Erfahrungsbericht Universidad Complutense Madrid

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Erfahrungsbericht Universidad Complutense Madrid
Erfahrungsbericht Universidad Complutense Madrid, Juristische Fakultät,
Wintersemester 2012/1013 und Sommersemester 2013
Allen, die überlegen, im Ausland zu studieren, kann ich nur sagen: Macht es! Es ist eine tolle
Möglichkeit, mal was ganz anderes zu erleben als den Unialltag in Deutschland. Ihr werdet
ganz viele interessante und nette Menschen treffen, eine neue Sprache und ein neues Land
kennenlernen und werdet mit lauter schönen Erinnerungen beladen nach Deutschland
zurückkommen. Madrid kann ich als Stadt auf jeden Fall empfehlen; hier scheint die Sonne,
es ist immer was los, die Menschen sind offen und nett und das Nachtleben ist so gut wie
sonst nirgends in Europa. Ich würde jederzeit wieder Erasmus machen und auch jederzeit
wieder in Madrid.
Wohnen
Ihr könnt euch entweder schon vor dem Aufenthalt ein Zimmer suchen oder ihr geht zu
Beginn für ein paar Tage ins Hostel und sucht vor Ort. Auch wenn die ersten Tage dann ein
bisschen stressig sind, kann ich euch die zweite Vorgehensweise empfehlen, denn so kann
man sich selbst ein Bild von der Wohnung machen, bevor man sie mietet. Im Hostel lernt man
oft schon andere Erasmusstudenten kennen, die auch auf Zimmersuche sind. Angebote findet
ihr im Internet. Am besten fand ich die Seite http://www.pisocompartido.com/habitacionesmadrid. Es gibt auch Wohnheime von der Uni, darüber weiß ich aber nichts Näheres.
Finanzen
Das Leben in Madrid ist ungefähr so teuer wie in Deutschland, evtl ein bisschen teurer. Die
Miete hängt stark von der Gegend ab, in der man wohnt. Essen bekommt man günstig und gut
in den Supermarktketten „Mercadona“ oder v.a. im „Día“. „Corte Inglés“ ist auch gut, aber
ein bisschen teurer.
Bank
In Madrid gibt es die Deutsche Bank, d.h. wenn ihr euch in Deutschland schon mal ein Konto
da anlegt, müsst ihr euch in Madrid nicht mehr darum kümmern. Eine große Filiale gibt es
ganz im Zentrum, an der Metrostation Callao. Eine Freundin war ist hier bei der deutschen
Bank und war im Großen und Ganzen zufrieden damit. Ich selbst hab mir hier ein Konto bei
Santander angelegt. Der Vorteil von Santander ist, dass es überall Filialen und Geldautomaten
gibt.
Verkehr
In Madrid fährt man meistens Metro, denn das Netz ist hervorragend und innerhalb von einer
halben Std kommt man überall hin. Fahrrad ist wegen des rasanten Verkehrs und der Hügel
nicht zu empfehlen; es gibt auch kaum Fahrradwege. Die Monatskarte kostet 30irgendwas für
alle unter 23 und 50irgendwas für alle, die älter sind. Man muss sich eine Karte organisieren,
die man dann regelmäßig mit diesen Beträgen „auflädt“. Die Karte selbst bekommt man in
Büros an manchen Metrostationen, z.B. an den Stationen „Príncipe Pío“ oder „Ciudad
Universitaria“. Einzelkarten kosten 1,50 Euro. Die Metro fährt nur bis ca. 1 Uhr nachts.
Danach kann man noch Bus oder Taxi fahren. Taxi ist nicht allzu teuer, nur manchmal fahren
die Fahrer extra Umwege, also aufpassen :-)
Sprache
Ich empfehle euch, schon vor dem Auslandsaufenthalt zu Spanisch zu lernen, denn der
Einstieg ist wesentlich leichter, wenn man sich wenigstens ein bisschen verständigen kann
und das geht hier halt oft nur auf Spanisch (und nicht auf Englisch). Mir hat der vorbereitende
Kurs am ZSL sehr geholfen, vor allem aber meine Serie! Auch wenn es am Anfang ein
bisschen anstrengend ist, sucht euch eine spanische Serie, die euch fesselt, und nach
spätestens zwei, drei Staffeln versteht ihr das meiste, was gesprochen wird.
Studium
Die Complutense ist viel größer als die Universität Heidelberg. Am Anfang habe ich eine
Weile gebraucht, um mich zurecht zu finden und kam mir, wenn ich suchend umhergelaufen
bin, wieder wie ein Ersti vor. Aber das geht schnell vorbei und die Kommilitonen waren sehr
hilfsbereit und offen.
Ein paar praktische Infos zur Uni, die den Einstieg erleichtern können:
1. Zur Uni kommt man gut mit der Metro, Station „Ciudad Universitaria“ oder mit Bussen
von der Station Moncloa aus.
2. Es gibt ein Erasmus Student Network (ESN). Die organisieren regelmäßig Partys und
Ausflüge für Erasmus-Studenten. Um dieses Angebot wahrnehmen zu können, sollte man sich
am Anfang des Aufenthalts die ESN-Card organisieren, man bekommt sie für 5 Euro im Büro
von ESN. Passfoto und Perso mitbringen! Hier die Website von esn mit Adresse:
http://www.esnucm.org/ ESN informiert v.a. im Facebook über die Veranstaltungen und
Termine.
3. Consejerías
Das sind Büros für alles. Es gibt zwei an der juristischen Fakultät, eins direkt am
Haupteingang, wenn man reinkommt rechts. Die andere ist im hinteren Teil des Gebäudes.
Hier kann man fragen, wenn man den Weg sucht oder etwas verloren hat. Außerdem gibts
hier die „fichas de clase“
3. „Fichas de Clase“: Das sind „Steckbriefe“, die man an der Consejería am Eingang
bekommt. Die meisten Professoren möchten, dass man ihnen einen davon innerhalb der ersten
Wochen ausgefüllt und mit Passfoto versehen bei ihnen abgibt.
4. „Campus Virtual“: Im Campus Virtual findet ihr alle möglichen Infos und
Unterrichtsmaterialien zu den einzelnen Kursen. Zu Beginn des Aufenthalts müsst ihr euch
den Zugang freischalten. Wie genau das funktioniert, wird bei der Begrüßungsveranstaltung
erklärt.
5. Sprachkurs: Es gibt einen Intensivsprachkurs zu Beginn des Studiums. Er findet an der
Facultad de Filología statt. Bevor der Sprachkurs beginnt, müsst ihr einen Einstufungstest
machen. Genaue Infos dazu bekommt ihr von der Uni.
6. Unterrichtsmaterialien: Manche Profs stellen ihre Unterlagen nicht in den Campus Virtual,
sondern nennen euch eine Nummer. Dann müsst ihr zum Kopierbüro gehen. Das ist, wenn
man zum Haupteingang reinkommt ganz hinten rechts (EG). Dort nennt ihr die Nummer,
bezahlt den Preis der Kopien und sie kopieren euch die Materialien. Das Büro ist von 10:00
bis 14:00 (glaube ich) geöffnet, manchmal ist da eine lange Schlange.
7. Kopieren: Kopierer gibts vor der Bibliothek oder im EG ganz hinten (neben dem
Kopierbüro). Manchmal funktioniert aber kein einziger davon und es dauert ein paar Wochen,
bis sie es repariert haben. Dann muss man zum Copy Shop gehen. Es gibt einen in der
Metrostation Ciudad Universitaria. Die Preise sind okay.
8. Bücher: Die Bücher sind ein bisschen teurer als in Deutschland. Bei manchen Profs braucht
man keins, bei anderen schon. Viele Studenten kopieren sich komplette Bücher oder kaufen
sie gebraucht von anderen Studenten. In der Bibliothek kann man sich mit dem
Studentenausweis Bücher für eine Woche ausleihen. Wenn man überzieht, wird man pro
überzogenen Tag und pro Buch für einen Tag gesperrt.
9. Prüfungen: In manchen Fächern muss man während des Semesters kleine Prüfungen
schreiben, Hausarbeiten einreichen und Vorträge halten. In manchen Fächern nicht. Jedenfalls
findet in jedem Fach am Ende des Semesters eine Abschlussprüfung statt. Die ErasmusStudenten schreiben i.d.R. die gleichen Prüfungen wie die spanischen Kommilitonen, aber es
ist absolut machbar, also keine Sorge!
10. Práctica und Lectura: Während des Semesters gibt es zu jedem Fach „prácticas“ und
„lectura“. Lectura ist die normale Vorlesung im großen Hörsaal, meist ohne
Anwesenheitspflicht. Práctica ist hingegen eher wie Schule, in kleinen Klassen und mit
praktischen Fällen oder Aufgaben, meistens mit Anwesenheitspflicht. Hier wird meistens
auch die mündliche Mitarbeit bewertet und die Profs kennen ihre Studenten nach einiger Zeit
mit Namen.
11. Unisport: Unisport kann man gegenüber von der juristischen Fakultät machen. Da ist ein
Sportplatz. Kostenlos angeboten wird allerdings nur Fußball und Rugby. Die anderen Kurse
sind relativ teuer. Wer im Fußball oder Rugby Team ist, lernt schneller und leichter spanische
Kommilitonen kennen. Über die Trainingszeiten kann man sich im UG der juristischen
Fakultät informieren, wenn man den rechten Seitengang nimmt, ist rechts eine Tür zum
Kraftraum. Da ist meistens jemand, den man fragen kann. Auskunft kann ich hier nur zum
Training der Frauenfußballmannschaft geben. Das war bisher immer freitags von 14-16 Uhr
und macht viel Spaß.
12. Computerraum: Der Computerraum ist im UG und von 10:00-14:00 geöffnet. Man muss
sich irgendwie anmelden, um dort das Internet benutzen zu können. Wie das geht und andere
Fragen beantwortet euch der nette Mensch, der immer im Computerraum am Schreibtisch
sitzt. Im Computerraum kann man auch bis zu 10 Blätter pro Tag kostenlos ausdrucken. Das
leere Papier muss man aber selbst mitbringen.
13. Bibliothek: Es gibt eine Bibliothek mit Lehrbüchern und dann gibt es in jedem
Departamento (Fachbereich) nochmal eine eigene Bibliothek mit speziellerer Literatur (die
man aber eigentlich nie braucht).
14. Cafeteria: Es gibt zwei Cafeterias, eine im zweiten Stock in der Nähe von der Bibliothek
und eine größere im UG. Vielleicht kann man drüber streiten, aber ich fand das Essen toll :-)
Es gibt u.a. Empanadas, Hamburger und manchmal Paella, außerdem Churros zum Frühstück.
Warmes Essen gibts bis 16:00, alles andere bis 20:00. Außerdem gibt es in jeder Cafeteria
eine Mikrowelle, falls ihr gern euer eigenes Essen mitbringt.
15. Fächerwahl: Macht euch nicht zu früh zu viele Gedanken über eure Fächerwahl, denn in
Madrid kann man alles nochmal ändern! In den ersten drei Wochen können die ErasmusStudenten alle Kurse besuchen, die sie interessieren und sich dann nochmal ummelden. Das
Angebot wird auch rege in Anspruch genommen. Dann müsst ihr später noch das Formular
„changes to the original learning agreement“ ausfüllen.
16. Chaos: Der E-Mail-Verkehr mit den Büros an der Complutense war nicht ganz so schön.
Häufig wurde mir sehr spät geantwortet. Zwischenzeitlich wurden auch alle meine Daten aus
Versehen aus dem PC gelöscht und ich erhielt überhaupt keine Infos mehr. Als ich dann
ankam, sagte man mir, mein Name sei an der Uni gar nicht bekannt, ich hätte mich nicht mal
beworben. Das war alles ein Durcheinander aber am Ende hat es dann doch geklappt. Also,
falls euch was Ähnliches passiert, keine Sorge, das ist wohl irgendwie normal (ich hab mit
anderen gesprochen, die auch solche Probleme hatten).
17. Erasmus-Büro: Das Erasmus-Büro für alle Erasmus-Studenten der Complutense ist am
Real Jardín Botánico (Wenn man mit der Metro nach Ciudad Universitaria fährt und
rauskommt, rechts gehen. Die große Straße immer geradeaus gehen bis zum Kreisel (ca. 300
m). An der Ecke rechts ist das Gebäude. Dort bekommt man auch einen Plan vom UniGelände. Außerdem gibt es noch ein Erasmus-Büro an der juristischen Fakultät. Ihr findet es
im EG, in dem Teil des Gebäudes, in dem auch die einzelnen Departamentos sind. Fragt am
besten in der Consejería nach.
Ausflüge
Um Madrid herum gibts viele tolle Ausflugsziele: Segovia, Toledo, El Escorial, Salamanca,
die Berge etc. Man kann mit dem Zug fahren, vom Bahnhof Atocha („Cercanías Renfe“) oder
mit dem Bus. Hier kann ich das Unternehmen Avanzabus empfehlen
(http://www.avanzabus.com/web/default.aspx).
Freizeit in Madrid
Was euch in Madrid besonders gut gefällt, müsst ihr selbst herausfinden! Aber ein paar von
meinen Geheimtipps gebe ich euch trotzdem :-)
Gute Bars im Zentrum gibts in der Calle de Barcelona (Huertas) und in der Cava Baja (La
Latina). Eine meiner liebsten Bars war „Cuevas el Secreto“, Calle Barcelona 2. Hier bieten sie
die besten Tostas an. Außerdem kann ich die Bar am plaza de la cebada, 11 empfehlen, denn
sie hat eine sehr schöne Dachterrasse. Sehr günstig sind die Ketten „100 Montaditos“ und
„Copas Rotas“. Im Montaditos kostet ein großes Bier sonntags und mittwochs nur 1 Euro und
jedes Sandwich ebenfalls nur ein Euro. Hier trifft man immer alle Erasmus-Studenten an.
Copas Rotas ist ebenso günstig und gefällt mir noch besser. Wenn ihr spanische Spezialitäten
ausprobieren wollt, dann könnt ihr den Mercado San Miguel im Zentrum besuchen (direkt
beim Plaza Mayor) oder ihr geht in den weniger bekannten, aber genauso guten Mercado San
Anton (Calle Augusto Figueroa, 24). Über dem Markt gibts außerdem noch eine weitere
schöne Dachterrassenbar. In der Calle libertad, 8 ist eine nette kleine Kneipe, in der
regelmäßig Konzerte stattfinden. Ab und zu gibt es dort auch „cuentacuentas“, eine
Veranstaltung, bei der sie interessante Menschen einladen, die alle möglichen Geschichten
erzählen. Wer tagsüber einen Kaffee trinken gehen möchte, dem empfehle ich im Sommer
den Plaza Santa Ana und im Winter ein wunderhübsches kleines verstecktes Café in der Calle
del Barco, Ecke Calle Puebla oder das „Vintage Café“ in der Calle Espíritu Santo (beides
Stadtteil Malasana). Besonders schön ist auch das Café „La Libre“ in Lavapies (Calle
Argumosa 39). Wer mitten in der Nacht von einer Party kommt und Lust auf Churros mit
heißer Schoolade hat, sollte zur Chocolatería San Gines gehen. Die haben 7 Tage die Woche
und 24 Stunden am Tag geöffnet.
(http://www.chocolateriasangines.com/Chocolateria_San_Gines/Bienvenidos_a_San_Gines.ht
ml)
Wenn ihr ein bisschen ins Grüne wollt, dann geht am besten in den Retiro, den größten Park.
Schön ist auch der Park beim Templo de Debod.
Die besten Partys hab ich bei Leuten zu Hause gefeiert oder im Kapital. Das Kapital ist die
größte Disco in Madrid, mit sieben Stockwerken und unterschiedlichen Musikrichtungen.
Wenn Erasmusparty ist, kommt ihr mit der ESN-Card (s.u.) kostenlos rein, ansonsten ist es
eher teuer. Über die Homepage http://www.discotecasgratis.com/ könnt ihr aber an günstigere
Karten kommen.
Abegsehen von diesen Sachen kann ich noch das Musical „El Rey León“ empfehlen, das war
ein echtes Erlebnis. Fußballfans sollten auf jeden Fall mal ins Estadio Bernabéu gehen.
So, das waren meine Infos. Ich hoffe, ich konnte euch weiterhelfen und wünsche euch un
año genial!