konzepts bis hin zur
Einführung eines Produkts
Wettbewerbsfähigkeit (Wettbewerbsvorteil eines
Unternehmens, das einen Markt zuerst besetzt)
Anwendungsmöglichkeiten der Nutzer/
Funktionsvielfalt
Die Anwendungsmöglichkeiten der Nutzer bzw. Kunden,
wenn sie Gebrauch von einem Produkt oder Dienst
machen. In diesem Zusammenhang spricht man auch
von Benutzerfreundlichkeit. Die Anwendungsmöglichkeiten umfassen nicht nur Funktionen und
Abläufe, sondern setzen auch Kenntnisse voraus.
Gute Anwendungsmöglichkeiten sind wichtig für die
Akzeptanz und den Erfolg eines Produkts.
Kundenspezifische
Auslegung von Diensten
Fähigkeit, einen Dienst an individuelle Bedürfnisse
anzupassen
Die kundenspezifische Auslegung von Diensten ist ein
Alleinstellungsmerkmal neuer interaktiver Dienste.
Kosten für TeilnehmerEndgeräte/Verfügbarkeit
Kosten für Teilnehmer-Endgeräte und den Zeitpunkt der
Verfügbarkeit von standardisierten TeilnehmerEndgeräten
Der Zeitpunkt der Verfügbarkeit von TeilnehmerEndgeräten und die Kosten pro Teilnehmer-Endgerät
haben großen Einfluss auf die Markteinführung und den
Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens, das einen
Markt zuerst besetzt.
gering
hoch
pro Sekunde (Mbit/s) angegeben. Die Bandbreite ist ein wichtiger Parameter für Dienste
bei denen große Datenmengen in kurzer Zeit übermittelt werden müssen.
Nahtloser Zugang: Dies bezieht sich auf eine unterbrechungsfreie Übergabe für Mobilfunkdienstleistungen, was insbesondere für den Nutzen von Mobilfunkprodukten von
Bedeutung ist.
Fähigkeit der Bereitstellung von Triple und Quadruple Play: Dies ist die Fähigkeit
zur Bereitstellung ausreichender Bandbreite und des erforderlichen QoS unter Berücksichtigung der Verkehrspriorisierung und Latenzzeit. Dies steht in direktem Zusammenhang mit den Bandbreiten-Parametern bzw. der verwalteten Bandbreite und der QoS, da
für diese Dienstleistungen verschiedene technische Leistungen garantiert werden müssen.
Produkteinführungszeit: Dies ist die Vorlaufzeit von der Erstellung des Konzepts bis
zur Einführung eines Produkts. Die Produkteinführungszeit ist ein wichtiges Wettbewerbskriterium für Unternehmen, die als Erste einen Markt besetzen („First Mover“).
Anwendungsmöglichkeiten der Nutzer-/Funktionsvielfalt: Dies bezieht sich auf die
Anwendungsmöglichkeiten des Produktes bzw. der Dienstleistung für die Nutzer bzw.
Kunden. In diesem Zusammenhang spricht man auch von Benutzerfreundlichkeit. Die
Anwendungsmöglichkeiten umfassen nicht nur Funktionen und Abläufe, sondern setzen
auch Kenntnisse voraus. Gute Anwendungsmöglichkeiten sind wichtig für die Akzeptanz
und den Erfolg eines Produkts.
Personalisierte Dienste: Dies bezieht sich auf die Fähigkeit, eine Dienstleistung an
individuelle Bedürfnisse anzupassen. Die Personalisierung einer Dienstleistung ist ein
Alleinstellungsmerkmal neuer interaktiver Dienste.
Kosten für Teilnehmerendgeräte/Verfügbarkeit: Dies bezieht sich auf die Kosten für
Teilnehmerendgeräte und den Zeitpunkt der Verfügbarkeit von standardisierten Teilnehmerendgeräten. Der Zeitpunkt der Verfügbarkeit von Teilnehmerendgeräten und
die Kosten pro Teilnehmerendgerät haben großen Einfluss auf die Markteinführung
und den Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens, das einen Markt zuerst besetzt („First
Mover Advantage“).
A
3.2 Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit von Infrastrukturen
 Bereitstellung von aktuellen und zukünftigen Breitband-Produkten und -Dienstleistungen
 Bereitstellung von nahtlosen Konnektivitätslösungen
 Qualitätszusicherung durch QoS-Verfahren
Bewertung/Vergleich der Zugangstechnologien
niedrig
hoch
Gegenwärtige Technologien
ADSL2+
EURODOCSIS 2.0
Zukünftige Technologien
VDSL 2
EURODOCSIS 3.0
FTTH
Architektur/Infrastrukturplan
Glasfaserdichte/Penetration
Interoperabilität und Standardisierung
(heute)
hoch
Latenzzeit
Wettbewerbsfähigkeit
der Technologie
Skalierbarkeit
Abdeckung (Land-/Stadtgebiet) und
Größenordnung
Verwaltbarkeit von Kapazität/Bandbreite
Durchgängigkeit
Betriebskosten pro Abonnent (heute)
Wettbewerbsfähigkeit der Technologie
Verfügbare Bandbreite (up-/downstream)
Fähigkeit der Bereitstellung von Triple
Play und Quadruple Play
Produkteinführungszeit (heute)
Bewertung
2006
FTTH
Bewertung
2010
EuroDOCSIS 2.0
VDSL 2
ADSL2+
EuroDOCSIS 3.0
gering
gering
Anwendungsmöglichkeiten der Nutzer-/
Funktionsvielfalt
Kundenspezifische Auslegung von
Diensten
Kosten für TeilnehmerEndgeräte/Verfügbarkeit
Architektur-/
Infrastrukturpläne
hoch
ADSL2+ weist die höchste Bewertung auf, was auf hohe Verfügbarkeit und Abdeckung
zurückzuführen ist. Bei ADSL2+ handelt es sich um eine Technologie für mittlere/große
Bandbreite und abrufbare Dienste (SDTV), die durch die zugrunde liegende Kapazität
der Schleifenlänge sehr zuverlässig ist. Außerdem eignet sich ADSL2+ bestens für alle
QoS-Dienste (wie beispielsweise VoIP), bei denen festgeschaltete Abonnementen-Leitungen für einen hohen Qualitätsstandard sorgen.
VDSL2 liegt auf gleicher Höhe mit EuroDOCSIS 3.0 und FTTH, aber hinter den etablierten Diensten wie ADSL und EuroDOCSIS 2.0, die in Bezug auf Verfügbarkeit, Produkteinführungszeit und Standardisierung mehr zu bieten haben. Aufgrund der hohen,
ungeteilten Upstream-Kapazität eignet sich VDSL2 gut für Videokonferenzdienste.
VDSL2 weist für abrufbare Dienste beste Voraussetzungen auf (dank der kurzen Schleifenlänge bei Kunden mit FTTN).
EuroDOCSIS 2.0 liegt kurz hinter ADSL2+, was auf eine weniger weitreichende Abdeckung zurückzuführen ist. Die Technologie eignet sich aufgrund ihrer hohen Datenübertragungsraten gut für „Best-Effort“-Internetdienste (Dienste mit bestmöglicher
Datenbereitstellung bzw. pauschaler Qualitätszusicherung), jedoch weniger für abrufbare Dienste in einem mehrfach genutzten Zugangsmedium (obwohl diese Grenzen
bis jetzt noch nicht erreicht sind). HFC hat Stärken in einem breiten Produktangebot,
erfüllt aber wegen der begrenzten Upstream-Kapazität nicht die technischen Voraussetzungen für Videokonferenzdienste.
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Die Bewertung der verschiedenen Zugangstechnologien (ADSL2+, VDSL2, EuroDOCSIS 2.0, EuroDOCSIS 3.0 und FTTH) anhand der Vergleichsindikatoren, die für die
beiden Kategorien „Architektur-/Infrastrukturplan“ und „Wettbewerbsfähigkeit der
Technologie“ entwickelt wurden, zeigt die Bedeutung dieser Zugangstechnologien im
Zusammenhang mit einigen wichtigen wirtschaftlichen Motivationsfaktoren, was sowohl
die Einführung von NGNs, als auch die Anforderungen des Marktes für BreitbandTechnologie der nächsten Generation anbetrifft:
59
EuorDOCSIS 3.0 liegt mit VDSL und FTTH auf gleicher Höhe, aber hinter den etablierten Diensten wie ADSL2+ und EuroDOCSIS 2.0, die in Bezug auf Verfügbarkeit,
Produkteinführungszeit und Standardisierung mehr leisten. EuroDOCSIS 3.0 ist aufgrund der effizienten Netztopologie und der optimierten Nutzung des Spektrums bestens für verbindungsorientierte Dienste mit großer Bandbreite geeignet und hat auch
eine sehr hohe Kapazität für breitbandige Internetdienste. Wegen der mehrfach genutzten Zugangsinfrastruktur eignet sich die Technologie weniger gut für abrufbare Dienste
mit großer Bandbreite.
Unterschiedliche Technologiebewertung zwischen 2006 und 2010 – Der Vergleich
von folgenden Indikatoren zeigt die Unterschiede zwischen der heutigen und der zukünftigen Technologie:
Netze der nächsten Generation in Europa
 Glasfaserdichte/Penetration:
60
Die Glasfaserdichte für EuroDOCSIS wird
in Zukunft zunehmen.
 Interoperabilität und Standardisierung: Die Standards VDSL2 und EuroDOCSIS werden finanziert bzw. implementiert.
 Abdeckung und Größenordnung:
Die Abdeckung mit VDSL2 und FTTH
nimmt aufgrund der Einführung von
FTTN/FTTH zu.
 Betriebskosten pro Abonnent:
Die Kosten für VDSL2, EuroDOCSIS
und den operativen Betrieb
 Produkteinführungszeit:
Die Einführungszeit für VDSL2 und
EuroDOCSIS3 wird kürzer, was auf den
Einsatz bewährter Technologie zurückzuführen sein wird.
 Kosten für Endgeräte/Verfügbarkeit:
EuroDOCSIS3-Modems werden ebenso
günstig wie die heutigen EuroDOCSIS2Modems sein, FTTH wird günstiger
werden, aber aufgrund der geringeren
Rationalisierungseffekte nicht in dem
Maße wie EuroDOCSIS.
Topologiespezifische Stärken und Schwächen der Zugangsnetze – Aufgrund ihrer
verschiedenartigen Topologien haben DSL- und HFC-Zugangsnetze verschiedene Stärken und Schwächen, welche wiederum Einfluss auf das Produktangebot haben. Wie
in der nachstehenden Abbildung gezeigt, hat das DSL-Zugangsnetz eine sternförmige
Topologie, bei der jede Kundenzugangsleitung am DSLAM (Digital Subscriber Line
Access Multiplexer) endet. Daraus ergeben sich festgeschaltete Kundenzugangsleitungen, die unabhängig von der Nutzung durch andere Kunden sind (außer bei Kreuzgesprächen zwischen den Leitungen). Im Vergleich dazu ähnelt die Infrastruktur der Kabeltechnologie (Glasfasernetzknoten, Verstärker und Modems) einer Baumstruktur, wobei
jeder Zweig von mehreren Kunden genutzt wird. Aus diesem Grunde eignet sich diese
Infrastruktur besonders für Rundfunkdienste mit einem hohen Bedarf an Bandbreite,
aufgrund der mehrfach genutzten Infrastruktur bietet sie jedoch weniger Dienstgüte.
Kosten für Teilnehmerendgeräte – Die Kosten für Endgeräte seitens der Teilnehmer sind ein weiterer wichtiger Faktor im Vergleich der Zugangstechnologien. Die tatsächlichen Kosten für Endgeräte sind je nach Technologiestandard sehr unterschiedlich,
da etablierte Standards bedeutend weniger Kosten pro Teilnehmer mit sich bringen als
innovative neue Standards. Der Preis der Geräte verringert sich jedoch normalerweise
A
Topologie der Zugangsinfrastrukturen
DSL-Zugangsinfrastruktur
Kabelzugangsinfrastruktur
Stern-Topologie
Baum-Topologie
DSL-Modem
HFC
DP
Kupferleitungen
DSL-Modem
EuroDOCSIS
CMTS
downstream
upstream
EuroDOCSIS
1.0Kabelmodem
DSL-Modem
DSALM
EuroDOCSIS
1.0Kabelmodem
EuroDOCSIS
2.0Kabelmodem
DP: Verteilerpunkt, DSLAM: Digital Subscriber Line Access Multiplexer; CMTS: Cable Modem Termination System
im Zuge der Masseneinführung, die hauptsächlich durch Effekte der Größendegression
vorangetrieben wird. EuroDOCSIS 3-Teilnehmerendgeräte kosteten bei der Einführung 160 Euro pro Stück, während sich die Kosten für EuroDOCSIS 2-Teilnehmerendgeräte auf rund 25 Euro belaufen. ADSL-Teilnehmerendgeräte hingegen kosten durchschnittlich rund 35 Euro, während sich die Anschaffungskosten für VDSL-Endgeräte im
Bereich von 110 Euro bewegen. Diese Kosten beeinflussen strategische Entscheidungen
hinsichtlich des Einführungszeitpunktes neuer Technologien und der entsprechenden
Dienste, da manche Betreiber warten, bis der Preis (aufgrund von Massenproduktion)
auf den gewohnten Wert für Teilnehmer-Endgeräte gefallen ist.
Produktbewertung auf Grundlage technologischer Stärken – Basierend auf den oben
beschriebenen Topologieunterschieden und den verschiedenen Technologien, die für diese
Zugangsnetze eingesetzt werden, haben wir zukünftige Produkte im oberen Leistungsbereich von typischen Triple-Play-Angeboten bewertet. Hierzu wurden folgende Kriterien
herangezogen; Durchgangsfähigkeit, Verzögerung und Latenzzeit, Ruffunktionalitäten
(Punkt-zu-Punkt-, Gruppen- und Rundruffähigkeit), QoS, Upstream-Kapazität, Verfügbarkeit von Teilnehmerendgeräten und Kosten. Arthur D. Little hat das folgende spezielle
Raster entwickelt, um die verschiedenen Netze der zukünftigen Generation zu bewerten
bzw. miteinander zu vergleichen, die in unserem Bericht ausführlich erläutert sind:
61
Vergleich zur Übereinstimmung von Produkten/Diensten und
Zugangstechnologien
Technologische
Kriterien
Datenstrombasiertes
Fernsehen /
Fernsehübertragung
SDTV
HDTV
VoD
SDTV
VoIP
HDTV
ADSL2+
VDSL2
EuroDOCSIS
2.0
EuroDOCSIS
3.0
geringe Übereinstimmung
hohe Übereinstimmung
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
256 QAM
BreitbandInternet
Videokonferenz
Wie die obige Abbildung zeigt, sind EuroDOCSIS 3.0 und VDSL2 die fortgeschrittensten Technologien, da sie sich mit geringfügigen Unterschieden für nahezu alle zukünftigen Produkte bzw. Dienstleistungen eignen; EuroDOCSIS übertrifft VDSL2 an
Diensten mit großer Bandbreite (wie HDTV), während VDSL2 Vorteile bei Punkt-zuPunkt-Diensten mit großer Bandbreite (wie VoD) und Diensten aus einer Kombination
aus QoS und hoher Upstream-Kapazität (beispielsweise Videokonferenzen) hat.
Netze der nächsten Generation in Europa
Die Fähigkeit der schnellen und problemlosen Einführung von HDTV-Übertragungsdiensten wird Kabelnetz-Betreibern neue Möglichkeiten eröffnen, da HDTV in den
kommenden Jahren aufgrund der fallenden Kosten für HDTV-Geräte ein großes Marktpotenzial haben dürfte.
Bereitstellung von Videodiensten mit hoher Qualität – Aufgrund der Erfordernis
einer Speicherstelle im „Heimnetz“ für Echtzeitdienste mit hohen Qualitätsansprüchen
und wegen der zahlreichen Engpässe bzw. Qualitätsmängel mit denen Internetdienste
zur Zeit behaftet sind, lassen sich die Unternehmen, die hochwertige Produkte im
Videosegment anbieten, auf Netzbetreiber eingrenzen. Andere Dienstleister haben nur
Chancen auf diesem Markt, wenn sie Partnerschaften mit Zugangsanbietern eingehen.
Für diese Dienste ist Durchgangsfähigkeit mit garantierter QoS erforderlich, womit
höhere Anforderungen an die Randnetze (Überlastung) und den Standort des Videoservers verbunden sind (siehe nachstehende Abbildung):
Internetstruktur – Engpässe
Wählverbindung POP
Modemgruppe
Modem
2
Netz
R
Internet
R
R
R
Kabelempfangsstelle
Kabelmodem
HFC
Netz
R
keine Überwachung der
Dienstgüte
im Internet
R
R
1
1
R
NAP
R
CMTS
2
Benutzerrechner 2
R
xDSL POP
2
1
Benutzerrechner 3
bevorzugter
Speicherbereich für
Inhalte mit hoher
Qualität (z. B. VoD)
NAP
Netz
R
DSLAM
xDSL
Netz
R
R
1
Benutzerrechner 1
DSLModem
62
Kommentar
NAP
zentraler
Speicherbereich
(niedrige Qualität)
2
begrenzte
Konnektivität
des Dienstanbieters
R
1
Servergruppe
Überwachung der Dienstgüte durch den Netzbetreiber
2
1
Servergruppe
begrenzte
Internetkonnektivität
1
Server
2
Cache
R
� Hochwertige Dienste können nur
im Netz des inländischen
Betreibers bereitgestellt werden.
� Einschränkende Faktoren:
– Begrenzte Internetkonnektivität für die einzelnen
inländischen Betreiber
(gemeinsame Nutzung durch
alle Benutzer im Netz)
– Keine Qualitätssicherung im
Internet (Übertragungsverzögerung, Schwankungen,
keine Priorisierung des
Verkehrs und Engpässe in
der Verfügbarkeit)
– Begrenzte Konnektivität und
Serverkapazität des
Dienstanbieters (mehrfache
Nutzung des Dienstes)
Router
POP = Einwahlknoten; NAP = Netzzugangspunkt; QoS = Quality of Service
Damit zahlreiche Inhalte weiterhin genutzt werden können, werden Systeme auf den
Markt kommen, die es Kunden erlauben, die Engpässe, mit denen das Internet behaftet
ist, durch das Herunterladen von Videodateien auf lokale Server zu umgehen. Der Film
wird zunächst heruntergeladen und auf einem privaten lokalen Medienserver gespeichert, bevor er angeschaut werden kann. Da die Qualität dieser Filme nicht gewährleistet ist (schwankende Umwandlungsqualität), eignen sie sich hauptsächlich zur Abdeckung von Anwendungen mit reduzierten Ansprüchen (z.B. im Hobbybereich) und
ergänzen die hochwertigen Unterhaltungsprogramme, die von den Netzbetreibern und
Medienunternehmen angeboten werden.
A
Politische und regulatorische Maßnahmen
Inwieweit werden politische und regulatorische Maßnahmen Einfluss auf den zukünftigen Breitband-Markt haben? In Teil 4 befassen wir uns damit, wie durch politische Initiativen bzw. regulatorische Maßnahmen Anreize für Investitionen in NGNs geschaffen
werden können. Anschließend werden wir der Frage nachgehen, unter welchen Voraussetzungen eine marktgeführte Umstellung auf Breitband-Technologie der nächsten
Generation möglich ist. Als Letztes bewerten wir den Einfluss, den die erörterten politischen und regulatorischen Entscheidungen auf die Wettbewerbspositionen der einzelnen Breitband-Infrastrukturen untereinander haben. Hierbei zeigt sich eine Problematik, die eines der grundlegenden ungelösten Probleme im Zusammenhang mit der
aktuellen Überprüfung (2006) der EU-Rahmenbedingungen darstellt. Unsere Einschätzung basiert auf einer Marktanalyse, einem Ausblick auf die Entwicklung des BreitbandMarktes und einem Technologievergleich.
Um signifikante Aussagen zur Politik in Bezug auf die Frage zu machen, welcher regulatorische Ansatz die Entwicklung des gesamten europäischen Elektronik- und Kommunikationsmarktes im Hinblick auf die Breitband-Technologie der nächsten Generation am
besten unterstützt, müssen die Perspektiven aller Marktteilnehmer berücksichtigt werden. Es sind möglicherweise verschiedene Ansätze erforderlich, um ein ausgewogenes
Verhältnis zwischen Investitionsrisiken und regulatorischen Anreizen herzustellen und
so die erforderlichen Voraussetzungen für einen dauerhaften Wettbewerb der Infrastrukturen zu schaffen (hierbei ist auch von Bedeutung, welchen Stellenwert die Entbündelung der Abonnentenanschlüsse hat).
Basierend auf einer Marktanalyse, einem Ausblick auf die Entwicklung des BreitbandMarktes und einem Technologievergleich sollten in der aktuellen politischen Diskussion
die folgenden regulatorischen Faktoren berücksichtigt werden:
a) Stimulierung der marktgeführten Umstellung auf NGNs
b) Punktuelle gesponserte Breitband-Entwicklung von NGNs in Fällen, in welchen der
Markt eindeutig versagt
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Teil 4
c) Wettbewerbsstimulierung bei den Infrastrukturen für NGNs
d) Erweiterung des Ansatzes der EU für Markdefinitionen – „Denken in neuen Dimensionen“
63
4.1 Einleitung
Regulatorische Voraussetzungen sind eine wichtige
treibende Kraft für die Umstellung auf NGNs
Um wettbewerbsfähig zu bleiben und sich auf grundlegende Veränderungen einzustellen, die sich bis zum Jahr 2011 auf dem Breitband-Markt vollziehen werden, obliegt
es den Anbietern von Breitband-Infrastrukturen, ihre Netze in verschiedener Hinsicht
anzupassen.
Wenn Infrastruktur-Betreiber die erforderlichen Investitionen in Netze der nächsten
Generation tätigen, müssen sie nicht nur die Marktentwicklungen der nahen Zukunft,
sondern auch das regulatorische Umfeld berücksichtigen. Die Frage, welcher regulatorische Ansatz solche Investitionen am wirkungsvollsten unterstützt, stellt sich in vielen
regulatorischen und politischen Debatten, die in ganz Europa geführt werden. Die ausstehende Überprüfung der EU-Rahmenbedingungen für elektronische Kommunikati-
A
onseinrichtungen spielt in dieser Hinsicht eine bedeutende Rolle. Die European Regulators Group wird 2006 einen Beschluss zu einem Bericht über regulatorische Grundsätze
für NGNs fassen. Diese Grundlage würde Rechtssicherheit schaffen und bei den Infrastruktur-Betreibern ausreichend Vertrauen schaffen, um die erforderlichen Investitionen zu tätigen.
Netze der nächsten Generation in Europa
EU: Versuche mit verschiedenen regulatorischen
Ansätzen
64
In ganz Europa können erste regulatorische Ansätze zur Stimulierung von Investitionen
in NGNs beobachtet werden. Diese Ansätze reflektieren einen zweifachen Bedarf; einerseits die Notwendigkeit eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Deregulierung bzw.
größerer Zuverlässigkeit der im Nachhinein anwendbaren Mittel des Wettbewerbsgesetzes und andererseits die Notwendigkeit der Bewahrung der Ergebnisse, die durch den
früheren regulatorischen Ansatz erzielt wurden, der in den EU-Richtlinien niedergelegt
ist (z.B. Wettbewerb auf Basis der Entbündelung von Abonnentenanschlüssen).
Unsere Analyse zeigt eine Entwicklung hin zu NGNs und einige etablierte Betreiber (z.B. Belgacom und Swisscom) haben in dieser Hinsicht bereits verbindliche Investitionszusagen gemacht. Dies ist unter anderem auf das Fehlen einer regulatorischen
Verpflichtung zurückzuführen, verbesserte Zugangsnetze für Wholesale-Dienste zu
kostenorientierten Preisen anbieten zu müssen. Bisher hat sich Belgacom noch keiner
Verpflichtung unterworfen, seine FTTN-basierten Breitband-Dienste für den Großhandel zur Verfügung zu stellen. Das schweizerische Unternehmen Swisscom fällt nicht
unter die EU-Rahmenbedingungen und ist nicht gesetzlich verpflichtet, seine Zugangsleitungen zu entbündeln. Deshalb wird auch nicht erwartet, dass das Unternehmen seine
FTTN-basierten Dienste für Wholesale-Aktivitäten zur Verfügung stellt.
Andere etablierte Betreiber in stärker regulierten Wirtschaftssektoren versuchen immer
noch auszuloten, inwieweit unternehmerisches Vorgehen ohne regulatorisches Eingreifen möglich ist. KPN beispielsweise hat eine „All-IP“-Strategie eingeschlagen. In Anbetracht des zwischen unabhängigen Anbietern von Internetdienstleistungen geführten
Wettbewerbs, der durch Entbündelung der Leitungen von KPN regulatorisch ausgelöst
wurde, sind wir jedoch skeptisch bezüglich der Absichten der OPTA, ihren gegenwärtigen Ansatz vollständig aufzugeben, KPN-Anreize für Investitionen in NGNs zu bieten.
Dies wäre auch für andere nationale Regulierungsbehörden in Ländern mit einem hohen
Maß an regulierten Entbündelungen von Abonnentenanschlüssen (wie Frankreich, Italien oder skandinavische Länder) von Bedeutung. Die OPTA hat bisher die Wichtigkeit
betont, die Vielzahl von Möglichkeiten für den Internet-Zugang zu erhalten, die von den
Anbietern über die Leitungen der etablierten Betreiber bereitgestellt werden, was durch
Kollokation und Hauptverteilerzugang möglich ist. Sie beabsichtigt, Wholesale-Vereinbarungen über Netze der nächsten Generation zu vermeiden, die der Form nach reine
Wiederverkaufsvereinbarungen sind und zieht eine Befürwortung des Glasfasernetzzugangs in Betracht.
Im Gegensatz dazu hatte die regulatorische Entbündelung von Teilnehmeranschlüssen in Großbritannien bisher relativ wenig Erfolg. Die verzögerte Bereitstellung von
geeigneten Wholesale-Produkten durch den etablierten DSL-Betreiber BT scheint für
eine Entbündelung von Teilnehmeranschlüssen gesorgt zu haben, die im Vergleich mit
Frankreich langsam vollzogen wird. BT und die zuständige Regulierungsbehörde befinden sich jedoch bereits in einer fortgeschrittenen Phase der Entwicklung eines regulatorischen Ansatzes. BT hat mit „Ofcom“ vereinbart, eine interne Organisationsstruktur mit der Bezeichnung „Openreach“ einzurichten, um eine betriebliche Trennung und
A
die Bereitstellung von entsprechenden (Wholesale-)Produkten (für sich selbst und für
seine Wholesale-Kunden) zu garantieren und damit für weiteren Wettbewerb zu sorgen.
Die Institutionalisierung von regulatorischen Verpflichtungen durch eine unabhängige
Organisation innerhalb der BT Group (mit eigener Gewinn- und Verlustrechnung) wird
als anreizbasierter (selbst-)regulatorischer Ansatz zur Stimulierung der Entwicklung von
NGNs betrachtet. BT hat bisher jedoch noch keinerlei Entscheidung getroffen, welche
NGN-Technologie realisiert werden soll.
Wir sind der Meinung, dass jeder regulatorische Ansatz mit einer vernünftigen Politik
einhergehen und auf einem umfassenden Verständnis der Dynamik des Breitband-Marktes der nächsten Generation begründet sein sollte. Durch Analyse des Wettbewerbs auf
dem Breitband-Markt der nächsten Generation und der zugrunde liegenden Triebkräfte
ist es uns gelungen, Entwicklungen aufzuzeigen, die neue Impulse für Handlungsalternativen zur Einführung von Netzen der nächsten Generation und zur Wahl neuer regulatorischer Instrumente setzen sollten:
 Mehrere NGNs bestehen gleichzeitig und konkurrieren
Obwohl FTTH-Netze häufig als einzige zukunftssichere Infrastruktur dargestellt
werden, haben wir bei einem Vergleich der Einsatz- und Ertragsindikatoren, die
für die Zugangsinfrastruktur-Technologie relevant sind, festgestellt, dass FTTH,
VDSL2 (Telekommunikation) und EuroDOCSIS 3.0 (Kabeltechnologie) im Jahr
2011 über ähnliche Leistungsmerkmale verfügen werden.
 Der Bedarf an jederzeit verfügbarem Zugang leitet eine neue Phase des TriplePlay-Wettbewerbs ein
Unsere Marktanalyse zeigt, dass eine Masseneinführung des IP-Standards eine neue
Phase des Wettbewerb um Triple-Play-Angebote einleiten wird, welche damit vom
Objekt des Medienrummels zum vorherrschenden Trend übergehen. Die Hauptentwicklung des Breitband-Marktes der nächsten Generation zeigt sich in dem Bedarf
an nahtlos verfügbaren Breitband-Diensten der nächsten Generation, die über konvergente Zugangsplattformen bereitgestellt werden. Dies macht es erforderlich, dass
die jetzigen Infrastruktur-Betreiber die Umsetzung ihrer Strategien zur Bereitstellung konvergenter Fest- und Mobilfunknetze beschleunigen.
 Der ARPU im Breitband-Markt wird sich durch Mehrwert generierende
Dienstleistungen stabilisieren
„Cross-Selling“-Geschäfte und konvergente Angebote werden die bedeutendsten
treibenden Kräfte für einen wachsenden ARPU sein. Neue Einnahmequellen für
Infrastruktur-Betreiber werden sich aus der Bündelung der Breitband-Konnektivität mit IP-Mehrwertdiensten und aus kommerziellen Vereinbarungen zur QoS mit
IP-Dienstanbietern (wie Yahoo, Google, Apple/iPod und Microsoft) ergeben und zu
neuen Möglichkeiten der Kundensegmentierung führen.
 Die Bandbreite wird keine Furore machen
Die Umstellung auf Netze der nächsten Generation wird nicht allein vom Bedarf an
Bandbreite vorangetrieben. Unsere Analyse zeigt, dass die Mehrheit der Abonnenten
in den meisten Ländern bis zum Jahr 2008 einen Bereich von 1-6 Mbit/s nutzen wird
(ausgenommen die Niederlande). Ausgehend von den derzeitigen Erwartungen an
zukünftige Dienste erwarten wir einen Bedarf an Bandbreite, der im Jahr 2011 über
50 Mbit/s Download und 8 Mbit/s Upload pro durchschnittlichem Haushalt liegen
wird.
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
4.2 Marktentwicklungen und ihr Einfluss auf politische und
regulatorische Maßnahmen
65
Netze der nächsten Generation in Europa
 Bessere Möglichkeiten für den Markteintritt
Während bestehende Netze für bestimmte Dienste, Geräte und BSS/OSS, die für
jeden dieser Dienste entwickelt wurden, ausgelegt wurden, können Netze der nächsten Generation dieselbe Plattform nutzen und die Dienste auf Serverplattformen
definieren. Die Verbreitung des IP-Standards in Kern- und Zugangsarchitekturen
von NGNs sowie in Technologien der Datenübermittlung werden unabhängigen IPbasierten Dienstanbietern mehr Möglichkeiten bieten, dem Markt unter Aufbringung
geringerer Kosten beizutreten. IP-basierte Dienste können nahtlos bereitgestellt werden oder es kann auf diese über IP-basierte Anwendungsschichten von einer beliebigen festen oder mobilen Plattform aus zugegriffen werden. Die Unternehmen, die
NGNs einführen, benötigen keinen physikalischen Netzzugang (wie es bei Netzen
der ersten Generation der Fall ist). Die Verschaltung von Netzen wird damit weniger
relevant, im Gegensatz zur IP-Kommunikation zwischen gleichrangigen Geräten.
66
Die politischen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Breitband-Markt der nächsten Generation sollten darauf ausgerichtet sein, die Wachstumsmöglichkeiten auf dem
Markt zu maximieren. Netzelemente, Zugangsplattformen und Dienste werden modularer und kompatibler, neue Einnahmequellen entstehen. Dies bestätigt sich durch die tendenzielle Stabilisierung des ARPU im Breitband-Geschäft nach Jahren des Rückgangs
und der Kommoditisierung.
Bevor von den Infrastruktur-Betreibern erwartet werden kann, dass sie Investitionen in
NGNs tätigen, benötigen sie zunächst ein gewisses Maß an Sicherheit, um darauf vertrauen zu können, dass die Politik den Wertbeitrag bewahrt, der dem vertikal integrierten Netzbetreibermodell innewohnt und nicht durch regulierende Maßnahmen oder
Vorschriften Einfluss nimmt. Das bedeutet, dass die Betreiber keine Retail- und Wholesale-Verbindlichkeiten berücksichtigen müssten, die ihrer Ansicht nach dazu führen
könnten, dass sie einen Bedeutungsverlust erleiden und sich eine unangemessene Wertverschiebung zugunsten infrastrukturunabhängiger Anbieter von Dienstleistungen vollzieht, die über der Applikationsschicht operieren. Ein ausgewogenes Verhältnis kann
durch kommerzielle Vereinbarungen hergestellt werden, beispielsweise durch Vereinbarungen zur QoS zwischen Infrastruktur-Anbietern und „Over-the-top“-Anbietern, die
es möglich machen, innovative Breitband-Produkte anzubieten und auf neue Kundensegmente auszurichten. Exemplarisch hierfür ist eine Fallstudie über eine Vereinbarung
zur QoS zwischen Shaw Communications, Vonage und Novus in Kanada (siehe nachstehende Abbildung). Anders als in den USA, wo das Problem des Zugangs der „OverTriple Play-Wettbewerb in Kanada
Fallstudie
Kommentar
� Vonage ist ein führender (reiner) VoIPAnbieter in Kanada, der ein 500-MinutenAnrufpaket für 19,99 CA$ und ein
unbegrenztes Anrufpaket für 39,99 CA$
anbietet.
� Novus ist ein privates Unternehmen (gegründet 1996), das in Vancouver Kabelfernsehen und Internetdienste anbietet.
� Im November 2005 gingen Novus und
Vonage eine Partnerschaft ein, die es
Novus erlaubt, zusammen mit dem VoIPDienst von Vonage einTriple-PlayDienstepaket anzubieten.
Triple Play-Angebot
� Shaw Communications Inc. ist ein
kanadisches TelekommunikationsUnternehmen, das High-SpeedInternet, digitales Fernsprechen,
analoges und digitales TV sowie
VoD-Dienste anbietet.
� Shaw bietet einen eigenen VoIPDienst an, empfiehlt seinen Kunden
jedoch, den VoIP-Dienst von Vonage
zu nutzen und zusätzlich 10 CA$ 10
für „verbesserte Qualität“ (QoS) zu
zahlen.
Triple Play-Angebot
Quelle: Breitband-Studie von Arthur D. Little
A
� Vonage ist eine
Partnerschaft mit Novus
eingegangen, einem
kleinen Unternehmen auf
dem Markt für den
Breitband-Zugang.
� Novus ist hauptsächlich in
Vancouver aktiv und erhält
starke finanzielle Unterstützung vom Immobilienmagnat Terry Hui.
the-top“-Anbietern zu den Kunden zu Rufen nach „Regulatorien zur sogenannten Netzneutralität“ geführt hat, um die Priorisierung des Internetverkehrs zu unterbinden, sind
wir der Ansicht, dass der Wettbewerb im Hinblick auf die Infrastrukturen für NGNs in
Europa zu marktgerechten Lösungen führen wird.
Wir glauben, dass der Markteintritt durch die Einführung des IP-Standards immens
erleichtert wird. Diese Situation erfordert eine Politik, die auf ein hohes Maß an Deregulierung in Bezug auf die NGNs setzt und für eine allmähliche Abschaffung regulatorischer
Verpflichtungen sorgt. Diese haben in der Vergangenheit zu Engpässen in Legacy-Infrastrukturen und zur Bildung von isolierten, infrastrukturabhängigen Märkten geführt.
4.3 Nachhaltiger Wettbewerb durch Trend zur Deregulierung
„Wir erwarten in den kommenden Jahren eine viel stärkere Deregulierung der europäischen Märkte. Es gibt einfach zu viele Argumente für eine solche Entwicklung.“
(Zitat aus einem der Interviews mit Betreibern, Anbietern von Inhalten und Geräteherstellern)
Deregulierung ist der Schlüssel für die Investition in neue Infrastrukturen und daher ein
viel diskutiertes Thema in der Telekommunikationsbranche. In vielen Ländern dreht
sich die Diskussion um die Anreize für die Investition in neue Infrastrukturen wie VDSL
und FTTx. Angesichts der derzeitigen Rahmenbedingungen, die eine geteilte Nutzung
der Netzwerke der etablierten Betreiber vorsehen, gibt es für die verschiedenen Netzbetreiber nur wenige Investitionsanreize. Grund dafür sind eine geringere Rentabilität
bzw. eine längere Amortisierung als erwartet.
Die politischen Entscheidungsträger haben die Wahl zwischen Wettbewerbskontrolle in
statischen Märkten durch Regulierung und Beschleunigung des Wettbewerbs in dynamischen Märkten durch Deregulierung. Es ist jedoch sehr viel wahrscheinlicher, dass
eine Entwicklung hin zur Markt- und Technologiekonvergenz, wie sie in den kommenden Jahren für die europäischen Breitband-Märkte geplant ist, in dynamischen Märkten stattfindet. Höhere Investitionsanreize in einem deregulierten Markt sorgen für eine
positive Marktdynamik und größere Vorteile für die Allgemeinheit.
„Ein intensivierter Infrastrukturwettbewerb führt zu größerer Zufriedenheit der
Verbraucher und die Betreiber wären im Falle einer angemessenen Rendite zu Investitionen bereit. Investitionen sollten also nicht durch Regulierung behindert werden.“
(Zitat aus einem der Interviews mit Betreibern, Anbietern von Inhalten und Geräteherstellern)
Internationale Benchmarks zeugen vom Erfolg der
Deregulierung
Internationale Benchmarks zeugen vom Erfolg von Maßnahmen zur Deregulierung und
haben exemplarischen Charakter für Europa. In Ländern wie den USA (siehe Abbildung
unten) oder Hongkong wurden bereits tiefgreifende Maßnahmen zur Deregulierung
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Beim Wholesale stehen die derzeitigen (aus Vernetzung entstehenden) Einnahmen im
Breitband-Geschäft unter Druck durch die mögliche direkte IP-Vernetzung, die von
Betreibern fester und mobiler Breitbandnetze angeboten wird. Die Betreiber werden auf
Vereinbarungen über IP-Kommunikation zwischen gleichrangigen Geräten hoffen und
regulatorische Vereinbarungen über die Vernetzung von Legacy-Plattformen im Auge
behalten. Auch werden sich andere Fragen und Probleme zum Netzzugang ergeben, da
die freien Anbieter am herkömmlichen physikalischen Netzzugang nur begrenztes Interesse haben.
67
durchgeführt. Die USA ist mit ihrem bereits weitgehend deregulierten Telekommunikationssektor in dieser Hinsicht derzeit führend; Investitionen in Glasfaser-Infrastrukturen bleiben völlig von Regulierungsmaßnahmen verschont und Auflagen, die etablierten Betreiber-Konkurrenten Zugang zu den bestehenden Kupferkabel-Infrastrukturen
gewähren, wurden in großem Umfang eingedämmt. Diese von der Federal Communications Commission (FCC, Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Rundfunk
in den USA) getroffenen Entscheidungen sind eine Reaktion auf den rasanten Rückgang der Investitionen in die Festnetz-Infrastrukturen in den letzten Jahren und auf die
Befürchtung, die USA könne hinter anderen Nationen in punkto Breitband-Penetration
zurückbleiben und an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Derzeitige Diskussion um Deregulierung
Netze der nächsten Generation in Europa
Land
68
USA
Deregulatorischer Zweck
� Schrittweise Entbindung von Verpflichtungen
bezüglich Entbündelung, Mehrfachnutzung von
Leitungen und Kollokation für BreitbandVerbindungen
� Keine Entbündelungsverpflichtungen für
zukünftige FTTx-Infrastrukturen
Hintergrund / Ursachen
� Rückgang von Investitionen
Status
Realisiert
� Keine Chancengleichheit zwischen Kabelnetz-
und Telekommunikations-Betreibern
Hongkong
� Schrittweise Entbindung von Entbündelungs-
� Voraussetzungen für Investitionen in
Realisiert; ab 2008 keine
Verpflichtung zur
Entbündelung von
Teilnehmeranschlüssen
Australien
� Voraussetzungen für potenzielle Investoren, vor
� Sicherheit für Investitionen in zusätzliche Netze
Wird geprüft
Kanada
� Rahmenbedingungen für Nachsicht in Bezug auf
� Die Reaktion von Bell Canada auf Preisbindung
Anhörung ist im Gange,
Entscheidung 2006
Deutschland
� „Regulatorischer Urlaub“, d.h. Nachsicht in Bezug
� Investitionsanreize
EU-Genehmigung
erforderlich; Aufnahme
in das deutsche Telekommunikationsgesetz
verpflichtungen für FTTx
� Abschaffung der Verpflichtung zur Bereitstellung
entbündelter Teilnehmeranschlüsse
Tätigung der Investition die Zugangsbedingungen
und sonstige Bedingungen zu definieren
digitale Dienste, die über amtsinternen Verkehr
abgewickelt werden
� Teilweise Deregulierung des lokalen
Telekommunikationsmarktes
auf die Entbündelungsverpflichtung bei
Investitionen in FTTx/VDSL-Infrastrukturen
� Deregulierung in Bezug auf internationale Anrufe
Netzinfrastrukturen zur Erwirtschaftung von
Erlösen, die an das Investitionsrisiko
angemessen sind
und verschärften Wettbewerb
� Sicherheit hinsichtlich regulatorischer
Entscheidungen
� Etablierte Betreiber haben im internationalen
Geschäft mit Sprachdiensten bedeutend an
Einfluss verloren
Quelle: Regulierungsbehörden der Länder (2005)
In Europa hingegen wird man anders reagieren. Man wird versuchen, die Intensität des
Wettbewerbs so zu erhalten, wie sie sich aufgrund der alten Rahmenbedingungen herausgebildet hat. In Anbetracht der bedeutenden Investitionen, die für die Umstellung
auf NGNs erforderlich sind, wird es für staatliche Regulierungsbehörden sehr wichtig
sein, das Risikoprofil dieser Investitionen zu berücksichtigen, wenn in Fällen von wettbewerbsfördernden Zugangsverpflichtungen erwogen wird, regulierte Tarife festzulegen.
Weitere Informationen zur Deregulierung finden Sie in der von Arthur D. Little durchgeführten Analyse „Deregulation of the Telecom Sector and its Impact on the Overall Economy“ (Deregulierung des Telekommunikationssektors und Bedeutung für die
gesamtwirtschaftliche Lage), veröffentlicht im Dezember 2005.
Wie die nachstehende Fallstudie zeigt, folgten den Entscheidungen der FCC zur Deregulierung Ankündigungen für umfassende Investitionen, zunächst von etablierten Telekommunikationsunternehmen und schließlich auch von Konkurrenten und alternativen
Infrastruktur-Anbieter wie Kabelnetz-Betreibern.
Eine kürzlich erschiene Untersuchung der London School of Economics, „The Brookings
Institutions – USA Broadband after 10 years of Confusing (and Confused) Regulatory
Policy“ (Breitband-Technologie in den USA nach 10 Jahren verwirrender und verwirrter
Regulierungspolitik“) von Robert W. Crandall vom 25. Mai 2006 zeigt, dass die Investitionen der etablierten Betreiber in den deregulierten Märkten der USA und Kanada höher
waren als jene in den stark regulierten Märkten der EU.
A
März:
Kabelmodem wird von
FCC* zum
„Informationsdienst“
erklärt
August:
FCC dereguliert
Verpflichtungen
bezüglich Glasfaseranbindung von
Wohnhäusern
Februar:
FCC dereguliert neue
Verpflichtungen bezüglich
FTTx-Verbindungen,
Mehrfachnutzung von
Leitungen und Kollokation
2003
August:
Erklärung
Verizon
1
2
5
Investition
August:
FCC dereguliert
festnetzbasierte Internetzugangsdienste
(Kupferleitung DSL)
Dezember:
FCC legt Ergänzung
zu Entbündelungsverpflichtungen vor
2004
Reaktionen
2002
Oktober:
FCC bestätigt
Deregulierung
bezüglich FTTCVerbindungen
5� Projekt „Light Speed“: Ziel ist die Anbindung von
18 Millionen Haushalten bis 2007/2008
(17 Mill. FTTN + 1 Mill. FTTH)
� Die kumulativen Investitionsausgaben über drei
Jahre werden sich voraussichtlich auf mehr als
4 Milliarden USD + 1 Milliarde USD für
Investitionen in Kundenaktivierung belaufen.
2005
Oktober:
Erklärung
SBC
3
Oktober:
Investitionsankündigung SBC
4
Juni:
Erklärung
BellSouth
Oktober:
Investitionsankündigung Verizon
4� Ziel ist die Bereitstellung von FTTH oder FTTN
6
Juni:
Investitionsankündigung BellSouth
6� Die Investitionsausgaben für neue
für etwa die Hälfte der Wohnungen in den
abgedeckten Gebieten bis Ende 2008,
d.h. 15 Millionen
� Gesamtinvestition 15-20 Milliarden USD
� Beabsichtige Einstellung von 3.000 bis 5.000
neuen Mitarbeitern bis Ende 2005
Infrastrukturen belaufen sich auf etwa
1 Milliarde USD im Jahr 2004 und
1,3 Milliarden USD im Jahr 2005.
� 126.000 FTTC-Installationen im Jahr
2004, im Jahr 2005 werden 200.000
erwartet
*Im Juni 2005 bestätigte der Oberste Gerichtshof die Kabelvorschriften der FCC (Brand X Case); Quelle: FCC – Politische Höhepunkte in der Amtszeit des FCCVorsitzenden Michael K. Powell (2005); Pressemitteilungen und Website von FCC; Analyse von Arthur D. Little
Investitionsankündigungen anderer Marktteilnehmer
Ankündigung
Einzelheiten
OEN plant groß angelegte FTTH-Einführung in
Houston
„... plant die Einführung von FTTH für 1.600.000
Haushalte in Houston, dem zehntgrößten Fernsehmarkt
in den USA. Das Unternehmen ... kündigt an, im
Dezember 2005 mit der landesweiten Einführung des
Dienstes zu beginnen.“
[Pressemitteilung – Oktober 2005]
� OEN plant, integrierte IPTV-Dienste, Internetdienste
Comcast erweitert nationale Glasfaserinfrastruktur
„… zur Bereitstellung von Reservefaser für Intercityund Schienenverkehr im Zuge der Erweiterung des
Glasfasergeschäfts. Damit verfügt Comcast über ein
technisch fortgeschrittenes und komplett
erweiterungsfähiges Breitbandnetz ...“
[Pressemitteilung der Firma - 7. Dezember 2004]
� Vereinbarung zu Kommunikationseinrichtungen der
Covad kündigt Netzerweiterung im Jahr 2004 an
„Covad … kündigte heute Pläne für eine größere
landesweite Abdeckung sowie Verbesserung der
Kundennähe bezüglich DSL, Datenzugang und
T1-Breitbanddienste an.“
[Pressemitteilung der Firma - 7. Januar 2004]
� Durch Installation zusätzlicher Breitband-Geräten in
Firma
OEN
Beispiele
(10-100 Mbit/s), Sprachdienste, Video auf Abruf und
andere Breitband-Anwendungen anzubieten.
� OEN hat die IPTV-Programmrechte für mehr als
400 Fernsehkanäle erworben.
Stufe 3 zur Erweiterung des Glasfasergeschäfts
� Die Erweiterung betrifft Glasfaserkapazität,
Leitweglenkung und optische Geräte.
etwa 200 Vermittlungsstellen wird das landesweite
Breitband-Netz von Covad erweitert.
� Durch Erweiterung des Zugangsnetzes kann Covad
sein ATM-Hauptnetz effizienter nutzen.
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
FCCEntscheidungen
Zeitschiene Deregulierung und Marktreaktionen
Quelle: Zeitungsausschnitte, Analyse von Arthur D. Little
69
Festnetzgeschäft – Investitionen und Einkünfte 2005
(Anteil der Entbündelung umrahmt)
Festnetzgeschäft (Investitionen und Einkünfte 2005)
0,2
Anteil von entbündelten Leitungen
0,15
0,1
0,21
0,12
0,01
0,08
TELIA
TDC
DT
T-Italia
BT
Telefonica
0,01– 0,02
Europa
0,04
Nordamerika
Quelle: Jahresberichte der Unternehmen
A
RBOCS
0,16
MTS
0,30
BCE
0,28
TELUS
0,30
KPN
0
FT
0,05
Netze der nächsten Generation in Europa
Relevanz für die in Europa geführte politische Debatte
über NGNs
70
Die in den USA und der EU angewandten regulatorischen Ansätze weisen wichtige
Unterschiede auf, dadurch sind die US-amerikanischen Maßnahmen in Europa weniger
durchführbar. So wird in den USA ein Wirtschaftsliberalismus praktiziert, der die Nachteile eines Eingreifens seitens der Regulierungsbehörde als schwerwiegender erachtet als
die negativen Auswirkungen einer Marktdominanz. Anders als in den USA wurde in der
EU ein komplexes System von maßgeschneiderten regulatorischen Verpflichtungen entwickelt, das mit unterschiedlichem Erfolg von den Mitgliedsstaaten praktiziert wurde.
Diese Verpflichtungen hatten zum einen den Zweck, etablierte Betreiber an der Ausnutzung ihrer Vormachtstellung zu hindern und sollten zum anderen Investitionen in alternative Infrastrukturen zu fördern. Das „Investitionsleiterkonzept“ wurde als theoretische
Grundlage für einen Aufstieg alternativer Betreiber auf der „Infrastrukturleiter“ eingeführt, wobei fünf regulierte Wettbewerbsformen zugrunde gelegt wurden, zu denen DSL
Resale, Bitstream, Shared Access, ULL, sowie Naked DSL (realisiert entweder über Bitstream Access oder Shared Access) zählen. Die fünf Optionen des Konzepts sollten unterschiedliche Voraussetzungen schaffen für die Differenzierung von Dienstleistungen im
Vergleich mit dem Angebot der etablierte Betreiber und hinsichtlich (Brutto-)MargenPotenzials (Wiederverkauf immer am geringsten, ULL immer am höchsten). Obwohl
ein alternativer Betreiber immer einen Anreiz haben sollte, die nächste Stufe einer solchen Leiter zu erklimmen und schließlich eine eigene Infrastruktur zu entfalten, gab es
bisher (mit Ausnahme von Frankreich) keine solchen Beispiele.
„Viele Konkurrenten, die dem Markt schon vor Jahren beigetreten sind, nutzen
Wiederverkaufs- oder Bitstream Access (BSA)-Angebote, tätigen aber nicht die notwendigen Investitionen, um auf der Leiter nach oben zu steigen.“
(Michael Bartholomew, Director European Telecommunications Network Operators’ Association,
Regulatory Frameworks for Promoting the Broadband Market Broadband, World Forum Europe im
Oktober 2005)
Beobachtungen ergeben, dass alternative Betreiber ihre Geschäftsmodelle auf eine der
fünf Optionen ausrichten, ohne die Leiter hochsteigen zu wollen. In der Konsequenz
zeigt sich, dass sich der Wettbewerb vorwiegend auf die bestehenden Infrastrukturplattformen konzentriert und dass schließlich das Gesamtziel dieses regulatorischen Konzepts nicht erreicht werden wird.
Die zukünftige Politik in Europa wird wahrscheinlich dennoch die Ergebnisse des alten
Ansatzes und die so geschaffenen Wettbewerbsvoraussetzungen erhalten wollen. Der
regulatorische Ansatz der Stimulierung von Investitionen in Netze der nächsten Generation muss darum differenzierter als in den USA gestaltet werden. Dennoch scheint der
Grundansatz einer Deregulierung das beste Mittel zu sein, um Investitionen in Netze der
nächsten Generation in Europa zu beschleunigen. Zu den Argumenten, die dies belegen,
zählt die Tatsache, dass das Leiterkonzept, das auf der Umsetzung komplexer Formen des
regulierten Wettbewerbs beruht, auf den meisten europäischen Breitband-Märkten nicht
gut zu funktionieren scheint. Zudem scheint die Grundannahme, auf welcher der Ansatz
des US-Wirtschaftsliberalismus fußt, dass Marktkräfte und technologischer Wandel der
Marktmacht der dominanten Unternehmen im Laufe der Zeit entgegenwirken werden,
auch in Europa Früchte zu tragen, wenn man das Tempo der IP-Entwicklung und den
Wettbewerbswandel des Breitband-Marktes der nächsten Generation betrachtet.
Es wird erwartet, dass die Europäische Kommission über eine geringe bis mäßige Verringerung der Telekommunikationsregulierung entscheidet und dies ab dem Jahr 2006
in ihre Richtlinien aufnimmt. Die Diskussion um die Deregulierung – „ja“ oder „nein“ –
A
wird hauptsächlich auf Kommissionsebene geführt. Die meisten Experten stimmen darin
überein, dass wahrscheinlich bald über ein bestimmtes Maß an Deregulierung entschieden wird. Diese Annahme wird von der Tatsache gestützt, dass öffentliche Institutionen
wie die OECD bereits vor langer Zeit bestätigt haben, dass Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologie einen positiven Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Lage haben.
4.4 Einfluss von politischen und regulatorischen Maßnahmen
auf die Umstellungsphase
a) Stimulierung der marktgeführten Umstellung auf NGNs
Es scheint unvermeidlich, dass die Breitband-Infrastruktur-Betreiber auf Netze der nächsten Generation umstellen werden; einerseits weil die Verbraucher jederzeit verfügbaren
Zugang fordern und andererseits weil neue Konkurrenten (wie Yahoo, Google usw.) verstärkt innovative (videogestützte) Breitband-Dienste und -Anwendungen über die Applikationsschicht einführen. Der dringende Bedarf der etablierten Telekommunikationsunternehmen an NGNs scheint auf defensive Gründe zurückzuführen zu sein (z.B. Anhalten
der Verluste im herkömmlichen Festnetzgeschäft). Aus diesem Grund werden Netzwerkkapazitäten verbessert und neue Möglichkeiten für den Einsatz IP-basierter Produkte
im Groß- und Einzelhandel geschaffen. Für Kabelnetz-Betreiber ist die Umstellung auf
NGNs weniger zwingend; ihre Zugangsnetze sind leistungsfähiger und scheinen besser
an die vorhandenen Netzstrukturelemente angepasst werden zu können, auch wenn aufgrund geteilter Kapazität ständig für die Bereitstellung von genügend Bandbreite gesorgt
werden müsste. Das größte Wettbewerbsproblem der Kabelnetz-Betreiber ist nicht die
Technologie, sondern die Abdeckung des Bedarfs auf regionaler Ebene. Dies ist anders
als bei den etablierten Betreibern, die auf nationaler Ebene operieren.
Wir erwarten nicht, dass die marktgeführte Umstellung auf NGNs vor dem Jahr 2011
das Ausmaß eines landesweiten Infrastruktur-Wettbewerbs annimmt (vielleicht mit Ausnahme der Neubaugebiete). Ausgehend von unserer Analyse erwarten wir, dass die etablierten Telekommunikations-Unternehmen die Leistungsfähigkeit ihrer Netze schrittweise verbessern werden, wobei sie sich zunächst auf Großstadtbereiche konzentrieren
werden, wo die Konkurrenz durch Kabelnetz-Betreiber am größten ist. Aus diesem
Grunde haben staatlich subventionierte Breitbandnetze (wie FTTH-Netze in den Niederlanden oder stadtweite Mobilnetze in der Tschechischen Republik) in dieser Umstellungsphase, in der sich der Wettbewerb nur auf lokale und regionale Schwerpunkte konzentriert, den größten störenden Einfluss auf den Wettbewerb, da Investitionen von
privaten Infrastruktur-Betreibern verzögert werden. Die Aussicht, mit subventionierten
Diensten über finanziell geförderte Netze konkurrieren zu müssen, trägt wesentlich zur
Erhöhung des Risikoprofils für private unternehmerische Aktivitäten hinsichtlich der
Nutzung der NGNs bei, wodurch die Finanzierungskosten für Investitionen in NGNs
in die Höhe getrieben werden, was ein Nachteil für alle Breitband-Infrastruktur-Betreiber ist. Wir glauben nicht, dass öffentliche lokale Netze über die Umstellungsphase hinaus überlebensfähig sein werden. Ihre begrenzte Abdeckung wird sie für Dienstleister
unattraktiv machen, da die konkurrierenden Netze der nächsten Generation über größere Kapazitäten verfügen und unter attraktiveren Bedingungen Zugang zu größeren
Kundensegmenten bieten.
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Ausgehend von unserer Analyse empfehlen wir die Berücksichtigung einiger Grundsätze
in zukünftigen politischen und regulatorischen Maßnahmen zur Umstellung auf NGNs.
71
Netze der nächsten Generation in Europa
72
b) Staatliche gesponserte Breitband-Entwicklung von Netzen der nächsten
Generation nur in Fällen, wo der Markt eindeutig versagt
Um eine marktgeführte Umstellung auf Netze der nächsten Generation zu stimulieren,
sollte eine politisch und regulatorisch motivierte gesponserte Breitband-Entwicklung nur
in Fällen erfolgen, wo der Markt eindeutig versagt. Ein Versagen des Marktes zeigt sich
im permanenten Fehlen von kommerziellen Anreizen, die, wären sie vorhanden, private
Infrastruktur-Anbieter veranlassen würden, in neue oder vorhandene Breitband-Infrastrukturen zu investieren. Dies wäre die Voraussetzung dafür, dass vorhandene sowie
Breitband-Dienste der nächsten Generation vom Verbraucher genutzt werden könnten.
Wie unsere Analyse zeigt, verfügen die meisten Infrastrukturen bereits über ausreichend
Bandbreite. Eines der Argumente zur Rechtfertigung der gesponserten Breitband-Entwicklung von Netzen besagt, das diese bezweckt, einer verbraucherseitigen Abhängigkeit von Diensten entgegenzuwirken, die über bestehende Infrastrukturen angeboten
und von privaten Unternehmen kontrolliert werden. Wir sind jedoch der Ansicht, dass
in Fällen angeblichen Missbrauchs der Marktmacht nur Wettbewerbsgesetze zur Anwendung kommen sollten, in keinem Falle aber eine gesponserte Breitband-Entwicklung.
Diese sollte nur als Option in statischen, nicht wettbewerbsfähigen Gebieten in Betracht
kommen. In wettbewerbsfähigen Gebieten würden die Marktkräfte geschwächt und die
marktgeführte Umstellung zum Stillstand gebracht werden.
c) Wettbewerbsstimulierung im Hinblick auf die Infrastrukturen für NGNs
Unsere Analyse zeigt, dass Potenzial für das Nebeneinander von mehreren Netzen
der nächsten Generation vorhanden ist. Ein Vergleich der verschiedenen Pläne für die
Zugangstechnologie zeigt, dass die derzeitigen Telekommunikations- und KabelnetzBetreiber auf dem richtigen Weg sind, innovative Breitband-Dienste anzubieten. Obwohl
xDSL (VDSL2-Zugangstechnologie) in Europa dominieren wird, werden die Kabeltechnologie (auf der Basis von EuroDOCSIS 3.0) und FTTH ähnliche Leistungsmerkmale
aufweisen. Keine Technologie wird in allen Belangen überlegen sein, es wird sich jedoch
in Abhängigkeit von dem unterschiedlichen Bedarf zeigen, dass manche Technologien
Vorteile haben, aus denen sich Möglichkeiten am Markt ergeben. Die derzeitigen Rahmenbedingungen basieren auf der Idee, dass Infrastruktur-Wettbewerb der beste Weg
zur Förderung von Investitionen ist. Wir teilen diese Einschätzung und glauben zudem,
dass die Voraussetzungen für einen Wettbewerb zwischen mehreren Netzen der nächsten Generation gegeben sind.
d) Erweiterung des Ansatzes der EU für Markdefinitionen – „Denken in neuen
Dimensionen“
Der derzeitige Trend der heutigen Breitbandnetze zu konvergenten Fest- und Mobilfunknetzen spielt eine wichtige Rolle in der Gestaltung der Netze der nächsten Generation. Einzelne Breitbandnetze werden sich nach und nach zu mehreren nahtlos verbundenen und jederzeit verfügbaren Breitbandnetzen der nächsten Generation entwickeln,
was zu größerer Mobilität der Nutzer führen wird. Die derzeitigen Rahmenbedingungen und die Definition von relevanten Märkten sind klar auf Breitbandnetze der ersten
Generation ausgelegt. Sie basieren auf einer sehr detaillierten Aufgliederung der einzelnen Telekommunikationsmärkte und -dienste, womit sie die Merkmale der Architektur von Breitbandnetzen der ersten Generation reflektieren. Dieser Ansatz berücksichtigt nicht die fundamentalen Veränderungen, die auf die Konvergenz von Fest- und
Mobilfunknetzen und die wirtschaftliche Bedeutung der Netze der nächsten Generation zurückzuführen sein werden. Während Netze der ersten Generation für bestimmte
Dienstleistungen ausgelegt wurden, zu deren Realisierung einzelne Geräte, Übermittlungsplattformen und Unterstützungssysteme notwendig waren, können Netze der
nächsten Generation dieselbe Plattform nutzen und die Dienstleistung auf Serverplatt-
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
formen definieren. Obwohl größere Mobilität zu einem Hauptfaktor im Wettbewerb
der Breitband-Festnetze wird, ist es durch Bewertung der Marktmacht auf Grundlage
der derzeitigen Marktdefinitionen nicht möglich, ein realistisches Bild vom BreitbandMarkt der nächsten Generation zu liefern. Durch zunehmende Koppelung von alten
und alternativen Technologieplattformen und dem Markteintritt von Internetdienstleister vergrößert sich zudem der allgemeine Bedarf an austauschbaren Diensten und Netzen. Das bedeutet, dass bei der Bewertung des voraussichtlichen Wettbewerbs und der
Dominanz auf definierten relevanten Märkten der nächsten Generation mehr Marktteilnehmer berücksichtigt werden müssen.
73
A
Anhang A
Methoden
Diese Untersuchung vergleicht westeuropäische Länder, die über Bandbreiten mit hohen
Kapazitäten verfügen, mit Fallstudien in Nordamerika und Asien über den Zeitraum 2005
bis 2011. Die in diesem Bericht dargelegten quantitativen bzw. qualitativen Ergebnisse
und Schlussfolgerungen basieren hauptsächlich auf drei Informationsquellen:
 Gespräche mit Branchenexperten
 primäre und sekundäre Forschung
Netze der nächsten Generation in Europa
 das eigene Modell für den Breitband-Markt von Arthur D. Little
74
Gespräche mit Branchenexperten – Um Einsichten in Haupttrends und Unternehmensstrategien zu gewinnen, führte Arthur D. Little eine Reihe von Interviews und
Workshops mit leitenden Mitarbeitern führender Unternehmen durch. In zehn Ländern
wurden mehr als 30 Unternehmen aus sämtlichen Branchenbereichen befragt. Unter den
Führungskräften, die Auskunft gaben, waren Repräsentanten von Anbietern von Dienstleistungen und Inhalten, Netzbetreibern, Geräteherstellern und Regulierungsbehörden.
Diese Informationen aus erster Hand eröffneten uns die Perspektive der Akteure des
Breitband-Sektors mit ihrer Sicht auf die treibenden Kräfte, die Herausforderungen, die
derzeitige Dynamik und die Zukunftsaussichten. Die Interviews mit Regulierungsbehörden brachten zusätzliche Einsichten in die aktuelle regulatorische Politik der verschiedenen Länder, die Wettbewerbsfähigkeit auf den speziellen Märkten, sowie den regulatorischen Einfluss auf die Entwicklung des Breitband-Geschäfts unter verschiedenen
Marktbedingungen.
Primäre und sekundäre Forschung – Im Rahmen der umfangreichen Forschung führten die Spezialisten von Arthur D. Little auch eine Tiefenanalyse der einzelnen Märkte
der Breitband-Sektor durch. Unter Verwendung offizieller Quellen, Nachrichten und
Unternehmensinformationen wurde umfangreiches Datenmaterial zusammengetragen
und gesichtet. Diese auf nationaler, regionaler und Unternehmensebene gesammelten
Informationen wurden zu einem vollständigen Bild zusammengefügt, das Aussagen über
Abonnentenzahlen, Zugangskosten und Hauptmerkmale des Breitband-Markts zulässt.
Die Auswertung der Daten in Kombinantion mit tiefgehenden, landesspezifischen
Marktkenntnissen ermöglichten Arthur D. Little, die zusammengetragenen Unternehmenszahlen zu prüfen („Reality Check“) und eine realistische und umfassende Darstellung der Branchensituation zu erarbeiten. Ein Spezialistenteam koordinierte die Arbeit
der länderspezifischen Forschungsteams, führte die verschiedenen Analysen zusammen und ging Unstimmigkeiten nach. Darüber hinaus führte es eine Nachuntersuchung
durch, um die ermittelten Daten und konsolidierten Zahlen zu überprüfen.
Modell für den Breitband-Markt von Arthur D. Little – Um die Veränderungen
zu quantifizieren, die nach Ansicht von Arthur D. Little im Breitband-Sektor erfolgen
werden, haben wir ein Modell zur Erfassung der derzeitigen Branchendaten, der Dynamik, der Wachstumsimpulse, sowie der treibenden bzw. hemmenden Kräfte entwickelt.
Das Modell liefert eine klare und aussagekräftige Darstellung der branchenspezifischen
Entwicklung und des Wachstums innerhalb eines bestimmten zeitlichen Rahmens. Die
zugrunde gelegten Annahmen wurden sorgfältig recherchiert und auf Übereinstimmung
mit der derzeitigen Marktentwicklung geprüft.
Es wurden harte Debatten geführt und kritische Überlegungen angestellt, um die
Ansichten der Spezialisten von Arthur D. Little zu filtern und zu verdichten. Die daraus
gewonnenen Analysen stellen das Fachwissen von Arthur D. Little unter Beweis.
A
Definitionen und Abkürzungen
3GPP
„3rd Generation Partnership Project“ – Kooperationsprojekt
zwischen ETSI (Europäisches Institut für Telekommunikationsnormen – Europa), ARIB/TTC (Association of Radio Industries
and Businesses/Telecommunication Technology Committee
– Japan), CCSA (China), ATIS (Alliance for Telecommunications Industry Solutions – Nordamerika) und TTA (Telecommunication Technology Association – Südkorea).
3GPP hat die Aufgabe, die globale Anwendbarkeit von Mobilfunksystemen der dritten Generation (3G) im Rahmen des
IMT-2000-Projekts der ITU zu realisieren. 3GPP-Spezifikationen basieren auf neuen GSM-Spezifikationen, die allgemein als
UMTS-System bekannt sind.
3GPP2
3GPP2 ist eine Standardisierungsgruppe für CDMA2000, einer
Gruppe von Standards der dritten Generation (3G), die auf der
früheren 2G CDMA-Technologie basieren.
ADSL
„Asymmetric Digital Subscriber Line“ (Asymmetrische digitale
Teilnehmerleitung) – verbreitete Variante von DSL, bei der die
Download-Geschwindigkeit höher als die Upload-Geschwindigkeit ist.
ARPU
„Average Revenue Per User“ (Durchschnittlicher Umsatz pro
Kunde)
ATM
„Asynchronous Transfer Mode“ (Asynchroner Übertragungsmodus) – Vermittlungstechnik für Datenpakete (Zellen) mit einer
Bandbreite von 25-622 Mbit/s.
Breitband-Zugang
Dauerverbindung mit dem Internet (mit einer Übertragungsrate von mindestens 256 kbit/s)
Breitband-Inhalt
Digitaler Inhalt (Musik, Filme, Spiele usw.), der über Breitbandnetze bereitgestellt und dem Endkunden vom Zugangs-Anbieter in Rechnung gestellt wird.
Breitband-Penetration
Prozentualer Anteil von Haushalten mit mindestens einem Breitband-Abonnement (Breitband-Zugang wie DSL, Kabel usw.)
Breitband-Dienste
Dienste, die von Anbietern für Breitband-Zugang bereitgestellt
und in Rechnung gestellt werden (beispielsweise Virenschutz,
Spam-Filter, Kindersicherung usw.)
CAGR
„Compound Annual Growth Rate“ (Jährliche Wachstumsrate)
CAPEX
„Capital Expenditure“ (Investitionsausgaben)
CDMA, CDMA2000
„Code-Division Multiple Access“ (Codemultiplexverfahren) –
digitale Mobilfunktechnologie, die es vielen Anwendern ermöglicht, in einem vorhandenen Band/Raum gleichzeitig Daten auf
derselben zugewiesenen Frequenz zu übermitteln.
Churn
Kundenabwanderung (prozentualer Anteil von Kunden, die
ihr Abonnement kündigen und auf Breitband-Dienstleistungen
verzichten)
CPE, Geräte
Teilnehmerendgeräte (z.B. Modems, Router, VoIP-Mobiltelefone oder andere Geräte an Kundenstandorten)
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
Anhang B
75
Netze der nächsten Generation in Europa
DOCSIS
„Data Over Cable Service Interface Specification“ (DOCSIS)
– von Cable Labs entwickelter internationaler Standard, der die
Anforderungen an den Datenaustausch und die Schnittstellen
für Kabeldaten-Übertragungssysteme definiert.
DRM
„Digital Rights Management“ (Digitale Rechteverwaltung)
DSL
„Digital Subscriber Line“ (digitale Teilnehmer-Anschlussleitung) – Technologie zur Datenübertragung mit großer Bandbreitenkapazität im Vergleich zu normalen Kupfertelefonleitungen.
DSLAM
„Digital Subscriber Line Access Multiplexer“ – Einrichtung am
zentralen Standort einer Telefongesellschaft, die viele DSLVerbindungen in einer einzigen ATM-Hochgeschwindigkeitsleitung vereinigt.
DVB-T/H
Digitaler Videorundfunk – terrestrische Übertragung/Handgerät
ETTH
„Ethernet To The Home“ (Ethernet für Privathaushalte)
– spezielle Anwendung von FTTP („Fibre to the premises“
– Glasfaser bis zum Grundstück), die erstmals im Jahr 1999
in einer Garage in Palo Alto, Kalifornien, Anwendung fand.
Während FTTP und FTTH Glasfaserkabel als physikalisches
Medium vorziehen, zieht ETTH eine allgemeinere Lösung in
Betracht, die vorsieht, Leitungsvermittlungsmodelle in reine
Paketvermittlungsmodelle umzugestalten, wobei im Gegensatz
zu ATM und anderen konkurrierenden Standards das Ethernet
verwendet wird.
EuroDOCSIS
„Data Over Cable Service Interface Specification“ (DOCSIS) –
von Cable Labs entwickelter internationaler Standard, welcher
die Anforderungen an den Datenaustausch und die Schnittstellen für Kabeldaten-Übertragungssysteme definiert. Die erste
EuroDOCSIS-Spezifikation war die Version 1.0, die im März
1997 freigegeben wurde, die Version 1.1 folgte im April 1999.
Infolge der erhöhten Nachfrage nach symmetrischen Echtzeitdiensten wie beispielsweise IP-Telefonie wurde EuroDOCSIS
erneut überarbeitet, um die Upstream-Übertragungsgeschwindigkeiten zu erhöhen und die Qualität der Dienstleistungen
zu verbessern; die so entstandene Version – EuroDOCSIS 2.0
– wurde im Januar 2002 freigegeben. EuroDOCSIS 3.0 wird
gegen Ende des Jahres 2006 standardisiert.
EV-DO, 1XEV-DO
„EVolution Data-Only“ – 3G-Standard, der Teil der CDMA2000Familie ist und sich nur auf Daten bezieht, nicht aber auf Sprache. Dieser Standard bietet sehr hohe Datenübertragungsraten
mit bis zu 2,4 Mbit/s.
FBWA
„Fixed Broadband Wireless Access“ (drahtloser BreitbandZugang)
FCC
„Federal Communications Commission“ – Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Rundfunk in den USA
FMC
„Fixed/Mobile Convergence“ (Konvergenz von Fest- und Mobilfunknetzen)
FTTB
„Fibre To The Building“ (Glasfaser bis zum Haus)
76
A
„Fibre To The Curb“ (Glasfaser bis zur Verteilerstelle auf der
Straße) – Telekommunikationssystem, dessen Glasfaserkabel zu
einer Plattform laufen, die für mehrere Kunden vorgesehen ist.
Jeder dieser Kunden ist über Koaxialkabel oder eine verdrillte
Doppelleitung mit der Plattform verbunden.
FTTH
„Fibre to the Home“ (Glasfaser bis zum Teilnehmeranschluss) –
Breitband-Zugangstechnologie mit der Möglichkeit der Bereitstellung sehr hoher Datenübertragungsgeschwindigkeiten
FTTN
„Fibre To The Node“ (Glasfaser bis zur Vermittlungsstelle)
– Breitband-Architektur mit High-Speed-Internet und anderen
Diensten; eine Glasfaseranbindung führt bis zur Vermittlungsstelle, und VDSL führt über die vorhandene Telefonkupferleitung bis in das Haus des Abonnenten. Diese Architektur ist
kostengünstiger zu realisieren als die konkurrierende FTTPTechnologie, verfügt aber nicht über die volle Bandbreite von
FTTH. Die Datenübertragungsraten sind auf 25-30 Mbit/s
begrenzt.
GB
Gigabyte
GSM
„Globales System für mobile Kommunikation“ – (häufigster
weltweit verwendeter) Standard für Mobiltelefone. GSM wird
von über 1,8 Milliarden Menschen in mehr als 210 Ländern
und Gebieten verwendet. Aufgrund der weiten Verbreitung von
GSM wird das internationale Roaming häufig von Mobiltelefon-Anbietern genutzt, wodurch Teilnehmer in vielen Teilen
der Welt miteinander telefonieren können.
HDTV
„High Definition Television“ (Fernsehen mit hoher Auflösung)
– TV-Signale mit einer höheren Auflösung als bei herkömmlichen Formaten (NTSC, SECAM, PAL) gesendet. Abgesehen
von den früheren analogen Formaten in Europa und Japan
wird HDTV digital gesendet, darum werden HDTV und DTV
(Digitalfernsehen) manchmal zeitgleich gesendet.
HFC
„Hybrid Fiber Coaxial“ ist ein Begriff aus der Telekommunikationsbranche für ein Netz, das Glasfaserleitungen und Koaxialkabel integriert, um ein Breitbandnetz bereitzustellen. HFC
wird seit 1990 von Kabel-TV-Netzbetreibern eingesetzt.
HSDPA
„High Speed Downlink Packet Access“ – Mobiltelefonie-Protokoll, das auch als 3.5G (oder „3½G”) bezeichnet wird und eine
Variante von 3G ist. Es verdoppelt die Netzleistung und erhöht
die Download-Datengeschwindigkeit um das Fünffache.
HSPA
„High Speed Packet Access“ (Hochgeschwindigkeits-Paketzugang)
ICT
Informations- und Kommunikationstechnologie
IEEE
Institut der Elektro- und Elektronikingenieure – legt Vernetzungsstandards fest (insbesondere 802-Standards)
IM
„Instant Messaging“ (Sofortbenachrichtigung)
IP
„Internet Protocol“ (Internetprotokoll)
IPTV
„Internet Protocol Television“ (Internet-Protokoll-Fernsehen)
IPv6
„Internet Protocol Version 6“ – ein Netzschichtstandard, der
von elektronischen Geräten verwendet wird, um Daten über
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
FTTC
77
Netze der nächsten Generation in Europa
ein Paketvermittlungsnetz auszutauschen. Der Standard ist die
zweite Version des Internetprotokolls IPv4 und dient zur allgemeinen Verwendung.
ISP
Anbieter von E-Business-Dienstleistungen, Kunden erhalten Breitband-Zugang, häufiger Weiterverkauf des BreitbandZugangs von Netzbetreibern
Kabel
Breitband-Zugangstechnologie, bei der Glasfaserleitungen und
TV-Koaxialkabel zur Datenübertragung mit großer Bandbreitenkapazität sowie zur Videoprogrammierung am Kundenwohnort verwendet werden.
Kabel MSO
Anbieter mehrerer Dienstleistungen (MSO) für Kabelfernsehen
mit Triple Play (Kombiniertes Angebot aus Fernsehen, Telefonie und Internet)
Kbit/s, Mbit/s
Kilobit pro Sekunde, Megabit pro Sekunde
KDGS
Rhythmic Comtemporary Hit-Format (Format für rhythmische moderne Musik) für den Markt von Wichita (Kansas).
Die Station ist zugelassen für Andover (Kansas), befindet sich
im Besitz von Entercom und sendet bei 93,9 MHz mit einer
effektiven Strahlungsleistung (ERP) von 25 kW. Auch bekannt
als Power 93.9.
LLU
„Local Loop Unbundling“ (Entbündelung des Teilnehmeranschlusses) – Prozess, der es Telekommunikations-Anbietern
erlaubt, verdrillte Doppelleitungen zu verwenden, die von der
Vermittlungsstelle eines Fernmeldeamts bis zum Kundenstandort führen. Dieser Anschlussbereich befindet sich im Besitz des
Incumbent Local Exchange Carrier (ILEC) (etablierter Ortsnetzbetreiber).
LTE
„Long Term Evolution“ (UMTS-Weiterentwicklung)
MBWA, Mobile Broadband
„Mobile Broadband Wireless Access“ (Breitband-Zugang über
Mobilfunk) – Systeme, die MBWA verwenden, können Daten
mit Geschwindigkeiten von 384 kbit/s bis 4 Mbit/s übertragen,
wobei die Kunden Fernnetze gebührenfrei nutzen können.
MIMO
Begriff aus der Elektrotechnik, der die Kommunikation über
Mehrantennensysteme bezeichnet.
MoU
„Minutes of Usage“ (Nutzungsdauer)
MPEG
„Moving Picture Experts Group“ – Videoformat.
MPEG -4
Weiterentwicklung von MPEG-1 zur Unterstützung von
Video-/Audio-Objekten, 3D-Inhalten, Codierung niedriger
Bitraten sowie zur Unterstützung der digitalen Rechteverwaltung. Es sind verschiedene neue hocheffiziente Videostandards
integriert (die neuer als MPEG-2 Video und eine Alternative
zu MPEG-2 Video sind), hierzu zählen insbesondere Advanced
Simple Profile und Advanced Video Coding.
MPLS
„Multiprotocol Label Switching“ (Netzzugangsverfahren)
NGN
„Next Generation Network“ (Netz der nächsten Generation)
NRA
„National Regulation Agency“ (Nationale Regulierungsbehörden)
78
A
„Network Service Provider“ (Netzbetreiber) besitzt und betreibt
ein Netz und bietet Kunden Breitband-Zugang an.
PCMCIA
„Personal Computer Memory Card International Association“
(PC-Karten)
P2P
„Peer-to-Peer“-Technologie (findet beispielsweise in Netzwerken wie KaZaA oder Gnutella Anwendung)
PDA
„Personal Digital Assistant“ (Minicomputer)
PPP
„Public Private Partnerships“ (Öffentlich-private Partnerschaften)
PSTN
„Public Switched Telephone Network“ (öffentliches Telefonnetz)
PPV
„Pay-per-View“
PWLAN
„Public Wireless Local Area Network“ (Öffentliches WLAN
oder Hotspot)
QAM
„Quadraturamplitudenmodulation“ – ein Modulationsverfahren, welches Daten übermittelt, indem die Amplitude von zwei
Trägerwellen geändert (moduliert) wird. Diese beiden Wellen
(in der Regel Sinuswellen) sind um 90° phasenverschoben und
werden Quadraturträger genannt – daher die Bezeichnung des
Verfahrens.
QoS
„Quality of Service“ (Qualität der Dienstleistungen)
ROI
„Return on Investment“ (Rentabilität)
R&D
„Research and Development“ (Forschung und Entwicklung)
Satellite Broadband
Breitband-Zugang über Satellit
SDH
Synchrone digitale Hierarchie
SDTV
„Standard Definition Television“ (Digitalfernsehen mit Standardauflösung) – Streaming und abrufbare Dienste
Telco
Telekommunikationsunternehmen (herkömmliche Telefongesellschaft)
TIME
Telecommunications, IT, Media & Electronics
Triple Play
Marketing-Begriff, der sich auf die Bereitstellung von drei
Dienstleistungen bezieht: High-Speed-Internet, Fernsehen
(Video auf Abruf oder normale Sendungen) und Telefondienst
über eine einzelne Breitband-Verbindung. Triple Play konzentriert sich auf ein kombiniertes Geschäftsmodell, nicht aber auf
die Lösung technischer Probleme oder die Entwicklung allgemeiner Standards.
TV
Fernsehen
ULL
„Unbundling of Local Loop“ (Entbündelung des Teilnehmeranschlusses)
UMTS
„Universal Mobile Telecommunications System“ – universelles
Mobilkommunikationssystem) ist eine Mobiltelefontechnologie der dritten Generation (3G). UMTS verwendet W-CDMA
als zugrunde liegenden Standard, ist durch 3GPP standardisiert, und ist die europäische/japanische Antwort auf die ITU
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
NSP
79
Netze der nächsten Generation in Europa
IMT-2000-Anforderungen an Zellularfunksysteme der dritten
Generation (3G).
USB
„Universal Serial Bus“ (universeller serieller Bus)
USP
„Unique Selling Position“ (Alleinstellungsmerkmal)
VAS
„Value Added Services“ (Mehrwertdienste)
VDSL
Technologie mit sehr hoher DSL-Bitrate, die eine Übertragung
von bis zu 52 Mbit/s netzabwärts und 16 Mbit/s netzaufwärts
ermöglicht
VoD
„Video on Demand“ (Video auf Abruf)
VoIP
„Voice over Internet Protocol“ (Internettelefonie)
WiMax
„Worldwide Interoperability for Microwave Access“ (Weltweiter Funktionsstandard für Mikrowellen-Datenübertragung)
WLAN / WiFi
„Wireless Local Area Network“ (drahtloses lokales Netz) – Breitband-Zugangstechnologie, die ein nicht zugelassenes Frequenzspektrum verwendet
Web 1.0
Erste Generation von Internetdienstleistungen im World Wide
Web
Web 2.0
Zweite Generation von Dienstleistern im World Wide Web,
die eine Zusammenarbeit von Internetnutzern und OnlineDatenaustausch ermöglicht.
xDSL
xDSL bezieht sich auf verschiedene Varianten von DSL (wie
ADSL, SDSL oder VDSL)
80
A
Anhang C
Informationen zu Arthur D. Little
Arthur D. Little’s Telecommunications, IT, Media & Electronics (TIME) Practice
ist ein globales Netzwerk erstklassiger Spezialisten. Unsere Kenntnisse erstrecken sich
auf Branchenwissen und Basistechnologien, welche für die globalen Digitalbranchen
maßgeblich sind, sowie auf Instrumente zur Beherrschung von Geschäftsprozessen. Wir
verfolgen mit unserer Tätigkeit für die Unternehmen des TIME-Sektors zwei Hauptanliegen:
 Wir helfen unseren Kunden dabei, leistungsfähiger zu werden und höhere Gewinne
zu erzielen, indem wir in allen Unternehmensbereichen Best Practices einführen.
Wir vermitteln unseren TIME-Kunden ein tieferes Verständnis der strategischen,
betrieblichen und kulturellen Faktoren, die für das Technologie-, Innovations- und
Finanzmanagement maßgeblich sind, und befähigen sie, mit diesen Faktoren so umzugehen, dass für alle Interessengruppen optimale Ergebnisse erzielt werden können.
Informationen zu Arthur D. Little
Arthur D. Little wurde 1886 in Cambridge, Massachusetts (USA) gegründet und ist die
erste Unternehmensberatung der Welt. Wir sind führende Neuerer und nutzen unsere
Branchenkenntnisse sowie betriebswirtschaftliches und technologisches Wissen, um
unseren Kunden zu Wachstum und außergewöhnlicher Wertschöpfung zu verhelfen.
Seit 120 Jahren entwickeln wir uns weiter und erfinden uns immer wieder neu – so können wir unseren Kunden aktuelles Wissen und Erfahrungswerte aus führenden Wirtschaftsbereichen in aller Welt vermitteln. Die Spezialisten von Arthur D. Little verstehen
es, Neugier, Kreativität, Integrität und analytische Genauigkeit in verschiedenste Aufgabenbereiche einzubringen und dadurch schnelle und erstaunliche Leistungssteigerungen
herbeizuführen. Zusammen mit unseren Partnern Altran Technologies und Cambridge
Consultants Ltd. verfügen wir über 16.000 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern.
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
 Wir tragen zur Erhöhung der Wertschöpfung unserer Kunden bei, indem wir die
Strategien der Unternehmen von Grund auf umgestalten und ihre Produkte bzw.
Dienstleistungen weltweit differenzieren, mit Ziel unseren Kunden zu einer führenden Stellung zu verhelfen.
81
Anhang D
Kontakte
Autoren des Berichts
Konstantinos Apostolatos
Netze der nächsten Generation in Europa
Director Benelux
+31 10 2018 817
apostolatos.konstantinos
@adlittle.com
82
Karim Taga
Managing Director Österreich
+43 1 515 41 43
[email protected]
Patrick Suter
Project Manager
+41 44 722 89 15
[email protected]
TIME Practice Leaders in den jeweiligen Ländern:
ASEAN
Belgien
Brazilien
China
Deutschland
Frankreich
Thomas Kuruvilla
[email protected]
Jean Fisch
[email protected]
Celso Gonzalez
[email protected]
GuangHai Li
[email protected]
Arno Wilfert
[email protected]
Ignacio Garcia-Alves
[email protected]
Eric Hazan
[email protected]
Großbritannien
Trevor Brignall
[email protected]
Michael Natusch
[email protected]
Italien
Giancarlo Agresti
[email protected]
Japan
Yoshikazu Matsuoka
[email protected]
Korea
Sungtae Jun
[email protected]
Niederlande
Konstantinos Apostolatos [email protected]
Österreich
Karim Taga
[email protected]
Portugal
Grant Greatrex
[email protected]
Schweiz
Reine Wasner
[email protected]
Skandinavien
Bo Lenerius
[email protected]
Spanien
Eulogio Naz
[email protected]
Jesus Portal
[email protected]
USA
Martyn Roetter
[email protected]
Venezuela/Kolumbien Adriana Acevedo
[email protected]
Die Autoren möchten folgenden Personen für ihre kritischen Beiträge zu diesem Bericht
danken: Bertram Boelinger (Deutschland), Etienne Brumauld des Houlières (Frankreich), Sascha Frommhund (Österreich), Morgane Gaubier (Großbritannien), Beat
Hangartner (Schweiz), Bernhard Nagiller (Österreich), Martyn Roetter (USA), Markus
Schröter (Schweiz), Ashish Sharma (Singapur/USA), Nina Stanek (Schweiz), Jens Wagner (Schweiz), sowie vielen weiteren Mitwirkenden aus aller Welt.
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Netze der nächsten Generation in Europa – Breitband-Markt im Jahr 2011 und darüber hinaus
Netze der nächsten Generation in Europa
A
Breitband im Jahr 2011 und darüber hinaus
A