Karl Heinz Saretzki

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Karl Heinz Saretzki
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IM GESPRÄCH
NR. 24 / 10. JUNI 2007
Leserbriefe an: Unsere Kirche, Postfach 14 03 80, 33623 Bielefeld. E-Mail: [email protected]
Wichtige Säule
Heilix Blechle!
UK 16/07 Angemerkt (Seite 1:
„Der Sprachkünstler“)
Beim Lesen des humorvollen Artikels der Fränkin Karin Ilgenfritz
fiel mir eine Begebenheit ähnlicher Art ein:
Vor vielen Jahren, damals war
ich noch als schwäbischer Landarzt im Strohgäu (südwestlich
von Stuttgart) tätig, als ich – hier
in Lippe auf Besuch weilend –
einen „Muggabatscher“ kaufen
wollte.
Heilix Blechle! War das schwierig. Denn mir fiel plötzlich nicht
mehr die hochdeutsche Vokabel
ein: Fliegenklatsche.
Mit freundlichen Grüßen, ond
bleibet xond!
Dr. Eckhart Weisser, Leopoldshöhe
■ Weitere Leserbriefe finden Sie auf der Seite 12.
Kompliment!
UK 19/07 Leitartikel Musik (Seite 1:
„Jauchzet, frohlocket!“)
Ein sehr guter Leitartikel zum Sonntag Kantate. Man kann nicht oft
genug darauf hinweisen, dass Musik
für die Kirche und den Glauben
unverzichtbar ist. Eine wichtige Säule wurde vergessen: die Posaunenchöre. Allein zum Posaunenwerk in der
westfälischen Kirche gehören 305 Posaunenchöre mit circa 5500 Bläserinnen und Bläser, mehr als die Hälfte
Jugendliche. Dazu zahlreiche CVJMPosaunenchöre. Diese vielen Menschen sind doch wohl einer Erwähnung wert.
Beate Ullrich, Arnsberg
■ Richtig! Siehe unten.
UK im Allgemeinen
Auch als praktizierender Katholik interessiert man sich für die evangelischen Mitchristen.
Vor kurzem musste sich meine
Frau im Herzklinikum in Bad Oeynhausen einer Operation unterziehen. Im Andachtsraum lag die Wochenzeitung UK aus. Mit fielen die
wunderschönen Abbildungen zum
„guten Hirten“ auf, auch die textlichen Ausführungen gefielen mir gut
(UK 17/07, Titelfoto; Seite 9, Reportage).
Ich konnte lesen, dass in meiner
Heimat Kain und Abel als Familiendrama in der Polizeistation abgehandelt wurden (Seite 11: Bibelkurse
an 70 Orten gestartet). Zu schön,
diese Schilderung!
Auch die Texte zum Thema „Beten
– aber wie“ sind neben dem Himmelfahrtsbericht
wirklich
aufschlussreich (20/07, Leitartikel; Seite
8). Und die Gedanken des unterschiedlichen Umgangs mit der Gottesmutter Maria sind klar dargelegt
worden.
Es ist wichtig, die Aufgaben der
Ökumene fortzusetzen und zu vertiefen – sehr wohl wissend, dass
dabei nur Etappenziele erreicht werden können.
Mein Kompliment zu Ihrer Zeitschrift, die ich wegen der vielen
interessanten Beiträge nun auch
abonnieren werde.
Albert H. Hoffmann, ArnsbergMüschede
UK
Afrika: Lernen mit UK
Schulunterricht im afrikanischen
Togo: Jungen und Mädchen teilen
sich nicht nur die Schulbank, sondern auch Bleistift oder Kugelschreiber. UK-Leserin Stefanie Buchhorn schickte uns dieses Foto. Sie
und ihr Mann waren unterwegs in
Afrika für den Togo-Förderverein
Rheda-Wiedenbrück, einer Bürgerinitiative, die in Togo Hilfe zur Selbsthilfe leistet: Brunnenbau, Krankenstation, eine Oberschule. Weil geeignetes Schreibgerät fehlt, nahm Stefanie Buchhorn einen Packen UKKugelschreiber nach Togo mit.
■ Kontakt: Telefon (05242) 7752,
www.togo-foerderverein.de
IMPRESSUM
Unsere Kirche
Evangelische Wochenzeitung für
Westfalen und Lippe
Herausg
eber und Chefredakteur
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Chefredakteur:
Wolfgang Riewe.
Stellvertretender Chefredakteur:
Gerd-Matthias Hoeffchen.
Redaktion: Annemarie Heibrock, Uwe
Herrmann, Karin Ilgenfritz, Anke von Legat,
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Akute Ansteckungsgefahr
Karl-Heinz Saretzki. „Die Leute zittern vor dir!“ Aber das ist nur die eine Seite des Kirchenmusikdirektors. Die andere: Er kann
begeistern, wie kaum ein zweiter. Nach 35 Jahren als westfälischer Landesposaunenwart geht Saretzki jetzt in den Ruhestand
UK TRIFFT ...
suche Freud“ kann sich Saretzki so
anhören: „Ich gebe euch jetzt keine
Erster Eindruck: Mann, ist der streng.
großen technischen Anweisungen.
Die Brille, die Frisur, der Blick – o,
Stellt euch einfach vor, ihr geht raus,
oh. Mit dem ist nicht zu spaßen.
und da ist Sommer, ein Garten ...“
Landesposaunenwart Karl-Heinz
Neulich habe ihm ein Bläser geSaretzki kennt das. „Weißt du, wie du
sagt: „Ich spiele erst seit einem Jahr.
auf die Leute wirkst?“, habe ihn
Aber wozu Sie mich heute abend
seine Frau einmal gefragt, als er nach
gebracht haben ... Sie müssen ein
einem Grußwort vor versammeltem
Zauberer sein.“
Saal zurück zu seinem Platz ging.
35 Jahre lang hat Karl-Heinz Sa„Die Leute zittern vor dir!“
retzki
Bläserinnen
Saretzki schmunzelt. Der 64-Jähund Bläser ausgebilrige gilt als führungsfreudig. Wenn
det, war im Posaunender Bochumer vor einem der etwa
werk Westfalen für
200 Posaunenchöre, die er im Beden Bereich „Westreich des Posaunenwerks der EvanWestfalen“ zuständig;
gelischen Kirche von Westfalen besprich: für Ruhrgebiet,
treut, die Hand hebt, muss Ruhe
Sauerland und Siegerland, Münsterherrschen. „Mit Schreien erreichst
land. (Ostwestfalen wird von einem
du da nichts“, sagt er.
anderen Landesposaunenwart beWas ihm aber auch wichtig ist:
treut: Ulrich Dieckmann.) Jetzt, zum
„Wer mich kennen lernt, spürt: Der
1. Juli 2007, ist damit Schluss: Karlkümmert sich.“ Fachliche Fragen,
Heinz Saretzki geht in den Ruhemenschliche Wehwehchen – Karlstand (Verabschiedung 16. Juni, siehe
Heinz Saretzki hört zu. „Und dann
Info-Kasten).
merken die Leute: Der Saretzki kann
Saretzki hat Konzerte gegeben,
richtig locker sein.“
hat als Spezialität dabei das ZusamVor allem aber kann der Saretzki
menwirken von Gesangs- und Poeines: Begeistesaunenchören
rung wecken.
vorangetrieben.
„Man muss Musik fühlen, Er hat CDs einge„Man muss
die Musik fühspielt, zuletzt mit
spüren, verstehen.“
len“, erklärt der
dem Bläserkreis
Mann, der an
Bochum: „Paul
150 Tagen im Jahr Proben leitet,
Gerhardt: Die schönsten Vorspiele
Anfänger unterrichtet, Fortgeschritund Choralsätze für Bläser“. Fachtene weiterführt, Chorleiter-Seminaaufsätze veröffentlicht, für das „Mare abhält, und plötzlich wirkt nichts,
gazin Posaunenchor“ humorvolle
aber auch gar nichts mehr an ihm
Glossen
geschrieben,
die
in
hart oder streng. „Man muss Musik
mittlerweile drei Büchern nachgezuerst spüren, verstehen“ – tiefer
druckt sind. 35 Jahre verdienstvolle
Blick, beschwörende Geste –, „dann
Arbeit, für die ihm – vor sieben
kann man sie richtig spielen.“
Jahren – die Evangelische Kirche von
Und Saretzki erklärt: „Da! Hörst
Westfalen den Ehrentitel „Kirchendu? Die Fanfare!“ Oder: „L e i s e ... da
musikdirektor“ verliehen hat.
grummelt der Teufel ...“ Bei Paul
„Ich habe Spuren hinterlassen“,
Gerhardts „Geh aus mein Herz und
sagt der „KMD“. „Das ist nicht zu
übersehen.“ Das klingt selbstbewusst, und das ist es auch. Aber bei
Karl-Heinz Saretzki wirkt das kein
bisschen peinlich. Der Mann ist gut;
und das weiß er halt.
Vor einigen Jahren geriet er in UK
in die Schlagzeilen: „Saretzki sagt:
Mit Gospelmusik ist die Kirche nicht
zu retten“, hieß es. „Das ist damals
hochgekocht worden“, meint Saretzki heute. Er habe nichts gegen moderne Musik – „so lange sie gut
gemacht ist“. Er selbst habe Bläsersätze für Spirituals geschrieben.
Was ihm allerdings immer ein
Dorn im Auge gewesen sei: Man
dürfe niemandem
einen Musikstil überstülpen. „Ein
Kirchenmusiker, den man zur Gospelmusik zwingt, wird sie nicht aus
vollem Herzen spielen – und das
heißt: Er spielt sie nicht gut.“
Und Saretzki will gute Musik. Seine größten Erfolge hatte er bei den
Kirchentagen. Tausende haben dort
unter seiner Führung gespielt. Die
mittleweile legendären Bläsersätze
zu „Komm, Herr, segne uns“, oder
„Der Himmel geht über allen auf“
stammen von ihm. 2001 in Frankfurt
leitet Saretzki im Waldstadion die
Posaunenchöre im Schlussgottesdienst mit einem riesigen Leuchtstab vom hohen Turm herab. „Seine“
Kirchentage – unvergessliche Erlebnisse.
Umso brutaler die Erfahrung vor
zwei Jahren: Bei einer Planungssitzung zum Deutschen Evangelischen
Kirchentag fährt ihm jemand
dermaßen über den Mund, dass es
dem Haudegen buchstäblich die
Sprache verschlägt. „Ich habe nie
gelernt, diplomatisch zu sein“, erläutert Saretzki. „Ich rede immer
gerade heraus.“ Aber damals, in der
Chefetage des Kirchentags, frisst sich
trifft…
.
FOTO: HOEFFCHEN
VON GERD-MATTHIAS HOEFFCHEN
der Schock über die rüde Behandlung in die Stimmbänder: Von einem
Augenblick auf den anderen versagt
die Stimme ihm den Dienst.
Über Einzelheiten will sich Saretzki nicht mehr auslassen. Aber
noch heute ahnt man die Folgen.
Man hört, dass die Stimme tief sein
sollte, volltönend (Zwillingsbruder
Hans-Dieter ist Hochschuldozent für
Gesang). Doch da ist dieses Kratzen,
die Heiserkeit; als hätte ihr Besitzer
eine Stunde lang geschrien. Er, der
nie schreien wollte.
Ein Augenblick der Bitterkeit. Aber
gleich wieder vorbei: „Mein Leben
war Erfüllung“, sagt er, strahlend.
„Ich hatte die große Chance, den
Sinn und die Ziele meines Lebens in
meiner Arbeit zu finden.“
Seine Arbeit – damit meint KarlHeinz Saretzki nicht allein die Musik.
Von Anfang an war es ihm Herzensanliegen, die Verkündigung der Frohen Botschaft mit dem Musikmachen zu verbinden.
Der gebürtige Bielefelder absolvierte die Ausbildung zum Diakon,
studierte an
der
Hochschule
für
Kirchenmusik in Herford, arbeitete als Musikerzieher und
Religionslehrer in der
Evangelischen
Jugendhilfe
und als Kirchenmusiker in einer Gemeinde, bevor er 1972 zum Landesposaunenwart berufen wurde.
„Ich wollte missionieren“, sagt Saretzki. Den Chorleitern und Bläsern
etwas mitteilen, was ihm wichtig
war; weitergeben, was er selbst ge-
lernt hatte. „Mein Beruf“, sagt Saretzki, „war mein Hobby.“
Kann so einer überhaupt aufhören?
„Ja!“, sagt der „KMD“. „Mindestens ein Jahr lang will ich erst mal
alles sein lassen.“ Die Posaunenarbeit in Westfalen sei gut aufgestellt,
der Nachfolger, der 28-jährige Daniel Salinga aus Gladbeck, bereits gefunden. „Posaunenarbeit hat Zukunft“, ist Saretzki überzeugt. „Sie
verbindet Menschen unterschiedlicher Herkunft und Alters. Es macht
Spaß, sich zu verbessern. Man kann
überall auftreten und musizieren.
■ Verabschiedung von Landesposaunenwart KMD Karl-Heinz Saretzki:
16. Juni, Dortmund, 17 Uhr Bläsergottesdienst mit Präses Alfred Buß,
Reinoldikirche; 18.30 Uhr Empfang,
Reinoldinum.
Ich traue dem lieben Gott zu, dass er
mit dieser tollen Truppe noch einiges vorhat.“
Und was hat Karl-Heinz Saretzki
selbst vor? Mit Ehefrau Rosita, die
ihm über 30 Jahre als Mitarbeiterin
zur Seite stand, will er wandern,
ausspannen. Und vor allem: „Rennrad fahren.“
Denn Rosita und Karl-Heinz sind
begeisterte Radsportler. Im Urlaub auf
Mallorca fahren sie 1000 Kilometer in
zehn Tagen. Jetzt, wenn mit dem Ruhestand mehr Zeit da ist, soll die Tour
de France nachgefahren werden.
Radfahren, das sei „Landschaft.
Frische Luft. Bewegung“. Jetzt
schwärmen beide Saretzkis. Und
schon wieder funkt, blitzt, stiebt und
sprüht es vor Begeisterung. Saretzki
– den Namen kann man getrost übersetzen mit „Brandstifter“: akute Ansteckungsgefahr.