Margarete Steiff - Eine ambivalente Außenseiterin?

Transcription

Margarete Steiff - Eine ambivalente Außenseiterin?
Margarete Steiff - Eine
ambivalente Außenseiterin?
Beitrag zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2014/2015
Thema: Anderssein – Außenseiter in der Geschichte
Verfasserin: Lea Leinmüller, Kursstufe 1
Hans-Baldung-Gymnasium, Schwäbisch Gmünd
Tutorinnen: Frau Pfeiffer und Frau Spinner
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Einleitung
1
2 Das Leben der Margarete Steiff
2.1 Kindheit und frühe Jugend
2
2.2 Beginn der Arbeit und Aufbau einer eigenen Firma
4
2.3 Jahre des Erfolgs und Lebensabend
7
3 Weibliche Außenseiterin
3.1 Das Frauenbild Mitte des 19. Jahrhunderts
9
3.2 Eine typische Frauenbiographie?
11
3.3 Frauen im Leben der Margarete Steiff
3.3.1 Maria Margarete Steiff, geb. Hähnle
14
3.3.2 Apollonia Hähnle
16
3.3.3 Marie Häussler und Pauline Röck, geb. Steiff
17
3.3.4 Ursula Hähnle
18
4 Außenseiterin mit Behinderung
4.1 Kinderlähmung und Behinderung im historischen Kontext
19
4.2 Behinderung – Einschränkung oder Ursprung ihrer Willensstärke?
20
5 Ambivalente Außenseiterin?
5.1 Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland
23
5.2 Heute im 21. Jahrhundert in Deutschland
24
Nachwort
Anhang
Abbildungen
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Bildquellen
Filmquellen
Arbeitsbericht
Eigenständigkeitserklärung
Vorwort
Nach langer Überlegung haben mich der Film „Margarete Steiff“1 mit Heike Makatsch und
mein Vater überzeugt Margarete Steiff als Thema für meine Seminararbeit zu wählen.
Den Film hatte ich schon vor mehreren Jahren gesehen und war bereits damals von Margarete
Steiff, ihrer Disziplin und ihrem Durchhaltevermögen fasziniert.
Als ich dann zu Hause vom übergeordneten Thema: Anderssein – Außenseiter in der
Geschichte erzählt und mit meinen Eltern über mögliche Themen gesprochen habe, kam mein
Vater mit dem Vorschlag Margarete Steiff zu wählen.
Letztendlich hat mich die etwas genauere Auseinandersetzung mit dem Thema in meiner
Meinung gefestigt, Margarete Steiff und ihre Andersartigkeit in meiner Seminararbeit zu
thematisieren.
Für mich ist sie ein Vorbild, da sie weder auf die Gesellschaft gehört noch sich mit ihrer Rolle
zufrieden gegeben hat und sie keinen Wert auf die Meinung anderer legte.
Sie hat ihren Willen durchgesetzt und Widerstandskraft bewiesen und das, wie ich finde, in
einem enormen Ausmaß.
Auch die Andersartigkeit lässt
sich in dieser Person sehr schnell
erkennen, was für das
übergeordnete Thema natürlich
von Vorteil war.
Mit diesem Interesse fing ich
anschließend an, mich
genauestens mit dem Thema zu
befassen und merkte bald, dass es
die richtige Entscheidung gewesen
war.
Abb.12
Der Umfang meiner Seminararbeit zeigt dies ebenso und es muss hier erwähnt werden, dass
es noch deutlich mehr über Margarete Steiff zu schreiben gäbe.
1
2
Mc One GmbH: Margarete Steiff
Vgl. Bildquellen im Anhang
1
Einleitung
In dieser Arbeit wird zuerst die Biographie von Margarete Steiff genau dargelegt, um die
anschließende Bearbeitung besser verstehen zu können. Denn erst durch ihren Lebenslauf
wird klar, mit welchen Problemen Margarete Steiff zu kämpfen hatte und wie sie diese
gemeistert hat. Deswegen werden auch im weiteren Verlauf der Seminararbeit ihr Ausbruch
aus dem zeitgenössischen Frauenbild, sowie ihre Behinderung thematisiert. Außerdem wird
Margarete Steiff mit weiteren Frauen in ihrem Leben verglichen, um ihre Andersartigkeit
noch deutlicher aufzeigen zu können. Zum Schluss dieser Seminararbeit wird letztendlich die
Frage geklärt, ob und warum Margarete Steiff eine ambivalente Außenseiterin war, denn
Außenseiter sind, präzise definiert, „Wettkämpfer mit geringen Aussichten auf den Sieg“.3
Ob Margarete ihnen zugeordnet werden kann, wird in der folgenden Arbeit untersucht.
„Für Kinder ist nur das Beste gut genug[!]“4 – ein Zitat von Margarete Steiff, das zeigt, welch
ambitionierte und perfektionistische Persönlichkeit hinter dieser Frau steckte.
Ihre immense Fantasie und die Fähigkeit sich in die kindliche Psyche einfühlen zu können,
halfen ihr bei der Entwicklung von kinderfreundlichen Kuscheltieren und so arbeitete
Margarete Steiff stets nach der Leitfrage: „Was braucht das Kind?“5
Sie selbst hatte durch ihre Kindheit eine Motivation zur Produktion von Spielzeug.
So sah sie in den Kuscheltieren eine wichtige Hilfe für Kinder, zum Beispiel als Tröster oder
starke Figur, an die man sich halten konnte, wenn etwas misslang – Spielzeug, wie sie es
selbst gern besessen und gebraucht hätte.
Ebenso auf die Unzerstörbarkeit ihrer Spielzeugtiere legte sie großen Wert. So sollten diese
doch über viele Jahre hinweg treue Begleiter für die Kinder sein.
Diese Unzerstörbarkeit war aber nicht nur aus diesem Grund so wichtig, sondern sie stellt
auch die eigene Unzerstörbarkeit von Margarete Steiff dar, die keine Angst hatte und sich
unerschrocken den, durch ihre Kinderlähmung verursachten, Alltagsproblemen stellte.
All dies verhalf Margarete Steiff aus ihrer Kreativität heraus eine Idee zu schöpfen, die sie
durch ihren eisernen Willen in die Wirklichkeit umsetzen konnte - die Gründung einer
eigenen Spielzeugfabrik.
Doch ob diese Gründung genau so reibungslos verlief, wie es hier aussehen mag, ist fraglich.
Deswegen wird diese Seminararbeit den Verlauf der Gründung darlegen und der Frage nach
der als Außenseiterin geltenden Margarete Steiff vertieft nachgehen.
3
Der Brockhaus, S.64
Katz: Margarete Steiff, S.186
5
Ebd., S.167
4
1
2
Das Leben der Margarete Steiff
2.1 Kindheit und frühe Jugend
In einer „Zeit der politischen Unruhen und (…) wirtschaftlicher Umwälzungen“6, kam
Apollonia Margarete Steiff am 24. Juli 18477 in dem schwäbischen Dorf Giengen an der
Brenz als Tochter von Maria Margarete Steiff und Friedrich Steiff zur Welt.
Doch „[m]it 1 ½ Jahren (…)[wurde sie]von einer Krankheit befallen, nach welcher [sie]
teilweise nicht mehr gehen konnte, der linke Fuß war vollständig, der rechte teilweise
gelähmt, auch der rechte Arm war sehr geschwächt“.8
Sie war somit an Kinderlähmung erkrankt und auch zahlreiche Besuche bei Ärzten in der
Umgebung halfen nicht, die Folgen der Krankheit zu lindern. Trotzdem versuchte Margarete
eine normale Kindheit zu führen, indem sie die Nachbarskinder oft aufforderte, sie auf die
Gasse zu tragen, um dort mit den anderen zu spielen.9
Zudem übernahm sie oftmals die Aufsicht der kleineren Kinder und beschäftigte sie mit
Geschichtenerzählen. So konnte sie der, von ihrer Mutter aufgetragenen, Häkelarbeit
entfliehen, die sie, trotz der damit verbundenen Schmerzen, erbringen musste.10
185311 wurde Margarete auf Anraten eines Ulmer Arztes in die Schule eingeschrieben,
„[wohin sie] sehr gerne [ging, wobei sie sich] durch keine Witterung abhalten [ließ], obgleich
[sie] leicht Urlaub bekommen hätte“.12
Die Hoffnung ihrer Eltern auf eine Heilung blieb weiterhin bestehen und so wurde sie im
Alter von neun13 Jahren, dank des Stiftungsrats in Giengen, der die Kosten übernahm, das
erste Mal zu Doktor August Herrmann Werner14 nach Ludwigsburg in dessen
Kinderheilanstalt gebracht. Margarete fühlte sich dort sehr wohl und fand in Maria, der
halbwüchsigen Tochter der Familie Werner, eine gute Freundin. Doch auch die Operation
durch Dr. Hubbauer zeigte keine Wirkung.15
Aufgrund dessen wurde sie nach Wildbad gebracht, einen Kurort, in welchem Margarete nicht
nur medizinische Hilfe erfahren, sondern auch erzogen und versorgt werden sollte.16
6
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.10
http://www.benedikt-heiming.de/arbeitsproben/125JahreSteiff.pdf
Steiff, Tagebuch, S.1
9
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.17f.
10
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.45
11
Margarete Steiff GmbH: Kindheitsträume leben weiter, S.48
12
Steiff, Tagebuch, S.1
13
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.29
14
Vgl. Anhang Abb.2
15
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.31ff.
16
Vgl. Ebd. S.37
7
8
2
Das Bad im Katharinenstift war die einzige Zeit, in der sie nicht auf die Hilfe anderer
angewiesen war und sich frei bewegen konnte.17
Doch nach sechs Wochen Aufenthalt wurde klar, dass Margarete weitere drei Monate
Verpflegung notwendig hatte, da sie im Heilungsprozess keine Fortschritte gemacht hatte.18
Auch die Verlängerung des Aufenthalts, sowie ein zweiter im darauffolgenden Sommer
185719, die vom Stiftungsrat finanziert wurden, zeigten keinen Weg der Besserung und
Margarete musste ungeheilt nach Giengen zurückkehren.20
Dort war sie dann ziemlich beschäftigt mit Schulunterricht, Konfirmationsvorbereitungen
sowie dem Besuch der Nähschule.21
Nachdem ihre beiden Schwestern als Dienstmädchen in die Fremde gegangen waren, blieben
nur noch Margarete und ihr Bruder, den sie Fritz nannte, im Elternhaus. „Das war für meine
liebe Mutter eine schwere Zeit, weil sie sich so sehr um meine Zukunft absorgte (…)“22, lässt
Margarete in einem ihrer Tagebucheinträge verlauten.23
17
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.34ff.
Vgl. Ebd., S.40
19
Margarete Steiff GmbH: Kindheitsträume leben weiter, S.23
20
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.65ff.
21
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.47ff.
22
Ebd., S.55
23
Vgl. Ebd., S.54f.
18
3
2.2
Beginn der Arbeit und Aufbau einer eigenen Firma
Nach ihrer Konfirmation 186024 erlernte Margarete Steiff das Zitherspiel und konnte, durch
fleißiges Üben, später selbst Zitherstunden geben.25
Doch allein vom Musizieren konnte sie nicht leben und so wurde sie zu ihrer Tante Apollonia
Hähnle geschickt, um dort „bei dem Aussteuerrichten für die Hähnle’schen Söhne“26
mitzuhelfen. Nebenher besuchte sie außerdem weiterhin die Nähschule.27
Am 13. Februar 186228 kam es zu einer großen Welle von Geschäftsgründungen, aufgrund
der Aufhebung des Gewerbezwangs in Württemberg. So kam es dazu, dass im November die
heimkehrenden Marie und Pauline Steiff eine kleine Damenschneiderei eröffneten.29
Mit dem Einstieg in das Geschäft begann Margarete auch die Tatsache zu akzeptieren, dass
ihr das Laufen wohl für immer verwehrt bleiben würde, denn „[v]on da an, etwa mit 17-18
Jahren, ließ [sie sich] durch keine angepriesenen Mittel oder Heilmethoden mehr aufregen,
[da] das unnütze Suchen nach Heilung den Menschen nicht zur Ruhe kommen [lässt]“.30 31
Auch der Erwerb der ersten Nähmaschine in Giengen, der ihr das Arbeiten erleichterte, half
Margarete mit ihrem Schicksal fertig zu werden und ihre Schwestern bei der Arbeit in der
Schneiderei zu unterstützen, vor allem wenn zu Festzeiten die Anfrage sehr hoch war.32
Mit den Hochzeiten von Pauline und Marie 187033 und 187334 verließen die Schwestern von
Margarete Steiff das Elternhaus für immer. Margarete, die nun wieder alleine war, machte
sich Gedanken darüber, wie sie das Leben als alleinstehende Frau meistern sollte, doch dieser
Frage wurde ein Ende gesetzt, als sie an ihrem 27. Geburtstag35 eine eigene Wohnung
geschenkt bekam. So konnte sie zwar im Haus ihrer Eltern leben und deren Hilfe in Anspruch
nehmen, zugleich hatte sie endlich einen Ort für sich allein und ein wenig Privatsphäre.36
Diese Unabhängigkeit nutzte sie und eröffnete kurz nach der Hochzeit ihres kleinen Bruders
Fritz ein Nähgeschäft, in dem sie für einen immer größer werdenden Kundenkreis moderne
Kleidung nähte. Dabei spielte auch die im Jahr 186637, von Margaretes Stiefcousin Hans
Hähnle, gegründete württembergische Woll-Filz-Manufaktur eine wichtige Rolle für sie.38
24
Katz: Margarete Steiff, S.95
Vgl. Anhang Abb.3
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.58
27
Vgl. Ebd., S.58f.
28
Katz: Margarete Steiff, S.103
29
Vgl. Margarete Steiff GmbH: Kindheitsträume leben weiter, S.27
30
Steiff, Tagebuch, S.5
31
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.105
32
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.66f.
33
Margarete Steiff GmbH: Kindheitsträume leben weiter, S.49
34
Ebd.
35
Katz: Margarete Steiff, S.128f.
36
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.77ff.
37
Ebd., S.69
38
Vgl. Ebd., S.82ff.
25
26
4
Denn mithilfe dessen und seines Geschäftspartners Adolph Glatz, dem Mann von Margaretes
Cousine, wurde Margarete ermutigt, ebenfalls ins Filzgeschäft einzusteigen. So kam es dazu,
dass sie 187739 ihr erstes Filzkonfektionswarengeschäft eröffnen konnte.40
Die Standortvorteile mit der nahegelegenen Filz-Manufaktur verschafften Margarete einen
gewissen Vorsprung, denn so bekam sie „von der Filzfabrik schnell die neusten Angebote und
(…) hatte keine langen Bezugswege“.41 Auch die steigende Nachfrage nach Filzwaren brachte
Margarete so viel Arbeit, dass sie Näherinnen einstellen musste.42
Doch den ersten Schritt in Richtung Kinderspielwarengeschäft machte sie, als sie 187943 in
dem Journal „Die Modenwelt“44 die Anleitung für einen kleinen Stoffelefanten entdeckte.45 46
Der Elefant wurde durch die weiche Füllung aus Schwerwolle und der Außenhaut aus Filz ein
beliebtes Spielzeug bei den Kindern und praktisches Nadelkissen bei den Erwachsenen. Somit
wurde die Anleitung für ein Kinderspielzeug die persönliche Anleitung für ihren Glückselefanten.47 48
In den folgenden drei Jahren konnte Margarte insgesamt 37 Elefanten49 verkaufen, obwohl ihr
Hauptaugenmerk immer noch auf ihrem Filzkonfektionswarengeschäft lag. So bestand die
„Preisliste des Filz-Versandt-Geschäfts von Gretchen Steiff in Giengen a. Brz.“50 hauptsächlich aus Mode, wohingegen die letzte Seite des Katalogs auch den neuen Geschäftszweig
mit der Kinderspielware andeutete.51
Durch die Hilfe ihres Bruders Fritz Steiff konnte sie diese Idee weiter verfolgen, denn dieser
unterstützte sie, indem er begann die Filzelefanten auf dem Heidenheimer Markt anzubieten,
und Margarete stets ermutigte, die Artikel in einem Export-Musterlager in Stuttgart zu
präsentieren. Zudem entwickelte er immer neue Modelle in Zusammenarbeit mit Margarete.52
Da nun die Produktionen von Jahr zu Jahr stiegen, wie im Jahr 188653, als bereits 5.170
Spielzeugtiere verkauft wurden, musste ein neues Fabrikgebäude in der Mühlstraße in
Giengen gebaut werden.54
39
http://www.benedikt-heiming.de/arbeitsproben/125JahreSteiff.pdf
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.132
41
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.84
42
Vgl. Ebd.
43
Margarete Steiff GmbH: Kindheitsträume leben weiter, S.29
44
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.86
45
Katz: Margarete Steiff, S.148f.
46
Vgl. Anhang Abb.4
47
Vgl. Cieslik: Knopf im Ohr, 1989, S.11
48
Vgl. Anhang Abb.5
49
Katz: Margarete Steiff, S.169
50
Cieslik: Knopf im Ohr, 1989, S.13
51
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.93f.
52
Vgl. Cieslik: Knopf im Ohr, 1989, S.13f.
53
Katz: Margarete Steiff, S.169
54
Ebd., S.169ff.
40
5
Obwohl der Erfolg groß war, kam mit der Zeit auch der Druck durch die Konkurrenz hinzu
und nicht nur dieser, sondern auch der Tod ihrer Mutter im Dezember 188955 belasteten
Margarete stark. Doch trotz allem ließ sich Margarete nicht beirren.56
Nach einem misslungenen Patentantrag auf das „Verfahren zur Herstellung von Tier- und
anderer als Spielzeug dienenden Figuren“57 im Jahr 189258 gelang es ihr ein Jahr später, ihre
Filz-Spielwaren-Fabrik ins Handelsregister eintragen zu lassen.59
Die kleine Spielwarenfabrik war somit am 3. März 189360 offiziell geboren und beschäftigte
vier Mitarbeiterinnen sowie zehn Heimarbeiterinnen.61
Ein Jahr später starb auch ihr Vater, der den Erfolg seines Sorgenkindes Margarete aber noch
miterleben konnte.62
55
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.100
Vgl. Ebd.
Cieslik: Knopf im Ohr, 1989, S.11
58
Ebd.
59
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.100
60
Cieslik: Knopf im Ohr, 1989, S.14
61
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.187
62
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.100
56
57
6
2.3
Jahre des Erfolgs und Lebensabend
Die kleine Spielwarenfabrik wuchs immer weiter und nur kurze Zeit nach der offiziellen
Geburtsstunde standen zehn Arbeiterinnen und 30 Heimarbeiterinnen auf der Lohnliste.63
Durch die tatkräftige Unterstützung ihrer Neffen Richard, Paul, Franz, Hugo und Otto Steiff,
die nach und nach in die Firma einstiegen, konnte Margarete entscheidende Kontakte ins
Ausland knüpfen und ihr Produktionsangebot auf der Leipziger Messe anpreisen.64
Doch ein weiterer Verlust, nach einer weiteren Vergrößerung des Firmengebäudes, traf
Margarete schwer, als im März 190065 ihr geliebter Bruder Fritz starb.66
Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Steiff-Tieren, musste zwei Jahre danach erneut
angebaut werden - ein fortschrittlicher Anbau aus Eisen und Glas, der heute unter Denkmalschutz steht und zur Zeit von Margarete Steiff als Jungfrauenaquarium67 bezeichnet wurde, da
vorwiegend ledige, junge Frauen darin arbeiteten.68
Eine neue Entwicklung begann anschließend mit der Produktion von beweglichen Bären,
denn Richard Steiff experimentierte schon seit langem mit dieser Idee und entwarf
Prototypen. Der erste bewegliche Bär 55PB wurde, trotz Skepsis von Margarte Steiff, nach
Amerika geschickt, wo man jedoch keinen Abnehmer fand.69
Der Grundstein für die Produktion der Plüschbären wurde erst gelegt, als „Hermann Berg,
Einkäufer des großen US-Einkaufshauses Geo. Borgfeldt & Co., New York“70, eine
Bestellung von 3 00071 Exemplaren auf der Ostervormesse in Leipzig aufgab. Die Kollektion
der einzigen hergestellten Exemplare ist bis heute auf unerklärliche Weise verschwunden.72
Ab 190573 konnte Margarete Steiff, nach zahlreichen Versuchen, ihre Steiff-Produkte
gesetzlich schützen, indem sie ein Patent beantragte, denn mit dem Knopf im Ohr waren ihre
Steiff-Tiere ab sofort eindeutig gekennzeichnet und eine Schutzmarke.74 75
Auch weiterhin verbesserte Richard Steiff das Aussehen und die Beweglichkeit der Arme und
Beine seiner Plüschbären, sodass das Unternehmen auf der Weltausstellung in St.Louis mit
dem Bär 35PB76 vertreten war und 12 00077 Exemplare verkaufte.78
63
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.102
Vgl. Cieslik. Knopf im Ohr, 1989, S.15f.
65
Margarete Steiff GmbH: Kindheitsträume leben weiter, S.49
66
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.198
67
Vgl. Anhang Abb.6
68
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.107ff.
69
Vgl. Cieslik: Steiff-Teddybären, 1994, S.14f.
70
Ebd., S.17
71
Katz: Margarete Steiff, S.234
72
Vgl. Cieslik: Steiff-Teddybären, 1994, S.17
73
Margarete Steiff GmbH: Kindheitsträume leben weiter, S.49
74
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.114f.
75
Vgl. Anhang Abb.7
76
Vgl. Anhang Abb.8
77
Katz: Margarete Steiff, S.239
78
Vgl. Cieslik: Steiff-Teddybären, 1994, S.18f.
64
7
Der Name des Teddybären stammte letztendlich von dem derzeitigen Präsidenten der
Vereinigten Staaten, Theodore Roosevelt, der unter seinen Freunden auch als Teddy bekannt
war. Dieser startete das Bärenfieber und trieb somit die Produktionen der Firma Steiff, sowie
die Mitarbeiterzahl in die Höhe.79
400 Arbeiter und 1 800 Heimarbeiter mussten nun die hohe Nachfrage bewältigen.80
Auch das in der Firmengeschichte als Bärenjahr bekannte Jahr 190781, in dem über 974 00082
Bären verkauft wurden, forderte eine Vergrößerung der Firma und schöpfte deren Kapazitäten
beinahe voll aus.83
Deshalb dachte Margarete Steiff schon seit geraumer Zeit darüber nach, ein Testament zu
erstellen, das die Angelegenheiten ihrer Firma regeln sollte. So kam es, dass die Filzspielwarenfabrik in die Margarete Steiff GmbH umbenannt wurde und nun unter der Leitung von
Margarete und ihren Neffen, Paul, Richard und Franz stand.84
Zu ihrem 61. Geburtstag im Juli 190885 bekam sie ein kleines Buch86 geschenkt, „mit der
Weisung, [ihre] Lebensgeschichte darein zu schreiben“.87 Doch nach einer Lungenentzündung
kaum ein Jahr später starb Margarete Steiff am 9. Mai 190988 abends um 11 ¾ Uhr im Alter
von 62 Jahren. 89 90
Drei Tage danach wurde sie von der trauernden Gemeinde und Familie auf dem Friedhof in
Giengen beigesetzt.91
In der Grabrede hieß es dann: „Ist’s nicht ein Wunder, wenn eins, dem man in der Kindheit
wohl höchstens Blicke des Mitleids gönnte, dem man sicher eine wenig beachtete, stille, fast
vergessene Existenz im Winkel voraussagte, so heraustritt an das Licht der Öffentlichkeit“.92
79
Vgl. Cieslik: Steiff-Teddybären, S.36f.
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.118
81
Katz: Margarete Steiff, S.287
82
Margarete Steiff GmbH: Kindheitsträume leben weiter, S.49
83
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.116ff.
84
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.266f.
85
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.132
86
Vgl. Anhang Abb.9
87
Steiff, Tagebuch, S.1
88
Katz: Margarete Steiff, S.297
89
Margarete Steiff GmbH: Kindheitsträume leben weiter, S.49
90
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.297
91
Vgl. Anhang Abb.10
92
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.138
80
8
3
Weibliche Außenseiterin
3.1
Das Frauenbild Mitte des 19. Jahrhunderts
Die Stellung der Frau, zur Zeit der Geburt von Margarete Steiff 184793, also am Ende der
Epoche des Biedermeiers, beruhte auf dem „autoritär-patriarchalischen Familienmodell“.94
Die Bürgersfrau musste sich der Vormundschaft ihres Mannes beugen und sich ganz nach
dem Bilde „der guten Hausfrau orientier[en]“.95
Die Frau hatte eine ausschließlich dienende Rolle: zuerst im Dienst am Vater, anschließend in
dem am Ehemann und ganz besonders im Dienst an Gott.96
Schon als Kleinkind wurden die jungen Mädchen auf ihre geschlechtsspezifische Rolle
vorbereitet, ob mit einem Puppenhaus, in dem die gesellschaftlichen Regeln vermittelt
wurden, oder mit Ratgeberliteratur für den zukünftigen Beruf der Frau. Die typische
Mädchenrolle bestand darin, eine sanfte und zuverlässige Stütze für die Mutter zu sein.97
Nach dem Schulabschluss und der Konfirmation in protestantischen Gemeinden war für die
meist 14 jährigen98 Mädchen vorgesehen, eine Stellung als Dienstmädchen in einem
bürgerlichen Haushalt, fern vom Heimatort, anzutreten. Die Aufgaben dort bestanden darin,
zu putzen, zu kochen, Wäsche zu waschen, die Kleidung aufzubessern und auf die Kinder
aufzupassen. Diese erlernten Fähigkeiten sollten die Heiratschancen verbessern.99
Denn eine Ehe war das Ziel eines jeden Mädchens, da es so finanziell versorgt war und ein
Leben lang Ehefrau und Mutter sein konnte, die mit der Geburt eines Enkels ihren Lebenshöhepunkt erreicht hatte, wie auf dem Bilderbogen „Les âges de la femme“ aus dem Jahr
1900 zu sehen ist.100 Das weitere Schicksal hing somit vom Ehemann ab, denn dieser
bestimmte durch seinen Beruf den sozialen Status, welcher das alltägliche Leben prägte.101
Eine Geschlechtsvormundschaft wurde zwar 1828102 offiziell in Württemberg abgeschafft,
bestand aber inoffiziell immer noch weiter. Die Frau stand also rechtlich unter ihrem
Ehemann und war materiell abhängig, zudem durfte sie nicht wählen.103
Dennoch war eine Heirat das angestrebte Ziel, da alleinstehende Frauen keine Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben hatten und als unschicklich galten. Sie hatten sich zurückzunehmen,
93
http://www.benedikt-heiming.de/arbeitsproben/125JahreSteiff.pdf
Krause-Schmidt: Männlich weiter!, S.15
Ebd., S.17
96
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.67
97
Vgl. Ebd., S.161
98
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.54
99
Vgl. Ebd.
100
Vgl. Anhang Abb.11
101
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.108
102
Gerhard: Frauen in der Geschichte des Rechts, S.439
103
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.280
94
95
9
sich unterzuordnen und bescheiden zu sein, denn der Ledigenstand war als ein von Gott
auferlegter Prüfstein angesehen.104
Allgemein wurden die Frauen Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend objekthaft
wahrgenommen und als Eigentum des Ehemannes dargestellt.105
Doch die Frauen wollten nicht immer nur tatenlos zusehen, so begehrten sie auf und
versuchten, sich über die ihnen zugewiesene Rolle hinwegzusetzen. Nach der Märzrevolution
von1848106 machten die Frauen ihren Standpunkt ausdrücklich klar, indem sie Reformen
forderten und Frauenvereine gründeten.107
Frauenrechtlerinnen wie Louise Otto-Peters oder Helene Lange setzten sich für die
Emanzipation und Forderungen, wie das Frauenwahlrecht, ein. Doch erst gegen Ende des
19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnten wirkliche Erfolge erzielt werden, wie zum
Beispiel das 1918108 eingeführte Frauenwahlrecht.109
104
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.63f.
Vgl. Krause-Schmidt: Männlich weiter!, S.18
106
Klett Verlag: Geschichte und Geschehen, S.204
107
Vgl. Krause-Schmidt: Männlich weiter!, S.17
108
Klett Verlag: Geschichte und Geschehen, S.204
109
Vgl. Ebd.
105
10
3.2
Eine typische Frauenbiographie?
Margarete Steiff wurde 1847110 in eine typische Familie aus dem Handwerkermilieu
hineingeboren, zu einer Zeit, in der die meisten Domänen von Männern beherrscht wurden.111
Auch für sie war es vorbestimmt, später eine treue Ehefrau zu sein, die gesunde Kinder
gebären und immer für andere da sein sollte. Doch dieser Vorstellung wurde ein jähes Ende
gesetzt, als Margarete im Alter von anderthalb Jahren an Kinderlähmung erkrankte und somit
nicht für eine Zukunft als Hausfrau geeignet war.112 Denn eine Frau, die im Rollstuhl saß,
würde niemals beherzt zupacken und somit ihren Ehemann unterstützen können und noch
dazu war es nicht klar, ob sie jemals Kinder bekommen könnte.113
Auch der typisch folgsamen Mädchenrolle entzog sie sich. So war sie doch ein rebellischer,
selbstbewusster Geist und duldete nicht alles. Sie entzog sich dem Einfluss ihrer Mutter oder
widersetzte sich ihr, indem sie für zwei Tage keine Arbeit mehr anrührte, was undenkbar für
ein folgsames Mädchen war.114 115
Die Frauenbewegung erreichte auch Giengen und setzte sich dort für eine weiterführende
Schule für Mädchen ein, denn so hätte jedes Mädchen eine Alternativexistenz, würde sie
keine Ehe eingehen. 116
Doch der Antrag wurde abgelehnt und Margarete somit die Möglichkeit verwehrt, ihren
Horizont zu erweitern und ihre Wissbegierigkeit zu nutzen, um einen anerkannten Abschluss
zu erreichen. Denn ihre Lebensperspektive als ledige Frau führte dazu, dass sie in der
Gesellschaft zwar geduldet aber nicht akzeptiert und misstrauisch beäugt wurde.117
Obwohl ein höherer Bildungsabschluss nun nicht möglich war, gab sie sich nicht mit dem
Platz zufrieden, der ihr zugewiesen wurde und eröffnete, gemeinsam mit ihren Schwestern,
ein Geschäft, das, wie ihr starker rebellischer Charakter, nicht der Norm entsprach. Mit
Kreativität und innovativem Geist arbeitete sie fleißig und ambitioniert, denn die
Damenschneiderei stellte für sie eine Lebensmöglichkeit in Selbständigkeit dar.118
Der Weg von ihr und ihren Schwestern entwickelte sich jedoch immer weiter auseinander.
Während die anderen Mädchen ihres Alters ersten Kontakt mit jungen Männern knüpften,
110
http://www.benedikt-heiming.de/arbeitsproben/125JahreSteiff.pdf
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.16
112
Vgl. Ebd., S.10
113
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.64
114
Vgl. Ebd., S.27
115
Vgl. Steiff, Tagebuch, S.7
116
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.50f.
117
Vgl. Ebd., S.62ff.
118
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.104
111
11
wurde Margarete, obwohl sie sowohl hübsch als auch freundlich war, von der Möglichkeit
sich zu verheiraten aufgrund ihrer Behinderung ausgegrenzt.119
Stattdessen wurde sie selbständiger und lebte nach der Devise ihrer Mutter: „Nur arbeiten und
wieder arbeiten“.120 Dieser Schritt zur Unabhängigkeit zeigt ihr Kämpferherz und ihren
Ehrgeiz, der geweckt wurde, dadurch, dass sie nicht dem typischen Frauenbild entsprach und
dennoch jedem beweisen wollte, dass eine Ehe nicht alles ist.121
Allgemein entwickelte sie sich zu einer Frau mit einem starken Charakter und immenser
Energie, die eher rebellierte, als sich fremden Lebensidealen zu unterwerfen. Dieser
ungewöhn-liche Eigensinn und ihre starke Persönlichkeit führten wahrscheinlich erst dazu,
dass sie, nach den Hochzeiten ihrer Schwestern, ihr eigenes Filzkonfektionsgeschäft eröffnen
und sich auch auf dem Markt etablieren konnte. Dabei orientierte sie sich vor allem an den
wirtschaftlich mutigen Männern in ihrer Heimatstadt, wie an ihrem Cousin Hans Hähnle.122
Als Unternehmerin sprengte Margarete Steiff die Vorstellung der typisch weiblichen Existenz
von einer Hausfrau mit Ehemann und Kindern. Stattdessen zeigte sie, dass sie mit Eigenständigkeit, Risikofreude, Führungsqualität und Verantwortungsbewusstsein auch als Frau
beruflichen Erfolg erzielen konnte und entzog sich somit allen Kategorisierungsversuchen.123
Sie erschuf eine komplett neue Gesellschaft, in der Frauen arbeiten und erfolgreich sein
konnten, denn bei ihr zu arbeiten, bedeutete einigermaßen feste Arbeitszeiten und einen
regelmäßigen Verdienst. Ihre Familie befand sich in einer komplett neuen Dimension, die auf
dem kühnen und erfolgreichen Vorstoß Margaretes auf den Weltmarkt basierte, selbst wenn
ihr Kampfgeist und ihre Tapferkeit keine erwünschten weiblichen Eigenschaften waren.124
Auch die immer neuen Anbauten an die Fabrik zeigen, wie diese Frau den Markt der
Spielwaren regierte. Der im Volksmund nur „Jungfrauenaquarium“125 genannte Anbau, in
dem hauptsächlich ledige Frauen beschäftigt waren, steht ebenfalls dafür, dass Margarete
Steiff nun vor allem alleinstehenden Frauen half, ihrem Schicksal am Rande der Gesellschaft
zu entfliehen, um zu zeigen, dass auch Frauen in der Männerdomäne bestehen können.126
119
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.105f.
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.54
Vgl. Ebd., S.64f.
122
Vgl. Ebd., S.70f.
123
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.139f.
124
Vgl. Ebd., S.203ff.
125
Ebd., S.232
126
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.111
120
121
12
Margarete Steiff wird also nicht zu Unrecht als „‘Selfmadewoman‘ [und] Pionierin in der
Männerdomäne Unternehmertum“127 bezeichnet, die sich mit einer „überaus emanzipierte[n]
Persönlichkeit (…) den damaligen Rollenklischees für Frauen erfolgreich widersetzte“.128
Trotz ihres beruflichen Erfolgs blieb Margarete Steiff bodenständig, denn bis zu ihrem Tod
waren Familie und Bekannte stets das Wichtigste in ihrem Leben. Sie war die Tante, die im
Mittelpunkt einer Großfamilie stand, die nicht die ihre war und hatte durch ihr fortschrittliches Denken und Handeln die Lebensgrundlage für ihre Familie geschaffen.129
Auch als Aufsteigerin, die ihr Unternehmen fest im Griff hatte, pflegte sie einen familiären
Umgang mit ihren Arbeiterinnen und Arbeitern, gegenüber welchen sie stets loyal war und
auf die sie Rücksicht nahm, wenn diese zu Hause gebraucht wurden. Als Respektperson hatte
sie sich auch ein hohes Ansehen in der Stadt Giengen erkämpft und ihre Güte zeichnete sich
dadurch aus, dass sie jedem half, der sich in Not an sie wendete und z.B. einen Kredit erbat.130
Obwohl sie keinen gesellschaftlichen Anforderungen der Zeit bezüglich ihrer Rolle als Frau
entsprochen hatte, forderte sie von ihren Nichten den Weg der klassischen Hausfrau
einzuschlagen. Es kam ihr nicht in den Sinn ein, Mädchen als Nachfolgerin in ihrer Firma
einzusetzen, da sie diese Zukunft als zu ungewiss empfand. Stattdessen appellierte sie an ihre
Nichten stets ehrbar zu sein und sich gut zu verheiraten. In dieser Hinsicht wich die innovative Unternehmerin nicht von den traditionellen Vorstellungen eines Frauenlebens ab.131
Mit der Gründung ihrer eigenen Spielzeugfabrik hatte sie also bewiesen, dass, auch wenn der
Weg noch so zäh und langwierig ist, eine Frau, mit der richtigen Portion Selbstvertrauen und
Stärke, ihr Glück, trotz aller Gegenmeinungen, finden kann.132
Sie hatte stärker und härter sein müssen als jeder Mann zu ihrer Zeit, um sich einen Platz zu
erkämpfen. Nur ihr Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen, sowie ihr Geschäftssinn, die
perfektionistische Art und ihre Disziplin und Strenge gegenüber sich selbst hatten es ihr
ermöglicht, ihre Ziele zu verfolgen und eine geachtete Geschäftsfrau und Arbeitgeberin zu
werden.133
Eine Frau in einer führenden Funktion war zu dieser Zeit eine Seltenheit, doch Margarete
Steiff hat ihren Traum verwirklicht und somit alle Frauenbilder und typische
Frauenbiographien Lügen gestraft.134
127
Katz: Margarete Steiff, S.16
Ebd.
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.118
130
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.206ff.
131
Vgl. Ebd., S.218f.
132
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.100f.
133
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.207ff.
134
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.XI
128
129
13
3.3
Frauen im Leben der Margarete Steiff
3.3.1
Maria Margarete Steiff, geb. Hähnle
Maria Margarete Steiff war die Mutter von Margarete Steiff und wurde 1815135, als Tochter
des Gastwirtpaars Bartholomäus und Anna Maria Hähnle geboren. Am 6. November 1838136
heiratete sie den zugezogenen Maurermeister Johann Georg Wulz. Damit traf sie für ihren
Stand eine ungewöhnliche Partnerwahl, denn oftmals heiratete man innerhalb der
Verwandtschaft, was somit auf eine Liebesehe schließen lässt.137
In einem Handwerkerhaushalt war eine weibliche Beteiligung von großer Bedeutung, so war
es die Aufgabe von Maria den Haushalt zu führen und die Gesellen ihres Mannes, sowie die
Kinder mit Essen zu versorgen.138
Am 16. Mai 1841139 kam ihr Ehemann jedoch bei seiner Arbeit ums Leben und Maria wurde
somit, mit nur 26 Jahren,140 Witwe. Dieser Schicksalsschlag war wohl das Ende ihrer Lebensfreude. Sie versteifte sich in Religiosität, da sie den Einschnitt als eine Prüfung Gottes sah.
Durch Arbeit und Leiden versuchte sie sich Gott zu unterwerfen. Zudem stellte der frühe Tod
ihres Ehemannes sie vor ein zentrales finanzielles Problem.141
Aufgrund dessen heiratete sie zwei Jahre142 darauf, diesmal in Vernunftehe, den ersten
Gesellen ihres Mannes, Friedrich Steiff, um dem Gerede vom Unglück in ihrer Umgebung ein
Ende zu setzen. Mit ihm bekam sie die Töchter Marie, Pauline und Margarete, sowie den
Sohn Friedrich. Die Tochter Elisabeth, die im Jahr 1854143 zur Welt kam, starb nur wenige
Tage nach der Geburt.144
Insgesamt war das Leben von Maria Margarete Steiff gezeichnet von der vielen Arbeit, da sie
unter harten Bedingungen aufwuchs und ohne Selbstmitleid über sich urteilen musste. Sie
konnte das Leben nie genießen und merkte früh, dass Zärtlichkeit keine hungrigen Münder
stopfte.145
Wahrscheinlich deswegen war sie eine sehr strenge Mutter und „entschiedene Feindin von
jedem Vergnügen und jeder Erholung“146, die durch die heiteren und freiheitsliebenden Züge
ihrer Tochter Margarete oft mit dieser in Konflikt kam. Die Doppelbelastung dadurch, dass
135
Katz: Margarete Steiff, S.21
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.10
137
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.25
138
Vgl. Ebd., S.21ff.
139
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.11
140
Ebd.
141
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.26
142
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.12
143
Ebd., S.15
144
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.27ff.
145
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.61
146
Steiff, Tagebuch, S.7
136
14
ihre beiden ältesten Töchter aus dem Haus waren und sie sich alleine um den Haushalt, sowie
die behinderte Tochter kümmern musste, zog eine extreme Erschöpfung und Überforderung
nach sich. Dennoch folgte sie der streng protestantischen Ethik und arbeitete
ununterbrochen.147
Margarete hingegen rebellierte ihr Leben lang gegen diese, von der Gesellschaft als äußerst
vorbildlich, gar ideal bewertete Lebensführung ihrer Mutter.148
Das arbeitsame und vergnügungsfeindliche Leben ihrer Mutter führte dazu, dass es für
Margarete an jedem Ort schöner war als daheim, denn Spielen war Zeitverschwendung und
aus der Sicht der Mutter nicht akzeptabel.149
Ebenso Vergnügungen und Abwechslung waren nach dem Wertesystem der Mutter beinahe
Sünde, was Margarete jedoch schlichtweg missachtete, indem sie z.B. zu reisen begann.150
Und trotzdem sind sich Mutter und Tochter sehr ähnlich. Im Rückblick auf ihr Leben hält
Margarete auch fest, dass „[sie] heute recht von Herzen dankbar [ist], dass sie [ihr] Arbeit und
Genügsamkeit gelernt hat und dass sie [sie] nicht verwöhnte (…)“.151
Maria Margarete Steiff zeigte ein Leben lang Willensstärke und Zähheit – Eigenschaften, die
auch an Margarete erkennbar sind. Auch die Moral der rastlosen Arbeit setzte Margarete in
ihrer Firma selbst um, indem sie, nicht wie zu Beginn als junge Unternehmerin, keine
mehrmonatige Auszeiten mehr nahm, um zu reisen.152
So sehr Margarete auch manchmal darüber erbost war, wie wenig ihre Mutter zuließ, merkt
man doch, dass sie das Kämpferherz ihrer Mutter zu verdanken hat.
147
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.61
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.93
149
Vgl. Ebd., S.147
150
Vgl. Ebd., S.148
151
Steiff, Tagebuch, S.7
152
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.61
148
15
3.3.2
Apollonia Hähnle
Apollonia Hähnle war die Patentante von Margarete, von der sie auch ihren Namen erhalten
hatte. Ihr ganzes Leben über pflegte sie eine enge Bindung zu ihrer Patentante, die zwei
Monate vor der Geburt von Margarete den Müller Johann Jakob Hähnle heiratete.153
Sie hatte sich für die Lebenssicherung durch einen Mann entschieden, der bei der Eheschließung 24 Jahre154 älter war und Apollonia in dritter Ehe zur Frau nahm. Solch eine Ehe
war nicht untypisch und im Vergleich zur Liebesheirat und Vernunftehe von Margaretes
Mutter, eine weitere Möglichkeit, um sich finanziell abzusichern. So musste sie in der,
300 Meter155 von ihrem Patenkind entfernten, Klingelmühle als Hausfrau für ihre Kinder
sorgen, daraus acht aus den zwei vorherigen Ehen ihres Mannes.156
Apollonia Hähnle setzte sich immer für Margarete ein und war um deren Wohlergehen
besorgt. So war sie diejenige, die auf die Idee kam, Geld vom Stadtrat zu beziehen, um die
teure Behandlung zu finanzieren.157
Die intensive Verbindung zwischen Margarete und ihrer Patentante zeigt sich auch, als
Margarete Steiff in ihrem Tagebuch schreibt, dass sie nach einem Sturz in die Brenz zu ihrer
Tante in die Klingelmühle geschwommen wäre, hätte man sie nicht herausgefischt.158
Allgemein fühlte sie sich bei ihrer Tante viel wohler als zu Hause, denn dort „durfte (…) [sie
sich] im Spaß sehr viel erlauben“.159
Doch Apollonia Hähnle war nicht nur eine enge Vertraute von Margarete, sondern auch ein
weibliches Vorbild in Sachen Geschäftssinn, denn diese unterstützte die Gründung der
Filzfabrik ihres Stiefsohnes Hans Hähnle.160
Von Margarete wurde sie als unternehmend und mit klarem praktischem Sinn beschrieben,
der „oft wieder einen Rat fand, der sich als gut erwies“.161
Insgesamt war Apollonia Hähnle zwar eine normale Hausfrau, hatte aber euch einen
Geschäftssinn, durch den sie für Margarete zum Vorbild wurde. Apollonia akzeptierte die,
durch ihre Behinderung im Alltag, eingeschränkte Margarete und unterstützte sie, wo sie nur
konnte. Das führte dazu, dass diese, als kleines Mädchen, mit Hochachtung zu ihrer
Patentante aufschaute und anstrebte, selbst so selbständig und fürsorglich zu werden.
153
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.13
Katz: Margarete Steiff, S.30
155
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.28
156
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.29f
157
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.29
158
Vgl. Steiff, Tagebuch, S.4
159
Ebd., S.10
160
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.69
161
Katz: Margarete Steiff, S.78
154
16
3.3.3
Marie Häussler und Pauline Röck, geb. Steiff
Marie wurde im Februar 1844162, Pauline im November ein Jahr später geboren. Die beiden
symbolisieren den typischen Lebenslauf einer Frau des 19. Jahrhunderts, denn nach der
Konfirmation im Alter von 14 Jahren163 zog Marie als Kindermädchen zu Frau Oberamtsrichter Bazing nach Neresheim, während Pauline zuerst bei ihrer Tante Apollonia aushalf, um
danach in den Dienst von Bezirksdirektionsleuten in Augsburg zu kommen.164
Beide waren sie fleißig, geschickt und stets brav, was gegenüber Margarete ein auffälliger
Kontrast war. So war diese doch öfter auch einmal frech und nicht immer folgsam wie ihre
beiden älteren Schwestern. Dennoch hatten sie eines gemeinsam: Jeweils arbeiteten sie mit
eiserner Disziplin und hielten zusammen.165
So eröffneten die drei Schwestern, nachdem Marie und Pauline 1862166 aus der Fremde
zurückgekehrt waren, gemeinsam eine kleine Damenschneiderei und kauften eine Nähmaschine, um Margarete zu entlasten. Die drei Schwestern hatten jedoch völlig unterschiedliche
Intentionen, was die Damenschneiderei betraf. Für Marie und Pauline war das Geschäft nur
eine Möglichkeit, um Geld für die Hochzeit anzusparen, während es für Margarete eine neue
Lebenschance bot.167
Pauline, die im Jahr 1870168 Fritz Röck heiratete, und Marie, die nur drei Jahre169 später
ebenfalls Hochzeit mit Michael Häussler feierte, hatten sich relativ spät verheiratet, konnten
aber durch ihre Sparsamkeit und ihr fleißiges Arbeiten eine beträchtliche Summe mit in die
Ehen bringen.170
An diesem Punkt trennten sich die Wege von Margarete und ihren Schwestern endgültig und
ihr wurde erneut klar, wie verschieden sie doch waren. Ihre beiden Schwestern konnten das
vorhergesehene Leben einer Hausfrau und Mutter leben, während sie ständig vor der Frage
stand, wie sie als alleinstehende Frau ihr Leben in Zukunft meistern sollte.171
162
Katz: Margarete Steiff, S.28
Ebd., S.87
164
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.54
165
Vgl. Ebd., S.65f.
166
Katz: Margarete Steiff, S.103
167
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.66
168
Ebd., S.73
169
Katz: Margarete Steiff, S.124
170
Vgl. Ebd., S.121f.
171
Vgl. Ebd., S.124f.
163
17
3.3.4
Ursula Hähnle
Die einzige, mit Margarete Steiff vergleichbare Person in ihrer nahen Verwandtschaft war
ihre Tante Ursula, die elf Jahre172 jüngere Schwester ihrer Mutter, die jeder nur Tante Ursche
nannte. Diese lebte das beengte Leben einer bis zum Tod ledigen Frau und machte es sich zur
Aufgabe, den Haushalt von Margaretes Großeltern zu führen.173
Für Margarete war sie ein Negativbild an Eingeschränktheit und Abhängigkeit. So schreibt
sie, dass sie „natürlich nicht begreifen [konnte], dass die liebe Tante Ursche nicht gerne sah,
wenn [Margarete] die Dunkerle alle wegaß(…). Was wusste(…) [sie] davon, wie sauer es der
Tante wurde, für die Großeltern das Nötigste zu beschaffen, da musste sehr gespart
werden“.174
Denn Ursula Hähnle hatte durchaus Gründe für ihre Sparsamkeit, so war sie auf jeden
Kreuzer angewiesen, um sich finanziell über Wasser zu halten. Gereist wurde nur auf
sogenannten Kunstreisen, d.h. Ursula Hähnle machte sich zu Fuß mit einem Stück Brot auf
den Weg nach Augsburg, um dort neue Arbeiten zu lernen, die sie dann den jungen Mädchen
im Dorf, während deren Schulferien beibrachte.175
Auch Margarete durfte von ihrer fleißigen und geschickten Tante lernen, denn nicht nur das
Nähen verband die beiden, ebenso das Zitherspiel hatten beide erlernt, obwohl Ursula dies,
aufgrund von fortwährenden Leiden, nicht mehr ausübte.176
Als Margarete Steiff dann in ihrer eigenen Firma Frauen einstellte, da sie wusste, wie schwer
es für Frauen war, Geld zu verdienen, war es ein Riesenfortschritt bei ihr zu arbeiten.
Im Gegensatz zu ihrer Tante mussten sich die Arbeiterinnen nicht mit schlecht bezahlter und
ungewisser Heimarbeit abgeben, sondern hatten ein gesichertes Einkommen.177
Ein bescheidenes und anspruchsloses Leben als Heimarbeiterin, am Rande der Gesellschaft,
wie Ursula Hähnle es vorgelebt hatte, die entweder selbst nähte oder es anderen erlernte, wäre
wahrscheinlich auch für Margarete Steiff vorhergesehen gewesen, hätte sie nicht solch eine
Geschäftsidee gehabt.178
172
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.22
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.35
174
Steiff, Tagebuch, S.1f.
175
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.86
176
Vgl. Ebd., S.98
177
Vgl. Ebd., S.140
178
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.64
173
18
4
Außenseiterin mit Behinderung
4.1
Kinderlähmung und Behinderung im historischen Kontext
In einem zeitgenössischen Lexikoneintrag werden die Symptome der Kinderlähmung als
„hohe[s] Fieber [,das] meist die Vorderhornzellen des Lendenmarks befällt [und] die von hier
aus mit Nerven versorgten Glieder [in] (…) einer schlaffen Lähmung [verfallen lässt]“, 179
beschrieben.
Eine Besserung sei insofern möglich, als dass sich manche gelähmten Muskelgruppen
erholten und einen größeren oder geringeren Defekt des betreffenden Gliedes hinterließen.180
Heutzutage wird die spinale Polimyelitis als „meldepflichtige, stark ansteckende Infektionskrankheit“181 beschrieben, die „entzündl[iche] Entartung der Ursprungszellen der Bewegungsnerven im Rückenmark [bewirkt und] (…) zu Lähmungen und zum Tod führen [kann]. (…)
Durch (…) aktive Schutzimpfung[en] ist die Zahl der Erkrankungen stark verringert
worden“.182„Deshalb ist es wichtig, durch eine Schutzimpfung vorzubeugen“.183
Doch im 19. Jahrhundert gab es eine solche Schutzimpfung nicht. Noch zum Todeszeitpunkt
der an Kinderlähmung erkrankten Margarete Steiff war die Krankheit nicht erforscht.184
Die Behinderten wurden oftmals als „Krüppel“185 oder „Blödsinnige“186 bezeichnet und
mussten ausgegrenzt am Rande der Gesellschaft leben und überleben. Sie waren abhängig
von ihren Angehörigen und Mitmenschen, deren Hilfe ein lebensnotwendiger Bestandteil war.
Behinderte aus der wohlhabenden Schicht konnten in der Hausgemeinschaft leben, wohingegen Behinderte aus der Unterschicht auf Almosen angewiesen waren187, denn in der
Gesellschaft des 19. Jahrhunderts wurden Behinderte vor allem als unnütze Esser betrachtet,
für die die aufkommenden Kosten in der Unterschicht oft nicht gedeckt werden konnten.188
Der behandelnde Arzt von Margarete Steiff, August Hermann Werner, sah die behinderten
Kinder als „eine kleine Schar von Invaliden, (…) [die] unfähig für den Vollgenuss des
irdischen Lebens wie für die spätere Erfüllung der Ansprüche, welche die Gesellschaft an ihre
einzelnen Glieder zu machen berechtigt ist [,sei]“.189
179
Katz: Margarete Steiff, S.31f.
Vgl. Ebd.
Der Brockhaus, S.466
182
Ebd.
183
Bertelsmann: Das große Schülerlexikon, S.186f.
184
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.31ff.
185
http://www.forum-nuernberger-werkstaetten.de/aktionen/ausstellung/mittelalter/ausgegrenzt.aspx
186
Ebd.
187
Vgl. Ebd.
188
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.6ff.
189
Katz: Margarete Steiff, S.56f.
180
181
19
4.2
Behinderung – Einschränkung oder Ursprung ihrer Willensstärke?
Nachdem Margarete im Alter von anderthalb Jahren an Kinderlähmung erkrankt war, stellte
sie das Sorgenkind für die Familie Steiff dar. Ein normales Leben ohne die Hilfe anderer war
nicht denkbar. Stattdessen wurde ein Leben am Rande der Gesellschaft erwartet, in der jeder
funktionieren und ein nützliches Mitglied sein musste, denn eine solche Behinderung
störte.190
„[D]e[r] Wert eines Menschen [wurde] an seiner Gebrauchsfähigkeit [bemessen]“191, was für
Margarete hieß, dass sie zu der Gruppe von Leuten gehörte, von denen sich die Gesellschaft
nicht viel erhoffte, da in einem Milieu, in dem alle Menschen körperlich arbeiteten, sie den
Erwartungen nicht gewachsen war.192
Schon von klein auf war Margarete also auf die Hilfe und Unterstützung von Familie und
Freunden angewiesen, da sie durch ihre Behinderung stark eingeschränkt war. Sie zeigte sich
jedoch stets optimistisch, indem sie sich nicht von den Kindern ihres Alters nicht ausgrenzen
lies und zu Hause blieb, sondern selbst an dem regen Treiben auf der Gasse teilnahm.193
Daran merkt man, dass sie ein ausgesprochen abenteuerlustiges Kind mit einem starken
Willen war, der sie dazu brachte immer „bis an ihre Grenzen zu gehen“.194
Als ein äußerst vitales Mädchen lehnte sie sich immer wieder gegen die Außenseiterrolle auf,
die ihr zugedacht war. Stattdessen begann sie Strategien zu entwickeln, die ihr das soziale
Überleben sicherten. Denn in ihrem Körper war sie zwar gefangen, doch ihren Ideen ließ sie
freien Lauf.195
So konnte sie auf der Gasse zwar physisch nicht teilnehmen, doch ihre psychische Reife
machte es ihr leicht, neue Spiele zu erfinden und somit in ihrem Leiterwagen dennoch
Spielleiterin der Bewegungsspiele zu sein.196
Sie war die Koordinatorin und schaffte es durch die Gabe, Menschen für sich zu gewinnen,
die Situation umzukehren. Sie organisierte das Spiel, während die anderen nach ihren Regeln
spielten. Selbstbewusst stellt sie sich in ihrem Tagebuch als Regierende der Welt dar und
gleicht so ihre Behinderung aus, die dazu führte, dass sie als junges Mädchen nicht selbständig für sich sorgen konnte.197
190
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.6ff.
Ebd., S.44
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.10
193
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.17ff.
194
Ebd., S.20
195
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.9f.
196
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.24f.
197
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.44
191
192
20
Eine weitere Strategie war das Erzählen von Geschichten, denn dafür brauchte Margarete
keine Beine, ihre Fantasie und immense Kreativität genügten völlig. Sie lernte von ihrer
Großmutter, Menschen mit Geschichten zu fesseln und erkannte, dass das Erzählen eine Form
von Macht war und sie somit andere vor dem Weglaufen hindern konnte.198
Ebenso die Musik nutzte sie, um Menschen an sich zu binden, denn das Zitherspiel, das sie in
jungem Alter erlernte, half ihr allen zu beweisen, dass trotz ihrer Behinderung mehr in ihr
steckte, als nur das Sorgenkind.199
In einem disziplinierten Selbststudium und unter Musiklehrer Sautter brachte sie sich fleißig
und aus freien Stücken das Zitherspiel bei und stärkte zudem ihre rechte Hand: eine Herausforderung, die zeigt, dass Margarete alles mit einer großen Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt in
Angriff nahm.200
Charakterzüge, wie Wagemut und Freiheitsliebe zeigten sich auch, als sie mit dem Nachbar
Jesaia Edelmann aufs Feld fuhr und dort beim Mähen zuschaute. Denn auf der Rückfahrt
musste dieser einem Fuhrwerk ausweichen, sodass sein Kuhgespann umkippte und die Kinder
ins Wasser stürzten, jedoch sofort gerettet wurden.201
Margarete selbst beschrieb diesen Vorfall mit den Worten: „Einer Angst oder eines
Schreckens kann ich mich nicht erinnern“202, was in Anbetracht auf ihre fehlende Fähigkeit zu
schwimmen ziemlich furchtlos wirkt.203
Trotz ihrer Behinderung wurde sie von Arbeiten, wie dem Häkeln nicht verschont. Auch
wenn diese Arbeit ihr, durch den geschwächten rechten Arm, nicht leicht fiel, trug diese
Herausforderung zur Entwicklung ihres Willens bei. Oft muss sie verzweifelt: Ich will! Ich
will! gesagt haben, was den Kampf von Margarete gegen, wenn nicht sogar mit ihrem Körper
zeigt, denn sie war ein Mädchen voll ungebremsten Eifers.204
Doch sie musste lernen, sich mit ihrem Körper und dessen Einschränkungen zu arrangieren,
nachdem auch alle Versuche in der Ludwigsburger Kinderheilanstalt fehlschlugen. Dort lernte
sie, dass „[n]icht die Behinderung (…) das Wesentliche [ist], sondern die Persönlichkeit“.205
Der Aufenthalt in Wildbad hatte also einiges zu ihrem Selbstbild und der bemerkenswerten
Einsicht, dass sie nicht die Person mit dem schwersten Leiden war, beigetragen.206
198
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.36
Vgl. Ebd., S.98f.
200
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.56
201
Vgl. Steiff, Tagebuch, S.4
202
Ebd.
203
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.199
204
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.64f.
205
Ebd., S.42
206
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.55
199
21
Jahrelang hatte sie mit der Hoffnung gelebt, eine Heilung für ihre Krankheit zu finden, doch
mit der Zeit merkte sie, dass dieser Wunsch sie nicht voranbrachte. Sie begann, ihre
Behinderung als Tatsache zu akzeptieren und gerade diese Not machte sie, wie der
Volksmund sagt, erfinderisch.207
Einen Durchbruch schaffte Margarete, als sie durch ihren Einfallsreichtum die Nähmaschine
mit der linken Hand anzutreiben begann, indem sie sie verkehrt herum nahm. Dies machte es
der intelligenten Frau möglich, ohne allzu große Schmerzen, Ware anzufertigen.208
Ihr ganzes Leben über liebte sie das Gefühl der annähernd physischen Freiheit, wie man an
den rasanten Fahrten mit ihrem Rollstuhl oder auf dem Motorrad ihrer Neffen Paul und Otto
sehen kann. Niemals war sie ängstlich und selbst wenn sie sich einmal verletzte, beklagte sie
sich nicht, da es „halt so schön [war], auch einmal schnell vorwärts zu kommen“.209 210
Auch das Reisen verhalf ihr darüber hinweg, dass sie sich selbst nie ohne Hilfe bewegen
konnte. So war sie bereits mit neun Jahren211 in Ludwigsburg und hat viel mehr gesehen, als
die meisten Kinder aus Giengen. Später noch war sie gern unterwegs und unter fremden
Dächern, auch wenn der Transport oftmals sehr aufwendig war.212
All diese Erfahrungen und Einschränkungen machten aus dem anfangs hilfsbedürftigen,
behinderten Mädchen eine selbstbewusste und starke Frau, die wusste, wie sie ihren Willen
durchsetzen konnte.
Denn sie hat erkannt, dass „das Gefühl der Behinderung (…) immer auch ein Ergebnis von
gesellschaftlichen Bewertungen“213 ist und sich dadurch nicht unterkriegen lassen, sondern
allen bewiesen, dass sie falsch lagen, wenn sie behaupteten, dass sie die Ansprüche der
Gesellschaft nie erfüllen könne, denn das konnte sie und zwar in höchstem Maße.214
Durch die Gründung ihrer eigenen Firma war sie eine ernst zu nehmende Geschäftsfrau
geworden, die nicht nur ihre Behinderung gemeistert hatte, sondern auch „das geworden war,
was die Gesellschaft am allermeisten schätzte: Sie war eines ihrer nützlichsten Mitglieder“.215
Ob diese Willensstärke und Hartnäckigkeit nun auf ihrer Behinderung, ihrer Erziehung oder
ihrem Charakter basiert, ist ungewiss. Eines steht jedoch fest: Margarete Steiff konnte mit
ihrem Leben beweisen, dass Einschränkungen nicht immer das Ende von Träumen bedeuten
müssen, sondern auch erst ein Ansporn sein können, um die Herausforderung zu überwinden.
207
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.105
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.82f.
209
Steiff, Tagebuch, S.10f.
210
Vgl. Heger: Das Tor zur Kindheit, S.111
211
Ebd., S.29
212
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.148
213
Heger: Das Tor zur Kindheit, S.72
214
Vgl. Katz: Margarete Steiff, S.57
215
Ebd., S.135
208
22
5
Ambivalente Außenseiterin?
5.1
Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland
Eine starke und rebellische Frau, die sich von nichts und niemandem unterkriegen lässt, kann
in einer Gesellschaft, in der sie gegen die Normen verstößt, schnell als Außenseiterin gelten,
denn Margarete Steiff hatte, wie die Definition eines Außenseiters besagt, wahrlich „geringe
(…) Aussichten auf [einen] Sieg“216 – den Sieg ihr Leben selbständig zu meistern.
Sie wurde durch ihre Andersartigkeit von der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts sofort zur
Außenseiterin erklärt. Sie konnte weder laufen noch im Haushalt mithelfen und wurde somit
als Krüppel abgestempelt, dem eine Existenz als Hausfrau und Mutter verwehrt blieb.
Doch die Ambivalenz wird erst klar, wenn man Margarete auch von einer anderen Seite
betrachtet. Wenn man ihre Behinderung nicht als Einschränkung sieht, die ihr das
Funktionieren in einer von Arbeit bestimmten Welt unmöglich machte und sie nicht dafür
bestrafte, dass sie nicht dem typischen Lebenslauf der Frauen folgen konnte, dann ist
Margarete Steiff eine Außenseiterin im positiven Sinne.
Sie ist eine Pionierin, die nicht der Norm entsprach, und durch ihre entschlossene,
selbstbewusste Art zum Vorbild vieler Frauen in ihrem Umkreis wurde.
Ihre Güte und ihr Einfühlungsvermögen machten sie nicht nur unter den Leuten in ihrer Stadt
zu einer geschätzten Persönlichkeit. Sie war eine regelrechte Leitfigur, die bewies, dass selbst
eine behinderte Frau den Schritt in die Eigenständigkeit schaffen kann.
Doch nicht nur die Ambivalenz in Bezug auf das Außenseitertum, ausgestoßen von der
Gesellschaft und das im Sinne einer Vorbildfunktion für andere, ist bei Margarete erkennbar.
Sie selbst hatte eine ambivalente Persönlichkeit, denn einerseits war sie die innovative
Geschäftsfrau mit bewundernswerten Fähigkeiten im unternehmerischen Management, aber
andererseits förderte sie selbst das im 19. Jahrhundert typische Frauenbild.
Ihre Nichten wollte sie nämlich nicht langfristig bei sich in der Firma arbeiten lassen, da diese
sich, nach ihrem Willen, verheiraten und das vorbestimmte Frauenleben führen sollten.
Insgesamt ist also zu sagen, dass ihre ambivalente Persönlichkeit eng mit der Ambivalenz in
Bezug auf das Außenseiterdasein verbunden ist.Denn sie selbst spiegelt die Außenseiterin auf
positive Art wider, die von vielen bewundert wurde und durch ihre Andersartigkeit aus der
Masse stach und dennoch förderte sie das zeitgenössische Frauenbild, das sie letztendlich zum
Außenseiter im negativen Sinne gemacht hatte, da sie durch ihre Behinderung nicht der
vorgeschriebenen Rolle und den zeittypischen Konventionen für Frauen entsprach.
216
Der Brockhaus, S.64
23
5.2
Heute im 21. Jahrhundert in Deutschland
Hat sich in knapp 150 Jahren nach der Geburt von Margarete Steiff etwas verändert?
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung
der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender
Nachteile hin“.217 So steht es zumindest im Grundgesetz und somit in der Verfassung
Deutschlands. Aber trifft dies auch auf die Realität und den Alltag zu?
Zuerst einmal ist festzuhalten, dass sich in den 150 Jahren vieles verändert hat, was die
Rechte und Rolle der Frau angeht. Sie dürfen nun politisch am Geschehen teilnehmen, Abitur
machen und anschließend studieren, wodurch die individuelle Selbstbestimmung möglich
wird, die einer Frau im 19. Jahrhundert verwehrt blieb.218
Trotzdem sind Frauen in einigen Bereichen weniger präsent als Männer und auch das
Durchschnittsgehalt von Frauen für eine vergleichbare Arbeit der Männer ist deutlich
niedriger.219
Dennoch hätte Margarete Steiff in der heutigen Zeit keinen solchen Gegenwind bekommen.
Sie wäre keine Außenseiterin geworden, nur weil sie sich als Frau, einen Platz mitten in der
Gesellschaft erkämpft und als Firmeninhaberin in der Geschäftswelt etabliert hatte.
Auch ihre Außenseiterrolle im Sinne als Vorbildfunktion muss kritisch betrachtet werden.
Es gibt einige Frauen in der heutigen Zeit, die eine eigene Firma leiten, wie z.B.
Maria-Elisabeth Schaeffler220, das Haupt der Schaeffler AG, doch kaum einer kennt ihre
Namen. So wäre es wahrscheinlich auch Margarete Steiff ergangen, die nur ein Vorbild
deswegen wurde, weil sie etwas für die Zeit komplett Neues und Ungewöhnliches geschaffen
hatte. Sie hatte sich über die Regeln der Gesellschaft hinweggesetzt, was heutzutage nicht
mehr unbedingt Aufsehen erregen würde, da diese Regeln nicht mehr bestehen.
Was sie jedoch sowohl heute als auch früher zum Außenseiter gemacht hat, bzw. machen
würde, ist ihre Behinderung. Ohne darauf einzugehen, dass es heute einen Impfstoff gegen
Kinderlähmung gibt, wäre es sogar heute beachtlich, wenn Margarete Steiff sich, trotz ihres
geschwächten und eingeschränkten Körpers, in solch eine hohe Position kämpfen würde.
Auch heute noch sind, wenn man auf Margarete Steiff eingeht, körperlich Behinderte in der
Gesellschaft ausgegrenzt, obwohl es ein Gesetz gibt, das besonders behinderten Frauen die
Gleichberechtigung garantiert.221
217
Grundgesetz, Artikel 3 Absatz 2
Vgl. http://www.helles-koepfchen.de/artikel/2970.html
Vgl. http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauen-in-deutschland/
220
http://www.wiwo.de/politik/deutschland/top-management
221
Vgl. Behindertengleichstellungsgesetz vom 27. April 2002 Abschnitt 1 Paragraph 2
218
219
24
So sind z.B. U- und S-Bahnen nicht immer behindertengerecht ausgestattet und auch viele
öffentliche Schauplätze sind nicht barrierefrei.
Doch auch die Unsicherheit im Umgang mit
Behinderten lässt viele Nichtbehinderten vor
einem Kontakt zurückschrecken. „Dabei leiden
Behinderte oft weniger darunter, dass
Nichtbehinderte etwas Falsches sagen, als
darunter, dass sie das Gespräch von vornherein
vermeiden.“222
Gerade deshalb wäre Margarete Steiff nicht
aufgrund ihres Geschlechts zur ambivalenten
Außenseiterin geworden, sondern die
Behinderung hätte sie einerseits vom normalen
Leben ausgegrenzt, sie aber auch zum Vorbild
gemacht, denn wenn man so über sich selbst
hinauswächst und aus seinen Schwächen
Abb.12
Stärken macht, ist das wirklich bewundernswert.
222
http://www.bpb.de/izpb/9729/vorurteile-gegen-sozial-schwache-und-behinderte?p=all
25
Nachwort
Am Ende meiner Seminararbeit hat sich meine Meinung, dass Margarete Steiff eine
bemerkenswerte Persönlichkeit war und die unglaubliche Gabe besaß, aus Stroh Gold zu
spinnen, gefestigt.
Ebenso möchte ich auch noch auf die, in meiner Seminararbeit bereits angeklungenen,
„Worte am Grabe“223 zum Begräbnis von Margarete Steiff eingehen.
„Da ist in erster Linie ihre Familie, die in kurzer Zeit mächtig emporgekommen, im Grunde
genommen ihr alles verdankt! Da ist eine zahlreiche Schar Angestellter, die nicht eine Herrin,
eine Mutter verliert; da ist eine große Arbeiterschaft, der sie Brot und Arbeit gegeben hat und
gewiss nicht zu viel und zu schwere Arbeit; (…) Ein ‚Gretle Steiff‘ kommt so bald nicht
wieder. Das Geschäft (…) hat nicht bloß das Haupt verloren, den klaren und beherrschenden
Geist, es hat noch viel mehr, auch das Herz verloren, das in allem und durch alles fühlbar war
(…). [D]as Leben der M. Steiff [war] eine Prüfung und letztendlich ein Beweis der Gnade
Gottes. Wie ein Wunder stand sie vor unseren Augen. Wir leben in einer Zeit, wo man der
Meinung ist: Der alte Gott tut keine Wunder mehr. Und dabei hatten wir alle Tage unsere
liebe Entschlafene vor unsern Augen als ein immer neues lebendiges Wunder. Oder ist‘s nicht
ein Wunder, wenn so ein armes, schwaches, gebrechliches und hilfloses Menschenkind, von
dem man in der Kindheit wohl voll Sorge gefragt hat: wie wird’s ihr gehen? Wie wird sie sich
durchbringen? im späteren Leben tausend andere versorgt, tausend anderen durchhilft und
nicht allein das anerkannte Haupt ihrer Familie, sondern die Gründerin und Leiterin einer
Weltfirma wird? Ist‘s nicht ein Wunder, wenn eins, dem man in der Kindheit wohl höchstens
Blicke des Mitleids gönnte, dem man sicher eine wenig beachtete, stille, fast vergessene
Existenz im Winkel voraussagte, so heraustritt an das Licht der Öffentlichkeit und sich und
mit ihr der Heimatstadt einen geliebten und geachteten Namen gewinnt im weitesten Umkreis
und selbst über dem Weltmeer? Das ist in Jahrhunderten nicht geschehen.“224
Besser als dieser evangelische Geistliche kann man das Leben und Wirken der Margarete
Steiff eigentlich gar nicht beschreiben. Sie war eine talentierte und starke Ausnahmeerscheinung, die bis heute die Kinderherzen durch ihre Spielzeugtiere höher schlagen lässt.
Damit hat sie ihr Lebens- und Firmenmotto, für Kinder stets das Beste zu geben, wahr
gemacht. Und obwohl sie eine Außenseiterin war, war dieses Leben beispiellos und
vorbildhaft.
223
224
Cieslik: Knopf im Ohr, 1989, S.57f.
Katz: Margarete Steiff, S.298
Anhang
Abbildungen1
Abb.2
Abb.3
1
Fundorte vgl. Bildquellen
Abb.4
Abb.5
Abb.6
Abb.7
Abb. 8
Abb.9
Abb.10
Abb.11
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Bertelsmann: Das große Schülerlexikon, Wissen Media Verlag, Gütersloh/München, 2005/06
Brockhaus: Der Brockhaus in einem Band, neunte vollständig überarbeitete und aktualisierte
Auflage, F.A. Brockhaus GmbH, Leipzig, 2000
Cieslik, Jürgen und Marianne: Knopf im Ohr – Die Geschichte des Teddybären und seiner
Freunde, Marianne Cieslik Verlag, Jülich, 1989
Cieslik, Jürgen und Marianne: Steiff-Teddybären –Eine Liebe fürs Leben, Marianne Cieslik
Verlag, Jülich, 1994
Ernst Klett Verlag: Geschichte und Geschehen 11 – Oberstufe Baden-Württemberg, Stuttgart,
2009
Gerhard, Ute: Frauen in der Geschichte des Rechts: Von der Frühen Neuzeit bis zur
Gegenwart, C.H.Beck, 1997
Halbe-Bauer, Ulrike: Margarete Steiff – Ich gebe, was ich kann, Brunnen Verlag, Gießen,
2007
Heger, Wolfgang: Das Tor zur Kindheit – Die Welt der Margarete Steiff, Arbeitskreis für
Stadtgeschichte, Giengen an der Brenz, 1997
Katz, Gabriele: Margarete Steiff – Die Biographie, Osburg Verlag, Berlin, 2011
Krause-Schmidt, Heike: Männlich weiter!: Gmünder Frauen und die Revolution 1848/49,
Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Gmünd, 1999
Margarete Steiff GmbH: Kindheitsträume leben weiter – 150 Jahre Margarete Steiff, Giengen
an der Brenz, 1997
Internetquellen
http://www.benedikt-heiming.de/arbeitsproben/125JahreSteiff.pdf 08.11.14
http://www.swp.de/heidenheim/lokales/giengen/132-Jahre-Firmengeschichte-auf-25Metern;art1168894,2288270 08.11.14
http://epub.ub.uni-muenchen.de/10591/1/haentzschel_10591.pdf 08.11.14
http://www.forum-nuernbergerwerkstaetten.de/aktionen/ausstellung/mittelalter/ausgegrenzt.aspx 26.01.15
http://www.helles-koepfchen.de/artikel/2970.html 29.01.15
http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauen-in-deutschland/
http://dejure.org/gesetze/GG/3.html 29.01.15
http://www.wiwo.de/politik/deutschland/top-management-die-maechtigsten-frauendeutschlands/5997322.html?slp=false&p=5&a=false#image 29.01.15
http://www.gesetze-im-internet.de/bgg/__2.html 29.01.15
http://www.bpb.de/izpb/9729/vorurteile-gegen-sozial-schwache-und-behinderte?p=all
26.02.15
Bildquellen
https://www.planet-wissen.de/sport_freizeit/spiele_spielzeug/geschichte_spielzeug/img/portraet_teddy_steiff_g.jpg 08.02.15 (Abb.1)
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/af/Dr._August_Hermann_Werner.j
pg/220px-Dr._August_Hermann_Werner.jpg 08.02.15 (Abb.2)
Private Aufnahme, Zither von Margarete Steiff 21.11.14 (Abb.3)
http://img.webme.com/pic/s/steifftiere/elemw.jpg 08.02.15 (Abb.4)
http://blog.strempfer.de/fp-content/images/steiff_elefaentle.jpg 08.02.15 (Abb.5)
http://images.fotocommunity.de/bilder/architektur/stahlbau/jungfrauenaquarium-e85535eae891-4a08-a6c5-46de21472b25.jpg 08.02.15 (Abb.6)
http://bilder.t-online.de/b/64/62/09/02/id_64620902/610/tid_da/der-beruehmte-knopf-im-ohrkennzeichnet-die-produkte-von-steiff.jpg 08.02.15 (Abb.7)
http://media.liveauctiongroup.net/i/3424/1179020_1.jpg?v=8C658C99E843A70
08.02.15 (Abb.8)
Private Aufnahme, Tagebuch von Margarete Steiff im Original 21.11.14 (Abb.9)
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5d/Margarete_Steiff_Grave_Giengen.jpg
08.02.15 (Abb.10)
http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.artbible.net%2F1T%2FGen030
1_2ndTale_disobedience%2Fsource%2F20%252520LEIBER%252520LES%252520AGES%
252520DE%252520LA%252520FEMME%252520EDEN%252520PARIS%252520MTP.jpg
&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.artbible.net%2F1T%2FGen0301_2ndTale_disobedience
%2Fpages%2F20%2520LEIBER%2520LES%2520AGES%2520DE%2520LA%2520FEMM
E%2520EDEN%2520PARIS%2520MTP.htm&h=512&w=692&tbnid=X40YEq-7qVCwM%3A&zoom=1&docid=-loRx8_qVxhybM&hl=de&ei=UCFyVKKJ4XJPcTigYAE&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=419&page=1&start=0&ndsp=34&ved=0C
CUQrQMwAQ 26.11.14 (Abb.11)
http://www.derwesten.de/img/incoming/origs689425/0223738397-w552-h2700/0023560152-0053487338.jpg 08.02.15 (Abb.12)
Filmquellen
Margarete Steiff – unter der Regie von Xaver Schwarzenberger mit Heike Makatsch, Mc One
GmbH, Stuttgart, 2005
Ode an die Freude – Die Geschichte der Margarete Steiff, Margarete Steiff GmbH, Giengen
an der Brenz, 2009
Arbeitsbericht
Zu Beginn war ich ein wenig skeptisch dem Thema gegenüber: Anderssein – Außenseiter in
der Geschichte, denn es gab doch sehr viele Einschränkungen, die eine Themenfindung nicht
unbedingt erleichterten. Unser Thema sollte sich in einem nahen Umkreis abspielen,
historisch sein und am besten einen persönlichen Bezug haben.
Spontan fiel mir bei der Nennung des Themas die Flucht meiner Großmutter von der heutigen
Tschechischen Republik nach Schwäbisch Gmünd während des Zweiten Weltkriegs ein.
Diese Idee verfolgte ich auch ein wenig weiter, doch da eine Mitschülerin auch eine
Großmutter hat, die Vergleichbares durchlebte, hätte ich mich in meiner Arbeit einschränken
müssen, damit sich diese Arbeiten nicht zu sehr überschneiden.
Aufgrund dessen begann ich die Suche nach einem passenden Thema erneut.
Leider halfen mir weder der Besuch im Haus der Geschichte in Stuttgart noch weitere
Nachforschungen in meiner Familiengeschichte weiter.
Die Idee kam letztendlich von meinem Vater. Ihm war die Geschichte von Margarete Steiff
bereits bekannt und ihm war bewusst, dass mich der Film und die Biographie über Margarete
Steiff schon vor einiger Zeit interessiert hatten, als ich zu meinem Geburtstag die DVD mit
Heike Makatsch geschenkt bekam.
Mit diesem Vorschlag begann ich eine intensive Recherche über Margarete Steiff im Internet
und schaute den Film erneut. Ich stellte fest, dass die Biographie im Film mit dem
eigentlichen Geschehen nicht übereinstimmte, denn im Film war zum Beispiel die Rede von
einer Liebesbeziehung zwischen Margarete und einem Handelsvertreter, die jedoch wieder
zerbrach. Dieser und weitere Widersprüche schürten meine Neugier und auch die bewegende
Geschichte von Margarete Steiff überzeugte mich anschließend, ihr Leben und Wirken zum
Bestandteil meines Beitrags am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten über
Außenseiter zu machen. So hatte ich am 11. Oktober 2014 mein Thema gefunden.
Bei der Fragestellung half mir der Besuch im Haus der Geschichte in gewisser Weise dann
doch weiter, denn bevor wir den Rundgang durch das Museum begannen, machten zwei
Angestellte im Haus der Geschichte einen kleinen Workshop zum Thema Anderssein mit uns.
Dabei sollten wir uns verschiedene Standbilder ausdenken, die ein Anderssein zeigten. Meine
Gruppe beleuchtete in diesem Fall nur die negative Seite, also das Ausgrenzen aus der
Gesellschaft, wohingegen eine andere Gruppe sowohl die Vorbildfunktion als auch die
Ausgrenzung darstellten. Von dem gesamten Workshop wurden Bilder gemacht und als wir
diese in einer Schulstunde genauer betrachteten, fiel mir mit meinem nun gewählten Thema
auf, dass Margarete Steiff gerade diese zwei Seiten des Außenseitertums repräsentierte.
So hatte ich nur noch das Problem, diese Erkenntnis in eine Frage umzuformulieren, doch
nachdem mir das Wort Ambivalenz in den Sinn gekommen war, kristallisierte sich meine
Fragestellung heraus.
Der erste Schritt war somit geschafft und ich begann mit der Suche nach Informationen.
Diese gestaltete sich am Anfang jedoch ein wenig schwierig, da ich sowohl vom Stadtarchiv
Giengen und Schwäbisch Gmünd und der VHS Schwäbisch Gmünd negative Rückmeldungen
erhielt und mir der Einlass ins Firmenarchiv Steiff verwehrt blieb. So konnte ich auch keine
Kopien vom Tagebuch von Margarete Steiff im Original anfertigen, sondern musste mit
Bildern von diesem Tagebuch aus einem anderen Buch arbeiten.
Nur die Stadtbibliothek in Schwäbisch Gmünd konnte mir Arbeitsmaterialien liefern, selbst
wenn es sich hier nur um ein Buch über Margarete Steiff und eines über die Frauenbewegung
1848/1849 handelte.
Dennoch begann ich hauptsächlich in den Herbstferien eine erste Gliederung und ein
Probekapitel zu entwerfen, wobei ich mich entschied, zuerst das Kapitel mit Margarete Steiff,
als weibliche Außenseiterin zu vertiefen. Beide Arbeiten legte ich anschließend den
Tutorinnen vor, die dann entsprechende Fehler verbesserten und gute Tipps für die
weiterführende Arbeit gaben. So konnte ich Fehler vermeiden, die sich durch meine gesamte
wissenschaftliche Arbeit gezogen hätten.
Am 26. November fuhr ich dann nach Giengen an der Brenz, um den Heimatort von
Margarete Steiff genauer kennenzulernen. Dort besuchte ich dann nicht nur die
Stadtbibliothek, sondern auch das Margarete Steiff Museum, das zwar wirklich schön und
kindgerecht gestaltet ist, mir aber nicht in meiner Arbeit weiter half. Ich konnte so zwar einen
Blick auf das, hinter einem Glaskasten abgeschlossene Tagebuch von Margarete Steiff
werfen. Doch trotz eines, vom Rektor meiner Schule angefertigten Schreiben, gewährte man
mir keinen Zutritt zum Original oder weiteren Informationsquellen, die höchstwahrscheinlich
von großem Nutzen gewesen wären.
Mehr Glück hatte ich mit der Stadtbibliothek, die mir ein umfangreiches Angebot an Büchern
zur Verfügung stellte. Ich konnte mir so fünf Bücher ausleihen, die teilweise oder
ausschließlich von Margarete Steiff handelten und somit meine Informationsgrundlage
immens erweitern. Durch diese Bücher war mir nun ein Vergleich zum Buch aus der
Stadtbibliothek Schwäbisch Gmünd gesichert, und ich hatte endlich die Möglichkeit, mich
fachwissenschaftlich und historisch kritisch mit meinem Thema auseinanderzusetzen.
In den Weihnachtsferien begann dann meine intensive Arbeit und ich konnte erste
Grundsteine für meinen Beitrag zum Geschichtswettbewerb legen und eine neue,
überarbeitete Gliederung entwickeln. Diese ergab sich, als ich mich auf das Wichtigste
konzentrierte, indem ich meine Fragestellung beachtete und die wichtigsten Informationen,
die ich gesammelt hatte, einfließen ließ.
Ich muss zugeben, der Anfang war für mich sehr schwer. Ich schob die Arbeit immer wieder
auf, bis ich mich dann aber nach den Weihnachtsfeiertagen aufraffen konnte und je mehr ich
arbeitete, desto mehr stieg auch meine Motivation. Mir fiel auf, dass das Kapitel, das ich
bereits in den Herbstferien angefertigt hatte, einer kompletten Überarbeitung bedurfte. Ich
hatte mich hierbei nicht auf das Wesentliche konzentriert und keine richtige Zitiertechnik
angewandt. Zudem hatte ich nun schon vieles aus dem Probekapitel im Teil der Biographie
von Margarete Steiff erwähnt, sodass ich mich nur wiederholte. Ich beschloss also, noch
einmal komplett von Neuem zu beginnen, was ein kleiner Rückschlag war.
Doch die Faszination für Margarete Steiff, ihr Leben und ihr Werk ließ nicht nach und
erleichterten mir die Arbeit ungemein, da ich somit über etwas schreiben konnte, was mich
wirklich interessierte und nicht immer das Gefühl hatte, dass ich meine Zeit damit
verschwende an etwas zu arbeiten, was mir keinen Spaß bereitet.
So waren die Weihnachtsferien ein wichtiger Schritt in der Entwicklung meiner Arbeit, denn
ich konnte ohne Unterbrechung arbeiten und musste mich nicht ständig wieder neu in das
Thema einlesen. Eine weitere Methode, die mir das Schreiben erleichterte, war die, dass ich
eine Liste erstellte, die ich ausfüllte als ich meine Materialien durchlas. So hatte ich zum
Beispiel mehrere Spalten für die Frauen im Leben von Margarete Steiff und schrieb die
Seitenzahl hinein, wenn diese Frauen in meiner Quelle erwähnt wurden.
Zudem sammelte ich in jeder Quelle auch Charaktereigenschaften von Margarete Steiff,
sowie Faktoren, die sie von anderen abgrenzte. Diese Informationen konnte ich dann sehr gut
in meiner Arbeit verwerten, ohne dass ich ständig die Quellen durchlesen oder Bücher
aufschlagen musste.
Des Weiteren begann ich einen Plan auszuarbeiten, um Schule und Schreiben nach den Ferien
in Einklang zu bringen und so begann ich größtenteils am Wochenende meine Arbeit zu
perfektionieren, wobei es jedoch ein Problem war, dass ich aufgrund diverser
Unterbrechungen nicht durchgehen schreiben konnte. Dies erschwerte mir natürlich die
Arbeit, da ich mich nun jedes Mal wieder neu einlesen musste.
Ich verbrachte somit beinahe den kompletten Januar und Februar, indem ich weitere Teile
verfasste und überarbeitete.
Meine Sicht auf das Thema hat sich nach der Fertigstellung ein wenig geändert. Ich wusste
zwar schon vorher, dass Margarete Steiff eine besondere Biographie hatte, aber dass diese
sich als so komplex und eindrucksvoll herausstellte, damit hätte ich nicht gerechnet.
Außerdem hat mich die genaue Auseinandersetzung zum Nachdenken angeregt, was die
Außenseiter heutzutage betrifft. Mir wurde bewusst, dass vor allem der Bezug zu Behinderten
deutlich verbessert werden muss. Es gibt immer noch viel zu viele Nichtbehinderte, die
unsicher sind, was den Umgang mit Behinderten betrifft. Hier sollte es eine Aufklärung
geben, um die Scheu ein wenig zu mildern. Oftmals ist es ja die Angst, falsch zu reagieren,
die Nichtbehinderte dazu verleitet, Behinderte einfach zu übersehen. Diese Angst sollte ihnen
möglichst genommen werden, denn etwas Falsches zu sagen, ist noch lange nicht so schlimm,
wie Behinderte von Anfang an, einfach zu ignorieren und auszugrenzen.
Auch im Falle der Vorbildfunktion sollte mit mehr Akzeptanz gehandelt werden. Oft ist das
Neue etwas, was die Menschen zurückschrecken lässt und womit sie sich vorerst nicht
auseinandersetzen möchten.
Dieses Nachdenken führte bei mir zu einer komplett anderen Sicht auf das Anderssein.
Außenseiter werden von der Gesellschaft gemacht und können oft nichts dafür. Meiner
Meinung nach gibt es also noch einiges zu tun, um vor allem Behinderte besser einzugliedern.
Auch ich selbst werde nun wahrscheinlich offener mit Menschen mit Behinderung umgehen,
bzw. versuche es zumindest.
Insgesamt kann ich jetzt durchaus behaupten, dass die Arbeit zwar wirklich sehr viel Zeit in
Anspruch genommen hat – mehr als ich ehrlich gesagt gedacht hätte – aber dennoch habe ich
mich weiterentwickelt, indem ich in schwierigen und stressigen Zeiten über mich selbst
hinausgewachsen bin und nicht aufgegeben habe.
Demnach konnte ich lernen, mich an Termine zu halten, eine effektive Arbeitsweise zu
entwickeln und meine Zeit sorgfältig zu verwalten, was mir sicherlich auch in meinem
weiteren Leben von Nutzen sein wird.
Selbst wenn ich bei diesem Geschichtswettbewerb nicht gewinne, hat mir bereits die
Teilnahme geholfen, mehr über mich selbst zu lernen, mich weiterzuentwickeln und mir einen
angemessenen Umgang mit Außenseitern, insbesondere mit Behinderten zu verdeutlichen.
Eigenständigkeitserklärung
Ich versichere, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst
habe. Zudem wurden keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt.
Alle Stellen, die dem Wortlaut oder dem Sinne nach anderen Texten entnommen sind, wurden
unter Angabe der Quellen und nach den Regeln des wissenschaftlichen Zitierens als
Entlehnung nachgewiesen. Dies gilt auch für Zeichnungen, bildliche Darstellungen, Skizzen,
Tabellen und dergleichen.
………………………………….
Ort, Datum
………………………………………………….
Unterschrift