Frauenverstand in der Praxis

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Frauenverstand in der Praxis
Frauenverstand in der Praxis
Ehrlich: Mit dem lächerlich kleinen Trick, den eigenen gesunden
Menschenverstand endlich zum Zuge kommen zu lassen, erreicht
frau ohne Seelenkrise oder Versagensängste irgendwann ganz ohne
Diäten ihr Wunschgewicht. Langsam, vielleicht. Aber garantiert. Vor
allem bleibt das durch diese simple Vorgehensweise erreichte Körpergewicht stabil. Solange Sie, liebe Leserin, sinnvoll an die Nahrungsaufnahme gehen, wird Ihrem Erfolg nichts im Wege stehen
(und noch wichtiger: Sie werden Ihre Lieblingsleckerlis nicht vernachlässigen müssen).
Was ist nun sinnvoll in Sachen »Essen«? Die einfachsten Beispiele
(hier mit Absicht nur eine Handvoll) sind zugleich die anschaulichsten:
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Ist es sinnvoll, abends um elf Uhr vor dem Zubettgehen
Pizza zu essen? Nein – also geben wir hier der Verlockung
nicht nach.
Ist es sinnvoll, nach einem ausgiebigen (und strammen)
­Spaziergang an der frischen Luft (zum Beispiel am Strand oder
im Wald) Currywurst mit Pommes rot-weiß zu essen? Ja –
­genüsslich können wir hier ohne schlechtes Gewissen der Lust
darauf nachgeben.
Ist es sinnvoll, kurz vor der Einladung zum Abendessen die
zwei übriggebliebenen Frühstückscroissants zu mampfen?
Nein – und immerhin werden wir in absehbarer Zeit ein Mahl
ein­nehmen. Also besinnen wir uns und lassen es bleiben.
Ist es sinnvoll, Schokoladenkuchen zu verputzen, nachdem
wir die Nacht mit unseren Freundinnen durchgetanzt haben?
Ja – denn wir waren stundenlang körperlich aktiv.
Ist es sinnvoll, vier Kekse zu verputzen, oder ist es sinnvoller,
nur zwei zu genießen? Da zwei Kekse durchaus befriedigen
können, besinnen wir uns, sind auch mit zweien zufrieden und
freuen uns auf die beiden anderen für morgen.
Ist es sinnvoll, nach einem ausgiebigen Mittagessen zusätzlich
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zwei Stück Torte zu verschlingen? Nein – auch hier werden
wir daher nicht nachgeben.
Sinnvoll …?
Nicht sinnvoll …?
Und so weiter, und so fort …
Einen einfacheren, finanziell günstigeren, wirkungsvolleren und
leichter durchzuführenden »Plan« werden Sie nirgends finden, und
das Beste – er ist bereits in Ihrem Kopf vorhanden. Sie müssen sich
lediglich erinnern – und ehrlich sein! Nicht schummeln! Ist es sinnvoll? Ja? Nein? Entscheiden und reagieren Sie entsprechend und alles
wird gut.
Unzählige Frauen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, fanden diesen kurzen Tipp anfangs zu kurz, zu bündig, zu einfach, um
ihm zu vertrauen. Es ist ja auch kein Wunder: Wer jahrelang die
Verantwortung über das »Was-Wann-Wieviel« in Ernährungsfragen anderen überlassen hat, fühlt sich anfangs durch die Einfachheit
der Materie überrumpelt. Doch irgendwann fällt der Groschen: Jede
Dame, egal welchen Alters oder mit welchem persönlichen Lebensweg, wird mit dieser einfachsten aller Methoden ihr Wunschgewicht
erreichen. Versuchen Sie’s!
Zum Scheitern verurteilte Diäten können hiermit der Vergangenheit angehören – keine Diäten mehr! Die entsprechenden Bücher
werden in Zukunft nur noch Staubfänger sein. Werfen Sie sie am
besten weg. Das ist nicht nur ein Großreinemachen in Ihrem Bücher­
regal, sondern auch in Ihrem Kopf. Mit dem ganzen Diäten-Wirrwarr abzuschließen bedeutet auch, mehr Platz für Sinn und Zweck,
Idee und Verstand, Immunität und Selbstständigkeit zu schaffen. Sie
werden feststellen, wie gut es sich anfühlt, die Angelegenheit »Körpergewicht« wieder selbst in die Hand (und weiter in den Mund) zu
nehmen. Das gilt auch für körperliche Aktivitäten, denn Sie wissen
auch ohne den Einfluss anderer, wie wichtig diese sind. Aktiv sein ist
sinnvoll. Aber auch hier gilt: Betätigen Sie sich nur deshalb sportlich,
weil Sie es so wünschen. Nicht, weil die Nachbarin Sie ins Fitnessstudio locken möchte oder der Göttergatte gern früh morgens durch
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den Park rennt. Wahres Wollen kommt immer von innen – wenn
Sie etwas wirklich wollen, dann werden Sie es auch tun. Abnehmen
funktioniert im Übrigen auch ohne Sport. Es dauert nur länger. Sie,
liebe Leserin, entscheiden.
Der emotionale Käfig »Ich bin auf Diät« kann mit dieser schon
fast lächerlich einfachen Praxis geöffnet werden. Wiedergewonnene Eigenverantwortung macht Spaß und verleiht dem Ich eine neue
Anschauungsweise. Was jahrelang sinnlos schien, kann nun sinnvoll
und ohne große Anstrengungen angewandt werden, und wer zunächst aufgrund der Begegnung mit dem Ungewohnten die Ungunst
dieses kurzen Kapitels vermutet, sollte es einfach mehrfach hinter­
einander lesen, um es länger wirken zu lassen.
Doch an der Grundaussage wird sich nichts ändern. Auch wenn
hier mitunter Gedanken wie »Es ist zu schön, um wahr zu sein« ausgelöst werden – in diesem Fall stimmt das Sprichwort nicht.
Eine kurze Vorschau auf das Kapitel ­»Selbstakzeptanz«
Natürlich ist es wichtig, ein gesundes Körpergewicht zu halten – wer
weiß das nicht? Diese Tatsache ändert jedoch nichts daran, dass die
eigene Entscheidungsfreiheit Vorrang hat. Die weltweit angebotenen
Ratschläge bezüglich eines gesunden Leibesumfangs haben inzwischen, ähnlich wie beim Thema »Rauchen«, gnadenlos anklagende
und besserwisserische Ausmaße angenommen. Dabei weiß normalerweise jeder übergewichtige Mensch schon seit Langem, dass dauerhaft zu viel auf den Rippen zu haben nicht ideal ist. In den nächsten
10 000 Büchern daher mit wirren Diät-Ideen die Geplagten zu behandeln, als hätten diese noch nie von der Materie gehört (»Ach, das
ist eine Diät?«), ist schlicht herablassend und gehässig.
Eine Vielzahl von Frauen lebt sehr gut und körperlich gesund,
trotz ein paar (oder auch mehr) Kilos zu viel auf den Hüften, und es
besteht überhaupt kein Grund, sich ausfallend über solche Damen
auszulassen. Solange diese Damen glücklich und mit sich im Reinen sind, sich akzeptieren, greift das auch auf alle Umstehenden über.
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J­ eder hat das bestimmt schon einmal erlebt: Die faszinierende Aura
einer freudestrahlenden (und üppigen) Dame überstrahlt alles durch
die mitschwingende Persönlichkeit, nicht durch ihre Körperfülle.
Sobald eine Frau diese Selbstsicherheit an den Tag legt, werden alle
Augen auf ihr ruhen – ihre Eleganz und Ausstrahlung verleihen ihr
diese verführerische Aura, die zeigt: »Ich fühle mich wohl in meiner
Haut.« Sie weiß ganz einfach, dass sie fantastisch aussieht. Kurvige
Damen wie Christine Neubauer, die britische Sängerin Adele, Keely
Shaye Smith (Ehefrau von Ex-James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan) und unzählige mehr wurden noch nie in negatives Licht gerückt, nur weil sie sich weibliche Rundungen erlauben. Ihre bemerkenswerten Erfolge in Karriere und Liebesleben wurden von ihren
wundervollen Körperformen nie eingeschränkt. Daher werden diese
Damen häufig bewundert. Warum? Ein einziges Wort beschreibt es
ausreichend, liebe Leserin – Selbstakzeptanz.
Im Vergleich dazu mag eine schlechtgelaunte Dame von nur halbem Lebend- und (immerhin) ganzem Fliegengewicht, die sich einem selbstverschriebenen und unrealistischen Fastenverhalten unterwirft, zwar schlanker und in enganliegenden Leggings einigen
Modeschöpfern zufolge vorteilhafter aussehen – mehr Charisma hat
sie nicht. Die Unlust, sich gezwungenermaßen vom Buffet fernzuhalten, und die Lust, dieses Schicksal zu hassen, sind ihr ins Gesicht
geschrieben. Auch die hübscheste aller athletisch gebauten Damen
wird mit einer miesen Flappe nicht im Rampenlicht stehen. Die vor
Selbstbewusstsein strotzende üppige Frau wird immer, immer den
Vorzug erhalten. Sinnlichkeit, Attraktivität und Witz kennen nun
einmal keine maximale Kleidergröße.
Diese traurige Einschätzung gilt selbstverständlich nicht für dünne Damen, die, wie unsere üppigen Leserinnen, mit sich in ihrer
Haut vollkommen zufrieden sind. Hier gilt gleiches Recht für alle:
Auch zu dünn oder einfach nur schlank hat ein Anrecht – solange
es denn gewollt ist und mit einem stolzen Lächeln präsentiert wird.
Mehr hierzu finden Sie im Kapitel »Selbstakzeptanz – warum das Ich
mehr Macht verdient«.
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Wir fassen zusammen: Wenn Sie, liebe Leserin, mit sich und Ihren
Kilos zufrieden sind, haben Sie das uneingeschränkte Recht, ohne
Erklärungen oder Entschuldigungen genau so zu sein, wie Sie sind.
Auch Rechtfertigungen sind hier fehl am Platz. Entsprechend hoch
erhoben sollte demnach der Kopf auf runden weiblichen Schultern
getragen werden.
Entscheiden Sie sich, liebe Leserin, allein aus innerem Wunsch
und innerer Initiative heraus zum Abnehmen, so ist das genauso legitim. Warum es in dem Fall sinnvoller ist, keiner fremdbestimmten
Diätküche zu verfallen, erklärt sich von selbst. Selbsterziehung ebnet
Ihnen den Weg zum Erfolg.
Miss Piggy hat es immer schon gewusst – herrlich befriedigendes (selbstgewähltes!) Essen ist einfach zu gut, um nicht genossen zu
werden. Wer den Weg des sinnvollen Umgangs mit dem Thema »Essen« wählt, wird sehen – das Leben hat noch nie leckerer geschmeckt.
Guten Appetit!
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