Mit Drohnen auf Wetterfang

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Mit Drohnen auf Wetterfang
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9
19. 5. 2015
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cmyk
Wirtschaft 9
Dienstag, 19. Mai 2015
Mit
Drohnen
auf
Wetterfang
227,4
DIE ZAHL
Millionen Franken haben die
Video-Verkäufer und -Ausleiher
in der Schweiz vergangenes Jahr
umgesetzt. Das sind gut 12 Prozent weniger als im Vorjahr.
Besonders stark sanken die Verkäufe von DVDs und Blu-Rays.
In diesem Segment fiel der Um-
satz um 19 Prozent, wie der
Schweizerische Video-Verband
(SVV) mitteilt. Erstmals seit
zehn Jahren wurden in der
Schweiz weniger als 10 Millionen der Scheiben verkauft.
Weiter zugenommen hat das
Onlinegeschäft. Der Umsatz mit
dem Verkauf von Videos über
das Internet (Electronic sellthrough) und dem Verleih
(Video on Demand) stieg um
20 Prozent auf 55,2 Millionen
Franken. Als Gründe für den
Rückgang des physischen Geschäfts nennt der SVV den Wegfall von Verkaufsstandorten und
illegale Film-Downloads. Die
meistverkaufte DVD war vergangenes Jahr der Disney-Film
«Die Eiskönigin». (sda)
Detailhandel hat
weniger verkauft
BERN. Bei Schweizer Detailhänd-
lern ist im März deutlich weniger
eingekauft worden. Die Umsätze
sind im Vorjahresvergleich um
4,6% zurückgegangen. Real sowie bereinigt um die unterschiedliche Anzahl Verkaufsund Feiertage sind das 2,8%, wie
das Bundesamt für Statistik (BFS)
mitteilte. Klammert man Treibstoffe aus, beträgt das Minus real
noch 2,3%. Bei Nahrungsmitteln,
Getränken und Tabakwaren wurde real 2,6% weniger umgesetzt,
im Non-Food-Geschäft 2,3%.
Detailhändler beklagen, seit
der Aufhebung des Euromindestkurses habe der Einkaufstourismus im Ausland weiter zugenommen. Zudem schrumpfen
ihre Umsätze, wenn sie Wechselkursvorteile via Preissenkungen
an die Kunden weitergeben.
Laut einer Analyse des Immobiliendienstleisters Wincasa sanken die Umsätze der Schweizer
Einkaufszentren im 1. Quartal
2015 im Vorjahresvergleich um
3,4%. (sda)
Mehr Frauen
und Ausländer
Eine Drohne, einige Wetterwerte und fertig ist die exakte Prognose für den Folgetag. Die Firma Meteomatics
macht’s möglich. Die Idee des St. Galler Unternehmens ist für den Start-up-Preis «Startfeld Diamant» nominiert.
ALEXANDRA PAVLOVIC
ST. GALLEN. Schon wieder Nebel,
schon wieder Gewitter – dabei
haben die Meteorologen klaren
Himmel vorausgesagt. Wer ärgert sich nicht, wenn die Prognose für den Folgetag daneben
liegt. «Zwar können dank Hochleistungsrechnern und Satellitendaten heute halbwegs verlässliche Wettervorhersagen für
die nächsten zwei bis drei Tage
erstellt werden», sagt Martin
Fengler, Chef von Meteomatics.
Allerdings sei die genaue Kenntnis des aktuellen Wetterzustandes über den unteren Luftschichten praktisch kaum vorhanden. «Ohne diese Wetterwerte ist auch eine präzise Prognose
nicht möglich.» Das wollte der
Mathematiker ändern.
Fengler und sein Team haben
eine Methode entwickelt, welche
die Wettermesswerte erfasst,
diese Daten dann in eigene Wettercodes integriert und so eine
exakte Prognose für den Folgetag
ermöglicht. Gemessen werden
die benötigten Daten bis 1,5 km
über dem Boden in der sogenannten Grundschicht – aktuell
noch Terra incognita für die Meteorologie. Die Drohne Meteodrone SUI-9999 (siehe Grafik),
erfunden von Meteomatics,
fängt die Wetterparameter ein.
Zutaten für Nebel und Gewitter
«Dank der Meteodrone sind
wir weltweit das erste Unternehmen, das direkte Messwerte in
der Grundschicht erhebt», sagt
der 37-Jährige. Dabei lägen gerade in dieser Höhe die Zutaten
für Gewitter, Nebel oder Eisregen. «Wenn Sie in die Berge gehen, liegt im Winter häufig unten
die Nebelsuppe, oben herrscht
strahlender Sonnenschein», sagt
Fengler. Genau dieser Übergang
– von Nebel zu klarem Himmel –
interessiert die Meteorologen.
Startfeld Diamant
Preis für
Jungunternehmen
Zum viertenmal vergibt die
St. Galler Kantonalbank am
23. Juni den Preis «Startfeld
Diamant» an Ostschweizer
Jungunternehmen. Unsere
Zeitung porträtiert die fünf
nominierten Unternehmen
in loser Folge. (red.)
Da die üblichen Wetterstationen die Atmosphäre nur zwischen zwei und zehn Metern
über dem Boden messen, haben
sie keine Kenntnis, was darüber
passiert. «Wir verlängern die
Wetterstation nun virtuell mit
unserer Drohne», sagt Fengler.
Das schaffe einen Mehrwert an
Informationen, die zu einer genauen Prognose führten. «Die
Drohne muss dazu lediglich
während ihres 20minütigen Fluges neben der Temperatur, dem
Taupunkt, der Windgeschwindigkeit und -richtung auch den
Luftdruck sowie die GPS-Position und Höhe messen.»
Wetterabhängige Unternehmen
Wie aber kommt man auf die
Idee, eine Wettervorhersage
noch genauer bestimmen zu
wollen? «Wir wollten nicht einfach noch ein Unternehmen
sein, das Wettervorhersagen erstellt, sondern den Ursprung ergründen, wieso es immer schief
läuft», sagt Fengler. Als Mathematiker hat er schon vor der Firmengründung Wettercodes für
Wetterfirmen entwickelt. Antrieb
dazu ist, dass nicht nur private
und nationale Wetterdienste Bedarf an exakten Prognosen haben, sondern auch etliche Unternehmen stark davon abhängen wie zum Beispiel Energiefirmen. Als weiteres Beispiel
nennt er Grossveranstaltungen
im Freien. «Wenn wir mit einigen
Stunden Vorsprung voraussagen
können, ob ein Gewitter kommt
oder nicht, können wir helfen,
mögliche Katastrophen abzuwenden.» Szenen wie beim Unwetter in Biel vor zwei Jahren
wären somit nicht passiert.
Mund zu Mund und an Messen
Als gelernter Pilot weiss Fengler zudem, dass vor allem Flughäfen auf exakte Wetterwerte angewiesen sind. «Aber auch Branchen wie Versicherungen, Autohersteller oder der Detailhandel
gehören mittlerweile zu interessierten Kunden.» Dank Unterstützung diverser Start-up-Förderer und enger Kooperation
mit dem Forschungsinstitut des
Schweizer Wetterdienstes oder
dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) war die Motivation
stets gegeben, die Idee «der exakten Prognose» voranzutreiben.
Vieles sei am Anfang Mundzu-Mund-Propaganda gewesen,
sagt Fengler. «Auf Messen wie
der E-World oder Cebit konnten
Bild: Urs Bucher
Das Team von Meteomatics: (von links) Jochen Kähler, Nils Dorband, Geschäftsführer Martin Fengler,
Toska Maliske und Niels Jäckel.
Technologie der Meteodrone
Meteomatics fand in der vom Bazl bewilligten Drohne das geeignete Messinstrument für die gewünschten Wetterparameter.
Meteodrone SUI-9999 wiegt anderthalb Kilo, hat einen Durchmesser von 80 Zentimetern und eine maximale Steigrate von
10 Metern pro Sekunde. Sie steigt auf eine maximale Flughöhe von 1500 Metern auf. Kosten des Materials: 10 000 Franken.
Autopilot und
Navigationssystem (intern)
Wasserdichte Schutzhaube
BERN. Die Zahl der Erwerbstäti-
KOPENHAGEN. Dänemark könnte
gen in der Schweiz ist innert Jahresfrist um 3% auf 4,6 Millionen
gestiegen. Die Zunahme basiert
hauptsächlich auf einer steigenden Zahl berufstätiger Frauen
und mehr ausländischen Erwerbstätigen. So waren am Ende
des 1. Quartals mit 2,15 Millionen Frauen 4,3% mehr erwerbstätig als vor einem Jahr. Die Zahl
der erwerbstätigen Männer stieg
derweil um 1,9%, wie die Arbeitskräfteerhebung des Bundesamts für Statistik zeigt. Überdurchschnittlich gestiegen ist
die Zahl der erwerbstätigen Ausländer, die auch in der Schweiz
wohnen. Sie stieg um 5,4% auf
1,14 Millionen. Inklusive Grenzgänger arbeiten 1,48 Millionen
Ausländer in der Schweiz. (sda)
bald das erste bargeldlose Land
der Welt werden. Die Regierung
möchte ab nächstem Jahr den
Detailhandel von der gesetzlichen Annahmepflicht von Bargeld befreien. Das gilt für eine
dreijährige Testphase. Das Parlament muss dem Vorhaben noch
zustimmen. Schon 2012 haben
die Dänen laut einer Studie 84%
ihrer Transaktionen bargeldlos
bezahlt. Selbst für kleine Beträge
wie für Kaugummis am Kiosk
wird in Dänemark gerne die
Plastikkarte gezückt. Auf Flohmärkten kann mit einer der vielen Bezahlvarianten für das Mobiltelefon eingekauft werden.
Die Regierung rechnet vor,
dass die Kosten für Bargeldtransport sowie das Risiko von Raub-
Kritik folgt auf dem Fusse
Der Verbraucherrat sieht das
kritisch. «Es ist wichtig, am Bargeld festzuhalten. Alte und Demente haben Probleme mit Kartenzahlungen und Geheimnummern, können aber Geld abzäh-
LuftfahrzeugKennzeichen
Navigationslichter
Positionslichter
Antenne zur Übertragung
von Telemetriedaten
Akku
(Hauptstromversorgung)
Quelle: Meteomatics, Grafik: sgt
wir unsere Idee vor allem dem
Fachpublikum
präsentieren.»
Zudem sei Netzwerken das A
und O. «Den Königsweg fürs
Marketing haben wir noch nicht
gefunden», sagt der gebürtige
Deutsche und lacht. Aber die
Firma sei auf einem guten Weg,
denn mittlerweile erhalte sie
auch Anfragen aus dem Ausland.
«Ein Wetterdienst aus Amerika
möchte unsere Idee auch in den
In Dänemark soll der Annahmezwang von Bargeld im Detailhandel fallen. Und
ab 2017 soll die Notenbank keine Banknoten mehr drucken. Das löst Kritik aus.
überfällen deutlich sinken dürften. Zudem hofft die Steuerbehörde auf besseren Zugriff auf
die Einnahmen der Detailhändler. Elektronische Bezahlungen
lassen sich besser nachvollziehen als solche mit Bargeld. Auch
der Polizei ist bargeldloser Zahlungsverkehr lieber. Dieser erschwert es, Einnahmen aus illegalen Geschäften wie Drogenhandel über Detaillisten zu waschen. Zusätzlich zum Regierungsvorstoss hat die dänische
Notenbank angekündigt, ab 2017
keine neuen Noten zu drucken.
Brushless-Motor
Karbonpropeller
Dänemark schafft Bargeld ab
ANDRÉ ANWAR
Fallschirmrettungssystem
len», sagt Vizechef Vagn Jelsöe.
Zudem bekämen sozial Schwache oft keine Bankkarte zum Bezahlen, weil sie als unzuverlässige Kunden eingestuft werden.
Und man könne nicht einmal
mehr den Kindern Taschengeld
geben oder für eine kleinere Besorgung in die Stadt schicken.
Ferner könnten elektronische
Systeme zusammenbrechen.
Regierung wiegelt ab
Die Regierung beschwichtigt.
Aus Rücksicht gegenüber alten
Menschen soll es weiterhin möglich bleiben, etwa in Lebensmittelgeschäften und im Gesundheitssystem mit Bargeld zu zahlen. Zudem ist laut einer Erhebung bisher nur jeder zehnte
Gewerbetreibende in Dänemark
daran interessiert, die Bargeldannahme ganz einzustellen.
USA einführen.» Solche Nachrichten seien Genugtuung für
sämtliche Überstunden.
Drohnen-Netzwerk als Ziel
«Nicht zu vergessen sind aber
auch Nomination für Jungunternehmerpreise, sagt Fengler. Es
sei eine Ehre, für den «Startfeld
Diamant» nominiert worden zu
sein. «Die Konkurrenz ist gut.
Lassen wir uns überraschen.»
Sollte Meteomatics ein Preisgeld
erhalten, werde dieses in die
Entwicklung der Drohnen und
den Ausbau der Firma gesteckt.
Ziel sei es, ein eigenes DrohnenNetzwerk in der Schweiz und in
Deutschland zu realisieren, um
so die Kunden mit den gewünschten Daten schnellstmöglich beliefern zu können. «Täglich Messflüge zu machen, ist
längerfristig unsere Vision.»
Freihandelszone rund
um den Pazifik rückt näher
CHRISTIAN MIHATSCH
CHIANG MAI. Die seit 2010 laufen-
den Verhandlungen der zwölf
Mitgliedländer der Transpazifischen Partnerschaft (TPP) gehen
in die letzte Runde. Zur Vorbereitung will der US-Kongress noch
diese Woche die Trade Promotion Authority (TPA) erneuern.
Diese erlaubt es US-Präsident
Barack Obama, Handelsverträge
auszuhandeln, die der Kongress
nur noch genehmigen oder ablehnen, aber nicht mehr ändern
kann. TPA gilt als Voraussetzung,
dass die Verhandlungspartner
der USA ihre letzten und besten
Angebote auf den Tisch legen.
Die Verabschiedung der TPA
war vergangene Woche im USSenat gescheitert, weil fast alle
Senatoren von Obamas Demokraten zwei zusätzliche Gesetze
forderten: eines zur Entschädi-
gung von Arbeitern, die wegen
Importen ihre Jobs verlieren und
eines zum Schutz vor Manipulationen der Wechselkurse. Politiker äussern sich zuversichtlich,
dass das TPA nun sowohl den
Senat als auch das Repräsentantenhaus passiert.
Die zwölf TPP-Mitglieder machen knapp zwei Fünftel der
Weltwirtschaft aus. Es sind die
USA, Kanada, Mexiko, Chile, Peru, Japan, Australien, Neuseeland, Brunei, Malaysia, Singapur
und Vietnam. Ausserdem haben
Südkorea, Taiwan und fast alle
Asean-Länder Interesse an der
TPP angemeldet. Abwesend ist
China, weswegen mancher Beobachter ein TPP-Abkommen als
Versuch wertet, China einzuhegen. Ein Abschluss der Verhandlungen wäre ein grosser Erfolg
für Obama, der die USA verstärkt
Asien zuwenden will.