Rapsölkraftstoff und Biodiesel auf dem Prüfstand
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Rapsölkraftstoff und Biodiesel auf dem Prüfstand
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Rapsölkraftstoff und Biodiesel auf dem Prüfstand R. Richter Jena, Februar 2008 Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt „Rapsölkraftstoff und Biodiesel auf dem Prüfstand Abb.: 1 Leistungsmessung mittels Zapfwellenmotorbremse Die Ergebnisse dieser wissenschaftlich begleiteten Prüfstandsuntersuchung liefern Informationen zur Leistung, dem Kraftstoffverbrauch sowie dem optimalen Motorölwechsel bei Verwendung von Rapsölkraftstoff und Biodiesel. Hierzu gibt es bisher in der Praxis wenige Erfahrungen. Mit Prüfstandsuntersuchungen kann der Kraftstoffverbrauch in Abhängigkeit von der Leistung untersucht werden, ohne dabei Einflüsse von unterschiedlichen Feldarbeiten und Einsatzbedingungen berücksichtigen zu müssen. Für die Durchführung der Prüfstandsuntersuchungen wurden vorab 9 Traktoren (Tabelle 1) ausgewählt. Die Traktoren mit Pflanzenöl als Kraftstoff wurden mit Zweitank-System von Elsbett umgerüstet. Vor der Untersuchung wurden alle Maschinen auf einen gleichmäßigen Wartungsstand (Motoröl-, Filterwechsel) gebracht. Während des Projektzeitraums erfolgte die Verwendung einheitlicher Kraftstoffe. Die Qualität von Rapsölkraftstoff und RME wurde durch die Analysen im Labor sichergestellt. Biodiesel, welcher der Norm DIN EN 14214 entsprach und Rapsölkraftstoff nach der Vornorm DIN 51605 wurden eingesetzt. Maschine Kraftstoff Leistung in PS Einsatzzweck CASE 7240 RME 240 BB CASE CS94 RME 94 Pflege, leichte Arbeit CASE CVX170 RME 170 Transport, Düngung CASE MX270 RME 290 BB FENDT 926 RME 260 BB JCB 185-65 Rapsöl 185 Aussaat, BB JCB 3185 Rapsöl 188 BB MF 8480 Rapsöl 290 Aussaat, BB VALTRA 8400 Rapsöl 130 Transport Die Messungen mit den Biokraftstoffen wurden mit Messungen mit Dieselkraftstoff verglichen. 1/4 Beim Rapsölkraftstoff wurde unter Volllastbedingungen eine geringe Leistungssteigerung von durchschnittlich 3 % mit gleichzeitigem Mehrverbrauch von durchschnittlich 12 % festgestellt. Unter Praxisbedingungen, welche beim Österreichischen 35 – Traktorenprogramm vorlagen kann von Mehrverbrauch von 3 bis 4 % erwartet werden. Bei einem Rapsölpreis von 65 Cent/l entspricht das circa 2 Cent/l Mehrkosten. Der Betrieb der Traktoren mit Biodiesel verursachte unter Prüfstandsbedingungen eine Leistungsminderung von durchschnittlich 4 %. Gleichzeitig war ein Kraftstoffmehrverbrauch von durchschnittlich 13 % zu verzeichnen. In der Praxis wird beim Einsatz von Biodiesel allerdings ein Mehrverbrauch von 8 bis 10 % erwartet bei gleichzeitig absinkender Leistung. Bei einem Biodieselpreis von 72 Cent/l nach Rückerstattung der Energiesteuer sollten hier Mehrkosten von circa 6 Cent/l eingeplant werden. Beim Einsatz von Rapsölkraftstoff und Biodiesel ist der Eintrag der Kraftstoffe ins Motoröl festgestellt worden. Bei der Verbrennung in Dieselmotoren kommt es, grundsätzlich zum Eintrag von Kraftstoff in das Motoröl. Da Rapsöl und Biodiesel keine flüchtigen Eigenschaften besitzen wie der Dieselkraftstoff, reichern sich diese im Motorenöl an. Ein verkürzter Ölwechselintervall ist dann Aufgrund von Verschlechterung der Schmiereigenschaften nötig. Die Untersuchungen zeigten eine Abhängigkeit des Eintrages von der Funktionstüchtigkeit des Einspritzsystems, bzw. Motors und dem Einsatzspektrum. Der Pflanzenölgehalt im Motoröl der mit Pflanzenöl betriebenen Maschinen stieg von 5,5 % nach 125 Betriebsstunden auf durchschnittlich 20 % nach 250 Betriebsstunden. Nach Empfehlung des Analyselabors sollte ein Motorölwechsel ab einem Rapsöleintrag von 10 % erfolgen. Beim Vergleich der Einsatzspektren fällt auf, dass die Maschinen in der Bodenbearbeitung einen deutlich geringeren Rapsöleintrag ins Motoröl bei gleicher Betriebsstundenzahl aufweisen. Bei den mit Biodiesel betriebenen Motoren stieg der Anteil Biodiesel im Motorenöl bei ähnlichem Messintervall von 1,6 % auf durchschnittlich 2,5 % an. Auch hier gilt der Grenzwert von 10 % Biodiesel im Motoröl. Der Kraftstoffeintrag hängt allerdings stark von den Verbrennungsbedingungen ab, welche unter Volllast besser sind als bei Teillastbetrieb. Aus diesen Gründen darf die ständige Motorölkontrolle besonders bei Rapsölkraftstoff nicht vernachlässigt werden. Das in der Untersuchung getestete Motoröltestgerät „Tribocheck“ bietet bei richtiger Handhabung eine einfache und schnelle Möglichkeit zur Überprüfung der Motorölqualität und zur Optimierung der Motorölwechselintervalle vor allem bei unterschiedlichen Einsatzzwecken der Maschinen. Als Schäden beim Einsatz von Biodiesel sind die üblichen Undichtheiten von älteren Kraftstoffschläuchen zu nennen. Bei zwei Maschinen wurden biodieseltaugliche Schläuche eingebaut. Weiterhin trat ein Verschleiß einer Membrankraftstoffpumpe auf. Die Membran wurde brüchig und undicht und musste ausgetauscht werden. 2/4 Handlungsempfehlung für die Praxis Rapsölkraftstoff Vor der Umrüstung - Überprüfung der Einspritzdüsen, Einlassventile, Kompressionsdruck der Zylinder - Überprüfen der Dichtungen und Leitungen auf Verhärtungen und Undichtigkeiten - Leistungsmessung mit Kraftstoffverbrauchsmessung vor und nach der Umrüstung - Aufsuchen einer Fachwerkstatt - Bevorzugung des Zweitank-Systems in der Landwirtschaft, aufgrund der wechselnden Einsatzbedingungen Während des Betriebs - Schulung der Fahrer zum Einsatz von Rapsölkraftstoff - Rapsölkraftstoff nach der Vornorm DIN V 51605 einsetzen, Rückstellproben bei der Lieferung ziehen, einmal jährlich eine Tankreinigung durchführen - Motorölkontrolle täglich vor Arbeitsbeginn, z. B. mit „TriboCheck“ - Einspritzdüsen und Einlassventile jährlich oder nach 1.000 Bh kontrollieren - Zum Ende der Saison, Maschinen mit Diesel fahren und abstellen, Motorölwechsel durchführen Biodiesel Vor dem Einsatz - Überprüfen, ob die Maschine für den Einsatz von RME zugelassen ist, gegebenenfalls beim Hersteller nachfragen - Überprüfen der Dichtungen und Leitungen auf Verhärtungen und undichte Stellen, evt. Einbau biodieseltauglicher Dichtungen und Kraftstoffleitungen - Eventuell eine Tankreinigung des Fahrzeuges durchführen Während des Einsatzes - Bei gebrauchten Maschinen eine Tankreinigung durchführen - Nach den ersten Tankfüllungen Wechsel des Kraftstofffilters - Empfehlung des Einsatzes von ausschließlich Rapsmethylester nach der Norm DIN 14214, Rückstellproben bei der Lieferung ziehen, Tankanlage muss sauber, frei von Ablagerungen und biodieseltauglich sein 3/4 Zusammenfassung Die Ergebnisse der Leistungsmessung zeigen, dass bei Biodieseleinsatz eine geringe Leistungsminderung vorliegt, die jedoch im praktischen Einsatz kaum eine Rolle spielen dürfte. Bei Verwendung von Rapsölkraftstoff ist eine Leistungsminderung nicht zu erwarten. Ein Eintrag von Biokraftstoff in das Motoröl ist, wie beim Dieselkraftstoff gegeben. Allerdings kommt es in Folge des höheren Flamm- und Siedepunktes zu einer Anreicherung und gleichzeitigen Verdünnung des Motoröls. Nach längerer Laufleistung kann dieser Eintrag, vor allem von Rapsölkraftstoff, zu einer Erhöhung der Viskosität des Motoröls und damit zu Motorschäden führen. Daher ist das Motoröl durch den Nutzer ständig zu überwachen. Richter René (TLL Dornburg) 15.02.2008 4/4