Joseph Freiherr von Eichendorff Mondnacht

Transcription

Joseph Freiherr von Eichendorff Mondnacht
"Alain Aubert" <[email protected]>
Joseph Freiherr von Eichendorff
Mondnacht
Gedichtinterpretation
Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
Entstanden um 1830 Erstabdruck 1837
"Alain Aubert" <[email protected]>
Begrüssung
Ich möchte euch heute zu meinem Vortrag über das Gedicht "Mondnacht" von
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff begrüssen. Ich werde nicht im
speziellen auf Eichendorff eingehen, und eine Biographie von ihm vortragen,
sondern mich auf das Gedicht beschränken, da vor mir schon einige andere Schüler
Gedichte von ihm vorgetragen haben, und auch genügend Biographisches Material
lieferten, so dass es nicht nötig ist einen Lebenslauf vorzutragen.
Ich möchte nur kurz diese Folie auflegen, so dass ihr eine euch einen Bezug zu der
Person Joseph von Eichendorff aufbauen könnt.
Eichendoff war neben Clemens Bretano der wahrscheinlich bedeutendste deutsche
Dichter der Spätromantik, und ist am 10. März 1788 in Oberschlesien geboren
worden, und verstarb am 26 November 1857.
Das Gedicht
"Mondnacht" ist um 1830 geschrieben worden, als Joseph von Eichendorff etwa 42
Jahre alt war. Erstmals Abgedruckt wurde das Gedicht 1837.
Ich möchte es nun Vortragen.
(Gedicht vortragen)
Zur formellen Interpretation
Das Gedicht ist durchgehend von Kreuzreimen durchzogen, und es besteht aus 3
Versgruppen, zu je 4 Verszeilen. (An die Tafel schreiben) Es finden sich ausserdem
zwei Arten von Reimen vor. Dies sind zum einen reine Reime (z.B. in der 1. Strophe;
geküsst - müsst) und zum andern unreine Reime (z.B. in der 2. Strophe; Felder Wälder). Ein bedächtiger und ruhiger Trochäus verdeutlicht die Grundstimmung
der Verse. Der Rhythmus ist durchgehend für alle 3 Strophen ähnlich. Die ersten
beiden Strophen stehen in der Vergangenheit, und die letzte Strophe ist im
Präsens, der Gegenwart geschrieben.
Zur Inhaltliche Interpretation
Die im Gedicht beschriebene Kulisse kann partiell durchaus mit der Romantik als
Epoche in Verbindung gebracht werden und ist von einer ruhigen durchaus positiven
Grundstimmung geprägt. So ist sie ebenfalls stark emotionell ausgerichtet. Die
Hervorhebung der Gefühlswelt und eine teils starke Naturbezogenheit sind
elementare Charakteristiken in diesem Gedicht, so wie in vielen anderen
Romantischen Dichtungen auch.
Zu Beginn wird eine Verschmelzung der Gegensätze angeführt:
"Alain Aubert" <[email protected]>
"Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,"
Im Kontrast steht die Realität - die Erde - mit all ihren Normen und Zwängen zu
der essentiellen (wesentlich) geistigen Ebene - dem Himmel. Es kommt darauf an,
hinter eine durchanalysierte Welt zu blicken und damit eine Libertät, eine Freiheit
in der Unendlichkeit zu finden, bzw. die Fesseln der Gesellschaft hinter sich zu
lassen. Dazu ist es allerdings eine Unentbehrlichkeit, dass das regsame Denken
nicht die weltliche Existenz negiert also negativ erscheinen lässt, sondern, dass
sich deren Grenzen verwischen und zu einer unteilbaren Einheit formieren. Wenn
nun diese Vereinigung zwischen Himmel und Erde vollzogen ist, ist eine Trennung
nicht mehr auszudenken:
"Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst"
Nun ist das geistige Leben das Wesentliche, welches unser weltliches Handeln
beeinflusst. Es leitet von jetzt an das physische Dasein, was von den
Wortwiederholungen bestärkt wird:
"Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht."
Erst im Anschluss daran kann der vollständige Mensch aufleben und sich einen
grösseren und umfassenderen Horizont verschaffen. Er entfaltet sich durch die
Kompensation der Gegensätze und erfährt die Freiheit in der eingetretenen
Unendlichkeit:
"Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus."
Die Seele hat von nun an in diesem "stillen Lande" Ruhe gefunden. Sie ist "nach
Haus" zu ihrem angestrebten Ziel gekommen und kann jetzt in Harmonie existieren.
Dieses Gedicht ist inhaltlich sehr ansprechend, weil es eine harmonische Ruhe
ausstrahlt, und eine perfekte Szenerie beschreibt. Es ist eine Aufforderung, sich
auf die Suche nach sich selbst, auf die Suche nach dem Einklang zu begeben, und
sich von allen Problemen zu lösen, sie einfach abzustreifen.
Mit dem Kontrast "Himmel - Erde" ist auch der Bezug zwischen Körper und Geist
sehr einfühlsam angesprochen. Die Erde, ein Symbol für den Körper, die Zwänge
und Pflichten, soll mit dem Himmel, den Gedanken, den Träumen in Einklang
gebracht werden. Die perfekte Lebensphilosophie die man aus diesem Gedicht
"Alain Aubert" <[email protected]>
regelrecht herauslesen kann, ist mit Körper und Geist in Einklang zu leben, und sich
mehr als nur die weltlichen, die reellen Gedanken zu machen. Wenn eine
Verschmelzung, zwischen der Realität, und der übersinnlichen Ebene statt findet,
ist es möglich sich über das Dasein hinaus seine Gedanken zu machen, und seine
Träume zu träumen.
Auf der Suche nach dem schreibenden, dem lyrischen Ich, kann ich mir sehr gut
eine Person vorstellen, die einen Abend philosophieren in der Natur verbringt, oder
nur schon jemand der einen perfekten Traum träumt, oder sogar erlebt.
Warum ich dieses Gedicht Gewählt habe
Ich wollte schon von Anfang an ein Romantische Gedicht wählen, weil in diesen
Gedichten sehr häufig über gute Gefühle mit Hilfe der Natur geschrieben wird,
und weil ich kein, mit Problemen gespicktes, Klageliede interpretieren wollte. Beim
Durchblättern eines Gedichtbandes las ich dann verschiede Gedichte, und wartete
auf einen besonderen Eindruck eines Gedichtes. Diesen besondere Empfindung
bekam ich bei "Mondnacht", weil mir einerseits der Dichter bekannt war, und
anderseits, wegen der Beispielhaft gut Beschriebenen, perfekten Situation, von
der das Gedicht erzählt.