Tatort Bollywood Messen und Kongresse 2009

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Tatort Bollywood Messen und Kongresse 2009
Rhein-Neckar Ausgabe – 01 / 09
2. Jahrgang
19.12.2008
4,90 t
09001
Metropolregion
Messen und
Kongresse 2009
Filmstandort Rhein-Neckar
Unternehmensnachfolge
Tatort Bollywood
Den Absprung schaffen
Editorial
Gemeinsam ins neue Jahr
Econo Rhein-Neckar: Aus der Region – für die Region
Das Jahr ist fast vorbei. Für Econo ein Grund
zurückzublicken – allerdings nur einige Monate. Denn das Wirtschaftsmagazin für die
Metropolregion Rhein-Neckar gibt es erst
seit Mai. In diesem halben Jahr haben wir
versucht, Ihnen in vielen Geschichten zu
zeigen, was Unternehmer und Firmen an
Rhein und Neckar Monat für Monat leisten,
was sie bewegt und antreibt. Wir haben
versucht, Gründern und kleinen Unternehmen ebenso Platz und Zeilen einzuräumen
wie den etablierten Mittelständlern und
börsennotierten Konzernen.
Ausgehend von der Nachrichtenstrecke,
in der wir das wirtschaftliche Geschehen in
der Metropolregion monatlich zusammenfassen, haben wir in unseren Ressorts Unternehmen & Märkte, Menschen, Management sowie Politik & Gesellschaft immer
wieder nach Personen und Unternehmen
recherchiert, die durch ihre Produkte, ihre
Dienstleistungen oder ihr Handeln hervorstechen. So berichteten wir im Oktober über
einen neu entwickelten Sensor des Messund Regeltechnikherstellers Lamtec aus
Walldorf. Das Produkt könnte bis zu vier
Millionen Tonnen CO2 einsparen, wenn es in
Privathaushalten eingesetzt würde. Econo
erzählte, woran die Markteinführung bislang gescheitert ist. Es freut uns, dass jetzt
auch die Politik Interesse an dieser Innovation im Wartestand zeigt. Ende November
besuchten die baden-württembergische
Umweltministerin Tanja Gönner, der Landtagsabgeordnete Karl Klein und Walldorfs
Bürgermeister Heinz Merklinger das Unternehmen. Gemeinsam nahmen sie den Sensor, der kleiner als ein Fingernagel ist, unter
die Lupe. Vielleicht gibt es ja bald wieder etwas aus dem Hause Lamtec zu berichten.
Aus dem Hause Econo gibt es diesen
Grund schon jetzt. Diese Ausgabe ist die
erste, in der uns der Verein Metropolregion
Rhein-Neckar e. V. als Medienpartner ins
Boot geholt hat. Im Gegenzug erhalten die
rund 500 Vereinsmitglieder monatlich unser
Magazin. Dieses Vertrauen wollen wir
rechtfertigen, in dem wir das wirtschaftliche Geschehen an Rhein und Neckar weiterhin unabhängig dokumentieren, Wichtiges und Interessantes offenlegen, Zerstreutes zusammenfassen und scheinbar Gegebenes hinterfragen. Wenn auch Sie aktuelle
Pressemitteilungen und spannende Geschichten für uns haben, schreiben uns an:
[email protected].
Einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel
Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen
Die Econo-Redaktion (von links): Stefan Wagner (verantwortlich), Matthias Schmitt
und Kristian Klooß.
Ihr Econo-Team
Offizieller Medienpartner der
Januar
54 Unternehmensnachfolge
Nachrichten
Unternehmen & Märkte
6
Mannheim. John Deere
warnt nach Rekordgewinn
13
Heidelberg. EU fördert
Forschung von Sygnis
7
Frankenthal. Pumpenhersteller KSB trotzt der Krise
14
8
Mannheim. Die MVV will das
Fernwärmenetz ausbauen
8
Groß-Rohrheim. Spedition
Kühne + Nagel baut
Logistikzentrum
10
Germersheim. Nolte setzt auf
High-Tech-Spanplatte
10
Heidelberg. US-Nachrichtendienste arbeiten
mit Febit zusammen
12
12
▲
▲
26
Rechtsberatung. So viele
junge Juristen wie nie
drängen auf den Markt
36
Apothekenmarkt I.
Apotheker fürchten
DocMorris, Schlecker & Co.
Rhein-Neckar. Mittelständler
müssen im Konjunkturtief auf
ihre Trümpfe setzen
30
Direktvertrieb. Die PMInternational AG will den
asiatischen Markt erobern
38
Apothekenmarkt II. Versandhändler an Rhein und Neckar
sind schon längst am Markt
16
Mannheim. Daimler ist mit
dem Jahr 2008 zufrieden
32
40
18
Heidelberg. Jungunternehmer nutzen Innovationsforum
Gesundheitsmarkt USA.
Unternehmer gehen auf
IHK-Fact-Finding-Reise
Handwerk. Die Eheleute Ruth
und Markus Streitzinger
lieben heiße Öfen
20
Mannheim. Investor steckt
zehn Millionen Euro in den
Stromnetzdienstleister PPC
21
Mannheim. Gehr investiert in
abbaubare Kunststoffe
22
Ludwigshafen. BASF
übernimmt Ciba wie geplant
24
Mannheim. Die „Bio-Europe“
lockte 2400 Experten
Metropolregion.
Messekalender 2009
Worms. Baden-Württemberg
fördert Kongresszentrumsbau
Menschen
x3
Editorial
x48
Impressum
x80
Index
x82
Der Schreibtisch von ...
42
Dr. Georg Müller.
Ein Pendler für die MVV
43
Dr. Harald Schwager.
Der neue Mr. Metropolregion
44
Uli Roth. Medaillengewinner
und Manager der Band „Pur“
46
Menschen des Monats
INDUSTRIEBAU
22 Messekalender 2009
▲
▲
64 Filmwirtschaft
▲
▲
Sind Sie schneller
gewachsen, als Sie
dachten?
FREYLER – Maßgeschneiderte
Baulösungen.
Management
48
52
53
Unternehmensethik I.
Führungskräfte diskutieren
monatlich mit Kirchenvertretern über „Firmenwerte“
Unternehmensethik II.
Bernhard Stammler stiftet
seine Kunden zum Stiften an
Preise & Wettbewerbe
54
Unternehmensnachfolge I.
Den Absprung schaffen
57
Unternehmensnachfolge II.
Interview mit IHK-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Niopek
58
Unternehmensnachfolge III.
Familiy-buy-out & Co.
kurz. Wenn Unternehmen aus ihren Gebäuden herauswachsen,
De jure
sind nicht nur Lösungen nach Maß gefragt, die morgen noch
60
Manchmal kommen vor lauter Erfolg ganz elementare Dinge zu
bleibt oft als Erstes die Prozesseffizienz auf der Strecke. Und dann
passen – sondern auch ein Partner wie FREYLER Industriebau, der
aus Ihren Visionen Realität werden lässt.
Politik & Gesellschaft
64
Filmwirtschaft I. Die
Metropolregion wirbt um
Regisseure und Produzenten
70
66
Filmwirtschaft II. Bollywood
hat den Odenwald entdeckt
74
68
Umweltschutz. HeidelbergCement heilt Naturwunden,
die der Konzern gerissen hat
Kontaktnetze. Geschäftsleute des BNI tauschen beim
Frühstück Empfehlungen aus
78
Lifestyle
Gesellschaftsrecht.
Die „Mini-GmbH“ senkt
das Risiko der Gründung
FREYLER Industriebau GmbH
Am Ullrichsberg 26 | 68309 Mannheim
Tel. 0621 718856-0 | Fax 0621 718856-29
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6
Nachrichten
Deutz zahlt Ausgleich an 3i
MANNHEIM. Die Kölner Deutz
AG hat sich im Rechtsstreit um die
Übernahme des Mannheimer
Deutz-Werks außergerichtlich mit
dem Finanzinvestor 3i geeinigt.
Deutz zahlt 3i einen Ausgleich. 3i
hatte im September 2007 die Tochtergesellschaft Deutz Power Systems in Mannheim gekauft, im Oktober aber mit einer Klage gedroht, um
eine Preisreduzierung des Mannheimer Werks zu erzielen. Laut Medienberichten habe Deutz beim Verkauf seine Aufklärungspflichten
verletzt.
Faurecia streicht Stellen
WÖRTH. Der Automobilzulieferer Faurecia will an seiner Produktionsstätte in Wörth (Kreis Germersheim) von den insgesamt 370 Stellen
jede dritte streichen. Aufgrund der
sinkenden Nachfrage nach der
Mercedes S-Klasse sowie auslaufenden Verträgen für die E-Klasse
und mit Audi sei der Arbeitsplatzabbau notwendig. Das berichtet „Die
Rheinpfalz“.
Fuchs senkt Prognose
MANNHEIM. Der Schmierstoff-
hersteller Fuchs Petrolub erwartet
für 2008 ein Ergebnis leicht unter
dem Vorjahresniveau von 195,2 Millionen Euro (EBIT). Wegen der weltweiten Konjunkturabschwächung
senkte das Mannheimer Unternehmen seine Prognosen. Eine Umsatzsteigerung im Vergleich zum Vorjahr
werde es nicht geben, sagte Vorstandsvorsitzender Stefan Fuchs.
Meiko-Standort ist gesichert
MANNHEIM. Der Produktionsstandort der Meiko-Gruppe ist langfristig gesichert. Voraussichtlich im
Frühjahr 2009 zieht die MeikoWerksvertretung vom Exerzierplatz
in das Gewerbegebiet MannheimMallau. Dort sollen mittelfristig
mehr als 25 Mitarbeiter beschäftigt
werden. Im Oktober wurde das
städtische Gewerbegrundstück
übergeben. Die Meiko-Gruppe entwickelt, fertigt und vertreibt gewerbliche Spülmaschinen und
Spülanlagen sowie Reinigungs- und
Desinfektionsgeräte für die Pflege
in Krankenhäusern und Altenheimen.
econo
1/2009
•
19. Dezember 2008
John Deere meldet
Rekordgewinn und warnt
Der Landmaschinenhersteller John Deere hat im abgelaufenen
Geschäftsjahr so viel verdient wie nie zuvor. Die Finanzkrise
ließ das Ergebnis im letzten Quartal allerdings einbrechen
MOLINE/MANNHEIM.
Der
US-amerikanische Landmaschinenhersteller Deere & Company hat für
das abgelaufene Geschäftsjahr
2007/2008 (31. Oktober) zum fünften
Mal in Folge einen Rekordgewinn
gemeldet. Das Unternehmen steigerte den weltweiten Umsatz um 18
Prozent auf 28,4 Milliarden Dollar
(22,7 Mrd. ¤). Mit seinen Land-,
Landschaftspflege-, Bau- und Forstmaschinen fuhr der Konzern einen
Gewinn von 2,05 Milliarden US-Dollar (1,64 Mrd. ¤) ein, was einer Steigerung von 12,7 Prozent entspricht.
Das Umsatzwachstum verlangsamte sich indes nach einem Ergebniseinbruch im letzten Quartal.
Grund sind die Auswirkungen der Finanzkrise. Der Gewinn im laufenden
Geschäftsjahr 2008/2009 werde
deutlich sinken, teilte der US-Konzern mit. Der Jahresüberschuss
werde voraussichtlich bei 1,9 Milliarden Dollar (1,5 Mrd. Euro) liegen
und damit rund 7,5 Prozent unter
dem jüngsten Rekordgewinn, so
Konzernchef Robert Lane. Nach
der Krise im Bau- und Forstgeschäft verliert jetzt auch die bislang
florierende Landmaschinensparte
an Schwung. Ein Grund sind die gesunkenen Agrarpreise.
Besser als in Nordamerika liefen
die Geschäfte im vergangenen Geschäftsjahr im Rest der Welt, was
vor allem auf den schwachen Dollar zurückzuführen ist. In Mannheim, dem größten Produktionsstandort und Europasitz des Unternehmens, rollten 45700 Traktoren
vom Band, 18 Prozent mehr als im
vergangenen Geschäftsjahr.
Erst im November hat der Konzern feierlich seinen 1,5-millionsten
Schlepper ausgeliefert. Der englische Farmer Simon Morgan war
dafür eigens aus England eingeflogen worden. Den Schlüssel für den
grün-gelben 180-PS-Traktor mit
den mannshohen Reifen überreichte ihm Markwart von Pentz, Präsi-
dent der Landwirtschaftssparte für
Europa, Afrika und Südamerika und
Sprecher der Geschäftsführung.
Noch in der Werkshalle drehte
Morgan die erste Runde mit seinem
neuen Schlepper. „Für die erste
Million Traktoren haben wir 72 Jahre gebraucht, für die nächste halbe
Million nur 15 Jahre“, sagte von
Pentz bei der Schlüsselübergabe.
„Vor allem die Investitionen in die
Rahmen- und Modulbauweise Anfang der 90er Jahre haben die bis in
die 80er Jahre als Sorgenkind geltende Fabrik in eine Perle im Konzern verwandelt“, sagte von Pentz.
Heute besitze John Deere allein in
Deutschland einen Marktanteil von
20 Prozent. Traktoren aus Mannheim werden mittlerweile in rund 80
verschiedene Länder geliefert.
Die Anzahl der Mitarbeiter im
Mannheimer Werk erhöhte sich allein im vergangenen Geschäftsjahr
um 350 auf jetzt 3730. Auch in den
anderen deutschen Werken in der
Nachrichten
KSB
Dr.-Haas-Gruppe investiert
Pumpenhersteller trotzt der Krise
MANNHEIM. Die Dr.-HaasGruppe investiert 13 Millionen Euro
am Standort Mannheim. Ab Ende
2009 sollen die fünf eigenen Tageszeitungen, darunter das Flaggschiff
„Mannheimer Morgen“, und externe Druckaufträge nach und nach
auf eine Druckmaschine aus dem
Hause MAN Roland umgestellt werden. „Mit dieser Maschine erreichen wir eine deutlich verbesserte
Vierfarb-Qualität und – durch kürzere Druckzeiten – eine noch größere
Aktualität“, sagt Björn Jansen, geschäftsführender Gesellschafter
der Dr. Haas GmbH. Die „Colorman
autoprint“ schafft 45 000 Exemplare
in einer Stunde. In der Unternehmensgruppe Dr. Haas erscheint
auch Econo Rhein-Neckar.
FRANKENTHAL. Die Finanzkrise hat noch keine Schatten auf
die KSB geworfen. In den ersten
neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres stieg der Umsatz um
zwölf Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Dies ist vornehmlich auf das
Wachstum der europäischen KSBGesellschaften zurückzuführen. Für
das Gesamtjahr rechnet der Pumpenhersteller damit, dass er sein
Vorsteuerergebnis von 129 Millionen Euro nochmals verbessern
kann. Der Grund für die nach wie
vor guten Aussichten sei die langsame Reaktion des Marktes auf die
Krise. Das Geschäft mit großtechnischen Anlagen reagiere eher
spätzyklisch. Die Frankenthaler
freuten sich aber nicht nur über
Zahlen. Sie sind Preisträger des
Wettbewerbs „Best Innovator
2008“, den das Beratungsunternehmen A.T. Kearney zusammen mit
der Wirtschaftswoche durchführt.
KSB erhielt die Trophäe für sein
„Komplexitätsmanagement“, also
die Fähigkeit, mit geringem internen Aufwand eine hohe Zahl an
Produkten in verschiedenen Ausführungen, Größen und Werkstoffen herzustellen Matthias Schmitt
BAUM RETEC
Brockhaus setzt auf Blackberry
Firma muss Firmensitz verlassen
MANNHEIM. Der BrockhausVerlag bringt zusammen mit der
Berliner Softwarefirma Envi.com
die erste deutschsprachige Multimedia-Anwendung für BlackberryHandys heraus. Der „Brockhaus
multimedia mobil 2009“ enthält rund
300 Videos, Animationen, rund 700
Audiodateien und über 6400 Fotos
und Illustrationen, die auf die Speicherkarte des Blackberrys geladen
werden.
WIESENBACH.
Das Neue
Langenzeller Schloss in Wiesenbach im Rhein-Neckar-Kreis steht
offenbar zum Verkauf. Besorgnis
löste die Information aus, dass
sämtlichen Mietern des Schlosses
zum 31. Dezember 2008 gekündigt
wurde. Das hat die „Rhein-NeckarZeitung“ berichtet. Die Baum Retec
AG hat dort ihren Sitz. Das Unternehmen entwickelt, produziert und
vertreibt Produkte und Dienstleistungen für Blinde und Sehbehinderte. Über 50 hoch qualifizierte Arbeitsplätze stünden in Wiesenbach
auf dem Spiel. Insgesamt beschäftigt die 1980 von Wolfgang Baum
als Ein-Mann-Ingenieurbüro gegründete Firma 100 Mitarbeiter.
Nachdem der Pachtvertrag zwischen dem Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Freudenberg und
Baum Retec ausgelaufen war, wollte Baum das Schloss erwerben.
Beide Parteien konnten sich nicht
über einen Preis einigen. Wiesenbach drohe neben dem Verlust der
Arbeitsplätze auch der Wegzug
weiterer Unternehmen aus dem
Schloss.
Matthias Schmitt
HEIDELBERGER DRUCKMASCHINEN
Maschinenbauer gewinnt Preise
HEIDELBERG.
Bild: Proßwitz
Region stieg die Zahl der Mitarbeiter: In Bruchsal, wo Fahrerkabinen
produziert werden, stieg die Zahl
der Beschäftigten um sieben Prozent auf 1070. In Zweibrücken, dort
werden Mähdrescher zusammengeschraubt, wuchs die Belegschaft
um elf Prozent auf 955 Mitarbeiter.
Im vergangenen Jahr investierte
das Unternehmen rund 60 Millionen
Euro in den Ausbau seiner deutschen Standorte. Erst Anfang September kündigte das Unternehmen
an, sein europäisches Technologie- und Innovationszentrum in Kaiserslautern einzurichten.
Im kommenden Jahr soll die Zahl
der Mitarbeiter zwar konstant bleiben. Doch Zunahmen im weltweiten Umsatz erwartet der Landmaschinenhersteller im kommenden
Jahr vor allem in den USA und Kanada. In Westeuropa rechnet das
Unternehmen hingegen mit Umsatzeinbußen von bis zu zehn Prozent. Obwohl die Nachfrage etwa in
Osteuropa einschließlich Russland
hoch sei, seien Landmaschinenkäufe von der Kreditverfügbarkeit
abhängig. In Südamerika werden
mit minus zehn bis zwanzig Prozent
sogar noch höhere Umsatzrückgänge erwartet.
KrK
7
Gleich zwei
Auszeichnungen erhielt Heidelberger Druckmaschinen im zu Ende
gehenden Jahr. Zum einen hat der
Kundendienstverband Deutschland
e.V. (KVD) die Heidelberger mit dem
Service Management Preis 2008
ausgezeichnet. Die 260 Verbandsmitglieder wählten auf ihrem Jahreskongress die Servicefunktion
„eCall“ der Heidelberger auf den
ersten Platz. Bei einem Maschinenschaden meldet sich die webbasierte Anwendung direkt beim Kundenservice. Früher vergingen 30
Minuten zwischen einer Fehlermel-
dung und dem Anlaufen der Problemlösung. „eCall“ reduziert diese
Zeitspanne auf wenige Sekunden.
Außerdem lassen sich ein Großteil
der Fälle beim ersten Telefongespräch zwischen dem Servicemitarbeiter und dem Maschinenbediener klären. Punkten konnte Heidelberger Druckmaschinen auch mit
ihrem Drupa-Messestand. Dafür
bekam das Unternehmen die Bronzemedaille vom Verband Direkte
Wirtschaftskommunikation e.V. in
der Kategorie „Messeauftritte
XXL“ (Standflächen von über 1500
Matthias Schmitt
m2).
Signum produziert für Commerzbank
MANNHEIM. Die Agentur Signum hat von der Commerzbank den
Auftrag erhalten, das Mitarbeitermagazin inhaltlich und optisch neu
zu gestalten. Die mit einer Auflage
von 43 000 Stück erscheinende Zeitschrift bietet seit dem Relaunch für
die Mitarbeiter verstärkt Möglichkeiten, sich aktiv an den Inhalten zu
beteiligen.
Kurzarbeit bei Koenig & Bauer
FRANKENTHAL. Das Rollen-
maschinenwerk des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer
(KBA) in Frankenthal leidet unter
Auftragsmangel. Darum arbeitet die
Belegschaft dort nur noch vier Tage
die Woche. Auch Kurzarbeit und
Stellenabbau sind nach Angaben
der Untnehmensführung möglich.
Betroffen sind 985 Beschäftigte –
ausgenommen sind Mitarbeiter im
Vertrieb und Marketing.
1/2009
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19. Dezember 2008
econo
8
Nachrichten
Weinheim plant Geothermiekraftwerk
WEINHEIM. Weinheim plant ein
Geothermiekraftwerk in der Nähe
des Autobahnkreuzes. Dort will die
Stadt auch ein Gewerbegebiet errichten. Der mögliche Termin für die
Projektentwicklung und -durchführung ist laut Erstem Bürgermeister
Dr. Torsten Fetzner das Jahr 2013.
Zunächst steht aber erst eine
Machbarkeitsstudie an, um die
Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks
zu untersuchen.
Pfalzwerke setzen auf Erdwärme
LUDWIGSHAFEN. Die Pfalzwerke AG aus Ludwigshafen hat für
rund 2,5 Millionen die Euro HotRock
Erdwärmekraftwerke Insheim
GmbH gekauft, die im Kreis Südliche
Bergstraße ein Erdwärmekraftwerk
errichtet. Ab Ende 2010 soll es Strom
produzieren. Die Energiequelle ist
3,6 Kilometer tief und 155 Grad
warm. Das berichtet „Die Rheinpfalz.
TWL erhöht die Gaspreise
LUDWIGSHAFEN. Die Technische Werke Ludwigshafen AG
(TWL) erhöht zum 1. Januar die
Preise für Erdgas. Betroffen sind davon Haushalts- und Gewerbekunden. Grund für die Erhöhung sei der
in der Jahresmitte 2008 stark gestiegene Ölpreis, teilte das Unternehmen mit. Vor allem im Zeitraum April
bis September seien die Preise für
ein Barrel Öl auf Rekordniveau gestiegen. Bis Jahresende will die
TWL 20 Megawatt zusätzliche Wärmeleistung an ihre Kunden liefern.
MVV baut
Fernwärme aus
Der Energieversorger investiert 48 Millionen
Euro in sein Fernwärmenetz. Davon verspricht
sich die MVV 20 000 neue Anschlüsse
MANNHEIM. Mit einem Investitionsund
Förderprogramm
möchte die MVV Energie AG neue
Kunden für ihre Fernwärme gewinnen. Das lässt sich das Mannheimer Versorgungsunternehmen bis
2013 rund 48 Millionen Euro kosten.
„Mannheim ist bereits heute mit einem Fernwärmeanteil von rund 59
Prozent Vorbild für Großstädte in
Deutschland und Europa“, sagt
MVV-Vorstandsmitglied Dr. Werner
Dub. Die neue Messlatte habe sich
das Unternehmen nun auf 70 Prozent gelegt.
Dieses Ziel will die MVV bis 2030
zum einen durch den Neubau von
Fernwärmeleitungen
erreichen.
Hierfür sind 37,5 Millionen Euro vorgesehen. Zum anderen startet das
Unternehmen eine Vertriebsoffensive, um neue Kunden in bereits erschlossenen Stadtteilen von der
Fernwärme zu überzeugen. Diese
müssen dann ihre alten Öl- oder
Gasbrenner stilllegen. Dub betont
in diesem Zusammenhang, dass
Energieeffizienz und Klimaschutz
für die MVV keine Alibiveranstaltung, sondern eine Wachstumsstrategie sei. „Uns gehen Gasmargen verloren“, sagt das Vorstandsmitglied.
Den größten Anteilseigner des
Unternehmens, die Stadt Mannheim, weiß er dabei hinter sich. Für
Mannheims Umweltbürgermeister
Lothar Quast ist der Ausbau ein
zentraler Baustein des städtischen
Klimaschutzprojekts. Der Erste
Bürgermeister Christian Specht erwartet sich von dem Ausbau eine
bessere
Wettbewerbsposition
Mannheims. „Durch einen kostengünstigen Anschluss an die Fernwärmeversorgung werden für
Häuslebauer die Vorgaben des
Wärmegesetzes erfüllt.“ Dies sei
gegenüber Neubaugebieten der
Nachbargemeinden ein erhebli-
cher Standortvorteil. Hintergrund
dieser Einschätzung sind die Vorgaben des Wärmegesetzes. Dieses
schreibt in Baden-Württemberg
vor, dass für Neubauten der Wärmebedarf zu mindestens zwanzig
Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt wird. Für Altbauten
greift die Pflicht zum Teilumstieg,
wenn die Heizung erneuert wird.
Da Fernwärme den erneuerbaren
Energien gesetzlich gleich gestellt
ist, erfüllt ein Anschluss an das
Netz die gesetzlichen Vorgaben.
Das wird auch eines der Argumente sein, um Kunden zu gewinnen, die bisher keine Fernwärme
nutzen, obwohl dies technisch
möglich ist. Für einen Umstieg will
die MVV ihre Kunden durch ein elf
Millionen Euro schweres Förderprogramm gewinnen. Die Spanne
KÜHNE + NAGEL
BUND klagt gegen das GKM
MANNHEIM. Der Bund für Um-
welt- und Naturschutz (BUND) hat
beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim
Klage gegen den Bau des neuen
Steinkohleblocks am Mannheimer
Großkraftwerk (GKM) eingelegt.
Nach Ansicht der Umweltschützer
hat das Regierungspräsidium in
Karlsruhe dem Betreiber zu früh
eine artenschutzrechliche Ausnahmegenehmigung erteilt. Bei der öffentlichen Erörterung der Einwände
forderten rund 200 Kraftwerksgegner, das Projekt zu stoppen und den
Antrag zurückzuziehen.
econo
1/2009
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19. Dezember 2008
Spedition eröffnet Logistikzentrum in Groß-Rohrheim
GROSS-ROHRHEIM.
Die
Kühne + Nagel AG & Co. KG hat an
ihrem neuen Standort in der Werner-von-Siemens-Straße in GroßRohrheim ein Distributionszentrum
für die Continental Teves AG & Co.
ohG eröffnet. Auf 16 300 Quadratmetern – das reicht für 22 300 Paletten – werden dort Autoteile für
Continental gelagert. Auf einer Fläche von 500 Quadratmetern hat
Kühne + Nagel außerdem Büros
eingerichtet. Durch den Neubau
sind 40 neue Arbeitsplätze am
Standort entstanden. „Wir sind
stolz darauf, ein weiteres, weltweit
tätiges Unternehmen begrüßen zu
dürfen,“ sagt Rainer Bersch, Bürgermeister von Groß-Rohrheim. Die
Großinvestition wurde noch unter
seinem Vorgänger Heinz Roos in
die Wege geleitet. Dr. Carl-Christian Beckmann, Geschäftsführer der
an der Ansiedelung beteiligten
Wirtschaftsförderung Bergstraße,
sieht durch das neue Logistikzentrum den Kreis gestärkt: „Die Ansiedlung dieses renommierten
Dienstleisters im Bereich Automotive-Logistik ist für die gesamte
Wirtschaftsregion Bergstraße von
enormer Bedeutung, insbesondere
vor dem Hintergrund, dass der
Wirtschaftsstandort einen Branchenschwerpunkt im Bereich Automotive aufweist, den wir fördern
und weiter ausbauen möchten.“
Zahlreiche Zulieferbetriebe für
die Automobilindustrie aus den
Branchen Maschinenbau, Kunststofftechnik, IT/Elektronik sowie
Mess-, Steuer- und Regelungstechnik haben ihren Sitz bereits in
der Wirtschaftsregion Bergstraße.
Matthias Schmitt
reicht dabei von 1260 Euro für Einoder Zweifamilienhäuser bis zu
10 500 Euro für große Wohngebäude. MVV-Vertriebsvorstand Matthias Brückmann beziffert die durchschnittliche Wechselprämie auf
2700 Euro. Das gesamte Ausbauund Verdichtungspotenzial schätzt
Brückmann auf 6500 Hausanschlüsse. „Wenn wir davon 70 Prozent für die Fernwärme gewinnen,
werden wir in den nächsten Jahren
Zahlen & Fakten
Geschäftsjahr
2007/2008
2006/2007
Umsatz:
EBIT:
Jahresüberschuss:
Ergebnis je Aktie:
Freier Cashflow:
2,6 Mrd.
337 Mio. ¤
185 Mio. ¤
2,6 ¤
54 Mio. ¤
2,3 Mrd. €
215 Mio. ¤
126 Mio. ¤
1,96 ¤
188 ¤
TRANS-O-FLEX
WINCANTON
Schnell-Lieferant steht
vor Umstrukturierung
Logistiker weitet
Kooperationen aus
WEINHEIM. Der Eigner von
MANNHEIM. Das Logistikun-
Trans-o-flex, die Österreichische
Post, stellt das Unternehmen neu
auf. Der Schnell-Lieferant werde in
drei länderübergreifende Regionen
aufgeteilt, die jeweils für Vertrieb
und Ergebnis verantwortlich seien.
Die Weinheimer Zentrale mit 400
Mitarbeitern kommt glimpflich davon. Querschnittsaufgaben wie IT
oder Marketing sollten dort verbleiben. Zu einem Stellenabbau in größerem Umfang komme es laut Unternehmensführung nicht.
MSc
ternehmen Wincanton wird ab Ende März seine Aktivitäten im Kühlgutbereich in Großbritannien mit
der Culina Logistics Limited vereinen. Das Wincanton-Beteiligungsunternehmen Rhenania AG in
Worms hat außerdem die Kooperation mit der Südzucker AG ausgebaut. Im Zuge des neuen Fünfjahresvertrags wurde ein neues Großlager für Zuckerrüben-Pellets im
Wormser Hafen in Betrieb genommen.
MSc
Tragwerksplanung
+ Statik
Bauphysik
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Zwei Rohre des Fernwärmenetzes, in
das die MVV 37,5 Millionen Euro
investieren will.
Bild: MVV
knapp 20 000 Wohnungen neu anschließen“, so Brückmann. Von der
Rezession sieht sich die MVV wenig betroffen. Dub sagte bei der
Präsentation der vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2007/
2008, dass der Versorger weniger
konjunkturabhängig aufgestellt sei
als viele andere. Ohne Zahlen für
die einzelnen Geschäftsfelder zu
nennen, verwies er auf das Geschäftsfeld Energiedienstleistungen. „Wir gehören bereits heute zu
den bundesweiten Marktführern
bei Energieeffizienz und Energiesparen“, so Dub. Insgesamt erzielte
die MVV einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro (+17 %). Das operative
Ergebnis (EBIT) legte um ein Viertel
auf 249 Millionen Euro zu. Von allen
Kennzahlen rutschte einzig der
freie Cashflow um 71 Prozent auf
nur noch 54 Millionen Euro ab. Verantwortlich dafür seien Investitionen von 200 Millionen Euro (Vorjahr: 150 Mio. ¤) und Bilanzierungsregeln. Für das laufende Geschäftsjahr zeigte sich Dub zuversichtlich: Die Kämmerer bräuchten
wegen einbrechender Gewerbesteuereinnahmen mehr Geld. Das
lasse eine Konsolidierung im Stadtwerkemarkt erwarten, bei der die
MVV mitspielen wolle.
MSc
Individuelle
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10
Nachrichten
Eichbaum sucht Partner
MANNHEIM. Die Mannheimer
Eichbaum-Brauerei sucht einen Kooperationspartner. Ziel sei es, die eigenen Braukapazitäten besser auszulasten, teilte das Unternehmen
mit. Entsprechende Gespräche mit
„Internen und Externen“ würden
derzeit geführt. Ein Interessent ist
die Brauhaus GmbH aus Frankfurt
an der Oder. Zwar plant SAP-Gründer Dietmar Hopp, seine Mehrheitsanteile an der Actris-Gruppe, zu der
die Eichbaum-Brauerei gehört, abzugeben. Ein Verkauf der EichbaumBrauerei stehe aber derzeit nicht
an, hieß es.
Das
Fliegengewicht
Die BASF und der Mittelständler Nolte haben
eine neue Spanplatte entwickelt. Sie soll den
Germersheimern einen Umsatzschub bescheren
GERMERSHEIM. Im Möbel-
Metallwerke fertigen neue Marken
BELLHEIM. Durch die Zusam-
menlegung der Regalsystemmarken Kardex und Megamat der
Schweizer Kardex-Remstar-Gruppe übernimmt die Bellheimer Metallwerk GmbH (Kreis Germersheim)
die arbeitsintensivere Fertigung der
so genannten Shuttle-Syteme. Das
berichtet die Tageszeitung „Rheinpfalz“. Einzig die Produktion der Umlaufregalsysteme trete die Metallwerk GmbH ab. Die 320 Arbeitsplätze blieben bestehen.
Deloitte zieht zum Bahnhof um
MANNHEIM. Das ConsultingUnternehmen Deloitte ist mit seinen
rund 100 Mitarbeitern in ein neues
Bürogebäude in der Nähe des
Mannheimer Hauptbahnhofs gezogen. Der 20-Millionen-Euro-Bau
wurde auf 3000 Quadratmetern errichtet. Der Beratungsdienstleister
beschäftigt knapp 4000 Mitarbeiter
in 18 Niederlassungen.
Zehn Standorte überzeugen
METROPOLREGION. Zehn
Institutionen und Projekte aus der
Metropolregion gehören zu den Gewinnern des Wettbewerbs „365
Orte im Land der Ideen“ der Standortinitiative „Deutschland – Land
der Ideen“. Mehr als 2000 kommunale und private Einrichtungen, Vereine, Verbände und Initiativen hatten sich beworben. Zu den „Ausgewählten Orten 2009“ in der Metropolregion gehören Heidelberg,
Wiesloch, Ludwigshafen, Neustadt
an der Weinstraße, Dirmstein,
Hirschberg und Mannheim.
econo
1/2009
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19. Dezember 2008
design sind seit einiger Zeit massive, dicke Platten gefragt. Davon
zeugen viele Cafébars und
Lounges. Massiv heißt aber nicht
mehr unbedingt schwer. „Durch
unseren neuartigen Holzwerkstoff,
genannt ,AirMaxx’, kann ohne Einbußen im Design, der Verarbeitung
und der Haltbarkeit 25 bis 30 Prozent am Gewicht von Möbelstücken eingespart werden“, sagt Michael Timinger. Er ist Geschäftsführer der Nolte Holzwerkstoff GmbH
& Co. KG mit Sitz im pfälzischen
Germersheim. Das Unternehmen
will mit seiner Neuentwicklung
dem steigenden Bedarf nach leichteren Materialien entgegenkommen. Laut einer Studie der Universität Hamburg werden in den kommenden Jahren in Deutschland 1,5
Millionen Kubikmeter Leichtbauplatten benötigt. Das sind 30 Prozent des derzeitigen jährlichen Produktionsvolumens.
Statt der herkömmlichen Spanplatte, deren Füllung zwischen Boden- und Deckschicht aus Holzspänen besteht, enthält die neue Platte
luftiges Material: Kügelchen aus einem aufgeschäumten Polystyrol,
von BASF. Allgemein bekannt ist
der Werkstoff als „Styropor“. Diese
Kügelchen bilden, mit Holzspänen
vermischt, das Innenleben der neuen Platten. Das spart rund 250 Kilogramm Holz pro Kubikmeter Spanplatte. Vorteil der neuen Platten sei,
dass sie mit den herkömmlichen
Maschinen beschichtet, gefräst,
besäumt und mit Kantenleisten versehen werden könnten. Dies sei bei
anderen Leichtbauplatten nicht
möglich.
Den Anstoß zur Zusammenarbeit
zwischen dem Weltunternehmen
BASF und dem Mittelständler aus
der Metropolregion gab das Fraunhofer-Institut für Holzforschung.
Ziel der Braunschweiger Forscher
war es, leichtere Holzwerkstoffe
für die industrielle Möbelproduktion zu entwickeln.
Als Hersteller von Polystyrolen
und Leim entwickelte BASF die Rezeptur und das Verfahren zur Herstellung der Füllung. Nach deren
Patentierung hatte der Chemieriese zwar das Rezept in der Tasche,
doch nun musste die Serienproduktion von einem Holzwerkstoff-Hersteller entwickelt werden. „Die
BASF kann ja keine Spanplatten
pressen“, sagt Nolte-Geschäfts-
FEBIT
US-Nachrichtendienste arbeiten mit Febit zusammen
HEIDELBERG. Die Investmentgesellschaft In-Q-Tel steigt bei der
Heidelberger Febit-Gruppe ein und
hat in diesem Zusammenhang eine
Entwicklungszusammenarbeit vereinbart. Febit ist Spezialist für Analysen des Erbguts. In-Q-Tel wurde
1999 vom US-amerikanischen
Nachrichtendienst CIA als unabhängige Gesellschaft für strategische Investments gegründet. Ihre
Aufgabe ist es, Unternehmen unter
Vertrag zu nehmen, die Technologien entwickeln, die den Sicherheitsinteressen der USA dienen
können. In-Q-Tel möchte mit Febit
ein Analysegerät weiterentwickeln, das Krankheitserreger
schnell und verlässlich anhand ih-
rer DNA erkennen soll. Febit verfügt bereits heute über Systeme
und Datenbanken für die Erkennung und Klassifizierung von bekannten und unbekannten Krankheitserregern. Diese sollen nun auf
die besonderen Anforderungen im
Bereich Biosicherheit der Geheimdienste angepasst werden. „Wir
sind von den Möglichkeiten der bestehenden Plattform überzeugt und
glauben, dass aus der strategischen Zusammenarbeit mit febit
ein High-end-Analysegerät für verschiedenste Anwendungen resultiert“, sagt Ben Levitan, Partner bei
In-Q-Tel. Das CIA-Unternehmen
konzentriert sich nach eigenen Angaben auf die Bereiche Anwen-
dungssoftware und Analytik, Bio-,
Chemie- und Nanotechnologie,
Kommunikation und Infrastruktur,
digitale Identitäten und Sicherheit
sowie eingebettete Systeme und
Energie. Bisher habe sich In-Q-Tel
an über 125 Unternehmen beteiligt .
Dem Unternehmen sei es so bisher
gelungen, über 140 technische Lösungen an die Auftraggeber in den
USA zu liefern. Febits Mission dagegen ist es, Wissenschaftlern das
Lesen, Schreiben und Verstehen
der DNA zu ermöglichen. Es ist
nach eigenen Angaben das einzige
Unternehmen, das die Kontrolle für
die genomische Forschungstechnologie direkt in die Hände des Nutzers legt.
Matthias Schmitt
Nachrichten
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Keine Finanzhilfe für die Formel1
HOCKENHEIM. Die Strecken-
betreiber des Hockenheimrings
müssen auf finanzielle Hilfe des
Landes verzichten. Wie das Wirtschaftsministerium auf Anfrage der
Landtags-Grünen mitteilte, signalisiere die Landesregierung keinerlei
Bereitschaft, die Defizite aus dem
Formel-1-Rennen zu übernehmen.
Im vergangenen Jahr machte die
Ring-GmbH mit der Formel 1 Verluste in Millionenhöhe. Damit ist die Zukunft des Rennens offen. 2010 läuft
der Vertrag mit Bernie Ecclestone,
dem Rechte-Inhaber, aus.
IHK Pfalz senkt Mitgliedsbeiträge
LUDWIGSHAFEN. Die Voll-
Vergleich zwischen neu und alt: Die obere Platte ist gefüllt mit einem Gemisch aus Styropor-Kugeln und Holzteilen. Sie ist
daher um 30 Prozent leichter als die untere Platte, die nur mit Span gefüllt ist.
Bild: Nolte
führer Timinger. „Wir arbeiten
schon länger in verschiedenen Bereichen zusammen. Da lag es nahe,
dass wir in unserem Werk den Produktionsprozess vornehmen.“ In
Germersheim stellen 200 Mitarbeiter nun nicht mehr allein 500 000
Kubikmeter Spanplatten pro Jahr
her, sondern nun auch die bis zu 30
Prozent leichteren AirMaxx-Platten. Aufträge für 100 000 Kubikmeter lägen schon vor.
Besonders werden die AirMaxxPlatten in Küchenarbeits- und
Schreibtischplatten verbaut. Dass
dicke Platten mit bis zu sechs Zentimetern angesagt sind und Mitnahmemöbel im Trend liegen, kommt
Nolte entgegen. „Zwar sind die
,AirMaxx’-Platten pro Kubikmeter
rund zehn Euro teurer als Spanplatten. Doch diese Kosten werden
durch einen geringeren Verpackungs- und Transportaufwand
mehr als eingespart“, sagt Timinger.
Bei Nolte selbst kommen die
Platten ebenfalls zum Einsatz: bei
Nolte Küchen und CS Schmal, einem Hersteller von Mitnahmemöbeln. Die externen Kunden kommen
aus der Küchen- und Möbelindustrie, der Türenherstellung und dem
Messebau. „Von überall dort, wo
Leichtigkeit gefragt ist“, sagt Timinger.
Anette Schminck
MANNHEIMER
MLP
DENTSPLY FRIADENT
Versicherungskonzern
steigert Beitragseinnahmen
Produkte des Großaktionärs
fliegen aus dem Programm
Zahntechnikfirma verlagert
Produktion nach Hanau
MANNHEIM. Der Mannheimer
WIESLOCH. Der Finanz- und
MANNHEIM. Das Mannheimer
Konzern ist mit den ersten neun
Monaten des Geschäftsjahres zufrieden. Die Versicherungsgruppe
verzeichnet in einem schwierigen
wirtschaftlichen Umfeld ein Beitragswachstum von 2,6 Prozent auf
247,7 Millionen Euro (Vorjahr: 241,5
Mio. €) . Auf der Schadenseite stellt
die Mannheimer zum Ende des dritten Quartals eine Entlastung fest.
Von der Finanzkrise sei die Mannheimer aufgrund ihrer konservativen Anlagestrategie und einer
niedrigen Aktienquote nur wenig
beeinträchtigt. Das Kapitalergebnis
des Mannheimer Konzerns belief
sich auf 12,1 Millionen Euro (Vorjahr: 10,5 Mio. €).
MSc
Vermögensberater MLP hat die
Vermittlung von Vorsorgeprodukten der Swiss Life-Gruppe ausgesetzt. Vorausgegangen ist die
Übernahme von 24,30 Prozent der
MLP-Anteile durch Swiss Life. Die
Wieslocher hatten den Einstieg der
Schweizer zu verhindern versucht,
da sie ihre Unabhängigkeit bedroht
sahen. Im Zuge der Abwehrschlacht hat MLP unter anderem
eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Das Aus bei der Produktpartnerschaft solle jeglichen Anschein
von Interessenkonflikten in der Beratung vermeiden, so der Vorstandsvorsitzende Uwe SchroederWildberg.
MSc
Dentalunternehmen Dentsply Friadent verlagert seine mechanische
Fertigung von Zahn-Implantaten
nach Hanau. Das hat der „Mannheimer Morgen“ berichtet. Betroffen von dem Schritt seien 46 Mitarbeiter, denen ein Wechsel an den
hessischen Standort oder eine Umschulung angeboten werden soll.
Grund für die Maßnahme sei, dass
in Mannheim keine ausreichenden
Räumlichkeiten für eine Ausweitung der Produktion zur Verfügung
stehen würden. Im Gegenzug solle
Mannheim aber zum Kompetenzzentrum der Oberflächenbehandlung von Implantaten ausgebaut
werden
MSc
versammlung der Industrie- und
Handelskammer (IHK) für die Pfalz
hat beschlossen, die Beiträge für
ihre Mitglieder um zehn Prozent auf
0,3 Prozent zu senken. Damit will die
Kammer ihre Mitgliedsbetriebe in
der Finanzkrise entlasten. Zudem
entschied die Vollversammlung, ein
weiteres Jahr auf die Ausbildungsgebühren zu verzichten. Der Beitragssatz der IHK Rhein-Neckar
bleibt unverändert bei 0,19 Prozent.
Betriebskrankenkassen fusionieren
LUDWIGSHAFEN. Die in Lud-
wigshafen ansässigen Betriebskrankenkassen (BBK) G+H und Pfalz
fusionieren zum 1. Januar 2009. Die
neue Kasse trägt den Namen BKK
Pfalz und beschäftigt 220 Mitarbeiter.
Reutax eröffnet Büro in Prag
HEIDELBERG. Die Reutax AG
eröffnet in Prag eine Niederlassung.
Damit reagiert der Heidelberger
Personaldienstleister auf die steigende Nachfrage nach IT-Fachkräften in den neuen EU-Mitgliedstaaten. Mit der Eröffnung setzt Reutax
seine Internationalisierungsstrategie fort. Mit dem „Innovationspreis
2008“ des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik
e.V. (BME) wurde Reutax zudem im
November für sein Vendor Management System (VMS) ausgezeichnet.
Auf diesem System beruht eine
Plattform zur automatisierten Beschaffung von IT-Dienstleistungen
der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
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econo
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Nachrichten
Bäckerei Görtz eröffnet Filiale
LUDWIGSHAFEN. Die Neuhofener Bäckerei Görtz hat im Ludwigshafener Stadtteil Nord eine Filiale auf zwei Ebenen mit Platz für bis
zu 100 Gäste eröffnet. Die Bauzeit
betrug acht Monate. Angeboten
werden Backwaren, Salate und
Snacks. In den Bau der neu eröffneten Görtz-Filiale hat die Bäckerei
800 000 Euro investiert.
Wachenheim AG steigert Erlös
WACHENHEIM. Der Sekt- und
Schaumweinhersteller Schloss
Wachenheim hat seit Sommer seinen durchschnittlichen Erlös pro
Flasche um rund 20 Prozent auf
1,32 Euro gesteigert. Zwar erhöhte
die Wachenheim AG ihren Umsatz
im Geschäftsjahr 2007/2008 um 7,5
Prozent auf 302,5 Millionen Euro,
wegen der stark gestiegenen Rohstoffpreise verbuchte das Unternehmen jedoch einen Verlust von
700 000 Euro. Aus diesem Grund
verzichtete das Unternehmen darauf, für das vergangene Geschäftsjahr eine Dividende zu zahlen. Für
das aktuelle Geschäftsjahr will die
Sektkellerei ihren Aktionären allerdings wieder Geld ausschütten.
Der Stoff, aus dem
Ökoträume sind
Das Mannheimer Kunststoffunternehmen Gehr
setzt auf einen neuen Markt: Die Bioprodukte
der Firma stoßen auf reges Interesse
MANNHEIM. Helmut Gehr hat
es mit seinen „thermoplastischen
Kunststoffhalbzeugen“ zu einem
der weltweiten Branchenführer gebracht. Im Mannheimer Stadtteil
Rheinau in seinem Werk in der Casterfeldstraße fertigt der mittelständische Betrieb die Plastikgehäuse
Pfalz wird größtes Rieslinggebiet
NEUSTADT. Die Pfalz ist seit
diesem Jahr das weltweit größte
Riesling-Anbaugebiet. Mit einer
Fläche von 5455 Hektar hat die Pfalz
damit das Anbaugebiet Mosel mit
5376 Hektar überholt. Das hat die
Pfalzwein-Werbung in Neustadt an
der Weinstraße unter Berufung auf
Zahlen der Landwirtschaftskammer
Rheinland-Pfalz bekannt gegeben.
Landkreise fördern Bienwald
SÜDPFALZ. Die Landkreise
Südliche Bergstraße und Germersheim wollen für die touristische Entwicklung der Südpfalz die landschaftsbezogenen Aktivitäten rund
um den Bienwald fördern. Im Mittelpunkt der gemeinsamen Strategie
steht die Profilierung des Bienwaldes als „Naturregion“ mit Wellness- und Gesundheitsangeboten.
Darüber hinaus wollen die beiden
Landkreise ihre regionalen Produkte vermarkten und das Dienstleistungsangebot für Touristen verbessern.
econo
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Diese Kunststoffrohre aus dem Hause
Gehr sind biologisch abbaubar.
für Stabilo-Stifte, Montblanc-Kugelschreiber, Pelikan-Füller sowie
Kajal- und Lippenkonturstifte von
Chanel oder Revlon.
„Es war die Kosmetikindustrie,
die den Anstoß für unsere neue
Biolinie gab“, sagt der Unternehmenschef. „Die Branche wollte
‚grüne’ Produkte: Artikel, die biologisch abbaubar sind.“ Gehrs Spezialisten suchten nach einer Lösung – und wurden fündig. Seit dem
Sommer sind neun Ecogehr-Kunststoffhalbzeuge auf dem Markt:
Thermoplaste auf der Basis nachwachsender Rohstoffe. „Es gibt eine rege Nachfrage nach Mustern
wie Stäben und Platten aus Ecogehr“, so Gehr. Die meisten Produkte der Öko-Palette werden zu
100 Prozent aus erneuerbaren Materialien hergestellt, vier Werkstoffe enthalten auch Anteile von
„klassischen“ Kunststoffen. Seit
rund neun Monaten steht der Bio-
Kunststoff PLA-L aus Maispflanzenstärke in der Kosmetikindustrie
auf dem Prüfstand. Die Versuchsphase ist auf zwei Jahre angesetzt.
„Bis jetzt sind die Ergebnisse gut“,
sagt Gehr. Der Knackpunkt: Die Kajalstifte aus Ökoplastik dürfen nicht
einfach verwittern oder zerfallen.
Das macht sich auf dem Schminktisch nicht so gut. Kompostierbar
dürfen die Röhrchen deshalb nur
unter Druck und bei hohen Temperaturen sein.
Das wiederum ist für die Entsorgungsindustrie ein Problem: „Die
Bio-Kunststoffe zerfallen in ausreichendem Tempo erst oberhalb von
60 Grad Celsius, in so genannten
Heißkompostieranlagen.
Längst
nicht jeder unserer Betriebe arbeitet mit solch hohen Temperaturen“,
sagt Thomas Probst vom Bundesverband für Sekundärrohstoffe und
Entsorgung. Experten würden deshalb davon abraten, die als biologisch abbaubar verkauften Verpackungen in die Bio-Tonne zu werfen.
Gehr sieht dieses Problem
durchaus. Für ihn ist aber die Frage
der Kompostierbarkeit zweitrangig,
zumal es nach seinen Informatio-
BASF
Ciba-Übernahme bleibt von Finanzkrise unberührt
LUDWIGSHAFEN. Die BASF
hat auf den weltweiten Nachfragerückgang mit einer drastischen
Drosselung der Produktion reagiert. Rund 80 Anlagen hat der Chemiekonzern weltweit vorübergehend außer Betrieb genommen.
Außerdem fährt das Unternehmen
die Produktion in gut 100 Anlagen
zurück. Von den Maßnahmen sind
weltweit rund 20 000 Mitarbeiter
betroffen, davon viele am Stammwerk Ludwigshafen. Dort reagieren
die Aniliner besonnen. Harald
Schwager, im BASF-Vorstand auch
für das Personal zuständig, sagt:
„Die Menschen haben verstanden,
warum wir so reagiert haben, und
sagen sich: wir sind schon früher
durch schwierige Situationen gekommen.“ Ungeachtet der Wirtschaftskrise und ihrer Folgen für
die BASF schreitet die Ciba-Übernahme wie geplant voran. Auf der
außerordentlichen
Generalversammlung der Ciba Holding AG
wurden die Stimmrechts- und Eintragungsbeschränkungen aufgehoben. Gleichzeitig wurden drei
Vertreter der BASF – Dr. Hans-Ulrich Engel, Hans-Walther Reiners
und Dr. Jörg Buchmüller – in den
Verwaltungsrat von Ciba gewählt.
Die Übernahme möchte die BASF
im ersten Quartal 2009 durchführen. Ein anderes Projekt hat die
BASF dagegen aufggeeben. Die
Tochter Wingas wollte eine 500 Kilometer lange Gasleitung durch
Süddeutschland bauen. Die Vorbereitungen für das 600 Millionen Euro teure Projekt wurden jetzt eingestellt. Der Chef des Fernleitungsnetzbetreibers Wingas Transport,
Ingo Neubert, sagte der „FAZ“,
dass wegen der staatlichen Preisregulierung ein wirtschaftlicher
Betrieb nicht möglich sei.
MSc
Nachrichten
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Gemeinderat stimmt Umbau zu
HARDHEIM. Der Gemeinderat
Hardheim hat dem aufwändigen
Umbau des Krankenhauses einstimmig zugestimmt. Im kommenden Jahr soll der notwendige Umbau beginnen. Ziel ist es, das Krankenhaus aufzuwerten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Mit der Zustimmung des Gemeinderates fließen Investitionen von rund
zwei Millionen Euro in die medizinische Qualität und die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung des
östlichen Neckar-Odenwald-Kreises.
Land unterstützt Neubau der Uniklinik
Firmeninhaber Helmut Gehr auf dem Firmengelände in Mannheim-Rheinau.
nen in vielen Ländern überhaupt
keine entsprechenden Anlagen
gibt. Eine industrielle Kompostierung bei großen Unternehmen sei
jedoch kein Problem. Der eigentliche Vorteil sei die Verwendung von
nachwachsenden
Rohstoffen.
„Auch wenn der Ölpreis im Moment wieder fällt, mittelfristig müssen wir Alternativen zu Produkten
finden, die auf der Basis von Erdöl
hergestellt werden.“
Im Moment sind seine Ingenieure auf der Suche nach weiteren
Einsatzmöglichkeiten für die neue
Bioproduktlinie. Leiterplatinen für
elektronische
Anwendungen,
Knöpfe für Designermode, aber
auch Musikinstrumente bieten sich
an. „Eine Flöte aus unseren Ökokunststoffen klingt besser als ein
Holzinstrument“, sagt Gehr.
Welche wirtschaftliche Bedeutung der neue Unternehmenszweig
für sein Unternehmen haben wird,
will der 58-Jährige nicht voraussagen. „Wir müssen abwarten“, sagt
er.
Bilder: Rinderspacher
Denn es steht nicht fest, ob potenzielle Abnehmer vor dem Hintergrund der aktuellen Krise bereit
sind, für Biowerkstoffe höhere
Preise zu zahlen. Fest steht hingegen, dass das Familienunternehmen, das Helmut Gehr in der dritten
Generation führt und das in Mannheim 150 Mitarbeiter beschäftigt,
kräftig investieren wird. Für die
Produktion des Biokunststoffs soll
auf dem Firmengelände eine neue
Halle entstehen.
Ulla Cramer
SYGNIS
EU fördert Entwicklung eines neuen Medikaments
HEIDELBERG. Die Sygnis
Pharma AG hat von der Europäischen Kommission die so genannte
Orphan Drug Designation für den
Wirkstoff AX200. Mit diesem Wirkstoff möchten die Heidelberger Rückenmarksverletzungen
behandeln. Damit folgte die Kommission
der positiven Empfehlung, die Sygnis bereits im September von der
europäischen Arzneimittelagentur
(EMEA) erhalten hatte (Econo berichtete). Die Orphan Drug Designation ist für die Entwicklung von
Arzneimitteln bestimmt, die seltene
Krankheiten bekämpfen. Mit dem
Status verbunden sind wissenschaftliche Beratungsleistungen
und Gebührenermäßigungen im
Zulassungsprozess. Nach der Zulassung erhält der Hersteller zudem
ein zehnjähriges exklusives Vermarktungsrecht. Auf der Ende November stattgefundenen Hauptversammlung sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Alfred Bach, dass Sygnis im Frühjahr die Phase II der
Wirksamkeitsstudie für AX200 in
der Indikation Schlaganfall aufnehmen wolle. Darüber hinaus wolle
das Unternehmen in den kommenden Monaten die Integration der
2008 erworbenen Amnestix vorantreiben und weitere Einlizenzierungen am Markt prüfen. Die Kapitalerhöhung Anfang Oktober spülte
Sygnis 18,3 Millionen Euro in die
Kasse. Mit insgesamt 28 Millionen
Euro sieht sich das Unternehmen
jetzt für die kommenden Projekte
trotz des schwierigen Kapitalmarktumfelds gut gerüstet. Die Aktionäre haben auf der Hauptversammlung allen Anträgen der Geschäftsführung zugestimmt, darunter dem Aktienoptionsprogramm
der Schaffung von genehmigtem
Kapital.
Matthias Schmitt
MANNHEIM. Das Land BadenWürttemberg fördert den Funktionsneubau am Universitätsklinikum
Mannheim mit 18,2 Millionen Euro.
Das Gebäude soll an den beiden Abteilungen Orthopädie/Unfallchirurgie und Kinderchirurgie/Urologie
angeschlossen werden. Dann stehen zwei moderne OP-Einheiten mit
zwei mal acht Operationssälen zur
Verfügung.
Drei Konzerne fördern Biotech-Cluster
MANNHEIM. Roche, Merck Serono und Abbott wollen künftig bei
der Entwicklung des Biotechnologie-Clusters Rhein-Neckar (BioRN)
zusammenarbeiten. Das gaben die
Unternehmen auf der „BIO-Europe
2008 Partnering-Konferenz“ in
Mannheim bekannt. Dem BioRNCluster gehören rund 100 Partner
aus Wirtschaft und Forschung an. Er
wurde kürzlich als einer der fünf bedeutendsten High-Tech-Standorte
in Deutschland ausgezeichnet und
mit 40 Millionen Euro Fördermitteln
bedacht.
Roche kauft Memory und Swisslab
MANNHEIM. Der Pharmakonzern Roche kauft das amerikanische Biotechnologie-Unternehmen
Memory Pharmaceuticals für knapp
50 Millionen Dollar. Roche wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälte 2009 die Geschäftsanteile der
Swisslab GmbH aus Berlin vollständig übernehmen. Damit stärkt der
Schweizer Konzern sein Angebot an
Labor-Informations-Systemen und
Lösungen zur Laborautomatisierung von Großlaboren.
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19. Dezember 2008
econo
Konjunktur
Bild: Fotolia
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Städte ziehen junge Menschen an
STUTTGART. Die 101 Ober- und
Mittelzentren in Baden-Württemberg sind die Gewinner der Wanderungsbewegungen seit 2001. Die
Wanderungssalden lagen in den
Zentren jeweils höher als in den Umlandgemeinden. 2006 und 2007 war
es sogar so, dass nur noch die Zentren von Wanderungsbewegungen
profitiert haben, so das Statistische
Landesamt. Je größer die Stadt war,
desto stärker fiel dabei die Zuwanderung aus. Getragen wird das
Wanderungsgeschehen vor allem
von den 15- bis 30-Jährigen.
Industrie tritt auf die Bremse
STUTTGART. Die stark rückläufige Nachfrage bremst die Produktionsentwicklung der Südwestindustrie zunehmend ab. Nach Feststellung des Statistischen Landesamtes in Stuttgart nahm das Produktionsvolumen im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,5
Prozent kräftig ab. Auf die Personalpolitik hat die Finanzkrise aber noch
keine negativen Auswirkungen. Die
Zahl der Industriebeschäftigten
stieg um 25 000 auf 1,12 Millionen
Personen. Allerdings hat der Personalaufbau seit dem Sommer deutlich an Tempo verloren.
Dienstleister schaffen Arbeitsplätze
BERLIN. Der Dienstleistungssektor stützt die Beschäftigungssituation in Deutschland und verhindert,
dass sich die Finanzmarktkrise stärker auf den Arbeitsmarkt auswirkt.
Das hat der DIHK in einer Umfrage
unter 10 000 Unternehmen der
Branche ermittelt. 2009 werden die
Dienstleister vermutlich 50 000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.
Grund sei, dass die Investitions- und
Beschäftigungspläne deutlich über
der Gesamtwirtschaft liegen.
Facheinzelhandel verkauft mehr
WIESBADEN. In den ersten
neun Monaten des Jahres 2008 stiegen die Umsätze der hessischen
Einzelhändler nominal um knapp
zwei Prozent, real steht ein Minus
von 0,5 Prozent. Erheblich besser
schnitt der Facheinzelhandel ab,
der sein Vorjahresergebnis nominal
um gut zwei und real um gut drei
Prozent übertraf.
econo
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19. Dezember 2008
Gute Karten in der Krise
Auch im Konjunkturtief haben Mittelständler
noch Trümpfe auf der Hand
RHEIN-NECKAR. Trübe Aussichten allerorten: Ende November
rutschte der Ifo-Geschäftsklima-Index auf nur noch 85 Punkte. Zum
Vergleich: Ende 2006 lag der Index,
der sowohl die Einschätzung der
aktuellen Geschäftslage als auch
die Erwartungen ausdrückt, noch
bei 115 Punkten. Die Stimmung ist
damit im November so schlecht wie
seit Jahren nicht mehr.
Unter die vielen Molltöne mischen sich aber auch Stimmen, die
einen anderen Ton anschlagen.
„Das Stimmungsbild ist vor allen
Dingen von Großunternehmen geprägt“, sagt Dr. Gerhard Vogel. Der
Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar
hat sich daher unter seinen mittelständischen Mitgliedsunternehmen umgehört. Das Fazit des IHKPräsidenten: „Je spezieller die Nische, umso weniger sind die Unternehmen direkt betroffen.“ Auch
Krisengewinnler zeichneten sich
ab. So rechneten die befragten Firmen aus dem Zulieferergeschäft
sogar mittelfristig mit besseren
Konditionen, wenn schwächere
Konkurrenten wegbrechen. Über
zwei Gruppen kann aber auch Vogel wenig Erfreuliches berichten.
2009 werde ein umso schwierigeres Jahr, je näher die Unternehmen
an der Automobilindustrie und je internationaler sie aufgestellt sind.
„Der Vorteil unserer überdurchschnittlich hohen Exportquote wird
nun zum Bumerang“, sagt Vogel.
Weniger hart als die Automobilbranche ist das Geschäft mit IT betroffen. Die IHK Darmstadt hat 426
Unternehmen des regionalen Branchen-Netzwerks „IT4work“ befragt. Die wichtigsten Ergebnisse:
Kurzfristig trübt sich auch bei den
ITlern die Stimmung ein. Rund die
Hälfte der Unternehmen haben für
die nächsten zwölf Monate ihre Erwartungen reduziert. Die IT-Firmen
befürchten, dass viele für 2009 vorgesehene Investitionen verschoben werden oder ganz ausbleiben.
Mittelfristig bläst die Branche dagegen keine Trübsal. Immerhin 60
Prozent der befragten Unternehmen halten an ihren geplanten Investitionen fest. „Dies ist ein klarer
Hinweis darauf, dass die Unternehmen schon bald wieder auf einen
positiven Wachstumspfad zurück-
kehren“, sagt Philipp Haenle, der
Konjunkturexperte der IHK Darmstadt. Eine negative Entwicklung
wie nach der Dotcom-Blase um das
Jahr 2000 schließt Haenle daher
aus. Dafür spreche auch die Kreditversorgung, die nach wie vor gewährleistet sei.
Zu einem ähnlichen Befund
kommt auch die IHK Pfalz. Auch sie
hat im November ihre Mitgliedsunternehmen zu den Auswirkungen
der Finanzkrise befragt. 73 Prozent
der pfälzischen Unternehmen stellen keine Veränderungen bei Zins,
Agio, Laufzeit, Sicherheiten oder
Dokumentationen fest. Von einer
Verschlechterung sprechen 17
Prozent. Das sind sogar acht Prozentpunkte weniger als im Oktober.
Sieben Prozent der Unternehmen
gaben sogar an, dass sich die Konditionen verbessert hätten. „Angesichts dieser Ergebnisse sehe ich
keinen Grund für Hysterie“, sagt
IHK-Präsident Willi Kuhn. Sein
Mannheimer Kollege Vogel kann
der Krise im Hinblick auf das Verhältnis der Kreditinstitute zum Mittelstand sogar Gutes abgewinnen:
„Mittelständler sind bei Großbanken jetzt wieder begehrt.“ Dazu haben die Firmen auch selbst beigetragen. Deren Eigenkapitalquoten
lägen heute im Durchschnitt bei
stattlichen 20 bis 25 Prozent. MSc
Nachrichten
Liquides Heidelberg
Hardheim ohne schnelles Internet
HARDHEIM. Der Gemeinderat
Dank besserer Chancen für Beschäftigte ist die Zahl überschuldeter
Menschen in der Region gesunken. Doch damit ist bald Schluss
RHEIN-NECKAR. Die gute
Nachricht zuerst: Die Zahl überschuldeter Privatpersonen ist in
der Metropolregion Rhein-Neckar
im Jahr 2008 erstmals seit 2004 gesunken. Ihr Anteil lag bei 10,43 Prozent (2007: -0,73 Prozentpunkte).
Als überschuldet gilt, wer seine
monatlichen Ausgaben nicht mit
seinen Einnahmen decken kann.
Für die Gläubiger heißt das, dass
ihre Außenstände auf absehbare
Zeit unbeglichen bleiben. Diese
Entwicklung gilt für alle 15 Kreise
und kreisfreien Städte in der Metropolregion. Das zeigt der Schuldneratlas, den die Creditreform-Geschäftsstellen Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen, Worms, Speyer und Neustadt jetzt vorgelegt haben.
Und nun die schlechte Nachricht: Trotz der guten Konjunktur
der vergangenen Jahre sitzen mehr
Menschen in der Schuldenfalle als
im Jahr 2004. Und die positive Entwicklung wird schon 2009, spätestens 2010 wieder ins Negative drehen. Dann wird die Schuldnerquote
wieder steigen. Darin sind sich die
Leiter der sechs Creditreform-Geschäftsstellen einig. „Der Hauptgrund für Überschuldung ist Arbeitslosigkeit“, sagt Oliver Dangmann von der Mannheimer Niederlassung. „Mit der erwarteten Zunahme der Arbeitslosenzahl aufgrund des Konjunktureinbruchs
werden wieder mehr Menschen
Probleme haben, ihre Rechnungen
zu bezahlen.“
Zweitwichtigster Grund für
Überschuldung seien die Scheidung oder der Tod des Partners.
Doch nicht alle überschuldeten
Personen sind Opfer von Schicksalsschlägen. Auch das Konsumverhalten vieler Menschen trägt
dazu bei, dass die Schuldenquote
immer noch zweistellig ausfällt. Ge-
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rade für Jugendliche sei es wichtig,
den Umgang mit Geld und ein vernünftiges Kaufverhalten von den Eltern zu lernen.
Diese drei Risiken im Blick, erklärt sich ein Teil der großen Unterschiede innerhalb der Metropolregion. „Diese hat ein tiefrotes Herz.
Das sind die Städte Ludwigshafen,
Worms, Mannheim und Frankenthal“, sagt Georg Friedrich, bei Creditreform für Ludwigshafen zuständig (siehe Grafik). In den ländlichen
Regionen sind die Schuldnerquoten geringer, das gilt für die Metropolregion genauso wie für
Deutschland insgesamt. Ein Ausreißer in dieser Hinsicht ist Heidelberg. Obwohl eine Stadt, hat sie mit
7,16 Prozent die niedrigste Schuldnerquote in der Region. Das erklärt
Creditrefom mit der sehr geringen
Arbeitslosigkeit und dem überdurchschnittlichen Bildungsniveau
in der Universitätsstadt.
MSc
Hardheim hat sich dagegen entschieden, allen Ortsteilen Breitbandanschlüsse zur Verfügung zu
stellen. Die Versorgung über Glasfaserkabel würde die Gemeinde
knapp 900 000 Euro kosten und sei
derzeit nicht umzusetzen.
Landkreis baut Breitbandnetz aus
MOSBACH. Der Neckar-Oden-
wald-Kreis will sein Telekommunikationsnetz ausbauen. Nach einer
Analyse der Breitbandsituation aller 120 Gemeinden und Ortsteile des
Kreises gelte es jetzt, das Grundnetz
weiter auszubauen, um die Vernetzungsinseln zu einem überregionalen Netz zusammenzufassen. Der
Ausbau des Grundnetzes – also die
Leerrohrtrassenneuverlegung –
werde den Kreis vier bis fünf Millionen Euro kosten. Neben Geldern
des Landes hofft der Neckar-Odenwald-Kreis auch auf Mittel des Bundes.
Kabel BW zählt 350 000 Kunden
HEIDELBERG. Der Kabelnetzbetreiber Kabel BW hat sowohl
2007 als auch 2008 jeweils knapp 150
Millionen Euro in den Ausbau seines
Breitband-Internet- und Telefonnetzes investiert. Damit habe das
Unternehmen dafür gesorgt, dass
sich seine Kundenanzahl in diesem
Jahr um 110 000 auf 350 000 erhöhe.
Mehr als 15 Prozent der 2,3 Millionen Kabelkunden in Baden-Württemberg nutzen derzeit das Internet- und Telefonangebot von Kabel BW.
Verkehrsverein wird aufgelöst
MANNHEIM. Die Mitglieder
des Mannheimer Verkehrsvereins
haben dessen Auflösung zum
31. Dezember 2008 beschlossen.
Der Verein wurde 1906 gegründet.
Er sollte das 300. Stadtjubiläum im
Folgejahr vorbereiten. Bis zur Gründung der Mannheimer Kongressund Touristik GmbH Anfang der 90er
Jahre war er auch für die Zimmervermittlung und Stadtwerbung zuständig. Nach dem Wegfall seiner
touristischen Funktionen sei der
Verein von den Bürgern nicht mehr
als gesellschaftliche Kraft wahrgenommen worden, so der Vorstand.
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19. Dezember 2008
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Nachrichten
Easydentic eröffnet Niederlassungen
MANNHEIM. Der Spezialist für
biometrische Produkte, Easydentic,
hat im November in Zürich und Sevilla neue Niederlassungen eröffnet. Damit reagierte Easydentic auf
die große Nachfrage nach Sicherheitslösungen für sensible Firmenbereiche. Dort wird auch das biometrische Erkennungssystem Biovein zum Einsatz kommen. Dieses
erkennt Personen anhand der
Struktur ihrer Blutgefäße.
MedatiXX nutzt ICW-Konnektor
ELTVILLE/WALLDORF. Die
MedatiXX GmbH & Co. KG, ein Anbieter medizinischer Informationssysteme, bietet Hausärzten künftig
den Konnektor des Walldorfer Unternehmens InterComponentWare
(ICW) an. Der ICW-Konnektor ist
eine Software, die Patientendaten
an das Rechenzentrum der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft
(HÄVG) schickt. Wobei die Empfehlungen zu ärztlicher Schweigepflicht, Datenschutz und Datenverarbeitung der Bundesärztekammer
und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung erfüllt werden.
Ciber Novasoft integriert Software
HEIDELBERG. Das Heidelberger SAP-Beratungshaus Ciber Novasoft stellt die Rechnungswesenund Warenwirtschaftsysteme des
Hamburger Unternehmens „Globetrotter Ausrüstung“ um. Die Hamburger beliefern mittelständische
Händler mit Sport- und Freizeitausrüstung. Bisher nutzt das Unternehmen eine selbst entwickelte Software. Sie wird durch eine Lösung
auf Basis der SAP-Standardsoftware ersetzt. Damit werden Warenströme und Bestellungen verschiedener Distributionskanäle zusammengeführt.
Stas arbeitet mit BI plus zusammen
REILINGEN. Die Reilinger Stas
GmbH hat einen Kooperationsvertrag mit der BI plus GmbH unterzeichnet. Die Stas GmbH will so ihre
Aktivitäten auf dem österreichischen Markt ausbauen. BI plus
will sich einen Wettbewerbsvorteil
gegenüber seinen Konkurrenten sichern. Die BI plus ist Partner des ITUnternehmens Cognos aus Wien.
econo
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19. Dezember 2009
Stern und Sternchen
2008 war ein gutes Jahr für den Daimler-Standort Mannheim.
2009 soll sich das nicht grundlegend ändern
MANNHEIM. Seit 2007 trägt
das Daimler-Werk in Mannheim einen neuen Namen: „MercedesBenz Mannheim – Ein Werk der
Daimler AG“. Nach Sindelfingen,
Untertürkheim, Bremen und Wörth
ist der Standort der fünftgrößte in
Deutschland – gemessen an der
Mitarbeiterzahl. Rund 8500 sind es
in Mannheim, die in Motorenwerk,
Gießerei und für die hundertprozentige Daimler-Tochter Evobus auf
über 888 000 Quadratmetern Betriebsgelände – das entspricht 100
Fußballfeldern – arbeiten. Für 2009
ist die Werksleitung trotz Finanzkrise optimistisch.
Stadtbus Citaro rollte
20 000mal vom Band
2007 produzierten die 3400 Mitarbeiter der Daimler-Tochter 2160
Stadtbusse der Marke „Citaro“.
Das sind zwar 461 weniger als im
Vorjahr. Das Unternehmen spricht
trotzdem von „voller Auslastung“.
Das Geschäftsjahr 2008 sei gut gelaufen, sagt Wolfgang Hänle. Er ist
Geschäftsführer Produktion der
Evobus. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Ergebnisse aus
2007 nochmals übertreffen werden.“ Derzeit fahre man bei Evobus
„auf Sicht“. Das heißt, dass die
Auftragslage für die kommenden
drei bis vier Monate gut sei. Dies
gelte auch für die Beschäftigungssituation am Standort.
Gleichzeitig feierte das Mannheimer Zugpferd „Citaro“ Jubiläum: 1998 eingeführt, rollte das
Stadtbusmodell in zehn Produktionsjahren 20 000-mal vom Band. 40
Millionen Euro hat Evobus in den
vergangenen acht Jahren in Rohbau, Montage, Anlagen, neue Produktionstechniken und Qualitätssicherung investiert. Im Frühjahr
2009 wird eine Acht-Millionen-Investition fertig gestellt. In einer
10 000 Quadratmeter großen Halle
entstehen derzeit neue Büros und
Platz für Musterbauten und Versuche.
Im nahe gelegenen Motorenwerk produzierten die mehr als
5100 Mitarbeiter 2008 rund 400 000
Motoren und 110 000 Tonnen Guss.
Das entspricht in etwa dem Vorjahresniveau. Nach Unternehmensangaben ist das Waldhofer Werk eine
der weltweit größten Produktionsstätten für Lkw-Dieselmotoren und
Industriemotoren. Von Mannheim
aus steuert Daimler das globale
Netzwerk des internationalen Motoren-Produktionsverbundes. Das
sei eine gute Ausgangsposition für
den Abschwung, sagt Hermann
Doppler. Er ist Leiter Produktion
Lkw-Motoren. „Natürlich gehen die
wirtschaftliche Lage und rückläufige Auftragseingänge auch an uns
in Mannheim nicht spurlos vorbei.
Doch wir sind gut gewappnet für einen zyklischen Abschwung.“ Der
globale Produktionsverbund sichere langfristig die Beschäftigung in
Mannheim. Dazu tragen auch findi-
SAP
Softwarehersteller beugt sich Kundenkritik
WALLDORF. Der Softwareher-
steller SAP kommt jenen mittelständischen Unternehmen entgegen, von denen es seit Sommer viel
Kritik einstecken musste. 30 Firmen
waren gemeinsam gegen die nach
ihren Aussagen „unverantwortliche und in keiner Weise gerechtfertigte Unternehmenspolitik der
SAP“ vorgegangen. Stein des Anstoßes war die Erhöhung der SAPWartungsgebühren im Juli 2008.
Die Kosten sind dadurch um fast
ein Drittel gestiegen. Auch die
Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) e. V. setzte sich
für Alternativen zum bestehenden
Wartungsmodell ein (Econo berichtete). Jetzt haben die Walldorfer
mitgeteilt, dass die Kunden ab so-
fort eine Wahlmöglichkeit hätten.
Entweder sie nutzen das Angebot
der bisherigen Standardwartung
oder sie entscheiden sich für das
teurere und leistungsstärkere neue
Wartungspaket. Die Kehrtwende
begründete SAP-Deutschlandchef
Volker Merk auf einer Telefonkonferenz mit den Worten: „Unsere
Kunden haben auf die von uns vorgenommenen Vertragsauflösungen
sehr emotional reagiert.“
In Darmstadt hat die SAP indes
das „Future Public Security Center“ eröffnet. In dieser Einrichtung
wird der Konzern gemeinsam mit
seinen Kunden und Partnern an
technischen Herausforderungen
forschen, die auf Polizeiorganisationen, Rettungskräfte und medizi-
nische Notfalldienste zukommen
werden. Damit möchte die SAP ihr
bestehendes Angebot für Sicherheitsorganisationen ausbauen.
Das Future Public Security Center funktioniert nach dem Prinzip eines Living Lab. Dieses neue Forschungsmodell bezieht alle Interessen- und Zielgruppen, insbesondere die Endnutzer, intensiv in den
Forschungsprozess für neue Produkte und Dienstleistungen ein. In
den vergangenen Monaten hat
SAP mit der Future Factory in Dresden und dem Future Retail Center in
Regensdorf, Schweiz, bereits zwei
Living Labs mit den Schwerpunkten
verarbeitende Industrie beziehungsweise Einzelhandel ins Leben
gerufen.
Matthias Schmitt
Nachrichten
schläge, die im Jahr 2007 umgesetzt wurden. So hat das Unternehmen die Schaltzeiten von Anlagen
zur Waschraumlüftung verkürzt,
die Steuerung der Antriebsketten
eines Montagebandes optimiert
und durch eine neue Reihenfolge
bei der Motorenmontage einen Arbeitsschritt eingespart.
Kinderkrippe mit
32 Plätzen eröffnet
17
Stadt baut Uferpromenade um
LUDWIGSHAFEN. Rund 1,4
Millionen Euro investiert die Stadt
Ludwigshafen in den Umbau der
Rheinuferpromenade. Im kommenden Jahr erhält die Promenade südlich der Adenauer-Brücke auf 1,2 Kilometern ein neues, „attraktiveres
Aussehen“, sagt Baudezernent
Ernst Merkel. Auch eine Liegewiese
sei vorgesehen. Der Umbau basiert
auf einem Entwurf des Stuttgarter
Architektenbüros Luz, das den
Landschaftsarchitekturwettbewerb „Rheinpromenade Ludwigshafen“ gewann.
ge Mitarbeiter bei. Das Mannheimer Team lieferte im Jahr 2007 rund
26 000 Verbesserungsvorschläge,
die Einsparungen von sieben Mil-
lionen Euro ermöglichten. Über
150 000 Euro pro Jahr spart das Unternehmen beispielsweise allein
durch drei Verbesserungsvor-
Ende November eröffnete auf dem
Werksgelände in Mannheim zudem
die Kinderkrippe „Sternchen“. 32
Betreuungsplätze stehen hier für
Mitarbeiterkinder zur Verfügung.
Acht Wochen bis drei Jahre alt sind
die Kinder, die nach einem eigens
für Daimler entwickelten pädagogischen Konzept betreut werden. Neben Mehrsprachigkeit führen die
Betreuerinnen ihre Schützlinge
auch an Naturwissenschaften und
Technik heran. Ausgewogene Ernährung und Bewegung gehören
zum Tagesprogramm. Das Unternehmen möchte seine Mitarbeiter
so bei der Vereinbarkeit von Familie
und Beruf unterstützen. Neben der
Kinderkrippe „Sternchen“ gibt es
weitere Angebote zur besseren
Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben mit Kindern. Dazu gehören
Mentoring-Programme, Teilzeit und
Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit sowie eine Ferienbetreuung.
asc
REALTECH
SAS
ICLEAR
Baugenossenschaft Speyer (GBS)
und die Gemeinnützige Wohnungsbau und Siedlungs GmbH (Gewo) erhalten gemeinsam aus dem Bundesprogramm „Soziale Stadt – Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier
(BIWAQ)“ Fördermittel in Höhe von
352 000 Euro. Damit soll die soziale
Integration und das Engagement
der Menschen in ihrem Quartier unterstützt werden. Nun wollen Gewo
und GBS, gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Stadt, die lokale Wirtschaft in Speyer-West
stärken und die Berufschancen junger Menschen fördern. Nicht bewilligt hat das zuständige Ministerium
für Bildung, Wissenschaft, Jugend
und Kultur hingegen das gewünschte Wirtschaftsgymnasium an den
Berufsbildenden Schulen.
Softwareunternehmen
reduziert Jahresziele
IT-Unternehmen gewinnt
Wipro als Partner
Online-Bezahlanbieter
steigert Umsatz
Neues Hallenbad für Walldorf
WALLDORF. Die Realtech AG
HEIDELBERG. Das Software-
schätzt, dass die Wachstumsziele
im vierten Quartal 2008 bei Umsatz
und EBIT nicht erreicht werden
können. Bis Ende Oktober 2008 lag
das Umsatz- und EBIT-Wachstum
weit über den veröffentlichten
Planzielen von 14 bzw. 11 Prozent.
Der Vorstand hat die Prognose für
das Umsatzwachstum auf acht Prozent reduziert, beim EBIT peilt das
Unternehmen eine Größenordnung
wie im Vorjahr an (6,6 Mio. €). Hintergrund der Neubewertung sind
Projektverschiebungen, die aufgrund der Wirtschaftskrise nicht
mehr im Geschäftsjahr 2008 realisiert werden. Der Vorstand hat mit
sofortiger Wirkung ein Kostensparprogramm etabliert.
MSc
Unternehmen SAS und der IT-Service-Provider Wipro haben eine
Partnerschaft geschlossen. Die
beiden Unternehmen wollen gemeinsam Business-Intelligenceund Business-Analytics-Lösungen
entwickeln und vertreiben. Der
Schwerpunkt liege zunächst auf
der Finanzdienstleistungsbranche,
später sollen der Telekommunikations- und Handelssektor dazukommen. Im Zuge der Zusammenarbeit
werden die beiden Unternehmen
Wipros „Global Center for Excellence on SAS“ in Kalkutta ausbauen. So soll hier die Zahl der ausgebildeten SAS Consultants im Jahr
2008 von derzeit 300 auf mehr als
700 steigen.
MSc
MANNHEIM. Iclear hat nach
eigenen Angaben im November 50
Prozent mehr Umsatz gemacht als
im Vorjahr. Genaue Zahlen nennt
das Unternehmen nicht, das sich
selbst als einzigen unabhängigen
Zahlungsanbieter im deutschsprachigen Internet bezeichnet, der
Händlern eine Zahlungsgarantie
und Käufern eine Geld-zurück-Garantie gibt. Iclear hat in den letzten
Wochen neue Kunden hinzugewonnen. So wickelt der Digitaldruckanbieter Pixelspeed seinen Zahlungsverkehr über Iclear ab, ebenso der Schnäppchenmarkt Yatego.
Außerdem integriert der OnlineShop-Anbieter apt-ebusiness das
Iclear-Bezahlverfahren in seine
Produkte.
MSc
Ein Daimler-Mitarbeiter an einer Maschine in der Motorenproduktion im Werk
Mannheim.
Bild: Daimler
GBS und Gewo erhalten Fördermittel
SPEYER. Die Gemeinnützige
WALLDORF. Der Gemeinderat
von Walldorf hat dem Neubau des
neuen Hallenbades mit zwölf zu elf
Stimmen zugestimmt. Den Zuschlag, das neue Objekt zu bauen,
erhielt das Stuttgarter Büro Haas
und Hiesch. Das Bad soll nicht mehr
als zehn Millionen Euro kosten.
Keine Umweltzone in Worms
WORMS. Weil es in diesem Jahr
zu keiner übermäßigen Belastung
durch Feinstäube und Stickstoffdioxid kam, verzichtet die Stadt
Worms vorerst auf die Einrichtung
einer Umweltzone. Umweltdezernent Hans-Joachim Kosubek
schreibt dies den neu zugelassenen
Autos mit Partikelfiltern zu.
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19. Dezember 2009
econo
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Gründer
Cluster-Projekte werden gefördert
MANNHEIM. Die von der Hochschule Mannheim im Rahmen des
Biotechnologie-Spitzenclusters
„Zellbasierte & Molekulare Medizin
(BioRN)“ eingereichten Projekte
sind in einem internen Bewertungsverfahren noch einmal positiv bewertet worden. Sie werden damit
umgesetzt. Die Prüfung war notwendig geworden, weil die Zahl der
Projektanträge die zur Verfügung
gestellten Fördermittel überstiegen
hatte. Von den 57 Teilprojekten werden die 35 innovativsten und erfolgversprechendsten gefördert.
Graduate School erhält Zuschlag
LUDWIGSHAFEN. Die Graduate School Rhein-Neckar hat den
Zuschlag für drei Projekte im Bereich Biotechnologie in der Metropolregion erhalten. Das Institut der
Wirtschaftfachhochschule Ludwigshafen konnte die Bereiche
Ausbildung, Qualifizierung und Existenzgründung für angehende Biotechnologie-Manager im Zuge einer neu aufzubauenden Bio-Akademie für sich entscheiden.
Platz für weitere 2000 Studenten
MANNHEIM. Ende November
hat der baden-württembergische
Wissenschaftsminister Peter Frankenberg den Neubau der Mannheimer Berufsakademie (BA) eingeweiht. Das Zentral- und Institutsgebäude bietet weiteren 2000 Studenten Platz. Zudem kündigte Wissenschaftsminister Peter Frankenberg
bei der Eröffnung an, dass die BA für
400 neue Studienplätze Geld erhalten solle. Zudem wird die BA zum
Jahresende in „Duale Hochschule“
umbenannt.
„edelrot“ erhält Existenzgründerpreis
MANNHEIM. Den ersten Preis
des Existenzgründerwettbewerbs
des Magazins „Mannheim – Stadt
im Quadrat“ haben Daniel Gordt und
Stefanie Marschall mit ihrer Veranstaltungsagentur „edelrot“ gewonnen. Die beiden haben das RheinNeckar Comedy Festival im Rosengarten organisiert, das 2009 zum
zweiten Mal stattfinden soll. Platz
zwei ging an Bross Nekic Business
Consulting (BNbc), das CEM Music
Center belegte Platz drei.
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19. Dezember 2008
Viel Geld von Venture-Capital-Gebern einzusammeln, daran glaubt Frank Maute (links) nicht mehr.
Als Redner und Unternehmer überzeugte er die Gäste dennoch.
Bild: EML
„Eine Million
in zwei Tranchen“
Auf dem Heidelberger Innovationsforum suchen Jungunternehmer und
Forscher Kapital und Kontakte. Ende November warben auch drei
Vertreter aus der Metropolregion um die Gunst der Geldgeber
HEIDELBERG. „Laut einer aktuellen Statistik ist Baden-Württemberg die innovativste Region
Europas“, sagt Prof. Dr. Andreas
Reuter und die 150 Gäste in der Villa
Bosch spitzen die Ohren. „Als Indikator für die Innovation gilt in dieser Studie allerdings nur das Geld,
das für Forschung ausgegeben
wird“, sagt der Gastgeber des Heidelberger Innovationsforums. Ein
Zusammenhang, der durchaus zu
hinterfragen sei. Vielmehr sei es so,
„dass Forschung aus Geld Wissen
macht. Innovationen machen hingegen Wissen zu Geld.“
Um aus Wissen Geld zu machen,
habe er das Innovationsforum ins
Leben gerufen. „Wir versuchen die
Wissenschaftler, die Techniker und
Tüftler mit den Unternehmen zusammenzubringen“, sagt Reuter.
Mehr als 200 dieser Erfinder und
angehenden Unternehmer haben
seit 2004 an den in der Regel halbjährlich stattfindenden Treffen teilgenommen. Unter ihnen Unternehmen, die sich inzwischen zu be-
kannten Start-ups gemausert haben: darunter das Online-Stadtportal Heidelberg Mobil oder das
Mannheimer Markenschutz-Unternehmen Epyxs.
Auch dieses Mal gehen wieder
drei Kandidaten aus der Metropolregion ins Rennen um Kapital und
Kontakte. Unter ihnen Frank Maute.
Der gebürtige Schwabe ist Mitgründer des Birkenauer Unternehmens „booc“. „Booc, das leitet sich
vom englischen Verb to book ab –
Gründer
buchen. Die Version mit ‚k’ war nur
leider schon weg“, sagt Maute.
Das Unternehmen hat eine Online-Plattform entwickelt, mit der
Mittelständler, Event-Agenturen
und vor allem Konzerne Firmenveranstaltungen planen, steuern und
kontrollieren können – von der
Weihnachtsfeier bis zur Betriebsratsversammlung. Entwickelt wurde das System bereits im Jahr 1998
vom Gründer der Mannheimer Internetagentur Kuehlhaus, Jens
Sattler. Dieser verließ Kuehlhaus
bald, doch die Software entwickelte er weiter. Erst 2006 wagte er gemeinsam mit seinem ehemaligen
Kuehlhaus-Mitarbeiter Frank Maute den erneuten Schritt in die
Selbstständigkeit.
Bei allen Investorentreffen
eine Abfuhr kassiert
„Einer unserer ersten Kunden war
der Pharmakonzern Eli Lilly“, sagt
Maute. Nachdem die beiden BoocGründer die Weihnachtsfeier des
Konzerns über ihre Plattform organisiert hatten, fand das Pharmaunternehmen Gefallen an dem System. „Im Auftrag Eli Lillys haben wir
es dann so weiterentwickelt, dass
es auch für interne Fortbildungen,
Trainings und Betriebsratsveranstaltungen nutzbar ist“, sagt Maute. Seitdem hat sich der Umsatz seines Unternehmens jährlich verdoppelt. Am Firmensitz in Birkenau beschäftigt Booc derzeit fünf Mitarbeiter. Dazu kommen acht feste
Freie.
Dennoch kassierte Maute bei Investorentreffen eine Abfuhr nach
der anderen. „Dass hier beim Innovationsforum Venture Capital rausspringt und uns mal jemand eine
Million Euro in die Hand drückt, das
glaube ich schon lange nicht
mehr“, sagt er.
Euphorischer ist an diesem Tag
Matthias Schmitt. Rund 90 Anwesende hören ihm zu, während er auf
Englisch seine auf die Wand projizierten Powerpoint-Folien erläutert. Wie allen anderen 22 Vortragenden hat er zehn Minuten, um
sein Unternehmen vorzustellen,
wie bei alle anderen ist Englisch die
Pflichtsprache. Nur bei einer Hand
voll älterer Vortragender wird eine
Ausnahme gemacht. Schmitt ist 36
Jahre alt. Er vertritt die Heidelberger VMS AG. Das Unternehmen hat
sich auf das Benchmarking von IT-
Prozessabläufen in Unternehmen
spezialisiert. Mit einer selbst entwickelten Software vergleichen die
Heidelberger Firmen und legen das
Verbesserungspotenzial frei. Zehn
feste Angestellte und einige feste
Freelancer beschäftigt VMS inzwischen.
„Wir sind seit sechs Jahren
Marktführer im IT-Bereich“, sagt
Schmitt. Jetzt wolle die VMS AG
auch in die Geschäftsfelder Logistik und Vertrieb vordringen. Den
Weg für diesen Schritt zu ebnen ist
seine Aufgabe. „We are looking for
an investment of 1,5 million Euros“,
sagt Schmitt am Ende seines Vortrags. Dann darf er sich wieder setzen. Einige Interessenten werden
nach dem Vortrag mit ihm sprechen. Wie alle Vortragenden, hat
auch Schmitt einen eigenen Präsentationsstand. „Der erste Schritt
ist getan“, wird er am Ende des Tages sagen.
Nach jedem Vortrag machen die
Zuhörer ein Kreuzchen auf einem
Bewertungsbogen. Die beste Geschäftsidee und der beste Vortrag
sollen so am Ende ermittelt werden.
Einer der Kandidaten für diesen
„Tagessieg“ ist André Baumgart.
Die Idee, die er dem Publikum an
diesem Tag präsentiert, dreht sich
um die Verbesserung der Planung
der OP-Belegung in Krankenhäusern. Mit dem Konzept, das der 34Jährige gemeinsam mit anderen
Forschern an der medizinischen
Fakultät der Universität Heidelberg
entwickelt hat, könne der Fahrplan
für die OP-Woche im Voraus ge-
plant, Informationen gezielt aufbereitet und die Abläufe im Krankenhaus sicherer gemacht werden, erklärt Baumgart seinen Zuhörern.
Die Verhandlungen
scheiterten am Preis
Für den 34-Jährigen ist die Veranstaltung in der Villa Bosch nichts
Neues. Schon beim letzten Innovationsforum im April hat er einen
Vortrag gehalten. Das Thema damals hieß Medizintechnik. „Da haben wir ein Simulationsprogramm
vorgestellt: Was passiert, wenn
Prozesse im OP verändert werden?“, sagt er. Zwei Kontakte zu
Kliniken seien dabei herausgesprungen. „Mit denen tauschen wir
uns seitdem aus“, sagt er. „Wir haben auch mit einem mittelständischen Unternehmen verhandelt.
Doch letztlich ist es am Preis gescheitert“, sagt Baumgart und lächelt.
Der booc-Gründer Frank Maute
ist einer der letzten, die heute vortragen. Er witzelt ein wenig und hat
auf alle Fragen aus dem Publikum
eine Antwort. Am Ende des Vortrags steht seine Forderung auf einer Power-Point-Folie an der Wand
geschrieben: eine Million Euro in
zwei Tranchen auf zwei Jahre verteilt. Wer diesen Betrag zahlt, dem
überlasse er seine Firma. Ein Gag.
Doch keiner in der Aula lacht. Am
Ende des Tages wird es Maute
sein, dessen Geschäftskonzept von
den Teilnehmern als das beste bewertet wird.
Kristian Klooß
DATEN & FAKTEN
Das Heidelberger Forum gibt IT-Forschern seit 2005 die Möglichkeit, ihre
Ideen vor potenziellen Kunden, Geschäftspartnern oder Geldgebern zu
präsentieren. Die Veranstaltung findet in der Regel halbjährlich in der
Heidelberger Villa Bosch statt. Das Thema der letzten Veranstaltung war
das intelligente Geschäftsprozessmanagement. 23 Produkte wurden in
jeweils zehnminütigen Vorträgen vorgestellt.
Die Organisatoren der Veranstaltung sind die European Media Laboratory GmbH (EML) und die Medien- und Filmgesellschaft (MFG). Das EML ist
ein Unternehmen, das forschungsnahe IT-Dienstleistungen von der
Durchführung von Auftragsforschungsprojekten über die Entwicklung
innovativer IT-Lösungen bis hin zu Beratung und Schulung anbietet. Die
Innovationsagentur des Landes Baden-Württemberg für IT und Medien
(MFG) hat sich das Ziel gesetzt, die Kreativwirtschaft und Technologiebranchen zu verknüpfen. Dabei stehen für die MFG als Experte für wissensbasierte Wirtschaft besonders Anwenderbranchen wie Automobilund Maschinenbau sowie die Gesundheitsbranche als potenzielle Kunden und Abnehmer im Fokus.
19
Dreges verzichtet auf Wohnungskauf
HEIDELBERG. Das Wohngebiet Jelinekplatz 1 bis 15 wird nicht
an das Immobilienunternehmen
Dreges verkauft. Nachdem schon
der Kaufversuch der 610 städtischen Wohnungen am Gemeinderat scheiterte, will auch die Baugenossenschaft Neu-Heidelberg ihre
307 Wohnungen behalten. Wie
Rheinhold Hornig, Geschäftsführer
der Baugenossenschaft Neu-Heidelberg, bestätigt, hat die Genossenschaft von ihrem Rücktrittsrecht
Gebrauch gemacht. Offiziell hätten
sich die Rahmenbedingungen verändert.
Rheintower kauft Hemshof-Center
LUDWIGSHAFEN. Die Rhein-
tower Ludwigshafen GmbH hat das
Bürohochhaus Hemshof-Center gekauft. Das Objekt biete viel Raum für
Hotelflächen, Büros, Wohnungseinheiten und ein Gründerzentrum,
teilte der neue Inhaber mit.
IFM Immobilien AG schreibt Verluste
HEIDELBERG. Die Heidelberger Immobilienfirma IFM Immobilien AG hat ihren Umsatz von Januar
bis September dieses Jahres um
rund 71 Prozent auf 10,6 Millionen
Euro gesteigert. Im Vorjahr lag der
Umsatz noch bei 6,2 Millionen Euro.
Allerdings fiel in den ersten neun
Monaten des Jahres auch das Konzernergebnis nach Minderheiten
und Steuern von 3,6 Millionen auf
eine Million Euro zurück. Darin enthalten ist lauf IFM das negative
Steuerergebnis in Höhe von 0,9 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum
verbuchte IFM noch ein positives
Steuerergebnis in Höhe von 1,3 Millionen Euro.
Land fördert Wormser Wohnpark
WORMS. Das Land RheinlandPfalz will die Stadt Worms für den
Umbau des Thomas-Jefferson-Village der US-Streitkräfte in einen
modernen Wohnpark „Liebenauer
Feld“ mit 600 000 Euro unterstützen.
Das Geld kommt aus dem Entwicklungsprogramm „Städtebauliche
Erneuerung 2008“. Im Wohnpark
soll auf einer zwölf Hektar großen
Fläche ein attraktives Wohngebiet
mit verschiedenen Bau- und Wohnformen entstehen.
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19. Dezember 2008
econo
20
Nachrichten
VRRN beteiligt sich an Onlineprojekt
RHEIN-NECKAR. Der Verband
Region Rhein-Neckar (VRRN) beteiligt sich an dem Internetprojekt „Erneuerbare Energien vor Ort“. Die
Aktion wird von der Klimaschutzund Energieberatungsagentur Heidelberg (KliBA) umgesetzt und vom
baden-württembergischen Umweltministerium unterstützt. Bei
dem Projekt können Anlagenbetreuer beispielsweise ihre Solaranlage, Pelletheizungen oder Wärmepumpen in die Online-Karte eintragen. Auch Interessenten, die sich
eine Anlage zur Nutzung erneuerbarer Energien anschaffen wollen,
sollen online Kontaktdaten finden.
Dafür stehen ein Verzeichnis mit
Fachbetrieben sowie eine Solardachbörse zur Verfügung. Sie sollen
die Realisierungsstandorte für Photovoltaikanlagen und entsprechende Investoren zusammenbringen.
Callcenter in Mannheim schließt
MANNHEIM. Das TelekomCallcenter in Mannheim wird 2011
geschlossen. Die 300 Mitarbeiter
ziehen in das Callcenter in Ludwigshafen, allerdings müssen hier erst
Kapazitäten geschaffen werden,
um die zusätzlichen Mitarbeiter aufzunehmen. Damit bleibt das Callcenter in Ludwigshafen der einzige
Standort in der Region. Dagegen
bleibt der Standort Heilbronn bis
2012 erhalten. Die 135 Beschäftigten des Neustadter Telekom-Callcenters sollen am Standort Ludwigshafen weiterarbeiten.
Sero erweitert seinen Standort
MECKESHEIM. Die Sero
PumpSystems GmbH baut ein weiteres Firmengebäude an der Ecke
Industriestraße/Hosenäcker. Das
neue Betriebsgebäude mit 750 Quadratmetern Fertigungs- und 400
Quadratmetern Bürofläche wird auf
dem Betriebsgelände errichtet.
Pitney Bowes will bekannter werden
HEPPENHEIM. Pitney Bowes,
Spezialist für Postbearbeitung, arbeitet künftig mit der Münchener
Kommunikationsagentur Maisberger zusammen. Das weltweit tätige
Unternehmen solle als MailstreamExperte mit Lösungen für alle Firmengrößen bekannter werden.
econo
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19. Dezember 2008
Britischer Investor steigt
bei Mannheimer PPC ein
Eine Beteiligung bringt der Power Plus Communcations AG
zehn Millionen Euro. Damit will sie ihr Wachstum finanzieren
MANNHEIM. Der Fonds Climate Change Capital Private Equity
beteiligt sich mit zehn Millionen Euro an der Power Plus Communications (PPC) AG aus Mannheim. PPC
ist nach eigenen Angaben der führende Anbieter von Breitband-Powerline-Kommunikationssystemen
für die Steuerung von Stromnetzen
und dem Fernauslesen von Zählern.
Weitere Anteile am Unternehmen
halten das Management und die
Mitarbeiter der PPC AG. Das Unternehmen ist 2001 als Ausgründung
der MVV Energie AG entstanden
und hat heute 20 Mitarbeiter. Der
Mannheimer Versorger hatte ursprünglich große Erwartungen in
die Datenübertragung per Stromnetz. Dabei hatte die MVV vor allem
private Internetnutzer im Blick.
Doch dieses Geschäft blieb hinter
den Erwartungen zurück. Inzwischen wird das Privatkundengeschäft über die PPC-Tochter Vype
abgewickelt. PPC konzentriert sich
auf das Geschäft mit Stromversorgern. Die MVV hatte sich schließlich 2004 wieder vom PowerlineGeschäft verabschiedet. Der damalige MVV-Chef Rudolf Schulten
musste Abschreibungen von über
30 Millionen Euro vornehmen. Die
letzten Anteile an PPC hat die MVV
erst 2007 abgegeben.
Effizientere Stromnetze für
ein besseres Klima
Mit der Kapitalspritze möchte PPC
seine Expansion im Markt der Zählerfernauslesung beschleunigen.
„CPEs Investition und ihre Unterstützung wird unser weltweites
Wachstum beschleunigen. Wir
sind uns sicher, dass Breitband-Powerline eine Schlüsseltechnologie
für den Markt der Energieeffizienzlösungen werden wird“, sagt der
Vorstandsvorsitzende Ingo Schönberg.
Der neue Investor gehört zur britischen Climate Change Capital
Group. Diese verwaltet ein Fondsvolumen von über 1,6 Milliarden
US-Dollar. Das Unternehmen investiert ausschließlich in umweltfreundliche Technologien zur Kohlendioxidreduktion. Von den PPCDienstleistungen für das Stromnetzmanagement mit Zählerfern-
auslesung, den so genannten
Smart Grids, erhofft sich die Power
Plus Communications AG geringere
Stromverbräuche. „Die Konvergenz von Kommunikation und Energienetzen ist eine der wichtigsten
Säulen zur Verbesserung der Energieeffizienz“, sagt Schönberg. Das
BPL-System überträgt die Verbrauchsdaten vom elektronischen
Zähler in Echtzeit per Internet-Protokoll über die Stromnetze an den
Energieversorger. Das System lasse sich im gesamten europäischen
Stromnetz einsetzen. Bisher hat
PPC mehr als 300 000 Haushalte
vernetzt, unter anderem bei Projekten in Mannheim, Dresden und Linz
sowie in weiteren Smart-Grid-Projekten mit europäischen Energieversorgern.
Sowohl der europäische als
auch der deutsche Gesetzgeber
bauen in ihrer Klimaschutzpolitik
auf Smart Grids als Instrumente zur
Kohlendioxidreduktion. Das Bundeswirtschaftsministerium hat sich
für sein Leuchtturmprojekt „EEnergy“ bereits für die Smart GridsTechnologie von PPC entschieden.
Matthias Schmitt
HEIDELBERGCEMENT
Konzern sieht sich von Merckles Problemen nicht betroffen
HEIDELBERG. Der Mehrheitsaktionär von HeidelbergCement,
Adolph Merckle, ist in die Schlagzeilen geraten, nachdem er sich mit
VW-Aktien verspekuliert hatte. Eine Bürgschaft für den Blaubeurer
Unternehmer hat das Land BadenWürttemberg abgelehnt. Bis Redaktionsschluss waren Kreditverhandlungen mit rund 30 Banken
noch nicht abgeschlossen. Vom Liquiditätsengpass betroffen ist die
Holdinggesellschaft VEM. HeidelbergCement hat im Zusammenhang
mit den finanziellen Engpässen bei
der VEM darauf hingewiesen, dass
die Gesellschaft nur eine Minderheitsbeteiligung von 25,19 Prozent
am Unternehmen hält. „HeidelbergCement ist von der aktuellen
Situation der VEM operativ nicht
betroffen“, so der Konzern in einer
Pressemitteilung. HeidelbergCement unterhalte weder Finanzbe-
ziehungen zur VEM, noch gebe es
Kreditvereinbarungen, die sich auf
VEM beziehen. Der Aktienkurs des
Baustoffkonzerns ist mittlerweile
auf rund 30 Euro gefallen. Seine
Umsatz- und Ergebnisprognose hat
HeidelbergCement bestätigt. Von
den weltweiten Konjunkturprogrammen versprechen sich die
Heidelberger Impulse für die Baustoffindustrie. Diese würden für zusätzlichen Umsatz sorgen.
MSc
Messen & Kongresse
21
Stadthalle wird ausgebaut
Netzwerker: Über 2400 Biotech- und Pharma-Entscheider aus 50 Ländern haben die „Bio-Europe“ im Mannheimer
Rosengarten genutzt, um Kontakte zu knüpfen und Geschäftsbeziehungen zu vertiefen.
Bilder: Rinderspacher
Unter vier Augen
Profi übernimmt Energietrends+
2400 Biotech-und Pharma-Entscheider aus aller Welt kamen zur
Bio-Europe nach Mannheim. Die Geschäftsbeziehungen wurden in
10 000 Face-to-Face-Meetings in kleinen Kabinen angekurbelt
MANNHEIM. Rekordverdächtig: Mit mehr als 10 000 so genannten Face-to-Face-Meetings ist der
internationale Großkongress „BioEurope“ im Mannheimer Rosengarten in neue Dimensionen vorgestoßen. Die Vier-Augen-Kontakte in
300 eigens eingerichteten kleinen
Kabinen haben für die internationalen Entscheider aus der Biotechnologie- und der Pharmabranche große Bedeutung. Hier werden Kontakte geknüpft und Geschäftsbeziehungen auf den Weg gebracht, die
sich später in barer Münze auszahlen.
Auch die Metropolregion RheinNeckar spürt den Rückenwind.
„Die Bio-Europe ist ein weiterer
Meilenstein in unserer Entwicklung“, frohlockt Michael Deissner,
Finanzvorstand des BioRegion
Rhein-Neckar-Dreieck e.V. und
Aufsichtsratsmitglied der BioRN
Cluster Management GmbH. Zur Erinnerung: Die regionale BiotechBranche hatte im Herbst beim millionenschweren nationalen Spitzencluster-Wettbewerb
triumphiert. Neben der Kassenlage ist
nun auch das internationale Renommee sprunghaft gestiegen:
„Natürlich kennt die Fachwelt die
Region schon länger als Standort
der großen Pharma-Konzerne“, erklärt Deissner, hauptberuflich Geschäftsführer von Deutschlands
größtem Zelltherapie-Unternehmen, der Weinheimer CytonetGruppe. „Dass sich im Umfeld von
Big Pharma eine Biotech-Landschaft entwickelt, gilt schon fast
als Voraussetzung. Die einzigartige
Kombination aus Big Pharma, kleinen und mittleren Biotech-Unternehmen sowie weltweit führenden
Forschungseinrichtungen hat sich
dagegen noch nicht überall herum-
Bio-Europe 2008
10 250 Face-To-Face-Meetings
(+ 18 Prozent gegenüber 2007)
2400 Teilnehmer aus Wissenschaft
und Wirtschaft (Pharma und
Biotechnologie)
180 Unternehmen vor Ort vertreten
Die „Bio-Europe“ hat den Ruf der
Region als Life Science-Standort
international gefestigt.
Teilnehmer aus 50 Ländern
weltweit
83 internationale Aussteller
HEIDELBERG. Der Anbau der
Stadthalle in Heidelberg soll kleiner
ausfallen als in der Machbarkeitsstudie des Frankfurter Architekten
Christoph Mäckler vorgesehen. Die
Stadt Heidelberg will, vornehmlich
aus städtebaulichen Gründen, einen wesentlich kleineren Ausbau.
Der 6000-Quadratmeter-Entwurf
wurde laut Medienberichten auf
rund 4000 Quadratmeter reduziert.
Nach dem Umbau soll das Kongresszentrum Platz für bis zu 1200
Tagungsgäste bieten.
BÜRSTADT. Die „Energietrends+“-Messe in Bürstadt wird
auch 2009 stattfinden. Geplant ist
der 4. bis 6. September 2009. Der
Messedienstleister Mattfeld & Sänger aus Kempten im Allgäu wird sich
um die Durchführung der Messe in
der TSG-Halle kümmern. Er hat sich
auf die Organisation von Ausstellungen rund um die Themen Umwelt, Energie, Bau und Immobilien
spezialisiert. Ziel sei es, mindestens
50 Aussteller für die zweite Auflage
der „Energietrends+“ zu gewinnen.
Mit der Organisation der Messe
durch Mattfeld & Sänger reduziert
sich das finanzielle Risiko für die
Stadt, weil die Agentur den Bereich
Hallenausstellung selber tragen
will. Im vergangenen Jahr blieb Bürstadt auf einem Defizit von 40 000
Euro sitzen.
Ausbildungsbörse geplant
Michael Deissner
gesprochen. Das wird sich durch
die Bio-Europe sicher ändern.“
Der Kongress soll deshalb nicht
als rühmliche Ausnahme in die Bücher eingehen: „Ich gehe davon
aus, dass wir künftig häufiger solche exponierten Veranstaltungen
in die Region holen können, was für
die weitere Entwicklung unseres
Biotech-Clusters enorm wichtig
wäre. Die bisherigen Erfolge sind
der Lohn unserer konsequenten
Vorgehensweise. Wir haben eine
klare Linie verfolgt und die richtigen Leute zusammengeführt. Aber
wir dürfen uns jetzt nicht auf den
ersten Lorbeeren ausruhen.“
Stefan Wagner
SCHWETZINGEN. Die Stadt
Schwetzingen plant, im kommenden Jahr eine Ausbildungsbörse zu
veranstalten. Als Kooperationspartner sollen die weiterführenden
Schulen Schwetzingens und eventuell auch die Nachbargemeinden
ins Boot geholt werden. Die Stadt
bittet um Unterstützung. Für Rückfragen steht Elfriede Lechner zur
Verfügung. Telefon: (06202) 126896.
Freudenberg macht lange Ferien
WEINHEIM. Jeder zweite Freu-
denberg-Mitarbeiter muss aufgrund des Nachfragerückgangs in
verlängerte Weihnachtsferien.
Während das Personal zu Hause
weilt, finden Wartungsarbeiten
statt.
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19. Dezember 2008
econo
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Messekalender
Messekalender 2009
Im Jahr 2009 finden in der Metropolregion wieder zahlreiche Messen & Kongresse statt:
von der Landauer Wirtschaftswoche, über den Mannheimer Maimarkt und die Wormser
Weinmesse bis hin zur Sinsheimer „Verpackung Süd“. Econo hat eine Auswahl zusammengestellt
➤ Trend Forum
Fachmesse für Wohnen, Garten, Dekoration,
Kunsthandwerk, Wellness, Kleidung,
Schmuck, Essen u. a.
Termin: 17. bis 19. Januar
Ort: Sinsheim, Messegelände,
Neulandstraße
www.messe-sinsheim.de
Obere Langgasse 33
www.ms-marketing.de
➤ VDI Nachrichten
Recruiting Tag 2009
Karrieremesse für Ingenieure
➤ Umwelt 2009 Viernheim
Termin: 6. Februar
Ort: Mannheim, Rosengarten
(Mozartsaal), Rosengartenplatz 2
www.ingenieurkarriere.de
Publikumsmesse zum Thema Ressourcenund Energieeffizienz
➤ Study + View
Termin: 21. bis 24. Januar
Ort: Viernheim, Rhein-Neckar-Zentrum, Robert-Schumann-Straße 8a
www.ms-marketing.de
➤ Reisemarkt
Rhein-Neckar-Pfalz
Publikumsmesse über aktuelle Trends im
Tourismus
Termin: 9. bis 11. Januar
Ort: Mannheim, Maimarkthalle,
Xaver-Fuhr-Straße 101
www.reisemarkt-rhein-neckarpfalz.de
Ausbildungsmesse für Schüler
Termin: 6. und 7. Februar
Ort: Mannheim, Cinemaxx, N 7
www.azubitage.de/node/1414
➤ Jobs for Future
Messe für Arbeit, Aus- und Weiterbildung
Termin: 12. bis 14. Februar
Ort: Mannheim, Maimarkthalle,
Xaver-Fuhr-Straße 101
www.jobsforfuture-mannheim.de
➤ Immobilientage
Ludwigshafen 2009
➤ Trend 2009
Verbraucherausstellung
Termin: 24. und 25. Januar
Ort: Hockenheim, Stadthalle,
Rathausstraße 3
www.hockenheim.de
Publikumsmesse für Immobilieninteressierte mit Vortrags- und Rahmenprogramm
Termin: 14. und 15. Februar
Ort: Ludwigshafen, Friedrich-EbertHalle, Erzberger Straße 89
www.immobilientageludwigshafen2009.ms-marketing.de
➤ FONDS professionell
Fachmesse für Finanzdienstleister
➤ 4. Vital im Neckartal
Termin: 28. und 29. Januar
Ort: Mannheim, Kongresszentrum
Rosengarten, Rosengartenplatz 2
www.fondsprofessionell.de
Publikumsmesse für Gesundheit und
Wellness
➤ Umwelt 2009 Speyer
Termin: 28. Februar und 1. März
Ort: Mosbach, Alte Mälzerei
www.link-events.de
Termin: 28. Februar bis 8. März
Ort: Landau, Messegelände,
Alfred-Nobel-Platz
www.fimac.de
➤ Pharma-Kongress
Produktion & Technik
Fachkongress inkl. PharmatechnikKonferenz, Containment-Konferenz und
Konferenz Sterilherstellung
Termin: 3. und 4. März
Ort: Mannheim, Kongresszentrum
Rosengarten, Rosengartenplatz 2
www.pharma-kongress.de
➤ VDI-Tagung Kunststoffe
im Automobilbau 2009
Termin: 25. und 26. März
Ort: Mannheim, Kongresszentrum
Rosengarten, Rosengartenplatz 2
www.vdi-wissensforum.de
➤ Bensheimer Kunst-, Bau-
und Handwerkermarkt
Termin: 27. bis 29. März
Ort: Bensheim, Festplatz,
Berliner Ring
www.ecm-events.de
➤ Gartenfreuden 2009
Publikumsmesse für die Themen
Garten und Haus
Termin: 27. bis 29. März
Ort: Ludwigshafen, Friedrich-EbertHalle, Erzberger Straße 89
www.gartenfreuden-messe.de
➤ 5. Hockenheimer
Ausbildungstag
Publikumsmesse zum Thema Ressourcenund Energieeffizienz
➤ Landauer Wirtschaftswoche
Termin: 2. April
Ort: Hockenheim, Stadthalle
www.hockenheim.de
Termin: 31. Januar und 1. Februar
Ort: Speyer, Stadthalle,
Branchenübergreifende Verbraucher- und
Verkaufsausstellung
➤ Walldürner 3-Länder-Messe
econo
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19. Dezember 2009
Branchenübergreifende Publikums- und
Verkaufsmesse mit Ausstellern aus BadenWürttemberg, Bayern und Hessen
Termin: 11. bis 13. April
Ort: Walldürn,
am Auerbergzentrum
www.wallduern.de
➤ Mannheimer Maimarkt
Termin: 25. April bis 5. Mai
Ort: Mannheim, Maimarktgelände
www.maimarkt.de
➤ Immobilientage Speyer
Termin: 25. und 26. April
Ort: Speyer, Stadthalle,
Obere Langgasse 33
www.immobilientagespeyer2009.ms-marketing.de
➤ Verpackung Süd
Fachmesse für Verpackungslösungen
Termin: 6. und 7. Mai
Ort: Sinsheim, Messegelände,
Halle 6, Neulandstraße
www.easyfairs.com
➤ Mechatronik 2009
Fachmesse für mechatronische Systeme
Termin: 12. und 13. Mai
Ort: Wiesloch, Palatin
Kongresshotel und Kulturzentrum
www.vdi-wissensforum.de
➤ Marketing Horizonte 2009
Marketingfachkongress zum Thema
„Corporate Social Responsibility“
Termin: 14. und 15. Mai
Ort: Mannheim, Rosengarten
www.marketing-horizonte.de
➤ MSC Jahrestagung
für Produktmanager 2009
Termin: 14. und 15. Mai
Ort: Heidelberg, Holiday Inn
www.peterkairies.de
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VISITENKARTE
Kapazitäten von 80 bis 80 000 Menschen: Das Maimarktgelände Mannheim mit Maimarkthalle und Maimarktclub (Mitte),
Leichtbauhallen, MVV-Reitstadion und dem Deutschen Fertighaus Center.
Luftbild: Kay Sommer
Von Small bis XXL
Maimarktgelände Mannheim – immer die passende Location und das
Equipment für Messen, Firmenevents, Konzerte und Sportereignisse
J
ährlich kommen zwischen 800 000 und eine Million Besucher auf das Maimarktgelände zu rund 40
Veranstaltungen wie dem Mannheimer Maimarkt,
Veterama, „Wetten, dass ...?“, REWE Family, Meisterschaften der Springreiter, Time Warp oder Reisemarkt.
Messen und Märkte, Show- und Sportveranstaltungen: Hier ist Stefany Goschmann in ihrem Element. „Mit
seinen Locations im Baukasten-System und Kapazitäten
von 80 bis 80 000 Menschen ist das Maimarktgelände
ein Land der unbegrenzten Kombinationsmöglichkeiten“, erklärt die Messechefin. „Hier ist jede Nutzungsvariante denkbar mit Entwicklungspotenzial von der Hausmesse bis zur Großveranstaltung.“
Die von Stefany Goschmann geführte Firmenfamilie,
die für 50-jährige Erfahrung steht, betreibt mit einem 60köpfigen Team die Messeplätze in Mannheim und in Villingen-Schwenningen („Südwest Messe“). Dazu gehören
umfangreiche Dienstleistungen von Wasser über Strom
bis zu Security, Veranstaltungs- und Lichttechnik.
Zu den Eigenveranstaltungen wie Maimarkt, JOBS
FOR FUTURE oder Mannheimer Weihnachtsmarkt am
Wasserturm kommen am Standort Mannheim pro Jahr
etwa 40 Gastveranstaltungen auf dem Gelände und in
den Hallen, die von der MAHAB Mannheimer Hallenbetriebs-GmbH betreut werden.
Alle Maimarkt-Locations einschließlich Reitstadion,
Gläsernes Studio, Tagungs- und Seminarräume sind wie
ein Baukasten-System kombinierbar und bei Bedarf
durch Leichtbauhallen erweiterbar: für Messen, Märkte,
Firmenevents, Theateraufführungen, Open Airs, Musikproduktionen, Comedy, Konzerte, Techno-Treffs, Sportereignisse, Reitturniere, Partys, Eis- und Tanzshows, religiöse Veranstaltungen und vieles mehr.
Mit einer eingezäunten Gesamtfläche von 210 000
Quadratmetern, seiner verkehrsgünstigen Lage und seiner Infrastruktur eröffnet das Maimarktgelände ideale
Entfaltungsmöglichkeiten für Veranstaltungen aller Art.
Die Maimarkthalle bietet Veranstaltern jeden Freiraum bei der Nutzung und Gestaltung: Die Deckenkonstruktion spannt frei tragend über 6550 Quadratmeter.
Weder gibt es Einschränkungen durch feste Sitzreihen
noch andere Hindernisse. Kameras können frei bewegt,
Tribünen und Messeaufbauten optimal gestellt werden.
Technik von der Beschallung über die Bestuhlung bis zur
Verdunkelung installiert das Serviceteam nach Kundenwunsch. Die rund 8000 Quadratmeter umfassende Maimarkthalle ist über ein 645 Quadratmeter großes Foyer
mit dem Maimarktclub verbunden. Er ist mit 1500 Quadratmetern die ideale Location für kleinere und mittlere
Veranstaltungen und mit einer Bühne von 196 Quadratmetern für professionelle Aufführungen ausgestattet.
Zunehmend wird das moderne Equipment – zum Beispiel 70 Kilometer Stromkabel, 500 Stromverteiler, 900
Stromzähler, viele Kilometer Kanalbrücken, Netzwerkund Druckluftausrüstung – über die Schwestergesellschaft SVT Südwest Veranstaltungsservice und Technik
GmbH auch für Veranstaltungen außerhalb des Messegeländes wie Pop-Festivals oder Firmenjubiläen genutzt.
Maimarktgelände
210 000 m² / bis 80 000 Personen
Infrastrukturell erschlossen
Logistikring um das Gelände
Maimarkthalle
8000 m² / bis 12 000 Personen
Maimarktclub
1500 m² / bis 2600 Personen
Bühne, Backstage, Line Array
MVV-Reitstadion
über 2650 überdachte Sitzplätze
Bürogebäude
Konferenzräume von 50 bis 140 m²
Gläsernes Studio
20 x 20 m Grundfläche
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45 Musterhäuser von 30 Herstellern
Verkehrsgünstige Lage
ÖPNV-Haltestelle
Direkt am Autobahnanschluss
Bis 18 000 Parkplätze am Gelände
Nahe City Airport Mannheim
Service und Beratung
für Aussteller und Veranstalter: Von
der Bestuhlung über Catering bis zu
Security, Strom, Wasser, Druckluft,
Licht- und Veranstaltungstechnik,
Werbung, Plakatierung, Einlasskontrolle; Profi-Werkzeuge und
Maschinen, Elektrowagen, Gerüste, Stellzäune, Podeste, Stühle, Tische, Fahnenstangen usw.
Veranstaltungsbeispiele
Angelsportfachmesse ANSPO, Bürofachmesse,
AutowerkstättenLeistungsschau, Firmenjubiläum,
Podiumsdiskussion, Fernsehproduktionen wie „Wetten, dass ...?“,
Beiratstag Immobilienverwaltung,
Open Airs, Konzerte und Partys,
Verbands-Seminar, Weltjugendtag,
Ahmadiyya, TRAU – Die Hochzeitsmesse, Kleintier-Schauen/-Meisterschaften, Erotik-Messe, Electronic Sports, Laborfachmesse, Sitzung Karnevalsgesellschaft usw.
Kontakt
Mannheimer HallenbetriebsGmbH
Xaver-Fuhr-Str. 101
68163 Mannheim
Tel. (06 21) 42 50 90
Fax (06 21) 4 25 09 34
[email protected]
www.maimarktgelaende.de
24
Messekalender
➤ Neue Energien 2009
Fach- und Publikumsmesse für
Produkte der Energie- und Umweltbranche
Termin: 16. und 17. Mai
Ort: Bruchsal, John Deere Vertrieb,
John Deere Straße 10
www.neueenergien2009bruchsal.ms-marketing.de
➤ infoexchange@ca
Mahlastrasse 3
www.vdp-pfalz.de
➤ VGB Fachtagung Gasturbinen
und Gasturbinenbetrieb 2009
➤ Wormser Pfingstmarkt
Termin: 24. und 25. Juni
Ort: Mannheim
www.vgb.org/gt_2009.html
Verkaufsmesse für Handel,
Handwerk und Gewerbe
Termin: 30. Mai bis 7. Juni
Ort: Worms, Festplatz am Rhein
www.messe-pirmasens.de
Verkostung von Weinen des Jahrgangs
Termin: 30. und 31. Mai
Ort: Landau, Jugendstil-Festhalle,
➤ 3, 2, 1, Azubi!
Verkostung von Weinen
des aktuellen Jahrgangs
➤ EnergieTrends+
Termin: 12. bis 14. Juni (Publikum), 15. Juni (Fachbesucher)
Ort: Landau, Frank-Loebsche Haus,
Kaufhausgasse 9
www.suedlicheweinstrasse.de
Termin: 5. bis 7. September
Ort: Bürstadt, August-Held-Halle,
Gartenstraße
www.entente-solare.de
der Südlichen Weinstraße
➤ VDP Weinkost
Weinstände regionaler und überregionaler
Winzer und Weingenossenschaften
Termin: 11. bis 13. September
Ort: Viernheim,
Rhein-Neckar-Zentrum
www.321azubi.messe.ag
Termin: 19. und 20. Mai
Ort: Mannheim, Rosengarten
www.ca.com/de
Termin: 24. bis 27. Mai
Ort: Mannheim, Rosengarten
www.vfdb.de
➤ Weindorf Mosbach
Termin: 11. und 12. September
Ort: Ludwigshafen, Friedrich-EbertHalle, Erzbergerstraße 89
www.sprungbrett-lu.de
Messe für Berufseinstieg,
Fortbildung und Orientierung
➤ 22. Weintage
nigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (VFDB)
Messe für Ausbildung, Studium
und Weiterbildung
Termin: 25. bis 29. Juni
Ort: Mosbach, Marktplatz
www.link-events.de
Fachmesse für Enterprise IT-Management
➤ Jahresfachtagung der Verei-
➤ Sprungbrett
Fachmesse für erneuerbare Energien
➤ Mannheimer
➤ DECHEMA 2009
Insolvenzrechtstag
Jahrestagung der Biotechnologen
und ProcessNet-Jahrestagung
Termin: 20. Juni
Ort: Mannheim, Schloss,
Fuchs-Petrolub Festsaal
www.zis.uni-mannheim.de
TAGUNGSZENTRUM WORMS
Termin: 8. bis 10. September
Ort: Mannheim, Rosengarten
www.dechema.de
➤ Südbau Heppenheim
Südhessische Bauaustellung
Termin: 17. bis 20. September
Ort: Heppenheim, Messe- und
Ausstellungsgelände Europaplatz
www.heppenheim.de
➤ Umwelt 2009 Wörth
Publikumsmesse zum Thema
Ressourcen- und Energieeffizienz
M:CON CONGRESS CENTER ROSENGARTEN
Rheinland-Pfalz fördert neues
Rosengarten schreibt im ersten
Kongresszentrum mit elf Millionen Euro Jahr nach dem Umbau ein Minus
WORMS. Für 41 Millionen Euro
baut die Stadt Worms derzeit ein
Kultur- und Tagungszentrum. Der
Neubau wird unmittelbar an das
bestehende Theater und Festhaus
anschließen. Auf dem Platz davor
klafft derzeit ein riesiges Loch. Hier
entsteht eine Tiefgarage mit 86
Stellplätzen. Die Baumaßnahme
soll bis zum Jahreswechsel 2010/
2011 abgeschlossen sein. Bis dahin
haben die Arbeiter und Handwerker viel zu tun. Die Nutzfläche des
Neubaus beträgt 8800 Quadratmeter, die Fläche des späteren Gesamtkomplexes inklusive Theater
16 400 Quadratmeter. Im Kulturund Tagungszentrum sollen Konzerte, Kongresse, Seminare, Ausstellungen und Showveranstaltungen stattfinden. Der große Saal
wird bis auf 820 Quadratmeter erweiterbar sein. Dann finden bis zu
500 Bankettgäste Platz. Bei Reihenbestuhlung fasst der große Saal
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19. Dezember 2008
800 Menschen, Stehplätze bietet er
1350. Für den Seminarbereich sind
vier Räume von 43 bis 75 Quadratmeter vorgesehen. Ein großer Tagungsraum bietet 190 Quadratmeter Nutzfläche. Der Seminarbereich
ist nach Wegfall der Trennwände
auch als Ausstellungsfläche konzipiert.
Die ersten Planungen für solch
ein Kongresscenter in Worms reichen bis in die 50er Jahre zurück.
Dementsprechend groß war die
Freude bei der Grundsteinlegung
durch Oberbürgermeister Michael
Kissel und den rheinland-pfälzischen Innenminister Karl Peter
Bruch. Das Land beteiligt sich aber
nicht nur mit einem Spatenstich.
Bisher hat die Landesregierung
Fördermittel in Höhe von 10,5 Millionen Euro zugesagt. Die Stadt
Worms hat Anträge für weitere Zuschüsse in Höhe von fast drei Millionen Euro gestellt.
MSc
MANNHEIM. M:con hat die Bilanz für das erste Jahr nach dem
Ausbau des Rosengartens vorgelegt. Das für 55 Millionen Euro umgebaute Kongresszentrum war am
1. Dezember 2007 eingeweiht worden. 113 Kongresse und Tagungen
fanden auf den neuen Veranstaltungsflächen im Jahr 2008 statt.
„Wir sind nach dem Ausbau unseres Hauses auf einem guten Weg“,
sagt m:con-Geschäftsführer Michel Maugé. Der Umsatz aus der
Vermietung hat um 1,35 Millionen
Euro auf 8,2 Millionen Euro zugelegt. Der m:con-Gesamtumsatz beläuft sich auf 18 Millionen Euro.
Dennoch klafft am Ende des Geschäftsjahres ein Minus von 1,7
Millionen Euro. Das Defizit trägt die
Stadt Mannheim Beteiligungsgesellschaft (SMB), zu der die m:con
gehört. Gründe für die roten Zahlen
sind vor allem die hohen Energiepreise, höhere Kosten für das aus-
gelagerte Facility Management und
Zinszahlungen. Da der Umbau fünf
Millionen Euro teurer ausfiel als geplant, schlägt sich in der Bilanz die
größere Tilgung negativ nieder. Für
2009 plant Maugé, den Umsatz
durch Vermietungen auf über zehn
Millionen Euro zu steigern. „Wir
sind sehr zufrieden mit den Buchungen und der bisherigen Kundenresonanz.“ An Großveranstaltungen erwartet m.con die Jahrestagung der Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie mit 4500 Teilnehmern. Zur Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Kardiologieund Kreislaufforschung (DGK) erwartet Maugé 8000 Gäste. Das
DGK-Treffen war 2008 mit 7500 Teilnehmern die größe Veranstaltung
im Rosengarten. Doch nicht nur im
Stammhaus ist die m.con aktiv.
Auch in anderen Veranstaltungsorten richtet m:con als Dienstleister
Kongresse und Tagungen aus. MSc
Termin: 19. und 20. September
Ort: Wörth, Festhalle, Festplatz 1
http://www.umwelt2009woerth.messe.ag
http://www.umwelt2009ludwigshafen.messe.ag
➤ 41. CEGUG Benutzertreffen
➤ Druck + Form
Fachmesse für die grafische Industrie
Termin: 7. bis 10. Oktober
Ort: Sinsheim, Messegelände,
Halle 6, Neulandstraße
www.druckform-messe.de
➤ Tendenz21
Publikumsmesse zu Bauen und Wohnen
Termin: Oktober
Ort: Mudau,
Gewerbegebiet „Stöckig“
www.tendenz21.de
➤ Umwelt 2009 Ludwigshafen
Publikumsmesse zum Thema
Ressourcen- und Energieeffizienz
Termin: 23. bis 25. Oktober
Ort: Ludwigshafen, Friedrich-EbertHalle, Erzbergstraße 89
Termin: 4. bis 6. November
Ort: Mannheim, Rosengarten
www.cegug.org
➤ 3. Wormser Weinmesse
Verkostung von Weinen und Sekt
aus Worms und dem Wonnegau
Termin: 7. und 8. November
Ort: Worms, EWR-Turbinenhalle,
Klosterstraße 23
www.worms.de/deutsch/kultur/
Veranstaltungen
➤ Immobilientage Mannheim
Publikumsmesse für Immobilieninteressierte mit Vortrags- und Rahmenprogramm
Termin: 7. und 8. November
Ort: Mannheim, Rosengarten
www.immobilientagemannheim2009.ms-marketing.de
MASTERS 2009
sen!
NEU: Auf Kunstra
Qualifikationsturniere
Ketsch
Lampertheim
Mannheim
Neurotthalle,
Mannheimer Straße
Jahnhalle,
Am Sportfeld 6
MWS Halle,
August-Kuhn-Str. 35
Samstag, 03.01.2009,
13:00–18:30 Uhr
Mittwoch, 07.01.2009,
17:30–22:00 Uhr
Samstag, 10.01.2009,
10:30–18:15 Uhr
Sonntag, 04.01.2009,
11:00–19:00 Uhr
Freitag, 09.01.2009,
17:30–22:00 Uhr
Sonntag, 11.01.2009,
10:30–18:15 Uhr
Sonntag, 11.01.2009,
14:00–19:00 Uhr
Dienstag, 13.01.2009,
18:00–21:45 Uhr
Mittwoch, 14.01.2009,
17:00–22:00 Uhr
Finalturnier
Mannheim, MWS-Halle,
August-Kuhn-Straße 35
www.morgenmasters.de
Freitag, 16.01.2009, 17:30–22:30 Uhr
Samstag, 18.01.2009, 11:00–19:15 Uhr
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Rechtsberatung
So viele Juristen wie nie und die Liberalisierung des Marktes erhöhen den
Druck auf die Rechtsanwälte. Doch nicht alle Schutzzäune sind gefallen
econo
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19. Dezember 2008
Bild: Fotolia
Das „Problem
der großen Zahl“
Rechtsberatung
oachim Sohn steht unter
Druck. Der Terminkalender
des Frankenthaler Rechtsanwalts quillt über. Gerade von einer
Dienstreise aus Berlin zurückgekehrt, arbeitet sich der Jurist nun
durch die Papierberge auf seinem
Schreibtisch. „Das ist an sich ja
nichts Außergewöhnliches“, sagt
Sohn und lächelt. Die Umstände allerdings, unter denen der seit 1977
praktizierende Anwalt heute seinem Beruf nachgeht, sind außergewöhnlich. Nie zuvor gab es so viele
Juristen in Deutschland. Die Bundesrechtsanwaltskammer in Berlin
zählt knapp 150 000 Rechtsanwälte. Vor dreißig Jahren, als Sohn seine
Zulassung erhielt, waren es nur gut
ein Fünftel. Die Anwälte selbst sprechen von dem „Problem der großen
Zahl“.
J
Rechtsanwalt Sohn blickt zurück
auf seine ersten Berufsjahre Ende
der Siebziger. „Die Branche hat sich
verändert. Im Vergleich zu heute
haben wir es früher sehr leicht gehabt.“ Heute ist der Fachanwalt für
Arbeits- und Sozialrecht der Vorsitzende der Anwaltsvereinigung
Frankenthal mit 78 Mitgliedern.
„Ich erfahre in der Regel als einer
der Ersten, wo der Schuh drückt.“
Nach BWL ist Jura das
beliebteste Studium
Und der Schuh drückt zurzeit an
mehreren Stellen. Die hohe Anwaltsdichte hat den Wettbewerb
unter den Advokaten verschärft. Ein
Ende dieser Entwicklung ist nicht
abzusehen. So hält der Ansturm auf
die 32 juristischen Fakultäten in
Deutschland unvermindert an. Im
vorigen Wintersemester waren
83.683 Studierende für ein Studium
der Rechtswissenschaften eingeschrieben, etwa jeder Fünfte davon
im ersten Semester. Damit ist Jura
nach Betriebswirtschaftslehre das
meistgewählte Studienfach.
Viele träumen von einer Karriere
in einer Großkanzlei wie Freshfields
Bruckhaus Deringer in Hamburg
oder im Auswärtigen Amt in Berlin.
Auch Porsche, BMW und Audi stehen als Arbeitgeber bei den angehenden Juristen hoch im Kurs. „Internationalität und schicke Marken
sind sexy“, sagt Gesa Bartels vom
Berliner Personalmarketing-Institut
Trendence, das zusammen mit EFellows das Deutsche Absolventen-
barometer veröffentlicht. Für die
Studie befragten die Marketingexperten vor allem die so genannten
High Potentials unter den Nachwuchsanwälten. Und die haben
vom Einstiegsgehalt klare Vorstellungen: 66 800 Euro sollten es
schon sein. Dafür arbeiten die Berufsanfänger aber auch gerne mehr
als fünfzig Stunden in der Woche.
Die Mehrzahl der Absolventen wird
indes froh sein, wenn sie mehr verdient als ihre Sekretärin. In Großkanzleien gebe es junge Kollegen
mit Einstiegsgehältern weit unter
2200 Euro brutto, sagt Professor
Ralph Landsittel von der Universität
Mannheim. „Der Markt ist übersättigt, es gibt ein Anwaltsproletariat“,
zitiert ihn der „Mannheimer Morgen“. Viele Sehr-gut-Verdiener unter
den Juristen gibt es nach seiner Darstellung nicht mehr.
Vor neuen Herausforderungen
steht der Berufsstand seit Sommer
auch durch die Reform des alten
Rechtsberatungsgesetzes (RBerG).
Dessen Paragrafen regelten seit
1935, wer „fremde Rechtsangelegenheiten geschäftsmäßig besorgen“ darf. Neben Rechtsanwälten,
Patentanwälten,
Steuerberatern
und Notaren waren das nur solche
Personen, denen die Behörden eine
ausdrückliche Erlaubnis erteilt hatten. Das ist unter dem neuen
Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG)
anders. Ratsuchende haben nun
mehr Wahlfreiheit.
Seit Inkrafttreten des RDG Anfang Juli dieses Jahres müssen Verbraucher nicht mehr zum Rechtsanwalt, um sich rechtlich beraten zu
lassen. Zwar bleibt die Vertretung
vor Gericht ein Privileg der Volljuristen, doch rechtliche Beratungen
können als so genannte Nebenleistung auch von Nichtanwälten angeboten werden: Der Finanzdienstleister darf über die rechtlichen
Aspekte einer Umschuldung aufklären und die Autowerkstatt darf die
Schadensabwicklung bei einfachen
Sachschäden mit erledigen. Auch
Vereine, zum Beispiel Automobilclubs, dürfen ihre Mitglieder in
rechtlichen Fragen beraten.
Dennoch sei das neue Regelwerk
„weit hinter unseren ursprünglichen Erwartungen zurückgeblieben“, schreibt die Wirtschaftsjuristin und Autorin Karin Seidel in einem Beitrag für Akademie.de. Als
Nichtanwältin genießt sie auch
nach Inkrafttreten des RDG deutlich weniger Privilegien als ihre Kollegen, die zwei Staatsexamen absolviert haben. Dabei darf die an einer
Fachhochschule ausgebildete Juristin nun unter Umständen als Dienstleisterin im Rahmen ihrer Tätigkeit
Rechtsberatung anbieten. Voraussetzung ist, dass diese Beratung nur
eine Nebenleistung darstellt und ihre juristische Qualifikation ausreicht. „In diesem Punkt bringt das
Gesetz eine erfreuliche Praxisnähe“, sagt Seidel. „Nun brauchen
Fachleute mit ihrem speziellen, auf
ihr Tätigkeitsfeld bezogenen Rechtswissen nicht mehr hinter dem Berg
zu halten.“
Die Rechtsanwälte beäugen dies
kritisch. Die Fachanwälte für Verkehrsrecht etwa beobachten die als
„ADAC-Paragraf“ gescholtene Regelung der Nebenleistung genau. Einer Werkstatt oder einem Autofahrerverein, die bei der Rechtsberatung über den gesetzlichen Rahmen
der „Nebenleistung“ hinausgehen,
drohen Abmahnungen. „Es gab
schon immer schwarze Schafe, die
unerlaubt Rechtsberatung geleistet
haben“, sagt Rechtsanwältin Claudia Spitz. Sie ist Vorsitzende des
Wormser Anwaltvereins. Sie weiß
von zwei bis drei Fällen pro Jahr zu
berichten, in denen ihre Rechtsanwaltskammer in Koblenz aktiv geworden ist. „Von einer Zunahme
seit Inkrafttreten des Rechtsdienstleistungsgesetzes ist bislang allerdings nichts zu spüren.“
Die Konkurrenz durch
Nichtanwälte wächst
Auch für Jan Figlesthaler, Vizepräsident der Rechtsanwaltskammer
Karlsruhe, haben sich durch das
Rechtsdienstleistungsgesetz bislang
„noch keine nennenswerten Auswirkungen“ auf die Anwaltspraxis
ergeben. „Spürbare Veränderungen
im Verhalten von Menschen, die
Rechtsrat suchen, sind der Kammer
bislang nicht berichtet worden“,
sagt er. Doch müsse sich die Anwaltschaft aufgrund der „Nebenleistungen“ künftig wohl auf verstärkte
Konkurrenz durch Nichtanwälte
왘왘
einstellen.
STRATEGISCHE UND
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Bild: Fotolia
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왘왘 „Dies hat dazu geführt, dass der
Fortbildungsmarkt für Anwälte derzeit boomt“, sagt Rechtsanwalt Jörg
Meister, Vorsitzender des Mannheimer Anwaltvereins. Die Bundesrechtsanwaltskammer hat kürzlich
eine Kampagne unter dem Motto
„Anwälte – mit Recht am Markt“
gestartet. Der Verband will damit
für kontinuierliche Weiterbildung
und mehr Klientenorientierung
werben. Die Botschaft lautet: Nur
Rechtsanwälte bieten eine verlässliche Rechtsberatung. Denn nur sie
seien unabhängig, verschwiegen
und loyal. Außerdem sind sie
zwangsläufig haftpflichtversichert.
Bei Beratungsfehlern haben Klienten also gute Chancen auf Schadenersatz.
Spezialisierung hilft dem
Selbstbewusstsein
„Wir stellen uns dem neuen Wettbewerb selbstbewusst“, sagt Meister und klingt zufrieden. „Das RDG
ist eine letzte Bastion gegen die Aufweichung des Anwaltsberufs. Wir
können uns nicht beklagen.“
Zum neuen Selbstbewusstsein
der Rechtsanwälte trägt auch die
econo
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19. Dezember 2008
ANWÄLTE VOM FACH
Wer als Fachanwalt arbeiten will, muss zuvor mindestens drei Jahre
lang ununterbrochen als zugelassener Rechtsanwalt tätig gewesen
sein. Seine Befähigung für eine Fachanwaltsbezeichnung muss der
Anwalt dann durch praktische Erfahrung und theoretische Prüfungen
auf dem jeweiligen Gebiet nachweisen. Jeder Fachanwalt ist verpflichtet, sich jährlich fortzubilden. Wenn er dieser Verpflichtung nicht
nachkommt, wird ihm die Fachanwaltschaft entzogen.
Auf folgenden 19 Rechtsgebieten können Anwälte derzeit einen Fachanwaltstitel erwerben. Der 20. Titel – der Fachanwalt für Agrarrecht –
ist im Gespräch.
■ Arbeitsrecht
■ Bank- und Kapitalmarktrecht
■ Bau- und Architektenrecht
■ Erbrecht
■ Familienrecht
■ Gewerblicher Rechtsschutz
■ Handels- und Gesellschaftsrecht
■ Insolvenzrecht
■ Informationstechnologierecht
■ Medizinrecht
■ Miet- und Wohneigentumsrecht
■ Sozialrecht
■ Steuerrecht
■ Strafrecht
■ Transport- und Speditionsrecht
■ Urheber- und Medienrecht
■ Verkehrsrecht
■ Verwaltungsrecht
■ Versicherungsrecht
Spezialisierung bei. Rund ein Viertel
aller zugelassenen Advokaten
(32 474 bundesweit) trägt einen Zusatztitel, der sie als Anwalt mit besonderen Kenntnissen auf einem
Rechtsgebiet ausweist. Besonders
populär ist der Fachanwalt für Arbeitsrecht (7669) und der Fachanwalt für Familienrecht (7474).
Fortbildung sichert die
Qualität der Anwälte
„Diese Spezialisierung hat unserem
Berufstand gut getan“, sagt der
Frankenthaler Rechtsanwalt Joachim Sohn, selbst Fachanwalt für
Arbeitsrecht. Durch die verpflichtenden Fortbildungen werde die
Qualität des Anwaltsberufs gesichert.
da
In der Kanzlei, in der er arbeitet,
sind auch Kollegen mit einer Spezialisierung auf Familienrecht, Baurecht und Insolvenzrecht tätig. „Es
gibt Klienten, die kommen gezielt
zu uns, weil wir mehrere Fachgebiete unter einem Dach vereinen.“
Das ändert zwar nichts am Termindruck, doch es senkt den Konkurrenzdruck.
Daniel Albrecht
Rechtsberatung
29
Eckpunkte des Rechtsdienstleistungsgesetzes
Das neue Gesetz hat für Juristen und ihre Klienten eine Reihe von Änderungen gebracht.
Econo stellt die wichtigsten Neuerungen vor
D
ie umfassende Rechtsberatung
bleibt zugelassenen Rechtsanwälten vorbehalten. Als Volljuristen müssen sie beide juristischen
Staatsexamen bestanden haben.
Nicht befugt sind Fachhochschulabsolventen, wie zum Beispiel Diplom-Wirtschaftsjuristen oder Absolventen des ersten juristischen
Examens.
Eine allgemeine Aufklärung über
rechtliche Hintergründe kann jetzt
auch von Nichtanwälten erbracht
werden. Diese neu definierten
„Rechtsdienstleistungen“ durften
nach dem zuvor geltenden Rechtsberatungsgesetz (RBerG) nur von
Rechtsanwälten oder anderen Personen mit einer besonderen Erlaub-
nis (wie Steuerberatern und Inkassounternehmen) erbracht werden.
Alle
Berufsgruppen
dürfen
Rechtsdienstleistungen als Nebenleistungen anbieten. Dazu reicht es
aus, dass die Tätigkeit zum Berufsoder Tätigkeitsbild gehört. So dürfen zum Beispiel Erblasser die Testamentsvollstreckung auch Banken,
Steuerberatern oder Wirtschaftsprüfern übertragen. Der rechtliche Service darf aber nicht im Mittelpunkt
des Leistungsangebots stehen.
Die unentgeltliche Rechtsberatung im Familien- und Freundeskreis ist künftig erlaubt, ebenso die
altruistische, karitative Rechtsberatung. Werden in einer sozialen Einrichtung unentgeltlich Rechtsdienstleistungen angeboten, muss
eine juristisch qualifizierte Person
daran beteiligt sein.
Die Vertretung vor Gericht
ist Sache der Anwälte
Vereine dürfen ihre Mitglieder jetzt
rechtlich beraten. Bislang galt dieses
Recht nur für berufsständische Vereinigungen wie Gewerkschaften,
Arbeitgeberverbände und Mietervereine. Vereinen, die dauerhaft unqualifizierten Rechtsrat erteilen,
kann dieses Recht entzogen werden.
Die kostenpflichtige Vertretung
vor Gericht dürfen nur Rechtsanwälte übernehmen. In einigen Gerichtsverfahren (etwa vor Bundesge-
richten, in vielen Berufungsverfahren, in zivilrechtlichen Prozessen
vor dem Landgericht und in bestimmten familiengerichtlichen Verfahren) ist das Hinzuziehen eines
Anwalts verpflichtend.
Der Kauf von Forderungen ist
jetzt ohne eine Inkassoregistrierung
bei den Landesjustizbehörden zulässig. Damit will die Bundesregierung
die Übertragung von Forderungen
im Wirtschaftsleben erleichtern; sie
sollen als Refinanzierungsinstrument zur Verfügung stehen (Factoring). Für das klassische Inkassogeschäft – also den Erwerb der Forderung ohne Übernahme des wirtschaftlichen Risikos – ist weiterhin
eine besondere Erlaubnis nötig.
Daniel Albrecht
RECHTSANWÄLTE ZIPPER & COLLEGEN
Arbeitsrecht
Familienrecht
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30
Direktvertrieb
Rolf Sorg (4. v. r.) weiß, wie er sich, seine Produkte und sein Unternehmen als Arbeitgeber verkauft. Bei der Eröffnung des neuen Logistikzentrums von PM-International
in Singapur ließ er Drachen tanzen und Konfetti regnen. Seine Vertriebspartner feierten mit.
Bild: PM-International
Der Verkäufer ist König
Die PM-International AG aus Speyer hat sich im Markt für Nahrungsergänzungsmittel zum
Weltkonzern entwickelt. Rolf Sorg, Gründer und Vorstand des Unternehmens, will jetzt
mit einem neuen Logistikzentrum die asiatischen Länder erobern
A
us den Lautsprechern des Suntec Kongresszentrums in Singapur schallt die Filmmusik
des Hollywood-Streifens „Rocky“.
Ein Mann im Anzug läuft mit
schnellen Schritten durch die wie in
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einem Kinosaal angeordneten Stuhlreihen. Dann springt er die fünf roten Treppenstufen hinauf auf die
Bühne. Dort begrüßt er den asiatischen Moderator mit einem kräftigen Händeschütteln. Dann dreht er
sich um und winkt dem Publikum
zu, das sich inzwischen von den Sitzen erhoben hat. Rolf Sorg, Gründer
und Vorsitzender der PM-International AG aus Speyer, blickt ins Publikum. Er liebt diese Auftritte.
Die Einweihung des neuen Logistikzentrums in Singapur, die an diesem Oktobertag gefeiert wird, ist ein
Meilenstein auf dem Weg der Internationalisierung des Unternehmens. „Asien ist der potenziell größ-
Direktvertrieb
te Markt im Direktvertrieb“, sagt
Sorg.
Bislang lieferte PM-International
seine Produktserien – Parfums, Kosmetik und vor allem Nahrungsergänzungsmittel – von Deutschland
aus nach Asien. Das neue Logistikzentrum verkürzt die Lieferzeiten
der Produkte in Ländern wie Singapur, Malaysia oder Taiwan von einigen Wochen auf acht bis zehn Tage.
Ein zweiter Vorteil seien die Preissenkungen, die nun wegen der gesunkenen Logistikkosten möglich
seien, sagt Sorg.
Statt zu studieren,
verkaufte er Kosmetik
Die Einweihung des Logistikzentrums in Singapur ist der vorläufige
Höhepunkt eines unternehmerischen Aufstiegs, der vor rund 25
Jahren begann – mit einer Lehre als
Kfz-Mechaniker. „Ich sollte den elterlichen Betrieb übernehmen“, erinnert sich Sorg. Der Betrieb baute
Schüttgut-Förderbänder. Den Umweg über die Lehre ging er, weil er
auf einen Studienplatz wartete.
Nach der Lehre begann er schließlich in Kaiserslautern Wirtschaftsingenieurswissenschaften und Betriebswirtschaft zu studieren.
Um sich die Finanzen aufzubessern, sah sich der Student bald nach
einem Nebenverdienst um. So entdeckte er den Direktvertrieb. Der
Verkauf von Kosmetik lief so gut,
dass Sorg ab dem dritten Semester
sein Studium vernachlässigte. „Jeden Monat habe ich meinen Scheck
bekommen. 4500 bis 5000 Mark
waren es am Ende“, erinnert sich
Sorg. Die Frage sei irgendwann gewesen: „Wie lange musst du noch
studieren und was verdienst du
nach dem Studium?“
So legte er nach dem Grundstudium eine Pause ein – und kehrte
nicht zurück. „Ich war damals der
erfolgreichste Vertriebspartner des
Unternehmens“, sagt Sorg. Es gab
nur einen Schönheitsfehler: Sein Arbeitgeber, das Unternehmen Liguma, ging pleite. „Da stand ich vor einer Lebensentscheidung“, sagt der
Unternehmer. Über Jahre hatte er
sich eine Vertriebsorganisation aufgebaut. Doch viele seiner Mitarbeiter sprangen ab, die Firma lieferte
nicht mehr, Provisionszahlungen
fielen aus.
Rolf Sorg entschied sich, das Risiko zu wagen. 1993 begann er auf
dem Firmengelände seiner Großeltern. Sie hatten eine Konservenfabrik in Limburgerhof. „Wir sind mit
PM-International als kleine GmbH
mit einem Umsatz von gerade mal
230 000 Mark gestartet“, erinnert
sich Sorg. Durch seine Vertriebstätigkeit hatte er sich rund eine Million Mark Kapital angespart, die
Gründung und der Aufbau des neuen Unternehmens verschlangen
aber zwei. „An einem Tag war ich
noch völlig ungebunden und finanziell frei, am anderen hatte ich eine
Million Schulden.“
Dies war nicht die einzige Herausforderung des Geschäftsmanns.
Ein Wettbewerber mit ähnlichem
Produkt und gleichem Vertriebsweg
machte ihm zu schaffen. Am ersten
Tag als Unternehmenschef lagen
schon zwei einstweilige Verfügungen auf seinem Schreibtisch. Mit
den zwei Schreiben in der Hand, habe er am selben Tag einen Frankenthaler Richter aufgesucht. Der habe
ihm empfohlen, weiterzumachen.
Zwei Jahre später ging der Wettbewerber Konkurs. PM-International
hingegen wuchs. Bald folgte der
Umzug nach Frankenthal. „Neben
uns auf dem Gelände war eine Kosmetikfirma, die haben sich ständig
verkleinert. Und wir haben uns gleichermaßen vergrößert“, sagt Sorg.
Nach zehn Jahren platzte der Standort dennoch aus den Nähten. Auf
dem Gelände standen Container,
außerdem nutzte das Unternehmen
Wohnungen im benachbarten Gewerbemischgebiet.
Ein weiterer Umzug war unumgänglich. Der Wunschort stand
schnell fest. „Speyer, weil diese
Stadt so schön ist“, sagt Sorg. Dort
habe er sich dann ein Gewerbegrundstück direkt am Rhein gesucht. Als die Wirtschaftsförderer
die Geschäftszahlen gesehen haben,
sei sofort alles möglich gewesen. Bis
heute gehört PM-International zu
den wichtigsten Gewerbesteuerzahlern der Stadt.
Das Geschäft von PM-International wird vor allem von zwei Motoren angetrieben. Zum einen entwickelt das Unternehmen seine Nahrungsergänzungsmittel selbst, zum
anderen organisiert es den Vertrieb
dieser erklärungsbedürftigen Produkte über Handelsverteter.
„Wir haben eine klare Kernkompetenz: die nennt sich Nährstoff-
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ZAHLEN & FAKTEN
Drei Produktgruppen vertreibt das Unternehmen. Die Nahrungsergänzungsmittel machen rund 90 Prozent des Umsatzes aus, Kosmetika
und Parfums rund 10 Prozent.
Die Mitarbeiterzahl von PM-International liegt bei 350, davon arbeiten
in Deutschland 170 in der Zentrale Speyer oder in einem der zwanzig
dezentralen Direct Sales Centern (DSC), die eine schnelle Belieferung
sicherstellen sollen. Neben dem Direktvertrieb setzt PM-International
seine Produkte auch über das Internet ab.
Der Umsatz des Unternehmens liegt bei rund 130 Millionen Euro. Die
deutsche PM-International AG hat im vergangenen Geschäftsjahr
rund 56 Millionen Euro umgesetzt und einen Gewinn von rund 8 Millionen Euro vor Steuern erwirtschaftet.
Die Umsatzzuwächse waren in den vergangenen Jahren zweistellig.
Auch für die kommenden Jahre rechnet PM-International mit zweistelligen Zuwächsen.
transport“, sagt Sorg. Inzwischen
wird sein Unternehmen von einem
rund zwanzigköpfigen wissenschaftlichen Beirat unterstützt. In
ihm sitzen Ernährungswissenschaftler, Mediziner, Chemiker und Lebensmitteltechniker. Einige der Forscher arbeiten im unternehmenseigenen Entwicklungslabor. Die Herstellung der im Labor entwickelten
Produkte vergibt das Unternehmen
an Lohnfertiger. Siebenmal wurde
PM-International bereits unter
Deutschlands „Top Innovatoren“
gewählt, ein Wettbewerb der jährlich unter der Schirmherrschaft des
ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar
Späth durchgeführt wird.
Eine weitere Stärke der PM-International AG ist ihr Vertrieb. Wichtigstes Marketing-Instrument ist die
Mund-zu-Mund-Propaganda – von
der Empfehlung im Bekanntenkreis
bis zu Wellness-Abenden, ähnlich
einer Tupper-Party. Das Vertriebsnetz aus selbstständigen Verkäufern
sichert PM-International zum einen
Flexibilität. Zum anderen kann sich
das Unternehmen darauf verlassen,
dass nur die besten Verkäufer sich
durchsetzen. Denn Sorg setzt auf
Leistung, gemessen in Umsatz. Das
Unternehmen wirbt offensiv um
neue Vertriebler. „Bis zu sechs Einkommen gleichzeitig“ verspricht
PM-International seinen Handelsvertretern – von der Gewinnmarge
an jedem verkauften Produkt bis hin
zu verschiedenen Umsatzboni. Seine Verkäufer packt Sorg dort, wo sie
am leichtesten zu packen sind. „So
ein System, das wir haben, lebt von
Anerkennung“, sagt er. Dazu zähl-
ten Geld, Reisen, Autos. PM-International zahlt seinen Handelsvertretern einen Teil der monatlichen Leasingraten für ihren Wagen. Die Zuzahlungen steigen mit dem Umsatz.
Den Allerbesten spendiert das Unternehmen einen einwöchigen Segeltörn nach St. Tropez, an dem
auch der Gründer und seine Gattin
teilnehmen.
Die Besten werden nach
St. Tropez eingeladen
Das Geschäftsumfeld im Weihnachtsgeschäft hat sich vor dem
Hintergrund der Finanzkrise aber
auch für PM-International eingetrübt. Der Direktvertrieb ist schneller betroffen als zum Beispiel Zulieferer oder Hersteller. „Doch in der
Regel starten Direktvertriebe auch
schneller aus konjunkturschwachen
Phasen heraus als andere“, sagt
Sorg. Jetzt trenne sich zudem die
Spreu vom Weizen. Als Familienunternehmen, das finanziell gut aufgestellt sei, werde PM-International
profitieren.
„Wir haben eine Finanzkraft, die
uns Zukäufe ermöglicht“, sagt er.
Erst kürzlich haben die Speyerer ein
Schweizer Unternehmen übernommen. Im April eine kleine Firma in
Polen. Auch in Asien soll es nach
der Einweihung des Singapurer Lokistikzentrums vorangehen. In Indonesien und Hongkong werden in
den kommenden Monaten weitere
Standorte eröffnet. „Wir wollen in
Asien bis kommenden Herbst mehr
als eine Million Euro im Monat umsetzen“, sagt Sorg Kristian Klooß
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econo
US-Markt
Bild: Fotolia
32
Der amerikanische Patient
Thomas Fröhlich ist Kinderarzt – und ein Apple-Freak. Diese Kombination führte zu einer
Geschäftsidee, für die er jetzt auf einer Unternehmerreise der IHK den US-Markt erkundet hat
S
eit 20 Jahren ist er in seiner
Praxis in Bammental bei Heidelberg für seine kleinen Patienten da - und das wird in Zukunft
weiter so sein. Doch auch die Forschung hat den Arzt, der sowohl in
Medizin als auch in Biochemie promoviert hat, immer beschäftigt.
Schon vor zehn Jahren gründete er
mit Wissenschaftlern der Universität Heidelberg einen Arbeitskreis
zum Thema „Einfluss von Stress auf
kindliches Asthma“. „Unsere Befragungen zu dieser Problematik mündeten in eine große Untersuchung
mit dem erschreckenden Ergebnis,
dass nur rund die Hälfte der an
Asthma erkrankten Kinder eine adä-
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quate Behandlung bekamen“, erinnert sich Fröhlich. „Da wollten wir
etwas tun.“ Auf Grundlage von USStudien aus Chicago entwickelte die
Gruppe einen kurzen Fragebogen,
mit dessen Hilfe festgestellt werden
kann, ob ein Kind asthmagefährdet
ist. Doch die beteiligten Ärzte mussten die Ergebnisse des Fragebogens
über einen externen Server auswerten lassen – die Akzeptanz war gering. „Schon damals hätten wir gerne direkt die Eltern befragt“, sagt
der Heidelberger Mediziner. „Das
STUDIE ZUM GESUNDHEITSMARKT IN DEN USA
Die Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar hat gemeinsam mit
der Bundesagentur für Außenwirtschaft eine Branchenstudie zum
Thema „Gesundheitsmarkt USA“ erstellt. Sie kann per E-Mail an „[email protected] (Bestell-Nr. 13007) zum Preis von 30 Euro bei der Bundesagentur für Außenwirtschaft bestellt werden.
ist in Deutschland jedoch schwierig.“
Der Anstoß kam von anderer Seite. Fröhlich, schon immer ein Apple-Fan, hatte schon lange damit geliebäugelt, seinen Fragebogen über
die Apple-Geräte zu verbreiten „auch als noch völlig unklar war, ob
diese jemals internetfähig oder mit
einer Tastatur ausgestattet sein würden.“ Er kontaktierte Apple
Deutschland und diese stellten die
Verbindung zur Konzernzentrale in
den Vereinigten Staaten. „Nun ist alles klar“, so Fröhlich. „Im Rahmen
des so genannten Application Stores, den Apple anbietet, können Eltern unseren Fragebogen dem-
Gesundheitsmarkt USA
nächst gegen eine Gebühr von einigen Dollar vom iPhone und iPod
touch herunterladen.“ Auch in Sachen Organisation und Abwicklung
greift Apple dem Mediziner unter
die Arme. Das Unternehmen
schreibt die Rechnungen und behält
ein Drittel der Einnahmen. Der Rest
des Umsatzes fließt in die Heidelberg Metasystems GmbH, deren
Geschäftsführer Fröhlich ist und deren Anteile er mit einigen seiner
Forschungskollegen hält.
Auch ein Fragebogen bedarf
der Genehmigung
Um sich das Rüstzeug für seine unternehmerische Tätigkeit in den
Vereinigten Staaten zu erwerben,
nahm Fröhlich Anfang Dezember
an einer Fact-Finding-Reise in das
Zentrum der amerikanischen Gesundheitsindustrie im Mittleren
Westen nach Chicago, Minneapolis
und Boston teil, die unter der Federführung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar angeboten wurde. „Ein ganz wichtiger
Punkt im Programm waren für mich
die Informationen der Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration)“, sagt Fröhlich. Denn die
Ausführungen von Robert Phillips,
dem Repräsentanten der mächtigen
Behörde, machten rasch klar, dass
selbst Fröhlichs Fragebogen ein Medizinprodukt ist, das der Genehmigung bedarf. Allerdings zeigten die
Ratschläge und Tipps spezialisierter
Rechtsanwälte auch, dass es Wege
gibt, die aufwändigen Genehmigungsverfahren für ein so genanntes
Premarket Approval zu vermeiden.
Wer belegt, dass sein Produkt einem
anderen, bereits genehmigten Gerät
vergleichbar ist, braucht nur eine so
genannte Premarket Notification.
Diese wird bereits nach kurzer Zeit
und ohne die Vorlage ausführlicher
Prüfungsunterlagen erteilt. Ein abgekürztes Verfahren, das unter dem
Namen „510 (k)“ bekannt ist, und
das nun auch Fröhlich in Anspruch
nehmen will.
„Ich bin froh, dass mich die Informationen auf dieser Markterkundungsreise zudem vor einem folgenreichen Fehler bewahrt haben“,
sagt er und berichtet von einer weiteren Erkenntnis, die er aus dem
Trip nach Übersee ziehen konnte.
„Wer auf dem US-Markt erfolgreich
sein will, braucht einen Firmensitz
vor Ort. Hier werden wir das Angebot der Deutsch-Amerikanischen
Handelskammer in Chicago annehmen. Sie versorgt Firmen für eine
Übergangszeit mit einer Geschäftspräsenz - einer eigenen Telefonnummer, einer Postadresse und einem
Mitarbeiter, der sich ganz um das
Unternehmen kümmert.“
Der
US-Gesundheitsmarkt
boomt. Die Prognosen sind trotz des
Konjunktureinbruchs
hervorragend. Für den Bereich der Medizintechnik gehen die Wirtschaftsinstitute von einem Wachstum von jährlich 9,3 Prozent bis 2013 aus. Zwei
Gründe werden für die optimistischen Einschätzungen genannt: die
immer älter werdende Bevölkerung
und die Reformversprechen des
neuen US-Präsidenten Barack Obama. Auch wenn er mit der aktuellen
Wirtschaftskrise im Moment genug
Probleme zu lösen hat, sind Experten in den USA davon überzeugt,
dass er in der zweiten Hälfte seiner
Amtszeit beginnen wird, das Gesundheitssystem in seinem Land
neu aufzustellen. Das erwarten
auch seine Wähler. 57 Prozent der
US-Bürger halten die Gesundheitspolitik für wichtiger als den Einsatz
im Irak. Das haben Umfragen ergeben. In der Tat ist das US-Gesundheitssystem in keinem guten Zustand: Obwohl die Amerikaner
durchschnittlich 7500 Dollar im
Jahr in ihre Gesundheit investieren
– mehr als irgendwo sonst in der
Welt –, liegt die Lebenserwartung
unter dem Durchschnitt der OECDLänder. Und obwohl die modernsten Therapien und die wichtigsten
Forschungsergebnisse aus den amerikanischen Kliniken und Universitäten kommen, sterben viele Amerikaner an Infektionen wie etwa Lun-
FACT-FINDING-REISEN
Die Fact-Finding-Reisen, die die baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes, „Baden-Württemberg International“,
anbieten, dienen der Markterkundung.
Die IHK Rhein-Neckar hat sich bei diesen Projekten vor allem das
Thema Gesundheit auf die Fahnen geschrieben. Die Fact-Finding-Reise „Gesundheitsmarkt USA“ war bereits die vierte zu diesem Thema.
Frühere Reisen führten nach Indien, in die Vereinigten Arabischen
Emirate und nach Russland. Auf dem Programm standen unter anderem Besuche der RSNA, der führenden Radiologie-Messe in Chicago,
der Mayo-Klinik in Rochester und des Brigham & Women’s Hospitals
(Harvard Medical School) in Boston, in dem die Teilnehmer sogar einer Operation beiwohnen konnten. Diskussionsrunden mit Experten
zu den Themen Versicherungen und Finanzierung, Networking-Veranstaltungen sowie ein Treffen mit einem Repräsentanten der Zulassungsbehörde FDA ergänzten das Angebot.
Auch 2009 hat die IHK Rhein-Neckar den Gesundheitsmarkt weiter im
Blick: Geplant ist im Rahmen des Enterprise Europe Network eine
Fahrt nach Italien (18. bis 19. Mai 2009). Auch eine Fact-Finding-Reise
ist wieder in Vorbereitung. Vom 28. März bis zum 4. April wird es nach
Indien gehen. Dort stehen die Chancen der deutschen Wirtschaft vor
dem Hintergrund der indischen Stadtentwicklung im Mittelpunkt.
Ansprechpartner: IHK Rhein-Neckar, Kim Habermaier, Telefon: (0621)
1709-221, E-Mail: [email protected]
genentzündung, deren Behandlung
medizinisch eigentlich kein Problem mehr darstellt.
47 Millionen Amerikaner
sind nicht versichert
Der Grund für diese Situation ist
nicht erst seit Michael Moores spektakulärem Dokumentarfilm „Sicko“
bekannt: Rund 47 Millionen USAmerikaner sind nicht versichert,
weil sie es sich nicht leisten können.
Und auch für die Arbeitgeber ist es
nicht verpflichtend, ihre Mitarbeiter
in diesem Punkt abzusichern. Vor
diesem Hintergrund bietet die USA
in der Gesundheitswirtschaft viel
Potenzial.
Die deutsche Medizintechnik ist
in den USA schon heute stark vertreten. 2007 exportierten deutsche
Hersteller Waren im Wert von 2,8
Milliarden Euro exportierten in die
USA. Unterrepräsentiert seien jedoch die Dienstleister, sagt Georg
Müller, bei der IHK Rhein-Neckar
für diesen Bereich zuständig,. „Interessante Perspektiven bieten sich
beispielsweise im Forschungsbereich und bei technologie- und unternehmensnahen
Dienstleistungen.“ Auch deutsche Beratungsfirmen hätten die Chance, ihr Knowhow zu vermarkten, um das US-Gesundheitswesen in seiner Effizienz
voranzubringen. Das Thema Gesundheitstourismus habe ebenfalls
Zukunft. „Zwar ist dieser Markt vor
allem von asiatischen Krankenhäusern in Indien, Thailand oder Singapur besetzt.“ Doch deutsche Kliniken könnten hier mit innovativen
Verfahren und Rehabilitationsangeboten punkten, bei denen sie im
Wettbewerb mit Fernost die Nase
vorne hätten.
Ursula Cramer
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33
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Gesundheitsmarkt USA
Bild: Fotolia
34
Business-Knigge für die USA
Welcher Dress, welche Begrüßung, welches Restaurant und welche Papiergröße? Darauf sollten
Geschäftsleute, die in den Vereinigten Staaten erfolgreich sein wollen, eine Antwort haben
W
er Spezialist für Fast Food
ist, wer die angesagtesten
Filme aus Hollywood
kennt, und wer ein Fan lockerer
Freizeitmode ist, muss noch lange
nicht fit genug sein, um Geschäfte
in den Vereinigten Staaten zu machen. Unsere vermeintliche Kenntnis der US-Kultur verleitet dazu,
über signifikante Unterschiede
leichter hinwegzusehen als in anderen Ländern. Doch dies kann sich
rächen, wie folgende Beispiele zeigen:
■ Kleidung: Die so viel gelobte legere Kleidung der Amerikaner hat
im Geschäftsleben keinen Platz.
„Business“ ist angesagt, und das bedeutet Anzug mit Krawatte für
Männer, und das dezente schwarze
Kostümchen mit weißer Bluse für
Frauen.
■ Visitenkarten: Visitenkarten gehören zur Grundausstattung eines
Geschäftsmanns. Vor jedem Mee-
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ting werden sie ausgetauscht und
dann – übersichtlich sortiert – neben den Geschäftsunterlagen ausgebreitet.
■ Papierformat: Deutsche Prospekte und Briefe im DIN-A-4 Format passen nicht in amerikanische
Mappen und Schubladen. Das USFormat ist kürzer und breiter. Wer
nicht möchte, dass seine Unterlagen
zerknautscht werden oder gleich im
Papierkorb landen, sollte das bei
Kontakten zu US-Firmen berücksichtigen.
■ Restaurants: Wer in einem Restaurant zielstrebig auf einen Tisch
zusteuert, zeigt deutlich, dass er
sich nicht auskennt, oder dass er
sich nicht benehmen kann. In jedem Restaurant, das etwas auf sich
hält, führt ein so genannter „receptionist“ die Gäste an ihren Platz. Eine weitere Falle: Ist die Rede von einem „menu“ ist keinesfalls ein Menü, sondern die Speisekarte gemeint.
■ Trinkgeld: Im amerikanischen
Gaststättengewerbe sind die Löhne
nicht gerade üppig. Daher sind Kellner auf Trinkgelder, so genannte
„Tips“ angewiesen, die 15 bis 20
Prozent der Rechnungssumme betragen. Bei Geschäftsessen mit größeren Gruppen werden die Trinkgelder häufig ohne Nachfrage auf
die zu zahlende Summe aufgeschlagen.
■ Begrüßung: Die US-Amerikaner
sind herzlich, höflich und kontaktfreudig. Doch auf die Frage „How
are you?“ oder „How are you
doing?“ (Wie geht es Ihnen?) wird
eigentlich nur eine Antwort erwartet: „I am fine“ (Mir geht es gut) egal ob der Angesprochene unter
heftigem Stress steht oder mit einer
Grippe kämpft.
■ Vornamen: Auch im Geschäftsleben ist die Anrede mit dem Vornamen üblich und deutsche Gesprächspartner tun sich keinen Gefallen, wenn sie sich dem entzie-
hen. Trotzdem: Auch wenn der
Kontakt mit Phil oder John unkompliziert und herzlich ist, sollte dies
nicht mit einer engen Freundschaft
verwechselt werden. Es gibt zwar
nur das einheitliche „you“ - doch
lässt sich dies definitiv nicht immer
mit unserem „Du“ übersetzen.
■ Small Talk: „Nice to see you“
(Ich freue mich, Sie zu treffen) hört
jeder Besucher der Vereinigten Staaten ständig und bis zum Überdruss.
Doch gehört diese Formulierung
zum amerikanischen „Way of life“.
Danach folgt in der Regel die Frage
„Where are you from?“ (Woher
kommen Sie?) Deutsche sollten bei
ihrer Beantwortung jedoch beachten, dass die Kenntnisse ihres Gegenübers in Sachen deutscher Geographie meist begrenzt sind. „In der
Nähe von Heidelberg“, oder „in der
Nähe von Frankfurt, Berlin oder
München“ ist eine gute Option für
jeden, der nicht gerade in einer
deutschen Metropole wohnt.
uc
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VISITENKARTE
Der Vorstandsvorsitzende der Mannheimer FINGRO AG, Jürgen Klein. Er und sein Team von 33 Mitarbeitern konzipieren
und vertreiben eine Vielzahl von Versicherungs- und Anlageprodukten.
Bild: Proßwitz
Langfristig denken
Fondsgebundene Versicherungs- und Investmentlösungen der FINGRO
AG sind auch in Zeiten der Finanzmarktkrise wertbeständig
D
ie aktuelle Finanzmarktkrise und die dadurch ausgelöste Talfahrt an den Börsen bestimmen derzeit
die Schlagzeilen. Kein Wunder, dass zahlreiche
Bürger bei Fragen der Geldanlage und Alters- sowie Risikovorsorge verunsichert sind. Die in Mannheim ansässige FINGRO AG zeigt mit ihren exklusiven fondsgebundenen Produkten Lösungen auf, wie auch in Krisenzeiten wertbeständig und zukunftsweisend vorgesorgt werden kann. Die Konzerntochter der Gothaer Lebensversicherung AG ist das erste deutsche Finanzdienstleistungsunternehmen, das innovative fondsgebundene Versicherungs- und Investmentlösungen nach angelsächsischem
Vorbild anbietet.
Langfristig denken lohnt sich, sind sich die Finanzexperten der FINGRO AG sicher. Das gilt gerade für die intelligent aufgebauten Investmentpolicen des Unternehmens. Denn sie gewährleisten automatisch den CostAverage-Effekt. Ein Anleger erhält dabei im Durchschnitt
seine Anteile bei gleich bleibenden Raten günstiger, als
wenn er regelmäßig zu unterschiedlich hohen Preisen eine konstante Menge von Anteilen erwirbt. Fondsgebundene Versicherungsprodukte sind daher durchschnittlich
auf eine Laufzeit von über 20 Jahren konzipiert.
Ein Vorteil ergibt sich ab dem kommenden Jahr:
Durch die Einbindung von Investmentfonds in einen Versicherungsmantel fällt keine Abgeltungssteuer an.
Als Kombination aus Investment- und Versicherungsgesellschaft garantiert die FINGRO AG zudem ein hohes
Maß an Sicherheit. Mit der Gothaer Lebensversicherung
AG als Mitbegründer und Miteigentümer steht zudem
ein substanzstarkes Unternehmen mit exzellenter Eigenkapitalausstattung im Hintergrund.
Mit neuen und innovativen Produktlösungen reagiert
die FINGRO AG seit ihrer Gründung frühzeitig auf die
wachsenden Anforderungen des Marktes. Neben klassischen Versicherungsleistungen tritt unter anderem verstärkt die Absicherung schwerer Krankheiten, des Pflegefalls und der Erwerbsunfähigkeit in den Mittelpunkt des
gesellschaftlichen Interesses. Hier garantiert die fondsgebundene Risikolebensversicherung mit Absicherung gegen sämtliche biometrischen Risiken eine finanzielle Unterstützung, wenn der Versicherungsnehmer nach einer
schweren Krankheit Freiräume in Anspruch nehmen
möchte, die er sich ansonsten nicht leisten könnte. Der
Versicherungsschutz erstreckt sich auf 46 schwere
Krankheiten. Optional können Berufsunfähigkeit, Erwerbsunfähigkeit, Pflegebedürftigkeit oder Tod mitversichert werden. Dafür gab es im Juli 2005 eine Produktauszeichnung durch das „Versicherungsmagazin“. Die
FINGRO Riesterrente erhielt zudem beim Test von „Focus Money“ die Bestnote 1, und auch beim großen Qualitätscheck der Fondsrenten in der September-Ausgabe
des Wirtschaftsmagazins „Focus Money“ lag die FINGRO AG weit vorne.
Ähnlich gute Bewertungen erwarten die Verantwortlichen der FINGRO AG für die in 2009 neu aufgelegten
Produkte. Neben einer fondsgebundenen Pflegeversicherung wird das Angebots-Portfolio mit einer fondsgebundenen Berufsunfähigkeitsversicherung ergänzt, die
durch ihr innovatives Produktkonzept mit transparenter
Anlage hervorsticht.
Sowohl die FINGRO AG als auch die Versicherungsnehmer haben also allen Grund, positiv in die Zukunft zu
blicken.
Die FINGRO AG wurde am 1. Juli
2004 gegründet.
Mitbegründer und Miteigentümer
ist die Gothaer Lebensversicherung AG.
Das Eigenkapital beläuft sich auf
fünf Millionen Euro.
Neben dem Hauptsitz in Mannheim
unterhält das Unternehmen Standorte in Berlin, Dresden, Hamburg,
Köln und München.
Unter der Leitung des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Klein und Finanzvorstand Stephan Oetzel beschäftigt die FINGRO AG derzeit 33
Mitarbeiter.
Der Vertrieb der FINGRO Produkte
erfolgt hauptsächlich über ausgewählte unabhängige Finanzdienstleister.
Bundesweit hat das Unternehmen
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36
Apotheken
Gesunder Wettbewerb
Der Apothekenmarkt steht vor dem Umbruch, Fremd- und Mehrbesitzverbot könnten fallen.
Für die Apotheke von nebenan ist diese Pille bitter, für Versandhändler und Großketten süß
S
chlecker wird Apotheke“, titelte vor Monaten eine große
Sonntagszeitung. „Schlecker
steht für Aggression“, kritisierten
umgehend die Apotheker den
„Großangriff“ der Drogeriemarktkette auf den etablierten Arzneimittelhandel. „Medikamente gehören
nicht zwischen Putzmittel und
Schuhcreme“, schimpfte HeinzGünter Wolf, der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apotheker. Der Hintergrund des lautstarken Kampfgetümmels: Der deutsche Apothekenmarkt erlebt einen
dramatischen Wandel. Ein Wandel,
der bald voraussichtlich an Fahrt gewinnen wird.
Der Markt galt als verkrustet
und überreguliert
35 Milliarden Euro setzen die deutschen Apotheken im Jahr um. Damit ist der Markt der drittgrößte der
Welt. Jahrzehntelang galt der Markt
als geschützt, verkrustet und überreguliert. Doch jetzt geht es Schlag
auf Schlag. Auch deshalb, weil das
Geschehen immer öfter von Brüssel
aus dirigiert wird. Im Jahr 2004 ist
in Deutschland der Arzneiversand
gesetzlich erlaubt worden, die Preisbindung für rezeptfreie Medikamente fiel und jedem Apotheker
wurde der Besitz von bis zu vier
Apotheken erlaubt. Umgehend
drängten Pioniere, vor allem von
jenseits der Grenzen, auf den deutschen Markt: darunter DocMorris,
Europa Apotheek und Sanicare. Inzwischen sind auch die Drogerieketten Schlecker und „dm“ in Kooperation mit ausländischen Versandhändlern im Geschäft. Sie bieten in ihren Drogeriemärkten einen
Bestell- und Abholservice für Medikamente und Gesundheitsprodukte
an. Wegbereiter für diesen neuen
Absatzkanal ist das Bundesverwaltungsgericht, das im März 2008 eine wegweisende Entscheidung traf:
econo
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zent erreichen werde. Wie erfolgreich Versandhändler am Markt
agieren können, zeigen in der Metropolregion Rhein-Neckar die Firmen Medpex in Ludwigshafen und
VersandApo.de in Frankenthal (siehe Seite 38). Beide gehören mit
über 1000 Aussendungen pro Tag
zu den wenigen Großen im deutschen Arzneiversandhandel.
DocMorris steht in
den Startlöchern
Nach dem Urteil der Leipziger Juristen dürfen Versandapotheken für ihren Vertrieb den Dienst von Drogeriemärkten in Anspruch nehmen.
„Apothekenpreise - nein danke“, tönen die neuen Anbieter seitdem herausfordernd.
Jetzt drohen den klassischen Apotheken weitere Tiefschläge. Alles
deutet darauf hin, dass 2009 die
letzten großen Schutzzäune um den
bisher abgeschotteten deutschen
Markt fallen werden. Der Europäische Gerichtshof wird voraussichtlich das in Deutschland bisher gehegte und gepflegte Fremdbesitzverbot und das Mehrbesitzverbot
kippen. Laut deutschem Recht dürfen bisher nur Apotheker eine Apotheke betreiben, nicht aber Kapitalgesellschaften (Fremdbesitzverbot).
Außerdem darf ein Pharmazeut nur
maximal vier Apotheken besitzen
(Mehrbesitzverbot), was bisher den
Ansturm großer Apothekenketten
auf den deutschen Markt verhindert
hat. Doch die liebgewonnenen
Schutzwälle sind in letzter Zeit
nicht zuletzt durch DocMorris, andere Versandapotheken und durch
die Drogeriemärkte ausgehöhlt und
sturmreif geschossen worden. Die
EU wird sie wohl endgültig beseitigen. Den deutschen Verbrauchern
dürfte dies mit Blick auf die Medikamentenpreise nur recht sein.
Der deutsche Apothekenmarkt
wird voraussichtlich ab 2009 offener und wettbewerbsintensiver
werden. Wer, wann, wie und wo
auf den Markt drängen wird, zeichnet sich im Ganzen noch nicht ab.
Die Anbieter pokern. Klar ist hingegen, dass künftig Einzelapotheken,
Versandhandel und Apothekenketten nebeneinander existieren werden.
Die klassische Vor-Ort-Apotheke
hat sicherlich auch künftig gute
Chancen, muss aber im härteren
Wettbewerb flexibler und kundenorientierter werden. Einige traditionelle Apotheker reagieren schon
jetzt auf die „Angriffe“. Es werden
Kundenbindungssysteme
entwickelt, Hausapothekenmodelle entworfen, Versicherte intensiver beraten, „Apothekenthaler“, Gutscheine und Payback-Punkte ausgegeben. Der Versandhandel wird weiter
wachsen. Allerdings ist dieses
Wachstum begrenzt. Nach eigenen
Angaben der Branche liegt der
Marktanteil derzeit um die fünf bis
sechs Prozent bei rezeptfreien und
etwa ein bis zwei Prozent bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Experten schätzen, dass der Marktanteil künftig kaum mehr als zehn Pro-
Gefahr droht traditionellen Apotheken vor allem von großen Apothekenketten. Sie werden sich ohne
Zweifel ausbreiten. In der Schweiz
haben sie schon heute einen Marktanteil von 20 Prozent, in den USA
50 Prozent. DocMorris, bislang
durch die deutsche Gesetzgebung
gebremst, hat sich von Holland aus
dem staatlichen Zugriff entzogen
und inzwischen per Franchise-Modell deutschlandweit gut 100 Filialapotheken eröffnet. Der Wegfall des
Fremdbesitz- und des Mehrbesitzverbots würde DocMorris in die
Karten spielen. Die Drogeriemarktketten dm und Schlecker zeigen bereits, wohin die Reise gehen wird.
Beide arbeiten mit jeweils einem
großen Versandhändler zusammen.
DM kündigte an, ab 2009 die mehr
als 1000 deutschen Märkte mit einem „Pharma Punkt“ auszustatten.
Bei diesem Bestell- und Abholservice arbeitet der Großdrogist mit
der niederländischen Versandhandelsapotheke Europa Apotheek zusammen. Schlecker hat sich in aller
Stille mit der Versandapotheke Vitalsana verbunden und bietet deren
Service in seinen knapp 11 000
deutschen Märkten an. Auch Pharmagroßhändler, wie zum Beispiel
Phoenix aus Mannheim, gelten als
Kandidaten für einen Markteintritt
ins Verbrauchergeschäft. Gewinnmargen von deutlich über zehn Prozent wirken eben anziehend.
gg
Apotheken
37
MARKETING
Pille per Knopfdruck
Apotheker Thomas Jürgens will mit einem „zukunftsträchtigen Modell“ eine
Neuheit am Apothekenmarkt einführen. In der Mannheimer Hof-Apotheke
hat er einen Automaten installieren lassen: den „Medi-Terminal“. Dieser ermöglicht Kunden, von Montag bis Samstag rund um die Uhr auf ein breites
Arzneisortiment zuzugreifen. Ein Nachtaufpreis fällt nicht an. Der Terminal
sieht aus wie ein EC-Kartenautomat. Für Beratung ist dennoch gesorgt. Der
Arzneikäufer kann über Kamera und Mikrofon mit einem Apotheker sprechen. selbst rezeptpflichtige Medikamente sind erhältlich, allerdings muss der
Kunde sein Rezept in einen Schlitz stecken. Es wird an einen fachkundigen
Apotheker „übertragen“. Erst nach einer Prüfung wird das gewünschte Medikament freigegeben. Ein Spezial-Greifarm holt es aus dem Lager, der Automat
spuckt es aus. Jürgens’ Idee kam beim Regierungspräsidium Karlsruhe weniger gut an. Es untersagte ihm den Verkauf via Automat. Diese Verkaufsmethode verstoße gegen die Vorschriften des Arzneimittelrechts, so die Karlsruher.
Der Apotheker klagte, doch auch das Verwaltungsgericht Karlsruhe erklärte
den Verkauf als „nicht zulässig“. Jürgens will über seinen Anwalt Thorsten
Beyerlein Berufung einlegen und ist zuversichtlich, dass die höheren Instanzen seine Ansicht teilen. Inzwischen gehe der Verkauf über den Automaten
weiter, sagt Jürgens. Auch in einer Apotheke in Heidelberg und in EdingenNeckarhausen zeigt inzwischen ein Automat „Dienstbereitschaft“.
gg
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econo
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Apotheken
Mit harten Bandagen
Gleich zwei der bedeutendsten deutschen Versandapotheken haben ihren Sitz in der
Metropolregion. Frauen und Senioren gehören zu den häufigsten Bestellern
D
r. Achim Kaul ist ein Pionier
der ersten Stunde. „Am 1. Januar 2004 morgens um acht
Uhr haben wir unseren Versandhandel eröffnet“, erinnert sich der
Gründer und Eigentümer der VersandApo.de in Frankenthal. Seit diesem Tag war der Versandhandel mit
Arzneimitteln in Deutschland erlaubt.
sandhändlern: die Versandapotheke
Medpex. Franz Bichler, alteingesessener Apotheker in der Chemiestadt, ging 2005 online an den Start,
heute bewältigt er mit seinen 30
Mitarbeitern über tausend Aussendungen am Tag. Es sind zu 95 Prozent rezeptfreie Produkte, die im
Durchschnitt 20 Prozent billiger zu
haben sind als in der Apotheke um
die Ecke. Der durchschnittliche Bestellwert liegt je Sendung zwischen
45 und 50 Euro. „Unsere Kunden
sind überwiegend weiblich, im
Durchschnitt über 40 Jahre alt“,
sagt Marketing-Leiter Frank Müller.
Auch viele Senioren zählten zu den
Kunden.
Mit der Vorbereitung begonnen
hatte der Pharmazeut aus der Vorderpfalz allerdings schon zwei Jahre
vorher. Erste Erfahrungen mit der
Zustellung von Medikamenten sammelte Kaul schon im Vorfeld mit
dem Versand von Impfstoffen an
Ärzte und Ambulanzen. Er war sicher, dass auch in Deutschland die
Online-Bestellung von Medikamenten kommen würde. „Wenn ich Kaffee, Wein und Reisen im Internet
bestellen kann, dann wird dies irgendwann auch bei Medikamenten
möglich sein“, sagte sich der Unternehmer und arbeitete daher schon
vor dem „ gesetzlichen Startschuss“
intensiv an seinem Geschäftsmodell.
Bild: Fotolia
Homöopathische Mittel
sind gefragt
Discounter bedrohen die
Versandhändler
VersandApo.de ist heute einer der
wenigen gewichtigen Anbieter im
deutschen Arzneiversandhandel. In
der Bundesrepublik existieren rund
22 000 Apotheken, davon haben
2200 eine Zulassung zum Versandhandel. „Doch nur schätzungsweise
zwei Prozent der Zugelassenen betreiben das Geschäft mit marktanteilrelevantem Volumen und sind in
der Lage, tausend Aussendungen
am Tag zu realisieren“, heißt es in
einem aktuellen Bericht des Verbands der Versandapotheken. Die
Frankenthaler Firma hat es mit ihren 20 Mitarbeitern geschafft, zu
den wenigen Großen in der jungen
Branche zu zählen. „Wir verschicken täglich rund tausend Arznei-
econo
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sendungen“, sagt Kaul. Nach 2004
sei es zunächst rasant nach oben gegangen, doch inzwischen habe sich
der Wettbewerb verschärft, es werde mit immer härteren Bandagen
gekämpft. Gefahr drohe vor allem
von außen, den Branchenfremden
und Discountern, den Schleckers,
„die kein Geld mit dem Arzneiversand verdienen müssen“.
Doch das Geschäft macht auch
Spaß und ist spannend, sagt Kaul. Er
schaut trotz allem optimistisch in
die Zukunft. Seine Versandapotheke
hat sich am Markt etabliert. Die
Kunden bestellen überwiegend im
Online-Shop, zu rund 90 Prozent
sind es rezeptfreie Produkte. Auch
mit Rezept kann geordert werden,
allerdings muss das originale Kassen- oder Privatrezept per Post nach
Frankenthal geschickt werden. Eine
Bestellung mit einer Rezeptkopie
oder per Fax ist aus rechtlichen
Gründen nicht möglich. Bei rezeptfreien Arzneimitteln entstehen im
Inland Versandkosten von 2,90 Euro, aber nur, wenn der Auftragswert
unter 60 Euro liegt. Verordnungen
mit Rezept werden kostenlos zugeschickt.
Szenenwechsel nach Ludwigshafen. Dort sitzt noch ein „Starker“
unter den deutschen Arznei-Ver-
Wer bei Medpex morgens bis viertel
nach acht online bestellt, kann in 90
Prozent aller Fälle schon am nächsten Tag mit der Lieferung rechnen.
Das versprechen die Ludwigshafener. Vor allem homöopathische Mittel sind gefragt. Bei rezeptpflichtigen Arzneien entstehen keine Versandkosten, bei rezeptfreien Mitteln
sind bei einem Auftragswert unter
25 Euro insgesamt 2,90 Euro für die
Zustellung zu bezahlen. Bestellungen über 25 Euro sind frei. Medpex
bezieht sein Sortiment zu 80 Prozent vom Pharmagroßhandel und
zu 20 Prozent direkt von den Herstellern.
Bichler hat den Schritt in den Versandhandel nicht bereut. In den
kommenden Jahren rechnet er mit
weiterem Wachstum. Der neue Vertriebskanal werde inzwischen ernst
genommen, auch von den anfangs
skeptischen Herstellern akzeptiert.
„Angst haben wir eher vor den Ketten mit ihrer Einkaufsmacht. Sie haben den Markt in Unruhe versetzt“,
sagt Bichler und offenbart damit die
gleiche Gefühlslage wie sein Kollege
Kaul in Frankenthal. Gert Goebel
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Die Mission
Krankenhäuser und Arztpraxen
stehen vor großen Herausforderungen und Veränderungen. Die CL
Clinic and Healthcare AG steht bei
diesen Veränderungsprozessen mit
Rat und Tat zur Seite. Der Vorstandsvorsitzende Ullrich Eidenmüller war 24 Jahre Bürgermeister
von Karlsruhe und als Gesundheitsdezernent verantwortlich für das
Klinikum Karlsruhe. Als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses
des deutschen Städtetags und als
Präsidiumsmitglied der deutschen
Krankenhausgesellschaft hat er Erfahrungen gesammelt und ein
Netzwerk aufgebaut.
Ullrich Eidenmüller berät als Vorstandsvorsitzender der CL Clinic and Health Care Management AG Kliniken und
Gesundheitseinrichtungen.
Der Klinik-Flüsterer
Kontakt
CL Clinic and Health Care
Management AG
Douglasstraße 11-13
76133 Karlsruhe
[email protected]
www.cl-ag.eu
Telefon: 0721/4 64 71 29-0
Telefax: 0721/4 64 71 29-8 09
Im Verbund der Kanzlei Caemmerer Lenz ist die CL Clinic and Health
Care Management AG ein wichtiger Partner von Kliniken und Ärzten
D
eutschlands Gesundheitswesen verändert sich derzeit in hohem Maße und in rasantem Tempo. Dieser Strukturwandel stellt vor allem kommunale
Krankenhäuser, aber auch private Kliniken und Ärzte vor
Herausforderungen. In der CL Clinic and Health Care
Management AG hat ein interdisziplinäres ExpertenTeam mit einem bundesweiten Netzwerk zusammengefunden, um Lösungen für strategische Entwicklungsfragen im Gesundheitswesen anzubieten. „Wir begleiten
Einrichtungen des Gesundheits-wesens auf dem Weg in
eine betriebswirtschaftlich gesicherte Zukunft bei gleichzeitig gesteigerter Qualität der erbrachten Leistungen“,
sagt der Vorstandsvorsitzende der CL AG, Ullrich Eidenmüller. „Wir helfen, Kosten zu reduzieren und Risiken
zu vermeiden. Wir entwickeln und implementieren
neue, zukunftssichere Geschäftsmodelle für die Gesundheitswirtschaft.“
Das CL-Konzept: Beraten und Begleiten
Die CL Clinic and Health Care Management AG als Teil
des Verbunds von Caemmerer Lenz beschäftigt sich vor
allem mit den Geschäftsfeldern Unternehmensstrategie,
Coaching, Recht, Organisation, Marketing und Risikomanagement.
Was macht den Unterschied aus, mit dem sich die CL
AG von anderen großen Unternehmensberatungsgesell-
schaften abgrenzt? „Zum einen die Erfahrung, zum anderen unser Ansatz, nicht nur zu beraten, sondern auch
die Umsetzung von Konzepten zu begleiten“, sagt Eidenmüller, der als Bürgermeister und Gesundheitsreferent
von Karlsruhe 24 Jahre lang für das Klinikum Karlsruhe,
eines der größten Krankenhäuser Deutschlands, persönlich verantwortlich war. Eidenmüller greift zudem auf
ein Netzwerk zurück, auf erfahrene Ärzte, Betriebswirte
und Klinik-Manager. „Mit unserem Netzwerk bieten wir
Antworten auf rechtliche, wirtschaftliche und organisatorische Fragen.“
Das Coaching-Angebot der CL AG richtet sich insbesondere an die Träger kommunaler Kliniken. „Einschlägige Studien stimmen darin überein, dass die historisch
gewachsene Struktur kommunalen Krankenhäusern
Steine in den Weg legt, wenn es gilt, notwendige Veränderungen anzugehen“, sagt Eidenmüller. Oft sind die politisch Verantwortlichen zu weit weg vom Betrieb, um
die notwendigen Entwicklungen begleiten zu können,
oft sind innerbetriebliche Strukturen von überkommenen Hierarchien geprägt oder es fehlt es den Geschäftsführungen an Handlungsspielraum. Beratungen von der
Stange führen in diesem komplizierten Geflecht oft nicht
weiter. Eidenmüller: „Aus Gründen der Qualität und der
Wirtschaftlichkeit müssen Krankenhäuser ihr Leistungsportfolio überprüfen und wie normale Wirtschafts-unternehmen denken. Wir helfen bei diesem Transformationsprozess.“
Die Kanzlei
Mit mehr als 45 Rechtsanwälten,
Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern setzt sich die Kanzlei Caemmerer Lenz (CL)
an den Standorten Karlsruhe, Basel, Mannheim und Erfurt für ihre
Mandanten ein. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit gewährleistet
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Vertretung in rechtlichen und steuerlichen Fragen wie auch zu betriebswirtschaftlichen Themen.
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40
Handwerk
Heiße Liebe
zu alten Öfen
Aus Interesse wurde ein Hobby, aus dem Hobby
ein Beruf. Seit über 20 Jahren sammeln,
restaurieren und verkaufen Ruth und
Markus Stritzinger antike Öfen
B
egonnen hat alles in Frankreich
im Urlaub. In einem Antiquitätengeschäft entdeckten Markus Stritzinger und seine Frau Ruth
zwei kleine antike Öfen. „Es handelte sich um einen Schützengrabenofen aus dem Ersten Weltkrieg
und einen Lothringer Kochofen aus
der Zeit um 1900“, erzählt Ruth
Stritzinger. Sie fanden Gefallen an
den kleinen Öfen, nahmen sie mit
nach Hause, bauten sie auseinander.
Sie waren kaputt, eine Reparatur
unmöglich. „Das würde uns heute
nicht mehr passieren“, sagt sie.
Schlichte Bauhaus-Öfen
liegen im Trend
Dennoch läutete der Spontankauf
eine Wende im Leben des Ehepaars
ein. Der Telekomtechniker und die
Einzelhandelskauffrau
begannen
sich mit der Restaurierung alter
Öfen zu befassen. Schließlich wurden sie zu Spezialisten, die inzwischen ihr Hobby professionell betreiben. „Es gab keine Literatur, keinerlei Unterlagen. Wir haben uns alles selbst erarbeitet“, sagt Ruth Stritzinger. 350 Öfen sind in ihrer AntikOfen-Galerie in der alten Postkutschenstation im pfälzischen Burrweiler und in einem zusätzlichen
Lager in Landau zu bewundern. Die
ältesten stammen aus der Biedermeierzeit des frühen 19. Jahrhunderts und sind mit Engeln, Feen und
Blüten verziert. Die jüngsten aus
den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts sind im schlichten Bau-
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hausstil gehalten. „Diese Epoche
liegt absolut im Trend“, sagt die
Ofenexpertin. Ab 1600 Euro kostet
eine der antiken Feuerstätten für einen Raum von 60 bis 70 Kubikmeter. In der Spitze können es auch
einmal 25 000 Euro sein. „Doch die
Öfen sind nicht unbezahlbar“, sagt
Ruth Stritzinger. „Unsere historischen Unikate sind nicht teurer als
vergleichbare moderne Produkte.“
35 bis 100 Stunden dauert es, bis
Markus Stritzinger und zwei weitere Mitarbeiter die alten Stücke wieder auf Vordermann gebracht haben. Stritzinger ist in die Handwerksrolle im Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerk eingetragen.
Seine Tätigkeit ist jedoch beschränkt auf die Restaurierung antiker Öfen. Jeden Ofen zerlegt er in
Einzelteile und reinigt ihn mithilfe
eines Glasstrahlverfahrens. Danach
werden die Teile zusammengebaut,
Stoßfugen verkittet und mit graphithaltiger Ofenschwärze behandelt.
Den Brennraum des Gussofens
mauert Stritzinger dann passgenau
mit Schamottsteinen aus, erneuert
alle Verschleißteile. Anschließend
erhält jeder Ofen einen neu gegossenen Rosteinsatz. Für den Aufbau ist
Stritzinger persönlich zuständig. Sogar in die USA ist er schon geflogen,
um eine richtige Installation zu gewährleisten. Als einer seiner Gussöfen allerdings eine neue Heimat in
Brasilien fand, hat er diese Aufgabe
dann doch lieber einem einheimischen Handwerker übertragen.
Rückläufige Bautätigkeit ist
schlecht fürs Geschäft
„Für deren Einhaltung sind die Bezirksschornsteinfegermeister
zuständig“, sagt Manfred Mumm, Vorstandsmitglied der Schornsteinfegerinnung in Karlsruhe. „Natürlich
dürfen Antikfeuerstätten wieder an
Schornsteine angeschlossen werden. Allerdings nur, wenn der zuständige Bezirksschornsteinfegermeister die Feuersicherheit vorher
bescheinigt hat.“ Probleme mit der
Funktion seien in seinem Kehrbezirk noch nicht aufgetreten. Allerdings überlasteten manche Nutzer
die Öfen durch zu viel Holz. Ein
solch unsachgemäßer Betrieb von
Feuerstätten könne zu Bränden führen.
„Eingesetzt werden die historischen Öfen vor allem als Zusatzheizung für besonders kalte Tage und
als Übergangsheizung im Frühjahr
und im Herbst“, so die Erfahrung
der Stritzingers. Gerade vor dem
Hintergrund hoher Energiepreise
für Öl und Gas bieten sie sich als Alternative an. Negativ für das Geschäft sei jedoch die rückläufige
Bautätigkeit. „Über die Hälfte unserer Kunden kaufen antike Öfen,
weil sie in ein neues Haus oder eine
neue Wohnung ziehen oder weil sie
umbauen und renovieren“, sagt
Ruth Stritzinger. „Da geht diese Entwicklung nicht spurlos an uns vorüber.“
Auf eine Attraktion müssen Besucher der Antik-Ofen-Galerie in Burrweiler inzwischen schon verzichten. Im Jahr 2000 hatte das Ehepaar
in den Räumen des historischen Anwesens ein Ofenmuseum eröffnet.
Die Ausstellungsstücke haben sie
jetzt verkauft – an einen Unternehmer, der sein Geld ebenfalls mit Heizungen verdient, allerdings eher mit
modernen Varianten. Neuer Standort der antiken Stücke ist das hessische Allendorf, der Stammsitz der
Viessmann-Werke.
Ulla Cramer
NEUES BILDUNGSPROGRAMM FÜR HANDWERKER
Kurze Wege sind effektiver.
Die Stritzingers restaurieren und
verkaufen jedoch nicht nur die Öfen
ihrer eigenen Sammlung. Sie kümmern sich auch um Stücke, die ihnen von Kunden gebracht werden.
„Leider sind rund 80 Prozent dieser
Öfen nicht mehr in Gang zu bringen“, sagt Ruth Stritzinger. „Es fehlen Ersatzteile oder der Ofen entspricht nicht mehr der heutigen
Feuerungsverordnung.“
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42
Im Porträt
Der Pendler
Am 1. Januar 2009 bekommt die MVV Energie AG einen neuen Chef. Dr. Georg Müller wird
den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Dr. Rudolf Schulten ablösen. Ein Porträt
Z
ierlich, mit schlanker Brille, gescheitelter Frisur und zartrot
gepunkteter Krawatte stand
Dr. Georg Müller Ende Oktober vor
der grauen Wand des Pressesaals im
MVV-Gebäude. Zwei Schritte vor
ihm verkündete Mannheims Oberbürgermeister und MVV-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Peter Kurz die
Wahl des 45-Jährigen zum neuen
Vorstandschef der MVV Energie
AG. Die Entscheidung über die
Nachfolge des beurlaubten MVVChefs Dr. Rudolf Schulten war soeben offiziell abgesegnet worden.
Die Findungskommission unter Leitung des Oberbürgermeisters hatte
Müller vorgeschlagen. Und der 20köpfige Aufsichtsrat hatte sich dem
Vorschlag einstimmig angeschlossen, bei zwei Enthaltungen.
„Wir haben aus der Biographie,
aus der persönlichen Präsentation
und dem, was Dr. Müller im Verfahren zum Unternehmen MVV zu sagen hatte, den Schluss gezogen,
dass er die Persönlichkeit ist, die die
erfolgreiche Entwicklung der MVV
Energie AG entsprechend positiv in
die Zukunft fortsetzen wird“, sagte
Kurz.
Anschließend trat der designierte
Vorstandschef aus dem Hintergrund
ans Mikrofon, um – sich auch dort
treu bleibend – mit ruhiger Stimme
mitzuteilen: „Meine Loyalität gehört im Moment der RWE. Sie wird
ungeschmälert mit Amtsantritt der
MVV Energie gehören.“ Über seine
Ziele als MVV-Chef schwieg er mit
Verweis auf sein bestehendes Arbeitsverhältnis bei der RWE.
Auf wen sich der MVV-Aufsichtsrat verständigt hat, lässt sich daher
bis zu seinem Amtsantritt am 1. Januar nur aus der Ferne beurteilen.
Geboren wurde Müller am 23. Februar 1963 im ostwestfälischen
Kurort Nieheim bei Höxter an der
Weser, eine Autostunde nördlich
von Kassel gelegen. Zum Studium
zog es ihn an den Rhein. In Köln
schrieb er sich 1982 für das Fach Ju-
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Der neue Chef: Dr. Georg Müller wechselt Anfang Januar
von der RWE Rhein-Ruhr AG zur MVV Energie AG.
ra ein. Während seines Rechtsreferendariats promovierte er. Als Dr.
jur. Georg Müller absolvierte er im
englischen Cambridge ein MasterStudium. 1993 ließ er sich dann als
Rechtsanwalt in Düsseldorf nieder.
Der Wechsel zur RWE erfolgte
1995. In der Essener Konzernzentrale stieg Müller in den folgenden
Jahren zum Leiter der Rechtsabteilung auf. 2003 wurde er zu einer
der Doppelspitzen der VereinigteSaar-Elektrizitäts AG, kurz VSE, in
Saarbrücken. Dort war er vor allem
für die Technik und den Vertrieb
verantwortlich.
Die RWE-Tochter ist Betreiberin
des Steinkohlekraftwerks Ensdorf
im Saarland. Der Ausbau dieses
Kraftwerks scheiterte im November
2007 an einem Bürgerbegehren. Im
Dezember 2007 fiel im Aufsichtsrat
der Großkraftwerk Mannheim
(GKM) AG die Entscheidung, den
neuen Steinkohleblock 9 zu bauen.
Foto: MVV
Am GKM hält die RWE 40 Prozent,
die EnBW 32 Prozent und die MVV
28 Prozent der Anteile. Im Januar
2008 wechselte Müller von der VSE
zur Essener RWE Rhein-Ruhr AG,
wo er Vorstandsvorsitzender wurde.
Noch kein Jahr im neuen Amt,
öffnete sich dem 45-Jährigen durch
den Wechsel Dr. Rudolf Schultens
zur EnBW die Tür des Vorstandsbüros der MVV Energie AG.
Die engen Verflechtungen der
MVV mit der RWE und RheinEnergie Köln mögen bei der Vermittlung
des Managers eine Rolle gespielt haben. Denn Müller sitzt im Aufsichtsrat der RheinEnergie AG, die seit
Oktober 2007 ein Aktienpaket von
16,1 Prozent an der MVV Energie
AG hält. Den Aufsichtsratsposten
hat Müller auch deshalb inne, weil
die RWE wiederum 20 Prozent der
Anteile an der RheinEnergie AG be-
sitzt. Der MVV-interne Nachfolgekandidat, der 46-jährige Vertriebschef Matthias Brückmann, hatte in
dieser Interessenkonstellation das
Nachsehen.
Müllers bisheriger Karriereweg
passt allerdings auch gut zum Anforderungsprofil eines künftigen MVVChefs. Die MVV Energie AG hat
sich durch Stadtwerkebeteiligungen
in Buchen, Schwetzingen, Ingolstadt, Solingen, Köthen und Kiel ein
nationales Netz aufgebaut, das nicht
nur verwaltet, sondern fortentwickelt werden soll. Die Integration
weiterer Stadtwerke wäre denkbar.
Außerdem müssen verschiedene
Geschäftsfelder unter einen Hut gebracht werden: darunter das Strom-,
Wasser- und Gasgeschäft, das Kraftwerks- und Fernwärmegeschäft sowie das Geschäft mit regenerativer
Energie wie der Geothermie.
Für Müller spricht, dass er die
RWE-Tochter VSE von 2003 bis
2007 von einem reinen Energieunternehmen zu einer spartenübergreifenden Unternehmensgruppe
mit Beteiligungen in Westdeutschland und Luxemburg ausgebaut hat.
Die Rolle des Vorstandschefs eines Milliardenkonzerns ist ihm
ebenfalls vertraut. Die RWE RheinRuhr AG setzte mit gut 7000 Mitarbeitern im Jahr 2007 rund 6,5 Milliarden Euro um. Die MVV Energie
AG erwirtschaftete im vergangenen
Geschäftsjahr mit rund 6400 Mitarbeitern 2,6 Milliarden Euro.
Die Führung eines SDax-Konzerns, dessen Aufsichtsrat sich aufgrund der 50,1-prozentigen Beteiligung der Stadt Mannheim vor allem
aus kommunalen Politikern zusammensetzt, ist allerdings auch für den
parteilosen Müller neu.
Seine Bestellung erfolgt zunächst
für die Dauer von fünf Jahren. Dr.
Georg Müller will seinen Wohnsitz
von Saarbrücken nach Mannheim
verlegen, sobald dies mit den Schulbesuchen seiner zwei Kinder vereinbar ist.
Kristian Klooß
Regina Pfriem, Geschäftsführerin des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar e.V., präsentierte auf einer
Pressekonferenz den designierten Vereinsvorsitzenden Dr. Harald Schwager (3. v. r.), der Nachfolger von
Professor E. Claus Heinrich (3. v. l.) wird. Außerdem rückt Albrecht Hornbach (2. v. r.) in den Vorstand ein. Zum
Jahreswechsel übergibt Wolf-Rainer Lowack (r.) die Geschäftsführung der MRN GmbH an Dr. Felix Gress (2. v. l.)
Bild: Kus
Stühlerücken
Dr. Harald Schwager wird neuer Vorsitzender des Vereins Zukunft
Metropolregion Rhein-Neckar. Doch das ist nicht die einzige Personalie
D
ie Entscheidung fiel ohne Gegenstimme. Der Vorstand des
Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar e.V. (ZMRN e. V.)
hat auf seiner Sitzung Anfang Dezember Dr. Harald Schwager zum
neuen Vorsitzenden gewählt. Der
BASF-Vorstand folgt Prof. Dr. Claus
Heinrich, der das Amt zweieinhalb
Jahre inne hatte. „Dieses Amt
braucht die Finanzkraft und die
Manpower eines Großunternehmens“, sagte Heinrich auf einer
Pressekonferenz am Tag nach der
Wahl. Der SAP-Arbeitsdirektor wird
das Walldorfer Softwareunternehmen im Mai verlassen. Damit steht
die BASF zum zweiten Mal in der
vordersten Reihe des Vereins und
der Metropolregion. Bereits Heinrichs Vorgänger war ein BASF-Gewächs. Deren ehemaliges Vorstandsmitglied Eggert Voscherau
war Gründer der Initiative „Zukunft
Rhein-Neckar-Dreieck“ und nach
der Vereinsgründung der erste Vorsitzende.
Heinrich hatte sein Amt mit dem
Anspruch angetreten, Wissenschaft
und Wirtschaft stärker zu vernetzen
und die Metropolregion für die
Menschen besser erlebbar zu machen. In beiden Punkten sieht er die
Region auf einem guten Weg: „Wir
haben einen Lauf“. In diesem Zusammenhang verwies Heinrich unter anderem auf den doppelten Gewinn im Spitzenclusterwettbewerb
des Bundes. Als Erfolg gilt auch der
erste Freiwilligentag in der Region.
In 300 Projekten engagierten sich
über 6700 Helfer. Die in der Region
erstmals ausgerichtete Aktion hatte
damit bundesweit die stärkste Beteiligung. Schwager wollte sich bei der
Frage nach eigenen Arbeitsschwerpunkten noch nicht festlegen. Es gehe jetzt vor allem darum, die Clus-
ter in die Tat umzusetzen. Neben
der Nachfolge von Heinrich hat der
Verein auch einen Ersatz für den
ehemaligen MVV-Chef Rudolf
Schulten bestimmt. An seine Stelle
rückt Albrecht Hornbach von der
gleichnamigen Firmenholding aus
Neustadt auf. Für Hornbach als
größtes Handelsunternehmen sei eine attraktive Region sehr wichtig.
„Jetzt will ich dazu meinen Beitrag
leisten.“ Änderungen gibt es auch in
der Geschäftsführung der MRN
GmbH. Wolf-Rainer Lowack kehrt
zur BASF zurück. Er wird dort für
die globale Führungskräfteplanung
verantwortlich sein. Sein Nachfolger wird Dr. Felix Gress, bisher Senior Vice President Communications bei der BASF. Mit seinem Weggang fasst der Chemiekonzern die
Abteilungen Communications und
Corporate & Government Relations
zu einer Einheit zusammen. MSc
44
Im Porträt
Bergsträßer Bulle
Uli Roth ist ein Kind der Sonne: Im Handball war er Medaillengewinner bei den Olympischen
Spielen, deutscher Meister, Pokalsieger. Seit zehn Jahren managt er die Band Pur
W
ie ein Bulle sieht er eigentlich gar nicht aus. Sein
Spitzname ist es trotzdem.
Uli Roth ist eine durch und durch
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19. Dezember 2008
„unbullige“ Erscheinung: Sehr
groß, aber schlank. Das Gesicht
schmal geschnitten – ein gepflegter,
eleganter Auftritt. Der Manager der
Pop-Gruppe Pur wirkt eher wie eine
deutsche Antwort auf Pierce Brosnan. Er macht das jetzt seit zehn
Jahren. Ein interessanter Job, findet
er. Pur füllt gerne mal bei einem
Tourneeabschluss die Schalke-Arena mit über 70 000 Leuten. Da gibt
es einiges für einen Manager zu tun.
Im Porträt
Bild: Rothe
ne rhetorische Begabung. Diese
Kombination führte ihn während
seiner Zeit als Handballprofi zum
Radio. Wo er Tore schoss, war er
auch „on air“. Zunächst als Redakteur bei Radio Gong in München,
später mit der eigenen Sendung
„Reisefieber“ bei Radio Primavera in
Aschaffenburg. Aber redaktionelles
Arbeiten war nie wirklich seine Sache: „Ich hatte Erfolg mit meiner
Sendung, weil ich sie so gut vermarktet habe. Als Redakteur war
ich eher Durchschnitt“, sagt er. Irgendwann seien dann seine Chefs
zu ihm gekommen und hätten vorgeschlagen, auf die eigene Sendung
zu verzichten. Stattdessen solle er
lieber die anderen Formate so vermarkten wie zuvor sein eigenes Programm. Roth überlegte nicht lange:
„Ich wusste sofort, dass das mein
Ding ist.“ Diese Entscheidung bestimmt bis heute seinen Weg.
Die Rückkehr an die Bergstraße
zu seinem Heimatverein SG Leutershausen (SGL) leitete den Übergang vom Sport zur beruflichen Karriere ein. 1990 übernahm er zusätzlich zu seinem Engagement als SGLSpieler die Position des MarketingLeiters bei Radio Regenbogen in
Mannheim. Gemeinsam mit Regenbogen-Chef Klaus Schunk setzte er
dessen Vision der Mannheimer Benefiz-Gala „Ball der Sterne“ um und
holte Stars wie Shirley Bassey und
Ray Charles in die Quadratestadt. Es
waren die ersten Schritte, um der
Industriemetropole ein mondänes
Gesicht zu geben.
Und wo es etwas zu organisieren
gibt, da ist Uli Roth nicht weit. Das
war schon immer so. Außerdem ist
er Publikum gewohnt. Der ehemalige Handballrekord-Nationalspieler,
Deutscher Meister und Silbermedaillen-Gewinner der Olympischen
Spiele von Los Angeles ist große
Auftritte gewohnt. Wenn’s sein
muss, schnappt er sich auch selbst
das Mikrofon und macht Halligalli
mit dem Publikum. Falsche Bescheidenheit ist nicht seine Sache.
Der eine hat das Talent, Menschen zu gewinnen, der andere
nicht. Roth hat es. Dazu kommt sei-
Er machte Pur
zur Stadionband
Roth liebte diese frische, bewegliche Zeit, in der er ganz nebenbei
noch erste Bundesliga spielte. An jedem Samstag reizte die lebende
Handballlegende zum Karriereende
ihre Popularität vor tausenden Zuschauern genüsslich aus: Er demontierte die Schiedsrichter auf dem
Feld derart, dass manch einer aus
dem Publikum allein schon wegen
dieser Show in die Halle kam. Und
obwohl seine Konzentration zu dieser Zeit schon mehr der beruflichen
Karriere galt und er körperlich nicht
mehr so fit war wie in früheren Jahren, blieb er auf dem Feld der
Mannschaftsführer. An ihm richteten sich die anderen auf und aus.
Mit einer beinahe suggestiven Kraft
zur Motivation führte er ein Team,
das eigentlich niemand auf der
Rechnung hatte, 1992 bis ins Finale
um die deutsche Meisterschaft.
„Man muss Menschen bei ihrer Begeisterungsfähigkeit packen“, sagt
Roth.
In den sieben Jahren bei Radio
Regenbogen hat er sich mit dieser
positiven Art eine Fülle von Kontakten erarbeitet. Einer dieser Kontakte
war Hartmut Engler, der Frontman
von Pur. Als Roth 1996 als Manager
bei der Band einstieg, steckte die
Gruppe mitten in den Planungen für
ihre „Abenteuerland-Tournee“. Das
sollte die Phase werden, in der die
schwäbischen Provinzhelden aus
Metzingen mit der blondierten Vokuhila-Frisur bundesweit einschlagen.
Die Frisuren sind inzwischen Geschichte. Genau wie die Provinz.
Pur ist eine Erfolgsband mit einer
großen Fangemeinde. Und Uli Roth
hat diese Geschichte mitgeschrieben. „Die Band war eine so grundbescheidene Truppe damals. Die
hatten das Potenzial gar nicht auf
dem Schirm“, sagt Roth. Er schon.
Roth war es, der damals das Stuttgarter Abenteuerland-Konzert kurzerhand vom beschaulichen Metzingen ins Gottlieb-Daimler-Stadion
verlegte. Für die eingefleischten
Pur-Fans war das ein Frontalangriff
auf alle Traditionen. Außerdem
glaubte kaum jemand, dass das riesige Stuttgarter Stadion mit verträumten deutschen Texten auch nur
halbwegs zu füllen sei. Schließlich
kamen 52 000 Zuschauer. Seither
begegnen sich Band und Management mit Vertrauen. Im nächsten
Jahr geht es wieder auf Tournee. Die
Pur-Maschine läuft.
Mit seiner Firma Liveactmusic im
nordbadischen Hirschberg an der
Bergstraße betreut Roth seit einiger
Zeit außerdem die österreichische
Sängerin Cristina Stürmer bei ihren
Konzerten. Sie gilt als die derzeit erfolgreichste österreichische Rockund Pop-Musikerin. Roth liefert mit
seinem Team die Komplettbetreuung der Live-Auftritte: Tourneevorbereitung, Städteplanung, Hallenbuchung, Catering, Werbung, Plakatierung und, und, und. Bis vor zwei
Jahren betreute Liveactmusic zudem den Mannheimer Pop-Sänger
Laith Al-Deen.
Die Arbeit vergleicht er, wie viele
andere Herausforderungen, mit
dem Sport: „Ich bin eine Art Trainer“, sagt er. Die Ähnlichkeiten zwischen Sport und wahrem Leben sei-
45
en mitunter verblüffend: Teamgeist,
Motivation, Timing, Menschen ein
gutes Gefühl geben, aber auch die
Bereitschaft, für den Erfolg an die
Schmerzgrenze zu gehen, taktisches Verhalten, Strategie – alles
Aspekte, die ein Leistungssportler
genauso wie ein Manager verinnerlicht haben müsse. „Wenn ich nachdenke, finde ich mich immer auf
dem Spielfeld wieder“, sagt Roth.
Unterschiede zu seiner Zeit als
Handball-Profi gibt es dennoch: „Ich
muss nicht mehr um elf ins Bett“,
lacht er. „Und verlieren können wir
übrigens auch nicht.“
Er führte die SGL
wieder zu alter Klasse
Es wäre auch nicht denkbar, dass
sich Roth völlig vom Sport verabschiedet. Und wenn er noch so viel
zu tun hat: Im Neinsagen hat er wenig Talent. So war es auch, als sein
Heimatclub am Tiefpunkt seiner
langen Tradition angelangt war. Der
Verein, mit dem Roth wenige Jahre
zuvor beinahe die Meisterkrone geholt hätte, stürzte 2006 aufgrund finanzieller Probleme in die sportliche Bedeutungslosigkeit. „Das zu
sehen, tat weh“, erinnert sich der
Ehrenspielführer der SGL. Handball, das war immer sein Leben und
das der Familie. Sein Zwillingsbruder Michael, selbst zigfacher Nationalspieler, trainiert noch heute den
Traditionsclub TV Großwallstadt.
Sein Vater war gleichzeitig Basketball- und Handball-Nationalspieler.
Die SGL am Boden – das ging
nicht: „Ich konnte das nicht akzeptieren“, sagt er. Deshalb willigte er
ein, als ihn Weggefährten fragten,
ob er helfen wolle, den Karren flott
zu kriegen. In den vergangenen
zwei Jahren scharte der 46-Jährige
ein Team um sich, um den Club
wieder zu alter Klasse zu führen.
Derzeit sieht es gar nicht schlecht
aus. Die Handballspiele in der Leutershausener Heinrich-Beck-Halle
sind inzwischen besser besucht als
gegen Ende der Bundesligazeit. Und
das, obwohl die Mannschaft derzeit
in den regionalen Tiefen der BadenWürttemberg-Liga rackert. Der Weg
zurück in die Sonne ist zwar noch
weit. Doch wer sich im Umfeld des
Vereins umhört, trifft meist auf Zuversicht. Und auch ein typischer
Satz an der Bergstraße fällt wieder
öfter: „Der Bulle macht das.“
Jochen Schönmann
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Menschen
Menschen des Monats
쮿 Erwin Gunst wird bei der SAP
Nachfolger von Claus E. Heinrich,
der Ende Mai aus dem Vorstand
ausscheidet (siehe auch Seite 43).
Der Softwarekonzern hat Gunst
zum Arbeitsdirektor berufen. Damit
übernimmt er ab Jahresanfang zusätzlich die Verantwortung für das
Personalwesen, die IT und die Entwicklungszentren. Gunst ist bereits
seit Juli 2008 Vorstandsmitglied
und Chief Operating Officer der
SAP.
쮿 Michael Heinz (44) leitet ab 1.
Februar bei der BASF das Team,
das für die Ciba-Integration verantwortlich ist. Heinz ist derzeit Leiter
des Unternehmensbereichs Crop
Protection. Nachfolger von Heinz
wird Markus Heldt (50), der für das
Pflanzenschutzgeschäft in Nordamerika zuständig ist.
쮿 Jürg Fiedler, Chief Financial Officer der schweizerischen Ciba AG,
wird das Unternehmen zum
Jahresende verlassen und seine
Karriere außerhalb von Ciba fortsetzen. Aufgrund des Übernahmeprozesses von Ciba durch die BASF
SE wurde entschieden, die Position
nicht neu zu besetzen.
쮿 Martin Politzer (32) ist neuer Senior Project Manager und Kundenberater Online bei der Mannheimer
Kuehlhaus AG.
쮿 Manfred Kummer ist neuer Vorstandssprecher der Hornbach Immobilien AG. Die Gesellschaft ist eine hundertprozentige Tochter der
Hornbach Holding AG. Vorstand
und Aufsichtsrat der Hornbach Immobilien AG wurden nach dem
Ausscheiden von Eduard Zimmerle
Ende Oktober 2008 neu besetzt. Daneben wurden die im HornbachKonzern tätigen Führungskräfte
Ralf Kunz und Thomas Wieder zu
Vorstandsmitgliedern der Hornbach Immobilien AG bestellt. Sie
übernehmen die Aufgaben von Albrecht Hornbach und Roland Pelka, die aus dem Vorstand der Gesellschaft ausgeschieden sind.
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Jörg M. Winterberg ist neuer Rektor der SHR
Prof. Dr. Wolfram Hahn (65, rechts) legt nach acht Jahren an der Spitze der SRH Hochschule die Leitung in die
Hände des 45-jährigen Prof. Dr. Jörg M. Winterberg (links). SRH-Chef Prof. Klaus Hekking (Mitte) dankte Hahn
für seine Arbeit. So hat sich die Zahl der Studierenden in dessen Amtszeit auf knapp 2000 verdoppelt. Die SRH
Hochschule Heidelberg bietet heute mehr als 30 Studiengänge an fünf Fakultäten. Der neue Rektor und Geschäftsführer ist ein erfahrener Hochschulmanager. Als promovierter Volkswirt war Jörg M. Winterberg in führenden Positionen bei der Konrad-Adenauer-Stiftung und beim Bundesverband Deutscher Banken tätig, bevor
er dem Ruf an die Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel folgte. Als Wissenschaftler erhielt er zahlreiche
Preise, darunter ein Forschungsstipendium der schwedischen Universität Umeå.
Bild: SRH
쮿 Ulrich Vonderheid (43, CDU),
zurzeit noch hauptamtlicher Erster
Stadtrat in Lampertheim und Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag Bergstraße, ist vom Gemeinderat der Stadt Leonberg (bei Stuttgart) zum Bürgermeister gewählt
worden.
쮿 Der Geschäftsführer von Duscholux in Schriesheim, Dieter
Preissing, verlässt das Unternehmen. Erst kürzlich hatte er sich die
Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter nach monatelangem
Streit über eine Neuordnung geeinigt.
쮿 Die Ludwigshafener Kreishandwerkerschaft hat Hans Ziegele als
Kreishandwerkermeister bestätigt.
Die Mitgliederversammlung bestä-
tigte auch Heinz-Werner Süss als
dessen Stellvertreter und die übrigen Vorstandsmitglieder in ihren
Ämtern.
쮿 In einer Feierstunde haben Prof.
Dr. Dieter Leonhard, Rektor der
Hochschule Mannheim, und Hendrik Weiler, Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektor von
ABB Deutschland, den ABB-Hörsaal an der Hochschule in Betrieb
genommen. Insgesamt hat ABB
den Umbau mit 50 000 Euro gefördert.
쮿 Herbert Bodner (60), Vorstandschef des Baukonzerns Bilfinger
Berger, wird am 1. Januar neuer
Präsident des Hauptverbandes der
Deutschen Bauindustrie. Der Diplom-Ingenieur ist seit 1991 für die
Mannheimer Bilfinger Berger AG
tätig.
쮿 Dr. Wolfgang Heer wird nach der
Hauptversammlung im Juli den
Vorstandsvorsitz der Mannheimer
Südzucker AG von Dr. Theo Spettmann übernehmen. Heer arbeitet
seit 1987 bei Südzucker, dem Vorstand gehört er seit März 2008 an.
쮿 Markus Böll bleibt Obermeister
der Bauinnung Heidelberg. Der 46jährige
Bauunternehmer
aus
Schriesheim wurde bei der Jahreshauptversammlung der Bauinnung
Heidelberg im Amt bestätigt. Zum
stellvertretenden Obermeister wurde Linus Wiegand (LW Bau GmbH,
Eppelheim) gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder sind Steffen
Bernd (Bernd GmbH & Co. KG,
Menschen
Schriesheim), Alfred Dessloch (Michael Dessloch Baugeschäft, Heidelberg), Peter Huber (Huber
GmbH, Heidelberg), Udo Junkert
(Junkert Straßen- und Tiefbau
GmbH, Nußloch) und Stefan Pfeifer
(Pfeifer Bau GmbH, Schriesheim).
쮿 Harald Weber, Geschäftsführer
der Lamtec GmbH & Co. KG, hat der
baden-württembergischen
Umweltministerin Tanja Gönner bei einem Besuch des Walldorfer Unternehmens die Sensortechnologie
präsentiert, die Lamtec gemeinsam
mit dem Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart entwickelt hat.
쮿 Professor Axel Borsch-Supan,
Direktor des Research Institute for
the Economics of Aging (MEA) an
der Universität Mannheim, ist zum
Mitglied des interdisziplinären Forschernetzwerks „MacArthur Research Network on an Aging Society“ ernannt worden.
쮿 Preisträger des mit 2000 Euro dotierten Carl-Benz-Preises 2008 ist
Karsten von Laufenberg (26). Der
Preis wird jährlich vom MercedesBenz Werk Mannheim für überdurchschnittliche Leistungen von
Absolventen der Hochschule
Mannheim vergeben.
쮿 Dr. Dominik von Achten übernimmt im Vorstand des Baustoffkonzerns HeidelbergCement ab 1.
Januar zusätzlich die Verantwortung für Nordamerika. Er folgt damit
Alan Murray, der Ende 2008 in den
Ruhestand geht.
쮿 BASF-Vorstandsmitglied Stefan
Marcinowski (55) ist neuer Vorsitzender der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB).
Er übernimmt das Amt von Bernward Garthoff (Bayer CropScience
AG).
쮿 Ulrich Tödtmann, Vorstand der
MVV Verkehr AG und MVV OEG sowie Geschäftsführer der MVV
GmbH, verlässt das Unternehmen
auf eigenen Wunsch zum Jahresende. Der 44-Jährige wechselt in
den Vorstand der börsennotierten
Foris AG in Bonn.
쮿 Auf dem 50. Deutschen Schneider-Kongress in Dresden hat der
Mannheimer Bernd Agne mit einem
dunkelblauen Hosenanzug eine
Goldmedaille gewonnen. Das war
für den Schneidermeister mittlerweile die 30. Auszeichnung in Gold
auf nationaler und internationaler
Ebene.
쮿
Der Geschäftsführer der
Schweißtechnischen Lehr- und
Versuchsanstalt (SLV), Prof. Dr.
Rolf Felleisen, ist in den Ruhestand
gegangen. Sein Nachfolger ist Dr.
Helmut Nies.
쮿 Der Geschäftsführer des Großterminals Contargo Ludwigshafen
GmbH, Hans-Peter Hofmann, geht
Ende Dezember mit Erreichen des
Rentenalters in den Ruhestand.
Hofmann hat die Geschäftsführung
gemeinsam mit Thomas Löffler inne.
쮿 Hans-Peter Immel, Direktor der
Mercedes-Benz
Niederlassung
Mannheim-Heidelberg-Landau und
des Smart Center Rhein-Neckar hat
dem Sportregion Rhein-Neckar e.V.
einen Smart fourfour übergeben.
쮿 Prof. Dr. Oliver Trapp (35) vom
Organisch-Chemischen Institut der
Universität Heidelberg hat den Innovationspreis des Landes Nordrhein-Westfalen in der Kategorie
„Nachwuchs“ erhalten.
쮿 Der Präsident der Handwerkskammer
Mannheim,
Walter
Tschischka, hat neue Sachverständige in zwei Handwerken bestellt: Ralf Schnor aus Mannheim
für das Ofen- und Luftheizungsbauer-Handwerk und Michael Streib
aus Zuzenhausen für das Elektrotechniker-Handwerk,
Teilgebiet:
Energie- und Gebäudetechnik.
쮿 Der Verband der Metall- und
Elektroindustrie Baden-Württemberg (Südwestmetall) hat die Nachwuchswissenschaftler Kian Emamalizadeh (Universität Mannheim)
und Dr. jur. Jan Milus (Universität
Heidelberg) mit dem Südwestmetall-Förderpreis ausgezeichnet.
쮿 Die Kritiker des „Guide Michelin“ 2009 haben dem Restaurant
„Alte Pfarrey“ im pfälzischen Neuleiningen einen Stern verliehen. Im
ehemaligen Pfarrhof steht Silvio
Lange am Herd. Er ist als Geschäftsführer für Restaurant und
Hotel verantwortlich.
쮿 Professor Dr. Jens Hermsdorf ist
zum neuen Präsidenten der Fachhochschule Worms gewählt worden. Bislang hatte Hermsdorf eine
Professur an der Hochschule Bremen inne.
쮿 Der Walldorfer Softwarekonzern
SAP hat den ehemaligen OracleEntwickler John Wookey als Chef
des Bereichs „webbasierte Software für Großkunden“ angeworben. Wookey war vergangenes
Jahr nach internen Turbulenzen
beim SAP-Wettbewerber Oracle
als Entwicklungschef ausgeschieden.
쮿 Der Aufsichtsrat der Stadtmarketing Mannheim GmbH und die
Stadt Mannheim haben eine engere Kooperation und Verzahnung ihrer Kommunikationsaufgaben verabredet. Die hierzu in der Stadtverwaltung neu geschaffene Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Touristik,
Kommunikation hat Jan Pruust neben seiner Funktion als Geschäftsführer des Stadtmarketing ab Dezember übernommen.
쮿 Das Weinheimer Hotel der „Goldene Pflug“ ist von der „Gesellschaft zur Förderung des Tourismus“ (GFT) mit drei goldenen Sternen ausgezeichnet worden. Das
Hotel wird vom Ehepaar Udo und
Cordula Stark geführt.
쮿 Zum 1. Januar 2009 übernimmt
Uwe Scheuermann (46) die Position des Geschäftsführers der Vileda
GmbH Weinheim. Zeitgleich wechselt Marc A. Bajorat (40) zur Freudenberg Haushaltsprodukte KG als
neuer Regional Vice President
NAFTA (USA, Kanada, Mexiko).
쮿 Neuer Verkaufsleiter für Autoreparaturlacke der BASF CoatingsMarke R-M in Deutschland ist seit
dem 1. November Karl-Heinz Edinger. Edinger löst Thorsten Schlatmann ab.
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69181 Leimen
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쮿 Dr. Rüdiger Linnebank (41) hat
das Amt das Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Vorderpfalz
übernommen. Er ist Nachfolger von
Rolf Settelmeier.
쮿 Zum „Winzer des Jahres“ haben
die Weinkritiker des Gastronomieführers Gault Millau das Laumersheimer Weingut der Brüder Werner
und Volker Knipser gewählt.
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Offizieller
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econo
Unternehmensethik
Bild: Klooß
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Unternehmensethik
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Im Dienst der Gesellschaft
Auf Einladung der Kirche treffen sich Verantwortliche aus Wirtschaft und Gesellschaft einmal
im Monat in der Business Conference Rhein-Neckar. Gemeinsam diskutieren sie über
Wertvorstellungen und aktuelle Fragen der Unternehmensethik
S
eit Monaten macht Hubert
Krämer (Name geändert)
Dienst nach Vorschrift. Er sitzt
acht Stunden im Büro ab, erledigt,
was ihm aufgetragen wird. Doch damit hat es sich dann. Von seinem
früheren Arbeitseifer ist kaum noch
etwas zu spüren. Überstunden leistet er widerwillig – obwohl dies in
dem Ingenieurbüro, in dem er bereits mehrere Jahre arbeitet, in Spitzenzeiten eigentlich dazugehört.
Immer häufiger muss der Rest des
Teams Krämers Fehler ausbügeln.
„Dabei zählt er eigentlich zu meinen besten Leuten“, sagt seine direkte Vorgesetzte Elfriede Scheurer
(Name ebenfalls geändert). „Wie
soll ich mit dieser Situation umgehen?“
“Fördern, Fordern,
Überfordern“
Die Managerin sitzt im Tagungsraum Nummer 5 des HeinrichPesch-Hauses in Ludwigshafen und
blickt fragend in die Runde. An den
im Viereck aufgestellten Tischen sitzen sieben Führungskräfte aus der
Region: ein Manager der BASF, ein
selbstständiger Steuerberater, der
Produktionsleiter einer Fabrik, der
Chef eines städtischen Archivs, ein
leitender Angestellter einer Großbank und andere. Einmal im Monat
kommen sie in der „Business Conference Rhein-Neckar“ zusammen,
um über die Herausforderungen ihres beruflichen Alltags zu reflektieren. „Spiritualität in wirtschaftlicher
Verantwortung“ hat die katholische
Akademie die Veranstaltung überschrieben.
Spiritualität,
Stille,
Schriftlesung, Reflexion und Evaluation stehen auf dem Programm. Das
Thema an diesem Abend lautet
„Fördern, Fordern, Überfordern“.
Im Gespräch mit den anderen begreift Elfriede Scheurer, dass sie mit
ihrem Mitarbeiter vor einem Dilemma steht, das viele Führungskräfte
kennen. Woran sehe ich, ob ich einen Mitarbeiter überfordere? Wie
kann ich minimalen Arbeitseinsatz
wirksam sanktionieren? Wie bekomme ich diese Trägheit aus dem
Mitarbeiter heraus? Darüber wollen
sich die Führungskräfte an diesem
Abend austauschen.
Impulse erhalten sie aus der Bibel. Matthäus, Kapitel 25, hier findet sich das Gleichnis vom anvertrauten Geld: Ein Mann vertraut seinen Dienern unterschiedlich viel
Geld an. Später verlangt er Rechenschaft und bestraft den Diener, der
den ihm anvertrauten Betrag nicht
vermehrt hat. „Denn wer hat, dem
wird gegeben“, lautet einer der Sätze des Gleichnisses, der die Teilnehmer zu einer lebhaften Diskussion
anregt.
„Wir wollen gemeinsam wachsen“, sagt der Jesuitenpater Tobias
Karcher, Leiter des Pesch-Hauses.
Wie ein Mönch sieht Karcher nicht
aus. Mit seinen kurz geschorenen
Haaren, dem hellblauen Businesshemd und der gestreiften Krawatte
würde man ihn eher für einen der
Gäste in der Runde halten.
Als Vorbild der Business Conference Rhein-Neckar dienen die
christliche
Wirtschaftsbewegung
MCC in Frankreich und die Woodstock Business Conference in den
USA. „Dort gibt es eine mehr als
hundertjährige Tradition der Business Ethics“, sagt Tobias Karcher,
dessen spiritueller Zugang zum Thema in der Lehre seines Ordens begründet liegt, wie sie von Ignatius
von Loyola im 16. Jahrhundert formuliert wurde. Karchers zentrale
Frage lautet: „Was bedeutet der Anspruch des Evangeliums für unsere
Arbeitswelt?“ Eine Frage, die in der
Wirtschaft durchaus Anklang findet.
Gut ein Viertel der mittelständischen Unternehmen wird von
christlichen Grundwerten geprägt.
Das ist eines der Ergebnisse der Firmenstudie „Unternehmer-Perspektiven 2008“ von Commerzbank
und „Impulse“. Damit haben die
Unternehmen anderen Firmen ohne ethische Wertebasis etwas voraus. Zumindest in den Augen von
Unternehmensberatern, die sich die
Vermittlung von ethischen Prinzipien auf die Fahne geschrieben haben. Sie sehen Unternehmensethik
als einen immer wichtiger werdenden Erfolgsfaktor.
Der Mannheimer Personalberater Christoph Dyckerhoff hat ein
Ethik-9-Säulen-Modell patentieren
lassen, nach dem er Führungskräfte
für Unternehmen aussucht. „Es
geht um die Frage: Wie verhält sich
jemand im täglichen Leben, um damit zum Erfolg von mir und meinem ganzen Umfeld beizutragen?“,
sagt er. Eine religiöse Verankerung
sei bei der Orientierung sicherlich
nicht von Nachteil.
„Die beiden großen Kirchen in
Deutschland haben eine relativ lange Tradition, sich in wirtschaftsethischen Fragen zu Wort zu melden“,
sagt Ursula Baumann, Privatdozentin an der Philosophischen Fakultät
der Universität Mannheim. So habe
die katholische Kirche mit ihrer Soziallehre seit dem 19. Jahrhundert
ein klares Profil gewonnen.
In der protestantischen Kirchengeschichte lassen sich ähnliche Strömungen ausmachen. Wie die Protestanten heute ihre Rolle hinsichtlich einer Wirtschaftsethik definieren, zeigte sich im Juli 2008, als der
Rat der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD) eine Denkschrift zum Thema veröffentlichte:
„Unternehmerisches Handeln in
evangelischer Perspektive“. Auf
mehr als 100 Seiten will die EKD
die Unternehmer ermutigen, ihre
Tätigkeit in den Dienst der gesamten Gesellschaft zu stellen, indem
sie wirtschaftlichen Erfolg und mitarbeiterfreundliche Arbeitsbedingungen miteinander verbinden.
„Als Maßstab unternehmerischen
Handelns gilt dabei die soziale Verantwortung“, so Bischof Wolfgang
Huber, der Ratsvorsitzende der
EKD. Einer der Leitgedanken der
Studie: Führen bedeutet in erster Linie, den Mitarbeitern Verantwortung und Werte vorzuleben. „Kreativität und Leistungsbereitschaft der
Arbeitnehmer“, so die Studie, „können auf Dauer nur dadurch erhalten
werden, dass sie sich im Unternehmen wertgeschätzt und gefördert
wissen.“
Kirchen wollen
weniger Regulierung
Darüber gibt es wenig zu streiten.
Eine Debatte entbrannte allerdings
an anderer Stelle. Mit der neuen
Denkschrift verabschiedet sich die
EKD nach Auffassung von Kritikern
wie dem Heidelberger Theologieprofessor Ulrich Duchrow von ihrer
eigenen bisherigen sozialethischen
Grundeinsicht, dass das unternehmerische Handeln durch die Politik
sozial und ökologisch verträglich in
die Gesellschaft eingebettet werden
müsse. Dies war eine der Aussagen
des gemeinsamen Wirtschafts- und
Sozialwortes der Kirchen von 1997.
„Zehn Jahre später will die EKD im
Einklang mit dem neoliberalen
Mainstream ,die staatliche Regulierung auf das Notwendigste’ reduzieren“, kritisiert Duchrow im Vorwort
des von ihm herausgegebenen
Buchs. Er fordert den Rat der EKD
daher auf, die Denkschrift zu wider왘왘
rufen.
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Unternehmensethik
왘왘 Die Auseinandersetzung innerhalb der evangelischen Kirche zeigt
vor allem eins: Der Grat, auf dem
sich Wirtschaftsethiker bewegen, ist
schmal. Wirtschaft und Ethik – für
manch einen mag das gar ein Widerspruch sein. Ursula Baumann beschreibt das grundsätzliche, theoretische Dilemma: Kein Unternehmer
wird sich ethischen Richtlinien –
zum Beispiel in der Mitarbeiterführung – verpflichten, solange er nicht
davon ausgehen kann, dass es ihm
andere Unternehmer gleichtun.
Nur über entsprechende positive
oder negative Anreize seitens der
Politik oder der Gesellschaft lasse
sich dies steuern.
Die Bibel gibt keine
Arbeitsanweisungen
Was die Wissenschaftlerin auf der
philosophischen Makroebene erörtert, diskutieren die Teilnehmer der
Business Conference auf der praxis-
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19. Dezember 2008
BUSINESS CONFERENCE RHEIN-NECKAR
Verantwortliche in Wirtschaft und Gesellschaft aus der Metropolregion treffen sich regelmäßig zu einem Gedankenaustausch über unternehmensethische Fragen. Drei Gruppen mit jeweils zehn bis zwölf
Teilnehmern kommen dazu einmal im Monat zusammen und diskutieren Themen wie Qualifizierung von Mitarbeitenden, Aktivität und Stille, Konfliktlösung und Konfliktmanagement, Menschenführung und
Menschenbild. Veranstaltet wird die Business Conference vom Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen in Kooperation mit dem Forum der
Jesuiten in Mannheim.
■ Weitere Informationen gibt Tobias Karcher, Telefon: (0621) 5999160, E-Mail: [email protected].
nahen Mikroebene: von Managerethik bis zu Mitarbeiterführung.
Dabei entdecken sie, dass viele
Texte der Bibel Erfahrungen der Berufswelt und der Ökonomie widerspiegeln. Mehrere Abschnitte, so
scheint es, haben die Autoren der
Heiligen Schrift direkt aus dem Arbeitsleben entnommen. „Sie bieten
hilfreiche Grundorientierungen für
das unternehmerische Handeln“,
heißt es in der EKD-Denkschrift.
„Direkte Anweisungen für das Arbeitsleben lassen sich daraus allerdings nur bedingt ableiten.“ Das ist
auch die Gewissheit, in der die Conference-Teilnehmer an diesem
Abend das Heinrich-Pesch-Haus
verlassen. Elfriede Scheurer hat
durch den Austausch mit den anderen Personalverantwortlichen die
Erkenntnis gewonnen, dass sie auch
ihr eigenes Verhalten überdenken
müsste, um Hubert Krämer wieder
zu seinem früheren Leistungshoch
zu bringen.
Offene Fragen
dürfen bleiben
Ein intensives Gespräch mit dem
Mitarbeiter könnte ein erster Schritt
sein, um die wahren Gründe für die
Verweigerungshaltung herauszufinden. Eine befriedigende Antwort
auf ihre Frage nach wirksamen
Sanktionen hat sie an diesem Abend
letztlich nicht erhalten. Aber das
war auch gar nicht das Ziel. Es ging
vielmehr darum, sich über seine eigenen Werte klar zu werden. „Und
dabei“, sagt Pater Tobias Karcher,
„dabei dürfen ruhig offene Fragen
bleiben.“
Daniel Albrecht
Ständige Fachausstellung auf
über 1.600 qm
Komplettservice – von der
Projektierung bis zur Übergabe
Partnerschaft mit den Besten
Bild: Fotolia
Lösungen, die begeistern
AUS DER DENKSCHRIFT DER EVANGELISCHEN KIRCHE
Unternehmer und Arbeitnehmer
Zwischen Unternehmern und Arbeitnehmern besteht eine ungleichgewichtige Beziehung, aus der Unternehmern eine besondere Verantwortung erwächst.
Schaffung, Erhalt und Abbau von Arbeitsplätzen
Unternehmen sind dynamisch und mit ihnen auch die Arbeitsplatzentwicklung. Unternehmer müssen diesen Prozess in fairer Partnerschaft mit allen Betroffenen verantwortlich gestalten.
Mitbestimmung und Mitverantwortung
Die Beteiligung von Arbeitnehmern am Wertschöpfungsprozess berechtigt in der Tradition der Sozialpartnerschaft zur Mitbestimmung
und erfordert Mitverantwortung für die Dynamik der Unternehmensexistenz. Mitbestimmung kann das notwendige Vertrauenskapital
schaffen.
Mitarbeiterbeteiligung
Die Beteiligung der Arbeitnehmer am Kapital und vor allem am Ertrag
kann Vorteile auch für die Unternehmen bieten und ist eine Chance,
eine gerechtere Vermögensverteilung herbeizuführen. Insbesondere
die Kapitalbeteiligung birgt allerdings auch beachtliche Risiken für die
Beschäftigten.
Quelle: EKD
Büros mit Persönlichkeit
KAHL Büroeinrichtungen GmbH
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52
Unternehmensethik
Der Anstifter
Finanzberater Bernhard Stammler will seine Kunden dazu bewegen, einen Teil ihrer Geldanlagen
einer Stiftung zugute kommen zu lassen. Mit den Erträgen werden soziale Projekte unterstützt
ieser Zaun ist eine Katastrophe“, stöhnt Bernhard Stammler. Vom Wintergarten seines
exklusiven Bürogebäudes am Südrand von Eppelheim blickt der Finanzberater seit einigen Wochen direkt auf einen zwei Meter hohen Sicherheitswall der US-Armee. Das
Bauwerk schützt eine grüne Wiese
neben der Kaserne im Patrick-Henry-Village. Stammler hat gerade
noch verhindern können, dass der
Zaun direkt auf die Grundstücksgrenze gesetzt wurde.
D
Verwerfungen wie alle
17 000 Jahre
Der
Sicherheitswall
ärgert
Stammler weit mehr als die Finanzkrise, die dramatische Auswirkungen auf die von ihm angebotenen Finanzprodukte hatte. Durch die
randlose Brille blickt Stammler auf
zwei Blatt Papier, mit dem Finger
zeigt er auf die Zahlen in den blau
eingerahmten Tabellen. Sie zeigen,
wie sich die von Stammlers Unternehmen MAS Consult GmbH angebotenen Dachfonds in der jüngsten
Vergangenheit entwickelt haben.
Nach Jahren überdurchschnittlichen Wachstums steht in der aktuellen Zeile selbst beim risikoarmen
„Absolute Return“ ein dickes Minus. „Schuld ist die Finanzkrise“,
murmelt Stammler. Im kleingedruckten Text unter den Zahlen
steht: „Der Monat Oktober hat die
Börsengeschichtsbücher um ein
wichtiges Kapitel reicher, die Anleger jedoch um einiges ärmer gemacht. (…) Leider kam es zu
Marktverwerfungen, die statistisch
betrachtet nur alle 17 000 Jahre auftreten.“
Trübsal bläst Stammler angesichts des augenscheinlichen Wertverfalls jedoch nicht. Risikoanlagen
haben die Fondsverwalter zu Gunsten von stabileren Anlageformen
umgeschichtet. „Während Laien ihre Verluste realisieren, legen Profis
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Bernhard Stammler, Gründer und Eigentümer der Eppelheimer Firma MAS Consult, hat zum 25-jährigen Jubiläum seines
Unternehmens einen Fonds aufgelegt, mit dem Kunden gemeinnützige Projekte unterstützen können.
Bild: Rothe
ihr Geld an“, sagt er. „Jetzt werden
Vermögen aufgebaut.“
Von dem zu erwartenden Wiederaufschwung sollen nach Stammlers Wunsch künftig auch Menschen profitieren, denen das nötige
Kleingeld für große Geldstrategien
fehlte: gemeinnützige Vereine und
Initiativen. Zum 25-jährigen Bestehen seines Unternehmens im Sommer setzte MAS Consult zwei neue
Fonds auf: den „MultiSelect Absolute Return Anteilklasse S“ und den
„MultiSelect Globale Chancen Anteilsklasse S“. Das „S“ steht für die
Stiftung „Helfen und Fördern vor
Ort“, die Stammler anlässlich des
Firmenjubiläums in diesem Sommer
gegründet hat. Den Grundstock von
50 000 Euro hat Stammler selbst
eingezahlt. Weiteres Kapital will er
durch die Anlagen gewinnen. „Mir
gefällt die Idee, damit andere zum
Stiften anzustiften“, sagt er. Von jedem in den S-Fonds angelegten Euro gehen 0,1 Prozent in das Stiftungsvermögen über. Das Fondsmanagement legt weitere 0,3 Prozent
drauf. „Bei einer Anlagesumme von
100 000 Euro kommen auf diese
Weise 400 Euro zusammen“, rechnet Stammler vor. In zehn Jahren
will er so eine halbe Million Euro
sammeln. Keine utopische Summe,
wenn man weiß, dass ein Großteil
der MAS-Consult-Kunden - die Abkürzung MAS steht für Medizinischer Assekuranz Service – eher zu
den Vermögenden zählt.
Von den Erträgen, die mit dem
Geld erwirtschaftet werden, sollen
70 Prozent direkt dem Stiftungszweck zugute kommen. „Damit
wollen wir Projekte unterstützen,
die es sich zur Aufgabe gemacht haben, soziale Missstände in Deutschland zu lindern“, sagt Stammler. Er
selbst hat in der Vergangenheit regelmäßig soziale Einrichtungen und
Vereine aus der Region mit Spenden
bedacht, zum Beispiel die Obdachlosenhilfe Obdach e. V. und den
„Kinderplanet“ am Zentrum für
Kinder- und Jugendmedizin in Heidelberg. „Wenn diese Leute nicht
wären, dann läge in unserer Gesellschaft einiges im Argen“, sagt der Finanzberater.
Daniel Albrecht
Preise & Wettbewerbe
53
Sensibler Umgang mit Know-how
Der Sicherheitspreis 2009 soll vorbildliche
Projekte küren. Die Ausschreibung läuft
STUTTGART. Zum zweiten
Mal nach 2007 vergibt das Sicherheitsforum Baden-Württemberg im
Jahr 2009 seinen Sicherheitspreis.
Gesucht werden Projekte, die das
Know-how eines Betriebes schützen, sei es in personeller, technischer, organisatorischer oder rechtlicher Hinsicht. Die Schirmherrschaft
für den Sicherheitspreis 2009 haben
die beiden baden-württembergische
Landesministerien für Inneres und
Wirtschaft übernommen. Die Auszeichnung soll dazu beitragen, dass
Unternehmen stärker für die Gefahr
des ungewollten Know-how-Abflusses sensibilisiert werden. Teilnahmeberechtigt sind Unternehmen aller Branchen. Sie müssen allerdings
ihren Firmensitz oder eine Niederlassung in Baden-Württemberg haben. Außerdem sind Kommunen,
Behörden, Organisationen und Institutionen sowie Hochschulen in
Baden-Württemberg dazu aufgerufen, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen. Darüber hinaus können
sich Personen mit ständigem Wohnsitz in Baden-Württemberg für den
Sicherheitspreis bewerben. Die besten Projekte werden von einer Jury,
die aus Mitgliedern des Sicherheitsforums besteht, ausgewählt.
2007 verlieh Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (links) den
Sicherheitspreise erstmals an die Sieger und Geehrten.
Bild: IMBW
Die Bewerbungsunterlagen müssen bis zum 31. Januar 2009 eingereicht werden. Die Preisverleihung
findet am 26. März 2009 bei der
Messe „eltefa“ auf dem Gelände der
Messe Stuttgart statt.
Kristian Klooß
WERNER-BONHOFF-PREIS
MUM AWARDS
STARTUP-IMPULS
FIRMEN DES JAHRES
Bürokratie umgehen
Mittelstand im Rampenlicht
Ideenwettbewerb für Gründer
Ludwigshafen vergibt Titel
BERLIN. Die Werner-Bonhoff-Stif-
MÜNCHEN. Die Mittelstands-
HANNOVER. Der Ideenwettbe-
LUDWIGSHAFEN. Die Stadt
tung prämiert mit insgesamt
100 000 Euro Unternehmer, die
hinderliche Auflagen und Rechtsvorschriften von Behörden auf legalem Wege umgehen. Prämiert werden jene, die dabei unkonventionelle und gesetzestreue Wege erfolgreich beschritten haben. Die Bewerbung erfolgt durch die Beantwortung von vier Fragen. Die Antworten fließen zugleich in das Forschungsprojekt „Unternehmer und
bürokratische Hürden“ ein, an dem
die Bewerber automatisch teilnehmen. Alle Angaben werden vertraulich behandelt. Langfristiges Ziel des
Projekts ist der Abbau von Gesetzen
und Vorgaben für Existenzgründer
und Unternehmenslenker. Gründer,
Selbstständige und Unternehmer
können sich noch bis zum 31. Dezember bewerben. Der Preis wird
im April verliehen. Das genaue Datum steht noch nicht fest.
KrK
Awards sollen helfen, die Bedeutung kleinerer und mittlerer Unternehmen und seiner Leistungen im
Bewusstsein der Bevölkerung und
der Politik zu verankern. Das Unternehmermagazin „Markt und Mittelstand“ zeichnet daher herausragende Leistungen von mittelständischen Unternehmern sowie Initiativen aus Politik und Wirtschaft aus.
Zielgruppe sind Unternehmen und
Initiativen. Eine Eigenbewerbung
ist für die Kategorien „Mittelständler des Jahres“ und „Neue Technologie für den Mittelstand“ möglich.
Für letztere gilt der 31. Dezember
als Anmeldeschluss. Darüber hinaus
werden die Best-Practice-Awards an
die Sieger des Benchmarking-Wettbewerbs der Exportakademie Baden-Württemberg verliehen. Vorschläge können formlos eingereicht
werden. Die Preisverleihung findet
am 19. Februar in Berlin statt. KrK
werb der Wirtschaftsförderungsgesellschaft „hannoverimpuls“ und
der Sparkasse Hannover begleitet
Gründungsinteressierte von der
Idee bis zum eigenen Unternehmen. Dabei erhalten die Teilnehmer
eine fachliche Begleitung durch einen Coach, ein persönliches Gutachter-Feedback zu Ihrer Idee und
die Chance, viele Kontakte zu knüpfen. Die Sieger erhalten außerdem
Stipendien von sechs, neun und
zwölf Monaten im Wert von 9000,
13 500 und 18 000 Euro. Darüber
hinaus werden Workshops und Seminare im Wert von 1000 Euro an
die nachfolgend bestplatzierten
Wettbewerbsteilnehmer vergeben.
Die Ausschreibung richtet sich an
Gründer aller Branchen. Anmeldeschluss für den Ideenwettbewerb ist
der 5. Januar. Das Datum der Preisverleihung steht noch nicht fest. Die
Anmeldung erfolgt online.
KrK
Ludwigshafen sucht das „Unternehmen des Jahres 2009“. Der Preis
steht unter der Schirmherrschaft
von Oberbürgermeisterin Dr. Eva
Lohse und wird zum dritten Mal
vergeben. Er richtet sich an kleine
oder mittelständische Unternehmen
mit Sitz in Ludwigshafen. Auswahlkriterien sind zum Beispiel Erfolge
bei der Schaffung von Arbeitsplätzen, in der Ausbildung, bei Innovationen, dem ehrenamtlichen Engagement oder der Mitarbeiterförderung. In der Jury sitzen Vertreter aus
Wirtschaft, Wissenschaft, Handel,
Handwerk, Banken und Gewerkschaften. Zusätzlich wird der „Sonderpreis Einzelhandel“ vergeben. Er
ist dem inhabergeführten Facheinzelhandel gewidmet. Einsendeschluss für die Bewerbung ist der
12. Januar. Die Sieger werden am 3.
März bei einer Feierstunde im
Ernst-Bloch-Zentrum geehrt. KrK
Internet
www.werner-bonhoff-stiftung.de
Internet
www.marktundmittelstand.de
Internet
www.startup-impuls.de
Internet
www.sicherheitsforum-bw.de
Internet
www.weg-ludwigshafen.de
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Unternehmensnachfolge
Den Absprung schaffen
500 000 Unternehmer müssen in den kommenden fünf Jahren ihre Nachfolge regeln.
Bilder: Fotolia.com und dreamstime.com; Montage: Xmedias GmbH
Nur die Hälfte schafft den Übergang in die zweite Generation. Wer gut plant, hat mehr Erfolg
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Unternehmensnachfolge
ürgen Schweger bittet darum,
seinen echten Namen nicht zu
nennen. Das Thema, über das
der Mannheimer Unternehmer im
abgetrennten Teil seines Büros
spricht, ist brisant: die Übernahme
der Unternehmensführung von seinem Vater. Es geht um Vertrauen,
viel Geld und um den möglichen
Verlust eines Lebenswerkes – um
Dinge also, über die ein Geschäftsmann in der Öffentlichkeit normalerweise schweigt. Vor allem dann,
wenn sein Unternehmen weithin
Bekanntheit genießt.
Für Schwegers Firma entpuppte
sich die Nachfolgeregelung als langwierig. Der gesamte Prozess stellt
den Familienverband bis heute auf
die Probe. Denn obwohl die Weichen längst gestellt sind, noch ist die
Übertragung auf die nächste Generation nicht abgeschlossen.
Gefordert war zunächst der Senior: Er musste das Loslassen lernen. Leicht fiel es ihm nicht, das Geschäft der nächsten Generation anzuvertrauen. Zumindest wollte er
die Regelung der eigenen Nachfolge
lange Zeit nicht auf seine Prioritätenliste setzen. Obwohl die Kinder
bereits über Jahre im Unternehmen
mitarbeiteten, blieben viele Fragen
unbeantwortet: Würden sie die Firma eines Tages übernehmen? Sind
sie in der Lage, sie erfolgreich weiterzuführen?
J
Der Vater erstellt’s,
dem Enkel zerfällt’s
Mit Mitte 60 hielt der Senior das
Ruder noch immer fest in der Hand.
Angestellte Manager setzen sich in
diesem Alter zur Ruhe. Nicht so
Schwegers Vater. Er alleine hatte das
Sagen, ließ sich von niemandem in
die Geschäftsführung hineinreden,
auch von seinen Kindern nicht.
„Der Vater erstellt’s, der Sohn erhält’s, dem Enkel zerfällt’s“ – das
Sprichwort bringt die Befürchtungen des Mannes auf den Punkt.
Die entscheidende Wendung erfolgte vor acht Jahren. Als ein befreundeter Unternehmer plötzlich
verstarb, rutschte sein führungsloses Unternehmen innerhalb weniger Monate in die Insolvenz. Das
ließ im Hause Schweger die Alarmglocken schrillen. „Damals ist mein
Vater aufgewacht“, sagt Jürgen
Schweger. „Plötzlich hatte er es eilig.“ Der Junior erinnert sich, wie
sein Vater ihn überstürzt im Urlaub
anrief und den Entwurf eines Geschäftsführervertrags durchfaxte.
„Er wollte sicherstellen, dass im Falle seines Ablebens das Geschäft erfolgreich weiterläuft.“ Auf einer
Kundenveranstaltung kündigte der
Senior schließlich stolz die Übergabe des operativen Geschäfts an. Seither führt Sohn Jürgen zusammen
mit seinen Geschwistern das elterliche Unternehmen.
„Wir hatten das Glück, dass unser Vater damals eine klare Entscheidung getroffen hat“, erzählt Schweger. Die Geschwister konnten das
Geschäft ganz nach ihren Vorstellungen gestalten. Das blieb nach außen hin nicht verborgen. „Wir haben unser Logo aufgefrischt und die
Geschäftsräume erst einmal komplett saniert.“ Das Marketing wurde
forscher, die Werbung pfiffiger.
Wie dem Mannheimer Unternehmer geht es vielen Firmen in
Deutschland. „Rund 500 000 Unternehmen müssen in den nächsten
fünf Jahren ihre Nachfolge regeln“,
sagt Hans Hamerak, Betriebsberater
bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar in Heidelberg. Allein in der Metropolregion
müssen sich einer IHK-Schätzung
zufolge jährlich rund 2000 Unternehmen mit dem Thema Nachfolge
auseinander setzen. Viele schaffen
den Prozess ohne Probleme. „Doch
häufig drängt das Tagesgeschäft die
Nachfolgeregelung in den Hintergrund“, sagt Hamerak, der seit Juli
als „Nachfolge-Moderator“ im Kammerbezirk tätig ist. Er kennt die Fragen, die sich Übergeber und Übernehmer stellen. Knapp 50 Anfragen
hatte er in den vergangenen fünf
Monaten auf dem Tisch. In einer
Hand voll Fällen hat er Gespräche
geführt, um zu helfen. „Das Thema
wird häufig zu spät und zu wenig
zielorientiert angegangen“, sagt Hamerak.
Im Idealfall findet ein Unternehmer schon nach einer Beratung
durch IHK oder Handwerkskammer
eine Lösung. In vielen Fällen jedoch
verschwinden die Notizen aus den
Beratungsgesprächen in der Schublade. Die Unternehmer verschleppen die Entscheidung. Manche hoffen vergebens auf eine Familienlösung, andere suchen nur halbherzig
nach einem Nachfolger.
Mit zum Teil fatalen Folgen.
„Manche Firmen verwahrlosen regelrecht“, sagt der Mannheimer Un-
DIE VIER PHASEN DES NACHFOLGEPROZESSES
1. Kontakt und Information
Der Unternehmer beginnt mit der Vorbereitung der Nachfolgeregelung. Er verschafft sich Informationen bei der IHK, beim Steuerberater,
einem Fachverband oder seiner Hausbank. Zugleich sensibilisiert er
seine Familie für das Thema.
2. Suche und Auswahl des Nachfolgers
Der Übergeber definiert das persönliche Profil seines Nachfolgers
und legt dessen unternehmerische und fachliche Qualifikationen fest.
Dann begibt er sich auf die Suche; sei es in der Familie, dem Unternehmen oder außerhalb, etwa auf einer Unternehmensbörse.
3. Transaktion und Übergabe
Diese Phase umfasst die rechtlichen Schritte zum Verkauf des Unternehmens. Als Vorvereinbarung der Nachfolge wird oft ein „Letter of
Intent (LOI)“ abgeschlossen. Er gilt bis zum Abschluss des endgültigen Kaufvertrags.
4. Nachbetreuung und Nachfolger-Coaching
Um das Einarbeiten in das Unternehmen zu erleichtern, greifen viele
Übernehmer auf Coaching-Programme zurück. Ein fachkundiger Berater steht ihnen dann zur Seite bei vielen alltäglichen Fragen, beispielsweise zu den Mitarbeitern, dem Markt oder dem Wettbewerb.
Quelle: „Herausforderung Unternehmensnachfolge“, Herausgeber: BadenWürttembergischer Industrie- und Handelskammertag, 3. Auflage, 2007
55
ternehmensberater Rolf Neuhaus.
Er ist auf Nachfolgeregelungen in
schwierigen Fällen spezialisiert.
Häufig sind es besorgte Banken und
verzweifelte Betriebsräte, die ihn
um Hilfe bitten. Mit Unterstützung
des Beraters wollen sie verhindern,
dass das Unternehmen wegen einer
verzögerten Übergabe zusammenbricht. „In der Gewissheit, ohnehin
nicht mehr lange am Ruder zu sein,
vernachlässigen viele scheidende
Chefs notwendige Investitionen“,
sagt Neuhaus. Auch die Entwicklung des Personals leide. Eine Abwärtsspirale setzt sich in Gang.
Wenn die Mitarbeiter merken, dass
in der Firma Stillstand herrscht, beginnen die Besten bald mit der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz.
Der Unternehmenswert schmilzt.
„In solchen Fällen geht es dann leider nur noch darum, die Braut vor
dem unausweichlichen Verkauf aufzuhübschen“, sagt Neuhaus. Ohne
schmerzliche Einschnitte gehe das
selten.
Die Zeitbombe tickt in
vielen Unternehmen
In der Hälfte der Fälle gelingt der
Führungswechsel nicht reibungslos,
sagt Albrecht Fridrich, Geschäftsführer des baden-württembergischen Rationalisierungs- und Innovationskuratoriums der Deutschen
Wirtschaft (RKW BW) in Stuttgart.
Allzu oft liege dies an den Inhabern
selbst. „Die Unternehmen wurden
meist von Männern aufgebaut, die
von einem unerbittlichen Anspruch
an sich selbst und andere getrieben
wurden“, sagt Fridrich. Sie zögerten
den Schritt zur Nachfolgeregelung
oftmals viel zu lange hinaus. Viele
können nicht loslassen, klammern
sich an die von ihnen gegründete
Firma. „Die Zeitbombe tickt“, sagt
Fridrich und mahnt: Eine Übergabe
muss auf dem Höhepunkt der Leistungsfähigkeit vorbereitet werden –
nicht erst dann, wenn Flexibilität
und Belastbarkeit abnehmen und
der unternehmerische Mut zum Risiko schwindet. Die Planung sollte
daher rund fünf Jahre vor dem Ausstieg des Seniors beginnen. Nach einer Bewertung des Unternehmens
und seiner strategischen Positionierung könne dann ein mittelfristig
angelegter Maßnahmenkatalog abgearbeitet werden, so Fridrich.
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Unternehmensnachfolge
DIE UNTERNEHMENSBÖRSE NEXXT-CHANGE
Die Unternehmensbörse nexxt-change will Unternehmen und Nachfolgeunternehmer zusammenbringen. Mit der kostenlosen Internetplattform will das Bundeswirtschaftsministerium („nexxt Initiative Unternehmensnachfolge“) den Übergabeprozess vor allem von Mittelständlern aktiv unterstützen. Die jedem Nutzer zugängliche Datenbank enthält mehrere Tausend Inserate von Betrieben und potenziellen Kandidaten, also von Unternehmern, die auf der Suche nach einem geeigneten Unternehmen sind. 700 Regionalpartner betreuen die
Inserenten und helfen bei der Vermittlung. Über eine Benachrichtigungsfunktion lassen sich passende Neu-Inserate abonnieren.
■ www.nexxt-change.org
Das Ziel sei ein „strategischer
Fit“ – eine Nachfolgeregelung, bei
der möglichst alle Schwachstellen
beseitigt werden, um dem noch aktiven Inhaber sowie seinem Nachfolger für die Übergabe eine gute
Wettbewerbsposition zu sichern.
왘왘
Führungswechsel belastet
Beziehung zur Bank
Der Mannheimer Rechtsanwalt
Marcus Schäfer hat Verständnis dafür, dass es vielen Unternehmern
zunächst schwer fällt, offen über die
Nachfolge zu sprechen. „Wer sich
outet, wird von Banken und Geschäftspartnern oftmals in einem
neuen Licht betrachtet“, sagt er.
Nicht immer sei das zum Vorteil des
Unternehmens. Potenzielle Kreditgeber würden vorsichtig, wenn sie
von einem Führungswechsel erfahren. „Manche Finanzinstitute drehen dann erst einmal den Geldhahn
zu“, so Schäfer. „Gerade deshalb
sollten Inhaber in die Offensive ge-
hen und die Planung ihrer Nachfolge früh angehen.“ Seit die Vergabe
von Krediten an die strengen BaselII-Kriterien gebunden ist, drängen
die Banken ohnehin auf eine systematische Nachfolgeregelung. Wer
schon heute an übermorgen denkt,
den honorieren die Kreditinstitute
beim Rating.
Naturgemäß ist es meist der Steuerberater, der zuerst von einer geplanten Übergabe erfährt. Er kennt
die Zahlen, ihm vertraut der Inhaber. Doch nicht in allen Punkten ist
der Steuerberater der beste Ratgeber.
„Im Rahmen der Nachfolgeregelung sind neben den steuerlichen
und rechtlichen Gesichtspunkten
auch wirtschaftliche Aspekte zu beachten“, sagt Schäfer. Obendrein
spielten psychologische Momente
eine wichtige Rolle, weil die Übergabe unmittelbar Auswirkungen auf
das persönliche Selbstverständnis
des Firmeninhabers habe. Mit dem
Ausstieg aus dem Unternehmen
verbindet mancher gar das Gefühl
eines sozialen Abstiegs. „Es entsteht
eine komplexe Situation, mit der
ein Steuerberater alleine meist überfordert ist.“ Zusammen mit anderen
Anwälten, Steuerexperten, Unternehmensberatern und Psychologen
hat er deshalb das Netzwerk Nachfolge e. V. gegründet. Es entstand im
Juni 2003 aus dem Arbeitskreis Unternehmensnachfolge am Institut
für Mittelstandsforschung (IfM) der
Universität Mannheim. Die Mitglieder des Netzwerkes begleiten Unternehmen in der Zeit vor und nach
einer Übergabe.
Wegen der Erbschaftssteuer
drängt die Zeit
Die Schwegers haben ihre Nachfolge ohne ein solches Expertennetzwerk geregelt. Sie planen schon den
nächsten Schritt: die rechtliche
Übertragung von Gesellschaftsanteilen von den Eltern auf die Kinder.
Noch gehört das Unternehmen zu
hundert Prozent dem Gründerehepaar. Erst heute, Ende 2008, ist der
Vater von Jürgen Schweger bereit,
auch einen Teil des Unternehmens
zu übertragen.
Der Steuerberater verwaltet
nur Zahlen
Auf den letzten Drücker sozusagen,
denn wegen des gerade verabschiedeten
Erbschaftssteuergesetzes
drängt plötzlich die Zeit. „Die Einzelheiten besprechen wir derzeit
mit unserem Rechtsanwalt“, sagt
Jürgen Schweger. Von dem auf Unternehmensnachfolgen spezialisierten Juristen fühlt er sich gut beraten. „Von ihm kamen wichtige Impulse.“ Nicht so gut zu sprechen ist
der Geschäftsmann indes auf den
langjährigen Steuerberater der Firma. Denn der hatte sich mehr oder
weniger mit dem Verwalten der
Zahlen begnügt.
Daniel Albrecht
WEITERE INFORMATIONEN
■ „Unternehmensnachfolge – Die optimale Planung“, Herausgegeben von: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi),
Juni 2007
Internet: www.bmwi.de
■ „Herausforderung Unternehmensnachfolge – Informationen für
Unternehmensübergeber und Nachfolger“, Herausgegeben von: Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag, 3. Auflage,
Oktober 2007
Internet: www.bw.ihk.de
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Unternehmensnachfolge
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INTERVIEW
„Das Loslassen fällt schwer“
Der Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar, Dr. Wolfgang Niopek, über die Herausforderungen,
die kleine und mittlere Unternehmen bei der Nachfolgeregelung bewältigen müssen
Pro Jahr müssen 2000 Firmen in der
Region ihre Nachfolge regeln. Wo
lauern Fallstricke?
keiten auf. In etwa der Hälfte der
Fälle verläuft die Nachfolgeregelung
allerdings problemlos.
schiede zwischen den einzelnen
Unternehmen und jeweiligen Interessen zu groß.
➤ DR. WOLFGANG NIOPEK:
Anders als bei einer Gründung sind
bei einer Übergabe stets die Interessen von zwei Partnern zu berücksichtigen: die des bisherigen Inhabers und die des Nachfolger. Es ist
nicht immer einfach, die Vorstellungen beider Seiten in Übereinstimmung zu bringen. Vor allem der
Gründergeneration fällt überdies
das „Loslassen“ meist sehr schwer.
Aber auch die Finanzierung einer
Übernahme wirft häufig Schwierig-
Was können Unternehmen von den
erfolgreichen Übernahmen lernen?
Welche Rolle spielt die novellierte
Erbschaftssteuer in der Nachfolge?
➤ NIOPEK: Sie befassen sich frühzeitig mit dem Thema. Das bedeutet, der Inhaber hat sich häufig
schon über Jahre hinweg gedanklich mit seiner Nachfolge auseinander gesetzt. Je später dies geschieht,
umso weniger Optionen sind offen.
Einen allgemein gültigen Fahrplan
für die perfekte Nachfolge gibt es allerdings nicht. Dazu sind die Unter-
➤ NIOPEK: Das Gesetz ist ein bürokratisches Monstrum. Die Nachfolgeregelung wird dem Mittelstand
unnötig erschwert. Um die Steuernachlässe in Anspruch zu nehmen,
müssen jetzt unternehmerische Entscheidungen nach staatlichen Vorgaben getroffen werden. Das erfordert langfristige Strategien, die viele
kleine Firmen überfordern.
da
Dr. Wolfgang Niopek ist Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar. Bild: IHK
Unternehmensnachfolge
Bilder: Fotolia
58
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Unternehmensnachfolge
59
Loslassen lernen
Family-buy-out, Management-buy-in oder eine Stiftungsgründung:
Das Unternehmensrecht kennt viele Arten des Überganges
D
ie rechtliche Form der Übergabe ist einer der wichtigsten
Punkte, mit denen sich ein
Unternehmen bei der Nachfolgeregelung befassen muss. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig.
Jede Firma muss nach der für sich
passenden Lösung suchen. Die IHKBroschüre „Herausforderung Unternehmensnachfolge“ listet die wichtigsten Formen auf:
Bei einer Nachfolge innerhalb der
Familie – auch Family-buy-out (FaBO) oder „traditionelle Lösung“ genannt – wird zwischen drei Formen
unterschieden:
(1) die Übertragung als vorweg genommene Erbfolge durch Schenkung;
(2) die Übertragung gegen Leiboder Zeitrente, Raten oder wiederkehrende Leistungen, quasi als Altersvorsorge für den Inhaber; sowie
(3) den Kauf des Unternehmens
durch Tochter oder Sohn.
Der Management-buy-out
ist bei Banken beliebt
Die Übertragung findet in vielen Fällen durch Gründung einer Personen- oder Kapitalgesellschaft und
das schrittweise Übertragen von Gesellschaftsanteilen statt. Möglich ist
ferner eine Erbfolge per Testament
oder Erbvertrag; hierbei legt der Inhaber fest, welchen Erbanteil seine
Nachkommen jeweils erhalten. Von
einer gesetzlichen Erbfolge raten die
Experten der „nexxt Initiative Unternehmensnachfolge“ ab, da die
Verwaltung des Nachlasses dann
der gesamten Erbengemeinschaft
obliegt.
Beim
Management-buy-out
(MBO) wird das Unternehmen an
einen oder an mehrere leitende Mitarbeiter verkauft. Die Lösung wird
meist als Ausdruck von Zukunftsorientierung und Risikobereitschaft bewertet. Banken und Geschäftspartner reagieren daher in der Regel positiv auf den Wechsel. Oftmals wird
so auch die Eigenständigkeit des
Unternehmens gesichert. Ein Sonderfall ist das Employee-buy-out
(EBO) bei dem alle Führungskräfte
und Angestellten das Unternehmen
gemeinsam erwerben. Diese Lösung
findet meist dann Anwendung,
wenn ein Verkauf oder eine Insolvenz drohen.
tige oder kirchliche
Zwecke beinhaltet;
(2) eine der Erbschaftssteuer unterworfene Familienstiftung, mehr als
ein Drittel der Stiftungserträge fließen an die Familienmitglieder; sowie
(3) eine Stiftung & Co. KG, steuerrechtlich eine echte Kommanditgesellschaft,
Die Rettung kann auch von
außen kommen
Findet sich keine interne Lösung,
kommt es häufig zum Managementbuy-in (MBI). Dabei übernimmt ein
qualifizierter, firmenexterner Manager das Unternehmen. Der Kaufvertrag wird durch die rechtlichen Verhältnisse bestimmt und muss in notarieller Form erfolgen. Daneben
gibt es mehrere Sonderformen: Buyin-Management-buy-out (BIMBO),
eine interne und eine externe Person übernehmen das Unternehmen
gemeinsam; Owner-buy-out (OBO),
nach dem Verkauf kauft der frühere
Inhaber einen Teil der Gesellschaftsanteile
zurück;
Plant-buy-out
(PBO), ein bisheriger Konkurrent
übernimmt das Unternehmen; Institutional-buy-out (IBO), ein Finanzinvestor kauft das Unternehmen.
Wenn die Firma in eigenen Räumen arbeitet, ist auch eine Verpachtung des Unternehmens möglich.
Dabei bleibt der Verpächter Eigentümer und erhält vom Pächter einen
monatlichen Pachtzins. Nach Ablauf des Pachtvertrages oder beim
Scheitern des Pächters kann er den
Betrieb wieder selbst aktivieren, anderweitig verpachten oder übergeben.
Will sich ein Unternehmer ganz
aus der Firma zurückziehen, sich
aber im Hintergrund auf deren Fortbestand konzentrieren, kann eine
Stiftungslösung sinnvoll sein. Hierzu bieten sich drei Arten von Stiftungen an:
(1) eine Gemeinnützige Stiftung mit
umfangreicher
Steuerbefreiung,
wenn der Stiftungszweck im steuerlichen Sinne gemeinnützige, mildtä-
anders als bei der GmbH & Co. KG
ist der persönlich haftende Gesellschafter jedoch keine GmbH, sondern eine Stiftung.
Daniel Albrecht
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60
De Jure
Schweres Erbe
Die Bundesregierung hat sich auf eine Reform der Erbschaftssteuer
geeinigt. Das Gesetz birgt Unsicherheiten, Rechtsstreite sind absehbar
Bild: privat
Der Experte
Frederick Pitz ist Rechtsanwalt in
der Kanzlei Zipper und Collegen
in Schwetzingen. Seine
Arbeitschwerpunkte sind
das Erbrecht, das Familienrecht
und das Verkehrsrecht.
as Bundesverfassungsgericht
hatte der Regierung die Pistole
auf die Brust gesetzt. Hätte
diese bis zum 31. Dezember 2008
keine neue Regelung in Kraft gesetzt, wäre die Erbschaftssteuer
weggefallen. Schließlich hat die
Große Koalition kurz vor Torschluss
einen Kompromiss gefunden. Auf
der Webseite des Bundesfinanzministeriums preist sie ihn als gerechte
und ökonomische Lösung. Die Eckpfeiler der Erbschaftssteuerreform
sehen dabei wie folgt aus:
Es bleibt bei der Erbschaftssteuer.
Dabei soll aber die Kernfamilie begünstigt werden. Unter dem Begriff
der Kernfamilie werden die Ehegatten sowie die Kinder des Erblassers
verstanden. Bereits nicht mehr zur
Kernfamilie gehören die Geschwister, wenn diese sich testamentarisch
gegenseitig bedenken.
Der Erwerb von Grundvermögen
ist in den meisten Fällen mit 90 Prozent des Vermögenswerts zu versteuern. Die Vererbung von selbst
genutztem Wohneigentum bleibt
steuerfrei, wenn der überlebende
Ehegatte oder die Kinder in dem
Haus mindestens zehn Jahre lang
wohnen bleiben. Bei den Kindern
D
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als Erben darf dabei die Wohnfläche
allerdings 200 Quadratmeter nicht
überschreiten. Auch Zweitwohnsitze sind nicht privilegiert.
Kommt es zur Veräußerung der
Immobilie innerhalb der Zehn-Jahres-Frist, ist eine Nachversteuerung
die Folge. Der Erbe kann dann lediglich mit einem Antrag auf Stundung
der Steuerschuld oder Ratenzahlung reagieren.
Ebenfalls neu ist die Regelung
zum Übergang des Betriebsvermögens. Betriebsvermögen ist pauschal
mit 85 Prozent des Betriebswertes
zu versteuern.
Führt der Erbe den Betrieb fort,
so kann nach der Reform unter bestimmten Umständen eine vollständige Steuerbefreiung eintreten. Hier
bietet die Reform eine Wahl zwischen zwei Modellen an. Doch bereits bei der Wahl ist Vorsicht und
Voraussicht geboten. Die Wahl, für
welches Modell sich der Unternehmenserbe entscheidet, ist bindend
und nicht umkehrbar. Die beiden
Wahlmöglichkeiten gestalten sich
wie folgt:
Option 1: Firmenerben, die den
ererbten Betrieb im Kern sieben Jahre fortführen, werden von der Be-
steuerung des übertragenen Betriebsvermögens verschont. Voraussetzung ist, dass die Lohnsumme
nach sieben Jahren nicht weniger
als 650 Prozent der Lohnsumme
zum Erbzeitpunkt beträgt. Daneben
darf der Anteil des Verwaltungsvermögens am betrieblichen Gesamtvermögen höchstens 50 Prozent betragen.
Option 2: Firmenerben, die den
ererbten Betrieb im Kern zehn Jahre
fortführen, werden komplett von
der Erbschaftssteuer verschont. Voraussetzung hier ist, dass die Lohnsumme nach zehn Jahren nicht weniger als 1000 Prozent der Lohnsumme zum Erbzeitpunkt beträgt.
Daneben darf der Anteil des Verwaltungsvermögens am betrieblichen
Gesamtvermögen höchstens zehn
Prozent betragen.
Im Ergebnis bedeutet dies, dass
bei der zweiten Option die Erben
von der Erbschaftssteuer dann verschont bleiben, wenn das Unternehmen im Kern fortgeführt wird und
die Anzahl der Arbeitsplätze (Lohnsumme) erhalten bleibt.
Bei Wahl der ersten Option müssen 15 Prozent des Betriebsvermögens versteuert werden. Das Unternehmen muss dabei mindestens sieben Jahre lang ohne besonderen
Substanzverlust weitergeführt werden.
Bei beiden Optionen ist weiter zu
beachten, dass das Verwaltungsvermögen, also das ausgegliederte,
nicht der Produktion dienende Betriebsvermögen, einen bestimmten
Prozentsatz nicht überschreiten
darf. Werden diese Voraussetzungen nicht eingehalten, kommt es
zur Nachversteuerung.
Dies kann, aufgrund der langen
Fristen und der Unwägbarkeiten
des Unternehmensfortgangs, insbesondere in Zeiten der Rezession, zu
Härten führen. Um diese Härte abzufedern, ist mit der Reform geplant, eine stufenweise Besteuerung
auf jene Jahre einzuführen, in de-
nen die Vorgaben der jeweils gewählten Option nicht eingehalten
worden sind.
Weitere Voraussetzung ist, dass
der Erbe mindestens ein Viertel des
Unternehmens erbt. Werden Familienunternehmen über mehrere Generationen fortgeführt, so kann es
jedoch sein, dass kein Erbe einen
Unternehmensanteil von 25 Prozent erben wird. Nur wenn die Beteiligten unwiderruflich untereinander zur einheitlichen Ausübung des
De Jure
61
AKTUELLES URTEIL
Der Gleichbehandlungsgrundsatz gilt auch bei Lohnerhöhungen
Der arbeitsrechtliche Gleichbehandlungsgrundsatz verbietet die
sachfremde Schlechterstellung von Arbeitsnehmer gegenüber ihren
Kollegen in vergleichbarer Lage. Das hat das Bundesarbeitsgericht
im Fall einer Arbeitgeberin entschieden, die ein Logistikunternehmen
betreibt. Bundesweit beschäftigt sie 15 000 Arbeitnehmer in zahlreichen Niederlassungen. Zum 1. September 2005 erhöhte die Beklagte
die Gehälter ihrer Arbeitnehmer freiwillig um 2,1 Prozent. Die Mitarbeiter in einigen Betrieben kamen jedoch in den Genuss einer anderen Lohnerhöhung. An einem Standort aber gingen die Beschäftigten
ganz leer aus. Als Grund gab die Beklagte an, dass die Löhne in diesem Betrieb deutlich über denen der anderen Niederlassungen lägen. Zudem seien die Kosten je befördertem Paket an diesem Standort höher. Außerdem ließen die betrieblichen Regelungen keine flexible Mehrarbeit zu. Geklagt hatte daraufhin ein Mitarbeiter dieses
Standortes, der er an der Lohnerhöhung teilhaben wollte. Das Landesarbeitsgericht hatte die Klage abgewiesen. Der Fünfte Senat des
Bundesarbeitsgerichts folgte dem Beschluss nicht. Um die unterschiedliche Behandlung der Lohnerhöhung zu rechtfertigen, hätte es
eines unternehmensweiten Vergleichs der Betriebe bedurft. Das hat
die Klägerin aber unterlassen. Der Senat hat den Rechtsstreit daher
an das Landesarbeitsgericht zurückverwiesen.
(Urteil vom 3. Dezember 2008 – 5 ARZ 74/08)
Bild: Fotolia
und bei Enkeln von 51 200 auf
200 000 Euro.
Stimmrechts und weiterer Verfügungen verpflichtet sind, kann die
Mindestbeteiligungsgrenze durch
Addition der Anteile dieser Gesellschafter überschritten werden. Auf
die Neuerungen in der Bewertung
von land- und forstwirtschaftlichen
Flächen kann aus Platzgründen
nicht eingegangen werden.
Hinsichtlich der Bewertung des
sonstigen Vermögens verbleibt es im
Wesentlichen bei den bisherigen Regelungen. Sonstiges Vermögen ist
nach dem Verkehrswert zu bewerten und, nach Abzug der Freibeträge, zu versteuern.
Bei nicht privilegiertem Erwerb
ist auf die Freibeträge zurückzugreifen. Diese sind, zumindest bei der
Kernfamilie, durch die Reform deutlich angehoben worden.
Bei Ehegatten erhöht sich der
Freibetrag von 307 000 auf
500 000 Euro, bei Kindern von
205 000 auf EUR 400 000 Euro
Die Erhöhung der Freibeträge
geht gleichzeitig mit einer Reform
der Bewertung des Vermögens einher. Dies kann, gerade bei nicht privilegiertem Familienerwerb, zu erheblichen Nachteilen führen. Sind
Immobilien bisher nach dem Bedarfswert bewertet worden, wird
durch die Reform die Bewertung
des Verkehrswertes zugrunde gelegt. Dies bedeutet zum einen eine
erheblich höheren Wert der Immobilie in der Bewertung, teilweise bis
zu 50 Prozent. Zum anderen wird
man sich künftig zur Wertermittlung regelmäßig mit Sachverständigengutachten auseinander zu setzen haben.
Bei unbebauten Grundstücken
ist, wie bisher, der Bodenrichtwert
zur Wertermittlung anzusetzen. Allerdings wird mit dem Inkrafttreten
der Reform der bisherige Abschlag
von 20 Prozent auf den Bodenrichtwert entfallen, so dass die Bemessungswerte für Grundstücke steigen. Die Steuerklassen, nach denen
sich der anzusetzende Steuersatz ergibt, sind ebenfalls durch die Reform angehoben worden. In Steuerklasse II (Eltern und Großeltern bei
Schenkungen, Geschwister, Neffen,
Nichten, Stiefeltern, Schwiegerel-
tern, geschiedenen Ehegatten) und
in Steuerklasse III (eingetragene Lebenspartner, alle übrigen Beschenkten und Erwerber) sind die Steuersätze um bis zu 13 Prozent erhöht
worden. Alleine bei Personen, die in
die Steuerklasse I fallen (Ehegatte,
Kinder, Stiefkinder, Enkelkinder, Eltern, Großeltern) ergeben sich keine
Veränderungen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen: Die eilig zusammengestellten Regelungen birgen Unsicherheiten – gerade bei der Firmenfortführung. Der Kreis der privilegierten
Erben ist eng gezogen, nicht einmal
im Erbfall bedachte Geschwister
zählen zur Kernfamilie. Durch die
neuen Bewertungsmethoden wird
es voraussichtlich zu umfangreichen Rechtsstreitigkeiten kommen.
Handlungsbedarf und damit erheblicher Beratungsbedarf bestehen
bei der Übertragung großer Immobilienvermögen, insbesondere wenn
mehrere Immobilien auf eine Person übergeben werden. Darüber hinaus bei der Übertragung von umfangreichem Betriebsvermögen mit
hohem Anteil stiller Reserven und
hoher Rendite und bei Abtretung
von Ansprüchen. Wer in diesen Fällen auf die gesetzliche Erbfolge vertraut, kann im Hinblick auf die Erbschaftssteuer erhebliche Einbußen
erleiden.
Frederick Pitz
1/2009
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19. Dezember 2008
econo
Anzeige
VISITENKARTE
Die zur Mannheimer Dr.-HaasGruppe gehörende Morgenpost
Briefservice GmbH bietet seit August 2001 private Postdienstleistungen an. Bis 2005 beschränkte sich
das Angebot aufgrund der Regulierungen ausschließlich auf den Bereich Geschäftskunden. Mit der Liberalisierung des Postmarktes
konnte das Unternehmen auch in
den Privatkundenbereich einsteigen. Das Kerngeschäft liegt weiterhin im Business-Bereich.
Über 100 leuchtend blaue Postkästen befinden sich im direkten Einzugsgebiet der Morgenpost. Rund
120 uniformierte Zusteller bringen
Briefe in den Postleitzahlen-Bereichen 68 und 69 direkt zum Empfänger. Über private Partnerunternehmen in anderen Regionen Deutschlands können Poststücke in rund 80
Prozent des Bundesgebietes direkt
zugestellt werden. Für die wenigen
übrigen Bereiche in Deutschland
wird die Auslieferung über die
Deutsche Post AG sichergestellt.
Weltweit arbeitet die Morgenpost
mit Partnern, die auch für die Deutsche Post tätig sind.
Ein normaler Brief ins Ausland wird
bei der Morgenpost allerdings ohne Portoaufschlag auf den Weg gebracht. Innerhalb der Metropolregion stellt die Morgenpost zumeist
am darauf folgenden Tag zu. An
Adressen außerhalb des direkten
Einzugsbereichs werden die Briefe
innerhalb von zwei Tagen ausgeliefert.
Mit ihrem Dienstleistungsangebot
hat die Morgenpost Briefservice
GmbH über 200 neue Arbeitsplätze
in der Region geschaffen.
Kontakt
Weniger Porto
und mehr Leistung
Seit acht Jahren bietet die „Morgenpost“ ihre Briefdienstleistungen an.
Vor allem Unternehmen schätzen den kundennahen und
flexiblen Service des Mannheimer Unternehmens
Morgenpost Briefservice GmbH
Hanna Schiefelgut
Verkaufsberaterin
Dudenstr. 12 - 26
68167 Mannheim
Tel.: 0621/392-2110
Fax: 0621/392-2183
www.morgenpost-briefservice.de
E-Mail: [email protected]
ie Post wird blau, zumindest in
der Metropolregion Rhein-Neckar. Denn eine stetig wachsende Zahl an Unternehmen und
Privatleuten nutzt das umfangreiche Dienstleistungsspektrum der in
Mannheim ansässigen Morgenpost
Briefservice GmbH. Rund 2000
Business-Kunden vertrauen nach
Angaben von Geschäftsführer Karlheinz Nagel aktuell auf die Leistungsfähigkeit des zur Dr.-Haas-
D
Gruppe gehörenden privaten PostSpezialisten mit der markanten
blauen Firmenfarbe. Kleine Handwerksbetriebe oder Anwaltskanzleien gehören ebenso zum Kundenstamm wie bedeutende Industrieunternehmen, Stadtverwaltungen, Banken oder Energieversorger.
Die günstigen Entgelte sind dabei
ein Anreiz, aber längst nicht das alleinige Argument dafür, dem „gelben Riesen“ den Rücken zuzukeh-
ren und auf das neue Angebot zu
setzen. Denn das Leistungsportfolio
der Morgenpost ist exakt auf die
speziellen Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten.
Wer täglich Dutzende, Hunderte
oder mehr Briefe und Päckchen
versendet, weiß den umfassenden
Service zu schätzen. Teure Frankiermaschinen im Unternehmen vorzuhalten und zu betreiben gehört der
Vergangenheit an. Die Mitarbeiter
Anzeige
bruchteilen werden die Daten elektronisch verarbeitet und als Barcode
zusammen mit dem MorgenpostLogo auf die Umschläge aufgedruckt. Ziel der Reise sind die nach
bundesweiten Regionen unterteilten Ausgangsboxen. Bis zu 96 Prozent der Briefe können auf diesem
Weg voll computergesteuert verarbeitet werden. Was für die Kamera
nicht lesbar ist, wird nebenan von
den geschulten Mitarbeitern per
Hand erfasst.
Full Service vom Brief
bis zum Paket
können sich wichtigeren Aufgaben
widmen, als Berge an Ausgangspost
freizumachen und zum Postschalter
zu kutschieren. Unsortiert und ohne weitere lästige Vorarbeiten wird
die Korrespondenz in die angelieferte blaue Morgenpost-Box gelegt.
Verplombt und über Kundenkarten
mit computerlesbarem Barcode
exakt dem Absender zuzuordnen,
werden die verschlossenen Kisten
täglich vor Ort abgeholt – auf
Wunsch sogar mehrmals. Rund 260
Touren pro Tag sind erforderlich,
um die Briefsendungen der Geschäftskunden abzuholen. Ziel aller
Boxen ist zunächst das Sortierzentrum in der Mannheimer Dudenstraße. Je nach Saison kommen hier
täglich 80 000 bis 100 000 Poststücke an. Jedes einzelne wird EDV-gesteuert erfasst und verfolgt. Das so
genannte Negativ-Scanning registriert in Echtzeit, sollte ein Dokument seinen Empfänger einmal
nicht erreichen.
In einer rund 300 Quadratmeter
großen Halle laufen die Briefe über
zwei fast 20 Meter lange HightechSortierstraßen. Eine Scanner-Kamera erfasst die Empfänger-Adressen,
eine Bandwaage ermittelt das Gewicht. Innerhalb von Sekunden-
Gleiches gilt für Versandstücke mit
ungewöhnlichen Formaten. Der
entstehende Mehraufwand wird
den Kunden dabei nicht in Rechnung gestellt. Bis zur Maximalgröße
DIN B4 kostet ein Brief mit Standardgewicht 44 Cent. „Da reagieren wir weitaus flexibler als die Konkurrenz“, sagt Claudia Derst, die in
Personalunion Betriebs- und Verkaufsleitung verantwortet. Über
Formate und technische Abläufe
soll sich der Kunde im täglichen Ablauf keine Gedanken machen. „Wir
bieten Full Service von der Postkarte bis zum Paket“, betont der Geschäftsführer. Selbst die Abrechnung erfolgt bei Geschäftskunden
im Nachgang. Die Morgenpost tritt
in Vorleistung und stellt die erbrachten Leistungen exakt aufgelistet in
Rechnung – auf Wunsch sogar nach
Kostenstellen separiert. Ein Angebot, das insbesondere bei Groß- und
Filialbetrieben auf reges Interesse
SCHÖNE MARKEN
Trotz elektronischer Frankierung und Barcode: Zur Post gehören einfach auch Briefmarken. Das gilt natürlich auch für die Morgenpost.
Für Privatkunden und kleinere Unternehmen bietet die klassische
Frankierung mit den Wertmarken nach wie vor die einfachste Möglichkeit, Briefe von A nach B zu versenden. Eingeworfen werden können die so freigemachten Poststücke in über 100 blaue MorgenpostBriefkästen in der Region. Auch die Kundenforen der zur Haas-Gruppe
gehörenden Zeitungsverlage nehmen die Briefe gerne entgegen. Hier,
sowie an zahlreichen Kiosken und im Internet unter www.morgenpost-briefservice.de können zudem die Marken erworben werden.
Die erfreuen sich bei Philatelisten größter Beliebtheit. Beim Ersttagsverkauf einer neuen Edition stehen die Sammler in der Dudenstraße
Schlange. Kein Wunder: Immerhin gibt man sich bei der Morgenpost
größte Mühe, attraktive Motive zu finden. So zieren die Wertmarken
unter anderem Verkehrsmittel des RNV aus verschiedenen Epochen,
Ansichten des Airports Mannheim oder auch die viel gerühmten Bilder des in Mannheim geborenen Fotografen Horst Hamann.
stößt. Und dabei müssen sich die
Unternehmen nicht einmal für längere Zeit vertraglich binden. Im direkten Kontakt zu den MorgenpostBeratern können Leistungen jederzeit be- und wieder abbestellt werden. Die Nähe zu den Bedürfnissen
der Kunden steht eben im Mittelpunkt der Bestrebungen des privaten Briefdienstleistungsunternehmens. Das lässt sich auch an den
zahlreichen Zusatzleistungen ersehen, mit denen die Morgenpost den
Geschäftskunden ihren Briefverkehr noch weiter vereinfacht. Auf
Wunsch können die Schreiben in
Rohform angeliefert werden. Lästiges Falzen und Kuvertieren übernimmt die Morgenpost. In letzter
Konsequenz reicht dann schließlich
ein Mausklick, um eine elektronische Datei an die Post-Spezialisten
zu übermitteln. Diese sorgen dann
gleich auch für den Druck der Firmen-Korrespondenz – auf Wunsch
auf zuvor eingelagertes OriginalBriefpapier. Die Palette des Dienstleistungs-Angebots wird abgerundet
durch Postausgangsbücher, Nachsendungen und Lagerservice, Postfachlehrungen und unternehmensinterne Kurierfahrten. Gewohnte
Zustellarten – etwa Einschreiben in
den unterschiedlichsten Formen –
fehlen ebenfalls nicht. Alles in allem
kann man in der Dudenstraße also
ein Rundum-Sorglos-Paket finden,
das die Post-Dienstleistungen in einem rosigen – oder besser strahlend
blauen – Licht erscheinen lassen.
Morgenpost-Geschäftsführer Karlheinz Nagel vor einem der charakteristischen blauen Briefkästen und Betriebs- und
Verkaufsleiterin Claudia Derst im Briefverteilzentrum in der Mannheimer Dudenstraße.
Bilder: Proßwitz
64
Filmwirtschaft
Lizenz zum Filmen
Die Filmcommission Rhein-Neckar will die Metropolregion bei Regisseuren und Produzenten
bekannt machen. Neuer Projektleiter ist Michael Ackermann
S
Wenn Michael Ackermanns Pläne aufgehen, werden Fernseh- und
Kinozuschauer die Metropolregion
Rhein-Neckar künftig noch häufiger
als Kulisse erleben. Der 40-Jährige
ist neuer Projektleiter der Filmcommission Rhein-Neckar und dafür
verantwortlich, die Region als Filmstandort zu etablieren. „Noch sind
wir Entwicklungsland“, sagt Ackermann. Um das zu ändern, will er
mit einer Reihe von Dienstleistungen Filmschaffende in die Region locken. Für die SWR-Produktion
„Parkours“ hat er beispielsweise
beim Mannheimer Ordnungsamt
Drehgenehmigungen für die Neckarpromenade organisiert und mit
dem Fachbereich Bildung geklärt,
dass das Team in der Heinrich-LanzSchule filmen durfte. Das geht auf
dem kurzen Dienstweg. Sein Gehalt
bezieht der gebürtige Frankenthaler
je zur Hälfte vom Verein Zukunft
Metropolregion Rhein-Neckar und
der Stadt Mannheim. Dort hat er im
Kulturamt auch sein Büro. Ein Vorteil dieser Konstruktion: „Ich kenne
die Ansprechpartner in der Verwaltung“, sagt Ackermann.
Doch auch bei der
Suche nach Drehorten
ist er behilflich. So ist
es seit Amtsantritt im
September schon vorgekommen,
dass
Ackermann mit Produzenten durch die
Region gefahren ist,
immer auf der Suche nach der passenden Kulisse. Davon gibt es reichlich. Pfälzer Weinberge und Dörfer,
Burgen an der
Bergstraße und im
Odenwald,
die
Heidelberger Altstadt oder Mannheim mit seinen
Fabrik- und Verwaltungsbauten. „Außerdem
gibt es viel Wasser und Brücken“,
sagt
Ackermann.
Eine Reihe
von Filmschaffenden wissen
diese Vielfalt
heute schon
zu schätzen.
So sind auf
Musikvideos
der Mannheimer Firma „FamefaBilder: Fotolia,
SWR
ie rast mit Blaulicht über die
Kurt-Schuhmacher-Brücke von
Ludwigshafen nach Mannheim, sprintet mit gezückter Dienstpistole über tote Gleise in Industriebrachen, befragt Zeugen im Ludwigshafener Hack-Museum. ARDTatortzuschauer kennen Ludwigshafen und seine Umgebung dank
Lena Odenthal, alias Ulrike Folkerts, gut. Seit 1989 jagt die Ermittlerin in der Chemiestadt Verbrecher.
Im Herbst wird zum zwanzigjährigen Jubiläum die 48. Folge ausgestrahlt.
econo
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19. Dezember 2008
brik“ gelegentlich die charakteristischen drei Hochhäuser der Neckarpromenade zu sehen. „Die vermitteln einen urbanen Charakter“, sagt
Waldemar Kies. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Anfang
2007 gegründeten Unternehmens,
das im ersten Jahr über 40 Musikvideos gedreht hat, ein Drittel davon
in Mannheim „Wir produzieren für
Labels wie Fourmusic, Aggro Berlin
oder Universal“, sagt Kies. Er und
seine zwei Mitgesellschafter kommen aus der Region. In die Filmcommission haben sie hohe Erwartungen. „Wenn hier wirklich ein
großes Netzwerk entsteht, könnten
wir noch viel mehr machen.“
Zeugenbefragung in der
Gründerzeitvilla
An diesem Netzwerk knüpft Michael Ackermann fleißig. So baut er
zum Beispiel zwei Datenbanken
auf, die Anbieter und Nachfrager
aus der Branche zusammenbringen
sollen: den so genannten „Locationguide“ und den „Productionguide“.
Im Productionguide können sich
Dienstleister aus der Filmwirtschaft
eintragen. „Hier finden sich die unterschiedlichsten Firmen wie Komparsenagenturen, Maskenbildner
oder auch Tiertrainer“, sagt Ackermann. Im Locationguide finden Produzenten den passenden Drehort.
Wenn im nächsten Tatort Lena
Odenthal eine Zeugenbefragung in
einer Gründerzeitvilla durchführen
soll, könnten die SWR-Redakteure
im Locationguide fündig werden.
Die Datenbank spuckt bei der Suche
nach „Wohnhaus/Villa“ beispielsweise eine Altbauwohnung in Ludwigshafen oder eine alte Fabrikantenvilla im pfälzischen Ebertsheim
aus.
Noch wichtiger als die EDV ist
Ackermann allerdings der persönliche Kontakt zu Produzenten und
Regisseuren. So hat er im November
Filmwirtschaft
die Filmcommission Rhein-Neckar
auf dem internationalen Filmfestival
Mannheim-Heidelberg präsentiert.
„Daraus sind einige intensive Kontakte entstanden“, sagt er. Solche
Kontakte will er auch auf der kommenden Berlinale knüpfen. Dort
veranstaltet die Film Commission
gemeinsam mit ihrem Pendant aus
Hessen und dem Kreis Bergstraße
ein Mittagessen für Produzenten.
Letzterer hat es in den vergangenen
Jahren geschafft, eine Reihe von indischen Filmproduktionen an die
Bergstraße zu locken (siehe Seite
66).
Beim Lunch auf der Berlinale
möchte Ackermann der Filmbranche seine Region schmackhaft machen. Dabei wirbt er auch mit den
Unternehmen an Rhein und Neckar,
die schon heute Dienstleistungen
für die Filmbranche anbieten.
Eine dieser Firmen ist die „Medienallianz“ aus Ludwigshafen. Dieses Netzwerk von zwei Firmen und
vier Freiberuflern vereint als „Agentur für Medienmanagement“ Konzeption, Illustration, Produktion,
Animation und Postproduktion. Andere Unternehmen haben sich spezialisiert. So verleiht die Firma
„Sunset“ aus Hockenheim das technische Equipment für Filmprojekte.
Als deutschlandweit etabliert gilt
mittlerweile das Mannheimer Unternehmen Camelot. Die Firma ist
mit dem Musikkanal Viva groß geworden und produziert heute weltweit Musikvideos, unter anderem
für Boney M., Nina Hagen und die
No Angels.
Berührungsängste mit bestimmten Genres oder Medien hat Ackermann nicht. Nach einem Studium
der Medienkommunikation in
Mannheim und San Francisco hat er
zwei Jahre in den USA bei der Firma
Collision Entertainment als „Creative Executive“ gearbeitet. Nach
Mannheim zurückgekehrt lehrte er
unter anderem Film- und Videoproduktion und gründete eine eigene
Firma, die Musikvideos sowie
Image- und Werbefilme produzierte. „Für die Region spielt es keine
Rolle, ob hier ein Fernsehfilm, ein
Kinofilm oder ein Video gedreht
wird“, sagt Ackermann. Entscheidend sei, dass möglichst viel Wertschöpfung hier stattfinde. „Filmförderung ist vor allem Wirtschaftsförderung.“
Deutschlandweit zählt das Statistische Bundesamt 6600 Firmen im
Bereich Film- und Videofilmherstel-
lung. Der Gesamtumsatz aus dem
Verkauf und dem Verleih von Bildtonträgern lag im vergangenen Jahr
bei 1,61 Milliarden Euro. Das entspricht in etwa dem Umsatz der
Musikbranche. Was auf den ersten
Blick nicht viel erscheint, relativiert
sich jedoch, wenn man den gesamten Produktionsprozess betrachtet
und nicht nur den Verkauf oder Verleih der fertigen Produkte.
Büros und Hotelbetten
stehen bereit
So geht das Land Baden-Württemberg davon aus, dass das achtfache
der von ihr an Filmförderung gezahlten Summe insgesamt investiert
wird. Das erklärt auch das Förderkriterium, dass ein von Stuttgart unterstütztes Filmprojekt 120 Prozent
der Summe im Land ausgeben
muss. Daher spiele laut Ackermann
ein dichtes Netzwerk an Dienstleistern und Drehorten eine entscheidende Rolle. „Der Film in Deutschland ist sehr abhängig von der Förderung.“ Kommt es dann zum
Dreh, profitieren viele: Sicherheitsdienste, die Drehorte absperren, Caterer, die Filmcrews bekochen, Hotels, in denen die Teams logieren.
Ackermann ist daher gerade dabei, komplette Pakete zu schnüren,
um den wirtschaftlichen Anreiz für
eine Produktion in der Region zu erhöhen. Das umfasst dann unter anderem ein ausgestattetes Büro, kurze Genehmigungsfristen und preiswerte Übernachtungskontingente.
Jens Weber kennt die Kosten und
den Aufwand, um einen Film herzustellen: „Am aufwendigsten sind die
Vorbereitungen. Diese können sich
über mehrere Jahre hinziehen.“ Weber ist Herstellungsleiter bei der Yilmaz Arslan Filmproduktion aus
Mannheim. Das Unternehmen hat
sich seit 1997 mit einer Reihe anspruchsvoller Arthouse-Filme einen
Namen gemacht, so die Neuverfilmung des Rainer-Werner Fassbinder
Stückes „Angst essen Seele auf“
oder „Brudermord“. Bei diesem im
Jahr 2005 gedrehten Film hat Arslan selbst Regie geführt. Der Film
über die tödliche Auseinandersetzung zweier kurdischer Asylbewerber mit türkischen Migranten war
der Jury des Internationalen Filmfestivals in Locarno einen Silbernen
Leoparden wert.
Was der Region als Filmstandort
fehle, sei ein großes Aufnahmestu-
65
WIRTSCHAFTSFAKTOR FILM
Der Gesamtumsatz aus dem Verkauf und dem Verleih von
Bildtonträgern belief sich im Jahr 2007 auf 1,61 Milliarden Euro.
6600 Firmen* sind nach Angaben des statistischen Bundesamtes im
Bereich Film- und Videofilmherstellung tätig.
103,3 Millionen DVDs* gingen über den Ladentisch oder landeten in
den Warenkörben der Online-Shops.
12,72 Euro* kostete durchschnittlich eine DVD.
672 Kinofilme* hatten im Free-TV ihre Premiere
Die Zahl der deutschen Kino-Premieren ist im Jahr 2007 mit 122 gegenüber 2006 gleich geblieben.
Innerhalb der vergangenen fünf Jahre stieg die Zahl deutscher Kinoproduktionen um 53 Prozent.
45 Spielfilme waren deutsch-ausländische Co-Produktionen.
50 deutsche Dokumentarfilme wurden 2007 erstaufgeführt, das sind
zwei weniger als im Vorjahr.
(*Zahlen für das Jahr 2006)
Filmografie der Metropolregion Rhein-Neckar (Auswahl)
■ „Bin ich sexy?“, Regie: Katinka Feistl, Maran Film GmbH, ZDF
■ „Die Apothekerin“, Regie: Rainer Kaufmann, Ufa
■ „Lost Killers“, Regie: Dito Tsintsadze, Home Run Pictures, SWR
■ „Verschwinde von hier“, Regie: Franziska Buch, Bavaria Film
■ „Angst isst Seele auf“, Regie: Shahbaz Noshir, Yilmaz Arslan Filmproduktions GmbH
■ „Das unbezähmbare Herz I + II“, Regie: Karl Kases, Gyula Trebitsch
Filmproduktion
■ „Kevin Barry“, Regie: Axel Bold, Filmakademie Ludwigsburg
■ „Mein erstes Wunder“, Regie: Anne Wild, Jost Hering Filmproduktion, SWR
■ „Buffalo Soldiers - Army go home“, Regie: Gregor Jordan, Gorilla
Entertainment GmbH, Odeon Picture GmbH, Miramax
■ „Mannheim - New York“, Regie: Elke Bauer, Tiger TV GmbH, SWR
■ „Kometen“, Regie: Till Endemann, Eikon Südwest GmbH, SWR
dio und entsprechende Dienstleister, sagt Weber. Dennoch dreht sein
Unternehmen in der Metropolregion. So spielen viele Szenen im preisgekrönten „Brudermord“ in Mannheim und Heidelberg. Der Film „Yara“ erzählt die Geschichte einer
Deutschtürkin, die wegen einer psychischen Erkrankung in die Türkei
gebracht wird. Heimisch wird sie
dort nicht. Schließlich flieht sie
nach Deutschland. Bei den Drehorten zu Yara haben sich Arslan und
sein Team für Drehorte in Heidelberg und Frankfurt entschieden.
Der wichtigste Standortvorteil für
den Produktionsleiter sind jedoch
weniger die Drehorte, viel bedeutender ist die geografische Lage.
„Unser aktuelles Projekt, eine Kinokomödie, ist wieder eine europäische Co-Produktion. Einer unserer
Partner sitzt in Luxemburg. Von
Mannheim aus sind das nur zwei
Stunden“, sagt Weber. Die Experten
für die Spezialeffekte findet Weber
zwar nicht in der Metropolregion,
aber in Frankfurt und an der badenwürttembergischen Filmakademie
in Ludwigsburg. Mannheim liegt
fast genau in der Mitte. Und bei der
letzten Co-Produktion arbeitete das
Unternehmen mit Partnern in Paris
zusammen. „Dort bin ich schneller
als beispielsweise in Berlin“, sagt
Weber.
Die Stadt an der Spree gilt nach
wie vor als der wichtigste Filmstandort Deutschlands, gefolgt von
München. Dann folgt Köln, das besonders stark bei Fernsehproduktionen ist, sowie Hamburg und Frankfurt, die als Mekka und Medina für
den Werbefilm gelten. Irgendwann
nach Stuttgart kommt dann die Metropolregion.
Aber wer weiß; Michael Ackermann hält vieles für möglich: „Warum sollte denn ein Bond nicht auch
in Heidelberg gedreht werden?“
Matthias Schmitt
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19. Dezember 2008
econo
66
Filmwirtschaft
Bollywald
Die indische Filmindustrie hat den Odenwald entdeckt.
Der Kreis Bergstraße tut einiges, damit das so bleibt
In Bollywood, eine Wortschöpfung
aus „Hollywood“ und „Bombay“,
entstehen jährlich rund 200 bis 250
Filme. Viele der Produktionen werden ganz oder zum Teil in Europa
gedreht. Besonders die Schweiz mit
ihren Bergen und Wäldern dient
häufig als Kulisse. Doch Heppenheim mit seinen Fachwerkhäusern,
den Gassen und dem historischen
Marktplatz kann mit der Alpenidylle mithalten. Im Odenwald gibt es
econo
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19. Dezember 2008
Für dieses Lob hat der Kreis Bergstraße einiges getan. So hat die Wirtschaftsförderung Bergstraße mit
dem indischen Unternehmen Sigma
Films im Jahr 2006 ein Joint Venture gegründet, die „Indo-German
Film Agency“. Deren Geschäftsführer Vinod Kumar Singh ist Ansprechpartner für Produzenten und
Studios in Mumbai. In der Heppenheimer Altstadt hat die Agentur außerdem in einem alten Fachwerkhaus zwei Büroräume gemietet. Die
stehen Regisseuren und Produzenten bei Dreharbeiten zur Verfügung.
Geweckt hat das Interesse der
Bergsträßer Landrat Matthias Wilkes. Er warb für den Kreis auf einer
Location Tour, die die FilmCommission Hessen im Jahr 2005 veranstaltet hatte. 15 indische Produzenten
besuchten damals Hessen auf der
Suche nach neuen Drehorten. „Ein
historisches Rittermahl auf Schloss
Auerbach trug dazu bei, die Herzen
der Inder zu erwärmen“, erinnert
sich Wilkes. Vier Monate später entschied sich Produzent Vinod Kumar
Singh den Film „Humraah“ in Heppenheim zu drehen. Das Budget des
Heppenheimer Erstlings war mit
600 000 Euro bescheiden. Der ein
Jahr später fertig gedrehte Film
„Aap Kaa Surroor“ kostete schon
zwölf Millionen Euro.
Diese Entwicklung wird Wilkes
gefallen. Dem Landrat geht es bei
seinem Engagement nicht um Gla-
mour. Er verspricht sich von den indischen Produktionen wirtschaftliche Vorteile. Diese besondere Form
des Standortmarketings soll Investoren auf die Bergstraße aufmerksam
und die Region als Reiseziel bekannt
machen. „Mit den Filmen sprechen
wir die Touristen des 21. Jahrhunderts an“, sagt Wilkes.
Der Landrat gilt als „old
Bollywood Hand“
Die Aktivitäten des Landrats verfolgt auch das Land Hessen aufmerksam. Für eine Reise der Kultusministerin Silke Lautenschläger im
August 2008 nach Mumbai lud man
Wilkes gleich mit ein. Der Landrat
ist in der indischen Filmmetropole
vermutlich besser bekannt als die
Ministerin. So stellte das indische
Branchenmagazin „Bollywood Reporter“ den Politiker kürzlich als
„old Bollywood Hand Mr. Matthias
Wilkes of Heppenheim“ vor. Das
Land Hessen spielt jetzt mit dem
Gedanken, sich an der Heppenheim- Indo-German Film Agency zu
beteiligen.
Ob sich die hochfliegenden Pläne
im Einzelnen erfüllen, wird sich zeigen. Die aus Indien stammenden
Brüder Patel freuen sich in jedem
Fall über das Zusatzgeschäft mit den
weitgereisten Touristen. Auch die
beiden Filmteams sind im Starkenburger Hof abgestiegen, der guten
indischen Küche wegen. Allerdings
werden sich die Patels anstrengen
müssen. Von der neuen Zielgruppe
wollen auch andere profitieren. So
liegt der Wirtschafsförderung Bergstraße aktuell eine Anfrage aus Indien vor. Eine Hotelkette möchte in
Heppenheim ein großes Haus eröffnen.
Matthias Schmitt
Fotoli
a
Bollywood bevorzugt
die Schweizer Berge
außerdem genug Grün. „Hier kann
man alles drehen, die Landschaft,
das Rathaus, der Marktplatz. Alles
ist großartig. Jede Ecke ein Drehort“, sagte „Humraah“-Regisseur Vinod Kumar Singh während der
Dreharbeiten 2006 dem Hessischen
Rundfunk.
Bild:
D
er „Starkenburger Hof“ in
Heppenheim ist ein solides
und altes Hotel. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub empfiehlt
das Haus wegen seines guten PreisLeistungs-Verhältnisses. Im Sommer
2008 begrüßten die Hoteliers Anil
und Jagdish Patel im Starkenburger
Hof allerdings Gäste, die nicht wegen der Auszeichnung als „bett & bike“-Herberge gekommen waren.
Die Reisegruppe reiste auch nicht
mit dem Fahrrad an. Sie kam mit
dem Flieger. Die indische Reisegruppe besuchte auf einer dreiwöchigen
Europareise London, Heidelberg
und - Heppenheim.
Dass es die Stadt an der Bergstraße ins Programm indischer Reiseveranstalter schafft, hat vor allem
zwei Gründe: erstens der Film
„Humraah“ aus dem Jahr 2006,
zweitens der Film „Aap Kaa Surroor“ von 2007. Die zwei melodramatischen Streifen sind Produktionen der indischen Filmmetropole
Mumbai, früher Bombay genannt.
Diese so genannten Bollywood-Filme erreichen auf dem indischen
Subkontinent ein Millionenpublikum.
Filmwirtschaft
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Umweltschutz
Zurück zu Natur
HeidelbergCement entreißt der Erde jährlich 480 Millionen Tonnen Rohstoffe. Zurück bleiben
Wunden, die das Unternehmen mit viel Aufwand heilt – zum Nutzen von Flora und Fauna
ine Kreuzkröte sitzt im Ufergras
und lauert in der Mittagssonne
geduldig auf Fliegen. Auch der
Flussregenpfeifer ist auf der Jagd
nach Insekten. Mit seinen Stelzenbeinchen stolziert er durchs flache
Wasser am Tümpelrand. Für die
passende Akustik auf der Hatz sorgt
die Blauflügel-Ödlandschrecke. Sie
zirpt – allerdings nicht auf der Jagd
nach Essbarem, sondern einer Partnerin. Wo heute Kreuzkröte, Flussregenpfeifer und Blauflügel-Ödlandschrecke durch Wasser und Wiesen
streifen, gruben sich noch vor wenigen Jahren Schaufelbagger in die
Landschaft.
„Unsere Steinbrüche sind nachhaltig. Denn wir schaffen Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten. Allein in den deutschen
Kiesgruben von HeidelbergCement
E
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brüten 4300 Uferschwalben“, sagte
Dr. Michael Rademacher kürzlich
im Dialog mit Umweltschützern.
Rademacher ist Ökologe und Leiter
der Abteilung Rekultivierung und
Naturschutz bei dem Heidelberger
Baustoffkonzern. Dr. Stefan Rösler,
Landesvorsitzender des NABU Baden-Württemberg, hat nicht widersprochen. „Steinbrüche verwunden
zwar die Natur, dennoch bietet der
Gesteinsabbau große Chancen für
einen dynamischen Naturschutz sowie für seltene Tier- und Pflanzenarten.“
Jahrzehntelang waren Baustoffindustrie und Naturschützer im
Clinch, wenn es um das Für und
Wider von Steinbrüchen und Kiesgruben ging. Das hat sich geändert.
„Wir sind aus den Schützengräben
raus und im Dialog. Anstatt überei-
nander, reden wir miteinander“,
sagt Rösler. Auch die Naturschützer
wissen, dass die Menschen den
Rohstoff Kalkstein für den Straßenund Hausbau brauchen.
Viele Baustoffhersteller
zeigen Einsicht
Und die meisten Baustoffhersteller
sehen inzwischen ein, dass sie in
Zeiten wachsenden Umweltbewusstseins das Problem Steinbrüche
und Kiesgruben offensiv und mit
klaren Konzepten angehen müssen.
Auch wenn dies reichlich Geld kostet. „Wer sich nicht umweltbewusst
verhält, hat keine Chance,“ sagt Rademacher. Sein Unternehmen gilt
als Vorreiter der Branche in puncto
umweltverträgliches Handeln.
HeidelbergCement
ist
mit
68 000 Beschäftigten an 2800
Standorten auf fünf Kontinenten einer der größten Baustoffproduzenten der Welt. Rund um den Globus
betreibt das Unternehmen 1000
Steinbrüche sowie Sand- und Kiesabbaustätten. Pro Jahr holt es 130
Millionen Tonnen natürliche Rohstoffe für die Zementherstellung aus
der Erde. Außerdem fördert HeidelbergCement mehr als 350 Millionen Tonnen Sand und Kies als Zuschlagstoffe für die Betonherstellung und den Straßenbau. Dabei
schlägt das Unternehmen große
Wunden in die Landschaft. Sie zu
heilen, bemüht sich der Konzern.
Rückstellungen in der Bilanz in Höhe von 187 Millionen Euro sind das
finanzielle Polster hierfür.
Umweltschutz
vor, während und nach dem Abbau
zu messen und zu prognostizieren.
„Wir wollen unsere großen Chancen nutzen, die Artenvielfalt zu erhöhen“, sagt Vorstandsvorsitzender
Dr. Bernd Scheifele. Das klingt nach
Theorie. Doch wie sieht die Praxis
in den Abbaustätten aus? Da hat
sich im Laufe der Jahre viel geändert. Noch in den Sechzigern gab es
keine gesetzlichen Regelungen. Die
geschlagenen Wunden wurden häufig als Müllkippen missbraucht. In
den Siebzigern sind die Abbaustätten immerhin mit Erde aufgefüllt
worden. Für den Naturschutz war
damit noch nichts getan.
Bilder: HeidelbergCement
Menschen schaffen
artenreiche Biotope
In Brüssel hat der Konzern inzwischen die Abteilung Rekultivierung
und Naturschutz angesiedelt, ein
siebenköpfiges,
internationales
Team mit dem studierten Zoologen
und Botaniker Rademacher an der
Spitze. Derzeit wird eine konzernweit gültige Richtlinie für Rekultivierung und Biodiversität erarbeitet.
Ab 2010 soll sie nach einer weltweiten Schulung der Verantwortlichen
umgesetzt werden. Dann soll die
Renaturierung der Steinbrüche und
Kiesgruben in 50 Ländern, in denen
der Konzern tätig ist, nach den gleichen Grundprinzipien und Regeln
erfolgen. Dazu haben die Heidelberger inzwischen Indikatoren für die
Messung der Biodiversität entwickelt, um den ökologischen Wert
von Abbaustätten und die Wirkungen von Naturschutzmaßnahmen
Heute wird in Zusammenarbeit mit
den Behörden die Rekultivierung
mit Plänen und Konzepten gesteuert und gestaltet. Es gibt bewusste
Eingriffe in die Natur. Für Naturschützer Rösler keine Horrorvorstellung: „Die Leute wollen meist eine
heile Welt mit unberührt scheinender Natur. Dabei schaffen Eingriffe
häufig neue Lebensräume und erhöhen die Vielfalt der Arten, die Biodiversität.“ Mittel- und Niederwälder,
Baggerseen und Rieselfelder, Torfstiche und Steinbrüche – all diese Biotope seien erst durch menschliche
Eingriffe entstanden.
Ein wesentliches Ziel der Rekultivierung ist, in den Steinbrüchen
und Kiesgruben seltenen und bedrohten Pflanzen und Tieren einen
neuen Lebensraum zu verschaffen.
Anderswo verdrängt, können sie
hier geschützt aufleben. Gängige
Methode bei der Rekultivierung ist
es, ein Drittel der Fläche für die
Land- und Forstwirtschaft, ein Drittel für die Naherholung und ein
Drittel für den Naturschutz zu verwenden. Im Naturschutzgebiet
kann sich dann die Artenvielfalt entwickeln. „Alle Tiere, die sich bewegen können, kommen mit Freude.
Meist umzäunt, können sie ungestört leben,“ sagt Rademacher. Häufig Flüchtlinge aus den modernen
Agrarlandschaften, sind sie im Steinbruch willkommen. Hier haben sie
Natur pur. Selbst die Steilwände
sind begehrt. Dort findet der Uhu
ideale Brutnischen für seinen Nachwuchs. Auf der Speisekarte stehen
Hasen und Igel. Die gibt es nur wenige Meter weiter unten.
Gert Goebel
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INTERVIEW
„Wir sind der Vorreiter
in der Branche“
Herr Dr. Scheifele, warum engagiert sich HeidelbergCement beim
Thema Renaturierung und Rekultivierung von Steinbrüchen?
➤ Scheifele: Beim Gesteinsabbau
greifen wir in die Landschaft ein
und nutzen mineralische Rohstoffe,
die über Jahrmillionen entstanden
sind. Damit das Wachstum unseres
Unternehmens mit einer nachhaltigen Entwicklung für die Umwelt
einhergeht, haben bei der Rohstoffgewinnung umweltschonende Abbauverfahren sowie anschließende
Renaturierungs- und Rekultivierungsmaßnahmen Priorität. Renaturierte Steinbrüche und Kiesgruben
bieten Rückzugsgebiete für seltene
Tier- und Pflanzenarten.
Gehen Sie davon aus, dass Ihre
Konkurrenten in gleichem Maße
Anstrengungen unternehmen?
➤ Scheifele: Natürlich stehen unsere Wettbewerber vor denselben
Herausforderungen und bemühen
sich um eine umweltschonende
Rohstoffgewinnung. Dennoch ist
HeidelbergCement Vorreiter der
Branche: Wir haben Indikatoren für
die Messung der Artenvielfalt entwickelt, um den ökologischen Wert
von Abbaustätten und die Wirkungen von Naturschutzmaßnahmen
vor, während und nach dem Abbau
messbar und prognostizierbar zu
machen. Ein solch komplexes Forschungsprojekt kann bisher noch
keiner unserer Wettbewerber vorweisen.
Sie wollen eine Konzernrichtlinie
für Rekultivierung und Artenvielfalt
schaffen und durchsetzen. Wie soll
dies weltweit gelingen, etwa in
Ländern wie Tansania?
➤ Scheifele: Wir entwickeln die
Konzernrichtlinie anhand der oben
genannten Indikatoren. Die Richtlinie wird klare Rahmenbedingungen
Der Vorstandsvorsitzende
Dr. Bernd Scheifele
geben und gleichzeitig entsprechend der lokalen Gegebenheiten
flexibel anwendbar sein. Selbstverständlich braucht es für die weltweite Umsetzung einen langen Atem,
gerade weil in einigen Ländern das
Interesse für die Belange des Umweltschutzes noch gering entwickelt ist. Durch Pilotprojekte zur Rekultivierung, die wir bereits an einigen unserer europäischen Standorte
durchführen, schaffen wir Best
Practices und damit Maßstäbe für
unsere Werke weltweit.
HeidelbergCement hat für die Rekultivierung Rückstellungen von
188 Millionen Euro gebildet. Reicht
diese Summe aus, um die Auflagen
und selbst gestellten Aufgaben zu
erfüllen?
➤ Scheifele: Die Rückstellungen
für
Rekultivierungsmaßnahmen
werden auf Basis externer Gutachten und unserer langjährigen Erfahrung gebildet und sind ausreichend.
Entscheidend für die Erreichung unserer Ziele sind innovative Konzepte
und Ideen zur Steigerung der Artenvielfalt in Abbaustätten und die kontinuierliche Umsetzung dieser Konzepte – genau diesen Ansatz verfolgen wir bei HeidelbergCement.
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Bild: Fotolia
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Gründen ohne Risiko
Seit dem 1. November 2008 können Gründer eine „Mini-GmbH“ eintragen lassen. Die
Anmeldung ist einfach, die Kosten gering. Econo hat die erste haftungsbeschränkte
Unternehmergesellschaft (UG) in der Metropolregion besucht
E
in Reihenhaus am Südrand von
Seckenheim, zwischen Mannheim und Heidelberg gelegen.
Der Blick aus dem Fenster fällt auf
einen Schallschutzwall aus grauen
Steinen, davor das Grün eines kleinen Gartens. An der Wand der großzügigen Wohnküche hängen kleine
Schilder. In charmanten Lettern ist
darauf Montmartre und Toronto zu
lesen – Worte, die Sehnsucht wecken und Lust aufs Reisen machen.
Claudia und Jürgen Schmid sitzen am Esstisch, der dem Ehepaar
bei Bedarf als Konferenztisch dient
– ausgestattet mit einem komplett
vernetzten Flachbildfernseher. Jürgen Schmid klappt den Laptop auf.
Wenig später erscheint auf dem
Bildschirm der gleiche Schriftzug,
der auch am Eingang des Reihenhauses steht: Travunity Unternehmergesellschaft
(haftungsbeschränkt).
„Wir hatten Probleme, das alles
auf das kleine Klingelschild zu bekommen“, sagt Claudia Schmid, die
geschäftsführende Gesellschafterin.
„Travunity ist die Online-Community für alle Individualreisenden, egal
ob sie geschäftlich oder privat unterwegs sind“, sagt die 48-Jährige.
„Wir befinden uns derzeit in der Beta-Phase.“
Abmahnungen können die
Existenz gefährden
Das heißt, das Projekt steht kurz vor
dem Tag X, an dem die Internetplattform für die Öffentlichkeit freigeschaltet wird. Für die Schmids
war das der Grund, den Betrieb der
Website endlich in eine rechtliche
Form zu gießen. Schmid fürchtete,
dass das Forum von böswilligen
Kommentatoren missbraucht würde. Teure Abmahnungen könnten
folgen und die eigene Existenz be-
drohen. „Als Privatpersonen allein
wollten wir dieses Risiko nicht tragen“, sagt sie. Um ihre persönliche
Haftung zu beschränken, entschieden sie sich für eine neue Variante
der GmbH: die Unternehmergesellschaft, kurz UG.
Seit dem 1. November können
Gründer als Rechtsform diese Variante der GmbH wählen. Der Vorteil: Während für die GmbH ein
Mindeststammkapital von 25 000
Euro erforderlich ist, reicht bei der
Gründung der UG theoretisch ein
einziger Euro.
Möglich wurde die Unternehmergesellschaft durch die Reform
des GmbH-Gesetzes. Mit ihr hat der
Gesetzgeber den Weg frei gemacht
für eine Alternative zu ausländischen Rechtsformen mit geringem
Stammkapital. Die englische Limited (Ltd.) etwa hatte in den vergangenen Jahren einen regelrechten
Boom erlebt. Sie ist beliebt, weil zur
Gründung praktisch kein Kapital nötig ist. Das hat dazu geführt, dass die
Namensendung „Ltd.“ auch einen
Beigeschmack bekam. Wer macht
schon gerne Geschäfte mit einem
Unternehmern, dessen Haftungssumme im Zweifel nur einen Euro
beträgt? Dazu unterwarfen sich
Gründer häufig den ihnen unbekannten Rechtsvorschriften im Ausland. Mit manchmal unangenehmen Folgen. „Für uns kam aus Prinzip nur eine Firma mit Sitz in
Deutschland in Betracht“, sagt
Claudia Schmid.
Die Einführung der Unternehmergesellschaft als „Mini-GmbH“
kam einer Frischzellenkur für die
deutsche Wirtschaft gleich. Noch
nie war es in Deutschland so einfach, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu gründen. Die
Novelle schaffe den Rahmen, um
SO VIEL KOSTET DIE GRÜNDUNG EINER 1-EURO-GMBH
Bei der Gründung einer Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) mit einem Stammkapital von 1 Euro ergeben sich bei Verwendung des Gründungsprotokolls folgende Kosten:
Notar ca.
Beurkundung des Gesellschaftsvertrages
bei der Ein-Personen UG (haftungsbeschränkt)
bei der Mehr-Personen UG (haftungsbeschränkt)
Anmeldung Handelsregister, Beglaubigung
Auslagen ca.
Handelsregister ca.
Bundesanzeiger ca.
100 Euro
20 Euro
30 Euro
10-15 Euro
35 Euro
100 Euro
100-300 Euro
Anmerkung: Nicht in dieser Berechnung enthalten sind Kosten für
weitere Unterstützung bei bestimmten Formulierungen durch den Notar und für die Inanspruchnahme von anwaltlichem Rat, etwa für die
Erstellung eines Gesellschaftsvertrages.
Quelle: IHK Pfalz
unternehmerische Ideen schnell
und unkompliziert in die Tat umzusetzen, sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, nachdem der
Bundesrat die größte Reform des
GmbH-Rechts seit 100 Jahren im
September billigte.
Die britische „Billig-GmbH“
hat viele Nachteile
Vor allem der vermeintliche Wettbewerbsnachteil der GmbH gegenüber ausländischen Rechtsformen
war vielen ein Dorn im Auge. Tatsächlich werden in vielen Mitgliedstaaten der Europäischen Union geringere Anforderungen an die Gründungsformalien und die Aufbringung des Mindeststammkapitals gestellt. Bislang wichen daher viele
Gründer, die 25 000 Euro Haftungskapital zur GmbH-Gründung nicht
aufbringen konnten, auf die Limited
(Ltd.) aus. Die britische „BilligGmbH“, deren Stammkapital lediglich ein Britisches Pfund betragen
kann, muss nach einem Urteil des
Europäischen Gerichtshofs aus dem
Jahr 2003 auch in Deutschland als
Gesellschaft rechtlich voll anerkannt werden. Drei Jahre nach dem
EuGH-Urteil existierten in Deutschland rund 30 000 der haftungsbeschränkten Gesellschaften. Im Jahr
2007 kamen weitere 7463 Limiteds
hinzu. Zum Vergleich: Im gleichen
Zeitraum 2007 trugen die Sachbearbeiter bei den Amtsgerichten
80 277 neue GmbHs in das Handelsregister ein.
Bei Gründungsexperten stieß diese Entwicklung auf ein kritisches
Echo, denn die Limited brachte
auch mehrere Nachteile mit sich.
Der Kölner Rechtsanwalt Tobias
Freudenberg warnte in einem Beitrag im „Handelsblatt“ vor gefährlichen Fallstricken im englischen
왘왘
Recht.
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Gesellschaftsrecht
왘왘 „Jährlich muss ein Bericht mit
Angaben über Satzungssitz, Verwaltungsorgane und Beteiligungsverhältnisse beim britischen Gesellschaftsregister eingereicht werden“,
schrieb er. Außerdem sei bei buchungspflichtigen Geschäftsvorfällen der Jahresabschluss nach englischen Rechnungslegungsvorschriften zu erstellen.
Die Schmids wollten sich das ersparen. Jürgen Schmid, der als
selbstständiger Unternehmensberater tätig ist, beobachtete die politische Debatte um die „Mini-GmbH“
daher voller Interesse. Früher als
viele andere informierte er sich über
die neuen Möglichkeiten der UGGründung. Als die Gesetzesnovelle
schließlich Anfang November in
Kraft trat, waren die Schmids die
Ersten, die eine UG in der Metropolregion Rhein-Neckar gründeten.
Insgesamt registrierten die Sachbearbeiter am Amtsgericht Mannheim bis Ende November nur ein
Dutzend Unternehmergesellschaften, ihre Kollegen in Ludwigshafen
noch weniger. „Wir waren etwas
überrascht über die geringe Nachfrage“, sagt Marion Bijatenko, Firmenrechtsberaterin bei der Industrie- und Handelskammer Pfalz.
Der Firmenname passt nicht
auf das Klingelschild
Das Musterprotokoll
gibt es im Internet
Am 3. November errichteten sie im
Notariat V in Mannheim ihre „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“, in einem vereinfachten Verfahren gemäß Paragraf 2 Absatz 1a
des neuen GmbH-Gesetzes. „Wir
haben uns das Musterprotokoll aus
dem Internet ausgedruckt, handschriftlich ausgefüllt und es dem
Notar vorgelegt“, erzählt Jürgen
Schmid. Die 3000 Euro Stammkapital zahlten die Eheleute umgehend
auf ein Geschäftskonto ein. Damit
war die Sache erledigt, der Eintrag
ins Handelsregister am folgenden
Tag nur noch eine Formsache. Die
Gründungskosten der Schmids für
Notar und Registereintrag beliefen
sich auf wenige Hundert Euro. „Das
Schöne an der Rechtsform ist, dass
sie durch Kapitalaufstockung zu einer ganz normalen GmbH werden
kann“, sagt der Jungunternehmer.
Wegen der vereinfachten Gründung hatten Beobachter eigentlich
einen regelrechten Ansturm auf die
UG erwartet. Doch der ist bislang
ausgeblieben. Aus der Metropolregion finden sich im Handelsregister
neben der „Travunity Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)“
lediglich eine Hand voll weiterer
UGs, darunter zum Beispiel die
„Wet Leas Helicopter Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)“
aus Schriesheim und die „Navigare
UG“ (haftungsbeschränkt) aus Hockenheim.
Im November zählte sie lediglich
ein Dutzend Anfragen von Interessierten. „Bei der Limited war die
Nachfrage deutlich größer.“ Womit
die Zurückhaltung zu erklären ist,
kann sich Bijatenko nicht recht erklären. Das Argument, die „MiniGesellschaften“ seien unseriöser,
lässt sie jedenfalls nicht gelten.
„Banken und Vermieter werden ohnehin nach anderen Sicherheiten
schauen“, sagt sie. Vielleicht sei die
Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) oder die UG (haftungsbeschränkt) – eine dieser Zusätze
muss jede Firma im Namen führen
– schlicht und einfach etwas sperrig. Die Schmids schreckte der Rattenschwanz im Namen indes nicht
ab. Für die Eheleute ist die Unternehmergesellschaft
die
ideale
Rechtsform – auch wenn der Name
des Unternehmens kaum auf ihr
Klingelschild passt.
Daniel Albrecht
FRAGEN UND ANTWORTEN ZUR UNTERNEHMERGESELLSCHAFT
■ Was ist eine Unternehmergesellschaft?
Die „Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)“ oder „UG (haftungsbeschränkt“ ist eine Variante der GmbH (Gesellschaft mit beschränkter
Haftung). Während ihre große Schwester ein Mindeststammkapital von
25 000 Euro erfordert, kann eine Unternehmergesellschaft schon ab einer
Einlage von 1 Euro gegründet werden.
■ Für wen ist die UG (haftungsbeschränkt) interessant?
Vor allem für kleinere Existenzgründer, häufig Dienstleister, die kein großes
Anfangskapital benötigen. Je niedriger das Stammkapital, desto geringer die
Gründungskosten. Durch die Verwendung eines standardisierten Musterprotokolls bei der Anmeldung lassen sich die Startausgaben weiter reduzieren.
■ Wie gründe ich eine Unternehmergesellschaft?
Das funktioniert ähnlich wie die Gründung einer GmbH. Der erste Schritt
ist der Abschluss eines Gesellschaftsvertrages (Satzung). Dieser muss von
einem Notar beurkundet werden. Danach wird das Stammkapital eingezahlt und die Gesellschaft ins Handelsregister eingetragen.
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■ Gilt eine UG (haftungsbeschränkt) im Vergleich zur GmbH als
weniger seriös?
Das wird sich noch zeigen. Anders als bei einem Einzelunternehmer, der
letztendlich persönlich haften muss, ist die Haftung bei der Unternehmergesellschaft auf das Gesellschaftsvermögen begrenzt. Je geringer das
Stammkapital, desto niedriger die Haftungssumme. Bei einem Stammkapital von einem Euro ist zudem das Risiko einer Überschuldung sehr hoch;
bei Insolvenzverschleppung drohen strafrechtliche Folgen.
■ Darf die Unternehmergesellschaft ihre Gewinne voll ausschütten?
Nein. Aus einem Teil des Betriebsergebnisses müssen Rückstellungen gebildet werden. Wenn diese in Stammkapital umgewandelt werden, sind über
eine Summe von 25 000 Euro keine weiteren Rückstellungen mehr erforderlich. Die Gesellschaft kann dann außerdem in eine GmbH umgewandelt werden.
■ Kann eine GmbH auch in eine UG umgewandelt werden?
Nein. Das ist momentan nicht möglich.
da
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Kontaktnetze
Einmal in der Woche treffen sich in der Metropolregion Geschäftsleute zum Frühstück, wenn andere noch schlafen. Zwischen Kaffeekannen und Brötchenkörben
tauschen sie Visitenkarten und kleine Zettelchen mit Geschäftsempfehlungen aus.
Bild: Rinderspacher
Zettelwirtschaft
Einmal in der Woche treffen sich morgens um sieben Rechtsanwälte, Malermeister, Zahnärzte,
Autohändler und Optiker in Mannheim, Ludwigshafen, Speyer und Frankenthal. Beim Frühstück
tauschen sie Geschäftsempfehlungen aus, die sie unter der Woche füreinander gesammelt haben
E
s ist sieben Uhr morgens. Auf
dem Parkplatz des Mannheimer Flughafens glitzert der
Frost. Im alten Flughafentower, der
heute das Restaurant Lindbergh beherbergt, brennt Licht. Drinnen ist
ein U-förmiger Frühstückstisch für
gut zwanzig Geschäftsleute gedeckt
– wie an jedem Donnerstagmorgen
um sieben.
Zu zweit, zu dritt, zu fünft stehen
die Mitglieder des „Chapters“ Schiller des Business Network International (BNI) zwischen den Säulen und
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Tischen des im Stil der Dreißiger
Jahre eingerichteten Flughafenrestaurants. „Und was machen Sie?“,
fragt ein junger Mann im Anzug
sein älteres Gegenüber. „Und, wie
läuft’s bei dir?“, fragt ein paar Schritte weiter eine blonde Frau im Business-Kostüm einen Mittvierziger im
Pullunder. So beginnt jeder Dienstagmorgen für die Netzwerker des
BNI-Chapters Schiller.
Um Punkt 7.15 Uhr sitzen alle
am Frühstückstisch, vor Croissants
und Kaffee. Dann erhebt sich Frank
Kaltenmeier, ein Mann mit kurzen
Haaren und Brille. „Hallo zusammen, ich bin der aktuelle Chapterdirektor für die nächsten Wochen.
Guten Morgen“, sagt er. „Guten
Morgen“, antworten ihm die Frühstücksgäste. Punkt für Punkt hakt
Kaltenmeier die Tagesordnung ab.
Erster Punkt: „Ich schlage vor, dass
wir das Frühstück, das übrig bleibt,
der Tafel zur Verfügung stellen“,
sagt er. Die Anwesenden klatschen.
Zweiter Punkt: „Für seine neun
Empfehlungen in der vergangenen
Woche ehren wir Steffen Weidner.“
Kaltenmeier greift unter den Tisch
und zieht einen langen Pinsel hervor. Dann geht er zu Weidner. Der
erhebt sich von seinem Stuhl. Dann
erhält er den Ritterschlag; einmal
links, einmal rechts auf die Schulter.
Dass Kaltenmeier lieber den Pinsel
als das Schwert schwingt, hat Gründe. Er ist Malermeister. Weidner
verdient sein Geld als Optiker.
Nach der Zeremonie geht es weiter in der Tagesordnung. Der dritte
Punkt dauert länger. Er dauert 21
Kontaktnetze
Minuten. Es ist die Vorstellungsrunde, in der jedem der 21 Mitglieder
eine Minute Zeit gewährt wird, sich
und sein Unternehmen vorzustellen. Steffen Weidner erhebt sich ein
zweites Mal von seinem Stuhl. Er
hält eine Tafel für Sehtests in der
Hand. Die Zahlen und Buchstaben
auf ihr werden von Zeile zu Zeile
kleiner. „Mein Name ist Steffen
Weidner, von der Firma Optik Meyer“, sagt er. Dann hält er die Tafel in
die Runde. „Können Sie das lesen?“, fragt er: „Nein? Dann kommen Sie zu uns. Wir schauen dann
und finden eigentlich immer was.“
Die Anwesenden lachen. „Mein Name ist Steffen Weidner, von der Firma Optik Meyer“, sagt der 38-Jährige. Dann setzt er sich wieder.
Ritterschlag mit dem
Malerpinsel
Als nächstes steht eine blonde Frau
im schwarzen Kostüm auf. „Mein
Name ist Birgit Lampert von der
Werbeagentur MLW Kommunikationsform“. Auf sie folgen ein Steuerberater, ein Verkäufer von Druckerzubehör, ein Umwelttechniker. Einige sind unsicher, andere geübt im
Präsentieren. „Wir sorgen für Spannung“, verspricht Elektrotechniker
Stefan Kolb und hält eine leuchtende Glühbirne hoch. Versicherungsmakler Helmut Sauer spricht von
den Veränderungen, die 2009 auf
jeden in der Runde zukommen. In
den Händen hält er ein Foto des
Bundesfinanzministers Peer Steinbrück. Der Rechtsanwalt, der Immobilienmakler, der Gebäudereiniger, jeder bekommt seine 60 Sekunden.
Finanzberater Rainer Debatin
entscheidet sich, ein Gedicht vorzulesen. Es stammt aus der Feder des
österreichischen Publizisten Richard Kerschhofer, wurde aber in
den vergangenen Wochen von vielen Zeitungen Kurt Tucholsky zugeschrieben: „Wenn die Börsenkurse
fallen, regt sich Kummer fast bei allen, aber manche blühen auf: Ihr
Rezept heißt Leerverkauf“, heißt es
in den ersten Zeilen. Ob Tucholsky,
ob Kerschhofer, Rainer Debatin hat
in seinen 60 Sekunden erreicht, was
er wollte. Die Anwesenden werden
sich an ihn erinnern, wenn Sie von
einem Bekannten oder Geschäftspartner gefragt werden, ob sie nicht
einen gescheiten Finanzberater
empfehlen könnten. Denn jedes
BNI-Mitglied hat immer die Visitenkarten der anderen dabei.
Die Kärtchen gelten als Tickets
für das große Empfehlungskarussell.
Die einzelne Fahrt kostet nichts.
Doch wer ein Jahr lang mit dem Karussell fahren will, zahlt dafür 700
Euro Mitgliedsgebühr. Mit einem
Teil des Geldes werden die Verwaltungskosten des als Franchise-System organisierten Netzwerks gezahlt. Ein anderer Teil fließt an den
Erfinder des BNI, den amerikanischen Marketing-Publizisten Dr.
Ivan Misner. Er gründete 1985 in
Los Angeles das erste BNI-Chapter.
Die ersten deutschen BNI-Städte
waren 2003 Berlin und Stuttgart.
Das Chapter Schiller wurde im
Jahr 2004 gegründet. Der Blick auf
die Liste der Empfehlungen, die
auch heute am Frühstückstisch die
Runde macht, beeindruckt: Empfehlungen im Wert von 112 094 Euro für den vergangenen Monat sind
darauf notiert. Der durchschnittliche Wert einer Empfehlung liegt bei
1751,46 Euro. Das klingt gut, nachprüfbar ist es aber nicht. Die Angaben sind freiwillig. Niemand muss
einen Kassenbeleg vorlegen.
Chapterdirektor Frank Kaltenmeier bittet um Ruhe. Die Zeit
drängt. Der nächste Tagesordnungspunkt steht auf seiner Liste. Druckzubehör-Fachmann Christoph Volz
steht auf. Er hat blondes, kurzes
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BNI-GRUPPEN IN DER METROPOLREGION
Bereits gegründet sind in der Metropolregion die Chapter
■ Schiller (Ort: Mannheim, Flughafenrestaurant Lindbergh;
Tag: Donnerstag),
■ Heine (Ort: Mannheim, Flughafenrestaurant Lindbergh;
Tag: Freitag),
■ Hölderlin (Ort: Speyer, Hotel Löwengarten; Tag: Dienstag),
■ Fontane (Ort: Speyer, Hotel Löwengarten; Tag: Mittwoch),
■ Lessing (Ort: Frankenthal, Weinhotel Wagner; Tag: Mittwoch) und
■ Novalis (Ort: Ludwigshafen, Best Western Hotel, Tag: Donnerstag)
Zurzeit gegründet werden die zwei Chapter
■ Tucholsky (geplanter Ort: Bensheim) und
■ Dürrenmatt (Ort: Mannheim, Mannheimer Hockeyclub 1907;
Tag: Donnerstag)
Haar, trägt eine Brille und einen
bunten Pullover. „Ich wusste nicht,
dass es keinen Beamer gibt“, sagt er.
„Dann muss ich eben mit Filzstift
präsentieren.“ Volz schreibt Beispielrechnung an Beispielrechung
ans Flipchart, die vor allem eines beweisen sollen: Cartridge World ist
ein gutes Geschäft für jeden in der
Runde, in dessen Büro ein Tintenoder Laser-Drucker steht. „Drei Minuten haben Sie noch“, sagt Chapterdirektor Kaltenmeier nach sieben
DAS BUSINESS NETWORK INTERNATIONAL (BNI)
Das Business Network International (BNI) wurde 1985 in Los Angeles
gegründet und ist heute nach eigenen Angaben die weltweit größte
internationale Unternehmervereinigung. Im BNI sind mehr als 100 000
Geschäftsleute und Unternehmer in mehr als 5000 Gruppen, den so
genannten Chaptern, vertreten.
Die Statuten des BNI sehen vor, dass in den lokalen Chaptern jeder
Beruf nur einmal vertreten ist. Die Gruppe darf außerdem nicht mehr
als 40 Mitglieder haben.
Der Zweck des BNI liegt darin, den Mitgliedern neue Kunden zu vermitteln. Zu diesem Zweck trägt jedes BNI-Mitglied die Visitenkarten
der anderen bei sich. Trifft ein Mitglied jemanden, der Produkte oder
Dienstleistungen eines Chapter-Mitglieds benötigt, wird eine Empfehlung ausgesprochen und eine Visitenkarte weitergereicht.
Der Wert der Empfehlungen in der Metropolregion Rhein-Neckar lag
in den vergangenen sechs Monaten nach Angaben des Geschäftsführers der BNI RheinMainNeckar GmbH Benno Dembowski bei rund 5,5
Millionen Euro.
Minuten. Volz redet schneller. Drei
Minuten später ist er fertig. Ein paar
Nachfragen, ein Dankeschön, ein
kurzer Applaus. Dann geht es weiter im Programm.
„Kommen wir zu den Empfehlungen“, sagt Kaltenmeier. Nacheinander stehen die Teilnehmer auf.
„Ich habe zwei Empfehlungen,“
sagt Immobilienmakler Erik Pietruska und reicht zwei Zettel weiter. Einen erhält das Direktorium, um
Buch zu führen. Den anderen Zettel
erhält das von Pietruska empfohlene
BNI-Mitglied.
Empfehlungen im Wert von
112 094 Euro
Dann dreht sich das Karussell weiter. „Ich habe keine“, sagt Pietruskas Nachbar. „Ich auch nicht“, sagt
dessen Nachbarin. „Ich habe eine
Empfehlung“, sagt deren Nachbar.
Die Runde endet beim Optiker Steffen Weidner. „Steffen, deine fünf
Empfehlungen in dieser Woche?“,
fragt Kaltenmeier. „Nee, heute habe
ich nichts“, antwortet Weidner.
„Ich habe mein Pulver verschossen.“ Die Anwesenden lachen. Elf
Empfehlungen notiert sich Kaltenmeier für diesen Morgen.
Es folgt der Ausblick. Dann wird
der Tagespreis verlost. Weidner,
noch vor einer Stunde geadelt, ist
nicht im Topf. Denn er hat heute
keine Empfehlung mitgebracht.
Vielleicht wieder am nächsten Donnerstag – morgens um sieben, wenn
draußen der Frost glitzert.
Kristian Klooß
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Zeitgeschichte
Geschäftspartner und Mitarbeiter von Econo, das den Vortrag von Nando Parrado im Mannheimer Rosengarten präsentiert hat (im Uhrzeigersinn von links oben):
Oliver Herold und seine Frau Petra, Mediaberaterin, Christof Braun vom Modehaus Engelhorn, Stefan Fueß, Marketingleiter des „Mannheimer Morgen“,
Gunther Werner von „Ansatz Modul-Werbung“ mit seinem Sohn Rocco, Manuela Amann, Mediaberaterin Jeannine Feuerabend, Sonja Broho, Monika Klee
von der VR-Bank Ludwigshafen, Mediaberater Peter Schwalbach, Jeannine Feuerabend und Matthias Mühlum von CConcept2 mit Mladenha Ivanhaovic.
Höllische Lehren
Nando Parrado kämpfte als Überlebender eines Flugzeugabsturzes 72 Tage gegen Kälte und
Hunger. Im Rosengarten hat er diese Geschichte über Mut und Willensstärke erzählt
S
chönes Wochenende!“ Mit diesen Worten verabschiedete
sich im Oktober 1972 Seler
Parrado von seinem Sohn Nando.
Aus dem schönen Wochenende
wurde nichts. Der 23-Jährige
kämpfte 72 Tage um sein Überleben. Das Flugzeug, das Parrado mit
seiner Rugbymannschaft von Montevideo in Uruguay nach Chile bringen sollte, stürzte über den Anden
ab. Die Überlebenden der Katastrophe kämpften auf 4000 Metern Höhe gegen Kälte, Hunger, Durst, Verletzungen und Krankheiten. Dass
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Parrado und einige seiner Teamkollegen überlebt haben, gleicht einem
Wunder. Die Suchmannschaften
hatten nach einer Woche ihre Arbeit eingestellt. Es galt als unmöglich, länger als 48 Stunden ohne
Ausrüstung und Nahrung in den
Anden zu überleben.
Am 28. November erzählte Nando Parrado diese „erstaunliche Geschichte über Geistesgegenwart,
Entscheidungsfreude und Überlebenswille“ im Mannheimer Rosengarten. Parrado vermittelte den 800
Gästen, wie die Gruppe durch
Nando Parrado.
Bilder: Proßwitz
Teamgeist, Cleverness und Führung
den Weg aus der Hölle fand. Die
Ausgemergelten hatten sich letztlich entschieden, selbst nach Rettung zu suchen. Nando machte sich
mit einem Freund auf einen Fußmarsch gen Westen. Nach zehn Tagen stießen sie in den Andenausläufern schließlich auf Hirten, die ihnen Essen gaben und die Rettungsmannschaften alarmierten. Es klang
nicht nach Floskel, als Nando Parrado seinen Vortrag mit den Worten
beendete: „Genießt jeden Atemzug
eures Lebens.“ Matthias Schmitt
77
Bildung & Wissenschaft
Wegweiser im Wandel
Die Musikindustrie wandert ins Netz. „Digital Innovation Manager“, ausgebildet an der
Popakademie Mannheim, sollen sie künftig durch das World Wide Web führen
schwerpunkt auf diese Entwicklung
reagiert hat. Seit Anfang des Semesters können sich Studenten zum Digital Manager Innovation ausbilden
lassen. Damit erhöht sich im Studiengang Musikbusiness die Zahl der
Studienschwerpunkte auf fünf.
Für den neuen Studienschwerpunkt sucht Wandjo unter seinen
Studenten die so genannten „Digital
Natives“. „Die sind im digitalen
Zeitalter groß geworden. Für einen
Native ist das Internet kein Instrument oder Medium, um etwas zu
tun. Es ist deren Lebenswelt“, sagt
Wandjo. Ryan Rauscher ist einer
dieser im Internet „Eingeborenen“:
„Ich beschäftige mich seit drei Jahren mit den Auswirkungen der digitalen Vernetzung auf die Musikwirtschaft. Im Internet verbringe ich
täglich acht bis zwölf Stunden.“ Die
mobile Internetflat mitgerechnet sei
er eigentlich rund um die Uhr im
Netz. Ideale Voraussetzung, um als
Projektmanager das „SMIX.LAB“ zu
betreuen. Das ist das neue Kompetenzzentrum für Digitales Musikbusiness an der Popakademie, an der
auch die Digital Innovation Manager ausgebildet werden. Ein wichtiges Thema in deren Studium ist das
so genannte Web 2.0, auch „Mitmachweb“ genannt. Beide Begriffe
beziehen sich darauf, dass die Benutzer selbst Inhalte erstellen oder
bearbeiten. Beispiele sind die Online-Enzyklopädie Wikipedia oder
das Videoportal YouTube. Damit
einher geht ein Bedeutungsverlust
der klassischen Medien- und Musikunternehmen. Die haben bisher
zentral Inhalte zur Verfügung gestellt.
Die Digital Innovation Manager
werden dazu ausgebildet, diese digitale Vernetzung mitsamt ihren Auswirkungen auf Wirtschaft,
Kultur und Gesellschaft
zu verstehen und in eigene Projekte umzusetzen.
Wandjo schätzt, dass nur wenige
Absolventen in der alten Musikindustrie Arbeit finden werden. Deren
Vertriebsweg bestand darin, Alben
zu produzieren. Diese sterben aber
aus. „Die Digital Innovation Manager gehen vielleicht auch zu Medien, Portalbetreibern, Telekommunikationsanbietern oder Handyherstellern“, sagt Wandjo. Generell haben
Musikbusiness-Absolventen
sehr gute Berufsaussichten. „Rund
70 Prozent werden schon im Studium abgeworben“, sagt Wandjo. Ein
Grund für die gute Perspektive ist
der starke Praxisbezug an der Popakademie. So kommen von den 90
Dozenten zwei Drittel aus der Musikwirtschaft. Außerdem sorgen
zwei Praktika im Studium dafür,
dass die Studenten Kontakte zu Arbeitgebern knüpfen. Dem Digital Innovation Manager komme laut
Wandjo außerdem zugute, dass die
Musikindustrie gerade im digitalen
Bereich gut ausgebildete Arbeitskräfte suche. „Der Online-Verantwortliche ist heute niemand, der irgendwo am Ende der Verwertung
angesiedelt ist. Er ist künftig eine
der zentralen Figuren.“
MSc
Bild: Rinderspacher
Y
ouTube, itunes, Napster oder
Musicload: Das Internet ist eine riesige Musikbox. Nur
kann es wesentlich mehr als die Automaten, die früher Kneipen beschallten: Zu den Tönen gibt es Bilder und Videos. Die ersten Musiker
beginnen, über das Internet ihre Anhänger am Produktionsprozess zu
beteiligen. Der direkte Vertriebsweg
der eigenen Musikstücke über den
eigenen Webauftritt ist bei jüngeren
Künstlern Standard. „Nirgendwo
wird so viel Musik konsumiert wie
im Internet“, beschreibt Hubert
Wandjo (im Bild links) diesen Prozess, der die Branche radikal verändert. „Derzeit nicht zu deren Vorteil.“ Wandjo ist Geschäftsführer
der Popakademie Baden-Württemberg, die mit einem neuen Studien-
1/2008
•
19. Dezember 2008
econo
78
Lifestyle
Von der Mousse geküsst
Die Kreativität der Chocolatiers ist scheinbar unerschöpflich. Pralinen sind heute mit Ziegenquark,
Mango oder Meersalz gefüllt. Econo hat sich die Schokoladenmanufakturen in der Metropolregion
angeschaut und zeigt, warum Schokolade heute ein Lifestyleprodukt ist
E
s war auf einem Fußballplatz im
badischen Waldenbuch, wo
Clara Ritter 1932 eine knackige
Entdeckung machte: Die üblichen
Schokoladentafeln passten nicht in
die Jacketttaschen der männlichen
Schlachtenbummler, ohne dass die
rechteckige Nervennahrung zerbrach und zerbröckelte. In der heimischen Fabrik fertigte Ritter fortan
quadratische Tafeln. Diese konnte
man nun auf den Sportplatz mitnehmen. Die Schokolade und ihr lakonischer Slogan haben bis heute
überlebt.
So einfallsreich die Vierecke mit
dem Bauhaus-Schick auch sein mö-
econo
1/2009
•
19. Dezember 2008
gen: Die Kreativität der zeitgenössischen Chocolatiers geht weit über
„quadratisch, praktisch, gut“ hinaus. In kulinarischen Experimentallabors werden neue Geschmacksrichtungen ausprobiert und neue
Zutaten kombiniert. Schokolade ist
heute weit mehr als eine nährstoffreiche Süßigkeit für kleine Kinder.
Sie ist sinnliche Poesie. Hinter der
süßen Kulisse tobt ein Wettbewerb
um die spektakulärsten Ideen.
Beim noblen Naschen hört bei
den Deutschen der Geiz auf: Eine
Studie des Clubs der Confiserien
(CdC) von Oktober 2008 zeigt, dass
fast 90 Prozent der Käufer auf eine
gehobene Qualität achten. Über die
Hälfte der Befragten kauft ihren
Stoff im Fachhandel. An dem schätzen die Verbraucher die Angebotsvielfalt und Probiermöglichkeiten.
Der Connaisseur weiß: Es ist längst
nicht nur der Wein, der kritisch degustiert wird.
Die gläserne
Pralinenproduktion
Als Geschenk gehört Schokolade
ohnehin zu den Evergreens. Doch
mehr als 55 Prozent der Schleckermäuler kauft sich die hochwertigen
Schokoladen für den persönlichen
Bedarf.
Eine gute Adresse hierfür ist zum
Beispiel Peter Gärtners „Cacao“ in
Weinheim. Gemeinsam mit seiner
Frau Sandra hat er sich vor drei Jahren einen Lebenstraum erfüllt und
die Chocolaterie eröffnet. Sein
Handwerk hat Gärtner bei Chocolatiers in der Schweiz und den USA
gelernt. Vom Kult um geheime Rezepturen hält er wenig: „Der Kunde
darf alles sehen und wissen“, erklärt
der Schöpfer süßer Kunstwerke die
gläserne Produktion des Hauses.
Trotz kreativem Anspruch und beachtlichem Erfindergeist ist Gärtner
79
Lifestyle
Für Unternehmen hat Peter Gärtner einen besonderen Service im
Angebot: Die Logopraline mit dem
Firmennamen auf dem edlen Kleid.
Gärtner komponiert Pralinenbuffets, hält Schokoladenseminare an
der Heidelberger Meisterschule und
der Mannheimer Abendakademie.
Die Harmonie von Wein und Edelschokolade steht bei regelmäßigen
Tastings im Mittelpunkt.
Feine Aromen, hochwertige Kakaosorten und ungewöhnliche Zutaten. Für Konditormeisterin Tanja
Emler-Rupp dreht sich fast alles um
die süßen Seiten des Lebens. Ihre
Lust am künstlerischen Gestalten
lebt sie in der Horchheimer Scheune bei Worms aus. Besondere Spezialität: Hohlfiguren und essbare
Dekorationsobjekte, sogar Bilder
aus Schokolade verlassen ihre Kreativwerkstatt. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aushängeschild ist der Wormser Nibelungendrachen in Vollmilch, Zartbitter
oder weißer Schokolade. Die Chefin
baut Schneemänner aus einem Kilogramm Rohmasse, züchtet süße
Weihnachtselche und schickt zart
schmelzende Rennwagen an den
Start. Handfertigung ist Ehrensache.
„Leider endet der edle Rohstoff Kakao viel zu oft in geschmackloser
Massenware“, sagt Tanja EmlerRupp, die den Kunden in ihre Ideenfindung mit einbezieht. Im Dialog
mit regionalen Winzern ist sie der
perfekten Kombination von Wein
und Schokolade auf der Spur.
Früher endete der Horizont alkoholischer Leckereien bei industriell
gefertigten Weinbrandbohnen. Als
kühnste Partnerschaft von Schokolade mit anderen Zutaten galt „Trauben-Nuss“. Mittlerweile haben Premiumlieferanten den Markt im großen Stil veredelt. Heute gehören
Chili-Schokolade und Lavendelpralinen beinahe zum guten Ton jedes
Herstellers. Man nascht Bio und diskutiert über die Geschmacksnoten
einzelner Kakaosorten. Wie bei der
Weinprobe wird beim genießerischen Lutschen mit Begriffen wie
fruchtig, erdig und blumig hantiert.
Der Trend für die kommende Schokosaison: Produkte mit kandierten
Blüten. Das Außergewöhnliche
wird zur elementaren Zutat in den
Experimentierstuben trendbewusster Manufakturen. „Schokolade
macht nicht dick, sondern glücklich“, sagt Giuseppina Ehmann,
Chefin der Chocolaterie St. Anna
No. 1 in Heidelberg.
gen mit Balsamico und Ingwer,
Mango oder Meersalz aus Guérande. Ein aromatischer Exot ist die
hauseigene Wasabipraline. Auch
Biertrüffel und mit Ziegenquark gefüllte Schokoladenbällchen gehören
zur Kollektion des 1994 gegründeten Betriebs. In Mauer finden Pralinenkurse und Chocolate-Dinner
statt. In seiner 15-jährigen Konditorenkarriere hat Vorbach niemals aufgehört, an neuen raffinierten Geschmackskompositionen zu arbeiten.
Füllung aus Meersalz,
Mango oder Ingwer
Neben der Qualität des Produkts
buhlen exquisite Verpackungen um
die Gunst der anspruchsvollen
Schleckermäulchen. In Päckchen
und Döschen werden die Edelstücke wie kostbarer Schmuck arrangiert und auch in Kleinstmengen
zum Verkauf angeboten. Qualitätsorientierte Chocolatiers wollen den
Kunden mit Kontrasten überzeugen
– mit geschmacklicher Vielfalt und
qualitativen Unterschieden. Ganzheitliches Produktdesign zum Essen
und Verschenken. Bei einem Verzehr von fast zehn Kilogramm Schokolade pro Kopf und Jahr ein sehr
verführerischer Markt der Möglichkeiten.
Thomas Tritsch
Ein paar Kilometer weiter südöstlich verteidigt Helgo Vorbach den
Anspruch an Qualität und Frische
im gehobenen Süßwarenbereich. In
Mauer stellt der Konditormeister
ausnahmslos Edelpralinen in Handarbeit her. Sein Credo: „Keine Chemie und nur natürliche Aromen.“
Wöchentlich entstehen frische Pralinen, die mit konfektionierter Massenware nichts gemein haben. Jeder
Trüffel wird einzeln gefüllt und mit
den hochwertigsten Kuvertüren
überzogen. Im Kern betören Füllun-
Bild: Fotolia
keiner, der sich einem wettbewerbstypischen Innovationsdruck ausliefert. Etwa 80 Prozent des selbst produzierten Sortiments bilden ein festes Repertoire. Die restliche Kollektion wird ein bis zwei Mal im Jahr
erneuert und an saisonalen Spezialitäten ausgerichtet: Zu Ostern gibt es
Schoki mit Karottensaft. Die klassischen Champagnertrüffel sind das
Fundament des Betriebs und in 25
Sorten erhältlich.
1/2009
•
19. Dezember 2008
econo
80
Index
Name
3i
A.T. Kearney
ABB Deutschland
Abbott
Ackermann, Michael
Achten, Dr. Dominik von
ADAC
Agne, Bernd
AirMaxx
Al-Deen, Laith
Amann, Manuela
Apt-ebusiness
Arslan, Yilmaz
Audi
Seite
6
7
46
13
64
47
27
47
10, 11
45
76
17
65
6, 27
Bach, Dr. Alfred
13
Bäckerei Görtz
12
Bajorat, Marc
47
Bartels, Gesa
27
BASF
12, 46, 47, 49
Bassey, Shirley
45
Bauer, Elke
65
Baum Retec
7
Baum, Wolfgang
7
Baumgart, André
19
Beckmann, Dr. Carl-Christian
8
Bellheimer Metallwerk
10
Bernd, Stefan
46
Bersch, Rainer
8
Beyerlein, Thorsten
37
Bijatenko, Marion
72
Bildung, Wirtschaft,
Arbeit im Quartier (BIWAQ)
17
Bilfinger Berger
46
Bio-Europe
13, 21
BioRegion Rhein-Neckar e.V.
21
BioRN Cluster Management
21
BKK Pfalz
11
Bl plus
16
Blackberry
7
BMW
27
Bodner, Herbert
46
Bold, Axel
65
Böll, Markus
46
Boney M.
65
Booc
18
Bild: Fotolia
Büro Haas
Business Network
International (BNI)
17
74, 75
Camelot
Börsch-Supan, Prof. Dr. Axel
47
Bosch
19
Braun, Christof
76
Brockhaus
7
Broho, Sonja
76
Bross Nekic Business Consulting 18
Bruch, Karl Peter
24
Brückmann, Matthias
9, 42
Buch, Franziska
65
Buchmüller, Dr. Jörg
12
65
Chanel
12
Charles, Ray
45
Chocolaterie St. Anna
79
CIA
10
Ciba
12, 46
Ciber Novasoft
16
Climate Change Capital Group 20
Club der Confiserien (CdC)
78
Collision Entertainment
65
Commerzbank
7
Continental Teves
8
Cytonet
21
D
aimler
Dangmann, Oliver
Debatin, Reiner
Deere & Company
Deissner, Michael
Dembowski, Benno
Dentsply Friadent
16, 17
15
75
6
21
75
11
Dessloch, Alfred
Deutschsprachige SAP-Anwender
Gruppe (DSAG)
Deutz
DIHK
DocMorris
Doppler, Hermann
Dr.-Haas-Gruppe
Dub, Dr. Werner
Duchrow, Ulrich
Duscholux
Dyckerhoff, Christoph
Easydentic
Ecall
Ecclestone, Bernie
Edinger, Karl-Heinz
Ehmann, Giuseppina
Eichbaum
Eikon Südwest
Eli Lilly
Emalizadeh, Kian
Emler-Rupp, Tanja
47
16
6
14
36
16
7
8
49
46
47
16
7
11
47
79
10
65
19
47
79
EnBW
Endemann, Til
Engel, Dr. Hans-Ulrich
Envi.com
Epyxs
Erik, Pietruska
Euro HotRock
Europäische Arzneimittelagentur
(EMEA)
European Media Laboratory
(EML)
Evangelische Kirche
Deutschland (EKD)
Evobus
Fassbinder, Rainer-Werner
Faurecia
Febit
Feistel, Katinka
Felleisen, Prof. Dr. Rolf
Fetzner, Dr. Torsten
Feuerabend, Jeannine
Fiedler, Jürg
42
65
12
7
18
75
8
13
19
49
16
65
6
10
65
47
8
76
46
Figlesthaler, Jan
Folkerts, Ulrike
Foris
Frankenberg, Peter
Freudenberg
Friedrich, Georg
Fuchs Petrolub
Fuchs, Stefan
Fueß, Stefan
Fürstenhaus LöwensteinWertheim-Freudenberg
Future Factory
Future Public Security Center
G
7
16
16
arthoff, Bernward
47
Gärtner, Peter
78
Gärtner, Sandra
78
Gehr, Helmut
12,13
Gemeinnützige
Baugenossenschaft Speyer (GBS) 17
Ghaemian, Soheyl
82
Global Center for
Excelence on SAS
17
Das Wirtschaftsmagazin
azin
für die Metropolregionn
Rhein-Neckar
Testabo 3 Monate
te
für 10 Euro
[email protected] I Tel. 06 21 / 392 - 2800 I Jetzt bestellen!
27
64
47
18
21
14
6
6
76
WA081001
Index
Gönner, Tanja
Gordt, Daniel
Gress, Dr. Felix
Großkraftwerk Mannheim
(GKM )
Gunst, Erwin
47
18
43
8, 42
46
H
ack-Museum
64
Haenle, Philipp
14
Hagen, Nina
65
Hänle, Wolfgang
16
hannoverimpuls
53
Heer, Dr. Wolfgang
46
HeidelbergCement 20, 47, 68, 69
Heidelberger Druckmaschinen
7
Heinrich, Prof. Dr. Claus E. 43, 46
Kerschhofer, Richard G.
Kissel, Michael
Klee, Monika
Klimaschutz und
Energieberatungsagentur
Heidelberg (KliBA)
Knipser, Volker
Knipser, Werner
Koenig & Bauer
Kolb, Stefan
Kosubek, Hans-Joachim
Krämer, Hubert
Kuehlhaus
Kuhn, Willi
Kühne + Nagel
Kummer, Manfred
75
24
76
20
47
47
7
75
17
50
18
15
8
46
Meiko-Gruppe
Meister, Jörg
Memory
Merck Serono
Merckle, Adolph
Merkel, Ernst
Metropolregion Rhein-Neckar
GmbH
Milus, Dr. jur. Jan
Miramax
Misner, Dr. Ivan
MLP
MLW
Montblanc
Mühlum, Matthias
Müller, Dr. Georg
6
27
13
13
20
17
43
47
65
75
11
74
12
76
42
INDEX
DIE NAMEN IN DIESEM HEFT
Heinz, Michael
Heldt, Markus
Helgo
Hering, Jost
Hermsdorf, Prof. Dr. Jens
Herold, Oliver
Herold, Petra
Hofmann, Hans-Peter
Hopp, Dietmar
Hornbach Holding
Hornbach, Albrecht
Hornig, Reinhold
Huber, Peter
Huber, Wolfgang
46
46
79
65
47
76
76
47
10
46
43, 46
19
47
49
Iclear
17
ICW
16
IFM
19
IHK Darmstadt
14
IHK Pfalz
11, 14
IHK Rhein-Neckar
11,14, 55, 57
Immel, Hans-Peter
47
Immobilien Dreges
19
Industrievereinigung
Biotechnoligie (DIB)
47
IT4work
14
Ivanhaovic, Mladenha
76
J
ansen, Dr. Björn
Junkert, Udo
Jürgens, Thomas
Kabel BW
Kaltenmeier, Frank
Karcher, Tobias
Kases, Karl
Kaufmann, Rainer
Kaul, Dr. Achim
7
47
37
15
74, 75
49
65
65
38
Kunz, Ralf
Kurz, Dr. Peter
L
ampert, Birgit
Landesbank Baden-Württemberg
(LBBW)
Landsittel, Prof. Ralph
Lane, Robert
Lange, Silvio
Laufenberg, Karsten
Lautenschläger, Silke
Lechner, Elfriede
Leonhard, Prof. Dr. Dieter
Levitan, Ben
Liguma
Linnebank, Dr. Rüdiger
Liveactmusic
Löffler, Thomas
Lohse, Dr. Eva
Lowack, Wolf-Rainer
M:con
Mäckler, Christoph
MAN Roland
Mannheimer
Berufsakademie (BA)
Marcinowski, Stephan
Marschall, Stefanie
MAS Consult
Mattfeld & Senger
Maugé, Michel
Maute, Frank
MCC
MedatiXX
Medina
Medpex
46
42
75
11
27
6
47
47
66
21
46
10
31
47
45
47
53
43
24
21
7
18
47
18
52
21
24
19
47
16
65
38
Mumm, Manfred
Murray, Allan
MVV
MVV Energie
Nabu
Nafta
Neubert, Ingo
Neuhaus, Rolf
Nies, Dr. Helmut
Niopek, Dr. Wolfgang
No Angels
Nolte Holzwerkstoff
Noshir, Shahbaz
Odeon Pictures
Optik Meyer
Parrado, Nando
41
47
8, 9
20, 42
68
47
12
55
47
55
65
10
65
65
75
76
Parrado, Seler
76
Pelikan
12
Pelka, Roland
46
Pfeifer, Stefan
47
Pfriem, Regina
43
Pitney Bowes
20
Pixelspeed
17
PM-International
30, 31
Politzer, Martin
46
Porsche
27
Power PlusCommunications
(PPC)
20
Preissing, Dieter
46
Probst, Thomas
12
Pruust, Jan
47
Q-Tel
Quast, Lothar
R
adio Regenbogen
Rauscher, Ryan
Realtech
Rech, Heribert
Redmacher, Dr. Michael
Reiners, Hans-Walther
Reutax
Reuter, Prof. Dr. Andreas
Revlon
Rhenania
Ritter, Clara
Roche
Roos, Heinz
Rösler, Dr. Stefan
Roth, Uli
RWE
10
8
45
77
17
53
68
12
11
18
12
9
78
13
8
68
44,45
42
S
AP
10, 16, 17, 46, 47
Sattler, Jens
19
Sauer, Helmut
75
Schäfer, Marcus
55
Scheifele, Dr. Bernd
69
Scheuer, Elfriede
49, 50
Scheuermann, Uwe
47
Schlatman, Thorsten
47
Schlecker
36, 38
Schloss Wachenheim
12
Schmid, Claudia
71
Schmid, Jürgen
71,72
Schmitt, Matthias
19
Schnor, Rolf
47
Schönberg, Ingo
20
Schroeder-Wildberg, Uwe
11
Schulten, Dr. Rudolf
20, 42
Schunk, Klaus
45
Die kommende
econo-Ausgabe
erscheint am
Schwager, Dr. Harald
Schwalbach, Peter
Schweger, Jürgen
Seidel, Karin
Sero Pumpsystems
Settelmeier, Rolf
Sigma Films
Signum
Singh, Vinod Kumar
SMIX.LAB
Sohn, Joachim
Sorg, Rolf
Sparkasse Hannover
Späth, Lothar
30
Specht, Christian
8
Spettmann, Dr. Theo
46
Spitz, Claudia
27
Stabilo
12
Stadt Mannheim Beteiligungsgesellschaft (SMB)
24
Stammler, Bernhard
52
Stark, Cordula
47
Stark, Udo
47
Stats
16
Steinbrück, Peer
75
Streib, Michael
47
Stritzinger, Markus
40
Stritzinger, Ruth
40, 41
Stürmer, Christina
45
Südzucker
9
Sunset
65
Süss, Heinz-Werner
46
Swiss Life-Gruppe
11
Swisslab
13
SWR
65
Sygnis Pharma
13
Technische Werke
Ludwigshafen (TWL)
Telekom
Timinger, Michael
Tödtman, Ulrich
Trans-o-flex
Trapp, Prof. Oliver
Travunity
Trebitsch, Gyula
Tschischka, Walter
Tsintsadze, Dito
Tucholsky, Kurt
8
20
10
47
9
47
71
65
47
65
75
VEM
20
Verband Region
Rhein-Neckar (VRRN)
Verein Zukunft Metropolregion
Rhein-Neckar e. V.
Vereinigte-Saar-Elektrizität (VSE)
VMS
Vogel, Dr. Gerhard
Volz, Christoph
Vonderheid, Ulrich
Voscherau, Eggert
VW
Wandjo, Hubert
6. Februar 2009
12, 43
76
55
27
20
47
66
7
66
77
27,28
30
53
81
Weber, Harald
Weber, Jens
Weidner, Steffen
Weiler, Hendrik
Welt Leas Helicopter
Unternehmensgesellschaft
Werner, Gunther
Werner, Rocco
Werner-Bonhoff-Stiftung
Wieder, Thomas
Wiegand, Linus
Wild, Anne
Wilkes, Matthias
Wincanton
Wingas Transport
Wipro
Wolf, Heinz-Günter
Wookey, John
Ziegele, Hans
Zimmerle, Eduard
Zypries, Brigitte
20
43
42
19
14
75
46
42
20
77
47
65
74,75
46
73
76
76
53
46
46
65
66
9
12
17
36
47
46
46
71
82
Der Schreibtisch von . . .
Der Schreibtisch vom Chef
Bild: Rothe
Was sagt uns der Schreibtisch eines
Menschen über dessen Arbeitsweise und Persönlichkeit? Küchenpsychologen sagen: „Ziemlich viel!“
Econo ist da skeptischer. Dennoch
stellen wir Ihnen an dieser Stelle immer den Schreibtisch eines Machers
aus der Region vor. Unsere Interpretation gibt es ohne Psychologiestudium und Gewähr. Heute an der Reihe: Soheyl Ghaemian, Gründer und
Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Reutax AG. Das Unternehmen hat sich auf die Vermittlung
von Fachpersonal spezialisiert.
Out of Office
So ein Büro wie dieses existiert
nicht. Ein Schreibtisch so blank wie
polierter Klavierlack, Stühle, so
symmetrisch
aneinandergerückt
wie Flugzeugsitze; selbst ein Büromöbelhaus würde seine Office-Systeme nicht so ausstellen. Bei so viel
Ordnung wird der Betrachter ja
ganz unruhig. Die Maus, die Tastatur, wie mit Lineal und Winkel an
der Schreibtischunterlage ausgerichtet, die wiederum genau mit der
Schreibtischkante abschließt. Der
Blick ins Büro dieses Chefs lässt nur
zwei Schlüsse zu: Entweder hat er
nichts zu tun oder er hat viele Termine. Bei einem so rasant wachsenden Unternehmen wie Reutax würde Ersteres vor allem für die Verlässlichkeit der Mitarbeiter sprechen.
Letzteres könnte darauf hindeuten,
geschäfte verbinden.
bis zu 5x täglich mannheim-berlin
bis zu 3x täglich mannheim-hamburg
bis zu 3x täglich mannheim-münchen
Information und Buchung unter www.cirrusairlines.de,
unter der Hotline 0180/4444 888 (0,20 €/Anruf)
oder in Ihrem Reisebüro.
Partner of Lufthansa
dass der Chef am liebsten den persönlichen Kontakt zu seinen Kunden sucht – oder Golf spielt. Wir
schlussfolgern: Die Mitarbeiter der
Reutax AG sind maßgeblich daran
schuld, dass dieses Büro so steril
wirkt wie ein Reinraumlabor. KrK
inkl. Prämienund Statusmeilen
bei Miles & More
Je mehr der Wettbewerb Trübsal bläst, desto heller
strahlt die eigene Marke, wenn sie entsprechend
ausgeleuchtet wird. Ob Weltkonzern oder Mittelstandsunternehmen – um aus täglich wachsenden
Herausforderungen täglich steigende Möglichkeiten
zu machen, brauchen Sie jetzt vor allem eins: helle
Köpfe, die darauf brennen, für Sie erfolgreiche
Kommunikation zu machen. Sprechen Sie darüber
Detlev Bucks, Creative Director,
einer von mehr als 30 hellen Köpfen
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