soukromá vzdělávací instituce

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VYŠŠÍ ODBORNÁ ŠKOLA MILLS
KAPITEL AUS DEM SOZIALWESEN
Soziale Problematik und zusammenhängende Themen im Überblick
PhDr. Bohumil Mimra
Čelákovice 2011
1
INHALT
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
Sozialarbeit und Beruf des Sozialarbeiters ………………………………………… 3
Familie im Zeitwandel. Familienprobleme in der Gegenwart ………………… 7
Familienkrise und häusliche Gewalt ……………………………………………….….. 14
Frauen und ihre Stellung in Familie und Gesellschaft …………………………. 18
Kindererziehung und Kinderrechte. …………………………..………………………. 25
Kinder- und Jugendarbeit. Bekämpfung der Jugendkriminalität und
Vorbeugungsmaßnahmen …………………………………………………………………. 31
Bildungssystem in Tschechien und deutschsprachigen Ländern ……………. 37
Arzneimittel und Drogen. Rauchen, Alkohol- und Drogenmissbrauch u. a.
Abhängigkeiten ………………………………………………………………………………... 40
Der menschliche Körper und psychosomatische Störungen …………………… 46
Gesundheitsfürsorge und Krankenhauspflege. Krankheitsverhütung ………. 51
Behindertenfürsorge …………………………………………………………………………..54
Sozialarbeit und Sozialleistungen ……………………………………………………….. 57
Sozialfürsorge und Sozialeinrichtungen. Seniorenpflege ……………………….. 65
Sozialsystem und Sozialhilfe. Aufgabe der Sozialversicherung. System der
Krankenkassen …………………………………………………………………………………. 68
Zivilisationskrankheiten und ihre Ursachen ………………………………………….. 71
Arbeitslosigkeit – ihre Ursachen und Folgen. Sozialpolitik und Arbeitsämter
…………………………………………………………………………………………………..…… 76
Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit ……………………………………………… 81
Hospize und Palliativmedizin ……………………………………………………………... 84
Rolle der Medien. Meinungs- und Pressefreiheit. Freiheit und Manipulation
……………………………………………………………………………………………………….. 87
Paneuropa-Bewegung und die Idee des vereinten Europa im Zeitwandel .. 93
Die Europäische Union: Aufbauprinzipien und die EU-Institutionen ………….95
Wirtschafts- und Sozialpolitik der EU-Länder. Ethnische Minderheiten …….102
Migration und Multikulturalismus. Asylbewerber und Asylverfahren ………..107
Umweltprobleme und Umweltschutz ……………………………………………………111
Verzeichnis üblicher Abkürzungen ……………………………………………………….114
Bibliografie ……………………………………………………………………………………….115
Textproben ……………………………………………………………………………………….118
Literatur zum praktischen Studium ………………………………………………………136
Landkarte Deutschlands ……………………………………………………………………..137
Landkarten der Schweiz und Österreichs ……………………………………………..138
2
1. Sozialarbeit und Beruf des Sozialarbeiters
1.1 Gemeinwesenarbeit
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Gemeinwesenarbeit (GWA) in Europa nach dem
amerikanischen Vorbild eingeführt und stellt eines der Arbeitsprinzipien der Sozialen Arbeit
dar. Sie zielt in Gemeinden und Städten auf soziale Intervention (sie ist eine fachkundige
Parallele zu verschiedenen Bürgerinitiativen) und koordiniert alle Programme verschiedener
Stellen, um gesundheitliche und wohltätige Dienstleistungen zu gewährleisten. Zu den
neueren Methoden der Gemeinwesenarbeit gehört Streetwork (= Straßenarbeit): sie
konzentriert sich meist auf drogensüchtige oder gefährdete Jugendliche, besonders in
einzelnen Stadtgebieten.
Sozialarbeit lässt sich als „Lösen, Lindern oder Verhindern sozialer Probleme“
verstehen. Die Sozialarbeit baut auf den Traditionen der Armenfürsorge auf und kann als
professionelle Betreuung von Hilfsbedürftigen bezeichnet werden. Sie wird oft von
kommunalen oder konfessionellen Organisationen (auch ehrenamtlich) initiiert und ausgeübt.
Demgegenüber konzentriert sich Sozialpädagogik auf die Jugendfürsorge (siehe Kapitel 6);
sie beschäftigt sich v. a. mit vernachlässigten und missbrauchten Kindern. Sie befasst sich
ebenfalls mit Menschen in psychosozialen Problemsituationen, u. a. mit der Eingliederung
von körperlich und geistig Behinderten in die Gesellschaft. Darüber hinaus befasst sie sich
mit der Wiedereingliederung nach Straffälligkeit , mit Problemen des Alterns wie auch mit
Menschen in materieller Not und mit Wohnungslosen.
Heutzutage
wird
Sozialarbeit
zusammen
mit
Sozialpädagogik
und
Soziokultureller Animation unter dem Sammelbegriff Soziale Arbeit zusammengefasst.
Sozialarbeit und Sozialpädagogik werden in Deutschland an Fachhochschulen und
Universitäten als Studienfächer unterrichtet (mit dem Diplomabschluss, überwiegend BA (=
Bachelor of Arts) oder MA (= Master of Arts)). An kirchlichen Fachhochschulen gibt es
außerdem den Studiengang „Diplom-Heilpädagoge“. Die Lage in Tschechien ist großteils
nicht allzu unterschiedlich. Im deutschen Sprachgebiet benutzt man neulich für Sozialarbeit
und Sozialpädagogik den Oberbegriff Sozialwesen.
Die im Internet zugängliche Freie Enzyklopädie Wikipedia führt an: „Der Unterschied
zwischen Sozialpädagogik und Sozialarbeit liegt grundsätzlich darin, dass die Sozialpädagogik
agiert, anbietet und initiiert. Die Sozialarbeit re-agiert, interveniert nach Aufforderung, greift
ein, wird administrativ tätig, wenn ein Missstand gemeldet wird. … Die Ausbildung zum Dipl.
Sozialpädagogen
oder
Dipl.
Sozialarbeiter
fallen
in
Deutschland
in
die
Gesetzgebungskompetenz einzelner Bundesländer und sind deswegen verschieden
ausgerichtet. In länderübergreifenden Arbeitsgemeinschaften und auf den Konferenzen der
Kultusminister wird jedoch über Modelle von einheitlichen Ausbildungsgängen und
Berufsbezeichnungen diskutiert, die sich an internationale Standards anlehnen.“
3
Zielgruppen der Sozialarbeit sind sowohl Einzelpersonen als auch Familien. Deshalb
wird die Sozialarbeit in therapeutischen und medizinischen Einrichtungen (Beratungsstellen,
Krankenhäuser, psychiatrische und Drogenkliniken) meistens als Gruppenarbeit durchgeführt.
1.2 Organisationen in der Sozialarbeit
Im Bereich der Sozialarbeit gibt es verschiedene Anbieter der Sozialdienste, die man in
zwei Gruppen einteilen kann: öffentliche und freie. Jede Organisation hat ihren Träger, d. h.
eine Institution, die sie gegründet hat und die sie betreibt. Zu den öffentlichen Trägern
gehören in Deutschland der Staat, das jeweilige Bundesland und verschiedene Gemeinden.
Zu den freien Trägern gehören (1) gemeinnützige Organisationen (= Non-ProfitOrganisationen), also Vereine und Wohlfahrtsverbände, und (2) kommerzielle Träger, d. h.
gewinnorientierte Einrichtungen.
Freie Träger haben die Rechtsform einer gGmbH (= gemeinnützige Gesellschaft mit
beschränkter Haftung) oder eines e.V. (= eingetragener Verein). Bei den freien Trägern
werden neben eigenen Finanzierungsquellen und Spenden von verschiedenen Sponsoren
natürlich auch staatliche Ressourcen verwendet.
Der größte Wohlfahrtsverband Deutschlands ist Caritas (= lat. Nächstenliebe).
Deutscher Caritasverband ist eine weltweit tätige soziale Hilfsorganisation der römischkatholischen Kirche, die in Deutschland in über 900 einzelnen meist selbstständig
eingetragenen Vereinen organisiert ist. Die Caritas stellt mit rund 500 tausend Mitarbeitern
den größten privaten Arbeitgeber in Deutschland dar.
Dem Caritasverband entspricht das Diakonische Werk der evangelischen Kirche.
Beide Wohlfahrtsverbände leisten die soziale Arbeit an Menschen aller Altersgruppen
unabhängig von Geschlecht und Religionszugehörigkeit. Das Diakonische Werk ist dann mit
etwa 27.000 diakonischen Einrichtungen und Dienstleistungen nach der Caritas der
zweitgrößte private Arbeitgeber Deutschlands. (siehe Kapitel 11)
1.3 Risiken für Sozialarbeiter
Bei sog. helfenden Berufen wie Sozialarbeiter, Ärzte, Rettungspersonal, Lehrer und
Erzieher kann sich nach einiger Zeit das sog. Burnout-Syndrom (= Ausgebranntsein)
entwickeln. Dieser Zustand des „Ausbrennens“ zeichnet sich durch emotionale Erschöpfung,
reduzierte Leistungsfähigkeit bis Apathie aus. Er stellt einen Endzustand bei Mitarbeitern dar,
die ihren Beruf mit hohem persönlichem Engagement, Begeisterung und Idealismus
anpacken und nach einiger Zeit bei psychosomatischen Erkrankungen sowie Depressionen
und sogar Aggressivität enden.
Das Ausbrennen kann sich in der Anfangsphase durch pausenlose Arbeit ohne
Erholung entwickeln, die zu Partnervernachlässigung, Konzentrations- und Schlafstörungen
sowie Angstzuständen und Schuldzuweisungen führen kann; dies wird von Betroffenen
wiederum durch Alkohol- und Tabakgenuss wie auch durch übermäßiges Essen kompensiert,
schlimmstensfalls durch Missbrauch von Medikamenten und anderen Drogen. Es kommt nicht
4
nur zum Abbau in der Arbeit, sondern auch generell zur Verflachung des emotionalen,
mentalen und sozialen Lebens. (Quelle: www.wikipedia.de)
Burnout muss letztendlich psychotherapeutisch behandelt werden, sonst werden die
Betroffenen sogar mit Suizid bedroht.
Vokabeln:
der Anbieter (-s, -) – poskytovatel
ausbrennen – vyhořet
der Missbrauch (-s, 0) – zneužití
agieren – konat
das Amt (-es, “-er) – úřad
Ausbildungsgang (-s, “-e) – vzdělávací kurz, studijní obor
Arbeitgeber (-s, -) – zaměstnavatel
Arbeitnehmer (-s, -) – zaměstnanec
Aufforderung (-,-en) – vyžádání, výzva
außerdem – kromě toho
benutzen – použít, používat
der Bereich (-(e)s, -e) – oblast; odbor (na úřadě)
der Beruf (-es, -e) – povolání, profese
die Bezeichnung (-, -en) – označení
der Dienst (-es, -e) – služba
der Dienstleister (-s, -) – poskytovatel služeb
die Einrichtung (-, -en) – zařízení
drogensüchtig – drogově závislý
ehrenamtlich – dobrovolný, dobrovolně
eingliedern – začlenit
eingreifen (-iff, h. -iff) – zasáhnout, zasahovat
einheitlich – jednotný
die Fachhochschule (-, -n) – odborná vysoká škola,
vyšší odborná škola
gefährdet – ohrožený
die Gemeinde (-, -n) – obec
die Gemeinwesenarbeit - práce pro obec/pro pospolitost
die Gesetzgebung (-, -en) – zákonodárství
das Geschlecht (-s, -er) – pohlaví
großteils – z velké části, většinou, z větší části
der Heilpädagoge (-n, -n) – pedagog terapeut
der Hilfsbedürftige (-n, -n) – jedinec potřebující pomoc,
potřebný
konfessionell – konfesní
kommunal – komunální, obecní, místní
der Kultusminister (-s, 0) – ministr kultu(ry)
eingetragener Verein – zapsané sdružení
die gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter
Haftung– veřejně prospěšná společnost s ručením
omezeným
der Missstand (-s, “-e) – špatný stav, zlořád
der Mitarbeiter (-s, 0) – pracovník, zaměstnanec;
spolupracovník
länderübergreifend – danou zemi přesahující,
přeshraniční
die Leistung (-, -en) – výkon, úkon, poskytnutí
lindern – mírnit, tišit
lösen – (vy)řešit, uvolnit
der Oberbegriff (-(e)s, -e) – nadřazený pojem,
střechový pojem
die Religion (-, -en) – náboženství
selbstständig - samostatný
das Studienfach (-es, “-er) – studijní obor
tätig – činný
verhindern – zabránit
weltweit – celosvětový, celosvětově
Wohlfahrtsverband (-es, “-e) – charitativní
sdružení
der Nächste (-en, -en) – bližní
das Suizid (-s, -s) – sebevražda
die Verflachung (-, -en) – zploštění
die Störung (-, -en) – porucha
der Tabakgenuss (-es, 0) – požívání tabáku
die Vernachlässigung (-, 0) - zanedbávání
das Ausbrennen (-s, 0) – vyhoření
das Burnout-Syndrom (-s, 0) – syndrom vyhoření
schlimmstenfalls – v nejhorším případě
die Leistungsfähigkeit (-, 0) – výkonnost
die Religionszugehörigkeit (-, 0) – náboženská
příslušnost, vyznání
die Erschöpfung (-, 0) – vyčerpání
die Ressourcen – zdroje
das Risiko (-s, Risiken) riziko
der Weltkrieg (-s, -e) – světová válka
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
Was versteht man unter dem Begriff Sozialarbeit?
Welcher Unterschied besteht zwischen der Sozialarbeit und der Sozialpädagogik?
Was bezeichnet das sog. Streetwork?
Welche Träger im Bereich der Sozialarbeit gibt es und wofür sind sie
verantwortlich?
Wie würden Sie das Burnout-Syndrom charakterisieren und wie entsteht es?
5
Übungen
1. Setzen Sie die Substantive in Klammern in Plural
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Gemeinwesenarbeit in Europa nach dem
amerikanischen Vorbild eingeführt und stellt eines der {Arbeitsprinzip} der Sozialen Arbeit
dar. Sie zielt in {Gemeinde} und {Stadt} auf soziale Intervention (sie ist eine fachkundige
Parallele zu verschiedenen {Bürgerinitiative}) und koordiniert alle {Programm} verschiedener
{Stelle}, um gesundheitliche und wohltätige {Dienstleistung} zu gewährleisten. Zu den
neueren {Methode} der Gemeinwesenarbeit gehört Streetwork: sie konzentriert sich meist
auf drogensüchtige oder gefährdete {Jugendliche}, besonders in einzelnen {Stadtgebiet}.
2. Bilden Sie möglichst viele verschiedene Komposita aus folgenden Teilen und
geben Sie ihre Bedeutung an; jeder Teil kann mehrmals benutzt werden
(z.B.: er-ledig-en = zařídit; Krank-er = nemocný; Körper-schaft = korporace
-gemein-
all-
-biet-
-ledig-
gesund-
-lich
-krank-
-kind-
ver-
-de
-er-
-wesen
-schaft
-ge-
-(e)n-
3. Ordnen Sie bedeutungsähnliche Wörter zueinander
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
sich befassen
sich kümmern
behandeln
einschließen
einrichten
beschließen
(a) umfassen
(b) erledigen
(c) sich beschäftigen
(d) entscheiden
(e) pflegen
(f) sorgen
6
-ig
-setz-
-körper-
-heit-
2. Die Familie im Zeitwandel. Familienprobleme in der
Gegenwart
2.1. Entwicklung der Familienstruktur bis zur heutigen Kleinfamilie
Im 19. Jahrhundert ist im Zusammenhang mit der Entwicklung der Städte und der sich
daraus ergebenden Wandlung der Gesellschaftsstruktur (Etablierung des Bürgertums) in
Europa auch das Modell der sogenannten 'Normalfamilie' zustande gekommen. Ende der
1960er Jahre weist die Normalfamilie folgende Merkmale auf:
-
verheiratetes Elternpaar (lebenslange Ehepartnerschaft aus Liebe, die auf
gegenseitiger Achtung basiert)
eigene (d. h. leibliche) Kinder, die aus Liebe auf die Welt kamen
eine Haushaltsgemeinschaft bestehend aus einem verheirateten Elternpaar (einschl.
leiblicher unmündiger Kinder)
traditionelle Rollenverteilung (Vater als Haupternährer, der die höchste Autorität besitzt;
Mutter ist für den Haushalt zuständig)
Heutzutage setzt man den Begriff Familie im westlichen Kulturkreis meist mit der so
genannten Kernfamilie (Vater, Mutter und deren Kinder) gleich. Die Kleinfamilie hat sich in
den modernen Industrienationen Europas als Haupttypus etabliert und gilt als das
überwiegende Modell: man spricht auch von der modernen Kleinfamilie (= der
privatisierten Kernfamilie). Unter diesem Begriff versteht man das eheliche (oder
eheähnliche) Zusammenleben von Frau und Mann mit ihren unmündigen Kindern.
Das Gegenteil stellt die Großfamilie (= Mehrgenerationenfamilie) dar, die sich durch
das Zusammenleben von mindestens drei Generationen auszeichnet. Neben Vater, Mutter
und ihren Kindern leben da auch andere Verwandte (heute z. B. vor allem in Griechenland
vorhanden).
Heutzutage haben sich im Familienleben mehrere typische Formen herausgebildet, die
aus der zunehmenden Frauenerwerbsarbeit und beschränkter (nicht mehr lebenslanger)
Dauer partnerschaftlicher Bindung resultieren. Man spricht immer mehr auch von der um sich
greifenden sog. seriellen Monogamie. Hier handelt es sich um eine zeitlich begrenzte
nichteheliche Lebensgemeinschaft, die in bestimmten Abständen aufgelöst wird, um durch
ein anderes Partnerverhältnis ersetzt zu werden.
Es soll sogar ein Trend zur bewusst gewählten Partnerlosigkeit festgestellt worden
sein, wofür die Bezeichnung Single-Dasein geprägt wird. Diese Tendenz scheint allerdings
in der Gegenwart nicht eindeutig nachweisbar zu sein. Der Begriff Single (= Alleinlebender,
Einzelgänger) wurde erstmals für die Lage in den USA in den 1970er Jahren und wird in
Deutschland ab 1989 verwendet. Man meint damit jüngere Personen, die wegen ihrer
Präferenz des Berufslebens kein festes Partnerverhältnis eingehen wollen. Diese
Entscheidung für ein Leben als Single spiegelt nicht nur die Ausrichtung auf Karriere sondern
gerade auch das veränderte Verhältnis der Geschlechter zueinander wider.
7
Manche Soziologen wie der Schweizer HOFFMANN-NOWOTTNY bezeichnen das SingleDasein ganz offen als pathologisch und eine „Psychologie, die das zeitlich beschränkte
Alleinleben als Entwicklungschance begreift, ist für ihn nur eine Stabilisierung
´krankmachender sozialer Verhältnisse´" (HOFFMANN-NOWOTTNY). Er zögert nicht, die
Tendenz zur verantwortungslosen Bindungs- und Kinderlosigkeit als "autistische
Gesellschaft" zu bezeichnen. Er prophezeit, dass dieses "auf sich selbst bezogenes Denken
und Handeln" […] letztlich zur Selbstauflösung dieser Gesellschaften führt.“ (HOFFMANNNOWOTTNY)
2.2. Das gegenwärtige Modell der Familie
Seit den 1960er Jahren hat also die moderne Kleinfamilie ihre dominante Stellung
verloren und es ist eine Pluralisierung der Lebensformen eingetreten. Dies ist auf die
demografische Entwicklung (sinkende Geburtenzahl, Rückgang der Eheschließungen,
wachsende Zahl der Scheidungen) zurückzuführen. Den gemeinsamen Nenner für diese
Entwicklung kann man ohne Zweifel in einem Wertewandel seit den 1960ern sehen.
Als unumstritten gilt die zunehmende Zahl der Alleinerziehenden und der
kinderlosen Ehepaare sowie der nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften. Durch die hohe
Scheidungsrate bedingt ist die wachsende Zahl der so genannten Patchwork-Familien
(patchwork = Flickwerk). Das letztgenannte Modell bedeutet eine familienähnliche
Lebensgemeinschaft eines heterosexuellen Paares mit mehreren Kindern unterschiedlicher
Herkunft (nicht alle in dieser ´Familie´ lebenden Kinder sind nämlich leiblich).
Die gegenwärtigen Alternativen zu Familientrukturen lassen sich wie folgt
zusammenfassen:
(a) kinderlose Ehe
(b) Ehe mit Doppelkarriere (beide Lebenspartner arbeiten und wohnen getrennt und
treffen sich nur am Wochenende - auch Commuter-Ehe, also Pendler-Ehe genannt)
(c) Lebensgemeinschaft ohne Ehe
(d) Zusammenleben mit Kindern mit mehreren (biologischen und /oder sozialen) Müttern
und Vätern (Adoptiv-Familien bzw. Patchwork-Familien genannt)
(e) getrenntes Zusammenleben, das faktisch mit Einpersonenhaushalt gleich zu setzen ist
(f) gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft (auch „Regenbogefamilie“ genannt)
Im Alter kommen neben der Ehe der Einpersonenhaushalt einer Witwe (weniger eines
Witwers) oder ein Zweigenerationenhaushalt (Witwe oder Witwer ziehen in den Haushalt
eines Kindes) vor.
Für die oben genannten Veränderungen ist vor allem der voranschreitende
Individualisierungsprozess in der Gesellschaft wie auch die wachsende höhere Schätzung des
Eigeninteresses im Gegensatz zum Pflichtgefühl gegenüber anderen typisch. „Aus dem
traditionellen Dasein für andere (Familie, Elternschaft) wurde immer stärker die Gestaltung
eines selbst bestimmten Lebens.“ (Wikipedia)
8
Verantwortlich für diesen Wandel der Familienstrukturen sind unter anderem:
(a) Angleichung der Bildungschancen von Mann und Frau - viele Frauen entscheiden sich
für die Berufskarriere und gegen die Elternschaft
(b) insgesamt entscheiden sich mehr Männer als Frauen gegen die Gründung einer
Familie. Als Gründe führt man Vorrang von privaten Interessen und Freiheiten an
sowie die Angst, der Aufgabe als Haupternährer der Familie nicht gewachsen zu sein
(c) zunehmendes Lebensalter
(d) Technisierung der Haushalte
(e) einfachere Geburtenkontrolle (bessere Verhütungsmethoden)
(f) Bedeutungslosigkeit der Kinderzahl für die individuelle Altersvorsorge
(g) der Bewusstseinswandel und die Kritik an der „Normalfamilie“ durch die 1968erGeneration und den Feminismus (Akzent auf veränderte Rollenbilder) …
(h) erleichterte Scheidungsmöglichkeiten
(i) Wandel der Erwerbsarbeit und daraus resultierende größere finanzielle Unsicherheiten
der jüngeren Generation“ (Quelle: Wikipedia )
Die meisten Soziologen stimmen der traditionellen Auffassung zu, dass die Familie ist
und bleibt „Fundament jeder Gesellschaft. Wenn sich auch das Familienbild und die
Familienformen in Europa in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert haben, so ist die auf
der Ehe begründete Verbindung von Mann und Frau, die sich durch Kinder zur Familie
erweitert, doch weiterhin die stabilste Familienform und übernimmt weitgehende Funktionen
für die Gesellschaft. Die Familien geben den Kindern den für ihre Entwicklung notwendigen
emotionalen und sozialen Rückhalt und sind ein Lernort für die Weitergabe grundlegender
Werte und ein Ort der Einübung gelebter Solidarität. Sie sichern die Solidarität der
Generationen untereinander und tragen durch die in den Familien gelebte Solidarität auch
zur Absicherung von Lebensrisiken bei wie Alter, Krankheit und Pflegebedürftigkeit.“ (Freiheit
verpflichtet – Zukunft verantwortlich gestalten . Bratislaver Erklärung des Kolpingwerkes
Europa 2009)
2.3. Die Familie, ihre Funktion und Aufgaben
Wenn
man
von
der
Familie
spricht,
meint
man
eine
engere
Verwandtschaftsgruppe (Zusammenleben von mindestens zwei Generationen), der
biologisch und sozial viele Funktionen zukommen: „Die Reproduktionsfunktion dient der
Sicherung der Generationsfolge durch Weitergabe des Lebens . Die Familie prägt allerdings
die Qualität der Reproduktion einer Gesellschaft. Deswegen kann keinesfalls an der
Bedeutung der Familie für die Entwicklung und Erziehung von Kindern gezweifelt werden.“
(Wikimedia) Weiterhin überdauert Kinderfürsorge und gegenseitige emotionale Bindung und
Unterstützung von Ehepartnern als die wesentliche Funktion der Familie.
Bei der Familie als spezifischer Sozialgruppe lassen sich drei elementare soziale Funktionen
hervorheben:
(A) Die Sozialisationsfunktion (bzw. erzieherische Funktion) erleichtert die soziale
Eingliederung und Formierung der Fähigkeiten von Heranwachsenden. „In der intakten
Familie erfährt das Kind Liebe, Geborgenheit, Schutz und Fürsorge. Dort entwickelt es
9
seine Persönlichkeit und seine Fähigkeit zu sozialen Bindungen. Die Familie vermittelt dem
Kind
- Sprache und typische Verhaltensweisen,
- Entwicklung intellektueller Fähigkeiten,
- Bildung eines eigenen Gewissens,
- Bereitschaft, Bedürfnisse und Interessen anderer wahrzunehmen,
- Solidarität und Fähigkeit, Konflikte zu lösen,
- Werte und Normen der Gesellschaft.
Die Familie gibt die Grunderfahrungen des Zusammenlebens von Mensch zu Mensch weiter.“
(P wie Politik, Gemeinschaftskunde, S. 36)
(B) Die wirtschaftliche (materielle) Funktion bringt Schutz und Fürsorge für Säuglinge
ebenso wie für kranke und alte Familienangehörige. Sie sichert deren Ernährung,
Kleidung und Behausung.
(C) Die politische Funktion bedeutet, dass ihre Kinder eine legitime Platzierung in der
Gesellschaft finden. Diese Funktion ist allerdings in den neuzeitlichen staatlichen
Gesellschaften fast erloschen. In den nichtstaatlichen Gesellschaften ist der Rückhalt
durch Verwandtschaft (Sippe, Klan) von großer Bedeutung.
Aus diesen Grundfunktionen ergeben sich noch weitere wie:
(a) die religiöse Funktion, die der Gestaltung von Familienfesten zugrunde liegt. In der
modernen Kleinfamilie ist sie nicht gleich erkennbar – obwohl sie natürlich individuell zur
Geltung kommt: Vater spricht das Tischgebet, er schmückt den Weihnachtsbaum u. ä.
(b) die rechtliche Funktion ist dank dem Grundgesetz (= deutsche Verfassung) in
Deutschland immer noch beibehalten worden - die Familie steht auch gegenwärtig unter
besonderem staatlichem Schutz. Sie verfügt auch über zahlreiche Gestaltungsrechte wie
Vormundschafts-, Adoptions- und Erbrecht.
(c) die Freizeit- und Erholungsfunktion, die eine moderne Variante der
Wirtschaftsfunktion darstellt. Es geht um Basisleistungen zur Erhaltung der Gesundheit
und zur Erholung der Familienmitglieder gegenüber den ofiziellen Organisationsformen.
In Industriegesellschaften werden etliche dieser Funktionen (politische, materielle,
erzieherische) – zum Teil oder ganz – auf verschiedene Institutionen (Staat, Gemeinden,
Versicherungsanstalten,
Schulwesen
usw.)
übertragen.
Der
Prozess
der
Institutionalisierung wurde anfangs besonders von den politisch linksorientierten
Bewegungen und Gruppierungen initiiert (z. B. Versuche der russischen Bolschewiki in den
1920ern und 1930ern, die Familien in große kollektivistische Gemeinschaften umzuwandeln;
10
diese sind jedoch nach ein paar Jahren völlig gescheitert; siehe auch gegenwärtig die
staatlich manipulierte Erziehung der Kinder im weltweit härtesten kommunistischen Regime
in Nordkorea). Leider auch Tschechien ist nach dem Zusammenbruch des kommunistischen
Regimes bis heute dieser institutionalistischen Sicht nicht verschont geblieben – z. B. in den
Kinderheimen bleiben viele Kinder, deren sich sonst viele kinderlose Familien annehmen
möchten. Deswegen wird Tschechien von der EU mit Recht kritisiert.
Angesichts der neuesten Entwicklung in den westlichen Industriegesellschaften
(einschließlich Tschechiens), nämlich der sinkenden Geburtenrate, lässt die demografische
Situation nicht mehr zu, dass der Generationenvertrag auch weiterhin erfüllt werden kann.
Deswegen stehen vor der Familie (sowohl der Kleinfamilie als auch der Großfamilie) neue
Aufgaben: die Existenzsicherung von Minderjährigen und Senioren (mindestens zum Teil) zu
übernehmen, da die Finanzierung des Sozialstaates stets schwieriger wird. Mit anderen
Worten muss man auf den klasischen Generationenvertrag zurückkommen. (vergl. z. B.
Gutachten zum demografischen Wandel im Land Brandenburg , Berlin-Institut für
Bevölkerung und Entwicklung 2008)
In Bezug auf die Familie bietet sich auch die Frage nach den Rollenbildern. Die Rollen
in der Familie sind auf die Geschlechterrollen als spezifische soziale Rollen zurückzuführen.
Vor allem in der familiären Arbeitsteilung stellen sie die dem Mann oder der Frau traditionell
zugedachten Aufgaben dar, und sie werden wesentlich durch die Rollenerwartungen in der
ganzen Gesellschaft mitbestimmt: z. B. der Mann als Geldverdiener und Familienernährer,
verantwortlich für die Familienkontakte nach außen ( Vaterbild); die Frau als Haus- und
Kinderversorgerin (Mutterrolle).
„Manche der modernen (?!) Erziehungskonzepte bemühen sich um ein Aufbrechen
dieser alten Rollenklischees, um dadurch die weibliche Emanzipation besser durchzusetzen.
Dabei spielen die Vorbilder in Familie und Gesellschaft natürlich eine zentrale Rolle. Die
Übernahme von Rollenmustern erfolgt bereits im Kleinkindalter durch die Identifikation mit
dem gleichgeschlechtlichen Elternteil.“ (VIERECKE, Andreas, Geschlechterrollen)
Die bundesweit bekannte Journalistin, entschiedene Kritikerin der Frauenemanzipation
Eva Herman (siehe Kapitel 4) glaubt den Mann durch die traditionelle Rollenaufteilung für das
Familienleben wieder zu gewinnen: "Der Mann steht in der Schöpfung als der aktive,
kraftvolle, starke und beschützende Part..." Nun aber sei er vom weiblichen
Karrierebewußtsein verunsichert. "Denn mit diesem Handeln, auch das ist nur logisch,
lähmen wir jede starke Männlichkeit in unseren Partnern, die wir uns in der Tiefe unserer
Seelen sehnlichst wieder herbeiwünschen." Sonst ist sie davon überzeugt, dass wenn beide
Geschlechter die gleiche Versorgerrolle übernehmen, wird "die Frau zur Konkurrentin des
Mannes". Dann allerdings scheint keine normale Beziehung mehr möglich, dann "spürt er
weder Bindung noch Verantwortung für sie". (Evas antifeministisches Manifest)
Vokabeln:
allerdings – však, ovšem
angesichts – vzhledem
das Bewusstsein (-s, 0) - vědomí
bundesweit – celoněmecky, celoněmecký
das Handeln (-s, 0) – jednání
prophezeien – prorokovat, předpovídat
die Seele (-, -n) – duše
die Schöpfung (-, 0) – stvoření
sehnlichst – co nejtoužebněji
spüren – cítit, pociťovat
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entschieden – rozhodný, rozhodně
das Geschlecht (-s, -er) – pohlaví
lähmen – ochromit
die Aufteilung (-, 0) – rozdělení (beze zbytku)
sich bemühen – usilovat, snažit se
das Erziehungskonzept (-es, -e) koncepce výchovy
die Schöpfung (-, 0) – tvorstvo, stvoření
kraftvoll – silný
die Bindung (-, -en) - vazba, sepětí
annehmen (a, h. a ) – přijmout, akceptovat; předpokládat
das Erbrecht (-es, -e) – dědické právo, právo dědit
die Gemeinde (-, -n) – obec
beibehalten (ie, h. a) – podržet, udržet
das Erziehungskonzept (-es, -e) – výchovná koncepce
der Generationenvertrag (-s, “-e) mezigenerační smlouva
zur Geltung kommen – uplatnit se
erloschen – vyhaslý
die Bewegung (-, -en) – hnutí
das Tischgebet (-es, -e) – modlitba před jídlem
die Gemeinschaft (-, -en) – společenství
die Behausung (-, -en) – příbytek, ubytování
das Alter (-s, 0) – věk, stáří
etliche – některé, několik
das Bedürfnis (-ses, -se) – potřeba
Bedürfnisse befriedigen – uspokojovat potřeby
die Tiefe (-, n) – hloubka
der Versorger (-s, -) – živitel, opatřovatel
widerspiegeln – odrážet
überzeugt – přesvědčený
sichern – zajistit, zajišťovat
der Elternteil (-s, 0) – rodič
verunsichert – znejistěný
das Vorbild (-es, -er) – vzor
in Bezug auf – ve vztahu k
verschont bleiben – zůstat ušetřen
die Versicherungsanstalt (-, -en) – pojišťovna
die Vormundschaft (-, 0) – poručnictví
der Familienernährer (-s, -) – živitel rodiny
das Gutachten (-s, -) – znalecký posudek
gegenwärtig – v současnosti
die Verwandtschaft (-, -en) – příbuzenstvo
die Platzierung (-, 0) – umístění
der Weihnachtsbaum (-es, “-e) – vánoční strom
spüren – pociťovat
die Kinderfürsorge (-, 0) – péče o děti
pflegebedürftig – potřebný, vyžadující péči
der Schutz (-es, 0) – ochrana
weitgehend – dalekosáhlý, rozsáhlý
der Regenbogen (-s, 0) – duha
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
(7)
(8)
(9)
Wodurch unterscheidet sich die Familie von anderen Sozialgruppen?
Wie sieht das Modell der sog. Normalfamilie aus?
Welche Sozialfunktionen erfüllt die Familie?
Was bezeichnet man als Single-Dasein?
Wann und aus welchen Gründen ist es zum Strukturwandel der Familie gekommen?
Wie kann man die Patchwork-Familie definieren?
Was versteht man unter dem Generationenvertrag?
Wann spricht man von serieller Monogamie?
Versuchen Sie den Begriff autistische Gesellschaft zu erklären.
Übungen
1. Ersetzen Sie das Aktiv durch passive Verbform:
(1) Manche Soziologen wie Hoffmann-Nowottny bezeichnen das Single-Dasein ganz offen als
pathologisch. (2) Heutzutage setzt man den Begriff Familie im westlichen Kulturkreis mit der
Kernfamilie gleich. (3) Mit diesem Handeln lähmen wir jede starke Männlichkeit in unseren
Partnern. (4) Die Rollenerwartungen in der ganzen Gesellschaft bestimmen wesentlich die
traditionell zugedachten Aufgaben mit. (5) Die Industriegesellschaften übertragen etliche
Funktionen auf verschiedene Institutionen. (6) Wie definiert man die Patchwork-Familie? (7)
Den Begriff Single hat man erstmals in den USA verwendet. (8) Deswegen kritisiert man
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Tschechien in der EU mit Recht. (9) Man gliedert das Kind schon als Säugling in das erste
soziale Netzwerk ein. (10) Eine Sonderform der Gewalt stellt die häusliche Gewalt dar, die
man nicht öffentlich, sondern im privaten Raum ausübt.
2. Ersetzen sie die Infinitivkonstruktionen mit zu oder um – zu
Nebensätze
durch
(1) Sie glaubt den Mann für das Familienleben wieder zu gewinnen. – Sie glaubt,
………………………………………………………………………………………… (2) Hier handelt es sich um
eine nichteheliche Lebensgemeinschaft, die in bestimmten Abständen aufgelöst wird, um
durch ein anderes Partnerverhältnis ersetzt zu werden. – Hier handelt es sich um eine
nichteheliche Lebensgemeinschaft, die in bestimmten Abständen aufgelöst wird, ….
……………………………………………………………………………………………………..……………………. (3)
Dann scheint keine normale Beziehung mehr möglich zu sein. – Dann scheint …….,
…………………………………………………… (4) Manche der modernen
Erziehungskonzepte
bemühen sich um ein Aufbrechen dieser Klischees, um dadurch die Emanzipation besser
durchzusetzen. – Manche der modernen Erziehungskonzepte bemühen sich um …………..,
…………………………………… dadurch die Emanzipation besser ………………………………….
3. Ergänzen Sie fehlende Präpositionen und setzen Sie die Substantive in
Klammern in den richtigen Fall
(1) In Bezug ……. (die Familie) bietet sich auch die Frage ……. (die Rollenbilder). (2) Ich bin
..………. (diese Sache) überzeugt. (3) Es handelt es sich …………… (eine nichteheliche
Lebensgemeinschaft). (4) In den nichtstaatlichen Gesellschaften ist der Rückhalt durch
Verwandtschaft ……….. (große Bedeutung). (5). Man spricht immer mehr …………. (die sog.
serielle Monogamie). (6) Was versteht man …..…….. (der Generationenvertrag)? (7)
…………… diesen Bedingungen lässt sich kaum etwas machen. (8) Deswegen kann keinesfalls
……… (die Bedeutung der Familie) für die Entwicklung und Erziehung von Kindern gezweifelt
werden. (9) Manche der modernen Erziehungskonzepte bemühen sich ………. (ein
Aufbrechen) dieser alten Rollenklischees.
4. Bilden Sie Verbalsubstantive bzw. Verbalnomen aus folgenden Verben und
übersetzen Sie sie ins Tschechische (z. B. koordinieren: die Koordination =
koordinace, die Koordinierung = koordinace, das Koordinieren = koordinování;
ausdauern: die Ausdauer = vytrvalost)
erschöpfen – ………………………. ; gewährleisten – ……………………………………; einrichten –
………………………………….…..; feststellen – …………………………………..; konzentrieren –
……………………………..; einführen – ……………………………….; üben – ……………………………..;
kompensieren – ………………………………………..; stören – ……………………………………….;
versorgen – …………………………………; lesen – ……………………………………….; eingliedern –
………………………….……..; intervenieren – ……………………………………….; vernachlässigen –
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…………………………………; begreifen – …………………………………………………….; versorgen –
leisten – …………………………………………; verflachen – …………………………………………..,
beschließen – …….…………………………………..; pflegen – ……………………………………….;
verpflegen – ……………………………………; absehen – ……………………………………; anbieten –
…………………………………… ; stellen – ……………………………………..;
vorstellen –
………………………………………; beschäftigen – ……………………………………….; schaffen –
……………………………………………; trennen – …………………………………………; scheiden – ……….
…………………………………………; zusammenbrechen – ………………………………………….; bilden ……………………………………….;
3. Familienkrise und häusliche Gewalt
3.1 Öffentliche Gewalt
In der letzten Zeit wurden verschiedene Formen der Gewalt ins Visier genommen. Man
versucht ihre Ursachen zu verstehen und ihren Ursprung zu erörtern. Wie durch mehrere
soziologische Forschungen bestätigt, ist die Gewalttätigkeit großteils Männersache. Da man
besonders im vorigen Jahrhundert davon ausgegangen ist, dass verprügelte Kinder dann als
Erwachsene mehr dazu neigen, die Gewalt als eine Art Problemlösung auch gegen ihre
Kinder zu verwenden, wurde gegen die autoritäre Erziehung und die patriarchalischen
Verhaltensmuster gekämpft.
Wider alle Erwartungen hat sich neulich gezeigt, dass die (und nicht nur
männliche) Gewalttätigkeit eher zugenommen hat. Schuld sind also mehr die falsch
verstandene, grenzenlose Freiheit, der Verlust an Autorität und Verwischung der klar
umrissenen positiven Vorbilder. Da kommt man wieder zu der Frage der positiven
Rollenbilder zurück, die es gegenwärtig kaum gibt. Gerade die fehlenden männlichen
Vorbilder werden für die negativen Gewalterscheinungen verantwortlich gemacht.
Als Beispiele für Abwesenheit solcher Vorbilder seien da unerwünschte
gesellschaftliche Erscheinungen wie die blutigen linksextremistischen Terroranschläge der
sog. Rote-Armee-Fraktion (RAF) in den 1970er Jahren in Deutschland (bekannt als BaaderMeinhof-Bande), der Action Directe in den 1980ern in Frankreich, der Brigate Rosse in den
1970ern in Italien, der Cellules Communistes Combattantes in den 1980er Jahren in Belgien
sowie die auch gegenwärtig immer wieder vorkommenden Sportstadien- und
Straßenschlägereien der Fußballfans erwähnt.
Diese Terroranschläge kann man also als eine Verkörperung der sog. strukturellen
Gewalt betrachten; dieser Begriff wurde Anfang der 1970er Jahre vom norwegischen
Soziologen Johan Galtung geprägt. Unter der strukturellen Gewalt versteht man „Formen
indirekter Gewalt und indirekter Zwänge, die in den herrschenden gesellschaftlichen,
innerstaatlichen oder auch zwischenstaatlichen Verhältnissen begründet liegen“ (DETSCH,
Roland, Strukturelle Gewalt).
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Als wesentliche Formen dieser Gewalt identifiziert Galtung Armut („Entzug des
Lebensnotwendigen”), Unterdrückung („Entzug der Menschenrechte ”) und Entfremdung
(„Entzug höherer Erfordernisse”). Gerade diese Auffassung der Gewalt wurde
programmatisch zum Motiv für den „Kampf gegen die Gewalt des Systems” durch die oben
erwähnten militanten Gruppierungen als Begründung ihrer skrupellosen blutigen
Terroranschläge in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts angewendet.
Nicht zu vergessen sind bestimmt auch die rechtsextremistischen Bewegungen, die
jedoch nur einen scheinbaren Gegensatz zum Linksextremismus bilden, da sie dieselben
Wurzeln haben. Nicht selten stellen sie eine Antwort auf linksextremistische Aktivitäten, bzw.
deren Kopien dar (vgl. Hitlers Nachahmung stalinistischer Methoden, einschl. der Errichtung
von Konzentrationslagern). Es geht also nur um äußerliche Unterschiede etwa in der
Farbensymbolik, in den Parolen und Flaggen, die die Identität von Methoden verdecken
sollen. Oft sind es Unschlüssigkeit und Untätigkeit der Politiker, die den politischen
Extremismus verursachen: vgl. die Entstehung des Nationalsozialismus in Deutschland
(wirtschaftliche Probleme im Zusammenhang mit den Kriegsreparationen nach dem Ersten
Weltkrieg und letztendlich der Schwarze Donnerstag an der New Yorker Börse in 1929 und
die daraufolgende Weltwirtschaftskrise) sowie neulich die Krawalle der sog. Arbeiterpartei der
sozialen Gerechtigkeit (Dělnická strana sociální spravedlnosti) in Tschechien.
3.2 Häusliche Gewalt
Eine Sonderform der Gewalt stellt die häusliche Gewalt dar, die nicht öffentlich,
sondern im privaten Raum ausgeübt wird. Auf diese Weise bezeichnet man Gewalttaten
zwischen Menschen, die in einem Haushalt zusammen leben. Unter diesen Oberbegriff fallen
nicht nur Gewalttaten in Paarbeziehungen, sondern auch Gewalt gegen Kinder, Gewalt von
Kindern gegenüber ihren Eltern, Gewalt zwischen Geschwistern und Gewalt zwischen zwei
Generationen: gegen im Haushalt lebende Senioren. Meistens unterscheidet man zwischen
zwei Arten von Gewalt: (1) gewalttätiges, situationsbezogenes Konfliktverhalten
und (2) wiederholte, systematische Gewaltanwendung , die immer die andere Partei in
eine untergeordnete Position versetzen soll.
Unter Gewalt versteht man physischen oder psychischen Zwang. Nicht selten
erscheint die Gewaltanwendung im Zusammenhang mit anderen Straftaten wie Erpressung,
Vergewaltigung und /oder Raub. Die Gewalteinwirkung kann den Willen des Opfers völlig
ausschalten, z. B. wenn der Täter sein Opfer niederschlägt. Die Gewalteinwirkung kann aber
auch mittelbar durch Bedrohen eines Dritten mit einer Waffe zustande kommen. (siehe
MILLER, Helmut W.: Gewalt)
Die häusliche Gewalt weist neben der aggressiven Handlung im privaten Umfeld
folgende Merkmale auf: (a) zwischen Täter und Opfer besteht eine emotionale
Bindung, woraus sich negative Folgen für das Sicherheitsgefühl des Opfers entwickeln, (b)
die körperliche und/oder die psychische Integrität des Opfers wird wiederholt verletzt
und (c) der Täter nutzt ein existierendes Machtgefälle zu seinem Opfer aus.
Bei der häuslichen Gewalt unterscheidet man „körperliche Gewalt (Schlagen, Stoßen,
Schütteln, Beißen, Würgen, mit Gegenständen werfen u. a. Angriffe), sexuelle Gewalt
(Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Zwang zur Prostitution usw.), psychische Gewalt
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(Drohungen, Nötigung, Nachstellen, Freiheitsberaubung, aber auch weniger bedrohliche
Gewaltformen wie Beschimpfung, Bevormundung, Demütigung, Einschüchterung, emotionale
Manipulation, Verbote, Kontrolle und Bespitzelung von Sozialkontakten usw.) und
ökonomische Gewalt (Verbot oder Zwang zur Arbeit, kein Zugang zum gemeinsamen Konto,
Beschlagnahme des Lohns usw.).“ (Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2009)
Die Behörden geben meistens in bis 95 % der Fälle häuslicher Gewalt Frauen für
Opfer und Männer für Täter aus, in anderen Statistiken wird die häusliche Gewalt nicht als
geschlechtsspezifisches Phänomen gesehen. Man darf auch nicht die Tatsache unerwähnt
lassen, dass dieses Problem oft politisch missinterpretiert wird, insbesondere aus
feministischer Sicht. Demgegenüber zeigen etwa 100 wissenschaftliche Forschungsberichte,
Dutzende von empirischen Studien und Analysen in kriminologischen, soziologischen und
psychologischen Fachzeitschriften aus den USA, Kanada, England, Dänemark, Neuseeland
und Südafrika, dass die Gewalt entweder zum gleichen Teil von beiden Partnern oder aber
hauptsächlich von der Frau ausging. Da diese Studien in ihren Ergebnissen deutlich
übereinstimmen, gibt es in der Fachwelt keinen Zweifel mehr an dieser Feststellung. Im
Gegensatz zu öffentlicher Gewalttätigkeit wird die häusliche Gewalt also nicht mehr als
männliches Problem gesehen, obwohl dies bis jetzt weder Öffentlichkeit noch Politiker zur
Kenntnis genommen haben – vermutlich noch immer unter dem Einfluss der feministischen
Propaganda. Das halten mehrere Fachleute für einen der größten Skandale in der
Geschlechterdebatte.
Diese Feststellung wurde auch durch ein Gutachten zum Gesetzentwurf der
Bundesregierung vom 5. 3. 2001 bestätigt: „Das Gewaltschutzgesetz geht von einem
Feindbild ,Mann´ aus, das empirisch nicht haltbar ist. Es fördert nicht den konstruktiven
Dialog der Geschlechter, sondern ist ausschließlich auf Enteignung, Entmachtung,
Ausgrenzung und Bestrafung von Männern gerichtet. Sein Ziel ist nicht, häusliche Gewalt zu
bekämpfen, sondern nur Männergewalt. Geschützt werden sollen nicht alle in häuslicher
Gemeinschaft lebenden Menschen oder gar Ehe und Familie, sondern nur Frauen. Mit diesem
Grundtenor wird das Gesetz auf jede Art von Lebenspartnerschaft eine zersetzende Wirkung
ausüben und damit nicht nur die demographische Entwicklung negativ beeinflussen sondern
auch die Lebensqualität der Bürger und die gesellschaftliche Integration.“ (BOCK, Michael,
Gutachten vom 15.06.2001 zum Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung des
zivilgerichtlichen Schutzes bei Gewalttaten und Nachstellungen sowie zur Erleichterung der
Überlassung der Ehewohnung bei Trennung)
Vokabeln:
die Ausgrenzung (-, 0) – vyloučení
das Konto (-s, -s) – konto, účet
der Deutsche Bundestag (-s, 0)– Německý spolkový sněm ins Visier nehmen – vzít na mušku,
der Entzug (-s, 0) – zbavení, odnětí
zaměřit se na (4.p.)
die Feststellung (-, -en) – zjištění, konstatování
versetzen – přivést, přemístit, zasadit
die häusliche Gewalt – domácí násilí
(kupř. úder)
die Anhörung (-, 0) – slyšení, poslech
der Zwang (-s, 0) – nutnost, donucení
das Beißen (-s, 0) – kousání
das Feindbild (-es, -er) – obraz nepřítele
der Rechtsausschuss (-es, “-e) - právní výbor
der Gegensatz (-es, “-e) – protiklad, opak
die Tatsache (-, -en) – skutečnost, fakt
die Bundesregierung (-, 0) – spolková vláda
die Beschlagnahme (-, 0) – zabavení
das Verhalten (-s, 0) – chování
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missinterpretieren – dezinterpretovat
die Sicht (-, 0) - pohled
die Vergewaltigung (-, 0) – znásilnění
die Nötigung (-, 0) – donucení, nátlak
das Würgen (-s, 0) – škrcení
das Stoßen (-s, 0) - kopání
zur Kenntnis nehmen – vzít na vědomí
der Grundtenor (-s, 0) – základní tón
klar umrissen – jasně načrtnutý
die Bevormundung (-, 0) – poručnictví,
mentorování
ausüben – vykonávat
das Gewaltschutzgesetz (-es, -e) – zákon
na ochranu před násilím
die Enteignung (-, 0) – vyvlastnění
die Entmachtung (-, 0) – zbavení moci
die Geschlechterdebatte (-, -en) – debata o pohlavích
die Unterdrückung (-, 0) – útlak, utlačování
der Entwurf (-s, “-e) – návrh
der Bürger (-s, -) – občan
die Ehe (-, -en) – manželství
die häusliche Gemeinschaft – domácí společenství
haltbar – udržitelný
die Fachzeitschrift (-, -en) – odborný časopis
(auf etw.) gerichtet sein– být (na něco) zaměřen,
orientován
das Gutachten (-s, -) – dobrozdání, znalecký
posudek
die Behörde (-, -en) – úřad
das Machtgefälle (-s, 0) – mocenská převaha
die Demütigung (-, -en) – ponižování, ponížení
die Beraubung (-, 0) – loupež, zbavení
die Beschimpfung (-, -en) – urážení, nadávka
der Forschungsbericht (-es, -e) – výzkumná
zpráva
die Öffentlichkeit (-, 0) – veřejnost
die Nötigung (-, 0) – nátlak, útisk, donucení
die Wirkung (-, -en) – působení, účinek
zersetzen – rozkládat, rozbít, zničit
das Schütteln (-s, 0) – třesení
die Trennung (-, 0) – odloučení, oddělení,
rozdělení
das Opfer (-s, -) – oběť
die Überlassung (-, 0) – přenechání
die Nachstellung (-, -en) – nástraha, úklad
die Ehewohnung (-, -en) – manželský byt
die Feststellung (-, -en) – zjištění, konstatování
sondern – nýbrž
das Würgen (-s, 0) – škrcení, rdoušení
übereinstimmen – souhlasit
die Weltwirtschaft (-, 0) – světové hospodářství
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
Welche Formen der Gewalt gibt es?
Was versteht man unter struktureller Gewalt?
Wie kann man die häusliche Gewalt charakterisieren?
Wie sieht es mit der Beteiligung der Geschlechter an der häuslichen Gewalt?
Was versteht man unter Gewalt und welche Ursachen der Gewalttätigkeit gibt
es?
Übungen
1. Bilden Sie sinnvolle Sätze
(1) In - die Fachwelt - gibt es - kein Zweifel - diese Feststellung. (2) Diese Tatsache wurde - bis jetzt - genommen worden - weder durch Öffentlichkeit noch durch Politiker zur
Kenntnis. (3) Wider - alle Erwartungen - hat sich gezeigt - neulich, dass - eher zugenommen
hat - die Gewalttätigkeit. (4) Besonders im vorigen Jahrhundert - ist ausgegangen - von das
- man, dass verprügelte Kinder - dann - zu die Gewalt - als Erwachsene - mehr neigen. (5)
Der Begriff strukturelle Gewalt - wurde geprägt - Anfang der 1970er Jahre - vom norwegischer Soziologe Johan Galtung.
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2. Setzen Sie die richtigen Konjunktionen ein
entweder – oder * sowohl – als auch * nicht nur – sondern auch * weder – noch * je –
desto
(1) Das Gesetz wird auf die Lebenspartnerschaft eine zersetzende Wirkung ausüben und
damit ………… die demografische Entwicklung negativ beeinflussen …………… auch die
Lebensqualität der Bürger. (2) Mehrere Forschungsberichte und Dutzende von empirischen
Studien in kriminologischen Fachzeitschriften aus den USA, Kanada, England u. a. Ländern
bestätigen, dass die Gewalt …………………. zum gleichen Teil von beiden Partnern
………………….. hauptsächlich von der Frau ausging. (3) …….... näher man sich mit diesen
Studien befasst, ……….. mehr wird man in seinen Erwartungen bestätigt. (4) Bei einer
objektiven Geschlechterdebatte darf man ……………. für Männer ………….. für Frauen Partei
nehmen. Man muss vor allem die Moral im Auge behalten. (5) Unter Gewalt versteht man
…………………. physischen ……………….. psychischen Zwang.
2. Geben Sie entsprechende Antonyme an
die Abwesenheit – ………………………….. ; die Ausgrenzung – …………………………………….;
unerwünscht
–
……………………………..;
die
Erwartung
–
…………………………….;
gewinnorientiert – ……………………………; der Erwachsene - …………………………..; regional –
……………………………….; beschränkt – ……………………………..; stark – ……………………..; die
Zunahme – …………………………; das Opfer – …………………………; die Vernachlässigung –
…………………………………; verbieten – ………………………..; geistig – ………………………..; Qualität
– ………………………….; die Vergangenheit – ………………………….; der Verlust –
………………………….; privat – …………………………; übermäßig – ……………………………..;
4. Frauen und ihre Stellung in Familie und Gesellschaft
4.1 Emanzipationsbestrebungen und ihre Wurzeln
Es gibt genug Literatur über die historische Entwicklung der Geschlechter seit dem
Altertum. Allerdings ein neues Kapitel wurde Ende des 18. Jahrhunderts geschrieben angefangen mit der Französischen Revolution, über die Pariser Kommune, die russische
Oktoberrevolution bis zu der sozialdemokratischen und kommunistischen Bewegung einschl.
der heutigen Sozialdemokratie wurde mit der Neubewertung der Frauenrolle in der
Gesellschaft begonnen. Hand in Hand mit der Entstehung der marxistischen Ideologie wurde
die Emanzipation der Frau als Parallele zur Emanzipation der Arbeiterklasse betrachtet –
siehe z. B. Rosa Luxemburg, Klara Zetkin, die Sozialistische Fraueninternationale. Schließlich
18
die Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts etablierte Frauenbewegung – verkörpert
durch den Feminismus – stellt diesen Prozess meist als eine revolutionäre Tat dar.
Seit einigen Jahren wird aber über das Ende der Frauenbewegung diskutiert, die
heutigen Feministinnen vermissen oft große Frauenkundgebungen und FrauenInteressengruppen. Nichtsdestoweniger stehen Frauen weiterhin im Zentrum des öffentlichen
Interesses und oft lobt man die erfolgsorientierten "Karrierefrauen". Inwiefern und ob
überhaupt die Frauenbewegung "erfolgreich" gewesen sei, scheiden sich die Geister.
Einige meinen, dass das Selbstbewusstsein der Frauen seit den 1990er Jahren
gestiegen sei. Die anderen sind wiederum der Meinung, dass die Frauen von heute eher das
Symbol einer „sex-bezogenen und post-feministischen Jugendkultur“ geworden sind, die von
den Ergebnissen der Frauenbewegung profitieren. Besonders die jüngeren Frauen sind
offensichtlich nicht mehr bereit, diese Bewegung weiter zu tragen.
Eins steht fest: die Unterschiede zwischen Männern und Frauen verwischen. Auf der
einen Seite haben heutige Frauen häufiger Alkoholprobleme und rauchen stärker als
früher; ebenfalls achten immer mehrere Männer auf ihre Gesundheit und bei manchen
kommt sogar die Kaufsucht vor. Gar nicht zu sprechen von sog. metrosexuellen Männern.
Dieser Begriff wurde als Ausdruck für den modernen Lebensstil gebildet, der zwischen
Mann und Frau nicht mehr unterscheidet, d. h. als Bezeichnung für heterosexuelle Männer,
die ihr Äußeres genauso viel wie Frauen pflegen, sodass sie den Eindruck wecken,
homosexuell zu sein. Als Autor dieser Bezeichnung gilt der britische Journalist Mark
Simpson, wobei dessen Struktur mit Metropole in Bezug gebracht werden sollte. Da aber
Metropole von „mater“ (= Mutter) abgeleitet worden ist, ist die Strukturbedeutung des
künstlich geschaffenen griechisch-lateinischen Wortes irrtümlicherweise „muttersexuell“,
also drückt sie nicht die beabsichtigte großstädtische Prägung der männlichen Sexualität
aus. In diesem Zusammenhang kann man auch nicht die Gruppe von „Männern“ unerwähnt
lassen, die eine starke Bindung zu ihren Müttern auch als Erwachsene behalten (sie
besuchen oft das sog. Hotel Mamma, um weiterhin betreut zu werden).
Von heutigen Frauen wird wiederum behauptet, dass sie zu berufsorientiert seien,
demgegenüber scheinen sich die Männer etwas mehr auf die "weiblichen" Themen zu
orientieren, also auf die traditionellen Frauentätigkeiten und -interessen wie Einkaufen,
Gesundheitsfragen und Kinder.
Diese Feststellung zeugt von einem Tausch der männlichen und weiblichen Werte,
und folglich von einem modifizierten Rollenkonzept. Die wirklichen Veränderungen
erfolgten im Bereich der Werte und Erwartungen der Gesellschaft als Ganzes. Beide
Geschlechter finden oft in der Arbeit wie auch in der Politik fast keine Befriedigung, deshalb
widmen sie sich mehr ihren Hobbys und Privatsorgen. Auf der einen Seite werden Frauen
heute mehr in der öffentlichen Sphäre tätig und anerkannt - obwohl sie sich nicht sicher
sind, ob sie dort überhaupt auftreten wollen -, auf der anderen Seite sind Männer mehr
darum bemüht, Teil der privaten Welt der Familie werden zu können. Deshalb wird es
immer schwieriger, den Begriff "Gleichheit" richtig zu erklären.
„Vielleicht ist es an der Zeit, nicht mehr über Gleichberechtigung zu diskutieren. Wir sollten
stattdessen anerkennen, dass Männer und Frauen im Allgemeinen Chancengleichheit
19
haben. Das Problem ist, dass beide ihre Chancengleichheit dazu nutzen, möglichst wenig
Chancen zu ergreifen.“ (BRISTOW, Jennie: Der Mann hat die Brötchen an und die Frau
verdient die Hosen)
4.2 Kritik an der Emanzipation
Eine in ganz Deutschland bekannte entschiedene Kritikerin der Frauenemanzipation
und des Feminismus ist Eva Herman, frühere ARD-Moderatorin. Sie meint zu diesem
Problem: „Zwar sollen sie durch Brüssels Gesetze nun vermehrt den Hausmann geben und
sich der Kindererziehung widmen, damit sie den gestressten, erwerbstätigen Ehefrauen den
Rücken freihalten. Doch sind diese Maßnahmen wohl kaum dazu geeignet, männliches
Verhalten
in
seiner
ursprünglichen
Natur
zu
fördern.
Der Medienexperte Norbert Bolz macht vielmehr auf die Gefahr aufmerksam, dass Männer
sich wieder an ihrer Muskelkraft orientieren würden, wenn sie sich ihrer sexuellen
Rollenidentität als klassischer Vater und Versorger beraubt sehen. Das erklärt die rasante
Zunahme aller möglichen sportlichen Aktivitäten, die bis ins Rauschhafte gesteigert werden
können. Die Männer brauchen den Sport. ,Sport als Asyl der Männlichkeit ist eine genaue
Reaktionsbildung darauf, dass die Zivilisation als Zähmung der Männer durch die Frauen
voranschreitet´, so Bolz. ,Vormodern war die Aufgabe, ein ,richtiger´ Mann zu sein, vor allem
eine Frage der Performanz; man musste gut darin sein, ein Mann zu sein. Heute gilt das nur
noch im Sport.“ (HERMAN, Eva, Männer und ihre Krise)
Eva Herman hat ihre Ansichten zur gegenwärtigen Rollenaufteilung der Geschlechter
in einem „antifeministischen Manifest“ zusammen gefasst. Sie äußert sich folgendermaßen zu
diesem Problem: Die Frauen "sind im beruflichen Kampf gegen die Männer am Ende ihrer
Kräfte und Ressourcen angelangt. Sie sind ausgelaugt, müde und haben wegen ihrer
permanenten Überforderung nicht selten suizidale Fantasien." Und die Folgen für die junge
Generation findet sie katastrophal, denn: "Bei beinahe der Hälfte aller Kinder in Deutschland
werden anlässlich der vorschulischen Untersuchungen wegen fehlender Bemutterung
deutliche Defizite wie motorische oder sprachliche Störungen, kognitive Enwicklungsbarrieren
und verhaltensauffälliges Benehmen festgestellt."
Sie kommt zum Schluss, dass die Frauenemanzipation gescheitert ist, und sie sieht die
Ursache der niedrigen Geburtenraten oder der deutschen Kinderlosigkeit in den Frauen
selbst, denen sie "Selbstgefälligkeit und Eitelkeit" sowie "dünkelhaften Glauben an
unsere nahezu übernatürlichen Kräfte, in Selbstüberschätzung und unreflektierter
Emanzipationsgläubigkeit" vorwirft. Eva Herman sieht die Lösung darin, dass sich die
Frauen mehr zu Hause betätigen: "Seit einigen Jahrzehnten verstoßen wir Frauen
zunehmend gegen jene Gesetze, die das Überleben unserer menschlichen Spezies einst
gesichert haben", meint Herman. "Warum versklaven sich Frauen, nur, um ihre Kinder
los zu werden?"
Sie glaubt, dass der Mann für die Familie wieder gewonnen werden kann, wenn man
zur klassischen Rollenaufteilung zurückkommt: "Der Mann steht in der Schöpfung als
der aktive, kraftvolle, starke und beschützende Part..." Gegenwärtig ist der Mann aber
vom weiblichen Karrierebewußtsein verunsichert. "Denn mit diesem Handeln, auch das
ist nur logisch, lähmen wir jede starke Männlichkeit in unseren Partnern, die wir uns in
der Tiefe unserer Seelen sehnlichst wieder herbeiwünschen." ( Evas antifeministisches
20
Manifest) Herman folgert daraus, dass bei Doppelkarriereehen beide Geschlechter die
Versorgerrolle übernehmen und die Frau dadurch zur Konkurrentin des Mannes wird.
Dann sei es nur logisch, dass keine normale Beziehung mehr existieren kann, weil der
Mann sich der Frau gegenüber weder verantwortlich noch gebunden fühlt.
4.3 Frauenprostitution füher und heute
Wenn über die Rolle der Frau in der Gesellschaft die Rede ist, darf man nicht an der
Frage des sog. ältesten Gewerbes, nämlich der Prostitution (lat. pro-stituere aus pro
statuere = nach vorn stellen, zur Schau stellen ) umhin. Diese wird als die Vornahme
sexueller Handlungen gegen Entgelt definiert und ist in allen Kulturen vorhanden; und es
muss neben der weiblichen auch die männliche Prostitution erwähnt werden, obwohl die
letztgenannte nicht in einem so großen Umfang getrieben worden ist. Bewertung der
Prostitution ist stark durch kulturelle und ethische, bzw. religiöse Stellungnahme beeinflust.
Die Prostitution gab es bereits vor mehr als 3 000 Jahren im Altertum, z. B. im alten
Babylon, und zwar die so genannte Tempelprostitution. In der Neuzeit – während der
Industrialisierung im 19. Jahrhundert lebten mehrere Bevölkerungsgruppen in Armut, sodass
es Gelegenheitsprostitution besonders unter den Dienstmädchen, Modistinnen, Blumenfrauen
und Wäscherinnen gab, die auf diese Weise etwas Geld zu ihrem Gehalt verdienten.
Heutzutage findet man übrigens etwas Ähnliches auch in Tschechien, nämlich Prostituierte
unter Studentinnen oder bei den in Familien lebenden Frauen, die – ebenfalls aus sozialen
Gründen – dadurch Geld für ihren Lebensunterhalt dazuverdienen.
Wegen der wachsenden Prostitution begannen sie im 19. Jh. mehrere Staaten
gesetzlich zu regulieren. Dies wurde durch gesundheitspolitische oder auch moralische
Kontrolle gerechtfertigt, auf der anderen Seite konnten aber die Prostituierten ihrem Milieu
praktisch kaum entkommen. Dadurch wurde dann auch die sexuelle Doppelmoral bestätigt,
die die Prostitution ablehnte, aber gleichzeitig als ein für Männer notwendiges Übel
betrachtete.
In den Kriegsjahren des 20. Jh. wie auch später im totalitären DDR-Regime wurde die
Prostitution nicht nur geduldet, sondern missbraucht . In der DDR wurde sie sogar zur
„Informationsgewinnung über den Klassenfeind“, d. h. zur Bespitzelung und Spionage
benutzt. Eine ähnliche Praxis herrschte auch im kommunistischen Regime in der
Tschechoslowakei. Infolge der sog. sexuellen Revolution (= freie, unverbindliche sexuelle
Partnerschaft: gebahnt u. a. von Simone de Beauvoir) ist das Angebot an kostenlosem und
unverbindlichem Sex von einem Tabuthema zum Alltagsphänomen geworden, was einen
großen Rückgang der Zahl der Prostitutierten nach sich zog und einen starken Verfall der
Preise für sexuelle Dienste bewirkte.
Gegenwärtig gibt es grundsätzlich 4 unterschiedliche Zugänge zur Prostitution:
1. das Prohibitionsprinzip: alle Handlungen und Personen, die mit Prostitution in
Verbindung stehen, werden bestraft;
2. das Regulationsprinzip: Prostitution wird als notwendiges Übel toleriert und steht unter
staatlicher Kontrolle. Genehmigung und Registrierung von Bordellen sind gesetzlich
geregelt, Prostituierte müssen sich der Gesundheitskontrolle unterziehen und Steuern
21
zahlen;
3. das Abolitionsprinzip: die Prostitution soll in langfristiger Perspektive abgeschafft
werden; die Prostituierten selbst gelten als Opfer und werden nicht rechtlich belangt;
4. das Entkriminalisierungsprinzip : Sexarbeit gilt als Form der Erwerbsarbeit und jedwede
Ausbeutung von Prostituierten wird rechtlich verfolgt.
In Deutschland und den Niederlanden wird z. B. das Entkriminalisierungsprinzip geltend
gemacht, d. h. die Prostitution wird hier nicht mehr als sittenwidrig angesehen und
deswegen ist auch die Werbung in den Medien gestattet; in Tschechien verfährt man ähnlich,
mehr oder weniger nach dem Entkriminalisierungsprinzip, obwohl auch das
Regulationsprinzip erwogen wird. In Schweden geht man mehr nach dem Abolitionsprinzip
vor. Kritiker der Prostitution können sich nicht mit der damit verbundenen Sexualisierung der
Gesellschaft, vor allem mit der Herabwürdigung des Intimbereichs der Person zu einer
käuflichen Ware abfinden.
Vokabeln:
die Ansicht (-, -en) – názor
ausgelaugt – vyluhovaný; vyčerpaný
abschaffen – odstranit
beschützen – chránit
dünkelhaft – domýšlivý, domýšlivě
das Altertum (-s, 0) – starověk
das Gesetz (-es, -e) – zákon
die Kundgebung (-, -en) demonstrace, masové
shromáždění
sich abfinden (mit etwas) – vyrovnat se (s něčím)
lähmen – ochromit
loswerden - zbavit se
gebunden – vázán
das Bewusstsein (-s, 0) – vědomí
folgern (aus etw.)– odvozovat,vyvozovat, usuzovat
die Lösung (-, -en) – řešení
bestrafen – potrestat
bahnen - razit
die Handlung (-, -en) – jednání
die Genehmigung (-, -en) – povolení
die Eitelkeit (-, 0) – ješitnost
langfristig – dlouhodobě
geltend machen – uplatnit
die Herabwürdigung (-, 0) – ponížení, degradace
vorgehen (ging vor, i. vorgegangen) – postupovat
belegen – doložit, dokumentovat
gewinnen (a., h. o.) – získat; vyhrát
gestatten – dovolit
das Gehalt (-es, “-er) – plat
der Dienst (-es, -e) – služba
die Gesundheit (-, 0) – zdraví
gelten (a., h. o.) als – platit za
sich äußern – vyjádřit se, vyslovit se
das Dienstmädchen (-s, -) – služebná
die Modistin (-, -nen) – modistka
der Lebensunterhalt (-s, 0) – živobytí
die Blumenfrau (-, -en) – květinářka
das Benehmen (-s, 0) – chování
gebahnt – ražený, propagovaný
gegenwärtig – v současnosti
ablehnen – odmítnout, odmítat
sehnlichst – toužebně
die Tempelprostitution (-, 0) – chrámová prostituce
die vorschulische Untersuchung – předškolní prohlídka
verfahren (u., h. a.) – postupovat
die Gleichberechtigung (-, 0) – rovnoprávnost
sittenwidrig – amorální, příčící se mravnosti
(sich) fühlen – cítit (se)
vorwerfen - předhodit, předhazovat, vytknout, vytýkat
die Ausbeutung (-, 0) – vykořisťování
verunsichert – znejistěný
(sich) versklaven - zotročit (se), zotročovat (se)
die Entwicklungsbarriere (-, -n) – vývojová bariéra
unverbindlich – nezávazný
die Rollenaufteilung (-, 0) – rozdělení rolí
verbunden – spojený, spjatý
der Klassenfeind (-es, -e) – třídní nepřítel
verwischen – smazat, setřít / stírat
die käufliche Ware (-, -n) – prodejné zboží
die Werbung (-, 0) – reklama
zunehmend - stále více, v rostoucí míře
der Rückgang (-s, “-e) – ústup, snížení, úbytek
notwendiges Übel (-s, 0) – nutné zlo
die Seele (-, -en) – duše
die Schöpfung (-, 0) – tvorstvo
sich unterziehen (unterzog, h. o.) – podrobit se
die Selbstüberschätzung (-,-en)– přecenění sama sebe
die Kriegsjahre – válečná léta
die Verbindung (-, -en) – spojení
der Zugang (-s, “-e) – přístup
die Wäscherin (-, -nen) – pradlena
die Weise (-, -en) – způsob
verantwortlich – zodpovědný, zodpovědně
der Schluss (-es, “-e) – závěr; konec
22
der Hausmann (-es, “-er) – muž v domácnosti
die Versorgerrolle (-,-en)– role živitele, obstaratele
brauchen – potřebovat
loben – chválit
bewirken – způsobit
das Geschlecht (-es, -er) – pohlaví
die Geburtenrate (-, -en) – porodnost
erwägen (o., h. o.) – zvažovat /zvážit
die Frauenbewegung (-, -en) – ženské hnutí
fehlende Bemutterung – chybějící mateřská péče
die Bestrebung (-, -en) – úsilí
mehr oder weniger – víceméně
die Neuzeit (-, 0) – novověk
benutzen – použí(va)t
das Abolitionsprinzip (-s, ien) – aboliční princip
gesetzlich geregelt – zákonem regulováno
die Erwerbsarbeit (-, 0) – výdělečná práce
mehr oder weniger – víceméně
die Steuer (-, -en) – daň
das Gewerbe (-es, -) – živnost
selbstgefällig – samolibý
wachsend – rostoucí
weiblich – ženský
öffentlich – veřejný
rechtlich verfolgen – právně postihnout
scheitern – ztroskotat
verhaltensauffällig – nápadně se chovající
die Steuer (-, -n) – daň
sich versklaven – zotročit se/ zotročovat se
die Wurzel (-, -n) – kořen
rechtlich belangen –stíhat, obžalovat, pohnat před soud
die Gelegenheitsprostitution (-, 0) – příležitostná
prostituce
zur Schau stellen – stavět na odiv
langfristig – dlouhodobý
verfahren – postupovat
dulden – trpět, strpět
Beantworten Sie folgende Fragen
(1) Was versteht man heutzutage unter Gleichberechtigung?
(2) Wie kann man das Verwischen von Unterschieden zwischen Mann und
Frau belegen?
(3) Was heißt Metrosexualität bei Männern?
(4) Wie fasst Eva Herman die Ergebnisse des Feminismus zusammen?
(5) Wie soll der Mann dem Antifeministischen Manifest nach für die
Familie wieder gewonnen werden?
(6) Welche Zugänge zur Prostitution werden weltweit geltend gemacht?
(7) Wie wurde die Prostitution im totalitären Regime im Osten Deutschlands missbraucht?
Übungen
1. Bestimmen Sie auf Deutsch die Bedeutung folgender Fremdwörter (verwenden
Sie die vorhandenen Wörter)
andere Möglichkeit/ Wahl – eingehend – genau – deutlich/ treffend/ lapidar – vorbeugend –
die Mängel – die Angaben – Erneuerung – angeregt – das Verbot – gesetzwidrig – das
Ergebnis – verringern – örtlich – beschränkt – nachdenken/ wiederspiegeln – sich ergeben –
zusammenfassen
prägnant – ………………………………….
reflektieren – ………………………………
präzis – ………………………………………
die Abolition – …………………………….
resümieren – ………………………………
die Alternative – ………………………….
resultieren – ……………………………….
die Innovation – …………………………………….
reduzieren – ………………………………………….
detailiert – …………………………………………….
inspiriert – …………………………………………….
die Daten – ……………………………………………
limitiert – ………………………………………………
illegal – …………………………………………………
23
regional – …………………………………..
das Resultat – …………………………….
die Defizite – …………………………………………
präventiv – ……………………………………………
2. Bilden Sie Verbalsubstantive oder Personalbezeichnungen zu folgenden
Wortverbindungen (z. B. Abstand halten – die Abstandhaltung; Lok führen – der
Lokführer) und übersetzen Sie sie ins Tschechische
Stellung nehmen – die ……………………………; in Betrieb nehmen – die .…………….…………..…..;
Antrag stellen – der …………..……………………; bekannt machen – die …..…………………………….;
(sich) Aufgaben stellen – die ………………………..; zurechtstellen – die ………………………………..;
Bezug nehmen – die ………………………………...; in Frage stellen – die …………..…………………….;
in Stand halten – die …………………………………; Schrauben ziehen – der .…….……………………..;
in Betrieb nehmen – der ……………………………; Auto fahren – der …………….……………………….;
(zur) Kenntnis nehmen – die ………………………; Geschäfte führen – der ….…….…………………..;
Alarm auslösen – der …………………………….….; Dienste leisten – der …………..…………………….;
Urteil verkünden – die ……………………………….; Recht tragen – der ………..………………………….;
Dienste leisten – die ………………………………….; in Stand setzen – die ………………………………..;
Gepäck tragen – der ……….…………………………; Arbeit geben – der …………………………………..;
3. Finden Sie in den folgenden Sätzen Konjunktive und übersetzen Sie sie
sinngemäß
Von den heutigen Frauen wird wiederum behauptet, dass sie zu berufsorientiert seien. – Der
Mann stehe in der Schöpfung als der aktive und beschützende Part. – Eva Herman kommt
zum Schluss, dass die Frauenemanzipation gescheitert sei. – Die Frau wird heute mehr in der
öffentlichen Sphäre tätig und anerkannt, obwohl sie sich nicht sicher sei, ob sie dort
überhaupt auftreten will. – Bei beinahe der Hälfte aller Kinder in Deutschland habe man
wegen fehlender Bemutterung deutliche Defizite wie motorische oder sprachliche Störungen
und verhaltensauffälliges Benehmen festgestellt. – Die bekannte Moderatorin meint, die
heutige Frau sollte mehr selbstkritisch sein. – Koste es, was es wolle.
4. Ergänzen Sie die passenden Antonyme
missbrauchen – ………………………; auffällig – ……………………………; anerkennen –
……………………….; verstehen – ……………………… ; öffentlich – ………………………… ; weltweit –
……………………………….; heutig – …………………………..; die Gesundheit – ……………………………;
abschaffen – ……………………….; die Genehmigung – ………………………; lähmen – ……………...;
tätig – …………………….; langfristig – ………………………; die Erwerbsarbeit – …………………..…..;
beschränkt – ……………………; aufputschend – ……………………..;
5. Übersetzen Sie Ausdrücke mit unbestimmten Maßangaben
wesentlich (2x) – genug – eher – äußerst – einigermaßen – beträchtlich – erheblich –
außerordentlich – ziemlich – wenig – etwas
24
relativně dost literatury – ……………………….
příliš málo peněz – ………………………………..
podstatně více kapacity – ………………………
jíst spíše méně – …………………………………..
dosti silný vliv – ……………………………………
poněkud sporná otázka – ………………………
trochu méně vydělávat – ..…………………….……
znamenat značně více – ..……………………………
podstatně větší částka – …………………………….
mimořádně slabý výkon – …………………………..
krajně nevýhodná smlouva – ………………………
postupovat podstatně lépe – …......................
5. Kindererziehung und Kinderrechte
5.1 Entwicklung des Kindes
Bei der Entwicklung des Kindes kann man gemäß entwicklungspsychologischer
Forschung von folgender Phaseneinteilung ausgehen:
(a) Vorgeburtliche (pränatale) Entwicklung
(b) Säuglingsalter (0 bis 2 Jahre)
(c) Kleinkind und Vorschulkind (2 bis 5 Jahre)
(d) Kindheit
– Grundschulalter (6 bis 8 Jahre)
– Späte Kindheit (9 bis 12 Jahre)
(e) Jugendalter (12 bis 18 Jahre)
Die pränatale Entwicklung des neuen Lebens im Mutterleib dauert 37 bis 40 Wochen.
„Bis zum 7. Lebensmonat besteht beim Säugling eine starke Beziehung zur Bezugsperson,
meist der Mutter. Erst ab dem 12. Lebensmonat wird zwischen sich und der Umwelt
unterschieden und der Bewegungsdrang nimmt erheblich zu. Gleichzeitig wird der
Wortschatz, der mit 1 bis 2 Jahren rasch anwächst, ausgebaut. Er enthält vorerst
Gegenstands-, dann Tätigkeits- und letztlich Eigenschaftsbezeichnungen. Zu Ende des 9.
Monats ahmen die Kinder Laute nach und sprechen zwischen dem 12. und 18. Monat erste
Worte. Erste Zweiwortsätze bildet das Kleinkind frühestens mit 15 bis 18 Monaten.“ (LARGO,
Remo H., Babyjahre, S. 344)
In der Kleinkindphase lernt das Kind soziales Rollenverhalten und erwirbt die
Sprachfähigkeiten. Im Kleinkindalter erlernen Kinder ebenfalls motorische Fähigkeiten. Sie
stehen meist bis zum Ende des 12. Monats von selbst auf und beginnen zu laufen, am Ende
des 18. Monats sind die Kinder in der Lage, Treppen mit Geländer hinaufgehen und mit
einem Löffel zu essen. Im Alter von zwei Jahren können sie einen Ball aus dem Stand mit
dem Fuß stoßen. Im 2. und 3. Lebensjahr entwickelt sich beim Kind Fantasie und die eigene
Willensbildung. Ab dem 4. Lebensjahr wird das Denken anschaulich und findet Betätigung
vor allem im Spiel.
In der Säuglings- und Kleinkindphase (überwiegend im ersten Lebensjahr) werden
mehrere ärztliche Untersuchungen sowie Impfungen (hauptsächlich gegen Poliomyelitis,
Diphtherie, Tetanus und gegen Keuchhusten) vorgenommen, um Kinderkrankheiten
25
vorzubeugen und beziehungsweise Fehlentwicklungen zu verhindern. In Deutschland werden
diese unter Kindervorsorgeuntersuchung zusammengefasst.
Gemäß dem Nationalen Aktionsplan des Bundesministeriums für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (Zwischenbericht unter dem Namen „Für ein kindergerechtes
Deutschland 2005 – 2010“) hat das Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser die
Konzepte der Eltern-Kind-Zentren und Familienzentren auf der Bundesebene abgelöst.
Dieses Aktionsprogramm nimmt sich das ursprünglichste soziale Netz zum Vorbild, nämlich
die Großfamilie:
„Das Projekt startete Ende 2006, mittlerweile schaffen bundesweit 500
Mehrgenerationenhäuser zeitgemäße Strukturen, in denen sich Menschen im Lebensalltag
austauschen, helfen und unterstützen können. Ältere Menschen geben ihre Erfahrung weiter.
Jugendliche profitieren davon und bringen ihre Interessen ein. Neben Erfahrungs-, Bildungsund Betreuungsgelegenheiten für Kinder und Jugendliche sorgen Mehrgenerationenhäuser
für hochwertige Familienzeit. Das integrierte Angebot von Kinderbetreuung und
haushaltsnahen Dienstleistungen entlastet Familien. Die Resonanz ist sehr positiv: Jeden Tag
besuchen 90.000 Menschen die Mehrgenerationenhäuser. Davon sind allein 25 Prozent unter
15 Jahren.“ (Nationaler Aktionsplan. Für ein kindergerechtes Deutschland 2005-2010)
Das erwähnte Projekt geht davon aus, dass die Familie der erste und wichtigste Ort
für frühkindliche Förderung ist. Deshalb wird Erziehung der Kinder als eine wichtige Aufgabe
der Eltern betrachtet. Deshalb unterstützt die Bundesregierung die Elternbildung und stärkt
die Erziehungskompetenz der Eltern durch gezielte Projekte.
.
5.2 Menschen- und Kinderrechte
Die Kinderrechte sind auf den Prinzipien der Menschenrechte aufgebaut.
Sehr wichtig ist dabei der Begriff der Menschenwürde, der in der Präambel und im ersten
Artikel des Grundgesetzes (GG) folgendermaßen als Leitgedanke fomuliert ist:
„Präambel
Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen,
von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden
der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt
dieses Grundgesetz gegeben.“
„Artikel 1, GG
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist
Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen
Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der
Gerechtigkeit in der Welt.
26
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und
Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.“ (Homepage - Deutscher Bundestag, Das
Grundgesetz)
Des Weiteren kann man eine übersichtliche Einteilung der Rechte wie folgt darstellen:
Kategorisierung:
Bei den Grundrechten lassen sich Freiheitsrechte und Gleichheitsrechte unterscheiden
Bei den Grundrechten lässt sich Menschenrecht und Bürgerrecht unterscheiden
(Quelle: Exbook © 2010 by Julian Schrader)
Kinder stellen die Zukunftsdimension eines jeden Volkes dar, deswegen wird der
Kindererziehung und -ausbildung eine große Aufmerksamkeit geschenkt. 1990 wurden
weltweit geltende Grundsätze von der UN-Generalversammlung angenommen, die als das
Übereinkommen über die Rechte des Kindes (kurz Kinderrechtskonvention)
bezeichnet wurden. Die Regierungsvertreter aus der ganzen Welt verpflichteten sich dann
beim Weltkindergipfel zur deren Anerkennung.
Da der Originaltext kompliziert formuliert und ausführlich ist (insgesamt 54 Artikel),
lässt sich die Kinderrechtskonvention der Klarheit wegen in zehn Grundrechten
zusammenfassen (Quelle: UNICEF, Kinderrechtsorganisation der UNO):
1. das Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung unabhängig von
Religion, Herkunft und Geschlecht;
2. das Recht auf einen Namen und eine Staatszugehörigkeit;
3. das Recht auf Gesundheit;
4. das Recht auf Bildung und Ausbildung;
5. das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung;
6. das Recht, sich zu informieren, sich mitzuteilen, gehört zu werden und sich zu
versammeln;
7. das Recht auf eine Privatsphäre und eine gewaltfreie Erziehung im Sinne der
Gleichberechtigung und des Friedens;
8. das Recht auf sofortige Hilfe in Katastrophen und Notlagen und auf Schutz vor
Grausamkeit, Vernachlässigung, Ausnutzung und Verfolgung;
9. das Recht auf eine Familie, elterliche Fürsorge und ein sicheres Zuhause;
10. das Recht auf Betreuung bei Behinderung.
27
Mit anderen Worten gesagt, die Kinder haben das Recht in einer sicheren Umgebung und
ohne Diskriminierung zu leben und bei Entscheidungen mitzusprechen, die ihr Wohlergehen
betreffen.
Zu einem relativ häufigen Bruch der Kinderrechtskonvention kommt es durch
Kindesmisshandlung. Diese kann als „vorsätzlicher Gebrauch körperlicher Gewalt oder
vorsätzliche Vernachlässigung seitens der Eltern oder Erziehungsberechtigten, durch die ein
Kind verletzt, verstümmelt oder getötet wird“ definiert werden. Es handelt sich allerdings um
ein weites Spektrum von körperlich oder seelisch verletzenden Handlungen. Kindern im
Vorschulalter werden meist Knochenbrüche, Verbrennungen und Prellungen absichtlich
zugefügt. Sexuelle Misshandlungen reichen von sexueller Belästigung über Inzest bis zu
rituellem Missbrauch (Satanismus und andere Sekten). Die Täter sind überwiegend
männlich, die Opfer Mädchen im Schul- oder Jugendalter. In letzter Zeit ist jedoch auch die
Zahl männlicher Opfer gestiegen.
Zu häufigen Formen der Misshandlung zählt auch die Vernachlässigung. Damit ist
ungenügende Nahrung, Kleidung, Schutz und Unterkunft sowie Bildung und medizinische
Versorgung gemeint.
Aus den Untersuchungen in den USA geht hervor, dass misshandelnde Eltern großteils
selbst als Kinder misshandelt wurden. Für wahrscheiliche Ursache der Misshandlung halten
manche Forscher die Tatsache, dass diese Eltern von ihren Kindern in ihren eigenen
Erwartungen enttäuscht wurden. Dabei wurde auch ein enger Zusammenhang zwischen
Armut und Misshandlung festgestellt, weil arme Eltern weniger gebildet sind und mehr
emotionell handeln.
Eine schwerwiegende Art der Kindesmisshandlung stellt der sexuelle Missbrauch dar,
der oft mit der Verbreitung pornografischer Schriften einhergeht. Zu einem besonders
beliebten Absatzmarkt für Pornografie und Vermittlung sexueller Kontakte zu Minderjährigen
ist in den letzten Jahren das Internet geworden, nicht zuletzt wegen seiner Anonymität.
Nach der letzten Fassung der EU-Legislative macht sich nicht nur derjenige „strafbar, wer
anderen verbotene Pornografie zugänglich macht, sondern auch, wer sich solche
Darstellungen beschafft und sie sich auf seinen Rechner lädt.“ (ENGELKEN, Eva, Sexueller
Missbrauch)
Im Gegensatz zur Prostitution von Erwachsenen gilt die Prostitution von Kindern
eindeutig für illegal. Sie stellt neben der Kinderpornografie und dem Kinderhandel für
sexuelle Zwecke eine Form der kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen. Die
Kinderprostitution ist eine untolerierbare Form der Kinderarbeit und sie ist nun zu einem
weltweiten Problem geworden, das mit dem wachsenden Sextourismus eng zusammenhängt.
Die Hauptgruppe der Sextouristen sind dabei nicht Pädosexuelle, wie man wohl erwarten
würde, sondern Gelegenheitstäter.
An die strafbare Kindesmisshandlung grenzt auch eine besondere Form des
Münchhausen-Syndroms (die Bezeichnung geht auf den Lügenbaron Münchhausen zurück),
das sog. Münchhausen-Stellvertretersyndrom. Dies kommt vor, wenn Eltern oder
andere für deren Pflege zuständige Personen ein Kind für einen MünchhausenSymptomträger ausgeben. Das Münchhausen-Syndrom ist eine psychische Störung, bei der
28
die dadurch betroffenen Personen körperliche Beschwerden vortäuschen, d. h. erfinden oder
sogar selbst hervorrufen, um diese anschließend dramatisch zu präsentieren.
Vokabeln:
beliebt – oblíbený
das Bewusstsein (-s, 0) – vědomí
die Beschwerde (-, -en) obtíž, potíž; stížnost
erfinden – vynalézt, vynalézat
hervorrufen (ie, h. u) – vyvolat
die Kindesmisshandlung (-, 0) – týrání dětí
gelten (a, h. o) – platit, mít platnost
der Lügenbaron Münchhausen – prolhaný baron Prášil
der Frieden (-s, 0) – mír
enttäuschen – zklamat
die Forschung (-, -en) – výzkum
die Grausamkeit (-, -en) – ukrutnost, brutalita, krutost
erfinden (a, h. u) – vynalézt
das Münchhausen-Stellvertretersyndrom – zástupný
Münchhausenův syndrom
die Fassung (-, -en) – znění, verze
grenzen (an etwas) – hraničit (s něčím)
der Absatzmarkt (-es, “-e) – odbytiště, odbytový trh
die Darstellung (-, -en) – zobrazení, představení,
prezentace
sich beschaffen – obstarat si
betroffen – postižený; dotčený, dotyčný
enttäuscht – zklamaný
die Bezeichnung (-, -en) – označení
die Armut (-, 0) – chudoba
gebildet – vzdělaný
der Knochenbruch (-s, “-e) – zlomenina kosti
meist(ens) – většinou
die Nahrung (-, 0) – strava
häufig – často, častý
ungenügend – nedostatečný, nedostatečně
töten – usmrtit
die Kinderrechte – dětská práva
medizinische Versorgung – zdravotní péče
die Betreuung (-, 0) – péče
die Behinderung (-, -en) – postižení
die Gleichbehandlung (-, 0) – rovné zacházení
die Ausnutzung (-, 0) – využití
die Grausamkeit (-, -en) – brutalita, zrůdnost
die Fürsorge (-, 0) – péče
der Artikel (-s, -) – článek
die Präambel (-, -n) – preambule, úvod, předmluva
ausführlich – obšírný/ě, podrobný, podrobně
die Gesetzgebung (-, 0) – zákonodárství
die Erholung (-, 0) – zotavení, relaxace
entlasten – odlehčit
das Bürgerrecht (-es, -e) – občanské právo
die Klarheit (-, 0) – jasnost
sofortig – okamžitý, okamžitě
die Einteilung (-, 0) – rozdělení
wie folgt – následovně
die Pflege (-, 0) – péče
betrachten – pozorovat
schwerwiegend – závažný
zuständig – příslušný, kompetentní
die Rechtsprechung (-,0) – soudní pravomoc,
judikatura
der Stellvertreter (-s, -) – zástupce, náměstek
der Symptomträger (-s, -) nositel symptomu
die vollziehende Gewalt – výkonná moc
die Störung (-, -en) – porucha
die Strafe (-, -en) – trest
strafbar – trestný
wahrscheinlich – pravděpodobný
vortäuschen – předstírat
verboten – zakázaný
zurückgehen (auf etwas) – souviset (s něčím)
die Schrift (-, -en) písmo; písemnost
der Rechner (-s, -) – počítač
die Vermittlung (-, -en) – zprostředkování
die sichere Umgebung – bezpečné okolí
die Verbreitung (-, 0) – rozšíření
schwerwiegend – závažný
die Vernachlässigung (-, 0) – zanedbá(vá)ní
die Untersuchung (-, -en) – výzkum, průzkum
der Täter (-s, -) – pachatel
das Vorschulalter (-s, 0) – předškolní věk
die Verbrennung (-, -en) – popálenina, spálenina
die Prellung (-,-en) – pohmožděnina, hmoždění
die Unterkunft (-,“-e) – ubytování
die Verletzung zufügen – přivodit zranění
verstümmeln – zmrzačit
vorsätzlich – záměrný/ě, úmyslný/ě
das Übereinkommen (-s,-) (über etw.) – dohoda
die Religion (-, 0) – náboženství
der Schutz (-es, 0) – ochrana
die Herkunft (-, 0) – původ
die Notlage (-, -en) – nouzová situace
die Verfolgung (-, 0) – pronásledování
ein sicheres Zuhause – bezpečný domov
die Menschenwürde (-, 0) – lidská důstojnost
das Grundgesetz (-es, 0) – Základní zákon (ústava)
die Rechtsprechung (-, 0) - justice
die vollziehende Gewalt (-, 0) – výkonná moc
geltend – platný
die Staatszugehörigkeit (-, 0) – státní příslušnost
die Verantwortung (-, 0) – (z)odpovědnost
unantastbar – nedotknutelný
der Regierungsvertreter (-s, -) – zástupce vlády
des Weiteren – dále (pak)
übersichtlich – přehledný/ě
die Zukunft (-, 0) – budoucnost
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auf den Rechner laden – stáhnout do počítače
frühkindlich – raně dětský
gezielte Projekte – (za)cílené projekty
das Opfer (-s, -) – oběť
die Diphtherie (-, 0) – záškrt
der Keuchhusten (-s, 0) – černý kašel
gewaltfrei – nenásilný, bez násilí
die Freizeit (-, 0) – volný čas
handeln – jednat
häufig – častý, často
der Grundsatz (-es, “-e) – zásada
die Ausbeutung (-, 0) – vykořisťování
der Gelegenheitstäter (-s, -) – příležitostný pachatel
untolerierbar – netolerovatelný
eindeutig – jednoznačný, jednoznačně
die Verpflichtung (-, -en) – závazek
unterscheiden – rozlišovat
die verfassungsgebende Gewalt – ústavodárná moc
der Wille (-ns, 0) – vůle
der Tetanus (-, 0) – tetanus
die Poliomyelitis (-, 0) – poliomyelitida, dět. obrna
die Kleidung (-, 0) – ošacení, oděv
sich mittteilen – svěřit se, svěřovat se
das Schulalter (-s, 0) – školní věk
die Anerkennung (-, -en) – uznání
der Kinderhandel (-s, 0) – obchod s dětmi
der Pädosexuelle (-en, -en) – pedofil
weltweit – celosvětový, celosvětově
der Zweck (-es, -e) – účel
Beantworten Sie folgende Fragen
(1) Wie viel und welche Phasen der Entwicklung des Kindes unterscheidet man?
(2) Welche Fähigkeiten werden in der Kleinkindphase erworben?
(3) Was versteht man unter dem Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser in
Deutschland?
(4) Welche Grundrechte sind in der Kinderrechtskonvention verankert?
(5) Welche Taten lassen sich als Kindesmisshandlung charakterisieren?
(6) Was versteht man unter Münchhausen-Stellvertretersyndrom?
Übungen
1. Übersetzen Sie folgende Sätze ins Tschechische
(1) In der Kleinkindphase lernt das Kind soziales Rollenverhalten und erwirbt die
Sprachfähigkeiten. (2) An die strafbare Kindesmisshandlung grenzt auch eine besondere
Form des Münchhausen-Syndroms. (3) Die Kinderprostitution ist eine untolerierbare Form
der Kinderarbeit und sie ist nun zu einem weltweiten Problem geworden. (4) Zwischen
Armut und Misshandlung wurde ein enger Zusammenhang festgestellt, weil arme Eltern
weniger gebildet sind und mehr emotionell handeln. (5) Nach der letzten Fassung der EULegislative macht sich nicht nur derjenige strafbar, wer anderen verbotene Pornografie
zugänglich macht, sondern auch, wer sich solche Darstellungen auf seinen Rechner lädt. (6)
Zu einem besonders beliebten Absatzmarkt für Pornografie und Vermittlung sexueller
Kontakte zu Minderjährigen ist in den letzten Jahren das Internet geworden. (7) 1990
wurden weltweit geltende Grundsätze von der UN-Generalversammlung angenommen, die
als Kinderrechtskonvention bezeichnet wurden.
2. Bilden Sie Personenbezeichnungen zu folgenden Verben (z. B. pflegen – der
Pfleger) und verwenden Sie sie in kurzen Sätzen
verdienen - ………………..; tragen – ……………………. ; Antrag stellen – ………………………. ;
ernähren – ………………………..; empfangen – ……..…………………; Arbeit geben –
30
…………………….; erziehen – ……………………….; tun – ………………………….; Gesetz geben –
…………………………………..; vertreten – …………………………..; erfinden – ……………….………;
darstellen – …………………………..; rechnen – …………………….; forschen – …………………….;
vermitteln – ………………………..; helfen – ……………………….; vollstrecken – …………………..;
entdecken – …………………………;
3. Bilden Sie sinnvolle Sätze
(1) Im Gegensatz – die Prostitution von Erwachsenen – gelten – die Prostitution von Kindern
– für illegal. (2) Die Kinderprostitution – sein – untolerierbar – eine Form der Kinderarbeit –
und – werden (Perfekt) – zu – weltweit – ein Problem. (3) Eine – schwerwiegend – Art der
Kindesmisshandlung – darstellen – sexuell – der Missbrauch. (4) Bei – die
Kindesmisshandlung – es handelt sich – um ein – weit – Spektrum – von körperlich oder
seelisch – verletzende Handlungen. (5) Die Regierungsvertreter – aus – die ganze Welt –
verpflichtete sich – zu Anerkennung – die Kinderrechtskonvention – beim Weltkindergipfel.
4. Übersetzen Sie ins Deutsche (wenn nötig, benutzen Sie ein Wörterbuch)
trestný čin – ………………………………………….
netolerovatelné násilí – …………………………..
nezjistitelný fakt – …………………………………
splavná řeka – ………………………………………
nepotřebné předměty – …………………………
nedotknutelná lidská důstojnost ……………..
nesnesitelná bolest – …………………………….
nevyléčitelná nemoc – …………………………..
trestné jednání – …………………………………..
neschůdný terén – ………………………………..
pojízdná kamera – …………………………………
srovnatelný výsledek ……………………………..
nezaměnitelné hodnoty ………………………….
nedosažitelný cíl – ………………………………..
6. Kinder- und Jugendarbeit. Bekämpfung der Jugendkriminalität und Vorbeugungsmaßnahmen
6.1.Jugendfürsorge
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gab es keine Nachfrage nach staatlicher
Intervention in Bezug auf Kinder- und Jugendfürsorge; bis zu dem Zeitpunkt war dafür nur
die Familie zuständig. Kinderfürsorge genauso wie gegenseitige emotionale Unterstützung ist
eine der grundlegendsten Funktionen der Familie, die bis heute alle Veränderungen
überdauert. Bis dahin gab es seitens der Behörden nur geringe Anstrengungen, Wohlergehen
von Kindern und Jugendlichen zu schützen. 1959 nahmen die Vereinten Nationen die
Kinderrechtserklärung an, in der das Recht aller Kinder in der ganzen Welt auf angemessene
Versorgung seitens der Eltern und der Gesellschaft festgelegt wurde. 1989 wurde die UNOKinderrechtskonvention beschlossen.
1990 wurde in Deutschland das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz verabschiedet.
Hierin wird Jugendhilfe in Deutschland als Sozialleistung verstanden, die von öffentlichen
31
sowie freien Trägern erbracht wird. Zu den öffentlichen Trägern zählen z. B. Landkreise und
kreisfreie Städte, freie Träger sind u. a. Wohlfahrts- und Jugendverbände.
Es handelt sich dabei um allgemein angebotene Hilfen und Einrichtungen sowie Hilfen
für Einzelpersonen. „Allgemein angebotene Hilfen umfassen u. a. Jugend(-sozial-)arbeit,
Familienförderung und Entscheidungshilfe beim Sorgerecht; zur Hilfe für Einzelpersonen
zählen etwa Erziehungsberatung oder Erziehung von Kindern in anderen Familien oder
Heimen. Auch die Unterstützung von Vormündern und Pflegern gehört zu den Aufgaben der
Jugendfürsorge.“ (Microsoft®Encarta®Online-Enzyklopädie) Der Begriff Jugendfürsorge wird
in letzter Zeit immer mehr durch die Begriffe Jugendhilfe oder Jugendpflege ersetzt.
Allgemein konzipierte Programme zur finanziellen Unterstützung der Familien mit
Kindern kann man in vielen anderen Ländern finden, genauso wie eine staatlich unterstützte
medizinische Versorgung, Kindertagesstätten und Kinderheime. Allerdings gibt es von Land
zu Land große Unterschiede in Umfang und Zugänglichkeit dieser Programme.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk
der Vereinten Nationen (UNICEF) bemühen sich besonders in Entwicklungsländern hohe
Kindersterblichkeitsraten zu verringern. Trotz greifbarer Fortschritte sterben alljährlich viele
Kinder an Unterernährung oder an verschiedenen Krankheiten.
6.2. Jugendkriminalität
Die Jugendfürsorge steht im engen Zusammenhang mit der Bekämpfung der
Jugendkriminalität. Der letztgenannte Begriff bezeichnet im Rechtswesen die Straftätigkeit,
die von Jugendlichen (14 bis 18 Jahre) und Heranwachsenden (18 bis 21 Jahre) begangen
wird. Es gibt viele Theorien, die die Ursachen der Jugendkriminalität zu erklären versuchen.
Eine Theorie betrachtet das Individuum als Ursache: (1) Die Kinder oder die Jugendlichen
wurden für ihre frühere Untaten nicht ausreichend bestraft; (2) sie haben ihr kriminelles
Verhalten durch die Beziehungen zu anderen moralisch fraglichen Individuen erlernt.
Eine andere Theorie, die den Einfluss der Gesellschaft bei der Jugendkriminalität
hervorhebt, geht davon aus, dass die Verbrechen der Kinder nur eine Reaktion auf die
gesellschaftlichen Verhältnisse darstellen. Einerseits ist es (1) ein Versuch der jungen
Straftäter, die in der Gesellschaft vorherrschenden Wertvorstellungen
zurückzuweisen, andererseits (2) ein Versuch, mit der wirtschaftlichen und sozialen
Umgebung fertig zu werden, d. h. sich über ihren eigenen sozioökonomischen Status
hinaus zu entwickeln. Es wird also immer eine der Gesellschaft entfremdete Person
dafür verantworlich gemacht. Man schenkt dann vorwiegend den Kindern von benachteiligten
Familien die größte Aufmerksamkeit und übersieht die Tatsache, dass es auch Kinder aus
reichen Familien gibt, die Verbrechen begehen. Diese Jugendgruppe kann „Verbrechen
begehen, da sie von den Eltern zu wenig beaufsichtigt wird, weil sie zu spät den Status von
Erwachsenen erreichen oder einfach, weil sie an Verbrechen Spaß haben.“ (Encarta OnlineEnzyklopädie, 2009)
Man kann mit Recht annehmen, dass die Kinder- und Jugendkriminalität auf die
mangelhafte oder ganz fehlende Aufsicht bei Kindern und Jugendlichen zurückzuführen ist.
32
Die stets zunehmende Tendenz, die Kinder unbeaufsichtigt zu lassen ist vor allem eine Folge
der Krisenerscheinungen in der Familie. Die elterliche Aufsicht fehlt immer mehr, da viele
Haushalte nur aus einem Elternteil oder aus zwei völlig ausgelasteten berufstätigen
Elternteilen (Doppelkarriere-Paare) bestehen.
Neben der Vernachlässigung von Kindern (sowie deren Misshandlung) zählen zu
anderen Ursachen Frustration oder Versagen in der Schule, Drogen- und Alkoholmissbrauch.
Eine etwas umstrittene Rolle bei der Entstehung von schwerer Jugendkriminalität spielen die
Massenmedien. Obwohl nie ein direkter Zusammenhang zwischen der Gewalt in Medien und
der Gewalttätigkeit von Kindern und Jugendlichen eindeutig nachgewiesen werden konnte,
geben die jugendlichen Täter oft als Motiv ihrer kriminellen Handlung die Nachahmungslust
an; sie nennen ebenfalls die Neugier, zu erfahren, wie es tatsächlich aussieht, wenn man
jemanden quält oder sterben sieht.
6.3. Behandlung von Straftätern (Jugendstrafe)
Seit jeher wurden in verschiedenen Rechtssystemen die jugendlichen Straftäter
unterschiedlich behandelt. Minderjährige Täter wurden also für ihr Verhalten nicht im
gleichen Maß wie die Erwachsenen moralisch verantwortlich gemacht. In vielen Ländern
versucht die Justiz vorrangig, straffällige Jugendliche wieder zu resozialisieren. Im
Jugendstrafrecht werden dazu verschiedene Maßnahmen ergriffen:
Die Behandlung bzw. Bestrafung kann (a) in der Gemeinschaft am Wohnort,
(b) in einer Gemeinschaft außerhalb des Wohnortes und (c) in einer besonderen
Einrichtung erfolgen. Wenn Variante „a“ eintritt, werden junge Straftäter psychologisch und
beruflich in einem Gruppenheim betreut, bzw. leisten sie z. B. Arbeiten im Wald und in der
Landwirtschaft. Wenn Alternative „b“ geltend gemacht wird, dann wird der Jugendliche zur
Strafe auf Bewährung verurteilt. Im Fall „c“ – allerdings in schwerwiegendsten Straffällen –
werden die jungen Verbrecher in geschlossenen Anstalten gefangen gehalten, die sie nicht
verlassen dürfen. Es muss allerdings angemerkt werden, dass keine der Behandlungen sich
in der Praxis erfolgreicher als die anderen erwiesen hat.
Man geht oft davon aus, dass das Kind keine große Gefahr für andere darstellt, und so
wird es einem Mitarbeiter des Jugendgerichts zur Betreuung anvertraut, damit es gewisse
Erziehungsmaßnahmen durchmachen kann. Manchmal wird auch eine Wiedergutmachung
vereinbart, d. h. der kindliche Straftäter entschädigt das Opfer, indem er eine Zahlung oder
eine Arbeit leistet.
Die Jugendkriminalität in verschiedenen Ländern lässt sich nur schwer vergleichen, da
die Kategorisierung von Straftaten und Mechanismen ihrer Meldung (ja sogar die
Rechtssysteme selbst) voneinander oft beträchtlich abweichen. Die Hauptursachen können in
den verschiedenen Ländern in Zusammenhang mit der wirtschaftlichen und sozialen
Umgebung aufgedeckt werden. Viele jugendliche Straftäter leben in schwierigen sozialen
Verhältnissen wie in Brasilien, Indien und anderen dichtbevölkerten Ländern. Wohl die
wichtigste weltweit zu findende Ursache der Jugendkriminalität ist ein durchgreifender
33
Wandel traditioneller Muster des Familienlebens. Der wird auch durch die Massenmedien wie
auch von Gleichaltrigen beträchtlich beeinflusst.
Ebenso wie die Behandlung der jugendlichen Straftäter in einzelnen Ländern
voneinander abweicht, auch die Altersgrenze für die Strafverfolgung und anschließende
Gerichtsverhandlung variieren von Land zu Land. In Großbritannien ist die strafrechtliche
Verantwortung von Kindern und Jugendlichen für schwere Verbrechen bekanntlich sehr
niedrig, schon ab 10 Jahren, in Deutschland werden Jugendliche ab 14 Jahren strafmündig
(damit ist Alter zur Tatzeit gemeint); Jugendliche von 14 bis unter 18 Jahren fallen unter das
Jugendstrafrecht, wobei Personen zwischen dem 18. und 20. Lebensjahr sowohl nach dem
Jugendstrafrecht wie auch nach dem Erwachsenenstrafrecht behandelt werden können. In
Tschechien gab es unlängst eine Diskussion über die Strafmündigkeitsgrenze, die
vorübergehend auf 14 Jahre herabgesetzt, aber dann wieder auf 15 Jahre angehoben wurde.
Was versteht man eigentlich unter einer Straftat? Sie stellt „eine Verletzung von
Menschen und Beziehungen“ dar. Da in diesem Zusammenhang Verpflichtungen
entstehen, bezieht die Justiz Opfer, Täter sowie das Gemeinwesen in die Bemühungen um
eine Verbesserung mit ein. Bedürfnisse der Opfer ebenso wie die Verantwortung des Täters
sollen zur Wiedergutmachung des angerichteten Unheils führen. Und gerade das geschieht
im Täter-Opfer-Ausgleich.
In diesem Prozess der Integration des Modells der ausgleichenden Gerechtigkeit in das
Strafrechtssystem spielt eine bedeutende Rolle das Servicebüro für Täter-OpferAusgleich und Konfliktschlichtung. Das TOA-Servicebüro wurde auf Beschluss von
Bundestag und Bundesregierung in 1992 als Zentralstelle zur Förderung des Täter-OpferAusgleichs errichtet und wird vom Bundesministerium der Justiz gefördert. TOAArbeitsschwerpunkte sind (a) Öffentlichkeitsarbeit, (b) Aus- und Fortbildung sowie (c)
Qualitätssicherung und –entwicklung. Das TOA-Servicebüro strebt eine fachgerechte
Anwendung des Täter-Opfer-Ausgleichs an, was konkret die bundesweite Festlegung von
Mindeststandards für die Ausgleichsarbeit sowie den Dialog mit Betroffenen und der
Bevölkerung bedeutet. (Quelle: www.toa-servicebuero.de/servicebuero)
Vokabeln
die Gerichtsverhandlung (-, -en) – soudní jednání
das Jugendstrafrecht (-s, 0) – trestní právo pro mládež
klauen – krást (nespis.)
herabsetzen – snížit
von Land zu Land – od země k zemi
(auf ein Alter) anheben – zvýšit (na věk)
das Erwachsenenstrafrecht (-es, 0) – trestní právo pro
dospělé
sowohl … als auch/ wie auch – jak … tak
fallen (unter) – spadat (pod)
bekanntlich – jak známo
die Altersgrenze (-, 0) – věková hranice
abweichen (i., h. i.) von – odchýlit se (od)
beeinflussen – ovlivnit
das Muster (-s, -) – vzor
durchgreifend – pronikavý/ě, radikální
das Verhältnis (-ses, -se) – poměr
der Wandel (-s, -) – změna, proměna
vorübergehend – přechodný, přechodně
Strafe auf Bewährung – podmíněný trest
die Strafmündigkeit (-, 0) – trestní odpovědnost
variieren – měnit se, střídat se, kolísat
unlängst – nedávno
der Jugendliche (-en, -en) – mladý, mladistvý
die Tatzeit (-, 0) – doba činu
einbeziehen (o, h. o) – zahrnovat
ein schweres Verbrechen – těžký zločin
der Gleichaltrige (-en, -en) – vrstevník
entschädigen – odškodnit
beträchtlich – značně, výrazně
das Massenmedium (-s, -medien) – masmédium
das Familienleben (-s, 0) – rodinný život
weltweit – celosvětový, celosvětově
der Wandel (-s, -) – změna, proměna, obrat
34
dichtbevölkert – hustě obydlený
eine Arbeit leisten – vykonávat práci
die Hauptursache (-, -en) – hlavní příčina
die Meldung (-, -en) – hlášení
aufdecken – odhalit, odkrýt
die Straftat (-, -en) – trestný čin
die Erziehungsmaßnahme (-, -n) – výchovné opatření
manchmal – někdy, mnohdy
durchmachen – prodělat, absolvovat, zakusit
die Wiedergutmachung (-, 0) – náprava, odčinění
der Mitarbeiter (-s, -) – pracovník
vereinbaren – dohodnout
die Betreuung (-, 0) – péče
das Jugendgericht (-s, -e) – soud pro mládež
Servicebüro für Täter-Opfer-Ausgleich und
die Öffentlichkeitsarbeit (-, 0) – práce s veřejností
Konfliktschlichtung – servisní kancelář pro vyrovnání
die Aus- und Fortbildung – vzdělání a další
pachatele s obětí a urovnání konfliktu, tj. probační a
vzdělávání
mediační služba
die Festlegung von Mindeststandards – stanovení
das Bundesministerium der Justiz– Spolkové ministerstvo
minimálních standardů
spravedlnosti
das Unheil (-s, 0) – zlo
der Beschluss (-es, “-e) – rozhodnutí, závěr
anrichten – způsobit
die Gerechtigkeit (-, 0) – spravedlnost
die Wiedergutmachung (-, 0) – náprava
die Förderung (-, -en) – podpora
die Verbesserung (-, 0) – zlepšení, náprava
die Strafmündigkeitsgrenze (-, 0) – hranice trestní
der Bundestag (-s, 0) – Spolkový sněm
odpovědnosti
die Bundesregierung (-, 0) – spolková vláda
die Beziehung (-, -en) – vztah
die Verletzung (-, -en) – poranění; porušení
seit jeher – odedávna
der Schwerpunkt (-es, -e) – těžiště
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
Seit wann spricht man von der Jugendhilfe?
Welche Ursachen gibt es für die Jugendkriminalität?
Wie behandelt man jugendliche Straftäter?
Welche Strafmündigkeitsgrenze findet man in Europa?
Was ist unter einer Straftat zu verstehen?
Welche Aufgabe hat Tschechiens Zentralstelle für Opfer-Täter-Ausgleich und
Konfliktschlichtung?
Übungen
1. Wählen sie die richtige Variante aus
(1) 1990 wurde in Deutschland das neue Gesetz über Kinder- und Jugend……………………….
(-pflege/ -hilfe) verabschiedet. – (2) Minder………..… (-jährige/ -wertige) Täter wurden also
für ihr Verhalten nicht im gleichen Maß wie die Erwachsenen moralisch verantwortlich
gemacht. – (3) Das Kind stellt keine große Gefahr für andere (vor/ dar), und so wird es
einem Mitarbeiter des Jugendgerichts zur (Vorsorge/ Betreuung) anvertraut. – (4) Viele
jugendliche Straftäter leben in schwierigen sozialen Verhältnissen wie in Brasilien, Indien und
anderen dicht…………….. (-besuchten/ -bevölkerten) Ländern. – (5) Man kann (an-/ auf-)
………..nehmen, dass die Kinder- und Jugendkriminalität mit einer fehlenden Aufsicht bei
Kindern und Jugendlichen zusammenhängt. – (6) Da in diesem Zusammenhang
Verpflichtungen (ent-/ be-) stehen, bezieht die Justiz Opfer, Täter sowie das Gemeinwesen in
die Bemühungen um eine Verbesserung mit ein. – (7) Im Jugendstrafrecht werden
verschiedene Maßnahmen (er-/be-) griffen, um straffällige Jugendliche wieder zu
resozialisieren.
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2. Ersetzen Sie fettgedruckte Wörter durch die hier angeführten Synonyme
unmündig – Bemühungen – stehlen – reduzieren – Jugendclique – betonen – Kriminelle –
integrieren – senken
(1) In Tschechien wurde unlängst die Strafmündigkeitsgrenze vorübergehend auf 14 Jahre
herabgesetzt. – (2) In vielen Ländern versucht man vorrangig, straffällige Jugendliche
wieder in die Gesellschaft einzugliedern. – (3) Minderjährige Täter werden für ihr
Verhalten nicht im gleichen Maß wie die Erwachsenen moralisch verantwortlich gemacht. –
(4) Die Weltgesundheitsorganisation in Zusammenarbeit mit dem UN-Kinderhilfswerk
bemühen sich besonders in Entwicklungsländern hohe Kindersterblichkeitsraten zu
verringern. – (5) Diese Jugendgruppe kann Verbrechen begehen, da sie von den Eltern
zu wenig beaufsichtigt wird oder weil die Jugendlichen daran Spaß haben. – (6) Bis dahin
gab es seitens der Behörden nur geringe Anstrengungen, Wohlergehen von Kindern und
Jugendlichen zu schützen. – (7) Eine andere Theorie hebt den Einfluss der Gesellschaft bei
der Jugendkriminalität hervor. – (8) In schwerwiegendsten Straffällen werden die jungen
Verbrecher in geschlossenen Anstalten gefangen gehalten. – (9) Kinder-Täter, die zuerst
Kleinigkeiten klauen, können später schwerwiegende Verbrechen begehen.
3. Verwenden Sie geeignete Konjunktionen
(1) (als/ obwohl) nie ein direkter Zusammenhang zwischen der Gewalt in Medien und der
Gewalttätigkeit von Kindern und Jugendlichen eindeutig nachgewiesen werden konnte, geben
die jugendlichen Täter oft als Motiv ihrer kriminellen Handlung die Nachahmungslust an. (2)
Man geht oft davon aus, (deshalb/ dass) das Kind keine große Gefahr für andere darstellt,
und so wird es einem Mitarbeiter des Jugendgerichts zur Betreuung anvertraut,
(wenn/damit) es gewisse Erziehungsmaßnahmen durchmachen kann. (3) Der kindliche
Straftäter entschädigt das Opfer, (indem/während) er eine Zahlung oder eine Arbeit
leistet. (4) (da/darum) minderjährige Täter für ihr Verhalten nicht im gleichen Maß wie die
Erwachsenen moralisch verantwortlich gemacht werden, versucht die Justiz straffällige
Jugendliche wieder zu resozialisieren. (5) Man geht oft davon aus, (dass/ damit) das Kind
keine große Gefahr für andere darstellt, und (demgegenüber/ deshalb) wird es einem
Mitarbeiter des Jugendgerichts zur Betreuung anvertraut.
4. Übersetzen sie ins Tschechische
das
das
das
das
das
das
Rechtswesen –
Bauwesen –
Sozialwesen –
Transportwesen –
Blutspendewesen –
Rechnungswesen –
das Schulwesen –
das Gesundheitswesen –
das Finanzwesen –
das Postwesen –
das Bankwesen –
das Fernmeldewesen –
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7. Bildungssystem in Tschechien und deutschsprachigen
Ländern
In Tschechien gibt es staatliche, kirchliche und private Schulen. Für die Behinderten
gibt es spezielle Schulen. Die kleinsten Kinder können die Vorschuleinrichtungen wie
Kinderkrippe und Kindergarten besuchen. Hier ist immer ein interessantes Programm für die
Kinder vorbereitet: Malen, Singen, Tanzen, Schwimmen, Ausflüge usw. Die Kinder können
Musikinstrumente spielen, Gedichte aufsagen oder auf den Kinderspielplatz gehen.
Mit sechs bzw. sieben Jahren beginnen die Kinder die Grundschule zu besuchen. Der
Grundschulbesuch (er schließt erste und zweite Stufe ein) dauert meistens neun Jahre; die
Schulpflicht in Tschechien beträgt 9 Jahre. Nach dem Grundschulabschluss kann man die
Oberschule (eine Fachoberschule wie Handelsakademie,
elektrotechnische oder
medizinische Fachoberschule), die Gewerbeschule, die Berufsschule (für Lehrlinge
bestimmt, z.B. Kellner, Friseure und Friseusen, VerkäuferInnen, Installateure, bautechnische
Berufe u. a.) oder ein Gymnasium besuchen. Die Lehrlinge können sich eine Fachrichtung
mit oder ohne Abitur auswählen. Die Lehrlinge ohne Abitur bekommen einen Lehrbrief.
Manche Schüler können nun das Gymnasium acht Jahre (von der sechsten Klasse der
Grundschule) besuchen. Am Gymnasium und an der Oberschule legt man die schriftliche und
mündliche Abiturprüfung ab.
In Deutschland gibt es Kindergärten wie in Tschechien, aber außerhalb des
staatlichen Schulsystems, nämlich von Gemeinden und Kirchen unterhalten. Mit sechs oder
sieben Jahren beginnen alle Kinder die Grundschule zu besuchen und lernen hier 4 Jahre. Es
ist erwähnenswert, dass es in Deutschland eine Sechs-Noten-Skala gibt: sehr gut, gut,
befriedigend, ausreichend, mangelhaft und ungenügend. Nach der Beendigung der
Grundschule kann man neun Jahre das Gymnasium besuchen, 6 Jahre auf die Realschule
oder fünf Jahre auf die Hauptschule gehen. Etwa die Hälfte der Kinder in Deutschland wählt
die Hauptschule.
Man kann von einem zu einem anderen Schultyp wechseln (z. B. nach der Realschule
auf das Gymnasium wechseln, dann kann man dort das Abitur ablegen). Die letzten drei
Jahre am Gymnasium nennt man Oberstufe. Nach der Realschule und Hauptschule kann man
die Berufsausbildung machen. Der Lehrling hat also die Lehrstelle und neben dieser Praxis
besucht er noch die Berufsschule. Anschließend kann man eine Fachschule
(Berufsfachschule) oder Fachhochschule besuchen. Nach dem Abitur gibt es die Möglichkeit,
an der Universität oder an der Hochschule zu studieren; das Studium wird hier mit dem
Staatsexamen beendet. Für die Organisation der Schulen sind die einzelnen Bundesländer
zuständig. Das tschechische Schulsystem ist einigermaßen unterschiedlich, aber jedes hat
seine Vor- und Nachteile. (Daten wurden von EACEA übernommen)
Im Bildungssystem (besonders in der Hochschulbildung) aller EU-Länder wurden
notwendige Änderungen durchgeführt, um einer der drei Grundfreiheiten der EU gerecht zu
werden, nämlich der Freizügigkeit der Unionsbürger (siehe auch im Kapitel 21).
Deswegen wurde auch in 1987 durch den Beschluss 87/327/EWG des Ministerrates die
Zusammenarbeit von Hochschulen innerhalb der EU und anderen europäischen Ländern
(Norwegen, Island, Liechtenstein, jedoch auch Türkei und Schweiz) mit dem Ziel gegründet,
die Mobilität von Studenten und Dozenten zu fördern. Durch dieses Programm, das bis 2006
37
als Sokrates-Programm bekannt war, wurde neben Hochschulbildung auch Schul-, Berufsund Erwachsenenbildung gefördert. Seit 2006 trägt das Programm den Namen Erasmus (ein
Akronym für European Region Action Scheme for the Mobility of University Students) nach
dem humanistischen Gelehrten Erasmus von Rotterdam. Die größte Bedeutung dafür hat die
Anerkennung von Studienleistungen im Ausland anhand des sog. European Credit
Transfer Systems (ECTS) und die finanzielle Unterstützung von Austauschstudenten. Es
können Studienaufenthalte, Auslandspraktika im Rahmen des Studiums, Lehraufenthalte wie
auch Fortbildung von allgemeinem Hochschulpersonal gefördert werden.
In diesem Zusammenhang wurde der sog. Bologna-Prozess gestartet, damit der
Arbeitsaufwand beim Studium gemessen werden konnte. Zu diesem Zweck hat man gerade
den oben genannten einheitlichen ECTS-Standard eingeführt. Die auf dieser Grundlage
benutzten Leistungspunkte (LP) bzw. Credit Points (CP) machen es möglich,
Hochschulabschlüsse in ganz Europa zu vergleichen und dadurch auch freie Wahl
verschiedener Studiengelegenheiten europaweit vorzunehmen. Mit diesem Verfahren wird die
Anrechnung von im In- und Ausland erbrachten Studienleistungen natürlich wesentlich
erleichtert.
Die jeweilige Hochschule vergibt Leistungspunkte für ein erfolgreich absolviertes
Modul, die der durchschnittlichen Arbeitslast beim Studium ( work load) und den einzelnen
Modulen entsprechen sollen. Man geht bei der Vergabe von Credit Points nach ECTSStandard (ECTS credits) von der Annahme eines gesamten Arbeitsaufwandes von 1500–1800
Stunden pro akademischem Jahr aus. Ein Leistungspunkt entspricht dann 25 bis 30
Arbeitsstunden.
Innerhalb des Bologna-Prozesses kann man 3 große Themenkreise unterscheiden: die
Förderung von (A) Mobilität, von (B) internationaler Wettbewerbsfähigkeit und von (C)
Beschäftigungsfähigkeit. Dabei werden mehrere Ziele verfolgt wie:
(a) die Schaffung eines Systems vergleichbarer Bildungsabschlüsse
(b) die Schaffung eines zweistufigen Systems von Studienabschlüssen (sog.
konsekutive Studiengänge, nämlich Bakkalaureus/Bachelor und Magister/Master
(üblich sowohl in Tschechien als auch in Deutschland)
(c) Mobilität zwischen Hochschulen und Bildungsgängen und lebenslanges Lernen
(d) die Einführung eines Leistungspunktesystems (ECTS)
(e) Verknüpfung des europäischen Hochschulraumes mit dem europäischen
Forschungsraum (besonders durch Einbeziehung des Doktoratsstudiums in den
Bologna-Prozess)
(f) die studentische Beteiligung an allen Entscheidungen und studentische
Initiativen
38
Übernommen von: Deutsches_Bildungssystem-quer.svg (SVG-Datei), Wikipedia
Vokabeln
anvertraut – svěřený
die Grundschule (-, -en) – základní škola
die Vorschuleinrichtung (-, -en) – předškolní zařízení
das Gedicht (-es, -e) – báseň
aufsagen – přednášet, recitovat
einschließen (o., h. o.) – zahrnovat
beginnen (a., h. o.) – začít
der Lehrling (-s, -e) – učeň
schwimmen – plavat
die medizinische Fachoberschule (-, -en) – střední
zdravotní škola
die Gewerbeschule (-, -en) – průmyslová škola
die Berufsschule (-, -en) – učňovská škola
die Beteiligung (-, 0) – podíl
die Sonderschule (-, -en) – zvláštní (speciální) škola
die Verknüpfung (-, -en) – propojení, spojení
die Annahme (-, -en) – předpoklad
europaweit – celoevropský, celoevropsky
die Fachoberschule (-, -en) – odborná střední škola
die Gelegenheit (-, -en) – příležitost
der Arbeitsaufwand (-es, “-e) – vynaložení práce
die Grundlage (-, -en) – základna, podklad
jeweilig – příslušný, daný, ten který
die Hochschule (-, -en) – vysoká škola
auf das Gymnasium wechseln – přejít na gymnázium
beenden – ukončit
erwähnenswert – hodné zmínky
der Friseur (-s, -e) – kadeřník
das Bundesland (-es, “-er) – spolková země
der Vorteil (-s, -e) – výhoda, přednost
kirchlich – církevní
die Kinderkrippe (-, -en) – dětské jesle
die Stufe (-, -en) – stupeň
der Spielplatz (-es, “-e) – hřiště
der Ausflug (-es, “-e) – výlet
die Schulpflicht (-, 0) – povinná školní docházka
betragen (u., h. a.) – obnášet, činit
malen – malovat
vorbereitet – připravený
der Leistungspunkt (-es, -e) – výkonnostní bod
der Hochschulabschluss (-es, “-e) – zakončení VŠ
die Entscheidung (-, -en) – rozhodnutí
die Freizügigkeit (-, 0) – volný pohyb
der Forschungsraum (-es, 0) – oblast výzkumu
die Wettbewerbsfähigkeit (-,0)- konkurenceschopnost
der Studiengang (-s, “-e) – studijní běh, kurz
der EU-Bürger (-s, -) – unijní občan
die Wahl (-, -en) – volba, výběr
vergleichbar – srovnatelný
die Schaffung (-, 0) – vytvoření
das Staatsexamen (-s, -) – státní zkouška
der Zweck (-s, -e) – účel
das Bildungssystem (-s, -e) – vzdělávací systém
nämlich – totiž
einzelne Module – jednotlivé moduly
verschieden – různý, různě
die Einführung (-, 0) – zavedení
das Verfahren (-s, -) – postup
die Friseuse (-, -n) – kadeřnice
der Nachteil (-s, -e) – nevýhoda, zápor
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Beantworten Sie folgende Fragen
(1) Wie viel Jahre dauert die Grundschule in Deutschland?
(2) Wie lang ist die Schulpflicht in Deutschland?
(3) Was versteht man unter dem Bologna-Prozess?
(4) Warum wurden an Hochschulen und Universitäten europaweit
Leistungspunkte eingeführt?
(5) Wie ist die Freizügigkeit der EU-Bürger zu verstehen?
(6) Wie viel Stufen gibt es im deutschen Schulsystem und wie heißen sie?
Übungen
1. Übersetzen Sie folgende Ausdrücke
weltweit –
europaweit –
alpenweit –
tschechienweit –
bundesweit –
schweizweit –
deutschlandweit –
asienweit –
2. Wählen Sie das entsprechende Partizip I oder II
Die auf dieser Grundlage (benutzenden/benutzten) Leistungspunkte machen es möglich,
Hochschulabschlüsse in ganz Europa zu vergleichen. – Mit diesem Verfahren wird die
Anrechnung von im In- und Ausland erbrachten Studienleistungen natürlich wesentlich
(erleichternd/erleichtert). – Welche Programme für die Kinder sind in den Kindergärten
meistens (vorbereitend/vorbereitet): Malen, Singen, Tanzen, Schwimmen, Ausflüge
usw.? – Eine etwas (umstreitende/umstrittene) Rolle bei der Entstehung von schwerer
Jugendkriminalität spielen die Massenmedien. – Das Münchhausen-Syndrom ist eine
psychische Störung, bei der die dadurch (betreffenden/betroffenen) Personen körperliche
Beschwerden vortäuschen. – Aus den Untersuchungen in den USA geht hervor, dass
(misshandelnde/misshandelte) Eltern großteils selbst als Kinder misshandelt wurden.
8. Arzneimittel und Drogen. Rauchen, Alkohol- und Drogenmissbrauch u. a. Abhängigkeiten
8.1 Drogen, ihre Einteilung und Risiken
Wenn man von Drogenkonsum und –abhängigkeit spricht, meint man meistens illegale
Drogen. Es gibt jedoch auch legale Drogen, die in genauen Mengen und Kombinationen die
40
Gesundheit erhalten oder wiederherstellen helfen, nämlich (allopathische) Arzneien. Jeder
Drogenkonsum, auch bei legalen Drogen – besonders wenn die richtige Dosierung nicht
eingehalten wird – ist mit körperlichen Gesundheitsrisiken verbunden. Umso mehr bei den
illegalen Drogen, wo das Risiko noch durch chemisch verunreinigte, bzw. giftige Zusätze
verstärkt wird. Zudem haben die meisten Drogen ein hohes Suchtpotenzial, das bei den
"harten" Drogen wie Heroin und Kokain ziemlich schnell, bei den "weichen" Drogen wie
Cannabis und Alkohol dann über eine längere Zeit zur Abhängigkeit führt.
Wirkung der Drogen ist sehr unterschiedlich: z. B. Cannabis und Heroin wirken eher
beruhigend, demgegenüber wirken Kokain und die sog. Designer-Drogen (rein chemische
Drogen) als Aufputschmittel. Nicht selten werden sie untereinander kombiniert, um die
entsprechenden Wechselwirkungen zu erzielen.
Unter dem Begriff Drogenmissbrauch versteht man den Konsum von Substanzen, die bei den
Konsumenten einen Rauschzustand bewirken (d. h. aufputschend wirken und/oder
euphorische Stimmung hervorrufen). Doch auch der übermäßige Genuss von Nikotin und
Alkohol fällt unter diesen Begriff. Zu den meist missbrauchten illegalen Drogen zählen (a)
Opiate (Opium, Morphium, Heroin), (b) sog. Designerdrogen (Ecstasy, Speed), (c)
euphorisierende Substanzen wie Kokain oder Khat und (d) Halluzinogene wie Cannabis
(Haschisch, Marihuana), Meskalin, LSD und Liquid Ecstasy (bekannt auch als Partydroge). Die
Gefährlichkeit von Ecstasy wurde neulich durch amerikanische Forschungen belegt, nach
denen bereits kleine Mengen das Risiko einer späteren Erkrankung an der ParkinsonKrankheit darstellen.
Droge
Wirkstoff
Cannabis(produkte) Cannabinoide
Wirkung
Risiko
Auslösen latenter Lungenkrebsrisiko
Psychose
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Ecstasy
Metamphetamin
psychische
Überhitzung mit
Abhängigkeit
möglicher Todesfolge
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------LSD
Lysergsäurediethylamid
Horrortrips mit
Selbstmordgefahr
Angstzuständen
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------Kokain /Crack
CNS-Stimulans
starke psychische
Verdauungsstörungen,
Abhängigkeit
Depressionen
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------41
Nikotin
Alkaloid (S)-Nikotin psychische Abhängigkeit
Krebsgefahr
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Heroin
Diamorphin
sehr starke psychische
Leberschäden,
und physische Abhängigkeit
Magen- und
Atemstörungen
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Opium /
halluzinogenes
Halluzinogene
Alkaloid
Psychose auslösend
mögliche
Unfallgefahr
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Alkohol
Äthanol
langsam entstehende
schwere Unfallgefahr,
psychische u. physische
Leberschäden,
Abhängigkeit
schrittweise Vergiftung
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Meskalin
halluzinogenes
Übelkeit, dann
anhaltende
Alkaloid
Rauscheineintritt
Wahrnehmungsstörungen
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Betelnüsse
Arecolin, Arecaidin
Übelkeit, Brennen
mögliche Todesfolge
u. a. Alkaloide
im Mund, Durchfall
durch Herzstillstand
Bei den Drogensüchtigen entsteht also eine Abhängigkeit, die dazu führt, dass die
Dosis immer mehr erhöht werden muss, damit die Wirkung erhalten bleibt. Drogenabhängige
vernachlässigen gewöhnlich alles andere (und alle anderen, einschließlich sich selbst). Sie
können sogar zu Diebstählen, Einbrüchen u. a. Straftaten (sog. Beschaffungskriminalität)
greifen, um sich die notwendigen Finanzmittel für die Drogen anzuschaffen.
Die weltweit meistverbreiteten Drogen sind bis jetzt Koffein, Nikotin, Alkohol, Betel
und Cannabis. Dabei werden Kaffee und Zigaretten langsam zu „Drogen von gestern“.
„Drogen von morgen“ werden nun synthetische Substanzen wie Ritalin und Modafinil,
mindestens was ihre Verbreitung betrifft. Ritalin wird von Studenten und Managern gegen
42
Konzentrationsstörung genommen, die Arznei Modafinil, die gegen die Schlafkrankheit
(Narkolepsie) wirksam ist, soll gesunde Menschen extrem wach machen. Als Parallele eines
Arzneimissbrauchs in der nicht weit enfernten Vergangenheit kann man das Medikament
Efedrin in der ehemaligen Tschechoslowakei anführen. Diese Arznei war damals die
beliebteste Quelle zur Herstellung von Metamphetamin.
Man darf auch nicht vergessen, dass sich die Drogensucht nicht selten als Mode
(bzw. aus Neugier) oder als Ausweg aus stressigen Verhältnissen entwickelte: „In den
Fünfzigern machten Hausfrauen die Nachkriegsverlogenheit mit Valium erträglich, die Hippies
versetzten sich mit LSD in Blumenwiesen, in den Achtzigern beschleunigten Yuppies ihr
Leben mit Speed, und die ewige Jugend der Neunzigerjahre tanzte mit Ecstasy.“ (BERNDT,
Christina, Süddeutsche Zeitung, 6. Juni 2009) Seit Ende der 1960er ist also die Jugend der
größte Drogenkonsument geworden. Rat und Hilfe findet man bei verschiedenen Jugendund Drogenberatungsstellen. In Tschechien ist in den letzten Jahren der Drogenkonsum so
angestiegen, dass dieses Land zur europäischen Spitze zählt. Die Ursache ist darin zu
suchen, dass die Tschechen - nach der Meinung von Jiří Plesl vom Drop In-Verein – sehr
tolerant gegenüber legalen Drogen sind, und die Jugend demzufolge Marihuana für keine
Droge hält (siehe Deutsch für Sozialpädagogen und Sozialarbeiter , Praha. Jabok).
Die Drogenproduktion ist weltweit mit der krassesten Kriminalität verknüpft. Der
jährliche Umsatz im illegalen Drogenhandel wird global auf mehr als 300 Milliarden Dollar
geschätzt. Die Hauptproduzenten von Kokain sind südamerikanische Länder Kolumbien,
Ecuador, Peru und Bolivien. Man darf nicht vergessen, dass auch Mexiko in Nordamerika
hierin eingewickelt ist und die USA beträchtlich mit Drogen beliefert. Opiate stammen v. a.
aus Afghanistan, aber auch aus Birma, Laos und Thailand. In den größten DrogenAnbaugebieten (wie Kolumbien und Afghanistan) beherrschen Drogenkartelle ganze
Regionen und die dortigen Regierungen versuchen sie durch Armee-Einsatz unter Kontrolle
zu bringen.
8.2 Andere Abhängigkeiten
Zu anderen Abhängigkeiten zählen u. a. Spiel- und Computersucht, Kauf- und
Arbeitssucht wie auch Mager- und Essbrechsucht. Spielsucht (pathologisches Spielen)
wird (zusammen mit Kleptomanie und Pyromanie) zu den abnormen
Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle zugeordnet. Die Kaufsucht
(pathologisches Kaufen), die sich als zwanghaftes, episodisches Kaufen von Waren
äußert, ist eine psychische Störung bei Konsumenten und – ebenso wie die Spielsucht
oder die Arbeitssucht – wird nicht für eigenständige Krankheit gehalten, sondern zu den
Zwangsstörungen gerechnet. Zu den relativ häufigen Erscheinungen bei Menschen in
Führungspositionen oder in selbstständigen Tätigkeiten gehört die Arbeitssucht
(Workaholism), die nach und nach ins Suchtverhalten übergeht. Ähnlich wie bei
anderen Suchtkrankheiten wächst der Arbeitseinsatz der betroffenen Person ständig an,
damit sie das komplette Selbstvertrauen gewinnt und die Selbstbestätigung erlangt.
Personen mit fester Arbeitszeit werden dadurch kaum betroffen. Workaholics sind
kranke Menschen und müssen entsprechend behandelt werden. Beispielsweise in
Japan als hochindustrialisiertem Land gibt es etwa 350 Behandlungszentren.
43
Die Computersucht, bzw. die Internetabhängigkeit führt wie andere
Verhaltensstörungen zur Vernachlässigung normaler Lebensgewohnheiten und der
persönlichen Versorgung einschl. Körperhygiene sowie sozialer Kontakte, da die meiste Zeit
im Internet verbracht wird. Die virtuelle Welt kann reale soziale Kontakte überschatten, ja
sogar ersetzen, sodass es oft zu sozialer Isolation kommt. Wie bei allen Verhaltensstörungen
kommt auch hier bei den Betroffenen zu eventuellen Schuldgefühlen und anschließend zur
Rationalisierung, nämlich zu den Versuchen, das eigene Tun zu rechtfertigen.
Als eine der relativ häufigen Störungen gelten die Magersucht (Anorexie) und
Essbrechsucht (Bulimie). Unter Magersucht versteht man „das Verhalten junger
Mädchen und Frauen – seltener von jungen Männern – , durch Verweigerung von
Nahrungsmitteln, Erbrechen und manchmal auch mit Hilfe von Abführtabletten extreme
Gewichtsverluste herbeizuführen, um damit bizarren Vorstellungen von einem idealen
Körper zu entsprechen.“ (Kommunikation in sozialen und medizinischen Berufen , S.
118) Der Hauptunterschied zur Bulimie besteht im Körpergewicht. Bei der Magersucht
zielt alles auf Gewichtabnahme ab (der Body-Mass-Index liegt unter 17,5); bei der
Essbrechsucht wird extreme Menge von Lebensmitteln verzehrt, um anschließend
erbrochen zu werden, wobei das Körpergewicht mehr oder weniger stabil bleiben kann.
Die Magersucht ist eine schwere, unter Umständen tödliche Erkrankung. Das extreme
Untergewicht
hat
körperliche
Folgen,
nämlich
niedrigen
Blutdruck
und
Herzrhythmusstörungen, die im plötzlichen Herztod resultieren können. Es tritt Blutarmut,
niedrige Konzentrationen von Geschlechtshormonen (begleitet durch Ausbleiben des
Brustwachstums bei Frauen), Osteoporose mit erhöhtem Risiko einer Fraktur, chronische
Verstopfung, Magenkrämpfe, Übelkeit und Nierenversagen ein. Bis zu 15 % der Erkrankten
sterben – entweder durch Komplikationen wie Herzstillstand oder Infektionen, oder aber
durch Selbstmord.
Die weltweit meistverbreiteten Drogen sind bis jetzt Koffein, Nikotin, Alkohol, Betel
und Cannabis. Dabei werden Kaffee und Zigaretten langsam zu „Drogen von gestern“.
„Drogen von morgen“ werden nun synthetische Substanzen wie Ritalin und Modafinil,
mindestens was ihre Verbreitung betrifft. Ritalin wird von Studenten und Managern gegen
Konzentrationsstörung genommen, die Arznei Modafinil, die gegen die Schlafkrankheit
(Narkolepsie) wirksam ist, soll gesunde Menschen extrem wach machen. Als Parallele eines
Arzneimissbrauchs in der nicht weit enfernten Vergangenheit kann man das Medikament
Efedrin in der ehemaligen Tschechoslowakei anführen. Diese Arznei war damals die
beliebteste Quelle zur Herstellung von Metamphetamin.
Vokabeln
abnorm – abnormální, abnormní, úchylný, odchylný
der Arbeitseinsatz (-es, “-e) – pracovní nasazení
die Blumenwiese (-, -en) – květinová louka
anschließend – návazný, návazně
das Anbaugebiet (-es, -e) – oblast pěstování
die Menge (-, -en) – množství
das Ausbleiben (-s, 0) – vynechání
das Aufputschmittel (-s, -) – stimulační droga
bizarr – bizarní
behandeln– ošetřovat, léčit; zacházet (s někým)
stressig – stresující
die Region (-, -en) – oblast, region
die Folge (-, -n) – následek
die Regierung (-, -en) - vláda
die Gewohnheit (-, -en) – zvyk, zvyklost
das Erbrechen (-s, 0) – zvracení
44
die Abführtablette (-, -n) – projímací tableta
der Blutdruck (-s, 0) – krevní tlak
der Erkrankte (-n, -n) – onemocnělý
der Body-Mass-Index (-es, 0) – index tělesné hmotnosti
entsprechen (a., h. o.) – odpovídat
erhöht – zvýšený
herbeiführen – přivodit
der Krampf (-es, “-e) – křeč
das Brustwachstum (-s, 0) – růst prsou
die Essbrechsucht (-, 0) – bulimie
betroffenen – postižený; dotčený, dotyčný
ersetzen – nahradit
der Herztod (-es, 0) – srdeční smrt
der Herzstillstand (-es, 0) – zástava srdce
plötzlich – náhlý, náhle
die Arbeitssucht (-, 0) – workholismus
häufig – častý, často
erzielen – dosáhnout, docílit
Schuldgefühl (-es, -e) – pocit viny
gelten (als etwas/ jemand) (a., h. o.) – platit (jako něco)
giftig - das Verhältnis (ses, -se) – poměr, vztah
darstellen – představit, reprezentovat, znázorňovat
das Geschlecht (-es, -er) – pohlaví
die Lebensgewohnheit (-, -en) – životní zvyk /návyk
krass – drsný, křiklavý, hrubý
das Nierenversagen (-s, 0) – selhání ledvin
die Übelkeit (-, 0) - nevolnost
tödlich – smrtelný
nämlich – totiž
der Selbstmord (-es, -e) – sebevražda
der Umstand (-es, “-e) – okolnost
überschatten – zastínit
die Verstopfung (-, 0) – zácpa
der Gewichtsverlust (-es, -e) – ztráta hmotnosti
rechtfertigen – ospravedlnit
ständig – stálý, stále
die Magersucht (-, 0) – anorexie
sterben (a., i. o.) – zemřít
das Untergewicht (-s, 0) – podváha
die Verhaltensstörung (-,-en) – porucha chování
die Vernachlässigung (-, -en) – zanedbá(vá)ní
selten – zřídka, vzácně
die Vorstellung (-, -en) – představa; představení das
der Workaholic (-s, -s) – workholik
die Suchtkrankheit (-, -en) – závislost
der Versuch (-es, -e) – pokus
das Selbstvertrauen (-s, 0) – sebedůvěra
die Verweigerung (-, 0) – odmítnout
das Nahrungsmittel (-s, -) – potravina
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
Was versteht man unter Drogenmissbrauch?
Wie entsteht die Drogensucht?
Warum ist die Zahl der Drogensüchtigen in Tschechien so hoch?
Welche anderen Abhängigkeiten gibt es?
Welchen Unterschied gibt es zwischen Magersucht und Bulimie?
Übungen
1. Ordnen Sie die richtigen Äquivalente zueinander
Umsatz
Einsatz
Absatz
Aufsatz
Ansatz
Vorsatz
odstavec, podpatek
náběh, nasazení
předsevzetí, záměr
obrat (v ekonomickém smyslu)
článek, stať
nasazení, použití
2. Umschreiben Sie folgende Ausdrücke (z. B.: meistverbreitet – am meisten verbreitet)
meistbesucht – ………………………..
baldmöglichst - ………………………….
45
meistgefragt - ……………………………
Mindestlohn - …………………………….
meistverkauft - ………………………….
Mindestalter - ……………………………
meistgeschätzt - ………………………..
höchstgefährlich - ……………………..
Mindestmaß - …………………………….
schnellstmöglich - ……………………..
schwerstverletzt ………………………..
meistvertreten …………………………..
9. Der menschliche Körper; psychosomatische Störungen und
Alterserkrankungen
9.1. Der Aufbau des menschlichen Körpers
Der menschliche Körper besteht aus Kopf, Rumpf und Gliedern. Der Kopf kann in
Gesicht, Stirn, Scheitel und Hinterkopf untergliedert werden, der Hals in Hals und Nacken,
der Rumpf in Brust, Rücken, Lende und Bauch. Der Bauch setzt sich aus dem Oberbauch, der
linken und rechten Rippengegend, der Nabelgegend, dem Schambein und der linken und
rechten Leiste zusammen. Zu den oberen Gliedmaßen gehören die Schultern, die Ober- und
Unterarme, die Ellbogen und die Hände mit den Fingern. Zu den unteren Gliedmaßen zählen
das Gesäß, die Hüfte, die Knie, die Ober- und Unterschenkel, die Knöchel und die Füße mit
den Zehen.
Das Gerüst des Körpers besteht aus Skelett mit Schädel, Wirbelsäule, Brustkorb
(= Brustbein und Rippen), Beckengürtel mit Kreuz- und Steißbein, Röhrenknochen
(Oberarmknochen, Oberschenkelknochen, Elle, Speiche, Fingerknochen, Schienbein,
Wadenbein) und platten Knochen (Schädel, Brustbein, Rippen, Schulterblatt, Becken)
sowie kurzen Knochen (Hand- und Fußwurzel). Das Skelett aus harten Knochen trägt alle
anderen Systeme. Die Knochen bilden zusammen mit Gelenken, Knorpeln und Muskeln das
Muskel-Skelett-System. Das wird durch Sehnen und Bänder zusammengehalten und gibt dem
Körper seine Form. Im Knochen sind die meisten Mineralien, insbesondere Kalzium und
Phosphor eingelagert und geben ihm seine Festigkeit.
Die physiologischen Funktionen, bzw. Vitalfunktionen des Körpers sind
Bewusstsein, Atmung und Kreislauf. Diese drei machen es möglich, dass der Mensch am
Leben bleibt. Aus dieser Sicht kommt die größte Bedeutung im Körper dem Gehirn, dem
Atmungssystem und dem Herz-Kreislaufsystem zu. Das Blutsystem besteht aus Adern, also
den Venen und den Arterien. Das Gehirn und das Nervensystem steuern und kontrollieren
den Körper. Der Verdauungsapparat verarbeitet Essen und Trinken. Für das Atmungssystem
ist lebensnotwendiges Gas, der Sauerstoff, von großer Bedeutung.
46
Kenntnis der menschlichen Anatomie ist eine Voraussetzung dazu, dass man im
Bedarfsfall in der Lage ist, Erste Hilfe zu leisten. Jeder Mensch ist verpflichtet, die
Menschenleben zu retten, d. h. die Vitalfunktionen erhalten helfen. Um dies zu tun, muss
man in der Ersten Hilfe entsprechend ausgebildet sein. Heutzutage kommt es nicht selten
vor, dass ein Mensch auf der Straße zusammenbricht, beziehungsweise an einem
Straßenunfall teilnimmt. Und nach allgemein bekannten medizinischen Angaben geht es um
jede Minute, (genauer um die ersten 5 bis 7 Minuten), die entscheidet, ob der Verletzte eine
Überlebenschance bekommt oder nicht. Die ersten Minuten entscheiden, ob das Gehirn nicht
irreversibel geschädigt wird, d. h. nicht absterben wird. Es ist also unumgänglich, seitens der
Laienhelfer sofortige Maßnahmen bei der Erste-Hilfe-Leistung zu ergreifen, bevor die
professionellen Ersthelfer am Unfallort eintreffen können. Die ersten Minuten nach dem
Unfall müssen überbrückt werden, bis das professionelle Rettungsteam überhaupt eingreifen
kann. Nach den neuesten medizinischen Erkenntnissen müssen die Laienhelfer nicht mehr die
künstliche Beatmung durchführen, sondern nur die Herzdruckmassage. Die Atmung und der
Blutkreislauf sind nämlich eng miteinander verbunden und bedingen einander.
9.2. Wesen und Ursache der psychosomatischen Störungen
Es gibt eine nicht gerade kleine Gruppe von Patienten, die über körperliche
Beschwerden klagen und trotz wiederholter Versicherungen der Ärzte, dass die Symptome
keinen körperlichen Anhaltspunkt haben, stets neue medizinische Untersuchungen fordern.
Diese Patienten sind trotzdem von einer körperlichen Ursache ihrer Beschwerden überzeugt.
Ärzte stehen dann leidenden Patienten gegenüber, denen sie nur bedingt helfen können und
47
dabei manchmal auch Angst haben, ob sie vielleicht eine verborgene Krankheit nicht
übersehen haben (siehe SAUER, Nina, EICH, Wolfgang, Somatoforme Störungen und
Funktionsstörungen. Deutsches Ärzteblatt 2007; 104(1-2)). In diesem Fall spricht man von
psychosomatischen Störungen, neulich von somatoformen Störungen. „Nach einer
Literaturübersicht über somatoforme Störungen und funktionelle Syndrome […] zeigen sich
in der Behandlung folgende wichtige Erkenntnisse: passive Maßnahmen wie Injektionen und
Operationen sind weniger effektiv als Behandlungen wie Physiotherapie und Psychotherapie,
die die aktive Mitarbeit der Patienten voraussetzen.“ (SAUER, Nina, EICH, Wolfgang, ebenda)
Hier kommt den Hausärzten eine Schlüsselstellung zu, es sind gerade sie, die eine unnötige
Diagnostik verhindern, einen Behandlungsplan des Patienten aufstellen und „dem Patienten
Entspannungstechniken vermitteln“ (SAUER, Nina, EICH, Wolfgang, ebenda) sollen.
„Als somatoforme Störungen werden wiederkehrende körperliche Beschwerden oder
Schmerzen ohne ausreichende organische Erklärung zusammengefasst. Sie treten bei
Kindern und Jugendlichen meist in Form von Kopf-, Bauch- oder Gliederschmerzen, Müdigkeit
und Übelkeit auf. Probleme bei der Alltagsbewältigung (wie häufige Fehlzeiten in der Schule)
sowie komorbide psychische Störungen (vor allem ängstliche und depressive Störungen)
werden häufig beobachtet. Die erkrankten Kinder und Jugendlichen haben ein erhöhtes
Risiko für ernsthafte funktionale Beeinträchtigungen und psychiatrische und somatoforme
Störungen im Erwachsenenalter.“ (HAGENAH, Ulrich, HERPERTZ-DAHLMANN, Beate,
Somatisierungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Deutsches Ärzteblatt 2005; 102(27))
Medizinische Untersuchungen und anschließende Behandlungen dieser Störungen sind jedoch
kostenintensiv. Dabei haben sich – besonders bei Kindern – die individuelle Psychotherapie
und das soziale Kompetenztraining als effizient erwiesen.
9.3. Vor- und Fürsorge von Alterserkrankungen
Zu den Erkrankungen im höheren Alter (manchmal sogar schon ab 40 Jahren)
gehören vor allem Parkinson-Krankheit und Alzheimer-Krankheit. Parkinson-Krankheit ist
ein Oberbegriff für mehrere Erkrankungen mit Grundsymptomen wie Rigor (Muskelstarre),
Ruhetremor (Zittern im Ruhestand) und instabile Körperhaltung. Diese Krankheit (=Morbus
Parkinson) hat keine bekannte Ursache, kennzeichnend dafür ist das Absterben von
Nervenzellen in einer Struktur im Mittelhirn mit dem Botenstoff Dopamin.
1901 wurde die Alzheimer-Krankheit (AK; bekannt unter der lateinischen
Bezeichnung Morbus Alzheimer) vom deutschen Arzt Alois Alzheimer als eine
neurodegenerative Erkrankung beschrieben. Sie tritt bei Personen über dem 65. Lebensjahr
auf und greift besonders in letzten Jahren immer mehr um sich, sodass sie – auch in
Tschechien – zu einem bedeutenden Sozialphänomen wird. Weltweit leiden an ihrer
häufigsten Form etwa 60 Prozent von 24 Millionen der Demenzkranken. Die Ursache dieser
Krankheit ist bis heute nicht ganz geklärt, zu einem großen Teil ist sie allerdings genetisch
bedingt. Die Alzheimer-Krankheit ist bis heute leider nicht behandelbar.
48
Vokabeln
der Arzt (-es, “-e) – lékař
die Beschwerde (-, -n) – obtíž, potíž; stížnost
behandelbar – léčitelný
die Behandlung (-, -en) – ošetření, léčení
das Gerüst (-s, -e) – konstrukce, kostra; lešení
das Kreuzbein (-s, 0) – křížová kost
das Brustbein (-s, 0) – hrudní kost
das Becken (-s, -) – pánev
die Atmung (-, 0) – dýchání
der Rettungsdienst (-es, -e) – záchranná služba
die Erste-Hilfe-Leistung (-, 0) – poskytnutí první pomoci
der Verletzte (-n, -n) – zraněný
unumgänglich – nezbytný, nezbytně
der Brustkorb (-s, “-e) – hrudní koš
der Beckengürtel (-s, -) – pánevní pletenec
bestehen (a, h. a) aus etw. – skládat se z čeho
das Alter (-s, 0) – věk, stáří
leiden an (litt, h. i) – trpět čím
besonders – obzvlášť
die Alzheimer-Krankheit (-, 0) – Alzheimerova nemoc
das Mittelhirn (-s, 0) – střední mozek
das Grundsymptom (-s, -e) – základní symptom/příznak
die Körperhaltung (-, -en) – držení těla
das Absterben (-s, 0) – odumírání, odumření
die Muskelstarre (-, 0) – svalová ztuhlost/strnulost
auftreten (tritt, i. e) – objevit se, objevovat se
beeinträchtigen – omezit, omezovat
ernsthaft – vážný, vážně
beobachten – pozorovat
die Bezeichnung (-, -en) – označení
der Bauchschmerz (-es, -en) – bolest břicha
der Jugendliche (-n, -n) – mladý, mladistvý
ausreichend – dostatečný, dostatečně
der Anhaltspunkt (-es, -e) – opora, záchytný bod
bedeutend – významný, významně
geklärt – objasněný
anschließend – návazný, návazně
die Fürsorge (-, 0) – péče
effizient – účinný, účinně; efektivní, efektivně
der Beckengürtel (-s, 0) – pletenec pánevní
nicht gerade klein – ne právě malý
der Finger (-s, -) – prst (u ruky)
bedingt - podmíněný, podmíněně
der Nacken (-s, 0) – šíje, týl, vaz
das Gesäß (-es, 0) – zadek, hýždě
die Lende (-, -n) – bedro, kyčle
die Elle (-, -n) – kost loketní
die Entspannungstechnik (-, -en) – relaxační technika
der Hausarzt (-es, “-e) – domácí/rodinný lékař
das Handgelenk (-s, -e) – zápěstí, zápěstní kloub
der Knöchel (-s, -) – kotník
die Ferse (-, -n) – pata
die Schläfe (-, -n) – spánek (tj. místo na lebce)
Maßnahmen ergreifen – učinit opatření
49
das Lebensjahr (-es, -e) – rok života
das Skelett (-s, -e) – kostra
die Untersuchung (-, -en) – prohlídka, vyšetření
das Skelett (-s, -e) – kostra
der Schädel (-s, -) – lebka
das Steißbein (-s, 0) – kostrč
der Röhrenknochen (-s, -) – dlouhá kost
der Körper (-s, -) – tělo
das Bewusstsein (-s, 0) – vědomí
das Rettungsteam (-s, -s) – tým záchranářů
irreversibel geschädigt – nezvratně poškozen
der Unfall (-s, “-e) – úraz, nehoda
zusammenbrechen (a, i. o) – zhroutit se, zkolabovat
die Wirbelsäule (-, 0) – páteř
die Rippe (-, -n) – žebro
gehören – patřit
die Parkinson-Krankheit (-, 0) – Parkinsonova choroba
die Ursache (-, -n) – příčina
manchmal – někdy, mnohdy, leckdy
zum großen Teil – z velké části
die Nervenzelle (-, -n) – nervová buňka
zittern – třást se
um sich greifen – šířit se, rozmáhat se
der Ruhestand (-s, 0) – klid, klidový stav
der Oberbegriff (-s, -e) – nadřazený pojem
die Störung (-, -en) – porucha
kostenintensiv – nákladný, nákladně
die Untersuchung (-, -en) – výzkum; prohlídka
das Erwachsenenalter (-s, 0) – dospělý věk, dospělost
die Müdigkeit (-, -en) – únava
die Übelkeit (-, -en) – nevolnost
der Gliederschmerz (-es, -en) – bolest údů/končetin
die Versicherung (-, -en) – ujištění; pojištění
fordern – požadovat, vyžadovat
zusammenfassen – shrnout
somatoform – somatoformní
voraussetzen – předpokládat
vermitteln – zprostředkovat
überzeugt – přesvědčený, přesvědčeně
platt – plochý
das Schienbein (-s, -e) – kost holenní
das Wadenbein (-s, -e) – kost lýtková
die Speiche (-, -n) – kost vřetenní
die Wange (-, -n) – tvář
die Handwurzel (-, -n) – zápěstí
die Leiste (-, -n) – tříslo, slabina
der Nabel (-s, -) – pupek
die Schlüsselstellung (-, 0) – klíčové postavení
der Unterbauch (-s, 0) – podbřišek
der Rücken (-s, 0) – záda
die Schulter (-, -n) – rameno
das Schulterblatt (-es, “-er) – lopatka
die Vitalfunktion (-,-en) – vitální funkce, životní funkce
die Herzdruckmasage (-, 0) – tlaková masáž srdce
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
In welche Teile gliedert sich der menschliche Körper?
Welche Arten von Knochen unterscheidet man?
Was versteht man unter psychosomatischen (somatoformen) Störungen?
Welche zwei wichtigsten Alterserkrankungen gibt es?
Übungen
1. Übersetzen Sie die Sätze ins Deutsche
(1) Tato nemoc není dosud léčitelná. – (2) Alzheimerovou nemocí trpí stále více osob nad
65 let věku. – (3) Příznačné pro Parkinsonovu nemoc je odumírání nervových buněk ve
středním mozku. – (4) Medicínské výzkumy těchto poruch jsou velmi nákladné. – (5) Jde o
poměrně velkou skupinu pacientů, kteří si stěžují na tyto zdravotní problémy. – (6) V tomto
případě, kdy neexistují tělesné příčiny onemocnění, se mluví o psychosomatických poruchách,
nejnověji nazývaných somatoformní poruchy. – (7) Alzheimerova nemoc se v poslední době
stává celoevropsky významným sociálním fenoménem. – (8) Úspěšné léčení somatoformních
poruch obzvlášť vyžaduje dobrou spolupráci pacienta s lékařem. – (9) Alzheimerova nemoc,
jejíž příčina není dodnes známa, je z velké části geneticky podmíněna.
2. Setzen Sie die passenden Wörter sinngemäß ein
Krankenvorsorge – Betreuung – Gesundheitsvorsorge – Versorgung – Fürsorge – Jugendhilfe
– Pflege – Jugendfürsorge – Gesundheitsfürsorge
(1) Um den Alterserkrankungen vorzubeugen, muss man die richtigen Maßnahmen im
Bereich der ………………………. treffen. (2) Kinder haben Anspruch auf eine angemessene
…………………….., die für ihr Wohlergehen notwendig sind. (3) Bettlägerige Senioren
bedürfen einer ständigen ……………………… in entsprechenden Altenheimen. (4) Eltern sind
für die …………………………….. ihrer Kinder verantwortlich. (5) Die sichtlich gestörte Jugend
bedarf der fachgemäßen ……………………. (6) Die richtige ……………………… der Kinder in der
Schule wird als selbstverständlich vorausgesetzt. (7) Die gesundheitliche Prophylaxe kann
anders als ………………………………….. bezeichnet werden. (8) Die Lebensqualität eines jeden
Menschen wird durch die richtige ……………………………….. mitbestimmt. (9) Es ist
erforderlich, den bedürftigen Personen eine komplette ärztliche …………………………. zu
gewähren.
50
10.Gesundheitsfürsorge und Krankenhauspflege. Krankheitsverhütung
10.1 Gesundheitsvorsorge
Die beste und wirtschaftlich günstigste Gesundheitsfürsorge ist natürlich die
Krankheitsvorbeugung. Man sollte präventiv genug Bewegung und gesunde Ernährung
haben, Sport treiben, den Alkoholkonsum reduzieren und auf Tabakgenuss verzichten. Eine
bedeutende Rolle kommt auch den regelmäßigen Ärztebesuchen zu. Von besonderer
Wichtigkeit ist also die richtige Ernährung: einerseits müssen die richtige Zusammensetzung
und anderseits die entsprechende Energiezufuhr vorhanden sein. Es ist die Aufnahme von
Nährstoffen zu sichern, die der Organismus zum Aufbau des Körpers, zur Erhaltung seiner
Lebensfunktionen und zum Hervorbringen bestimmter Leistungen braucht. Der
Gesamtnährstoffbedarf wird dem Gesamtenergiebedarf gleichgesetzt, da die drei
Hauptnährstoffe – Fette, Kohlenhydrate und Eiweißstoffe – Energie liefern können. Die
Energiezufuhr muss dem tatsächlichen Energiebedarf entsprechen, wobei der Energiebedarf
eines Menschen von Alter, Geschlecht, Körperbau, Arbeitsleistung und Klima abhängig ist.
Dabei soll man womöglich auf fettreiche Nahrung verzichten.
In der Nahrung dürfen Vitamine und Mineralien nicht fehlen, da der Anteil an
Mineralstoffen etwa 4 - 5 % des Körpergewichts beträgt. Da sich die Mineralstoffe an
ständigem Stoffwechsel beteiligen, müssen sie durchgehend ersetzt werden. Vitamine
können nicht im Körper gebildet werden, deshalb müssen sie ihm in der Nahrung zugeführt
werden. Geeignete vitamin- und mineralienreiche Nahrungsmittel sind Obst und Gemüse,
möglichst in rohem Zustand, Innereien, sowie Milch- und Vollkornprodukte.
10.2 Krankenhauspflege
Die Krankenhauspflege wird vollstationär, teilstationär, vorstationär oder
nachstationär und ambulant gewährt. Versicherte haben je nach Bedarf Anspruch auf
stationäre Behandlung in einem zugelassenen Krankenhaus. Die Krankenhausaufnahme
erfolgt unter der Voraussetzung, dass diese nach Prüfung des jeweiligen Krankenhauses
medizinisch erforderlich ist, d. h. dass das Behandlungsziel nicht durch teilstationäre,
vorstationäre oder ambulante Behandlung ersetzt werden kann. Zur Krankenhauspflege
zählen insbesondere die ärztliche Behandlung, Krankenpflege, Versorgung mit Arzneimitteln,
Heil- und Hilfsmitteln sowie Unterkunft und Verpflegung.
Die Behandlung der Versicherten im Krankenhaus und die damit verbundenen Kosten
werden zum großen Teil von deren Krankenversicherung übernommen. In Deutschland
haben außerdem Versicherte ab der Vollendung des 18. Lebensjahres einen Betrag von 10
Euro für jeden Kalendertag als Eigenbeteiligung zu bezahlen. Die Zahlungen erfolgen bis zur
Höchstdauer von 28 Tagen im Kalenderjahr. In Tschechien gilt eine ähnliche Regelung, d. h.
die Versicherten müssen einen Betrag von 100 Kronen pro Kalendertag ihres
Krankenhausaufenthaltes bezahlen, allerdings gibt es bislang keine Einschränkung bezüglich
ihres Lebensalters und der Aufenthaltsdauer. In beiden Ländern gehören Wahlleistungen wie
die besondere Unterbringung in einem Ein-Bett-Zimmer oder Zwei-Bett-Zimmer nicht zum
51
Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung und diese Mehrkosten werden
ebenfalls von Patienten getragen.
10.3 Prävention und Lebenserwartung
Die gesetzliche Krankenversicherung wird als Teil der gesamten Sozialversicherung
betrachtet, die neben der Renten-, Pflege-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung von
Versicherten direkt oder indirekt in Höhe von einem genau festgelegten Prozentsatz des
Arbeitseinkommens regelmäßig bezahlt wird. (mehr über die Krankenversicherung und
Krankenkassen im Kapitel 14)
Da die Lebenserwartung stets steigt – besonders in den Industrieländern – muss
man auch mit einer größeren Nachfrage nach der medizinischen Versorgung rechnen. Je
älter die Menschen werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie an chronischen
Erkrankungen leiden werden. Dabei können die Menschen von ihrem höheren Lebensalter
nur dann profitieren, wenn ihre Lebensqualität nicht abnimmt. Im Gegensatz dazu hat sich
in letzter Zeit der Lebensstil stark negativ geändert. Denn die Menschen sind immer mehr
durch Zivilisationskrankheiten bedroht, d. h. vor allem durch einseitige Ernährung, wenig
Bewegung, Stress, Tabak- und Alkoholgenuss, sodass auch immer mehr Menschen chronisch
krank werden. (hierzu siehe Kapitel 15) Mit dieser Entwicklung kann man natürlich nicht
zufrieden sein, da sie politisch und wirtschaftlich negative Folgen hat.
Aus einer europaweit vorgenommenen Untersuchung hat sich ergeben, dass die EUMitgliedstaaten nur für arbeitsbedingten Stress Folgekosten in Höhe von 20 Mrd. Euro zu
tragen hatten. Allein in Deutschland wird die Behandlung chronischer Krankheiten an HerzKreislauf, Skelett und Muskeln jährlich auf viele Milliarden Euro beziffert (Quelle: Prävention
und Gesundheitsvorsorge, gesundheit.de) Dabei ließen sich diese Kosten nach Einschätzung
von Sachverständigen z. B. durch gezielte Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten etwa
um 7 - 8 Prozent reduzieren.
Deswegen wurde Vorbeugung von Krankheiten in den letzten Jahrzehnten in
Deutschland wie auch in Tschechien zunehmend zum Thema in Gesundheits- und
Sozialpolitik sowie in öffentlicher Diskussion. Krankenkassen kommen mit Bonusprogrammen
und Mediziner erhalten Zusatzausbildungen bezüglich der Prävention.
Bei der Prävention, die in Fachkreisen als Verhaltensprävention bezeichnet wird,
werden meistens 3 Präventionsmaßnahmen getroffen: (1) die universelle Prävention
(richtet sich an die Gesamtbevölkerung oder an Teilgruppen wie Schwangere oder
Jugendliche, (2) die selektive Prävention (richtet sich an Risikoträger, u. a. chronisch
Kranke und Raucher) und (3) die indikative Prävention (für Personen mit riskantem
Verhalten, z. B. Drogensüchtige unter den Jugendlichen).
Der Prävention dienen Aufklärungskampagnen, ferner das Aufdecken von
Krankheiten und deren Behandlung in möglichst frühen Stadien (von besonderer
Bedeutung sind Krebsvorsorgeuntersuchungen). Bei bereits eingetretener Krankheit versucht
man deren Verschlimmerung und Komplikationen zu verhindern. Wichtig dabei sind
Rehabilitationsmaßnahmen.
52
Dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) nach erlebe
Deutschlands Gesundheitssystem in letzter Zeit eine kolapsnahe Situation. Es soll sich eines
der vier teuersten Gesundheitssysteme der Welt leisten, wogegen es in der PflegekraftPatienten-Relation zu den Schlusslichtern Europas (siehe Daten der OECD) zählt. In
Deutschland sei jahrelang Pflegepersonal aus finanziellen Gründen abgebaut worden, sodass
nach Schätzungen von Experten ca. 70 000 Pflegekräfte in den Krankenhäusern fehlten.
Demgegenüber werden nach der Angabe des DBfK Pflegekräfte schlecht bezahlt und die
Sicherheit der Patienten in den Kliniken somit aufs Spiel gesetzt. Zugleich sei genug Geld für
die Erhöhung der Anzahl der Klinikärzte um fast 30 %, für die Bezahlung überproportionaler
Tarifzuwächse der Ärzte sowie unreguliert hoher Preise für Arzneimittel vorhanden gewesen.
(siehe Pressemitteilung des DBfK vom 19.05.2010 )
Vokabeln
die Aufklärungskampagne (-, -n) – osvětové kampaně
ferner – dále
der Krebs (-es, -e) – rak; rakovina
eintreten (a, i. e) – vstoupit, nastoupit; vyskytnout se
bereits – už
der Drogensüchtige (-n, -n) – závislý na drogách
die Gesamtbevölkerung (-, 0) – veškeré obyvatelstvo
das Jahrzehnt (-s, -e) – desetiletí
dienen – sloužit
erhalten (ie, h. a) – obdržet
der Mediziner (-s, -) – lékař, medik
der Muskel (-s, -n) – sval
öffentlich – veřejný, veřejně
das Arbeitseinkommen (-s, -) – pracovní příjem
die Krankenversicherung (-, 0) – zdravotní pojištění
festlegen – stanovit
bedrohen – ohrozit, ohrožovat
die Bewegung (-, -en) – hnutí, pohyb
das Lebensalter (-s, 0) – životní věk
die Aufenthaltsdauer (-, 0) – trvání pobytu
bezüglich – ohledně, ve vztahu k
erfolgen – udát se, proběhnout
außerdem – kromě toho
deswegen – proto
abnehmen (a, h. o) – ubývat, odnímat
stationäre Behandlung – stacionární ošetření/péče
kolapsnah – blízký kolapsu
das Aufdecken (-s, 0) – odhalení
das Stadium (-s, Stadien) – stadium
verhindern – zabránit
von besonderer Bedeutung – zvláštního významu
die Vorsorgeuntersuchung (-, -en) – preventivní
prohlídka/vyšetření
die Schwangere (-n, -n) – těhotná
zunehmend – rostoucí měrou
der Raucher (-s, -) – kuřák
die Zusatzausbildung (-,0) – dodatečné vzdělá(vá)ní
die Verschlimmerung (-, -en) – zhoršení
die Folgekosten – následné výdaje
der Risikoträger (-s, -) – nositel rizika
der Prozentsatz (-es, 0) – procentní sazba
regelmäßig – pravidelný, pravidelně
sich vornehmen (a, h.o) – usmyslit, předsevzít (si)
die Krankenkasse (-, -n) – zdravotní pojišťovna
die Krankenhauspflege (-, 0) - nemocniční péče
die Einschränkung (-, -en) – omezení
gewähren – poskytnout
sich richten an – směřovat k
die Krankenhausaufnahme (-, 0) – přijetí do
nemocnice
stets – stále
steigen (ie, i. ie) – stoupat
zugelassen – připuštěný; schválený
Beantworten Sie folgende Fragen
(1) Welche Arten der Krankenhauspflege werden gewährt?
(2) Wie viel müssen Krankenversischerte in Deutschland für den Aufenthalt im
Krankenhaus pro Tag bezahlen?
(3) Worauf wird in letzter Zeit sowohl in Deutschland als auch in Tschechien der größte
Wert gelegt?
(4) Welche Arten von Prävention werden verfolgt?
(5) Wie sieht die heutige Lage des Gesundheitswesens in Deutschland aus?
53
Übungen
1. Bilden Sie die richtigen Verbformen
(1) Die Behandlung der Versicherten im Krankenhaus und die damit (verbinden) Kosten
werden zum großen Teil von deren Krankenversicherung (übernehmen). – (2) Bei der
Prävention, die in Fachkreisen als Verhaltensprävention (bezeichnen) wird, werden meistens
drei Präventionsmaßnahmen (treffen). – (3) Im Gegensatz dazu hat sich in letzter Zeit der
Lebensstil stark negativ (ändern). – (4) Die Krankenhauspflege wird vollstationär,
teilstationär, vorstationär oder nachstationär und ambulant (gewähren). – (5) Allein in
Deutschland wird die Behandlung chronischer Krankheiten an Herz-Kreislauf, Skelett und
Muskeln jährlich auf viele Milliarden Euro (beziffern).
2. Führen Sie Synonyme zu den fettgedruckten Ausdrücken an
den Lebensstil stark negativ beeinflussen –
allein in Deutschland –
Präventionsmaßnahmen treffen –
die Kosten zum großen Teil übernehmen –
die Pflege ist kostenintensiv –
mit der medizinischen Versorgung rechnen –
Behandlung des chronisch kranken Patienten –
der Kranke hat sich gebessert –
alles war bereits vorbereitet –
es wurde lediglich eine Grundinformation angeführt –
11. Behindertenfürsorge
Wenn man von Behinderung spricht, meint man „die dauerhafte und gravierende
Beeinträchtigung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Teilhabe einer Person,
verursacht durch das Zusammenspiel ungünstiger Umweltfaktoren (Barrieren) und solcher
Eigenschaften der behinderten Person, die die Überwindung der Barrieren erschweren oder
unmöglich machen.“ (Wikipedia) Behinderung kann durch mehrere Faktoren, sowohl übliche
Gegenstände oder andere Umweltfaktoren (Treppen, Engstellen, Bordsteine und nicht
barrierefreie Zugänge) als auch soziale Umstände verursacht oder beeinflusst werden. Hinzu
kommen selbstverständlich auch individuell-beeinträchtigende Merkmale des betroffenen
Menschen wie dauerhaft veränderte körperliche Fähigkeiten und/ oder körperliche und
psychische Krankheiten.
Es lassen sich prinzipiell folgende Kategorien der Behinderung aufzählen:
(a) körperliche Behinderung
(b) Sinnesbehinderung (Blindheit, Taubblindheit, Gehörlosigkeit, Schwerhörigkeit)
54
(c) Sprachbehinderung
(d) Lernbehinderung
(e) psychische/ geistige Behinderung
Personenbezogen unterscheidet man erworbene und angeborene Behinderungen.
(A) angeborene (chromosomal, pränatal)
(B) erworbene wie körperliche Schädigungen (perinatal, durch Unfall, Krankheit, Krieg
und Alterungsprozesse)
Aus solchen Behinderungen können sich gesellschaftliche, einschließlich
Kommunikationsbarrieren ergeben, die die heutige Gesellschaft – besonders im Rahmen der
Europäischen Union – auf verschiedene Weise und durch verschiedene Mittel abzuschaffen
versucht. Auf der anderen Seite können auch die Stimmen nicht überhört werden, die
beispielsweise bei Gehörlosen oder Autisten ihren Zustand als eigene Kultur erklären und die
Versuche seitens der „normalen“ Mehrheit, ihnen zu helfen, als Ethnozid einstufen. (siehe
Behinderung, Wikipedia) Es wird seit 2005 der Autistic Pride Day am 18. Juni alljährlich
veranstaltet. Man kann auch nicht außer Acht lassen, dass es in den letzten Jahren eine
Diskussion gibt, die sich mit dem richtigen Sprachgebrauch beschäftigt.
Die Frage der richtigen Terminwahl hängt mit der sog. politischen Korrektheit
zusammen. Diese ist keinesfalls eine „Errungenschaft“ der Gegenwart, weil ihre Grundsätze
mindestens seit dem Mittelalter gelten, z. B. bei dem herausragenden Theologen,
Philosophen und Philologen Erasmus von Rotterdam (1465 – 1536), allerdings unter der
Bezeichnung Höflichkeit. Über die Behinderung meint er, dass es nicht menschlich ist,
„einen Einäugigen einäugig, einen Hinkenden hinkend und einen Schielenden schielend zu
nennen.“ Bei allen Versuchen um eine angemessene Bezeichnung sollte man
nichtsdestoweniger nicht vergessen, dass es sich dabei um kein Wortspiel handeln soll,
sondern darum, eine diskriminierende Ausgrenzung zu vermeiden. Die Fachbegriffe müssen
einige Zeit lang stabil bleiben, weil sie sonst ihre Hauptfunktion nicht erfüllen können. Es
mag beispielsweise dahingestellt sein, ob man den neulich benutzten Ausdruck benachteiligt
im abgeänderten Sinne von behindert tatsächlich braucht.
Die Behindertenintegration ist heutzutage in allen EU-Ländern zum Ziel der
Sozialpolitik geworden, obwohl es bestimmt auch hier Unterschiede von Land zu Land gibt
und wahrscheinlich geben wird. In den neu beigetretenen EU-Ländern sind noch nicht genug
barrierefreie Zugänge zu finden und es gibt auch mehrere Probleme bei der
Beschäftigung der behinderten Personen.
Man organisiert Behindertenhilfe, die Hilfs- und Beratungsangebote für Menschen
mit Behinderungen umfasst. Zu den Leistungsangeboten der Behindertenhilfe zählen neben
der Frühförderung u. a. Beratungsstellen, Sonderschulen, sonder- und heilpädagogische
Kindergärten, spezielle Berufsschulen (Berufsausbildung z. B. für Blinde, Hörgeschädigte
usw.) und Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) sowie Fahrdienste. Diese
Einrichtungen in Deutschland werden von freien Trägern wie Caritas, Diakonisches Werk oder
Selbsthilfeinitiativen betrieben.
55
In Tschechien ist es beispielsweise die Diakonie der Evangelischen Kirche der
Böhmischen Brüder, die mannigfache soziale und medizinische wie auch Bildungsdienste für
Kinder und Erwachsene leistet. Diese sind für geistig und körperlich Behinderte und deren
Familienangehörige bestimmt und schließen auch Personen mit Mehrfachbehinderungen ein.
Die erwähnten Dienste stehen in ambulanten Einrichtungen wie auch in Heimen zur
Verfügung. Es handelt sich besonders um Frühförderung, Förderschulen, Tagespflegedienste,
soziale
Rehabilitation,
Personalassistenz,
sozial-therapeutische
Werkstätten,
familienentlastende Dienste, geschütztes Wohnen, Sozialberatung und Tagesstätten.
Vokabeln
die Behinderung (-, -en) – tělesné postižení
angeboren – vrozený
die Blindheit (-, 0) - slepota
die Gehörlosigkeit (-, 0) - hluchota
die Errungenschaft (-, -en) - výdobytek
körperlich – tělesný, tělesně
psychisch/ geistig – psychický, psychicky
die Mehrfachbehinderung (-, 0)– vícenásobné postižení
sich handeln (um etwas) – jednat se (o něco)
die Frühförderung (-, 0) – raná péče (o děti)
die Förderschule/ Sonderschule (-, 0) – speciální škola
besonders – obzvlášť
die Beratungsstelle (-, -en) – poradna
erworben – získaný
die Höflichkeit (-, 0) – zdvořilost
geschütztes Wohnen – chráněné bydlení
die Einrichtung (-, -en) – zařízení
das Leistungsangebot (-es, -e) – nabídka služeb
beispielsweise – například, příkladně
der Fachbegriff (-es, -e) – odborný pojem
die Beratungsstelle (-, -n) – poradna
beeinträchtigen – omezit
angemessen – přiměřený
sich ergeben – vyplynout
die Selbsthilfeinitiative (-, -n) – svépomocná iniciativa
gravierend – závažný, závažně, značný, značně
einschließen – zahrnovat, zahrnout
die Engstelle (-, -n) – těsné místo
die Sinnesbehinderung (-, 0) – smyslové postižení
die Schädigung (-, -en) – poškození
die Taubblindheit (-, 0) - hluchoslepota
die Schwerhörigkeit (-, 0) – nedoslýchavost
die Sprachbehinderung (-, 0) – řečové postižení
die Lernbehinderung (-, 0) – porucha učení
zur Verfügung stehen – být k dispozici
die Werkstätte (-, -en) – dílna
mannigfach – různorodý
entlasten – odlehčit, ulehčit
geschütztes Wohnen – chráněné bydlení
die Behindertenhilfe (-, 0) – péče o postižené
die Tagesstätte (-, -en) – denní zařízení
der Hauptgrund (-s, “-e) – hlavní důvod
zur Verfügung stehen – být k dispozici
die Sozialberatung (-, 0) – sociální poradenství
freie Träger – nezávislí zřizovatelé
die sozial-therapeutische Werkstätte (-, -n)– sociálně
terapeutická dílna
hinken – kulhat
vermeiden – zabránit
familienentlastende Dienste – rodině ulehčující
služby
wahrscheinlich – pravděpodobný, pravděpodobně
mannigfach – rozmanitý
schielen – šilhat
die Treppe (-, -n) – schod, schodiště
der barrierefreie Zugang – bezbariérový přístup
Beantworten Sie folgende Fragen
(1) Was versteht man unter Behinderung?
(2) Welche Arten der Behinderung unterscheidet man?
(3) Was versteht man unter der politischen Korrektheit?
(4) Welche Formen der Behindertenhilfe gibt es?
56
Übungen
1. Ergänzen Sie die in Wortverbindungen fehlenden Ausdrücke
betrieben – vermeiden – stehen – erfüllen – geleistet – zählen – lassen
(1) Man kann selbstverständlich nicht außer Acht ……………….., dass es in den letzten Jahren
eine Diskussion über den richtigen Sprachgebrauch gibt. (2) Behinderten Personen
……………………… die erwähnten Dienste in ambulanten Einrichtungen wie auch in Heimen zur
Verfügung. (3) In der Diakonie der Evangelischen Kirche werden mannigfache soziale und
medizinische wie auch Bildungsdienste für Kinder und Erwachsene ……………………….........
(4) Diese Einrichtungen in Deutschland werden von freien Trägern wie Caritas, Diakonisches
Werk oder Selbsthilfeinitiativen ………………………. (5) Zu den Leistungsangeboten der
Behindertenhilfe …………………….. neben den Beratungsstellen auch Sonderschulen, sonderund heilpädagogische Kindergärten, spezielle Berufsschulen und Werkstätten für behinderte
Menschen. (6) Bei den Versuchen um angemessene Bezeichnung sollte man nicht
vergessen, dass es sich dabei um kein Wortspiel handeln soll, sondern darum, eine
diskriminierende Ausgrenzung zu ………………………………. (7) Die Fachbegriffe müssen einige
Zeit lang stabil bleiben, weil sie sonst ihre Hauptfunktion nicht …………………………. können.
2.Bilden Sie Adjektive/Adverbien mit folgenden Wortteilen und übersetzen Sie sie
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------los, -frei, -sam, -ig, -lich, -arm, -reich,
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------gehörkaloriensprachwirkalkoholfettarbeitzahl-
hilf-
weg-
barriere-
bewusst-
zugäng-
12. Sozialarbeit und Sozialleistungen
12.1. Wesen der Sozialabeit
Sozialarbeit lässt sich als professionelle Betreuung von hilfsbedürftigen Personen
definieren. „Sozialarbeit und Sozialpädagogik beschäftigen sich u. a. mit vernachlässigten und
missbrauchten Kindern, mit Menschen in psychosozialen Problemsituationen, mit der
Eingliederung von körperlich und geistig Behinderten in die Gesellschaft, mit der
Wiedereingliederung nach Straffälligkeit, mit Problemen des Alterns, mit Menschen in
materieller Not sowie mit Wohnungslosen und Nichtsesshaften.“ (Microsoft® Encarta®
Online-Enzyklopädie 2009)
57
Zielgruppen in der Sozialarbeit sind Einzelpersonen oder Familien. Die Sozialarbeit
findet u. a. in Familienberatungsstellen, psychiatrischen Einrichtungen sowie Drogenkliniken
statt. Nach der Erfassung des Problems bieten Sozialarbeiter bei der Überwindung der
Probleme ihrer Klienten Direkthilfe oder Hilfe bei der Suche nach geeigneter
Unterstützung. In den letzten Jahren haben sich die Arbeitsbereiche der Sozialarbeiter
zunehmend spezialisiert, wobei man nicht nur den Hilfsbedürftigen zu helfen bestrebt ist,
sondern auch im allgemeinen Interesse der ganzen Gesellschaft handelt. Anders gesagt, man
ist bemüht nicht nur die Folgen, sondern auch die allgemeinen Ursachen zu beseitigen. In
Krankenhäusern oder anderen therapeutischen Einrichtungen wird häufig Sozialarbeit in
Form von Gruppenarbeit durchgeführt.
„Sozialarbeit wird hauptsächlich von öffentlichen Stellen, aber auch von privaten,
meist von kirchlichen Organisationen und Wohlfahrtsverbänden durchgeführt. Zu diesen
zählen u. a. Stellen für missbrauchte und vernachlässigte Kinder, die Betreuung in
Waisenheimen, Einrichtungen für Kinder und Ausbildungsstätten für Jugendliche sowie
Einrichtungen der Altenpflege. Andere Gelder fließen in die Sozialarbeit in psychiatrischen
Kliniken und psychologischen Beratungsstellen, in Programme zur Wiedereingliederung von
ehemaligen Drogenabhängigen und Programme zur Förderung von Beziehungen zwischen
verschiedenen Gruppen.“ (Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie)
Was die Ausbildung betrifft, entstanden die ersten Ausbildungsgänge zur
Wohlfahrtspflege erst Anfang des 20. Jahrhunderts; 1971 wurden die Fachhochschulen
gegründet, sodass zur Professionalisierung der Sozialarbeit kommen konnte. Seitdem wird für
die Ausübung der Sozialarbeit ein Fachhochschulabschluss, heutzutage auch ein
gleichwertiger Abschluss und eine zusätzliche praktische Ausbildung verlangt. Der
Schwerpunkt einer solchen Einarbeitung liegt dabei in der soziologischen Analyse
gesellschaftlicher Probleme einschl. juristischer und psychologischer Fragen.
Sozialleistungen kann man als finanzielle Aufwendungen seitens des Staates und der
öffentlich-rechtlichen Körperschaften definieren, die das soziale Netz im jeweiligen Land
finanzieren und der sozialen Sicherung dienen. Diese Leistungen umfassen u. a. die
öffentliche Sozialversicherung (einschl. der Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und
Unfallversicherung), die Sozialhilfe, Fürsorgeerziehung und Jugendhilfe, Kinder- und
Elterngeld sowie die Kriegs- und Kriegsfolgeleistungen. Die Sozialversicherung deckt auch die
Invaliditäts- und Teilinvaliditätsrente sowie die Witwen- und Waisenrente. Ferner gibt es
staatliche Sozialhilfe, die u. a. Zahlungen von Pflegegeld, Wohngeld, Sozialzuschüssen
(für Familien mit einem niedrigen Einkommen), Hilfe zum Lebensunterhalt, Geburtsgeld
(einmalige Gabe für die Frau nach der Entbindung) und Bestattungsgeld leistet.
Unter Fürsorgeerziehung versteht man „öffentliche Erziehung in einer fremden Familie
oder einem Heim, die an die Stelle der Erziehung der Personensorgeberechtigten tritt, wenn
ein noch nicht 17-jähriger Minderjähriger zu verwahrlosen droht oder verwahrlost ist und
andere Erziehungsmaßnahmen wie Erziehungsbeistandschaft (Erziehungsbeistand) und
Freiwillige Erziehungshilfe versagen.“ (Rechtslexikon24.net)
Zu den Sozialleistungen (obwohl sie heute wegen unklarer Rechtsregelung immer
noch zum Teil umstritten bleiben) können auch Einrichtungen gezählt werden, die als
Rettung für ungewollt geborene (oder erst später als solche empfundene) Kinder gedacht
58
sind. Diese Einrichtung wird Babyklappe (auch Babynest oder Babyfenster) genannt und
gilt als möglicher sicherer Abgabeplatz für Neugeborene durch deren Mütter oder Personen in
Not. Dadurch wird gesichert, dass das Kind anonym in die Obhut einer zuständigen
Institution kommt. Babyklappen werden gewöhnlich von wohltätigen – privaten und
kirchlichen – Organisationen sowie von Krankenhäusern eingerichtet und betrieben.
Die Babyklappen können mehrere Jahrhunderte zurückverfolgt werden: Eine der
ältesten Babyklappen ist noch heute am Vatikanischen Hospital Santo Spirito zu sehen. Von
Papst Innozenz III. wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts erstmals angeordnet, dass an
den Pforten der damaligen Findelhäuser sogenannte Drehladen angebracht wurden. Diese
Einrichtung sollte die Tötung unehelich geborener Kinder verhindern. 2006 wurde nach etwa
900 Jahren die vatikanische Babyklappe am Santo Spirito-Krankenhaus durch eine moderne
ersetzt.
Diese auf solche Weise geretteten sogenannten Findelkinder wurden schon vor vielen
Jahrhunderten in Findelhäusern und Waisenhäusern aufgenommen. Unter Waisenhaus
hat man früher ein Erziehungsheim für Voll- und Halbwaisen (vorwiegend für altere Kinder)
verstanden. In der heutigen Zeit wurden die Aufgaben der Waisenhäuser vor allem durch
Kinder- und Jugenddörfer (SOS-Kinderdörfer) übernommen, zum Teil werden Waisen
Pflegefamilien anvertraut. In den Findelhäusern wurden Kinder der Unterschicht und
Säuglinge anonym eingeliefert.
Seit 1999 wird in Deutschland die Möglichkeit einer anonymen Kindesabgabe von den
kirchlichen und freien Trägern der Schwangeren-, Kinder- und Jugendhilfe angeboten; in
deutschen Krankenhäusern werden ebenfalls anonyme Geburten ermöglicht. Dabei erfolgt
die Entbindung unter ärztlicher Aufsicht, jedoch ohne persönliche Angaben; in Tschechien
verfährt man auf die gleiche Weise.
Bis zum Jahr 2009 sind in Deutschland an die 98 Babyklappen errichtet worden, die
das Leben von 209 Kindern gerettet haben. In Österreich gibt es Babyklappen zurzeit in Wien
und anderen 11 Städten. In Frankreich wurden sie von Napoleon in 1811 errichtet, in der
Schweiz findet man eine Babyklappe in Einsiedeln. Bis 2010 sind in Tschechien 39
Babyfenster durch private Initiative errichtet worden. Von anderen Ländern ist die Rechtslage
in Großbritannien erwähnenswert, wo es Babyklappen (auf Englisch baby hatches) nicht gibt
und diese dort als illegal gelten. Eine Mutter, die ein Kind im Alter unter zwei Jahren in
Großbritannien aussetzt, kann bis zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt werden. In Japan
wurde die Errichtung einer Babyklappe nach großen Diskussionen dem katholischen Jikei
Hospital in Kumamoto in 2007 genehmigt.
12.1 Globale Träger von sozialen Diensten
Soziale Dienste werden in Deutschland im Allgemeinen von (1) öffentlichen
Trägern, (2) freien Wohlfahrtsverbänden und (3) internationalen Organisationen
geleistet. Zu den öffentlichen Trägern gehören örtliche Träger wie Gemeinden, Städte und
Kreise, desweiteren Sozialstationen, Hospize und Selbsthilfegruppierungen. Unter freien
Wohlfahrtsverbänden befinden sich religiöse und nichtreligiöse Verbände sowie
59
Organisationen für Notfälle. Dabei manche der unter (2) angeführten Organisationen sind
auch international tätig.
Zu den internationalen Organisationen zählen vor allem die 5 deutschlandweit
führenden „Sozialmultis“ (= zentrale Großverbände): 1. Deutscher Caritasverband, 2.
Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche, 3. Paritätischer Wohlfahrtsverband, 4.
Arbeiterwohlfahrt und 5. Deutsches Rotes Kreuz. (Quelle: Wohlfahrtsverbände in
Deutschland. Köln 2004)
Weltweit verbreitet ist der Deutsche Caritasverband (siehe Kapitel 1.2). Der
Caritasverband wurde in 1897 als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege innerhalb der
katholischen Kirche gegründet und kooperiert eng mit anderen Trägern der Wohlfahrtspflege.
Die Caritas betreibt neben Sozialstationen auch Tageseinrichtungen für Kinder,
Krankenhäuser, Altenheime, Kinder- und Jugendheime sowie Mütterzentren. Der
Caritasverband bietet Ehe-, Erziehungs- und Lebenberatung an und betreibt Beratungsstellen
für alte und behinderte Menschen, für Sucht- und Aidskranke sowie für Arbeitslose und
Ausländer. Alle Dienstleistungen sind natürlich für alle Bedürftigen abgesehen von deren
Bekenntnis bestimmt.
Das Diakonische Werk (DW; siehe Kapitel 1.2) ist ein in Deutschland und
Österreich tätiger Wohlfahrtsverband der Evangelischen Kirche (sowie zahlreicher
Freikirchen). Das Diakonische Werk handelt nach dem Selbstverständnis der Diakonie, der
sozialen Arbeit der Evangelischen Kirchen an Menschen aller Altersgruppen unabhängig von
Geschlecht und Religionszugehörigkeit. Es stellt ein Gegenstück zum Deutschen
Caritasverband dar und ist mit mehr als 435.000 hauptamtlichen Mitarbeitern nach der
Caritas der zweitgrößte private Arbeitgeber Deutschlands.
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist ein deutscher Wohlfahrtsverband, der zu den fünf
Spitzenverbänden auf dem Gebiet der Freien Wohlfahrtspflege zählt und mit rund 145.000
hauptamtlichen Mitarbeitern den viertgrößten Arbeitgeber Deutschlands darstellt. Die in 1919
gegründete AWO, heutzutage parteipolitisch und konfessionell unabhängige Hilfsorganisation,
sorgt vor allem für Senioren und Menschen mit Behinderung; sie betreibt unter anderem
psychiatrische Kliniken, Kindereinrichtungen und Beratungsstellen für Migranten. Sie wurde
zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und zu DDR-Zeiten im Osten Deutschlands
nicht zugelassen. Seit der Wiedervereinigung ist die AWO in ganz Deutschland tätig, der Sitz
des Bundesverbandes befindet sich in Berlin.
Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e. V. ist einer
der 5 Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege Deutschlands mit Sitz in Berlin, dessen
Geschichte auf das Jahr 1924 zurückreicht. Selbstverständnis des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes ist es, dass jeder Mensch den gleichen Respekt verdient und gleiche
Chancen haben soll - der Gedanke der „Parität“ gab eben dem Verein seinen Namen. Dieser
Wohlfahrtsverband besteht aus 15 Landesverbänden, die auch anthroposophische
Gemeinschaften und Guttemplerorden umfassen.
Das Internationale Rote Kreuz (IRK). Das IRK wurde in 1863 in Genf von Henry
Dunant als Internationales Komitee vom Roten Kreuz gegründet und ist die älteste
Organisation der Bewegung freiwilliger und privater Hilfsorganisationen, die neben dem
60
Heiligen Stuhl und dem Souveränen Malteser-Ritterorden eines der wenigen originären nichtstaatlichen Völkerrechtssubjekte darstellt. Es hat ausschließlich eine humanitäre Mission und
ist auf den Prinzipien der Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit aufgebaut. Als
solche tritt sie für den Schutz des Lebens und die Würde der Kriegsopfer ein.
1919 ist die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften
entstanden, die die Kooperation zwischen den nationalen Rotkreuz- und RothalbmondGesellschaften koordiniert. Auf internationaler Ebene steht sie an der Spitze der
Hilfsmissionen nach verschiedenen (jedoch nicht kriegsbedingten) Notsituationen,
beispielsweise bei Naturkatastrophen oder Epidemien. Ihre Tätigkeit fördert die Verbreitung
der Genfer Konventionen (Genfer Abkommen). In vielen Ländern ist die Rot-Kreuz-Tätigkeit
an das Blutspendewesen und den Rettungsdienst sowie verschiedene Bereiche der
Sozialarbeit orientiert. Dies gilt natürlich für die einzelnen Rot-Kreuz-Organisationen auf
nationaler Ebene (Tschechisches Rotes Kreuz, Deutsches Rotes Kreuz usw.) und wird auch
mittels der nationalen Organisationen ausgeübt.
Eine andere bedeutende weltweit tätige Hilfsorganisation ist der Souveräne
Malteserorden (mit vollem Namen: Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen
Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta ). Er stellt eine römisch-katholische
Ordensgemeinschaft, die kontinuierlich an den Hospitalorden (auch Johanniterorden
genannt) anknüpft. Völkerrechtlich handelt es sich um ein souveränes, nichtstaatliches
Völkerrechtssubjekt. Die Ursprünge des Malteserordens reichen bis in das Jahr 1045 zurück,
als in Jerusalem ein Hospiz für hilfsbedürftige Pilger errichtet wurde. Im Laufe der
vergangenen rund 900 Jahre sind andere wichtige Aufgaben hinzugekommen. Das Ziel des
Ordens ist auch gegenwärtig, alten Menschen Unterstützung und Beistand, Behinderten,
Flüchtlingen, tödlich Erkrankten (besonders Leprakranken in allen Kontinenten) zu leisten,
egal welcher Religion oder Herkunft sie sind. Dazu ist ein Werk des Malteser Ordens – der
Malteser Hilfsdienst – zuständig.
Das Kolpingwerk ist ein international wirkender Sozialverband mit Sitz in Köln, der
einen der größten Sozialwerke der Katholischen Kirche darstellt. Er trägt den Namen nach
dem katholischen Priester Adolph Kolping (1813 - 1865), der anfangs an vielen Orten in
Deutschland Gesellenvereine gründete. Die schlossen sich dann zu einem Verband
zusammen, der schließlich Kolpingwerk benannt wurde. Kolping International ist dann der
entsprechende internationale Dachverband und Träger von dessen Sozial- und
Entwicklungshilfe (SEK). Er ist in mehr als 60 Ländern der Erde tätig und zählt mehr als 450
tausend Mitglieder weltweit. Schwerpunkt der verbandlichen Arbeit des Kolpingwerkes ist das
Engagement für die Familie, für Mutter und Kind und kontinuierlich auch für Lehrlinge. Das
internationale Ausmaß der verbandlichen Tätigkeit gewinnt stets an Bedeutung. Kolping
International hat den Konsultativstatus beim Europarat.
ADRA (Adventist Development and Relief Agency – deutsch: Adventistische
Entwicklungs- und Katastrophenhilfe) ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation, die Projekte
der Entwicklungszusammenarbeit wie auch der humanitären Hilfe in Katastrophengebieten im
Weltmaßstab durchführt. ADRA wird von der evangelischen Freikirche der Siebenten-TagsAdventisten getragen und hilft allen Menschen unabhängig von deren Weltanschauung. Sie
orientiert sich an Frauen-, Kinder- und Seniorenprojekten, besonders an Wiederaufbau-,
Gesundheits-, Bildungs- und Ernährungsprojekten. Einzelne Länderorganisationen sind im
Dachverband ADRA International vereint.
61
Die in Tschechien tätige Organisation Archa Community ist teilweise, obwohl nur
locker verwandt mit L'Arche (deutsch Die Arche), also der Geistlichen Gemeinschaft, die
1964 von dem Kanadier Jean Vanier und den geistig behinderten Franzosen Philippe Seux
und Raphaël Simi in Frankreich gegründet wurde. Die ursprüngliche Gemeinschaft L'Arche ist
in 36 Ländern auf allen fünf Kontinenten vertreten und kümmert sich um ein Zusammenleben
der geistig behinderten Menschen mit Menschen ohne geistige Behinderung.
Die Salesianer Don Boscos (SDB; offiziell Societas Sancti Francisci Salesii =
Gesellschaft des Heiligen Franz von Sales) ist eine 1859 gegründete Ordensgemeinschaft der
römisch-katholischen Kirche, die zu den Bahnbrechern der pädagogischen Jugendarbeit seit
dem 19. Jahrhundert gehört. Ihr Begründer ist der italienische Priester Johannes Bosco
(1815–1888), allgemein bekannt als Don Bosco. Die Salesianer sind inzwischen nach den
Jesuiten zum zweitgrößten Männerorden geworden.
Die in Tschechien gegründete Organisation Menschen in Not (tschechisch Člověk v
tísni) ist eine Non-Profit-Organisation, die in etwa 40 Ländern der Welt Hilfsprogramme und
Entwicklungsprojekte umsetzt, um Menschenrechte und demokratische Freiheiten wahren zu
helfen. In Tschechien und in der Slowakei sorgt die Organisation für soziale
Integrationsprogramme. Es handelt sich um eine der größten Organisationen dieser Art in
postkommunistischen Ländern Mittelosteuropas.
Terre des hommes (= frz. Erde der Menschlichkeit) wurde 1959 vom Schweizer
Journalisten Edmond Kaiser in Lausanne (Schweiz) als entwicklungspolitisches
Kinderhilfswerk ins Leben gerufen. Eine Inspiration fand der Begründer im gleichnamigen
Buch von Antoine de Saint-Exupéry. Die Gründung erfolgte zur Zeit des Algerienkrieges,
deswegen wurden zuerst algerische Kinder in Flüchtlingslagern versorgt.
Es gibt mehrere Organisationen unter diesem Namen, die sich unabhängig für
Kinderrechte weltweit einsetzen und unter der Gesamtbezeichnung International Federation
terre des hommes (IFTDH) auf diesem Gebiet zusammenarbeiten. Sie kämpfen besonders
gegen Kinderarbeit, Kinderhandel und Kinderprostitution sowie gegen jedwede
Diskriminierung und Missbrauch der Kinder.
Die Heilsarmee mit dem internationalen Hauptquartier in London ist in 1878 in
England gegründete Freikirche mit protestantischer Prägung. Sie zeichnet sich durch ein
starkes soziales Engagement und relativ strenge Organisation nach militärischem Vorbild aus.
Sie definiert sich selbst als „internationale Bewegung und Teil der universalen christlichen
Kirche.“
(Unser
Auftrag.
Homepage
der
Salvation
Army
International
http://www.heilsarmee.de) Schwerpunkt der Tätigkeit der Heilsarmee liegt in der Sozialarbeit
und Verkündigung der christlichen Botschaft, die im Methodismus verwurzelt ist. In den USA
gilt die Heilsarmee als anerkannte Nichtregierungsorganisation, etwa mit dem ArbeiterSamariter-Bund vergleichbar. Sie betreibt z. B. Kinder- und Altenheime, Einrichtungen für
Obdachlose, Schulen und Krankenhäuser sowie einen internationalen Suchdienst nach
vermissten Personen.
Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) ist der Name mehrerer unabhängiger Hilfs- und
Wohlfahrtsorganisationen in einzelnen Ländern. Der Name zeugt vom Ursprung seiner
Dienstleistungen im Bereich der Arbeiter- und Handwerkerselbsthilfe. Es geht historisch um
62
Notfallrettung und Ausbildung in Erster Hilfe. In Deutschland und Österreich werden neben
hauptberuflichen Helfern auch viele Freiwillige und Zivildienstleistende eingesetzt.
Der Weiße Ring (vollständige Bezeichnung WEISSER RING – Gemeinnütziger Verein
zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.) ist eine
eigenständige Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer und ihre Familien, die in mehreren
Ländern Europas tätig ist. Er wurde in 1976 in Mainz gegründet, wo er auch seinen Sitz hat.
Er stellt eine überparteiliche private Bürgerinitiative mit rund 60.000 Mitgliedern und 3.000
ehrenamtlichen HelferInnen dar. Er wird durch Mitgliedsbeiträge und Spenden, sowie
Zuweisungen von Geldbußen finanziert – ohne öffentliche Zuschüsse. Es wurden
Landesverbände auch in Österreich, Luxemburg, in der Schweiz, Ungarn und Tschechien
gegründet, wo Opfern von Verbrechen Unterstützung gewährt wird.
Man hilft den Betroffenen durch persönliche Betreuung nach der Straftat,
Rechtsschutz, Erholungsprogramme in bestimmten Fällen, Beistand im Umgang mit den
Behörden, kostenlose Erstberatung bei einem frei gewählten Anwalt und kostenlose
psychotraumatologische Erstberatung bei seelischen Belastungen infolge einer Straftat.
Inzwischen wurde mehr als 200.000 Kriminalitätsopfern und ihren Angehörigen immateriell
geholfen. Je nach Bedarf kann bedürftigen Opfern und ihren Familien zusätzlich eine
finanzielle Unterstützung gewährt werden. Dieser Verein sorgt ebenfalls für
Kriminalitätsvorbeugung, und zwar durch Verbreitung von Plakaten und Broschüren und
durch Tipps zum Schutz vor Kriminalität.
Vokabeln:
anerkannt – uznaný, uznávaný
der Anwalt (-es, “-e) – právní zástupce, advokát
die Behörde (-,-en) – úřad
der Bahnbrecher (-s, -) – průkopník
bedürftig – potřebný
Deutsches Rotes Kreuz (DRK) – Německý červený kříž
der Bedarf (-s, 0) – potřeba
die Betreuung (-, 0) – péče
christlich – křesťanský, křesťansky
der Dachverband (-es, “-e) – střechový svaz
die Gemeinschaft (-, -en) – společenství
die Geldbuße (-,-en) – peněžitá pokuta
ehrenamtlich – dobrovolný, dobrovolně
gewähren – poskytnout; zajistit
kostenlos – bezúplatný, zdarma
betreiben – provozovat
der Landesverband (-es, “-e) – zemský svaz
die Botschaft (-, -en) – poselství; velvyslanectví
eigenständig – samostatný, samostatně
hauptberuflich – hlavním povoláním, na plný úvazek
der Handwerker (-s, -) – řemeslník
die Heilsarmee (-, 0) – Armáda spásy
das Engagement (-s, 0) – angažovanost
die Gründung (-, 0) – založení
das Kinderhilfswerk (-es, -e) – projekt pomoci
dětem, dobročinnost pro děti
der Konsultativstatus (-, 0) – statut poradce
sich kümmern (um etw.) – starat se
die Menschlichkeit (-, 0) – lidskost
die Not (-,“-e) – nutnost; nouze
die Unterstützung (-, 0) – podpora
vollständig – úplný, úplně
seelisch – duševní
das Opfer (-s, -) – oběť
die Verbreitung (-, 0) – rozšíření
der Schutz (-es, 0) – ochrana
der Verbrecher (-s, -) – zločinec
die Notfallrettung (-, 0) – urgentní
záchrana
der Zivildienst (-es, 0) – civilní služba
wahren – zachovat, hájit, dodržovat
zeugen (von etw.) – svědčit
die Verkündigung (-, -en)– ohlášení,
zvěstování
die Spende (-, -en) – dar
die Straftat (-, -en) – trestný čin
der Suchdienst (-es, 0) – pátrací služba
vergleichbar – srovnatelný
überparteilich – nadstranický, nadstranicky
zusammenarbeiten – spolupracovat
die Zuweisung (-, -en) – přidělení, příděl
der Tipp (-s, -s) – tip
der Umgang (-s, 0) – styk, zacházení
der Rechtsschutz (-es, 0) – právní ochrana
zusätzlich – dodatečný, dodatečně
ehrenamtlich – dobrovolný, dobrovolně
63
militärisch – vojenský, vojensky
die Erstberatung (-, -) – prvotní poradenství
der gemeinnützige Verein – obecně prospěšný spolek
der Begründer (-s, -) – zakladatel
vermisst – pohřešovaný, postrádaný
der Männerorden (-s, -) – mužský řád
anerkannt – uznaný, uznávaný
der Pflegevater (-s, “-er) – pěstoun
das Elterngeld (-es, -er) – rodičovský příspěvek
die Teilinvaliditätsrente (-,0) – částečný invalidní důchod
der Sozialzuschuss (-es, “-e) – sociální příspěvek
das Pflegegeld (-es,0) – opatrovné, příspěvek pro bezmocnost
die Kriegsfolgeleistung (-, -en) – dávky pro válkou postižené
die Jugendhilfe (-, 0) – péče o mládež
der Obdachlose (-n, -n) – bezdomovec
die Belastung (-, -en) – zatížení
die Unterstützung (-, 0) – podpora
eingetragener Verein – zapsané sdružení
der Salesianer (-s, -) – salesián
die Wohlfahrtsorganisation (-,-en) – obecně
prospěšná organizace
das Kindergeld (-es,-er) – přídavek na dítě
die Invaliditätsrente (-,0) – invalidní důchod
das Wohngeld (-es,0) –příspěvek na bydlení
die Witwenrente (-, 0) – vdovský důchod
die Zahlung (-, -en) – platba
die Waisenrente (-, 0) – sirotčí důchod
die Fürsorgeerziehung (-,0)– náhradní péče
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
(7)
Wie lässt sich Sozialarbeit definieren?
Was sind die Ziele und Methoden der Sozialarbeit?
Wozu dienen die Babyklappen und wie lange gibt es sie?
Welche globalen Träger von sozialen Diensten kennen Sie?
Welcher der globalen Träger hat die längste Tradition?
Wo findet man die Anfänge der Sozialdienste?
Wann und warum wurde das Internationale Rote Kreuz gegründet?
Übungen
1. Entscheiden Sie sich für das passende Relativpronomen
(1) Diese Einrichtung wird Babyklappe genannt und gilt als möglicher sicherer Abgabeplatz
für Neugeborene durch (ihre/ deren) Mütter oder Personen in Not. (2) Der Verein wurde in
1976 in Mainz gegründet, wo er auch (seinen/ dessen) Sitz hat. (3) ADRA wird von der
evangelischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen und hilft allen Menschen
unabhängig von (ihrer/ deren) Weltanschauung. (4) Die Gesellenvereine schlossen sich
dann zu einem Verband zusammen, der schließlich Kolpingwerk benannt wurde. Kolping
International ist dann der entsprechende internationale Dachverband und Träger von
(seinen/ dessen) Sozial- und Entwicklungshilfe. (5) Beim Altenheim geht es um eine
Wohneinrichtung zur Betreuung und Pflege alter Menschen, bei (deren/ denen) es eine
geringere Pflegebedürftigkeit gibt.
2. Was bedeuten folgende Abkürzungen
e. V. – eingetragener ……………………
bzw. – ………………………………..weise
z. B. – zum ………………………………….
DRK – Deutsches Rotes ………………..
usw. – und so ……………………………..
etc. – et …………………………………….
GmbH – Gesellschaft mit …………………… Haftung
AG – Aktien……………………………………………………
SEK – Sozial- und …………………………………….hilfe
u. a. – unter ………………………………………………….
KG – Kommandit…………………………………………….
IRK – Internationales ……………………………………..
64
frz. – ………………………………………….
lat. …………………………………………….
SDB – Societas ……………………………
LKW – Last………………………………….
SGB – das Sozialgesetz…………………
OHG – offene ……………………………..
UNO – die Vereinten .…………………..
AWO – Arbeiter………………………………………………
gGmbH …………… Gesellschaft mit .……… Haftung
PKW – Personen……………………………………………..
u. U. – unter …………………………………………………
GG – das Grund………………………………………………
BSHG – das Bundessozial…………………………………
USA – die Vereinten ……………………………………….
13. Sozialfürsorge und Sozialeinrichtungen. Seniorenpflege
13.1 Wohlfahrt und Wohlfahrtspflege
Unter dem Begriff Wohlfahrt „versteht man die Deckung der Grundbedürfnisse eines
Menschen und das Erreichen eines gewissen Lebensstandards“ (Wikipedia). Der
Wohlfahrtsgedanke hat seinen Ursprung in christlichen Ideen der Karitas und Diakonie und
umfasst die planmäßige zum allgemeinen Wohl ausgeübte Sorge für Menschen in Not. Die
Sorge bezieht sich vor allem auf die Gesundheit der Mitmenschen, deren sittliches oder
wirtschaftliches Wohlergehen, bzw. auch auf Einbeziehung deren Erziehung zu besseren
Menschen sowie auf die Vorbeugung vor moralischem oder materiellem Verfall.
Wohlfahrtspflege bedeutet Betreuung von gesundheitlich, wirtschaftlich oder sittlich
gefährdeten sowie Not leidenden Menschen.
Die Wohlfahrtspflege wird planmäßig
vorgenommen – sowohl präventiv als auch auf der Abhilfe-Basis. Die staatliche
Wohlfahrtspflege ist bei Städten und Landkreisen sowie Jugend- und Gesundheitsämtern
konzentriert. Die private Wohlfahrt wird (meist in freiwilliger Einzelbetreuung) von
Verbänden getragen wie der Deutsche Caritasverband e.V., das Diakonische Werk der
evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband e.V.
13.2 Seniorenpflege
Einen Sonderbereich der Sozialfürsorge stellt die Seniorenpflege (Altenpflege) dar.
Im Alter braucht man in der Regel zum Leben etwas anderes als es früher der Fall war.
Wenn der betagte Mensch keine Möglichkeit hat, als Angehöriger einer Großfamilie zu leben
(vgl. im Kapitel 5: das Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser), also kein übliches
Zuhause finden kann oder will, dann gibt es einige Möglichkeiten für die Lösung der
entstandenen Situation. Altenpflege als professionelles Berufsfeld befasst sich mit der
Betreuung und Pflege von betagten Menschen in Institutionen und durch
Organisationsformen wie Hauskrankenpflege, Tageszentrum und Altenheim, Pflegeheim,
Gerontopsychiatrie (unter Umständen auch Palliativstation und stationäres Hospiz).
Altenheim (Seniorenheim) ist ein Sammelbegriff für mehrere Typen einer
institutionalisierten Altenpflege, nämlich für (1) Altenwohnheim, (2) Altenheim (im
engeren Sinne) und (3) Altenpflegeheim. Beim Altenwohnheim liegt das größte Gewicht
auf dem Wohnen, andere Leistungen werden in kleinerem Umfang angeboten. Das Hauptziel
dieser Einrichtung ist die Integration der Bewohners in das soziale Umfeld. Bei diesem Typ
65
handelt es sich in Deutschland entweder um (a) betreutes Wohnen in modernen
Seniorenheimen oder um (b) Vollversorgung in Wohnstiftappartements.
Betreutes Wohnen ist eine geeignete Wohnform für ältere Menschen, die keiner
ständigen Pflege, sondern nur gelegentlicher Hilfe bedürfen. Es handelt sich hierbei um ein
selbstständiges Leben mit kleineren Begleitleistungen. In Wohnstiftappartements kommt für
ihre Bewohner noch Vollversorgung hinzu. Da trifft man sich also mit anderen Senioren
während der Mahlzeiten im Speisesaal zusammen und hat dadurch einen engeren sozialen
Kontakt.
Beim Altenheim geht es um eine Wohneinrichtung zur Betreuung und Pflege alter
Menschen, bei denen es eine geringere Pflegebedürftigkeit gibt. Bei den hier
untergebrachten Personen überwiegt das selbstbestimmte Leben, obwohl Vorhandensein
oder Stufe der Pflegebedürftigkeit allgemein nicht genau festgelegt sind.
Im Pflegeheim werden alte Menschen untergebracht, die eindeutig – meist rund um
die Uhr – pflegebedürftig sind. Die hiesige Langzeitpflege ist für Menschen bestimmt, die
pflegerische Leistungen und ständige Betreuung brauchen und dabei nicht mehr zu Hause
leben können. Dies kommt beispielsweise nach einem Unfall, Schlaganfall oder anderen
schweren Erkrankungen vor.
Bei den hier untergebrachten Senioren ist der Abhängigkeitsgrad von der Versorgung
durch Dritte in der Regel sehr hoch, sodass die stationäre Pflege pflegebedürftiger Menschen
eindeutig im Vordergrund steht. Dazu ist ein ausgebildetes Pflegepersonal zuständig. In
Pflegeheimen – sowie in ambulanten Diensten – sind ausgebildete AltenpflegerInnen,
AltenpflegehelferInnen,
Gesundheitsund
KrankenpflegerInnen
wie
auch
SozialpädagogInnen tätig. Das Ziel der Altenpflege ist es, eine stabile Lebensqualität der
Senioren zu sichern. Da die geistigen, körperlichen und sozialen Fähigkeiten im Alter
abnehmen, gilt es, diese Fähigkeiten bei Betroffenen so gut wie möglich zu erhalten und zu
fördern.
In Tschechien sowie in Deutschland werden pflegebedürftige Personen größtenteils
von Angehörigen oder anderen nahe stehenden Personen zu Hause betreut. Wo dies nicht
oder nicht vollständig moglich ist, übernehmen ambulante Pflegedienste, ggf. auch einzelne
Pflegekräfte auf beruflicher Basis die häusliche Pflege. Etwa bei einem Drittel der
aufwändig zu pflegenden Personen erfolgt eine stationäre Pflege in entsprechenden
Heimtypen. Neben der stationären und häuslichen Pflege wird auch teilstationäre Pflege /
Kurzzeitpflege in Anspruch genommen. Darunter versteht man eine vorübergehende
Unterbringung in einem Heim, damit private Pflegepersonen wegen ihres Urlaubs oder aus
sonstigen Gründen frei gestellt werden können.
Vokabeln
die Wohneinrichtung (-, -en) – zařízení k bydlení
das Altenwohnheim (-es, -e) – dům / domov s
pečovatelskou službou
das Heim (-es, -e) – domov
stationär – stacionární
der Speisesaal (-s, -säle) – jídelna
vollständig – úplně, zcela
das Altenheim (-es, -e) – domov seniorů
die Altenpflege (-, -en) – péče o staré lidi
in Anspruch nehmen – použít; požadovat, nárokovat
der Angehörige (-n, -n) – příslušník
häusliche – domácí
die Mahlzeit (-, -en) – jídlo, doba jídla
die Kurzzeitpflege (-, 0) – krátkodobá péče
66
der Grund (-es, “-e) – základ, půda, pozemek; důvod
auf beruflicher Basis – na profesní bázi
aufwändig – nákladný
die Betreuung (-, 0) – opatrování, zaopatření, péče
das Drittel (-s, -) – třetina
erfolgen – udát se, proběhnout
der Krankenpfleger (-s, -) – zdravotní ošetřovatel
der entsprechende Heimtyp (-s, -en) – odpovídající typ
domova
abnehmen (a, h. o) – ubývat
der Begriff (-es, -e) – pojem
der Krankenpfleger (-s, -) – ošetřovatel nemocných
der Altenpflegehelfer (-s, -) – pomocná ošetřovatelská
síla
die Deckung (-, -en) – krytí, pokrytí
die nahe stehende Person (-, -en) – blízká osoba
es gilt – platí; je třeba, je nutno
die Fähigkeit (-, -en) – schopnost
geistig – duševní, mentální
freistellen – uvolnit, ponechat
hiesig – zdejší
eindeutig – jednoznačný/ě
erhalten – (ie, h. a) – udržet; obdržet
ausgebildet – vzdělaný
die Begleitleistung (-, -en) – doprovodná služba
durch Dritte – třetími osobami, prostřednictvím třetích
osob
genau festgelegt – přesně stanoveno
allgemein – všeobecně
der betagte Mensch (-en, en) – letitý, stařičký
das Berufsfeld (-es, -er) – profesní oblast
die Einbeziehung (-, 0) – zahrnutí
die Erziehung (-, 0) – výchova
zum allgemeinen Wohl – pro všeobecné blaho
umfassen – zahrnovat
christlich – křesťanský, křesťansky
die Vorbeugung (-, 0) – předcházení, prevence
der Papst (-es, “-e) – papež
planmäßig – plánovaný/ě, plánovitý/ě
gering – malý, nepatrný
der Landkreis (-es, -e) – okres, zemský okres
freiwillig – dobrovolný
(der) Hilfe bedürfen – potřebovat, vyžadovat pomoc
das Wohnstiftappartement (-s, -s) – nadační byt
pflegebedürftige Person (-, -en) – potřebné osoby,
osoby vyžadující péči
die Sozialeinrichtung (-, -en) – sociální zařízení
das Pflegepersonal (-s, 0) – ošetřující personál
der Pfleger (-s, -) – ošetřovatel
die Pflegekraft (-, “-e) – ošetřovatel/ka
der Dienst (-es, -e) – služba
das Altenpflegeheim (-es, -e) – domov seniorů
s plným zaopatřením
die Lebensqualität (-, 0) – kvalita života
die Sorge ausüben – vykonávat péči
sichern – zajistit
sodass – takže
der Sozialpädagoge (-n, -n) – sociální pedagog
die Stufe (-, -n) – stupeň
das Vorhandensein (-s, 0) – existence, výskyt
in der Regel – zpravidla
körperlich – tělesný
untergebracht – ubytovaný
rund um die Uhr – nonstop, nepřetržitý/ě
die Langzeitpflege – dlouhodobá péče
zuständig – příslušný, kompetentní
fördern – podporovat
die Vollversorgung (-, 0) – plné zaopatření
selbstständig – samostatný/ě
im Vordergrund – v popředí
gelegentlich – příležitostně
geeignet – vhodný/ě
sich befassen – zabývat se
der Sonderbereich (-s,-e)– zvláštní /speciální oblast
die Wohlfahrt (-,0) – blaho, blahobyt; dobročinnost
Not leiden – trpět nouzí, strádat
der Ursprung (-s, 0) – původ
der Verfall (-s, 0) – rozpad, úpadek
der Wohlfahrtsgedanke (-ns,-n) – myšlenka
blahobytu
der Abhängigkeitsgrad (-es, -e) – stupeň závislosti
sittlich gefährdet – mravně ohrožen
materiell – materiální/ě
die Wohlfahrtspflege (-, 0) – sociální péče
das Gesundheitsamt (-es, “-er) – zdravotní úřad
tätig sein – být činný, působit (kde)
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
Was versteht man unter Wohlfahrtspflege?
Wie wird die Altenpflege organisiert und welche Heimtypen gibt es ?
Was für ein Unterschied besteht zwischen Altenwohnheimen und Pflegeheimen?
Welche Pflegekräfte sind für die jeweiligen Dienstleistungen zuständig?
67
Übungen
1. Übersetzen Sie Bezeichnungen verschiedener Ämter ins Deutsche
Městský úřad – ……………………………….
Úřad pro mládež – ………………………….
Úřad práce – …………………………………..
Finanční úřad – ……………………………….
Úřad vlády – …………………………………..
Obecní úřad – ……………………………………………
Úřad sociální péče – …………………………………..
čestný úřad – …………………………………………….
Úřad spolkového kancléře …………………..........
Památkový úřad ………………………………………..
2. Bilden Sie richtige Sätze
(1) Beim Altenheim – es geht – eine Wohneinrichtung – zu Betreuung und Pflege – alte
Menschen. (2) Bei – ein Drittel – gepflegte Personen – erfolgen – eine stationäre Pflege – in
– entsprechende Heimtypen. (3) Betreutes Wohnen – sein – eine geeignete Wohnform – für
ältere Menschen, die nur – bedürfen – gelegentliche Hilfe. (4) In Tschechien – sowie in
Deutschland – pflegebedürftige Personen – werden – größtenteils von – Angehörige oder
andere nahe stehende Personen – betreuen – zu Hause. (5) Im Alter – man – brauchen –
zum Leben – etwas anderes als – früher – es war – der Fall.
14. Sozialsystem und Sozialhilfe. Aufgabe der Sozialversicherung. System der Krankenkassen
Das Sozialsystem eines Staates fasst die mit Steuer- und Sozialabgaben finanzierten
Absicherungen für die Bevölkerung zusammen. Das Sozialsystem schließt u. a. das
Gesundheitssystem, die Arbeitslosenversicherung und die Rente ein. Die meisten
Sozialsysteme Europas wurden Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt. Obwohl sich zeigt,
dass ein Sozialsystem mit dem Wohlstand der Allgemeinheit im Konkurrenzverhältnis steht
(je besser das Sozialsystem funktioniert, desto schwieriger kann man eine Vollbeschäftigung
erreichen), scheint ein Sozialsystem nötig zu sein, um Kranken, Alten oder Arbeitsunfähigen
zu helfen. Man versucht jedoch die Sozialleistungen zu beschränken und – besonders nach
den letzten Rezessionserscheinungen in der Welt – die verbreitete „Empfängermentalität“
durch einen Umbau des Sozialsystems einzudämmen.
Gesetzliche Grundlage der Sozialversicherung in Deutschland ist das Sozialgesetzbuch (SGB).
Die soziale Vorsorge in Deutschland basiert auf 5 Zweigen der Sozialversicherung. Die
deutsche Sozialversicherung ist gesetzliche Pflichtversicherung zum Schutz vor
Schäden und Einkommensverlusten infolge von Krankheit, Unfall, Alter und Invalidität,
Arbeitslosigkeit und Pflegebedürftigkeit. Sie umfasst also Krankenversicherung (seit
1883), Unfallversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung (seit
1927) und neulich (seit 1995) Pflegeversicherung.
68
Die Grundlagen der Sozialversicherung wurden in Deutschland in den 1880er Jahren
gelegt. Die Versicherung gegen elementare Lebensrisiken führte Reichskanzler Otto von
Bismarck auf Wunsch der Arbeiterbewegung ein. In der Gegenwart zählt die
Sozialversicherung zu Pflichtversicherungen. Jeder Versicherte zahlt die Beitragshöhe bei der
Sozialversicherung, die aus seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit errechnet wird,
während die Leistungen zum Teil unabhängig von der Beitragshöhe gewährt werden
(Solidargemeinschaft). Beiträge zur Sozialversicherung werden also von Arbeitgebern,
Arbeitnehmern und Selbstständigen (Gewerbetreibenden und Privatunternehmern) gezahlt.
Sowohl in Tschechien als auch in Deutschland zahlt jeder gesetzlich Versicherte einen
festen Prozentsatz seines Bruttoarbeitseinkommens an die Sozialversicherung. Arbeitnehmer
führen ihren Beitrag nicht selbst ab, sondern es ist der Arbeitgeber, der anhand des
Bruttogehalts den Beitrag für die Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung
berechnet. Die Hälfte des Betrages behält er als Arbeitnehmeranteil vom Gehalt ein, um ihn
zusammen mit dem von ihm zu bezahlenden Arbeitgeberanteil an den
Sozialversicherungsträger zu entrichten. Die Beiträge zur Unfallversicherung werden nur vom
Arbeitgeber getragen.
Für jeden oben genannten Versicherungszweig gibt es konkrete Träger. Träger der
gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland sind Allgemeine Ortskrankenkassen
(AOK), Ersatzkrankenkassen (EK), Betriebskrankenkassen (BKK), Innungskrankenkassen
(IKK), und die knappschaftliche Krankenkasse (Knappschaft).
In Tschechien gibt es 11 Krankenkassen, u. a. sind es Allgemeine Krankenkasse
(VZP), Krankenkasse für Angestellte im Bankwesen, Versicherungswesen und Bauwesen ,
Krankenkasse des Innenministeriums , Revierknappschaftskrankenkasse, Militärkrankenkasse,
Tschechische Industriekrankenkasse, METAL-ALIANCE-Krankenkasse, Krankenkasse für
ŠKODA-Angestellte und Media-Krankenkasse.
Träger der gesetzlichen Rentenversicherung ist seit 2005 die Deutsche
Rentenversicherung (unter diesem Namen sind Landesversicherungsanstalten (LVA) und
Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) zusammengeschlossen worden), Träger der
Arbeitslosenversicherung ist die Bundesagentur für Arbeit, für gesetzliche Unfallversicherung
sind es Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungskassen, und schließlich sind es
Pflegekassen (mitbetreut von der Krankenkasse), die für gesetzliche Pflegeversicherung
zuständig sind.
Versicherungspflichtige im Bereich der gesetzlichen Versicherung sind im Prinzip alle
gegen Entgelt beschäftigten Arbeitnehmer, Auszubildenden, Studenten sowie Wehr- und
Zivildienstleistenden, bei der Rentenversicherung auch noch die in die Handwerksrolle
eingetragenen Handwerker. Die Krankenkassen sorgen auch für Krankheitsverhütung,
deshalb werden von ihnen auch präventive Untersuchungen (z. B. beim Zahnarzt) gedeckt.
Wenn man arbeitslos wird, bezieht man Arbeitslosengeld, nach 1 Jahr Arbeitslosigkeit dann
nur noch Arbeitslosenhilfe. Die Sozialversicherung deckt auch Waisen- oder Witwenrente
(Witwerrente), wenn die gesetzlich festgelegten Bedingungen erfüllt sind.
Von den Pflegekassen erfolgen Zahlungen von Pflegegeld, wenn man z. B. infolge
eines Unfalls Hilfe braucht. „Pflegebedürftigkeit bezeichnet einen Zustand, in dem eine
Person durch eine Krankheit oder Behinderung dauerhaft nicht in der Lage ist, alltägliche
69
Aktivitäten und Verrichtungen selbstständig nachzugehen und deshalb Hilfe zur Bewältigung
der daraus resultierenden Defizite benötigt.“ (Wikipedia) In diesem Fall kann Assistenz, bzw.
hauswirtschaftliche oder pflegerische Unterstützung in Frage kommen. Diesbezügliche Sorge
tragen Familienangehörige; solche Leistungen können darüber hinaus auch von Fachkräften
der ambulanten Pflegedienste oder Pflegeheime erbracht werden.
Vokabeln
Allgemeine Ortskrankenkassen (AOK)– Všeobecná zdravotní
pojišťovna
die knappschaftliche Krankenkasse – bratrská /havířská
zdravotní pojišťovna
die Handwerksrolle (-, 0) – rejstřík řemesel
die Ersatzkrankenkasse (EK) – úhradová zdrav. pojišťovna
die Betriebskrankenkasse (BKK) – podniková zdravotní
pojišťovna
der Angestellte (-en, -en) – zaměstnanec
das Bauwesen (-s, 0) – stavebnictví
die Bundesagentur für Arbeit – Spolková agentura práce
deshalb – proto
die Sozialversicherung (-, 0) – sociální pojištění
die Knappschaft (-, -en) – havíři, bratrstvo, hornictvo
die Pflegekasse (-, -en) – pečovatelská zdravotní pojišťovna
die Waisenrente (-, 0) – sirotčí důchod
die Arbeitslosigkeit (-, 0) – nezaměstnanost
das Arbeitslosengeld (-es, 0) – dávky v nezaměstnanosti
die Bewältigung (-, 0) – zdolání, ovládnutí, zvládnutí
die Arbeitslosenhilfe (-, 0) – pomoc v nezaměstnanosti
die ambulanten Pflegedienste – ambulantní pečovatelské
služby
darüber hinaus – nadto, mimoto, navíc
Verrichtungen nachgehen (i., i. a.) – věnovat se zařizování,
zařizovat
erfolgen – udát se, nastat, proběhnout, následovat
decken – (po)krýt
der Unfall (-s, “-e) – úraz, nehoda
die präventive Untersuchung (-, -en) – preventivní prohlídka
die Rentenversicherung (-, 0) – důchodové pojištění
das Sozialgesetzbuch (-es, 0) (SGB) – sociální
zákoník
der Träger (-s, -) – nositel; zřizovatel
die gesetzliche Krankenversicherung –
zákonné zdravotní pojištění
die Innungskrankenkasse (IKK) – cechovní/
korporativní zdravotní pojišťovna
das Bankwesen (-s, 0) – bankovnictví
das Innenministerium (-s, -ien)– ministerstvo
vnitra
die Unfallversicherungskasse (-, 0) – Úrazová
zdravotní pojišťovna
der Handwerker (-s, -) – řemeslník
benötigen – potřebovat
die Berufsgenossenschaft (-, -en) – profesní
sdružení
die Witwenrente (-, -en) – vdovský důchod
die Fachkraft (-, “-e) – odborná síla
resultieren – vyplývat
der Familienangehörige (-en, -en) – rodinný
příslušník
das Pflegeheim (-es, -e) – pečovatelský ústav
selbstständig – samostatný, samostatně
das Pflegegeld (-es, 0) – příspěvek pro
bezmocnost, opatrovné
die Zahlung (-, -en) – platba, výplata
solcher, solche, solches – takový, taková,
takové
der Zahnarzt (-s, “-e) – zubní lékař
eingetragen – zapsaný , registrovaný
Beantworten Sie folgende Fragen
(1) Seit wann gibt es in europäischen Staaten Sozialsysteme und was schließen diese
ein?
(2) Auf welchen Zweigen der Sozialversicherung basiert die deutsche Sozialvorsorge?
(3) Wie funktioniert die Sozialversicherung sowohl in Tschechien als auch in
Deutschland?
(4) Wer sind die Träger der Krankenversicherung in Tschechien und in Deutschland?
(5) Wofür sorgen deutsche Krankenkassen?
70
Übungen
1. Führen Sie die übliche Kurzform von folgenden Wörtern an
der Auszubildende – der …………………..
die Universität – die …………………………
das Abitur – das ………………………………
der Kugelschreiber – der …………………..
die Pommes Frites – die ……………………
das Laboratorium – das …………………………………..
die Schokolade – die ……………………………………….
der Pullover – der …………………………………………..
die Rehabilitationsklinik – die …………………………..
der Schutzkontakt-Stecker – der ………………………
2. Ergänzen Sie die Wörter gemäß der Bedeutung
Unfall – Zufall – Vorfall – Abfall – Zwischenfall – Überfall – Beifall
(1) Beim ………………… auf der A 1 wurden auch einige bekannte Personen verletzt. – (2)
Wir trafen uns nach vielen Jahren nur durch …………………………. – (3) Die Schauspieler
ernteten einen stürmischen ……………………..
– (4) Die angenehme Unterhaltung wurde
durch einen bedauerlichen …………………………… gestört. – (5) Nach dem brutalen ….
…………….……………. wurde das Opfer ins Krankenhaus eingeliefert. – (6) Der
…………………….………… wird in den Industrieländern normalerweise regelmäßig entsorgt. –
(7) Nach dem unangenehmen ..……………………………. war er noch eine kurze Zeit
erschüttert.
15. Zivilisationskrankheiten und ihre Ursachen
15.1 Wesen der Zivilisation
Wenn von einer Zivilisation (lat. civilis = bürgerlich), die Rede ist, muss man
versuchen, den Begriff Zivilisation zu definieren. Insgesamt kommen - vor allem aus der Sicht
der Soziologie und Ethnologie - etwa drei Aspekte der Zivilisation in Frage, nämlich der
wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Fortschritt (aus der geschichtsphilosophischen
Perspektive), die kulturelle und materielle Entwicklung (aus der kulturanthropologischen
Perspektive) und der psychodynamische Prozess einer Gemeinschaft . Das wohl bekannteste
Konzept der Zivilisation aus prozessualer Sicht wurde vom deutschen Soziologen Norbert
Elias geschaffen (ELIAS, Norbert, Über den Prozeß der Zivilisation. Frankfurt am Main:
Suhrkamp (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Band 158 / 159), 1976.). In seinem
Hauptwerk analysierte Elias den Charakter der zivilisatorischen Entwicklung europäischer
Gesellschaft seit dem ausgehenden Mittelalter, wobei er die kontinuierliche Weiterbildung von
Verhaltensstandards herauszuarbeiten versuchte. Die psychodynamische Affektkontrolle
(Scham, Gewissen, Peinlichkeitsgefühle) ebenso wie die Ausbildung von Umgangs- und
71
Lebensformen spielen bei der individuellen Entwicklung des Menschen sowie beim
allgemeinen zivilisatorischen Verlauf der einzelnen Gesellschaften Europas eine wichtige Rolle
(Frage der Moralität). Das Sozialisationsmodell zeichnet sich besonders durch bürgerliche
Tugenden (tugendhaften Verhaltensnormen) und kulturelle Errungenschaften (kultivierte
Umgangsformen) aus. Diese sind wiederum mit bestimmten Wertvorstellungen und
Rollenerwartungen verbunden.
Der Politologe Samuel Phillips Huntington erweiterte in 1996 seinen Artikel The Clash
of Civilizations? zu einem Buch mit dem Titel The Clash of Civilizations and the Remaking of
World Order (deutsch: Kampf der Kulturen). Nach Huntingtons These soll die Welt aus
verschiedenen, etwa acht bis neun Zivilisationen bestehen und Konflikte zwischen diesen
Zivilisationen sollen nach der Ära des Kalten Krieges zu den primären Spannungen in der
Welt geworden sein (d. h. die früheren ideologischen Konflikte wie Kapitalismus vs.
Kommunismus wurden durch diese abgelöst). Huntington wendet sich also gegen die
Vorstellung einer universellen Weltkultur, die von anderen Theoretikern (Francis Fukuyama)
vertreten wird. Die hauptsächlich katholischen und protestantischen Staaten West- und
Mitteleuropas bilden nach seiner Auffassung zusammen mit den USA, Kanada, Australien und
Neuseeland die euro-atlantische Zivilisation, die gemeinsame Wertsysteme teilen , welche
durch den historischen Einfluss der Renaissance, der Reformation und der Aufklärung
geformt wurden. Huntington und seine Anhänger halten den Begriff „Westen“ etwa für
identisch mit der euro-atlantischen Zivilisation, wobei Länder mit Wurzeln in anderen
Zivilisationen wie die Türkei oder Japan sich mit dem Westen verbünden könnten, da sie
westliche Ideen und Werte in ihre Gesellschaften aufgenommen haben.
15.2 Gegenwartsprobleme der westlichen Zivilisation
Gegenwartsprobleme der Industrieländer formuliert wohl am prägnantesten der
Mitbegründer der modernen Vergleichenden Verhaltensforschung Konrad Lorenz in seinem
bekannten Werk Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit . Dieses Buch wurde
in 1973 veröffentlicht, also in demselben Jahr, in dem er den Nobelpreis erhielt. In diesem
Werk untersucht Lorenz jene gesellschaftlichen Prozesse, die schon in der 2. Hälfte des 20.
Jhs. zur Dehumanisierung der Menschheit führten. Er spricht von 8 unterschiedlichen
Vorgängen (die allerdings miteinander eng verflochten sind), die seiner Meinung nach die
Menschheit als Ganzes und die Existenz des Menschen als Spezies bedrohen. Obwohl Konrad
Lorenz von einigen Kritikern als umstrittene Forscherpersönlichkeit angesehen wird, und zwar
wegen seiner Sympathien gegenüber der nationalsozialistischen „Rassen-Hygiene“, gelten
seine Behauptungen als erstaunlich hellsehend.
Es handelt sich um (1) die Übervölkerung der Erde, (2) die Verwüstung des
natürlichen Lebensraumes, (3) der Wettlauf der Menschheit mit sich selbst, der
„die Menschen blind für alle wahren Werte macht und ihnen die Zeit nimmt, der wahrhaft
menschlichen Tätigkeit der Reflexion zu obliegen“. Ferner sieht Lorenz, dass die
Industrialisierung (4) Schwund aller starken Gefühle und Affekte durch
Verweichlichung, (5 genetischen Verfall und (6) Abreißen der Tradition bewirkt. Es
wurde nämlich ein kritischer Punkt erreicht, an dem es „der jüngeren Generation nicht mehr
gelingt, sich mit der älteren kulturell zu verständigen, geschweige denn zu identifizieren. Sie
72
behandelt diese daher wie eine fremde ethnische Gruppe und begegnet ihr mit nationalem
Haß. Die Gründe für diese Identifikations-Störung liegen vor allem in mangelndem Kontakt
zwischen Eltern und Kindern, was schon im Säuglingsalter pathologische Folgen zeitigt.“
(LORENZ, Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit ). Schließlich sind es noch (7) die
Zunahme der Indoktrinierbarkeit der Menschheit und (8) die Aufrüstung der
Menschheit mit Kernwaffen. Die unter Punkt 7 erwähnte Zunahme der Indoktrinierbarkeit
der Menschheit ist durch die wachsende Zahl der in einer Kulturgruppe vorhandenen
Menschen und zugleich durch technische Vervollkommnung der Mittel zur Beeinflussung der
öffentlichen Meinung zu einer Uniformierung der Anschauungen bedingt, wie sie in der
Menschheitsgeschichte nie zuvor vorgekommen ist. Dabei wächst die suggestive Wirkung
einer Behauptung mit der Zahl ihrer Anhänger. Die entindividualisierenden Effekte kommen
natürlich
jenen
gelegen,
die
große
Menschenmassen
manipulieren
wollen.
„Meinungsforschung, Werbetechnik und geschickt gesteuerte Mode helfen den
Großproduzenten“ zur Macht über die Massen. (LORENZ, Die acht Todsünden der zivilisierten
Menschheit)
15.3 Zivilisationskrankheiten
Der Begriff Zivilisationskrankheit (manchmal auch als Wohlstandskrankheit
bezeichnet) wurde für Krankheiten eingeführt, die in Industrieländern häufiger vorkommen
als in der sog. Dritten Welt. Es sind Krankheiten, deren Existenz man mit den
vorherrschenden Lebensverhältnissen in den entwickelten Ländern in Zusammenhang bringt.
Die Zivilisationsentwicklung und die damit verbundenen zivilisatorischen Errungenschaften
wie verbesserte Hygiene, fortgeschrittene Prävention (Einführung von Impfungen),
hochwertige Nahrung und bessere Heilungsmethoden (Antibiotika) bewirkten Beseitigung
bestimmter Krankheiten (Pest, Tuberkulose, Kinderlähmung usw.). Demgegenüber kommen
wieder Krankheiten vor, die in vor-industrieller Zeit kaum bekannt waren. Nichtsdestoweniger
geht es nicht um die Zivilisation als solche, sondern mehr um den damit verknüpften
Lebensstil sowie die Umweltfaktoren, die zu solchen Erkrankungen beitragen. Deswegen
ist der Begriff Zivilisationskrankheit etwas irreführend, obwohl er inzwischen ganz geläufig
geworden ist.
In der Fachliteratur herrscht keine Einigkeit darüber, welche Krankheiten dazu zählen
sollten und welche nicht. Meistens werden folgende Krankheiten genannt: (A) Herz- und
Gefäßkrankheiten, (B) Übergewicht und Fettleibigkeit, (C) bestimmte Krebsarten (z. B.
Lungen- und Darmkrebs), (D) Bluthochdruck, (E) manche Allergien, (F) Diabetes mellitus
Typ 2, (G) bestimmte Hauterkrankungen (z. B. Neurodermitis), (H) Karies, (I) Gicht, (J)
bestimmte psychische Erkrankungen und (K) Essstörungen (Magersucht, Bulimie). Bei vielen
anderen Erkrankungen ist der Bezug auf die zivilisatorischen Bedingungen noch mehr
umstritten.
Zu den mehr oder weniger unumstrittenen Risikofaktoren für das Auftreten der o. g.
Zivilisationskrankheiten zählen Zigarettenrauch (Nikotin) und Alkohol, übermäßiger
Zuckerkonsum (Süßigkeiten, süße Getränke), Bewegungsmangel in Verbindung mit Überund Fehlernährung, Umweltgifte (Umweltverschmutzung), übertriebene Hygiene (mögliche
Allergieentstehung), Lärmbelastung und Stress, mediale Reizüberflutung, bestimmte Normen
und Ideale (z. B. Leistungsdruck, das durch Medien verbreitete falsche Schlankheitsideal),
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soziale Faktoren (z. B. Arbeitslosigkeit, Vereinsamung beim Single-Dasein oder im Alter). Bei
der Entstehung einer Krankheit ist allerdings sicher, dass es sich immer um ein
Zusammenspiel aus Lebensstil- und Umweltfaktoren sowie aus genetischer Anfälligkeit
handelt.
Es lässt sich bestimmt einwenden, dass manche der o. g. Risikofaktoren auch in den
Nicht-Industrieländern vorkommen können, ohne zu solchen schwerwiegenden Folgen zu
führen. Da muss man natürlich auch die Tatsache berücksichtigen, dass bestimmte
Krankheiten in den weniger industrialisierten Ländern wegen schlechterer technischer
Ausstattung kaum zu diagnostizieren sind. Manche Krankheiten treten auch in höherem
Lebensalter auf, sodass diese dann angesichts niedrigerer Lebenserwartung (vgl. hohe
Sterblichkeitsraten an AIDS, Malaria und Tuberkulose) in den Entwicklungsländern ebenfalls
nicht feststellbar sind.
Vokabeln
der Begriff (-es, -e) – pojem
nämlich – totiž
bürgerlich – občanský, měšťanský
schaffen (u., h. a.) – vytvořit
die Entwicklung (-, 0) – vývoj, rozvoj
wissenschaftlich-technisch – vědeckotechnický
in Frage kommen – přicházet v úvahu
geschichtsphilosophisch – dějinně filozofický
der Fortschritt (-es, -e) – pokrok
wirtschaftlich – hospodářský, ekonomický
insgesamt – celkově, celkem
die Sicht (-,-en)– pohled, nazírání, hledisko, názor, výhled
der Kalte Krieg (-es, 0) – studená válka
der Verfall (-s, 0) – úpadek
die Gicht (-, 0) – dna
die Karies (-, 0) – zubní kaz
das Entwicklungsland (-es,“-er)– rozvojová země die Tugend (-, -en) – ctnost
die Gemeinschaft (-, -en) – společenství
tugendhaft – ctnostný
das Konzept (-es, -e) – koncepce, koncept
aus prozessualer Sicht – z vývojového pohledu
die Ära (-, 0) – éra, období, epocha
vorherrschen – převládat
die Lebensverhältnisse – životní poměry
die Wohlstandskrankheit (-, 0) – nemoc z blahobytu
das Hauptwerk (-es, -e) – hlavní dílo
die Verhaltensnorm (-, -en) – norma chování
das Industrieland (-es, “-er) – průmyslová země das Mittelalter (-s, 0) – středověk
der Kampf (-es, “-e) – boj
häufig – často
einführen – zavést, zavádět
geformt – zformován, zformovaný
die Aufklärung (-, 0) – osvícenství; osvěta
vorkommen (a., i. o.) – vyskytovat se; přihodit se
das Lebensalter (-s, 0) – životní věk
in Zusammenhang bringen – uvést do souvislosti
die Gemeinschaft (-, -en) – společenství
ausgehendes Mittelalter – konec středověku
analysieren – analyzovat
prägnant – pregnantně
der Mitbegründer (-s, -) – spoluzakladatel
die vergleichende Verhaltensforschung – srovnávací
die Gegenwart (-, 0) – přítomnost, současnost
výzkum chování
erhalten (ie, h. a) – obdržet, dostat
die Todsünde (-, -n) – smrtelný hřích
die Hälfte (-, -n) – půlka, polovina
untersuchen – zkoumat
hellsehend – jasnozřivý, jasnozřivě
der Vorgang (-es, “-e) – proces, postup
gelten (a, h. o) – platit (= mít platnost)
verflochten – propletený, propojený
die Behauptung (-, -en) – tvrzení
wachsen (u, h. a) – růst
erstaunlich – překvapivý/ě,
die Vervollkommnung (-, -en) – zdokonalení
die Beeinflussung (-, 0) – ovlivnění
die Übervölkerung (-, 0) – přelidnění
die Anschauung (-, -en) – názor
die Zunahme (-, -n) – nárůst, zvětšení, přibývání
die Indoktrinierbarkeit(-,-en) –indoktrinovatelnost die Unifomierung (-, 0) – uniformovanost
wahrhaft menschlich – vpravdě lidský /lidsky
die Verwüstung (-, 0) – zpustlost, zpustošení
nie zuvor – nikdy předtím
vorkommen (a, i. o) – vyskytnout se
die Menschheit (-, 0) – lidstvo
der Wert (-es, -e) – hodnota
bedingt - podmíněný, podmíněně
die Wirkung (-, -en) – působení, účinek
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der Anhänger (-s, -) – přívrženec, stoupenec
gelegen kommen (a, i. o) – přijít vhod
geschickt gesteuert – šikovně řízený
die Menschenmasse (-, -n) – masa lidí
die Zivilisationskrankheit (-, -en) – civilizační
choroba
das Gift (-es, -e) – jed
die Werbetechnik – reklamní technika
die Meinungsforschung () – výkum mínění
die Zahl (-, -en) – počet; číslo
der Großproduzent (-en, -en) – velkovýrobce
die Dritte Welt – třetí svět
die Errungenschaft (-, -en) – výdobytek, vymoženost
die Heilunsgmethode (-, -n) – metoda léčení
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
Wie kann man eine Zivilisation definieren?
Wie lässt sich die euro-atlantische Zivilisation charakterisieren?
Welche sind die acht Hauptsünden der zivilisierten Menschheit nach Lorenz?
Was sind die Ursachen der Zivilisationskrankheiten?
Welche Risikofaktoren der Zivilisationskrankheiten gelten als unumstritten?
Übungen
1. Ergänzen Sie das richtige Wort. Benutzen Sie ein Wörterbuch, wenn nötig.
Absicht – Umsicht – Rücksicht – Ansicht – Vorsicht – Übersicht – Nachsicht – Aussicht –
Hinsicht – Aufsicht – Durchsicht – Sicht
(1) Man muss mit höchstmöglicher ………………… vorgehen. (2) Kinder bedürfen immer der
elterlichen ……………………., weil die Eltern laut Gesetz für ihre Kinder haften. (3) Bei den
Unfällen muss man immer Ruhe bewahren und die …………………… behalten, d. h. alles unter
Kontrolle bringen. (4) Im Hinblick auf die Fähigkeiten aller Teilnehmer hat man immer mit
großer ……………………. gehandelt. (5) Aus meiner ………………….. ist hier nichts schief
gegangen. (6) Es war bestimmt keine ………………………., jemandem Leid anzutun. (7) Auf
benachteiligte Personen muss man natürlich ……………………….. nehmen. (8) Ich kenne seine
………………………………, dies bedeutet allerdings nicht, dass ich mich damit identifiziere. (9)
Vom Eiffelturm kann man eine wunderbare …………………………. genießen. (10) In dieser
…………………….. hat er bestimmt Recht, andernfalls irrt er sich. (11) Die ……………………….
der Papiere des von der Durchsuchung Betroffenen steht der Staatsanwaltschaft zu. (12)
……………………………. üben ist gerade das, was hochmütige Menschen nicht können.
2. Benutzen Sie das richtige Pronomen
dessen – die – deren – der – denen – ihre – seines – derer – seiner
(1) Es gibt Krankheiten, ……………… Existenz man mit den vorherrschenden
Lebensverhältnissen in den entwickelten Ländern in Zusammenhang bringt. (2) Es lässt sich
einwenden, dass manche ……………… o. g. Risikofaktoren auch in den Nicht-Industrieländern
vorkommen können. (3) Der Begriff Zivilisationskrankheit wurde für Krankheiten eingeführt,
………………… Vorkommen in Industrieländern häufiger ist als in der sog. Dritten Welt. (4) Die
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Pflegeleute sind Menschen, ……………………. die Bedürftigen vertrauen können. (5) Der
Nachbar, …………………….. Eltern neulich im Altenpflegeheim leben, hält sich eine längere Zeit
im Ausland auf. (6) Die Jugendhelfer, ………………… im Jugendheim arbeiten, zeigen für ihre
Klienten genug Verständnis. (7) Wir, ……………….. wir uns an diesem Projekt beteiligen,
haben nun Initiative ergriffen. – Sozialpädagogik ist einer der Bereiche, …………………… eine
Teildisziplin der Sozialen Arbeit darstellt. (8) Das ist eines der Probleme, ………………… mir
am Herzen liegen. (9) Die Menschen haben über die Klimaerwärmung und ……………. Folgen
diskutiert. (10) Am Anfang unserer Ausbildung wurden ein Kurssprecher sowie ………………..
Vertreter gewählt. – Wir stehen im Dienste……………., in deren Interesse die Sozialleistungen
erfolgen.
3. Wählen Sie die richtigen Präfixe
um- vor- aus-
an-
unter-
weg-
durch-
herein-
überein-
(1) Manche der Probleme können auch in den genannten Fällen ……kommen. (2) Beim
Erdbeben sind viele Menschen ……gekommen. (3) Alle Hotels waren leider besetzt, sodass
die Touristen nicht ……..kommen konnten. (4) Wir sind …….gekommen, wie bei der Lösung
dieser Lage zu verfahren ist. (5) Sind die Projektpartner schon am Flughafen
…..gekommen? (6) Wir müssen auch ohne diese Finanzmittel ….kommen. (7) Sie sind gar
nicht …….gekommen, sie warten immer noch draußen. (8) Im letzten Augenblick haben sie
es noch geschafft …..zukommen. (9) Die Studenten sind bei der Prüfung gut ……gekommen.
16. Arbeitslosigkeit, ihre Ursachen und Folgen. Sozialpolitik
und Arbeitsämter
Fast alle Menschen finden es natürlich, dass sie eine Erwerbsarbeit leisten können.
Viele Menschen arbeiten, um Geld zu verdienen, andere arbeiten vielleicht auch deswegen,
weil es ihnen Spaß macht. Die meisten Menschen arbeiten allerdings, um ihre Bedürfnisse zu
befriedigen. Wenn sie dann ihre Arbeit verlieren, verlieren sie auch ihre meist einzige
Einnahmequelle. Die Arbeitslosigkeit führt zu großen Veränderungen in ihrem Leben und
schließlich zu einer Frustration. Man kann sich nämlich kaum alles leisten, woran man früher
gewöhnt war. Man bekommt nur viel kleinere Geldsummen für den Lebensunterhalt:
Arbeitslosengeld und später Arbeitslosenhilfe. Als Arbeitslosigkeit bezeichnet man
vorübergehende Erwerbslosigkeit von arbeitsfähigen und -willigen Personen, die zuvor
abhängig beschäftigt waren.
In der Volkswirtschaftslehre wird Arbeitslosigkeit als Störung im Wirtschaftsablauf
interpretiert, die sich daraus ergibt, dass das Angebot an Arbeitsleistungen auf dem
Arbeitsmarkt die nachgefragte Art und Menge übersteigt. Die Arbeitslosigkeit lässt sich nach
ihren Ursachen unterscheiden in: (1) konjunkturelle Arbeitslosigkeit (bedingt durch eine
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Wirtschaftsrezession, also durch einen Rückgang der allgemeinen Güternachfrage),
(2) saisonale Arbeitslosigkeit (tritt regelmäßig zu bestimmten Jahreszeiten ein, z. B. in
der Baubranche im Winter) und (3) strukturelle Arbeitslosigkeit (beim abnehmenden
Bedarf an Arbeitskräften in einem Wirtschaftszweig, z. B. in der Textilindustrie in Europa im
Zusammenhang mit billigen Textilimporten aus China). Manchmal spricht man von
(4) friktioneller Arbeitslosigkeit, z. B. wenn potentielle Arbeitnehmer wie Schulabgänger
oder Mütter, die nach Mutterschaftsurlaub ins Berufsleben zurückkehren wollen, keine
Arbeitsgelegenheiten finden können.
Als eine der Hauptursachen der Arbeitslosigkeit in den entwickelten Ländern gilt die
anhaltende Steigerung der Arbeitsproduktivität in der Industrie, nämlich wenn immer weniger
Beschäftigte immer größere Gütermengen produzieren. Diese Arbeitskräfte, die wegen
fortschreitender Rationalisierung in der Industrieproduktion ihre Arbeitsplätze verlieren,
können zum Teil vor allem im Dienstleistungssektor beschäftigt werden.
Der Verlust der Arbeit kann sehr frustrierend sein. Die Arbeitslosen können sich mit
derartiger Situation oft kaum abfinden, sie können in Panik geraten und sich sogar als
minderwertig empfinden sowie ganz resignieren. Ihr Selbstbewusstsein ist am Boden, nicht
zuletzt wegen der Auswirkung auf ihr Familienleben. Zwischen Arbeitslosigkeit und Armut
besteht ein enger Zusammenhang, weil die Betroffenen ihre Verpflichtungen nicht mehr
erfüllen können. Es kommt nicht selten vor, dass Arbeitslose unter ihrer Situation psychisch
leiden bzw. erkranken. Die Arbeitslosigkeit lässt sich mittels Arbeitslosenquote messen.
Beispielsweise in 2010 betrug die Erwerbslosenquote in Deutschland im Schnitt 7,0 %, wobei
in Westdeutschland sie bei 6,1 % und in Ostdeutschland bei 10,7 % lag; am besten schnitt
Bayern mit 3,8 % ab. Als Langzeitarbeitslose gelten in Deutschland diejenigen, die ein Jahr
oder länger ohne Arbeit sind.
Soziale Sicherungssysteme können dabei nicht als völlig beruhigender Faktor wirken.
Ein wichtiges Glied der Sicherungssysteme Deutschlands stellt die Bundesagentur für
Arbeit (BA) dar. Ihre Aufgaben (sie sind im Sozialgesetzbuch - SGB III - festgelegt) sind u.
a.: Arbeitsvermittlung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Arbeitsmarktberatung sowie
Berufsberatung für Jugendliche und Erwachsene in Berufsinformationszentren. Die BA ist
ebenfalls für die Zahlung von Entgeltersatzleistungen wie von Arbeitslosengeld bei
Arbeitslosigkeit zuständig. Eine ähnliche Rolle kommt der Agentur für Arbeit (Agentura
práce) in Tschechien zu – sie ist eine akkreditierte natürliche oder juristische Person, die
Arbeitsgelegenheiten für Arbeitsbewerber (natürliche Personen) und künftige Angestellte für
interessierte Arbeitgeber sucht sowie Beratung für Arbeitssuchende leistet.
Für soziale Systeme sind ebenfalls Arbeitsämter von Bedeutung. Das Arbeitsamt ist
die Behörde, die für die Arbeitsvermittlung und die Arbeitsmarktverwaltung eines Staates
sorgt. Früher hatten ein Vermittlungsmonopol, heute gibt es auch private Arbeitsvermittlung.
Im internationalen Ausmaß besteht Internationale Arbeitsorganisation (Internationales
Arbeitsamt), die eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen darstellt.
In Tschechien ist das Arbeitsamt eine staatliche Institution, die Informationen über
den Arbeitsmarkt – nicht nur in Tschechien sondern auch in der ganzen EU – einschl. der
Evidenz der Arbeitssuchenden und der freistehenden Arbeitsstellen führt und bereitstellt.
Seine Tätigkeit fällt unter das tschechische Ministerium für Arbeit und Soziales und es
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verfügt über Zweigstellen in ganz Tschechien. Im örtlich zuständigen Arbeitsamt kann man
aktuelle Arbeitsangebote aussuchen, an Weiterbildungskursen teilnehmen usw.
Träger der Sozialpolitik ist vornehmlich der Staat, daneben sind es Unternehmen,
Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und die Kirchen. Sozialpolitik ist die
Bezeichnung für Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Situation
benachteiligter gesellschaftlicher Gruppen, besonders durch eine Angleichung der
Lebenschancen und Existenzbedingungen. Dabei wird ein übergeordnetes politisches Ziel
verfolgt, nämlich die Integration der sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen in die
Gesellschaft.
Nach der Entstehung der Industrieproduktion
waren es v. a. industrielle
Großunternehmen, die die betriebliche Sozialpolitik durch die Gründung der
Wohlfahrtseinrichtungen (Kranken-, Sterbe-, Unterstützungs- und Pensionskassen,
Konsumanstalten, Wohn- und Ledigenheime) in die Wege leiteten, also früher als die
staatliche Sozialpolitik konstituiert wurde. Wenn man noch viel weiter in der Geschichte der
Sozialpolitik zurückblickt, kommt man zu deren allerersten Anfängen in der Antike, allerdings
dann erst richtig im Christentum. „Trotz all dieser Spenden wies die Wohltätigkeit des
Altertums verglichen mit der der Kirche gewisse Mängel auf. Die antike Wohltätigkeit war in
der Regel nicht ganz selbstlos. So trugen die von den reichen Bürgern finanzierten Bauwerke
weithin sichtbar ihre Namen. Wer etwas gab, wollte entweder, daß die anderen in seiner
Schuld standen oder auf ihn und seine Großzügigkeit aufmerksam wurden.“ Ein „Staunen hat
die karitative Arbeit der Kirche durch die Jahrhunderte begleitet. Selbst Voltaire, vielleicht der
produktivste antikatholische Propagandist des 18. Jahrhunderts, war von dem heroischen
Geist der Opferbereitschaft erschüttert, der so viele Söhne und Töchter der Kirche erfüllte.“
„Die frühe Kirche institutionalisierte auch die Betreuung von Witwen und Waisen und
kümmerte sich insbesondere bei Epidemien um die Bedürfnisse der Kranken. Während der
Pest in Karthago und Alexandria erwarben sich die Christen Respekt und Bewunderung…“
(WOODS Jr., Thomas E., Sternstunden statt dunkles Mittelalter. Die katholische Kirche und
der Aufbau der abendländischen Zivilisation , S. 221-229 /Kapitel 9: Katholische Nächstenliebe
verändert die Welt)
Sozialpolitik der Gegenwart hat zunächst die Systeme der Sozialversicherung gegen
verschiedene Lebensrisiken der Angestellten herausgebildet: Krankheit, Unfall,
Arbeitslosigkeit, Alter und neulich Pflegebedürftigkeit. Darüber hinaus auch Maßnahmen, die
sozialen Ausgleich durch Kinderfreibeträge, Erziehungsgeld, Sozialhilfe und Wohngeld bringen
sollen. Sozialpolitik schließt auch Familienpolitik, Mieterschutz, Arbeitsschutz, Jugendhilfe,
Seniorenfürsorge und Eingliederung Behinderter in die Gesellschaft u. a. ein.
Im Deutschen verwendet man den politischen Begriff Zweidrittelgesellschaft, um
die wirtschaftliche Entwicklung in den modernen westlichen Industrienationen zu
kennzeichnen. Darin spiegelt sich die Tendenz wider, dass eine privilegierte Mehrheit der
Bevölkerung („zwei Drittel”) über einen Arbeitsplatz und demzufolge auch über ein
gesichertes Einkommen verfügt. Dagegen muss eine benachteiligte Minderheit („ein Drittel”)
wegen Arbeitslosigkeit, unzureichender Ausbildung und Altersarmut auf deutlich niedrigerem
Niveau leben. Diese Minderheit wird zwar durch Arbeitslosenversicherung, Sozialhilfe und
andere sozialpolitische Maßnahmen gefördert, doch soziale Diskriminierung aufgrund deren
materiellen Lage wird Wirklichkeit.
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Von Altersarmut spricht man, wenn der nicht erwerbstätige Teil der Bevölkerung
seinen Bedarf aus den Leistungen der Versorgungssysteme nicht decken kann. Nach der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten diejenigen als arm, die monatlich über weniger
als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens seines Landes verfügen. Nach der
Definition der Europäischen Union gilt als arm, wem weniger als 60 Prozent des
Medianeinkommens seines Heimatlandes zur Verfügung steht.
Im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen (z. B. zu den Alleinerziehenden und
Kindern), ist die Einkommensarmut bei älteren Menschen heute noch relativ klein.
Die Armutsrisikoquote definiert man als Anteil der Personen in Haushalten, deren ProKopf-Einkommen weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens aller Haushalte
macht.
Die unzureichende Ausbildung deutscher Bevölkerung wurde bereits Anfang der
1970er Jahre durch die staatliche Unterstützung sowohl von Schülern als auch von Studenten
gelöst. Um auch einkommensschwächeren Bevölkerungsgruppen den Zugang zu einer
Hochschule zu ermöglichen, wurde das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BaföG)
von der Bundesregierung beschlossen und vom Bundestag verabschiedet. Ein weiteres Ziel
des Gesetzes war es, Studenten ein Studium ohne jede Nebenarbeit zu ermöglichen. Laut
Statistik ist es jedoch nicht ganz gelungen, da fast 70 Prozent aller Studierenden nebenher
arbeiten. Das im Jahr 1971 eingeführte so genannte BaföG war zur damaligen Zeit nur für
bedürftige Schüler und Studenten bestimmt und musste nicht zurückgezahlt werden.
Vokabeln
die Angleichung (-, -en) – vyrovnání, harmonizace
die Erwerbstätigkeit (-, -en) – výdělečná činnost
die Agentur für Arbeit – agentura práce
die Arbeitslosigkeit (-, 0) – nezaměstnanost
das Arbeitsamt (-es, “-er) – úřad práce
die Arbeitsvermittlung (-, 0) – zprostředkování práce
der Begriff (-es, -e) – pojem
der Arbeitsbewerber (-s, -) – uchazeč o práci
benachteiligt – znevýhodněný
die Güternachfrage (-, 0) – poptávka po zboží
die Hauptursache (-, -n) – hlavní příčina
Bedürfnisse befriedigen – uspokojit potřeby
sich widerspiegeln – odrážet se, zrcadlit se, obrážet se
das Großunternehmen (-s, -) – velkopodnik
deswegen – proto
der Mieterschutz (-es, 0) – ochrana nájemníků
das Einkommen (-s, -) – příjem
vorübergehend – přechodný, přechodně
verlieren (o, h. o) – ztratit
unzureichend – nedostatečný, nedostatečně
die Maßnahme (-, -n) – opatření
das Heimatland (-es, “-er) – vlast, domovská země
die Altersarmut (-, 0) – chudoba ve stáří
den Bedarf decken – krýt potřeby
der/ die Alleinerziehende (-n, -n) – samoživitel/ka
die Armutsrisikoquote (-,-n) –kvóta ohrožení chudobou
der Erwerbslose (-n, -n) – nezaměstnaný
die Minderheit (-, -en) – menšina
die Gütermenge (-, -n) – množství zboží
Geld verdienen – vydělávat peníze
der Verlust (-es, -e) – ztráta
der Arbeitsmarkt (-es, “-e) – trh práce
die Lage (-, -n) – poloha; situace
die juristische Person (-, -en) – právnická osoba
die Opferbereitschaft (-, 0) – obětavost
der Mutterschaftsurlaub (-s, 0) – mateřská dovolená
die Einnahmequelle (-, -n) – zdroj
der Vergleich (-s, -e) – srovnání
die Spende (-, -n) – dar
das Erziehungsgeld (-es, -er) – výchovné
Spaß machen – bavit, činit potěšení
der Arbeitsschutz (-es, 0) – ochrana při práci
die Veränderung (-, -en) – změna
einzig – jediný, jedině
der Lebensunterhalt (-s, 0) – obživa, živobytí
die Wirklichkeit (-, 0) – skutečnost
fördern – podporovat
das Medianeinkommen (-s, -) – střední příjem
die Arbeitsmarktberatung (-, en) – pracovní poradenství
das Durchschnittseinkommen (-s, -) – průměrný příjem
das Wohngeld (-es, -er) – příspěvek na nájemné
der Haushalt (-es, -e) – domácnost
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die Ausbildung (-, 0) – vzdělání
damalig – tehdejší
ein Gesetz verabschieden – schválit zákon
selbstlos – nezištný, nesobecký
Beantworten Sie folgende Fragen
(1) Was versteht man unter Arbeitslosigkeit?
(2) Welche Arten der Arbeitslosigkeit unterscheidet man?
(3) Welche Aufgabe erfüllen die Agenturen für Arbeit in Deutschland und in
Tschechien?
(4) Wie sah die Entwicklung der Wohltätigkeit aus?
(5) Was versteht man unter dem Begriff Zweidrittelgesellschaft?
Übungen
1. Verwenden Sie die richtigen Präpositionen
durch – wie – als – aufgrund – gemäß – unter – trotz – für – nach – laut – auf – an – um –
über – in Folge – während – wegen – im Vergleich zu
(1) Die unzureichende Ausbildung deutscher Bevölkerung wurde …/pomocí/…. die
staatliche Unterstützung sowohl von Schülern als auch von Studenten gelöst. (2) …/Podle/….
Statistik ist es jedoch nicht ganz gelungen, da fast 70 Prozent aller Studierenden nebenher
arbeiten. (3) …………/Ve srovnání/………… zu anderen Bevölkerungsgruppen ist die
Einkommensarmut bei älteren Menschen heute noch relativ klein. (4) ..…/O/….. Altersarmut
spricht man, wenn der nicht erwerbstätige Teil der Bevölkerung seinen Bedarf aus den
Leistungen der Versorgungssysteme nicht decken kann. (5) ………/následkem/………. eines
Zusammenbruchs der sozialen Sicherung in den 1990er Jahren konnte man in Japan illegale
Notunterkünfte von Obdachlosen im Anzug und mit Krawatte sehen. (6) Diese Minderheit
wird zwar durch sozialpolitische Maßnahmen gefördert, doch soziale Diskriminierung ….…/na
základě/……… deren materiellen Lage wird Wirklichkeit. (7) Dagegen muss eine
benachteiligte Minderheit ………/vzhledem k/……. Arbeitslosigkeit, unzureichender Ausbildung
und Altersarmut ……. ../na/……deutlich niedrigerem Niveau leben. (8) …/Podle/… der
Definition der Europäischen Union gilt .…/za/…. arm, wem weniger als 60 Prozent des
Medianeinkommens seines Heimatlandes zur Verfügung steht. (9) Eine privilegierte Mehrheit
der Bevölkerung verfügt ……...… einen Arbeitsplatz und demzufolge auch …………. ein
gesichertes Einkommen. (10) …/Podle/… der Weltgesundheitsorganisation gelten diejenigen
…/za/... arm, die monatlich ……….. weniger .../než/… die Hälfte des durchschnittlichen
Einkommens seines Landes verfügen. (11) Die frühe Kirche institutionalisierte auch die
Betreuung von Witwen und Waisen und kümmerte sich bei Epidemien ../o/.. die Bedürfnisse
der Kranken. (12) Diese Arbeitskräfte verlieren ihre Arbeitsplätze …/pro/… fortschreitender
Rationalisierung in der Industrieproduktion. (13) .…/Během/…. der Pest in Karthago und
Alexandria erwarben sich die Christen Respekt und Bewunderung. (14) Die Tätigkeit des
80
Arbeitsamtes fällt …/pod/… das tschechische Ministerium für Arbeit und Soziales. (15) Das
Arbeitsamt ist die Behörde, die .../o/… die Arbeitsmarktverwaltung eines Staates sorgt. (16)
…../Navzdory/…. all dieser Spenden wies die Wohltätigkeit des Altertums verglichen mit der
der Kirche gewisse Mängel auf. (17) …/Za/… Langzeitarbeitslose gelten in Deutschland
diejenigen, die ein Jahr oder länger ohne Arbeit sind. (18) Es kommt nicht selten vor, dass
Arbeitslose ……………. ihrer Situation psychisch leiden.
17. Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit
Obdachlosigkeit (bzw. Wohnungslosigkeit) kann man als Zustand bezeichnen, in
dem Menschen über keinen festen Wohnsitz verfügen und deswegen gezwungen sind, im
Freien oder in Notunterkünften zu übernachten. Unter „Obdach“ versteht man Unterkunft
oder Wohnung. Langzeitobdachlose (abwertend auch als „Penner“ bezeichnet) kann man
heute in vielen Großstädten antreffen. In der Regel unterscheidet man zwischen freiwilliger
und unfreiwilliger Obdachlosigkeit. Ein freiwillig Obdachloser, also eine nichtsesshafte Person,
die ohne feste Unterkunft von Ort zu Ort zieht, hat seitens der Behörden keinen Anspruch
auf Unterbringung. Nur Personen, die sich dauerhaft um eine Unterkunft bemühen, werden
als unfreiwillige Obdachlose betrachtet.
Die Mehrzahl der Obdachlosen in den Industrieländern sind Männer (ca. 80-85 %), in
Deutschland meist zwischen 20 und 50 Jahren alt. Etwa 20 % der Obdachlosen sind
ehemalige Strafgefangene. Obdachlose sind häufig Opfer von Naturkatastrophen wie z. B.
Erdbeben (vgl. in 2010 in riesigem Ausmaß Haiti), aber auch von Zerstörungen in Folge von
Kriegen – zumindest für einige Zeit lang. In Folge eines Zusammenbruchs der sozialen
Sicherung in den 1990er Jahren konnte man in einem so hochindustrialisierten Land wie
Japan illegale Notunterkünfte von Obdachlosen im Anzug und mit Krawatte sehen.
Die häufigsten Anlässe für Obdachlosigkeit sind heutzutage Räumungsklagen wegen
Mietschulden. Weiter sind es vertragswidriger Gebrauch der Wohnung, Entlassung aus
Gefängnissen und ähnlichen Anstalten und fehlende Resozialisierung, unvorhergesehene
Wasserschäden oder Brände, Arbeitslosigkeit, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit, Scheidung
oder Trennung vom Partner wie auch psychische Störungen, nicht selten sind es auch
kombinierte Ursachen. Bei Kindern und Jugendlichen kommen noch zu enge
Wohnverhältnisse im Elternhaus wie auch Flucht vor Gewalt und/oder Missbrauch im
Elternhaus hinzu. In den letzten Jahren wird die Zahl der Straßenkinder seitens der
Großstadtjugendämter eher als klein eingeschätzt.
Obdachlosigkeit gibt es mehrere Tausend Jahre. Im Mittelalter galt Obdachlosigkeit als
kein Problem, die Bettler zogen nach der christlichen Lehre legitim und ehrenhaft umher.
Reiche Menschen gaben ihnen Almosen und hatten dadurch die Möglichkeit zur
Sündenvergebung. Die mittelalterliche Caritas und andere kirchliche Stiftungen organisierten
Hilfe für die Armen.
Gegenwärtig werden Obdachlose nicht gern gesehen, ab und zu werden sie –
besonders in Tschechien – sogar zum Ziel physischer Angriffe, ja sogar versuchter
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Totschläge. Nicht zuletzt ist es ihr Aussehen und mangelhafte Hygiene, die daran schuld sind.
Zu den Folgen der Obdachlosigkeit gehören besonders Verwahrlosung und Verelendung,
nicht zuletzt Hautekzeme und Abszesse am ganzen Körper, Verletzungen und Pilzinfektionen,
Frostbeulen, Krankheiten der Atemwege, Abwehrschwäche, unzureichende Hygiene und
Unterernährung. Es gibt nicht weniger tiefgreifende psycho-soziale Folgen der
Obdachlosigkeit: Veränderungen des Charakters durch das "Leben auf der Straße" wie z. B.
"gelockerte Sitten" und Mangel an Disziplin, Diskriminierung seitens der Bevölkerung,
Vereinsamung, Psychosen, Depressionen sowie Abhängigkeit von Alkohol und Drogen.
Sozialpsychologen stellen fest, dass sich schon nach einem halben Jahr des Lebens
"auf der Straße" der Charakter der Obdachlosen nachhaltig verändert, wodurch die
Resozialisierung erschwert wird. Es besteht ein Teufelskreis aus Abwehrreaktion der übrigen
Bevölkerung, Verzweiflung und Widerstand der Obdachlosen gegen "bürgerliche Menschen".
Wichtigstes Mittel des Staates sind finanzielle Hilfen für die Obdachlosen. Städte und
Gemeinden haben darüber hinaus die Pflicht, unfreiwillig Obdachlose unterzubringen.
Besonders in den großen Städten gibt es ein Netz verschiedener Hilfen wie Not- und
Übergangsunterkünfte (z. B. Kirchenkaten) wie auch Tagesaufenthaltsstätten zur
Grundversorgung und ärztlich-pflegerische Ambulanzen zur medizinischen Behandlung.
Beratungsstellen unterstützen Betroffene bei der Suche nach Wohnung und Arbeit.
Beratungsstellen arbeiten oft als Straßensozialarbeit (Streetwork), um betroffene Personen
vor Ort zu kontaktieren. In vielen Städten wurden inzwischen Einrichtungen in Betrieb
genommen, in denen Wärmestuben zur Verfügung stehen und darin Lebensmittel kostenlos
abgegeben werden. Präventiv wirken alle Maßnahmen im Bereich der Suchtprävention, der
Jugendarbeit und der Resozialisierung von Straftätern. Beispielsweise in Düsseldorf werden
Obdachlose durch die Galerie fiftyfifty unterstützt, die von der Ordensgemeinschaft der
Armen Brüder des hl. Franziskus in Düsseldorf verwaltet wird. In vielen Städten Deutschlands
und Tschechiens verdienen sich Obdachlose etwas Geld mit dem Verkauf von
Straßenzeitungen.
Im Gegensatz zu Tschechien, wo Verstorbene sehr oft auch von eigenen
"bürgerlichen" Familien ohne Bestattungszeremonien beigesetzt werden, gibt es in
Deutschland, z. B. in Köln eine Interessengemeinschaft Bestattung Obdachloser Menschen,
die seit 1997 für ordnungsgemäße Beisetzung von Obdachlosen unter dem Motto "Wer im
Leben schon wenig Spuren hinterlassen hat, soll wenigstens im Tod nicht spurlos
verschwinden" Sorge trägt. In der durch Spenden finanzierten Grabstätte wurden über 160
Urnen von Obdachlosen beigesetzt.
Wohnungslose können ihren Anspruch auf Wohngelegenheit bei der zuständigen
Ordnungsbehörde geltend machen. Der Anspruch auf Unterkunft richtet sich allerdings nach
dem jeweiligen Landesrecht. Die Ordnungsbehörde weist eine Unterkunft zu und die
entsprechende Arbeitsgemeinschaft (ARGE) genehmigt die Kostenübernahme. Die
notwendigen Verträge werden zwischen Sozialamt und Unterkunft geschlossen.
Notunterkünfte – Obdachlosenheime – können rund um die Uhr benutzt werden; dadurch
unterscheiden sie sich von Notschlafstellen, die nur nachts zur Verfügung stehen. Für warme
Speisen wird meistens einmal pro Tag gesorgt, genauso wie für einen 24 Stunden
verfügbaren medizinischen Dienst.
82
Vokabeln
Anspruch erheben – klást požadavek, nárokovat
das Landesrecht (-s, 0) – zemské právo
die Notschlafstelle (-, -n) – nouzové lůžko
rund um die Uhr – nepřetržitě, nonstop
gezwungen – nucený
die Notunterkunft (-,“-e) – nouzové ubytování
gezwungen – nucen
freiwillig – dobrovolný, dobrovolně
das Obdach (-s, “-er) – přístřeší
spurlos – beze stopy
die Sorge (-, -n) – starost
die Ordensgemeinschaft (-, -n) – řádová komunita
die Arbeitsgemeinschaft (-,-en) – pracovní společenství
benutzen – použít
die Bestattung (-, 0) – pohřeb
das Obdachlosenheim (-s, -e) – útulek pro bezdomovce
die Ordnungsbehörde (-, -n) – pořádkový úřad
die Obdachlosigkeit (-, 0) – bezdomovectví
der Zustand (-es, “-e) – stav
verfügen – disponovat
der Wohnsitz (-es, 0) – trvalý pobyt, bydliště
übernachten – přenocovat
nichtsesshaft – neusedlý
der Penner (-s, -) – tulák, pobuda
verschwinden (a, i. u) – zmizet
verfügbar – disponibilní, dostupný
die Suchtprävention (-, 0) – drogová prevence
hinterlassen (ie, h. a) – zanechat (za sebou)
die Spende (-, -n) – dar
die Interessengemeinschaft (-, -en) – zájmové
společenství
nachhaltig – trvalý, trvale
feststellen – zjistit, konstatovat
arm – chudý/ ě
verwalten – spravovat, administrovat
die Beisetzung (-, -en) – pohřeb
die Pflicht (-, -en) – povinnost
die Gemeinde (-, -n) – obec
bürgerlich – občanský, měšťanský
die Abwehrreaktion (-, -en) – obranná reakce
der Teufelskreis (-es, -e) – začarovaný kruh
die Bevölkerung (-, 0) – obyvatelstvo
die Verzweiflung (-, 0) – zoufalství
die Grundversorgung (-, 0) – základní zaopatření
der Widerstand (-es, 0) – odpor
kostenlos – bezplatný, bezplatně
die Unterkunft (-,“-e) – ubytování
in Betrieb nehmen (a, h. o) – uvést do provozu
die Vereinsamung (-, -en) – osamocení
seitens der Bevölkerung – ze strany obyvatel
gelockerte Sitten – uvolněné mravy
der Mangel an Disziplin – nedostatek disciplíny
die Tagesaufenthaltsstätte (-, -n) – denní pobytové
der Gegensatz (-es, “-e) – protiklad
zařízení
die Kirchenkate (-, -n) – církevní baráček
die Verwahrlosung (-, 0) – zpustlost
die Frostbeule (-, -n) – omrzlina
die Pilzinfektion (-, 0) – nákaza houbou
geltend machen – uplatnit
ordnungsgemäß – řádný, řádně
die Grabstätte (-, -n) – hrob, hrobka
die Verelendung (-, 0) – zbídačení, ožebračení
die Kostenübernahme (-, -n) – převzetí nákladů
die Wärmestube (-, -n) – ohřívárna
die Abwehrschwäche (-,0) – oslabená obranychopnost unterbringen – ubytovat
das Almosen (-s, -) – almužna, milodar
unzureichend – nedostatečný, nedostatečně
ehrenhaft – čestný, čestně
die Stiftung (-, -en) – nadace
das Netz (-es, -e) – síť
vertragswidriger Gebrauch – smlouvě odporující užívání
die Entlassung (-, 0) – propuštění
das Gefängnis (-ses, -se) – vězení
ähnlich – podobný, podobně
die Anstalt (-, -en) – ústav
fehlend – chybějící
unvorhergesehen – nepředvídaný/ě, nenadálý/e
der Brand (-es, “-e) – požár
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
Was versteht man unter Obdachlosigkeit?
Welcher Unterschied besteht zwischen der Wohnungslosen und Obdachlosen?
Wie entsteht die Obdachlosigkeit?
Welche Folgen hat die Obdachlosigkeit?
Welche Ansprüche können die Obdachlosen erheben?
Wie kümmert man sich um Obdachlose in Tschechien und in Deutschland?
83
Übungen
1. Übersetzen Sie folgende Verbindungen ins Tschechische (benutzen Sie
das Wörterbuch). Finden Sie dann ein Einwortäquivalent, wenn möglich.
geltend machen – …………………………….........
in Anwendung bringen – …………………….......
zur Verfügung stehen – ….............................
in Bewegung setzen – …...............................
in Betrieb nehmen – …..................................
zur Verfügung stellen – ….............................
Dienste leisten – …........................................
Sorge tragen – …..........................................
zum Ausdruck bringen – ….............................
krank werden – ………………………………….......
möglich machen – ………………………..…..........
Beitrag leisten – …......................................
Maßnahmen treffen - …...............................
zur Folge haben – …...................................
Bedürfnisse befriedigen – ….........................
Beschluss fassen – …...................................
Anspruch erheben – ….................................
Druck ausüben – …......................................
2.Übersetzen Sie folgende Wörter ins Tschechische
verfügbare Unterkunft – …...........................................; die zuständige Ordnungsbehörde –
…......................................................; medizinische Behandlung – ….................................
...................................; enge Wohnverhältnisse – …..................................................; eine
entsprechende Maßnahme – …...............….............................; betroffene Personen – …......
…...................................................; unzureichende Hygiene – ….......................................
….........................; behinderte Personen – …................................................; die jeweilige
Einrichtung – …...........................................; illegale Notunterkunft – …............................
…..............................; das jeweilige Landesrecht – …........................................................;
18. Hospize und Palliativmedizin
Hospiz (lat. Hospitium = Gastfreundschaft, Herberge) ist eine medizinisch-soziale
Einrichtung, die zur Unterbringung und Betreuung unheilbar kranker Personen bestimmt ist.
Hospize wurden im Rahmen der weltweiten Hospizbewegung errichtet, die sich zur Aufgabe
gemacht hat, den Sterbenden die größtmögliche Lebensqualität zu bieten und ihnen einen
menschenwürdigen Tod zu ermöglichen. Dies geschieht durch die Sterbebegleitung, also
durch Beistand für Kranke und ihre Angehörigen im Endstadium des Lebens.
Die Bezeichnung dieser medizinischen Einrichtungen ist auf den Hospiz-Begriff aus
dem 4. Jahrhundert n. Chr. zurückzuführen. Seit dieser Zeit und besonders im Mittelalter
wurden Hospize von Ordensleuten an den großen Pilgerstraßen gegründet, wo sie zur
Unterbringung der Pilger und insbesondere zur Versorgung der Schwerkranken dienten.
Diese Pflege ging dann in die Medizingeschichte als Mönchsmedizin ein. Es gibt sogar
Meinungen, dass das erste Hospiz eigentlich bereits im biblischen Gleichnis vom
barmherzigen Samariter beschrieben wurde (siehe Lk 10,30-35).
84
Dann kommt diese Bezeichnung erst wieder im 19. Jahrhundert vor. Erst jetzt wurde
die Betreuung Sterbender auf Fachkenntnissen in Medizin und Psychologie aufgebaut und auf
Schmerztherapie konzentriert. Die Hospizbewegung breitete sich von England und Irland in
andere Länder aus. Eines der ersten neuzeitlichen Hospize wurde von Jeanne Garnier in Lyon
unter dem Namen Calvaire bereitgestellt; bald folgten auch andere in Frankreich.
Es war schließlich die englische Krankenschwester und Sozialarbeiterin Cicely
Saunders, die einen entscheidenden Wandel auf dem Gebiet der Hospizpflege durch die
Eröffnung des Londoner St. Christopher’s Hospice in 1967 brachte. In Tschechien zählte
MUDr. Marie Opatrná zu den ersten, die mit dieser Idee gleich nach der samtenen Revolution
in 1989 kam, leider stieß sie auf Unverständnis. Nach 1990 begann MUDr. Marie Svatošová
die Hospizbewegung durchzusetzen. Es gelang ihr zuerst mit der häuslichen Pflege zu
beginnen, und in 1996 konnte sie das tschechienweit erste Hospiz St. Agnes von Böhmen
eröffnen. Weitere folgten in Prag, Brünn, Pilsen, Ostrava, Olmütz, Rajhrad bei Brünn,
Litoměřice (Leitmeritz), Valašské Meziříčí, Most (Brüx), Prachatice, Chrudim, Havlíčkův Brod
und in Čerčany.
Der Schwerpunkt stationärer Hospize liegt vorrangig in der Schmerzbekämpfung.
Palliativstationen sind an Kliniken angeschlossen und können alle medizinischen
Möglichkeiten der Klinik nutzen, sodass sie von örtlichen Ärzten versorgt werden können.
Der Hospizidee ist jegliche Art aktiver Sterbehilfe fremd (im Deutschen gebraucht
man das Wort Euthanasie wegen seines Missbrauchs im nationalsozialistischen Regime
kaum). Hospizdienste können nicht nur in Pflegeheimen, sondern auch ambulant in der
häuslichen Umgebung Sterbender geleistet werden. Ein Therapeut oder Geistlicher kann
immer zur würdigen Atmosphäre beitragen.
Schwerpunkt des Konzeptes der Palliativmedizin liegt der Definition der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach in der "Vorbeugung und Linderung von Leiden
durch frühzeitiges Erkennen, untadelige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie
anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art“. Die
Palliativmedizin integriert also die traditionelle Medizin mit neuen wissenschaftlichen
Erkenntnissen, um bei schwerstkranken Patienten mit nicht heilbaren Erkrankungen die
bestmögliche Lebensqualität zu erreichen.
Nach der Definition der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin vom Oktober 2003
ist Palliativmedizin die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit begrenzter
Lebenserwartung, die „die Besserung körperlicher Krankheitsbeschwerden ebenso
wie psychischer, sozialer und spiritueller Probleme “ anstrebt. Das Hauptziel der
palliativmedizinischen Betreuung ist zugleich die Verbesserung der Lebensqualität für die
Angehörigen der Patienten.
Hospize sind Einrichtungen, die sich auch für die Wahrung aller Rechte der Sterbenden
einsetzen:
Die zwölf Rechte der/des Sterbenden sind:
− Das Recht, als lebender Mensch behandelt zu werden und sich ein Gefühl der
Hoffnung zu bewahren, egal, wie subjektiv diese Hoffnung auch sein mag.
− Das Recht, Gedanken und Gefühle zum Thema Tod auf seine Weise zum Ausdruck
85
–
–
–
–
–
−
−
−
−
−
zu bringen.
Das Recht, an allen, die eigene Pflege betreffenden Entscheidungen teilzuhaben.
Das Recht, von mitfühlenden, sensiblen und kompetenten Menschen gepflegt zu
werden, die sich bemühen, die Bedürfnisse der/s Kranken zu verstehen.
Das Recht, den Prozess des Todes zu verstehen und auf alle Fragen ehrliche und
vollständige Antworten zu bekommen.
Das Recht, Trost in geistigen Dingen zu suchen.
Das Recht, körperlich schmerzfrei zu sein.
Das Recht der Kinder, am Tod teilzuhaben.
Das Recht zu sterben.
Das Recht, friedlich und in Würde zu sterben.
Das Recht, nicht einsam zu sterben.
Das Recht, zu erwarten, dass die Unantastbarkeit des Körpers nach dem Tod
respektiert wird.
(Aus: KESSLER, David, Die Rechte des Sterbenden)
Vokabeln
das Hospiz (-es, -e) – hospic
die Herberge (-, -en) – ubytovna
die Betreuung (-, 0) – péče
im Rahmen – v rámci
die Hospizbewegung (-, -en) – hospicové hnutí
der Sterbende (-en, -en) – umírající
die Lebensqualität (-, 0) – kvalita života
menschenwürdig – důstojné člověka, humánní
geschehen (a., i. e.) – stát se, udát se
der Beistand (-s, 0) – pomoc, podpora, přispění
der Angehörige (-n, -n) – příslušník
die Bezeichnung (-, -en) – označení
zurückführen – vztahovat; přivést zpět
das Mittelalter (-s, 0) – středověk
gründen – založit
das biblische Gleichnis – biblické podobenství
barmherzig – milosrdný
beschreiben (ie., h. ie.) – popsat, popisovat
sich ausbreiten – šířit se, rozšiřovat se
bereitstellen – připravit, dodat, přichystat, poskytnout
das Erkennen (-s, 0) – rozpoznání
die Einschätzung (-, -en) – odhad
die Hospizdienste – služby hospice
der Geistliche (-en, -en) – duchovní
vorrangig – přednostně
belastend – zatěžující
die Beschwerde (-, -n) – obtíž; stížnost
frühzeitig – časný, včas
die Behandlung (-, -en) – ošetření , léčba
der Missbrauch (-s, 0) – zneužití
durchsetzen – prosadit
das Leid (-s, -en) – utrpení
die Einschätzung (-, -en) – zhodnocení, ocenění (-, 0)
frühzeitig – časný, časně; včasný, včasně
die Einrichtung (-, -en) – zařízení
die Unterbringung (-, -en) – ubytování
unheilbar krank – nevyléčitelně nemocný
weltweit – celosvětový, celosvětově
errichten – zřídit, založit, ustanovit
größtmöglich – co možná největší
bieten (o., h. o) – skýtat, poskytnout
ermöglichen – umožnit
die Sterbebegleitung(-, 0) – doprovázení umírajících
die Palliativmedizin (-, 0) – paliativní medicína
das Endstadium (-s, -stadien) – konečné stadium
der Begriff (-es, -e) – pojem
die Pilgerstraße (-,-n) – poutnická cesta, trasa pouti
die Ordensleute – příslušníci řádu, řeholníci
der Samariter (-s, -) – Samaritán
die Schmerztherapie (-, -n) – terapie bolesti
neuzeitlich – novověký
schließlich – konečně, závěrem
folgen – následovat
die Krankenschwester (-, -n) – zdravotní sestra
die Vorbeugung (-, 0) – předcházení, prevence
die Linderung (-, 0) – zmírnění, utišení
die Sterbehilfe (-, 0) – eutanázie
der Schwerpunkt (-es, -e) – těžiště
tschechienweit – celolečesky, po celém Česku
das Unverständnis (-ses, -se) – neporozumění
das Pflegeheim (-es, -e) – pečovatelský dům
untadelig – bezvadný, bezvadně
jeglich – každý, jakýkoliv
untadelig – bezvadný, bezvadně; korektní, korektně
die samtene Revolution – sametová revoluce
die Weltgesundheitsorganisation – světová zdravotnická
organizace
die Linderung (-, 0) – zmírnění, úleva, utišení
86
ganzheitlich – celostní, celostně
anstreben etwas – usilovat o něco
beitragen (u, h. a) – přispět
auf Unverständnis stoßen (ie, h. o) – narazit na
neporozumění
die Lebenserwartung (-, 0) – střední délka života; dožití
erreichen – dosáhnout
die Ordensleute – řeholníci, příslušníci mnišského řádu
die Umgebung (-, -en) – okolí
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
Wie alt ist die Hospizidee?
Was ist Palliativmedizin?
Seit wann gibt es die neuzeitliche Hospizbewegung und wer hat sie veranlasst?
Was versteht man unter aktiver Sterbehilfe (sog. Euthanasie)?
Warum gebraucht man das Wort Euthanasie im Deutschen lieber nicht?
Welche Personen werden in Hospizen aufgenommen?
Übungen
1. Übersetzen Sie folgende Sätze ins Deutsche
(1) Těžiště koncepce paliativní medicíny spočívá podle definice Světové zdravotnické
organizace v prevenci a zmírnění bolesti jakož i dalších obtíží tělesné, psychosociální a
duchovní povahy. (2) Myšlence hospiců je jakýkoliv druh aktivní eutanázie cizí. (3) Označení
těchto zdravotnických zařízení staví na pojmu hospic ze 4. století po Kr. (4) Zvláště ve
středověku byly hospice zakládány řeholníky u velkých poutních cest, kde sloužily ubytování
poutníků a obzvlášť k zaopatření těžce nemocných. (5) Hospicové hnutí se v novověku znovu
rozšířilo z Anglie a Irska do dalších zemí. (6) Umírající mají právo být ošetřováni soucitnými,
citlivými a kompetentními lidmi, kteří se snaží chápat potřeby nemocných. (7) V Česku
patřila MUDr. Marie Opatrná k prvním, která s touto myšlenkou přišla hned po sametové
revoluci v roce 1989. (8) Po roce 1990 začala hospicové hnutí prosazovat MUDr. Marie
Svatošová. (9) Podle definice Německé společnosti pro paliativní medicínu z října 2003 je
paliativní medicína aktivní, celostní ošetřování pacientů s omezeným životním očekáváním,
která usiluje o zlepšení tělesných obtíží z nemoci stejně jako psychických, sociálních a
duchovních problémů.
19.Rolle der Medien; Meinungs- und Pressefreiheit. Freiheit
und Manipulation
19.1 Wesen der Massenkommunikation
Massenmedien sind Kommunikationsmittel, die durch technische Verbreitung mittels
Schrift, Bild oder Ton Inhalte an eine unbestimmte Zahl von Menschen vermitteln, d. h.
öffentlich an ein anonymes und räumlich verstreutes Publikum weitergeben. Neben den
klassischen Massenmedien (Zeitungen und Zeitschriften) und elektronischen Medien
87
(Hörfunk und Fernsehen) kommt seit den 1990er Jahren eine immer größere Bedeutung dem
Internet zu. "Unter Massenkommunikation verstehen wir jene Form der Kommunikation,
bei der Aussagen öffentlich (also ohne begrenzte und personell definierte Empfängerschaft)
durch technische Verbreitungsmittel (Medien) indirekt (also bei räumlicher oder zeitlicher
oder raumzeitlicher Distanz zwischen den Kommunikationspartnern) und einseitig (also ohne
Rollenwechsel zw. Aussagenden und Aufnehmenden) an ein disperses Publikum vermittelt
werden."
(MALETZKE,
Gerhard,
Psychologie
der
Massenkommunikation.
In:
Kommunikationswissenschaft im Überblick. S. 45 f.) Die Geschichte der Massenmedien geht
eigentlich auf das Jahr 1450 zurück, als der Buchdruck von Johannes Gutenberg erfunden
wurde.
Die Massenkommunikation geschieht öffentlich durch drucktechnisch reproduzierte
Medien (z. B. Flugblatt, Plakat, Buch, Presse), durch Film, Hörfunk und Fernsehen, durch
massenhaft verbreitete Speichermedien (z. B. CD, DVD) und Webseiten im Internet. „Allein
die Technizität eines Mediums definiert dieses aber noch nicht als Massenmedium, vielmehr
muss dieses Medium in den sozialen Prozess der Massenkommunikation integriert sein. So ist
beispielsweise ein nicht für den Markt, sondern für einen genau definierten Empfängerkreis
privat produziertes Buch zwar als Printmedium technisch hergestellt und Hörfunk- und
Fernsehtechnik können im Küstenfunk oder zur Videoüberwachung eingesetzt werden – in
diesen Fällen fungieren diese Medien aber nicht als Massenmedien.“ (SCHREIBER, Eduard,
Repetitorium Kommunikations- wissenschaft., S.134)
Die Massenkommunikation ist gegenüber der Individualkommunikation durch eine
fehlende Auswahl der Empfänger charakterisiert, d. h. die Rezipienten sind räumlich verstreut
(im Gegensatz zum „Präsenzpublikum“ bei einer Theatervorstellung oder bei einem Vortrag
usw.).
Dieses disperse Publikum ist nicht sozial einheitlich, die Rezipienten sind
untereinander anonym, unorganisiert und inhomogen (Menschen mit unterschiedlichen
Einstellungen und Interessen). Die Bezeichnung „Masse“ bezieht sich auf die unbestimmt
große Anzahl von Personen, für die die Aussagen bestimmt sind, ohne sie persönlich zu
adressieren. Deswegen fungiert z. B. das Internet nicht unbedingt als Massenmedium, denn
hier ist Individualkommunikation möglich (z. B. E-Mails). Oben erwähnte Maletzkes Definition
der Massenkommunikation erlaubt aber die Einbeziehung von Graffiti und Tattoo, die können
nämlich ein disperses Publikum über einen längeren Zeitraum erreichen. Für
Massenkommunikation ist ebenfalls eine räumliche, bzw. raum-zeitliche Distanz typisch (z. B.
bei Live-Sendungen in Hörfunk und Fernsehen oder beim Lesen einer Zeitung).
In demokratischen Staaten sollen die Massenmedien, vor allem der Journalismus, die
Aufgabe erfüllen, zur Informiertheit und Meinungsbildung der Bevölkerung beizutragen.
Diese Funktion wird nicht immer ausreichend ausgeübt (z. B. Medienmanipulation). Mit der
Geschichte und Wirkung der Massenmedien beschäftigt sich die Medienwissenschaft.
19.2 Meinungsbildung und Manipulation
Die Meinungsfreiheit (beziehungsweise Redefreiheit) ist als subjektives Recht auf
freie Rede (freie Äußerung) und Verbreitung einer Meinung in Wort, Schrift und Bild zu
verstehen. Sie ist ein Menschenrecht und wird in der Verfassung jedes demokratischen
88
Staates als ein gegen die Staatsgewalt gerichtetes Grundrecht garantiert. Dies soll
verhindern, dass die öffentliche Meinungsbildung durch die Regierung und Gesetzgebung
beschränkt oder sogar verboten wird. Im Artikel 5 des Grundgesetzes (GG) ist ein freier
Journalismus garantiert: „ (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild
frei zu äußern und zu verbreiten […] Eine Zensur findet nicht statt.“ Zu den Funktionen der
Presse gehören neben der Beschaffung und Verbreitung von Nachrichten die gerade in jeder
Demokratie überlebenswichtige Kritik und Kontrolle sowie die Mitwirkung an der
Meinungsbildung. Deswegen hat die freie Presse eine große Bedeutung in jeder
demokratischen Gesellschaft, denn das Verbot der Zensur verhindert die staatliche
Informationskontrolle. In der Europäischen Union ist die Meinungs- und Informationsfreiheit
in Artikel 11 der mit dem Vertrag von Lissabon in Kraft getretenen Charta der Grundrechte
festgelegt.
Die Meinungsfreiheit darf in den meisten Demokratien nur zum Schutz des Staates
sowie anderer wichtiger Interessen eingeschränkt werden, aber nur auf der Basis eines
rechtmäßig
verabschiedeten
Gesetzes.
Diese
Einschränkungen
der
Meinungsäußerungsfreiheit betreffen z. B. (a) den Schutz der persönlichen Ehre gegen
Beleidigung oder Verleumdung, (b) die Weitergabe geheimer Informationen, (c) Verletzung
der Sittlichkeit und des Jugendschutzes, (d) drohende Gefahr der öffentlichen Sicherheit
(besonders in Zeiten des zunehmenden Terrorismus), (e) den unlauteren Wettbewerb im
Wirtschaftsbereich und (f) die Rassendiskriminierung. Die Praxis zeigt, dass ständig neue
Wege gesucht werden, wie die Distanz zwischen Politik und Journalismus abzubauen wäre.
Dies gilt für beide Seiten, allerdings bei Journalisten kommt es oft deshalb vor, weil sie Nähe
suchen müssen, um an Informationen zu gelangen.
Als Manipulation durch die Medien bezeichnet man eine einseitige bzw. verzerrte
Darstellung von Fakten, die durch die Vorauswahl bzw. die Art der Berichterstattung in den
Massenmedien erfolgt. Es handelt sich also um verfälschende Darstellung von Tatsachen, um
absichtliches Weglassen, Verändern oder Hinzufügen von Fakten. Durch eine
hochmanipulative Wirkung anhand der Auswahl und der Darstellung von Fakten zeichnet sich
besonders die Sensationspresse aus. Die Manipulation muss man von der Fälschung
unterscheiden; um eine Fälschung geht es zum Beispiel bei einer nachträglichen Manipulation
von Fotografien oder Videos oder beim Erfinden von Interviews. (Quelle: Bundeszentrale für
politische Bildung)
In manchen Fällen spricht man auch von sog. Pressekampagnen, die gezielt verlaufen.
Das Ziel der Kampagnen ist immer die öffentliche Meinung zu verändern. Die Kampagne
besteht aus koordinierten Einzelaktionen in einem bestimmten Zeitrahmen, wobei
Einseitigkeit der Berichterstattung und Parteinahme typisch sind.
Objektivität und Neutralität der Medien stößt naturgemäß an gewisse Grenzen. Es ist
journalistisch kaum möglich, über sämtliches Geschehen zu berichten, genauso wie ist eine
Vorauswahl der Fakten unvermeidbar. Auch technische Gründe führen zu einer
unbeabsichtigten „Manipulation“. Eine absichtliche Manipulation liegt jedoch vor, wenn man
nach gewissen Techniken im Bereich Rhetorik greift – siehe BECK, Gloria, Verbotene Rhetorik
- Die Kunst der skrupellosen Manipulation.
89
19.3 Deutsche Medienlandschaft
Die deutschen Masssenmedien sind in einigen Blöcken je nach politischer
Ausrichtung gruppiert. Andere Kriterien der Medieneinteilung in Deutschland stellen die Art
der Mitteilungsverbreitung und der Unterschied zwischen seriöser und
Boulevardpresse dar.
Nach politischer Ausrichtung spricht man vom “schwarzen” Medienblock, der vom
Axel-Springer-Verlag mit einem Jahresumsatz von rund 2,5 Milliarden Euro angeführt wird.
Das Hauptorgan des Verlags, das Magazin FOCUS, liegt bei rund 700.000 Auflage. Zu den
meistverkauften Boulevardzeitungen gehört die “Bild”-Zeitung mit einer Auflage von 3,4
Millionen Exemplaren. Ein anderes vielgefragtes Blatt ist die Modenzeitschrift Burda.
Der andere, “gelbe” Medienblock wird von der Bertelsmann-Gruppe dominiert. Ihr
gehören Sender wie RTL, VOX und n-tv, mit dem Umsatz von etwa 7 bis 10 Milliarden Euro.
Die Verlagsgruppe Holtzbrinck gibt u. a. solche immer noch für seriös gehaltene Blätter wie
den Tagesspiegel (Auflage 200.000) und die Zeit (Auflage 500.000) heraus.
Das Verlagshaus Gruner+Jahr (Umsatz ca. 3 Mrd.) galt eine lange Zeit als Bollwerk
eines unabhängigen Journalismus, der für die Schwächsten in der deutschen Gesellschaft
eintrat. Spiegel und Stern, die beiden führenden Periodika des Verlags, hatten in der Ära
Willy Brandt je knapp 2 Mio. Auflage und bildeten ein Gegengewicht zu der Springerpresse.
Das hat sich inzwischen geändert, denn die Auflagen der beiden Magazine sind inzwischen
fast auf die Hälfte gesunken, unter anderem wegen der billigen Töne des Sozialzynismus.
Zu den größten unabhängigen überregionalen Tageszeitungen zählen die
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), die Frankfurter Rundschau (früher als
linksliberales Blatt geltend), die Welt und die Süddeutsche Zeitung (SZ). Unter diesen
seriösen Blättern hat die Frakfurter Allgemeine eine meinungsbildende Rolle und gilt in vielen
gesellschaftspolitischen Diskussionen als tonangebend.
Im Bereich Rundfunk und Fernsehen sind vor allem öffentlich-rechtliche
Massenmedien von großer Bedeutung. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand die
Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der
Bundesrepublik
Deutschland (ARD). Die ARD (auch das Erste genannt) stellt einen Verband von
selbstständigen regionalen Radiosendern dar, der gleichzeitig das erste deutsche
Fernsehprogramm bildete. Später ist auch das zentralistisch aufgebaute Zweite Deutsche
Fernsehen (ZDF) hinzu gekommen. Beide Rundfunk- und Fernsehanstalten wurden anfangs
nur durch Gebühren finanziert. In den 1980ern entstanden rein kommerzielle
Fernsehprogramme wie RTL, SAT1 und ProSieben, die sich dann nur durch Werbung
finanzierten. Dann wurden auch Finanzierungsquellen der ARD und des ZDF durch
Werbeeinnahmen erweitert. Fernsehen macht eine stürmische technische Entwicklung durch,
durch digitale Ausstrahlung geprägt. In den letzten Jahrzehnten ist noch ein anderes
wichtiges Medium hinzu gekommen, nämlich das Internet, das ein interaktives
Kommunikationsmittel darstellt. Man kann weltweit kommunizieren und auch Informationen
durch Surfen suchen.
90
In der letzten Zeit wird immer mehr über die Rolle der Massenmedien in der heutigen
Gesellschaft diskutiert, es wird nämlich den Massenmedien vorgeworfen, dass sie immer
mehr Druck auf die Verwaltung einzelner Länder ausüben, d. h. nicht mehr als
Kontrollmechanismus wirken, sondern die Politik mitbestimmen, ja sogar den
Politikern Themen vorschieben. Hier muss auch die umstrittene Veröffentlichung von
Dokumenten der US-diplomatischen Korrespondenz durch Julian Assange auf den WikileaksWebseiten erwähnt werden.
Vokabeln
die Ausrichtung (-, -en) – zaměření, usměrnění
die Ausstrahlung (-, 0) – vysílání, vyzařování, emise
die Äußerung (-, -en) – vyjádření, výrok, projev
abendländisch – západní (tj. kulturně, ideově)
die Meinungsfreiheit – svoboda myšlení, názorová
svoboda
billige Töne – laciné tóny
gruppieren – shlukovat, seskupit, seřadit
die Meinungsbildung (-, 0) – vytváření veřejného
mínění
die Ehre (-, 0) – čest
das Massenmedium (-s, -medien) – masmédium,
prostředek hromadného sdělování
die Gesetzgebung (-, 0) – zákonodárství
beschränken – omezit, omezovat
in Kraft treten – vstoupit v platnost
Druck ausüben – vykonávat tlak
das Gegengewicht (-s, 0) – protiváha
die Arbeitsgemeinschaft (-, -en) – pracovní
společenství
die Medienlandschaft (-, -en) – mediální krajina
das Blatt (-es, “-er) – list
gelten (a., h. o.) – platit (= mít platnost)
einzeln – jednotlivý, jednotlivě
aufgebaut – vybudován, vystavěn
erwähnen – zmínit, uvést
die Gesellschaft (-, -en) – společnost
anfangs – zpočátku
erweitern – rozšiřovat
gleichzeitig – současný, současně
die Gebühr (-, -en) – poplatek
der Bereich (-es, -e) – oblast
die Auflage (-, -en) – náklad, vydání
das Hauptorgan (-s, -e) – hlavní orgán
vielgefragt – velmi žádaný
allgemein – všeobecný, obecný
meinungsbildend – tvořící mínění
meistverkauft – nejvíce prodávaný
sich auszeichnen – vyznačovat se
rein kommerziell – čistě komerční
die Grenze (-, -en) – hranice
die Modenzeitschrift (-, -en) – módní časopis
herausgeben – vydat, vydávat
verhindern (etwas) – zabránit, zamezit, předejít
die Entwicklung (-, 0) – vývoj, rozvoj
die Verbreitung (-, 0) – (roz)říření
die Hälfte (-, -en) – polovina, půlka
die Redefreiheit – svoboda slova
die Verfassung (-, 0) – ústava
die Speichermedien – paměťová média
die Staatsgewalt (-, 0) – státní moc
der Schutz (-es, 0) – ochrana
die Würde (-, 0) - důstojnost
die Verwaltung (-, en) – správa, administrace
die Regierung (-, -en) – vláda
der unlautere Wettbewerb – nekalá soutěž
vorwerfen (a. h. o.) – předhazovat, vytýkat
verbieten (a. h. o.) – zakázat, zakazovat
öffentlich-rechtlich – veřejně právní/ veřejnoprávní
die Rundfunkanstalt (-, -en) - rozhlas
sinken (a., i. u.) – klesnout, klesat
von großer Bedeutung – velkého významu, významný
tonangebend – udávající tón, směrodatný, určující
mitbestimmen – spoluurčovat
wirken – působit
der Verband (-es, “-e) – svaz, spolek, spojení
umstritten – sporný
entstehen – (a., i. a.) – vzniknout, povstat
die Werbeeinnahmen – příjmy z reklamy
vorschieben (o., h. o.) – předsouvat, nastrčit
selbstständig – samostatný, samostatně
stürmisch – bouřlivý, bouřlivě
geprägt – ražený, ovlivněný, vrytý
der Weltkrieg (-es, -e) – světová válka
das Verlagsghaus (-es, “-er) – nakladatelství
der Umsatz (-es, “-e) – obrat
unabhängig – nezávislý, nezávisle
die Presse (-, 0) – tisk
überregional – víceregionální, celostátní
die Boulevardzeitung (-, -en) – bulvární noviny
nachträglich – dodatečný, dodatečně
sämtliches Geschehen – veškeré dění
die Tageszeitung (-, -en) – deník (noviny)
der Unterschied (-es, -e) – rozdíl
inzwischen – mezitím
91
berichten – informovat
die Vorauswahl (-, 0) – předběžný výběr, předvýběr
der Jugendschutz – ochrana mládeže
die räumliche Distanz – prostorový odstup
der Empfängerkreis (-es, -e) – okruh příjemců
einheitlich – jednotný, jednotně
rechtmäßig – v souladu s právem, podle práva
knapp – těsný, těsně; bezmála; stručný, stručně
das Fernsehen (-s, 0) – televize
das Erfinden (-s, 0) – vynalezení, vynalézání
absichtlich – úmyslný/ě, schválný/ě, záměrný/ě
die Berichterstattung (-, 0) – zpravodajství
führend – vůdčí, čelný
nämlich – totiž
erfolgen – probíhat, udát se, nastat
die Charta der Grundrechte der EU – Listina
základních práv EU
gehören – patřit
greifen (nach etwas) – sahat (po něčem)
gewährleisten – zajistit, zaručit, poskytnout
einbeziehen (o., h. o.) – zahrnout, pojmout
einige Blöcke – několik bloků, některé bloky
einsetzen – nasadit, použít
unbedingt – bezpodmínečný/ě, nutný/ě
Gefahr der öffentlichen Sicherheit – nebezpečí pro
veřejnou bezpečnost
stoßen (ie., h. o.) (an etwas) – narážet (na něco)
unvermeidbar – nevyhnutelný, neodvratný
die Sittlichkeit (-, 0) – mravnost, morálka
die Fälschung (-, -en) – falšování, falzifikace
ein Gesetz verabschieden – schválit zákon
der Vertrag (-es, “-e) – smlouva
die Veröffentlichung (-, -en) – zveřejnění, publikace
das Surfen – surfování
der Wirtschaftsbereich (-es, 0) – oblast ekonomiky
unbeabsichtigt – nezáměrný, nezáměrně
die Verletzung (-, -en) – porušení; zranění
die Wirkung (-, -en) – účinek, působení
die Weitergabe (-, 0) – předávání
der Radiosender (-s, -) – rozhlasový vysílač,
rozhlasová stanice
verzerrt – zkreslený, deformovaný, znetvořený,
pokřivený
die Kunst (-, “-e) – umění
vorliegen (a., h. e.) – být po ruce/ k dispozici
zunehmend – přibývající, rostoucí měrou
einseitig – jednostranný, jednostranně
sich beschäftigen – zaměstnávat se, zabývat se
stattfinden (a., h. u.) – konat se, probíhat, dít se
drohend – hrozící, hrozivý
das Wesen (-s, -) – podstata, povaha; bytost
skrupellos – bez skrupulí
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
Wie lässt sich die Massenkommunikation definieren?
Was bedeutet Meinungsfreiheit?
Worin besteht die Manipulation durch die Massenmedien?
Wie sieht die deutsche Medienlandschaft aus?
Worin besteht der Unterschied zwischen seriöser und Boulevardpresse?
Übungen
1. Ergänzen Sie die fehlenden Wörter
tonangebend – führend – fehlend – unvermeidbar – hochmanipulativ – öffentlich-rechtlich –
vielgefragt
(1) Ein anderes ….................. Blatt des Axel-Springer-Verlags ist die Modenzeitschrift Burda.
(2) Unter diesen seriösen Blättern hat die Frankfurter Allgemeine eine meinungsbildende
Rolle und gilt in vielen gesellschaftspolitischen Diskussionen als …........................... (3) Im
Bereich Rundfunk und Fernsehen sind vor allem …...................................... Massenmedien
von großer Bedeutung. (4) Spiegel und Stern zählten in der Ära Willy Brandt zu den
…..................... Periodika des Verlags und bildeten ein Gegengewicht zu der Springerpresse.
(5) Objektivität und Neutralität der Medien stößt naturgemäß an gewisse Grenzen, denn es
ist journalistisch kaum möglich, über sämtliches Geschehen zu berichten, und deshalb ist
92
eine Vorauswahl der Fakten ….......................... (6) Die Massenkommunikation ist
gegenüber der Individualkommunikation durch eine …......................... Auswahl der
Empfänger charakterisiert, d. h. die Rezipienten sind räumlich verstreut. (7) Durch eine
…............................... Wirkung anhand der Auswahl und der Darstellung von Fakten
zeichnet sich besonders die Sensationspresse aus.
20. Paneuropa-Bewegung und die Idee des vereinten Europa
im Zeitwandel
Nach der europäischen Erfahrung der beiden auf dem europäischen Boden
entflammten Weltkriege und vieler regionaler Konflikte, die erst recht nach dem Niedergang
des tausendjährigen Heiligen Römischen Reiches (800-1806) in Europa tobten, entstand die
älteste europäische Einigungsbewegung unter dem Namen Paneuropa-Union. Die
Paneuropa-Union, die „für ein politisch und wirtschaftlich geeintes, demokratisches
und friedliches Europa auf Grundlage des christlich-abendländischen
Wertefundaments“ (Wikipedia) eintritt, wurde 1922 von Richard Nikolaus Graf von
Coudenhove-Kalergi gegründet. Diese wichtige und bemerkenswerte Persönlichkeit hatte
auch die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft und wuchs zum Teil auf dem Schloss in
Poběžovice/ Ronsperg im Kreis Domažlice / Taus in Tschechien auf.
Zu den bedeutendsten Mitgliedern der Paneuropa-Union zählten u. a. Albert Einstein,
Thomas Mann, Franz Werfel, Salvador de Madariaga, Charles de Gaulle, Aristide Briand,
Konrad Adenauer, Otto von Habsburg, Alfons Goppel, Franz Josef Strauß, Bruno Kreisky,
Raymond Barré und Georges Pompidou. Präsident der internationalen Paneuropa-Union war
von 1973 bis 2004 Otto von Habsburg, neuer internationaler Präsident ist seit 2004 der
Vorsitzende der französischen Paneuropa-Union, Alain Terrenoire. Deutscher Präsident ist der
CSU-Europa-Abgeordnete Bernd Posselt. Seit 1975 besteht eine Jugendorganisation, die
Paneuropa-Jugend heißt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg trat die Paneuropa-Union in ihren Bemühungen um die
europäische Integration aktiv für den europäischen Föderalismus ein. Von den anderen
proeuropäisch orientierten Organisationen wich sie durch ihr christlich-konservatives Profil ab
und „wandte sich kritisch gegen die einseitige wirtschaftliche und technokratische
Ausrichtung“. (Wikipedia) Während des Kalten Krieges unterstützte die Paneuropa-Union
Oppositionsbewegungen in den totalitären Staaten Mittel- und Osteuropas. So wurde die
Paneuropa-Union Böhmen und Mähren noch vor 1989 von ihrem heutigen Präsidenten
Rudolf Kučera gegründet. Ein weltweites Echo fand auch das am 19. August 1989 von ihr
organisierte Paneuropäische Picknick bei Sopron, das von 661 DDR-Bürgern für die Ausreise
in den Westen über die ungarisch-österreichische Grenze genutzt wurde.
„Die Paneuropa-Union kämpft gegen alle Tendenzen, die die geistige und moralische
Kraft Europas zerstören, wie Nihilismus, Atheismus und einen unmoralischen Konsumismus.
Diese konservative Grundhaltung kommt ebenfalls in der Definition der Familie als natürliche
Gemeinschaft, sowie in der Ablehnung von Abtreibung, Euthanasie und Genmanipulation zum
Ausdruck.
93
Das Ideal der Paneuropabewegung ist ein nach christlichen Wertvorstellungen
aufgebautes Europa, das nach dem Motto der Paneuropa-Bewegung durch den Wahlspruch
der Paneuropäer In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas (auf
Deutsch: In Not Einheit, in Zweifel Freiheit, in allem Liebe) charakterisiert werden kann.“
(Wikipedia)
Wegen ihrer eindeutigen Orientation und besonders wegen ihres Standpunkts gegen
den Sozialismus und Kommunismus wurde die Paneuropa-Union von europäischen Sozialisten
seit den 1950er Jahren als rechtskonservativ, bzw. sogar als rechtsradikal kritisiert.
Vokabeln
die Bewegung (-, -en) – hnutí
der Niedergang (-es, 0) – zánik
eindeutig – jednoznačný, jednoznačně
entflammen – vzplanout
dier Erfahrung (-, -en) – zkušenost
der Boden (-s, 0) – půda
die Paneuropa-Union – Panevropská unie
bemerkenswert – pozoruhodný, pozoruhodně
die Ablehnung (-, 0) – odmítnutí
die Gemeinschaft (-, -en) – společenství
der DDR-Bürger (-s, -) – občan NDR, východní Němec
die Ablehnung (-, 0) – odmítnutí
die Abtreibung (-, 0) – interrupce, umělý potrat
die Genmanipulation (-, -en) – genová manipulace
die Bemühung (-, -en) – úsilí, námaha
die Ausreise (-, 0) – výjezd, vycestování
die Not (-,“-e) – nouze, bída
die Einheit (-, 0) – jednota
die Freiheit (-, -en) – jednota
der Abgeordnete (-n, -n) – poslanec
Paneuropäer (-s, -) – Panevropan
aufbauen – vystavět, vybudovat
das Motto (-s, -s) – motto, heslo, úsloví
besonders – obzvlášť
das Mitglied (-s, er) – člen
der Vorsitzende (-n, -n) – předseda
geeint – sjednocený
friedlich – mírový
christlich – křesťanský, křesťansky
das Schloss (-es, “-er) – zámek
der Zeitwandel (-s, 0) – dobová proměna
der Standpunkt (-es, -e) – stanovisko
rechtskonservativ – pravicově konzervativní
der Zweite Weltkrieg (-es, 0) – druhá světová válka
regional – regionální, regionálně
das Heilige Römische Reich – Svatá říše římská
sogar – dokonce
toben – zuřit
tausendjährig – tisíciletý
gründen – založit
die Grenze (-, -n) – hranice
während – během; zatímco
die Euthanasie (-, 0) – eutanázie
zum Ausdruck bringen – vyjádřit
die moralische Kraft – morální síla
zerstören – zničit
die Wertvorstellung (-, -en) – hodnotová představa
der Zweifel (-s, -) – pochybnost
kämpfen – bojovat
die Wertvorstellung (-, -en) – hodnotová představa der
der Wahlspruch (-s, “-e) – volební heslo / slogan
die Paneuropa-Bewegung – panevropské hnutí
totalitär – totalitární, totalitní
bedeutend – významný, významně
zählen (zu) – počítat se, patřit (k)
die Einigungsbewegung (-,-en) – sjednocovací hnutí
die Grundlage (-, -n) – základna, základ
abendländisch – západoevropský
entstehen (a, i. a) – vzniknout
das Wertefundament (-s, -e) – hodnotový základ
Beantworten Sie folgende Fragen
(1)
(2)
(3)
(4)
Wie heißt die älteste Einigungsbewegung Europas?
Woher und von wem stammt die ursprüngliche Idee des vereinten Europa?
Wogegen ist die Paneuropa-Union gerichtet?
Nennen Sie einige bedeutende Persönlichkeiten, die zu den Paneuropa-Mitgliedern
gezählt haben und Vorreiter der heutigen EU gewesen sind?
94
Übungen
1. Ergänzen Sie die richtigen Präpositionen
(1) Das Ideal der Paneuropabewegung ist ein ….......... christlichen Wertvorstellungen
aufgebautes Europa. (2) …........... ihrer eindeutigen Orientation und besonders wegen ihres
Standpunkts gegen den Kommunismus wurde die Paneuropa-Union von europäischen
Sozialisten seit den 1950er Jahren als rechtskonservativ kritisiert. (3) …............... des Kalten
Krieges unterstützte die Paneuropa-Union Oppositionsbewegungen in den totalitären Staaten
Mittel- und Osteuropas. (4) …... den bedeutendsten Mitgliedern der Paneuropa-Union
zählten u. a. Albert Einstein, Thomas Mann, Franz Werfel, Charles de Gaulle, Aristide Briand,
Konrad Adenauer und Otto von Habsburg. (5) So wurde die Paneuropa-Union Böhmen und
Mähren noch vor 1989 …...... ihrem heutigen Präsidenten Rudolf Kučera gegründet. (6) Nach
der europäischen Erfahrung vieler regionaler Konflikte, entstand die älteste europäische
Einigungsbewegung ….......... dem Namen Paneuropa-Union. (7) Nach dem Zweiten
Weltkrieg trat die Paneuropa-Union in ihren Bemühungen …...... die europäische Integration
aktiv …........ den europäischen Föderalismus ein. (8) Von den anderen proeuropäisch
orientierten Organisationen wich sie …........... ihr christlich-konservatives Profil ab und
wandte sich kritisch …............ die einseitige wirtschaftliche und technokratische Ausrichtung.
21. Die Europäische Union: Aufbauprinzipien und die EUInstitutionen
Die Europäische Union (EU) stellt einen Staatenbund dar, der zurzeit aus 27
europäischen Staaten besteht. Derzeit ist die EU die weltgrößte Staatengemeinschaft, deren
Bevölkerung rund 500 Millionen Einwohner zählt und deren Binnenmarkt – was das
Bruttoinlandsprodukt angeht – der größte gemeinsame Markt der Welt ist. Die EU hat keine
Hauptstadt, obwohl ihr Verwaltungszentrum in Brüssel liegt, und ebenfalls kein einheitliches
Steuersystem.
Dem politischen System der EU liegen zwei Verträge zugrunde, nämlich der EUVertrag (Vertrag über die Europäische Union), und der AEU-Vertrag (Vertrag über die
Arbeitsweise der Europäischen Union). Obwohl diese Verträge oft auch als
„europäisches Verfassungsrecht“ erwähnt werden, geht es formal um keine Verfassung,
sondern um völkerrechtliche Verträge zwischen den EU-Mitgliedstaaten. Der AEU-Vertrag
basiert auf dem 1957 in Rom abgeschlossenen Vertrag zur Gründung der Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft (EWG-Vertrag); man bezeichnet diesen Vertrag zusammen mit dem
EURATOM-Vertrag als Römische Verträge. Die Europäische Union weist somit sowohl
supranationale (überstaatliche) als auch zwischenstaatliche Elemente auf.
Der erste Schritt zur Entstehung der heutigen europäischen Integration im
Wirtschaftsbereich wurde in den 1950er Jahren gemacht, als die Europäischen
Gemeinschaften EGKS (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl), EWG
(Europäische
Wirtschaftsgemeinschaft)
und
Euratom
(Europäische
95
Atomgemeinschaft) mit 6 Mitgliedstaaten - Belgien, West-Deutschland, Frankreich, Italien,
Luxemburg und den Niederlanden - gegründet wurden. Es sei angemerkt, dass die Euratom
die letzte der Europäischen Gemeinschaften ist, die bis heute besteht. Sie ist allerdings
vollständig an die EU angegliedert.
Ein noch intensiveres Wirtschaftsgebilde (Benelux) bestand außerdem aus Belgien,
den Niederlanden und Luxemburg (aufgrund des Benelux-Vertrags). Die BeneluxWirtschaftsgemeinschaft diente gewissermaßen als Vorbild für den in 1993 geschaffenen
europäischen Binnenmarkt.
1992 wurde die Europäische Union mit dem Vertrag von Maastricht gegründet. Darin
wurden von den EG-Mitgliedstaaten auch Kompetenzen im nichtwirtschaftlichen Bereich
einbezogen. Die überstaatlichen politischen Zuständigkeiten wurden in mehreren Verträgen,
zuletzt dann im Vertrag von Lissabon festgelegt. Seit 1999 haben 16 EU-Staaten eine
gemeinsame Währung - den Euro – eingeführt und somit die sogenannte
Eurozone gebildet. Die usprüngliche gemeinsame Währungseinheit wurde vom Schweizer
Vittorio Pons konzipiert und als ECU (= European Currency Unit) bezeichnet.
Zeittafel – Entwicklung der Europäischen Gemeinschaften
Unterz. 1948
1951 1954
1957 1965
In Kraft 1948
1952 1955
1958 1967
Vertrag Brüsseler Paris Pariser Rom FusionsPakt
Verträge
vertrag
1986
1987
Einheitliche
Europäische Akte
1992
1993
Maastricht
1997
2001
1999
2003
Amsterdam Nizza
2007
2009
Lissabon
Europäische Gemeinschaften
Drei Säulen der Europäischen Union
Europäische Atomgemeinschaft
(EURATOM)
Europäische Gemeinschaft für
Vertrag 2002
→
Kohle und Stahl (EGKS)
ausgelaufen
←
Europäische
Europäische
Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)
Gemeinschaft (EG)
Europäisch
Polizeiliche und
Union (EU
justizielle
←
Zusammenarbeit in
Strafsachen (PJZS)
Gemeinsame Außen- und
Sicherheitspolitik (GASP) ←
Justiz und
→
Inneres (JI)
Europäische Politische
→
Zusammenarbeit (EPZ)
Militärbündnis
Westeuropäische Union (WEU) (=gemeinsame
Sicherheits- und Verteidigungspolitik – bis 1988)
(Quelle: Wikipedia)
96
Vertrag 2010
ausgelaufen
Die Grundlagen der EU wurden vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen, um
die Sicherheit und Frieden sowie die wirtschaftliche Verflechtung in Europa zu fördern und
dadurch künftigen Militärkonflikten entgegenzuwirken. Zu diesem Zweck wurde auch
beschlossen,
Binnenzölle
abzuschaffen
und
freien
Personen-,
Warenund
Dienstleistungsverkehr zu ermöglichen (siehe 3 Grundfreiheiten in der EU).
Damit alle diese Ideen verwirklicht werden konnten, mussten schrittweise auch
einzelne EU-Organe gebildet werden:
Europäisches
Parlament
Sitz in Straßburg,
Generalsekretariat in
Luxemburg
(Legislative)
ist mit dem Rat als
Gesetzgeber tätig;
nimmt in letzter
Instanz den
Gesamthaushalt an;
Europäischer Rat
Rat der Europäischen
Union
Europäische
Kommission
Sitz in Brüssel
Sitz in Brüssel
Sitz in Brüssel
(„Gipfeltreffen“ der Staatsund Regierungschefs und
des Präsidenten der EK)
(Legislative, in einigen
Bereichen Exekutive)
(Exekutive)
legt allgemeine Ziele
und Prioritäten fest;
ist mit dem Parlament
als Gesetzgeber tätig;
sorgt für die
Abstimmung der
Grundzüge der
Wirtschafts- und
Sozialpolitik und legt
Leitlinien für die
Gemeinsame Außenund Sicherheitspolitik
(GASP) fest; schließt
internationale Verträge
wird nicht
gesetzgeberisch tätig
übt die demokratische
Kontrolle über alle
EU-Organe aus und
benennt die
Kommissionsmitglieder
unterbreitet dem
Parlament und dem Rat
Vorschläge für neue
Rechtsvorschriften;
setzt die EU-Politik um
und verwaltet den
Haushalt;
sorgt für die Einhaltung
des EU-Rechts;
handelt internationale
Verträge aus
Gerichtshof der
Europäischen Union
Europäischer
Rechnungshof
Europäische
Zentralbank
Europäische
Investitionsbank
Sitz in Luxemburg
Sitz in Luxemburg
(Unabhängiges
Kontrollorgan)
Sitz in Frankfurt am Main
Sitz in Luxemburg
(Zentralbank)
(Investitionsbank)
(Judikative)
sichert die
Einheitlichkeit der
Auslegung
europäischen Rechts;
ist befugt, in
Rechtsstreitigkeiten
zwischen EUMitgliedsstaaten, EUOrganen, Unternehmen
und Privatpersonen zu
entscheiden
prüft die
ordnungsgemäße
Verwendung von
Einnahmen und
Ausgaben der der EUInstitutionen
legt die
Währungspolitik der
EU fest;
sichert die
Preisstabilität in der
Eurozone
(Quelle: Wikipedia)
97
finanziert und fördert
Investitionsprojekte;
hält die Mehrheit der
Anteile am
Europäischen
Investitionsfonds (EIF)
Im Europäischen Rat und im nach Fachressorts aufgeteilten Rat der
Europäischen Union (Ministerrat) sind die nationalen Regierungen vertreten, wobei das
Europäische Parlament unmittelbar die Unionsbürger repräsentiert. Die Europäische
Kommission als Exekutivorgan und der Gerichtshof der Europäischen Union als
Rechtsprechungsinstanz sind ebenfalls supranational.
Die sechs Gründungsmitglieder gelten als mögliche Integrationsvorreiter bei einer
abgestuften Integration (das sog. Europa der zwei Geschwindigkeiten).
Mit dem Ziel eines europaweiten Raums der Freiheit, der Sicherheit und des
Rechts arbeiten die EU-Mitgliedstaaten auch in der Innen- und Justizpolitik zusammen.
Durch die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik bemühen sie sich auch um ein
gemeinsames Auftreten gegenüber Drittstaaten. Die Europäische Union hat Beobachterstatus
in der G8, ist Mitglied in der G20 und vertritt ihre Mitgliedstaaten in der WTO
(Welthandelsorganisation).
Nach der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 vergrößerte sich die Zahl
der EU-Bürger um die rund 16 Millionen neuen Staatsbürger der Bundesrepublik
Deutschland. Durch die erste Osterweiterung traten am 1. Mai 2004 zehn Staaten der
Europäischen Union bei. Darunter waren acht ehemals kommunistische mittel- und
osteuropäische Staaten (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowenien, Slowakei
und Ungarn), sowie der Inselstaat Malta und die geografisch zu Asien gehörende Insel
Zypern (es wurde faktisch nur der griechische Südteil der Insel aufgenommen). Ab 2007
wurden Rumänien und Bulgarien in die Union aufgenommen, sodass die jetzige EU 27
Mitgliedstaaten zählt. Die Bevölkerung in der Europäischen Union ist damit auf fast eine
halbe Milliarde Menschen angewachsen.
Belgien (BE)
Bulgarien (BG)
Dänemark (DK)
Deutschland (DE)
Estland (EE)
Finnland (FI)
Frankreich (FR)
Griechenland (GR)
Irland (IE)
Italien (IT)
Lettland (LV)
Litauen (LT)
Luxemburg (LU)
Malta (MT)
Niederlande (NL)
Österreich (AT)
Polen (PL)
Portugal (PT)
Rumänien (RO)
Schweden (SE)
Slowakei (SK)
Slowenien (SI)
Spanien (ES)
Tschechien (CZ)
Ungarn (HU)
Vereinigtes Königreich (GB)
Zypern (CY)
(Quelle: Wikipedia)
Für spezielle Gebiete der Mitgliedstaaten der Europäischen Union gelten verschiedene
besondere Regelungen. Zur EU gehören die außereuropäischen Gebiete einiger
Mitgliedstaaten. Man unterscheidet dabei verschiedene Grade der Integration: Einige
europäische Überseegebiete sind nämlich vollständig in die nationale Verwaltungsstruktur der
EU einbezogen, da sie als Teil des Mutterlandes angesehen werden.
98
Neben den 23 Amtssprachen der Europäischen Union gibt es noch eine Vielzahl von
Regional- und Minderheitensprachen in Europa.
Mit der Schweiz wurden mehrere bilaterale Verträge geschlossen, die unter anderem die
Personenfreizügigkeit und den Beitritt der Schweiz zu den Abkommen von Dublin und
Schengen betreffen. Besondere politische und wirtschaftliche Beziehungen unterhält die EU
auch zu mehreren Zwergstaaten in ihrer Nachbarschaft wie Andorra, Liechtenstein, Monaco,
San Marino und der Vatikanstadt.
Die EU ist als supranationaler Zusammenschluss souveräner Staaten zu verstehen, d. h.
abweichend von einem Staatenbund haben die EU-Institutionen keine vergleichbare
Kompetenz. Die EU-Organe dürfen also nur begrenzt in den Bereichen handeln, die in den
Gründungsverträgen angegeben sind. Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat deswegen
in 1993 den neuen Begriff Staatenverbund zur staatsrechtlichen Charakteristik der EU
verwendet.
Da die EU seit Dezember 2009 die Rechtspersönlichkeit erworben hat, kann sie als
Völkerrechtssubjekt in eigenem Namen (aufgrund einer einstimmigen Zustimmung des Rats
für Auswärtige Angelegenheiten) internationale Verträge und Abkommen unterzeichnen
sowie über den Europäischen Auswärtigen Dienst diplomatische Beziehungen mit anderen
Staaten aufnehmen.
Zu den supranationalen Bereichen der EU-Politik zählen u. a. der Europäische
Binnenmarkt, die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion , die Zollunion, die
Forschungs- und Umweltpolitik, das Gesundheitswesen, der Verbraucherschutz,
Bereiche der Sozialpolitik sowie der Raum der Freiheit (einschl. der Sicherheit und des
Rechts, der Aspekte der Innen- und Justizpolitik), ebenfalls die Einwanderungspolitik, die
justizielle Zusammenarbeit in Zivilsachen und die polizeiliche und justizielle
Zusammenarbeit in Strafsachen.
2007
2010
2013
2016
2019
Vorsitz im Europäischen Rat (bis 2009) und im Rat der Europäischen Union
Jahr, Land (1. Halbjahr, 2. Halbjahr)
Deutschland, Portugal 2008 Slowenien, Frankreich
2009 Tschechien, Schweden
Spanien, Belgien
2011 Ungarn, Polen
2012 Dänemark, Zypern
Irland, Litauen
2014 Griechenland, Italien
2015 Lettland, Luxemburg
Niederlande, Slowakei 2017 Malta, Vereinigtes Königreich 2018 Estland, Bulgarien
Österreich, Rumänien 2020 Finnland, Deutschland
(Quelle: Wikipedia)
Europäisches Parlament
ist der zweite Teil der EU-Legislative. Seit 1979 werden Abgeordnete alle fünf Jahre direkt
von den Bürgern der Mitgliedstaaten gewählt. Das Europäische Parlament hat zwei
Tagungsstätten, in Brüssel und in Straßburg.
99
Europäische Kommission
hat vornehmlich exekutive Funktionen, jedoch ist sie auch an der Legislative beteiligt: sie
schlägt Rechtsakte (Richtlinien, Verordnungen, Beschlüsse) vor. Parlament und Rat können
diese Vorschläge hinterher frei abändern.
Als Exekutivorgan sorgt die Kommission für die korrekte Ausführung der europäischen
Rechtsakte, die Umsetzung des Haushalts und der beschlossenen Programme. Sie überwacht
auch die Einhaltung des Europarechts und erstattet gegebenenfalls Klage vor den EUGerichten. Die EK besteht nun aus 27 Kommissaren, von denen je einer aus jedem
Mitgliedstaat kommt. Ihre Ernennung erfolgt für fünf Jahre mit qualifizierter Mehrheit durch
den Europäischen Rat. Die Kommission ist ein von den Mitgliedstaaten unabhängiges
supranationales Organ der EU. Eine besondere Funktion nimmt der Hohe Vertreter der EU für
Außen- und Sicherheitspolitik ein, der sowohl Mitglied der Europäischen Kommission als auch
Vorsitzender im Rat für Auswärtige Angelegenheiten ist.
Europäische Zentralbank
bestimmt seit dem 1. Januar 1999 die europäische Geldpolitik. Die Bank ist politisch
unabhängig: Ihr Direktorium wird vom Europäischen Rat ernannt. Im Rahmen des
Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB, auch Zentralbankrat) legt die EZB die
Leitzinsen für den Euroraum fest.
Gerichtshof der Europäischen Union
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) ist das oberste Gericht der Europäischen Union. Neben
dem Europäischen Gerichtshof existiert seit 1989 noch das ihm vorgeschaltete Europäische
Gericht (ursprünglich Europäisches Gericht erster Instanz). Beide Instanzen bestehen aus
mindestens je einem Richter pro Mitgliedstaat.
Europäischer Rechnungshof
wurde 1975 geschaffen und ist zuständig für die Rechnungsprüfung sämtlicher Einnahmen
und Ausgaben der Union und für die Kontrolle der Haushaltsführung.
EU-Symbole
Die Europäische Union verfügt über eine Flagge und Hymne. Die auf der Flagge verwendete
Symbolik sind zwölf Sterne, deren Zahl jedoch nichts mit der Anzahl der Mitgliedstaaten zu
tun hat. Es gibt zwölf Sterne, weil die Zwölf traditionell das Symbol der Vollkommenheit,
Vollständigkeit und Einheit ist, wie z. B. die Anzahl israelischer Stämme, der zwölf
Söhne Jakobs, der Stunden des Tages und der Monate des Jahres sowie der Apostel Christi.
Die Flagge bleibt folglich ungeachtet künftiger Erweiterungen der Union unverändert.
Dem persönlichen Zeugnis von Vittorio Pons (Autor des Konzepts der einheitlichen
europäischen Währungseinheit, ECU genannt) nach, sei Paul Levy, damals Direktor des
Informations- und Pressedienstes im Europarat, in 1955 an einer Marienstatue mit einem
Sternenkranz (die sog. Mondsichelmadonna) vorbeigekommen. Durch die Sonne beschienen,
leuchteten die goldenen Sterne vor dem blauem Himmel, wodurch er zu seinem Vorschlag
für das EU-Symbol inspiriert wurde. Zudem der 8. Dezember, an dem der Ministerrat die
Flagge beschlossen hat, ist im Kirchenkalender der Festtag der Unbefleckten Empfängnis
Marias.
100
Der Begründer der Paneuropa-Bewegung Richard Nikolaus Graf von CoudenhoveKalergi schlug 1955 Beethovens Vertonung der Ode an die Freude von Friedrich Schiller als
neue Europäische Hymne vor. Seit 1972 ist die Melodie offizielle Hymne des Europarats. Auch
zu sonstigen feierlichen Anlässen (z. B. zum Jahresende) wird das Stück gerne gespielt. Auf
Bitte des Europarates arrangierte Herbert von Karajan drei Instrumentalversionen. Seine
Instrumentalversion ist seit 1985 die offizielle Hymne der Europäischen Union.
Vokabeln
die Ausgaben – výdaje
die Einnahmen – příjmy
der Gerichtshof (-es, “-e) – soudní dvůr
die natürliche Person – fyzická osoba
die Haushaltsführung (-, 0) – péče o rozpočet
der Haushalt (-s, -e) – domácnost; ekonomika,
hospodaření
die Staatengemeinschaft (-, -en) – společenství států
die Tagungsstätte (-,-en) – místo rokování
das Gericht (-es, -e) – soud
die Rechtsperson (-,-en) – právnická osoba
das Völkerrechtssubjekt (-es,-e) – subjekt
mezinárodního veřejného práva
der Staatshaushalt (-s, 0) – státní rozpočet
der Staatenbund (-es, -e) – uskupení států
Beantworten Sie folgende Fragen
(1) Welche Europäische Gemeinschaften gab es in der ersten Phase des europäischen
Einigungsprozesses?
(2) Ist die Europäische Union ein Staat oder ein Staatenbund (Föderation)?
(3) Was versteht man unter dem Begriff Eurozone?
(4) Welche sind die Aufbauprinzipien der EU und wie ist die Symbolik der EU zustande
gekommen?
(5) Welche EU-Institutionen gibt es und welche Aufgaben erfüllen sie?
Übungen
1. Kombinieren Sie die folgenden Präfixe und Verben (wenn möglich) und
übersetzen Sie die einzelnen Ausdrücke
be- über- aus-
um-
an-
auf-
ab-
tragen –
antworten –
fragen –
schaffen –
bilden –
bauen –
schreiben –
gehen –
101
22. Wirtschafts- und Sozialpolitik der EU-Länder. Ethnische
u. a. Minderheiten
22.1 Überfluss, Konsum und Umwelt
In den entwickelten Industrienationen des euro-atlantischen Raumes hat sich
allmählich die Konsum- und Überflussgesellschaft etabliert.
Überflussgesellschaft ist ein Begriff für die allgemeine Situation in der modernen
Industriegesellschaft und auch für ihre sozialen Probleme, den der US-amerikanische
Sozialwissenschaftler John Kenneth Galbraith ( Gesellschaft im Überfluss.) eingeführt hat. Die
Überflussgesellschaft kann man dadurch charakterisieren, dass „sich das wirtschaftliche
Handeln des Einzelnen nicht mehr an der Deckung seiner tatsächlichen Bedürfnisse orientiert
und er die Güter nicht mehr in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit erwirbt.“ (Microsoft®
Encarta® Online-Enzyklopädie 2009) Mit anderen Worten, die Konsumgüternachfrage muss
man um jeden Preis stimulieren, damit die Produktionskapazitäten ausgelastet sind und der
bestehende Wirtschaftskreislauf erhalten bleibt. Dadurch werden die Arbeitsplätze gesichert
und das verdiente Geld kann wiederum ausgegeben werden: der Teufelskreis schließt sich.
Es müssen verschiedene Werbekampagnen gestartet werden, um beim Verbraucher neue
Bedürfnisse zu wecken. Galbraith sieht dann den Kern des sozialen Problems der
Überflussgesellschaft in der „Diskrepanz zwischen ´privatem Reichtum´ und ´öffentlicher
Armut´”. Seine Theorie ist jedoch nicht ganz haltbar, denn man kann nicht generell von der
öffentlichen Armut sprechen: die nicht wenigen Arbeitslosen, Obdachlosen und
Sozialhilfeempfänger können doch durch staatliche Transferzahlungen überleben. Dies war
mindestens bis zum Beginn der weltweiten Finanzkrise in 2009 gültig, seit der Zeit hat sich
einiges geändert und angesichts der leeren Staatskassen wird überall in den entwickelten
Gesellschaften gespart – leider zum Teil auch an sozialen Leistungen gegenüber den
Bedürftigen.
Mit dem Begriff Konsumgesellschaft (Ende der 1960er Jahre in deutscher Alltagssprache
auch
Wegwerfgesellschaft
genannt)
bezeichnet
man
meist
abwertend
die
Konsumorientierung der westlichen Industriegesellschaft, die sich kaum mehr von
individuellem sowie gesellschaftlichem Konsum entledigen kann. Die sich am wirtschaftlichen
Erfolg orientierende Gesellschaft misst den sozialen Status ihrer Angehörigen an deren durch
Konsum demonstriertem Reichtum. Daraus ergeben sich dann negative soziale und
sozialpsychologische Konsequenzen wie die „Überschwemmung des Marktes mit immer
neuen Produkten unabhängig vom Bedarf und der Zahlungsfähigkeit“. (HABERMEYER,
Wolfgang, Konsumgesellschaft. Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2009) Es lässt sich
auch die damit verbundene starke Belastung der Umwelt nicht übersehen, die sich durch die
einseitige ökonomische Ausrichtung der Gesellschaft entwickelt. Zerstörerische Folgen des
konsumistischen Verhaltens kann man ebenfalls im sozialen Bereich feststellen, u. a. seine
negative Auswirkung auf die Kindererziehung oder das Sexualleben.
Kritik an dieser konsumorientierten Haltung wird sowohl von links als auch von rechts
geübt. Es ist wohl überflüssig, die Konsequenzen der unseeligen extremen sozialistischen
102
und kommunistischen Politik zu erwähnen, die auf das Kommunistische Manifest von Karl
Marx aus dem Jahre 1848 zurückgeht und die ca. 30 Millionen von Toten, ermordeten in
kommunistischen Gefängnissen zur Folge hatte. Eine neue linke Ideologie ist die GrünenDoktrine, die nach ein paar Jahren ihres Bestehens ebenfalls unheimliche Konsequenzen
verzeichnet hat: in Tschechien z. B. drohende Erhöhung der Strompreise infolge des
massenhaften Fotovoltaik-Wahns, Reduzierung der angebauten Flächen nützlicher Pflanzen
vorrangig auf Raps für die überflüssige Benzin-Beimengung usw. (vgl. KLAUS, Václav, Modrá,
nikoli zelená planeta.)
Eine Alternative bietet seit 1891 die bis heute gültige Enzyklika (=Rundschreiben)
Rerum Novarum von Papst Leo XIII., die keinen Zweifel darüber lässt, dass die soziale
Gerechtigkeit ohne Moral und Gewissen nicht zu erreichen ist. Die heutige westliche
Wohlstandsgesellschaft kommt neulich mühsam zur Erkenntnis, dass es den Wohlstand ohne
Arbeit, die Kenntnisse ohne Charakter, den Handel ohne Moral, die Wissenschaft ohne
Humanität und den Genuss ohne Verantwortung für die Dauer nicht geben kann (vgl.
JAJTNER, Pavel, Eroze křesťanských hodnot a její reflexe v politice). Detailierte
Ausführungen zum Thema der wahrhaftig humanen Weiterentwicklung der Menschheit findet
man ebenfalls in der sozial orientierten Enzyklika von Papst Benedikt XVI. Die Liebe in der
Wahrheit (Caritas in veritate), die kurz vor dem G8-Weltwirtschaftsgipfel im Juli 2009
veröffentlicht wurde.
22.2 Förderung der EU-Integrität
Die alten EU-Länder, verwachsen im Modell der Überflussgesellschaft, streben nun
eine sozialpolitische Stabilität an, da bei den zur EU neu beigetretenen Ländern, besonders
Bulgarien und Rumänien, ein Nachholbedarf besteht. Damit eine Angleichung des
wirtschaftlichen Niveaus aller Mitgliedsländer erreicht werden kann, gibt es diesbezüglich
Subventionen und Förderungsprojekte. Dabei werden selbst die alten EU-Länder mit den sich
aus der ungünstigen demographischen Entwicklung ergebenden Problemen konfrontiert und
zu Sparmaßnahmen gezwungen. Ebenfalls die Probleme mit der gemeinsamen Währung
innerhalb der Eurozone (v. a. in Griechenland, Spanien und Portugal) bedeuten eine Drohung
für die Stabilität der gesamten EU.
Zur Förderung der Entwicklung im Wirkungsbereich der
Nichtregierungsorganisationen gibt es seitens der EU auch eine bedeutende finanzielle
Unterstützung. Die EU-Mittel können diese Nonprofit-Organisationen, die sonst aus
staatlichen Subventionen, Spenden, Sponsoring sowie Verkauf von Waren ihre Finanzmittel
beziehen, in Anspruch nehmen. Man muss allerdings zuerst passende Projekte erarbeiten
und dann die EU-Mittel in einem komplizierten Verfahren beantragen.
Daneben gibt es wichtige finanzielle Quellen in Form von Struktur- und
Kohäsionsfonds. Die beiden Fonds stellen wichtige Finanzierungsinstrumente zur
Annäherung der unterschiedlichen Entwicklungsstufen einzelner Mitgliedsstaaten dar. Der
eine Strukturfonds – der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) – ist zur
Zeit wohl der wichtigste: seit 35 Jahren dient er zur Finanzierung von Infrastrukturen sowie
von Unternehmen (gezielte Unterstützung der Beschäftigung). Der andere – der
103
Europäische Sozialfonds (ESF) – dient etwa 50 Jahre lang zur Umsetzung der
Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit und zur Eingliederung der benachteiligten
Bevölkerungsgruppen.
Knapp 20 Jahre gibt es den Kohäsionsfonds, der soziale, territoriale und
wirtschaftliche Konvergenz beschleunigen soll. Diesen Fonds können Länder mit dem
Bruttoinlandsprodukt (BIP) unter 90 % des EU-Durchschnitts und mit dem Defizit von
höchstens 3 % des nationalen BIP erwerben.
Die EU, die ihren Prinzipien der Freizügigkeit von Kapital, Waren und Personen
gerecht werden will und soll, hat nicht nur mit einem unerschiedlichen Wirtschaftsniveau und
Sozialstatus einzelner Mitgliedsstaaten zun tun, sondern auch mit Problemen der Integration
verschiedener ethnisch-kultureller Minderheiten wie Roma und Asylbewerber aus anderen
Kulturkreisen, die längst oder vor kurzem aus verschiedenen Entwicklungsländern immigriert
sind. Diesbezüglich arbeitet man in der EU mit dem Multikulturalismus-Konzept (siehe Kapitel
22).
Um dem Prinzip der Personenfreizügigkeit nachzukommen, musste man ebenfalls im
Bereich Ausbildung und Forschung Voraussetzungen für eine Freizügigkeit der Studenten
schaffen, indem man europaweit einheitliche Standards für Ausbildung eingeführt hat. Dies
hat in dem sog. Bologna-Prozess einen Niederschlag gefunden (siehe Kapitel 7).
Diesem Ziel soll z. B. auch das Erasmus-Programm dienen (bis 2006 trug es den
Namen Sokrates-Programm). Es handelt sich um ein Programm der Europäischen Union, das
in 1987 durch einen Beschluss des EWG-Ministerrates gegründet wurde. Dadurch soll die
Zusammenarbeit von Hochschulen innerhalb der EU und von anderen europäischen Ländern
(Norwegen, Island, Liechtenstein, Schweiz) sowie die Mobilität der Studenten und Dozenten
gefördert werden. Erasmus (nach dem humanistischen Gelehrten Erasmus von Rotterdam
benannt) ist ein Akronym für European Region Action Scheme for the Mobility of University
Students. Das Projekt ist auf der Anerkennung von Studienleistungen im Ausland anhand des
European Credit Transfer Systems (ECTS) aufgebaut und schließt die finanzielle
Unterstützung von Austauschstudenten ein. Es können Studienaufenthalte, Auslandspraktika
während des Studiums, Lehraufenthalte sowie Fortbildung von allgemeinem
Hochschulpersonal gefördert werden.
Zu Europas Bildungsprogrammen zählt ebenfalls Leonardo da Vinci, also das
Programm der Europäischen Union für die berufliche Aus- und Weiterbildung. Es unterstützt
länderübergreifende Zusammenarbeit in diesem Bereich, denn es fördert Auslandsaufenthalte
zum beruflichen Lernen und entwickelt in europäischen Partnerschaften innovative
Zusatzqualifikationen.
22.3 Ethnische Minderheiten
Die in Europa sowie auf allen anderen Kontinenten meist verbreitete ethnischkulturelle Minderheit sind Bevölkerungsgruppen der Roma. Im deutschsprachigen Raum
benutzt man überwiegend die Bezeichnung "Sinti und Roma". Diese Bezeichnung dient als
Oberbegriff für mehrere miteinander verwandte Bevölkerungsgruppen, die ursprünglich aus
104
Indien stammen und sich ab dem 14. Jahrhundert bis nach Europa und Nordafrika
ausbreiteten.
Der noch bis vor kurzem verwendete Begriff Zigeuner hat eine lange Geschichte,
heute wird er jedoch zum Teil für abwertend gehalten. Besonders wegen der
nationalsozialistischen Belastung dieses Begriffs wurde er vom Zentralrat Deutscher Sinti
und Roma abgelehnt. Ganz entgegengesetzter Meinung ist die Sinti Allianz Deutschland,
die das Wort Zigeuner neben Sinti auch als Eigenbezeichnung akzeptiert. „Exemplarisch ist
eine jüngere Aussage der Europäischen Kommission, nach der es den Gepflogenheiten bei
EU-Strategiepapieren und Diskussionen entspreche, den Ausdruck ,Roma´ selbst auf Fälle
anzuwenden, in denen Roma es sind, die von ,Zigeunern´ (bzw. mit deren nichtdeutschen
Pendants von ,Gypsies´, ,Gitanos´, ,Gitans´ usw.) sprechen.“ (Wikipedia)
Auf den offiziellen Webseiten der Europäischen Kommission heißt es: „Die
Verwendung des Ausdrucks Roma geschieht somit keinesfalls in der Absicht, die große
Vielfalt der verschiedenen Romagruppen und dazugehörigen Gemeinschaften zu leugnen
oder etwa Klischees zu fördern.
Seit mehr als tausend Jahren sind die Roma Bestandteil der europäischen Zivilisation. Heute
sind die Roma mit einer geschätzten Bevölkerungsanzahl von 10-12 Million Personen die
größte ethnische Minderheit Europas und in allen 27 EU-Mitgliedstaaten beheimatet. Die
meisten Roma sind EU-Bürger. Ihre Lage wird jedoch durch hartnäckige Diskriminierung und
soziale Ausgrenzung charakterisiert. Roma sind Armut, Arbeitslosigkeit, Stereotypen und
Vorurteilen ausgesetzt.“ (Homepage der Europäischen Kommission, Beschäftigung, soziale
Angelegenheiten und Chancengleichheit. Die EU und die Roma )
Diese Bemühung um eine neue sprachliche Konvention wurde allerdings nur
begrenzt erfolgreich: das Wort Zigeuner wurde im öffentlichen Gebrauch nicht ganz abgelöst,
da nicht das Wort selbst, sondern die Absicht des Sprechers für entscheidend gehalten wird.
Vokabeln
anhand – na základě, podle
aufgebaut – postaven, vystavěn, vybudován
allgemein – (vše)obecný, (vše)obecně
beschleunigen – urychlit
der Beschluss (-es, -“e) – závěr
das Bruttoinlandsprodukt (-es, -e) – hrubý
domácí produkt
der Bedarf (-s, 0) – potřeba, potřeby
die Belastung (-, -en) – zatížení
anwenden – použít, aplikovat
das Bildungsprogramm (-es, -e) – vzdělávací
program
ausbreiten – šířit, rozšiřovat
das Ausland (-s, 0) – zahraniční
der Aufenthalt (-s, -e) – pobyt
die Alltagssprache (-, -n) – běžně mluvená řeč
europaweit – celoevropský, celoevropsky
die Absicht (-, -en) – záměr, úmysl
die Armut (-, 0) – chudoba
die Arbeitslosigkeit (-, 0) – nezaměstnanost
länderübergreifend – přeshraniční
jedoch – však
die Weiterbildung (-, 0) – další vzdělávání
wirtschaftlich – hospodářský, hospodářsky
wichtig – důležitý, důležitě
der Zentralrat (-es, 0) – ústřední rada
der Fall (-s, -“e) – pád, případ
beheimatet – zdomácnělý, domovský
der Gebrauch (-s, 0) – (po)užití
der Mitgliedsstaat (-es, -en) – členský stát
während – během
unterstützen – podporovat
leugnen – popírat, popřít
die Partnerschaft (-, -en) – partnerství
stammen – pocházet
die Wegwerfgesellschaft(-, 0) – společnost vyhazující věci
po částečném upotřebení
der Roma (-, -) – Rom
der Zigeuner (-s, -) – cikán
das Vorurteil (-s, -e) – předsudek
105
die Aussage (-, -en) – výpověď
die Angelegenheit (-, -en) – záležitost
der Ausdruck (-s, -“e) – výraz
ablehnen – odmítat, odmítnout
abwertend – pohrdavý
begrenzt erfolgreich – omezeně úspěšný
der Bestandteil (-s, -e) – součást
die Bemühung (-, -en) – námaha, úsilí
entgegengesetzt – protikladný (-ě)
ethnisch – etnický, etnicky
die Gemeinschaft (-, -en) – společenství
geschätzt –(o)ceněný, oceňovaný;odhadovaný
besonders – (ob)zvlášť
der EU-Bürger (-s, -) – občan EU
die Geschichte (-, -en) – historie; příběh,
historka
die Beschäftigung (-, -en) – zaměstnání
die Chancengleichheit (-, -en) – rovnost
příležitostí
hartnäckig – tvrdošíjný (-ě), tvrdohlavý (-ě)
geschehen (-a, i. –e-) – stát se, udát se
der Durchschnitt (-s, -e) – průměr
sich handeln um – jednat se o
der Bereich () – oblast
beruflich – profesní, profesně
entscheidend – rozhodující
die Entwicklung (-, 0) – vývoj, rozvoj
die Drohung (-, -en) – hrozba
die Forschung (-, -en) – výzkum
diesbezüglich – v tomto ohledu
Maßnahme (-, -en) – opatření
Nonprofit-Organisation (-, -en) – nezisková
organizace
das Gewissen (-s, 0) – svědomí
die Dauer (-, 0) – trvání
in Anspruch nehmen – nárokovat
benachteiligt – znevýhodněný
beantragen – zažádat, požadovat
die Eingliederung (-, 0) – začlenění
die Finanzmittel (Pl.) – finanční prostředky
das Verfahren (-s, -) – postup, řízení
erwähnen – zmínit (se)
erreichen – dosáhnout, zasáhnout
die Kenntnis (-, se) – znalost
die Beimengung (-, -en) – přimísení, příměs
die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
(EWG) – Evropské hospodářské společenství
der Kulturkreis (-es, -e) – kulturní okruh
der Fonds (-, -) – fond
die Ausrichtung (-, -en) – zaměření
Fotovoltaik-Wahn (-s,0)– fotovoltaický přelud,
klam
die Folge (-, -n) – následek
die Gesellschaft (-, -en) – společnost
entledigen – zbavit, zbavovat
die Zahlungsfähigkeit (-,0)– platební schopnost
übersehen (a, h. –e-) – přehlédnout
verschieden – různý, odlišný
fördern – podporovat
keinesfalls – v žádném případě
die Minderheit (-, en) – menšina
die Eigenbezeichnung (-, -en) – vlastní označení
das Klischee (-s, -s) – klišé
verwenden – (po)užít, (po)užívat
das Wort (-es, -“er) – slovo
die Konsumgesellschaft (-, -en) – konzumní společnost
die Erkenntnis (-, -se) – poznatek
verwandt – příbuzný, spřízněný
vor kurzem – před krátkou dobou, nedávno
die 1960er Jahre – 60. léta 20. století
öffentlich – veřejný, veřejně
der Sprecher (-s, -) – mluvčí
selbst – sám, sama, samo (osobně)
der Oberbegriff (-s, -e) – nadřazený pojem
sondern – nýbrž
sowie – jako(ž) i, stejně jako
der Weltwirtschaftsgipfel (-s, -) – světový summit
die Menschheit (-, 0) – lidstvo
das Niveau (-s, -s) - úroveň
überwiegend – převážný, převážně
zählen zu – patřit k
schaffen – vytvořit; stihnout, zvládnout
die Voraussetzung (-, -en) – předpoklad
die Zusammenarbeit (-, -en) – spolupráce
die Personenfreizügigkeit (-,0) – volný pohyb osob
der Wirkungsbereich (-s, -e) – oblast působnosti
die Nichtregierungsorganisation (-, -en) – nevládní die
organizace die
die Gerechtigkeit (-, 0) – spravedlnost
die Verantwortung (-, 0) – (z)odpovědnost
die Wissenschaft (-, -en) – věda
die Spende (-, en) – dar
die Vielfalt (-, 0) – různorodost, mnohotvárnost
verwachsen sein – být srostlý/ vrostlý
der Überfluss (-es, 0) – nadbytek
die Überschwemmung (-, 0) – zaplavení, zahlcení
die Subvention (-, -en) – subvence, podpora
die Wahrheit (-, 0) – pravda
die Währung (-, -en) – měna
vorrangig – přednostně
der Teufelskreis (-es, 0) – začarovaný kruh
der Raps (-es, 0) – řepka
überflüssig – nadbytečný, nadbytečně
ungünstig - nepříznivý, nepříznivě
der Reichtum (-s, 0) – bohatství
zerstörerisch – ničivý, ničivě
der Strompreis (-es, -e) – cena proudu (elektřiny) der
massenhaft – masový, masově
infolge – následkem
seitens – ze strany
das Gefängnis (-ses, -se) – vězení
das Bestehen (-s, 0) – trvání, existence
unheimlich – hrozivý (ě), příšerný (ě)
106
Beantworten Sie folgende Fragen
(1) Was versteht man unter Überflussgesellschaft?
(2) Welche Alternative gibt es zur Konsumgesellschaft?
(3) Wodurch wird die EU-Integrität gefördert?
(4) Welche sind die drei Grundfreiheiten in der EU?
(5) Wozu dienen die Programme Erasmus und Leonardo da Vinci?
(6) Wie sieht die Minderheitenpolitik der EU aus?
Übungen
1.Bilden Sie sinnvolle Sätze
(1) In – die entwickelten Industrienationen – der euro-atlantische Raum – hat sich etabliert
– die Konsum- und Überflussgesellschaft – allmählich. (2) Mit – der Begriff
Konsumgesellschaft – bezeichnet man abwertend – meist – die Konsumorientierung – die
westliche Industriegesellschaft. (3) Die – in Europa – meist verbreitet – ethnisch-kulturelle
Minderheit – sind Bevölkerungsgruppen – die Roma. (4) Zu – Förderung – die Entwicklung
in – Wirkungsbereich der Nichtregierungsorganisationen – seitens der EU – auch eine
bedeutende finanzielle Unterstützung – es gibt. (5) Seit – mehr als tausend Jahren – sein –
die Roma – Bestandteil – die europäische Zivilisation. (6) Die Enzyklika Rerum Novarum –
von Papst Leo XIII. – darüber lassen – kein Zweifel – dass – ohne Moral und Gewissen – die
soziale Gerechtigkeit – nicht sein – zu erreichen.
23. Migration und Multikulturalismus. Asylbewerber und
Asylverfahren
23.1 Migration und die europäische Identität
Migration ist eine Erscheinung, die es seit Menschengedenken gibt. Parallel dazu
hat es auch immer Einschränkungen für Neuankömmlinge gegeben. Erst durch die Gründung
des EU-Staatenverbundes gibt es zum ersten Mal in der Geschichte ein garantiertes Recht
auf Freizügigkeit der Personen innerhalb dieses Staatengebildes. Allerdings vorausgesetzt,
dass solche Personen gemeinsame europäische Kulturwerte teilen. Neulich versuchten einige,
besonders linksorientierte EU-Politiker davon abzusehen und die europäische Identität auf
der Pluralität der Kulturen, auf deren Nebeneinander aufzubauen. Mit anderen Worten,
wollten sie mit den traditionellen Kulturwerten Europas zugunsten eines MultikultiExperiments brechen. (Hierzu siehe auch Kapitel 15.1 Wesen der Zivilisation)
107
Multikulturalismus ist der Oberbegriff für sozialphilosophische Theorien, die auf
die Kulturpolitik in der Praxis der jeweiligen EU-Länder einwirken. Multikulturalisten wollen
die öffentliche Anerkennung kultureller Unterschiede und deren staatlichen Schutz
durchsetzen. Multikulturalismus anerkennt also nicht die Existenz einer dominanten
Nationalkultur. Sie sehen das Ziel ihrer Bemühungen in einer multikulturellen Gesellschaft, in
der es keinen staatlichen Druck zur Assimilation geben soll. Die ethnischen und kulturellen
Gruppen sollen aufgrund des gegenseitigen Verständnisses und der gegenseitigen Toleranz
nebeneinander existieren und alle sollen als gleichberechtigt gelten. Mögliche Konflikte sollen
dann durch eine sogenannte „interkulturelle Erziehung“ minimiert werden. Als Zielgruppen
der Multikulti-Politik werden Ethnien wie Roma und Sinti oder Religionsgruppen wie der Islam
betrachtet. Befürworter des Multikulturalismus unterstützen auch entsprechende AntiDiskriminierungs-Gesetze.
In der letzten Zeit setzen sich aber auch entgegengesetzte Meinungen und Taten in
ganz Europa durch und erreichen sogar die höchsten Etagen der Staatspolitik einzelner EULänder: vgl. z. B. den scharfen Meinungswechsel zwischen dem französischen
Staatspräsidenten Sarkozy und dem Europarat-Vorsitzenden Barroso um die Abschiebung der
Roma rumänischer Herkunft aus Frankreich im Sommer 2010 oder die politische Entwicklung
in Deutschland. Hier kritisierte das ehemalige Vorstandsmitglied der Bundesbank Thilo
Sarrazin die gescheiterte Politik des Multikulturalismus, u. a. in seinem Buch Deutschland
schafft sich ab. Daraufhin musste auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel zugeben, dass die
Multikulti-Politik in Deutschland gescheitert sei. Zugleich versicherte sie: "Wir fühlen uns dem
christlichen Menschenbild verbunden, das ist das, was uns ausmacht." Wer das nicht
akzeptiere, "der ist bei uns fehl am Platz." (Spiegel- Online, 13.11.2010) Nicht viel später sah
sich auch der britische Premier David Cameron gezwungen, die Multikulti-Politik für
gescheitert zu erklären.
Ebenfalls der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer stellte fest, dass
Deutschland kein Zuwanderungsland sei. Er stellte auch einen Sieben-Punkte-Plan zur
Integration vor und betonte, dass der voraussichtliche Fachkräftemangel in Deutschland
"kein Freibrief für ungesteuerte Zuwanderung sein" kann. Seehofer hob hervor: "Wir als
Union treten für die deutsche Leitkultur und gegen Multikulti ein - Multikulti ist tot." (SpiegelOnline, 13.11.2010)
Somit stellten sich die beiden deutschen Spitzenpolitiker letztendlich an die Seite des
ehemaligen Kandidaten zum EU-Kommissar Rocco Buttigliones, der zur Europa-Identität
bereits vor wenigen Jahren erklärte: „Unsere gemeinsame europäische Identität entsteht,
wenn wir die Vision anerkennen: Ein Europäer ist ein Mensch, der Sokrates, ebenso wie
Jesus verinnerlicht hat. Ein Mensch, der nichts über Christus und nichts über Sokrates wissen
will, ist kein Europäer. Wir sind Europäer, weil wir diese Geschichte haben. Gerade im
Zeitalter, in welchem alle Ideologien zugrunde gegangen sind, sind wir auf unsere Geschichte
angewiesen, um unsere Identität zu verstehen. Was finden wir dort? Das Griechentum und
das Christentum.“ (BUTTIGLIONE)
Freizügigkeit von Unionsbürgern ist durch das sog. Freizügigkeitsgesetz (Gesetz
über die allgemeine Freizügigkeit von Unionsbürgern ) von 2004 geregelt. Es regelt
die Einreise und den Aufenthalt von Staatsangehörigen anderer Mitgliedstaaten der
Europäischen Union (Unionsbürger) und ihrer Familienangehörigen. EU-Bürger haben in der
108
Europäischen Union ein Recht „auf Ausreise aus ihrem Herkunftsmitgliedstaat und auf
Einreise und Aufenthalt im Aufnahmemitgliedstaat, wenn sie im Aufnahmemitgliedstaat als
Arbeitnehmer oder Selbstständige im Wirtschaftsleben erwerbstätig oder auf Arbeitssuche
sind.“ (Wikipedia) Andere EU-Bürger haben dieses Recht dann, wenn sie im
Aufnahmemitgliedstaat über ausreichende Existenzmittel wie auch ausreichenden
Krankenversicherungsschutz verfügen. Solche Unionsbürger erhalten eine amtliche
Freizügigkeitsbescheinigung, welche ihr Aufenthaltsrecht dokumentiert.
23.2 Asylverfahren
Gründe für eine Flucht aus eigenem Heimatland und zum Ersuchem um Asyl sind
verschieden. Asylbewerber (auch Asylwerber oder Asylsuchende) sind Personen, die in
einem fremden Land um Aufnahme ersuchen, um Schutz vor Verfolgung zu finden. Man
unterscheidet zwischen einem Asylbewerber (Person mit einem laufenden
Asylanerkennungsverfahren) und einem Asylberechtigten oder anerkanntem Flüchtling
(amtlich bereits anerkannter Asylbewerber). Der Begriff Asylant wird großteils abgelehnt, weil
er für abwertend gehalten wird.
Der Staat prüft dann in einem Asylverfahren, ob ein Asylanspruch tatsächlich
vorliegt, ob es sich bei den Antragstellenden um Flüchtlinge im Sinne der Genfer
Flüchtlingskonvention handelt. Flüchtling wurde als Person definiert, die „aus der
begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit
zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich
außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt…“ (Wikipedia)
In Deutschland ist der Ablauf des Asylverfahrens im Asylverfahrensgesetz
(AsylVfG) festgeschrieben und in anschließenden Bestimmungen sind seit 1993 die sozialen
Leistungen für Asylbewerber geregelt. Politisch Verfolgte erhalten nach Artikel 16a des
Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland Asyl, soweit sie nicht aus der EU oder einem
sogenannten sicheren Drittstaat kommen (alle an Deutschland angrenzenden Staaten gelten
als sichere Drittstaaten). Andere Personen werden abgeschoben, wenn keine Gefahr für Leib
und Leben der Asylsuchenden in ihrem Heimatland vorliegt, denn dann gelten die
Asylanträge als unbegründet. Von einer Abschiebung der Betroffenen wird natürlich
abgesehen, solange solche Abschiebungshindernisse bestehen.
Vokabeln
außerhalb – mimo, vně
gegenseitig – vzájemný, vzájemně
das Grundgesetz (-es, -e) (GG) – německá ústava
(doslova: Základní zákon)
der Asylberechtigte (-n, -n) – osoba s právem azylu
das Asylverfahren (-s, -) – azylové řízení
das Asylverfahrensgesetz (-es, -e) (AsylVfG) – zákon
o azylovém řízení
festschreiben – stanovit
der Betroffene (-en, -en) – postižený, dotčený
der sichere Drittstaat (-es, -en) – bezpečný třetí stát
prüfen – zkoušet, zkoumat
anerkennen – uznat
der Asylsuchende (-n, -n) – uchazeč/ žadatel o azyl
der Asylbewerber (-s,-) – žadatel o azyl
der Flüchtling (-s, -e) – uprchlík
das Abschiebungshindernis (-es, -e) – překážka
vyhoštění
prüfen – zkoušet, zkoumat
das Zivilgesetzbuch (-es, “-er) – občanský zákoník
das Strafgesetzbuch (-es, “-er ) – trestní zákoník
109
der Asylantrag (-s, “-e) – žádost o azyl
der Asylanspruch (-s, “-e) – nárok na azyl
der Aufnahmemitgliedsstaat (-es, -en) – přijímající
členský stát
der Aufenthalt (-es, -e) – pobyt
ausreichen – vystačit
anschließend – návazný (ě), následný(ě)
(sich) abschaffen – rušit (se), likvidovat (se), odstranit
gemeinsam – společný, společně
der Ablauf (-s, “-e) – průběh, uplývání
der Arbeitnehmer (-s, -) – zaměstnanec
erklären – vysvětlit, objasnit; deklarovat, prohlásit
die Erscheinung (-, -en) – jev, zjev
entgegengesetzt – protikladný, protikladně
erreichen – dosáhnout, (do)stihnout
die Freizügigkeit der Unionsbürger – volný pohyb
občanů Unie
festschreiben (ie., h. ie) – zapsat, ustanovit
tatsächlich – skutečně
amtliche Freizügigkeitsbescheinigung – úřední
osvědčení o volném pohybu/ přestěhování
die Einreise (-, 0) – příjezd
der Fachkräftemangel (-s, 0) – nedostatek odborníků
der Kulturwert (-es, -e) – kulturní hodnota
regeln – řídit, regulovat
die Einschränkung (-, -en) – omezení
das Sozialgesetzbuch (-es, “-er) – sociální zákoník
die Religion (-, -en) – náboženství
die Verfolgung (-, 0) – pronásledování
das Zeitalter (-s, -) – období, doba, éra
das Heimatland (-es, 0) – vlast
selbstständig – samostatný
unbegründet – neodůvodněný
zugrunde gehen – zhynout, zaniknout
ungesteuert – neřízený, neřízeně
das Zuwanderungsland (-es, “-er) – přistěhovalecká
země
der Oberbegriff (-es, -e) – nadřazený pojem
gescheitert – ztroskotaný, ztroskotavší, zkrachovalý
Gefahr für Leib und Leben – nebezpečí pro život a
zdraví
soziale Leistungen – sociální úsluhy/ služby
rechtmäßig – podle práva, právně
solange – pokud, dokud
die Verfassung (-, 0) – ústava
der Familienangehörige (-n, -n) – rodinný příslušník
der Freibrief (-s, -e) – bianco oprávnění
die Arbeitssuche (-, 0) – hledání práce
der Meinungswechsel (-s, 0) – výměna názorů
zugunsten – ve prospěch
der Neuankömmling (-s, -e) – nově příchozí
Beantworten Sie folgende Fragen
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Was versteht man unter dem Begriff Multikulturalismus?
Sind die Ziele der Multikulti-Politik erreicht worden?
Wie wird heutzutage die Identität Europas verstanden?
Wie sieht das Asylverfahren mit Asylsuchenden in den EU-Ländern aus?
Welche Personen werden rechtmäßig für Asylberechtigte gehalten?
Welcher Unterschied besteht zwischen dem Asylsuchenden, Asylbewerber und
Asylberechtigten?
Übungen
1. Benutzen Sie Einwohnerbezeichnungen mit angegebenen Attributen
rozený Pražan – ein ……………………………..
pilný Němec – ein ………………………………..
vzdělaný Nor – ein ..……………………………..
šikovný Slovák – ….………………………………
studující Mnichovan – …………………………..
pověřený Evropan – ……………………………..
uměnímilovný Miláňan – ……………………….
dobrosrdečný Vídeňan – ein ……………………………
typický Ital – ein ……………………………………………
charakterní Polák – ein ………………………………….
slavný Slovinec – ein ..…………………………………….
emigrující Asijec – ………………………………………….
známý Novozélanďan – ………………………………….
sportovní Hamburčan – ………………………………….
110
2.Ergänzen Sie sinngemäß die folgenden Verben in entsprechender Form
bestehen aus – beruhen – festlegen – bestehen – absehen – bestehen in – ausreichen –
feststellen – betragen – sich befassen – erreichen – abschaffen – ausreichen – begründen –
anerkennen – kennenlernen – prüfen – erkennen – bedeuten – reden – vorliegen – verfügen
– mitteilen – erklären – tragen – beschaffen – gelten
(1) Drogensüchtige begehen oft auch eine Straftat, um sich die Drogen zu …………………… –
(2) Ihre Reklamation können wir leider nicht ………………… – (3) Die Gebühr …………………..
10 Euro. – (4) Der Staat ……………… dann in einem Asylverfahren, ob ein Asylanspruch
tatsächlich vorliegt, ob es sich bei den Antragstellenden um Flüchtlinge im Sinne der Genfer
Flüchtlingskonvention handelt. – (5) Andere Personen werden abgeschoben, wenn keine
Gefahr für Leib und Leben der Asylsuchenden in ihrem Heimatland ……………………. – (6)
Asylberechtigte sind Flüchtlinge, die als Asylbewerber amtlich bereits …………………………..
wurden. – (7) Neulich versuchten einige EU-Politiker von den traditionellen Kulturwerten
Europas ……………………… und die europäische Identität auf der Pluralität der Kulturen
aufzubauen. – (8) Andere EU-Bürger haben dieses Recht dann, wenn sie im
Aufnahmemitgliedstaat
über
ausreichende
Existenzmittel
und
ausreichenden
Krankenversicherungsschutz ……………………….. – (9) Führende Politiker Europas
…………………. neulich die Politik des Multikulturalismus für tot. – (10) Am meisten werden
die E-Mails benutzt, um Kurznachrichten möglichst schnell …..................................
24. Umweltprobleme und Umweltschutz
Der wachsende Wohlstand in den industrialisierten Ländern des Westens bringt
generell immer größere Nachfrage nach Lebensmitteln und Konsumgütern. Es werden in
allen drei Wirtschaftsbereichen (Industrie, Landwirtschaft und Dienstleistungen) stets höhere
Leistungen gefordert, um ein weiteres Wirtschaftswachstum zu erzielen. Das
Wirtschaftswachstum ist jedoch zu einem weltweiten Phänomen geworden, denn im 20.
Jahrhundert hat sich die Bevölkerungzahl auf der Erde fast verdreifacht und in ein paar
Jahrzehnten des 21. Jhs. ist eine weitere Zunahme – bis auf das Fünffache – zu erwarten.
Die Bevölkerungszunahme sowie die wachsende Produktion führen zum größeren Umfang
von Industrieabfällen, deswegen ist die zunehmende Umweltbelastung eines der wichtigsten
Themen der Gegenwart geworden.
An der steigenden Wasser-, Luft- und Geräusch-Verschmutzung haben ihren Anteil
sowohl Industrie und Energiewirtschaft, Land- und Forstwirtschaft und
Dienstleistungsbereich auf der einen Seite wie auch private Haushalte auf der anderen
Seite. Die meisten Schadstoffe, Abgase, Abwässer und Lärmquellen entstehen natürlich in
der Industrie, nicht allzu viel zurück bleiben der Verkehr und der Tourismus. Auch die
Bevölkerung produziert in ihren Haushalten viele Abfälle und die steigende Anzahl der PKWs
trägt ebenfalls zur Luftverschmutzung bei. In Tschechien werden beispielsweise immer noch
fossile Brennstoffe in größerem Umfang verbrannt, was Luftverschmutzung durch
Kohlendioxid verursacht. Das ist besonders auf dem Lande der Fall, wo man ursprünglich
gehofft hatte, diese durch andere staatlich subventionierte Heizstoffe ersetzen zu können.
Nicht zuletzt auch die unsachgemäße Anwendung der Dünger (Nitrat, Phosphat) sowie der
111
Pestizide, Herbizide und Fungizide in Hausgärten trägt zur Umweltbelastung bei. Ähnliches
geschieht übrigens auch in der Landwirtschaft.
Die einzelnen Länder treffen aufgrund der koordinierten EU-Umweltschutzpolitik stets
verschiedene Maßnahmen, um dieser negativen Tendenz Stand zu halten. Zu den aktuellen
Problemen der letzten Jahrzehnte gehören besonders in den Industrieländern Smog, saurer
Regen, Ozonloch, Treibhauseffekt und globale Erwärmung. Zur Lösung dieser Situation
wurden mehrere Schritte getan wie die Entwicklung von bleifreiem Benzin, Recycling von
Papier und anderen Materialen, Einführung umweltfreundlicher Produkte (Reduzierung von
Plastikverpackung), Verwertung von Biogas, Erhöhung des Anteils umweltfreundlicher
Energiequellen (Wind- und Sonnenenergie), Reduktion der Anwendung von Treibhausgasen
(z. B. Kohlendioxid (CO2), Methan und Lachgas) und strenge Kontrolle der Emissionen in
Industriebetrieben.
Zum Beispiel in den letzten Jahren wurden in der EU für die Industrieproduktion
einheitliche Emissionslimits festgelegt und es kommt stets zu deren Verschärfung. Bis heute
bleibt fraglich, ob die Kernkraftwerke ein kleineres Risiko gegenüber den Kohle- und
Wasserkraftwerken darstellen (besonders im Hinblick auf die Tschernobyl-Katastrophe).
Es ist weltweit die Meinung verbreitet, dass für die globale Erwärmung hauptsächlich
der Mensch verantwortlich ist. Es bietet sich natürlich die Frage, inwiefern und ob überhaupt
für Klimaänderungen die menschliche Tätigkeit verantwortlich ist, oder ob es nur ein
Geschäft für die grünen Politiker darstellt (vgl. KLAUS, Modrá, nikoli zelená planeta). Der
direkt wärmende Effekt der Treibhausgase verursacht nämlich nur etwa ein Drittel der
erwarteten Erwärmung.
Ebenfalls gibt es Gebiete mit erhöhter Schadstoffkonzentration, an denen der Mensch
nachweisbar keine Schuld trägt: das Grundwasser in verschiedenen Ländern weist überhöhte
Konzentrationen an Arsenverbindungen oder Schwermetallen, ohne dass menschliche
Aktivität dafür verantwortlich gemacht werden kann. Natürliche Umweltverschmutzungen
können auch im Umfeld von Vulkanen auftreten oder in der Umgebung von Erzlagerstätten.
Genauso kam es bekanntlich vor ein paar Dutzend Millionen Jahren zum Aussterben der
Dinosaurier in Folge eines Klimawechsels, ohne dass dies von Menschen beeinflusst werden
konnte.
Wie dem auch sei, alle hochindustrialisierten wie auch Entwicklungsländer der Welt
tun seit Ende der 1980er Jahre alles dafür, um soziale, ökonomische und ökologische
Entwicklung auch weiterhin erhalten zu können, ohne das Überleben künftiger Generationen
zu gefährden. Man spricht von der Politik der nachhaltigen Entwicklung.
Der Umweltschutz ist auch zum Gegenstand der Umweltethik geworden. Diese
ethische Teildisziplin beschäftigt sich mit dem moralisch gerechtfertigten Umgang mit
der Natur. Die Umweltethik stellt Teil der Bioethik (und natürlich der angewandten Ethik) dar,
die sich an dem verantwortungsvollen Umgang mit der belebten Umwelt (einschl. der
Menschen) orientiert. In der Umweltethik sind auch Tierethik (Legitimität der Nutzung von
Tieren für menschliche Zwecke) und Naturethik (Umgang mit biologischen Arten und
Ökosystemen) eingeschlossen. Die Umweltethik im engeren Sinne interessiert sich für
die Problematik der Nutzung natürlicher Ressourcen (Wasser, Boden, Klima usw.). Die
Umweltethik liefert ebenfalls Argumente für einen schonenden Umgang mit der Natur.
Besonders wegen der Pflichten gegenüber zukünftigen Generationen wie auch wegen
naturästhetischer Aspekte.
112
Vokabeln
die Anzahl (-, 0) – počet
die Energiewirtschaft (-, 0) – energetika
der Brennstoff (-s, -e) – palivo, hořlavina
die Erzlagerstätte (-, -en) – rudné ložisko
bleifrei – bezolovnatý
die Abgase (Pl.) – zplodiny, spaliny, emise
die Abwässer (Pl.) – odpadní vody, splašky
die Belastung (-, 0) – zatížení
die Bevölkerung (-, 0) – obyvatelstvo
das Aussterben (-s, 0) – vymření, vymírání
der Haushalt (-s, -e) – domácnost
bekanntlich – jak známo
einheitlich – jednotný, jednotně
deswegen – proto
die Fortswirtschaft (-, 0) – lesnictví, lesní hospodářství
der Heizstoff (-s, -e) – topivo
der Dünger (-s, -) – hnojivo
festlegen – stanovit
der Kohlendioxid (-s, 0) – kysličník uhelnatý
das Lachgas (-es, 0) – rajský plyn
die Landwirtschaft (-, 0) – zemědělství
die Lärmquellen (Pl.) – zdroje hluku
der Industriebetrieb (-s, -e) – průmyslový podnik
das Kraftwerk (-es, -e) – elektrárna
der Klimawechsel (-s, 0) – změna klimatu
die Lebensmittel (Pl.) – potraviny
erhöht – zvýšený
ebenfalls – rovněž
sich bieten (o, h. o) – naskýtat se, nabízet se
die Einführung (-, 0) – zavedení
genauso – přesně tak, právě tak
beeinflussen – ovlivnit
fraglich – sporný
die Globalerwärmung (-, 0) – globální oteplování
darstellen – představit, představovat, reprezentovat
hoffen – doufat
beitragen (u., h. a) – přispět, přispívat
der Abfall (-s, -“e) – odpad
die Nachfrage (-, 0) – poptávka
erzielen – docílit, dosáhnout
die nachhaltige Entwicklung – trvale udržitelný rozvoj
gefährden – ohrozit, ohrožovat
moralisch gerechtfertigt – morálně ospravedlnitelný
im engeren Sinne – v úzkém smyslu
schonend – šetrný
Argumente liefern – dodat argumenty
angewandte Ethik – aplikovaná etika
die Arsenverbindung (-en, -en) – sloučenina arzénu
das Treibhausgas (-es, -e) – skleníkový plyn
der saure Regen (-s, -) – kyselý déšť
das Umfeld (-es, -er) – okolí
die Arsenverbindung (-, -en) – sloučenina arzenu
das Grundwasser (-s, 0) – podzemní voda
natürlich – přirozeně, samozřejmě
die Umgebung (-, 0) – okolí
der Wohlstand (-s, 0) – blahobyt
die Umwelt (-, 0) – životní prostředí
im Hinblick auf – vzhledem k
das Wirtschaftswachstum (-s, 0) – hospodářský růst
umweltfreundlich – ekologický
überhöhen – převýšit
die Schuld (-, -en) – vina; dluh
der Schritt (-es, -e) – krok
das Recycling (-s, 0) – recyklace
der Schadstoff (-es, -e) – škodlivina, škodlivá látka
das Ozonloch (-s, -“er) – ozonová díra
das Treibhaus (-es, -“er) – skleník
das Wasserkraftwerk (-s, -e) – vodní elektrárna
die Verschmutzung (-, 0) – znečištění
Stand halten (-ie, h. -a) – čelit, odolat
die Verpackung (-, -en) – obal
die Verwertung (-, -en) – zhodnocení, zužitkování
die Konsumgüter (Pl.) – spotřební zboží
verantwortlich – (z)odpovědný
die Umweltverschmutzung (-, 0) – znečištění
životního prostředí
nachweisbar – prokazatelně
das Gebiet (-es, -e) – oblast
die Plastikverpackung (-, -en) – obal z plastu
verursachen – způsobit
das Kernkraftwerk (-es, -e) – jaderná elektrárna
nicht zuletzt – v neposlední řadě
die Energiequelle (-, -en) – zdroj energie
ursprünglich – původní, původně
hauptsächlich – hlavně
Maßnahmen treffen (a, h. o) – učinit opatření
die Zunahme (-, 0) – nárůst, přírůstek, nabytí
wachsen (u., h. a) – růst, narůstat
sich verdreifachen – ztrojnásobit se
verantwortlich machen – činit zodpovědným
die Ressourcen – zdroje
die Umweltethik (-, 0) – etika životního prostředí
der Umgang (-es, 0) – zacházení, styk
die Nutzung (-, 0) – využití, využívání
naturästhetische Aspekte – aspekty přírodní
estetiky
die Schwermetalle – těžké kovy
der wärmende Effekt – oteplovací účinek
113
Beantworten Sie folgende Fragen
(1) Was steht hinter der steigenden Umweltbelastung?
(2) Welche menschliche Tätigkeit übt den größten Einfluss auf die Umweltverschmutzung
aus?
(3) Wodurch entsteht der sog. Treibhauseffekt?
(4) Welche sind die aktuellen Probleme der Umweltverschmutzung?
(5) Welche Maßnahmen wurden gegen die globale Erwärmung getroffen?
(6) Wie heißt die Umweltpolitik der EU und aller anderen Länder der Welt seit Ende der
1980er Jahre?
Übungen
1. Übersetzen Sie ins Tschechische
(1) Im 20. Jahrhundert hat sich die Bevölkerungzahl auf der Erde fast verdreifacht. (2) Der
wachsende Wohlstand in den industrialisierten Ländern des Westens bringt generell immer
größere Nachfrage nach Lebensmitteln und Konsumgütern. (3) In Tschechien werden
beispielsweise immer noch fossile Brennstoffe in größerem Umfang verbrannt. (4) Es gibt
ebenfalls Gebiete mit erhöhter Schadstoffkonzentration, an denen der Mensch nachweisbar
keine Schuld trägt. (5) Umweltethik als ethische Teildisziplin beschäftigt sich mit dem
moralisch gerechtfertigten Umgang mit der Natur. (6) Seit Ende der 1980er Jahre tut man
alles dafür, damit die soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung auch weiterhin
erhalten bleiben kann, ohne dass das Überleben künftiger Generationen gefährdet wird: Man
spricht von der Politik der nachhaltigen Entwicklung.
2. Bilden Sie Verben zu folgenden Substantiven
der Job – …....................................
das Snowboard – …........................
die E-Mail – …................................
das Piercing – ….............................
das Training – …............................
das
das
das
das
114
Fax – …...................................
Recycling – …..........................
Surfbrett – …...........................
Bowling – ….............................
25. Verzeichnis üblicher Abkürzungen
a. a. O. = am angeführten Ort ……………………. na uvedeném místě
a. D. = außer Dienst …………………………………. v. v. = ve výslužbě
bes. = besonders ….…………………………………. zvl. = zvláště
bzw. = beziehungsweise ……………………………. příp. = případně
einschl. = einschließlich …………………………… vč., včet. = včetně
ggf. = gegebenenfalls ………………………………. v daném případě,případně,podle okolností
i. A. = in (im) Auftrag ………………………………… v. z. = v zastoupení
i. d. R. = in der Regel ………………………………… zpravidla
Jh. = Jahrhundert …………………………………….. stol. = století
Pl. = Plural ………………………………………………. plurál, množné číslo
o. ä. = oder ähnliches ………………………………… nebo podobně
usw. /etc. = und so weiter /et cetera ..………. atd. = a tak dále
u. a. = und andere / unter anderem …………… aj./ mj. = a jiné / mimo jiné
u. dgl. = und dergleichen ………………………….. atp. = a tak podobně
u. ä. = und ähnliches ……………………………….. apod. = a podobně
v. a. = vor allem ………………………………………. především
u. U.= unter Umständen ……………………………. za jistých okolností, podle okolností
vgl. = vergleiche ………………………………………. srov. = srovnej
v. Chr. = vor Christus/ vor Christi Geburt …..… př. Kr. = před Kristem
n. Chr. = nach Christus/ nach Christi Geburt … po Kr. = po Kristu
sog. = (der/die/das) so genannt(e) …………….. takzvaný (-á, -é)
z. B. = zum Beispiel …………………………………… např. / kupř. = na příklad / ku příkladu
d. J. = dieses Jahres …………………………………. t. r. = tohoto roku
Mio. = Million ……………………………………………… mil. = milion
Mrd. = Milliarde ………………………………………….. mld. = miliarda
d. h. = das heißt …………………………………………. tzn. = to znamená
MwSt. = Mehrwertsteuer ……………………………… DPH = daň z přidané hodnoty
z. T. = zum Teil /teilweise ……………………………. zčásti, dílem
z. Z. = zur Zeit ……………………………………………. t. č. = toho času
115
26. Angewandte Literatur
1. BASSAM, Tibi, Europa ohne Identität? Die Krise der multikulturellen Gesellschaft. ,
München : Bertelsmann 1998. ISBN 3-570-00169-5 (Neuausgaben 2000/2002
mit dem Untertitel Leitkultur oder Wertebeliebigkeit)
2. BECK, Gloria, Verbotene Rhetorik - Die Kunst der skrupellosen Manipulation . Eichborn
: 2005. ISBN 3-82185-882-6 (český překlad: Zakázaná rétorika. 30 manipulativních
technik. Grada Publishing, a.s. : Praha 2007. ISBN: 978-80-247-1743-2)
3. BENEDIKT XVI., Láska v pravdě. Encyklika o integrálním lidském rozvoji v lásce a
pravdě z 29.června 2009. Kostelní Vydří : Karmelitánské nakladatelství 2009.
ISBN:978-80-7195-414-9 (Papst Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate. Der Heilige
Stuhl, 29. Juni 2009, deutschsprachige Version)
4. BERNDT, Christina, Süddeutsche Zeitung, 6. Juni 2009
5. BOCK, Michael, Gutachten vom 15.06.2001 zum Entwurf eines Gesetzes zur
Verbesserung des zivilgerichtlichen Schutzes bei Gewalttaten und Nachstellungen
sowie zur Erleichterung der Überlassung der Ehewohnung bei Trennung. Angefertigt
anläßlich der öffentlichen Anhörung im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages
am 20.06.2001
6. BRISTOW, Jennie: Der Mann hat die Brötchen an und die Frau verdient die Hosen.
Novo-Magazin, März-April 2000, Nr.45.
7. BUTTIGLIONE, Rocco, Sokrates und Jesus: die Säulen Europas. Gedanken über die
Identität des Kontinents. Vortrag gehalten im Haus der Industrie in Wien am 21.
10. 2005.
8. ČORNEJ, Petr, POKORNÝ, Jiří, Kurze Geschichte der Böhmischen Länder bis zum
Jahr 2004. Praha : Práh 2003. ISBN:80-7252-028-6
9. Deutsch für Sozialpädagogen und Sozialarbeiter. Praha : VOŠ Jabok. ISBN:978-80904137-1-9
10. ELIAS, Norbert, Über den Prozeß der Zivilisation. Frankfurt am Main: Suhrkamp
(Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Band 158 / 159) 1976.
11. GALBRAITH, John Kenneth, Gesellschaft im Überfluss. München: Droemer Knaur,
1963-1973. ISBN:3-426-00023-7
12. Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2009
13. Freiheit verpflichtet. Zukunft verantwortlich gestalten. Bratislaver Erklärung des
Kolpingwerkes Europa 2009
14. HABERMEYER, Wolfgang, Konsumgesellschaft. Microsoft® Encarta® OnlineEnzyklopädie 2009
15. HERMAN, Eva, Das antifeministische Manifest. Spiegel-online, 26.04.2006
16. HERMAN, Eva, Männer und ihre Krise. Family Fair TV, 25.02.2010
17. HOFFMANN-NOWOTTNY, Hans-Joachim, Auf dem Wege zur autistischen
Gesellschaft?, in: Rupp, S./Schwarz, K./Wingen, M. (Hg.) Eheschließung und
Familienbildung heute, Deutsche Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft,
Wiesbaden : Selbstverlag 1980, S. 161-186
18. Homepage des Deutschen Bundestags, Das Grundgesetz
19. Homepage der Europäischen Kommission, Beschäftigung, soziale Angelegenheiten
und Chancengleichheit. Die EU und die Roma
20. Homepage der Salvation Army International http://www.heilsarmee.de, Unser
Auftrag.
116
21. HOMOLKOVÁ, Božena, Reálie německy mluvících zemí. Plzeň : Fraus 1997. ISBN:
22. HÖPPNEROVÁ, Věra, Němčina v hospodářství. Praha : Ekopress 1999. ISBN:8086119-12-2
23. HUNTINGTON, Samuel Philips, The Clash of Civilizations and the Remaking of World
Order. New York : Simon & Schuster 1996. ISBN 0-684-84441-9 (auf deutsch
erschienen als: Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21.
Jahrhundert. München : Goldmann 1998. ISBN 3-442-75506-9
24. JAJTNER, Pavel, Eroze křesťanských hodnot a její reflexe v politice . Bratislava : Výtah
z přednášky 2009.
25. KARASOVÁ, Eva, Deutsch für Krankenschwestern. Praha : Scientia medica 1996.
ISBN:80-7333-027-X
26. KESSLER, David, Die Rechte des Sterbenden.Weinheim und Berlin : Beltz Quadriga Verlag
Verlag 1997
27. KLAUS, Václav, Modrá, nikoli zelená planeta. Co je ohroženo: klima nebo svoboda?
Praha : Dokořán 2007. ISBN:978-80-7363-152-9
28. Kommunikation in sozialen und medizinischen Berufen , Plzeň/ München :
Fraus/Goethe-Institut 2003. ISBN:80-7238-286-1
29. LARGO, Remo H., Babyjahre. 17. Aufl. Piper Verlag, 2008. ISBN:978-3-492-23319-4
30. LEO XIII., Rerum Novarum. Der Heilige Stuhl : päpstliche Enzyklika, 15. Mai 1891,
(über den Zustand der arbeitenden Klasse).
31. LORENZ, Konrad, Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit. Neuausgabe als:
Serie Piper, Bd. 50. ISBN 3-492-20050-8
32. MALETZKE, Bernard, Psychologie der Massenkommunikation. In:
Kommunikationswissenschaft im Überblick. Opladen usw. 1998; 45 f.
33. MARX, Karl, ENGELS, Friedrich, Das Kommunistische Manifest. Eine moderne Edition.
Mit einer Einleitung von Eric Hobsbawm. Hamburg/ Berlin : Argument-Verlag 1999.
ISBN:3-88619-322-5
34. Männliche Vorbilder, Androgon, das Männermagazin, 17 Oktober 2010 (Quelle:
info.kopp-verlag.de)
35. Nationaler Aktionsplan. Für ein kindergerechtes Deutschland 2005 –2010.
Zwischenbericht. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
36. P wie Politik, Gemeinschaftskunde. Paderborn : Verlag Ferdinand Schöningh 1986
37. PATOČKA, Jan, Co jsou Češi/ Was sind die Tschechen? Praha : Panorama 1992.
ISBN:80-7038-278-3
38. PEUCKERT, Rüdiger, Die Commuter-Ehe als "alternativer" Lebensstil. Zur
Ausbreitung einer neuen Form ehelichen und familialen "Zusammenlebens" in der
individualisierten Gesellschaft, in: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 15, 2, S.
175-187, 1989
39. SARRAZIN, Thilo, Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen.
Deutsche Verlags-Anstalt 2010. ISBN: 3421044309
40. SAUER, Nina, EICH, Wolfgang, Somatoforme Störungen und Funktionsstörungen.
Deutsches Ärzteblatt 2007; 104(1-2)
41. SCHREIBER, Eduard, Repetitorium Kommunikationswissenschaft. München :
Öhlschläger Verlag, (3. Aufl.) 1990. ISBN 3-88295-142-7
42. SEDLÁČEK, Tomáš, Ekonomie dobra a zla. Praha : 65.pole 2009. ISBN: 978-80903944-3-8
43. Stationen deutsch-tschechischer Geschichte . Gießen : Justus-Liebig-Universität 1990.
ISBN:3-923690-22-3
117
44. VÁCHA, Marek Orko, Místo, na němž stojíš, je posvátná země. O kruhu úcty k člověku,
živé přírodě i celému vesmíru. ISBN 978-80-7295-104-8
45. VANIER, Jean, Cesta k lidství. Praha : Portál 2004. ISBN:80-7178-805-8
46. VOTAVOVÁ, Anna, Německé texty pro sociology s procvičením gramatických souborů.
Praha : Univerzita Karlova 1999. ISBN:80-7184-834-4
47. Wohlfahrtsverbände in Deutschland. Köln : Deutscher Instituts-Verlag 2004.
ISBN: 3-602-14668-5
48. WOODS Jr., Thomas E., Jak katolická církev budovala západní civilizaci. Praha : Res
Claritatis 2008. ISBN:978-80-904143-0-3 (deutsche Fassung: Sternstunden statt
dunkles Mittelalter. Die katholische Kirche und der Aufbau der abendländischen
Zivilisation. Aachen : MM Verlag 2006. ISBN:3-92827-294-2)
118
27.TEXTE ZUM LESEVERSTEHEN
Text Nr. 1
Evas antifeministisches Manifest
Von Eva Lodde
Die Emanzipation ist gescheitert. Frauen sind keine richtigen Frauen mehr,
Männer wenden sich frustriert vom Familienleben ab: Im Magazin "Cicero"
rechnet "Tagesschau"-Moderatorin Eva Herman scharf mit der Frauenbewegung
ab.
Berlin - Eva Herman ist das, was man eine Karrierefrau nennt: Sie ist Sprecherin der
"Tagesschau", moderiert eine Talkshow im NDR-Fernsehen und hat mehrere Bücher
geschrieben. Darunter "Vom Glück des Stillens" und "Mein Kind schläft durch" - denn Eva
Herman ist auch Mutter. Sie hat viel erreicht. Aber nach einem Artikel, der morgen im
Politikmagazin "Cicero" erscheint und SPIEGEL ONLINE vorliegt, empfindet sie all das als eine
Last - aufgedrückt von den deutschen Emanzen.
Ihr Fazit nach einem halben Jahrhundert Feminismus: Die Frauen "sind im beruflichen Kampf
gegen die Männer am Ende ihrer Kräfte und Ressourcen angelangt. Sie sind ausgelaugt,
müde und haben wegen ihrer permanenten Überforderung nicht selten suizidale Fantasien."
Die Folgen sind für die Journalistin eindeutig: Wenn diese berufstätigen Frauen überhaupt
Kinder bekommen, dann verwahrlosen sie. "Bei beinahe der Hälfte aller Kinder in
Deutschland werden anlässlich der vorschulischen Untersuchungen wegen fehlender
Bemutterung deutliche Defizite wie motorische oder sprachliche Störungen, kognitive
Enwicklungsbarrieren und verhaltensauffälliges Benehmen festgestellt."
Eine intakte Familie kann nach ihrer These mit einer Karrierefrau nicht gegründet werden.
Aber keine aus diesem "Heer strukturell überforderter Frauen" will das zugeben. Bis auf Eva
Herman.
Zurück zur klassischen Rollenaufteilung
Der Grund der deutschen Kinderlosigkeit ist in ihrem Artikel "Die Emanzipation - ein Irrtum?"
daher schnell gefunden. Es sind nicht die fehlenden Kindertagesstätten oder die noch weit
verbreitete Machokultur in den oberen Firmenetagen. Nein, diese angeblichen Systemfehler
lässt sie nicht gelten. Es sind die Frauen selbst, geleitet von "Selbstgefälligkeit und Eitelkeit",
"im dünkelhaften Glauben an unsere nahezu übernatürlichen Kräfte, in Selbstüberschätzung
und unreflektierter Emanzipationsgläubigkeit".
Für diese Frauen sei Fortpflanzung "Option, keine Selbstverständlichkeit". Dass Frauen sich in
den Führungsetagen bislang kaum durchsetzen konnten, ist für Eva Herman kein Zustand der
zu verändern ist, sondern eine Bestätigung dafür, dass die Talente der Frau ganz woanders
liegen.
119
Der Platz der Frau sei zu Hause. "Es ist die Frau, die in der Wahrnehmung ihres
Schöpfungsauftrages die Familie zusammenhalten kann", argumentiert Herman christlich. Als
Pendant zum Manne sei sie "der empfindsamere, mitfühlende, reinere und mütterliche Teil".
Nicht der heutige Versuch der Gleichberechtigung, sondern die klassische Rollenaufteilung
hätte in unserer Gesellschaft über Jahrhunderte funktioniert. "Wenn sie aber eingehalten
wird, so hat das in aller Regel dauerhafte Harmonie und Frieden in den Familien zur Folge."
Heute sei das aber eine "verlorene Welt". "Seit einigen Jahrzehnten verstoßen wir Frauen
zunehmend gegen jene Gesetze, die das Überleben unserer menschlichen Spezies einst
gesichert haben", schreibt Herman. "Warum versklaven sich Frauen, nur, um ihre Kinder los
zu werden?"
Allerdings räumt sie ein, dass das Hausfrauen- und Mutterdasein nicht die einzige Erfüllung
sein muss: "Es ist selbstverständlich, dass Frauen etwas lernen, dass sie sich weiterbilden
und Aufgaben auch außerhalb der Familie übernehmen, wenn sie das Talent dafür haben.
Doch all das sollte in Maßen geschehen." Ob sie nach diesen Erkenntnissen nun selbst ihr
Engagement im Beruf für ihr Kind zurückschrauben will, schreibt sie nicht.
"Der Wunsch nach starker Männlichkeit"
Mit der traditionellen Aufteilung "Frau-Kinder, Mann-Arbeit" glaubt Eva Herman auch, den
Mann wieder für eine Familie gewinnen zu können. Das sei schließlich seine Rolle: "Der Mann
steht in der Schöpfung als der aktive, kraftvolle, starke und beschützende Part..." Nun aber
sei er vom weiblichen Karrierebewußtsein verunsichert. "Denn mit diesem Handeln, auch das
ist nur logisch, lähmen wir jede starke Männlichkeit in unseren Partnern, die wir uns in der
Tiefe unserer Seelen sehnlichst wieder herbeiwünschen."
Übernehmen aber beide Geschlechter die Versorgerrolle, wird "die Frau zur Konkurrentin des
Mannes". Dann scheint keine normale Beziehung mehr möglich, dann "spürt er weder
Bindung noch Verantwortung für sie".
Dass die heutigen Frauen den Idealen der "lila Latzhosen-Demos" gefolgt sind, war für Eva
Herman von Anfang an zum Scheitern verurteilt. "Sie wussten damals schon nicht, was das
Glück bedeutet, ein Baby zu bekommen, einen liebenden Mann an der Seite zu haben und manchmal unter größten Mühen - etwas zu erschaffen, was man Familiensegen nennt." Die
Emanzen von damals würden heute zu der ganzen Debatte schweigen - "schamvoll", wie sie
schreibt. Denn sie trügen einen wesentlichen Anteil der Schuld an der grauen Zukunft
Deutschlands.
So ist es nicht verwunderlich, wie Eva Herman den Lebensabend der Kinderlosen zeichnet:
"Es wird in vielen Fällen eine Zeit des schmerzvollen Nachdenkens und der tiefen Reue
werden."
120
Text Nr. 2
7-Punkte-Plan zur Integration
Horst Seehofers Forderungen:
• Den Zuzug hochqualifizierter Personen hält Seehofer für „ausreichend geregelt“. Nach
seiner Ansicht sollte es keine Aufweichung der restriktiven Regeln des geltenden
Zuwanderungsgesetzes, keine Zuwanderung nach Kontingenten oder Punktesysteme geben.
• Er sprach sich dafür aus, die „Integrationsbereitschaft und Integrationsfähigkeit als
zusätzliches Kriterium neben der Qualifikation“ einzuführen.
• Das Nachzugsalter für Kinder von 16 auf 12 Jahre herabsetzen. „Je jünger Kinder bei der
Einreise sind, desto besser können sie sich integrieren“, sagte Seehofer, und regte eine
Änderung der entsprechenden EU-Richtlinie an.
• Bei Integrationsverweigerern forderte Seehofer eine konsequente Anwendung der
Sanktionsmöglichkeiten – „vom Bußgeld bis zur Leistungskürzung“.
• Auch wer „die Integration seiner Familienangehörigen behindert“, solle wie bei eigener
Integrationsverweigerung sanktioniert werden.
• Eine hohe Bedeutung für gelungene Integration misst Seehofer dem Erwerb der deutschen
Sprache bei – und zwar schon vor dem Zuzug. „Hierfür ist der Nachweis der deutschen
Sprache bereits im Herkunftsland zu erbringen.“
• Grundsätzlich forderte der CSU-Chef ein klares Ziel der Integration: „Integration heißt nicht
nebeneinander, sondern miteinander leben auf dem gemeinsamen Fundament der
Werteordnung unseres Grundgesetzes und unserer deutschen Leitkultur, die von den
christlich-jüdischen Wurzeln und von Christentum, Humanismus und Aufklärung geprägt ist.“
Bild.de, 13.11.2010
Text Nr. 3
Gedanken über die Identität des Kontinents
Sokrates und Jesus: die Säulen Europas
Von Rocco Buttiglione
Was ist die europäische Identität? Wenn wir auf die Geschichte Europas schauen, sehen wir,
daß diese Geschichte durch eine erste Entdeckung geprägt wurde. Ein Europäer wird dadurch
bestimmt, daß er irgendwie den Namen von Sokrates gehört hat, oder die besondere
Erfahrung von Sokrates miterlebt. Was ist die Erfahrung von Sokrates?
Durch Soktrates haben wir gelernt, uns die Frage nach der Wahrheit zu stellen. Jeder von
uns will in der Wahrheit leben, jeder von uns stellt sich die Frage, ob das, was er tut, wahr
121
ist oder falsch. Sind meine Freunde wahre Freunde oder falsche Freunde? Ist meine Liebe zu
meiner Frau eine wahre Liebe oder eine falsche Liebe? Ist der Bezug zu meiner Arbeit ein
wahrer oder ein falscher?
Und wenn man sich diese Frage stellt, wird man durch die Wahrheit gefangen genommen.
Wir können nicht umhin, nach der anerkannten Wahrheit zu handeln. Sollte ich nicht nach
der von mir anerkannten Wahrheit handeln, würde ich es sogar erleben, daß mein ganzes
Leben verfälscht wird und daß ich als Mensch schlecht werde. Dies hat uns Platon gelehrt.
Wenn wir von europäischer Identität sprechen, glaube ich, sollten wir zu diesen ersten,
ursprünglichen Wurzeln zurückgehen. Die Wurzeln sind das, was uns als Menschen prägt.
Wir sind durch diese Erfahrung der Wahrheit geprägt worden, weil unsere Mütter und Väter
es uns beigebracht haben, uns selbst nach der Wahrheit zu fragen und auf diese Frage
Antwort zu geben.
*
Ein zweiter Pfeiler der europäischen Identität, ist die Idee der menschlichen Zugehörigkeit.
Sie haben wir von Christus. Ich möchte hier aus Johannes 15, die große Rede über die
Weintrauben zitieren. Der Mensch ist so gemacht, daß er die Wahrheit über sich selbst nie
erfahren kann, ohne Bezug auf andere Menschen. Wer sagt mir die Wahrheit über euch?
Genügt es, daß ich über mich nachdenke, um die Wahrheit über mich zu entdecken? Nein!
Die Wahrheit ist nicht eine Definition, sondern eine Erzählung.
Das entdecken wir, wenn wir uns verlieben. Was macht ein junger Mann, um einem Mädchen
die Wahrheit über sich selbst zu sagen? Er erzählt ihr die eigene Geschichte und er spricht
von den Menschen, die für ihn wichtig sind. Von seinen Freunden, von seiner Mutter, von
seinem Vater. Und natürlich wird auch das Mädchen mit ihm reden, sie werden sich
gegenseitig erzählen und jeder entdeckt die Wahrheit über sich selbst durch den anderen,
durch die Worte des anderen.
Sigmund Freud hat es uns beigebracht. Er sagt, daß jeder von uns die eigene Persönlichkeit
durch die Beziehung zu seiner Mutter und zu seinem Vater konstituiert, durch das
Innewerden dieser zwei menschlichen Figuren in seinem Bewußtsein und in seinem
Gewissen. Jeder von uns wird zum Menschen durch diese Beziehung. Der andere wird ein
Teil von mir. Wir können zwar versuchen, die Bedeutung der Beziehung zu den Eltern zu
reduzieren, aber dann werden wir zu Neurotikern, verlieren die Quelle zur menschlichen
Kreativität, zur Schöpfungskraft.
Natürlich muß man sich mit den eigenen Eltern auseinandersetzen. Manchmal muß man mit
ihnen streiten, das ist normal. Was nicht normal ist, ist der Versuch, ihre Bedeutung
einzuschränken und sich ohne diesen Bezug zu seinen Eltern zu definieren.
Wenn wir das wissenschaftlich betrachten, können wir sagen, daß jede Gesellschaft eine
Tradition braucht, eine Überlieferung. Jede Generation liefert der nachfolgenden die Werte,
die für sie wichtig waren, die Werte, die sie in der eigenen Geschichte entdeckt hat und auf
diese Weise wächst eine menschliche Kultur.
122
*
Man stellt sich manchmal die Frage, warum in Europa heute so wenige Kinder geboren
werden. Es gibt natürlich so viele Antworten auf diese Frage. Die Politiker haben ihre
Verantwortung. Aber der erste Grund besteht nicht in der Politik, sondern eher in der Kultur.
Verlieben sich die jungen Leute? Was sagt ihnen die Gesellschaft? Es lohnt sich nicht, es wird
schief gehen. Wer mehr liebt, wird am Ende mehr leiden und bei der ersten Schwierigkeit
sind die jungen Leute bereit, ihre Verbindung aufzulösen und allein zu bleiben.
So leben wir in einer Gesellschaft von vereinzelten Individuen, in der es keine Familien mehr
gibt, nicht mal mehr Paare. Der Mensch bleibt alleine, weil er die Fähigkeit verloren hat, sich
zu binden. Aber die größte Wahrheit, die wir vom Christentum gelernt haben, ist gerade, daß
es besser ist mit einem anderen Menschen zu sein. Es ist nicht gut, daß der Mensch allein
bleibt, er ist leer und wird erst durch andere Menschen erfüllt. Und normalerweise ist dieser
andere Mensch für einen Mann eine Frau und für eine Frau ein Mann, die Familie.
*
Was sind heute die großen Herausforderungen unserer Zivilisation? Erstens die Kultur, die
uns sagt, daß es sich nicht lohnt, ein Gewissen zu haben, daß der Mensch ein Wesen ohne
Gewissen, nur ein vorläufiges Netz von Leidenschaften und Eindrücken ist, aber unfähig, von
sich aus auf Dauer eine Verantwortung zu übernehmen.
Und die zweite große Gefahr? Daß wir die natürliche Bestimmung des Menschen, eine
Gemeinschaft mit anderen Menschen zu schaffen, verneinen.
Unsere gemeinsame europäische Identität entsteht, wenn wir die Vision anerkennen: Ein
Europäer ist ein Mensch, der Sokrates, ebenso wie Jesus verinnerlicht hat. Ein Mensch, der
nichts über Christus und nichts über Sokrates wissen will, ist kein Europäer.
Wir sind Europäer, weil wir diese Geschichte haben. Gerade im Zeitalter, in welchem alle
Ideologien zugrunde gegangen sind, sind wir auf unsere Geschichte angewiesen, um unsere
Identität zu verstehen. Was finden wir dort? Das Griechentum und das Christentum. Ich war
heute noch im Liechtenstein Museum und habe mir diese schönen Gemälde angeschaut. Und
was sind die Themen in dieser Galerie? Geschichten der Heiligen und der griechischen
Mythologie. Die Griechen und die Christen, das ist unsere gemeinsame, europäische
Identität. Wenn Sie es mir erlauben, werde ich auch ein wenig die Römer hinzufügen. Ein
bißchen Latinität hat auch dazu beigetragen, die beiden Seiten miteinander zu verbinden und
in einen engeren Kontakt zu bringen. Das ist Europa, die europäische Identität, die
keineswegs die Vielfalt ausschließt. Es gibt verschiedene Weisen, diese Identität auszulegen,
verschiedene Interpretationen, aber das ist unsere Identität.
Auszug aus dem Peter Stolberg redigierten Vortrag gehalten im Haus der Industrie in Wien am 21. 10. 2005.
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123
Text Nr. 4
Männliche Vorbilder
Befindet sich das männliche Geschlecht auf rasanter Talfahrt? Während die Emanzipation die
Frauen in den zurückliegenden Jahrzehnten allerorten in ungeahnte Machtpositionen hievte,
und weltweite Gender-Mainstreaming-Maßnahmen ebenso ausschließlich die Förderung von
Frauen vorsehen, kämpfen die Männer zunehmend um die Existenz ihres Geschlechtes.
Schon die Feministinnen in den 1970er-Jahren predigten die Männer entweder als Weicheier
oder Machos schlecht. Dazwischen gab es kaum etwas, was männlich und gleichzeitig etwa
sympathisch oder normal sein konnte.
Die verhängnisvolle Entwicklung der Männer findet für den Vertreter des männlichen
Geschlechts ihren frühen Anfang heutzutage schon in Kindergarten und Schule: Ein Blick auf
das derzeitige Schulsystem allein genügt, um festzustellen: Hier werden haufenweise
Verlierer produziert, die Mehrheit ist männlich.
In Kinderkrippen, Kindergärten und in den Schulen fehlen überall männliche Vorbilder! Die
Kinder werden vorwiegend von Frauen betreut und erzogen, diese bevorzugen in aller Regel,
teils bewusst, teils unbewusst, die Mädchen.
Durch die Feminisierung in der Erziehung werden für die Kinder hier die künftig geltenden
Verhaltensstandards festgelegt: Diese werden nahezu ausschließlich aus dem Verhalten der
Mädchen entwickelt. Ohne Rücksicht darauf, dass Jungen naturgemäß ein völlig anderes
Benehmen haben. Männliches Verhalten wie durchaus natürliche Rangeleien und
hierarchiebedingte Kämpfe werden allermeist durch aus weiblichem Harmoniestreben
resultierende Maßnahmen im Keime erstickt. Dadurch geraten die Jungs ins Hintertreffen, die
Gefahr, dass sie ihre Geschlechteridentität nicht naturgemäß ausbilden können, schlägt sich
auf die Leistungen nieder.
Der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands, Max Schmidt, betonte in einem
Spiegel-Interview: »Sowohl in der Grundschule, aber auch während der Pubertät, ist es
wichtig, dass Jungen und Mädchen in männlichen und weiblichen Lehrkräften positive
Rollenvorbilder erleben.« Das zunehmende Verschwinden von Männern aus den Schulen
erschwere gerade den Jungen die Auseinandersetzung mit der eigenen Rollenidentität.
Das sehen auch andere Experten so: Eine letztjährige Studie des Aktionsrates Bildung
bestätigt, dass der Grund für die Zensurenlücke vornehmlich darin zu finden ist, dass Jungen
in Kindergarten und Schule massiv benachteiligt würden. Nicht mehr die Mädchen, sondern
die »Jungen sind die Verlierer im deutschen Bildungssystem«, sagt der Ratsvorsitzende und
Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen. Statt auszugleichen, verstärke die
Schule den Bildungs- und Leistungsrückstand der Jungen. Jungen haben laut Lenzen oftmals
gar nicht die Chance, eine ausgereifte Geschlechtsidentität zu bilden, da sie im Kindergarten
und in der Grundschule meist mit Erzieherinnen und Lehrerinnen konfrontiert seien. In
keinem Bundesland liegt der Anteil männlicher Erzieher in den Kindertagesstätten bei mehr
als zehn Prozent.
124
Auch das Bundesbildungsministerium bestätigt diese verhängnisvolle Entwicklung. Eine
Untersuchung ergab: In der Grundschule sehen sich Jungen einer weiblichen Übermacht an
Lehrkräften gegenüber – und werden von den Lehrerinnen häufig benachteiligt. Der
Hallenser Bildungsforscher Jürgen Budde stellte in dem Bericht fest, dass Jungen in allen
Fächern bei gleicher Kompetenz schlechtere Noten bekommen als ihre Mitschülerinnen.
Selbst wenn sie die gleichen Noten haben wie Mädchen, empfehlen die Lehrer ihnen seltener
das Gymnasium. Einfach ausgedrückt: Jungen werden bei gleicher Leistung schlechter
behandelt.
Der Schulabschluss bestimmt den weiteren Lebensweg, die persönliche Arbeitsbiografie wird
hier festgelegt. Dementsprechend sind junge Männer häufiger erwerbslos. Aus einem
individuellen Problem erwächst inzwischen längst eine hoch gefährliche Gesellschaftskrise.
Jungs werden häufig von Anfang nicht richtig eingeschätzt und verstanden. Ihre männlichen
Verhaltensweisen sollen denen der Mädchen angepasst werden, dementsprechend werden
sie nicht selten unter falschen Voraussetzungen erzogen. Oft können sie ihr wahres
männliches Inneres nicht leben, der Kern ihres Mannseins wird unterdrückt.
Vielen Jungen fehlt außerdem die männliche Vorbildfigur, an der sie sich orientieren könnten
und dies auch dringend tun müssten. Jungen, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter
aufwachsen, sind in weitaus höherem Maße gefährdet. Schon der Psychologe Alexander
Mitscherlich sprach einst von der »vaterlosen Gesellschaft« und meinte damit die
Nachkriegsgeneration, deren Väter entweder im Krieg gefallen waren oder gebrochen
zurückkehrten. Heute hat der Begriff wieder neue Aktualität bekommen. Väter verlassen die
Familien, entziehen sich oder wollen schlicht keine starken Vorbilder mehr sein, aus Angst,
sie könnten als hirnlose Machos gelten.
Auch unsere unheilvolle Geschichte hat tiefe Spuren hinterlassen. Ist ein starker Mann nicht
schon ein Faschist? Ist einer, der sich zum Mannsein bekennt, nicht schon ein Soldat? Stärke
wurde ein Synonym für das Böse, das unterworfen werden musste. Wer offensiv auftritt, ist
einfach nicht politisch korrekt. Eroberer haben keine Chance.
Und so flüchten sich Jungen und Jugendliche häufig in Traumwelten, die sie im Fernsehen
und bei den Abenteuer- und Ballerspielen auf dem Computer, der Playstation oder dem
Gameboy finden. Hier, in der Fantasy-World, herrschen ausgesprochen männliche, körperlich
starke, kämpfende Helden, die souverän alle Feinde besiegen und töten. Mit ihnen lässt es
sich trefflich identifizieren, wenigstens in der Fantasie. Immer mehr Jungen und junge
Männer verbringen täglich viele Stunden vor interaktiven Medien, die sie zusehends von der
Außenwelt, vom sozialen Miteinander abtrennen, die sie weiter in die gesellschaftliche
Isolation treiben und zunehmend den Realitätsbezug verlieren lassen. Dieses Phänomen ist
nicht auf die Kindheit und die Pubertät beschränkt, auch erwachsene Männer spielen lieber
den omnipotenten Helden in der Fantasie, als im Leben ihren Mann zu stehen.
Was bleibt ihnen auch anders übrig?, könnte man fragen. Wenn Männer ihre Rechte
einfordern wollen, stürzt sich alsbald ein Haufen wütender Frauen auf sie und verteidigt
energisch das ständig größer werdende Stück Land, das sie in den letzten Jahrzehnten
einnahmen. Rechte für die Männer? Die haben doch alles, was sie brauchen! So lautet das
Vorurteil. Die Zeit der Alphatierchen sei vorbei, verkündete die ehemalige
125
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, die sich stets auf die Seite erwerbstätiger
Frauen schlägt, im März 2007 im Stern.
Männer sollen durch politische Maßnahmen wie ein zweimonatiges Elterngeld für Väter und
eine neue öffentliche, mit aller Macht forcierte Geisteshaltung nach Hause gezwungen
werden. Sie sollten mehr als »nur den Müll runterbringen«, schließlich arbeite die Frau
schwerer als sie, weil sie zusätzlich noch die Kinder versorgen müsse.
Unbehagen macht sich breit. Auch wenn nur ein geringer Prozentsatz der Männer wirklich auf
diese Forderungen eingeht, so plagt ihn doch das schlechte Gewissen, das man ihm einredet.
Wer aber will sich auf Dauer nur noch verteidigen? Dann doch lieber die Flucht nach vorn,
die Flucht in den Job, wo man auch mal jemanden anbrüllen darf, die Flucht auf den
Fußballplatz, wo man sich aggressiv zu seiner Mannschaft bekennt. Oder die finale Flucht aus
der Familie.
Während alle Jugendstudien die Mädchen zur »neuen Elite« küren, mehren sich die
mahnenden Stimmen, die vor einer »entmännlichten Gesellschaft« warnen.
Experten fordern zu drastischen Maßnahmen auf: Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann
verlangt eine Männerquote für Lehrer und Erzieher. Der Deutsche Philologenverband will eine
Leseoffensive für Jungen an Schulen einrichten.
Alle Studienergebnisse über die Leistungskrise der Jungs sprechen ihre eigene
Sprache:
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Jungs bleiben doppelt so oft sitzen wie Mädchen, fliegen doppelt so häufig vom
Gymnasium und landen doppelt so oft auf einer Sonderschule. An Haupt-, Sonderund Förderschulen machen Jungen heute rund 70 Prozent der Schüler aus;
Schätzungen zufolge leiden zwei- bis dreimal so viele Jungen unter Leseschwäche;
62 Prozent aller Schulabgänger ohne Abschluss sind Jungen;
47 Prozent aller Mädchen gehen auf ein Gymnasium, bei den Jungen sind es nur 41
Prozent;
Ein Drittel der Mädchen macht Abitur oder Fachabitur, aber nur ein knappes Viertel
der Jungen;
Abiturnoten von Jungen sind im Schnitt eine Note schlechter, als die ihrer
Mitschülerinnen;
Junge Frauen stellen die Mehrheit der Hochschulabsolventen und brechen ihr Studium
seltener ab;
95 (!) Prozent der verhaltensgestörten Kinder sind männlichen Geschlechts;
Jungen stellen zwei Drittel der Klientel von Jugendpsychologen und
Erziehungsberatern;
Aggression ist ein Problem, das vor allem Jungs betrifft: Unter den Tatverdächtigen
bei Körperverletzungen sind 83 Prozent Jungen;
Unter »jugendlichen Patienten, die wegen der berüchtigten ›AufmerksamkeitsdefizitHyperaktivitätsstörung‹ (ADHS) behandelt werden müssen«, sind laut Spiegel Online
ȟberdurchschnittlich viele Jungen: Auf sechs bis neun Zappelphilippe komme, meldet
das
Universitätsklinikum
Lübeck,
lediglich
eine
Zappelphilippine«.
(Erziehungstrends.de)
126
Der Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Randolf Rodenstock, warnte
im vergangenen Jahr angesichts der vielen männlichen Schulabgänger ohne Abschluss, dass
man es sich nicht leisten könne, so viele junge Männer auf dem Bildungsweg zu verlieren.
Deutschland steuere langfristig auf einen Arbeitskräftemangel zu, der durch die aktuelle
wirtschaftliche Lage nur verzögert werde.
In Ostdeutschland sieht die Lage übrigens noch trostloser aus, hier laufen die Frauen den
Männern gleich scharenweise davon. Nicht nur, weil sie im Westen bessere Berufs- und
Ausbildungsmöglichkeiten bekommen, sondern weil sie dort auch Männer finden, die ihrem
starken Selbstbewusstsein etwas entgegenzusetzen haben. So titelten denn auch unlängst
gleich mehrere Tageszeitungen in etwa so: Frauen verlassen Osten! Männer erheblich
benachteiligt! Oder: Ist der Mann im Osten bald allein?
Diesen alarmierenden Aussagen lag eine Studie des Berliner Instituts für Bevölkerung und
Entwicklung zugrunde, der zufolge in den Neuen Bundesländern »eine neue, männlich
dominierte Unterschicht« entstanden sei. Während vor allem gut ausgebildete Frauen
zwischen 18 und 29 Jahren ihre Heimat verließen, würden viele junge Männer mit schlechter
Ausbildung und ohne Job zurückbleiben. In manchen strukturschwachen Regionen fehlten bis
zu 25 Prozent Frauen, diese Gebiete seien besonders anfällig für rechtsradikales
Gedankengut, so die Studie. Das Frauendefizit in Ostdeutschland wurde übrigens als einmalig
in Europa bezeichnet. »Selbst in Polarregionen, im Norden Schwedens und Finnlands reiche
man an die ostdeutschen Werte nicht heran«, hieß es.
Abgesehen davon, dass Deutschland zunehmend der männliche Aspekt verloren geht, der
jedoch unverzichtbar für eine Gesellschaft des natürlichen Ausgleichs ist, müssen Männer die
Frauen immer häufiger als Konkurrentinnen sehen, weil diese, gestützt durch sämtliche,
gesetzlich verankerte Gender-Mainstreaming-Maßnahmen, bevorzugt werden und somit
selbstverständlich und offensiv auftreten, zudem sie auch immer besser qualifiziert sind.
Frauen erobern eine männlich geprägte berufliche Domäne nach der anderen. Schwere
körperliche Arbeit, die Männer leichter bewältigen können als Frauen, wird durch die
zunehmende Technisierung der Arbeitswelt nahezu überflüssig und existiert kaum noch.
Frauen können in jeden beliebigen Beruf einsteigen: als Pilotin ebenso wie als Soldatin, LkwFahrerin, Managerin, Ministerin, Kanzlerin.
Und während die holde Weiblichkeit alle Erfolgsgrenzen sprengt, ziehen sich die Männer
zunehmend zurück. Zwar sollen sie durch Brüssels Gesetze nun vermehrt den Hausmann
geben und sich der Kindererziehung widmen, damit sie den gestressten, erwerbstätigen
Ehefrauen den Rücken freihalten. Doch sind diese Maßnahmen wohl kaum dazu geeignet,
männliches Verhalten in seiner ursprünglichen Natur zu fördern.
Der Medienexperte Norbert Bolz macht vielmehr auf die Gefahr aufmerksam, dass Männer
sich wieder an ihrer Muskelkraft orientieren würden, wenn sie sich ihrer sexuellen
Rollenidentität als klassischer Vater und Versorger beraubt sehen. Das erklärt die rasante
Zunahme aller möglichen sportlichen Aktivitäten, die bis ins Rauschhafte gesteigert werden
können. Die Männer brauchen den Sport. »Sport als Asyl der Männlichkeit ist eine genaue
Reaktionsbildung darauf, dass die Zivilisation als Zähmung der Männer durch die Frauen
voranschreitet«, so Bolz. »Vormodern war die Aufgabe, ein ›richtiger‹ Mann zu sein, vor
127
allem eine Frage der Performanz; man musste gut darin sein, ein Mann zu sein. Heute gilt
das nur noch im Sport. Er bietet den Männern einen Ersatzschauplatz für die Kooperation der
Jäger. Nur im Sport können Männer heute noch den Wachtraum erfolgreicher
gemeinschaftlicher Aggression genießen, also die Gelegenheit, körperlich aufzutrumpfen.«
Bolz schätzt dies als offensichtliches Kompensationsgeschäft ein, das unsere moderne Kultur
den Männern anbietet: »Seid sensible, sanfte Ehemänner und fürsorgliche Väter – am
Samstag dürft ihr dann auf den Fußballplatz und am Sonntag die Formel eins im Fernsehen
verfolgen: heroische Männlichkeit aus zweiter Hand.«
Aber werden solche Männer tatsächlich von den Frauen begehrt? Hier sind erhebliche Zweifel
wohl angebracht. Denn so erfolgreich die Frauen auch werden mögen, so wenig wollen sie
als männliches Pendant den Windelwechsler und Küchenausfeger, sie wollen vielmehr einen
echten Mann!
Die meisten Frauen verachten »schwache Typen« gar, spätestens, wenn es um ihre eigene
Beziehung geht. So ist es ja umgekehrt auch kaum vorstellbar, dass eine Frau einen Partner
vorzieht, der sich von anderen Männern dominieren lässt, der also nicht in der Lage ist, sich
Respekt und Achtung zu verschaffen. Frauen wollen Männer, die erfolgreich sind. Weicheier
jedoch sind weit von Erfolgs- und Überlebensstrategien entfernt. Die Evolutionsforschung ist
da eindeutiger und klarer, so Norbert Bolz: »Frauen tauschen Sex gegen Ressourcen,
während Männer Ressourcen gegen Sex tauschen. Das funktioniert aber nur unter
Bedingungen strikter Geschlechterasymmetrie – in der modernen Gesellschaft also: nicht!«
Die Untersuchung der amerikanischen Hirnforscherin Louann Brizendine in ihrem Buch Das
weibliche Gehirn weist überzeugend nach, dass männliche und weibliche Gehirne sich
wesentlich unterscheiden, was eine Fülle von spezifischen Wahrnehmungs- und
Verhaltensweisen nach sich zieht. So ist beispielsweise das Sprachzentrum der Frauen
ungleich stärker herausgebildet, als das der Männer. Louann Brizendine formuliert dies
äußerst humorvoll: Dort, wo die Sprache verarbeitet wird, existiere bei Frauen
gewissermaßen ein mehrspuriger Highway, bei den Männern dagegen nur eine schmale
Landstraße.
Was im naturwissenschaftlichen Zusammenhang als Tatsache hingenommen wird, gilt aber
plötzlich als rückständig, wenn es um die sozialen Beziehungen geht. Eine ernsthafte
Betrachtung der klassischen Geschlechterbestimmungen ist heute längst in den Hintergrund
gerückt und so gut wie überhaupt nicht mehr möglich. Politisch und gesellschaftlich korrekt
und gewollt ist vielmehr das Herbeiführen »modernerer Verhaltensweisen«, die Mann und
Frau gleichmachen.
Es geht nicht mehr um Respekt für »das Andere« bzw. »den Anderen« oder um den Mann
an sich, sondern um Gleichberechtigung für Frauen. Die Medien tragen kräftig zu dieser Sicht
der Dinge bei: Sie fördern einseitig das Erfolgsmodell »berufstätige Mutter«, die
Multitaskerin, die Kind, Küche und Karriere locker unter einen Hut bringt. Frauen, die
Familien- und Hausarbeit leisten, werden als fantasielos, rückständig und dumm dargestellt.
Die Medien verleugnen und missachten damit häufig zugleich den Erfolg berufstätiger Väter,
die eine ganze Familie mit ihrer Erwerbsarbeit ernähren. Das »Allein-Ernährer-Modell« wird
128
nur noch selten honoriert, selbst da, wo es funktioniert, stehen die Männer schnell unter dem
Verdacht, typische Unterdrücker zu sein.
Umgekehrt fordern jetzt auch immer mehr Männer, dass Frauen ihr eigenes Geld dazu
verdienen sollen. So wird aus dem einstigen Emanzipationswunsch der Frauen, die ihre
Berufstätigkeit als Beweis für Selbstbestimmtheit und Selbstverwirklichung betrachteten, ein
Bumerang. Im Klartext: Frauen, die auch nur für wenige Jahre aus der Erwerbstätigkeit
aussteigen möchten, um sich um die Familie zu kümmern, gelten nun als Drohnen.
Was diese Gesellschaft erlebt, ist eine erschreckende Mobilmachung der Ressource Frau für
den Arbeitsmarkt. Um das zu rechtfertigen, müssen die Männer herhalten: »Väter sind
mindestens ebenso gut für die Erziehungsarbeit der Kleinsten qualifiziert wie die Mütter und
sollten
diese
auch
unbedingt
wahrnehmen«,
befand
die
amtierende
Bundesfamilienministerin. Eine Schutzbehauptung, die Frauen zur Erwerbstätigkeit motivieren
soll.
Wenn die Männer als Kinderbetreuer eingesetzt werden, ist das allerdings nicht so simpel,
wie die Rollentauschfantasie der Ministerin es glauben machen will.
Und die Männer? Sie schweigen. Sie wollen nicht mehr reden. Sie wollen sich vor allem nicht
mehr verteidigen. Sie wollen nicht mehr die willigen Versuchskaninchen in einem
gesellschaftlichen Experiment sein, dem sie ihre Wünsche und ihre Identität opfern sollen.
Hinter ihnen liegt oft ein Hindernis-Parcours der Streitigkeiten und Auseinandersetzungen,
die alle Liebe, alles Vertrauen, alle Selbstverständlichkeit aus den Beziehungen vertrieben
haben. Achselzuckend gehen sie ihrer Wege, überzeugt, dass sie eine feste Beziehung nicht
mehr ertragen können.
Die moderne Gesellschaft täte gut daran, sich endlich entschieden gegen die durch die
künstliche Geschlechterwelt der durch Feminismus und Gender-Mainstreaming
übergestülpten Programme zur Wehr zu setzen, um den für alle Gesellschaften natürlichen
Ausgleich durch das männliche und das weibliche Prinzip zurückzuerobern…
Androgon, das Männermagazin, 17 Oktober 2010
Quelle: info.kopp-verlag.de
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Text Nr. 5
Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit
ist der Titel eines Buches von Konrad Lorenz, das 1973, im selben Jahr, in dem
Lorenz den Nobelpreis erhielt, veröffentlicht wurde. Der Autor untersucht darin
jene Vorgänge, die seiner Meinung nach zur Dehumanisierung der Menschheit
beitragen.
129
Es wurden acht von einander unterscheidbare, wenn auch in engem ursächlichem
Zusammenhang miteinander stehende Vorgänge besprochen, die nicht nur unsere heutige
Kultur, sondern die Menschheit als Spezies mit dem Untergang bedrohen. Diese Vorgänge
sind:
(1) Die Übervölkerung der Erde, die jeden von uns durch das Überangebot an sozialen
Kontakten dazu zwingt, sich dagegen in einer grundsätzlich »un-menschlichen« Weise
abzuschirmen, und die außerdem durch die Zusammenpferchung vieler Individuen auf
engem Raum unmittelbar aggressionsauslösend wirkt.
(2) Die Verwüstung des natürlichen Lebensraumes, die nicht nur die äußere Umwelt zerstört,
in der wir leben, sondern auch im Menschen selbst alle Ehrfurcht vor der Schönheit und
Größe einer über ihm stehenden Schöpfung.
(3) Der Wettlauf der Menschheit mit sich selbst, der die Entwicklung der Technologie zu
unserem Verderben immer rascher vorantreibt, die Menschen blind für alle wahren Werte
macht und ihnen die Zeit nimmt, der wahrhaft menschlichen Tätigkeit der Reflexion zu
obliegen.
(4) Der Schwund aller starken Gefühle und Affekte durch Verweichlichung. Fortschreiten von
Technologie und Pharmakologie fördern eine zunehmende Intoleranz gegen alles im
geringsten Unlust Erregende. Damit schwindet die Fähigkeit der Menschen, jene Freude zu
erleben, die nur durch herbe Anstrengung beim Überwinden von Hindernissen gewonnen
werden kann. Der naturgewollte Wogengang der Kontraste von Leid und Freude verebbt in
unmerklichen Oszillationen namenloser Langeweile.
(5) Der genetische Verfall. Innerhalb der modernen Zivilisation gibt es – außer den
»natürlichen Rechtsgefühlen« und manchen überlieferten Rechtstraditionen – keine
Faktoren, die einen Selektionsdruck auf die Entwicklung und Aufrechterhaltung sozialer
Verhaltensnormen ausüben, wiewohl diese mit dem Anwachsen der Sozietät immer nötiger
werden. Es ist nicht auszuschließen, daß viele Infantilismen, die große Anteile der heutigen
»rebellierenden« Jugend zu sozialen Parasiten machen, möglicherweise genetisch bedingt
sind.
(6) Das Abreißen der Tradition. Es wird dadurch bewirkt, daß ein kritischer Punkt erreicht ist,
an dem es der jüngeren Generation nicht mehr gelingt, sich mit der älteren kulturell zu
verständigen, geschweige denn zu identifizieren. Sie behandelt diese daher wie eine fremde
ethnische Gruppe und begegnet ihr mit nationalem Haß. Die Gründe für diese IdentifikationsStörung liegen vor allem in mangelndem Kontakt zwischen Eltern und Kindern, was schon im
Säuglingsalter pathologische Folgen zeitigt.
(7) Die Zunahme der Indoktrinierbarkeit der Menschheit. Die Vermehrung der Zahl der in
einer einzigen Kulturgruppe vereinigten Menschen führt im Verein mit der Vervollkommnung
technischer Mittel zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung zu einer Uniforrnierung der
Anschauungen, wie sie zu keinem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte bestanden hat. Dazu
kommt, daß die suggestive Wirkung einer fest geglaubten Doktrin mit der Zahl ihrer
Anhänger wächst, vielleicht sogar in geometrischer Proportion. Schon heute wird
mancherorts ein Individuum, das sich der Wirkung der Massenmedien, z. B. des Fernsehens,
130
bewußt entzieht, als pathologisch betrachtet. Die entindividualisierenden Effekte sind allen
jenen willkommen, die große Menschenmassen manipulieren wollen. Meinungsforschung,
Werbetechnik und geschickt gesteuerte Mode helfen den Großproduzenten diesseits und den
Funktionären jenseits des Eisernen Vorhanges zu gleichartiger Macht über die Massen.
(8) Die Aufrüstung der Menschheit mit Kernwaffen beschwört Gefahren für die Menschheit
herauf, die leichter zu vermeiden sind als jene, die den vorher besprochenen sieben
Vorgängen entspringen.
Den im ersten bis siebenten Abschnitt besprochenen Vorgängen der Dehumanisierung leistet
die pseudodemokratische Doktrin Vorschub, welche besagt, daß das soziale und moralische
Verhalten des Menschen überhaupt nicht durch die stammesgeschichtlich evolvierte
Organisation seines Nervensystems und seiner Sinnesorgane bestimmt, sondern
ausschließlich durch die »Konditionierung« beeinflußt wird, der er im Laufe seiner
Ontogenese durch seine jeweilige kulturelle Umwelt unterliegt.
Auszug aus dem Buch: LORENZ, Konrad, Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit .
Neuausgabe als: Serie Piper, Bd. 50. ISBN 3-492-20050-8
------------------------------------------------------------------------------------------------------------Text Nr. 6
Leckerbissen für Bedürftige
Von Armut Betroffene können im Bethaus in Wiedikon jeden Mittwoch
Lebensmittel gegen ein Entgeld von einem Franken beziehen. Dies ist möglich
dank des Einsatzes von «Tischlein deck dich».
Im Jugendkeller des Bethauses der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Wiedikon sind
vier grosse Tische mit Lebensmitteln belegt. Es hat Teigwaren, Kartoffelchips, Salat, Käse,
Joghurt. Auch Champignons, vorgeschälte Knoblauchzehen und eine exotische Sternfrucht
liegen bereit. Mit einem herzlichen «Grüezi» empfängt die freiwillige Helferin einen Mann, der
gekommen ist, um von den Lebensmitteln etwas mitzunehmen. Als sym- bolischen Beitrag
bezahlt er dafür einen Franken. «Bitte zeigen sie ihren Bezugsausweis», fährt die Helferin
freundlich fort.
Der Mann hat von einer Sozialstelle eine Bescheinigung erhalten, dass er ein Mal pro Woche
für den Bezug von Lebensmitteln berechtigt ist. «Wir haben städtische und private Sozialund Beratungsstellen über unseren neusten Verteilstandort in Wiedikon informiert», sagt
Samuel Sägesser, Geschäftsführer des Vereins «Tischlein deck dich». «Unser Angebot richtet
sich an Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger, Bedürftige und von Armut Betroffene.»
131
250 000 Tonnen Lebensmittel
Der Verein «Tischlein deck dich» verteilt Lebensmittel, deren Verfalldatum bald erreicht, die
aus Überproduktionen stammen oder deren Verpackung beschädigt ist. Mit eigenen oder
gesponserten Fahrzeugen sammeln die Mitarbeiter die Waren bei den Grossverteilern ein.
«In der Schweiz werden jedes Jahr über 250 000 Tonnen Lebensmittel weggeworfen»,
erklärt Samuel Sägesser. «Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, einen Teil davon vor der
Vernichtung zu retten.» Hauptsponsor von «Tischlein deck dich» ist die Bon-appétit-Gruppe
(PickPay, Usego). Sie stellt dem Verein neben Lebensmitteln auch Lagerraum und Logistik
zur Verfügung. Die neu eröffnete Abgabestelle in Wiedikon ist die dritte in der Stadt Zürich.
«Das Bethaus eignet sich ideal: zentrale Lage und gut ereichbar», sagt Beat Rajchman von
der Kirchgemeinde Wiedikon. Er hatte die Idee, als Abgabestelle beim Projekt mitzumachen,
in die Kirchgemeinde hineingebracht. «Wir sind der Meinung, dass wir mit dieser Arbeit eine
grosse Wirkung im Quartier erzielen können», sagt Rajchman.
Jeden Mittwoch von 17 Uhr bis 18.30 Uhr findet von jetzt an die Verteilung von
Lebensmitteln an der Schlossgasse 10 statt. «Die Öffnungszeiten der Abgabestelle in
Wiedikon sollen auch berufstätige Bedürftige – sogenannte Working Poor – ansprechen»,
sagt Samuel Sägesser. Das Anliegen, die noch einwandfreien Lebensmittel an Menschen
weiterzugeben, treibt den ehemaligen Manager seit knapp einem Jahr unermüdlich und
erfolgreich an. Jetzt hofft er, dass auch in Wiedikon die Aktion erfolgreich werden wird.
Stefan Bucher
Erschienen im «Zürich West», 15. Mai 2003
© Stefan Bucher
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Text Nr. 7
Innenexperten: Kinder-Täter müssen in geschlossene Heime
Nach dem spektakulären Fall eines Berliner Drogendealers im Kindesalter
plädieren Innenpolitiker von CDU und SPD für eine Unterbringung solcher Täter
in geschlossenen Heimen. Diese Forderung erhebt auch Bayerns Innenminister
Joachim Herrmann (CSU).
Nach dem Fall eines Berliner Drogendealers im Kindesalter plädieren Innenpolitiker von CDU
und SPD für eine Unterbringung solcher Täter in geschlossenen Heimen. "Solche Kinder
müssen in geschlossenen Einrichtungen untergebracht werden, um sie dem kriminellen
Umfeld zu entziehen, in das sie bei offenen Einrichtungen natürlich immer wieder geraten",
sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der "Welt am Sonntag". Es gehe um
den Schutz der Kinder vor kriminellen Clans, die sie als Diebe und Drogenhändler
missbrauchten, weil sie noch nicht strafmündig seien.
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) plädierte ebenfalls für geschlossene
Heime. "Wenn es uns gelingt, zu verhindern, dass junge Menschen zu Tätern werden oder
132
dass sich kriminelle Karrieren verfestigen, dann ist das ein wichtiger Schritt zu einer sicheren
Gesellschaft", sagte Schünemann der "WamS". Die Unterbringung in geschlossenen Heimen
sei "die bessere Alternative zur Herabsetzung der Strafmündigkeit und einer etwaigen
Jugendstrafe", sagte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschuss, Wolfgang Bosbach
(CDU), dem Blatt.
Auch Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) unterstützt den Vorstoß. "Heime, in denen
die Kinder kommen und gehen können, wie sie wollen, sind völlig sinnlos", sagte er der
"WamS". Der Fall eines Elfjährigen aus Berlin hatte Aufsehen erregt, weil der Junge mehrfach
beim Verkauf von Drogen in der Hauptstadt aufgegriffen wurde. Er kann nicht inhaftiert
werden, weil er die Strafmündigkeitsgrenze von 14 Jahren noch nicht erreicht hat.
24/07/2010, von AFP
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Text Nr. 8
Die Geißel der alternden Gesellschaften
Vor hundert Jahren beschrieb Alois Alzheimer die neue Krankheit
„Wie heißen Sie?“ „Auguste.“ – „Familienname?“ - „Auguste.“ – „Wie heißt ihr Mann?“ - „Ich
glaube … Auguste.“ Als der Münchner Psychiater Alois Alzheimer seine Patientin Auguste
Deter 1901 zum ersten Mal befragt, ahnt er noch nicht, wer vor ihm sitzt: die Vorbotin einer
neuen Volkskrankheit. Heute leiden allein in Deutschland etwa eine Million Menschen an
Demenzkrankheiten, weltweit wohl mehr als zwanzig Millionen Menschen. Die AlzheimerKrankheit ist die häufigste Form von Demenz, also von Gehirndegeneration. Sie trifft einen
Menschen um so wahrscheinlicher, je älter er ist. Demenz entwickelt sich mit brutalem
Tempo zur Geißel der alternden Gesellschaften, die den Betroffenen und ihren Angehörigen
Leid aufbürdet und der Gesellschaft immense Kosten.
Wirtschaftlicher und sozialer Sprengstoff
Im Jahr 1906, also vor hundert Jahren beschrieb Alzheimer die Krankheit zum ersten Mal
akribisch und legte dar, welche krankhaften Veränderungen er im Gehirn der Auguste Deter
beobachtet hatte. Auf zahlreichen Kongressen und Symposien, etwa in Berlin und in
Tübingen wird in diesen Wochen die runde Zahl genutzt, um zu debattieren, wo die
Erforschung der Demenzkrankheiten steht und wie die Gesellschaft mit Betroffenen und
Angehörigen umgeht.
In Amerika und Europa grassiert die Angst, dass die Demenz-Geißel nicht nur die
Sozialkassen sprengen könnte, sondern auch den Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Besonders in den kinderarmen Ländern Europas stehen immer weniger Junge einer
wachsenden Zahl von hochbetagter Demenzkranker gegenüber, deren Pflege aufwändig und
teuer ist. Familien sind mit der Pflege von Demenzkranken oftmals überfördert, kinderlose
Demenzkranke sind ganz auf öffentliche und private Pflegeinstitutionen angewiesen.
133
Schattenseite eines enormen Fortschritts
„Die Krankheit des Vergessens“ nannte Alois Alzheimer das Phänomen. Vergesslichkeit ist
aber nur ein Symptom von Demenzkrankheiten, auch das Sprachvermögen leidet, ein
rätselhafter Drang zum Weglaufen tritt auf, eine schleichende Auflösung der Persönlichkeit
vollzieht sich, oftmals begleitet von Angstzuständen. Halluzinationen, Depression. Zwar
verringert eine Demenzerkrankung die Lebenserwartung, doch es handelt sich nicht um eine
tödliche Krankheit. Vielmehr kann Alzheimer einen ansonsten gesunden Menschen treffen,
der Leidensweg der Betroffenen kann sich über mehr als zehn Jahre hinziehen.
Die verlängerte Lebenserwartung gehört zu den größten Errungenschaften der
modernen Medizin. Heute sind Menschen jenseits ihres fünfzigsten Geburtstages so gesund
und vital wie noch nie zuvor. Demenz ist die Schattenseite dieses enormen Fortschritts und
deshalb eine der wichtigsten Herausforderungen für die alternde Gesellschaft. Doch wie
bekommt die Wissenschaft ausreichend Talente und Ressourcen, um die Krankheit
bezwingen zu können? Und wie lernt die Gesellschaft, mit Kranken umzugehen und ihre
Angehörigen zu unterstützen, solange Alzheimer und andere Demenzerkrankungen noch
nicht besiegt sind?
Es gibt auch Hoffnung
F.A.Z.-Wissenschaftskorrespondent Christian Schwägerl hat sich zum hundertsten Jahrestag
auf die Suche nach Antworten gemacht. Er verbrachte drei Tage in einem Pflegeheim im
Berliner Bezirk Spandau, wo Demenzkranke in einer Wohngemeinschaft zusammenleben und
Pfleger sich mühen, ihnen einen würdevollen Alltag zu ermöglichen. Die Ehefrau eines
Demenzkranken hat ihm die Türe geöffnet und erzählt, wie ihr Alltag aussieht und welches
Unverständnis ihre Mitmenschen entgegenbringen. Wie wenig die Gesellschaft auf
Demenzkranke eingestellt ist, zeigt der Fall eines Berliners, der im Sommer 2006 in einer
Klinik spurlos verschwand, weil er wie ein gewöhnlicher Patient behandelt worden war. In
einer Reportage für FAZ schildert Christian Schwägerl krasse Missstände, die es in
Pflegeheimen für Demenzkranke gibt, bis hin zur Gewalt.
Doch es gibt auch Hoffnung: Christian Haass, Profesor für Stoffwechselbiochemie an
der Ludwig-Maximilian-Universität in München, ist fest davon überzeugt, dass es Biologen
und Medizinern gelingen wird, Medikamente zu entwickeln, die Demenzkrankheiten lindern,
heilen oder ihnen sogar vorbeugen können. Beim Gespräch im Münchner Labor des
Forschers lobte Haass das Engagement deutscher Stiftungen wie der Breuer-Stiftung und der
Hertie-Stiftung. Der renommierte Wissenschaftler klagte aber über die mangelnde
Unterstützung der Alterungsforschung in Deutschland. Bundesforschungsministerin Annette
Schawan (CDU) habe eine Initiative für die Alterungsforschung angekündigt, bisher sei aber
nichts geschehen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2006 (nach der Bearbeitung von Martin Malkus, LN)
134
Text Nr. 9
Exhumierung auf Tschechisch
Der „Fall Bergersdorf“ liefert den Stoff für einen Dokumentarfilm
„Mich interessiert, was tabu ist: die weißen Flecken der Geschichte“, sagt David Vondráček.
Der Dokumentarfilmer wurde 1963 im böhmischen Marienbad (Mariánské Lázně) geboren.
Dort, nicht einmal 20 Kilometer Luftlinie entfernt vom damaligen „Eisernen Vorhang“, begann
er früh, sich mit der Vergangenheit seiner Heimat zu befassen. „Schon als Kind wollte ich
wissen, was hier los war, warum vieles zerstört ist, weshalb es hier eine Grenze gibt.“ Doch
was den jungen David nicht losließ, blieb lange ein Tabuthema, und ist es zum Teil bis heute.
„Die tschechische Geschichtsschreibung endet am 8. Mai 1945, dem Tag der Befreiung
Tschechiens vom Faschismus, und setzt mit dem Staatsstreich der Kommunisten im Februar
1948 wieder ein“, sagt Miroslav Mareš, Journalist aus Iglau (Jihlava). „In unserer Gesellschaft
wird über diese Zeit nicht diskutiert, die Jüngeren haben keine Vorstellung davon, was in
dieser Zeit passiert ist. Auch die Historiker beschäftigen sich nicht damit, deshalb müssen wir
Journalisten es tun.“
Mareš trug wesentlich dazu bei, dass die tschechische Kriminalpolizei seit September 2009 im
„Fall Bergersdorf“ ermittelt (PZ-Ausgabe 41/2009). Im Mai 1945 sollen 10 bis 15 deutsche
Bauern aus dem Dorf und aus Nachbarorten in der damaligen Iglauer Sprachinsel von
tschechischen Mitbürgern ermordet worden sein. Dass es tatsächlich Tote gegeben hat,
haben die Ermittler bereits bestätigt. Demnächst soll eine Exhumierung vorgenommen
werden, um sie zu identifizieren.
„Alle Angehörigen, mit denen ich Kontakt habe, wären zu einem DNA-Test bereit. Sie würden
die sterblichen Überreste ihrer Verwandten gerne nach Hause holen“, berichtet Herma
Kennel – auch wenn es ein zu Hause ist, das die Toten nie kannten. Die Autorin aus der Pfalz
schilderte in ihrem 2003 erschienenen Tatsachenroman „BergersDorf“ die Geschehnisse in
dem Ort während und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges.
Prager Zeitung, 21. 7. 2010, von Corinna Anton
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------Text Nr. 9
Ernährung: Mehr Obst und weniger Knödel
Gesunde Ernährung beugt Herzkrankheiten vor
Die Mittelmeerküche verwendet neben „gesunden“ Fetten wie Olivenöl, viel Fisch, Obst und
Gemüse. Ein gesunder Mix dieser Lebensmittel beugt bekanntlich Herzerkrankungen vor.
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Laut jüngster Forschungen spanischer Wissenschaftler schützt diese Art der Ernährung auch
vor Zuckerkrankheit, die einmal ausgebrochen, viele Folgekrankheiten nach sich ziehen kann.
Bei der Auswertung einer Studie entdeckte das Forscherteam, dass Probanden, die
regelmäßig viel Obst und Gemüse zu sich nehmen, ein um 83 Prozent niedrigeres Risiko
haben, an Diabetis des Typs II zu erkranken, als diejenigen, auf deren Speiseplan nur selten
Grünes steht.
Die Zuckerkrankheit des Typs II zeichnet sich durch verminderte Insulinwirkung aus und tritt
zwar oft erst im Erwachsenenalter auf, doch auch Kinder sind davor nicht gefeit. Dabei wird
entweder die Veranlagung vererbt, dass die Insulin produzierenden Zellen nicht unbegrenzt
jeder ernährungsbedingten Belastung standhalten (Übergewicht, Fehlernährung), oder es
liegen andere Stoffwechselstörungen vor. Fast 95 Prozent aller Zuckerkranken leiden an der
Diabetes des Typs II. Die Folgen der Krankheit können Störungen der Nierenfunktion,
Probleme mit den Augen und ein erhöhtes Infarkt- und Schlaganfallrisiko sein.
Laut der Weltgesundheitsorganisation leiden rund 180 Millionen Menschen rund um den
Globus an Zuckerkrankheit. Man rechnet damit, dass sich die Zahl bis 2030 verdoppeln wird,
weil immer mehr Nationen sich dem westlichen Lebensstil anpassen.
In Tschechien geht das Thema Diabetis gerade durch die Medien, denn Anfang des Monats
wurde bekannt, dass der Ministerpräsident des Landes, Mirek Topolánek, an Zuckerkrankheit
des Types II erkrankt sei. Ein neuer Lebensstil mit strengem Diätplan haben ihn bereits 13
Kilo leichter werden lassen. Nach eigenen Worten fühlt er sich sogar „besser in Form“.
Weniger gut in Form sind jüngsten Forschungen zufolge viele tschechische Kinder. Jedes
fünfte Kind zwischen sechs und zwölf Jahren leidet mittlerweile an Übergewicht. Laut der
Endokrinologin Alexandra Moravcová vom Forum für gesunde Ernährung müsse das Problem
dringend angegangen werden. Dazu könnte die Verbesserung der Schulküchen erheblich
beitragen: Mehr Obst und Gemüse, eine größere Auswahl an Essen, weniger Süßspeisen als
Hauptgang und vor allem keinen Zwang, so die Meinung der Expertin.
Die Aussichten sind nicht gerade rosig. Nicht nur dass Übergewichtigkeit das Leben
durchschnittlich um rund sechs Jahre verkürzt. Gleichzeitig wächst die Zahl der zukünftig
Zuckerkranken und unter Bluthochdruck und Herzproblemen leidenden Menschen. Wie die
weltweit laufende Studie „post-Monica“, an der auch tschechische Kliniken seit einigen Jahren
teilnehmen, zeigt, sterben hier zu Lande immer noch 46 Prozent der Männer und sogar 57
Prozent der Frauen an Herzkrankheiten.
Prager Zeitung, 12. 6. 2008, von Anneke Müller
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28. Literatur zum praktischen Studium
1. BERGLOVÁ, Eva, FORMÁNKOVÁ, Eva, MAŠEK, Miroslav, Moderní gramatika němčiny.
Plzeň : Fraus 2002. ISBN:80-7238-144-X
2. EISENBERG, Peter, Wahrig. Grundregeln der deutschen Rechtschreibung: Die
deutsche Orthografie auf einen Blick [Broschiert]. Gütersloh/ München : Wissen Media
Verlag 2007. ISBN:978-3-577-07568-8
3. RADĚVOVÁ, Zuzana, Cvičebnice německé gramatiky 1,2. Brno : Didaktis 2003.
ISBN:80-86285-92-8, 80-86285-93-6
4. SIEBENSCHEIN, Hugo et al., Česko-německý slovník. Praha : SPN 1968
5. SIEBENSCHEIN, Hugo et al., Německo-český slovník. Praha : SPN 1970
6. Česko-německý a německo-český slovník. Praha : LINGEA 2008. ISBN:978-80-247-2551-2
7. KÁBRT, Jan et al., Německo-český a česko-německý lékařský slovník, Praha :
Avicenum 1989.
8. WAHRIG, Deutsches Wörterbuch. Berlin–Wien : Bertelsmann 2006. ISBN: 3-89853-436-7
9. DUDEN, Deutsches Universal Wörterbuch A-Z. Mannheim-Leipzig-Wien-Zürich :
Dudenverlag 1996. ISBN:3-411-05471-9.
10.Česko-německý frazeologický & idiomatický slovník. Olomouc : FIN-Publishing 1999.
ISBN:80-86002-58-6
Andere zugängliche Quellen
www.sozial.de
www.google.de
www.wikipedia.de
www.gesundheit.de
www.pressdigest.net\linksdeu.html
www.bildungsserver.de
www.toa-servicebuero.de
www.malteser.de
www.johanniter-helfen.de
www.daf-portal.de
www.goethe.de
www.pragerzeitung.cz
www.dw-world.de
www.kinder.de
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29. Landkarte Deutschlands
Quelle: http://www.radius-ikk.de
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30. Landkarten der Schweiz und Österreichs
Laut Landkarte liegt die Schweiz zwischen Bodensee und Genfersee, Alpenrhein und Jura, Hochrhein und Alpensüdrand. Die Schweiz grenzt auf der Karte
nördlich an Deutschland, östlich an Liechtenstein undÖsterreich, südlich an Italien. Der westliche Nachbar ist Frankreich
Quelle:http://www.mygeo.info/landkarten/oesterreich/oesterreich_administrativ.gif
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