Aluminium und der Boom der polnischen Wirtschaft

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Aluminium und der Boom der polnischen Wirtschaft
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DER SAPA GRUPPE 1:2015
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Aluminium, weil das
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Eigentümer des
LED-Lichtspezialisten
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Glänzende
Aussichten
Aluminium und der Boom
der polnischen Wirtschaft
WUNDERWAFFE
SO WERDEN AUTOS
LEICHTER
LIEBLINGSMATERIAL
DÄNISCHE
DESIGNERIN HAT SICH
ENTSCHIEDEN
Editorial
Inhalt
Unternehmer
aus Leidenschaft
U
NTERNEHMERGEIST zeichnet uns
aus. Er ist einer unserer Gründungswerte. Zu meinen Aufgaben gehören Gespräche mit
Kunden und ich muss gestehen,
dass ich ein Faible für Kunden habe, die ihre
eigenen Betriebe gegründet haben und diese
auch leiten.
Als ich fünf Jahre alt war, gründete mein
Vater seine eigene Firma und baute sie zu einem großen Unternehmen aus. Er zeigte mir,
dass Hingabe und Opferbereitschaft nötig
sind, um ein Unternehmen groß zu machen.
1903 gründete Henry Ford die Ford Motor
Company. Heute ist Ford eine Aktiengesellschaft, doch der alte Unternehmergeist
ist noch da. Der neue Ford F-150 Pickup ist das erste Großserienfahrzeug,
das die Vorteile von Aluminium
wirklich ausnutzt.
In dieser Ausgabe finden Sie
Berichte über zwei andere
Unternehmer, beide aus
Polen. Ihre Firmen sind
viel kleiner als Ford, aber
für uns genauso wichtig.
Wir wissen, dass unsere
Lösungen oft innovativ
sind, weil die Produkte
neu sind.
Und wir wissen, dass
sie zur Wertschöpfung beitragen – kein Unternehmer
würde sie sonst kaufen.
SVEIN TORE HOLSETHER
Vorstandsvorsitzender und
CEO von Sapa
2
SHAPES • 1 | 2015
04 Mit ganzer Kraft
Strenge Emissionsvorschriften und tendenziell steigende
Spritpreise fordern ihren Tribut: Die Fahrzeughersteller
verabschieden sich langsam von Stahl als Basismaterial.
08 Ganz vorn dabei
Die Wirtschaft in Polen läuft gut. Die einheimischen
Hersteller verzeichnen einen Nachfrageboom bei Lampen
und Möbeln aus Aluminium.
16 Moderne Metallarbeiterin
Seine Vielseitigkeit und Reflektionseigenschaften haben
Aluminium zum Lieblingsmetall der dänischen Designerin
Bess Kristoffersen gemacht.
20 Vorteilhafter Wechsel
Das Klimatechnik-Anwendungshandbuch von Sapa ist
ein Novum in der Branche. Die überarbeitete Neuauflage
erklärt, was beim Wechsel von Kupfer zu Aluminium zu
beachten ist.
AUSSERDEM
So funktioniert‘s: Reibrührschweißen 03 · Vorbild 07 · News 14
Trends 19 · Entwicklung 20 · Grüne Lösungen 22
08
04
16
20
Shapes ist das Kundenmagazin der Sapa Gruppe. Es erscheint zweimal jährlich in 18 Sprachen.
Verantw
Verantwortlicher
Herausgeber: Kevin Widlic, [email protected] Redaktionsassistenz:
Eva Ekselius,
Ekse [email protected] Redaktionsleitung: Ylva Carlsson Art Directors: Johan
Nohr, Ka
Karin Söderlind Sprachkoordination: Inger Finell Produktion: Appelberg Publishing Group
Druck: VV-TAB Adressenänderungen: Wenden Sie sich bitte an Ihren Ansprechpartner bei Sapa oder
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Corpo Communications ([email protected]).
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w auch auf www.sapagroup.com veröffentlicht.
Copyright © Sapa AS 2015 – Alle Sapa Produktnamen in diesem Magazin
sind Marken
Marke der Sapa Gruppe.
So funktioniert’s
Reibrührschweißen ist ein Fügeverfahren, das
sich die Naturgesetze zu Nutzen macht. Wir
fügen lediglich die mechanische Kraft hinzu.
Stabile
Verbindungen
ZEICHNUNG PETR KOLLARČÍK
DAS REIBRÜHRSCHWEISSEN nutzt die
Eigenschaft von Metallen aus, bei Temperaturen knapp unter dem Schmelzpunkt an
Festigkeit zu verlieren und sich plastisch zu
verformen.
Beim Reibrührschweißen (FSW – Friction
Stir Welding) wird ein rotierendes Werkzeug mit hohem Druck auf den Fügespalt
gepresst. Dabei entsteht Reibungswärme.
Es kommt zu einer starken plastischen
Verformung am Spalt. Die Schweißflächen
werden miteinander „verrührt“ und es bildet
sich ein homogenes Gefüge.
Prozess beendet
Werkzeug
wird vom
Werkstück
getrennt
Werkzeug dreht sich
Rotierendes Werkzeug wandert
am Fügespalt entlang
Werkzeug wird auf das
Metall gedrückt
1 | 2015 • SHAPES
3
MATERIALBEDARF
Die eigenen
Stärken nutzen
Die zunehmende Verwendung von Aluminium
in Autos und Gebäuden wird die Nachfrage nach
dem Material weiter ankurbeln.
TEXT LOIS HOYAL FOTO FORD MOTOR COMPANY
N
ICHTS IST SCHÖNER als der
Konkurrenz eine lange Nase zu
zeigen. Zumindest ist das die
Einstellung von Ford. Das USUnternehmen hat gerade eine
Version des F-150 Pickups – sein absatzstärkstes Modell – mit einer Aluminiumkarosserie
vorgestellt.
„Endlich ein Auto, bei dem Aluminium seine Vorteile zeigen kann“, lobt John Mothersole, Analyst beim Marktforschungsunternehmen IHS. Andere Autobauer wie Toyota und
General Motors wollen in Kürze nachziehen.
Der Wechsel von Stahl zu Aluminium
hängt mit den strengeren CO2-Emissionsanforderungen und dem Wunsch nach sparsamen Fahrzeugen zusammen. Da Aluminium
leichter ist als Stahl, können die Hersteller
sparsamere Fahrzeuge bauen. „Der heilige
Gral für die Branche ist die Verwendung von
Aluminium in Leichtfahrzeugen, die in hohen
Stückzahlen gefertigt werden“, sagt Mothersole.
Auch im Baugewerbe wird der Bedarf an
Aluminium langfristig weiter steigen, besonders in Ländern, die noch am Anfang ihrer
Entwicklung und Urbanisierung stehen. Das
leichte Material reduziert die Tragbelastung
in Gebäuden, seine Korrosionsbeständigkeit
Durch die Aluminiumbleche in
der Karosserie des Ford F-150
verringert sich das Fahrzeuggewicht um 320 Kilogramm.
Im F-150 kommen die höherwertigen wärmebehandelten
Legierungen der Reihen 5000
und 6000 zum Einsatz.
In Nordamerika werden 35 Prozent der Aluminiumproduktion
im Transportgewerbe verwendet (PKW, LKW, Auflieger,
Flugzeuge). An zweiter Stelle
folgt Verpackungsmaterial (z.B.
Dosen) mit 23 Prozent.
Wachsende
Nachfrage
G Bei wärmebehandelten Ble-
G
G
chen für leichte Fahrzeuge wird
von einem Bedarfswachstum
von 30 Prozent pro Jahr ausgegangen.
Nach dem Bauboom in den
letzten Jahren wird China im
Jahr 2014 für voraussichtlich 60
Prozent der globalen Nachfrage nach Aluminium-Strangpressprofilen verantwortlich
sein.
Das Wachstum der Baubranche
in Europa stabilisiert sich.
Euroconstruct geht von
einem durchschnittlichen
Jahreswachstum von 1,8
Prozent zwischen 2014 und
2016 aus. Dieses Wachstum
heizt die Nachfrage nach
Aluminium an.
1.2015 • SHAPES
5
macht es für alle Wetterbedingungen geeignet
und die gute Verarbeitbarkeit gibt Architekten
mehr Gestaltungsspielraum.
Die Baubranche ist bereits für zwei Drittel
der Nachfrage nach Aluminium-Strangpressprofilen verantwortlich. Angeheizt wurde dieser
Trend durch den Bauboom in China in den
letzten Jahren. „Die Bautätigkeit in China hat
sich mittlerweile verlangsamt, aber durch den
Aufschwung des Baugewerbes in Nordamerika
und die wachsende Nachfrage in Entwicklungsländern wie Indonesien, Vietnam und Thailand
bleibt die Gesamtnachfrage hoch“, erklärt Eoin
Dinsmore, Analyst beim Marktforschungsunternehmen CRU Group.
In der Luftfahrt steigt ebenfalls der Bedarf an
Aluminium. Eine neue Generation von Flugzeugen aus Aluminium-Lithium-Legierungen steht
kurz vor der Einführung in der zivilen Luftfahrt.
Auch der Schiffbau und die Offshore-Branche
erkennen zunehmend die Vorteile von Aluminium für Leichtbaukonstruktionen. Dinsmore
hat beobachtet, dass Aluminium immer häufiger
für Hubschrauberlandeplattformen und andere
Anlagen und Maschinen in der Öl- und Gasbranche verwendet wird.
Jetzt liegt es an den Aluminiumproduzenten,
sich auf das erwartete Nachfragewachstum einzustellen.
FOTO: ALSTOM TRANSPORT / TOMA M. GENEL
MATERIALBEDARF
Der Euroduplex ist der einzige doppelstöckige Hochgeschwindigkeitszug,
der auf mehreren europäischen Schienennetzen betrieben werden kann.
Schnell unterwegs
Aluminium wird zum Material der Wahl in der
Offshore-Branche.
6
SHAPES • 1.2015
SHAPES • 1
| 2015
IM EURODUPLEX VON Alstom, einem
der schnellsten Züge der Welt, werden
komplexe Aluminiumlösungen von
Sapa verbaut.
Mit seinen 320 km/h ist der doppelstöckige Euroduplex der Hochgeschwindigkeitszug mit der weltweit
höchsten Beförderungskapazität.
Hauptbetreiber des Euroduplex ist die
französische Eisenbahn SNCF.
Für Hochgeschwindigkeitszüge
bietet Aluminium zahlreiche Vorteile.
Das Material ist leicht und hat eine
ebene, glatte Oberfläche. Anders als bei
Stahl gibt es keine „Wellen“ im Metall.
Durch die Anlieferung der Komponenten als leichte Großmodule verringern
sich die Gesamtfertigungskosten. Die
Bahnhersteller folgen dabei einem
Trend, der sich schon in der Automobilproduktion bewährt hat.
Wertschöpfung durch
Sapa
G Komplexe/tragende Strangpressprofile (bis zu 19 m lang)
G Mechanische Bearbeitung
(Zuschnitt)
G Lieferung (als montagefertige
Sätze)
G Just-in-Time-Lieferung durch
Spezial-LKW mit Überlänge
Vorbild
Sicherheit
im Fokus
Mit seiner persönlichen Botschaft
erreicht Michael S. Traxler
ein großes Publikum. Auch
Topmanager von Sapa hören dem
Kundenservice Mitarbeiter zu.
TEXT DANNY CHAPMAN
FOTO JOSHUA SMITH
Michael S. Traxler
Alter: 47
Beruf: Kundenservice
Mitarbeiter
Arbeitsort: Delhi
(Louisiana, USA)
Familie: Seit 21 Jahren
verheiratet mit Anita
Traxler; eine Tochter:
Kristen (18).
Tätig bei Sapa seit: 26 Jahren
Hobbys: Gespräche
mit Kindern in seiner
Kirchengemeinde,
Einkaufen mit der
Familie, Holzarbeiten,
die Natur genießen
Vor zwanzig Jahren zerquetschte eine hydraulische
Biegemaschine seine Hand und trennte mehrere
Finger ab. Seitdem führt Michael Traxler seinen
ganz persönlichen Feldzug gegen Arbeitsunfälle.
Er verlor mehrere Fingerkuppen, doch es hätte
noch schlimmer kommen können. Traxler erinnert
sich: „Ich sagte dem Arzt, dass ich meine Finger
nicht verlieren will. Als ich nach der OP aufwachte
und sah, dass sie wieder angenäht waren, habe ich
wie ein Baby geweint.“
Sapa hat mit Traxler ein Video gedreht. Es soll
Mitarbeiter dafür sensibilisieren, wie wichtig es
ist, die Arbeitsschutzvorschriften einzuhalten und
Beinaheunfälle zu melden, die zwar nicht zu Verletzungen oder Sachschäden führen, aber führen
könnten. „Nach dem Unfall habe ich erfahren, dass
der gleiche Unfall nur wenige Wochen vorher beinahe einem Kollegen passiert wäre. Das hat mich
richtig wütend gemacht, “ sagt Traxler.
Wäre der Beinaheunfall gemeldet worden, hätte
Traxler heute vielleicht noch seine ganze Hand.
Als Konzernchef Svein Tore Holsether das Video
sah, bat er Traxler, vor den 200 Delegierten auf
der Sapa Managementkonferenz eine Rede zu
halten. Traxlers berührende Geschichte hat großen
Eindruck hinterlassen und ihm Einladungen zu
weiteren Vorträgen eingebracht. Traxler zieht
eine positive Zwischenbilanz: „Es tut sich viel. Das
Arbeitsschutzbewusstsein ist bei Sapa heute ausgeprägter als je zuvor.“
Traxler arbeitet heute im Sapa Kundenservice.
Dennoch geht er oft zu seinen Kollegen in der Produktion und spricht mit ihnen über Sicherheitsfragen. Und natürlich hält er auch weiterhin Vorträge
im gesamten Unternehmen.
1.2015 • SHAPES
7
Perspektiven Polen
Europas
neuer
Shootingstar
8
Shapes • 1.2015
Die Verbraucher in
Polen verdienen immer
mehr Geld – und geben
es gern aus.
TEXT KEVIN WIDLIC
Foto David Lundmark, Istockphoto
P
olen gehört seit zehn Jahren zur
Europäischen Union. Im Gegensatz
zu vielen anderen Mitgliedsländern,
deren Volkswirtschaften am Boden
liegen, kann Polen eine positive Bilanz
ziehen. Nach Angaben der New York Times ist das
polnische Bruttoinlandsprodukt pro Kopf heute 25
Prozent höher als 2008 und die Ein- und Ausfuhren
steigen seit Jahren kontinuierlich an.
Seit 2004 hat die EU dem Land insgesamt 130
Milliarden Euro Finanzhilfen spendiert. Bis 2020
sollen weitere 106 Milliarden fließen. Die Polnische
Agentur für Informationen und Auslandsinvestitionen hat ermittelt, dass seit Beginn der EU-Mitgliedschaft über 100 Milliarden Euro an ausländischen
Direktinvestitionen in das Land geflossen sind.
Die Wirtschaft wächst, die Produktivität steigt
und die Löhne sind niedriger als bei den Nachbarn
im Westen. Industrie und Infrastruktur sind gut
entwickelt.
„Früher glaubten die Polen, ausländische Produkte seien grundsätzlich besser, aber das ist nicht
mehr so“, sagt Vertriebsleiter Paweł Chyziński vom
Möbelhersteller Zobal.
2011 verabschiedete die Regierung ein Zehnjahresprogramm zur Förderung von Investitionen und
Schaffung von Arbeitsplätzen.
Zahlreiche Großkonzerne haben die Chance
genutzt und eigene Werke in Polen gebaut. Die
Liste der Direktinvestoren ist lang und beeindruckend: Volkswagen, Toyota, General Motors, 3M,
Google, Amazon, Dell und Procter & Gamble sind
schon mit eigenen Fabriken im Land vertreten.
Die meisten Produkte, die Ikea in Europa verkauft,
werden in Polen hergestellt. Inländische Unternehmen wie Zobal sind jedoch die eigentlichen
Wachstumstreiber.
Zobal wurde vor 19 Jahren von Krzysztof
­Zakrzewski gegründet, der damals bereits in der
Aluminiumbranche arbeitete und den Schritt zum
Unternehmer wagte. Das auf Aluminiumverarbeitung spezialisierte Unternehmen investiert regelmäßig in Spezial- und Fertigungstechnik.
1.2015 • Shapes
9
Perspektiven Polen
Zobal
GG Fertigung in Siedlisko und Eloxieren in Trzcianka
GG Produktsortiment: Möbelfronten,
GG
Marketingmanager Paweł Wojniusz beschreibt
das Konzept: „Wir verkaufen keine Produkte, sondern Dienstleistungen. Kunden können Einzelstücke bestellen, Farbe und Größe auswählen, und wir
fertigen sie stückeloxiert. Die Nachfrage am Markt
ist sehr breit gefächert und nicht jeder Anbieter
kann alles liefern. Dafür sind wir da.“
Zobal befindet sich in Trzcianka, ein Stunde von
Poznań und 250 km östlich von Berlin entfernt. Das
Unternehmen arbeitet mit Industriekunden, Möbelherstellern und Möbeldienstleistern zusammen.
„Der Großhandel kennt seine Kunden besser als wir
– und wir hören zu“, sagt Chyziński.
Zwei der größten Kunden sind die deutschen
Unternehmen Häfele und Hettich. Zobal exportiert
bis zu 50 Prozent seiner Produkte und Deutschland
ist der größte Exportmarkt des Unternehmens.
„Im Möbelbereich hat Deutschland bei Design
und Neuprodukten praktisch mit Italien gleichgezogen“, erklärt Chyziński. „Bei Anregungen für die
Produktentwicklung spielen Landesgrenzen für uns
allerdings keine Rolle.“
Zobal hat im letzten Jahr fast einhundert Produkte entwickelt, von Griffen und Möbelbeinen
bis zu LED-Glaspaneelen, Bauprofilen und einem
flexiblen Wandsystem. Gemeinsamer Nenner aller
Produkte ist das Aluminium.
Zakrzewski weiß: „Aluminium ist perfekt für
moderne und attraktive Möbel. Das Material bietet
genau das, was die Kunden wollen.“
10
Shapes • 1.2015
Füße, Sockel und Zubehör, sowie
Trennsysteme, Regale und Schiebetüren, innovatives Wandsystem
u.a.
Produkte für Küchen, Badezimmer, Wohnzimmer, Garderoben,
Geschäfts- und Büroräume
Durch eine moderne Fertigungslinie
konnte Zobal sein
Finishing-Angebot
erweitern und
den Eloxierservice
verbessern.
WIR VERKAUFEN
KEINE PRODUKTE,
SONDERN DIENSTLEISTUNGEN.
Paweł Wojniusz,
Marketingmanager, Zobal
Ledxon-Systeme beleuchten die
Produktionshalle im Sapa Strangpresswerk Trzcianka (Polen).
Was sind LEDs?
Ledxon schaut positiv
in die Zukunft
LED steht für lichtemittierende
Diode, kurz Leuchtdiode. Technisch
gesehen ist eine LED ein HalbleiterBauelement, das leuchtet. LEDs
sind kleiner, genügsamer und langlebiger als Glühlampen. Mittlerweile
kommen sie fast überall zum Einsatz, in Flughafen-Beleuchtungsanlagen, Ampeln, Kfz-Scheinwerfern
und Blitzlichtern genauso wie im
Wohnbereich. Die rasante Entwicklung der LED-Technologie hat zu
einem exponentiellen Anstieg der
Lichtausbeute geführt. Die größten
Einsparungen mit LEDs lassen
sich dort erzielen, wo Lampen den
meisten Teil des Tages eingeschaltet bleiben.
Gutes Wärmemanagement und edle Optik: Warum sich
ein LED-Pionier für Aluminium entschieden hat.
2005 gründete der Unternehmer Gabriel Garufo die Firma Ledxon, als ihn sein Sohn Benjamin
aufforderte, „wieder in den Pioniermodus zu schalten“. Die Gelegenheit war günstig, denn der Markt
für LED-Lampen boomte. Gerade hat das deutsche
Unternehmen das Fertigungsvolumen in seinem
Werk in Masów (Polen) vervierfacht.
Ledxon besteht aus zwei Geschäftsbereichen:
Ledxon Modular entwickelt und fertigt individuelle
LED-Module und -Streifen für die Industrie, während Ledxon Replace LED-Austauschlampen für
den Elektrogroßhandel in Deutschland vertreibt.
Ledxon war die erste Firma, die auf dem Großhandelsmarkt in Deutschland LED-Systeme als
Ersatz für Halogenlampen anbot. Mittlerweile offerieren auch Philips und Osram ähnliche Produkte.
1986 gründete Garufo sein erstes Unternehmen,
die Garufo GmbH. Er erfand die LED-Ampel und
wurde damit zu einem Pionier im LED-Sektor. Weitere Produkte und Patente für Beleuchtungen im
Straßen-, Schienen- und Luftverkehr folgten. Nach
15 Jahren verkaufte Garufo seine Firma, aber die
Branche hat er nie verlassen.
„Wir haben uns auf Anwendungstechnologien
konzentriert, denn damals gab es noch keine LEDKompletteinheiten“, sagt er und nennt die Lampen
in der Lebensmittelbranche als Beispiel.
Er erklärt: „Die Beleuchtung von Lebensmitteln
ist eine sehr spezielle Sache. Wenn eine Bäckerei
ihre Brote gut ausleuchtet, so dass man die Textur
erkennen kann, ist der Kaufanreiz für die Kunden
größer. Für die Beleuchtung von Käse gelten wiederum ganz andere Anforderungen und für andere
Lebensmittel genauso. Und dabei reden wir hier
nur von einer einzigen Branche. Als Unternehmen
müssen wir so flexibel wie ein Autohersteller sein,
mit Just-in-Time-Lieferungen und Entwicklungsprojekten für die nächste Produktgeneration.
Wir sind mehr als ein Lieferant und gehören zur
Materialkette.“
Gabriel Garufo
gründete Ledxon
im Jahr 2005.
LED-Systeme müssen ein gutes Wärmemanage-
ment haben und gut aussehen. Die meisten Systeme
basieren auf Aluminium statt auf Kupfer und Keramik, da Aluminium bessere thermische Eigenschaften hat. Ein zusätzlicher Vorteil, so Garufo, sei die
edle Optik.
Er erklärt: „Das Material ist ein funktionaler
Teil der Lampe und muss daher alle Spezifikationen
erfüllen. Wenn es um Verbesserungsmöglichkeiten
geht, könnten wir vielleicht die Struktur verschlanken, die Wände dünner machen und das Wärmemanagement weiter verbessern. Aber das Design muss
immer überzeugen.“
1.2015 • Shapes
11
GROSSAUFNAHME
Riesenkristall
in London
IM „CRYSTAL“ ARBEITEN die Stadtplaner von Siemens.
Hier befindet sich auch die weltgrößte Ausstellung zur
„Die Zukunft der Stadt“. Die Ausstellung beschäftigt
sich mit wichtigen Aspekten der Stadtplanung – nachhaltige Mobilität, Bautechnologien, Strom-, Wasserund Gesundheitsversorgung gehören zu den zentralen
Themen.
Aluminium ist das Baumaterial der Moderne. Es
lässt sich leicht bearbeiten, erlaubt eine flexible Oberflächengestaltung und hat eine ausgezeichnete spezifische
Reißfestigkeit. Das Material ist vollständig wiederverwendbar und bietet große gestalterische Freiräume.
FOTO TREVOR PALIN
Aluminium-Hohlprofile in Türen
erleichtern die Installation von
Schlössern und Beschlägen. Die
Profile sind leicht und verwindungssteif.
12
SHAPES • 1 | 2015
Fassadenabschnitte
und Vorhangfassaden
lassen sich mit Aluminium d
dünner und tiefer
ausführen,
ausführ
ohne dass die
Festigkeit
Festigke oder Steifigkeit
der Ko
Konstruktion leidet.
Aluminiumfenster sind
Al
wen
weniger
wartungsintensiv
als H
Holzfenster und immun
g
gegen Feuchtigkeit.
1 | 2015 • SHAPES
13
News
Fahrradträger mit Flügeln
SAPA WAR AN DER Entwick-
Ungewöhnlicher Anblick: Der Future Fashion Wedding Dress von Ayse Byzanz wird aus
Aluminiumfolie hergestellt. Ein echter Hingucker auf Hochzeiten – und natürlich auch auf
Hochzeitsfotos.
Eine strahlende Braut
DAS GLITZERNDE BRAUTKLEID von
Ayse Byzanz besteht aus patentiertem
Aluminiumgewebe. Es wurde für die
Kategorie „Design & Lifestyle“ des
European Aluminium Award 2014
nominiert. Die glitzernde Folie kann
den ganzen Tag lang getragen werden
und verdankt ihren zauberhaften Glanz
der spezifischen Lichtreflektion des
Materials.
Die deutsche Mode- und Kunstdesignerin gewann für ihr „Brautkleid
der Zukunft“ eine Nominierung bei
den renommierten Awards. Über sich
selbst sagt Byzanz: „Zu Aluminium habe
ich ein ganz besonderes Verhältnis.
Mein Spitzname ist Aluqueen. Ich
mache die unterschiedlichsten Objekte
aus dem Material – Schuhe, Möbel,
Visitenkarten.“
lung des EasyFold beteiligt,
einem Fahrradträger mit Anhängerkupplung, der von der
Thule Group hergestellt wird.
Der zusammenklappbare Träger
lässt sich einfach verstauen und
transportieren. Er trägt maximal
60 Kilogramm.
Anders Sjödell, Chefingenieur
bei Thule Rear Mount Systems,
erklärt: „Wir haben schon immer sehr hohe Anforderungen
an Design und Details gestellt.
Sapa hat uns während der gesamten Entwicklung ausgezeichnet
unterstützt.“
Der Fahrradträger besteht aus
einem 40 cm langen Flügelprofil
und einem Mittelprofil für die
Nabe.
Studie: Längere Lebensdauer
ALUMINIUMKONSTRUKTIONEN
PROZENT
Aluminium hat eine doppelt
so hohe gewichtsspezifische
Leitfähigkeit wie Kupfer.
14
SHAPES • 1.2015
in Gebäuden dürften eine deutlich
längere Gebrauchsdauer haben als
ursprünglich angenommen.
Zu diesem Schluss kommt eine
aktuelle Studie. Die von dem
renommierten Architekten und
Professor Michael Stacey geleitete Untersuchung empfiehlt für
beschichtetes Aluminium als Baumaterial eine Gewährleistungsfrist
von 40 Jahren. Für Fensterrahmen
aus Aluminium empfehlen die
Forscher eine Verdopplung der
Gebrauchsdauer auf 80 Jahre. Die
im Auftrag des Internationalen
Aluminiuminstituts durchgeführte
Studie untersuchte mehrere Gebäude in Großbritannien, darunter
das Cribbs Causeway Retail Park
in Bristol und das Financial Times
Printworks in London.
Kunstwerk
DAS PLAY-DOH von Jeff Koons
sieht aus wie ein 4,5 m hoher
Haufen aus Knetmasse. Tatsächlich besteht die Skulptur jedoch
aus mehrfarbigem Aluminium.
Für seine aktuelle Skulptur hat
der US-Künstler 20 Jahre gebraucht. Im Juni 2015 wird im
Guggenheim-Museum in Bilbao
(Spanien) eine Retrospektive
mit Werken von Koons zu sehen
sein.
Licht von oben
Das Philips OneSpace
verleiht Innenräumen
ein einheitliches Erscheinungsbild. Das maßgefertigte LED-Deckenelement
leuchtet Räume absolut
gleichmäßig und schattenlos aus. Die Aluminiumkomponenten werden von
Sapa Trzcianka in Polen
stranggepresst.
Huldigung an die britische Geschichte
Die Fassade der Library
of Birmingham wird von
einer markanten Anordnung aus überlappenden
Aluminiumkreisen verziert.
Das vom niederländischen
Büro Mecanoo Architecten entworfene Gebäude
kostete 193 Millionen Pfund
und öffnete seine Pforten im September 2013.
Verschlungene Kreise in
unterschiedlichen Farben
schmücken die Fassade auf
den höheren Stockwerken.
Die schwarzen Kreisprofile
haben einen Durchmesser
von 5,4 m und die darunter
liegenden silberfarbigen
Ringe sind 1,8 m breit.
„Das Kreismuster ist eine
Hommage an die Industriegeschichte Birminghams
und die vielen geschickten
Metallarbeiter“, erklärt
Francine Houben vom
Architektenbüro die Konstruktion.
Streetbike in limitierter Auflage
MIT SEINEM PATENTIERTEN, flexiblen Unisex-Rahmen eignet sich das Streetbike für Radlerinnen und Radler von 160 bis
188 cm. Der Rahmen besteht aus eloxierten, stranggepressten
Aluminiumprofilen. Die Profile wurden CNC-gefräst und
nicht verschweißt, sondern verschraubt. David Larsson Design
(Schweden) hat das Rad entworfen, das in einer exklusiven
Kleinstauflage von 25 Exemplaren gefertigt wird.
1.2015 • SHAPES
15
Profil BESS KRISTOFFERSEN
Bess Kristoffersen
Wohnort: Kopenhagen
Alter: 59
Familie: Verheiratet, ein
Sohn
Ausbildung: Abschluss
in Textildesign an der
Dänischen Designschule
(1984) und in Edelmetalldesign am Institut für
Edelmetalle (1994)
Kunden: Blå Formular (Dänemark),
Forms+Surfaces (USA),
Bang & Olufsen (Dänemark), Georg Jensen
Damask (Dänemark),
Kvadrat (Dänemark)
Nächste große Aufgabe:
Bau eines geräumigen
Designstudios mit Werkstatt direkt neben ihrem
Wohnhaus im Wald am
Tystrup-See, rund 100 km
südwestlich von Kopenhagen
16
SHAPES • 1.2015
So sieht kristallisiertes Aluminium
aus – ein Versuch
der Designerin
Bess Kristoffersen.
INNERE
WERTE
Die dänische Designerin
Bess Kristoffersen
findet ihre wichtigsten
Anregungen in der Natur.
TEXT LARS ÖSTERLIND
FOTO ALASTAIR PHILIP WIPER
ANFANG DER 90-ER Jahre bekam Bess Kristoffersen einen ungewöhnlichen Auftrag: Die dänische
Designerin sollte Stoffe mit Kupfer kombinieren.
Für das Färben von Kupfer wären toxische Chemikalien nötig gewesen und deshalb entschied sich
Kristoffersen für Aluminium. Sie erinnert sich:
„Das war reiner Zufall, doch ich erkannte bald, dass
Aluminium das richtige Material für mich ist. Die
Verarbeitung von Aluminium ähnelt den Abläufen,
die ich aus der Stoffverarbeitung kannte, und da
Aluminium ein relativ neues Material ist, gibt es
noch viel zu entdecken.“ Um mehr über Metalle zu
erfahren, machte sie 1994 einen Abschluss in Edelmetalldesign. Zehn Jahre vorher hatte sie bereits
einen Abschluss in Textildesign an der Dänischen
Designschule gemacht.
Kristoffersen braucht Struktur und Planung, um
Platz für Chaos und Kreativität zu schaffen. „Für
mich ist es wichtig, über einen langen Zeitraum
hinweg ohne Unterbrechungen zu arbeiten, damit
ich mich vollständig auf das Material konzentrieren
kann“, erklärt sie. Sie beschreibt ihren Schaffensprozess als lange Forschungsreise. In zahllosen Experimenten bringt sie das Material an seine Grenzen. Sie
traktiert es mit Chemikalien, Wärme und Strom. Es
wird eloxiert, geschliffen und verfärbt. Die Reflektionen bei Tages- und Nachtlicht werden getestet.
Ihre Arbeitsweise erklärt Kristoffersen so: „Ich kann
nicht einfach ein Ziel beschließen. Der Prozess muss
sich entwickeln und reifen können.“
1.2015 • SHAPES
17
Profil BESS KRISTOFFERSEN
Trotz ihres Hintergrunds als Textildesignerin arbeitet Kristoffersen
auch gern mit Aluminium, Stahl,
Glas, Papier und Holz. „Jedes
Material hat seine Eigenheiten.
Haptik, Farbe und Glanz sind materialspezifische Eigenschaften“,
sagt sie. Entdeckungen aus ihren
Metallarbeiten probiert sie gern
bei Nichtmetallen aus – und umgeBess Kristoffersen über
kehrt: „Die Eigenheiten eines WerkAluminium
stoffs müssen respektiert werden. Ich
versuche nicht, Aluminium wie einen
Textilstoff aussehen zu lassen, aber wenn ich
versuche, der Metalloberfläche eine bestimmte
Lichtreflektion zu geben, gehe ich so ähnlich vor wie
bei Stoffen mit ihrer Gewebestruktur.“
Kristoffersen stellt sich immer wieder selbst
neue Aufgaben. Besonders zufrieden ist sie mit
einem Kristallisationsversuch, den sie zusammen
mit Professor Andy Horsewell von der Technischen
Universität Dänemark durchgeführt hat. Mit dem
Versuch wollten sie die Struktur des Materials herausarbeiten. „Wir haben die Kristallisation von Aluminium gesteuert und dabei sehr elegante Muster
geschaffen“, sagt sie.
Das
a Material
a
reflektiert
Licht außergewöhnlich gut.
IHRE ENTWÜRFE SIND EINFACH, organisch und
zeitgenössisch und ihr Spektrum ist sehr breit gefächert. Kleine Aluminiumstifte und Wandteppiche
gehören genauso dazu wie große Metallwände. Auf
ihren aktuellen Ausstellungen in der Kunsthal Nord
(Ålborg) und Rundetårn (Kopenhagen) zeigt sie besticktes Leinen und gebeiztes, angeflammtes Holz.
Aluminium ist ihr Lieblingsmaterial: „Es ist sehr
vielseitig. Ich kann ganz unterschiedliche Oberflächen erzeugen und das Material reflektiert Licht
außergewöhnlich gut.“ Sie arbeitet mit eloxiertem
Aluminium, da es beständiger ist und eingefärbt
werden kann. Meist eloxiert Kristoffersen ihre
Objekte selbst. In ihrer kleinen Werkstatt steht ein
10-l-Eloxiertank.
Neben ihrem Apartment in Kopenhagen besitzt
sie zusammen mit ihrem Mann ein Haus auf dem
Land, eine Stunde von der Stadt entfernt. Sie sagt:
„In der Natur habe ich immer Anregungen gefunden.
Sie gehört zu meinem Leben und Denken einfach
dazu. In meiner Kunst zeigt sich, dass ich mit der
Natur zusammenarbeite.“ Eine weitere Inspirationsquelle sind Reisen nach Marokko, Ägypten, die
USA, Japan und Großbritannien. Dort interessiert
Kristoffersen sich für landestypische Muster und
das, was sie als „anmutigen Zerfall“ bezeichnet. Sie
18
SHAPES • 1.2015
Die dänische Designerin
Bess Kristoffersen findet
Anregungen in der Natur
und auf ihren Auslandsreisen. Aluminium ist ihr
Lieblingsmaterial. Für
ihre Kunden entwirft sie
die unterschiedlichsten
Objekte, von Telefonen
bis zu Toilettensitzen.
erklärt: „Die Schwierigkeit bei Aluminium ist, dass
es keinen anmutigen Zerfall gibt. Das Material altert
weder schön noch oxidiert es in Regenbogenfarben
wie viele andere Metalle. Ich finde es beeindruckend,
wie die Japaner den Alterungsprozess in die Objekte
einbeziehen und finde natürliche Abnutzung schön.“
Für Bang & Olufsen hat Kristoffersen eine
limitierte Auflage handbemalter Telefone aus Aluminium hergestellt, für Georg Jensen Damask hat
sie Bettwäsche entworfen und für Forms+Surfaces
hat sie Metalloberflächen gestaltet. Zu ihren ungewöhnlichsten Projekten gehörte die Herstellung von
zwei Aluminium-Toilettensitzen für Pressalit: „Das
waren reine Ausstellungsstücke, nicht für die Serienfertigung gedacht. Trotzdem hat mir der Auftrag
viel Spaß gemacht. Ich mag Projekte, bei denen ich
gemeinsam mit den Herstellern die Metalloberflächen gestalten kann.“
Trends
Trends im Aluminium-Recycling
„Das Recycling von Aluminium schont die natürlichen
Ressourcen und hilft dem Umweltschutz“, erklärt Yang Cao
vom Marktforschungsunternehmen Metal Bulletin Research.
Shapes hat sich mit dem Aluminiumexperten unterhalten.
TEXT DANNY CHAPMAN ZEICHNUNG CHRISTIAN MONTENEGRO
KEINE GRENZEN
„Aluminium lässt sich sehr gut
wiederverwenden. Aluminiumprodukte gibt es seit 1888. Bei einem
globalen Produktbestand von schätzungsweise 600 Millionen t ist die
Verfügbarkeit von Recyclingmaterial
gewährleistet. Für das Recyceln
werden lediglich 5 Prozent der Energie benötigt, die zur Gewinnung
neuen Aluminiums aufgewendet
werden müssen.“
REGIONALE ZENTREN
„Der asiatisch-pazifische Raum
wird zum führenden Produktionsraum für recyceltes Aluminium. 2013
war er bereits für 45 Prozent der
globalen Produktion verantwortlich. Das Produktionsvolumen in
Brasilien, China und Indien wächst
schnell an.“
WICHTIGE MÄRKTE
„Endanwenderbranchen wie
Transport, Bau, Verpackung und
Stahlproduktion sind die größten
Absatzmärkte für recyceltes Aluminium. Der weltweite Bedarf an
recyceltem Aluminium in diesen
Branchen soll 26,5 Millionen t bis
zum Jahr 2023 erreichen.“
WICHTIGE
TRIEBKRÄFTE
„Das Recycling von Getränkedosen wird zu einem Schlüsselfaktor
für die Wiederverwendung. Wichtig
sind auch Aufklärungsprogramme
wie American Action to Accelerate
Recycling.“
WICHTIGE
EINSCHRÄNKUNGEN
„Die weltweite lokale Verfügbarkeit von Alt-Aluminium,
besonders in einigen Ländern des
Westens, die zunehmend nach
Asien exportieren, gibt Anlass zur
Besorgnis. Auch die Verunreinigungen in Alt-Aluminium können
problematisch sein.“
1.2015 • SHAPES
19
Entwicklung
Das Technikzentrum von Sapa Precision Tubing
hat seine Zentrale in Karmøy (Norwegen).
Zeit für
TEXT KEVIN WIDLIC
FOTO KJELL RUBEN STRØM
20
SHAPES • 1.2015
Ein neues Klimatechnik-Handbuch
erleichtert den reibungslosen Wechsel
von Kupferrohren zu Rohren aus
Aluminium.
den Wechsel
Das Klimatechnik-Anwendungshandbuch geht ausführlich auf Aluminium als
Werkstoff für Wärmetauscher ein.
D
AS KLIMATECHNIK-ANWENDUNGS-
handbuch von Sapa ist das erste Handbuch
mit dokumentierten Testergebnissen und
technischen Argumentationshilfen für die
Verwendung von Aluminium in Haus- und
Klimatechnikanlagen. Der Verfasser geht ausführlich auf
die einschlägigen Anforderungen und Vorschriften für
Wärmetauscher ein.
Das 88-seitige Handbuch richtet sich an Hersteller
von Wärmetauschern. Es informiert über die Basiseigenschaften von Aluminium und den richtigen Einsatz von
Aluminiumlösungen. Das Handbuch deckt alle wichtigen
Themen wie Korrosion, Legierungen, Produkte und Beschichtungen ab. Es handelt sich um eine überarbeitete
Neuauflage der Veröffentlichung Aluminium System
Solutions for HVAC&R Applications aus dem Jahr 2012.
„Ich habe viele wichtige Informationen in dem Handbuch gefunden“, erklärt Sandro Ortolano, leitender Kundensupport-Manager beim italienischen Unternehmen
ThermoKey.
Das Handbuch erläutert die Vorteile, die sich aus
dem Wechsel von Kupfer zu Aluminium ergeben. Nicht
PRECISION TUBING
HVAC&R
APPLICATIONS
SAPA ALUMINIUM SOLUTIONS
Das umfangreiche
Handbuch ist die
branchenweit
erste Fachpublikation mit
dokumentierten
Testergebnissen.
3 Fragen an Thierry Guillaume:
Wer sollte das Handbuch lesen?
„Ingenieure, Designer, Konstrukteure und Einkäufer in Unternehmen, die
Wärmetauscher aus Kupfer herstellen und offen für Aluminiumlösungen
sind. Das Buch ist auch für Laien geeignet.“
Wer hat die Hintergrundarbeit gemacht?
„Das Technikzentrum von Sapa Precision Tubing und andere Sapa Experten auf der ganzen Welt.“
Gelten die Angaben und Informationen für alle Klima- und Haustechnikhersteller weltweit?
„Ja.“
ganz so einfach ist allerdings die Auswahl der Legierung.
Manchmal lässt sich die optimale Legierung erst nach
Designänderungen und Tests bestimmen.
„Das Handbuch entmystifiziert Aluminium als
Werkstoff für Klima- und Haustechnik und erläutert die
Grundprinzipien und Verfahren für das Design von Wärmetauschern aus Aluminium“, sagt Thierry Guillaume,
Technischer Manager bei Sapa.
Er hat das Handbuch verfasst und dabei auf sein
umfangreiches Fach- und Praxiswissen zurückgreifen
können. Guillaume beschreibt seinen Hintergrund:
„Das Handbuch basiert auf 30 Jahren Erfahrungen im
Automotive-Bereich und über 10 Jahren in der Klimatechnik.“
DIE DATEN KOMMEN aus Testergebnissen, Entwick-
lungsprojekten, Ausfallanalysen und Tests in den
Sapa Laboren. Die vorgestellten Technologien repräsentieren den aktuellen Stand bei Aluminiumlösungen.
Die einfachste Designänderung ist der Austausch von
Kupfer-Rundrohren durch Rundrohre aus Aluminium,
der unmittelbare Einsparungen bei den Materialkosten
ermöglicht. Weitere Vorteile sind die Immunität gegen
spezielle Formen der Lochkorrosion („formicary corrosion“) sowie Größen- bzw. Gewichtseinsparungen, der
geringere Kältemittelbedarf und die vollständige Wiederverwertbarkeit.
Guillaume kommt zu dem Schluss, dass sich der
Wechsel von Kupfertauschern zu reinen Aluminiumtauschern lohnt und relativ einfach zu bewerkstelligen ist.
Der Autor weist aber auch darauf hin, dass die Empfehlungen und Richtlinien unbedingt befolgt werden sollten,
um einfach zu vermeidende Produktfehler und Ausfälle
zu verhindern.
1.2015 • SHAPES
21
Grüne Lösungen SCHWIMMENDE TUNNEL
Die Schwimmbrücke wird nicht im Meeresgrund
verankert, sondern auf einem künstlichen Boden,
der über vorgespannte Rohre mit beiden Küsten
verbunden ist und sich über den gesamten Fjord
in einer Tiefe von 30 m erstreckt.
Brücken
für die Zukunft
Für die geplanten Brücken über die
zahlreichen Fjorde Norwegens könnte
Aluminium eine wichtige Rolle spielen.
TEXT ULF WIMAN ZEICHNUNG REINERTSEN
M
IT IHREN BLAUEN Fjorden,
malerischen Steilküsten und
schneebedeckten Bergen sieht
die Westküste des Landes wie
eine perfekte Touristenkulisse
aus. Straßen und Brücken lassen sich in dieses Naturpanorama allerdings nur schwer integrieren.
Vor fünf Jahren wurde die norwegische Straßenbehörde beauftragt, die Möglichkeit von
Brücken als Alternativen zu den sieben Fährverbindungen zu prüfen, die auf der 1100 km langen
Europastraße E39 zwischen Kristiansand und
Trondheim liegen.
Die Behörde sollte untersuchen, welchen Einfluss die Brücken auf Handel und Gewerbe und auf
die regionale Beschäftigungs- und Siedlungsstruktur haben könnten, welche technischen Probleme
sich stellen würden und ob sich Brücken auch zur
Stromerzeugung nutzen lassen könnten.
Der Sognefjord, der längste und tiefste Fjord
Norwegens – 205 km lang, 1300 m tief und 3700 m
breit – wurde für eine Machbarkeitsstudie ausgewählt. Ausgehend von den Anfangsuntersuchungen wurden 2012 drei Konzepte vorgestellt: eine
Schwimmbrücke, ein schwimmender Tunnel und
eine Hängebrücke.
Im Anschluss an die Machbarkeitsstudie stellte
ein Konsortium ein Schwimmbrückenkonzept
mit einem Unterwassertunnel in der Mitte vor.
Projektleiterin Marit Reiso vom norwegischen
Bauspezialisten Reinertsen erklärt: „
22
SHAPES • 1 | 2015
Dr. Marit Reiso, Wasserbau-Ingenieurin und
Projektleiterin bei Reinertsen.
Wir haben unsere Kompetenzen gebündelt, um
eine Lösung zu entwickeln. Die Verankerung
der Konstruktion und die Sicherstellung des
Schiffsverkehrs waren besonders anspruchsvolle
Aspekte.“
DER FJORD IST so tief, dass die Brücke nicht
im Meeresgrund verankert werden kann. Reiso
erklärt: „In der Öl- und Gasförderung gibt es ein
bewährtes Offshore-Verfahren, das wir für unsere
Zwecke angepasst haben. Es ist wahrscheinlich
das erste Mal, dass es bei einer Brücke angewendet
wird.“
„Wir sind keine Werkstoffspezialisten“, sagt die
Ingenieurin, „aber die Fahrzeugbranche arbeitet
bereits erfolgreich mit Aluminium und wir wollten
dem Material eine Chance geben. Deshalb haben
wir uns an Hydro gewandt. Hydro hat uns an Sapa
verwiesen. Beide Unternehmen gehören mittlerweile zum Konsortium.“
PROJEKTGRUPPE: REINERTSEN, DR. TECHN. OLAV OLSEN, SNØHETTA, SAPA, NORSK HYDRO OG DEEP OCEAN.
Schiffspassage
Schiffsbarriere
zum Schutz
des Übergangs
zwischen
Schwimmbrücke und Tunnel
Aluminium
ist formbar
und leicht.
Dr. Marit Reiso, Reinertsen
Die Planer prüfen gerade, ob Aluminium für
die Schiffsbarrieren geeignet ist, die den Übergang
zwischen Brücke und Tunnel vor Kollisionen
schützen sollen. Reiso weiß, dass sich durch Aluminium die Investitionskosten wahrscheinlich erhöhen werden, glaubt aber, dass sich das Material
durch den längeren Lebenszyklus dennoch amortisieren kann: „Aluminium ist formbar und leicht.
Das erleichtert den Bau. Seine ausgezeichnete
Korrosionsbeständigkeit reduziert die Wartungskosten und seine Wiederverwendbarkeit ist unter
Nachhaltigkeitsaspekten sicher ein Pluspunkt.
Außerdem befinden sich mehrere Aluminiumfabriken in der Umgebung, wodurch sich die Transportkosten und dadurch auch die Emissionen
reduzieren.“
Auch wenn die Brückenplanung für die E39
noch längst nicht abgeschlossen ist, kann das
Projekt schon jetzt mehrere innovative Lösungen
präsentieren.
Drei Fragen an Jonas Bjuhr
Leiter Produktentwicklung, Sapa
Welche Rolle
spielt Sapa in dem
Projekt?
„Gemeinsam mit
Hydro prüfen wir,
wie Aluminium als
Baumaterial für die
Schiffsbarriere zum
Schutz der Übergangssektion verwendet werden kann.
Wir prüfen auch
weitere Einsatzmöglichkeiten.“
Wie machen Sie
das?
„Unser Forschungszentrum führt
Grundlagenforschungen durch und
stellt Fachwissen
zur Verfügung. Wir
arbeiten auch mit der
norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie zusammen.“
Was ist aus Sicht von
Sapa so spannend
an dem Projekt?
„Das ist ein technisch
anspruchsvolles
Vorhaben, bei dem
wir gemeinsam mit
unseren Partnern
neue Anwendungsbereiche für Aluminium entwickeln.“
1 | 2015 • SHAPES
23
Kühlrippen. Führen die Wärme
von der LED-Platine ab.
Schraubenführungen. Für den
Einbau. Zum
Versiegeln der
Enden durch
Kunststoffoder Abdeckkappen.
Aufnahmefläche für LED-Platine. Hier
wird die LED-Platine verschraubt oder
verklebt.
Kabelkanal. Hier werden die
Strom- und Steuerkabel verlegt.
Im Detail
Mehrwert
für LED-Lampen
Aluminium-Strangpressprofile sind wichtige Funktions- und Gestaltungselemente
für Laternen und Beleuchtungskörper auf den schnell wachsenden LED-Märkten.
Neben optischen Vorteilen bietet Aluminium sehr gute thermische Eigenschaften.
Durch die schier unendliche Vielzahl von Möglichkeiten zur Funktionsintegration bei
Strangpressprofilen vereinfachen sich Montage und Einbau.