Faktenblatt: EGCG (Grüner Tee) März 2014 Verantwortlich: Dr. J

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Faktenblatt: EGCG (Grüner Tee) März 2014 Verantwortlich: Dr. J
Faktenblatt: EGCG (Grüner Tee)
März 2014
Verantwortlich: Dr. J. Hübner, Prof. K. Münstedt,
Prof. O. Micke, PD Dr. R. Mücke, Prof. F.J. Prott
Methode/Substanz
Grüner Tee (Camellia sinensis L.) enthält einen hohen Anteil an Polyphenolen mit
antioxidativen Eigenschaften. Die größte Gruppe der Polyphenole stellen die
Catechine dar, zu denen EGCG gehört.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Tertiärprävention nach Kolonpolyp oder Kolonkarzinom
In einer prospektiven Kohortenstudie führte die Flavonoidmischung aus Apigenin und
EGCG (je 20 mg täglich) zu einer signifikanten Verminderung von Rezidiven
(Hoensch 2008).
Tertiärprävention nach Mammakarzinom
Eine Metaanalyse aus Beobachtungsstudien zeigt eine signifikante Verminderung
des Rezidivrisikos nach Mammakarzinom (Seely 2005).
Tertiärprävention nach Ovarialkarzinom
Ein systematisches Review beschreibt für das Ovarialkarzinom eine verbesserte
Prognose aus Beobachtungsstudien (Trudel 2012).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
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Interaktionen
In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen zeigen vielfach synergetische Wirkungen mit
verschiedenen Chemotherapeutika. Auf der anderen Seite ist EGCG ein starkes
Antioxidans. Eine Wirkungsabschwächung von Chemo- und Strahlentherapie wurde
in vitro gezeigt (Thomas 2011).
EGCG inhibiert in vitro die Wirkung von Sunitinib und Bortezomib (Thomas 2011,
Golden 2009).
Unerwünschte Wirkungen
Nebenwirkungen von EGCG sind Übelkeit, Erbrechen, Schlaflosigkeit, Erschöpfung,
Diarrhö, Bauchschmerzen und Verwirrung (Jatoi 2003).
Eine Phase-1-Studie ergab eine maximal tolerierte Dosis von 4,2 g/m² einmal oder
1,0 g/m² dreimal täglich (entspricht 7-8 Tassen à 120 ml). Die Nebenwirkungen
entsprachen den Nebenwirkungen von Koffein (Pisters 2001).
Eine Metaanalyse aus Kohortenstudien zeigt zunächst anhand der Rohdaten eine
signifikante Zunahme des Magenkarzinomrisikos, welche nach Adjustierung der
Daten nicht mehr nachvollziehbar war (Myung 2008).
In vitro aktiviert EGCG HIF-1 (Hypoxia inducible factor 1) und führt zu einem Anstieg
von VEGF (Zhou 2004).
In vitro bindet EGCG an den Östrogenrezeptor α und ß von hormonsensiblen
humanen Mammakarzinomzellen. In vivo führt die gemeinsame Gabe von Östradiol
und EGCG zu einer Stärkung der Östradiolantwort (Goodin 2002).
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
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Literatur
Golden, E. B., et al. "Green tea polyphenols block the anticancer effects of
bortezomib and other boronic acid-based proteasome inhibitors." Blood 113.23
(2009): 5927-37.
Goodin, M. G., et al. "Estrogen receptor-mediated actions of polyphenolic catechins
in vivo and in vitro." Toxicol.Sci. 69.2 (2002): 354-61.
Hoensch H et al., Prospective cohort comparison of flavonoid treatment in patients
with resected colorectal cancer to prevent recurrence, World J Gastroenterol,
2008 Apr 14;14(14):2187-93.
Jatoi A et al., A Phase II trial of green tea in the treatment of patients with androgen
independent metastatic, Cancer, Vol 97, Issue 6, Pages 1442-1446, 2003.
Myung SK et al., Green tea consumption and risk of stomach cancer: A metaanalysis of epidemiologic studies, Int J Cancer, 2008 Oct 30.
Pisters, K. M., et al. "Phase I trial of oral green tea extract in adult patients with solid
tumors." J.Clin.Oncol. 19.6 (2001): 1830-38.
Seely D et al., The Effect of Green tea consumption on Incidence of breast cenacer
and recurrence of breast cancer, a systematic Review and Meta-analysis,
Integrative Cancer Therapies, 2005, 4(2); 144-155.
Thomas, F., et al. "Green tea extract (epigallocatechin-3-gallate) reduces efficacy of
radiotherapy on prostate cancer cells." Urology 78.2 (2011): 475-21.
Zhou YD et al., Hypoxia-inducible Factor-1 activation by (-)-Epicatechin gallate, J.
Nat. Prod. 67(12), 2063-2069, 2004.
Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt. Angaben
beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden präklinische Daten
zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen kurz zu präsentieren,
wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im Falle, dass systematische
Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt, ggf. ergänzt um Ergebnisse
aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen Studien wurden bis auf wenige
Ausnahmen nur kontrollierte Studien berücksichtigt. Die Recherche erfolgte
systematisch in Medline ohne Begrenzung des Publikationsjahres mit einer
Einschränkung auf Publikationen in Deutsch und Englisch.
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