Was ist das denn für ein Pinscher?

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Was ist das denn für ein Pinscher?
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Was ist das denn für ein Pinscher?
GEH
Christel Simantke
Die Rote Liste der gefährdeten Rassen beinhaltet momentan bei den Hunden die Altdeutschen Hütehunde.
In der Kategorie III "Gefährdet" sind sie undifferenziert nach Schlägen aufgeführt. Lediglich
der Westerwälder Kuhhund taucht gesondert
in der Kategorie I "Extrem gefährdet" auf.
Hier soll ein aktueller Überblick über die selten
gewordenen Schläge des Altdeutschen Hütehundes gegeben werden. Gleichzeitig wird ein
Blick auf weitere alte einheimische Rassen geworfen, die eine Verbindung zur Landwirtschaft und zu Nutztieren aufweisen. Leider
bleibt der Überblick zu den Schlägen der Altdeutschen Hütehunde unvollständig, da nicht
aus allen Bundesländern Zahlen vorliegen –
dies liegt zumeist daran, dass dort kein Landesverband existiert. Den Zuchtwarten, die sich
die Mühe gemacht haben, Anzahl und Schläge
der Hütehunde ihres Bundeslandes aufzulisten,
erhalten. Ebenfalls werden diese Hunde recht
zuverlässig der Zuchtbuchstelle gemeldet. Ähnlich scheint sich dies beim Westerwälder Kuhhund zu entwickeln – viele Anfragen nach
diesem Hund erreichen die GEH-Geschäftsstelle auf Grund der Tatsache, dass dieser Hund
auf der Roten Liste als extrem gefährdet eingestuft wird und Interessenten gerne etwas
zur Rettung der Rasse unternehmen wollen.
Gerade dieser Hütehundschlag ist aber in Privathand nicht immer sehr gut aufgehoben, da
er noch immer ein reiner Arbeitshund ist und
sein Hütehundblut nicht leugnen kann (und
soll). Auch die anderen Hütehundschläge sind
reine Arbeitshunde, doch findet man in der
Vielzahl der Schläge doch immer wieder Würfe
oder einzelne Exemplare, die weniger Arbeitstrieb haben, sich daher leichter als Familienhund halten lassen und hier auch eine genügende Auslastung finden. Privathalter Westerwälder Kuhhunde klagen immer wieder über
blaue Flecken in der Wadengegend, vor allem
Hütepudel
Foto: Simantke
Die Altdeutschen Hütehunde umfassen verschiedene Fell- und Farbschläge, die in der
nächsten Arche-Ausgabe ausführlich vorgestellt werden.
In Kürze: Fellschläge: Stockhaarig und Langstockhaarig, Rauhhaarig, Strobel, Rollhaarig,
Pudel. Farbschläge: Schwarz, Rot, Gelbbacke
(Schwarzmarkenfarbig), Tiger. Die Größe der
Altdeutschen beträgt meist zwischen 40 und
60 cm.
Anhaltswerte zum Bestand Altdeutscher Hütehunde in ihren Schlägen
Land
Anzahl
Schäfer
davon
in
AAH*
Bran-
200
den
AH
AH in
gesamt
AAH*
Schwarze Füchse
Gelb
Pudel
Tiger
Strobel
backen
Wester- Andere
wälder
(geschätzt)
600
37
11
14
7
2
gestromte
28
Füchse 3
burg
Sach-
151
sen-
180
Anhalt
Betriebe
560
98
26
11
37
20
4
Hütespitz 2
53
3
29
6
1
8
2
4
43
5
9
2
2
3
7
(14)
Stumper 1
52
gestromte
20
Niedersachsen
Hessen
Füchse
Baden-
300
200-300 10-15
8
ca. 30
3
>50
>50
1
Würt-
Beruf
tem-
8000
Wälder Zücht.
berg
Schaf-
3 Fuchszücht.
>2000
Stumper 2
4 Wester-
halter
Gesamt
481
58
71
82
28
65
60
71
2170
67
236
133
61
93
74
346
So sehr das Anliegen unterstützt werden soll,
vom Aussterben bedrohte Hunderassen zu
halten, so muss dies doch zur beiderseitigen
Zufriedenheit von Hund und Mensch erfolgen.
Auch deswegen sollen hier weitere sehr selten
gewordene Rassen vorgestellt werden, die zu
den alten Bauernhunden gehören und die sich
heute oft besser als Familienhund eignen als
die meisten Altdeutschen Hütehunde.
In der Jahresliste der Welpenmeldungen des
VDH (Verband für das deutsche Hundewesen)
fallen die geringen Wurfzahlen des Mittelpinschers und der Mittel- und Großspitze auf.
Auch verschiedene Jagdhundeschläge (diverse
Bracken und Schweißhunde) haben sehr
geringe Wurfzahlen, jedoch sind diese über
Jahre konstant und diese Hunde sind schon
immer in Liebhaberhänden der Jägerschaft
und werden dort wohl auch bleiben.
Wurfzahlen Mittelpinscher
(Deutscher Pinscher):
TGVerlag
1160 ohne
Schlag
Rollhaarige Hunde sind nicht extra aufgeführt - so gut wie nicht mehr vorhanden. Einzelne Exemplare vermutlich vor allem in
Baden Württemberg. * AAH =Arbeitsgemeinschaft Altdeutscher Hütehund
sei hier herzlich gedankt. Im TG-Verlag wird
von Familie Beuing das Zuchtbuch der Altdeutschen Hütehunde geführt. Eine ordentliche Bestandsführung ist darauf angewiesen,
zuverlässige Zahlen sowohl von Würfen als
auch der gestorbenen Hunde von den Tierhaltern oder den Zuchtwarten zu erhalten.
Auffällig scheint in der Auflistung das häufige
Vorkommen der "Roten Hunde" Westerwälder
Kuhhund und Harzer Fuchs. Der Harzer Fuchs
wird, vermutlich seines hübschen Aussehens
wegen, zunehmend in privater Hand gehalten. Hier besteht oft ein großes Interesse daran, züchterische Nachweise für die Hunde zu
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ARCH E NOVA 2 /2 0 0 1
bei Kindern oder Besuchern. Ein wirklich sehr
selten gewordener Haarschlag der Altdeutschen Hütehunde ist der Rollhaarige Hund.
Auch in seiner ursprünglichen Heimat in Süddeutschland ist er bei den Schäfern nicht
mehr häufig zu sehen. Sein weniger attraktives Aussehen (zumindest in der allgemeinen
Ansicht) wird ihn wohl auch nicht im grösseren Stil zum Familienhund werden lassen.
Der Hütepudel ist ebenfalls nicht sehr häufig
vertreten, dieser Altdeutsche Hütehund ist
vereinzelt in Sachsen-Anhalt, MecklenburgVorpommern und Thüringen zu finden.
Jahr
1994
Schwarz-rote Welpen
28
1995
46
1996
1997
111
116
Rote Welpen
99
163
30
42
Gesamt
127
209
141
158
Jahr
1995
1996
1997
1998
Mittelspitz
72
33
29
43
Großspitz
17
58
26
26
Quelle: VDH
Quelle: VDH
Zum Vergleich
Dtsch. Schäferhund
27.834 29.824 30.802 29.805
Boxer / Pudel
2594
2659
2738
2781
Border Collie
705
663
655
594
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Heute soll hier der Deutsche
Mittelpinscher vorgestellt werden...
Hunde wie der Pinscher klimatisch geeignete
Räume aufsuchen können. Glücklicherweise
gibt es den Pinscher seit einigen Jahren auch
als "ganzen Hund", nämlich mit langer Rute
und unbeschnittenen Ohren. Ein feiner Kerl!
Sehr munter und sehr gelehrig wird er
beschrieben, wachsam aber kein extremer
Kläffer. Sein leichter Körperbau mit relativ langen Beinen machen ihn tauglich für langes
Laufen, auch neben dem Pferd, ebenso für
GEH
Zum Großspitz war bereits in der ArcheAusgabe 2/99 eine Rassebeschreibung, darauf
sei hier verwiesen. Hervorragende
Eigenschaften des Spitzes sind u. a. seine
Tradition als Hofhund und Wächter, wenig
zum Streunen neigend und eine kaum oder
nicht vorhandene Jagdleidenschaft.
Porträt der 2 1/2 jährigen Pinscherhündin
mütig, verhaltene Ruhe, temperamentvoll,
eifrig, Anhänglichkeit zum „Rudel“, gegenüber Fremden zurückhaltend und misstrauisch.
Recht sensibel, verträgt harte, lautstarke oder
ungerechte Behandlung schlecht; konsequente
aber eher „weiche Hand“ erwünscht.
Eher für erfahrene Hundehalter.
Zucht auf: hohe Intelligenz, Schutztrieb,
gute Nase, Arbeitsfreudigkeit, Nervenfestigkeit
Verwendung: Familien-, Wach-, Begleithund,
idealer Sportkamerad im Turniersport.
Pinscherhündin, zweieinhalb Jahre alt
Der Mittelpinscher ist kein kleiner Dobermann, sondern eher der Dobermann ein grosser Pinscher, da dieser Anfang letzten Jahrhunderts zum Entstehen der neuen Rasse
Dobermann wesentlich beitrug. Der Deutsche
Mittelpinscher ist, wie auch der Österreichische Pinscher als traditioneller Bauernhund
bekannt. Sein Nutzungszweck war hier u.a.
das Raubzeug (Ratten, Mäuse) zu beseitigen,
was für den schneidigen Hund auch keine
große Mühe darstellte. Vom Österreichischen
Pinscher ist bekannt, dass er auch Treibhundqualitäten hat, vom Deutschen Mittelpinscher
konnte ich das bislang leider noch nicht erfahren und wäre um diesbezügliche Mitteilungen sehr dankbar. Ebenso konnte ich keine
Erfahrungen darüber bekommen, inwieweit
der Pinscher zur Außenhaltung geeignet ist –
was jedoch nicht heißen soll, dass Hunde in
Zwingern oder an Laufseilen / Kette gehalten
werden sollen. Unter Außenhaltung verstehe
ich das freie Bewegen des Hundes auf dem
Hof, mit einer ordentlichen und hundegerechten, stets zugänglichen Hütte. Zusätzlich kann
der Hund natürlich Zugang zum Haus haben,
um sich vom Vorhandensein seines Rudels /
seiner Familie zu vergewissern. Zur Außenhaltung geeignete Hunde sind dies vor allem
auf Grund ihres Charakters (gewisse Unabhängigkeit und Selbstständigkeit). In der kalten Jahreszeit sollten vor allem kurzhaarige
Alle Fotos: H. Hertzsch
Hundesport wie Agility und sicher auch für
die Ausbildung zum Rettungshund.
Rassebeschreibung:
Ursprungsland: Deutschland
Größe: 45 cm - 50 cm Widerristhöhe
Gewicht: 12 kg - 17 kg
Lebenserwartung: 14 - 16 Jahre
Aussehen: schnittig, kräftig,
sehnig-muskulöser Hund
Farben: schwarz-markenfarbig (schwarz mit
brauen Abzeichen; Hirschrot / Braun
Charakter: wachsam, beschützend, schnelle
Auffassungsgabe, munter, zuverlässig, gut-
Uno v. Werner Junghof *7.11.1994, einfarbig
rotbraun.
Ein Blick zurück zur „Roten Liste“
Der Großspitz sollte in die Kategorie "Extrem
gefährdet" aufgenommen werden. Die Wurfzahlen des Mittelpinschers sind seit einigen
Jahren zwar sehr gering, dabei jedoch konstant. Der Pinscher sollte daher zunächst in
die Kategorie III "Gefährdet", mit Tendenz zu
II "Stark gefährdet" aufgenommen werden.
Das Gleiche gilt für die Schläge der Altdeutschen Hütehunde, inklusive dem Westerwälder Kuhhund. Den Rollhaarigen Altdeutschen sowie die Hütepudel würde ich für die
Kategorie III "Extrem gefährdet" vorschlagen
und den Bestand versuchen zu erfassen und
zu beobachten. Die Bestandzahlen des Harzer
Fuchses steigen weiter an, dieser Schlag der
Altdeutschen Hütehunde könnte vielleicht in
die Kategorie "Zur Bestandsbeobachtung",
allenfalls in "Gefährdet".
Die unverbesserlichen Fans der Altdeutschen
Hütehunde in ihrer Vielfalt (zu denen ich auch
gehöre), die keine ausreichend große Hüteschäferei haben um diesen Hund auszulasten,
sollten sich nach Kreuzungstieren oder solchen
mit weniger Hütetrieb, die in der Schäferei
keine Chance haben, umsehen.
Eine Vermittlung bietet die:
AAH-Fundgrube in Baden-Württemberg,
Tel.: 07739/927752
So haben Mensch und Hund vermutlich das
meiste voneinander und die reinen Arbeitshunde bleiben in den Händen derer, die die
speziellen Eigenschaften dieser Hunde benötigen und schätzen.
Kontakt:
Hundekoordinatorin
Christel Simantke
PF 1131, 37203 Witzenhausen
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