Tischfußball – Kneipenspiel oder Leistungssport?

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Tischfußball – Kneipenspiel oder Leistungssport?
Georg-August-Universität Göttingen
Institut für Sportwissenschaften
Tischfußball – Kneipenspiel oder Leistungssport?
Eine qualitative Untersuchung des Drehstangen-Tischfußballs in Deutschland
aus sportwissenschaftlicher Sicht
12-Wochen-Abschlussarbeit zur Erlangung des akademischen Grades
„Bachelor of Arts“
an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der
Georg-August-Universität Göttingen
Gutachter:
Dr. Arne Göring
Dr. Axel Bauer
vorgelegt am …………………………………......…............. Freitag, 13.05.2011
von ……………………………………..........…………….…....... Daniel Sallach
aus …………………………...………………....….…........... 24601 Wankendorf
Zunächst möchte
ich all denjenigen danken, die mich
bei der Anfertigung dieser Bachelorarbeit unterstützt
haben. Besonders meiner Freundin Eliane Engels, die
immer für mich da ist, auch wenn ich selbst mal nicht
bei mir bin. Und vielleicht noch Matthias Janßen, dem
ich es hauptsächlich verdanke, die meiste Zeit meines
Studiums mit Kickern verbracht zu haben. Aber vor
allem meinen Eltern und Geschwistern,
die ich sehr liebe.
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ...................................................................................................................... I
Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................... III
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................ IV
Tabellenverzeichnis ................................................................................................................ IV
1
Einleitung .......................................................................................................................... 1
2
Die Grundlagen des Tischfußballs .................................................................................. 3
2.1
Definition und Spielverlauf ............................................................................................ 4
2.2
Die Geschichte des Tischfußballs................................................................................... 5
2.3
Präsentation verschiedener Tischfußballmodelle ......................................................... 10
3
Tischfußball in Deutschland.......................................................................................... 16
3.1
Der Deutsche Tischfußballbund e.V. ........................................................................... 19
3.2
Stützpunktvereine und Leistungszentren...................................................................... 22
3.3
Tischpartnerschaften und Tischkommission ................................................................ 23
3.4
Aktuelle Entwicklungen – Gemeinsam Richtung Sport............................................... 24
4
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen für eine Sportanerkennung..... 27
4.1
Probleme einer aktuellen umfassenden Definition des Sportbegriffs .......................... 27
4.2
Tischfußball aus sportwissenschaftlicher Sicht............................................................ 31
4.3
5
4.2.1
Koordinative Fähigkeiten im Tischfußball....................................................... 32
4.2.2
Konditionelle Fähigkeiten im Tischfußball...................................................... 36
Rechtliche Grundlagen – Förderung des Sports durch Tischfußball............................ 39
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler ...... 44
5.1
Methodik – Das problemzentrierte Interview............................................................... 45
5.2
Ergebnisse der Interviewerhebungen............................................................................ 48
5.3
5.2.1
Tischfussball aus der Sicht von Amateurspielern............................................. 48
5.2.2
Tischfussball aus der Sicht von Profispielern................................................... 50
Diskussion der erhobenen Daten .................................................................................. 53
II
6
Zusammenfassung .......................................................................................................... 56
7
Fazit und Ausblick.......................................................................................................... 58
8
Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 59
8.1
Wissenschaftliche Werke ............................................................................................. 59
8.2
Regelwerke & Rechtspapiere ....................................................................................... 62
8.3
Internetquellen .............................................................................................................. 63
III
Abkürzungsverzeichnis
AO
Abgabenordnung
AZ
Aktenzeichen
BFH
Bundesfinanzhof
BstBl
Bundessteuerblatt
DOSB
Deutscher Olympischer Sportbund
DRV
Deutscher Ruderverband
DTFB
Deutscher Tischfußballbund e.V.
DTFL
Deutsche Tischfußballliga
DYP
Draw Your Partner
ETU
Europäische Tischfußball Union
FG
Finanzgericht
HFG
Hessisches Finanzgericht
ITSF
International Table Soccer Federation
KstG
Körperschaftsteuergesetz
P4P
Players 4 Players Tischfußballvereinigung e.V.
PZI
Problemzentriertes Interview
TFBÖ
Tischfußballbund Österreich
USTSA
United States Table Soccer Association
WCS
World Championship Series
WM
Weltmeisterschaft
WTSA
World Table Soccer Association
IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Tischfußballmodell Kicker ................................................................................. 11
Abbildung 2: Tischfußballmodell Saarland-Kicker ................................................................. 11
Abbildung 3: Tischfußballmodell Löwen Soccer ..................................................................... 12
Abbildung 4: Tischfußballmodell Tornado.............................................................................. 12
Abbildung 5: Tischfußballmodell Fireball............................................................................... 13
Abbildung 6: Kickerszene aus dem Spielfilm Absolute Giganten ........................................... 16
Abbildung 7: Struktur des Deutschen Tischfußballbund e.V................................................... 20
Abbildung 8: Struktur der Deutschen Tischfußballliga............................................................ 21
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Offizielle Anordnung der Spielfiguren...................................................................... 5
Einleitung
1
1 Einleitung
„Und diesmal geht´s nach unseren Regeln. Damit meine ich
Fliegender Wechsel während des gesamten Spiels und Torwarttor zählt doppelt!“
(Walter in Absolute Giganten Spielfilm, Deutschland 1998, 54. Minute)
Ein geselliger Abend mit Freunden, ein kühles Bier, gute Laune, Tischfußball. Für viele
Menschen in Deutschland gehört das Spiel mit den Stangen ebenso ins gewohnte
Erscheinungsbild einer Kneipe, wie Billardtische oder Dartscheiben. Aber Tischfußball ist
nicht nur in Deutschland eine beliebte Freizeitbeschäftigung, sondern fasziniert weltweit
Millionen von Menschen und ist überall auf der Welt bekannt (vgl. DTFB 2010, S. 3). Allein
in den USA bewegen wöchentlich zirka 1,9 Millionen Menschen die Stangen und Figuren
dieses Spielgerätes.1 Sei es in Jugendzentren, Universitätsgebäuden oder Pflegeheimen –
Tischfußball ist eine Tätigkeit, die, unabhängig von individuellen Voraussetzungen,
unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen anspricht. Ob jung oder alt, dick oder dünn, Frau
oder Mann – für alle stellt der Tischfußball eine Möglichkeit der Begegnung und des sozialen
Austausches dar. Auch Rollstuhlfahrer oder Übergewichtige werden dabei nicht
ausgeschlossen. Beim Tischfußball bestehen für alle die gleichen Gewinnchancen. Durch die
ungebundene räumliche Nähe wird überdies unabhängig von ethnische, religiöser oder
sozialer Herkunft die Möglichkeit zur Kommunikation und eines interkulturellen Austausches
eröffnet.2 Die grundlegenden Spielregeln sind einfach zu erlernen oder erklären sich
weitgehend von selbst. Die Material- und Platzkosten für ein Tischfußballgerät sind zudem
vergleichsweise günstig, sodass der Tischfußball neben Billard oder Dart einen beliebten
Zeitvertreib vieler Kneipengäste in Deutschland darstellt.
Abgesehen von diesen kneipenverbundenen Spielformen hat sich jedoch in Deutschland,
als auch weltweit, eine organisierte Spielform des Tischfußballs entwickelt. Viele deutsche
Spieler organisieren sich dabei bundesweit in Vereinen und Verbänden, die in regulären
Regional-, Landes- und Bundesligen um den Klassenerhalt kämpfen. Daneben werden auch
offizielle Turniere und Meisterschaften veranstaltet, deren teilweise enormen Preisgelder mit
Beteiligung vieler internationaler Tischfußballspieler ausgespielt werden. Zusätzlich werden
1
Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am
15.03.2011).
2
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=16&Itemid=32 (Zugriff am
10.05.2011).
Einleitung
2
unter einem Tischfußballweltverband auch offizielle Weltmeisterschaften ausgetragen, auf
denen sich die besten Tischfußballspieler in stundenlangen Turnieren messen.
Diese organisierten, leistungsorientierten Formen des Tischfußballs sind jedoch vielen
Freizeitspielern in Deutschland weitgehend unbekannt. Tischfußball bedeutet gemeinhin
einen geselligen Abend mit Freunden zu verbringen, bei dem neben Bier und Gespräch dieses
Kneipenspiel zelebriert wird. Im Gegensatz dazu deklarieren Vereins- und Ligaspielern den
Tischfußball als Leistungssport, der sowohl spezielle körperliche, als auch psychische
Fähigkeiten verlange.
Welche spezifischen Ansprüche der Tischfußball aus sportwissenschaftlicher Sicht
erfordert und inwiefern ein Sportbezug von unterschiedlichen Spielergruppen vertreten wird,
soll in dieser Arbeit untersucht werden. Dabei wird zunächst grundlegend der Tischfußball
und sein Spielverlauf definiert sowie ein Einblick in die weltweite geschichtliche Entwicklung
des Tischfußballs gegeben. Ergänzend dazu werden einige nennenswerte Tischfußballmodelle
präsentiert. Darauf aufbauend werden sowohl die deutsche Geschichte des Tischfußballs, als
auch die derzeitigen Strukturen und Entwicklungen des organisierten Tischfußballs in
Deutschland dargestellt. Den dritten Abschnitt dieser Arbeit bildet die Analyse des
Tischfußballs unter institutionellen Aspekten, die ausgehend von der Problematik einer
aktuellen umfassenden Definition von Sport, Tischfußball aus sportwissenschaftlicher und
rechtlicher Sichtweise betrachtet. Dabei soll speziell auf die Voraussetzungen eingegangen
werden, die für die offizielle Anerkennung einer Sportart in Deutschland erforderlich sind.
Anschließend
wird
mit
Hilfe
einer
qualitativen
Untersuchung
der
Sportbezug
unterschiedlicher Spielergruppen beim Tischfußball erforscht und analysiert.
Aufgrund eines mangelhaften Bestandes fachwissenschaftlicher Literatur bezüglich des
Themenbereiches Tischfußball sowie der Aktualität tischfußballspezifischer Entwicklungen
wurden
zwangsläufig
für
die
Anfertigung
dieser
Arbeit
vermehrt
internationale
Computernetzwerke als Informationsquellen herangezogen. Dementsprechend handelt es sich
um eine weitgehend explorative Datenanalyse. Der Einfachheit halber wurden alle
gruppenspezifischen Bezeichnungen nur in der männlichen Form verschriftlicht, schließen
aber selbstverständlich auch die weibliche Form mit ein.
Die Grundlagen des Tischfußballs
3
2 Die Grundlagen des Tischfußballs
“Someone took foosball, the tavern game, and turned it into
a big money professional sport.”
(Johnny Lott in The complete book of foosball 1980, S. 4)
Tischfußball ist wie Tischtennis eine verkleinerte, aber um so schnellere Spielform ihrer
Großmodelle. Umgangsprachig auch als Kickern bezeichnet, wird Tischfußball häufig zum
Zeitvertreib oder zur Unterhaltung in Kneipen, Jugendclubs, Schulen oder Universitäten
gespielt. Darüber hinaus werden auch nationale und internationale Turniere organisiert und
sogar Weltmeisterschaften im Tischfußball veranstaltet.3 Nach üblicher Spielform treten beim
Tischfußball ein bis zwei Spieler pro Mannschaft gegeneinander an. Im Verlaufe des Spiels
bewegen die beiden konkurrierenden Mannschaften mit Hilfe spezieller Spielfiguren (Puppen)
einen Miniaturspielball innerhalb eines Spielgerätes. Die Spielfiguren sind dabei an seitlichen
Drehhebeln befestigt und können horizontal bewegt oder vertikal rotiert werden. Das Ziel
besteht darin das gegnerische Tor zu treffen, um einen Punkt zu erzielen. Dabei wird der Ball
durch die Spielfiguren sowohl geschossen, als auch abgewehrt (vgl. Benesch 1992, S. 16).
Eine weitverbreitete Spieltechnik ermöglicht eine präzise Kontrolle des Spielballs, indem
dieser zwischen Tischplatte und dem Fuß der Spielfigur eingeklemmt wird. Diese Technik
wird als Soccern bezeichnet. Die Klemmpositionen, hinter bzw. vor der Spielfigur, sind
Ausgangspunkte für eine Vielzahl unterschiedlicher Schüsse.4
Um eine Grundlage für weitere tischfußballspezifische Ausführungen zu schaffen soll im
folgenden Kapitel der grundlegende Spielverlauf des Tischfußballs näher erläutert werden. Zu
diesem Zweck erfolgt sowohl eine Beschreibung des Spielgerätes, als auch einiger
elementarer Regeln und Spielverläufe. Anschließend werden Einblicke geschaffen in die
ungewöhnliche Geschichte des Tischfußballs und darauf aufbauend einige relevante
Tischfußballmodelle präsentiert.
3
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=16&Itemid=32 (Zugriff am
05.04.2011).
4
Vgl. http://www.sport2007.at/varianten/tischfussball.html (Zugriff am 10.04.2011).
Die Grundlagen des Tischfußballs
4
2.1 Definition und Spielverlauf
Zu Beginn des Spiels wird der Spielball durch ein seitliches Einwurfloch auf das Spielfeld
eingeworfen. Alternativ kann auch eine Ballauflage in der Spielfeldmitte oder in einem der
Torräume erfolgen. Die anstoßende Seite wird zuvor per Münzwurf entschieden. Ziel des
Spiels ist es durch Bewegung und Rotation der geführten Spielstangen ein Tor bei der
gegnerischen Mannschaft zu erzielen. Nach einem erfolgreichen Torschuss erhält das
gegnerische Team, wie zum Anstoß beim Fußball, den Ball.
Darüber hinaus existieren im Tischfußball inoffiziell viele Regelvarianten, die meist bei
einer unprofessionellen Spielweise zur Anwendung kommen. Große Unterschiede bestehen
dabei bezüglich der Bedienung der Spielstangen. Einige Variationen erlauben die dauerhafte
Rotation aller Spielfiguren während des gesamten Spiels, andere nur die Überdrehung des
Torwartes nach erfolgreichem Torschuss. Die meisten Regeln untersagen jedoch das
sogenannte Kurbeln, bei dem die Spielstangen pausenlos um mehr als 360 Grad rotiert
werden.
Basierend auf der üblichen Ballanzahl gebührenpflichtiger Spielgeräte von elf Bällen wird
gewöhnlich bis zu einem Spielstand von sechs Toren gespielt. Bei offiziellen Turnieren liegt
die spielentscheidende Toranzahl regelkonform je nach Spielmodus bei fünf, zehn oder elf
Toren.5 Nach dem offiziellen Regelwerk besteht eine Tischfußballpartie generell aus drei
Gewinnsätzen. Jedes Spiel wird dabei bis zu dem Spielstand einer Mannschaft von fünf
Punkten gespielt. Das letzte Spiel muss allerdings mit einer Tordifferenz von zwei Punkten
gewonnen werden. Das Erzielen des achten Tores führt automatisch zum Sieg (vgl. ITSF
2007, S. 6)
Tischfußballmodelle unterschieden sich abhängig vom Hersteller häufig in ihrer Größe
und ihren Spieleigenschaften. Das typische Format offizieller Turniertische beträgt jedoch
eine Länge von ca. 140 cm und eine Breite von ca. 75 cm. Offizielle Spielgeräte umfassen in
der Regel acht horizontal befestigte Metallstangen, an denen abwechselnd verschiedenfarbige
Spielfiguren montiert sind. Die Spielfiguren selbst können aus Kunststoff, Metall oder Holz
bestehen. Um während des Spiels ein stabile Spielfeldfixierung zu gewährleisten, beträgt das
Gesamtgewicht offizieller Turniertische teilweise über 100 kg (vgl. DTFB 2009, S. 2). Nach
offiziellem Reglement ist die Anordnung der Spielfiguren folgendermaßen festgelegt:
5
Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am
13.04.2011).
Die Grundlagen des Tischfußballs
5
Tabelle 1: Offizielle Anordnung der Spielfiguren
Reihe 1
Torwart
1 Puppe
Reihe 2
Verteidigung
2 Puppen
Reihe 3
Gegnerischer Sturm
3 Puppen
Reihe 4
Mittelfeld
5 Puppen
Reihe 5
Gegnerisches Mittelfeld
5 Puppen
Reihe 6
Sturm
3 Puppen
Reihe 7
Gegnerische Verteidigung
2 Puppen
Reihe 8
Gegnerischer Torwart
1 Puppe
Tischfußball kann sowohl von zwei Personen (Einzel), als auch von vier Personen
(Doppel) gespielt werden. Beim Doppel treten zwei Mannschaften á zwei Spielern
gegeneinander an. In dieser Aufstellung kontrolliert ein Spieler für gewöhnlich die beiden
Verteidigungsreihen, während der Mannschaftskamerad die Mittel- und Stürmerreihe bedient.
Bei inoffiziellen Spielen sind auch größere Spieleranzahlen pro Team oder ungleiche
Mannschaftsverhältnisse gebräuchlich.6
2.2 Die Geschichte des Tischfußballs
Über den Ursprung des Tischfußballspiels gibt es verschiedene Theorien. Unverkennbar sind
jedoch die Ähnlichkeiten zum Fußball. Daher wird allgemein angenommen, dass diese
aufgetischte Miniaturversion auf der Grundlage des Fußballs entwickelt wurde, der seit Ende
des 19. Jahrhunderts in Europa einen großen Beliebtheitsgrad besaß (vgl. Lee 2002, S. 3). Die
meisten Tischfußballhistoriker sind sich dementsprechend darüber einig, dass die ersten
Tischfußballspielformen vermutlich in Frankreich oder Deutschland zwischen 1880 und 1890
erschienen (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 1). Dennoch existieren keine eindeutigen Beweise
für die Ursprünge des Tischfußballs, sodass im Laufe der Zeit zahlreiche Entstehungstheorien
entwickelt worden sind. So wurde der Tischfußball laut einer gängigen Theorie erfunden, um
verwundete Soldaten bei ihrer Genesung in den Lazaretten zu unterstützen (vgl. Kesting &
Plaschke 2009, S. 28). Tatsächlich werden heutzutage Tischfußballgeräte in Krankenhäusern
6
Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am
13.04.2011).
Die Grundlagen des Tischfußballs
6
oder Rehabilitationseinrichtungen erfolgreich zur Schulung und Rückgewinnung der HandAugen-Koordination eingesetzt. Dennoch mangelt es dieser Entstehungsgeschichte an
historischen Belegen.7
Nach einer Version der renommierten spanischen Tageszeitung El Pais soll der 17-jährige
Alejandro Finisterre (1919 – 2007) den Tischfußball erfunden haben. Sein Spiel sollte es den
Kindern in Montserrat, Katalonien ermöglichen, selbst bei Regenwetter Fußball spielen zu
können. Das Patent auf diese Erfindung, das Finisterre angeblich im Jahre 1937 beim
Patentamt in Barcelona anmeldete, soll jedoch in den Unruhen des spanischen Bürgerkrieges
verloren gegangen sein (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 26f).
Die meiste einschlägige Literatur verweist jedoch auf den Franzosen Lucien Rosengart
(1881 – 1976) als Erfinder des ersten Tischfußballmodells (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S.
26). Rosengart war als Ingenieur bei der Firma Citroën tätig und verantwortlich für diverse
fortschrittliche
Entwicklungen
in
der
Automobilbranche
wie
beispielsweise
den
Sicherheitsgurt oder den Frontantrieb. Neben diesen zukunftsweisenden Erfindungen soll
Rosengart auch Pläne für einen Tischfußballtisch, namens Superfoot, entworfen haben.
Gravierender Unterschied zu heutigen Modellen war jedoch, dass sich die Spielfiguren nur
um die eigene Achse drehen konnten und dabei auf ihren Positionen verharrten (vgl.
Eidenschink 2006, S. 8).
Ein Spielgerät mit Drehstangen, das den heutigen Modellen weitestgehend gleicht,
meldete erstmals der Engländer Harold Searles Thornton im Jahre 1922 beim Patentamt an.
Seine Erfindung enthielt alle notwendigen Elemente für ein Tischfußballspiel. Sogar die
Anordnung der Figuren entsprach der heutigen Aufstellung. Ursprung hierfür war vermutlich
das
bevorzugte
Spielsystem
damaliger
Fußballmannschaften,
das
für
Thorntons
Tischfußballmodell übernommen wurde (vgl. Eidenschink 2006, S. 8).
In Deutschland präsentierte der Berliner Fritz Möhring mit seinem Tischfußballmodell
Knall den Ball erstmalig im Jahre 1934 eine deutsche Tischfußballmodellvariante. Seine
Erfindung erhielt damals jedoch nur wenig Aufmerksamkeit.8 Deutlich erfolgreicher war die
Schweizer Firma Kicker, die ihr gleichnamiges Tischfußballmodell europaweit exportierte.
Ihre Produkte erfreuten sich in der Schweiz, Belgien und Deutschland einer so großen
Beliebtheit, dass sich der Firmenname Kicker fortan als Synonym für den Tischfußball im
deutschsprachigen Raum durchsetzte (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 2).
7
8
Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/history.php (Zugriff am 13.04.2011).
Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/history.php (Zugriff am 13.04.2011).
Die Grundlagen des Tischfußballs
7
Mit dieser Entwicklung erhielt der Tischfußball Mitte der 50er-Jahre Einzug in viele
Wirtshäuser und Kneipen. Neben Fernsehgeräten und Billardtischen entschieden sich viele
Gastwirte für das vergleichsweise kostengünstige und handliche Spiel mit den Stangen. Die
enorme Fußballeuphorie belegte den Tischfußball zudem positiv und die Spielbegeisterung
griff schnell um sich. Für viele leidenschaftliche Spieler wurde aus dem Kneipenspiel bald
mehr als eine Nebenbeschäftigung und es entstanden die ersten Organisationsstrukturen (vgl.
Eidenschink 2006, S. 9). Bereits im Jahre 1950 wurde in Belgien die erste Tischfußballliga
gegründet, deren Vorbild bald weitere europäische Länder folgten. 1976 schlossen sich die
einzelnen europäischen Ligen zu einer Europäischen Tischfußball Union (ETU) zusammen
und trugen jährlich einen European Cup aus (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 28). Ein
großes Problem für die europäischen Spieler stellte dabei jedoch die Einigung auf ein
einheitliches Spielgerät dar. Da landesspezifisch diverse Unterschiede bei den jeweiligen
Tischmodellen bestanden und jede Nation ihr individuelles Turniermodell bevorzugte,
variierten die Form der Spielfiguren, die Größe der Griffe oder die Beschaffenheit der
Spielbälle stark voneinander. Dieser Umstand erschwerte den Aufbau internationaler
Wettkämpfe in Europa, führte durch eine geringe Teilnehmeranzahl zu einem relativ
niedrigen Preisgeldniveau und somit zu einer geringeren Attraktivität europäischer
Turnierserien. Um sehr viel höhere Gewinnsummen wurde demgegenüber in den USA
gespielt.9
In den Vereinigten Staaten tauchte der Tischfußball erstmals mit der Jahrhundertwende
um 1900 auf. Von seinen ursprünglich europäischen Wurzeln zeugt aber noch heute das
deutsche Lehnwort foosball, das in Nordamerika die gebräuchlichste Bezeichnung für
Tischfußball ist (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 1). In den USA blieb der foosball allerdings
lange Zeit weitgehend unbeachtet. Die existierenden Kickertische standen hauptsächlich als
reine Spielautomaten in öffentlichen Spielhallen und zeichneten sich durch größtenteils
unstabile Konstruktionen aus, die keine hohen physischen Materialbelastungen auf Turnieren
zuließen (vgl. Lee 2002, S. 5). Erst 1973 entwickelte der Kneipenbesitzer E. Lee Peppard ein
Kickermodell, das durch den Einsatz solider Metallstangen im Gegensatz zu den bisherigen
Modellen den Turnieranforderungen standhalten konnte (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 6).
Dieser
qualitativ
hochwertige
Tournament
Soccer
erlaubte
erstmals
kontrollierte
Spieltechniken und etablierte sich Ende der 70er-Jahre in den USA schnell als
Standardspieltisch (vgl. Lee 2002, S. 5). Peppard, der in den Vereinigten Staaten heute als der
9
Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am
13.04.2011).
Die Grundlagen des Tischfußballs
8
Vater des modernen professionellen Tischfußballs gilt, erkannte das große Interesse am
wettbewerbsorientierten Tischfußballspiel und begann gutdotierte Turniere zu organisieren.
Als Werbeveranstaltungen für sein Wirtshaus veranstaltete Lee 1973 ein Tischfußballturnier,
auf dem sein neuentwickeltes Turniermodell präsentierte wurde. Das Preisgeld dieses
Wettbewerbes betrug insgesamt 5.000 Dollar (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 6). Diese
unscheinbare Veranstaltung stieß auf eine unerwartet hohe Nachfrage und sollte zu einem
großen Erfolg werden, der die Popularität des Tischfußballs nachträglich dramatisch steigerte.
Innerhalb nur eines Jahres entwickelte sich Peppards 5.000-Dollar-Wettbewerb zu einem
nationalen Tischfußballturnier, das Hunderte Spieler aus ganz Nordamerika anzog. Das
Preisgeld hatte sich mittlerweile auf 50.000 Dollar verzehnfacht und die Veranstaltung die
offizielle Bezeichnung Tournament Soccer International Table Soccer Championship
erhalten, hinter der abermals das Konzept Lee Peppards stand. Das Finale im offenen Doppel
der Herren wurde nach einem hart umkämpften Turniertag bis fünf Uhr morgens des
Folgetages ausgetragen. Ausgehend von diesem legendären Turnier gründete sich kurze Zeit
später die World Table Soccer Association (WTSA), die ein offizielles Regelwerk,
Kleidungsvorschriften und Verhaltensregeln für den Turnierbetrieb des nordamerikanischen
Tischfußballs festlegte (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 7f).
Über zehn Jahre lang wurden daraufhin in den Vereinigten Staaten Turniere und
Wettkämpfe mit ansehnlichen Gewinnsummen ausgetragen. Hervorzuheben ist dabei die
Quarter Million Dollar Professional Soccer Tour aus dem Jahre 1975. Bei dieser Turnierserie
wurde über den Zeitraum von 32 Wochen wöchentlich eine andere Stadt als Austragungsort
eines Turniers gewählt. Ein sehr hohes Preisgeld bot das Tournament Soccer Spectacular von
1977, bei dem unter den teilnehmenden Spielern insgesamt 500.000 Dollar ausgespielt
wurden. Manche Spieler kündigten für derartige Turnierserien sogar ihre Arbeit, folgten den
Turnieren per Auto und lebten in diesem Zeitraum von ihren wöchentlichen Gewinnen (vgl.
Lott & Brainard 1980, S. 9f). Einen Höhepunkt dieser Entwicklung aber fand sich in der
Million-Dollar-Tour. Diese umfangreiche Turnierserie, die, von 1978 bis 1979, ganze 18
Monate umfasste, bot ein Preisgeld von insgesamt einer Million Dollar und lockte erstmals
auch europäische Profispieler in die USA (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 14). Nur ein Jahr
später wurde daraufhin eine zweite, zwölfmonatige Million-Dollar-Tour veranstaltet, die
neben Turnieren in Nordamerika auch Wettkämpfe in sieben europäischen Staaten einbezog.
Höhepunkt dieser Tour war die World-Championship-Finalrunde, bei der alleine ein Preisgeld
von 250.000 Dollar auf dem Spiel stand (vgl. Lott & Brainard 1980, S. 19). Der Tischfußball
erlangte in dieser Zeit weltweit Popularität, sodass sich Spieler aus der ganzen Welt auf
Die Grundlagen des Tischfußballs
9
hochdotierten Wettkämpfen begegneten. Als Folge dieser erfolgreichen Turnierserien
erschien 1981 der Tischfußball auch in den amerikanischen Kinosälen. Durch den Spielfilm
Long Shot wurde dabei mit gut fotografierten Turnierszenen das Wettkampfgeschehen in den
USA veranschaulicht.10
Einen gewaltigen Rückgang dieser beeindruckenden Entwicklung erlebte der Tischfußball
Mitte der 80er-Jahre. Die ersten Videospiele eroberten in dieser Zeit den Spielmarkt und
schon bald hatten Spiele wie Pac-Man und Space Invaders den Tischfußball weitgehend aus
den öffentlichen Spielhallen verdrängt. Nur noch eine kleine Gruppe Sympathisanten führten
in der Folgezeit das Turnierspiel am Holztisch fort. Erst mit der Gründung der United States
Table Soccer Association (USTSA) im Jahre 1988 erlebte der professionelle Tischfußball in
den Vereinigten Staaten eine Neubelebung. Der Verband spielte auf einem einheitlichen
offiziellen Turniertisch und konnte sich schnell auf ganz Nordamerika ausweiten. Seine
Mitgliederzahl wuchs rasant auf über 20.000 aktive Spieler und der Tischfußball fand
allmählich wieder Einzug in Spielhallen, Bars, universitäre Gebäude und Sozialzentren (vgl.
Lee 2002, S. 4).
Dennoch mangelte es an einer überstaatlichen internationalen Organisation, die den
separaten Tischfußballverbänden weltweit eine einheitliche Organisationsstruktur verlieh und
internationale Wettkämpfe koordinierte. Aus diesem Grund erarbeiteten Belgien, China,
Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und die USA gemeinsam
einheitliche Statuten für einen weltweiten Dachverband. Am 16. August 2002 wurde
daraufhin der internationale Tischfußballverband ITSF (International Table Soccer
Federation) gegründet und am 26. August 2002 nach französischem Recht als gemeinnützige
Organisation deklariert.11
Heute ist die ITSF der weltweite Dachverband von 64 Mitgliedsnationen mit einer
Mitgliederzahl von insgesamt rund einer Million aktiven Tischfußballspielern (Stand 2011).12
Die Hauptziele der ITSF bestehen in der Förderung und Entwicklung der internationalen
Strukturen des Tischfußballs. In diesem Zusammenhang wurde im Januar 2006 das offizielle
Regelwerk der ITSF verabschiedet, das seitdem auf internationalen Turnieren Anwendung
findet (vgl. Kesting & Platschke 2009, S. 37). Darüber hinaus verfolgt die ITSF das Ziel den
Tischfußball weltweit populärer zu machen und als anerkannte Sportart zu etablieren (vgl.
Kesting & Plaschke 2009, S. 29). Durch die Zusammenarbeit mit Medien und Sponsoren
10
Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/history.php (Zugriff am 13.04.2011).
Vgl. http://www.table-soccer.org/itsf/history_and_goals.php (Zugriff am 21.03.2011).
12
Vgl. http://www.table-soccer.org/members/ (Zugriff am 10.05.2011)
11
Die Grundlagen des Tischfußballs
10
fördert die ITSF Sportethik und den Gedanken des Fairplay.13 Im Jahre 2008 wurden von der
ITSF fünf Tischfußballmodelle als offizielle ITSF-Turniertische für internationale Turniere
zugelassen. Seitdem werden auf den ITSF-zertifizierten Modellen auch die offiziellen
Weltmeisterschaften (World Cup) ausgetragen.14 Die Tischfußballweltmeisterschaften sollten
ursprünglich im Vierjahresrhythmus, parallel zu den FIFA Weltmeisterschaften, stattfinden,
werden aber seit Januar 2009 jährlich durchgeführt. Die erste offizielle Weltmeisterschaft des
ITSF wurde am 25. Mai 2006 in Hamburg, Deutschland, ausgetragen.15
Die offiziellen Turniermodelle der ITSF sowie des DTFB sollen im folgenden Kapitel
genauer präsentiert werden. Ergänzend wird dabei ein Überblick der Entwicklung des
Tischfußballspielgerätes allgemein und speziell in Deutschland geschaffen.
2.3 Präsentation verschiedener Tischfußballmodelle
Angefangen bei Thorntons englischem Urtischmodell wurden die Tischfußballgeräte im
Verlauf des letzten Jahrhunderts stetig modifiziert und weiterentwickelt. Heutzutage werden
auf der ganzen Welt diverse Tischfußballmodelle hergestellt, die sich jeweils durch
länderspezifische Spieleigenschaften oder Besonderheiten auszeichnen. Selbst auf nationaler
Ebene sind in vielen Ländern aufgrund verschiedener Herstellerfirmen die regionalen
Unterschiede der Tischfußballmodelle beachtlich (vgl. Eidenschink 2006, S. 10). So besteht
auch
in
Deutschland
eine
große
Vielfalt
unterschiedlicher
Kickertische,
deren
Erscheinungsbild und Spieleigenschaften sich im Laufe der Zeit stark gewandelt haben.
In den 70er- und 80er-Jahren wurde in Deutschland vor allem auf dem damals weit
verbreiteten Schweizer Modell Kicker, des gleichnamigen Genfer Herstellers gespielt. Die
original Kicker-Tische gehören allerdings heutzutage zu den Auslaufmodellen (vgl. Kesting &
Plaschke 2009, S. 83).
13
Vgl. http://www.table-soccer.org/itsf/ (Zugriff am 08.05.2011).
Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/history.php (Zugriff am 15.03.2011).
15
Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am
13.04.2011).
14
Die Grundlagen des Tischfußballs
11
Abbildung 1: Tischfußballmodell Original Kicker
Quelle: http://forum.tischfussball-online.com/topic5272.html
Im Saarland kommt dagegen im Freizeit- und Turnierbetrieb seit über 40 Jahren das
Tischmodell der Firma Paulus & Paulus GbR zum Einsatz. Dieser traditionelle Kickertisch,
namens Hansberg oder einfach Saarland-Kicker, wird aufgrund der überaus traditionsreichen
und aktiven saarländischen Tischfußballszene auch heute noch im Saarland vorwiegend
bespielt.16
Abbildung 2: Tischfußballmodell Saarland-Kicker
Quelle: http://www.kneipensportler.de/tischfussball/kickertische.php#hansberg
In weiten Teilen der Bundesrepublik ist heute jedoch oftmals das Modell Löwen-Soccer,
des deutschen Herstellers Leonhart anzutreffen (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 85). Dieser
Turniertisch wurde in den 80er- und 90er-Jahren vor allem durch die landesweiten
Turnierserien der Marke NSM-Löwen bekannt.
16
Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/kickertische.php (Zugriff am 22.02.2011).
Die Grundlagen des Tischfußballs
12
Abbildung 3: Tischfußballmodell Löwen Soccer
Quelle: http://www.kneipensportler.de/tischfussball/kickertische.php#loewen
Neben diesen drei anfänglichen Tischmodellen wurden in Deutschland im Laufe der Zeit
durch eine Vielzahl von Herstellerfirmen weitere, verschiedenartige Tischkicker produziert
und vertrieben. Mit dem Erfolg des Tischfußballs in den USA begannen auch amerikanische
Unternehmen eigene Kickertische anzufertigen. Dabei standen den Herstellern bei der
Entwicklung eines optimalen Tischfußballmodells oft Profispielern unterstützend zur Seite
(vgl. Lott & Brainard 1980, S. 21). Von diesem Einfluss inspiriert, wurde von der Firma
Valley-Dynamo-International in den 80er-Jahren das richtungsweisende Turniermodell
Tornado hervorgebracht. Der Tornado, dessen Mannschaften im Gegensatz zu den meisten
europäischen Tischfußballmodellen aus jeweils 13 Spielfiguren bestanden, gilt noch heute
aufgrund seines exakten Spielverhalten unter Profispielern als eines der beliebtesten Modelle.
Abbildung 4: Tischfußballmodell Tornado
Quelle: http://www.tornadofoosball.com/Foosball_Tables.html
Die Grundlagen des Tischfußballs
13
Auch heutzutage wird diese Entwicklung fortgeführt und bestehende Turniermodelle
stetig modifiziert und optimiert oder gar neuartige Tischfußballmodelle entwickelt. Vor allem
durch das Interesse der Werbeindustrie am Tischfußball in den letzten Jahren entstand ein
lukrativer Markt für Herstellerfirmen.17 Ein eindrucksvolles Beispiel für die derzeit
dynamische Entwicklung im Tischfußball ist das Modell Fireball der Müller & Mann GbR
aus Deutschland. Konzipiert wurde der Fireball von zwei deutschen Spitzenspielern im Jahre
2006 mit dem Ziel alle Spielstile optimal zu unterstützen. Durch die Produktionsauslagerung
nach China entstand so ein hochqualitatives und preisgünstiges Turniermodell, das seit 2010
als ITSF-recognized-table zu den weltweit hochqualifiziertesten Tischfußballmodellen zählt.
Abbildung 5: Tischfußballmodell Fireball
Quelle: http://www.kneipensportler.de/tischfussball/kickertische.php#tornado
Diese große Anzahl unterschiedlicher Tischfußballmodelle auf der ganzen Welt erschwert
jedoch eine Vergleichbarkeit und Chancengleichheit der Spieler auf nationaler sowie
internationaler Ebene. Um eine Vergleichbarkeit der internationalen Spieler auf weltweiter
Ebene zu gewährleisten, hat es sich der Weltverband ITSF zur Aufgabe gesetzt, ein weltweit
standardisiertes Regelwerk auf der Grundlage offizieller Turniertische zu schaffen.18 Zu
diesem Zweck wurden von der ITSF im Jahre 2008 fünf Tischfußballhersteller als offizielle
Partner für internationale Turniere ausgewählt. Die ITSF-zertifizierten Tischfußballmodelle
dieser fünf Firmen wurden zunächst für die höchstrangigen internationalen Turniere
verwendet.19 Als World Championships Series (WCS) bezeichnet, wird dabei eine
Turnierserie, bei der pro Jahr Turniere stattfinden, die jeweils auf einem der ITSF-
17
Vgl. http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=30 (Zugriff am 10.04.2011).
Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/vereine.php (Zugriff am 13.04.2011).
19
Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/vereine.php (Zugriff am 01.04.2011).
18
Die Grundlagen des Tischfußballs
14
zertifizierten Tischmodelle ausgetragen werden. Den Abschluss dieser Turnierserie stellte die
Weltmeisterschaft der ITSF dar, die auf allen fünf offiziellen Tischen gleichzeitig ausgetragen
wurde. (vgl. ITSF 2010, S. 4)
Die fünf offiziellen Turniertische des ITSF sind aktuell der World Champion der Firma
Garlando aus Österreich und Italien, der Tornado der Firma Valley-Dynamo-International
aus den USA, der Bonzini ITSF B90 der Firma Babyfoot-Bonzini aus Frankreich, der Roberto
Sport Pro Winner der Firma Roberto Sport aus Italien20, sowie der Leo Professional der Firma
Leonhart aus Deutschland.21 Darüber hinaus werden bei nachrangigen internationalen
Wettkämpfen die Modelle Deutscher Meister, Eurosoccer, Fireball, Goldstar, Jupiter,
Kicker, Leonhart, Löwen-Soccer, Rosengart, SardiSport und Warrior genutzt.22
In Deutschland sind seit 2011 für den nationalen Turnierbetrieb insgesamt neun
Tischmodelle zugelassen. Die ursprüngliche Anzahl von zwei offiziellen Turniertischen
wurde aufgrund der hohen Anzahl qualitativer Hersteller für Tischfußballgeräte in
Deutschland auf neun erhöht. Die anerkannten Turniermodelle sind der Bonzini ITSF B90 der
Firma Bonzini Babyfoot aus Frankreich, der Leo Tournament und der Leo.Soccer Tournament
der Firma Leonhart, der Lettner Coupé und der Lettner Evolution der Firma Lettner, der
Tecball Tournament und der Tecball ML Porfessional der Firma Lehmacher sowie der
Ullrich-Kicker Pro-Sport und der Ullrich-Kicker Tournament der Firma Ullrich-Sport. Als
Gründungsmitglied des ITSF unterstützt der DTFB damit den vielseitigen Spielmodus des
Weltverbandes. Gleichzeitig bemüht sich der deutsche Bundesverband um eine zielführende
und faire Zusammenarbeit mit allen nationalen Tischherstellern (vgl. DTFB 2011, S. 3). Da
jedoch jedes Tischfußballmodell bestimmte Charaktereigenschaften besitzt, sind engagierte
Tischfußballspieler danach bestrebt, möglichst viele unterschiedliche Tische zu beherrschen.
Um weltweit erfolgreich zu sein, müssen sich Spitzenspieler jedoch auf allen Modellen
behaupten können (vgl. Taylor 2009, S. 137).
Vergleichbar mit den weltweit unterschiedlichen Tischmodellen sind auch die jeweiligen
Bezeichnungen für den Tischfußball, teilweise auch innerhalb Deutschlands, sehr heterogen.
Regional haben sich dabei im Laufe der Jahre verschiedene Sonderbezeichnungen
20
Vgl. http://www.kickertisch.org/tischkicker-kicktertische.html (Zugriff am 10.04.2011).
Vgl. http://www.table-soccer.org/partners/leonhart.php (Zugriff am 27.04.2011).
22
Vgl. http://www.foosballtable.in/index.php/home-foosball-table-india/foosball-history (Zugriff am
10.04.2011).
21
Die Grundlagen des Tischfußballs
15
herausgebildet, die außerhalb des jeweiligen Sprachgebietes eher unbekannt sind.23 Neben
dem, im deutschsprachigen Raum weit verbreiteten, Kickern wird in Norddeutschland auch
der Begriff Klackball verwendet. In Süddeutschland hingegen, vor allem in der Pfalz, wird
der Tischfußball herkömmlich als Hackersche bezeichnet und im westlichen Saarland hat sich
der Name Knack eingebürgert. Eine regionale Ausnahme bei der Namensgebung stellt die
Region Hannover dar, in der Tischfußball als Krökeln bezeichnet wird. Dieses Synonym leitet
sich von der ursprünglichen hannoveranerischen Bezeichnung Krökel für eine Eisenstange ab
und ist nur in dieser Region gebräuchlich. In der Schweiz wird der Tischfußball gewöhnlich
mit Töggeli oder Tschütteli bezeichnet und die Österreicher kennen das Spiel generell unter
dem Begriff Wuzln, während im Bundesland Kärnten der slawische Ursprung Ballankan
bevorzugt wird. Im englischsprachigen Raum wird allgemein von table soccer oder table
football gesprochen, wobei in den USA und Kanada eher das deutschstämmige Wort foosball
benutzt wird (vgl. Kesting & Plaschke 2009, S. 17).
Zur Vereinheitlichung dieser regionsabhängigen Namenvielfalt bei der Außendarstellung
des Tischfußballs wurde vom DTFB die offizielle Bezeichnung Drehstangen-Tischfußball
geschaffen. Gleichzeitig wird der Drehstangen-Tischfußball durch diese Bezeichnung als
eigenständiger Bereich von anderen Tischfußballspielen wie Tipp-Kick oder Subbuteo
abgegrenzt.
Welche Aufgaben und Ziele der DTFB im Einzelnen verfolgt und wie durch diesen der
Tischfußball in Deutschland generell organisiert wird, soll im folgenden Kapitel näher
erläutert werden.
23
Vgl. http://www.kickertische.org/sonstiges.html (Zugriff am 22.04.2011).
Tischfußball in Deutschland
16
3 Tischfußball in Deutschland
„Wir kommen ursprünglich aus der Konsumentenecke der Gastronomie,
werfen Geld in einen Automaten und wollen etwas dafür haben.
Diese Denke macht den Vereinsaufbau schwierig.“
(Klaus Gottesleben, Präsident des DTFB e.V.)
Die Ursprünge des deutschen Tischfußballs sind in Spielhallen, Wirtshäusern und Lokalen zu
finden. Ein Ausschnitt dieser kneipenverbundenen Tischfußballszene wurde 1998 in dem
deutschen Spielfilm Absolute Giganten von Sebastian Schipper porträtiert. Der Film widmet
etwa zwölf seiner 78 Minuten Spielzeit einem Kickerduell zwischen den drei Protagonisten
und den fiktiven lokalen Kickergrößen der Stadt Hamburg. Durch eher ungewöhnliche
Kameraeinstellungen, die Schipper auch im Spielgerät selbst stattfinden lässt, und stark
überzeichnete Spielercharaktere gelingt es dem Regisseur die Atmosphäre eines solchen
Kneipen-Tischfußballspiels authentisch darzustellen.24
Abbildung 6: Kickerszene aus dem Spielfilm Absolute Giganten
Quelle: http://www.fanartisch.de/?s=absolute+giganten&submit=Los
Der Film skizziert dabei ein grobes Spielgeschehen, bei dem mit teilweise unfairen
Spielmethoden um einen hohen Geldbetrag gespielt wird. Eine ähnliche Form des
Tischfußballs, die überwiegend in verrauchten Eckkneipen oder Jugendclubs ausgetragen
wurde, beschreibt auch Scharr (2006) in Vom Kneipenmief zum Szenetrend. Meist in
24
Vgl. http://www.fanartisch.de/news/kickern-absolute-giganten/ (Zugriff am 24.03.2011).
Tischfußball in Deutschland
17
geschlossenen Gesellschaften gespielt, fand dabei nur Zutritt und Anerkennung, wer das Spiel
schon zumindest einigermaßen beherrschte (vgl. Scharr 2006, S. 121). Cineastisch
unterstreicht der Film die draufgängerische, geradezu rücksichtslose Spielweise mancher
Kneipenkickerspieler, die von Hesse & Höfer auch als Rock ´n´ Roll-Faktor eines rustikalen
Kneipen-Kickers beschrieben wird (Hesse & Höfer 2006, S. 117). Auf diese Weise wird ein
eher unsportliches Bild der Tischfußballkneipenszene in Deutschland präsentiert.
Mit Beginn der 60er-Jahre entwickelte sich jedoch die ursprüngliche Funktion des
Tischfußballs als Unterhaltungsmedium in der verruchten Kneipe (Hofmann 2006, S. 12)
zunehmend in eine leistungsorientierte Richtung. Durch die steigende Motivation der Spieler
veränderten sich auch die Taktik, Technik und das Spielgerät selbst (vgl. Molkenthin &
Tekook 1993, S. 6). Die deutschen Tischfußballspieler organisierten sich zunächst in
voneinander unabhängigen Vereinen, die sich jedoch innerhalb weniger Jahre zu
überregionalen Landesverbänden zusammenschlossen. Regionale Schwerpunkte dieser
Entwicklung lagen dabei hauptsächlich in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen
und dem Saarland. Der erste landesweite Vergleich der deutschen Tischfußballspieler fand im
Jahre 1967 in der Stadt Braunlage im Harz statt. Auf Initiative der Bild-Zeitung wurde hierfür
ein als Deutsche Meisterschaft betiteltes Turnier veranstaltet. Unerwarteterweise erschienen
zu diesem bundesweiten Turnier scharenweise tischfußballbegeisterter Jugendlicher aus allen
Teilen
Deutschlands,
die
erstmals
das
Ausmaß
bereits
bestehender
deutscher
Tischfußballvereine und aktiver Spieler erkennen ließen. Um eine Organisationsstruktur für
diese Vereine zu schaffen, wurde 1969 zur Gründung eines bundesweiten Dachverbandes
aufgerufen. Noch im selben Jahr entstand der Deutsche Tischfußballbund (DTFB). Daraufhin
wurden in Deutschland regelmäßig Tischfußballmeisterschaften veranstaltet. Am Ende der
Saison trafen sich fortan die beiden besten Teams der jeweiligen Landesverbände, um einen
deutschen Mannschaftsmeister zu ermitteln. Ein großes Problem dabei bestand jedoch in der
Ungleichheit regional bevorzugter Tischfußballmodelle. Um eine Chancengleichheit auf den
überregionalen Turnieren des DTFB zu gewährleisten, hatte daher jedes Team die
Möglichkeit einen eigenen Tisch mitzubringen. Die erste derartige bundesweite Meisterschaft
wurde im Jahre 1978 ausgetragen. Darüber hinaus wurde eine Bundesliga installiert, bei der
nur auf dem Original Kicker gespielt wurde.25
Aufgrund zahlreicher deutscher Herstellerfirmen für Tischfußballgeräte wurden in
Deutschland lange Zeit verschiedenartige Tischfußballmodelle entwickelt und angeboten.
25
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=30 (Zugriff unter am
15.04.2011).
Tischfußball in Deutschland
18
Darüber hinaus war es jahrzehntelang üblich, dass jeder Tisch-Hersteller zu Werbezwecken
eigene Meisterschaften veranstaltete.26 Diese Wettkämpfe wurden jedoch unabhängig von den
bundesweiten Meisterschaften des DTFB organisiert, sodass durchaus gleichzeitig mehrere
aktuelle „Deutsche Meister“ im Tischfußball existierten. Aus diesem Grund wurden in den
80er- und 90er-Jahren auch die jährlichen Abschlussturniere der Löwen-Turnierserien als
„Deutsche Meisterschaft“ tituliert. Organisiert wurden diese überregionalen Turnierserien von
dem Spielautomatenhersteller NSM-Löwen, deren Abschlussturnier im mittelrheinischen
Bingen, dem Hauptsitz der Firma, ausgetragen wurde. Die Löwen-Turnierserien zogen auch
viele gute Spieler aus den Nachbarländern an und waren maßgeblich an der
Tischfußballentwicklung in Deutschland beteiligt.27 Im Jahre 2000 beschloss jedoch der
Hersteller Löwen diese Veranstaltungen einzustellen.
In Spielerkreisen bestand allerdings ein großes Interesse weiterhin überregionale
Turnierserien zu veranstalten. Aus diesem Grund gründeten daher nur kurze Zeit später, am
08. April 2001, einige engagierte Spieler den eingetragenen Verein Players 4 Players
Tischfußballvereinigung (P4P). Auf ehrenamtlicher Basis und in Eigenregie organisierten die
Gründungsmitglieder anschließend eigene Turniere von Spielern für Spieler. Das Konzept der
P4P besteht dabei in großen und gutdotierten Turnieren für viele Spieler, die in verschiedene
Spielmodi und Spielerklassen unterteilt werden.28 Heutzutage werden von der P4P jährlich
zirka zehn derartiger Tischfußballturniere in Deutschland organisiert. Finanzgrundlage des
Vereins bilden die Jahresbeiträge der rund 800 Mitglieder (Stand 2005)29, sowie die
Einnahmen aus Startgeldern, Spenden und Sponsorengeldern. Überschüsse werden wieder
vollständig in Form von Preisgeldern an die Spieler „zurückgezahlt“. Die „Deutsche
Meisterschaft“ der P4P stellt den alljährlichen Höhepunkt der Turnierserien dar, bei dem unter
den Teilnehmern insgesamt rund 30.000 Euro an Preisgeld ausgespielt wird.30
Mit P4P und DTFB existieren in Deutschland somit zwei große Verbände, die jährlich
„Deutsche
Meisterschaften“
veranstalten
und
unabhängig
voneinander
„Deutsche
Meistertitel“ verleihen. Beide Verbände verfolgen jedoch durch ihre Turnierveranstaltungen
unterschiedliche Interessen. Die P4P sieht ihre Stärke in der Organisation von großen
Turnieren31 und verfolgt das Ziel den Tischfußball in Deutschland allgemein, insbesondere
26
Vgl. http://www.zweifuenfdrei.de/artikel_interviews/articles/visionen-der-vereinheitlichung.html (Zugriff am
22.04.2011).
27
Vgl. http://www.kickertisch.org/kickern-geschichte.html (Zugriff am 22.04.2011).
28
Nähere Informationen unter http://www.players4players.de/Turniere.171.0.html (Zugriff am 07.05.2011).
29
Vgl. http://www.players4players.de/Historie.117.0.html (Zugriff am 11.05.2011)
30
Vgl. http://www.players4players.de/Historie.117.0.html (Zugriff am 22.04.2011).
31
Vgl. http://www.zweifuenfdrei.de/artikel_interviews/articles/unsere-staerke-sind-grosse-turniere.html (Zugriff
am 22.04.2011).
Tischfußball in Deutschland
19
durch die Veranstaltung von spielerorientierten, gutdotierten Turnierserien zu fördern.32 Der
DTFB ist dagegen, als nationaler Dachverband, um die Organisation und den Aufbau von
Vereins- und Ligastrukturen bemüht, mit der Absicht seine Mitglieder in der Öffentlichkeit zu
repräsentieren.33 Das Hauptziel des Verbandes liegt dabei in der formalen Anerkennung des
Tischfußballs als Sport durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Diese
verschiedenartigen Zielvorstellungen sind unter anderem Ursache bestehender Diskrepanzen
im deutschen Tischfußball.34
Um einen präziseren Einblick in die Vereins- und Ligastrukturen des organisierten
Tischfußballs in Deutschland zu erhalten, soll im folgenden Kapitel die Verbandsstruktur des
DTFB dargestellt werden. Dabei werden zunächst die Struktur und die Aufgabenfelder des
Dachverbandes erläutert. Zudem werden Zielsetzungen und Konzepte des DTFB thematisiert
um weiterführend auf aktuelle Entwicklungen innerhalb des Verbandes sowie des
Tischfußballs in Deutschland generell einzugehen.
3.1 Der Deutsche Tischfußballbund e.V.
Der Deutsche Tischfußballbund ist ein eingetragener Verein und der Bundesverband für den
organisierten
Tischfußball
in
Deutschland.
Als
Dachverband
der
deutschen
Landestischfußballverbände vertritt der DTFB die gemeinschaftlichen Interessen seiner
Mitglieder gegenüber der Öffentlichkeit (vgl. DTFB 2007, S. 6). Gegründet wurde der DTFB
in Verbindung mit der dritten deutschen Tischfußballmeisterschaft am 20. Juni 1969 in der
Mannheimer Carl Diem-Halle.35 Als Mitbegründer des ITSF zählt der DTFB seit 2002 als
vollwertiges Mitglied zum Weltverband des Tischfußballs. Der Vereinszweck des DTFB
besteht laut §2 seiner Satzung darin, „die Förderung des Tischfußballsports im Rahmen der
Leibesübungen nach besten Kräften zu pflegen, zu fördern und seinen ideellen Charakter zu
wahren.“
Der DTFB besteht aus zwölf Landesverbänden mit 279 Tischfußballvereinen und
insgesamt 5.666 aktiven Mitgliedern (DTFB 2010, S. 7). Zu den Hauptaufgaben des
Dachverbandes gehört die Organisation des deutschen Tischfußballbetriebes durch
Ausrichtung von Meisterschaften und Länderkämpfen (vgl. DTFB 2007, S. 4). Darüber
32
Vgl. http://www.tfboe.org/phpBB2/viewtopic.php?f=2&t=1250&sid=9784c7e4ba019845f99bf6f7a70a1fb2
(Zugriff am 24.04.2011).
33
Vgl. http://www.kneipensportler.de/tischfussball/vereine.php (Zugriff am 22.04.2011).
34
Für weitere Erläuterungen dieses Themas siehe: „Standardisierungskonflikte im Tischfußball“, Heynen 2010
35
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=30 (Zugriff am
22.04.2011).
Tischfußball in Deutschland
20
hinaus ist der DTFB in Zusammenarbeit mit der ITFS auch an der Organisation
internationaler Wettkämpfe beteiligt. Alle Vorstandsmitglieder des DTFB werden für zwei
Jahre gewählt und arbeiten auf ehrenamtlicher Basis (DTFB 2010, S. 6). Erster Vorsitzender
ist derzeit Klaus Gottesleben.
Abbildung 7: Struktur des Deutschen Tischfußballbund e.V.
Quelle: http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=30
An der Spitze der rund 300 deutschen Tischfußballvereine stehen die nationalen Ligen.
Vertreten sind die ersten beiden Herren-Bundesligen mit jeweils 24 Vereinen, die FrauenBundesliga mit 16 Vereinen sowie die seit 2011 bestehenden Senioren-Bundesliga mit 12
Vereinen und die Junioren-Bundesliga mit 24 Vereinen.36 Seit 2011 werden diese
Bundesligen organisatorisch aus dem DTFB ausgegliedert. Mit diesem Beschluss folgt der
deutsche Tischfußballbund e. V. dem Vorbild vieler etablierter Sportarten und passt sich den
zeitgemäßen Strukturen an. Als eigenständige nationale Ligaorganisation leitet fortwährend
die Deutsche Tischfußballliga (DTFL) sämtliche Tischfußball-Bundesligen in Deutschland.
36
Vgl. http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=636:mitgliederversammlung-beschliesstgruendung-der-dtfl&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 22.04.2011).
Tischfußball in Deutschland
21
Die DTFL agiert als Unterorganisation des DTFB mit eigenen Ordnungen und ist zuständig
für alle organisatorischen Angelegenheiten der Bundesligen. Durch die Autonomie der DTFL
im Bundesligaspielbetrieb wird so die erforderliche Flexibilität erreicht, um die Entwicklung
der Bundesligen weiter zu fördern. Auf diese Weise steht auch den teilnehmenden Vereinen
eine größere Möglichkeit der Mitgestaltung offen.
Abbildung 8: Struktur der Deutschen Tischfußballliga
Quelle: http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=636:mitgliederversammlungbeschliesst-gruendung-der-dtfl&catid=1&Itemid=26
Entsprechend der DTFL ist auch die bundesweite Tischfußball-Rangliste des DTFB
(DTFB-Rangliste) in Herren-, Damen-, Junioren- und Damen-Riegen unterteilt. Die
Ermittlung der Ranglistenpunkte setzt sich dabei aus sogenannten Challenger-Turnieren
zusammen, die deutschlandweit gespielt werden. Während der Saison besteht für jeden
Tischfußballverein des DTFB die Möglichkeit, sich bei den zuständigen Landesverbänden für
die Austragung eines Challenger-Turniers zu bewerben.37 Neben diesen Challenger-Turnieren
fließen auch die Ergebnisse aller internationalen Weltranglistenturniere, die auf deutschem
Boden ausgetragen werden, in die DTFB-Rangliste ein. Am Ende der Saison qualifizieren
sich die jeweiligen Ranglistenbesten für die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften.38
Die Sieger der Deutschen Meisterschaften qualifizieren sich wiederum für die TischfußballWeltmeisterschaften unter Leitung der ITSF (vgl. DTFB 2010, S. 11). Mit rund 50 Turnieren,
die in den Jahren 2009 und 2010 in die nationalen Ranglisten einflossen, ist die DTFBRanglistentour in Deutschland eine der größten nationalen Turnierserien weltweit (vgl. DTFB
2010, S. 13). Unabhängig von der DTFB-Rangliste wird in Deutschland von der P4P
zusätzlich eine eigene Rangliste geführt.39
37
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=679:vereinheitlichung-derchallenger-turniere-&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 22.04.2011).
38
Vgl. http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=211&Itemid=109 (Zugriff am
22.04.2011).
39
Vgl. http://www.ntfv.de/dcms/index.php?option=com_content&view=article&id=129:erklaerungen-zu-denverschiedenen-ranglisten&catid=1:aktuelle-nachrichten&Itemid=66 (Zugriff am 22.04.2011).
Tischfußball in Deutschland
22
3.2 Stützpunktvereine und Leistungszentren
Als junge und dynamische Organisation ist der DTFB darin bestrebt den Tischfußball in der
Öffentlichkeit positiv zu präsentieren und versteht sich als „kompetenter Dienstleister für den
Sport in Deutschland“ (DTFB 2010, S. 3). In diesem Zusammenhang verfolgt des DTFB
sportlichen Prinzipien40 und steht für „Zusammenwirken und Gemeinschaft, für Demokratie,
Gleichberechtigung, Fairness und Freiwilligkeit“. Darüber hinaus wird im Sinne des
Olympischen Gedankens die Förderung von internationaler Begegnung und Freundschaft
angestrebt (vgl. DTFB 2011, S. 4). Gleichzeitig wird vom DTFB insbesondere das Ziel
verfolgt die Entwicklung eines kinder- und jungendorientierten Sports zu fördern (vgl. DTFB
2010, S. 15).
Zu diesem Zweck wurde vom DTFB das Konzept Stützpunktvereine Jugend entwickelt,
das eine bundesweite, vernetzte Jugendarbeit realisieren soll.41 Diese Stützpunktvereine
„zeichnen sich durch eine besonders sorgfältig konzipierte und qualitativ hochwertige, auf das
Klientel zugeschnittene Arbeit aus“ (DTFB 2010, S. 5). Durch eine Einteilung der Spieler in
homogene Altersgruppen soll hierbei ein altersgerechtes Training und ein regelmäßiger
Leistungsvergleich gewährleistet werden. Das Hauptziel der Stützpunktvereine besteht jedoch
darin, durch den Erwerb von tischfußballspezifischen motorischen Fähigkeiten, aber auch
zahlreichen sozialen Schlüsselqualifikationen, die gesamte Identitätsentwicklung junger
Menschen zu fördern. Um diese Entwicklung qualifiziert zu unterstützen, werden vom DTFB
seit 2009 Jugendleiter ausgebildet (vgl. DTFB 2010, S. 3f).
Ein weiteres Konzept des DTFB zur Förderung des Tischfußballsports in Deutschland ist
die Installation von Bundesleistungszentren. Diese speziellen Trainingsräume sollen
leistungsorientierten Spielern optimale Trainingsbedingungen ermöglichen und beste
Voraussetzungen für Wettkampfvorbereitungen bieten. Für eine bundesweite Vernetzung
strebt der DTFB die Installation von mindestens einem Leistungszentrum pro Bundesland an.
Die Leistungszentren werden dabei nach bestimmten Kriterien des DTFB ausgerichtet und
von den jeweiligen Landesverbänden und den zuständigen Vereinen betrieben (DTFB 2010,
S. 14). Auch die deutsche Tischfußball-Nationalmannschaft trainiert unter Betreuung des
DTFB in diesen Leistungszentren. Seit Januar 2009 besteht das Team aus einer separaten
Herren- und Damenmannschaft, die auf internationalen Wettkämpfen und der jährlich
40
Bezüglich „Soziabilität im Sport“ vgl. Heinemann 1983, S. 212.
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=373&Itemid=125 (Zugriff am
24.04.2011).
41
Tischfußball in Deutschland
23
stattfindenden Weltmeisterschaft antreten.42 Sowohl in der Herren-, als auch in der Damenund Senioren-Weltrangliste ist Deutschland derzeit Tabellenerster (Stand 2011).43
3.3 Tischpartnerschaften und Tischkommission
Ein erklärtes Ziel des DTFB ist die Anerkennung des Tischfußballs in Deutschland als
Sportart. Grundvoraussetzungen für die Sportanerkennung sind jedoch einheitliche
Rahmenbedingungen des deutschen Tischfußballs.44 Aus diesem Grund verfolgt der DTFB,
neben der Förderung der Jugendarbeit und der Optimierung der Trainingsbedingungen für
Profispieler, das grundlegende Ziel einheitliche Spielsysteme und Spielgeräte zu schaffen.
Um den Einsatz von homogenem Material im offiziellen Tischfußballturnierbetrieb in
Deutschland zu gewährleisten, wurden daher von dem DTFB die Konzepte der
Tischpartnerschaft und der Tischkommission entwickelt.
Das Konzept der Tischpartnerschaft wurde vom DTFB erstmals im Jahre 2006 entworfen.
Mit einer offiziellen Norm für Turniertische wurden dabei verbindliche Leistungskriterien
festgelegt, auf deren Basis die Hersteller das Material für Bundesligen und Meisterschaften
produzierten sollten.45 Auf der Grundlage dieser Tischnorm wurde daraufhin im Jahre 2008
mit den Herstellern Lehmacher und Leonhart eine Tischpartnerschaft eingegangen. Auf diese
Weise standen für den offiziellen Turnierbetrieb in Deutschland einheitliche Tischmodelle zur
Verfügung, die auf bundesweiten Wettkämpfen eine präzisere Vergleichbarkeit der
Teilnehmer ermöglichten. Die einheitlichen Maße und Spieleigenschaften der genormten
Tische führten zusätzlich zu besseren Trainings- und Turnierbedingungen, da sich die Spieler
ohne größere Umstellungen auf verschiedene Tischmodelle untereinander messen konnten.46
Aufgrund der steigenden Anzahl von Tischherstellern und den schnell wachsenden
Strukturen des deutschen Tischfußballs, wurde das bestehende Tischpartnerschaftsmodell am
1. März 2011 nochmals modifiziert. Eine grundsätzliche Modifikation bestand dabei in der
Angleichung des Partnerschaftsmodells des DTFB an den Multi-Table-Spielmodus des
ITSF.47 Neben den Tischfußballmodellen der Firmen Lehmacher und Leonhart wurden daher
42
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=28&Itemid=48 (Zugriff am
22.04.2011).
43
Vgl. http://www.table-soccer.org/rankings/ (Zugriff am 22.04.2011).
44
Vgl. http://www.zweifuenfdrei.de/artikel_interviews/articles/visionen-der-vereinheitlichung.html (Zugriff am
24.04.2011).
45
Vgl. http://www.kickerbau.org/kickerbau-masze-dtfbnorm.html (Zugriff am 30.03.2011).
46
Vgl. http://www.kickerbau.org/kickerbau-masze-dtfbnorm.html (Zugriff am 30.3.2011).
47
Nach dem Multi-Table-Spielmodus der ITSF sind für internationale Turniere offiziell fünf Tischmodelle
zugelassen. Nähere Informationen unter: http://www.table-soccer.org/partners/ (Zugriff am 11.05.2011)
Tischfußball in Deutschland
24
noch sieben weitere Turniertische für den Ligabetrieb in Deutschland offiziell zugelassen.48
Mit diesem aktuellen Modell soll allen teilnehmenden Vereinen die Möglichkeit eröffnet
werden, im nationalen Ligabetrieb das gleiche Material zu nutzen, welches auch im
regionalen Ligabetrieb eingesetzt wird. Zu diesem Zweck wählt jeder Verein einen der
zertifizierten Turniermodelle als Heimtisch aus, auf dem alle Heimspiele dieses Vereins
während der kompletten Ligasaison bestritten werden (vgl. DTFL 2011, S. 2). Die
meistgewählten Tischmodelle in der nationalen Turniersaison werden anschließend auch auf
den Deutschen Meisterschaften zur Verfügung gestellt. Für die absolute Mehrzahl der Vereine
besteht somit die Möglichkeit im bundesweiten Turnierbetrieb das gewohnte Tischmaterial zu
nutzen.49 Der DTFB fördert mit diesem modifizierten Tischpartnerschaftsmodell verstärkt die
Zusammenarbeit zwischen Verbänden, Vereinen und Herstellern, um auf diese Weise die
Standardisierung des Tischfußballs in Deutschland zu beschleunigen. (vgl. DTFB 2011, S.5).
Neben
dem
Tischpartnerschaftsmodell
ist
für
die
Gewährleistung
optimaler
Materialbedingungen vom DTFB eine Tischkommission eingerichtet worden. Als Bindeglied
zwischen Tischfußballspieler und den offiziellen Herstellerfirmen befasst sich die
Tischkommission des DTFB mit der Weiterentwicklung turnierfähiger Tischfussballmodelle.
Die Kommission selbst besteht aus vier aktiven Bundesligaspielern, die konstruktive
Verbesserungsvorschläge, Wünsche oder Ideen anderer Spieler sammeln. Ausgehend von
diesen Innovationen werden Lösungen erarbeitet und mit den Tischpartnern über
Materialerneuerungen diskutiert. Vorgenommene Änderungen des Spielmaterials werden von
den Mitgliedern der Tischkommission vor dem produktiven Einsatz abgenommen und mit
dem DTFB abgestimmt. Auf diese Weise wird eine spielerorientierte und praxisbezogene
Zusammenarbeit von aktiven Spielern und Herstellerfirmen ermöglicht.50
3.4 Aktuelle Entwicklungen – Gemeinsam Richtung Sport
Trotz vielseitiger Konzepte des DTFB eine Vereinheitlichung der bestehenden Strukturen im
deutschen Tischfußball zu erreichen, wurde eine Einigung von DTFB und P4P bislang sehr
zurückhaltend behandelt. Überraschenderweise trafen sich jedoch am 13. November 2010 die
Vorstände der P4P und des DTFB in Wiesbaden zu einem konstruktiven Gespräch. Grund
dieses Treffens waren die Verhandlungen über ein zukünftiges Miteinander auf dem Weg des
48
Vgl. http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=39&Itemid=59 (Zugriff am 23.3.2011).
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=39&Itemid=59 (Zugriff am
15.01.2011).
50
Vgl. http://dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=212&Itemid=110 (Zugriff am
17.03.2011).
49
Tischfußball in Deutschland
25
Tischfußballs zu einer anerkannten Sportart. In Anbetracht der derzeitigen Entwicklungen des
deutschen Tischfußballs war das Thema der Verhandlung eine Vereinheitlichung des
Tischfußballturnierbetriebes in Deutschland. Ein gemeinsames Bestreben bestand dabei darin,
den Tischfußball in Deutschland populärer zu machen und seine Außendarstellung zu
verbessern.51 Ziel war es dementsprechend die hemmende Heterogenität zu Gunsten eines
einheitlichen und transparenten Sports aufzulösen (vgl. DTFB 2011, S. 4).
Nach einer mehrstündigen Diskussion wurden schließlich eine Reihe erfolgreicher
Einigungen für eine beginnende Zusammenarbeit der beiden Verbände beschlossen. Um ein
bundesweit einheitliches Turniersystem zu fördern, wurde sich auf eine Annäherung der
Regelwerke sowie der bevorzugten Tischmodelle nach dem Vorbild des ITSF geeinigt.52
Darüber hinaus wurde beschlossen eine gemeinsame deutsche Nationalmannschaft
aufzustellen. Dieses Team wird sowohl aus Spielern der P4P als auch der DTFB bestehen und
Deutschland künftig auf internationalen Wettkämpfen vertreten. Betreut wird die
Nationalmannschaft dabei durch den DTFB. Für eine positive Präsentation in den Medien
wurde der Entschluss gefasst, Mitte des Jahres 2011 ein gemeinsames Wohltätigkeitsturnier
zu organisieren, das sowohl Profi- als auch Amateurspieler ansprechen soll. Im Rahmen des
Jugendbereiches wurde ebenfalls eine Zusammenarbeit vereinbart und dem DTFB die
Unterstützung der P4P bei der Förderung der Jugendarbeit zugesichert.53
Um den Tischfußball in Deutschland weiter voranzutreiben und bekannter zu machen,
wurde als erste gemeinsame Handlung von P4P und DTFB im Jahre 2011 eine nationale
Breitensport-Turnierserie organisiert. Diese Veranstaltung trägt den Titel Tischfußball DYPTour und wird über den Zeitraum eines Jahres stattfinden.54 Vor allem Hobby- und
Freizeitspieler, die bisher noch keinen Einblick in die organisierten Tischfußballstrukturen in
Deutschland erhielten, sollen durch diese Veranstaltung angesprochen werden.55 Die DYPTour wird landesweit in Form von kleinen lokalen Turnieren veranstaltet und ist somit
vergleichbar mit den erfolgreichen Löwen-Turnierserien aus den 90er-Jahren. Aus den
Ergebnissen der einzelnen Lokalturnieren wird eine separate, bundesweite Rangliste
51
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=670:dtfb-und-p4p-gemeinsamrichtung-sport&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 24.04.2011).
52
Vgl. http://www.zweifuenfdrei.de/artikel_interviews/articles/unsere-staerke-sind-grosse-turniere.html (Zugriff
am 15.04.2011).
53
Vgl. http://www.tfboe.org/phpBB2/viewtopic.php?f=2&t=1250&sid=9784c7e4ba019845f99bf6f7a70a1fb2
(Zugriff am 24.04.2011).
54
Weitere Informationen unter http://www.dyp-tour.de/ (Zugriff am 26.04.2011).
55
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=670:dtfb-und-p4p-gemeinsamrichtung-sport&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 25.04.2011).
Tischfußball in Deutschland
26
generiert.56 Die 160 besten Spieler dieser Rangliste qualifizieren sich anschließend für die
Finalrunde, in der neben Reisen und Turniertischen auch ein beachtliches Preisgeld
ausgespielt wird. Bei dem Spielmodus DYP (Draw Your Partner) werden nach einem
Zufallsprinzip zwei Doppelpartner zusammengelost, sodass für jeden Spieler die gleichen
Gewinnchancen bestehen.57
Für die Zukunft sind regelmäßige Austauschrunden zwischen P4P und dem DTFB
geplant, um ein weiteres gemeinsames Vorgehen zu koordinieren und mögliche Zielkonflikte
zu verhindern. Überdies steht das Ziel der Anerkennung des Tischfußballs als Sport weiterhin
im Mittelpunkt der Bestrebungen und wird von allen Beteiligten mitgetragen und
unterstützt.58
56
Vgl. http://www.tfboe.org/phpBB2/viewtopic.php?f=2&t=1250&sid=9784c7e4ba019845f99bf6f7a70a1fb2
(Zugriff am 25.04.2011).
57
Weitere Informationen zum Turniermodus unter http://www.dyp-tour.de/39.html (Zugriff am 08.05.2011).
58
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=670:dtfb-und-p4p-gemeinsamrichtung-sport&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 24.04.2011).
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
27
4 Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen für eine Sportanerkennung
„Tischfussball ist Hochgeschwindigkeitsschach!“
(Jim Stevens, ehemaliger Tischfußballspieler und heutiger Sportkommentator)
Auf nationalen und internationalen Turnieren treten Spieler gegeneinander an, die sich
gewöhnlich mit einem intensiven Training auf diese Wettkämpfe vorbereiten. Dabei werden
stundenlang präzise Schuss- und Passtechniken einstudiert und auf diese Weise die HandAugen-Koordination der Spieler optimiert. Neben einer ausgeprägte Geschicklichkeit als
wesentliches Leistungsmerkmal professioneller Spieler (vgl. Benesch 1992, S. 19), erfordert
Tischfußball jedoch auch ein hohes Maß an weiteren motorischen Fähigkeiten (vgl. DTFB
2007, S. 4). Aus diesem Grund bestehen generell große Leistungsunterschiede zwischen
Amateur- und Profispielern. „Normale Kneipenspieler bzw. Hobbyspieler haben selbst gegen
(Trainings-)Neulinge keine realistische Chance. Angesichts der schnellen und präzisen
Schusstechnik und dem Umstand, dass Hobbyspielern meist weder diese Techniken noch
strategische Taktiken bekannt sind, sind Zufallstore die einzige Möglichkeit ein Match zu
gewinnen.“ (DTFB 2007, S. 9)
Die erforderlichen motorischen Fähigkeiten können sich Spieler größtenteils nur durch ein
regelmäßiges spezielles Training aneignen. Tischfußball erfüllt somit ein wesentliches
Merkmal sportlicher Leistung (vgl. Röthig & Prohl 2003, S. 606). Darüber hinaus sind auch neben internationalen - ausgeprägte nationale Organisationsstrukturen des Tischfußballs in
Deutschland existent.
Um die Frage Ist Tischfußball Sport? zu erörtern, soll dieses Thema aus verschiedenen
institutionellen Perspektiven betrachten werden. Einleitend werden daher die generelle
Problematik einer aktuellen umfassenden Sportdefinition sowie die erforderlichen Kriterien
für die offizielle Anerkennung einer Sportart in Deutschland dargelegt. Anschließend sollen
die motorischen Fähigkeiten, die speziell im Tischfußball erforderlich sind, aus
sportwissenschaftlicher Sicht erläutert werden. Zusätzlich wird die Diskussion um die
Anerkennung des Tischfußballs als Sportart vor einem rechtliche Hintergrund dargestellt.
4.1 Probleme einer aktuellen umfassenden Definition des Sportbegriffs
Der Begriff Sport tauchte erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts in England auf. Ausgehend
vom lateinischen Wortstamm deportare = sich vergnügen schließt diese Bezeichnung
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
28
zunächst ein weites Feld von Aktivitäten ein (vgl. Röthig & Prohl 2003, S. 493). Erst in den
folgenden 50 Jahren wurde der Sportbegriff weiter differenziert und stand für eine gewisse
Anzahl bewegungskultureller Aktivitäten, welche in Deutschland zuvor unter Begriffen wie
Gymnastik oder Leibesübungen zusammengefasst worden waren. (vgl. Eisenberg 2003, S.
32f) Ähnlich wie das deutsche Turnen, das letztendlich die Ausbildung eines aristokratischen
„Idealmenschen“ (Begov 1982, S. 157) anstrebte, hatte der englische Sport ursprünglich
„einen ständischen, klassenspezifischen Charakter“ (Krüger 2005, S. 19). Einen Sport zu
betreiben war zunächst nur dem englischen Adel bzw. englischen Gentlemen vorbehalten, die
besonders dem Jagen, Reiten oder Spielen aus reinem Vergnügen nachgingen. Auch an
englischen Privatschulen wurde Sport mit einem erzieherischen Hintergrund betrieben und in
diesem Zusammenhang 1845, basierend auf dem Rugby, die ersten Fußballregeln verfasst
(vgl. Krüger 2005, S. 19f). Im Zuge der Industrialisierung wurde der Sport immer stärker
auch der Mittel- und Arbeiterklasse zugänglich. So entstanden in England neben den Clubs
auch nationale Sportverbände, die Wettkämpfe und Meisterschaften organisierten (vgl.
Krüger 2005, S. 38). Zusätzlich zu diesem spielerischen Wettkampfgedanken des Sports (vgl.
Eisenberg 2003, S. 32), entwickelte sich über die formale Regelung der Spiele und
Wettkämpfe auch ein bestimmter Sportsgeist. Sport sollte demnach im Sinne eines Ethos des
Sports „gentlemenlike und fair“ betrieben werden (Krüger 2005, S. 38). Von der
volkstümlichen deutschen Turnbewegung wurde dieser wettkampforientierte englische
Sportscharakter allerdings nur widerwillig angenommen. Lange Zeit bestand in Deutschland
ein angespanntes Verhältnis zwischen Turnen und Sport. Da die deutsche Turnerschaft, die
grundsätzlich sportähnliche Leibesübungen praktizierte, nicht bereit war Wettkämpfe nach
dem englischen Vorbild zu organisieren, begann der deutsche Adel die englischen GentlemenSportarten eigenständig zu betreiben. Bei diesen Begegnungen wurde jedoch anfangs
Arbeitern und Handwerkern die Teilnahme verweigert. Erst 1883 gründete sich mit dem
Deutschen Ruderverband (DRV) der erste nationale Sportverband in Deutschland. Schnell
entstanden
daraufhin
zahlreiche
andere
Sportverbände,
die
Mitglieder
aus
allen
Bevölkerungsschichten aufnahmen. Das Fußballspiel, als Paradebeispiel Deutschlands, zog
die Masse der Bevölkerung in seinen Bann und wurde sowohl in Turnvereinen, als auch in
Sportklubs ausgeübt, bevor sich eigene Fußballvereine gründeten (vgl. Krüger 2005, S. 42ff).
Allmählich überwog selbst in den starren deutschen Turnsystemen der sportspezifische
Charakter, sodass mit der Zeit die Bewegungskultur in Deutschland allgemein einen Prozess
der „Versportlichung“ erfuhr (Bernett 1984, S. 153).
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
29
In diesem Zusammenhang wurde jedoch der Begriff Sport zwangsläufig immer stärker
ausgedehnt und erweitert, sodass bald auch strukturell fremde Handlungen als Sport
bezeichnet wurden (vgl. Seven 2006, S. 47). Durch die internationale Verwendung dieser
Bezeichnung in vielen Sprachen und für viele unterschiedliche Tätigkeiten verlor der Begriff
Sport seine Präzision. Heute stellt die Bezeichnung Sport daher „einen Sammelbegriff für
tendenziell beliebige Ausprägungen der menschlichen Körperkultur“ dar (Eisenberg 2003, S.
33). Auch in der einschlägigen Literatur ist nur eine sehr ungenaue Definition von Sport zu
finden. Röthig & Prohl beispielsweise bleiben dem Leser ihres sportwissenschaftlichen
Lexikons mit folgender Begründung eine genaue Begriffsbestimmung des Sports schuldig:
„Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich Sport zu einem umgangssprachlichen, weltweit
gebrauchten Begriff entwickelt. Eine präzise oder gar eindeutige begriffliche Abgrenzung
lässt sich deshalb nicht vornehmen.“ (Röthig & Prohl 2003, S. 493)
Weniger denn je bildet heute das „Massenphänomen Sport“ (Eisenberg 2003, S. 33)
aufgrund seiner vielfältigen Formen und Inhalte sowie verschiedenster Interessenslagen und
Bedürfnisse sportinteressierter Menschen ein geschlossenes Ganzes (vgl. Krüger 2005, S.
207). Dennoch wird der Sport als universelles Phänomen auch weiterhin eine wichtige Rolle
in der Gesellschaft spielen (Guttmann 2004, S. 8). „Welche Formen und Inhalte es sein
werden, darüber entscheiden aber nicht zuletzt die Sporttreibenden selbst.“ (Krüger 2005, S.
213)
Welche Formen und Inhalte darüber hinaus auch in Deutschland als Sportart anerkannt
und gefördert werden, darüber entscheidet jedoch der Deutsche Olympische Sportbund
(DOSB). Diese regierungsunabhängige Dachorganisation entstand 2006 durch den
Zusammenschluss von Deutschen Sportbund und dem Nationalen Olympischen Komitee und
leitet heute bundesweit den organisierten Sport.59 Zu den Mitgliedern des DOSB gehören
Sport- und Spitzenverbände, die den Sport in Deutschland gestalten und organisieren. Um
jedoch als Mitglied in die Sportfamilie des DOSB aufgenommen werden zu können, müssen
von einer Sportart gewisse Aufnahmevoraussetzungen erfüllt werden. Die Hauptkriterien für
die Aufnahme einer Sportart sind dabei laut Aufnahmeordnung60 des DOSB:
-
Die Ausübung der Sportart muss eine eigene, sportartbestimmende motorische
Aktivität eines jeden zum Ziel haben, der sie betreibt.
59
60
Vgl. http://www.dosb.de/de/organisation/philosophie/kurzportraet-des-dosb/ (Zugriff am 07.05.2011).
Vgl. http://www.dosb.de/de/organisation/philosophie/sportdefinition/ (Zugriff am 15.01.2011).
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
-
30
Die Ausübung der eigenmotorischen Aktivitäten muss Selbstzweck der Betätigung
sein.
-
Die
Sportart
muss
die
Einhaltung
ethischer
Werte
wie
z.B.
Fairplay,
Chancengleichheit, Unverletzlichkeit der Person und Partnerschaft durch Regeln
und/oder ein System von Wettkampf- und Klasseneinteilungen gewährleisten.61
Die Mitgliedsverbände des DOSB sollten darüber hinaus ein Sportangebot bieten, das
grundsätzlich eine bewegungs- und körperorientierten ganzheitlichen Entwicklung der
Persönlichkeit ermöglicht. Die Erhaltung der Gesundheit in physischer, psychischer und
sozialer Hinsicht ist ebenso ein Aufnahmekriterium wie eine Jugendarbeit in erheblichem
Maße. Außerdem ist für die Aufnahme in den DOSB eine Mitgliederzahl von mindestens
10.000 Verbandsmitgliedern erforderlich.62
Mit rund 27,5 Millionen Mitgliedschaften in 91.000 Turn- und Sportvereinen stellt der
DOSB die größte Sportfamilie Deutschlands dar.63 Die deutschen Spitzensportler nehmen seit
vielen Jahren führende Positionen im Weltsport an. Bei Olympischen Sommer- und
Winterspielen sowie Welt- und Europameisterschaften der einzelnen Sportarten „präsentieren
sich die deutschen Sportlerinnen und Sportler als erfolgreiche und sympathische Botschafter
ihres Landes.“ 64 Gründe für diese Erfolge sind nicht zuletzt die gute Betreuung der Sportler in
Vereinen, Verbänden und Leistungszentren. Zu den Mitgliedern des DOSB zählen unter
anderem die Deutsche Billard-Union, der Deutsche Dart-Verband e.V., der Deutsche
Minigolfsport Verband sowie der Deutsche Schachbund.65
Den vielseitigen Ausprägungsformen des Sports entsprechend wird aktuell auch das
Forschungsinteresse
der
Sportwissenschaft
immer
stärker
auf
dem
Bereich
der
Bewegungskultur erweitert (vgl. Röthig & Prohl 2003, S. 555). Generell befasst sich die
Sportwissenschaft jedoch auf theoretischer Ebene mit Problemen und Erscheinungsformen
des Sportes. Die Trainingswissenschaft untersucht dabei als Teilbereich der Sportwissenschaft
unter anderem die Struktur- und Gesetzmäßigkeiten sportlicher Leistungen und die Einflüsse
der Trainingstätigkeit auf die motorische Leistungsfähigkeit (vgl. Schnabel & Harre 2008, S.
25). Die inneren und äußeren Funktionsprozesse motorischer Handlungen sind hingegen
Forschungsgebiet der sportbezogene Bewegungswissenschaft (vgl. Wollny 2007, S. 27). In
61
Vgl. http://www.dosb.de/de/organisation/philosophie/sportdefinition/ (Zugriff am 09.05.2011).
Vgl. http://www.zweifuenfdrei.de/artikel_interviews/articles/visionen-der-vereinheitlichung.html (Zugriff am
15.01.2011).
63
Vgl. http://www.dosb.de/de/organisation/philosophie/kurzportraet-des-dosb/ (Zugrff am 07.05.2011)
64
Http://www.dosb.de/de/organisation/philosophie/botschafter/ (Zugriff am 07.05.2011).
65
Vgl. http://www.dosb.de/de/organisation/mitgliedsorganisationen/spitzenverbaende/ (Zugriff am 07.05.2011).
62
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
31
den Gegenstandsbereich der Motorik können dabei neben der Bewegungssteuerung und kontrolle auch emotionale, motivationale und kognitive Prozesse einbezogen werden (vgl.
Singer & Bös 1994, S. 17). Eine grundsätzliche Differenzierung der motorischen
Basisfähigkeiten wird von Gundlach (1968) vorgenommen, der diese in konditionelle und
koordinative Fähigkeiten gliedert.
Als konditionelle Fähigkeiten gelten nach Röthig & Prohl (2003, S. 300) „die
überwiegend energetisch determinierten motorischen Eigenschaften, die Voraussetzungen
zum Vollzug körperlicher Tätigkeiten und insbesondere sportlicher Bewegungshandlungen
sind“. Dabei werden in der Trainingslehre drei Komponenten unterschieden: Ausdauer, Kraft
und Schnelligkeit (vgl. Schnabel & Harre 2008, S. 155).
Als koordinative Fähigkeiten sind im Gegensatz dazu die „überwiegend von den
informationsaufnehmenden
und
informationsverarbeitenden
Prozessen
determinierten
Bedingungen zur Realisierung (sportlicher) Bewegungshandlungen“ zu bezeichnen (Röthig &
Prohl
2003,
S.
308).
Dabei
bestimmen
die
koordinativen
Fähigkeiten
durch
Bewegungssteuerung und Bewegungsregelung die sportliche Leistung (vgl. Meinel &
Schnabel 1998, S. 206). Für die Differenzierung der koordinativen Fähigkeiten sind
unterschiedliche Konzepte entwickelt worden. In der deutschen Sportwissenschaft besitzt
heute die Hierarchische Ordnung koordinativer Fähigkeiten nach Hirtz (1981) den größten
Verbreitungsgrad (vgl. Wollny 2007, S. 47). Hirtz unterteilt dabei, ausgehend von alltäglichen
arbeits- und sporttypischen Lebenssituationen, die koordinativen Fähigkeiten in sieben
Teilkonstrukte. Darüber hinaus wurden von zahlreichen Autoren noch weitere beachtenswerte
Strukturmodelle zur Unterteilung der koordinativen Fähigkeiten entworfen (vgl. Wollny 2007,
S. 47).
Mit dem Wissen über die heute Problematik einer eindeutigen Definition des Begriffs
Sport soll im folgenden Kapitel der Tischfußball anhand von sportwissenschaftlichen
Kriterien
untersucht
werden.
Zu
diesem
Zweck
werden
auf
der
Grundlage
sportwissenschaftlicher Erkenntnisse tischfußballspezifische Bewegungsmuster, Techniken
und Trainingsmethoden analysiert. Neben der Darstellung der erforderlichen motorischen
Fähigkeiten sollen auch kognitive und emotionale Prozesse Beachtung finden.
4.2 Tischfußball aus sportwissenschaftlicher Sicht
Erfolgreiche Tischfußballspieler zeichnen sich durch eine Reihe unterschiedlicher
sportspezifischer Kompetenzen aus. Dabei werden insbesondere an die koordinativen
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
32
Fähigkeiten der Spieler hohe Ansprüche gestellt (vgl. DTFB 2010, S. 16). Für Schuss- und
Passtechniken sind komplexe Bewegungsabläufe erforderlich, die gleichzeitig präzise,
feinmotorische sowie schnelle, kraftvolle Bewegungen beinhalten. Die teilweise hohen
Geschwindigkeiten des Balles erfordern extrem kurze Reaktionszeiten der Spieler. Zusätzlich
müssen sich Tischfußballspieler blitzartig auf variable Spielsituationen einstellen und in
Sekundenschnelle von Offensive auf Defensive umschalten (vgl. DTFB 2009, S. 4f).
Hinzukommend sind Turnierspieler dauerhaft hohen Belastungen ausgesetzt, die eine enorme
Kraftausdauerleitung und ein hohes Maß an Konzentration erfordern. So zeichnen sich
erfolgreiche Tischfußballspieler durch ein hohes Maß sowohl an koordinativen, als auch an
konditionellen Fähigkeiten aus. Für eine genauere Beschreibung werden im Folgenden diese
beiden Schwerpunkte tischfußballspezifischer motorischer Fähigkeiten separat untersucht. Für
die differenzierte Darstellung der koordinativen Fähigkeiten soll dabei das hierarchische
Strukturmodell von Roth (1982) Anwendung finden, das speziell für die Analyse des
Tischfußballs am geeignetsten scheint.
4.2.1 Koordinative Fähigkeiten im Tischfußball
In seinem hierarchischen Modell der koordinativen Fähigkeiten grenzt Roth die koordinativen
Leistungsfaktoren auf der Grundlage neurophysiologischer, psychologischer und empirischer
Befunde voneinander ab. Übergeordnete Kriterien sind dabei die Fähigkeit zur Koordination
unter Zeitdruck (1.) und die Fähigkeit zur Koordination unter Präzisionsanforderungen (2.)
(vgl. Roth 1982, S. 52). Diese Differenzierung entspricht verschiedenen koordinationstheoretischen Grundannahmen (vgl. Wollny 2007, Lektionen 4 und 6) und ist zudem adäquat
zu den Hauptanforderungskriterien der tischfußballspezifischen Spielpraxis. Auf der
nächsttieferen Stufe seines hierarchischen Strukturmodells unterscheidet Roth vier
koordinative Basiskomponenten (a – d) voneinander:
-
die Fähigkeit zur schnellen motorischen Steuerung
-
die Fähigkeit zur schnellen motorischen Anpassung und Umstellung
-
die Fähigkeit zur präzisen motorischen Steuerung
-
die Fähigkeit zur präzisen motorischen Anpassung und Umstellung (Roth 1982, S. 53)
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
Diese
faktorenanalytische
Einteilung
der
koordinativen
Fähigkeiten
33
unter
den
Anforderungscharakteristika schnell bzw. präzise ist, wie im Folgenden dargestellt, ebenfalls
sehr gut auf den Tischfußball übertragbar.
1. Fähigkeit zur Koordination unter Zeitdruck
Ein Hauptbeanspruchungsmerkmal eines professionellen Tischfußballspielers ist die Fähigkeit
zur Koordination unter Zeitdruck. Dieser Zeitdruck entsteht einerseits durch die geringe
Größe des Spielgerätes und andererseits durch die hohen Ballgeschwindigkeiten, die
allgemein zu einem vergleichbar schnellen Spielcharakter führen. Darüber hinaus sind nach
dem offiziellen Regelwerk der ITSF (Book of Rules) bestimmte Zeitlimits für den Ballbesitz
definiert. Der maximale Zeitraum für den Besitz des Balls an einer Spielstange ist
infolgedessen auf 15 Sekunden begrenzt. Die beiden Verteidigungsstangen werden dabei als
eine Stange bewertet. Eine Ausnahme stellt die Fünferreihe dar, für die ein Ballbesitz von
maximal zehn Sekunden vorgeschrieben ist (vgl. ITSF 2007, S. 18). In Ballbesitz ist eine
Spielerreihe sobald sich der Ball in Reichweite einer ihrer Spielfiguren befindet. Durch dieses
Reglement steht der ballführenden Mannschaft nur ein sehr begrenzter Zeitrahmen zur
Durchführung ihres Angriffes zur Verfügung. Vergleichbar mit der 24-Sekunden-Regel aus
dem Basketballsport führt diese Zeitlimitierung des Angriffspiels zu einer Beschleunigung
des Spielverlaufs.
2. Fähigkeit zur Koordination unter Präzisionsanforderungen
Aufgrund der vergleichsweise geringen Spielfeldgröße von knapp einem Quadratmeter, dem
Miniaturspielball und den nur wenige Zentimeter bemessenden Spielfiguren ist beim
Tischfußball ein hohes Maß an Spielpräzision gefordert. Der Durchmesser genormter
Spielbälle beträgt nur 34,5 mm (vgl. Molkenthin & Tekook 1993, S. 11). Bei der SoccerKlemmtechnik, die auf professioneller Ebene üblicherweise zum Einsatz kommt, wird der
Ball unter dem Fuß der Spielfigur eingeklemmt und kann auf diese Weise kontrolliert bewegt
werden. Der Kontaktpunkt zwischen dem Ball und der Spielfigur umfasst dabei nur wenige
Quadratmillimeter um Schuss- oder Passbewegungen auszuführen. Folglich sind für
tischfußballspezifische Techniken eine enorme Feinmotorik und eine enorm präzise
Bewegungssteuerung im Millimeterbereich erforderlich.
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
34
a) Fähigkeit zur schnellen motorischen Steuerung
Für das Erzielen eines Tores oder für das Passspiel durch die Mittelreihe werden im
Tischfußball häufig schnelle und präzise Bewegungsausführungen benötigt. Generell führt die
direkte Kraftübertragung auf das Spielgerät zu schnellen Bewegungen und einer starken
Beschleunigung des Balls. Durch die effektive Hebelwirkung der Spielfiguren und die nahezu
unelastische Konsistenz der Spielbälle erreichen Profispieler Ballgeschwindigkeiten von über
50 km/h (vgl. DTFB 2009, S. 6). Um den Ball erfolgreich an den beiden Verteidigungsreihen
vorbei in das gegnerische Tor zu schießen, wird für gewöhnlich versucht eine maximale
Beschleunigung des Balles und eine schnelle Veränderung der Abschussposition zu erreichen.
Der Ball wird dabei auf professionellem Niveau meist von einer Spielpuppe der Dreierreihe
geführt und anschließend in einen ausgewählten Bereich des Tores geschossen. Die hierbei
erforderlichen Torschusstechniken sind daher, neben der maximalen Ballbeschleunigung,
geprägt von einer optimalen Ballkontrolle und einer schnellstmöglichen Ballführung. Auf
professioneller Ebene kommen daher fast ausschließlich nur zwei Techniken zur Anwendung,
die diese Anforderungen erfüllen. Ebenso sind bei dem Blocken und Abfangen der
Mittelfeldpässe sowie der Torschüsse eine schnelle motorische Steuerung und blitzschnelle
Reaktionen der Abwehrspieler erforderlich. Zur Optimierung der Kraftübertragung auf die
Spielstangen werden im Profibereich daher häufig Hilfsmittel wie Handschuhe oder
Griffgummis eingesetzt, die durch ihre raue Oberfläche den Reibungseffekt zwischen Hand
und Spielgriff erhöhen (vgl. Petschek-Sommer 2006, S. 10).
b) Fähigkeit zur schnellen motorischen Anpassung und Umstellung
Ein Tischfußballspiel ist charakterisiert durch einen ständigen Wechsel von Angriffs- und
Verteidigungssituationen. Ballverluste führen unmittelbar zur Bedrohung durch die
Gegenseite, die theoretisch von jeder Position aus einen Torschussversuch ausführen kann.
Diese plötzlichen, schnellen Wechsel der Spielsituation verlangen auch entsprechend schnelle
Umstellungen und Anpassungen der involvierten Tischfußballspieler. Dabei muss sich ein
Spieler in Abwehrhaltung einerseits auf die Position des Balls und dessen mögliche
Schussbahnen konzentrieren. Andererseits auch auf die Positionierung der Spielfiguren des
gegnerischen und des eigenen Teampartners achten, entweder mögliche gegnerische Pässe
abzufangen oder in Zusammenarbeit mit dem Mannschaftskamerad den Großteil des
Torraumes abzudecken. In Angriffshaltung dagegen wird versucht so viele Schussbahnen wie
möglich auf das gegnerische Tor offen zu halten. Dabei ist es üblich, dass der Sturmspieler
die Puppen der Fünferreihe waagerecht stellt, damit der Ball beim Schuss nicht geblockt wird.
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
35
Gleichzeitig wird die Dreierreihe für mögliche Anspiele aus dem Verteidigungsraum in einer
45° Position zur Tischebene an der Seitenbande positioniert. Aufgrund der hohen
Ballgeschwindigkeit und der schnellen Ballführung professioneller Spieler ist es für einen
Abwehrspieler
aussichtslos
zu
versuchen
einen
Schuss
oder
Pass
durch
eine
Reaktionsbewegung zu blocken. Stattdessen ist es vor allem für den Verteidigungsspieler
erforderlich, das Spiel des Gegners zu antizipieren und durch gezieltes Abwehrverhalten den
Gegner zu bestimmten Schüssen zu verleiten, die er dann versucht zu blocken. Der
angreifende Spieler wiederum muss sich auf dieses Abwehrverhalten einstellen und seine
Schüsse den Bewegungen der gegnerischen Verteidigung anpassen. Ebenso können im
Mittelfeld gegnerische Pässe durch eine ständige Anpassung und Umstellung der eigenen
Spielweise vereitelt werden. Entsprechend versuchen viele Spieler ihre Gegner durch Passund Bewegungstäuschungen oder überraschende Spielzüge zu verwirren. Spielwitz und
Erfahrung sind dabei ausschlaggebend (vgl. DTFB 2009, S. 7f).
c) Fähigkeit zur präzisen motorischen Steuerung
Die Mittelreihe spielt beim Tischfußball eine entscheidende Rolle. Die Mittelfeld-Spielstange
genormter Tischmodelle ist mit jeweils fünf Spielfiguren besetzt. Diese sind in regelmäßigen
Abständen von nur wenigen Zentimetern zueinander befestigt und verhindern allein durch
diese Aufstellung einen Großteil der Passwege zur Stürmerreihe des Gegners. Zusätzlich wird
auf professioneller Ebene versucht die bestehenden Lücken zwischen den Abwehrspielern
durch schnelle, unregelmäßige Gleitbewegungen der Mittelfeldstange (sog. Hönnchen) weiter
zu minimieren. Bei dieser Technik ist neben einer ausdauernden Kraftübertragung auf das
Spielgerät eine präzise motorische Steuerung dieser notwendig, da ein Anschlagen der
Seitenbanden mit einer Spielfigur aufgrund der Beeinflussung des Spielgerätes mit einem
Foul geahndet wird (vgl. ITSF 2007, S. 13). Im Gegenzug erhöhen sich durch dieses
Spielverhalten auch die Anforderungen an den gegnerischen Spieler, der versucht einen Pass
von der Mittelreihe zum Sturm zu spielen. Diese Aufgabe erfordert jedoch eine äußerst
präzise motorische Steuerung des Passspiels, um dabei nicht von der gegnerischen Abwehr
geblockt zu werden (vgl. DTFB 2009, S. 6). Erschwerend kommt dazu, dass ein derartiger
Pass auf die Stürmerreihe nach offiziellen Regeln nur während der Ballbewegung ausgeführt
werden darf, nachdem mindestens zwei Spielfiguren der Fünferreihe den Ball berührt haben
(vgl. ITSF-Regelwerk 2007, S. 17). Eine weitere enorme Präzisionsanforderung besteht für
den angreifenden Spieler, der versucht den Ball durch die wenigen und minimalen Lücken der
gegnerischen Verteidigung in das gegnerische Tor zu schießen. Um statt eines Torschusses
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
36
einen Pass zum Mitspieler auszuführen ist neben einer präzisen Ballführung auch eine präzise
Abstimmung der optimalen Schussstärke erforderlich, damit der Ball statt von den Gegnern
allein vom Mitspieler gestoppt werden kann.
d) Fähigkeit zur präzisen motorischen Anpassung und Umstellung
Für die Spiele der Deutschen Tischfußballbundesliga stehen seit 2011 neun offizielle
Tischmodelle zur Verfügung. Diese Tische werden nach festgelegten Normen, jedoch von
unterschiedlichen Herstellern produziert. Infolgedessen zeichnen sich auch die offiziellen
Turniertische durch eine Reihe herstellerspezifische Spieleigenschaften aus. Jeder
Tischfußballligaverein in Deutschland wählt für seine Heimspiele einen dieser Tische aus.
Dementsprechend besteht die Herausforderung für die Bundesligaspieler darin auf jedem
dieser Modelle spielen zu können und sich auf den jeweiligen Heimtisch anzupassen und
umzustellen. Viele Vereine beherbergen daher mehrere offizielle Bundesligatischmodelle um
sich im Laufe der Saison auf die Modelle der gegnerischen Mannschaften vorzubereiten.
4.2.2 Konditionelle Fähigkeiten im Tischfußball
Neben einer Reihe koordinativer Fähigkeiten erfordert der Tischfußball auch spezielle
konditionelle Fähigkeiten der Spieler. Unter dem Begriff Kondition werden dabei die primär
energetischen Komponenten Kraft-, Ausdauer und Schnelligkeitsfähigkeit zusammengefasst
(vgl. Schnabel & Harre 2008, S. 155). Diese drei konditionellen Fähigkeiten wirken in der
sportlichen Praxis niemals isoliert (vgl. Schnabel & Harre 2008, S. 156), sollen aber für die
folgende Analyse konditioneller Anforderungen im Tischfußball separat voneinander
betrachtet werden.
Kraftfähigkeit
„Die Kraftfähigkeit drückt sich darin aus, Bewegungswiederstände durch Muskelkontraktion
überwinden bzw. äußeren Kräften entgegenwirken zu können.“ (Schnabel & Harre 2008, S.
155)
Eine Partie Tischfußball erfordert, ins Besondere auf professionellem Niveau, einen
enormen Kraftaufwand. Vor allem im Turnier- und Bundesligabereich wird auch eine hohe
Kraftausdauerfähigkeit der Spieler benötigt. In besonderem Maße werden die speziellen
Kraftanforderungen in Betrachtung des Abwehrverhaltens im Mittelfeld professioneller
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
37
Spieler verdeutlicht. Die übliche Technik besteht dabei darin die eigene Fünferstange
schnellstmöglich hin und her zu bewegen, um die Passwege des Gegners zu minimieren.
Diese Technik führt jedoch über einen längeren Zeitraum zu einer enormen körperlichen
Belastung. Das Gewicht einer Mittelstange beträgt bis zu zwei Kilogramm. Um dieses
Gewicht zu bewegen ist daher von einem defensiv agierenden Spieler eine Arbeit von zirka
acht Joule erforderlich. Angenommen es ist dem Spieler möglich, die Stange fünf mal in der
Sekunde hin und her zu bewegen, so wird diese Bewegung bei einem maximalen
Zeitkontingent für den Ballbesitz des gegnerischen Mittelfeldes von zehn Sekunden bis zu 50
mal ausgeführt. Die geleistete Arbeit beträgt folglich innerhalb von zehn Sekunden bis zu 400
Joule. Diese Leistung ist vergleichbar mit der Arbeit, die erforderlich ist um einen zehn
Kilogramm schweres Gewicht um vier Meter anzuheben. Für eine zusätzliche Kraftbelastung
muss darüber hinaus berücksichtigt werden, dass die Stange in kürzester Zeit abgebremst und
beschleunigt wird, um ein Anschlagen an den Banden zu verhindern (vgl. DTFB 2009, S. 6).
Ausdauerfähigkeit
„Die Ausdauerfähigkeit sichert die vielfache Wiederholung von Bewegungshandlungen bzw.
den zuverlässigen Dauerbetrieb mit optimaler Intensität und weitgehend stabiler
Bewegungstechnik.“ (Schnabel & Harre 2008, S. 156)
Die hohen Ausdauerbelastungen professioneller Tischfußballspieler werden insbesondere
im Bundesligabetrieb deutlich. Hin- und Rückrunde eines Bundesligaspieltages werden
üblicherweise an demselben Wochenende durchgeführt. Dabei werden nach den offiziellen
Wettkampfregeln 30 Sätze gespielt. Die durchschnittliche Spielzeit einer Partie beträgt dabei
zirka zehn Minuten, kann aber auch eine weitaus längere Spielzeit in Anspruch nehmen.
Diese Sätze werden von mehreren Spielern bestritten. Insgesamt stehen jedoch an einem
Wochenende pro Spieler zirka acht Spiele á 30 Sätze gegen unterschiedliche Mannschaften
aus. Die Dauer eines gesamten Spieltages kann dabei bis zu acht Stunden betragen und stellt
eine enorme Belastung für die Spieler dar (DTFB 2009, S. 7). Die bereits beschriebene
Abwehrtechnik der Mittelreihe (s. Kraftfähigkeit) kommt in diesem Zusammenhang in
verschiedenen Situationen nur eines Spiels hunderte mal zur Anwendung. Aufgrund der
hohen Einsatzhäufigkeit dieser Technik, wird eine enorme Kraftausdauerfähigkeit der Spieler
benötigt (vgl. DTFB 2009, S. 5f). Insbesondere bei mehrtägigen Turnierveranstaltungen sind
die Spieler einer hohen Kraftausdauerbelastung ausgesetzt. Zusätzlich stellen auch psychische
Komponenten derartiger Wettkämpfe eine hohe Belastung für die Turnierteilnehmer dar.
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
38
Turnierspieler können während intensiver Wettkampftage bis zu drei Kilogramm
Körpergewicht verlieren (vgl. Frolik 2006, S. 28).
Schnelligkeitsfähigkeit
„Schnelligkeit
ist
die
Fähigkeit,
Bewegungen
und
Handlungen
mit
sehr hoher
Geschwindigkeit auszuführen.“ (Schnabel & Harre 2008, S. 155)
Der Spielball erreicht beim Tischfußball, wie bereits beschrieben, Geschwindigkeiten von
über 50 km/h. Dabei überquert der Ball das gesamte Spielfeld in weniger als 0,1 Sekunden
(vgl. DTFB 2009, S. 5). Aus diesen beachtlichen Geschwindigkeiten ergeben sich hohe
Anforderungen an die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeiten der Spieler. Um stark
beschleunigte Bälle mit Hilfe der Spielfigur stoppen zu können, sind präzise und dynamische
Handlungen der Tischfußballspieler erforderlich. Für das menschliche Auge nahezu
unsichtbar, sind Schüsse und Pässe meist nur durch Antizipation der Ballbewegungen zu
kontrollieren. Um abgefälschte Bälle, die sich unkontrolliert über das Spielfeld bewegen,
abfangen zu können, müssen die Spieler darüber hinaus über blitzschnelle Reaktionen
verfügen. Neben der Ballannahme setzen auch der Torschuss und die Torabwehr teilweise
sehr schnelle Bewegungen der Spieler voraus. Ein angreifender Stürmer versucht dabei seinen
Schuss mit einer schnellstmöglichen Bewegung in eine der Torecken abzugeben. Für einen
verteidigender Torwart, der auf der Grundlage reaktionsschneller Bewegungen agiert, besthet
die Aufgabe folglich darin, die Verteidigungsfiguren so schnell wie möglich zwischen Ball
und Tor zu bewegen.
Neben diesen motorischen Voraussetzungen stellt auch die Ausprägung spezieller
kognitiver Fähigkeiten eine bedeutende Eigenschaft erfolgreicher Tischfußballspieler dar.
Insbesondere sind eine dauerhafte Konzentration und eine solide mentale Stärke
entscheidende Faktoren auf einem professionellen Spielniveau. Dabei stehen Profispieler in
einer Turniersituation vor der schwierigen Aufgabe trotz höchster innerer Anspannungen
ruhig und gewissenhaft zu agieren sowie trainierte Bewegungsabläufe konstant und präzise
anzuwenden. Die hierfür erforderliche Routine und Spielkontrolle entwickelt sich meist erst
durch ein jahrelanges, regelmäßiges Training und die nötige Spielpraxis. Des weiteren
zeichnet sich Tischfußball auch durch verschiedene Spieltaktiken und Teamspiel aus. Ein gut
koordiniertes Stellungsspiel beider Teammitglieder und ein abgestimmtes Passspiel sind
effektive Spielmethoden im Doppel.
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
39
Demzufolge gibt es im Tischfußball sehr hohe Leistungsunterschiede zwischen Spielern
der untersten und der obersten Spielklassen. Sogar die Mehrzahl der professionellen Spieler
ist dabei als Amateur66 eingestuft. Um jedoch selbst in dieser Leistungsgruppe erfolgreich zu
sein, ist aber zweifellos ein mehrjähriges Training erforderlich (vgl. DTFB 2009, S. 9).
Professioneller Tischfußball der Elite-Spieler beispielsweise kann aufgrund maximaler
Leistungssteigerung, zielorientierten Trainingsmethoden, weitgehender Abstinenz gegenüber
leistungsreduzierender Substanzen und eines klar geregelten Wettkampfprinzips aus
sportwissenschaftlicher Sicht als Leistungssport bewertet werden (vgl. Röthig & Prohl 2003,
S. 343). Die allgemeinen physischen und psychischen sowie motorischen Anforderungen an
Tischfußballspieler sprechen jedoch auch generell für die Bewertung von Tischfußball als
Sport. D darüber hinaus ist der DTFB darin bestrebt, „den Gemeinschaftsgeist und die
Sportkameradschaft
durch
freiwillige
Unterordnung
unter
die
geschriebenen
und
ungeschriebenen sportlichen Gesetze zu fördern“ (DTFB 2007, S. 4).
Auch wenn der Tischfußball aus sportwissenschaftlicher Sicht vielfältige sportspezifische
Anforderungen bietet, sind für eine offizielle Anerkennung dieser sportlichen Qualifikationen
des Tischfußballs bestimmte bürokratische Hürden zu überwinden. Zu diesem Zweck sollen
im folgenden Kapitel sowohl die jahrzehntelangen Gerichtsverhandlungen, als auch aktuelle
Entwicklungen des Tischfußballs in Deutschland näher erläutert werden.
4.3 Rechtliche Grundlagen – Förderung des Sports durch Tischfußball
Am 23. Juni 2010 wurde vom Hessischen Finanzgericht (HFG) eine bedeutungsvolle
Entscheidung getroffen: Die Förderung des Drehstangen-Tischfußballs wird nach deutschem
Steuerrecht als Förderung des Sports und damit als gemeinnützig anerkannt.67 Mit diesem
Urteil ist der Drehstangen-Tischfußball in Deutschland dem Ziel, als Sportart anerkannt zu
werden, einen Schritt näher gekommen. Die Diskussion um die Anerkennung des
Tischfußballs als Sportart ist jedoch nicht neu. Seit rund 25 Jahren wird dieses Thema bereits
in deutschen Gerichtsälen diskutiert. Doch wie kam es zu dieser Wende in der
Rechtssprechung? Und was bedeutet dieses Urteil für den deutschen Tischfußballsport?
Ausgangspunkt der aktuellen Debatte war die wiederholte Ablehnung des Antrags auf
Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Hessische Finanzamt im Jahre 2009. Zur
Begründung führte das Finanzamt an, „nach der Definition, die der Bundesfinanzhof für den
66
Nach Einstufung des Players 4 Players e.V. werden die Spieler durch vier Abstufungen eingeteilt. Diese
Abstufungen lauten: Neulinge, Amateur, Master und Elite. (vgl. DTFB 2007, S. 8f).
67
Vgl. www.jusletter-it.eu (Zugriff am 06.04.2011).
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
40
gemeinnützigen Sport entwickelt habe, müsse Sport für eine körperliche Ertüchtigung
geeignet sein und über das sonst übliche Maß an Aktivität erheblich hinausgehen. Dies sei
beim Tischfußball nicht zu erkennen, was u.a. auch daran abzulesen sei, dass Tischfußball
weder vom Landessportbund Hessen e.V., noch vom Deutschen Olympischen Sportbund e.V.
als Sportart aufgenommen worden sei.“ (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/9, S. 5) Bei
diesem Urteil berief sich das HFA auf die vorherigen Entscheidungen des Finanzgerichtes
(FG) Berlin vom 09.09.1985 (AZ.: VIII 137/84) und des Bundesfinanzhofes (BFH) vom
12.11.1986 (AZ.: I R 204/85) sowie des FG Köln vom 17.10.1994 (AZ.: 13 K 5388/94), die
eine Bewertung des Tischfußballs als Sport ablehnten. Die Ursache für diese negativen
Rechtssprechungen der einzelnen Finanzgerichte ist jedoch auf eine unangemessene
Vereinheitlichung unterschiedlicher Tischfußballspiele zurückzuführen. So betraf das Urteil
des Kölner FG fälschlicherweise das Tischfußballspiel Subbuteo, bei dem die Spielfiguren mit
der Hand auf einem Spielfeld bewegt werden. Das BFH-Urteil von 1986 sowie das Urteil des
FG Berlin von 1985 bezogen sich wiederum ausschließlich auf das Tischfußballspiel TippKick, bei dem der Spielball durch Antippen eines Knopfes auf den Spielfiguren über ein
aufgetischtes Spielfeld bewegt wird (vgl. HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S.5). Diese
beiden Tischfußballspiele sind jedoch in keiner Weise mit dem Drehstangen-Tischfußball
gleichzusetzen, bei dem auf international genormten Spieltischen die Spielfiguren an Stangen
geführt werden (vgl. HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S.6).
Dennoch führte das Votum des HFA zu einer aussichtslos erscheinenden Pattsituation
bezüglich der steuerrechtlichen Verwaltungsvorschriften: Die Finanzverwaltung lehnte den
Antrag auf Anerkennung der Gemeinnützigkeit wegen der Förderung des Sports mit der
Begründung ab, dass Tischfußball weder im Landessportbund Hessen e.V. noch vom
Deutschen Olympischen Sportbund e.V. als Sportart aufgenommen worden sei. Gleichzeitig
jedoch war nach den geltenden Aufnahmerichtlinien der deutschen Sportbünde der Nachweis
über eine derartige Anerkennung Voraussetzung für die Aufnahme (vgl. HFG, Urteil v.
23.6.2010, 4 K 501/09, S. 6). Viele Tischfußballvereine in Deutschland verloren
infolgedessen ihre bis dato vorläufige Bescheinigung der Gemeinnützigkeit, die 2005
ausgestellt worden war (vgl. HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S. 4).
Da eine Klage gegen steuerrechtliche Verwaltungsvorschriften formal nicht durchführbar
ist, wurde vom Deutschen Tischfußballbund e.V. stattdessen die Klage auf Anerkennung der
Gemeinnützigkeit bei dem Finanzgericht in Kassel eingereicht. Diese Klage bezog sich
lediglich auf den Status des DTFB e.V. als bundesweiten Dachverband des DrehstangenTischfußballs. Als Begründung wurde dabei vorgebracht, „dass die Ausübung des
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
41
Drehstangen-Tischfußballs (nach dem Regelwerk der ITSF) in jeder Hinsicht die Kriterien
erfülle,
die
durch
die
Rechtssprechung
zum
Begriff
Sport
im
Sinne
des
Gemeinnützigkeitsrechts entwickelt worden seien.“ (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S.
5) Diese Kriterien sind nach § 5 Abs. 1 Nr. 9 S. 1 KStG von einer Körperschaft erfüllt, wenn
„sie nach ihrer Satzung und tatsächlichen Geschäftsführung ausschließlich und unmittelbar
gemeinnützigen Zwecken dient.“
Gemäß § 52 Abs. 1 S. 1 AO des deutschen Steuerrechts verfolgt eine Körperschaft
gemeinnützige Zwecke, „wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf
materiellen, geistigen oder sittlichen Gebiet selbstlos zu fördern. Eine Förderung der
Allgemeinheit setzt voraus, dass der Kreis der Personen, denen die Förderung zu Gute
kommt, weder fest abgeschlossen ist noch dauernd nur klein sein kann.“ Dabei ist unter den
Voraussetzungen des § 52 Abs. 1 AO „als Förderung der Allgemeinheit auch die Förderung
des Sports anzuerkennen“ (§ 52 Abs. 2 Nr. 2 S. 1 AO).
Sport umfasst nach der Auslegung des Begriffs im Rahmen der gesetzlichen Bestimmung
des § 52 Abs. 2 Nr. 2 S. 1 AO „Betätigungen, die die allgemeine Definition des Sports
erfüllen und die der körperlichen Ertüchtigung dienen. Erforderlich ist daher eine körperliche,
über das ansonsten übliche Maß hinausgehende Aktivität, die durch äußerlich zu
beobachtende Anstrengungen oder durch die einem persönlichen Können zurechenbare
Kunstbewegungen gezeichnet ist.“ Ein wesentliches Merkmal des Begriffs Sport im Sinne des
§ 52 Abs. 2 Nr. 2 S. 1 AO ist die körperliche Ertüchtigung. (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K
501/09, S. 9) Auf Grundlage dieser Definition wurde vom HFG folgendes Urteil gefällt:
„Legt man diese Umschreibung des Begriffs Sport zugrunde, so fällt auch der
Drehstangen-Tischfußball, insbesondere soweit er – wie von dem Kläger gefördert wettkampfmäßig in Gestalt von Ligaspielen, Weltmeisterschaften und Turnieren
betrieben wird, darunter. Wie sich aus den umfangreichen tatsächlichen Ausführungen
des Klägers zu dieser Sportart ergibt und wie das Gericht auch aus eigener
Anschauung weiß, stellt der Drehstangen-Tischfußball insbesondere in seiner
Wettkampfsvariante eine über das ansonsten übliche Maß hinausgehende Aktivität dar.
Darüber hinaus erfordert er auch, was die Betätigung der Drehstangen anbelangt, in
hohem Maße einem persönlichen Können zurechenbare Kunstbewegungen.“ (HFG,
Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S. 9)
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
42
Des Weiteren besteht der Zweck des DTFB e.V. nach § 2 seiner Satzung in der Förderung
des Tischfußballsports, bei der die Gesundheit der Mitglieder durch Leibesübungen erhalten
und gefördert werden soll. Ein Schwerpunkt dieser Förderung liegt bei der Jugendarbeit im
Bereich des Sports. Der DTFB e.V. als Bundesverband des organisierten Tischfußballs vertritt
nach § 3 der Vereinssatzung die Interessen seiner Mitglieder in der Öffentlichkeit und
organisiert den bundesweiten Tischfußballbetrieb „wettkampfmäßig in Gestalt von
Ligaspielen, Weltmeisterschaften und Turnieren“ (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K 501/09, S.
11). Des Weiteren nimmt der Verein „die Vertretung der deutschen Tischfußballspieler
gegenüber ausländischen und internationalen (Sport-) Organisationen wahr“ (HFG, Urteil v.
23.6.2010, 4 K 501/09, S. 3).
Der Sport umfasst nach dem Urteil des BFH vom 29.10.1997 I R 13/97 (BStBl. II 1998,
9) darüber hinaus „auch eine Vielzahl von Aktivitäten, die im geringeren Maß der
körperlichen Ertüchtigung dienten, wie der Schießsport, das Segelfliegen, das Bogenschießen
und Billard. So ist gemäß der Verfügung der Oberfinanzdirektion Hannover vom 25.07.1994
auch Dart Sport im Sinne des § 52 AO, wenn es wenn es nach den Regeln des Deutschen
Dartverbandes e.V. wettkampfmäßig betrieben werde.“ Ergänzend wird darauf hingewiesen,
dass der Tischfussball in anderen europäischen Ländern bereits als Sportart anerkannt ist (vgl.
DTFB 2009, S. 11).
Mit dem Urteil des FG Kassel vom 23.06.2010 ist diese Klage rechtskräftig geworden.
Der Drehstangen-Tischfußball gilt somit im steuerrechtlichen Sinne als Sport und hat einen
entsprechenden Anspruch auf die Anerkennung der Gemeinnützigkeit im Sinne der
Abgabeordnung. Die Tätigkeit des DTFB e.V. ist dementsprechend durch die Förderung des
Sports auch als Förderung der Allgemeinheit anzuerkennen (HFG, Urteil v. 23.6.2010, 4 K
501/09, S.8). Folglich kann der Deutsche Tischfußballbund e.V. durch dieses Rechtsurteil als
erster offiziell anerkannt gemeinnütziger Tischfußballverein in Deutschland angesehen
werden.68 Das entscheidende Kriterium für diese Entscheidung war dabei, dass sich
Drehstangen-Tischfußballs zur körperlichen Ertüchtigung eigne. Im Gegensatz zu anderen
Tischfußballspielen zeichnet sich der Drehstangen-Tischfußball durch spezielle physische und
psychische Anforderungen zur körperlichen Ertüchtigung der Spieler aus. Der Spielverlauf
setzt neben einem signifikant gesteigerten Kraft- und Bewegungsaufwand auch ein wesentlich
höheres Konzentrations- und Reaktionsvermögen der Spieler voraus. Im Vergleich zu anderen
anerkannten Sportarten, wie Dart oder Sportschießen, ist die Eignung zur körperlichen
68
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=666:gemeinnuetzigkeit-anerkannt-revision-zurueckgenommen&catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 14.01.2011).
Ist Tischfußball Sport? Institutionelle Grundlagen einer Anerkennung
43
Ertüchtigung des Drehstagen-Tischfußballs deutlich erkennbar (vgl. HFG, Urteil v. 23.6.2010,
4 K 501/09, S.10). Bisherige Urteile, die ohne Differenzierung der unterschiedlichen
Tischfußballvarianten gefällt wurden, stehen aus diesem Grund der Einordnung des
Drehstangen-Tischfußballs als Sport nicht entgegen (vgl. DTFB 2009, S. 10).
In Folge dieses rechtskräftigen Urteils wurde im November 2010 bei einer Konferenz auf
bundesweiter Verwaltungsebene für eine Änderung der bisherigen steuerrechtlichen
Verwaltungsvorschriften gestimmt. Für die Tischfußballvereine in Deutschland würde diese
Änderung die Möglichkeit eröffnen, ebenfalls die Anerkennung der Gemeinnützigkeit zu
beantragen. Da eine Anpassung der Verwaltungsvorschriften auf bundesweiter Ebene jedoch
mit erheblichen bürokratischen Zwängen verbunden ist, wird dieser Prozess voraussichtlich
noch einige Monate bis Jahre andauern.69 Dennoch kann eine derartige einheitliche Regelung
der steuerlichen Anerkennung des Tischfußballs durchaus als ein Meilenstein für den
Tischfußballsport in Deutschland gewertet werden. Über die offizielle Anerkennung des
Tischfußballs als Sportart müssen jedoch letztendlich die Landessportbünde sowie der
Deutsche Olympische Sportbund entscheiden. Aus diesem Grund strebt der DTFB e.V. auch
weiterhin
69
die
Förderung
des
Tischfußballs
im
Sinne
des
Sports
Vgl. http://www.tfvh.de/index.php?option=com_content&view=article&id=320:was-bedeutet-die-nunanerkannte-gemeinnuetzigkeit-fuer-uns&catid=21&Itemid=107 (Zugriff am 22.3.2011).
70
Vgl. http://www.tischfussball.de/phorum/read.php?3,72563,72977,quote=1 (Zugriff am 8.3.2011).
an.70
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
44
5 Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
“NUR Tischfussball, Sohn? – Das ist das tollste Spiel, das je erfunden wurde!
Eddy Tischfuß hatte als Junge einen Traum. Den Traum das Spiel zu erfinden,
das jeder Mann genießen kann – egal ob er außer Form oder besoffen ist.“
(Al Bundy, fiktive Filmfigur)
Ein grundlegendes Problem bezüglich der Anerkennung des Tischfußball als Sportart ist die
weitgehende Uneinigkeit der Tischfußballgeräte und -verbände in Deutschland. Das große
Ziel des DTFB ist es daher diese unterschiedlichen Strukturen zu vereinheitlichen und zu
organisieren. Neben dieser institutionellen Ausprägung des Tischfußballs im Rahmen des
DTFB wird jedoch in Deutschland täglich auch unabhängig von organisierten Strukturen
Tischfußball gespielt. Die meisten Menschen spielen Tischfußball dabei meist in Kneipen
oder Gaststätten, gemäß seines ursprünglichen Unterhaltungszwecks, zum reinen Vergnügen.
Diese unorganisierte Form des Tischfußballs als Kneipenspiel führt jedoch unweigerlich zu
einem vorgeprägten Erscheinungsbild. Zu späten Abendstunden und zusätzlich häufig unter
Alkoholeinfluss praktiziert, ist dem Tischfußball daher auf den ersten Blick kaum ein
sportlicher Charakter abzugewinnen. Viele engagierte Tischfußballspieler des DTFB wehren
sich jedoch gegen derartige Vorurteile und verweisen auf die vielseitigen sportspezifischen
Anforderungen beim Tischfußball.
Um die unterschiedlichen Sichtweisen dieser beiden Spielergruppen detaillierter zu
erforschen, wurden im Rahmen dieser Arbeit qualitative Leitfadeninterviews mit Amateurund
Profispielern
durchgeführt.71
Dabei
wurden
Daten
von
insgesamt
sechs
Tischfußballspielern aus Göttingen erhoben. Die unterschiedlichen Standpunkte der beiden
Untersuchungsgruppen wurden anschließend ausgewertet und miteinander verglichen.
Während der Befragungen wurden Informationen über das tischfußballspezifische Fachwissen
der Befragten sowie den persönlichen Bezug der Probanden zum Tischfußball erhoben.
Darüber hinaus wurden auch sportspezifische Fragen behandelt, wie beispielsweise wichtige
Kriterien für eine Sportdefinition oder der eigene Standpunkt in Bezug auf die Anerkennung
des Tischfußballs als Sportart. Zusätzlich zum Interviewverfahren wurden im Zusammenhang
mit dem explorativen Charakter dieser Arbeit qualitative Erhebungen in Form von
teilnehmenden Beobachtungen bei Turnierveranstaltungen und in lokalen Kneipen
durchgeführt.
71
Der verwendete Leitfaden sowie zwei vollständig transkribierte Interviews sind im Anhang einzusehen.
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
45
Im Folgenden soll zunächst die angewendete qualitative Erhebungsmethode sowie der
Feldzugang, das Sample und das Forschungsdesign näher erläutert werden. Nach einer
Präsentation der ausgewerteten Forschungsergebnisse, sollen diese anschließend verglichen
und diskutiert werden.
5.1 Methodik – Das problemzentrierte Interview
Für die vorliegende qualitative Untersuchung wurde ein Forschungsdesign entwickelt, das auf
der methodischen Grundlage des problemzentrierten Interviews (PZI) basiert. Das PZI ist eine
leitfadenbasierte Erhebungsmethode der qualitativen Sozialforschung und wurde 1982 von
Andreas Witzel eingeführt. Aufbauend auf dem theoriegenerierenden Verfahren der
Grounded Theory (vgl. Strauss & Corbin 1996) wird das PZI auch als „gegenstandsverankerte
Theorie“ (Schmidt-Grunert 1999, S. 29) bezeichnet. Dabei bezieht sich die Entwicklung einer
Theorie sowohl auf einen erfassten Ausschnitt der sozialen Wirklichkeit, als auch auf ein
theoretisches Vorverständnis (vgl. Schmidt-Grunert 1999, S. 29). Grundlegend kennzeichnen
das PZI drei Prinzipien, die den gesamten Forschungsprozess gestalten:
-
die Problemzentrierung
-
die Gegenstandsorientierung
-
die Prozessorientierung (vgl. Witzel, 1982, S. 70f).
Im Verlauf des problemzentrierten Interviews werden mit Hilfe eines Leitfadens offene,
halbstrukturierte Fragen (vgl. Schmidt-Grunert 1999, S. 40) gestellt, die den Gesprächsverlauf
mit Hinblick auf ein bestimmtes Problem thematisieren (vgl. Flick 2007, S. 210). Durch die
Anwendung problembezogener Fragestellungen können unterschiedliche soziale Probleme,
auf das Wesentliche fokussiert, aufgegriffen werden (Problemzentrierung) (vgl. SchmidtGrunert 1999, S. 41). Das Ziel der Befragung besteht darin die Probanden durch möglichst
erzählgenerierende Fragen zur Produktion von umfangreichen autobiografischen Sequenzen
anzuregen (Gegenstandsorientierung). Der Fragebogen dient dem Interviewer dabei
hauptsächlich als Hilfestellung und roter Faden, um den Gesprächsverlauf auf die
Problemstellung zurückzuführen (vgl. Witzel 1982, S. 90). Zusätzlich wird der Interviewer
während der Interviewsituation vor die Aufgabe gestellt, anknüpfend an die Erzählungen der
Befragten, den Leitfaden zu verändern (vgl. Schmidt-Grunert, 1999) und spontane Fragen
(Ad-hoc-Fragen) zu formulieren (Prozessorientierung) (vgl. Gläser & Laudel 2009, S.121).
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
46
Das Vorwissen des Interviewführenden wird in der Erhebungsphase offengelegt und begrenzt
thematisch den Rahmen des Fragenkataloges.
Die Methode des PZI versucht auf diese Weise den vermeintlichen Gegensatz zwischen
Theoriegeleitetheit und Offenheit der Befragung aufzuheben (vgl. Witzel 2000, S. 2). Die
möglichst freien Erzählungen der Befragten entsprechen weitgehend einem offenen Gespräch,
sind dabei aber einschränkend auf eine bestimmte Problemstellung zentriert (vgl. SchmidtGrunert 1999, S. 41). Den Beginn des problemzentrierten Interviews bildet dabei eine
vorformulierte, offene Einleitungsfrage, die das Gespräch sogleich auf den zentralen
Problembereich konzentriert (vgl. Gläser & Laudel 2009, S.128). Unterstützt wird die
Erhebung eines PZI durch die Tonträgeraufzeichnung des gesamten Interviews (vgl. Witzel,
2000, S. 4). Die Aufzeichnung der verbalen Äußerungen erfolgt dabei unter Einwilligung des
Interviewpartners. Die Aufbereitung der Daten wird durch die nachträglich durchgeführte
Verschriftung (Transkription) der Tonaufnahmen erreicht (vgl. Flick 2007, S. 379). Für jeden
Interviewpartner wird mit Beginn der Kontaktaufnahme ein Memo angelegt, das spezifische
Daten enthält und im weiteren Forschungsverlauf ergänzt wird. In einem Memo werden
darüber hinaus auch skizziert die Standpunkte und Aussagen eines Interviewpartners
zusammengefasst (vgl. Rosenthal 2005, S. 92f). Diese Informationen erlauben eine vorläufige
globale Auswertung der Interviewdaten und ermöglichen entsprechend dem explorativen
Anspruch dieser Arbeit einen Überblick über das Forschungsfeld. Ein weiteres Instrument des
PZI stellt der Kurzfragebogen dar, der die Funktion erfüllt, Basisinformationen über den
biographischen und sozialen Hintergrund der befragten Person zu erheben (vgl. SchmidtGrunert 1999, S. 42). Dieser wird dem Hauptfrageteil angefügt.
Der verwendete Fragebogen dieser Arbeit gliedert sich in drei unterschiedliche
Themenbereiche, die aufeinander aufbauen. Eine problemorientierte, offene Einleitungsfrage
bezüglich der persönlichen Spielgewohnheiten der Probanden ermöglichte einen direkten
Einstieg in den Themenbereich Tischfußball und einen auflockernden, erzählgenerierenden
Interviewstart. Daran anschließend wurden verschiedene Fragen nach der persönlichen
Beziehung der Probanden zum Tischfußball und möglichen Trainingszeiträumen und methoden gestellt. Der zweite Themenbereich wurde auf die sportlichen Bezüge und Kriterien
des Tischfußballs ausgelegt. Neben Eigenschaften eines guten Tischfußballspielers wurden
die Probanden ganz offen nach einer Einschätzung des Tischfußballs als Sport und der
eigenen Position in der derzeitigen Diskussion um den Tischfußball befragt. Darüber hinaus
bestand die Aufgabe für die Probanden darin, eine eigene Definition von Sport zu
umschreiben. Der dritte Fragenteil behandelte die Regel- und Materialkunde sowie
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
47
Organisationsstrukturen im deutschen Tischfußball und überprüfte das tischfußballspezifische
Fachwissen der Probanden. Insbesondere durch diese Fragen konnte ein Rückschluss auf die
präzise Einordnung der Probanden in Amateur- und Profispieler erfolgen. Der anschließende
Kurzfragebogen enthielt geschossene Fragen über Alter, Beruf und Hobbys der Probanden
und endete mit einer letzten offenen Frage, die einen entspannten Ausklang der Befragung
ermöglichen sollte.
Die Auswertung und Interpretation der geführten Interviews erfolgt auf Grundlage der
transkribierten Gespräche, der Ergebnisse des Kurzfragebogens, des Postskriptum und der
Memos. Theoretisches Wissen entsteht prinzipiell auf der Basis einer offenen und flexiblen
Begriffsbildung, durch die gewährleistet wird, dass die Problemsicht des Interviewers nicht
diejenige der Befragten überdeckt (vgl. Witzel 2000, S. 1). Ein gesellschaftlicher Bezug wird
dabei auf der Grundlage des subjektiven Wissens und der Sichtweise der Interviewten erstellt
(vgl. Flick 2007, S. 214). Zunächst soll jedoch die Auswahl der untersuchten Probanden
(Sample) vorgestellt werden.
Sample
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden insgesamt sechs Probanden mit Hilfe des PZI zu
dem Thema Tischfußball befragt. Die interviewten Personen bestanden dabei aus drei
Amateurspielern, die Tischfußball in Kneipen oder öffentlichen Gebäuden spielten und drei
Profispielern, die sich durch die Mitgliedschaft in einem Tischfußballverein auszeichneten.
Alle Profispieler waren Mitglieder des lokalen Tischfußballvereins Tischfußballfreunde ASC
Göttingen. Für die Interviews dieser Spielergruppe wurden erfolgreiche Vereinsmitglieder
ausgewählt, darunter ein P4P-Weltmeister. Als Amateurspieler wurden demgegenüber
zufällig Probanden ausgewählt, die sich durch das Interesse am Tischfußball und einer
nichtvorhandenen Vereinsteilnahme auszeichneten. Die Vertreter dieser Untersuchungsgruppe
wurden hauptsächlich an öffentlichen Tischfußballtischen der Georg-August-Universität
Göttingen ermittelt. Alle Probanden wurden im Vorfeld persönlich angesprochen und nach
einem möglichen Interviewtermin befragt. Die weitere Terminabsprache fand daraufhin
telefonisch oder per E-Mail statt.
Die interviewten Probanden waren ausnahmslos Akademiker, die zur Zeit der Erhebung
entweder als Studenten eingeschrieben waren oder ihr Studium bereits beendet hatten. Das
durchschnittliche Alter der Befragten lag bei 26 Jahren. Alle Teilnehmer der Befragung waren
männlich. Die persönlichen Daten der Probanden wurden im Rahmen dieser Arbeit
anonymisiert.
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
48
5.2 Ergebnisse der Interviewerhebungen
Die Forschungsergebnisse akquirieren sich aus der Analyse der Interviewdaten, die für eine
präzisere Auswertung transkribiert wurden. Um unterschiedliche Interpretationszugänge aus
verschiedenen Perspektiven zu eröffnen, sollen die verschriftlichten Interviews nach den
Vorgaben von Flick (2007, S. 372) „möglichst von innen heraus“ analysiert werden. Durch
die Aufzeichnung und Aufbereitung der Forschungsdaten werden Ergebnisse gewonnen, „die
an die Stelle der untersuchten Zusammenhänge treten“ und auf diese Weise eine „neue
Realität im und durch den erstellten Text“ schaffen (Flick 2007, S. 372f). Anhand der
subjektiven
Interviewäußerungen
kann
so
eine
Reflexion
auf
gesellschaftliche
Relevanzstrukturen erfolgen (vgl. Schmidt-Grunert 1999, S. 41).
Für den gesamten Forschungsverlauf lässt sich sagen, dass alle interviewten
Forschungsteilnehmer dem Forscher und dem Forschungsvorhaben gegenüber grundsätzlich
positiv eingestellt waren. Auch auf spontane Interviewanfragen während eines lokalen
Tischfußballturniers reagierten die Probanden sehr positiv. Zur Vollständigkeit sind zwei
transkribierte Interviews im Anhang hinterlegt. Die Verschriftlichungen lehnen sich an die
grundlegenden Transkriptionsregeln nach Flick (2007), paralinguistische Momente bleiben
dabei weitgehend unbeachtet (vgl. Flick 2007, S. 379ff).
Im Folgenden sollen die Untersuchungsergebnisse der Amateur- und Profispieler zunächst
differenziert betrachtet werden, um in einer anschließenden Diskussion diese beiden
unterschiedlichen Spielergruppen miteinander zu vergleichen. Aufgrund ungenügender
Vergleichsdaten und der verwendeten explorativen und daher zwangsläufig oberflächlichen
Forschungsmethode wird mit den gewonnenen Ergebnisse keinerlei Anspruch auf
Vollständigkeit erhoben.
5.2.1 Tischfussball aus der Sicht von Amateurspielern
Die Gruppe der Amateurspieler bestand aus insgesamt drei Probanden, die unabhängig
voneinander interviewt wurden. Bei der Auswertung der gewonnenen Daten ergaben sich
teilweise deutliche Übereinstimmungen der einzelnen Befragungen. So stellt für alle drei
Amateurspieler der Spaß am Spiel den Hauptfaktor für die Ausübung von Tischfußball dar.
„Der Spaß muss im Vordergrund stehen.“ Person 1, 00:15:04-3 Als eine häufige
Spielsituation wurden in diesem Zusammenhang die gemeinsame Mittagspause unter
Arbeitskollegen oder der abendliche Kneipenbesuch genannt. Dabei existierten in der Kneipe
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
49
auch durchaus feste Rituale, nach denen beispielsweise die Gewinner einer Tischfußballpartie
zu einem nächsten Spiel aufgefordert werden könnten. Insbesondere wurden als Gründe für
die Ausübung des Tischfußballs jedoch gesellschaftliche Aspekte betont, bei denen vor allem
ein Miteinander und das Gespräch mit Freunden im Vordergrund ständen. „Das ist halt für
mich einen Abend mit jemanden in der Kneipe treffen. Das ist für mich Tischfußball.“ Person
1, 00:16:38-6 Häufig seien diese Treffen mit dem Konsum von Alkohol verbunden. „Wir
zählen zwar die Punkte und gewonnene Spiele, aber ich möchte sagen, alles noch auf einem
sehr spaßigen Level, also wir trinken dabei auch Bier.“ Person 1, 00:01:11-1 Darüber hinaus
wurden von einem Probanden auch regelmäßige Spielzeiten beschrieben. So traf sich dieser
wöchentlich mit Arbeitskollegen in einer Kneipe, um den Spaß am Tischfußballspiel auch
nach der gemeinsamen Arbeitszeit fortzusetzen. Diese regelmäßigen Treffen hätten jedoch
einen reinen Unterhaltungscharakter und es würde dabei nicht die Absicht verfolgt das eigene
Spiel durch bestimmte Trainingsmethoden zu optimieren. Generell würden von keinem der
befragten Amateurspieler bestimmte Trainingsmethoden verfolgt werden. Ein gezieltes
Trainieren von Schuss- oder Passtechniken fände ebenfalls nicht statt. „Wir üben de facto gar
nicht.“ Person 1, 00:04:46-3 Stattdessen würden neue Spielzüge oder Techniken nur
gelegentlich und in Verbindung mit dem gemeinsamen Spiel ausprobiert werden. Dieses
Üben
durch
Spielen
verhindere
jedoch
meist
die
Anwendung
neuartiger
Bewegungsausführungen, sodass die Amateurspieler häufig an ihren altbewährten Techniken
festhalten würden. Dennoch wurden vereinzelnd Spielzeiten von bis zu vier Stunden und
regelmäßig stattfindende gemeinsame Spiele beschrieben. Ein weiterer Proband gab jedoch
auch an zur Zeit nur sporadisch und generell phasenweise „mal mehr mal weniger“
Tischfußball zu spielen.
Über die Bewertung des Tischfußballs als Sport bestand insgesamt eher eine geteilte
Meinung. Für zwei der befragten Amateurspieler wären beim Tischfußball grundsätzlich
sportliche Leistungskriterien vorhanden, die sie auf erforderliche sportspezifische Fähigkeiten
wie Reaktionsschnelligkeit, Technik und Konzentration zurückführten. Darüber hinaus
bestände beim Tischfußball auch eine enorme körperliche Aktivität, die sich durch
erforderliche Kraftanwendungen auszeichne. „...ordentlich Power im Handgelenk, weil sonst
kriegt man einfach nicht genug Speed dahinter.“ Person 1, 00:10:06-1 Dabei seien durchaus
auch Überlastungsfolgen zu erkennen. „Also, wenn man so fünf, sechs Stunden gespielt hat,
dann merkt man schon was am nächsten Tag im Handgelenk.“ Person 1, 00:17:57-3
Zusätzlich wurden auch der elementare soziale Aspekt (Teamcharakter) und der Nutzen als
Ausgleich (Erholungscharakter) des Tischfußballs als Erfüllung sportlicher Kriterien
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
50
angeben. Trotz fehlender spezifischer Regelanwendungen werde der sportliche Gedanke einer
fairen
Spielweise
grundsätzlich
über
versucht
schnelle
einzuhalten.
Reflexe,
Erfolgreiche
Kraft,
Tischfußballspieler
Technik
und
ein
müssten
ausgeprägtes
Konzentrationsvermögen, aber auch über die Fähigkeit verfügen, die gegnerischen
Bewegungen antizipieren zu können. Dabei wurde Tischfußball auch verglichen mit den
Sportarten Schach oder Billard, bei denen ebenfalls vor allem „räumliches Denken“
erforderlich sei. Ein Proband sprach sich jedoch gegen die Bewertung des Tischfußballs als
Sport aus, da Tischfußball für diesen nicht mehr als die Ansprüche eines „Gesellschaftsspiels“
oder einer „Freizeitaktivität“ erfülle. Seine Entscheidung begründete dieser vor allem damit,
dass Tischfußball zwar diversen sportlichen Ansprüchen entspreche, aber laut konventioneller
Darlegung nicht als Sportart gewertet werde.
Als Antwort auf die Frage, was passiere, wenn der Ball das Spielfeld verlasse, wurden von
den Probanden unterschiedliche Regeln erläutert. Danach werde der Ball entweder im
Torraum oder durch das Einwurfloch wieder auf das Spielfeld befördert. Offizielle Regeln
waren nicht bekannt. „Ich weiß nur, wie wir das spielen. ... Ich weiß nicht, ob das korrekt ist.“
Person 1, 00:07:14-0 Über die organisierten Strukturen des Tischfußballs in Deutschland
konnten nur sehr wenig Informationen gegeben werden. „Ich weiß, es gibt eine Bundesliga
und es gibt Vereine. Punkt.“ Person 1, 00:14:49-7 Für einen qualitativen Tisch nannten die
befragten Amateurspieler Stabilität und ein ausreichendes Gewicht sowie geeignete
Spielstangen und Figuren. Dabei wurden auch Eigenschaften als erfreulich erfunden, die ein
schnelles Spiel begünstigten, da dieses als Spaßfaktor empfunden wurde. „...mal so einen Ball
einfach mit totaler Urgewalt irgendwie über die Bande wäre auch wieder schön.“ Person 1,
00:13:52-1
Eine Anerkennung des Tischfußballs als Sportart wurde von den befragten
Amateurspielern generell befürwortet „Kickern ist eigentlich schon ein Sport.“ Person 1,
00:08:19-5, gleichzeitig jedoch die Vermarktung des Tischfußballs mit seinen schnellen,
unüberschaubaren Ballbewegungen problematisiert. Ein Proband würde Tischfußball generell
nur als Freizeitaktivität betreiben, da sonst möglicherweise die Gefahr einer „Überkickerung“
bestehe.
5.2.2 Tischfussball aus der Sicht von Profispielern
Für die Datenerhebung professioneller Tischfußballspieler wurden Interviews mit drei aktiven
Vereinsmitgliedern des lokalen Tischfußballvereins durchgeführt. Die Befragungen der
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
51
Profispieler ergaben ebenfalls in vielen Punkten übereinstimmende oder ergänzende Daten.
Als eine häufige Spielsituation werden danach von allen drei Vereinsspielern die
regelmäßigen Trainingszeiten im Tischfußballvereinsraum genannt. Dieser Vereinsraum biete
dabei durch professionelle Tischmodelle und die Anwesenheit ambitionierter Spieler die
nötigen Mittel um ein effektives Training durchzuführen. Ein Proband gab an, regelmäßig
drei mal pro Woche mehrere Stunden lang in diesem Verein zu trainieren. Diese
wöchentlichen Treffen fänden in der Regel ausschließlich unter Vereinsinternen statt. Ein
Schwerpunkt des Trainings liege in einem Pass- und Schusstraining, bei dem mit einer hohen
Anzahl von Wiederholungen verschiedene Techniken eingeübt würden. Meist allein oder mit
einem Partner würden dabei gezielt einzelne Teilbewegungen oder Spielzüge trainiert und
optimiert. Insbesondere diese einseitigen Trainingsmethoden erforderten von den Spielern ein
hohes Maß an Durchhaltevermögen und Ehrgeiz. Gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern
könnten darüber hinaus auch Turniersituationen simuliert und eine vielseitige Verbesserung
der eigenen Spielfähigkeiten erreicht werden. „...wo ich dann zum Einen häufig alleine
trainiere. Bestimmte Schüsse immer wiederhole und, äh, mir dann, wenn es konkret um das
Spielen geht aber eben auch Gegner suche bei uns aus dem Verein und, ähm, gegen die
spiele.“ Person 2, 00:01:02-9 Das Erlernen unterschiedlicher Fähigkeiten würde im
Tischfußball autodidaktisch erfolgen, aber auch mit Hilfe gegenseitiger Spielverbesserung
durch Tipps und Ratschläge anderer erfahrener Spieler. „...wenn mal ein stärkerer Spieler mal
da ist, dass ich dann auch gegen den spiele, um davon zu profitieren zu können und da neue
Sachen zu lernen.“ Person 2, 00:01:40-0 Speziell vor anstehenden Wettkämpfen werde in der
Turniervorbereitung intensiv trainiert. Darüber hinaus beschreibt ein Proband auch explizit
ein Training am eigenen Heimtisch, das fast ausschließlich alleine und teilweise bis zu zwölf
Stunden in der Woche betrieben werden würde. Nichtsdestotrotz nimmt auch für die befragten
Profispieler der Spaßfaktor beim Tischfußball einen hohen Stellenwert ein. Ein Proband
unterscheidet jedoch klar zwischen einem spaßorientierten Spiel in der Kneipe und einem
effektivitätsorientierten Training im Rahmen des Vereins. „Ich spiele schon, äh, regelmäßig
bei uns im Trainingsraum und gelegentlich mal in einer Kneipe, wenn es sich ergibt. Dann
allerdings auch mit anderen Ansprüchen.“ Person 2, 00:02:09-1 Alkohol werde dabei meist
nur in der Kneipe getrunken, im Vereinsraum hingegen nicht oder nur in geringem Maße.
Bei der Definition des Sportbegriffes standen für alle Probanden physische Aspekte im
Vordergrund. Der Wettkampfcharakter des Sports wurde aber ebenso thematisiert, wie auch
die Möglichkeit durch Sport einen Ausgleich zum Alltagsleben zu bewirken. Bezogen auf die
Frage, ob auch Tischfußball als Sport zu bezeichnen wäre, zeigte sich eine sehr homogene
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
52
Sichtweise. Alle drei befragten Vereinsspieler werteten demnach den Tischfußball definitiv
als Sport, ergänzten aber, dass diese Beurteilung einer differenzierten Betrachtung bedürfe. So
würde eine unkontrollierte oder unüberlegte Spielweise, wie sie in vielen Kneipen praktiziert
werde, nicht unter den Begriff Sport gefasst werden können. „Also, für mich persönlich ist es
schon Sport. Man kann sich natürlich auch einfach an den Tisch stellen und unkontrolliert ein
bisschen gegen die Bälle hauen. Das wäre dann KEIN Sport.“ Person 2, 00:09:19-9 Um
Tischfußball als Sport zu bezeichnen, seien stattdessen vor allem die physischen und
taktischen Aspekte, die ein professionelles Spielniveau auszeichneten, ausschlaggebend.
Unter sportspezifischen Gesichtspunkten sei Tischfußball, laut Aussage der Profispieler,
generell mit dem Leistungsanspruch der anerkannten Sportarten Dart oder Billard
vergleichbar. Zusätzlich werde im Tischfußball auch ein sozialer Aspekt angesprochen, der
sich mit der Definition von Sport decke. Ein weiterer Proband beschrieb diesbezüglich auch
einen Wandel seiner Beurteilung. So wäre Tischfußball für diesen zunächst ein bloßes
Kneipenspiel gewesen und habe erst durch seine gesammelten Vereinserfahrungen den
Charakter eines Sportes angenommen. Sportliche Leistungen beständen bei professionellen
Tischfußballspielern allgemein in Form schneller, präziser Bewegungen sowie speziell auf
Turnieren in einer enormen Kraftausdauer. In diesem Zusammenhang nannten die
Vereinspieler für einen erfolgreichen Tischfußballspieler vor allem auch mentale Stärken als
wichtigste
Charaktereigenschaft.
Entscheidungsschnelligkeit
seien
Eine
ebenso
dauerhafte
wie
Konzentration,
Taktik,
Ruhe
und
Ehrgeiz
und
Gelassenheit
spielentscheidende Fähigkeiten. Über die perfekte Beherrschung der Schusstechniken hinaus
,stelle für ein erfolgreiches Spiel auf hohem Spielniveau somit auch die schnelle Analyse des
gegnerischen Abwehrverhaltens einen wichtigen Faktor dar.
Alle befragten Vereinsspieler besaßen umfassende Kenntnisse von nationalen und
internationalen Organisationsstrukturen des Tischfußballs. Auf die Frage, was passiere, wenn
der Ball das Spielfeld verließe, antworteten die interviewten Profispieler mit Auslegung der
offiziellen ITSF-Regeln für diesen Sonderfall. Für einen guten Tischfußballtisch sind nach
Ansicht der Vereinsspieler vielseitige Eigenschaften erforderlich. Als wichtigste Eigenschaft
wurde die Stabilität genannt. Daneben zeigten sich jedoch weitere präzise Vorstellungen und
teilweise hohe Ansprüche der Vereinsspieler an das Spielmaterial. Dabei wurden qualitative
Eigenschaften von Bällen, Stangen, Figuren und der Spielfläche angesprochen, die für
optimale Spielverhältnisse den offiziellen Normen entsprechen müssten. Ein Proband
berichtet sogar, er würde öffentliche Tische aufgrund mangelhafter Spieleigenschaften
weitgehend meiden.
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
53
Einer Anerkennung des Tischfußballs als Sportart stimmten die interviewten Profispieler
einstimmig zu. Als Begründung wurden unter anderem offizielle Regelwerke und die
professionelle Organisation von nationalen und internationalen Wettkämpfen genannt.
5.3 Diskussion der erhobenen Daten
Vergleicht man die Aussagen der Amateur- und Profitischfußballspieler, so zeigen sich
sowohl deutliche Unterschiede, als auch weitgehende Übereinstimmungen in der Sichtweise
dieser beiden Spielergruppen. Bei der eigenständige Formulierung wichtiger Kriterien für eine
Sportdefinition teilen Amateur- und Profispieler grundsätzlich die Auffassung, dass Sport
einer körperlichen Aktivität entspricht, die unter besonderem Kraftaufwand, aber auch mit
speziellen technischen Fähigkeiten ausgeführt wird. Merkmale wie Ausdauer oder
Konzentration als Leistungsfaktoren werden von beiden Untersuchungsgruppen ebenso
angegeben, wie Entspannung oder Erholung durch Sport als Alltagsausgleich. Bei der
Bewertung der sportspezifischen Ansprüchen des Tischfußballs zeigen sich jedoch
wesentliche Abweichungen. Für die befragten Profispieler erfüllt Tischfußball definitiv
sportliche Ansprüche und wird einstimmig als vollwertige Sportart bewertet. Im Vordergrund
steht dabei die wettkampforientierte Ausrichtung des Tischfußballs, bei der, durch
regelmäßige Trainingszeiten und spezielle Trainingsmethoden, gezielt Effektivität und
Leistung verbessert werden sollen. Dieser sportliche Leistungsgedanke professioneller
Vereinsspieler steht jedoch im Gegensatz zu den Ansprüchen der interviewten
Amateurspieler. Tischfußball nimmt für diese Spielergruppe vielmehr den Charakter eines
Gesellschaftsspieles an, das zur Unterhaltung zusammen mit Freunden und Bekannten im
Rahmen eines gesellschaftlichen Ereignisses ausgeübt wird. Vorrangig werden dabei
alltägliche Situationen wie Mittagspausen oder Kneipenbesuche beschrieben. Soziale Aspekte
stehen im Mittelpunkt dieser Treffen.
Aus diesem Grund zeigen sich auch bezüglich Trainingsmethoden und Trainingszeiten
Unterschiede der beiden Spielergruppen. Im Gegensatz zu den interviewten Profispielern
verfolgen die befragten Amateurspieler neben ihrer spaßzentrierten Spielweise keinerlei
methodische Trainingskonzepte. „Also, was wir eigentlich sowieso nicht machen, ist üben.“
Person 1, 00:04:46-3 Grundlegende Übungseffekte entstehen dabei ausschließlich in
zufälligen
Spielsituationen,
bei
denen
jedoch
ein
gezieltes
Training
einzelner
Bewegungsausführungen weitgehend vernachlässigt wird. Manche Amateurspieler belächeln
dagegen ein systematisches Einzeltraining bestimmter Schüsse oder Pässe oder lehnen dieses
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
54
strikt ab. „...dann muss man sich eigentlich stumpf alleine da hinstellen, den Ball die ganze
Zeit da hinlegen und den üben.“ Person 1, 00:04:46-3 In puncto Trainingsdauer bestehen
ebenfalls enorme Unterschiede zwischen beiden Vergleichsgruppen. Dem intensiven
Einzeltraining eines befragten Profispielers von teilweise zwölf Stunden pro Woche steht
dabei eine Spielzeit amateurhafter Spieler von maximal vier bis sechs Stunden in der Woche
gegenüber.
Die trainingsspezifische Diskrepanz zwischen interviewten Amateur- und Profispielern
verdeutlicht die unterschiedlichen Leistungsansprüche an den Tischfußball. Als weiterer
Indikator für diesen Gegensatz kann auch der Konsum von Alkohol während des
Tischfußballspielens betrachtet werden. Die befragten Amateurspieler geben in diesem
Zusammenhang übereinstimmend an, bei einem Tischfußballspiel prinzipiell Alkohol zu
konsumieren, wenn dieses im gesellschaftlichen Rahmen eines Kneipenbesuches stattfinde.
Das „Bierchen“ mit Freunden in der Kneipe ist in der Regel Ausgangspunkt für das
gemeinsame Spiel am Tischfußballtisch. „Also, Bierchen trinken und so was ist ja für mich
doch eher im Vordergrund.“ Person 1, 00:14:04-7 Im Vergleich dazu wird von den
interviewten Profispielern der Alkoholkonsum während der Trainingszeiten weitgehend
vermieden oder generell abgelehnt. „Ähm, ja, also wenn ich in einer Kneipe spiele, ähm, auf
jeden Fall. Dann trinke ich Alkohol. Beim Training weniger, also zumindest in dem Maße,
dass es mich nicht sonderlich beeinflusst.“ Person 2, 00:02:32-4 Diese Abstinenzhaltung, die
darauf
abzielt,
bestmögliche
Spielergebnisse
zu
erreichen,
unterstreicht
die
leistungsorientierte Trainingsausrichtung dieser Spielergruppe.
Des Weiteren werden auch durch die differenzierten Regelauslegungen von Amateur- und
Profispielern die unterschiedlichen sportlichen Ansprüche an den Tischfußball verdeutlicht.
Die interviewten Amateurspieler richten dabei ihr Spiel nach oberflächlichen Regelungen und
Ritualen aus, die sich jedoch individuell und auch situationsbedingt voneinander
unterscheiden. Im Gegensatz dazu werden von den befragten Profispielern offizielle und
international gebräuchliche Regelungen eingehalten. Diese Vorgehensweise entspricht einem
weiteren sportspezifischen Kriterium von Röthig & Prohl (2003, S. 494) nach dem Sport
„nach spezifischen, sozial definierten Mustern“ stattfindet.
Auch in Hinsicht auf qualitative Ansprüche an das Spielmaterial sind enorme Differenzen
festzustellen. So wird von beiden Spielergruppen primär ein stabiler, schwerer Tisch
bevorzugt, jedoch von den befragten Profispielern präzise Erwartungen an ein Tischmodell
formuliert, die sich nach genormten Maßen richten. Auch dieser Gegenstandsbereich deutet
auf eine leistungsorientierte Ausprägung der interviewten Profispieler, die festgelegt auf
Qualitative Untersuchung des Sportbezugs verschiedener Tischfußballspieler
55
spezielle Normen und Richtlinien eine bewusste, vergleichbare Spielweise ermöglichen. Als
Extrembeispiel kann dabei ein Profispieler gelten, der kompromisslos Kneipenkicker meide.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass diverse Unterschiede in Anspruch und
Ausprägung der Spielpraxis interviewter Amateur- und Profispieler bestehen. Tischfußball
wird dabei von den Amateurspielern vor allem aufgrund seiner sozialen Aspekte ausgeübt.
Für professionellen Spieler stehen demgegenüber in erster Linie leistungsorientierte Aspekte
im Vordergrund. Sowohl in Bezug auf Trainingszeiten und Trainingsmethoden, als auch in
Hinblick auf Alkoholkonsum und angewendete Spielregeln unterscheiden sich die
Handlungsweisen der befragten Amateur- und Profispieler grundlegend. Zwar stimmen beide
Spielergruppen einer möglichen Anerkennung des Tischfußballs als Sportart prinzipiell zu,
jedoch wird dabei nur von den befragten Profispielern Tischfußball auch persönlich als
Sportart bewertet. Die befragten Amateurspieler begründen ihre Einschätzung nicht durch
eine Bewertung der persönlichen Leistung, sondern ebenfalls auf der leistungsorientierten
Ausprägung von Profispieler. „Kickern ist eigentlich schon ein Sport, weil, wenn man es so
richtig professionell betreibt, kann es ja auch schon anstrengend sein.“ Person 1, 00:08:19-5
Zusammenfassung
56
6 Zusammenfassung
Unabhängig von verschiedenartigen Entstehungsgeschichten ist Tischfußball ursprünglich als
eine Spielform konzipiert worden, die damals wie heute zum reinen Vergnügen ausgeübt
wurde und wird. Das Kneipenspiel Tischfußball kommt dabei häufig in Verbindung mit
Alkoholkonsum zur Anwendung. Festgelegte Spiel- oder Verhaltensregeln werden, ebenso
wie der Einsatz eines einheitlichen Spielgerätes, meist weitgehend vernachlässigt. Abseits von
dieser unstrukturierten Spielweise entwickelte sich auch eine organisierte Form des
Tischfußballs in Deutschland, die auf der Grundlage einheitlicher Regeln und Tischmodelle
ein leistungsorientiert praktiziert wurde. Vergleichbar mit dem System vieler Sportarten
entstand in diesem Zusammenhang im Jahre 1969 ein bundesweiter Dachverband, der seither
reguläre Tischfußballbundesligen organisiert. Parallel dazu wurde im Jahre 2001 eine
Spielervereinigung gegründet, die eigene, große Tischfußballturniere in Deutschland
veranstaltet. Diese organisierten Ausprägungen des Tischfußballs sind jedoch vielen
Menschen in Deutschland weitgehend unbekannt. Aus diesem Grund besteht das Hauptziel
des DTFB darin, den organisierten Tischfußball in Deutschland weiter zu fördern und zu
vereinheitlichen, um die nötigen Voraussetzungen für eine Anerkennung als Sportart zu
schaffen. Auf diese Anerkennung klagen deutsche Tischfußballspieler allerdings schon seit
zirka 25 Jahren. Im Juni 2010 ist dem DTFB jedoch durch die Anerkennung der
Gemeinnützigkeit ein wichtiger Teilschritt in diesem Rechtsstreit gelungen. Laut
Gesetzeslage ist mit diesem Beschluss Tischfußball in Deutschland als Förderer des Sports
anerkannt.
Ein Hauptziel dieser Arbeit bestand darin, eine weiterführende Betrachtung sportlicher
Ansprüche des Tischfußballs in Deutschland aus einer sportwissenschaftlichen Perspektive zu
analysiert. Dabei konnten deutliche Übereinstimmungen der tischfußballspezifischen
Anforderungen mit gängigen theoretischen Modellen der Sportwissenschaft festgestellt
werden. Die Untersuchung der Sportbezüge verschiedener Spielergruppen zeigt hierzu
bestätigende Ergebnisse, indem einer Anerkennung des Tischfußballs als Sportart von den
interviewten Spielern definitiv zugestimmt wird. Dennoch werden auch Differenzen der
sportlichen Bezüge zwischen Profi- und Amateurspielern erkennbar. Es bestehen deutliche
Unterschiede sowohl in Trainingszeiten und -methoden, als auch in der Beurteilung des
persönlichen Leistungsbezugs dieser beiden Untersuchungsgruppen. Für die befragten
Profispieler stellt Tischfußball aufgrund hoher Anforderungen an vielfältige motorische sowie
an psychische Fähigkeiten eindeutig einen persönlichen Leistungsbezug dar. Für die befragten
Zusammenfassung
57
Amateurspieler dagegen stehen besonders die sozialen Aspekte des Tischfußballspiels im
Vordergrund. Ein persönlicher Leistungsbezug wird nicht beschrieben, sondern stattdessen
beispielhaft die Spielweise professioneller Spieler als mögliche sportspezifische Ausprägung
genannt. Grundsätzlich zeichnen sich zwei sehr heterogene Variationen des Tischfußballs in
Deutschland ab, die einerseits durch eine professionelle und andererseits durch eine
amateurhafte Spielweise vertreten sind und - abgesehen von der Bezeichnung ihrer
Tätigkeiten - wenig Gemeinsamkeiten aufweisen.
Generell besteht jedoch für eine ausführliche Behandlung dieses Themas weiterhin
Forschungsbedarf der Sozialwissenschaft.
Fazit und Ausblick
58
7 Fazit und Ausblick
“Table football is still a game that you can pick up in your local and then go and
conquer the world.” (Arthur Taylor in Played at the Pub 2009, S.138)
Als Quintessenz lässt sich festhalten, dass die Frage Tischfußball – Kneipenspiel oder
Leistungssport? nicht eindeutig geklärt werden kann. Die Beantwortung muss aus beiden
Perspektiven erfolgen. Aus sportwissenschaftlicher, rechtlicher und auch aus Sicht der Spieler
selbst ist Tischfußball als Sport zu bewerten. Auf einem professionellen Spielniveau kann
Tischfußball darüber hinaus auch durchaus als Leistungssport bezeichnet werden. Als bloßes
Kneipenspiel betrieben, entspricht Tischfußball jedoch keiner Anerkennung als Sport. Auch
die befragten Amateurspieler selbst bestätigen diese Einschätzung. Da Sport ein heterogenes
soziales Konstrukt ist, entsteht die Bewertung einer körperlichen Aktivität als Sport stets
durch eine individuelle Betrachtungsweise und Interpretation (vgl. Heinemann 1983, S. 204).
Aufgrund der Tatsache, dass den meisten Menschen in Deutschland die organisierte Form des
Tischfußballs unbekannt ist, überwiegt eine generelle Ablehnung der Anerkennung dieses
Sports. Die fahrlässige Mischung unterschiedlicher Tischfußballspiele in gerichtlichen
Verfahren bestätigt die weitreichende Unkenntnis der Bevölkerung.
Mit der Anerkennung von Gemeinnützigkeit und aufgrund umfangreicher Maßnahmen
des DTFB bezüglich Imagepflege und Strukturverbesserung zeigen sich jedoch aktuell
deutlich positive Entwicklungen im deutschen Tischfußballsport. Um für den Tischfußball die
Sportanerkennung auf nationaler Ebene zu erhalten, wird in diesem Zusammenhang vom
DTFB intensiv an der Umsetzung der Kriterien des DOSB gearbeitet (vgl. DTFB 2010, S. 8).
Ein entscheidendes Anerkennungskriterium des DOSB ist eine Verbandsmitgliederanzahl von
mindestens 10.000 Personen. In Betrachtung des steten Wachstums der Mitgliederanzahl des
DTFB (13% im Jahre 2010) erscheint aber auch die Erfüllung dieser Forderung als ein in
naher Zukunft erreichbares Ziel.72
Es wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Tischfußball auch in Deutschland als
Sport anerkannt sein wird.
72
Vgl. http://www.dtfb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=674:dtfb-jahresrueckblick&
catid=1&Itemid=26 (Zugriff am 13.04.2011).
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59
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66
Anhang
Anhang
Anhang 1: Leitfaden der qualitativen Erhebung
Anhang 2: Transkript des Interviews mit Person 1
Anhang 3: Transkript des Interviews mit Person 2
Anhang 4: Eidesstattliche Erklärung
Anhang
Anhang 1: Leitfaden der qualitativen Erhebung
Interviewbeginn:
Projekt: Bachelorarbeit (Thema / Titel),
Schutz der Anonymität, Einwilligung der Tonaufnahme
Einleitungsfrage:
Das Thema meiner Bachelorarbeit ist ja Tischfußball. (Kickern)
Stell dir vor Du spielst Tischfußballspiel! Wie würde das für
gewöhnlich aussehen? Kannst eine häufige Situation
beschreiben? (Ort, Zeit, Anwesende, Alkohol dabei?)
Persönlicher Teil:
Kannst Du mir erzählen, was Tischfußball für Dich bedeutet?
Wie lange spielst Du schon Tischfußball?
Du spielst ja schon seit einiger Zeit Tischfußball. Kannst Du mir
erzählen wie Du zum Tischfußball gekommen bist?
Manche Tischfußballspieler üben mehrere Stunden am Tag.
Andere wiederum nur ab und zu. Wie sieht das bei Dir aus?
Hast Du eine bestimmte Trainingsmethode? Welche genau?
Sportspezifischer Teil:
Angenommen Du solltest „Sport“ definieren, welche Kriterien
wären für Dich dabei wichtig? Was macht Sport für Dich aus?
Ist Tischfußball für Dich ein Sport? Warum genau?
Was macht einen guten Tischfußballspieler für Dich aus?
Derzeit wird in Deutschland diskutiert ob Tischfußball als Sport
anerkannt werden soll. Was denkst Du darüber?
Fachspezifischer Teil:
Was passiert mit dem Ball wenn er während des Spiels aus dem
Spielgerät geschossen wird?
Welche Eigenschaften sind für einen Tischfußballtisch wichtig?
Was weißt du über die organisierten Strukturen des
Tischfußballs in Deutschland?
Wie groß schätzt du die Anzahl der Tischfußballvereinsspieler
in Deutschland?
Abschlussfrage:
Ich würde Dir gleich gerne noch einige Fragen zu Deiner
Person stellen. Hast Du aber zuvor noch eigene Ergänzungen,
die Du für wichtig hälst, die bisher nicht angesprochen wurden?
Kurzfragebogen:
Alter? Hobbys? Derzeitiger Beruf?
Kannst Du Dir vorstellen mit Tischfußball Geld zu verdienen?
Ende:
Ich hab jetzt alle Fragen an Dich gestellt. Vielen Dank.
Wenn Dir noch etwas einfällt, kannst Du mich gerne anrufen.
Anhang
Anhang 2: Transkript des Interviews mit Person 1
Interviewer: Das Thema meiner Bachelorarbeit ist Tischfußball oder "Kickern". Und meine
erste Frage ist: Stell Dir vor, Du spielst Tischfußball! Wie würde das gewöhnlich bei Dir
aussehen? Kannst Du eine häufige Situation beschreiben? 00:00:21-6
Person 1: Also, (...) meistens (...) Also, wir spielen in der Mittagspause hier in der Uni
Kicker. Ähm, die Uni-Kicker sind aber ja ziemlich scheiße. Kann man... Oder schlecht
möchte ich mal sagen. Ähm, spielen aber immer dann quasi Doppel. Also, Einzel spielen wir
selten. Und ansonsten gehen wir im Durchschnitt vielleicht einmal die Woche, nicht ganz, äh,
an einem besseren Kicker hier im NAME DER KNEIPE 1 spielen. Aber auch immer zu viert.
Und, ähm, ja, also auch immer zum Spaß. Das ist jetzt... Wir mischen ja auch immer die
Teams durch. Wir zählen zwar die Punkte und gewonnene Spiele, aber ich möchte sagen,
alles noch auf einem sehr spaßigen Level, also wir trinken dabei auch Bier und... Hier in der
Uni natürlich nicht, aber am Montagabend dann halt. 00:01:11-1
Interviewer: Okay, aber das macht ihr schon regelmäßig, dass ihr euch da trefft? 00:01:10-9
Person 1: Ja, also wenn nicht zufällig jemand weg ist, machen wir es - mehr oder weniger jeden Montag. 00:01:25-8
Interviewer: Okay, kannst Du mir erzählen, was Tischfußball für Dich bedeutet? 00:01:25-8
Person 1: Ähm, ich finde es macht eigentlich Spaß. Man kann... Also es, äh, mich streng es
jetzt nicht sonderlich an. Also, die meisten Kollegen, mit denen ich dann da hingehe, ähm, die
fangen auch tatsächlich... Für die ist das richtig anstrengend, aber, ähm, mich strengt das nicht
an. Das heißt, sie... ich schwitze eigentlich nie. Also, oder so. Also, ich finde es einfach
witzig. Und es macht Spaß. Äh, ich kann es für einen Amateur, möchte ich sagen, eigentlich
ganz gut. Das heißt, wenn man hier irgendwo hingeht.. Man wird nie total verprügelt, auch
wenn die richtig gut sind. Und es macht einfach Spaß. So... 00:02:10-2
Interviewer: Wie lange spielst Du schon Tischfußball? 00:02:10-2
Person 1: Oh... Also, ich sag jetzt, VIEL spiel ich erst seit zwei Jahren. Ich hab auch ganz
Anhang
früher mal im Jugendheim gekickert immer mal wieder. Aber ganz wenig, also sagen wir mal,
was weiß ich, alle zwei drei Wochen mal. Und äh... Da war ich auch nicht wirklich gut. Nicht,
dass ich jetzt besser bin, aber, wenn man häufiger spielt an einem guten Kicker oder
regelmäßig... Das macht schon was aus. Also, ich würde sagen, seit anderthalb bis zwei
Jahren regelmäßig. 00:02:42-5
Interviewer: Okay, und wie hat das genau angefangen? Also, wie bist Du zum Tischfußball
gekommen? 00:02:40-8
Person 1: Per Zufall. Die haben hier in der Uni die Kicker aufgebaut und die waren, naja, ja
nun nicht so toll. Und dann hab ich von einem anderen Kollegen gehört: Wir treffen uns im
NAME DER KNEIPE 2, das war so ne Kneipe, hier gegenüber, die jetzt dicht gemacht hat.
Die hatten auch einen ganz anständigen Kicker. Das war eine urige Kneipe. Da war halt nie
jemand drin. Das heißt der Kicker war da immer frei. Und da hat es dann angefangen, dass
wir uns dann montags abends zum Kickern getroffen haben. Und dann hat die irgendwann zu
gemacht und dann sind wir zur anderen Kneipe gezogen. 00:03:13-4
Interviewer: Ja, und jetzt NAME DER KNEIPE 1... 00:03:13-4
Person 1: Ja, also eigentlich kann man es hart sagen: Wir wollten nicht direkt nach der
Mittagspause wieder an die Arbeit gehen. Und dann haben wir gedacht, gehen wir doch mal
zu diesen Kickern hin, als die da neu aufgestellt worden sind. Und so ist das dann halt
gekommen. 00:03:29-4
Interviewer: Du hat gesagt, ihr spielt schon viel, aber nicht so viel. Also, es gibt Profispieler,
die mehrere Stunden am Tag spielen und andere spielen ab und zu. Wie würdest Du das bei
Dir beschreiben? 00:03:39-4
Person 1: Also, was wir eigentlich sowieso nicht machen, ist "üben". Was ein bisschen
schade ist... Das heißt, äh, wir spielen halt immer, ähm,... Man kann dadurch recht schlecht
neue Tricks einüben, weil die,... äh, ich sag mal, wenn Du ein schnellen... Wenn Du
irgendwelche neuen Tricks siehst und denkst: Ach, den würde ich auch gern mal können,
dann muss man sich eigentlich stumpf alleine da hinstellen, den Ball die ganze Zeit da
hinlegen und den üben. Also, im Spiel: Erstens kriegt man den nicht so häufig in den Sturm,
Anhang
wie man den haben will und zweitens will man den ja auch, wenn Du zehn mal diesen
Versuch machst und die ersten neun Mal ist total schrecklich, dann sagt dein anderer
Mitspieler auch: Komm, spiel mal gescheit, mach doch mal, was Du kannst! Dann greift man
halt wieder auf seine alten Tricks zurück. Das heißt, wir üben de facto gar nicht. Sondern
spielen relativ viel und wenn wir dann spielen, würde ich sagen zwischen zwei und drei St...
zwischen zwei und VIER Stunden. Oder, ah, zwischen anderthalb und vier. Mit immer wieder
unterbrochen von Biertrink- und Rauchpausen. 00:04:46-3
Interviewer: Das heißt, ähm, also so ne bestimmte Trainingsmethode habt ihr nicht?
00:04:46-9
Person 1: Nee. Ja, wir probieren halt, das wir... Also, an den guten Kickern, probieren wir
schon ein bisschen anständiger zu spielen, hier an den Kickern ist uns mittlerweile eigentlich
alles egal, aber an den guten Kickern, ähm, halt auch mit ein paar Regeln, hier, was weiß ich:
Fairer Einwurf und, ähm, möglichst keine Mittelfeldtore und, ähm, also schon ein bisschen
gezielter und ein bisschen besseres Niveau zu spielen als hier an der Uni. Weil, hier an der
Uni sind wir so acht Leute, wovon - würde ich sagen, eine ganze Menge nicht wirklich
Kickern können. Wir spielen da halt nur an den Kickern und mit denen, mit denen wir uns
immer am Montag treffen, die können schon ein bisschen mehr. Also, das heißt, da ist nicht
jeder Angriff Zufall, so... Möchte ich es mal so formulieren. 00:05:37-1
Interviewer: Du hast gesagt, ihr spielt auch richtig nach Regeln. Eine Frage meines
Fragebogens lautet: Was passiert, wenn der Ball, während des Spiels aus dem Spielgerät
hinausgeschossen wird? 00:05:44-7
Person 1: Oh, Gott. Ich weiß... Ich weiß nur wie wir das spielen... Ähm, entweder wenn, äh,
also, wenn er hinten rausfliegt, machen wir immer Eckball. Ich weiß nicht, ob das korrekt ist.
Wenn er in der Mitte rausfliegt oder nicht genau klar ist, dann fairer Einwurf, also heißt:
Einfach Einwurf und derjenige, der ihn kriegt, kriegt ihn dann. Ähm, und ich glaube, Gott...
Wenn das zwischen Sturm... Wenn wir jetzt hier... Ich hab Stifte ohne Ende. Nehmen wir mal
an, das wäre der Torwart, dann ist das die Abwehrreihe und das der Sturm. Ich mein, wenn er
hier liegen bleibt, wird er auch in der Mitte eingeschmissen, zumindest machen wir das so.
Ich weiß nicht, ob das die Regeln sind... Das sind einfach die Regeln, die wir so machen. Wir
spielen aber auch halbwegs ohne Foul... ähm, also, ich kenne so ein paar Foulregeln, aber wir
Anhang
probieren die, also, bei mit vielen, mit denen wir spielen, macht das kein Sinn. Also, es gibt so
zwei drei Leute, die deutlich besser sind als der Rest, ähm, wenn ich mit den spiele gegen
andere, dann probiere ich diese Formregeln einzuhalten, hier, von wegen: Nicht mit dem
Mittelfeld dagegen hauen oder wenn ich, äh, der Ball wird nicht berührt und ich kriege ihn
dadurch nicht in den Sturm, dann ist das ja ein Foul und solche Dinger. Ähm, die probieren
wir dann einzuhalten, aber wenn ich halt mit den anderen spiel, dann macht das kein Sinn.
Sagen wir so hinten: Ganz ruhig, Freunde oder so was, aber, äh, wir fordern da keine Fouls.
00:07:14-0
Interviewer: Angenommen Du solltest Sport definieren, welche Kriterien wären für Dich
dabei wichtig? Was Sport für Dich ausmacht? 00:07:25-5
Person 1: Schwierig zu sagen, weil ja Schach eigentlich ja auch ein Sport ist, aber wenn ich
ehrlich bin, ist für mich Schach auch kein Sport. Also, man muss zumindest so ein bisschen
(...) es muss eine körperliche Tätigkeit sein, finde ich und da reicht das Figurenschieben für
mich nicht. Ähm, durch Training sollte man besser werden können. Wäre auch nicht schlecht.
Also, ist es so... So Kickern schon so an der... Na, Kickern ist eigentlich schon ein Sport, weil
wenn man es so richtig professionell betreibt, kann es ja auch schon anstrengend sein. Ähm,
Schwitzen ist nicht unbedingt ein... ähm was, was ich mit Sport verbinde. Ich gebe aber zu,
dass man meistens, wenn man etwas ausdauernd macht, durchaus ins Schwitzen kommen
kann beim Sport, also, weiß ich nicht... Ich hab keine Ahnung, wie die offizielle Definition
ist. 00:08:19-5
Interviewer: Okay, also Du würdest schon sagen, dass... Tischfußball würdest Du schon mit
als Sport einordnen? 00:08:24-1
Person 1: Ja. 00:08:32-6
Interviewer: Und warum genau? Was macht Tischfußball... Welche sportlichen Ansprüche
gibt es da für Dich? 00:08:33-0
Person 1: Weil es doch stark auf die Reaktion ankommt. Also, ähm, man mit Übung
vielleicht nicht Weltmeister wird, aber zumindest eine totale Gurke kann viel Übung, ein
bisschen richtigem Training, äh, anständig werden, glaube ich. Also, ich habe schon gegen ein
Anhang
paar Leute gespielt, die richtig anständig sind, wo ich sage: Großartiges Talent möchte ich
denen aber trotzdem nicht zusprechen. Dann heißt das, die sind zwar gut, die mögen mich
vielleicht auch schlagen, aber dann merkt man, da ist irgendwo trotzdem begrenztes Level
nach oben. Und das ist ja auch Sport, weil es kann ja nicht... Auch nicht jeder wird ein
Ronaldinho im Fußball oder so ne... 00:09:18-7
Interviewer: Aber was macht einen guten Tischfußballspieler für Dich aus? 00:09:19-9
Person 1: Schnelle Reaktionen. Das auf jeden Fall. Ähm, (...) Das ist ziemlich wichtig würde
ich sagen: Reaktion. Ähm, ordentlich Power im Handgelenk, weil sonst kriegt man einfach
nicht genug Speed dahinter. Äh, ja, die richtige Technik und (...) ganz sicherlich ist auch
Konzentration wichtig. Also, wenn man da nicht konzentriert ist oder sich nicht länger
konzentrieren kann, das ist immer schlecht, weißt Du. 00:10:06-1
Interviewer: Okay, derzeit gibt es in Deutschland eine Diskussion, ob Tischfußball anerkennt
werden soll. Und deswegen schreibe ich ja auch meine Arbeit. Was denkst Du darüber? Wie
ist da Dein Standpunkt? 00:10:21-8
Person 1: Pfff... Also, von mir aus, könnten sie es anerkennen. Ich gebe zu, es ist ja auch
nicht so leicht zu vermarkten, weil wenn man das im Fernsehen zeigt, die wirklich guten sind
ja dermaßen schnell, das siehst Du ja gar nicht mehr die Bälle. Da hast Du ein Grundproblem,
weil Darten ist ja, sag ich mal, von der Anstrengung, naja das ist noch weniger anstrengend,
aber das ist langsam. Man sieht wie die werfen, man sieht das Ergebnis. Bei Fußball: Du
siehst immer das Ergebnis. Es gibt ganz wenige Sportarten, wo es so schnell ist, dass man es
nicht mehr nachvollziehen kann. Vielleicht noch... Mit Abstrichen vielleicht noch Eishockey
oder so was, aber ich wüsste halt auch nicht wie man das wirklich gut vermarkten kann.
Fußball, es macht mir Spaß zu spielen und ich gucke auch gerne zu, aber ich könnte mir
vorstellen über einen... Zur Vermarktung ist es nicht ganz so einfach, aber ich bin auf jeden
Fall dafür. Ich meine, wenn Schach Sport ist, äh, irgendwelche E-Sport-Sachen mittlerweile
Sport sind, wieso sollte es Kickern nicht auch sein? 00:11:20-0
Interviewer: Okay, ähm, der letzte Teil sind ein paar fachspezifische Fragen zum
Tischfußball. Zum Beispiel: Welche Eigenschaften sollte ein guter Tischfußballtisch für Dich
haben? 00:11:34-8
Anhang
Person 1: Ähm, halbwegs schwer muss er sein damit er nicht verrückt, klar. Die Stangen
müssen leichtgängig sein. Und, ja, möglichst diese Hohlraumstangen, damit die nicht zu
schwer sind, damit man richtig Speed dahinter kriegt. Ähm, dann ist es immer eine Frage:
Unten abgerundete Figuren ist klar, denke ich. Es gibt hier... Hier in der Uni sind die zum
Beispiel diese eckigen Dinger da. Das ist ja grausam, ne. Ist halt zu viel Zufall dabei, wenn
man den trifft. Ähm, ja dann gibt es halt ein paar Sachen, ob man die gut findet oder schlecht
ist halt... Es gibt schon... Die Kicker sind schon unterschiedlich schnell. Ich sag mal, die
richtig guten sind zwar schnell, aber wenn Du zum Beispiel von hinten schießt über die Bande
und so, sind die nicht ganz so schnell. Das mag sicherlich absichtlich sein, aber wenn ich jetzt
mal den Kicker aus der alten Kneipe da, die zugemacht hat, der auch ein guter Kicker war, der
war insgesamt ein bisschen schwerer. Da waren die Figuren ein bisschen schwerer. Äh,
dadurch bist Du ein bisschen langsamer, aber kriegst natürlich UNglaubliche
Geschwindigkeiten drauf mit dem Ball. Das ist, äh... Finde ich witzig. Ob es nun... Ich habe
mich jetzt an die anderen gewöhnt, aber ab und zu denke ich: Ach, so mal so einen Ball
einfach mit totaler Urgewalt irgendwie über die Bande wäre auch wieder schön. Das geht mit
den anderen nicht ganz so gut. Und, ähm, ja was muss er sonst noch haben? Nö, eigentlich
muss er sonst... Die Figuren, ähm, dürfen nicht zu kurz sein. Es gibt ab und zu Kicker, da sind
die so dermaßen kurz, dass Du, sobald es auch nur ein bisschen schräg ist, Du nicht mehr an
den Ball kommst da vorne. Aber... Ja, das war es eigentlich. Und wenn möglich elf Bälle.
Man spielt ja immer nur bis neun. Äh, ich weiß, mit fünf vier ist ja schon gewonnen in der
Liga, müsste man eigentlich... Die spielen, glaube ich, nur mit neun Bällen. (...) Auf jeden
Fall sieht man mittlerweile ganz viele Kneipen mit neun Bällen und das finde ich irgendwie
uncool. Ich finde elf Bälle besser. Je mehr Bälle, desto günstiger. 00:13:52-1
Interviewer: Weißt Du auch etwas über die organisierten Strukturen des Tischfußballs in
Deutschland? 00:13:58-9
Person 1: Nö. Ich weiß, es gibt eine Bundesliga. Ich weiß, es gibt in Göttingen einen Verein.
Ich weiß, dass die auch regelmäßig trainieren, weil ich immer mal wieder hin wollte, aber nie
gemacht hab. Immer wieder eingeladen, aber, äh, wenn ich ehrlich bin, ist ja für mich auch
der soziale Aspekt da... Also, Bierchen trinken und so was ist ja für mich doch eher im
Vordergrund und... Wenn ich trainierten wollte... Halt wo ich immer wieder Lust zu habe,
aber habe ich eigentlich keine Zeit zu. Also, von daher weiß ich eigentlich nichts. Ich weiß, es
Anhang
gibt eine Bundesliga und es gibt Vereine. Punkt. Ich weiß noch nicht mal ob es eine zweite
Liga gibt. Ich glaube es gibt eine, weil es gibt auch noch... Ich meine, die hier in Emden
haben mindestens eine dritte Mannschaft, wenn nicht sogar eine vierte Mannschaft und die
spielen ja nicht alle in der Bundesliga. 00:14:49-7
Interviewer: Okay, also, für Dich ist das eher so, ab von diesen Leistungskriterien, ein
bisschen Spaßfaktor? 00:14:52-4
Person 1: Ja, ich gewinn schon gern. Auf Dauer zu verlieren ist schon frustrierend, so ist es
nicht, aber es, äh, der Spaß muss im Vordergrund stehen. 00:15:04-3
Interviewer: Wie groß schätzt Du denn die Anzahl der Tischfußballvereinsspieler in
Deutschland? 00:15:07-5
Person 1: Oh, Gott. Das ist schwer. Ich glaub, das ist auch von Stadt zu Stadt massiv
unterschiedlich. Ich glaube, wenn viele Studenten da sind, sind es mehr. Vereinsspieler in
Deutschland... oh, Mann. Sagen wir mal, hier in Göttingen vielleicht 50. So eine
durchschnittliche Stadt... 200 Vereine... pfff... 5.000 geraten, ich weiß es nicht, aber ich glaub
das ist schon hoch. 5.000! 00:15:51-4
Interviewer: Okay, gleich würde ich Dir gerne noch ein paar Fragen zu Deiner Person
stellen, aber erstmal bin ich mit dem Fragebogen fertig. Hast Du selber noch eigene
Ergänzungen? Irgendetwas, was Du für wichtig hält, was wir noch nicht angesprochen haben?
00:16:04-3
Person 1: Nö. Ich glaube: Nö. 00:16:11-7
Interviewer: Okay, darf ich Dich fragen, wie alt Du bist? 00:16:18-0
Person 1: 32. 00:16:18-0
Interviewer: Und hast Du noch andere Hobbys außer Tischfußball spielen? 00:16:22-3
Person 1: Ähm, Arbeiten, Fußball spielen... Ja, ich hab schon, also, noch normale Sportarten,
Anhang
möchte ich sagen, Das ist halt für mich einen Abend mit jemanden in der Kneipe treffen. Das
ist für mich Tischfußball. 00:16:39-5
Interviewer: Okay, und Dein derzeitiger Beruf? 00:16:43-8
Person 1: Wissenschaftlicher Mitarbeiter hier, also Doktorant. 00:16:57-7
Interviewer: Meine letzte Frage: Kannst Du Dir vorstellen mit Tischfußball Geld zu
verdienen? 00:16:54-3
Person 1: Ja, aber ich bin zu schlecht dafür. Also das... Da muss man glaube ich massiv... Ich
habe schon mal gegen Leute gespielt, wo ich denke: Oh, die könnten damit Geld verdienen,
aber, ich glaube, man verdient damit auch einfach viel zu wenig mit. Also, das ist, äh... Dafür
müsste ich massiv viel Zeit reinstecken und ich verdiene, glaube ich, nicht mal annähernd das,
was ich sonst verdienen würde und ich habe auch Angst, dass es mir dann irgendwann auf den
Senkel gehen würde. Also, das wäre nichts. Also, das wäre für mich keine Alternative. Dafür
kicker ich zu gerne und, ich glaube, wenn ich das dauernd machen würde, würde es mir
vielleicht auf den Senkel gehen. 00:17:31-0
Interviewer: Wäre das dann überbeansprucht quasi? 00:17:36-7
Person 1: Ja, ich merke das nur, wenn wir montags Abend Kickern waren, dann habe ich
dienstags eigentlich keine Lust hier zu kickern. Und dann denke ich: Ach nö, ich gehe schon
mal hoch. Und von daher, glaube ich, dass das bei mir schnell eintreten würde die
Überkickerung. Und außerdem tut es richtig weh das Handgelenk. Also, wenn man so fünf,
sechs Stunden gespielt hat, dann merkt man schon was am nächsten Tag im Handgelenk.
00:18:03-2
Interviewer: Gut.. Ich habe jetzt alle Fragen gestellt. Wenn Du noch Fragen hast oder Dir
noch irgendetwas einfällt, kannst Du Dich gerne noch mal bei mir melden. Vielen Dank.
00:18:22-3
Anhang
Anhang 3: Transkript des Interviews mit Person 2
Interviewer: Meine Bachelor behandelt das Thema "Tischfußball", also "Kickern". Stell Dir
vor Du spielst Tischfußball. Wie würde das gewöhnlich aussehen? Kannst Du eine häufige
Situation geschreiben? 00:00:20-5
Person 2: Äh, eine häufige Situation ist bei uns im Vereinsraum, ähm, im Training, äh, wo
ich dann zum Einen häufig alleine trainiere. Bestimmte Schüsse immer wiederhole und, äh,
mir dann, wenn es konkret um das Spielen geht aber eben auch Gegner suche bei uns aus dem
Verein und, ähm, gegen die spiele. Und dann eben teilweise Sachen ausprobiere.
Verschiedene Positionen ausprobiere, verschiedene Schüsse ausprobiere und, ja, versuche da
mich zu verbessern. 00:01:02-9
Interviewer: Okay. Das heißt, Du hast da ein paar Leute, mit denen Du spielst im
Vereinsraum? Gibt es da feste Zeitpunkte, zu denen ihr euch trefft? 00:01:07-9
Person 2: Äh, wir haben derzeit zwei feste Trainingstage, wo wir uns treffen. Wer da ist, ist
immer ein bisschen anders. So, kann man vorher nicht genau sagen. Ähm, dann, ähm, gucke
ich eben schon, dass ich auch mal, wenn mal ein stärkerer Spieler mal da ist, dass ich dann
auch gegen den spiele, um davon zu profitieren zu können und da neue Sachen zu lernen.
Gucken, ob ich auch gegen den mit meiner Technik zurechtkomme. 00:01:40-0
Interviewer: Spielst Du nur im Vereinsraum oder auch noch woanders? 00:01:41-5
Person 2: Ähm, ich spiele auch immer noch in der Kneipe, mehr oder weniger regelmäßig.
Also, ich spiele schon, äh, regelmäßig bei uns im Trainingsraum und gelegentlich mal in einer
Kneipe, wenn es sich ergibt. Dann allerdings auch mit anderen Ansprüchen. Also, dann, äh,
mache ich wirklich das worauf ich Lust habe und nicht unbedingt das, was am effektivsten ist
oder was am ehesten zum Erfolg führt. 00:02:09-1
Interviewer: Und trinkst Du dabei Alkohol? Ist das ein Thema dabei oder eher nicht?
00:02:13-9
Anhang
Person 2: Ähm, ja, also wenn ich in einer Kneipe spiele, ähm, auf jeden Fall. Dann trinke ich
Alkohol. Beim Training weniger, also zumindest in dem Maße, dass es mich nicht sonderlich
beeinflusst. 00:02:32-4
Interviewer: Du hast gesagt, dass Du auch in der Kneipe spielst. Kannst Du mir erzählen wie
Du zum Tischfußball gekommen bist? Hat das auch in einer Kenipe angefangen? 00:02:45-2
Person 2: Das hat in der Kneipe angefangen, genau. Und, ähm, da hab ich, ich glaube, seit ich
17, 18 war ungefähr, ähm... Mit einem aus der Schule bin ich häufiger mal in die Kneipe
gegangen. Wir haben in der Schule an sich angefangen zu spielen. Haben dann gemerkt, dass
bei uns in der, äh, in der Kneipe der Tisch einfach besser ist. Dass es mehr Spaß macht. Ähm,
dass man da auch mehr für das Geld, das man in den Tisch schmeißt einfach mehr Gegnwet
bekommt. Dann sind wir da regelmäßig hingegangen und haben da eigentlich sehr lange
gespielt, auch gegen bessere Spieler. Und haben und dann mehr oder weniger überreden
lassen mal in den Verein einzutreten, mal vorbei zu schauen. Und, äh, sind dann allerdings
auch sofort gefangen worden. Vom Sport! 00:03:35-6
Interviewer: Das war hier in Göttingen, richtig? 00:03:35-6
Person 2: Das war hier in Göttingen. 00:03:36-9
Interviewer: Okay, und wie lange ist das jetzt her? 00:03:37-8
Person 2: Ähm, muss ich jetzt überlegen. Wir waren noch in der Schule - das müsste, äh, äh,
müsste so acht, neun Jahre her sein. Und im Verein spiel ich jetzt seit 2008, also seit drei
Jahren, nicht ganz drei Jahren. 00:04:01-7
Interviewer: Das heißt, in der Schule hat das angefangen. Hattet ihr da so einen Pausenraum,
in dem ihr gespielt habt? 00:04:07-0
Person 2: Ja, genau. Da hatten wir so einen Pausenraum. Da stand ein Tisch drin. Der war
theoretisch auch ganz in Ordnung, aber eben verdreckt, wenig gepflegt, häufig fehlten die
Bälle. Da konnte man schon ein bisschen spielen, aber, ähm, gelernt hab ich da so zu sagen
gar nichts, also gelernt hab ich dann, äh, später in der Kneipe. Auch von anderen Spielern vor
Anhang
allem. 00:04:31-7
Interviewer: Manche Tischfußballspieler üben mehrere Stunden am Tag. Andere wiederum
nur ab und zu in der Woche. Wie sieht das bei Dir aus? Wie würdest Du das einschätzen?
00:04:38-2
Person 2: Ähm, ich würde auch gerne täglich üben. Das ist aber schwierig, wenn man keinen
Tisch zu Hause hat. Äh, das ist dann einfach eine zeitliche Sache. Ich übe, ähm, zwei- bis
dreimal die Woche mehrere Stunden. 00:04:56-4
Interviewer: Okay, also schon regelmäßig? 00:04:56-4
Person 2: Ja, schon. Also, zweimal regelmäßig und dann nur noch mal zwischendurch. Vor
Turnieren, vor Ligaspielen ein bisschen häufiger, ähm, wenn gerade Winterpause ist oder so
etwas weniger, aber grundsätzlich schon so zwei- dreimal regelmäßig, ja. 00:05:17-5
Interviewer: Hast Du dabei eine bestimmte Trainingsmethode dabei? Eine
Trainingsmethode, nach der Du vorgehst? 00:05:21-8
Person 2: Jein. Es hängt immer ein bisschen davon ab, ähm, wer noch so beim Training ist.
Äh, also, wie die Gesamtkonstellation ist. Ich sehe normalerweise schon zu, dass ich eine
gewisse Zeit alleine traininere, was an sich auch immer möglich ist. Ähm, wo ich mich dann
einfach an den Tisch stelle und eine halbe Stunde lang ein und denselben Pass und ein und
denselben Schuss mache. Ähm, also, eine gewisse Methodik habe ich schon dabei. Äh, wenn
sich aber grade eine andere Gelegenheit ergibt, was anderes zu trainieren oder wenn mich
einer fragt, ob wir nicht mal irgendwie gemeinsam die Sache XY trainieren wollen, dann
mache ich das schon auch. Also, ich hänge da an meiner Methode nicht so hundertprozentig
fest. Und ich habe jetzt, ähm, ich habe keinen langfristigen Trainingsplan, sage ich mal,
sondern guck´ mir dann immer... überleg´ mir am Tag so zu sagen: Was will ich heute mal
machen und, äh, mache das dann. 00:06:14-1
Interviewer: Aber man spielt schon zusammen? Also, man unterstützt sich oder versucht sich
gegenseitig irgendwas beizubringen? 00:06:28-5
Anhang
Person 2: Ja, genau, genau. 00:06:28-5
Interviewer: Okay, kannst Du mir erzählen, was Tischfußball für Dich bedeutet? 00:06:30-5
Person 2: Was es.. oh! Ähm... Das, äh, ist im Moment, äh, einfach mein größstes Hobby,
würde ich sagen. Also, ähm, ich hab jetzt auch schon von Leuten gehört, irgendwie, das ist,
äh, so zu sagen, mein größster Lebensinhalt - soweit würde ich jetzt nicht gehen. Ähm, aber
es ist einfach, äh, eine Ablenkung von den anderen alltäglichen Sachen, äh, die mir sehr viel
Spaß machen. Es ist schon mein größstes Hobby, worauf ich die meiste Zeit auch verwende,
neben Studium und, äh, Privatem. 00:07:11-0
Interviewer: Okay, jetzt kommt ein zweiter Frageteil, der ein bisschen sportspezifischer ist.
Die erste Frage ist: Angenommen, Du solltest "Sport" definineren, welche Kriterien wären für
Dich dabei wichtig? Was macht für Dich Sport aus? 00:07:29-1
Person 2: Puh... Was macht für mich Sport aus...? Ähm, (...) Ja, das ist schwierig. Also, ich
würde sagen, grundsätzlich, ähm, hat Sport meistens einen physischen Aspekt in irgendeiner
Form. Ähm, es hat in der Regel Wettkampfcharakter und, äh, ich sag´ mal: Ausnahmen
bestätigen die Regel. Also, ich könnte mir auch irgendwie Sachen vorstellen, äh, natürlich,
wenn man, wenn man... Ja, müsste ich jetzt überlegen, wenn man jeden Tag eine halbe Stunde
joggen geht, ob das Sport ist oder ob man das als Fitness bezeichnet oder so... Kommt darauf
an. Also, ich würde schon sagen in der Regel: Wettkampfcharakter und, ähm, und physische
Aspekte. 00:08:33-3
Interviewer: Okay, und bezogen auf Tischfußball: Ist Tischfußball für Dich ein Sport?
00:08:39-3
Person 2: Ähm, man kann es so oder so betreiben. Ähm, ich würde sagen, für mich
persönlich ist.. Ich sehe es schon als Sport, als sportliche Betätigung. Ich merke ja auch
irgendwie, ähm, wie, wie fertig ich einfach bin nach einem Turniertag oder so. Ähm, ich
merke mit dem Ehrgeiz, den... den Ehrgeiz, mit dem ich in den Wettkampf gehe... Also, für
mich persönlich ist es schon Sport. Man kann sich natürlich auch einfach an den Tisch stellen
und unkontrolliert ein bisschen gegen die Bälle hauen. Das wäre dann KEIN Sport. Aber,
ähm, man kann es auf jeden Fall als Sport betreiben, ja. Es gibt halt sehr viele Leute auch, die
Anhang
das machen. 00:09:19-9
Interviewer: Okay, das heißt, damit es Sport wird, muss es schon gewisse Voraussetzungen
erfüllen. Also, so einfach loslegen, spielen, das wäre dann kein Sport für Dich? 00:09:33-6
Person 2: Würde ich sagen, ja. Ähm, da, ja, da fehlt dann auch einfach der physische und der
taktische Aspekt, so, wenn man sich einfach irgendwie an Tisch fletzt und irgendwie
unüberlegt ein paar Dinge macht. 00:09:50-6
Interviewer: Was macht denn einen guten Tischfußballspieler für Dich aus? 00:09:59-5
Person 2: Einen guten Tischfußballspieler macht aus: Ähm, ein hohes Maß an
Konzentrationsfähigkeit, ähm, ein hohes Maß an Entscheidungsfähigkeit. Auch
Entscheidungen schnell zu treffen. Ähm, und, ähm, ja, wie soll ich sagen...
Durchhaltevermögen, Ehrgeiz im Training auch. Also, die Techniken grundsätzlich, äh,
perfekt zu beherrschen, bringt einem natürlich schon sehr viel weiter. Dazu irgendwie
Konzentrationsfähigkeit... Das dann im Turnierspiel umsetzen zu können. 00:10:46-2
Interviewer: Okay, derzeit wird in Deutschland diskutiert, ob Tischfußball als Sport
anerkannt werden soll. Deshalb schreibe ich ja auch meine Arbeit darüber. Was denkst Du
darüber, was ist da Dein Standpunkt? 00:10:59-6
Person 2: Ähm, ja, ich hab das ja auch ein bisschen verfolgt. Ich denke schon, dass das
anerkannt werden sollte. Also, ähm, wenn ich sehe, wie professionell solche Turniere
mittlerweile organisiert sind und wie professionell, äh, in Anführungsstrichen, sich die Spieler
darauf vorbereiten, ähm, dann denke ich schon, dass das ganz klar als Sport gewertet werden
sollte, unter diesen Voraussetzungen. 00:11:29-7
Interviewer: Okay, der letzte Fragenteil ist ein wenig fachspezifischer zum Tischfußball. Die
erste Frage: Was passiert mit dem Ball, wenn er während des Spiels aus dem Spielgerät
geschossen wird? 00:11:44-7
Person 2: Ähm, er wird wieder eingelegt. Nach aktuell gültigen Regeln, auf der
Verteidigerseite, also, die Seite, die den Ball NICHT nach draußen befördert hat. Im Torraum.
Anhang
00:12:04-2
Interviewer: Welche Eigenschaften sind für einen Tischfußballtisch, also das Gerät, wichtig?
Was würdest Du da sagen, was wichtig ist? 00:12:12-6
Person 2: Ähm, ja da spielen viele Sachen zusammen. Also, es gibt bestimmte Normen, nach
denen diese Tische gebaut sind. Was die Ausmaße des Spielfeldes angeht, was, ähm, die
Anzahl der Figuren natürlich angeht, die Aufteilung, die, äh, die Stangen, die Griffe. Ähm,
diese Normen sollten schon erfüllt sein. Ansonsten gibt es halt eben Tische, wo man den Ball
sehr gut klemmen kann, das sind die in Deutschland üblichen Modelle mit, äh, weichen
Plastikbällen. Ähm, ich spiele auch sehr gerne andere Tische, wie den amerikanischen Tisch,
der eben diese grundsätzliche Spielfeldaufteilung auch hat, aber der Ball sich nicht so leicht
klemmen lässt, was aber durchaus noch möglich ist. Also, ich würde sagen: Ein Tisch muss
einfach stabil gebaut sein. Das muss schwer sein, dass man ihn nicht sofort verrückt, muss die
grundsätzlichen Abstände haben, die sich , äh, bewert haben und dann ist das wohl ein guter
Tisch. Es gibt natürlich immer noch ein paar kleine Macken, die einen Tisch schlecht machen
können, die wir jetzt nicht alle auszählen können, aber das sind so die grundsätzlichen
Sachen. 00:13:25-4
Interviewer: Was weißt Du über die organisierten Strukturen in Deutschland? 00:13:28-7
Person 2: Der Tischfußball in Deutschland: Äh, es gibt einen deutschen Tischfußballverband,
der so ähnlich des DFB, sage ich mal, versucht Tischfußball zu organisieren. Der deutsche
Meisterschaften organisiert, eine Turnierserie organisiert, ähm, der Untergliederungen in
regionale Landesverbände hat, die wiederum Ligasysteme und, äh, Landesmeisterschaften
organisieren. Und der dem Weltverband, dem ITSF angeschlossen ist, welcher
Weltmeisterschaften und eine internationale, äh, Pro-Tour, sag´ ich jetzt mal, ausrichtet. Ähm,
das ist die eine Seite, die andere Seite ist, äh, der Players4Players e.V., der größte
Turnierveranstalter in Deutschland, äh, ein eigenständiger Verein, so zu sagen, natürlich
gewachsen, ähm, seit 2000 gibt es den jetzt, glaube ich. Hat die... Vorher gab es eine andere
Turnierserie, der dann, ähm, von diesem Playsers4Playsers, so zu sagen, übernommen wurde,
nachdem der Sponsor wegging. Und das sind so die beiden wesentlichen Dinge, wobei, ähm,
die größsten und hochklassigsten Turnieren nur vom P4P-Verein veranstaltet werden.
00:14:48-6
Anhang
Interviewer: Das war ja schon eine ganze Menge. Die letzte Frage erstmal: Wie groß schätzt
Du die Anzahl der Tischfußballvereinsspieler in Deutschland? 00:15:01-9
Person 2: Ähm, ich schätze zirka, ähm, ich sage mal 3.000 bis 4.000 Vereinsspieler. (...) Die
im DTFB organisiert sind. Wobei, ähm, jetzt die Frage ist: Da spielen einige sicherlich jedes
Wochenende und einige nicht so häufig, aber ich sage mal so 3.000 bis 4.000. 00:15:30-2
Interviewer: Okay, ich würde Dir gleich gerne noch einige Fragen zu Deiner Person stellen.
Aber hast Du zuvor noch eigene Ergänzungen, die Du für wichtig hälst, die bisher noch nicht
angesprochen wurden? 00:15:43-7
Person 2: Mmh, nö, wüsste ich jetzt nichts. 00:16:01-0
Interviewer: Okay, das spricht für meinen Fragebogen ;-) Verrätst Du mir wie alt Du bist?
00:16:03-1
Person 2: Ich bin 27. 00:16:04-4
Interviewer: Okay, hast Du noch andere Hobbys außer Tischfußball? 00:16:07-6
Person 2: Ähm, ich spiele noch, ähm, Computerspiele, Videiospiele, aber, ähm, würde ich
nicht wirklich als Hobby bezeichnen. Ansonsten habe ich im Moment keine großen Hobbys.
00:16:37-5
Interviewer: Und Dein derzeitiger Beruf? Du studierst noch? 00:16:37-0
Person 2: Ich studiere noch, ja. 00:16:39-3
Interviewer: Was studierst Du? 00:16:39-3
Person 2: Ich studiere Sozialwissenschaften, ähm, hauptsächlich Politikwissenschaften.
00:16:46-0
Anhang
Interviewer: Letzte Frage: Kannst Du Dir vorstellen mit Tischfußball Geld zu verdienen?
00:16:50-4
Person 2: Äh, nein. Also, zumindest nicht als Spieler, da ist im Moment einfach... Da ist zu
wenig Geld drin und, ähm, die Topleute, da muss man dann wirklich zwei, drei Stunden am
Tag trainieren um irgendwie in die Preisgelder zu kommen und dann, äh... Die, die wirklich
eine bestimmte Menge rauskriegen über das was sie auch ausgeben, indem sie zu Turnieren
fahren und Startgelder bezahlen und so weiter, die kann man, glaube ich, an einer Hand
abzählen im Moment in Deutschland. Solange sich da nichts ändert und solange ich nicht
irgendwie unfasbar viel mehr Zeit zum Trainieren finde, glaube ich das eher nicht. Die andere
Sache wäre eben, dass man irgendwie, äh, mit Tischfußball Geld verdient, indem man selber
versucht Turniere zu veranstalten und da irgendwie was zu machen, aber... sehe ich im
Moment bei mir auch nicht. 00:17:45-0
Interviewer: Okay, vielen Dank. Ich habe jetzt alle Fragen gestellt. Wenn Du noch Fragen
hast oder Dir noch irgendetwas einfällt, kannst Du Dich gerne noch mal bei mir melden.
Vielen Dank. 00:18:20-0
Anhang
Anhang 4: Eidesstattliche Erklärung
“Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst habe und keine anderen als
die angegeben Quellen und Hilfsmittel genutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder
sinngemäß aus Veröffentlichungen entnommen sind, sind als solche kenntlich
gemacht.“
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