Amherst_1314_Anglistik

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Amherst_1314_Anglistik
Erfahrungsbericht UMass Amherst
Vor der Abreise
Ich werde hier nicht auf die ganzen Formalitäten eingehen, da einem das IZ in der Hinsicht wirklich gut weiterhilft und auch Regine John (Ansprechpartnerin vor Ort) einem diesbezüglich sehr
gut zur Seite steht. Es sollte ziemlich schnell klar werden, was zu organisieren ist, was definitiv
eine Menge ist und sehr viele Nerven kostet. Wenn etwas unklar ist, würde ich mich sofort an
einen der beiden wenden, die immer sehr hilfsbereit mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Vor der Abreise wird ein Treffen aller Austauschstudenten des Landesprogrammes stattfinden,
dort erhält man die allerwichtigsten Infos durch Regine John und andere Mitarbeiter. Allerdings
auch durch amerikanische Austauschstudenten so wie deutsche die schon drüben waren, werden
dort wirklich sehr viele Fragen geklärt und man sollte auch wirklich diese tolle Gelegenheit nutzen
und den Leuten notfalls Löcher in den Bauch fragen. Auch würde ich schauen möglichst schon
Leute, die an die gleiche Uni gehen kennen zu lernen, da man schlussendlich doch irgendwie
etwas mit ihnen in den Staaten zu tun haben wird. Wir mussten uns relativ schnell nach dem
Treffen entscheiden ob man off oder on campus leben möchte. In meinem Fall habe ich mich für
off entschieden, da ich zwei Semester geblieben bin und es sich finanziell auf jeden Fall lohnt. Bei
einem Semester würde ich auf jeden Fall zu on raten, spart Nerven und Ungewissheit.
Um den Flug muss sich natürlich auch gekümmert werden. Da ich off wohnen wollte, bin ich ca.
10 Tage vor der orientation week (mehr dazu später) in Amherst angekommen, um mir eine
Wohnung zu suchen zu können. Wer on wohnen möchte kann wirklich erst zur orientation week
einziehen und muss sogar noch für die 4 Tage relativ viel drauf zahlen, wer also die 30 Tage des
Visums nutzen möchte, kann vorher villeicht noch die Zeit nutzen um sich Boston oder New York
anzusehn, um dann an dem Tag in Amherst einzutreffen.
Anreise und Unterkunft
Wer in Boston landet, dem würde ich empfehlen, den PeterPan Bus zu nehmen, wer in NewYork
landet den MegaBus oder auch PeterPan. Die Fahrt kann man mit ner Kreditkarte ohne Probleme
vorher buchen und es ist auch wirklch unkompliziert. PeterPan fährt in beiden Fällen nicht direkt
und man muss in Springfield umsteigen. Es steht aber auf den Tickets (muss man auf jeden Fall
ausdrucken, also darüber im voraus Gedanken machen). Ansonsten den Busfahrer oder andere
Passagiere fragen, die sind eigentlich immer hilfsbereit. In Boston kann man direkt vom Flughafen
nach Amherst mit PeterPan kommen in NewYork wird’s da schon komplizierter. PeterPan ist am
ZOB, MegaBus allerdings nicht (wo genau, weiß ich leider auch nicht). In Amherst selber würde
ich vielleicht erst noch ein Taxi nehmen um zur Unterkunft zu kommen, außer man wohnt on
campus oder zentral, denn da fährt zumindest PeterPan hin. Manche haben sich in ein Hotel o.Ä.
eingebucht (muss man sich rechtzeitig darum kümmern), ich habe aber was bis zum 1. September
was auf Craigslist gefunden und hab dort wesentlich weniger gezahlt. Ist aber natürlich stressiger
als ein Hotel.
Für die Suche meiner Wohnung habe ich niemanden vorher kontaktiert und erst alles vorort gemacht. Geht natürlich auch im Voraus, aber viele wollen auch nicht skyken o.Ä.. Ich habe hauptsächlich Craigslist genutzt, aber auch facebook und die offizielle Uniseite für Wohnungsangebote.
Das verläuft dann auch nicht anders als in Deutschland, man schreibt E-Mails oder ruft an und
hofft ne Antwort zu bekommen. Allerdings kann man die Suche nach einer Wohnung keinesfalls
mit der aus einer deutschen Unistadt oder Stuttgart vergleichen. Meine 10 Tage haben vollkommen ausgereicht und ich kenne wirklich niemanden, der nicht noch etwas bekommen hätte.
Schreckensgeschichten wegen craigslist habe ich im Gegensatz zu anderen auch nicht gehört,
kann nur sagen, dass es mir eine enorme Hilfe war. Mein Haus war möbliert und wirklich sauber,
was man aber mit Sicherheit nicht überall erwarten kann. Je nach dem wen man anschreibt,
würde ich unbedingt erwähnen, dass man ein grad student ist (vorausgesetzt natürlich man ist
über das Landesprogramm da), das hören viele Leute gerne, zumindest wenn sie auch grads oder
die Vermieter sind. Oh und unbedingt ne reference vorher besorgen (von einem Vermieter), die
wollen das alles sehen. Allgemein zur Location, wenn man sich lieber im Zentrum des Geschehens
befindet, würde ich mir nichts suchen was weiter als eine Meile vom Kern ist, denn die Busse
fahren teilweise nicht so oft und nachts nur bis halb eins (allerdings macht alles aber auch wirklich
alles um 1 zu) und auch nichts hinter Umass, also nichts nördlich davon (außer vielleicht Puffton
Village). Und immer darauf achten, dass eine Busverbindung in der Nähe ist. Außerdem kann man
von vorneweg $500 für die Miete rechnen, ist aber trotzdem noch billiger als on campus.
Studium
Im Allgemeinen kann man zum Studium nur sagen, dass es wirklich anders ist als in Deutschland.
Während dem Semester hat man wesentlich mehr zu tun und man wird auch mehr „an die Hand
genommen“, aber im Endeffekt ist es dann trotzdem einfacher gute Noten zu schreiben. Man
muss mit Hausaufgaben in den meisten Kursen rechnen und je nach Studiengang, viel lesen. Auch
wird man ein Pensum von mehr als 4 Kursen kaum schaffen, ich würde empfehlen 3 zu belegen.
Der Umgang mit den Professoren ist, zumindest bei Seminaren, recht persönlich und die meisten
versuchen wirklich alle Namen zu lernen. Auch ist die Hilfsbereitschaft der Professoren enorm,
für die meisten steht einfach der Lehrauftrag im Vordergrund und man sollte wirklich nie zögern
um Hilfe zu bitten, die Mehrheit macht das wirklich gerne.
Da ich Englisch auf Lehramt studiere, habe ich mich auch im English department eingeschrieben
und alle Kurse dort absolviert. Ich mochte das vielfältige Angebot und fand es durchaus erfrischend und habe genossen, dass ich mal ein bisschen freier in meiner Wahl sein konnte. Man
kann allerdings ohne Probleme fachfremde Kurse belegen, falls man noch ein Neben- oder Zweitfach hat. Wer in irgendeiner Form Geisteswissenschaften an der Uni Stuttgart studiert, weiß, dass
es extrem stressig und lästig ist, sich für Kurse anzumelden. In Amherst ist es zumindest zeitlich
und auch von den Kapazitäten her nicht ganz so stressig. Die Anmeldung für den fall fängt im
April an und die für den spring im November. Man muss definitiv nicht wach bleiben, um noch
einen Platz in seinem Wunschkurs zu bekommen, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass man die
Professoren direkt anschreiben muss, um in den Kurs aufgenommen zu werden. Umass weiß ja
nicht, was für Kurse man schon gemacht hat und daher auch nicht, ob man genügend Vorwissen
mitbringt. Die Profs sind aber meistens nett und lassen einen immer rein, wenn man die Umstände erklärt. Die ganze Anmeldung läuft über das sogenannte ‚spire‘, aber auf dem Vortreffen
werden einem solche Dinge aber noch genauer erklärt. Man bekommt auch seine eigene E-MailAdresse, die man definitiv des Öfteren abrufen sollte.
Leben in Amherst
Amherst ist wirklich eine süße knuddelige Stadt, die prinzipiell in einen Wald hinein gebaut
wurde, für Naturfreaks hat es da also wirklich jede Menge Möglichkeiten. Allgemein lebt die
ganze Stadt wirklich von ihren rund 30000 Studenten und sobald die weg sind, ist die Stadt auch
halb tot. Ich habe meine Zeit dort wirklich sehr genossen, aber man darf von ihr wirklich keine
Großstadterwartungen haben. Wobei die öffentlichen Verkehrsmittel für die Größe der Stadt
wirklich überraschend häufig fahren (am Wochenende allerdings nur stündlich). Außerdem
decken sie so gut wie ganz Amherst ab und sind bis auf wenige Ausnahmen auch in der ganzen
Stadt für umsonst. Feiern kann man dort recht gut, aber auch hier muss einem klar sein, dass es
nicht allzu viele Möglichkeiten hat. Wer keinen meal plan hat wird recht genervt von den
Einkaufsmöglichkeiten sein, da man ohne Bus kaum hinkommt, aber man gewöhnt sich mit der
Zeit wirklich an Vieles und sieht das nicht mehr so eng.
Die Leute dort sind wirklich super nett und Amherst ist eine der liberalsten und offensten Städte
die ich jemals erlebt habe. Durch die Größe der Uni und dir starke Konzentration so vieler junger
Menschen an einem Ort, gibt es so viele unterschiedliche und interessante Menschen, dass es
wirklich nie langweilig wird. Allein die Uni bietet so viele Freizeitmöglichkeiten an, dass jeder
Abend in der Woche ohne Probleme ausgeplant sein könnte; es findet wirklich jeder irgendetwas.
Was auch toll ist, sind die Filmnächte jeden Freitag- und Sonntagabend in der Student Union;
Film (~ 3 Monate alt), Popkorn und Wasser sind jedes Mal umsonst. Wer im Winter noch da ist,
kann zum einen toll Schlitten fahren gehen (wer kein Schlitten hat, Mülltüten funktionieren fast
noch besser) und kann auch mit dem Outing club auf Skiausfahrten gehen. Auch das IPO bietet
allerlei Dinge an, dessen Angebote zu nutzen sich wirklich lohnt und viel Spaß macht. Man kann
vor allen Dingen zu Semesterbeginn essenstechnisch sehr gut umsonst an der Uni über die Runden kommen, man muss nur Augen und Ohren offen halten. Die Mensen dort sind auch wirklich
nicht schlecht und sehr viel wird selbst zubereitet und gekocht (ich habe in der Küche gearbeitet
und kann das wirklich nur bestätigen), bei manchen Dingen wird es sogar direkt frisch für einen
gekocht. Die Gym der Uni ist auch noch super und es lohnt sich wirklich die Angebote dort zu
nutzen. Man kann zum Beispiel mit Mannschaften an den verschiedensten Turnieren teilnehmen,
Kurse machen oder einfach nur das breite Angebot der Geräte nutzen.
Allgemeiner Eindruck
Allgemein kann ich wirklich jedem einen Auslandsaufenthalt empfehlen, egal wohin. Wer jedoch
in die Staaten gehen möchte und das ultimative Studentenstädtchen sucht, der wird in Amherst
definitiv sein Glück finden. Es wurde auch schon zur besten college town ernannt (sagt zumindest
Wikipedia) und bietet wie gesagt für jeden etwas. Jetzt da ich wieder in Deutschland zurück bin,
kann ich wirklich sagen, dass ich zum Beispiel die Freundlichkeit der Amerikaner vermisse, tatsächlich manches Essen und auch UMass du Amherst an sich. Mir graut es schon ein bisschen
davor wieder in den rauen Alltag einer deutschen Uni zurückkehren zu müssen, wo die Uni zwar
umsonst ist, aber es sich auch deshalb einfach nicht so gut um einen gekümmert wird. Auch wenn
es immer mal wieder Dinge gab, die befremdlich oder nervig waren, bin ich mit einem durchweg
positiven Gefühl in Bezug auf Amherst nach Hause gegangen. Wer sich also vor einem kleinstädtischen Leben mit der Vielfalt einer Großstadt nicht scheut, ist in Amherst wirklich bestens aufgehoben. Außerdem ist es nicht weit weg von Boston, New York und Kanada, da lassen sich dann
super Wochenendtrips planen. Ich habe tolle Menschen getroffen, schöne Erfahrungen gemacht
und würde meine neun Monate dort nicht missen wollen.