Gehörlos, aber nicht sprachlos!

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Gehörlos, aber nicht sprachlos!
Arbeiterwohlfahrt
Kreisverband
Freiberg e.V.
Neues
aus unserem
Verband
Gehörlos, aber nicht sprachlos!
Seit Dezember 2014 arbeitet Linda Mindemann beim AWO Kreisverband Freiberg e. V.
Sie ist 22 Jahre alt und wohnt in Brand-Erbisdorf mit ihrem Lebenspartner zusammen. Weiterhin plant sie für dieses Jahr ein großes persönliches Ereignis – ihre
eigene Hochzeit. Ihr großes Hobby liegt im Fotografieren und Bearbeiten von Fotos. Dafür
hat Linda eigens einen Arbeitsplatz mit Computer eingerichtet bekommen. In jeder
freien Minute werden Fotos hochgeladen und in Fotoalben erstellt.
Linda hat ihre 27-monatige Ausbildung im barrierefreien und integrativen Freiberger
Regenbogenhaus absolviert. Dort hat sie in erster Linie in der Küche und im Service
gearbeitet. Nachdem sie alle Prüfungen bestanden hatte, sollte Sie dennoch in einer
Behindertenwerkstatt arbeiten. Doch Linda ist »nur« schwerhörig, aber nicht geistig
oder körperlich behindert.
Im Kreisverband ist sie in der Tages- und Kurzzeitpflege eingesetzt. Jeden Tag kommt
sie alleine mit dem Bus zur Arbeit. Die junge Frau übernimmt vorwiegend hauswirtschaftliche Tätigkeiten sowie das Vor- und Zubereiten von Mahlzeiten für die zu betreuenden Gäste. Gern kommt sie mit den Betreuten im Rahmen ihrer Möglichkeiten in
ein persönliches Gespräch oder beschäftigt sich mit ihnen z. B. mit Gesellschaftsspielen
wie »Mensch ärgere dich nicht« oder Lieder singen und Basteln – Linda begeistert alle
zum Mitmachen.
Um ihr Aufgabengebiet stetig zu erweitern, erledigt sie selbstständig Botengänge wie
den Einkauf von Lebensmitteln und Medikamente abholen. An schönen Tagen begleitet
Linda die Betreuten bei einem Spaziergang; und beim Verweilen auf der Parkbank haben die Senioren viele interessante Dinge aus ihrem Leben zu erzählen.
Die Verständigung ist manchmal etwas schwierig, denn Linda muss den Leuten auf
den Mund schauen, um sie zu verstehen, aber dies klappt von Tag zu Tag besser. Linda
fühlt sich sehr wohl und es macht ihr viel Spaß, hier zu arbeiten. Sie ist dankbar, so
eine Chance bekommen zu haben.
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Bild oben:
Linda Mindemann bei der Beschäftigung
mit Betreuten
Bild unten:
Linda Mindemann
1_2015
AWO Kreisverband Freiberg e.V.
Forstweg 69 | 09599 Freiberg | Tel. 03731 795700 | Fax 03731 795750 | [email protected]
I
Verbandsnews
Portrait: Peter Burkhardt –
unser neuer Geschäftsführer
Verbandsprojekte
Heimat zum Anfassen –
Kinder auf Entdeckungstour
Seine Ziele sind unter anderem die
Gewinnung von Fachkräften und die Steigerung
der Zufriedenheit der Mitarbeiter
Von der Entstehung des Bergbaus bis zur
Freiberger Eierschecke lernen die Kinder ihre
Stadt auf diese Art bewusster kennen
Mein Name ist Peter Burkhardt,
ich bin 34 Jahre alt und seit dem
17.11.2014 neuer Geschäftsführer beim
AWO Kreisverband Freiberg e. V.
Als gelernter Arzthelfer/Krankenpfleger
arbeitete ich viele Jahre in einem Klinikum
in München. Nach fünf Jahren kehrte ich
in meine Heimat Sachsen zurück und
nahm die Tätigkeit in einem Medi­zini­
schen Versorgungszentrum auf. Hier war
ich für die Abrechnung, den Einkauf, die
Kostenrechnung sowie für die Personal­
angelegenheiten zuständig. Bevor ich
zum Kreisverband kam, arbeitete ich als
Bereichsleiter Soziale und Stationäre
Dienste. Ehrenamtlich bin ich seit 16 Jahren beim Technischen Hilfswerk in Riesa
als Helfersprecher tätig.
Wie sind Sie zum AWO Kreisverband
Freiberg gekommen? Was hat Sie dazu
bewegt, sich zu bewerben?
Ich habe den Stellenmarkt bei der AWO
in Sachsen aktiv beobachtet. Mit der
AWO verbinde ich meine Ziele und Werte,
die Aufgaben der gemeinnützigen
Wohlfahrtsverbände werden in der
heutigen Gesellschaft immer wichtiger.
Auch war es schon immer mein Ziel,
Geschäftsführer zu werden und mein
Wissen und Engagement für die so­ziale
Arbeit einzubringen.
Was wollen Sie voranbringen, welche
Pläne haben Sie zur Weiterentwicklung
des Kreisverbandes?
Bei meinen ersten Aufgaben im Kreis­
verband werde ich versuchen, mich aktiv
auf die Fachkräftegewinnung zu konzen­
trieren sowie den Beruf des Altenpflegers
attraktiv darzustellen, um für Fachkräfte­
nachwuchs/Auszubildende für den Verband zu sorgen. Weiterhin will ich die
Zufriedenheit der Mitarbeiter steigern,
um Fachkräfte zu erhalten.
Die Kita »Bergstadtzwerge« liegt
im Herzen der Stadt Freiberg. Aus
diesem Grund beschäftigen sich Kinder,
Eltern, Erzieherinnen und Erzieher schon
seit Jahren mit der Historie der Bergstadt. Dazu zählt in erster Linie die Entstehung der Stadt durch den Bergbau
und das Leben der Bergleute in der damaligen Zeit. Engen Kontakt pflegen wir
zur »Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft«, erfahren von den Bergbrüdern
viel Interessantes aus dem Leben der
Bergleute und besichtigen auf Exkursionen historische Bergbauanlagen, Kirchen
und Museen unserer Stadt.
Alle kleinen und großen »Bergstadtzwerge« lernen zum Beispiel den Obermarkt mit dem Brunnen und »Otto dem
Reichen« sowie seine liebevoll gestalteten
Häuser kennen. Sie gehen auf Spuren­
suche im Rathaus und dürfen dort sogar den
früheren Kerker erkunden. Bei Beobachtungsgängen rund um die Stadtmauer
staunen die Kinder, wie dick die Mauern
Peter Burkhardt
Der Ausbau des Leistungsangebotes der
AWO Freiberg soll vorangetrieben werden;
es sollen neue Geschäftsfelder entstehen
und vorhandene Ressourcen ausgebaut
wer­den. Weiterhin will ich die Rentabilität des Vereins steigern. Sehr gut könnte
ich mir die Etablierung eines Seniorenheimes vorstellen. Auch soll der »gute«
Name der AWO weiter wachsen; durch
den Ausbau des Marketings soll eine eindeutige Abgrenzung zu anderen Pflegeeinrichtungen bzw. anderen vergleichbaren Einrichtungen entstehen.
abrufbar. Der Kreisverband konnte seinen
Umsatz steigern, mehr Gewinn erzielen
und besitzt mehr Marktanteile. Erste
Spatenstiche für neue Projekte sollten
bis dahin gemacht sein.
Ihre Botschaft an die Mitglieder …
Die Mitgliedschaft in einem Verein ist ei­ne
ehrenamtliche, uneigennützige Sache.
Die Mitglieder sollten sich ak­tiver in die
Arbeit des Kreisverbandes einbinden –
Ideen aussprechen und vorstellen.
Wo sehen Sie den Verein in einem Jahr?
Natürlich habe ich viele Ideen und Vorstellungen, wie der Kreisverband durch
meine Unterstützung in einem Jahr bzw.
in der Zukunft wachsen kann. Die Personalzufriedenheit in allen Bereichen ist
höher und genügend Fachkräfte sind
Verschnaufpause an der Postsäule am Meißner Tor
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II
AWO Kreisverband Freiberg e.V.
Forstweg 69 | 09599 Freiberg | Tel. 03731 795700 | Fax 03731 795750 | [email protected]
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Die Kinder beim Erkunden der Stadtmauer
sind, sie können diese mit ihren eigenen
Händen ertasten und erfahren, wie sich
die Bewohner vor Feinden schützten und
dass es damals fünf Tore gab. Die engen
Gassen führen zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten; so ist im Laufe der Zeit der
Donatsturm für die »Bergstadtzwerge«
zum Wahrzeichen geworden.
Die Nikolaikirche beeindruckt die Kinder schon durch ihre Größe. Da ist ganz
klar, dass entsprechend große Bögen Papier
benötigt werden, um dieses riesige, imposante Gebäude mit Pinsel und Farbe
malen zu können. Wenn es heißt »Heute
dürfen wir hinter die Kulissen des ältesten Theaters der Welt schauen!«, sind
die Kinder aus dem Häuschen. Der Kostümfundus sowie die vielen verschiedenen
Perücken regen dann auch in der Kita
zum Verkleiden und Aufführen von
selbstausgedachten Vorstellungen an.
Die Arbeitsstellen einiger Eltern sind
interessante Ziele auf den Entdeckungstouren. So wird die Verkostung der
berühmten »Freiberger Eierschecke« in
einer echten Backstube zum tollen und
leckeren Erlebnis. Dem Wunsch der
Kinder, selbst zu kleinen Zuckerbäckern
zu werden, kommen wir dann in der
Kinderküche der Kita nach und lernen
dabei das Wiegen, Abmessen und Zusammenrühren der entsprechenden Zutaten.
Die Ergebnisse unserer »hauseigenen
Bäckerei« können sich durchaus sehen
und schmecken lassen. Im Lederinstitut
»FILK« erleben die Kinder mit allen
Sinnen, wie Leder verarbeitet wird. Bereits bei der Begrüßung durch einen
Papa und dem Betreten der großen Halle
schnuppern wir den Geruch und sehen
die vielen verschiedenen Lederarten.
Beim Anfassen der Felle stellen die Kinder fest, dass es sich »gar nicht eklig
anfühlt« und eine anfängliche Scheu ist
schnell vergessen. Aus bunt gefärbten
Lederresten lassen sich anschließend in
der Kita sehr schöne Säckchen zum Verstauen von kleinen Schätzen herstellen.
Das Bergmannslied »Glück auf, Glück
auf, der Steiger kommt...« darf in diesem
Zusammenhang nicht fehlen. Fast täglich
werden alle Strophen mit Freude von
den »Bergstadtzwergen« gesungen, begleitet mit selbstgebastelten Trommeln,
Rasseln und anderen Instrumenten.
Jedes Jahr zeigen die strahlenden neugierigen Kinderaugen, dass es interessant,
spannend und vor allem auch wichtig ist,
die Heimatstadt bewusst zu erleben und
immer wieder neu zu entdecken.
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AWO Kreisverband Freiberg e.V.
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III
Verbandsleben
Ein Therapeut auf vier Pfoten
Der Königspudel Olly ist für die an
Demenz Erkrankten eine große Freude
und hilft oft beim Kommunizieren
Cornelia Wendland und ihr Olly
Im Kompetenzzentrum Demenz werden an zwei Tagen in
der Woche an Demenz erkrankte Menschen stundenweise
betreut, gefördert und gefordert. Grundgedanke bei der Eröffnung war, den Angehörigen, welche an Demenz Erkrankte betreuen, etwas Freizeit zu verschaffen und den Betreuten ein paar
schöne abwechslungsreiche Stunden in Gesellschaft zu ermöglichen.
Da die Betreuten teilweise schwer an Demenz erkrankt sind,
stellte Altenpflegerin Cornelia Wendland, welche die Gruppe zusammen mit Ehrenamtlerin Heidi Schmidt betreut, immer öfter
fest, dass sie die Betroffenen nicht erreicht. Die engagierte Mitarbeiterin mit gerontopsychiatrischer Ausbildung machte sich
Gedanken zu alternativen Methoden und wagte schließlich den
Versuch, ihren Hund mit in die Gruppe zu bringen. Das Experiment wurde ein voller Erfolg.
Der Therapiehund Olly ist ein Königspudel. Er war zum ersten
Mal im Alter von acht Wochen im Kompetenzzentrum und konnte sich bereits als Welpe auf seine Arbeit einstellen. Inzwischen
ist Olly drei Jahre alt, absolviert eine entsprechende Ausbildung
und weiß genau, wie man mit an Demenz Erkrankten umgeht.
Olly kann trösten, wenn jemand einen nicht so guten Tag hat.
Wenn die Mitarbeiterinnen einen Betreuten nicht erreichen bzw.
nicht mit ihm kommunizieren können, ist Olly der »Brückenbauer«. Sätze wie »Olly mein Guter, da bist du ja wieder« kann man
hören, und Olly wird über das wollige Kräuselfell gestreichelt. Er
schafft es immer wieder, die Leute miteinander ins Gespräch zu
bringen.
Der Vierbeiner ist bei fast allen Aktivitäten der Gruppe dabei
und hilft, die Feinmotorik und Grobmotorik zu trainieren. Beim
Kegeln holt er den Ball und gibt ihn den Betreuten in die Hand;
auch sammelt er die Kegel wieder ein, wenn sie umgestoßen
werden. Beim Spazierengehen steht er im Mittelpunkt und jeder
möchte gern die Hundeleine nehmen. Nach getaner Arbeit bekommt der Pudel manchmal ein Leckerchen von den Betreuten
oder seiner Besitzerin.
Im Juli dieses Jahres wird Olly die Prüfung zum Therapiehund
ablegen, auf die er während seiner zweijährigen Ausbildung
intensiv vorbereitet wurde. Hoffentlich erfreut er die Betreuten
des Demenzzentrums, die Tagespflegegäste und die Kinder unserer Ganztagesbetreuung, denen er ab und zu begegnet, noch
sehr lange.
Olly im Kontakt mit den Betreuten
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IV
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