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Fotopraxis | Produktanwendung
Schöne Sa
70 ColorFoto 11/2011
www.colorfoto.de
chen
Teil 1
Spezial
Sac
Sachaufnahmen. Egal, ob Sie Ihr Handy in
ebay verkaufen, ihre Uhrensammlung dokumentieren oder sich der kreativen Sachfotografie widmen wollen. In diesem zweiteiligen
Spezial bieten wir Ihnen Produktempfehlungen und hilfreiche Tipps für die Praxis.
Fotos: Maximilian Mutzhas
haufnahmen
ColorFoto 11/2011 71
Fotopraxis | Produktanwendung
Produkte
Das Angebot an Produkten für die Tabletop- und Sachfotografie
hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Kein Wunder,
denn wer z. B. bei Internetauktionen Erfolg haben will, sollte
wenigstens halbwegs vertretbare Bilder ins Netz stellen – andernfalls schmälert er seine Aussichten auf den Verkaufserfolg
beträchtlich. Zudem hat jede Sammelleidenschaft – egal, ob es
sich dabei um Uhren, Modelleisenbahnen oder andere Produkte handelt – eine potentiell fotografische Komponente: Man will
seine Besitztümer dokumentieren, für die Versicherung oder um
den Austausch mit Gleichgesinnten zu pflegen. Andere wieder-
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um finden in der Sachfotografie einen idealen Weg, um sich
unabhängig von Location, vorhandenem Licht und Wetterkapriolen kreativ zu betätigen. Zudem erfordert diese Spielart
der Fotografie wenig Platz – eine Zimmerecke reicht, um sich
eine neue Welt von Motiven zu erschließen. Was Sie an Ausrüstung brauchen und wie Sie damit umgehen, zeigen wir Ihnen
in diesem zweiteiligen Spezial. Im ersten Teil liegt der Schwerpunkt auf preisgünstigen Lösungen für einfache Sachaufnahmen,
im zweiten Teil steht die kreative Sachfotografie mit anspruchsvoller Studiotechnik im Vordergrund.
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Aufnahmetische
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1. B.I.G. Aufnahmetisch: Unter der
Plexiglasplatte befindet sich eine zusammenklappbare Stahlrohrkonstruktion.
2. Kaiser Studio-Out-Of-The-Box: Ausziehbarer Metalltisch mit Trapezstativ
für leichte Kameras.
3. Beim Novoflex Magic Studio bringen Perlenschnüre mit Feststellern
die Kunststoffplatte in die Form einer
Hohlkehle.
4. Fotonovum „ratzfatz“: Der Umkarton
dient als Halterung für die aus Kunststoff bestehende Hohlkehle.
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Ein Aufnahmetisch mit einer zur Hohlkehle
geformten Grundplatte ist die Basisausstattung für Sachaufnahmen. Für diese Folge
haben wir uns auf Produkte unter 200 Euro
beschränkt. Den wohl günstigsten Einstieg
bietet dabei Fotonovum mit der FotostudioBox „ratzfatz“. Der Umkarton dient als
Halterung für einen zur Hohlkehle gebogenen Kunststoffhintergrund der Größe 48 x
90 cm – wohl nichts für die Ewigkeit, aber
für gelegentliche Aufnahmen durchaus
geeignet. Fast schon ein Klassiker: die
Kunststoffplatten des Novoflex Magic
Studio, erhältlich in Weiß (für Auflicht) und
Opak (für Auf- und Durchlicht) in Größen
von 60 x 30 cm (MS-30), 100 x 50 cm (MS50) und 120 x 80 cm (MS-80). Die Platten
werden mit jeweils zwei Perlenschnüren
und Feststellern in eine Hohlkehlenform
gebogen. Das System erlaubt vielfältige
Ausbaustufen. Eine pfiffige Konstruktion
ist das Kaiser Studio-Out-Of-The-Box
mit ausziehbarer Tischkonstruktion und
angebautem Trapezstativ für leichte
(Kompakt-)Kameras. Wer dagegen einen
konventionellen Aufnahmetisch für wenig
Geld sucht, findet im B.I.G. Aufnahmetisch
eine gute und preisgünstige Lösung. Der
Tisch besteht aus einer zusammenklappbaren Stahlrohrkonstruktion mit opaker
Grundplatte und 40 x 56 cm an nutzbarer
Grundfläche. Transportabel und leicht zu
verstauen ist das B.I.G. Ready To Go Photo
Studio im Alukoffer: Einfach aufklappen,
die integrierten Lampen ausklappen und
die Hohlkehle anbringen – fertig ist das
kompakte Tabletop-Studio. Die Hintergrundfläche beträgt 43 x 100 cm.
■ Produkttipps:
• B.I.G. Aufnahmetisch, ca. 100 Euro
• B.I.G. Ready To Go Photo Studio,
ca. 180 Euro
• Fotonovum Fotostudio-Box „ratzfatz“,
ca. 20 Euro
• Novoflex Magic Studio 50 (MS-50),
weiß, ca. 65 Euro
• Novoflex Magic Studio 50 (MS-50),
opak, ca. 95 Euro
• Kaiser Studio-Out-Of-The-Box,
ca. 150 Euro
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Lichtzelte und -würfel
Von einem Lichtzelt spricht man, wenn das
Motiv von transparenten Flächen umgeben
ist, die das Licht streuen und so eine Ausleuchtung mit mininalen Reflexionen ermög­
lichen. Ein typisches Lichtzelt ist etwa das
Kaiser Dome-Studio, erhältlich in zwei
Versionen mit 62 x 62 cm und 75 x 75 cm
Grundfläche und 51 bzw. 65 cm Höhe. Vorne ist das Dome-Studio offen. Ein Variante
des Lichtzelts stellt der B.I.G. Light­dome
dar, eine weiße Plexiglaskugel mit einem
Durchmesser von ca. 50 cm und 20 cm Höhe; fotografiert wird durch eine kreisrunde
Öffnung. Eine beliebte Form des Lichtzelts
sind faltbare Lichtwürfel, wie es sie etwa von
Helios (Quadralight) oder Lastolite (Cubelite) in verschiedenen Größen gibt. Wenn ge-
wünscht, kann man die Lichtwürfel auch
komplett geschlossen betreiben; fotografiert
wird dann durch einen Schlitz in der transparenten Vorderwand. Im Inneren des Würfels werden die Pro­dukte auf einer Stoffhohlkehle positioniert. Als Anhaltspunkt: In
einem Lichtwürfel von 90 cm Kantenbreite
lassen sich Gegenstände bis etwa 50 cm
Breite/Höhe komfortabel fotografieren.
■ Produkttipps:
• Kaiser Dome-Studio, ca. 35 Euro
• B.I.G. Lightdome, ca. 80 Euro
• Helios Quadralight 80 (Kantenlänge
80 cm), ca. 60 Euro
• Lastolite Cubelite 90 (Kantenlänge 90 cm),
ca. 160 Euro
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1. Das Dome-Studio von Kaiser,
ein typisches Lichtzelt, ist in zwei
Größen erhältlich.
2. Lastolite gehörte zu den ersten
Herstellern, die faltbare Lichtwürfel
auf den Markt brachten.
3. Helios Quadrolight: Ist der Würfel komplett geschlossen, fotografiert man durch den Schlitz in
der Vorderwand.
4. Innerhalb des Lichtzelts lässt
sich ein Hintergrund in der ge­
wünschten Farbe anbringen.
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Dauerlichteinrichtungen
Zum Beleuchten von Sachaufnahmen vor
neutralem Hintergrund gibt es eine Reihe erschwinglicher Systeme. Zum Magic Studio
bietet z.B. Novoflex die Beleuchtungseinheit
MS-Light an, einen Lichtwannenreflektor mit
11-W-Tageslichtröhre, Schwanenhals, Kugelneiger und Universalklemme. Alter­­native:
die Flächenleuchte Art-Light (125 x 100 mm)
mit Stativanschluss und Netz­teil. Von Helios
kommt das umfangreiche Biglamp-System
mit Metallreflektoren unterschiedlicher Größe,
die sich mit verschie­de­­­­­nen Leuchtmitteln
bestücken lassen. Empfehlung: die SpiralTageslichtlampe mit 26 W (entspricht 150-WGlühlampe) oder die Röhren-Tageslichtlam-
pe mit 75 Watt (entspricht 75-W-Glühlampe)
inklusive der dazugehörigen Metallreflektoren
(Biglamp 501 Maxi/Mega). Verschiedene
Lichtformer sind optional erhältlich. Eine
preisgünstige Studioleuchte für verschiedene
Leuchtmittel (Glüh-, Halogen- oder Tageslichtlampe) mit E-27-Sockel bietet Lastolite
mit der Ray D8. Eine größere Auswahl an
Dauerlichtleuchten hat auch Kaiser Fototechnik in Form von Klemm-, Flächen- und
Studioleuchten im Programm. Leider nur
noch gebraucht erhältlich: die empfehlenswerte Halogenleuchte Elinchrom MiniLite.
Noch mehr Leuchten, u. a. mit LED-Technik,
stellen wir in der nächsten Ausgabe vor.
1. Mit vier Tageslichtröhren schafft die
Helios Biglamp 501 Mega die Lichtausbeute einer 375-Watt-Glühlampe.
2. Für die Studioleuchte Ray D8 von Lastolite
sind diverse Lampen mit E-27-Standardgewinde erhältlich.
3. Beim B.I.G. Ready To Go Photo Studio sind
zwei Kalt­licht-Reflektorleuchten fester Bestandteil der Konstruktion.
4. Novoflex-Leuchten in Lichtwannenkonstruktion mit 11-Watt-Tageslichtröhre und Zubehör.
■ Produkttipps:
• Novoflex MS-Light, ca. 150 Euro
• Novoflex MS-Art-Light, ca. 150 Euro
• Helios Biglamp 501 Maxi, ca. 55 Euro*
• Helios Biglamp 501 Mega, ca. 70 Euro*
• Spiral-Tageslichtlampe, 26 W, ca. 20 Euro
• Mega-Tageslichtröhre, 75 W, ca. 30 Euro
• Lastolite Ray D8, ca. 95 Euro*
* Preise ohne Leuchtmittel
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Zubehör für Systemblitzgeräte
Systemblitzgeräte lassen sich hervorragend für Sachaufnahmen verwenden,
wenn man sie entfesselt und in Kombination mit Lichtformern verwendet. DiffusorVorsätze wie Mini-Softboxen, Bouncer etc.
gibt es in vielen Varianten, unter anderem
von B.I.G., Gary Fong, Hama, Lumiquest
oder Sigma. Zudem bietet Brenner mit der
B.I.G. Magic Square Softbox Flash eine
Softbox in zwei Ausführungen (40 x 40 und
60 x 60 cm) an, mit der sich auch größere
Produkte fotografieren lassen. Erhältlich
ist die Magic Square Softbox auch im Set
mit Multineiger und Stativ. Zum Auslösen
der Blitzgeräte benötigt man entweder
Synchronkabel oder Funksysteme, etwa
von Helios (Typ 2/3), Kaiser (Twin Link),
Aputure (Trigmaster/Trigmaster Plus)
Praxis
P
roduktaufnahmen ohne große Finessen,
einfach nur gut ausgeleuchtet, sind keine
Hexerei. Unabhängig vom gewählten Beleuchtungssystem sollten Sie zunächst die
Systematik der Studiobeleuchtung verinnerlichen. Sie ruht auf drei Säulen:
Hauptlicht: Dieses bestimmt den Charakter der Beleuchtung. Tendenziell gilt: Je weicher das Licht, desto weniger können Sie
falsch machen. Deshalb erfreuen sich auch
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oder Elinchrom (EL-Skyport Speed). Eine
weitere Möglichkeit sind Master-/SlaveblitzKombinationen (siehe Praxisteil).
■ Produkttipps:
• B.I.G. Magic Square Softbox Flash mit Multineiger und Stativ, ca. 140 Euro
• Gary Fong Lightsphere Collapsible mit White Dome, ca. 60 Euro
• Lumiquest Big Bounce, ca. 53 Euro
• Lastolite Micro Apollo Softbox 60
(25 x 18 cm), ca. 50 Euro
• Aputure Trigmaster MX1/MX3, ca. 60 Euro
• Helios 4-Kanal-Funkauslösersystem,
Typ 2, ca. 60 Euro
• Elinchrom EL-Skyport Speed, ca. 150 Euro
• Kaiser Twin Link, ca. 150 Euro
Lichzelte bzw. -würfel steigender Beliebtheit. Die Kehrseite ist, dass extrem diffuses
Licht auch eher langweilige Bildergebnisse
hervorbringt. Formen und Strukturen lassen sich damit nicht herausarbeiten.
Aufhell- bzw. Akzentlicht: Eine zweite
Leuchte neben dem Hauptlicht kann man
einsetzen, um Schatten aufzuhellen, die
durch das Hauptlicht verursacht werden.
Speziell bei kleinen Objekten lässt sich dies
mit diversen Reflektoren wie weißem Karton, Styroporplatte, Faltreflektor oder Rasierspiegel zum Teil aber besser bewerkstelligen. Eine zweite Leuchte, etwa mit einem
Wabenfilter ausgestattet, kann dann auch
als Effektlicht eingesetzt werden.
Hintergrundlicht: Dieses hat bei Sachaufnahmen häufig die Aufgabe, den Hintergrund so stark aufzuhellen, dass das Objekt
wie freigestellt wirkt. Dies lässt sich auf die
Spitze treiben, wenn das Objekt zudem
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1. Flexible Halterung von Novoflex mit
Klemme für den Faltreflektor; auf dem Blitzgerät sitzt ein Bouncer von Lumiquest für
weicheres Licht.
2. Bei höherwertigen Blitzgeräten wie dem
Nikon Speedlight SB-700 sind pass­genaue Diffusoren häufig schon im Lieferumfang enthalten.
3. Funkauslöser für den Blitz: Beim Trig­
master Plus von Aputure kann ein Modul als
Sender oder Empfänger konfiguriert werden.
4. Die B.I.G. Magic Square Softbox
Flash ist in zwei Größen (40 x 40 und
60 x 60 cm) erhältlich.
5. Auf so einem Sockel in Position gebracht,
lässt sich das Blitzgerät unter Umständen
direkt auf den Aufnahmetisch stellen (siehe
Aufmacherbild).
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von unten beleuchtet wird; dafür muss die
Grundplatte des Aufnahmetisches lichtdurchlässig sein. Hintergrundlicht kann
flächig angelegt sein oder Spotcharakter
haben; im zweiten Fall ergibt sich ein interessanter Helligkeitsverlauf im Hintergrund.
Setzt man zudem Farbfilter vor die Lichtquelle, kann der Hintergrund nahezu beliebig eingefärbt werden. Eine weitere Möglichkeit sind Hintergrundprojektionen mit
Hilfe von Speziallampen – mehr darüber im
nächsten Heft.
Pflegeleichtes Dauerlicht
Die abgebildete Aufnahmesituation mit dem
Handy, nur durch eine Schreibtischleuchte
mit 100-Watt-Glühbirne beleuchtet, zeigt,
dass man auch mit minimaler Ausstattung
zu ansprechenden Ergebnissen kommen
kann. Allerdings erwies es sich auch hier
als vorteilhaft, das Licht etwas zu streuen,
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Minimallösung
um die Reflexe auf der Handy-Oberfläche
zu mildern.
Bei Geräten, die ein Display haben (das im
Foto mehr als eine schwarze Fläche sein
sollte), erweist sich eine Dauerlichtquelle
im Studio als besonders pflegeleicht: Wie
im Freien fotografieren Sie damit exakt, was
Sie sehen – bei einer Blitzaufnahme müssten Sie dagegen gezielt nachbelichten, um
ein Display zum Leuchten zu bringen.
Recht preisgünstig sind Studioleuchten mit
sog. Energiesparlampen in Spiral- oder Röhrenform. Aufgrund der guten Lichtausbeute
bei geringer Hitzeentwicklung empfehlen
sie sich als Universallicht für einfache Sachaufnahmen. Auch was den Weißabgleich
anbelangt, sind Energiesparlampen pflegeleicht – meistens kann man mit automatischem Weißabgleich oder Einstellung auf
„Tageslicht“ (um 5500 Kelvin) arbeiten.
Die Farbtemperatur von Quartz-Halogenlampen liegt knapp unter oder über 3000
Kelvin. In diesem Fall wählen Sie an der
Kamera direkt den Kelvin-Wert (wenn einstellbar), die Kunstlicht-Einstellung oder
den manuellen Abgleich. Im zuletzt genannten Fall wird eine weiße oder graue
Fläche fotografiert, die der Kamera als Refe-
Das Foto des Mobiltelefons entstand mit
einer einfachen Leuchte aus dem Baumarkt (100-W-Glühbirne), die an einen
Schwanenhals geklemmt wurde. Auch die
Kompaktkamera war auf einem Schwanenhals befestigt, der Weißabgleich auf
Kunstlicht eingestellt. Als Hintergrund
diente die kleinste Variante des Novoflex
Magic Studio. Während der Belichtung
wurde eine Diffusionsfolie vor die Lampe
gehalten, das Motiv von links mit einer
Styroporplatte aufgehellt (Canon
PowerShot S95, ISO 100, Bl. 4, 1 s).
renz für die Einstellung des Weißabgleichs
dient. Noch flexibler sind Sie, wenn Sie im
RAW-Modus fotografieren: In diesem Fall
Warmer Spot
Die Turnschuhe wurden von rechts mit einer Helios Biglamp Maxi (TageslichtSpirallampe) und von links mit einer Halogenleuchte (Elinchrom Minilite)
inklusive Wabenfilter beleuchtet, wodurch sich der warme Glanz im Bildzen-
trum ergibt (Panasonic Lumix DMC-G3, ISO 160, Bl. 6,3, 1/8 s, Weißabgleich
Tages­licht). Zum Vergleich (ganz rechts): Die Aufnahme nur mit Biglamp und
Aufhellung von links (ISO 160, Bl. 8, 1/10 s).
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können Sie den Weißabgleich nachträglich
im RAW-Konverter beliebig ändern.
Systemblitzgeräte im Studio
Kamera-Systemblitzgeräte sind bei Sachaufnahmen, die keine hohe Blitzleistung
erfordern, eine interessante Alternative zu
Studio-Kompaktblitzgeräten. Dazu passend
bietet der Markt jede Menge Lichtformer,
von diversen Diffusoren bis hin zu Wabenfiltern.
Wird ein Systemblitzgerät im Studio eingesetzt, macht das Aufstecken auf die Kamera wenig Sinn, weil damit kein Variieren
der Beleuchtung möglich wäre. Stattdessen setzt man Blitzgeräte „entfesselt“ ein,
wofür es verschiedene Möglichkeiten gibt,
z. B. Standard-Synchronkabel oder systemkompatible TTL-Kabel. Blitzgeräte lassen
sich aber auch kabellos auslösen, etwa über
einen Hauptblitz an der Kamera, der weitere Blitzgeräte (Slaves) per Fotozelle zündet. Noch komfortabler ist es, wenn sich
Systemblitzgeräte über das Ausklappblitzgerät der Kamera steuern lassen – möglich
etwa bei aktuellen Nikon-Kameras wie
D90, D300s, D7000 oder D700 oder bei den
Canon-Kameras EOS 7D und 60D.
Die vielseitigste Methode, um Blitzgeräte
entfesselt auszulösen, sind Funksysteme.
Dabei löst ein Funksender auf dem Blitzschuh der Kamera einen oder mehrere
Empfänger aus, die mit Blitzgeräten gekoppelt sind. Preisgünstige Systeme, wie im
Info
■ Aufnahmetisch selbst gebaut
Hart und weich
Aufnahme im Lichtzelt: Als Hauptlicht diente ein Canon Speedlite 580EX mit B.I.G. Softbox (60 x
60 cm) von links, während ein zweiter 580EX für das Hintergrundlicht (von der Wand ins Lichtzelt
reflektiert) sorgte. Die Aufnahme entstand mit EOS 7D und EF 2,8/24-70 mm bei ISO 400, Bl. 10,
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/125 s. Die Reflexionen auf der Kunststoffoberfläche sind minimal, der Hintergrund weiß-überstrahlt
– ideal zum Freistellen. Zum Vergleich: Aufnahme mit Systemblitz direkt von vorne mit unerwünsch­
ten Reflexionen und unschönem Schatten auf dem Hintergrund. Hartes Seitenlicht: Für diese
Variante wurde ein improvisierter Aufnahmetisch mit blauer Hintergrundfolie verwendet. Als
Hauptlicht diente ein Systemblitz (Canon Speedlite 580EX) von links – das harte Licht betont die
Carbonstruktur. Von rechts wurde ein Systemblitz mit B.I.G. Softbox (60 x 60 cm) zum Aufhellen
von Schuh und Hintergrund verwendet (EOS 7D, EF 2,8/24–70 mm, ISO 400, Bl. 11, 1/125 s).
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Einen einfachen, aber stabilen Aufnahmetisch können Sie ganz einfach
selbst improvisieren: Besorgen Sie
sich im Baumarkt Schichtplatten mit
einer Dicke von etwa 2 cm, leicht und
trotzdem stabil. Platziert werden die
Platten auf jeweils zwei aufeinander
gestellten Mineralwasserkästen (sind
höher als Bierkästen) an einer Wand.
Auf der Grundplatte wird dann eine
Hintergrundfolie (z. B. Helios Kunststoff-Hintergrund) ausgelegt und an
der angrenzenden Wand in die Höhe
gezogen, so dass sich eine Hohlkehle
ergibt. Befestigt wird die Folie mit
Klebeband oder (wenn die Konstruktion
häufiger auf- und abgebaut werden
soll) mit Klettband.
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Produktteil genannt, erfordern allerdings in
der Regel eine manuelle Blitzsteuerung.
Vor dem Aufnahmetisch in Stellung gebracht werden Systemblitzgeräte mittels
Adapter auf Leuchtenstativen. Oder gehört bei Ihrem Blitzer ein kleiner Plastikfuß
zum Lieferumfang? Dann können Sie das
Blitzgerät manchmal auch direkt auf dem
Aufnahmetisch postieren, vorausgesetzt
natürlich, dass auf dem Tisch genügend
Spielraum vor oder neben dem Objekt ist.
Karl Stechl
Hintergrundlicht
Für diese Aufnahme stand das Blitzgerät (Speed­
lite 580EX) auf einem Sockel direkt am Aufnahme­
tisch und beleuchtete den blauen Hintergrund.
Von dort wurde das Licht durch die bunten Gläser
reflektiert (Canon EOS 7D, 60 mm, ISO 400, Bl. 10,
1
/125 s). Die zweite Aufnahme entstand mit zwei
Lichtquellen – ein Systemblitz auf den Hintergrund
und ein zweiter mit Softbox von rechts auf die
Gläser).
Mischlicht
Die Aufnahme entstand mit zwei Systemblitzgeräten (Canon Speedlite
580EX), die von links und rechts im 45-Grad-Winkel durch zwei Diffusoren (Diffusionsfolie auf Alurahmen gespannt) das Motiv in die Zange
nahmen. Der Hintergrund ist etwa 2,5 m vom Motiv entfernt und dunkelt deshalb ab. Die partielle Einfärbung ergibt sich durch das Kunstlicht in der Leuchte selbst; der Effekt ließ sich durch die Verschlusszeit steuern (Canon EOS 1Ds Mk II, 90 mm, ISO 100, Bl. 16, 2 s).
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