Von Beirut bis Dschibuti

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Von Beirut bis Dschibuti
D 8512
49. Jahrgang
NaChriChtEN
PolitiK
Krieg via Netz
Experten referieren auf einer
Konferenz zu den Risiken des
Cyber Defence in multinationalen
Einsätzen.
Seite 4
EiNsatz
ISAF-Karte
Mehr als 50 000 Soldaten aus fast
50 Nationen sind nach wie vor am
Hindukusch im Einsatz. Die Karte
zeigt die Einsatzorte. Seiten 6/7
BuNDEswEhr
Schwer flexibel
Der neue Schwerlasttransporter
„Mammut“ kommt in die Truppe.
Ralf Wilke hat die Ausbildung
am Fahrzeug begleitet. Seite 8
VErMisChtEs
O Tannenbaum
Fichte, Tanne oder Kiefer – Die
Auswahl an Weihnachtsbäumen
ist groß. aktuell erklärt die wichtigsten Unterschiede. Seite 11
DiE BuNDEswEhr iM iNtErNEt
www.bundeswehr.de
Bundesministerium
der Verteidigung
www.bmvg.de
www.youtube.com/bundeswehr
Nr. 48
Montag, 9. Dezember 2013
Von Beirut bis Dschibuti
Staatssekretär Kossendey besucht die deutschen Soldaten im Mittelmeer und am Horn von Afrika.
von Torsten Sandfuchs-Hartwig
Beirut /Dschibuti. 51 Mal
hat Thomas Kossendey in den
vergangenen sieben Jahren die
Soldaten in den Einsatzkontingenten besucht. Oft waren auch
die maritimen Missionen dabei.
In der vergangenen Woche führte
der Weg des Parlamentarischen
Staatssekretärs beim Bundesminister der Verteidigung einmal
mehr zu UNIFIL und „Atalanta“.
„Was unsere Soldaten im Mittelmeer machen“, sagt Kossendey an
Bord des Schnellbootes „Wiesel“,
„das Überwachen des Seeraumes
vor der libanesischen Küste und
das Ausbilden der libanesischen
Streitkräfte, ist ein ganz wichtiger Beitrag für die Stabilität
in der Region.“ Das hätten ihm
auch libanesische Abgeordnete
bestätigt, mit denen er in Beirut
zusammengetroffen war. Zwar
finde der Einsatz nicht immer
unter akuter Bedrohung statt,
doch wer einmal bei Windstärke 5
auf einem Schnellboot gefahren
sei, der wisse, dass der Auftrag
der Soldaten ein sehr anspruchsvoller sei, bekräftigt der Staatssekretär.
Was die Seeraumüberwachung
angeht, ist man ein gutes Stück
vorangekommen. Und schon seit
langem bilden deutsche Soldaten die libanesischen Streitkräfte
auch in der Küstenradarorganisation aus. „Da läuft schon vieles
selbstständig“, sagt der Commander Task Group (CTG), Fregattenkapitän Arne Krüger. Derzeit
gehe es vor allem darum, den
Libanesen beizubringen, wie sie
Einer kommt, einer geht: Die Brüder Max (l.) und sepp Matthaes (r.)
mit staatssekretär Kossendey (2.v.l.) und Konteradmiral Brinkmann.
die Technik instandhalten. Diese
Ausbildung finde in Teilen auch
in Deutschland statt.
Es sei ihm wichtig, dass dieser Einsatz nicht in Vergessenheit gerate, sagt Krüger. Auch ein
Grund, warum der Staatssekretär
immer wieder Abgeordnete des
Deutschen Bundestages mit in die
Einsatzgebiete nimmt – wie jetzt
den Abgeordneten Hans-Werner
Kammer. „Unsere Parlamantarier
müssen vor Ort erleben, worüber
sie abstimmen, wenn im Bundestag Einsätze mandatiert werden“,
sagt Kossendey.
Ortswechsel. Dschibuti. Im
Einsatz „Atalanta“ steht der
Wechsel vom 16. auf das 17. Kontingent an. Hier halten deutsche
Soldaten mittlerweile seit mehr
als fünf Jahren die Stellung am
Horn von Afrika. Es ist ein denkwürdiger Tag. Denn mit der Fre-
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www.twitter.com/bundeswehrInfo
Fotos: Vennemann/ZRed (2)
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augustinfotos
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Den seeraum überwachen: Ein soldat auf dem schnellboot „wiesel“.
gatte „Hessen“ löst das jüngste
Schiff der Klasse 124 die „Niedersachsen“ ab, das derzeit älteste
der Klasse 122. Doch Zeit für
Wehmut und Nostalgie bleibt am
Golf von Aden wenig.
Die Lage hat sich leicht verbessert. Die Schiffe des Welternährungsprogrammes erreichen
ohne nennenswerte Vorkommnisse ihre Zielhäfen. Die Aktivitäten der Piraten sind deutlich
rückläufig. „Das ist auch ein Verdienst unserer Marine“, sagt Kossendey. Dennoch gilt es, wachsam zu sein. Das bestätigt auch
der scheidende CTG und Kommandant der „Niedersachsen“,
Fregattenkapitän Kurt Leonards.
„Wir hatten insgesamt 31 friendly
approaches, das heißt, wir haben
Besatzungen von Fischerbooten
aufgeklärt und identifiziert, die
Boardingteams beschränkten sich
dabei auf Gesprächsaufklärung“,
so Leonards. Vier bevorstehende
Piratenangriffe konnte die Besatzung der „Niedersachsen“ erfolgreich abwenden. Insgesamt zeigt
die Statistik zehn Angriffe in diesem Jahr, die mit entsprechenden
Maßnahmen in einer sehr frühen
Phase verhindert werden konnten.
Für den Staatssekretär kein
Gr und, dass man sich nun
zurückziehen könne. Die Menschen vor Ort honorieren den
deutschen Einsatz. „Wenn wir
gehen, kommen die Probleme
schnell wieder“, umreißt Kossendey die Hauptsorge der Einheimischen. Von daher sei es
wichtig, dass die Ursachen an
Land bekämpft werden. Das
Militär könne zwar Angriffe von
Piraten eindämmen, doch lösen
müssten letztendlich die Regierungen die Konflikte.
Daher stuft Kossendey auch die
anderen Einsätze wie die Ausbildung somalischer Soldaten in
Uganda oder die zivil geführte
Mission EUCap „Nestor“ als
gewinnbringend und wichtig
ein. Letztgenannte unterstützt
den Auf bau einer selbsttragenden Sicherheitsstruktur der
Anrainerstaaten am Horn von
Afrika – unter anderem Dschibuti, Somalia, Tansania und die
Seychellen. So nutzte der Staatssekretär die Reise, um Gespräche
mit dem Head of Mission von
EUCap „Nestor“, Etienne de
Poncins, sowie einem der dort
eingesetzten deutschen Offiziere
zu führen.
Der Abend stand dann ganz im
Zeichen des Kommandowechsels.
Ebenfalls mit aus Deutschland
angereist war der Stellvertretende
Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Konteradmiral Rainer
Brinkmann. Selbst seeerfahrener
Marineoffizier, weiß er um das
Besondere eines solchen Einsatzes. „Ein so langandauernder
Einsatz fern der Heimat ist für
alle Soldaten eine große Herausforderung“, zollt Brinkmann
Kommandant und Besatzung
seinen Respekt. Insofern freue
es ihn besonders, dass der Einsatz der „Niedersachsen“ so
erfolgreich verlaufen sei und
sich die Sicherheitslage weiter
stabilisiere. Der Staatssekretär unterstrich in seiner Rede,
dass Deutschland am Vernetzten
Ansatz festhalte und verlässlicher Partner innerhalb der EUMissionen bleibe.
Beim anschließenden Empfang erlebte Kossendey noch eine
kleine „Familienzusammenführung“: Obermaat Sepp Matthaes,
IT-Spezialist auf der „Hessen“
konnte kurzzeitig seinen Bruder Max, Kapitänleutnant und
Führungsmitteltechnikoffizier
auf der „Niedersachsen“, herzen. Die Mama sei zwar nicht
so begeistert gewesen, sagt der
Obermaat, aber einer von beiden sei ja Weihnachten wieder
zuhause.
2
aktuell
intern
9.Dezember2013
iMPreSSUM
ZitAt
eDitOriAL
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
Bundesministerium der Verteidigung
Presse- und Informationsstab
Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin
„Ein freies Südafrika im Frieden mit sich selbst
Aller Anfang ist schwer – alles
Ende auch. Und dies ist in meinem
Fall bei aktuell gekommen. Denn
im kommenden Jahr werde ich
meinen Posten als Redakteur für
den Bereich Sport und Vermischtes aufgeben und in der Zentralredaktion als Beauftragter den
Organisationsbereich der Streitkräftebasis vertreten. Sicherlich
werden Sie hier und da noch Beiträge von mir lesen. Die Arbeit
in der Redaktion hat mir immer
viel Freude bereitet, vor allem
aufgrund der vielen unterschiedlichen und immer wieder interessanten Themen rund um die
Bundeswehr, das Ministerium
oder den Sport. Auch wenn es in
einem kleinen Team wie aktuell
häufig sehr stressig ist und wir
als Redakteure sehr flexibel sein
müssen, macht es doch immer
Freude, am Montag ein neues
Produkt mit vielen Themen in
der Hand halten zu können.
Diese Woche beschäftigt sich
aktuell wieder im Schwerpunkt
mit den Einsätzen der Bundeswehr – schließlich sind wir eine
Armee im Einsatz. So machte
sich vergangene Woche der Parlamentarische Staatssekretär
Thomas Kossendey ein Bild vom
Einsatz UNIFIL vor der Küste
des Libanon und bei „Atalanta“
am Horn von Afrika (S. 1). Auf
Redaktionsanschrift:
Bundeswehr aktuell
Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin
Telefon: (0 30) 67 94 - App
Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00
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N. N.
Stellvertreter und Redakteur Streitkräfte:
Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 39)
als Vorbild für die Welt – das ist Madibas
Vermächtnis an seine geliebte Nation“
US-Präsident Barack Obama am vergangenen Donnerstag im
Weißen Haus zum Tod des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela. Madiba war Mandelas Clanname.
Redakteur Politik:
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Sport und Vermischtes:
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Vor5Jahren: Am 10. Dezember 2008 wird bei einer Auktion von
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Pfund Sterling versteigert. Es ist der höchste je für einen Diamanten
erzielte Preis.
Redaktionelle Mitarbeit:
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aktuell als E-Paper und im pdf-Format:
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und Dienstleistungen der Bundeswehr,
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ISSN: 1618-9086
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Recht auf Kürzung vor.
Vor10Jahren:Am 14. Dezember 2003 bestätigt der britische Premierminister Tony Blair die Festnahme von Saddam Hussein.
Vor65Jahren: Am 10. Dezember 1948 verabschiedet die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung
der Menschenrechte.
Vor100Jahren: Am 12. Dezember 1913 taucht Leonardo da Vincis Bild „Mona Lisa“ in Florenz auf, zwei Jahre nach dem Diebstahl
aus dem Pariser Louvre.
Vor 105 Jahren: Am 15. Dezember 1908 gründet Melitta Bentz
zusammen mit ihrem Mann Hugo das Unternehmen Melitta, das die
für die Erfinderin als Gebrauchsmuster geschützte Filtertüte wirtschaftlich verwerten soll.
Vor135Jahren:Am 10. Dezember 1878 wird auf dem Gothaer
Hauptfriedhof die erste Feuerbestattung in einem deutschen Krematorium durchgeführt.
(eb)
der Doppelseite in formiert die
Einsatzkarte
I SA F ü b e r
den aktuellen
Stand der
Mission mit
den Truppenzahlen der beteiligten Nationen
am Hindukusch (S. 6/7).
Abseits der Einsatzgebiete
zeigte ein Spitzenathlet der Bundeswehr wieder herausragende
Leistungen. Der Nordische
Kombinierer Stabsunteroffizier
(FA) Eric Frenzel konnte beim
Weltcup-Auftakt im finnischen
Kuusamo an seine Leistungen
der Vorsaison anknüpfen und
schnappte sich das gelbe Trikot
(S. 10). Die Leistung zeigt, dass
sich der sympathische 25-Jährige
im Sommer optimal auf die Saison mit dem Höhepunkt Olympische Winterspiele in Sotschi
im kommenden Februar vorbereiten konnte.
Sein Training mit all seinen
Facetten miterleben und darüber
berichten zu dürfen, stellte unter
anderem einen Höhepunkt meiner Arbeit dar. Ihnen, liebe Leser
wünsche ich schöne Weihnachten, bleiben Sie der aktuell treu.
Martin Gärtner
Foto: Vennemann/Bundeswehr
BiLDDerWOCHe
immernachvornblicken:BeiUniFiLbeobachteteinSoldatdesSchnellbootes„Wiesel“dasSeegebiet.imHintergrundistdaslibanesischePatrouillenboot„tabarja“zu
sehen.DiesesBootistdasehemaligedeutscheWachboot„Bergen“(Y838)undwurde2008andielibanesischeMarineübergeben.
ministerium / HinterGrunD
Foto: Wolfgang Borrs/Euroforum
9. Dezember 2013
Konferenz in der Hauptstadt: Kurz vor dem treffen der staats- und
regierungschefs am 19. und 20. Dezember beim europäischen rat
in Brüssel, hat in der vergangenen Woche der schon zur tradition
gewordene Austausch zwischen Politik, militär, industrie und Wissenschaft im rahmen der 10. Handelsblattkonferenz stattgefunden.
2014 sei ein Jahr der entscheidungen in Brüssel, „in dem Weichen
für die nächsten Jahre gestellt werden“, betonte der staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, rüdiger Wolf (Foto).
Grund dafür seien unter anderem die Wahlen zum europäischen
Parlament, die Berufung einer neuen europäischen Kommission
und damit auch eines neuen Hohen Vertreters für Außen- und
sicherheitspolitik.
rein rechtlich bestehen in europa durch den Vertrag von Lissabon die notwendigen rahmenbedingungen – ob europa zukünftig in
größerem maße als bisher einen eigenen Beitrag zu seiner sicherheit leistet, hängt „insbesondere vom politischen Willen der mitgliedsstaaten ab“, stellte Wolf heraus. Kein staat in europa könne
seine sicherheit aus eigener Kraft gewährleisten, ein „gemeinsames Handeln wird immer mehr von einer politischen Vision zu
einer politischen notwendigkeit“, ergänzte er. „Das Gebot der
stunde heißt: Gemeinsam mit anderen, betonte auch Generalleutnant markus Bentler, Deutscher militärischer Vertreter für die eu
und nAtO. Budgetzwänge der mitgliedsstaaten ließen gar keine
andere Wahl.
(pau)
aktuell
3
Fokus Militärforschung
Berlin. Verteidigungsminister
Thomas de Maizière hat in einem
Namensartikel zum Streit um die
Verbannung der Militärforschung
von Hochschulen Stellung bezogen. Sind die Forschungsaufträge
deutscher Universitäten für das
Pentagon der Gipfel der Militarisierung der Gesellschaft, so die
Kritik oder der Normalfall einer
zunehmend internationalen Wissenschaft? „Ich sehe Raum für
eine notwendige und lohnenswerte
Diskussion über Freiheit und Verantwortung von Forschung und
Wissenschaft – und über den Auftrag der Bundeswehr.
(pau)
Der ganze Beitrag „Die Empörung
über die Bundeswehr ist empörend“ (erschienen im Focus) auf
www.bmvg.de.
Eigene Expertise aktiv einbringen
Erste Evaluierung der Neuausrichtung eröffnet Beteiligten Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Bundeswehr.
Berlin. Oberst Stefan Lüth ist
als Referatsleiter Neuausrichtung
im Verteidigungsministerium
(BMVg) auch der Vorsitzende
der Arbeitsgruppe (AG) Evaluierung. Im Interview mit aktuell
spricht er über die Aufgabe dieses Gremiums und erklärt, was
genau darunter zu verstehen ist.
Welche Bereiche werden bei
der ersten Evaluierung berücksichtigt?
Wir schauen uns Bereiche an,
die mindestens ein Jahr in der
Zielstruktur arbeiten, es handelt
sich also um keine komplette Evaluierung der Neuausrichtung. Uns
geht es gezielt darum, Schnittstellen am Übergang vom Ministerium zur ersten nachgeordneten
Ebene zu untersuchen, sprich zu
den Bundesämtern und den Kommandobehörden. Hierbei wollen wir uns die Strukturen und
Prozesse innerhalb des BMVg
Foto: Kurtze/Bundeswehr
Es ist die erste Evaluierung
seit die Neuausrichtung der
Bundeswehr greift. Was genau
steckt hinter dieser Maßnahme?
Die Entscheidungen rund
um die Neuausrichtung erfolgten unter großem Zeitdruck und
waren in ein komplexes Umfeld
eingebunden. Deshalb wurde
gleich zu Beginn gesagt: Wir
müssen zwar jetzt entscheiden,
aber zu gegebener Zeit müssen
wir die Möglichkeit haben, um
fein zu justieren. Dabei stehen
über allem die angestrebten zentralen Ziele der Neuausrichtung:
Einsatzorientierung, Demografiefestigkeit und eine nachhaltige
Finanzierbarkeit. Die Evaluierung gibt uns die Möglichkeit,
gezielt und zeitnah dort nachzusteuern, wo es nötig ist.
che Schritte durchlaufen werden
müssen, um zum Ziel zu kommen. Hierbei handelt es sich aber
um ein lebendes Dokument, das
wir an den gesammelten Erfahrungen fortschreiben. Damit
schaffen wir eine gute Grundlage, um auch in Zukunft weitere Evaluierungen durchführen zu können. Eines darf aber
nicht vergessen werden: Eine
Evaluierung kann auch aus der
eigenen Verantwortlichkeit heraus geschehen, sie braucht nicht
immer einen Impuls von oben.
Denn jeder von uns sollte beständig daran arbeiten, besser zu
werden.
Gezielt schnittstellen vom ministerium zum nachgeordneten Bereich untersuchen: Oberst stefan Lüth.
genauer ansehen, um so festzustellen, ob zwischen den einzelnen Abteilungen noch etwas
besser ausgestaltet werden muss.
Damit ist dieser Evaluierung aber
auch ein klarer Rahmen gesetzt.
Abteilungen des BMVg. Diese
sind gesetzt und werden nicht
in Frage gestellt. Wir schauen
uns aber die jeweiligen Abteilungen näher an, vor allem den Austausch zwischen ihnen.
Und wie sieht dieser Rahmen
aus, was sind die festen, unveränderlichen Größen bei der Evaluierung?
Nicht zur Disposition stehen
der Personalumfang des BMVg
von 2000 Dienstposten und der
Gesamtumfang der Streitkräfte,
auch nicht deren Aufgliederung
in 185 000 militärische Dienstposten und 55 000 Haushaltsstellen für zivile Angehörige. Des
Weiteren wird an der Ämter- und
Kommandostruktur auf der ersten Ebene im nachgeordneten
Bereich ebenfalls nicht gerüttelt. Zudem bleibt es bei den neun
Nach welchen Kriterien wird
hierbei untersucht? Wie und von
wem werden die Objekte, die bei
der Evaluierung betrachtet werden, identifiziert?
Staatssekretär Stéphane Beemelmans hat in einer Weisung
festgelegt, dass alle Abteilungen des Hauses sowie jeweils ein
Vertreter aus den Kommandobehörden und den Ämtern des
nachgeordneten Bereichs an der
AG teilnehmen. Den Untersuchungsumfang mit den Evaluierungsobjekten setzen wir so in
Gänze alle gemeinsam und einvernehmlich auf.
Wie genau sieht jetzt der weitere Zeitplan aus?
Zunächst musste die Leitung
die von uns zusammengestellten
Evaluierungsthemen billigen.
Jetzt arbeiten wir die einzelnen
Themenbereiche im Detail aus.
Die tatsächlichen Untersuchungen im Rahmen der Evaluierung
sollen dann im Wesentlichen in
der ersten Jahreshälfte 2014
stattfinden, sodass wir noch ein
bisschen Zeit haben, die Ergebnisse zusammenzufahren und
konkrete Handlungsempfehlungen aufzubereiten, um sie dem
Minister vorzulegen.
Hat diese erste Evaluierung
Vorbildcharakter für weitere
Untersuchungen?
Dieser ersten Evaluierung liegt
ein Vorgehensmodell zugrunde,
in dem beschrieben wird, wel-
Und welche Rolle spielt das
Referat Neuausrichtung in diesem Prozess?
Unser Referat hat den Vorsitz
in der AG. Außerdem werden
wir in den diversen Untersuchungsteams mit einzelnen
Vertretern präsent sein, um
methodisch zu unterstützen,
Neuausrichtungsexpertise einzubringen und bei Bedarf Klärungen herbeizuführen.
Was für einen Eindruck
haben Sie vom Start der ersten Evaluierung?
Für mich wird schon jetzt
spürbar, dass allein das Beschreiten des Weges schon positive
Effekte zeigt. So wächst das
Verständnis untereinander und
füreinander. Hinzu kommt, dass
sich die Bereiche durch das Instrument der Evaluierung aktiv in
die Weiterentwicklung der Bundeswehr einbringen können –
ganz im Sinne einer lernenden
Organisation.
Die Fragen stellte Heike Pauli.
aktuell
politik/Hintergrund
Das Risiko ist enorm
Alternative Route
Serbe gewinnt Wahl
pristina.Bei der zweiten Runde
der Kommunalwahl im Kosovo ist
ein serbischer Nationalist in der
nördlichen Stadt Mitrovica zum
Bürgermeister gewählt worden.
Die Stichwahlen in der mehrheitlich von Albanern bewohnten früheren serbischen Provinz
verliefen friedlich. In Mitrovica,
einer serbischen Hochburg, war
die Wahlbeteiligung gering. In
25 von 39 Gemeinden fanden
Stichwahlen statt, weil ein erster
Durchgang keine Entscheidung
gebracht hatte. Die Polizei hatte
die Sicherheitsvorkehrungen nach
einem Zwischenfall am 3. November verschärft. Damals war ein
Wahllokal angegriffen und die
Abstimmung gestört worden. Bei
der Wahl durfte erstmals auch die
serbische Minderheit über Bürgermeister mitbestimmen (enw)
Franzosen ziehen ab
paris.Frankreich zieht seine
letzten Soldaten aus dem Kosovo
ab: Der Abzug der derzeit noch
etwa 300 Soldaten werde schrittweise bis Juni nächsten Jahres
erfolgen, Grund sei die Priorität
anderer Einsätze für Paris, insbesondere in Mali und in der Zentralafrikanischen Republik. Die
NATO-Truppe im Kosovo verfügt derzeit noch über etwa 5000
Soldaten, von denen der größte
Truppensteller mit 700 Soldaten
Deutschland ist.
(cp/ju)
Generalleutnant Erich Pfeffer referiert zum Thema Cyber Defence in multinationalen Einsätzen.
von Florian Manthey
Bonn.Der Internetangriff auf
Estland im Jahr 2007, der annähernd das ganze Land lahmlegte, verdeutlicht die strategische
Bedeutung von Cyber Defence.
Ein Thema – auch für die Streitkräfte, gerade in multinationalen
Einsätzen. „Für uns sind sichere
Übertragungsmöglichkeiten und
zuverlässige Führungsinformationssysteme entscheidend für
die Operationsführung – das
war früher so und ist heute nicht
anders“, sagte Generalleutnant
Erich Pfeffer, der stellvertretende
Inspekteur der Streitkräftebasis,
in seiner Grundsatzrede auf der
Cyber Defence Conference der
Studiengesellschaft der Deutschen
Gesellschaft für Wehrtechnik
(DWT) in Bonn. Was sich aber
verändert habe, sei der Charakter der Einsätze und deren ansteigende Komplexität durch einen
Mix von Fähigkeiten oder die kontinuierlich zunehmende Komplexität der IT-Landschaft, die sich
mittlerweile bis zum Einzelschützen auswirke. Außerdem steige
aufgrund der Medien- und politischen Wirksamkeit von operativen Entscheidungen der Informationsbedarf. Pfeffer berichtete
datenmanipulation:aucheinegefahrfürdieStreitkräfte.
von seinen Erfahrungen als
Kommandeur des ISAF-Regionalkommandos Nord, wo eine
zuverlässige, robuste und sichere
Führungsunterstützung für rund
20 am Einsatz beteiligte Nationen aufgebaut werden musste.
Die besondere Herausforderung dabei sei nicht nur die
Bereitstellung, sondern auch der
Schutz der Netzwerkinfrastruktur
Foto: Berg/dpa
Washington.Die USA haben
ihren Abzug aus Afghanistan
über das Nachbarland Pakistan
vorerst gestoppt – aus Angst vor
Terroranschlägen. Auf der Route
entlang der Grenze beider Staaten
war es wegen der US-Drohnenangriffe immer wieder zu Protesten gekommen. Nun stellte das
Pentagon den Transport seiner
Ausrüstung vom Grenzübergang
Torkham Gate bis in die Hafenstadt Karatschi ein, wie Pentagon-Sprecher Mark Wright der
Nachrichtenagentur dpa am vergangenen Mittwoch sagte.
Neben dieser wichtigen Versorgungsstrecke gibt es noch eine
Alternativroute durch Pakistan.
„Ein bisschen Bewegung durch
Pakistan findet noch statt“, sagte
Wright. Auch über den Luftweg
wird viel Material abgezogen,
so macht es zum Beispiel die
Bundeswehr. Betroffen ist die
Ausrüstung, die das US-Militär
im Rahmen des bis Ende 2014
geplanten Abzugs der Kampftruppen schrittweise nach Hause
bringen will. Er sei aber zuversichtlich, dass die Route schon
„in naher Zukunft“ wieder befahren werden könne, versicherte
Sprecher Wright.
(js)
9.dezember2013
Foto: Manthey/Bundeswehr
4
BesondereHerausforderung:derSchutzdernetzwerkinfrastruktur.
und der erforderlichen IT-Services gewesen. Der Gegner müsse
nicht einmal in der Nähe sein, um
die IT-Landschaft anzugreifen. Er
brauche häufig nur den Zugang
zum Internet, stellte Pfeffer klar.
Und das macht die so genannten
Computer Netzwerk Operationen
(CNO) für Angreifer wie kriminelle Einzeltäter, terroristische
Gruppierungen, aber auch staatliche Akteure so attraktiv.
Das Stören, Abhören und Manipulieren von Daten „ist ein sehr
wirksames und ressourcensparendes Mittel, um gegen hochtechnisierte Streitkräfte schnelle
Erfolge zu erzielen“, erklärte Pfeffer. Auch sei das Risiko für den
Einsatz enorm: „Die tatsächliche
Letalität eines ‚Soft-Kills‘ durch
CNO ist je nach Wirkungsgrad
mit der eines konventionellen
‚Hard-Kills‘ vergleichbar“, verdeutlichte der Generalleutnant.
Beispielsweise könnte durch gegnerische CNO das Starten eines
Unterstützungshubschraubers
verhindert werden oder essentielle Aufklärungsinformationen
stehen Führungselementen nicht
zur Verfügung. So werden Menschenleben mittelbar, aber auch
konkret gefährdet. Pfeffer unterstrich damit die Schutzbedürftigkeit der Netzwerke.
Aber müssen bei den hohen
Anforderungen an die IT-Sicherheit nicht Abstriche in der Praktikabilität gemacht werden? Oder
steht die Sicherheit der Informationstechnik sogar im Widerspruch
zur Operationsplanung? Aus Sicht
Pfeffers sind solche Fragen falsch
gestellt, denn IT-Sicherheit setze
ja gerade operationelle Forderungen um. Sie müsse als Moderator oder Vermittler verstanden
sowie gelebt werden – und „nicht
als Verhinderer von Funktionalität“. Nicht alles, was für den Einsatz funktional wünschenswert
ist, könne auch sinnvoll abgesichert werden.
Neben der Sensibilisierung der
Nutzer – Stichwort Awareness –
habe die Entwicklung robuster
Schutzmaßnahmen höchste Priorität, um die Handlungsfähigkeit
der Streitkräfte in einem sicheren IT-Umfeld zu garantieren.
„Dabei müssen wir uns bewusst
sein, dass diese Maßnahmen
entlang der sich rasant weiterentwickelnden Technik stetig
überprüft und angepasst werden
müssen“, betonte Pfeffer. Auf
nationaler Ebene ist das Bundesamt für Sicherheit in der
Infor mationstech n ik (BSI)
dafür zuständig. Denn es ist
als nachgeordnete Behörde des
Bundesministeriums des Innern
zentraler IT-Dienstleister der
Bundesverwaltung.
Unter der Federführung des BSI
wird seit April 2011 das Nationale
Cyber-Abwehrzentrum betrieben. Mit Blick auf die Einsätze
der Bundeswehr wird deutlich,
dass handlungsfähige Streitkräfte
in hohem Maße selbst verantwortlich sind für ein sicheres
IT-Umfeld – sowohl in Deutschland als auch in den Einsatzgebieten.
NATO erhöht Druck auf Afghanistan
Staatengemeinschaft will Unterschrift unter Partnerschaftsabkommen noch in diesem Jahr.
Brüssel. Die NATO-Staaten
erhöhen den Druck auf Afghanistans Präsidenten Hamid Karsai,
einem Sicherheitspakt mit den
USA zuzustimmen und damit den
Verbleib internationaler Truppen am Hindukusch nach 2014
zu regeln. Ohne das Abkommen könnten auch die weiteren
Finanzmittel für die Regierung in
Kabul auf dem Spiel stehen, so
NATO-Generalsekretär Anders
Fogh Rasmussen am vergangenen
Dienstag. „Wenn es keine Ausbildungsmission gibt, kann das
negative Auswirkungen auf die
Sicherheitslage und auch auf die
finanzielle Unterstützung haben“,
sagte Rasmussen beim Treffen
der NATO-Außenminister.
US-Au ßena mtschef Joh n
Kerry sagte in Brüssel, dass nicht
zwangsläufig Karsai das Abkommen unterzeichnen müsse. „Auch
der Verteidigungsminister kann
es, die Regierung kann es.“ Ver-
teidigungsminister Thomas de
Maizière rechnet mit einem baldigen Einlenken der afghanischen
Regierung. Er gehe davon aus,
dass ein entsprechendes Abkommen unterschrieben werde, sagte
de Maizière am vergangenen Mittwoch im ARD-Morgenmagazin.
Seine eigentliche Sorge sei, ob
die USA ausreichend Soldaten für
die Fortsetzung des internationalen Engagements in Afghanistan
nach 2014 zusagen. „Diese Ent-
scheidung muss auch dringend
kommen, nachdem die afghanische Seite unterzeichnet hat.“
Dieses Abkommen könnte auf
andere NATO-Staaten ausgeweitet werden. Allerdings weigert sich Karsai, das Dokument
zu unterschreiben. Er will dies
seinem Nachfolger überlassen,
der im April gewählt werden soll.
Die internationale Staatengemeinschaft dagegen will noch dieses
Jahr Klarheit.
(tk/ko).
9. Dezember 2013
einsatz
„Wir sind third responder“
aktuell
5
1000 Tage Einsatz
Wie ist die derzeitige Sicherheitslage?
Wenn man genau hinsieht,
ist das Kosovo zweigeteilt. Im
Süden ist es ruhig und stabil. Es
gab auch keinerlei Probleme bei
den letzten Kommunalwahlen.
Im Norden sieht es immer noch
anders aus. Hier ist die Lage nicht
ganz so stabil, wie die Ereignisse
bei den Wahlen in Mitrovica am
3. November zeigten. Damals
sind drei Wahllokale von vermummten Extremisten gestürmt
worden. Aber das sind nur Einzeltaten. Die Nachwahlen sind
ruhig verlaufen.
back von ihren Frauen und
Männern?
Mit den mir anvertrauten Soldaten bin ich in ständigem Kontakt. Ich bin sehr viel im Land
unterwegs, mit Schwerpunkt im
Norden bei unserer Einsatzkompanie oder bei den Truppenteilen
in Pristina. In den Gesprächen
merke ich, dass die Kameraden
ein sehr individuelles Sicherheitsgefühl haben, sich aber generell
nicht bedroht fühlen.
Der Kosovo-Krieg fand Ende
der 90er-Jahre statt. Welchen
Auftrag hat KFOR heute?
Wir haben immer noch den
ähnlichen Auftrag wie zu Beginn
des KFOR-Einsatzes 1999, allerdings mit immer wieder veränderter Rolle. Wir sind heute als
„third responder“, also in dritter Reihe, hier. Die kosovarische
Polizei, die von Mitgliedern der
Rechtsstaatlichkeitsmission der
Europäischen Union (EULEX)
unterstützt und beraten werden,
steht jetzt an erster Stelle. Wir
stehen im Grunde bereit, um bei
einem größeren Gewaltausbruch
eingreifen zu können, falls Polizei und EULEX mit ihren Mitteln nicht mehr weiterkommen
sollten. An dieser Entwicklung
kann man den Fortschritt des
Landes ablesen.
Das Gros der deutschen Soldaten ist im stabilen Süden eingesetzt. Nur eine Einsatzkompanie ist im Norden. Stimmt das
Verhältnis zwischen Unterstützern und Kämpfern noch?
Das Verhältnis ist – auch
im Vergleich zu anderen Einsatzgebieten – ziemlich moderat. Zumal wir hier im Süden
nicht nur den deutschen Anteil
KFOR versorgen und unter-
Foto: Bundeswehr
Foto: Bundeswehr
Prizren.
Im Oktober
h a t O b e r st
Michael Stuber die Führ ung über
das deutsche
Einsatzkontingent der
Kosovo Force (KFOR) übernommen. Er ist damit verantwortlich
für rund 750 Frauen und Männer,
die als deutsche Soldaten im multinationalen Einsatz im Kosovo
dienen. Steffen Maluche traf den
Kommandeur im Feldlager Prizren und sprach mit ihm über den
Auftrag für das deutsche Einsatzkontingent und über die Sicherheitslage im Jahr 2013 – 14 Jahre
nach Kriegsende
Was haben Ihre Soldaten für
ein Sicherheitsgefühl? Bekommen Sie als Kommandeur Feed-
stützen, sondern auch KFORgesamte Einrichtungen betreiben, wie etwa das Einsatzlazarett. Außerdem bevorraten wir
das gesamte Material des Operational Reserve Force (ORF)Bataillons, das auf Befehl der
NATO jederzeit aktiviert werden kann, sollte sich die Sicherheitslage verschlechtern. Wenn
wir dann das ORF-Bataillon im
Einsatz haben, ergibt sich ein
Verhältnis von „Kämpfer“ zu
„Unterstützer“ von etwa 1:1,5.
Dieses Verhältnis ist dann sogar
ziemlich gering.
Kommt eine baldige Reduzierung der KFOR-Präsenz trotz
der immer wieder auftretenden
Spannungen zwischen den
Ethnien dennoch in Frage oder
wird der Einsatz eine „NeverEnding-Story“?
Fragen, die sich mit einer Reduzierung oder mit der KFORPräsenz überhaupt beschäftigen,
können von uns nur schwer beantwortet werden und kämen einem
Blick „in die Glaskugel“ gleich.
Das sind Entscheidungen, die
letztlich von der NATO getroffen werden. Der Generalsekretär der NATO erklärte erst vor
kurzem, dass die geplante Reduzierung von KFOR erst einmal
gestoppt sei. Jetzt müssen wir erst
einmal abwarten, wie die politischen Entscheidungen ausfallen. Dann sehen wir weiter.
Das vollständige Interview unter:
www.bundeswehr.de
Schon ein Fehler kann fatal sein
Foto: Bundeswehr/PAO MeS
Im Interview zeichnet Oberst Michael Stuber ein aktuelles Lagebild der deutschen KFOR-Kräfte.
Mazar-e sharif. Oberst Frank
Best, Kommodore des Einsatzgeschwaders Mazar-e Sharif, hat
kürzlich Oberstleutnant Danilo F.
zu seinem 1.000 Einsatztag bei
ISAF gratuliert. Der Taktische
Systemoffizier erhielt anlässlich
dieser Leistung eine Urkunde und
einen speziellen Coin zur Erinnerung. „Die schönste Zeit habe ich
damals im ISAF Joint Command
in Kabul erlebt“, sagt Oberstleutnant F. rückblickend.
(eb)
Residenz abgerissen
Prizren. Mehr als 14 Jahre war sie
sichtbares Zeichen für den BalkanKonflikt: Die „Blaue Residenz“.
Nun ist dieses Erbe des Krieges
endgültig Geschichte. „Als die
NATO von März bis Juni 1999
Luftschläge gegen die Bundesrepublik Jugoslawien flog, wurde die
frühere Kaserne zerstört“, erklärt
Oberleutnant Christian W., Feldlagerkommandant in Prizren.
Auf den Überresten der damaligen Kaserne entstand das heutige Feldlager Prizren. „Der Rückbau des Gebäudes konnte bis Ende
2012 nicht freigegeben werden, die
unklare Lage hinsichtlich möglicher Munitionsreste legte dem
Projekt immer wieder Steine in
den Weg“. Zum Beginn dieses
Jahres wurde der Abriss dann
doch genehmigt. Zukünftig wird
das Gelände nun als Abstellfläche für Fahrzeuge des Operational Reserve Force (ORF)-Bataillons genutzt werden.
(eb)
sprengausbildung: Unteroffizier noor Rahman K.
höheren Verdienst verbunden ist.
Immer wieder werden Prüfungen geschrieben. Wer sie
nicht besteht, hat eine zweite
Chance. Beim erneuten Nichtbestehen treten sie die Rückreise
zur eigenen Truppe an. Es ist
eine anspruchsvolle Ausbildung.
„Der erste Fehler wird dein letz-
ter sein“, sagt H. Im Umgang mit
Sprengmitteln ist Vorsicht geboten. Denn Fehler führen unweigerlich zu schwersten Verwundungen oder gar zum Tod.
Etwa 80 Lehrgangsteilnehmer sind vor drei Wochen angetreten, um sich zum „Operating
Assistent“ ausbilden zu lassen.
Zukünftig sollen alle afghanischen Pioniere an der Pionierschule ausgebildet werden.
Die größte Bedrohung für
afghanische Sicherheitskräfte
geht von improvisierten Sprengfallen (IED) aus. Im Kampf
gegen diese Bedrohung nimmt
der KampfmittelbeseitigerKurs im Ausbildungskonzept
der afghanischen Pioniere deshalb eine besondere Rolle ein.
Seit Juli 2011 haben 300 ANASoldaten und 125 Angehörige
der Afghan National Police
(ANP) diese Schulung bestanden. Derzeit läuft bereits der 30.
Lehrgang. Die Erfahrungen aus
vorherigen Kursen zeigen, dass
rund 60 Prozent der Teilnehmer
am Ende erfolgreich sein werden. Die Unteroffiziere Sahid
H., Noor Rahman K. sind fest
davon überzeugt, dass sie dazu
gehören werden.
(ts)
Für den Einsatz...
Foto: Bundeswehr
Mazar-e sharif. Sie wollen
ihrem Land helfen und es gegen
seine Feinde verteidigen. Darauf
bereiten sie sich vor. Drei junge
afghanische Soldaten lassen sich
derzeit zum Explosive Ordnance
Disposal (EOD)-Spezialisten ausbilden.
Sahid Ali H. und Noor Rahman
K. kommen aus der Stadt Herat
im Westen Afghanistans. Beide
sind Unteroffiziere und Pioniere
des 207. Korps der afghanischen
Armee. Rund 750 Kilometer von
ihrem Standort entfernt besuchen
sie den dreimonatigen Kampfmittelbeseitiger-Lehrgang an der
Pionierschule der Afghan National Army (ANA) im Camp Shaheen bei Mazar-e Sharif. Nach
erfolgreichem Abschluss dürfen
sie sich als „Operating Assistent“
bezeichnen. Ein Abschluss, der
ihnen den Respekt der Kameraden garantiert und mit einem
Foto: PAO MeS/Bundeswehr
Afghanische Pioniere lernen den Umgang mit Sprengmitteln beim Explosive Ordnance Disposal.
• wurden moderne Nachtsichtbrillen für die Luftfahrzeugbesatzungen der CH-53Hubschrauber beschafft. Die
neuen Brillen helfen den
Piloten erheblich beim Wahrnehmen der Umgebung im
Nachtflug. Auch die Befestigungs- und Einstellmöglichkeiten am Fliegerhelm
wurden verbessert. Darüber
hinaus kann die Nachtsichtbrille mit eigenem Personal zeitgerecht gewartet und
instandgesetzt werden. (af)
6
aktuell
einsatz
aktuell
7
8
aktuell
bundeswehr
Das „Mammut“ lebt
Dank an Soldaten
Foto: Schrimpf/Bundeswehr
Klettern für Spenden
berchtesgaden.Gut24 Stunden sind rund 350 Sportler in
Berchtesgaden für den guten
Zweck geklettert. Die Teilnehmer konnten insgesamt 10 606
Routen erklettern. Sponsoren
aus dem Berchtesgadener Land
und den Garnisonsstädten der
Gebirgsjägerbrigade 23 spendeten pro gekletterter Route einen
festgelegten Betrag. Die Spendensumme kommt wohltätigen Zwecken an den jeweiligen Standorten zu Gute.
(eb)
Mit einem eigenen Lehrgang kommt der neue Schwerlasttransporter in die Truppe.
Foto: Ginel/PIZ SKB
Magdeburg.Der Landtag von
Sachsen-Anhalt hat kürzlich
in Magdeburg die traditionelle
Anerkennungsmedaille des Landes verliehen. Die Auszeichnung
ging an Soldaten und Polizeibeamte, die sich über Weihnachten
und Silvester im Auslandseinsatz
befinden. Oberst Claus Körbi,
Kommandeur des Landeskommandos Sachsen-Anhalt, nahm
die Auszeichnung stellvertretend
für die Soldaten von Landtagspräsident Detlef Gürth entgegen.
Per Video-Liveschalte waren die
Kameraden aus dem Deutschen
Einsatzkontingent KFOR zugeschaltet. Neben Mitgliedern des
Landtages waren auch zahlreiche
Familienangehörige der Soldaten dabei und nutzen die Chance,
ihren Lieben kurz vor Weihnachten Grüße zuzurufen.
(eb)
9.dezember2013
schweresGerät:dieTruppeerhältinsgesamtzwölfneueTransportervomTyp„Mammut“.
von Ralf Wilke
Garlstedt. Die Zeit war reif für
etwas Neues. Moderne Technik
und die Anforderungen der Auslandseinsätze haben den Fuhrpark
der Bundeswehr stark verändert.
Denn der Schutz vor Minen und
Beschuss ist eine wichtige Eigenschaft für Fahrzeuge geworden.
Eine solche Ausst at t ung
geht vor allem auf Kosten des
Gewichts. Wog ein Bergepanzer 2
in seiner Standardvariante noch
rund 40 Tonnen, so bringt es der
Nachfolger „Büffel“ mit modularer Schutzausstattung auf stolze
70 Tonnen. Bei Lastwagen ist das
nicht anders. Der Gewichtszuwachs
geschützter Fahrzeuge ist enorm.
„Das stellt uns Logistiker vor völlig
neue Herausforderungen“, berichtet Hauptmann Michael Bargmann.
Er ist Hörsaalleiter an der Logistik-
schule der Bundeswehr im niedersächsischen Garlstedt. Unter seiner
Führung lernen die Spezialisten der
Transportverbände – die Fahrer der
Schwerlasttransporter (SLT) – den
Umgang mit ihrem neuen, künftigen Fahrzeug. In ihrem Metier hat
sich vieles geändert. Deshalb wird
ein kompletter Lehrgang für den
SLT angeboten. Oberbootsmann
Thomas Müller von der 5. Kompanie des Logistikbataillons 161 ist
ein alter Hase. Als einer der ersten
Lehrgangsteilnehmer sagt selbst
er: „Mit einer Einweisungsfahrt
auf dem Neuen ist es nicht getan.
Das ist wie der Wechsel von einem
Trabbi auf einen Benz.“
Die Ladungssicherung ist
anspruchsvoller geworden. Vor
allem deshalb, weil die SLT-Besatzung zwischen drei Aufliegern
wählen kann. Das vorherige System SLT „Elephant“ hat zwei Sat-
telanhänger, 50 und 56 Tonnen, zur
Verfügung gehabt. Die Soldaten
wussten genau, wo beispielsweise
ein Schützenpanzer „Marder“ zu
platzieren und zu verzurren war.
Zu dem alten Auflieger, der für
den Betrieb mit dem „Mammut“
umgerüstet wurde, kommen zwei
weitere hinzu. Einer mit 30 Tonnen Nutzlast, vornehmlich für
Radfahrzeuge. Er ist aber auch
für den Transport von Stückgut
vorbereitet und kann sogar große
Seecontainer aufnehmen. Dazu
ist er auf eine nutzbare Ladefläche von 12,80 Meter teleskopierbar. „Daraus ergibt sich
eine nie dagewesene Flexibilität“, lobt Stabsfeldwebel Markus
Keil vom Gebirgslogistikbataillon
8, der derzeit als Ausbilder fungiert. Der Anhänger kann auf das
jeweilige Ladegut angepasst werden. Doch für das Bedienperso-
nal bedeutet das, die Achslasten
genau berechnen zu müssen, woraus sich die Position der Fracht auf
der Ladefläche und die Verzurrmöglichkeiten ergeben. Zusammen
bringt das neue Gesamtsystem in
Verbindung mit dem 30-Tonner ein
militärisches Leergewicht von gut
44 Tonnen auf die Waage.
Noch eins drauf setzt der Auflieger für 70 Tonnen Nutzlast. Der
neue Sattelanhänger ist für schwergepanzerte Kettenfahrzeuge und
den Transport von Containern ausgelegt. Auf jeder Fahrzeugseite
arbeiten sieben Pendelachsen mit
Zwillingsbereifung, von denen die
zwei ersten und die vier letzten
lenkbar sind, um den Wendekreis
sowie den Reifenabrieb zu reduzieren. Jede dieser Achsen passt sich
hydraulisch Bodenunebenheiten
an. Damit kann das Gespann sogar
ins Gelände. Bei Bedarf kann die
Zwangslenkung des Sattelanhängers unterbrochen werden, etwa
bei schwierigen Straßenverhältnissen oder im Rangierbetrieb, so
lässt sich das über 20 Meter lange
Abschubgerät separat durch den
Bediener lenken. Zur Traktionserhöhung oder Verringerung des
Widerstands im Gelände lassen
sich die beiden ersten Achsen anheben. Die Zugmaschinen selbst sind
auf dem neuesten Stand. Sie verfügen über Schutzausstattung und
Selbstbergekapazitäten.
Verkehrte Welt: Namentlich ist
der Fortschritt ein Rückschritt,
heißt das Fahrzeug nicht mehr
„Elefant“, sondern wie dessen
urzeitlicher Vorgänger „Mammut“.
Die Realität ist genau anders rum.
Ehrensäbel – Soldaten ausgezeichnet
Soziales Engagement
bonn.Rund 20 000 Euro hat
der Adventsbasar des Bundeswehr-Sozialwerkes (BwSw) auf
der Bonner Hardthöhe in diesem Jahr eingebracht. Geld, das
direkt an die „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien“
geht. Die Vorbereitungen für den
Basar hatten bereits im September begonnen und in Spitzenzeiten waren bis zu 150 ehrenamtliche Helfer damit beschäftigt,
Spenden zu sammeln, Lose zu
verkaufen, die Werbetrommel
zu rühren und die Veranstaltung
vorzubereiten.
(eb)
berlin. Internationales Stimmengewirr erfüllte den Saal während
des Ehrenempfangs der argentinischen Botschaft in Berlin.
Zahlreiche Diplomaten der
internationalen Vertretungen in
Deutschland, der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Hellmut Königshaus, sowie
die Kommandeure der Offizierschulen der drei Teilstreitrkäfte
waren gekommen, um der Verleihung der Ehrenpreise der
Argentinischen Streitkräfte beizuwohnen. Ausgezeichnet wurden die drei Jahrgangsbesten der
Offizierschulen von Heer, Luftwaffe und Marine sowie der
Jahrgangsbeste der Unteroffizierschule der Luftwaffe.
Extra aus dem militärischen
Hauptquartier der NATO im belgischen Casteau war Oberleutnant
zur See Maximilian Riedl ange-
Foto: Elke A. Jung-Wolff
Foto: Ginel/PIZ SKB
Argentinischer Botschafter ehrt den Führungsnachwuchs der Bundeswehr.
Top:Michaelebersoldt(l.)erhältargentinischeAuszeichnung.
reist. Der 27-Jährige ist derzeit
Adjutant des Militärischen Vertreters Deutschlands beim NATOOberkommando in Europa. Er
schloss als Bester seines Jahrgangs
an der Marineschule Mürwik ab.
Für Riedl, der von seiner Mutter,
Schwester und Freundin begleitet
wurde, war die Auszeichnung eine
große Freude. Besonders Riedls
Mutter zeigte sich nach der Preisverleihung tief beeindruckt: „Ich
bin sehr stolz auf meinen Sohn.
Die Preisverleihung war für mich
sehr bewegend.“
Ebenfalls ausgezeichnet wurden Fahnenjunker Michael Ebersoldt, Jahrgangsbester an der Offizierschule der Luftwaffe und Jan
Feddersen, bester Absolvent
der Offizierschule des Heeres.
Stabsunteroffizier Marcel Staebe
schloss als Bester seines Jahrgangs
an der Unteroffiziersschule der
Luftwaffe in Appen ab.
Die Veranstaltung, die mittlerweile seit mehr als 50 Jahren
stattfindet, sei „ein Zeichen für
die exzellenten und freundschaftlichen Beziehungen und
den kontinuierlichen und ehrlichen Dialog, den Argentinien und
Deutschland seit vielen Jahren
unterhalten“, sagte der argentinische Botschafter in Berlin, Daniel
Polski, in seiner Festrede. (uje)
9. Dezember 2013
Innere Führung / MIlItärgeschIchte
Zinnsoldaten bluten nicht
aktuell
9
Das preußische Heer in
den Befreiungskriegen
Foto: MHM
Die napoleonischen Kriege „en miniature“ im Militärhistorischen Museum Dresden.
eine leidenschaft vieler sammler: Militärhistorische Zinnfiguren in Dioramen.
von Erik Zimmermann
Dresden. Eine Ausstellung, die
schon auf den ersten Blick beeindruckt: Der Besucher betritt ein
großes Zelt im Stil der napoleonischen Epoche. Schlachtenlärm,
Märsche und Lieder liegen in der
Luft. Eine Formation unzähliger
Papiersoldaten steht im Zentrum
und fasziniert allein durch ihre
Masse. Sie wird umrahmt von
Dioramen, Figuren und Modellen, die farbenfroh und detailliert Gefechtsszenen, Technik und
Uniformen zeigen.
Diese bunte Miniaturenschau
ist Bestandteil der aktuellen
Sonderausstellung über die napoleonischen Kriege im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr. Unter dem Titel „Blutige
Romantik“ erfahren die Besucher, wie Anfang des 19. Jahrhunderts die Geistesströmung der
Romantik und die politischen und
militärischen Ereignisse einander beeinflussten. Ein heereskundlicher Teil der Ausstellung
beleuchtet die an den napoleonischen Kriegen beteiligten
Armeen. Neben Uniformen und
Waffen zeugt hier ein Pferdeske-
lett, das in seiner Fundsituation
des Schlachtfeldes von Leipzig
ausgestellt ist, von den blutigen
Gemetzeln. Im rezeptionsgeschichtlichen Teil erzählen die
Exponate, wie sich die Menschen
späterer Epochen an die napoleonische Zeit erinnerten oder erinnern wollten. Viele Objekte sind
Exempel von Überhöhung und
Mythenbildung. Ein gerahmter
Spiegel beispielsweise ist nur
deshalb erhalten geblieben, weil
sich angeblich Napoleon darin
betrachtet haben soll.
Ein eigener, großer Ausstellungsbereich, der den Teil der
Erinnerungsgeschichte inhaltlich
fortsetzt, ist den Miniaturdarstellungen der napoleonischen Kriege
gewidmet. Zinnfiguren und ihre
Inszenierung in Miniaturlandschaften, den Dioramen, sind
ein essentielles Stück Erinnerungskultur. In Museen, Sammlervitrinen und Spielzeugkisten
sind sie seit Generationen zu finden. Sie bieten die Möglichkeit,
historische Ereignisse räumlich
nachzustellen. In der Ausstellung
zeigen sie Schlachten, Paraden,
Festungen und Vertragsschlüsse
– oder die Vorstellungen davon.
Buch. Der Lebensweg
des Frankenkönigs und
späteren Kaisers Karl
der Große, wie er von
Karin Schneider-Ferber
aufgeblättert wird, ist
spektakulär: Von seiner
Herkunft als Sohn eines
höfischen Verwaltungschefs über die Zeit des großen Kriegsherrn,
der mit Hilfe seines technisch und taktisch
hochgerüsteten Heeres und mit dessen strategischem Herzstück, der gepanzerten Reite-
Darüber hinaus sind diese
Miniaturen aber auch Objekte mit
eigener Entstehungsgeschichte.
Sie sind in der Zeit zwischen 1936
und heute gefertigt worden und
offenbaren, wie die napoleonischen Kriege über die Zeiten
wahrgenommen worden sind.
Viele sind geprägt von der heroisch-romantischen Verklärung
der Epoche. Sie überliefern die
Vorstellungswelt des 19. Jahrhunderts und zeigen heroische
Kämpfer in strahlend bunten
Uniformen. Einige Miniaturen
sind auch bewusst zur Vermittlung geschönter oder verzerrter
Geschichtsbilder entstanden. Sie
glorifizieren bestimmte Truppen
oder stellen Ereignisse so dar,
dass sie in Ideologien hineinpassen. Ein Diorama der Ausstellung diente beispielsweise
als Anschauungsmaterial in der
ehemaligen Offizierschule des
Heeres in Hannover. Die dargestellte Szene ist nicht zufällig
gewählt: hannoversche Truppen
im heldenhaften Abwehrkampf
gegen die Franzosen bei La Haye
Sainte. Soldaten aus dem Raum
Hannover kämpften während der
napoleonischen Kriege in der bri-
rei, die Grenzen seines Reiches vom Atlantik bis zur Elbe und von der Nordsee bis
nach Mittelitalien verschiebt. Der in Rom zu
Weihnachten des Jahres 800 von Papst Leo
III. zum Kaiser gekrönt wird und dann sein
Vielvölkerreich bis zu seinem geheimnisvollen Tod im Jahre 814 insgesamt 46 Jahre
regiert. Dieser bedeutende Herrscher wird
dabei – und dazu tragen die Abbildungen von
Urkunden, Waffen, Münzen, Gemälden und
Bauwerken im Buch wesentlich bei – in den
Zusammenhang seiner Zeit gestellt und dem
Leser plastisch vor Augen geführt. Und es
tischen Kings German Legion.
Während der Schlacht von Waterloo verteidigte die Truppe unter
hohen Opfern das Gehöft La Haye
Sainte, bis ihnen die Munition
ausging. Mit der Darstellung
dieses Ereignisses sollte die hannoversche Militärtradition wach
gehalten werden.
Ein anderes Diorama, „Jena
und Auerstedt“ war bereits im
Armeemuseum der ehemaligen
DDR ausgestellt. Es zeigt ein
Gefecht zwischen französischen
und preußischen Truppen. Die
preußische Armee von 1806 galt
in der damaligen DDR als Inbegriff feudaler Rückständigkeit,
die französische dagegen als fortschrittlich. Im Diorama bilden
die Preußen eine Linearformation in offenem Gelände, während die Franzosen in aufgelöster
Ordnung kämpfen, das Gelände
als Deckung nutzend. Mit dieser
Gegenüberstellung allzu offensichtlich veralteter und moderner Taktiken im Miniaturformat
sollte dem Betrachter der Gegensatz von Fortschritt und Rückständigkeit vermittelt werden.
Weil Geschichtsbilder anhand
von Dioramen so einfach verzerrt werden können, verzichten
heute die meisten großen Museen
ganz auf dieses Medium. Auch
in der Dauerausstellung des Militärhistorischen Museums finden
sie nur in engem Rahmen zur
Veranschaulichung von Formationen Anwendung. Die Miniaturenausstellung „Zinnsoldaten
bluten nicht“ wirkt daher für viele
Besucher zunächst überraschend
altmodisch. Sogar der Vorwurf
„kitschig“ war zu hören. Dabei
wird übersehen, dass die Miniaturen veranschaulichen können,
wie die Epoche wahrgenommen
wurde und wird. Sie sind Formen
einer Erinnerungskultur, für die
das Attribut „kitschig“ zum Teil
durchaus angemessen ist. Doch
ob sie nun kitschig, geschichtsverzerrend oder kriegsverherrlichend
sind oder nicht – sie sind kunstvoll gefertigt, schön anzuschauen
und allemal einen Besuch wert.
ist auch Verdienst des Buches, den schon zu
Karls Lebzeiten einsetzenden Mythos vom
idealen Herrscher, vom späteren „Vater Europas“ gar, auf die wirkliche historische Rolle
des Frankenkönigs und ersten deutschen Kaisers zurückzuschneiden. Insgesamt ein sehr
lehrreiches und angesichts seiner opulenten
Bebilderung auch ansehnliches Buch. (gan)
Schneider-Ferber, K.: Karl der Große –
Der mächtigste Herrscher des Mittelalters.
Theiss Verlag. Darmstadt 2013. 197 S.
29,95 Euro. ISBN 978-3-8062-2602-7.
Ausstellung. Seit vergangener
Woche präsentiert das Zentrum
Innere Führung die Ausstellung
„Das Streben nach Freiheit. Die
Befreiungskriege 1813-1815“. Die
Ausstellung ist ein Beitrag zur
historisch-politischen Bildung in
der Bundeswehr. Sie gibt einen
Überblick über die Befreiungskriege, in denen sich das seit 1807
grundlegend reformierte preußische Heer glänzend bewährte.
Die Besucher sollen angeregt
werden, sich mit einem wichtigen Abschnitt deutscher und
europäischer Geschichte zu
beschäftigen, der auch eine große
Bedeutung für die Entwicklung
der Stadt Koblenz und der Rheinlande hatte. Erinnert sei nur an
die 20-jährige Besetzung von
Koblenz durch die Franzosen von
1794 bis 1814, an den Rheinübergang russischer und preußischer
Truppen Anfang Januar 1814 bei
Koblenz, Kaub und Mannheim
oder die Sicherung der Rheinlinie durch den Bau der Festung
Koblenz-Ehrenbreitstein.
Gezeigt werden zahlreiche
Bilder, Karten, Texte sowie ein
Film, Zinnfiguren, Blankwaffen,
Schusswaffen, eine sechspfünder-Kanone mit Bedienungsmannschaft sowie ein großes
Diorama mit mehr als einem
Dutzend lebensgroßer Figuren,
daneben Ausrüstung und Uniformen der preußischen Armee –
Infanterie, Kavallerie und Technische Truppen.
In gesonderten Vitrinen sind
neben dem preußischen König
Friedrich Wilhelm III. ein Grenadier der „Alten Garde“ Napoleons sowie ein sächsischer
Leib-Kürassier als Vertreter
des „Rheinbundes“ zu sehen,
außerdem ein Soldat des Braunschweigischen Leibbataillons,
stellvertretend für die Verbündeten Preußens.
(eb)
D ie Ausstellung ist
vom 9. bis
20. Dezemb e r 2 013
u n d vo m
2. Januar bis 21. Februar 2014
im Zentrum Innere Führung in
Koblenz zu sehen. Mehr auf www.
kommando.streitkraeftebasis.de
aktuell
Gelungenes Comeback
skiAlpin. Dominik Paris hat
die erste Weltcup-Abfahrt des
Olympia-Winters gewonnen. Im
kanadischen Lake Louise war
der Italiener bei seinem dritten
Weltcup-Sieg am vorvergangenen Samstag drei Hundertstelsekunden schneller als Klaus Kröll
aus Österreich. Rang drei ging an
den Franzosen Adrien Theaux.
Weltmeister Aksel Lund Svindal
aus Norwegen wurde Vierter. Ein
gelungenes Weltcup-Comeback –
nach seiner schweren Knieverletzung aus dem Vorjahr – gelang
Oberfeldwebel Tobias Stechert
von der Sportfördergruppe Sonthofen. Mit 1,27 Sekunden Rückstand auf die Spitze verpasste er
zwar knapp die Top Ten, erfüllte
als Elfter aber die halbe Qualifikationsnorm für die Winterspiele
in Sotschi.
(ted)
sport
9.Dezember2013
Erst Gelb, dann Gold?
Nordischer Kombinierer Stabsunteroffizier (FA) Eric Frenzel mal wieder nicht zu stoppen.
Foto: imago/GEPA pictures
10
tollesErgebnisvorimposanterKulisse:ImfinnischenKuusamospringtstabsunteroffizierEricFrenzelzumWeltcupauftakt-Gold.
Eisschnelllauf.Hauptgefreiter
Patrick Beckert hat beim Weltcup
in Astana, Kasachstan mit Rang
drei über 10 000 Meter das bislang beste Ergebnis der deutschen
Eisschnelllauf-Männer in diesem Winter verbucht. Der Sportsoldat sicherte sich zudem das
Olympia-Ticket auf dieser Distanz. Überraschend holte auch
Stabsunteroffizier (FA) Alexej
Baumgärtner die Olympia-Fahrkarte. Der deutsche Meister Oberfeldwebel Nico Ihle erfüllte über
500 Meter die Olympia-Norm.
Bei den Damen darf Team-Olympiasiegerin Stabsunteroffizier
(FA) Stephanie Beckert in Sotschi
über 5000 Meter an den Start
gehen. Jenny Wolf belegte am
Samstag erneut den zweiten Platz
über 500 Meter. Claudia Pechstein sicherte sich über 1500
Meter den sechsten Platz. (ted)
Schlechter Auftakt
Bobsport.Weltmeister Maximilian Arndt hat die deutschen Bobfahrer vor einem Fehlstart in den
Olympia-Winter bewahrt. Beim
Viererbob-Weltcup in Calgary
schaffte er mit seinen Anschiebern Marko Hübenbecker und
den Oberfeldwebeln Alexander
Rödiger und Martin Putze am
vorvergangenen Samstag Platz
zwei hinter dem Doppelsieger
Steven Holcomb aus den USA.
Arndt war einen Tag zuvor im
Zweier nur Elfter geworden.
Noch einen Platz schlechter war
Thomas Florschütz. Als Fünfter im Vierer rehabilitierte sich
der Riesaer ebenfalls. Bei den
Damen gewannen die Kanadierinnen Kaillie Humphries und
Heather Moyse den Weltcup-Auftakt. Beste Deutsche war Cathleen Martini mit Christin Senkel
auf Rang vier.
(ted)
Köln/Kuusamo. Gleich zu
Beginn des Olympia-Winters
hat der König der Kombinierer,
Stabsunteroffizier (FA) Eric Frenzel, die Konkurrenz das Fürchten
gelehrt und seine Ambitionen auf
Gold in Sotschi eindrucksvoll
unterstrichen. Der 25-Jährige
hüpfte über die Ziellinie, breitete
die Arme aus und nahm „sein“
Gelbes Trikot in Empfang: „Das
war ein toller Saisonauftakt. Ich
bin einfach nur glücklich“, sagte
Frenzel, der mit seinem Sieg in
Kuusamo genau da weitermachte,
wo er vor einem halben Jahr aufgehört hatte – ganz oben.
Weltmeister Frenzel, der zur
Pressekonferenz nach dem Rennen als „Super-Eric“ vorgestellt
wurde, verwies am Polarkreis
die Norweger Jörgen Graabak
und Magnus Krog auf die Plätze
und hätte fast sogar einen Doppelsieg gefeiert. Mit dem Team
reichte es am vorvergangenen
Sonntag aber „nur“ zu Rang zwei
hinter Norwegen. „Es ist toll, so
zu starten und wieder im Gelben
Trikot zu sein“, sagte der Sachse,
der nun zehn Weltcup-Siege auf
dem Konto hat. Gleichzeitig war
es der erste Saisonerfolg für den
Deutschen Skiverband (DSV).
Erwartet hatte Frenzel den
Traumstart nicht. Langsam die
Form aufbauen und dann in Sotschi die Topleistung abrufen,
das war der Plan. „Das Hauptaugenmerk liegt auf Olympia“,
sagte er vor Saisonbeginn, auch
wenn der Weltcup zwangsläufig
eine wichtige Rolle spielt. Denn
immerhin ist Frenzel Titelverteidiger. „Und wenn ich die Chance
habe, vorne mit dabei zu sein, will
ich die auch nutzen“, sagte er.
Nur zwei Deutsche hatten vor
ihm die große Kristallkugel der
Kombinierer gewonnen: Hermann Weinbuch und Ronny
Ackermann. Beide sind heute
seine Trainer.
Auch privat hatte der Sportsoldat im Sommer nicht nur Training im Kopf. Natürlich war da
sein sechsjähriger Sohn Phillipp,
„mein größter Fan“, wie der stolze
Papa sagt. Und dann begann er
im September noch ein Studium
an der Hochschule Mittweida mit
dem Schwerpunkt Wirtschaftsingenieurwesen. „Aber die wissen, dass bei mir Olympia im
Vordergrund steht“, sagt Frenzel,
der meist Einzelunterricht erhält
und sein volles Programm bislang
nicht bereut: „Ich möchte hinterher nicht sagen, dass ich etwas
habe liegen lassen.“
Das galt auch für den ersten
Weltcup des Winters in der Nähe
des Polarkreises. Nach einem
guten Sprung auf 128 Meter war
der Topfavorit von Platz vier in
den Zehn-Kilometer-Langlauf
gegangen. Schon nach der Hälfte
der Strecke hatte er die Konkurrenz eingeholt. „Am Anfang
wollte ich mein eigenes Rennen
laufen. Ich habe nicht viel nachgedacht und wollte so schnell wie
möglich aufschließen. Das hat
gut geklappt“, sagte der Sachse.
Vor der letzten Runde setzte
sich Frenzel komfortabel ab, ehe
es noch einmal eng wurde. „Ich
bin etwas müde geworden, und
die Gruppe hinter mir kam immer
näher. Die letzte Runde war
nicht so einfach“, sagte „SuperEric“, der letztlich aber doch
auf der Ziellinie feiern durfte.
Nach 28:34,8 Minuten betrug
der Vorsprung auf den starken
Graabak 3,5 Sekunden. Frenzels
Dauerrivale Jason Lamy-Chappuis musste sich mit Rang fünf
begnügen.
Es scheint so, als ob das Wintermärchen des Vorjahres seine
Fortsetzung findet. Stolze neun
Siege im Weltcup hatte Frenzel
im vergangenen Winter gefeiert, sechs davon im Einzel, dazu
der Gesamtweltcup und der WMTitel von der Großschanze. Fehlt
eigentlich nur noch olympisches
Gold. Zumindest Gelb hat Frenzel
seit dem Wochenende in Finnland
bereits in der Tasche. Weihnachten kann kommen.
(sid/er)
Sensationssieg für Chris Eißler
Deutsche Rodler bestätigen Leistung auch beim Heim-Weltcup in Winterberg.
Winterberg. Gut zwei Monate
vor den Winterspielen haben die
deutschen Rodler auch beim ersten Heim-Weltcup im OlympiaWinter mächtig aufgetrumpft.
Weltmeisterin Natalie Geisenberger sorgte mit ihrem Sieg in
Winterberg am vorvergangenen
Wochenende für einen standesgemäßen Erfolg. Hinter der Miesbacherin unterstrich Olympiasiegerin Hauptfeldwebel Tatjana
Hüfner, die in der Vorbereitung
mit anhaltenden Rückenproblemen zu kämpfen hatte, mit dem
zweiten Rang erneut ihre aufsteigende Form. Hauptfeldwebel
Anke Wischnewski komplettierte
den deutschen Dreifacherfolg.
Foto: Kosecki/imago
Fahrkarten gelöst
Für die Überraschung des
Wochenendes sorgte aber der
erst 20 Jahre alte Hauptgefreite
Chris Eißler (Foto), der mit seinem Sensationssieg die gesamte
Weltelite düpierte. „An Olympia
verschwende ich keinen Gedanken“, sagte der Soldat der Sportfördergruppe Frankenberg nach
seinem Erfolg vor dem Italiener
Armin Zöggeler und dem Olympia-Zweiten David Möller aber
betont bescheiden. Die Beförderung kam umgehend: Nun
darf er an den beiden nächsten
Wochenenden bei den Weltcups
in Kanada und den USA antreten.
Fast wie gewohnt verlief der
Wettkampf bei den Doppelsitzern.
Die Weltmeister Oberfeldwebel
Tobias Wendl und Tobias Arlt fuhren mit riesigem Vorsprung vor
den Italienern Christian Oberstolz
und Patrick Gruber ihren 19. Weltcup-Erfolg ein. Die WM-Zweiten
Unteroffizier (FA) Toni Eggert
und Sascha Benecken stürzten im
zweiten Durchgang und schieden
aus.
(mox/eb)
9. Dezember 2013
Vermischtes
O Tannenbaum
Foto: Harrislee/imago
Weihnachten. „Alle Jahre wieder die gleiche doofe Tour – Die
andern ham ‘nen Weihnachtsbaum und wir ‘ne Witzfigur“,
sang schon Schlagerstar Frank
Schöbel. Und tatsächlich ist jedes
Jahr die Suche nach dem perfekten Christbaum ein Abenteuer für
sich. Wo gibt es die besten Angebote, wie groß soll er sein und
was für ein Baum soll es werden?
aktuell stellt vor, welche Baumarten es gibt und wie sich diese
unterscheiden.
Der wohl bekannteste Christbaum ist die Nordmanntanne.
Sie braucht bis zu 15 Jahre, um
Zimmerhöhe zu erreichen und hat
feste aber nicht stechende, dunkelgrüne, glänzende Nadeln. Sie
hält lang frisch und wächst sehr
gleichmäßig. „Die Nordmanntanne ist ganz klar Kundenliebling Nummer eins“, weiß Gerald
Mai, Geschäftsführer vom Werderaner Tannenhof. Auf über
50 Hektar pflanzt er mit seinem
Familienbetrieb seit vielen Jahren Nordmanntannen, aber auch
Exoten wie Koreatannen oder
Serbische Tannen. „Aufgrund
der schönen langen, grünen und
festen Nadeln entscheiden sich
rund 70 Prozent der Kunden für
die Nordmanntanne.“
Die Blaufichte hat einen schönen blauen Schimmer auf ihren
sehr spitzen starken Nadeln. Aufgrund ihrer starken Äste ist sie
auch für schweren Baumschmuck
besonders gut geeignet. Die wohl
größte Besonderheit der Blaufichte ist ihr sehr intensiver Waldduft. Wahrscheinlich deshalb
es piekt: Bei kleinen Kindern empfehlen sich weiche Nadeln.
belegt sie Platz zwei der meistverkauften Weihnachtsbäume in
Deutschland. Allerdings verliert
die Blaufichte, die aus den Rocky
Mountains stammt, bei Zimmertemperatur recht bald ihre Nadeln.
Ebenfalls für ih ren Duft
bekannt ist die in Kanada und
im Westen Nordamerikas behei-
matete Coloradotanne. Der
anspruchslose Baum ist einfach
handzuhaben und benötigt nur
wenig Pflege. Die Baumkrone ist
locker pyramidenartig und harmonisch gewachsen. Sie kann in
kühlen sowie in warmen Räumen stehen und hält sich gut drei
Wochen.
Die Kiefer hat schöne lange
Nadeln und einen interessanten
Wuchs. Dieser ungewöhnliche
Weihnachtsbaum bleibt in der
Wohnung lange frisch. „Sie ist
vor allem in Brandenburg sehr
beliebt“, sagt Mai. Ansonsten ist
sie in Deutschland nicht weit verbreitet. Möglicherweise, weil die
filigranen Kieferzweige relativ
schwer zu schmücken sind.
Die schnell wachsende Douglasie wird nach unten kegelförmig breiter. Ihre Zweige sind,
anders wie bei vielen Bäumen,
schräg aufgerichtet und stehen
nicht so dicht. Die Douglasie eignet sich für den Außenbereich, wo
sie mit nur wenig Pflege wächst.
Als Weihnachtsbaum sollte sie in
einem wärmeren Raum stehen.
Dort kann sie dann mit ihrem
angenehmen Duft überzeugen.
Die Rotfichte ist der ideale
Weihnachtsbaum für den Außenbereich. Dort hält sie beständig
jede Temperatur aus und kann
auch schweren Weihnachtsbaumschmuck problemlos tragen. Auch in kühlen Räumen
kann die Rotfichte einen guten
Weihnachtsbaum darstellen. In
warmen Räumen beginnt die in
Mitteleuropa beheimate Fichte
allerdings innerhalb von wenigen Tagen zu nadeln.
Einen Baum besonders empfehlen, will Mai aber nicht. Dazu
seien die Geschmäcker einfach
zu verschieden. Ein Rat hat der
Baumexperte aber dennoch: „Wer
eine Nordmanntanne kauft und
trozdem einen schönen Duft im
Wohnzimmer haben möchte,
kann einen Fichtenzweig auf die
Heizung legen.“
Was hängt denn da?
selbstverständlich findet sich
daneben das Kaiserportrait Wilhelms II. als Christbaumkugel.
Mit Kriegsausbruch 1914
rückten dann die Panzer
auf. Während der
30er und Anfang
der 40er Jahre
verhielt es sich
ähnlich,bevor
der Schmuck in
der Nachkriegszeit aus der Not
heraus sehr
schlicht war. (eb)
Die Ausstellung
„Aufgeputzt!“ ist noch bis
einschließlich 12. Januar täglich
von 10-17 Uhr zu sehen. Eintrittspreise und weitere Infos unter
www.museum-brotkultur.de
Fotos: Alexander Rapp/Schreiner GmbH (2)
Die ersten Christbäume waren
noch mit Äpfeln, Nüssen, Plätzchen, Schleifen und ähnlichem
geschmückt. Nach dem 17. Jahrhundert kamen dann Miniaturspielzeug, Engel und andere weihnachtliche Figuren aus Wachs,
Watte, Papier, Pappe, Stroh, Holz
oder Zinn dazu. Die eigentliche
Blüte des Christbaumschmucks
begann jedoch im Biedermeier,
als Schmuck in großen Mengen
aus den unterschiedlichsten Materialien gefertigt wurde.
So reizvoll der Schmuck auch
immer war, nahm er aber auch
Bezug auf Ereignisse, die den
Menschen im Gedächtnis bleiben sollten. Im Jahr der ersten
Zeppelinfahrt hingen natürlich
Miniaturausgaben des Luftschiffes an den Christbäumen. Wie
App. Liebe
geht ja bekanntlich
durch den
Magen. Und
gerade die
Vo r w e i h nachtszeit verbringen viele im
Kreis ihrer Lieben und backen
gemütlich in der warmen Küche.
Mit der kostenlosen Android-App
„Plätzchen Rezepte: Weihnachten“ können so einfache Rezepte
wie Vanillekipferln, aber auch
nicht so einfache wie Caipirinha-Sterne oder Zimt-Kardamom-Taler nachgebacken werden. Lebkuchenrezepte stehen
ebenfalls auf der Speisekarte. Die
übersichtlichen Rezeptlisten helfen beim Einkaufen. Bei so vielen leckeren Rezepten muss nur
auf eines geachtet werden – die
Figur.
(eb)
Schöne Lieder
A pp. Alle
Jahre wieder
stehen d ie
Kinder vor
dem Weihnachtsmann
oder dem
Christkind und tragen Gedichte
und Weihnachtslieder vor. Damit
das auch dieses Jahr problemlos klappt, können die Kinder
mit der kostenlosen Iphone-App
„Weihnachtslieder++ Free“ die
wichtigsten Lieder üben. Mit
dabei sind neben deutschen
Weihnachtsliedern wie „Fröhliche Weihnacht überall“, „Laßt
uns froh und munter sein“ und
„O Tannenbaum“ auch sieben
engliche Weinachtslieder zum
Nachsingen. Besonderer Clou:
Im Karaoke-Modus werden die
Stücke auch noch vorgesungen
und musikalisch begleitet. (eb)
Für die Wünsche
Das Museum der Brotkultur in Ulm zeigt die Entwicklung des Christbaumschmucks.
Ausstellung. Der Christbaum
ist heute weltweit das Zeichen für
die weihnachtliche Zeit – im privaten wie öffentlichen Raum ist
der grüne, mit Lichtern besteckte
und reich geschmückte Baum fester Bestandteil jeder Weihnachtsdekoration. Doch woher kommt
dieser Brauch, zur Weihnachtszeit einen Nadelbaum aufzustellen und zu schmücken?
Das Museum der Brotkultur in
Ulm zeigt in seiner diesjährigen
Weihnachtsausstellung unter
dem Titel „Aufgeputzt!“ rund
400 Objekte aus der Sammlung
von Schreiner in Ehingen-Rißtissen. Die Schau geht der Entstehung und Entwicklung des
Christbaumschmucks von der
Biedermeierzeit bis zur Mitte
des 20. Jahrhunderts nach.
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Leckere Plätzchen
Fichte, Tanne oder Kiefer – Die Auswahl an Weihnachtsbäumen ist groß, doch welcher ist der Beste?
von Martin Gärtner
aktuell
App. Damit
das Christkind weiß,
was es a n
Heiligabend
unter den
Baum legen
darf, können die Wünsche mit
der kostenlosen „Wunschzettel“App für das Iphone mittels Link
auf Facebook und Twitter veröffentlicht oder per E-Mail an
Familie und Freunde verschickt
werden. Die Empfänger können
auch bestimmte Einträge „blockieren“, die sie schenken wollen,
so dass keine Überschneidungen
auftreten. Somit ist garantiert,
dass es nicht wieder Socken von
Oma oder eine Küchenmaschine
vom Liebsten gibt. Nur eines verdirbt die Anwendung – die Überraschung.
(eb)
aktuell
Ausgewählte
Medienbeiträge
10.Dezember,20.10Uhr,N24:
Kurz bevor die japanischen Städte
Hiroshima und Nagasaki von USamerikanischen Atombomben
zerstört wurden, nahmen zwei
moderne japanische Uboote Kurs
auf einen US-Stützpunkt im Pazifik. Nach der Kapitulation Japans
beschlagnahmte das US-Militär
alle Schiffe, versenkte sie jedoch
bald darauf. In der Dokumentation „Japans geheime Flotte –
Die größten Uboote des Zweiten Weltkriegs“ versucht ein Forscherteam die Wracks in mehr
als 1000 Meter Tiefe zu finden
und Licht in ein geheimnisvolles Kapitel der Kriegsgeschichte
zu bringen.
Youtube-VideoderWoche:
Bei der Operation „Eisregen“ sind
mehr als 800 Soldaten der Luftlandebrigade 31 unter Führung
des Fallschirmjägerbataillons 373
im Einsatz. Gleich drei YoutubeBeiträge widmen sich der Übung
und zeigen mehrere Facetten.
Bei „Eisregen II“ landen die
Fallschirmjäger mit mehreren
C-160 „Transall“ an und greifen
eine Funkstation an. Hat der Feind
sie aufgeklärt, oder können sie das
Angriffsziel einnehmen?
(eb)
Der Beitrag „Anlandung im
Feindgebiet“ unter www.youtube.com/bundeswehr.
VermischTes
9.Dezember2013
Umschlagen – aber richtig
Hauptmann Volker Pütz koordiniert den Transport von Bundeswehrgütern über die See.
Trabzon. Hauptmann Volker
Pütz ist Logistiker mit und aus
Leidenschaft. Seinen Dienstposten beim Logistikzentrum der
Bundeswehr in Wilhelmshaven
bezeichnet er als „absolut mein
Ding“. Man erkennt ihn stets an
seiner Warnweste: „Movement
Control DEU“ ist darauf zu lesen.
Der Fachdienstoffizier arbeitet in der Abteilung Verkehr und
Transport. Er ist vor Ort, wenn
Versorgungsgüter der Bundeswehr den Seeweg antreten – egal
wo auf der Welt. Auch, wenn im
türkischen Trabzon die „Blaue
Platte“ geräumt wird. „Dann ‚verschwinden‘ mal eben bis zu 300
Fahrzeuge im Frachtraum einer
Fähre“, erzählt Pütz.
Solche Transportvorhaben
müssen schon im Vorfeld bis
ins Detail geplant werden. Das
fängt bei Ausschreibungen und
Verträgen an, die im Logistikzentrum bearbeitet werden und
ist mit dem Be- und Entladen
noch lange nicht beendet. Pütz
ist jeweils vor Ort und überwacht
die vertragsgemäße Abwicklung
solcher Transporte. Unterstützt
wird er von einem Team sowie
von Hafenumschlagkräften der
Logistiktruppe. „Heute kann
das in der Türkei sein, wenige
Tage später bin ich vielleicht
schon woanders und kontrolliere
Was ist Ihr wertvollster Besitz?
Die 34 Jahre dauernde Freundschaft mit meinem besten Freund.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
Auf Island in einem kleinen Haus am Meer.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Ein fotografisches Gedächtnis, denn ich hasse Einkaufszettel.
Foto: Wilke/PIZ SKB
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die Entladung von Ländergaben
an Partnernationen.“ Oft ist er
auch in Emden, wo die meisten
der so genannten taktischen Seetransporte schließlich einlaufen.
Immer häufiger kommt es in
der Transportabwicklung zu einer
multinationalen Zusammenarbeit. „Kürzlich nahmen wir von
Trabzon aus Material für die
Norweger und Belgier mit. Das
muss ebenfalls sauber koordiniert
werden“, sagt Pütz. Der persönliche Kontakt mit vielen internationalen Ansprechpartnern und
Fachleuten ist für ihn das Salz in
der Suppe. „Ich spreche mit Soldaten vieler Nationen, mit zivilen Spediteuren, Hafenarbeitern
und auch mit dem Kapitän eines
Schiffes. Mehr Abwechslung geht
nicht.“ Genau sein Ding. (rw)
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Verstanden zu haben, dass ich materielle Dinge nicht mit ins Grab
nehmen kann.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Musiker.
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Dick Hoyt, der mit seinem gelähmten Sohn Rick bereits mehrmals
am Iron Man und vielen anderen Sportevents teilgenommen hat.
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Meine Hilfsbereitschaft.
Was treibt Sie an?
Mein Leben, dass ich in vollen Zügen genieße.
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
„Home by the sea“ von Genesis.
Was war Ihr größter Fehler in der Vergangenheit?
Keinen Klavierunterricht genommen zu haben.
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Dr. Sheldon Cooper aus „The Big Bang Theory“.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Ars vivendi – der lateinische Begriff für Lebenskunst.