Voltaire

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Voltaire
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20/08/2013 |
Voltaire
21.11.1694 (François Marie Arouet) Paris, 30.5.1778 Paris,
Franzose. Sohn des François Arouet, Notars und Gebühreneinnehmers
am Finanzgericht, und der Marguerite Daumard. Am 12.12.1754, dem
Tag der Feierlichkeiten zur Escalade, kam V. zum ersten Mal nach Genf.
Der berühmte Schriftsteller, Dramaturg, Dichter, Essayist, Historiker
und Pamphletist suchte einen Zufluchtsort, nachdem er Frankreich,
später Preussen hatte verlassen müssen. 1755 kaufte er das Gut SaintJean bei Genf, das er in Les Délices (heute Institut und Musée V.)
Dieser Artikel wurde
umbenannte. Ferner pachtete er das Herrenhaus Grand-Montriond
für die Buchausgabe des HLS mit einem
zwischen Lausanne und Ouchy, in dem er jeweils die Winter verbrachte. Bild illustriert. Bestellen Sie das HLS bei
unserem Verlag.
In seinem Genfer Gut richtete V. zum Entsetzen der Compagnie des
pasteurs ein Theater ein. In diese Zeit fällt auch sein Gedicht "Poème
sur le désastre de Lisbonne" (1756), mit dem er seiner Bestürzung über
das Erdbeben von Lissabon vom 1.11.1755 Ausdruck verlieh. Er griff
darin den Widerspruch auf zwischen göttl. Willen und göttl. Geschehen
auf Erden. Dieser Thematik widmete er sich erneut in seinem Roman
"Candide". Jean-Jacques Rousseau, dem V. seine Arbeiten zukommen
liess, verteidigte hingegen die Idee der göttl. Vorsehung. Auf Rousseaus
"Discours sur l'origine et les fondements de l'inégalité parmi les
hommes" (1755) reagierte V. mit einer sarkast. Replik. In Genf erschien
bei den Brüdern Gabriel und Philibert Cramer eine erste Ausgabe von
V.s Gesamtwerk in 17 Bänden, die als Neuheit den siebenbändigen
"Essay sur l'histoire générale, et sur les mœurs et l'esprit des nations,
depuis Charlemagne jusqu'à nos jours" enthielten.
Nachdem V. gehofft hatte, die Gunst des franz. König Louis XV. wiederzugewinnen, musste er Ende 1756
erkennen, dass er ein "petit Suisse" bleiben würde. So nannte ihn sein Freund Marquis René-Louis d'Argenson.
Von da an unterschrieb V. seine Briefe mit "le vieux Suisse" oder "le plus maigre Suisse des treize cantons".
Als "sans contredit la province de France où il y a le plus d'esprit" umschrieb er Lausanne. Die Lausanner
Gesellschaft feierte V., als er 1757 Theateraufführungen im Saal von Mon-Repos organisierte (David Louis
Constant d'Hermenches als Orosmane in "Zaïre"). Jean Le Rond d'Alemberts Artikel über Genf in der
"Encyclopédie" von Ende 1757, in dem er aufgrund von Informationen V.s das Fehlen eines Theaters beklagte,
löste einen Sturm der Entrüstung aus. In seinem "Lettre à d'Alembert sur les spectacles" (1758) ergriff
Rousseau gegen V. für seine Genfer Landsleute Partei. Da V. nicht mehr von der Gunst des Kl. Rats von Genf,
noch desjenigen von Bern abhängig sein wollte, kaufte er 1758 im Pays de Gex die Schlösser Ferney und
Tourney. Von hier aus konnte er nach wie vor leicht die Waadt erreichen oder nach Genf fahren, wo er
anonym seinen Roman "Candide" veröffentlichte. Als "Schlossherr von Ferney" (patriarche de Ferney)
empfing er wichtige Geistesgrössen seiner Zeit sowie zahlreiche Europareisende, die von der Ausstrahlung
seines Werks angezogen wurden. Im Febr. 1778 kehrte V. endgültig nach Paris zurück.
Werke
– Les Œuvres complètes de V. 1-, 1968Archive
– Institut et Musée V., Genf
Literatur
– V. chez lui, hg. von E. Deuber-Pauli, J.-D. Candaux, 1994
– R. Pomeau, V. en son temps, 2 Bde., 1995
– Francillon, Littérature 1, 215-218
Autorin/Autor: Roger Francillon / ASCH
URL: http://www.hls-dhs-dss.chD16207.php
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