Erkältungen und Grippe

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Erkältungen und Grippe
→ Pharmazeutische Beratung: notwendige Fragen
Erkältungen und Grippe
(siehe auch Kapitel «Fieber» und «Husten»)
(J. Dommer Schwaller, D. Hugentobler Hampaï)
Welcher Art sind Ihre Beschwerden?
Eine ganze Anzahl von Affektionen kann die Atemwege
­b efallen. Allein für die Erkältung sind über 200 sehr unterschiedliche Viren aus verschiedenen Virusfamilien verantwortlich. Haupt ­ver ­u r­s a­c hen­de Keime sind Rhinoviren und
Coronaviren. Entsprechend breit ist die Palette von Symptomen: verstopfte oder laufende Nase, Halsschmerzen, Husten,
Kopfschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit, Ohrenschmerzen, gerötete und gereizte Augen etc. In der Praxis ist es
manchmal schwierig, zwischen einer starken Erkältung und
einer leichten Grippe zu unterscheiden. Wenn aber Neuraminidase-Hemmer zum Einsatz kommen sollen, ist eine
Abgrenzung erforderlich (siehe Tab.):
Eine gewöhnliche Erkältung, auch grippaler Infekt genannt, beginnt langsam: Anfänglich ist der Hals trocken und
«kratzt», der Patient klagt über Niesreiz. Darauf folgen
Schnupfen und später Husten. Allgemeinsymptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit oder Schüttelfrost sind wenig ausgeprägt oder fehlen. Auch Komplikationen treten relativ selten auf.
Eine saisonale Grippe (oder Influenza) beginnt abrupt mit
Frösteln und Fieber. Die systemischen Auswirkungen sind
im Vergleich zum grippalen Infekt stärker und umfassen hohes Fieber, Glieder- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen,
Müdigkeit sowie Reizungen von Bindehaut, Rachen, Luft-
röhre und Bronchien. Relativ oft leiden die Patienten unter
Übelkeit, Durchfall gehört jedoch nicht zu den Leitsymptomen. Vor allem bei Risikopersonen (siehe am Schluss des
Kapitels) sind Komplikationen häufig.
Fieber (siehe auch entsprechendes Kapitel) gehört zu den
Leitsymptomen einer Grippe. Bei Erkältungen tritt es bei
Erwachsenen relativ selten, bei Kindern jedoch häufiger auf.
Kinder >2 Jahre mit Fieber <39 °C und typischen Erkältungssymptomen können in der Regel vom Apotheker behandelt
werden. Jüngere Patienten sowie Senioren und Risikopersonen müssen beim geringsten Zweifel an den Arzt verwiesen
werden.
Schnupfen steht bei einer Erkältung häufig im Vordergrund,
bei einer Grippe ist er normalerweise weniger ausgeprägt.
Der Schnupfen beginnt mit einer laufenden Nase (Rhinor­
rhö), später wird sie verstopft (nasale Kongestion). Das Nasensekret ist anfänglich klar und wässrig und wird mit der
Zeit dicker und möglicherweise grünlich gelb gefärbt. Dies
bedeutet aber nicht einen bakteriellen Infekt.
Husten (siehe auch entsprechendes Kapitel) ist bei Erkältungen und Grippe häufig. Hält er länger als 7–10 Tage an, oder
ist er sehr stark und durch Antitussiva nicht ausreichend zu
lindern, besteht ein Verdacht auf Pneumonie und ein Arztbesuch ist angezeigt.
Auch Halsschmerzen kommen bei Grippe und Erkältungen
oft vor. Ein Streptokokkeninfekt oder eine andere ernste Ursache müssen ausgeschlossen werden (siehe weiter hinten
unter dem «Rat des Apothekers»).
Typisch für Grippe sind Glieder- und Gelenk- sowie Kopfschmerzen. Starke Schmerzen an isolierten Körperstellen
weisen aber auf eine schwerwiegende Infektion hin.
Unterschiede zwischen Erkältung und Grippe
Krankheitsbeginn
Erkältung (grippaler Infekt)
Saisonale Grippe (Influenza)
schleichend über einige Tage mit Niesen, Kopfschmerzen,
abrupt mit hohem Fieber und Schüttelfrost
Kratzen im Hals
Fieber
bei Erwachsenen selten, steigt nur langsam und nicht sehr
stark an (max. ca. 38 °C), bei Kindern häufiger
normalerweise hoch (39–40 °C) mit Schüttel­
frost, steigt innert weniger Stunden an und hält
ca. 3–4 Tage an
Kopfschmerzen
häufig, leicht bis mittel
verbreitet und oft stark
Gliederschmerzen
gelegentlich, leicht bis mittel
verbreitet und oft stark
Schnupfen
sehr oft und ausgeprägt, zuerst laufende, später verstopfte
gelegentlich, leicht
Nase
Halsschmerzen
Kratzen, Brennen, Heiserkeit
stark, Schluckbeschwerden
Husten
leichter bis mässiger Husten, zu Beginn meist trocken, später
schmerzhafter, trockener Husten
mit Auswurf
Krankheitsgefühl
Dauer
Komplikationen
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leichte Abgeschlagenheit
ausgeprägtes Krankheitsgefühl
in der Regel 1 bis maximal 2 Wochen, Husten kann bis zu
1–3 Wochen, Schwäche kann für Wochen
2–3 Wochen andauern
­anhalten
relativ selten, Sinusitis, Bronchitis, Pneumonie, bei Klein­
häufig, v. a. bei Risikopersonen, u. a. Pneumo-
kindern Otitis media, bei Säuglingen Bronchiolitis und
nie, bei Kindern Otitis media, selten Myokarditis
­Pneumonie etc.
oder Enzephalitis
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Gesichtsschmerzen oder ein Druckgefühl oberhalb (Stirnhöhle) oder unterhalb der Augen (Kieferhöhle) weisen auf
eine Sinusitis hin. Die Schmerzen beginnen im Laufe des
Vormittags (nicht schon morgens beim Aufstehen) und gehen
nachmittags nach einigen Stunden Dauer zurück. Sie verschlimmern sich beim Bücken, Husten und Schnäuzen. Meist
werden die Gesichtsschmerzen von verstopften Atemwegen,
einer einseitigen, eitrigen Rhinorrhö oder eitrigem Sputum
und Störungen des Geruchssinnes begleitet. Des Weiteren
können Fieber, Unwohlsein, Zahnschmerzen und Schwellungen vorkommen.
Juckreiz und tränende Augen sind bei einer banalen Erkältung unüblich und weisen vielmehr auf eine allergische Reaktion hin (siehe Kapitel «Allergien» im pharManuel online).
Wie alt ist der Patient?
Kleine Kinder machen üblicherweise jährlich 5–8 (manche
>12) Virusinfekte mit Schnupfen, Husten und Fieber durch,
währenddessen Erwachsene 3- bis 4-mal pro Jahr an einer
Erkältung leiden. Bei kleinen Kindern und älteren Personen
treten öfters Komplikationen auf, weshalb eine strengere
ärztliche Überwachung angezeigt ist. Neben den oben erwähnten Situationen bedürfen Kinder einer ärztlichen Abklärung, wenn sie trotz Fieber nicht mehr trinken, wenn sie
Schwierigkeiten beim Atmen haben oder apathisch sind.
Ältere Grippekranke sollten einen Arzt konsultieren, da bakterielle Superinfektionen bei diesem Patientenkreis sehr
häufig sind: Z. B. erkranken 10% der älteren Grippepatienten
an einer Pneumonie. Zudem leiden ältere Personen öfter unter Herz-, Nieren- oder Lungeninsuffizienz. Bei einer Grippe müssen diese chronisch kranken Patienten öfter ins Spital, und die Mortalitätsrate steigt wegen Dekompensation
an. Schliesslich ist bei älteren Patienten auch an Thromboembolien zu denken, wenn sie längere Zeit bettlägerig
sind.
Seit wann haben Sie diese Symptome?
Eine gewöhnliche Erkältung hat ihren Höhepunkt gewöhnlich nach 2–5 Tagen und heilt nach 5–14 Tagen im Allgemeinen spontan ab. Eine allergisch bedingte Rhinitis kann bis
zu mehreren Wochen dauern (solange das Allergen vorhanden ist). Bei einer Grippe hält das Fieber im Mittel 3–4 Tage
lang an, die Heilung erfolgt nach etwa 10 Tagen. Erkältungen
sind in aller Regel harmlose Erkrankungen und Komplikationen relativ selten. Diese manifestieren sich meist in einer
Verschlimmerung eines lokalen Symptoms (Hals-, Ohren-,
Kopfschmerzen etc.), im Auftreten von starkem Fieber und
im Fortdauern der Symp­tome (mehr als 7–10 Tage). Es handelt sich dabei entweder um eine Ausbreitung des viralen
Infekts oder um eine bakterielle Superinfektion (z. B. Sinusitis, Otitis), welche in der Regel eine Überweisung an den
Arzt erfordern. Bei den Grippekranken sind Komplikationen
häufiger. Vor allem kleine Kinder und ältere Patienten sind
davon betroffen (siehe oben). Neben persistierender Müdigkeit und Ermattung treten ebenfalls bakterielle Superinfektionen auf (Pneumonie, Bronchitis, Otitis). Dauern das Fieber
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mehr als 3 Tage und die übrigen Grippesymptome mehr als
7–10 Tage an, muss ein Arzt konsultiert werden. Dasselbe
gilt, wenn sich der Zustand des Patienten nach 2–3 Tagen
nicht bessert.
Hat in Ihrer Umgebung jemand die gleichen
­B eschwerden? Leiden Sie oder jemand in Ihrer Familie
­u nter Allergien?
Erkältung und Grippe werden entweder durch Tröpfcheninfektion via Niesen, Husten und Sprechen bei näherem Kontakt oder in eng umgrenzten Räumen übertragen, durch
direkten Kontakt der Hände mit dem Nasensekret angesteckter Personen (Händeschütteln) oder indirekt über den
Kontakt mit kontaminierten Oberflächen (z. B. Türklinken,
Touch Screens). Begünstigt werden Erkältungskrankheiten
u. a. durch eine geschwächte Immunabwehr, eine gestörte
Thermoregulation, Schadstoffe in der Atemluft, schlechte
Lebensbedingungen, psychologische Faktoren etc. Die Kälte spielt also durch Störung der Thermoregulation eine mittelbare Rolle.
Die Inkubationszeit von Erkältung und Grippe dauert etwa
1–4 Tage. Die Virusausscheidung nimmt im Verlauf der Erkrankung zwar schnell ab, kann aber bei Rhinoviren bis zu
drei Wochen dauern. Bei der saisonalen Grippe beginnt die
Ansteckungsfähigkeit einen Tag vor Ausbruch der Krankheit
und hält etwa eine Woche (6–11 Tage) an.
Das anamnestische Vorliegen einer Allergie mit entsprechender Symptomatik gestattet die Abgrenzung einer gewöhnlichen Erkältung von einer allergischen Rhinitis.
Welche Auslandsreisen haben Sie in letzter Zeit unternommen?
Das Auftreten von Fieberschüben in stereotypen 2- oder
3-Tage-Intervallen ist bezeichnend für eine Malariaattacke.
Fieber begleitet von Diarrhö lässt an eine Typhus-Paratyphus-Infektion denken.
Welche Medikamente haben Sie bereits zur Behandlung
genommen? Wann?
Topische Vasokonstriktoren dürfen nicht länger als 5–7 Tage
angewendet werden. Ansonsten droht ein Reboundeffekt
(v. a. bei kurzwirksamen Wirkstoffen und Oxymetazolin),
welcher den Patienten zur Applikation immer grösserer Mengen veranlasst. Es kann zu einer Rhinitis medicamentosa
kommen, einer verstopften Nase mit entzündeter und teils
blutender Schleimhaut. Manchmal genügt schon eine Anwendungsdauer von wenigen Tagen, das Risiko ist aber am
grössten bei einer Therapie von ≥10 Tagen. Wenn der Apotheker einen Missbrauch oder eine über längere Zeit erfolgte Anwendung eines lokalen Vasokonstriktors feststellt, soll
er dem Patienten empfehlen, die Nasentropfen abzusetzen
und iso- oder hypertonische Kochsalzlösung anzuwenden,
damit sich die beschädigte Nasenschleimhaut erholen kann.
Bei Bedarf können auch intranasale Glukokortikoide verab-
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reicht werden. Manchen Patienten hilft es, den Vasokonstriktor progressiv abzusetzen (Reduktion auf Kinder- und
anschliessend Säuglingsdosierung, Verwendung nur in einem Nasenloch oder nur abends vor dem Schlafengehen).
Schwere oder chronische Fälle von Rhinitis medicamentosa
soll der Apotheker aber einem Arzt weiterleiten.
Führen Sie ein Fahrzeug, oder benutzen Sie Maschinen,
die Ihre ganze Aufmerksamkeit erfordern?
Verschiedene in Erkältungs- und Grippepräparaten enthaltene Wirkstoffe können Schläfrigkeit auslösen (Antihistaminika, zentral wirkende Antitussiva); der Patient soll davor
gewarnt werden.
Haben Sie Schwierigkeiten beim Atmen (Asthma,
­B ronchitis etc.)?
Patienten mit diesen Beschwerden müssen einen Arzt konsultieren.
Unter welchen anderen Gesundheitsproblemen leiden Sie
(Diabetes, Glaukom, Herzinsuffizienz, Hypertonie, Schilddrüsenerkrankung, Prostatahyperplasie, Depres­s ion etc.)?
Bei Patienten mit den aufgeführten Erkrankungen sind Sympathomimetika und Antihistaminika, die zur Behandlung
von Grippe und Erkältungen verwendet werden, ohne ärztlichen Auftrag nicht indiziert (Arzneimittelneben- und
-wechselwirkungen!).
Selten kann ein Schnupfen auch arzneimittelinduziert sein.
Neben den schleimhautabschwellenden Nasentropfen (Rhinitis medicamentosa) sind vor allem Medikamente mit direktem oder indirektem Einfluss auf die alpha-adrenergen
Rezeptoren in der Nasenschleimhaut (z. B. Reserpin,
Methyldopa) dafür verantwortlich. Aber auch unter Ovulationshemmern mit hohem Gestagenanteil oder ACE-Hemmern sind Rhinopathien beschrieben worden. Ebenso
­können allergische oder pseudoallergische («Aspirin-Idiosynkrasie») Reaktionen Ursache einer arzneimittelinduzierten Rhinopathie sein.
Der Rat des Apothekers:
Erkältungen gehören zum Apothekenalltag, denn sie sind
die häufigsten Erkrankungen überhaupt. Eine Spitze ist im
Frühjahr und im Herbst zu beobachten. Auch die saisonale
Grippe gilt als eine eigentliche Volkskrankheit. Die meisten
Fälle treten zwischen Dezember und Mai auf mit einem Höhepunkt im Februar und März.
In unregelmässigen Zeitabständen entstehen neuartige
Grippeviren, welche aufgrund mangelnder Immunabwehr
Grippepandemien auslösen können. Letztmals war dies in
den Jahren 2009/2010 mit der pandemischen Grippe A/H1N1
(anfänglich als «Schweinegrippe» bezeichnet) der Fall.
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Wann ist der Patient an einen Arzt zu überweisen?
Notfallmässig:
• Fieber, begleitet von starken Kopfschmerzen, Erbrechen
und Nackenstarre (Verdacht auf Meningitis)
• sehr starke Halsschmerzen, so dass Schlucken unmöglich wird (Verdacht auf Epiglottitis)
• Verwirrtheitszustände
• Lidschwellung, begleitet von starken Kopfschmerzen
und Fieber (Verdacht auf Orbitalphlegmon)
• Augensymptome in Zusammenhang mit Sinusitis (z. B.
beeinträchtigtes Sehvermögen, Exophthalmus, Tränenlaufen)
• Schwellungen oder Rötungen über den betroffenen Sinus oder periorbital
• sehr starke Kopfschmerzen in Zusammenhang mit Sinusitis
Innert 1–2 Tagen:
• Fieber >3 Tage
• Fieber, begleitet von starken Halsschmerzen, Ohrenschmerzen, Bauchschmerzen, Harnwegssymptomen
oder Fieberkrämpfen
• Erkältungs- oder Grippesymptome >7–10 Tage
• keine Besserung von Grippesymptomen innert 2–3 Tagen
• Atemschwierigkeiten, Schmerzen beim Atemholen, starke Schmerzen beim Husten
• Husten >7–10 Tage oder sehr stark und durch Antitussiva nicht ausreichend zu lindern
• gefärbtes oder blutiges Sputum
• ein- oder beidseitiger Kopfschmerz im Kiefer- oder
Stirnbereich und eitrigem Nasensekret seit ≥2–3 Tagen
oder keine Besserung trotz symptomatischer Behandlung während 3–5 Tagen
• Halsschmerzen mit Kiefersperre
• isolierte Halsschmerzen (ohne Husten oder Schnupfen)
• Halsschmerzen, begleitet von hohem Fieber, belegten
Mandeln, beidseitigen, schmerzhaften Lymphknotenschwellungen, himbeerroter Zunge
• Halsschmerzen mit Hautausschlag (Verdacht auf
HIV-Primoinfektion, Scharlach)
• einseitig lokalisierte Halsschmerzen (Verdacht auf Angina plaut vincent, Mumps)
• Halsschmerzen >3 Tage ohne Besserung
• Medikamentenmissbrauch (z. B. Nasentropfen, Hustenoder kombinierte Grippemittel)
• verminderter Allgemeinzustand, ungewollter Gewichtsverlust
• Patienten mit schweren Grunderkrankungen
• akutes rheumatisches Fieber in der Familienanamnese
• ältere Grippekranke
• Kinder <2 Jahren, ausser bei banalen Beschwerden
Erkältung
Prävention
Mit verschiedenen Massnahmen kann man versuchen, einem
grippalen Infekt vorzubeugen. Dazu gehören regelmässiges
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Merke Keine Antibiotika bei Erkältungen und Grippe
Erkältungen und Grippe sind Virusinfektionen. Deshalb sind Antibiotika nicht indiziert. Auch Rhinosinusitis, Pharyngitis, Otitis media und Bronchitis sind
meist selbstlimitierende Infektionen viralen Ursprungs
und brauchen zur Heilung oft keine Antibiotika-Behandlung. Guidelines gehen dahin, ausser in spezifischen Fällen initial auf Antibiotika zu verzichten und
diese nur bei fehlender Besserung innert üblicher Frist
oder Verschlech­terung der Symptome einzusetzen. Die
klinische Unterscheidung zwischen viralen und bakteriellen Infekten ist in den meisten Fällen schwierig.
Wichtig ist eine konsequente Beachtung von Alarmzeichen, insbesondere bei Risikopersonen (z. B. älteren,
immunsupprimierten Patienten, solchen in schlechtem
Allgemeinzustand oder mit Komorbiditäten und Kindern).
Händewaschen, Meiden körperlicher Kontakte mit erkälteten
Personen, Husten/Niesen in die Ellenbeuge oder Nasenspülungen mit Kochsalzlösung.
Behandlung
Die Behandlung der gewöhnlichen Erkältung ist symptomatisch und vermag die Krankheit weder zu verhindern noch
zu verkürzen. Sie kann aber die Befindlichkeit der Patienten
teilweise verbessern. Am besten werden Monopräparate
verwendet, damit jedes einzelne Symptom mit der richtigen
Dosis und zur richtigen Zeit bekämpft werden kann.
Analgetika wie Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure gehören zu den am häufigsten eingesetzten Medikamenten bei Erkältungen. Sie bringen bei Kopf-, Glieder- und
Ohrenschmerzen und auch bei Fieber Erleichterung. Sie können normalerweise aber die Atemwegssymptome nicht lindern. Insgesamt gibt es nur wenige klinische Studien zur
Wirksamkeit und Dosierung von Analgetika bei den verschiedenen Erkältungssymptomen. Aufgrund der aktuellen
Studienlage sind die Substanzen in ihrer Wirksamkeit und
Sicherheit als vergleichbar einzuschätzen (weitere Informationen siehe unter «Kopfschmerzen»).
Analgetika werden in Erkältungsmitteln oft mit Sympathomimetika, Antitussiva oder Expektoranzien kombiniert. Solche Kombinationspräparate sind in Fachkreisen umstritten,
da sie das Risiko für unerwünschte Wirkungen, Verwechslungen und Überdosierungen bergen, ohne die Wirksamkeit
zu erhöhen. In den USA starben über 100 Kinder an Erkältungsmittelkombinationen. In der Praxis schätzen die Pa­
tienten jedoch Kombinationspräparate ihrer Einfachheit
halber. Wenn überhaupt, sollen sie aber nur eingesetzt werden, wenn gleichzeitig mehrere Beschwerden derart stark
auftreten, dass das Wohlbefinden massiv beeinträchtigt ist.
Neben den klassischen Erkältungsmitteln werden oft alternative Heilmittel eingesetzt. Vitamin C (≥200 mg/Tag) kann
gemäss einem Cochrane Review von 2013 die Dauer von Erkältungssymptomen minim reduzieren (um 8% bei Erwachsenen und 14% bei Kindern). Da es sich nur um Stunden
handelt, ist die klinische Relevanz allerdings fragwürdig. In
der Prävention eines grippalen Infekts ist Vitamin C selbst
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in hoher Dosis in der Allgemeinbevölkerung nicht wirksam.
Zink-Lutschtabletten (≥75 mg/Tag), innerhalb der ersten
24 Stunden nach Beginn der ersten Erkältungssymptome und
während ≥5 Tagen angewendet, reduzieren die Erkältungsdauer bei ansonsten gesunden Erwachsenen durchschnittlich um einen Tag (Cochrane, 2013). Präventiv scheint Zink
nur bei Kindern von Nutzen zu sein (Dosierung: 10–15 mg
p. o./Tag während mindestens 5 Monaten). Die mögliche Wirkung von Zink muss gegenüber den UAW abgewogen werden: Lutschtabletten führen häufig zu Geschmacksstörungen
(metallischer Geschmack, adstringierendes Gefühl) und
Übelkeit. Bei längerer Anwendung kann Zink in Dosen über
10 mg/Tag die Absorption von Spurenelementen wie Eisen
reduzieren, mit Langzeitfolgen wie z. B. Anämie.
Für Echinacea fehlen gemäss einem Cochrane Review von
2014 (immer noch) Beweise für die Wirksamkeit in der Vorbeugung und Behandlung von Erkältungskrankheiten. Von
7 Studien wies lediglich 1 Studie eine statistisch signifikante Reduktion der Erkältungsdauer gegenüber Placebo nach.
In der Prävention zeigten viele Studien eine (statistisch nicht
nachweisbare) geringere Tendenz für neue Erkältungen. Eine
schwache präventive Wirkung ist gemäss Autoren deshalb
nicht auszuschliessen, aber von fraglicher klinischer Relevanz. An UAW sind v. a. schwerwiegende Überempfindlichkeitsreaktionen zu beachten. Deshalb sollte Echinacea bei
Atopikern, Patienten mit Autoimmunerkrankungen oder
Tuberkulose nicht eingesetzt werden.
Ätherische Öle wie Eukalyptus- oder Latschenkiefernöl
sowie Kampfer und Menthol sind in vielen Erkältungspräparaten (Einreibungen, Inhalationsmitteln, Bädern etc.) enthalten. Sie können subjektiv das Atmen erleichtern. Präparate mit Kampfer und Menthol sind für Säuglinge und
Kleinkinder ungeeignet. Ätherische Öle dürfen nicht direkt
im Gesicht angewendet werden, sondern müssen auf die
Kleidung oder ein Tuch aufgetragen werden.
Was angeblich bei Erkältungen wirken soll, ist die gute alte
Hühnersuppe. Ihr wird von amerikanischen Forschern eine
entzündungshemmende Wirkung attestiert.
Erkältungskrankheiten bei kleinen Kindern sollten zuerst
mit einfachen Hausmitteln wie heissem Tee mit Zitrone und
Honig (wegen der Gefahr des Säuglingsbotulinismus nicht
bei Kindern <1 Jahr) behandelt werden. Ausreichend Flüssigkeit und feuchte Luft sollen helfen, verfestigten Schleim
zu lösen. Auch bei E
­ rwachsenen helfen nicht medikamentöse Massnahmen (adäquate orale Flüssigkeitszufuhr, Inhalation von Wasserdampf), die Beschwerden zu lindern.
Allerdings soll mit dem Trinken nicht übertrieben werden,
da in der Literatur in diesem Zusammenhang schon Fälle
von Hyponatriämie ­b eschrieben worden sind. Zudem gibt es
im Moment noch keine randomisierten kontrollierten Studien, die eine Empfehlung betreffend Flüssigkeitszufuhr erlauben würden.
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Saisonale Grippe
Schnupfen
Prävention
Neben allgemeinen Hygiene- und Schutzmassnahmen ist die
Grippeimpfung die beste Prävention. In besonderen Fällen
können auch Neuraminidase-Hemmer oder Amantadin als
Chemoprophylaxe eingesetzt werden (siehe weiter unten). Die
Grippeimpfung wird laut BAG allen Personen mit erhöhtem
Komplikationsrisiko (d. h. Personen >65 Jahre, Chronischkranken, Schwangeren, Wöchnerinnen, Frühgeborenen) empfohlen und ist Pflichtleistung der obligatorischen Krankenpflege­
versicherung. Im Weiteren wird sie Personen mit regelmässigem
Kontakt zu Risikopersonen, also auch Beschäftigten im Gesundheitswesen und in Kinderkrippen empfohlen (detaillierte aktuelle Indikationen siehe: www.impfengegengrippe.ch
und www.bag.admin.ch/influenza/). Die Grippeimpfung ist in
der Regel gut verträglich und reduziert Morbidität und Mortalität bei älteren Personen und Chronischkranken. Sie wird
idealerweise zwischen Mitte Oktober und Mitte November
durchgeführt. Die Schutzwirkung beginnt 10–14 Tage nach der
Impfung und hält etwa 6 Monate an.
Zur Behandlung des viral bedingten Schnupfens werden in
erster Linie isotonische oder schwach hypertonische (Koch-)
Salzlösungen empfohlen. Solche Spülungen beseitigen effektiv Viren, Bakterien und Schmutzpartikel und befeuchten
zudem die Schleimhaut nachhaltig. Gemäss kleineren Studien kann eine regelmässige, vermutlich mehrmals tägliche
Anwendung möglicherweise auch zur Einsparung von Sympathomimetika und Antibiotika bei Rhinitis und Sinusitis
beitragen oder Erkältungsepisoden und deren Komplikationen reduzieren.
Salzlösungen sind insbesondere bei Säuglingen und Kindern
erste Wahl. Bei Säuglingen ist die Wiederherstellung einer
blockierten Nasenatmung sehr wichtig, da in diesem Alter
die Mundatmung nur eingeschränkt möglich ist. Alternativ
kann bei Säuglingen das Nasensekret mit einem Sekretsauger abgesaugt werden. Auch die Inhalation warmer Dämpfe
(42–45 °C), evtl. mit Zusatz, kann hilfreich sein (allerdings
nur für ältere Kinder und Erwachsene).
Wird der Schnupfen durch Salzlösungen zu wenig gelindert,
können zusätzlich sympathomimetische Vasokonstriktoren
eingesetzt werden. Am besten eignen sich unkonservierte
Dosiersprays mit Oxymetazolin und Xylometazolin (Vorteile: rasche und langanhaltende Wirkung, einfache Anwendung, exakte Dosierung und gleichmässige Verteilung auf
der Nasenschleimhaut, keine UAW von Konservierungsmitteln wie Benzalkoniumchlorid). Ergänzend empfehlen sich
Salzlösungen, welche die Verabreichungsfrequenz des Vasokonstriktors reduzieren und zum Erhalt einer guten mukoziliären Clearance beitragen. Wegen unerwünschter Wirkungen bei Langzeitgabe dürfen Vasokonstriktoren ohne
ärztliche Verordnung nicht länger als 1 Woche eingesetzt
werden (bei schwangeren Frauen möglichst nicht länger als
3 Tage). In den USA wird sogar eine generelle Befristung auf
3 Tage empfohlen. Zwischen 2 Anwendungszyklen sollten
mindestens 10–15 Tage Pause eingehalten werden, um die
Erholung von Nasenschleimhaut und mukoziliärer Clearance zu ermöglichen.
Bei normaler Dosierung und kurzfristiger Gabe (<5–7 Tage)
ist beim Erwachsenen in der Regel nicht mit unerwünschten
systemischen Wirkungen zu rechnen. Dennoch können –
insbesondere bei zu hoher Dosierung oder überempfindlichen Personen – adrenerge Fernwirkungen (Blutdruckanstieg, Harnretention, neurologische und psychiatrische
Reaktionen) nicht völlig ausgeschlossen werden. Vor allem
bei Säuglingen und Kleinkindern ist grösste Vorsicht geboten. Offensichtlich können sogar bei bestimmungsgemässem
Gebrauch Vergiftungserscheinungen (Schock, Atemlähmung, Koma) auftreten. Entsprechend wurde die Anwendung von nasalen Vasokonstriktoren in Frankreich und
Grossbritannien auf Personen >15 resp. >6 Jahre beschränkt.
Auch hierzulande sollte die Abgabe von abschwellenden Nasentropfen und -sprays an Kinder nur nach strenger Indikationsstellung erfolgen. Nach Möglichkeit sollten therapeutische Alternativen wie Salzlösungen empfohlen werden.
Unter oralen Schnupfenpräparaten sind noch viel stärkere
unerwünschte systemische Wirkungen zu beobachten. Dosis­
abhängig kann es zu Herzklopfen, Rhythmusstörungen, Blutdrucksteigerung, Muskelzittern, psychischer Erregung, Mund-
Behandlung
Die Grippetherapie erfolgt entweder symptomatisch oder
kausal. Zur kausalen Behandlung stehen Neuraminidase-Hemmer und Amantadin (alle Rx!) zur Verfügung. Die Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir (Kapseln, Suspension) und
Zanamivir (Inhalationen) sind gegen Influenza A und B wirksam. In der Prä- und Postexpositionsprophylaxe der saisonalen Grippe reduzieren sie die Inzidenz von Erkrankungen. Die
Therapie muss möglichst rasch, d. h. idealerweise innerhalb
von 36 Stunden, spätestens 48 Stunden nach Auftreten der
ersten Symptome, eingeleitet werden. Beide Wirkstoffe vermögen die Dauer einer Grippeerkrankung um weniger als
einen Tag zu verkürzen, jedoch nicht bei Kindern mit Asthma.
Die Cochrane Collaboration fand in ihrem Review von 2014
aber keine hinreichenden Belege, dass Oseltamivir und Za­
namivir Influenza-Komplikationen (wie z. B. Pneumonie) oder
die Anzahl Spitaleinweisungen senken würden. Der Einsatz
von Oseltamivir erhöht bei Erwachsenen das Risiko von UAW
wie Übelkeit, Erbrechen, psychiatrischen Symptomen und
Nierenproblemen und bei Kindern das Risiko von Erbrechen.
Die niedrigere biologische Verfügbarkeit könnte die geringere
Toxizität von Zanamivir im Vergleich zu Oseltamivir erklären.
Vor einer Behandlung oder prophylaktischen Anwendung mit
einem der beiden Neuraminidase-Hemmer sollten Nutzen
und Schaden gegeneinander abgewogen werden.
Amantadin hat aufgrund der beschränkten Wirkung (nur
gegen Influenza A), der zunehmenden Resistenzen und der
zentralnervösen UAW an Bedeutung verloren und sollte nur
im Notfall eingesetzt werden, wenn alle anderen Massnahmen versagen.
Mit Ausnahme von Risikopersonen wird die saisonale Grippe in der Regel symptomatisch behandelt. Dabei steht die
Bekämpfung des Fiebers und der Schmerzen im Vordergrund. Je nach Zustand des Patienten ist Bettruhe angebracht. Zudem können lokale Massnahmen gegen Schnupfen
und Halsweh Erleichterung bringen (siehe weiter hinten).
Weitere Informationen zur saisonalen Grippe finden sich im
Internet unter www.influenza.ch sowie unter www.grippe.ch.
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→ Pharmazeutische Beratung: notwendige Fragen
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trockenheit, Harnretention, orthostatischer Hypotonie etc.
kommen. Zudem dürfen Sucht- sowie Interaktionspotenzial
nicht unterschätzt werden. Deshalb ist insbesondere bei
Kleinkindern (häufig Überdosierung), älteren Menschen (eingeschränkte Nierenfunktion, erhöhte pharmakodynamische
Empfindlichkeit) und bei Patienten mit schwer einstellbarem
Bluthochdruck oder einem erhöhten Risiko für zerebro- oder
kardiovaskuläre Ereignisse mit oralen Schnupfenpräparaten
Vorsicht geboten.
Halsschmerzen
Halsschmerzen sind in über 80% der Fälle viral bedingt und
heilen in der Regel ohne Behandlung in wenigen Tagen ab.
Nur ca. 5–15% der Erwachsenen und 20–30% der Kinder mit
Halsschmerzen haben eine Streptokokkus-A-Infektion. Ob
ein Streptokokkeninfekt dahintersteckt, kann mit dem so
genannten Centor-Score abgeschätzt werden (siehe Tab.).
Seltener können Halsschmerzen auch durch Allergie, Inhalation irritierender Substanzen, Traumata, Mundtrockenheit,
Medikamente (Atropinwirkung, Chemotherapie) oder Candidosen verursacht werden.
Auflistung der Centor-Score-Kriterien zum Abschätzen der Wahrscheinlichkeit Streptokokken-bedingter Halsschmerzen
Kriterien für Centor-Score
Centor-Punkte
Fehlender Husten
+1
Vordere zervikale Adenopathie (geschwollene
+1
Hals-Lymphknoten)
Körpertemperatur >38 °C
+1
Geschwollene oder belegte Mandeln
+1
Alter >15 Jahre
+1
Alter <15 Jahre
–1
Total Punkte
Auswertung:
≤1 Punkt: symptomatische Behandlung
  2 Punkte: Schnelltest auf Streptokokken der Gruppe A (Rachenabstrich);
bei positivem Befund Überweisung an Arzt, bei negativem Befund symptomatische Behandlung (bei fehlender Besserung nach 2–3 Tagen Arztbesuch)
>2 Punkte: Überweisung an Arzt
Quelle: in Anlehnung an Rogger J. et al.: Halsschmerzen bei Erwachsenen. Warum
Antibiotika oft nichts nützen, pharmaJournal 4: 28–31 (2014)
Linderung wird durch vermehrtes Befeuchten der Schleimhautregion (Lutschbonbons, Gurgeln mit Salzwasser, Salbeioder Kamillentee, viel trinken) erreicht. Bei stärkeren
Schmerzen sind Analgetika (Paracetamol, Acetylsalicylsäure oder NSAR), lokal oder systemisch verabreicht, angezeigt.
Lokalanästhetika in Form von Lutschtabletten, Gurgellösung
oder Halsspray haben eine gewisse Wirkung bei Schluckweh
und können bei älteren Kindern und Erwachsenen nützlich
sein. Antiseptika sollen die Keime im Mund-Rachen-Raum
reduzieren. Ihre Wirksamkeit ist aber nicht erwiesen, weder
pharManuel15
zur Schmerzlinderung noch zur Beschleunigung der Heilung. Auf lokale Antibiotika sollte verzichtet werden, da ihre
Wirkung nicht nachgewiesen ist (meist viraler Infekt), sie
aber zur Resistenzentwicklung beitragen und ein Risiko für
UAW, wie Geruchsstörungen und Allergien, bergen. In
Frankreich sind sie angesichts des negativen Nutzen-Risiko-Verhältnisses deshalb nicht mehr zugelassen. Ist aufgrund eines bakteriellen Infekts ein Antibiotikum indiziert,
so sollte dieses systemisch und nicht lokal, in der richtigen
Dosierung und Behandlungsdauer verabreicht werden. Weitere Tipps: wärmendes Halstuch tragen, bei Schluckbeschwerden weiches Essen bevorzugen, reizende Speisen
meiden.
Sinusitis
Mehr als jede zweite akute Sinusitis heilt spontan ab. Abschwellende Nasentropfen (während maximal 1 Woche) sollen den Sekretabfluss aus der Nebenhöhle unterstützen.
Allerdings fehlen kontrollierte Studien zur Evaluation ihrer
Wirksamkeit. Systemische schleimhautabschwellende Mittel
sind nicht angezeigt, orale Antihistaminika nur bei Allergikern. Zur Schmerzlinderung können kurzfristig Paracetamol
oder allenfalls Antiphlogistika (cave: unerwünschte Nebenwirkungen im Gastrointestinaltrakt) eingesetzt werden. Mukolytika sollen das Eindringen und damit die Wirkung von
Antibiotika und Vasokonstriktoren verbessern, ihr Nutzen
bei akuter Sinusitis ist allerdings nicht belegt. Topische Kortikoide scheinen wirksam zu sein, werden aber nicht routinemässig empfohlen. Sie können bei wiederholten Sinusitiden (v. a. bei allergischer oder entzündlicher Ursache) und
bei starker oder langanhaltender Symptomatik in Betracht
gezogen werden. Sinupret ® zeigt nach mehrtägiger Anwendung eine schwache Wirkung, der Nutzen scheint allerdings
fragwürdig.
Die meisten Sinusitiden sind viral bedingt. Die Unterscheidung zwischen viraler und bakterieller Erkrankung ist aber
schwierig. Mögliche Hinweise auf eine bakterielle Ursache
sind eine Krankheitsdauer >7–10 Tage, eine Verschlimmerung der Symptome nach 5–7 Tagen, Fieber (>39 °C) und
Unwohlsein sowie eitrige, grünliche Sekretionen an der Rachenhinterwand («post-nasal drip syndrome»). Antibiotika
werden nur empfohlen, wenn die Symptome (typische
Schmerzen und eitriges Nasensekret) mehr als 1 Woche dauern oder sehr ausgeprägt sind, wenn Anzeichen einer gefährlichen Komplikation vorhanden sind oder es sich um
Hochrisikopatienten handelt. Die Dauer der Antibiotikatherapie ist umstritten.
Der Apotheker sollte dem Patienten empfehlen, viel zu trinken, um den Schleim zu verdünnen. Salzhaltige Nasenspüllösungen, ein- oder mehrmals täglich appliziert,
­b efeuchten die Nasenschleimhaut und verbessern die mukozilliäre Funktion. Auch Dampfinhalationen – evtl. mit
Zusatz von Kamille, Eukalyptus, Menthol oder einem entsprechenden Handelspräparat – sind zur lokalen Abschwellung nützlich. Schliesslich verschaffen auch warme Gesichtspackungen, mehrmals täglich während 5–10 Minuten
aufgelegt, Linderung und verbessern den Schleimabfluss.
Ein letzter Tipp ist das Hochstellen des Kopfendes des Betts.