oder Jazz

Transcription

oder Jazz
Ausgabe 3
Jahrgang 8
Herbst 2005
„Niemand beweist auf der Bühne
so viel Mut wie Mark Murphy.“
Philipp Weiss hat bei Mark Murphy gelernt – auch seinen Mut. Beide unterhalten sich auf Seite 9.
Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen
jeden Freitag neu unter http://www.jazzecho.de
world’s best-sounding newspaper
Intro
Classics
Feedback
Details
Call & Response
Porträt
Planet Jazz
Mix
Jazz, Lügen
und Video
Alles
oder Jazz
Womit man
Omas rührt
Die ganze
Wahrheit
Mut und
Möglichkeiten
Katché me
if you can
Lieder
und Leben
GhettoCocktailkleid
Die besten Neuerscheinungen:
Diesmal mit
Jamie Cullum,
Johnny Liebling,
Kenny Barron,
Charlie Haden,
Oscar Peterson
und vielen anderen. Wie immer
ab Seite 2.
Die interessantesten Wiederveröffentlichungen – diesmal unter
anderen von Sammy Davis Jr.,
Carmen McRae und den
legendären Swingle Singers. Dazu
eine brandneue „Spiegel“-Jazzedition und ein Rückblick auf die
Edition of Contemporary Music,
seit mehr als drei Jahrzehnten
besser bekannt als ECM. Wie
immer auf Seite 4.
Ein Journalist ist nur so gut wie
seine Quellen, und unsere sind
die besten, nämlich alle. In jeder
Ausgabe präsentiert Ihnen das
JazzEcho die interessantesten
Rezensionen aus Deutschlands
Musikpresse, diesmal mit brandaktuellen Artikeln über Götz Alsmann,
Lizz Wright, Wayne Shorter, Keith
Jarrett und andere. Wie immer auf
Seite 5.
Im deutschen Sprachraum ist
es der Teufel, der in den Details
steckt – im englischen ist es Gott.
So oder so, in unseren Details
steckt alles drin, alle Namen, alle
Titel, alle Instrumente aller Veröffentlichungen aus diesem Heft,
und noch einige mehr. Wenn Sie
es also ganz genau wissen wollen,
sind Sie ab Seite 6 an der richtigen Stelle.
Der Münchener Philipp Weiss
gehört zu den größten Fans des
New Yorkers Mark Murphy. Im
Juli trafen sich die beiden auf der
Dachterrasse von Universal Music
in Berlin, um sich über Gott, die
Welt, Miles Davis, Picasso, Till
Brönner, Inspiration und Ekstase
zu unterhalten. Den Wortlaut dieses Insidergesprächs lesen Sie auf
Seite 9.
Der Schlagzeuger Manu Katché
gehört zu den gefragtesten der
Welt. Fast jeder von uns hat eines
seiner Alben im Regal stehen – nur
leider hat er sie alle als Sideman
aufgenommen, an der Seite von
Peter Gabriel, Jan Garbarek oder
Joni Mitchell. Jetzt erscheint bei
ECM endlich sein zweites Soloalbum. Bitte das Porträt auf Seite 10
lesen und dann kaufen.
Die Welt ist
groß, und die
Spielarten des
Jazz und seiner Verwandten
zahlreich. Die
interessantesten
finden sich auch
in diesem Heft
wieder auf Seite
11.
Was sonst nicht
passt, wird bei
uns nicht passend gemacht,
sondern landet
auf Seite 12,
zusammen mit
Konzerttipps
und vielem
mehr.
Cullum
Benson
Schifrin
Geheimnisvoller Osten
In Polen ist ANNA MARIA JOPEK ein Popstar. Obwohl sie Jazz singt. Mit „Secret“,
ihrem elften Album und dem ersten auf Englisch, überzeugt sie jetzt auch den Rest der Welt.
G
esang kennt keine Geheimnisse“, meint Anna Maria
Jopek. „Die Stimme ist das
Instrument, mit dem man am
wenigsten von sich verbergen kann.
Jeder hört sofort, wenn hinter dem
Klang kein Gedanke steht. Als Sänger ist man, wer man ist. Das ist das
Schlimmste an diesem Job: Man weiß
einfach nie, woran man ist. Jede Nacht
vor jedem Konzert bete ich, dass das
Besondere passiert, dass ich mich öffnen
kann und gut sein werde.“ Das klingt so
bescheiden, dass es unbescheiden wirkt.
Natürlich steckt hinter dieser Äußerung
auch ein wenig Stolz, besonders aus
dem Munde eines erfolgreichen Stars,
einer von Pat Metheny und dem polnischen Präsidenten bewunderten Sängerin, deren Auszeichnungen, Preise und
nicht zuletzt auch deren Verkaufserfolge
ihrer zehn Alben für sich und sie sprechen. Doch die Chancen stehen gut,
dass Anna Maria Jopek es eigentlich
genauso meint, wie sie es sagt. Die glamouröse Hyperblondine mit den durchdringenden Raubkatzenaugen ist vor
allem Musikerin. Mit Talent, Können
und Leidenschaft. „Die Musik an sich ist
mir das Wichtigste und Größte“, sagt
sie. „Sie ist für mich die größte Befriedigung und die größte Herausforderung.
Aber je mehr ich darüber weiß, umso
mehr Fragen stellt sie mir.“
Anna Maria Jopek, die Tochter einer
Tänzerin und eines Sängers der Folkloregruppe Mazowsze, wächst umgeben von Volksmusik in Warschau auf.
Das 100 Performer starke Traditionsensemble, 1948 gegründet und seitdem
6000 Mal vor insgesamt fünfzehn Millionen Menschen aufgetreten, gehört
noch heute zu den erfolgreichsten Botschaftern polnischer Musik, Tänze und
Trachten. Für Anna Maria bedeutet das
vor allem, dass ihre Eltern viel unterwegs sind, ständig proben oder auftreten, und ihr schon früh eine natürliche
Leidenschaft für die Musik vermitteln.
Sie selbst beginnt mit sieben Klavierunterricht zu nehmen und studiert später
auch an der Chopin Musikakademie in
Warschau. „Wir wollten am liebsten alle
nur Mozart spielen“, erinnert sie sich.
„Oder zumindest Bach, das ‚Wohltemperierte Klavier’. Wir waren
eben richtige, besessene Musikstudenten. In dieser furchtbaren Zeit des Kommunismus war das unsere Rettung,
etwas, das uns geholfen hat, diese Zeit
zu überleben.“ Mit 16 oder 17 bekommt
Anna Maria von ihrem Vater, eben von
einer Europa-Tournee zurückgekehrt,
den ersten CD-Player. Und ihre erste CD,
„Bring On The Night“ von Sting. „Seitdem liebe ich Sting“, sagt sie. „Und seine
Musik. Er ist mein absoluter Schwarm,
mein Idol, mein Liebling. Gleich hinter Pat Metheny.“ Zwei oder drei Jahre,
nachdem Stings jazzinfizierter Pop in
ihr Leben tritt, überzeugt sie ein Workshop an der Manhattan School of Music
vom Jazz. „Es war eine faszinierende,
andere Welt“, schwärmt sie. „Ich kam ja
aus dem Kommunismus, aus der letzten
Generation, die sich an diesen Alptraum
noch erinnert. Und dann hörte ich Ella.
So ein Engel! Ich konnte nicht glauben,
dass so ein Wesen existiert. Da sagte ich
zu mir, ich will auch so wie sie … fliegen.
Natürlich kann niemand so sein wie sie.
Aber sie war und ist meine erste Meisterin. Als ich sie hörte, wusste ich, dass es
auch andere musikalische Welten gibt.“
1996, zwei Jahre nach ihrem Abschluss
als Konzertpianistin an der Akademie,
wagt sie sich zum ersten Mal als Jazzsängerin auf eine Bühne, beim legendären
„Jazz Jamboree“-Festival in Warschau.
Im Jahr darauf unterschreibt Anna Maria
Jopek einen Plattenvertrag mit Universal
und nimmt „Ale Jestem“ auf. Langsam,
aber sicher erobern ihre polnischen Jazzund Folkmelodien das Land. Nach einem
Jahr bekommt sie für das Debütalbum
eine goldene Schallplatte und wird mit
dem „Fryderyk“, dem wichtigsten polnischen Musikpreis, ausgezeichnet. Für ihr
zweites Album „Szeptem“ bekommt sie
sogar Platin. Und noch mehr Preise. Sie
singt mit Joe Lovano beim 40. „Jazz Jamboree“ und arbeitet unter anderen mit
Tomasz Stanko und dem Komponisten
Wojciech Kilar. Einmal eröffnet sie mit
ihrer Band sogar ein Konzert von Sting
in Katowice, und schließlich, etliche
Nummer-1-Hits und Platinplatten später, nimmt sie 2002 sogar ein komplettes Album mit Pat Metheny auf.
Einige der Geheimnisse, die die 34Jährige der Musik in den letzten 27 Jahren entrissen hat, verrät sie jetzt auf
„Secret“, ihrem elften Album insgesamt und dem ersten auf Englisch, auch
dem Rest der Welt. „Mir ist es vor allem
wichtig, zu kommunizieren“, erklärt sie.
„Nicht, dass mir die vielen Polen auf der
Welt nicht genug wären. Nicht, dass ein
Klang oft viel mehr sagt als Worte. Aber
mich hat die Idee gereizt, besonders weil
es nicht meine eigene war, sondern sie
vom Chef meiner Plattenfirma aus London kam.“ Gemeinsam mit ihrer Freundin Nina Madhoo übersetzte sie die
Texte einiger ihrer eigenen Lieblingslieder und wählte zusätzlich einige Coverversionen aus. Van Morrisons „Moondance“ („Ich liebe ihn!“), No Doubts
„Don’t Speak“ („Der Song ist tragisch,
umso mehr, weil wir ihn als Bossa Nova
spielen!“) und „I Burn For You“ von
ihrem allerersten Sting-Album machen
sich gut neben den verwobenen Harmonien und den schönen Melodien ihrer
eigenen Stücke. „Das Wichtigste ist mir,
dass Musik mich berührt“, meint sie.
„Egal, was für Musik es ist. Sie muss mir
eine Gänsehaut geben und mich anfassen, ganz direkt. Egal ob es Jazz oder
Hardrock oder sonst was ist. Wenn es
mich berührt, ist es gut.“ Um nicht nur
musikalisch, sondern auch sprachlich zu
überzeugen, nahm Anna Maria Jopek für
„Secret“ nicht nur zusätzlichen Sprachunterricht, sondern engagierte auch
einen ganz besonderen britischen Produzenten. „Hast du ‚Tatsächlich Liebe’
gesehen?“, fragt sie. „Mein Produzent
Ross Cullum ist der, der in dem Film
diesen alternden Rocker produziert. Er
ist großartig und hat ein tolles Ohr für
Sänger, weil er sofort merkt, ob man die
Worte, die man singt, auch meint. Als ich
in New York war, habe ich nie an meinen
Akzent gedacht. Da kann man singen,
was und wie man will. „Be yourself“,
sagen sie. In England heißt es: „Dein
Akzent verrät, wer du bist.“ Wenn du
Musik für intelligente Engländer machen
willst, musst du auch einen guten Akzent
haben. Es war eine Bewusstseinslektion
für mich, dass ich so intensiv an meiner
Aussprache arbeiten – und immer an sie
denken musste.“ Die phonetischen Hürden nimmt Anna Maria Jopek wie der
Profi, der sie ist. Wenn überhaupt klingt
sie auf ihren Bossa Novas brasilianisch,
beim walzernden „I Burn For You“ bri-
tisch und beim beschwingten Titelsong vor allem weiblich. „Ich liebe
diese kleinen Spielchen zwischen
Mann und Frau“, kommentiert sie den Text des Songs.
„Dabei habe ich kaum noch
Zeit dazu. Ich konnte diese
zehn Alben in acht Jahren,
diese vielen Touren und
Konzerte und Gastauftritte nur machen, weil
ich ein absolutes „working girl“ bin. Meine
Realität ist längst nicht
so glamourös, wie es
die Bilder vorgeben.
Meine ‚Männerspiele’
konzentrieren
sich
auf meinen Ehemann
und das gelegentliche
Fußballspielen
mit
unseren zwei Söhnen.
Wenn ich Männer
verführe, dann nur
mit meiner Musik.“
Sie lacht. „Dann aber
richtig. Und mit aller
Leidenschaft.“
JazzLink: jopek
Lebenslinie ANNA MARIA JOPEK
ANNA MARIA JOPEK
Secret
2005
1970
1977
1989
1996
1999
2002
Am 14. Dezember kommt
Die Tochter zweier er-
Ein Workshop an der
Zwei Jahre nach ihrem
Ihr Debütalbum „Ale
Ihr polnisches Erfolgsal-
Anna Maria Jopek in War-
folgreicher Volksmusiker
Manhattan School of Music
Diplom als Konzertpianis-
Jestem“ wird unter ande-
schau zur Welt.
beginnt ihre klassischen
macht sie zum Jazzfan.
tin begeistert sie als
rem mit einer goldenen
Sängerin beim „Jazz Jam-
Schallplatte und dem wich-
Album „Nienasycenie“ steigt
boree“ in Warschau.
tigsten polnischen Mu-
auf Platz 1 der polnischen
sikpreis, dem „Fryderyk“,
Popcharts, und sie nimmt
Klavierstudien.
06024 987 0158 4
ausgezeichnet.
bum „Bosa“ erscheint als
„Barefoot“ international, ihr
„Secret“, ihr insgesamt elftes Album und ihr erstes
auf Englisch, erscheint bei
Verve.
ihr Album „Upojenie“ mit
Pat Metheny auf.
Soundcheck
Meine erste Jazzplatte
Meine erste Jazzplatte war keine Platte,
sondern ein Mixtape, das mir meine
Freunde, die Geschwister Moritz und
Laura S., an einem denkwürdigen
gemeinsamen Nachmittag aufnahmen.
Das war am 20.09.1992 und ich war 17
Jahre alt. Es war schon kalt und wir tranken einen türkischen Augenöffner. Angenehm beduselt und satt vom Kuchen,
begann Moritz, von Dizzy Gillespies „Dee
Gee Days“ zu erzählen und von Charlie
Parker und Miles Davis und dem Hühnchen auf der Rückbank. Für alle, die diese
Geschichte nicht kennen: In seiner Autobiografie schildert Miles Davis eine Taxifahrt
mit Charlie Parker, auf der sich Charlie auf
dem Rücksitz von einer Nutte einen blasen
lässt, während er sich ein halbes Hähnchen
einverleibt. Toll! Und Drogen haben sie
auch alle genommen. Ich war beeindruckt.
Moritz legte ein paar Scheiben auf und dirigierte wild in der Luft herum. Die Musik
waberte durch die Küche, „Salt Peanuts”,
„Olé”, „Round Midnight”…
Wir zogen uns noch ein paar Leberwurststullen mit Gürkchen rein, Lauras Lieblings-
Neue Serie: JazzEcho-Leser der ersten Stunde berichten. In dieser Folge: Lisa Bassenge.
snack. Laura erzählte, wie ihre Stiefmutter
Dizzy einmal nach einem Konzert in der
Philharmonie gesalzene Erdnüsse anbot
und er lachte. Das war für uns der Inbegriff
der Hipness. Laura und Moritz waren der
Meinung, es könne nicht so weitergehen
mit meinem Musikgeschmack (ich hörte
damals Led Zeppelin, Deep Purple und
so’n Kram) und sie müssten mir was aufnehmen, also gingen wir rüber in Moritz’
Zimmer, machten ein paar Räucherstäbchen an und los ging’s. „Dee Gee Days“,
„Ella in Berlin 1945”, aber auch „Clap
Hands“ von Tom Waits oder die Arie der
Dido aus Purcells „Dido And Aeneas“,
gesungen von Jessye Norman. Mein Lieblingslied war „Schooldays“ von „Dee Gee
Days“: Der Sänger singt nur Kinderreime,
hängt sie aneinander und phrasiert so hip,
dass daraus ein irres Lied wird, mit unheimlich tighten Bläsersätzen. Babaliubaliuba!
Babaliubaliuba! Baba! Baba! Bababababadadiduliadudiduda! Ich hörte die Kassette
Tag und Nacht, auf Autofahrten und Reisen, lernte jedes Solo auswendig, sie war
meine Initiation in den Jazz. Ich fing an,
mich für das Leben der Musiker zu interessieren, las die Biografien von Charlie Parker,
Miles Davis, Billie Holiday, Anita O’Day. Ich
glaube, was mich besonders animierte, war
das Lebensgefühl, die Selbstverständlichkeit, mit der Musik in das Dasein integriert
wurde, das nie die Frage gestellt wurde:
„Warum mache ich das eigentlich?“ Das
kam mir bei meiner Identitätsfindung sehr
entgegen. Ich wusste plötzlich, was ich
wollte, nämlich Musik machen.
Das Tape hab ich irgendwann verloren.
Nach ihm kamen viele andere.
Lisa Bassenge
Sängerin von Nylon, dem
Lisa Bassenge Trio und Micatone
Seite
2
Ausgabe 3 • Jahrgang 8
Intro
Jazz, Lügen und Video
Ob er will oder nicht: Mit „Catching Tales“ zeigt JAMIE CULLUM, wohin Jazz im 21. Jahrhundert gehen sollte.
W
Lässt sich nicht festlegen: JAMIE CULLUM
enn mir Journalisten langweilige Fragen stellen, wie ‚Wann
hast du angefangen, Klavier
zu spielen?’ oder irgendwas anderes,
das sie einfach in meiner Bio nachlesen könnten, tendiere ich dazu … na
ja, nicht unbedingt zu lügen, aber mir
vielleicht eine interessante Antwort auszudenken“, gesteht Jamie Cullum, ziemlich zu Anfang des Gesprächs. Weniger
als Warnung, wie er versichert, denn
als Kompliment und Erklärung. „Ed
Harcourt sagt in Interviews grundsätzlich nicht die Wahrheit. Als ich ihm
erzählte, dass ich in etwa 95 Prozent
der Fälle die Wahrheit sage, meinte er:
‚Warum? Das macht kein Mensch!’“
Eigentlich ging es um die vielen
Geschichten, die allumfassenden
Trivial-Dokumentationen und Diskussionen, die im Internet durch
alle möglichen Jamie-Foren geistern. Texanische Teenagermädchen sammeln Ideen für das
perfekte
Geburtstagsg e schenk, holländische
Stiftung Websitetest
Zum Relaunch der JazzEcho-Website haben wir uns prominente Hilfe ins Testlabor geholt:
Deutschlands besten Pianisten, FRANK CHASTENIER.
FRANK CHASTENIER
T
Mit neuem Look und neuen Funktionen: WWW.JAZZECHO.DE
estsurfer Frank Chastenier weiß,
wo der Jazzhammer hängt. Darum
haben wir ihm, kaum hatte er Mark
Murphy bei den Aufnahmen zu dessen
neuem Album „Once To Every Heart“
(Seite 9) geholfen, das neue, verbesserte
Online-JazzEcho vorgestellt. Hier sein
Urteil:
„Für mich ist www.jazzecho.de seit
Jahren ein zuverlässiges Informationsmedium. Allerdings gab’s auch den einen
oder anderen Kritikpunkt, was insbesondere den Serviceteil und die Benutzerfreundlichkeit betraf. Beim Relaunch der
Halbstarke analysieren die Live8-Backstage-Bilder von Jamie und Natasha
Bedingfield nach erotischen Gesichtspunkten, findige Franzosen decken
Ungereimtheiten in Interviews auf.
Jamie selbst nervt das, mal mehr, mal
weniger. Denn eigentlich will er Musik
machen. Mit steigendem Enthusiasmus
erzählt der Knabe mit den hoch stehenden Haaren und tief hängenden Jeans
von seinen Studio-Erfahrungen mit
dem Robbie-Williams-Liedermacher Guy
Chambers, dem Singer/Songwriter Ed
Harcourt oder Beattüftler und GorillazEx Dan „The Automator“. Er schwärmt
von einer alten Mark-Murphy-Aufnahme
von „I’m Glad There Is You“, wegen der
er das Stück für sein neues Album eingespielt hat, und hat kaum Probleme,
Dinah Washington, Dizzee Rascal, King
Pleasure, Marvin Gaye, Donny Hathaway, Roy Ayers und Stevie Wonder im
gleichen Atemzug zu nennen. „Ich bin
irgendwo in der mittleren Entwicklungsstufe menschlicher Existenz“, meint er.
„Ich bin nicht total doof, aber auch nicht
Website wurde speziell auf diese Kritikpunkte der Nutzer reagiert und als Erstes
die Navigation grundlegend verbessert.
Durch die überarbeitete Suchfunktion finde ich das, was ich bisher ohne
große Probleme gefunden habe, nun völlig problemlos. Und als ich letztens Informationen zu Jazzlegenden wie Jimmy
Smith oder Ray Charles suchte, habe
ich auch das auf den insgesamt über 30
neuen Künstlerseiten gefunden. So bleibt
JazzEcho eine immer wichtigere und vielseitige Informationsquelle.
Die Terminsuche für die JazzEchoKünstler sowie Radio- und TV-Sendungen
kennen Sie ja bereits. Jetzt können Sie als
zusätzlichen Service direkt Karten bestellen. Auch die anderen Suchfunktionen der
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Fachbegriffen, über Händler bis zu Ihrer
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Hintergrundinformationen zu über 30
Jazzkünstlern, mit Biografien, Diskografien, Rezensionen und News zum jeweiligen Künstler. Weitere Serviceangebote
sind eine Bildgalerie, ein spezieller Künstlernewsletter sowie der CD-Shop. Damit
haben Sie immer einen aktuellen Informationspool zu Ihren Lieblingskünstlern.
Im Archiv finden Sie chronologisch geordnet alle JazzzEcho-News und
-Rezensionen. Auch die E-Mail-Newsletter
und Printausgaben mit allen Jazzlinks
(Hörproben der vergangenen Jahre) sowie
die Printkataloge der Verve Music Group,
EmArcy und ECM stehen Ihnen hier zur
Verfügung. Auch die Rubrik Links wurde
erweitert. Dort finden Sie jetzt noch mehr
Verweise zu Veranstaltungsorten und speziellen Websites zum Thema Jazz im Internet.
Frank Chastenier
superschlau. Eben eher in der Mitte. Ein
Durchschnittstyp. Aber wenn es um
Musik geht, hole ich mir von allem das
Beste. Warum sollte ich nicht gleichzeitig
N.E.R.D. und Andy Bey mögen? Für mich
ist das nur logisch.“ Dieser neugierigen
und nach allen Stilen offenen Logik folgt
der singende Pianist, der sicherlich beste
Entertainer des modernen Jazz und einer
der erfolgreichsten dazu, auch auf seinem neuen Album „Catching Tales“. Die
vierzehn Tracks reichen von geschmackvollen Radiohits, über reflektierte PopBalladen, von gut gemachten Covers zu
grandiosen Eigenkompositionen. All das
klingt vor allem nach Jamie Cullum, aber
auch nach sehr viel Jazz, Soul, Singer/
Songwritertum und allem, was gut an
Pop ist. „Der Song ‚Photograph’ ist nicht
nur vom Text her sehr persönlich“, sagt
er. „Er erfüllt auch musikalisch eigentlich viele der Dinge, um die es mir geht:
Da gibt es den Jazzteil, den rockigen
Teil, dann ist da noch das Klavierspiel
und sogar dieser elektronische Part am
Ende. Das ist der Song, der zeigt, wer
ich bin. Komplett.“ Tatsächlich gelingt
es Jamie Cullum mit dem gesamten
neuen Album, gleich mehrere Kreise zu
quadrieren. Das Album ist (noch) besser
und eigenständiger als der Vorgänger.
Es zeigt alle möglichen Facetten seiner
musikalischen Persönlichkeit, ohne dabei
beliebig oder inkonsequent zu wirken. Es
ist ansprechend und anspruchsvoll. Vor
allem aber zeigt es auf poppige Weise,
wohin Jazz sich im 21. Jahrhundert orientieren sollte: Vorwärts.
JazzLink: cullum
JAMIE CULLUM
Get your way
06024 987 3780
JAMIE CULLUM
Catching Tales
06024 987 3771
Mingus’ muntere
Erbengemeinschaft
Totgesagte leben länger: In CHARLES MINGUS’ Fall gleich
dreimal länger, denn nicht weniger als drei Bands pflegen das
Vermächtnis des viel zu früh verstorbenen Leaders.
B
ands und Orchester, die sich nach
dem Ableben eines großen Bandleaders auf dessen musikalische Nachlassverwaltung spezialisieren, gibt es viele.
Oft genug erhalten sie die Musik zwar
auf hohem technischen Niveau in Erinnerung, können aber den kreativen
Geist, der mit dem Bandleader von ihnen
gegangen ist, nicht wiederbeleben. Der
Fall des 1979 mit nur 56 Jahren verstorbenen Charles Mingus bildet in dieser
Hinsicht eine einmalige Ausnahme, da es
mittlerweile drei Formationen gibt, die
unter der Obhut der Witwe des Genies
dessen Erbe nicht nur verwalten, sondern seine Werke aus immer neuen Perspektiven interpretieren. Den Anfang
machte noch im Todesjahr des Bassisten die Mingus Dynasty, die aus Mitgliedern von Mingus’ letzter Band bestand.
1991 wurde das 7-köpfige Ensemble zur
14-köpfigen Mingus Big Band erweitert,
die seitdem wöchentlich in New York
auftritt (erst über 13 Jahre lang im Fez
Under Time Café, seit ein paar Monaten im Iridium). Vor wenigen Jahren bildete sich schließlich noch das 11-köpfige
Mingus Orchestra, der jüngste Spross der
ungewöhnlichen Erbengemeinschaft. Die
Bands setzen sich aus dem gleichen Pool
von rund 60 Musikern zusammen, haben
aber, wie das erste gemeinsame Album
„I Am Three“ beweist, sehr unterschiedliche Interpretationsansätze. Die Mingus
Dynasty nutzt die Flexibilität einer kleineren Besetzung, das Orchester spiegelt in
seinen Arrangements vor allem den Einfluss wider, den die europäische Klassik
auf Mingus’ Werke hatte, und die vitale
Big Band begeistert mit Raffinesse und
Powerplay.
www.jazzecho.de
www.frankchastenier.com
Perfektes Programm
Nach dem 01er-Album „Live At Bradley’s“ hat
KENNY BARRON nun einen zweiten Teil vorgelegt,
der seinem Untertitel „The Perfect Set“ alle Ehre macht.
B
Übertrifft sich selbst: KENNY BARRON
evor das Bradley’s Ende der 90er
Jahre seine Pforten schloss, genoss
die gemütliche Piano-Bar rund 25 Jahre
lang den Ruf, Manhattans intimster und
musikerfreundlichster Jazzclub zu sein.
Im April 1996 war an dieser Stätte zwei
Abende lang das Kenny Barron Trio
zu Gast, um in der entspannten ClubAtmosphäre Aufnahmen für ein LiveAlbum mitschneiden zu lassen. Der erste
Teil der Einspielungen erschien 2001 auf
dem Album „Live At Bradley’s“. Nun gibt
es einen Nachschlag, der im Untertitel der CD „Live At Bradley’s II“ als „The
Perfect Set“ angepriesen wird. Wer die
vor drei Jahren veröffentlichte erste CD
kennt, wird dies kaum glauben können,
da diese schon nichts zu wünschen übrig
ließ.
Kenny Barron galt jahrzehntelang als
„musicians’ musician“ und war aufgrund
seiner stilistischen Flexibilität und seines
Einfühlungsvermögens einer der gefragtesten Begleitpianisten. Seine Soloalben
wurden jedoch oft schmählich übersehen. Dies änderte sich erst in den 90ern
dank der Einspielungen, die er an der
Seite von Stan Getz bis kurz vor dessen
Tod im Jahre 1991 machte. Seitdem gilt
Barron als einer der besten Jazzpianisten
der Gegenwart.
Auf „Live At Bradley’s II“ bildet Kenny
Barron mit Bassist Ray Drummond und
Schlagzeuger Ben Riley ein traumhaft
swingendes Trio, das in der Tat ein wunderbares Programm – bestehend aus dem
Jazzstandard „You Don’t Know What Love
Is“, zwei Titeln des genialen Thelonious
Monk, einem Stück des brasilianischen
Komponisten Heitor Villa-Lobos und
Barrons eigenem „The Only One“ – präsentiert. Jazz in höchster Vollendung.
KENNY BARRON
TRIO
Live At Bradley’s II
06024 9831 124 0
Seine Musik lebt weiter: CHARLES MINGUS
MINGUS BIG BAND
ORCHESTRA &
DYNASTY
I Am Three
06024 9831 140 0
Seite
Ausgabe 3 • Jahrgang 8
3
Intro
Erinnerungen
an Evans
Nachruf
Protest: CHARLIE HADEN und das LIBERATION MUSIC ORCHESTRA
Jazz Against The Machine
CHARLIE HADENs Liberation Music Orchestra findet seit
über 30 Jahren immer dann zusammen, wenn amerikanischer Protest gegen amerikanische Politik nötig wird.
E
ines Nachts 1969 saß Charlie Haden
im Auto und hörte die Nachrichten: Die US-Luftwaffe bombardierte auf
Befehl Präsident Nixons nun auch Vietnams Nachbarn Kambodscha. Haden
fühlte sich hilflos als Bürger, als Musiker jedoch war er davon überzeugt, seinen Protest artikulieren zu können. Mit
seiner langjährigen Kollegin, der Pianistin Carla Bley, und einem zwölfköpfigen
Ensemble nahm er das phänomenale
„Liberation Music Orchestra“-Album
auf. Die All-Star-Besetzung des LMO
machte später eine kontinuierliche Arbeit
unmöglich, doch Hadens revolutionäre
Garde tauchte immer wieder an Eckpunkten politischen Unmuts in den USA
auf: Als Reagan 1982 den Bürgerkrieg
in El Salvador finanzierte und Grenada
besetzte, veröffentlichte das LMO „The
Ballad Of The Fallen“; George Bush Sr.
gab ihm 1989 den Anlass zu einer überwältigenden Darbietung von „We Shall
Overcome“ auf dem Montreal Jazz Festival. Und nie war es so wertvoll wie heute,
denn das neue musikalische Manifest des
LMO kann mit seiner individualistischen
instrumentalen Eingängigkeit mehr ausdrücken als jeder zur Abgegriffenheit verdammte Slogan. Aufgenommen in Rom
am Ende einer triumphalen Tour, überzeugen die acht „amerikanischen“ Kompositionen – von David Bowies „This Is
Not America“ zu Dvoráks „Going Home“
aus der Symphonie „Aus der Neuen Welt“
– durch Intelligenz, Abgeklärtheit und
Zugänglichkeit. Der aufrechte Gang von
Bleys Arrangements ebnet der sanft mitreißenden Performance dieser gereiften
Alt-68er-Jazzstars den Weg. Am besten zu
hören auf dem Medley von „America The
Beautiful“, „Lift Every Voice“ und „Skies
Over America“.
JazzLink: haden
CHARLIE HADEN
LIBERATION MUSIC
ORCHESTRA
Not In Our Name
EmArcy 0624 982 9248
Im August verlor die Jazzwelt
zwei weitere ihrer großen Persönlichkeiten: Der deutsche Posaunist Albert
Mangelsdorff und der belgische Pianist, Arrangeur und Bandleader Francy
Boland kamen beide in den 20er Jahren zur Welt und veröffentlichten
ab den 60er Jahren ihre wichtigsten
Schallplatten auf dem MPS-Label des
im vergangenen Herbst verstorbenen
Produzenten Hans Georg BrunnerSchwer. So unterschiedlich ihre Musik
auch gewesen sein mag – Boland brillierte an der Seite von Kenny Clarke mit
der besten Big Band Europas, während
Mangelsdorff ein stilistisch vielseitiger
Erneuerer der Posaune war –, so unverzichtbar ihr Beitrag für die jüngere
Jazzgeschichte. Vor kurzem wurden
die Clarke-Boland-Alben „All Smiles“,
„More Smiles“ und „Fellini 712“ auf
MPS wiederveröffentlicht, im kommenden Jahr erscheint eine Box mit
den wichtigsten MPS-Alben von Albert
Mangelsdorff.
FRANCY BOLAND
ALBERT MANGELSDORFF
Hat seine Autobiografie veröffentlicht: OSCAR PETERSON
Odysseus am Klavier
Zum 80. Geburtstag des immer noch fleißig tourenden Jazzpianisten OSCAR PETERSON erscheinen nicht nur legendäre Aufnahmen neu, sondern auch sein erstes Buch.
A
m 15.08.2005 feierte er seinen 80.
Geburtstag. Und das Geschenk liefert Peterson selbst, als Autobiografie,
an der er fünfzehn Jahre lang arbeitete.
„Meine Jazz-Odyssee“ gehört ohne Zweifel zu den besten Büchern aus der Feder
eines Jazzmusikers. Der Pianist wendet
sich weniger an die Experten als an ein
interessiertes breites Publikum, das den
Menschen hinter der Legende besser
kennen lernen möchte. Petersons Karriere umfasst sechzig Jahre Jazzgeschichte,
die er in seinem Buch selbst Revue passieren lässt. Er schildert seine Kindheit
und Jugend in Kanada, seine musikalische Entwicklung vor dem sozialen und
politischen Hintergrund in Nordamerika
und seinen Aufstieg zur Leitfigur des Jazz.
Seinem Manager und engsten Freund,
dem Impresario Norman Granz, widmet
er ein Kapitel, und er erzählt von seinen
Begegnungen mit anderen Jazzgrößen.
Schließlich befasst sich Peterson mit Rassismus und politischen Fragen sowie in
einem kulturpolitischen Aufsatz mit dem
„Verrat am Jazz“. Auch die persönliche
Ebene kommt nicht zu kurz: Peterson
berichtet über Missgeschicke bei Freizeitaktivitäten, seine Ehen und die „fortwährende Suche nach wahren Freunden“. Für
den Bassisten Ray Brown schrieb er sogar
ein längeres Gedicht. Den Soundtrack
zum Buch liefert ein anderer Weggefährte, der 2004 verstorbene Hans Georg
Brunner-Schwer. Der MPS-Chef hatte
noch kurz vor seinem Tod das Remastering aller neun Studioalben seines Labels
beaufsichtigt – viele Erinnerungen aus
Petersons Buch klingen hier musikalisch
an, schliesslich nahm der Klavier-Gigant
für das deutsche Label die nach Meinung
vieler Fans und Kritiker bestklingendsten Jazzpiano-Schallplatten der 60er und
70er Jahre auf.
Als der Bassist Marc Johnson
vor genau zwanzig Jahren für ECM sein
Solo-Debütalbum „Bass Desires“ aufnahm,
sicherte ihm damals schon die ebenso ausgefallene wie hochkarätige Besetzung (mit
John Scofield, Bill Frisell und Peter Erskine)
Schlagzeilen. So wie der 1987 mit derselben
Band aufgenommene Nachfolger „Second
Sight“gilt „Bass Desires“ als eines der besten und originellsten Jazzalben der gesamten 80er Jahre.
Auch auf Johnsons drittem ECM-Album
ist Scofield wieder zu hören, wenngleich
diesmal nur als einer von drei Gästen (die
beiden anderen sind Tenorsaxophonist Joe
Lovano und Organist Alain Mallet). Drehund Angelpunkt ist diesmal aber ein Trio,
das Erinnerungen an das Bill Evans Trio
weckt, in dem Johnson von 1978 bis zum
Tod des großartigen Pianisten 1980 spielte
und das oft mit Evans’ legendärstem Trio
(jenem mit Scott LaFaro und Paul Motian)
verglichen wurde.
Mit der brasilianischen Pianistin Eliane
Elias und Schlagzeuger Joey Baron, die für
ihr filigranes Spiel und Einfühlungsvermögen bekannt sind, fand Johnson eine Idealbesetzung. Mit Baron spielte Johnson erstmals
1984 im Trio des italienischen Pianisten
Enrico Pieranunzi, mit Elias 1991 auf deren
Soloalbum „Long Story“. Nicht weniger
beeindruckend ist, wie die Gäste (allen voran
der formidable Joe Lovano) mit diesem wunderbar intuitiv agierenden Trio harmonieren.
Der Titelsong ist übrigens eine Anspielung
auf LaFaros Komposition „Jade Visions“, die
das Bill Evans Trio 1961 für das Album „Sunday At The Village Vanguard“ aufnahm.
Alle MPS-Wiederveröffentlichungen von
Oscar Peterson finden Sie in den Details
auf Seite 8.
JazzLink: peterson
MARC JOHNSON
Shades Of Jade
06024 987 1477
Der lange Abschied
BOBO STENSONs neues Album „Goodbye“ ist nach 40 Jahren der Abschied
vom Leben als schwedischer Sideman und sein Durchbruch als internationaler Bandleader.
A
uch wenn Bobo Stenson der schwedische Pianist ist, der seit den 60er
Jahren als Sideman unzähliger internationaler Jazzstars gearbeitet hat – wie
Sonny Rollins, Stan Getz, Don Cherry,
Tomasz Stanko oder Charles Lloyd –,
so ist ihm als Bandleader ein vorläufiger
Abschied aus der skandinavischen Jazzszene womöglich erst mit seinem neuen
Trioalbum „Goodbye“ gelungen. Vielleicht hat der Aufnahmeort New York
eine Rolle gespielt, wo Stenson im April
vergangenen Jahres mit Bassist Anders
Jormin und Schlagzeuger Paul Motian
die vierzehn Titel von „Goodbye“ auf-
nahm. Natürlich liegt es an der Präsenz des amerikanischen Freundes
Motian, der einst in Bill Evans’ großartigem Pianotrio trommelte, somit für
Stenson der „Schlagzeuger seines
Idols“ ist. Aus der Transparenz des
aus stark variierenden Quellen stammenden Materials zeichnet sich darüber hinaus ein später internationaler
Durchbruch für Stenson als Leader ab.
Stenson, Jormin und Motian spannen
einen ganz eigenen Bogen über Interpretationen von Henry Purcells 300
Jahre alter „Music For A While“, Ornette
Colemans „Race Face“ und Stephen
Sondheims „Send In The Clowns“, das
sie annähernd radiotauglich machen.
Songs des russischen Protestsängers
Vladimir Vyotsky und des argentinischen
Komponisten Ariel Ramirez stellen sie
neben Benny Goodmans „Goodbye“,
das in den 50er Jahren zum großen
Hit für Frank Sinatra und Nelson Riddle
wurde. Den Großteil des Materials stellte
Anders Jormin zusammen und fügte es
mit eigenen Kompositionen und anderen Originalen von Stenson zusammen.
Elegant und zurückhaltend entfaltet sich
der Reichtum dieser Musik bereits beim
ersten Anhören, hält aber, wie man das
von Stenson und Motian erwartet, eine
gute Weile vor. Parallel zu „Goodbye“
spielt Bobo Stenson auch auf Thomas
Strønens neuem Album „Parish“. Paul
Motian veröffentlichte unlängst mit seinem eigenen Trio aus Joe Lovano und
Bill Frisell das ECM-Album „I Have The
Room Above Her“. JazzLink: stenson
BOBO STENSON
TRIO
Goodbye
06024 9825 173 7
Bildunterschriften dolores ratum BOBO STENSON TRIO manum erarum est
Durchbruch als Leader: BOBO STENSON (Mitte)
Liebling
Schanzenviertel
„Es ist niemals zu spät, wenn man mal weiß, wie’s geht“ heißt es bei JOHNNY LIEBLING.
Die ganze Wahrheit verraten die heftigen Hamburger auf ihrem Debütalbum „Goldene Zeiten“.
D
Wer ist JOHNNY LIEBLING? Alle!
ie Frage drängt sich auf: Warum
gibt es diese geniale Band erst
seit zwei Jahren?“, meint Kris Kiel,
einer der beiden Sänger und Frontmänner von Johnny Liebling, provokant, aber
schmunzelnd. „Weil Kris seine Songs
vor uns geheim halten musste“, fällt
ihm Ralph Beulshausen, der zweite singende Frontmann, ins Wort. „Und vor
seinem Gewissen.“ Und dann lachen
sie. Nicht nur die beiden, sondern auch
Martin Fekl, der Gitarrist, Kim Kiesling,
der Bassist, und ihr Schlagzeuger Rüdiger
Hensel. Überhaupt haben die auf den
ersten Blick eher strengen Herren viel
Freude bei der Arbeit. „Weil wir’s erstens
ernst nehmen“, meint Martin, „und es
außerdem nur zum Spaß machen.“
Die laut Info „sicherlich beste und
wahrscheinlich älteste Newcomerband
des Landes“ fand sich tatsächlich erst vor
knapp zwei Jahren in einem Übungsraum
in Hamburg zusammen. Natürlich kannten sie sich alle irgendwie, die meisten
aus ihrer Zeit als Lovekrauts. Schnell fand
man einen eigenen Sound, irgendwo
zwischen Sixties-Beat, Party-Polka und
Jazz-Chanson, und wurde sich über die
Mutter- als Songsprache einig. Nach
wenigen Monaten kam der erste Auftritt,
ohne große Ankündigung, in einer Bar
im Schanzenviertel – ein unglaublicher
Erfolg. „Die Band ist ja des Musizierens
wegen gegründet worden“, meint Kris.
„Aber obwohl wir das ‚nur so’ machen
wollten, merkten wir schnell, dass es
eben eigentlich nur auf die eine Art geht:
Die ganze.“ Dafür, dass sie da angeblich
eher so „reingeschliddert“ sind, machen
die fünf von Johnny Liebling ihre Sache
eigentlich zu gut. Wer sie je im Konzert
erlebt hat, etwa auf ihrer eben abgeschlossenen Deutschlandtournee, spürt
wahrscheinlich noch das Kratzen in der
heiseren Kehle und die schweißtreibende
Musik dieser Energiekapelle in den Knochen. Auf „Goldene Zeiten“, ihrem ehrlichen und umwerfenden Debüt, kann
man das jetzt nicht nur nachempfinden.
Die Studioproduktion, die so angenehm authentisch, direkt und skrupellos
klingt, vermittelt auch die zerbrechlichen Zwischentöne dieser oberflächlich
brachialen Naturgewalt. „An guten Tagen“
steht ebenso zu seiner herzbrecherischen
Melodie wie „Quelle“ zur unverblüm-
ten Erotik und „30 Sommer“ zur Midlifekriselnden
Sentimentalität.
Ralph
Beulshausens „Goldene Zeiten“ ist
ebenso zynisch und wieder erkennbar
selbstkritisch, wie „Heroin“ von Tobias
Gruben bitter und böse ist. „Was wir
machen, ist total authentisch“, sagt Kris.
„Wir sind alle in einem Alter, in dem man
Musik nur noch aus Leidenschaft macht.
Jetzt ist klar: Das machst du bis zum Tod.
Das ist unser Weg. Und das merkt man
auch, denke ich.“ Spätestens da merkt
man auch, warum sich diese Band nach
dem Satansbraten und Schlagersänger
aus dem Film „Angel Heart“ genannt hat.
Sie sind so höllisch gut, dass man um
Gottes willen nicht mehr ohne sie auskommen will.
JazzLink: liebling
JOHNNY LIEBLING
Goldene Zeiten
CD 06024 9871 183 5
LP 06024 9871 185 9
Seite
4
Ausgabe 3 • Jahrgang 8
Classics
Junge trifft Mädchen
Endlich erscheinen die gemeinsamen Aufnahmen von SAMMY DAVIS JR. und
CARMEN MCRAE auf einer CD. Echte Meisterwerke, nicht nur was die
Stimmen und ihren Gesang angeht, sondern auch in puncto Harmonie und Humor.
W
enn Louis Armstrong und Ella
Fitzgerald als das perfekte Paar
in Sachen Jazzgesang gelten,
kommt die Kombination von Sammy
Davis Jr. und Carmen McRae wohl unmittelbar dahinter. Nur wusste das bislang
kaum jemand. Ihre erste gemeinsame
Single von 1955, mit „A Fine Romance“
auf der A- und dem lustigen Cha Cha „I
Go For You“ auf der B-Seite, ging ebenso
unter wie das erste ihrer gemeinsamen
Alben, „Boy Meets Girl“ von 1957, dessen schnappschüssiges und pastellkoloriertes Cover auch diese neue CD mit
den gesamten gemeinsamen Aufnahmen ziert. Sogar für die zehn
Songs aus der Gershwin-Oper
„Porgy And Bess“, die Sammy
und Carmen 1958 aufnahmen, konnte sich damals
kaum jemand erwärmen.
Was kaum nachzuvollziehen
ist, wenn man diese Aufnahmen heute hört. Vielleicht lag es ja bloß daran,
dass beide noch weit entfernt von ihrem Karrierezenit waren (obwohl Sammy
Davis Jr. schon damals
ungleich erfolgreicher als
seine Duettpartnerin war).
Ihre Stimmen könnten zu
Später Triumph: SAMMY DAVIS JR. und CARMEN McRAE
besonders gewesen sein oder die Arrangements zu anspruchsvoll. Wahrscheinlich ist das alles nicht. Näher liegt, dass
sie zu schwarz waren – nicht nur, was
ihre Hautfarbe, sondern auch was ihren
Humor, ihren Umgang miteinander und
ihre Sprache anging. Aber allein deshalb, eben weil sich die beiden bei diesen Sessions so ehrlich und großartig
und einzigartig erotisch ansingen, sind
sie unschlagbar. Nicht, dass ihre einzeln
eingesungenen Stücke für „Porgy And
Bess“, begleitet von Orchestern unter
der Leitung von Buddy Bregman, Morty
Stevens und Jack Pleis, nicht gut wären.
Carmens „Summertime“ ist mindestens
so schön und exemplarisch wie Sammys „It Ain’t Necessarily So“. Aber ihr
gemeinsames „I Loves You, Porgy“ hat
trotzdem mehr Energie, Elan und Einzigartigkeit. Glücklicherweise singen sie
sogar alle zwölf Stücke von „Boy Meets
Girl“ und den Extra-Singletrack „I Go For
You“ gemeinsam. Und wie! Schon beim
damals wie heute einführenden „Happy
To Make Your Acquaintance“ ziehen
sie alle Register. Sammy führt mit einer
extrem hip gesprochenen Anmache ein,
Carmen singt ihm daraufhin vor, wie
man eine Dame höflich anzusprechen
habe. Dann, weil sie insistiert, singt er
die Melodie, während sie ihn ermuntert
und beglückwünscht. Die coole, tiefstimmige Erotik, die perfekte Phrasierung der
Carmen McRae und das freche Gecroone
von Sammy Davis Jr. ergänzen sich auch
auf „Tea For Two“, „They Didn’t Believe
Me“, „You’re The Top“ oder „There’s
A Small Hotel“ perfekt. Die offensichtlich spontanen Kommentare und Reaktionen, die kleinen Spitzen gegen den
damals alles überschattenden Rock’n’Roll
oder Sammys geschickt eingebrachte
Stimmimitationen etwa von Nat „King“
Cole machen diese Duette zudem lebendig, lustig und nicht zuletzt lustvoll. Der
Höhepunkt ist allerdings ihr komplett
szenisch durchgespieltes „Baby, It’s Cold
Outside“, die wohl beste Version dieses
unsterblichen Songs (sogar noch besser als die von Ray Charles und Betty
Carter!). Besser spät als nie, denkt sich
der Freund musikalischer Meisterwerke,
wenn er diese CD in den Händen hält.
Schade nur, dass weder Sammy noch
Carmen diesen späten Triumph miterleben können.
JazzLink: davis
SAMMY DAVIS JR.
CARMEN MCREA
Boy Meets Girl
07314 5895 462 0
Die Macht der Acht
Alles oder Jazz
Wenn’s um achtstimmigen Gesang geht, sind die
SWINGLE SINGERS unschlagbar. Jetzt werden
auch ihre Alben „American Look“ und „Place Vendôme“
perfekt remastert wiederveröffentlicht.
Man mag nicht zuletzt das Label ECM dafür loben oder
schelten, dass Jazz heute alles Mögliche bezeichnet.
D
er Name klärt sich leichter auf als
erwartet: Swingle ist kein seltsames Wortspiel mit dem Swing, sondern
der Nachname des Bandgründers. Ward
Lamar Swingle aus Mobile in Alabama,
der schon mit 16 als Sänger und Saxophonist der Big Band von Ted Fio Rio
auftrat, blieb nach seinem Fulbright-stipendierten Klavierstudium mit Walter Gieseking in Paris hängen. Eben 30, begann
er 1957 mit den Blue Stars zu singen,
einem vokalen Sex- bis Oktett um Blossom Dearie, das gerade (noch ohne ihn)
seine ersten Jazzvokalisationen für Barclay
aufgenommen hatte. Mit einigem Achtungserfolg, aber längst nicht so erfolgreich wie die nachfolgenden Double Six,
dem vielleicht größten Gesangseinfluss
für einen gewissen Al Jarreau. Auch dieser, von Mimi Perrin, einem Teilzeit-BlueStar, gegründeten Vokalgruppe gehörte
Ward Swingle an. Doch der wollte mehr
als nur Bebop singen. Mit Christiane
Legrand, mit der er in beiden vorhergehenden Ensembles gesungen hatte, und
sechs weiteren akademisch ausgebildeten Sängern, plus Bass und Schlagzeug,
hob er 1962 die Swingle Singers aus der
Taufe. Hier, endlich, konnte sich Swingle,
gelangweilt von „langweilig einfachen“
Poparrangements, nach bestem Wissen und Gewissen austoben. Inspiriert
von Jacques Loussiers beswingten Klassikhits nahmen auch die Swingle Singers
anfangs Alben wie „Swinging Mozart“,
„Going Baroque“ oder natürlich das
mit dem Grammy ausgezeichnete „Jazz
Sebastian Bach“ auf. Die Swingle Singers
waren echte Stars. In ihren Pierre-Bal-
D
er damals 26-jährige Manfred Eicher
legte 1969 seine „Edition of Contemporary Music“ in einer Zeit auf,
als Miles Davis noch tapfer gegen The
Grateful Dead anspielte und am Ende
verlor. ECM triumphierte dagegen immer
wieder. Die Millionenseller des Labels
(Keith Jarretts „Köln Concert“ oder Jan
Garbareks „Officium“) lagen zu ihrer
Veröffentlichung in keinem erkennbaren Trend, vielleicht setzten sie dafür den
einen oder anderen. Was nun das Kontemporäre, Zeitgenössische an Eichers
Editionen ist, darüber mag man nachdenken. Möglicherweise hat ECM in
unserem Post-Zeitalter mit seiner Verbindung von Futurismus mit Anachronismus längst die so oft beschworene
Zeitlosigkeit erreicht. Nichtsdestotrotz
hat sich das Label in seiner 35-jährigen
Geschichte verschiedenste Phasen und
Facetten erlaubt. Das zeigen drei ziemlich unterschiedliche, hoch interessante,
lang erwartete und gerade erschienene Wiederveröffentlichungen aus den
70er Jahren. Julian Priesters 1973 in
San Francisco aufgenommenes Album
„Love, Love“ knüpft an den amerikanischen Geist der frühen Weather Report
und die jazzigeren Seiten von Herbie
Hancocks Headhunters an, moogt und
wah-waht sich durch zwei epische Stücke und 38 Minuten aufregender Afround Brazil-Jazz-Fusion mit genialischen
Soloexkursen von Posaunist Priester und
Pianist Bayete Umbra Zindiko. Der Pianist Steve Kuhn, der vergangenes Jahr
main-Anzügen und Yves-Saint-LaurentAbendkleidern traten sie beim Filmfest in
Cannes und im Weißen Haus auf. Nicht
nur Quincy Jones und Edith Piaf gehörten
zu ihren Fans, sondern auch Yehudi Menuhin, Glenn Gould oder Svatoslav Richter. Und natürlich John Lewis. Der „Third
Stream“-Maestro des Modern Jazz Quartet gab seiner Bewunderung schließlich
mit einem gemeinsamen Albumprojekt
Ausdruck. Auf „Place Vendôme“ singen
und spielen das beste Jazzquartett seiner
Zeit und die vielleicht beste Vokalgruppe
aller Zeiten nicht nur klassische Werke
von Bach und Purcell, sondern auch vier
Kompositionen aus Lewis’ Feder. Auf
„American Look“, dem vorletzten Album
der Swingle Singers, widmen sich Swingle
und seine sieben Sangeskollegen sowohl
moderner Klassik als auch klassischem
Jazz und dessen Ursprüngen. Neben ein
paar Spirituals und Folksongs singen sie
darauf auch ein Stephen-Foster-Medley
und eine Suite mit den bekanntesten Stücken aus Gershwins „Porgy And Bess“.
THE SWINGLE
SINGERS / THE
MODERN JAZZ
QUARTET
Place Vendôme
Im akustischen Geschichtsbuch: DUKE ELLINGTON
06024 9830 556 0
Jazz im Spiegel
THE SWINGLE SINGERS
American Look
06024 9830 555 3
Eine neue Box aus dem „Spiegel“-Verlag versammelt Highlights
des swingenden Jazz auf acht CDs: SPIEGEL JAZZ HISTORY.
S
Swingen heute noch: WARD SWINGLE und seine SINGERS
mit seinem Album „Promises Kept“ ein
grandioses Comeback erlebte und kurz
darauf in New York mit seinem Trio das
Debütalbum des Münchener Jazzsängers
Philipp Weiss einspielte (siehe auch Seite
9), nahm 1974, ebenfalls in New York,
seinen brasilophilen, stürmisch und intim
klingenden Klassiker „Trance“ auf, seit
den 90er Jahren eine gern gespielte Platte
aller möglichen Neo-Jazz-DJs wie Rainer
Trüby und Gilles Peterson. Auch „Trance“
setzte einen Trend, als Kuhn auf diesem
Album romantische Samba-Passagen mit
New Yorker Nostalgie kontrastierte. Die
Rhythm-Section aus Steve Swallow, Jack
DeJohnette und Perkussionistin Sue Evans
schmiegt sich wie ein Seidenhandschuh
an seine virtuosen Finger. Kontemplativer, sparsamer und europäischer als vorangegangene Alben ist dagegen „Music
From Two Basses“ von David Holland
(damals noch nicht Dave) und Barre
Phillips. Aufgenommen 1971, spiegelt
es die eigensinnige und experimentelle
Komponente ECMs wider, wenn Holland
und Barre auf manchmal unorthodoxe
Weise die Schwingungen ihrer Kontrabässe miteinander verschmelzen. ECM
war zu dieser Zeit ein noch sehr junges
Label, heute würde man Start-up dazu
sagen.
JazzLinks: kuhn, holland
piegel”-Leser hören mehr - ebenso
sorgfältig recherchiert wie das größte
deutsche Nachrichtenmagazin ist diese
Sammlung ausgesuchter Perlen der Jazzgeschichte in Form einer acht CDs umfassenden Sammlerbox. Jede Dekade - von
den 20er bis zu den 90er Jahren – passiert
mit vielen ihrer wichtigsten Protagonisten
Revue, die informativen Linernotes lassen
zusätzlich die Jazz-Geschehnisse der entsprechenden Jahrzehnte wieder aufleben.
“It Don’t Mean A Thing, If It Ain’t Got
That Swing”, meinte Duke Ellington, und
bis heute gilt dieses Motto vielen Jazzmusikern und Fans als Postulat. Im Sinne
Ellingtons folgt die SPIEGEL JAZZ
HISTORY vor allen Dingen den Spuren des swingenden Jazz quer durch
das 20. Jahrhundert. Von der Jazzszene
der “roaring twenties” (sie nahmen mit
dem Börsenkrach ein jähes Ende) zu den
Swing-Bigbands von Benny Goodman
und Fletcher Henderson, die in den 30er
Jahren den Jazz zum Massenphänomen
machten. Von den Bebop-Bilderstürmern
der 40er, die den Weg in die 50er mit
einer Genre-Vielfalt zwischen Cool und
Hard-Bop ebneten, bis zu den 60ern,
als der Jazz sich weiter aufspaltete - in
Soul-Jazz, Bossa Nova und Avantgarde.
Die 70er und 80er gelten als schwierige
Epoche für den Jazz, trotzdem beweist
die SPIEGEL JAZZ HISTORY, dass selbstverständlich kein Mangel an auch heute
noch schönen und hörenswerten Aufnahmen herrschte. Auch das Jazz-Revival der 90er Jahre, mit einer Generation
junger Jazzkünstler wie Roy Hargrove,
Diana Krall und Till Brönner, spiegelt die
Box wider, deren CDs übrigens auch einzeln erhältlich sind. Was Sie schon immer
über Jazz wissen wollten: Hier finden
Sie von A bis Z von allem ein bisschen.
Und wer nur ein bisschen “schnuppern”
möchte, dem sei der preiswerte Sampler
ans Herz gelegt.
VARIOUS ARTISTS
Spiegel Jazz History:
1920s–1990s
Verve 06024 983 1806
Da waren Pelze noch okay und Brillen groß: STEVE KUHN
STEVE KUHN
Trance
06024 987 1774
Seite
Ausgabe 3 • Jahrgang 8
5
Feedback
Womit man Omas rührt
Organische Einheit
GÖTZ ALSMANN küsst am besten.
Großmeister der Songrevue: GÖTZ ALSMANN
H
aben Sie schon einmal einen Karpfen
geküsst? So einen schönen, gut gekühlten, mit glasigen Augen und lasziv geöffneten
Lippen, der Sie des Nachts aus dem Kühlschrank heraus anglotzt, wo Sie Ihre heimlichen Kuss-Übungen mit dem blutigen Stück
Kalbsfleisch fortsetzen wollten, das nun nicht
mehr da ist, aber statt dessen jenes Prachtexemplar von Karpfen?
Von solchen und ähnlichen Übungen weiß
Götz Alsmann viele hinreißende Lieder zu singen. „Kuss“ heißt das neue Programm des
rastlosen Musikers und Moderators aus dem
westfälischen Münster, und es erzählt unter
anderem davon, wie ein pubertierender Kuss-
paria sich aufmacht, ein Meisterküsser
zu werden.
Der Untertitel „Eine musikalisch-rhetorische Songrevue“ hält, was er verspricht. Die Ankündigung des Mannes
mit der wetterfesten Tolle als „Doktor
Sommer des deutschen Jazzschlagers“
auch. Grandios wirbeln Wörter und
Töne, Alsmann übertrifft sich selbst
am Flügel, mimt erfolgreich den aalglatten Verführer mit dem garstigen
Grundnaturell. Selbst Spielzeugklavier,
Kindergitarre und Melodica entfalten
ungeahnten Ausdrucksreichtum – von
todeinsam über anzüglich bis gruselig.
Und die Komusiker Altfrid Maria Sicking
an Vibraphon und Xylophon, Michael
Müller an der Bassgitarre, Rudi Marhold
am Schlagzeug und Markus Passlick an
Kongas, Bongos und vielem anderen spielen auf, dass es ein Vergnügen ist.
Wundersame Begegnungen passieren
da zwischen Schlager, Jazz, Klassik und
Klamauk. Wir erfahren, wie der kleine
Götz von seinem Klavierlehrer, einem
Ex-Stummfilmbegleiter,
beigebracht
bekommt, wie man aus einem sehr schönen Stück ein „sehr, sehr schönes Stück“
macht, zum Beispiel mit einer eiskalt auf
die Tränendrüsen der Oma zielenden
Fusion von „Stille Nacht“ mit den silbrigen Glöckchen-Einwürfen des „Donauwalzers“, deren Erfolg den Knaben zu
dem Entschluss bewegt, Berufsmusiker zu
werden.
Wir erfahren ferner, dass auch Bonbons
vortrefflich Musikinstrumente bauen können; dass die Mehrzahl der Musiker aus
nordrhein-westfälischen Orten mit schlimmen Doppelnamen kommt, die klingen
wie die Namen von Erdkunde-Lehrerinnen mit halben Stellen; und welch schaurige Begegnungen bei der Deutschen
Schlafwagengesellschaft möglich sind.
Das alles passiert bei Götz Alsmann
so ganz nebenbei zwischen zündenden
Musikeinlagen, die gar nicht so einfach im
Sitzen anzuhören sind. Und so war denn
auch das Publikum in der gut besuchten
Alten Oper sehr glücklich. Zum Küssen.
Annette Becker, Frankfurter
Rundschau 30.05.2005
GÖTZ ALSMANN
Kuss
00750 210 3663
Das TRIO Wasilewski / Kurkiewicz / Miskiewicz
hat sich aus Tomasz Stankos Schatten herausgespielt.
D
as gute alte Klaviertrio sieht sich
plötzlich wie eine Popikone vom
Erfolg verwöhnt. Die großen Seller wandeln dabei auf einem Weg, den Keith Jarrett entscheidend geebnet hat. Das Label
ECM steht für den Anfang dieses Weges,
und immer hat es auch die geheimnisvollen Seiten- und Nebenstraßen gepflegt,
die den Weg durch die Pianolandschaft
mäandrierend begleiten; man denke
an Paul Bley oder Marilyn Crispell. Kein
Wunder also, dass ECM auf dem Höhepunkt des Klaviertrio-Booms das Debütalbum eines polnischen Trios vorlegt, das
die Seiten- und Nebenstraßen in aktuelle
Gefilde lenkt. Die subtile, klangmodellierende Spielkultur lässt an das aufregende
und dann nie gehaltene Versprechen
denken, das der junge Pianist Wolfgang
Dauner vor vierzig Jahren mit „Dream
Talk“ gab; hier erfährt es endlich seine
zeitgemäße Einlösung. Ganz natürlich
manifestiert sich der Geist der Zeit mitunter in binärer, schwebend leichtfüßiger
Rhythmik. Völlig überraschend kommt
diese Musik, die immer wieder die harmonische Raffinesse feiert, nicht: das Trio
aus dem Pianisten Marcin Wasilewski,
dem Bassisten Slawomir Kurkiewicz und
dem Schlagzeuger Michal Miskiewski ist
bereits seit neun Jahren die so wunderbar
einfühlsame Begleitband des TrompetenPoeten Tomasz Stanko. Jetzt beweisen die
drei Musiker, die ganz unspektakulär Riesenvirtuosen auf ihren Instrumenten sind,
dass aus ihrem jahrzehntelangen Zusammenspiel eine organische Trioeinheit
erwachsen ist, die diesseits und jenseits
des Baltikums an subtiler Tiefendurchdringung des verarbeiteten Materials und
ihrer warmherzigen Kommunikation ihresgleichen sucht.
Thomas Fitterling, Rondo 03/05
M. WASILEWSKI
S. KURKIEWICZ
M. MISKIEWICZ
Trio
06024 982 0632
Erfolg im Trio: SLAWOMIR KURKIEWICZ, MARCIN WASILEWSKI, MICHAL MISKIEWICZ
Die Jungs machen’s richtig
Im Alter weise
Der dritte Teil der Serie VERVE//REMIXED polarisiert – und das soll er auch.
WAYNE SHORTERs neues Live-Album präsentiert mehr
als nur ein formidables Quartett, das einen imposanten
Eindruck vermittelt.
T
he Boy’s Doin’ It“ von Hugh Masekela,
in der Neubearbeitung von Carl Craig,
ist wohl einer der Stand-out-Tracks dieser Compilation. Willkommen zur dritten
Runde der genauso beliebten wie teilweise
auch verhassten Remixes von Verve-
Records-Klassikern.
Glücklicherweise lehnen sich die
Beteiligten diesmal ein wenig mehr
aus dem Fenster. Dabei ist der Anteil
an Eighties-inspirierter Elektronik
überraschend hoch und steht den
Stücken überraschend gut zu Gesicht.
Aber es ist auch genug Platz für herzerweichende Verbeugungen vor Billie
Holiday („Speak Low“). Überraschend,
frisch, mutig.
Christian Fuchs, H.O.M.E. 06/05
Gänsehaut-Stimme
Nur eine von vielen Glanzleistungen von LIZZ WRIGHT: Mit einer Jazz-CD,
die eher im Blues und Folk ihre Wurzeln hat, Pop-CD des Monats bei „Stereoplay“ zu werden.
G
enau zwei Jahre ist es her, da
weckte eine junge farbige Sängerin aus dem US-Süden Begeisterungsstürme mit ihrer ungewöhnlich klaren,
runden, reifen, eleganten Stimme.
Lizz Wright verdichtete ihre souveräne Jazz- und Gospel-Performance
in dem fabelhaften Album „Salt“ (CD
des Monats in „Stereoplay“ 7/03).
Eine solche Glanzleistung noch einmal zu toppen, scheint fast nicht
möglich, doch der Ausnahmesängerin aus einer Kleinstadt in Georgia
ist es tatsächlich gelungen. Das aktuelle Album „Dreaming Wide Awake“
(erschienen bei Verve/UMG) entstand
unter der Regie von Cassandra Wilsons Hausproduzent Craig Street und
legt den Vergleich Wright/Wilson
noch zwingender nahe als das Debüt.
Der relaxte Jazz-Flow des Vorgängers
wich einer sparsamen Blues-FolkPop-Instrumentierung, die für Miss
Wrights vokale Möglichkeiten buchstäblich den roten Teppich ausrollt.
Man lauscht der manchmal fast nur
gehauchten Stimme – und möchte
ob ihrer Intensität selbst den Atem
anhalten.
Matthias Inhoffen,
Stereoplay 07/05
VARIOUS ARTISTS
Verve//Remixed3
988 007-7
V
ier neue Stücke hat Wayne Shorter
geschrieben. Sie sind auf dem überragenden Live-Album zu hören, das einen
imposanten Eindruck vermittelt von den
Konzerten der triumphalen Live-Tour des
inzwischen über 70-jährigen Sopransaxophonisten. Die Aufnahmen – entstanden
zwischen 2002 und 2004 – sind, obwohl
immer wieder ausgeblendet, aus einem
Guss. Sie präsentieren ein formidables
Quartett (Danilo Pérez, p, John Patitucci,
b, Brian Blade, dr), das zum Besten des
gegenwärtigen Jazz zählt. Es bewegt
sich weit entfernt von neokonservativen
Richtungen, hält sich fern von Standards
und anderem bekannten Material, bietet dafür Free-Ergüsse eigener Prägung.
Die Kompositionen beruhen auf breit
angelegten Prozessen, in denen sich das
solistische Profil der beteiligten Musiker
schärft. Shorter ist bekannt für komponierte Klangwelten voller rhapsodischer
Melodiebögen, die von weiten Intervallen und unerwarteten Akkordbrechungen
WAYNE SHORTER
Beyond
The Sound Barrier
06024 988 1281
Leuchtkraft
Trotz schwerer Krankheit hat KEITH JARRETT auch live
zu alter Form und Spiritualität zurückgefunden.
D
ie unzähligen Solokonzerte von Keith
Jarrett fanden ein abruptes Ende mit
dem rätselhaften Chronic Fatigue Syndrome, an dem er 1996 erkrankte. Ein
musikalisches Highlight ereignete sich
im Oktober 2002, als Jarrett in Japan
demonstrierte, dass er nicht nur seit einiger Zeit im Trio wieder zu alter Form
LIZZ WRIGHT
Dreaming Wide
Awake
988 155-3
Auf dem roten Teppich: LIZZ WRIGHT
gespeist werden. Der Sopransaxophonist ist mittlerweile an Steve Lacys Stelle
getreten. Er spielt mit den Sounds seines
Instruments, liefert impressionistische Bilder, unzählige Obertöne und farbenfrohe
Akkorde. Die ins Expressive schießenden
Klangbilder dringen in die Tiefe und lassen manche Assoziationen zur europäischen Kunstmusik aufkommen. Pérez und
Patitucci sind die richtigen Partner, einzig
Brian Blade drängt sich mitunter mit donnernden Schlägen in den Vordergrund,
könnte mehr Sensibilität walten lassen.
Aber insgesamt ein Quartett auf der Höhe
seiner Kunst und ein Leader, der im Alter
wirklich weise geworden ist.
Reiner Kobe, Jazzpodium
07/08/05
In alter Form: KEITH JARRETT
und Spiritualität zurückgefunden hatte,
sondern sich mit unerschütterlicher
Schaffenskraft vor allem solistisch weiter
entwickelt hat. Außer seiner ungebrochen
stilistisch und expressiv mannigfaltigen
Ausdruckskraft am Flügel präsentierte Jarrett eine deutlich veränderte Dramaturgie zu früheren Soloimprovisationen, die
sich nun in Osaka von kurzen Interludien
über satzartige Themen zu einer Art Suite
fügten. ECM veröffentlicht anlässlich seines 60. Geburtstags das komplette SoloKonzert, sowie Ausschnitte des ein paar
Tage später folgenden Auftritts in Tokio.
„Radiance“ ist ein pianistisches Werk von
unendlich großer Leuchtkraft.
T. J. Krebs, Jazzzeitung 06/05
JazzLink: jarrett
KEITH JARRETT
Radiance
06024 986 9818
Seite
6
Ausgabe 3 • Jahrgang 8
Details
Jazz-Neuheiten
ANNA MARIA JOPEK
Secret
EmArcy 06024 987 0158
MUSIKER: Anna Maria Jopek: vocals,
keyboards & programming, Robert
Majewski: trumpet & flugelhorn, Henryk Miskiewicz: soprano sax, Piotr Nazaruk: flutes & percussion, Pawel Zarecki:
piano, keyboards & programming,
Leszek Mozder: piano, Marcin Pospieszalski: guitars, keyboards, bass & programming, Marcin Kydrynski & Marek
Napiorkowski: guitars, Robert Kubiszyn
& Slawomir Kurkiewicz: double-basses,
Cezary Konrad: drums & percussion,
Tomas Sanchez: congas & percussion,
Michael Zebrowski: Polish voice on „All
The Virtues“
SONGS: I Burn For You / Don’t Speak /
Insatiable / Cherry Tree / Secret / The
Wind / Moondance / A Thousand Years /
Sleep / Water / All The Virtues
MINGUS BIG BAND, ORCHESTRA
& DYNASTY
I Am Three
EmArcy 06024 983 1140
MUSIKER: Mingus Big Band (MBB): Kenny
Rampton: trumpet, Randy Brecker & Jeremy Pelt: trumpets (1, 6 & 10), Jack Walrath & Walter White: trumpets (2, 4 & 5),
Alex Foster & Jaleel Shaw: alto saxes (1, 6
& 10), Miguel Zenon: alto sax (2, 4 & 5),
Craig Handy: alto sax (2, 4, 5 & 10), Abraham Burton: tenor sax, Wayne Escoffery:
tenor sax (1, 6 & 10), Seamus Blake: tenor
sax (2, 4 & 5), Ronnie Cuber: baritone sax
(1, 6 & 10), Scott Robinson: baritone sax
(2, 4 & 5), Ku-Umba Frank Lacy & Conrad
Herwig: trombones, Earl McIntyre: bass
trombone & tuba, George Colligan: piano
(1 & 10), John Hicks: piano (10), Orrin
Evans: piano (2, 4 & 5), Boris Kozlov: bass
(all tracks) & arrangement (5), Johnathan Blake: drums (1, 6 & 10), Donald
Edwards: drums (2, 4 & 5), John C. Stubblefield: arrangements (1, 6 & 10), Robin
Eubanks: arrangement (2)
Mingus Orchestra (MO): Kenny Rampton:
trumpet, Ku-Umba Frank Lacy: trombone,
Bobby Routch: French horn, Seamus
Blake: tenor sax, Craig Handy: alto sax,
Douglas Yates: bass clarinet, Michael Rabinowitz: bassoon, Jack Wilkins: guitar, Boris
Kozlov: bass, Donald Edwards: drums, Sy
Johnson: arrangements
Mingus Dynasty (MD): Kenny Rampton:
trumpet, Ku-Umba Frank Lacy: trombone,
Craig Handy: alto sax & flute, Seamus
Blake: tenor sax, Orrin Evans: piano, Boris
Kozlov: bass & arrangements, Donald
Edwards: drums
SONGS: Song With Orange (MBB) /
MDM (MBB) / Chill Of Death (MO) / Paris
In Blue (MBB) / Tensions (MBB) / Orange
Is The Colour Of Her Dress (MBB) / Cell
Block F’Tis Nazi USA (MD) / Todo modo
(MO) / Wednesday Prayer Meeting (MD)
/ Pedal Point Blues (MBB)
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JAMIE CULLUM
Catching Tales
LEE RITENOUR
World Of Brazil
Verve 06024 987 3771
GRP 06024 988 2956
MUSIKER: Jamie Cullum: vocals, piano, keyboards, Hammond organ, Fender Rhodes,
Wurlitzer, Moog synthesizer, Omnichord, guitar, percussion, xylophone, programming,
beats & electronics, Dan Nakamura: programming, beats & magic, Alan Barnes: alto sax,
Ben Cullum: electric bass & backing vocals,
Merlo Podlewski: electric bass, Geoff Gascoyne: acoustic bass & string arrangements,
John Heard: acoustic bass, James Gadson
& Sebastian de Krom: drums, Ian Thomas:
drums & percussion, Terri Walker, Isabella
Cannell, Joel Priest, Sebastiaan de Krom &
Mark Emms: backing vocals & party people,
London Session Orchestra: string
SONGS: Get Your Way / London Skies / Photograph / I Only Have Eyes For You / Nothing
I Do / Mind Trick / 21st Century Kid / I‘m Glad
There Is You / Oh God / Catch The Sun / 7
Days To Change Your Life / Our Day Will Come
/ Back To The Ground / Wifey / My Yard
MUSIKER: Lee Ritenour: guitars, keyboards, bass & synthesizers, João Bosco,
Djavan, Gonzaguinha, Caetano Veloso,
Ivan Lins & El DeBarge: lead vocals, Art
Porter & Steve Tavaglione: soprano saxes,
Ernie Watts: tenor sax, Russell Ferrante,
Dave Grusin & Larry Williams: keyboards,
Herbie Hancock: piano, Daniel Higgins:
flute, Melvin Davis, Anthony Jackson,
Jimmy Johnson & John Patitucci: basses,
Omar Hakim, Gary Novak & Carlos Vega:
drums, Alex Acuña, Carlinhos Brown, Paulinho da Costa & Cássio Duarte: percussion, Gracinha Leporace, Carol Rogers,
Marietta Waters & Regina Werneck: background vocals, u.a.
SONGS: Water To Drink (Água de beber) /
Latin Lovers / Linda (Você é linda) / Dindi
/ Stone Flower / San Ysidro / Harlequin
(Arlequim desconhecido) / Bahia Funk /
Asa / Windmill / É
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Aufnahmedatum: 1985 – 1997
Den brasilianischen Einfluss hört man bei
Lee Ritenour, seit der kalifornische Gitarrist
in den frühen 70ern seine professionelle
Laufbahn begann. Ziemlich am Anfang
seiner Karriere war er etwa eine zeitlang
Mitglied von Sérgio Mendes’ Brasil ’77.
„Rio“ war 1979 sein erstes eigenes Album
mit betont brasilianischem Einschlag. Seitdem hat Ritenour brasilianischen Klängen
und Rhythmen immer wieder Platz auf
seinen Alben eingeräumt. Die Compilation „World Of Brazil“ enthält einige der
besten Aufnahmen von den Alben „Harlequin“, „Portrait“, „Festival“, „Color Rit“
und „A Twist Of Jobim“. Die Highlights
sind natürlich die originären brasilianischen Songs, die er mit den MPB-Stars
João Bosco, Djavan, Caetano Veloso, Ivan
Lins, Carlinhos Brown und dem 1991 verstorbenen Gonzaguinha aufnahm.
KENNY BARRON TRIO
Live At Bradley’s II
EmArcy 06024 9831 1240
MUSIKER: Kenny Barron: piano, Ray
Drummond: bass, Ben Riley: drums
SONGS: You Don’t Know What Love Is /
The Only One / Twilight Song / Shuffle
Boil / Well, You Needn’t
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JOHNNY LIEBLING
Goldene Zeiten
MERCEDES SOSA
Corazón Libre
Boutique 06024 987 1183 (CD)
06024 987 1185 (LP)
Deutsche Grammophon 00289 474 1982
MUSIKER: Kris Kiel: vocals, Ralph Belshausen: vocals, trumpet, Martin Fekl:
guitar, Kim Kiesling: bass, Rüdiger Hensel: drums
GÄSTE: Running Waters: rap (5), Lalah:
vocals (11)
SONGS: Goldene Zeiten / Pest / Zu
Hause / TP.P.B. / Prinzen / An guten
Tagen / Abre los ojos / Vampire / Heroin
/ Niemals / Quelle / Eva / 30 Sommer /
Bonustrack: An guten Tagen (Videoclip)
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CHARLIE HADEN
LIBERATION MUSIC ORCHESTRA
Not In Our Name
GEORGE BENSON
The Best Live
MARK MURPHY
Once To Every Heart
Verve 0604 988 4353
Verve 06024 987 2410
EmArcy 06024 982 9248
MUSIKER: George Benson: vocals & guitars, Michael O’Neill: guitar & vocals, Joe
Sample: piano, David Witham: musical
direction & piano, Thom Hall: keyboards,
Stanely Banks: bass, Michael White: drums,
Dio Saucedo: percussion & vocals
SONGS: Turn Your Love Around / This Masquerade / Breezin’ / Love X Love / Deeper
Than You Think / The Ghetto / Never Give
Up On A Good Thing / Hipping The Hop /
Give Me The Night / On Broadway
MUSIKER: Mark Murphy: vocals, piano,
Till Brönner: trumpet, flugelhorn &
production, Frank Chastenier: piano,
Christian von Kaphengst: acoustic bass,
orchestra arranged & conducted by Nan
Schwartz
SONGS: I’m Through With Love / When
I Fall In Love – My One And Only Love /
Skylark – You Don’t Know What Love Is
/ Our Game / I Know You From Somewhere / Bein’ Green / Once To Every
Heart / It Never Entered My Mind / Do
Nothing Till You Hear From Me / Love Is
Here To Stay
MUSIKER: Mercedes Sosa: vocals, Coqui
Sosa, Pocho Sosa: vocals, Alberto Rojo, Jorge
Giulano: guitar, Eduardo Falú: guitar &
vocals, Javier Casalla: violin, Luis Salinas:
guitar & vocals, Norberto Córdoba: bass,
Chango Farias Gómez: bombo, cajón peruano, vocals, Facundo Guevara: bombos legüeros, maderas, semillas
SONGS: Los niños de nuestro olvido / El
olvidau / Cantor del obraje / Sólo pa’bailarla
/ País / Chacarera del fuego / Tonada del
viejo amor / Como flor del campo / Zamba
de Argamonte / Sufrida tierra / Tonada del
otoño / La canción es urgente / Todo cambia
/ Lapachos en primavera / Corazón libre / Y
la milonga lo sabe
MUSIKER: Miguel Zenón: alto sax, Chris
Cheek & Tony Malaby: tenor saxes, Michael
Rodríguez & Seneca Black: trumpets, Curtis
Fowlkes: trombone, Joe Daley: tuba, Sharon
Freeman: French horn, Carla Bley: keyboards
& arrangements, Steve Cardenas: guitars,
Charlie Haden: acoustic bass, Matt Wilson:
drums
SONGS: Not In Our Name / This Is Not America / Blue Anthem (Medley): America The
Beautiful (by Samuel Augustus Ward) – America The Beautiful (by Gary McFarland) – Lift
Every Voice And Sing – Skies Of America /
Amazing Grace / Goin’ Home / Throughout /
Adagio
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NYLON
Eine kleine Sehnsucht
Boutique 06024 987 2412
MUSIKER: Lisa Bassenge: vocals, Paul
Kleber: bass, drums, Stefan Rogall,
Hagen Demmin, Arnold Kasar: keyboards, programming, background
vocals
SONGS: Wannsee ahoi / Liebe macht
blöd / Glück / Wenn ich mir was wünschen dürfte / Unter den Sternen / Kurze
Weile / Karaoke Bar / Perlen / So oder so
ist das Leben / Ich weiss nicht zu wem
ich gehöre
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Seite
Ausgabe 3 • Jahrgang 8
7
Details
ECM
TILL BRÖNNER
”A Night in Berlin”
MANU KATCHÉ
Neighbourhood
MARC JOHNSON
Shades Of Jade
ANDREY DERGACHEV
The Return
ECM 06024 986 9815
ECM 06024 987 1477
ECM 06024 987 1318
MUSIKER: Manu Katché: drums, Tomasz
Stanko: trumpet, Jan Garbarek: tenor
& soprano saxes, Marcin Wasilewski:
piano, Slawomir Kurkiewicz: double-bass
SONGS: November 99 / Number One /
Lullaby / Good Influence / February Sun
/ No Rush / Lovely Walk / Take Off And
Land / Miles Away / Rose
MUSIKER: Joe Lovano: tenor sax, John Scofield: guitar, Alain Mallet: organ, Eliane Elias:
piano, Marc Johnson: double-bass, Joey
Baron: drums
SONGS: Ton sur ton / Apareceu / Shades Of
Jade / In 30 Hours / Blue Nefertiti / Snow /
Since You Asked / Raise / All Yours / Don’t
Ask Of Me (Intz Mi Khntrir, Armenian song
by Anton Mailyan)
MUSIKER: Music by Andrey Dergachev
SONGS: Underwater / Old Man / Shorty / In
The Bedroom / The Road / Mugam / Titles
– Run / Japan / Bekhtovo / Port / Mozart /
Rehearsal / Culmination / Piano / Georgians
/ Final Titles / Rain
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EVAN PARKER ELECTROACOUSTIC ENSEMBLE
The Eleventh Hour
ECM 06024 987 0854
MUSIKER: Evan Parker: soprano sax &
voice, Philipp Wachsmann: violin & live
electronics, Paul Lytton: percussion &
live electronics, Agustí Fernandez: piano
& prepared piano, Adam Linson: double-bass, Lawrence Casserley: signal
processing instrument, percussion &
voice, Joel Ryan: sample & signal processing, Walter Prati: computer processing, Richard Barrett & Paul Obermayer:
sampling keyboards & live electronics,
Marco Vecchi: sound projection
SONGS: Shadow Play / The Eleventh
Hour: Part 1 / Part 2 / Part 3 / Part 4 /
Part 5
1992 gründete der britische Saxophonist Evan Parker sein Electro-Acoustic
Ensemble, um in einem auf Improvisation basierenden Kontext die Klänge
akustischer Instrumente mit jenen live
bedienter elektronischer Geräte und
Computer zu verbinden. „Die Erforschung der Bezüge zwischen elektronisch bearbeitetem Material und
Naturklang“, hieß es in einer Rezension
der „Süddeutschen Zeitung“, „gehörte
von Anfang an zum sowohl ästhetisch
avanciertesten wie intellektuell anregendsten, was die europäische Improvisationsmusik in ihrer genretypischen
Avantgarde-Erstarrung in den letzten zehn Jahren hervor gebracht hat.“
„The Eleventh Hour“ ist nun schon das
vierte Album dieses außergewöhnlichen
Ensembles, das einst als Sextett begann
und mittlerweile elf Mitglieder umfasst.
Das einstündige Titelstück entstand als
Auftragsarbeit des Glasgower Centre for
Contemporary Arts.
IRO HAARLA
Northbound
JON BALKE & BATAGRAF
Statements
ECM 06024 987 0377
ECM 06024 987 1461
MUSIKER: Iro Haarla: piano & harp, Trygve
Seim: tenor & soprano saxes, Mathias Eick:
trumpet, Uffe Krokfors: double-bass, Jon
Christensen: drums
SONGS: Avian Kingdom / Barcarole / With
Thanksgiving / Time For Recollection / On
A Crest Of A Wave / Waterworn Rocks / Veil
Of Mist / Light In The Sadness / A Singing
Water Nymph / Yarra, Yarra … / Northbound …
MUSIKER: Jon Balke: keyboards, percussion,
vocals & sound processing, Sidsel Endresen:
text recitals in English, Miki N’Doye: text
recital in Wolof, Solveig Slettahjell: vocals,
Frode Nymo: alto sax, Arve Henriksen: trumpet, Kenneth Ekornes, Harald Skullerud,
Helge Andreas Norbakken & Ingar Zach:
percussion, Jocely Sete Camara Silva, Jennifer Myskja Balke & unknown media announcers: voices
SONGS: Haomanna / Butano / Rraka / Doublespeak / Pregoneras del bosque / Betong /
Altiett / En vuelo / Pajaro / Whistleblower /
Karagong / Unknown
Die finnische Pianistin, Harfinistin und Komponistin Iro Haarla, die mit „Northbound“
ihr erstes Album unter eigenem Namen
bei ECM veröffentlicht, ist die Witwe des
1999 verstorbenen finnischen Schlagzeugers Edward Vesala. Als Mitglied von Vesalas
Band Sound & Fury war Haarla schon auf
vier ECM-Alben zu hören. Nun gründete sie
mit Trygve Seim, Mathias Eick, Uffe Krokfors
und Jon Christensen ein eigenes Quintett,
das der Improvisation wesentlich mehr Platz
einräumt, als dies bei Vesalas Sound & Fury
je der Fall war. Haarla selbst stellt sich hier
nicht nur als versierte Pianistin und Harfinistin vor, sondern auch als Komponistin mit
sehr eigener Handschrift.
Als der Keyboarder und Perkussionist Jon
Balke 2002 mit vier Schlagzeugern und
Perkussionisten das Ensemble Batagraf ins
Leben rief, hatte er eigentlich gar nicht im
Sinn, mit der „Band“ Konzerte zu geben
oder Platten aufzunehmen. Er wollte einfach
nur im privaten Freundeskreis ausprobieren,
ob man „die metrischen, rigiden Grooves
des Computerzeitalters“ nicht aufbrechen
und in einen melodischen Fluss bringen
könnte. Als Basisinstrument wählten Balke
und seine (in Jazzkreisen bestens bekannten)
Freunde die kubanischen Bata-Trommeln.
Mit Verstärkung durch den jungen Altsaxophonisten Frode Nymo und eine Reihe von
Gästen (u.a. Sidsel Endresen und Arve Henriksen) nahm dieses Ensemble nun glücklicherweise doch ein Album auf, auf dem die
Poesie des Rhythmus sowie der Rhythmus
und die Musikalität des gesprochenen Wortes im Mittelpunkt stehen.
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ERNIE ANDREWS
This Is Ernie Andrews
GRP 06024 9881867 1
ELLA FITZGERALD
Hello, Dolly
BOBO STENSON TRIO
Goodbye
THOMAS STRØNEN
Parish
Verve 06024 9881865 7
ECM 06024 982 5173
ECM 06024 987 0376
MUSIKER: Bobo Stenson: piano, Anders
Jormin: double-bass, Paul Motian:
drums
SONGS: Send In The Clowns / Rowan /
Alfonsina / There Comes A Time / Song
About Earth / Seli / Goodbye / Music
For A While / Allegretto Rubato / Jack
Of Clubs / Sudan / Queer Street / Triple
Play / Race Face
MUSIKER: Thomas Strønen: drums, Fredrik Ljungkvist: clarinet & tenor sax,
Bobo Stenson: piano, Mats Eilertsen:
double-bass
SONGS: Improvisation I / Suite For Trio
I / Suite For Trio II / Suite For Trio III /
Suite For Trio IV / Improvisation II / Easta
/ Daddycation / Travel I / Quartz / Murring / Travel II / In Motion / C moll maj /
Improvisation III / Nu
MILTON NASCIMENTO
Courage
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„Parish“ ist der Name dieses schon 2001
gegründeten Quartetts, das jeweils zur
Hälfte aus norwegischen (Strønen und
Eilertsen) und schwedischen (Stenson
und Ljungkvist) Musikern besteht und
improvisierten kammermusikalischen
Jazz in der Tradition von Paul Bley und
Jimmy Giuffre spielt. Geleitet wird das
Quartett, das hier vorwiegend mit balladesken Improvisationen besticht, vom
33-jährigen Thomas Strønen, der schon
mit Tomasz Stanko und Silje Nergaard
arbeitete sowie Mitglied der mittlerweile
aufgelösten norwegisch-britischen Band
Food war.
Verve 06024 9881948 7
JIMMY SMITH
Stay Loose
Verve 06024 9881866 4
JIMMY WITHERSPOON /
BROTHER JACK MCDUFF
The Blues Is Now
Verve 06024 9864471 3
MARLENA SHAW
The Spice Of Life
GRP 06024 9881869 5
SARAH VAUGHAN
After Hours At The London House
Verve 06024 9881904 3
TOURDATEN 2005
01.11.05 Baden Baden Festspielhaus
02.11.05 München Philharmonie
04.11.05 Berlin Philharmonie
05.11.05 Karlsruhe J.-Brahms-Saal
06.11.05 Mannheim Mozartsaal
07.11.05 Bremen Glocke
08.11.05 Lübeck MuK
10.11.05 Dresden Kulturpalast
13.11.05 Hannover Theater am Aegi
14.11.05 Nürnberg Meistersingerhalle
15.11.05 Essen Philharmonie
Veranstalter : DEAG, Tickethotline : 01805-332433
DINAH WASHINGTON
I Wanna Be Loved
Verve 06024 9881870 1
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www.tillbroenner.com
Seite
8
Ausgabe 3 • Jahrgang 8
Details
Compilations
VARIOUS ARTISTS
Spiegel Jazz History, Vol. 1:
The Roaring Twenties
Verve 06024 983 1782
VARIOUS ARTISTS
Spiegel Jazz History, Vol. 2:
The Swinging Thirties
Verve 06024 983 1783
VARIOUS ARTISTS
Spiegel Jazz History, Vol. 3:
The Fabulous Forties
Verve 06024 983 1784
VARIOUS ARTISTS
Spiegel Jazz History, Vol. 4:
The Cool Fifties
Verve 06024 983 1785
VARIOUS ARTISTS
Spiegel Jazz History, Vol. 5:
The Dynamic Sixties
Verve 06024 983 1786
VARIOUS ARTISTS
Spiegel Jazz History, Vol. 6:
The Splendid Seventies
Wiederveröffentlichungen
VARIOUS ARTISTS
Def Jazz
JULIAN PRIESTER
Love, Love
STEVE KUHN
Trance
Verve 06024 988 2877
ECM 06024 987 1773
ECM 06024 987 1774
MUSIKER: Kevin Toney & Dok Ross: keyboard programming & string arrangements, Tony Joseph: drum programming,
percussion & string arrangements,
Audra Bryant & Ledisi: vocal arrangements, Dwight Sills: rhythm guitar, Alex
Al & Kevin O’Neal: basses, Paul Litteral:
trumpet & horn arrangements, Scott
Mayo: saxes, flute & horn arrangements,
Bud Harner: drum fills, DJ Vicious Lee:
scratches
FEATURING: Roy Hargrove: trumpet (1),
Joey DeFrancesco: Hammond B-3 (1 &
10), Gerald Albright: sax (2 & 8), Kevin
Toney: vibes, Wurlitzer & Moog (2 &
5), Jeff Lorber: Wurlitzer, vibes, Moog &
piano (3 & 9), Dwight Sills: guitar (3, 4,
7 & 9), Audra Bryant: vocals (4), Hubert
Laws: flute (5), Ledisi: vocals (6), Oran
„Juice“ Jones: rap (6), Rick Braun: trumpet
(7), Ach: vocals (8), Scott Mayo: sax (10)
SONGS: All I Need / Hey Young World /
Can I Get A… / Doin’ It / Bring The Pain
/ The Rain / Ghetto Jam / Get U Home /
Back Seat / Give It Up
MUSIKER: Julian Priester: trombones, horns,
whistle flute, percussion & synthesizers,
Hadley Caliman: flute, saxes & clarinet,
Mguanda David Johnson: flute & sax, Pat
Gleeson: synthesizers, Bayete Umbra Zindiko: pianos & clavinet, Bill Connors: electric guitar, Nyimbo Henry Franklin & Ron
McClure: basses, Ndugu Leon Chancler:
drums, Kamau Eric Gravatt: drums & congas
SONGS: Prologue / Love, Love / Images /
Eternal World / Epilogue
MUSIKER: Steve Kuhn: acoustic & electric
pianos, Steve Swallow: electric bass, Jack
DeJohnette: drums, Sue Evans: percussion
SONGS: Trance / A Change Of Face / Squirt
/ The Sandhouse / Something Everywhere
/ Silver / The Young Blade / Life’s Backward
Glance
Aufnahmejahr: 1974
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DAVE HOLLAND &
BARRE PHILLIPS
Music From Two Basses
OSCAR PETERSON &
CLAUS OGERMAN ORCHESTRA
Motions & Emotions
ECM 06024 987 1766
MPS 06024 982 7013
(Remastered Anniversary Edition)
MUSIKER: Dave Holland: double-bass & violoncello, Barre Phillips: double-bass
SONGS: Improvised Piece I / Improvised
Piece II / Beans / Raindrops / Maybe I Can
Sing It For You / Just A Whisper / Song For
Clare
Aufnahmejahr: 1971
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Aufnahmejahr: 1973
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MUSIKER: Oscar Peterson: piano, Bucky
Pizzarelli: guitar, Sam Jones: bass,
Bob Durham: drums, Claus Ogerman:
arrangements & conduction
SONGS: Sally’s Tomato / Sunny / By
The Time I Get To Phoenix / Wandering
/ This Guy’s In Love With You / Wave /
Dreamsville / Yesterday / Eleanor Rigby /
Ode To Billy Joe
Aufnahmedatum: 1969
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Verve 06024 983 1787
VARIOUS ARTISTS
Spiegel Jazz History, Vol. 7:
The Virtuoso Eighties
Verve 06024 983 1788
VARIOUS ARTISTS
Spiegel Jazz History, Vol. 8:
The Timeless Nineties
VARIOUS ARTISTS
Mojo Club Presents Dancefloor
Jazz, Vol. 12: Feeling Good
JAMES BROWN WITH THE DEE
FELICE TRIO
Getting Down To It
MARK MURPHY
Midnight Mood
OSCAR PETERSON TRIO
Great Connection
OSCAR PETERSON TRIO
Tristeza On Piano
MPS 06024 987 2742
Verve 06024 983 1790
Boutique 06024 982 0925 (CD),
Boutique 06024 982 0926
(Doppel-LP inkl. Bonus-Tracks)
Verve 06024 988 3152
MUSIKER: Mark Murphy: vocals, Jimmy
Deuchar: trumpet, Derek Humble: alto sax,
Ronnie Scott: tenor sax, Sahib Shihab: baritone sax & flute, Åke Persson: tuba, Francy
Boland: piano, Jimmy Woode: bass, Kenny
Clarke: drums
SONGS: Jump For Joy / I Don’t Want Nothin’
/ Why And How / Alone Together / You Fascinate Me / Hopeless / Sconsolato / My Ship
/ Just Give Me Time / I Get Along Without
You Very Well
MPS 06024 982 7017
(Remastered Anniversary Edition)
MPS 06024 982 7010
(Remastered Anniversary Edition)
MUSIKER: Oscar Peterson: piano, Nils-Henning Ørsted Pedersen: bass, Louis Hayes:
drums
SONGS: Younger Than Springtime / Where
Do I Go From Here? / Smile / Soft Winds /
Just Squeeze Me / On The Trail / Wheatland
MUSIKER: Oscar Peterson: piano, Sam
Jones: bass, Bob Durham: drums
SONGS: Tristeza / Nightingale / I Loves
You, Porgy / Triste / You Stepped Out
Of A Dream / Watch What Happens /
Down Here On The Ground / Fly Me To
The Moon
VARIOUS ARTISTS
The Best Of Spiegel Jazz History
Verve 06024 983 1835
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auf www.jazzecho.de
VARIOUS ARTISTS
Music From Broken Flowers
Decca 988 3781
REPERTOIRE: The Greenhornes: There Is
An End / Mulatu Astatke: Yegelle Tezeta
/ The Tennors: Ride Your Donkey / Marvin Gaye: I Want You / Mulatu Astatke:
Yekermo Sew / Brian Jonestown Massacre: Not If You Were The Last Dandy On
Earth / Holly Golightly: Tell Me Now So I
Know / Mulatu Astatke: Gubelye /
Sleep: Dopesmoker / Oxford Camerata:
Requiem Op. 48 (Pie Jesu) By Gabriel
Fauré / Dengue Fever: Ethanopium / The
Greenhornes: Unnatural Habit
INTERPRET/SONG: Lainie Kazan - Feeling Good / Suzanne Gabriello - Z’avez
pas lu Kafka / Claude Bolling - Pop Mod
/ The Flames - Stand Up And Be Counted
/ A.A.B.B. - Pick Up The Pieces One By
One / Gerson King Combo - Blows / J.J.
Johnson - Willie Chase / Jenny Evans - In
The Name Of Love / Ambros Seelos Joker / Buddy Guy - Crazy Love / T-Bone
Walker - Long Skirt Baby Blues / Lefties Soul Connection - V 2 / Paul Serrano
& The Latin Souls - Latin Soul Boogaloo (Pt. 2) / Bernie Prock & seine LatinCombo - Ran-Kan-Kan / The Aquarians
- Bayu Bayu / Diane Tell - Le mauvais
numero / East Coast - The Rock / Lalo
Schifrin - Ape Shuffle / Charles Earland
- Let The Music Play / Thelma Houston
- Cheap Lovin’ / Nick Ashford - I Don’t
Need No Doctor / The Youngsters Tema de Kiko / Ray Bryant - Up Above
The Rock / Gloria Lynne - Speaking Of
Happiness
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Alle LP-Reissues von
Speakers Corner
im gutsortierten Schallplattenhandel und Hi-FiFachgeschäften. Weitere
Bezugsquellen unter
www.speakerscorner.de
GIL EVANS:
The Individualism Of Gil Evans
Verve V6-8555
BENNY CARTER:
Further Definitions
Impulse AS-12 / 04260 019 7124
MUSIKER: Benny Carter & Phil
Woods: alto saxes, Coleman
Hawkins & Charles Rouse: tenor
saxes, Dick Katz: piano, John Collins: guitar, Jimmy Garrison: bass,
Jo Jones: drums
SONGS: Honeysuckle Rose / The
Midnight Sun Will Never Set /
Crazy Rhythm / Blue Star / Cotton Tail / Body & Soul / Cherry /
Doozy
Aufnahmedatum: 1961
MUSIKER: Johnny Coles, Bernie Glow, Thad
Jones, Louis Mucci & Ernie Royal: trumpets,
Jimmy Cleveland & Tony Studd: trombones
& trumpets, Jimmy Knepper, Frank Rehak:
trombones, Billy Barber: tuba, Ray Alonge,
James Buffington, Gil Cohen, Bob Northern
& Julius Watkins: French horns, Al Block,
Garvin Bushell, Eric Dolphy, Andy Fitzgerald,
Steve Lacy, George Marge, Jerome Richardson, Wayne Shorter, Bob Tricarico & Phil
Woods: reeds & woodwinds, Gil Evans: piano
& arrangements, Kenny Burrell & Barry Galbraith: guitars, Ron Carter, Paul Chambers,
Richard Davis, Milt Hinton, Gary Peacock
& Ben Tucker: basses, Osie Johnson & Elvin
Jones: drums, Harry Lookofsky: violin, Margaret Ross: harp
SONGS: The Barbara Song / Las Vegas Tango
/ Flute Song / Hotel Me / El Toreador
Aufnahmedatum: 1963/64
MUSIKER: James Brown: vocals , Frank Vincent: piano, Lee Tucker: bass, Dee Felice:
drums, Marva Whitney: additional vocals
(1), Lee Garrett & Kenny Poole: guitars (6
& 12)
SONGS: Sunny / That’s Life / Strangers In
The Night / Willow Weep For Me / Cold
Sweat / There Was A Time / Chicago / (I
Love You) For Sentimental Reasons / Time
After Time / All The Way / It Had To Be You
/ Uncle
Aufnahmedatum: 1971
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Aufnahmedatum: 1970
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Aufnahmedatum: 1968/69
Aufnahmedatum: 1967
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Wer James Brown, den „Godfather of Soul“,
nur als Rhythm’n’Blues-, Soul- und FunkShouter kennt, ist sich der Vielseitigkeit dieses Sängers nicht einmal halb bewusst. In
seiner nun fast schon 50-jährigen Karriere
hat Brown immer wieder überraschende
Seitensprünge unternommen. Im selben Jahr
wie das Hit-Album „Say It Loud – I’m Black
And Proud“ nahm er zum Beispiel auch das
Album „Getting Down To It“ auf, das neben
den beiden verjazzten Brown-Hits „Cold
Sweat“ und „There Was A Time“ vor allem
balladeske Jazzstandards enthielt, darunter
die vier Sinatra-Klassiker „That’s Life“,
„Strangers In The Night“, „Chicago“ und
„All The Way“. Begleiten ließ er sich dabei
vom Trio des Schlagzeugers Dee Felice.
SAMMY DAVIS JR. &
CARMEN MCRAE
Boy Meets Girl (The Complete
Sammy Davis Jr. And Carmen
McRae On Decca)
OSCAR PETERSON TRIO WITH
HERB ELLIS
Hello Herbie
OSCAR PETERSON &
THE SINGERS UNLIMITED
In Tune
MPS 06024 982 7015
(Remastered Anniversary Edition)
MPS 06024 982 7014
(Remastered Anniversary Edition)
Verve 07314 589 5462
MUSIKER: Oscar Peterson: piano, Herb Ellis:
guitar, Sam Jones: bass, Bob Durham: drums
SONGS: Naptown Blues / Exactly Like You /
Seven Come Eleven / Hamp’s Blues / Blues
For H.G. / A Lovely Way To Spend An Evening / Day By Day
MUSIKER: Bonnie Herman, Don Shelton,
Gene Puerling & Len Dressler: vocals,
Oscar Peterson: piano, George Mraz:
bass, Louis Hayes: drums, Gene Puerling: arrangements
SONGS: Sesame Street / It Never
Entered My Mind / Children’s Games /
The Gentle Rain / A Child Is Born / The
Shadow Of Your Smile / Catherine /
Once Upon A Summertime / Here’s That
Rainy Day Again
MUSIKER: Sammy Davis Jr. & Carmen
McRae: vocals, Pete Candoli, Maynard
Ferguson, Conrad Gozzo & Ray Linn:
trumpets, Marshall Cram, Joe Howard
& Lloyd Ulyate: trombones, George
Roberts: bass trombone, James Decker
& Vince De Rosa: French horns, Willie Schwartz & Bud Shank: alto saxes,
flutes & clarinets, Buddy Collette & Ted
Nash: tenor saxes, flutes & clarinets,
Chuck Gentry: baritone sax & bass clarinet, Julie Jacob: oboe, Gene Cipriano &
Harry Klee: woodwinds, George Rhodes:
piano, Al Hendrickson: guitar, Whitey
Mitchell: bass, Mel Lewis: drums, Milt
Holland & Lou Singer: percussion, The
Bill Thompson Singers (Alice Armbruster,
Ralph Brewster, Tom Kenny, Sue Lyttle
& Bill Thompson): backing vocals, Israel
Baker, Victor Bay, Alex Beller, Jacques
Gasselin, Joseph Livoti, Erno Neufeld,
Lew Raderman, Mischa Russell, Eunice
Shapiro & Felix Slatkin: violins, Stanley
Harris, Lou Kievman, Virginia Majewski
& David Sterkin: violas, Armand Kaproff,
Robert La Marchina, Edgar Lustgarten &
Eleanor Slatkin: cellos, Corky Hale: harp,
Buddy Bregman, Jack Pleis & Morty Stevens: arrangements & conduction
SONGS: Happy To Make Your Acquaintance / Tea For Two / They Didn’t
Believe Me / You’re The Top / Cheek To
Cheek / Baby, It’s Cold Outside / People
Will Say We’re In Love / There’s A Small
Hotel / A Fine Romance / The Things We
Did Last Summer / Two Sleepy People
/ Who Cares? / I Go For You / Summertime / A Woman Is A Sometime Thing /
My Man’s Gone Now / I Got Plenty O’
Nuttin’ / Bess, You Is My Woman Now
/ It Ain’t Necessarily So / I Loves You,
Porgy / There’s A Boat Dat’s Leavin’
Soon For New York / Oh, Bess, Oh
Where’s My Bess? / Oh, Lawd, I’m On
My Way
Aufnahmejahre: 1955 – 1958
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Aufnahmedatum: 1969
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Aufnahmedatum: 1971
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THE SWINGLE SINGERS
American Look
EmArcy 06024 983 0555
MUSIKER: Christiane Legrand & Jeanette Baucomont: soprano voices, Alice
Herald & Claudine Meunier: alto voices,
Claude Germain & Ward Swingle: tenor
voices, José Germain & Jean Cussac: bass
voices, Roger Fugen: bass, Jacky Cavallero: drums
SONGS: Country Dances / When
Jesus Wept (Canon) / Negro Spirituals / Patriotic Songs / He’s Gone Away
(Apalachian Folk Song) / Saints Fugue
/ Stephen Foster Medley / Porgy And
Bess Suite: My Man’s Gone Now – It
Ain’t Necessarily So – Summertime – I
Got Plenty Of Nothin’ – Bess, You Is My
Woman
Aufnahmejahr: 1969
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THE SWINGLE SINGERS & THE
MODERN JAZZ QUARTET
Place Vendôme
EmArcy 06024 983 0556
MUSIKER: Christiane Legrand & Jeanette
Baucomont: soprano voices, Alice Herald
& Claudine Meunier: alto voices, Claude
Germain & Ward Swingle: tenor voices,
José Germain & Jean Cussac: bass voices,
John Lewis: piano, Milt Jackson: vibraphone, Percy Heath: bass, Connie Kay:
drums
SONGS: Sascha (Little David’s Fugue)
/ Suite Orchestrale En Re Majeur BWV
1068 Aria / Vendôme / Ricercare / When
I’m Laid In Earth / Alexander’s Fugue /
Three Windows
Aufnahmejahr: 1966
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Seite
Ausgabe 3 • Jahrgang 8
9
Call & Response
Mut und Möglichkeiten
PHILIPP WEISS
1971 Philipp Weiss wird in München
geboren.
Kurz bevor MARK MURPHY sein neues Album „Once To Every Heart“ mit Till Brönner aufgenommen hat,
schrieb er die lobendsten Worte in einen Begleittext zu „You Must Believe In Spring“, dem neuen Album seines Schülers
PHILIPP WEISS. In Berlin unterhielten sich die beiden über Miles, Picasso, Till Brönner, Inspiration und Ekstase.
1980 Erster Klavierunterricht, vier Jahre
später Schlagzeuger einer Schülerband.
1997 Der Klaviervirtuose schreibt
sich für ein Gesangsstudium am Richard
Strauss Konservatorium ein.
2001 Nach dem Abschluss seines Studiums tritt er immer öfter mit seiner eigenen Band in Clubs wie der „Unterfahrt“
auf.
2002 Gewinner des „Jazz Song Expo
Award“. Masterclasses mit Mark Murphy
in New York.
2003 Erster Plattenvertrag mit Liquid
Loop, „Münchens spannendster Newcomergruppe“ (SZ), auf deren aktuellem
Album „Reset“ er auch zu hören ist.
2005 Das Majordebüt „You Must
Believe In Spring“, eingespielt mit dem
Pianisten Steve Kuhn und hervorragenden Gästen, erscheint bei Universal.
Philipp Weiss wird 1971 in eine musikalische Familie in München geboren. Nach einigen Jahren klassischem
Klavierunterricht, Ausflügen als Xylophonist der Orff-Truppe seiner Schule
und als Rockstar in einer Schülerband, schreibt er sich 1991 für ein
Gesangsstudium am Richard Strauss
Konservatorium ein. Parallel ist „die
Entdeckung der Saison“ („SZ“) auch
immer öfter mit dem eigenen Quartett zu erleben. 2003 nimmt Weiss
sein erstes Album mit Liquid Loop
auf. Mark Murphy, neben dem frühen Al Jarreau und dem späten Tony
Bennett eine der großen gesanglichen Inspirationen für Philipp Weiss,
stellt die Verbindung zum Pianisten
Steve Kuhn her, die jetzt zu Philipp
Weiss’ Majordebüt „You Must Believe
In Spring“ führte. An einem Sommernachmittag des letzten Jahres aufgenommen in New York, mit Kuhn und
seinem Trio, sowie Gästen wie dem
Trompeter Lew Soloff, dem Saxophonisten Eric Alexander und Tim Bolden
am Flügelhorn, singt Philipp Weiss
darauf zehn Standards und eine viel
versprechende Eigenkomposition.
MARK MURPHY
1932 Am 14. März wird Mark Murphy
in Fulton, New York, geboren.
1956 „Meet Mark Murphy“, das Debütalbum des von Kollegen wie Ella Fitzgerald und Sammy Davis Jr. protegierten
Gesangstalents, erscheint bei Decca.
1962 Das Album „RAH“, unter anderen mit Wynton Kelly, Bill Evans, Clark
Terry, Blue Mitchell und Jimmy Cobb,
erscheint bei Riverside.
1963 Murphy zieht nach London und
arbeitet dort nicht nur als Sänger, sondern auch als Schauspieler.
1967 Sein inzwischen legendäres
Album „Midnight Mood“ mit Ronnie
Scott, Sahib Shihab, Francy Boland,
Jimmy Woode, Kenny Clarke und anderen erscheint bei MPS.
1973 Zurück in den USA, beginnt er
JazzEcho: Wo habt ihr euch kennen
gelernt?
Philipp Weiss: Das war vor ein paar
Jahren in New York. Ich rief Mark an, um
ihn um Rat zu bitten.
Mark Murphy: Habe ich dir einen gegeben?
Weiss: Ja, obwohl du nicht besonders
gesprächig warst.
Murphy: War das nicht kurz nach dem
11. September? Ich erinnere mich noch,
wie ich am frühen Nachmittag über einen
menschenleeren Times Square ging. Ein
unheimliches Gefühl.
Weiss: Der Rat, den du mir an dem Tag
gegeben hast, war: „Singe, wie Miles
Davis spielt.“ Das war mir sehr wichtig,
und von da an fing ich an, Miles mit anderen Ohren zu hören.
Murphy: Miles spielt die Worte. Genau
wie Till Brönner auch. Auf meinem neuen
Album singe ich eine Zeile und dann
kommt Till und führt sie fort. Und dabei
spricht er die Worte mit seiner Trompete.
Denn Till, da er ja auch Sänger ist, kennt
eben die Texte. Ich kann es selbst kaum
glauben, dass ich auf „Do Nothing Till
You Hear From Me“ das Klavier spiele. Ich
war so glücklich, als ich das hörte, und vor
allem, dass sie den Bass und diese vierzig
Streicher dazu aufgenommen haben. Ich
habe mich nie als Pianisten gesehen, aber
ich muss sagen, dass ich sehr stolz auf diesen Track bin.
JazzEcho: Till ist ja ziemlich wichtig für
eure beiden aktuellen Alben. Wie wichtig
war er speziell für deines, Mark?
Murphy: Schwer zu sagen. Ich war vor
einigen Jahren mit Till im Studio und
nahm einen alten Song von mir auf, „Dim
The Lights“. Er schubste mich da rein
und ließ ihn mich in einem völlig anderen Tempo singen. Aber es gefiel mir. Als
ich zu ihm ins Studio kam, behandelte er
mich wie einen König. Und davon kann
ich mehr vertragen. Es war klar, dass ich
mehr mit ihm machen wollte. Irgendwann holte ich einige meiner Songs und
Arrangements aus dem Keller …
Weiss: Wo er tausende von Noten liegen
hat …
Murphy: Ich habe da ganz schön aufgeräumt, inzwischen. Naja, auf jeden Fall
brachte ich diese Noten mit und wir nahmen das Album auf. Allein schon, weil ich
Tills Spiel so mag und seine Art mit Musik
umzugehen, würde ich vielleicht sagen,
dass ich es war, der ihn dazu gebracht hat,
dieses Album mit mir aufzunehmen. Wir
haben es dann sehr einfach und schnell
gemacht. Vielleicht wurden hier und
da ein paar Harmonien besprochen und Till hatte, glaube
ich, auch einige Noten. Aber
komplette Arrangements
gibt es bis heute nicht.
Wenn wir übermorgen ein Konzert geben
sollten, müssten wir die Arrangements erst
herausschreiben. Und die Texte für mich,
weil ich mir echt keine Songtexte mehr
merken kann. Wer mich für seinen nächsten Film haben will, sollte schon mal die
großen Texttafeln vorbereiten. Bei Marlon
Brando ging das schließlich auch.
JazzEcho: Er hatte gegen Ende sogar
einen Kopfhörer im Ohr, über den ihm
der Text souffliert wurde, heißt es.
Murphy: Dann gibt es Hoffnung für
mich! Mann, Philipp, wir könnten das ja
auch machen: Ab sofort stehen wir immer
als Souffleur bei den Konzerten des anderen hinter der Bühne. Ich singe dir ins Ohr
und du mir. Furchtbar! Es ist wie bei diesen Typen, die mal ziemlich erfolgreich
waren, obwohl alles nur Playback war …
Weiss: Milli Vanilli?
Murphy: Genau. Aber davor beschützt
uns die Tatsache, dass das Jazzpublikum
ziemlich intelligent ist. Sie kommen zu uns
und zur Musik mit etwas zwischen den
Ohren: Sie haben ein Gehirn. Ich muss es
so sagen, kein Grund, zu höflich zu sein.
Was ich mache, ist einfach nicht für Leute
gedacht, die es nicht verstehen. Vocal
Jazz kann für dumme Menschen manchmal sehr irritierend sein. Denn er (scattet) ergibt für sie keinen Sinn. Und das soll
er auch nicht. Er ist ein Eartrip. Und ich
denke immer, dass Musik zu hören mehr
Intelligenz bedarf, als sie nur anzusehen.
Weiss: András Schiff hat mal sinngemäß gesagt, dass es den Leuten heutzutage schwer fällt, Musik zu hören, die
sie nicht gewohnt sind. Früher, zu Horowitz’ Zeiten, waren die Leute regelrecht
hungrig darauf, etwas zu hören, was sie
so noch nicht kannten. Das Jazzpublikum
ist immer noch offen für neue Sachen.
Wenn jemand, der sonst nur Pop hört, zu
einem deiner Konzerte kommt, wird er
nicht inspiriert und erfrischt, sondern nur
müde.
Murphy: Ich versuche inspiriert zu sein,
indem ich inspiriere. Warum sollte ich
all diese strapaziösen Reisen auf mich
nehmen und auch noch meinen Anzug
bügeln, wenn ich dann nicht wirklich
Menschen inspirieren kann?
Weiss: Ich erinnere mich noch an dein
Konzert in Joe’s Pub. Du kamst vorher zu
mir und meintest: „Heute Abend kannst
du mal sehen, wie ich mich ganz nah an
die Klippe stelle. Ob ich herunterfalle oder
nicht, wir werden es erleben.“
Murphy: Bin ich heruntergefallen?
W e i s s : Nein. Ich habe dich nie herunterfallen gesehen.
eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Muse-Label, für das er
Alben mit Viva Brasil, David Sanborn,
den Brecker Brothers und anderen aufnimmt.
MIDNIGHT MOOD
Begleitend zum aktuellen Mark MurphyAlbum wird auch „Midnight Mood“, sein
MPS-Album aus dem Jahre 1967 wiederveröffentlicht.
MARK MURPHY
Midnight Mood
MPS 06024 987 2742
Hochgeschätzt ist dieser Album-Klassiker
schon länger in der DJ-Szene, nicht zuletzt
durch die beiden Tracks „Why & How“
und „Just Give Me Time“, die dank Kopplungen von Gilles Peterson und dem Mojo
Club zu Dancefloorjazz-Klassikern wurden. Zusammen mit Musikern der ClarkeBoland Big Band und Pianist & Arrangeur
Francy Boland (siehe Nachruf auf Seite 3),
nahm Murphy das Album mit Produzent
Gigi Campi in Köln auf. Die Spannbreite
geht von hart groovenden Tracks bis zu
intensiven Balladen.
JazzEcho: In einem Interview vor einigen Jahren hast du mal gesagt, dass das
Wichtigste, was du deinen Schülern beibringen kannst ist, Mut zu haben.
Weiss: Mark riskiert immer alles. Es gibt
viele gute Sänger, aber keinen, der so viel
Mut auf der Bühne beweist.
Murphy: Manchmal brauche ich all meinen Mut, um aufzutreten. Besonders übermorgen in Moskau, wo ich keine Ahnung
habe, mit wem ich was spielen werde.
Aber das ist was anderes.
JazzEcho: Im Prinzip bist du wohl ein
eher schüchterner Mensch?
Murphy: Ja, immer noch. Ich war ein
sehr schüchternes Kind. Mit 12 oder 13
konnte ich das überwinden, um Leuten
vorzusingen. Aber auch später dachte ich
immer: „Okay, kauf mir’n Drink, wenn
es dir gefallen hat. Aber bitte komm mir
nicht zu nahe und fass mich bloß nicht
an!“ Nach einer Weile bekam ich allerdings Spaß daran, genoss die Kommunikation. Man muss langsam herausfinden,
wie das geht.
Weiss: Ich denke, dass jemand, der für
diesen künstlerischen Ausdruck lebt,
eigentlich schüchtern sein muss. Weil
man dann umso mehr lernen muss, aus
sich herauszugehen. Menschen, die sich
zu sicher sind, die ganz einfach und überzeugt aus sich herausgehen können,
haben vielleicht auch dieses Verständnis
für den sprachlichen Ausdruck nicht, sie
können die diffizilen Unterschiede nicht
ausmachen.
Murphy: Ich muss an Miles denken, den
ich auch den Picasso des Jazz nenne, weil
er sich alle paar Jahre neu erfunden hat
– wie Picasso. Aber am Ende dachte ich,
dass Picasso wohl kaum ein schüchterner
Mann war, weil er ja noch mit 70 oder 80
versuchte, sich mit allen Frauen, die zu
ihm ins Studio kamen, „anzufreunden“.
Und ich habe gehört, dass es mit Miles
ähnlich war. (lacht) Und trotzdem war das
eine Fassade. Miles hatte diese „erfundene
Persönlichkeit“, die ihm alle anderen vom
Leib hielt. Vielleicht wollte ich ihn deshalb auch nie persönlich kennen lernen.
Mein erstes Idol war Peggy Lee und mit
ihr hatte ich meine erste Erfahrung, wie
anders ein Künstler sein kann, als er sich
im Fernsehen oder auf der Bühne gibt. Ich
war schockiert.
JazzEcho: Was hat sie denn gemacht?
Murphy: Als ich Peggy Lee sah, war
sie für mich die coolste Braut der Welt,
pardon, die coolste Frau. Dann fand ich
backstage nach einem Konzert heraus,
was für eine nervige, aggressive Person sie
wirklich ist. Es waren zwei unterschiedliche
Personen. Und vielleicht muss das so sein.
Ich bin mir sicher, dass du, Philipp, auch
Leute triffst, die dir sagen, dass du auf der
Bühne ein anderer Mensch bist, oder?
Weiss: Ja, aber es wird weniger. Es wird
besser.
Murphy: Wenn man ein privater Mensch
ist, eine zeitlang nicht auf der Bühne
gewesen ist, braucht man einige Tage,
um wieder hereinzukommen. Ich habe
Miles nie kennen gelernt, aber wenn man
je irgendeinen dieser Songs mit ihm und
Gil Evans gehört hat, weiß man, dass man
einfach nicht mehr braucht, um ins Nirvana zu gelangen. Das ist Ekstase! Und
danach streben wir. Wir erreichen es nicht
immer … Man hört Miles, um seinen
eigenen Sound zu entdecken. Man hört,
wo die Stille ist und wo die Sounds hingehören.
Weiss: Ich erinnere mich noch, als wir
uns einige Jahre später mit meinem Pianisten Peter Wegele trafen. Dabei spielte
ich dir etwas von Miles vor, auf der Harfe.
Es ging so: (singt)
Murphy: Blue In Green!
Weiss: Genau. Und da meintest du, ich
solle so singen, wie ich Harfe spiele.
Murphy: Weißt du, ich glaube ja, dass
Bill Evans „Blue In Green“ geschrieben
hat.
Weiss: Das ist eine alte Geschichte. Und
von den Changes würde es passen.
Murphy: Damals, Ende der Fifties, als ich
gerade von Los Angeles wieder nach New
York gezogen war, rief mich Bill Evans an,
weil er Geld brauchte. Und er brauchte es
wirklich. Ich hatte Bargeld zu Hause und
er kam vorbei, in meiner Wohnung direkt
neben dem Actor’s Studio an der 44. Straße
zwischen 9. und 10. Avenue. Er kam und
nahm das Geld und sagte „Danke“. Erst
im Herausgehen merkte er, dass das ganze
Zimmer in Blau und Grün gestrichen war.
Da meinte er nur: „Ah, blue in green!“, und
ging. Ich denke, dass er nach Hause ging und
dann dieses Stück geschrieben hat. Ich weiß
es nicht, aber es ist möglich. Und manchmal
bleibt uns nichts außer Möglichkeiten.
JazzLink: murphy
MARK MURPHY
Once To Every Heart
06024 987 2410
PHILIPP WEISS
You Must Believe
In Spring
06024 987 0769
2003 Zum fünften Mal in sieben Jahren wird Mark Murphy im „Down Beat
Readers Poll“ zum „Best Male Jazz Singer
Of The Year“ gewählt.
2005 Das von Till Brönner produzierte
Album „Once To Every Heart“ erscheint
bei Verve.
Sammy Davis Jr. war der erste einflussreiche Murphy-Fan, der den 1932 in
Fulton, New York, geborenen Jazzsänger berühmt machen wollte. Auch
wenn es nach seinem ersten Produzenten gegangen wäre, hätte „The
Singing M“ schon vor fast fünfzig Jahren Frank Sinatra Konkurrenz gemacht.
Ella Fitzgerald nannte ihn „ihresgleichen“ und auch Kollegen wie Betty
Carter, Peggy Lee, Shirley Horn, Sheila
Jordan, Stan Kenton, Liza Minelli,
Cannonball Adderley, Kurt Elling,
Jamie Cullum und nicht zuletzt Till
Brönner loben ihn in höchsten Tönen.
Der 73-Jährige, der 2003 zum fünften
Mal in zehn Jahren den „Down Beat
Readers Poll“ als bester „Male Jazz
Vocalist“ gewonnen hat, wurde bisher
sechsmal für den Grammy nominiert.
Er hat zig eigene Alben mit Ikonen wie
Bill Evans, Clark Terry, Al Cohn, Ron
Carter, den Brecker Brothers oder Tom
Harrell aufgenommen. In den letzten
Jahren war der umtriebige Vokalist u.a.
auf Produktionen von U.F.O., 4hero
und Till Brönner zu hören. Seine Texte
zu „Stolen Moments“ oder „
Cantaloupe Island“ sind legendär und
sein Einfluss in fast allen modernen
Jazzstimmen zu hören. Mit seinem
neuen Album „Once To Every Heart“
könnte Mark Murphy noch erfolgreicher als hip werden.
Höchstens fliegen.
Murphy: An dem Abend war Jamie
Cullum vor mir dran. Er geht mir nur bis
zum Bauchnabel. Wenn ich heruntergefallen wäre, hätten die Leute vielleicht
gedacht, ich bin er.
JazzEcho: Dafür ist Jamie Cullum einer
deiner größten Fans.
Murphy: Ja, so sagt man. Deshalb hat
er jetzt auch meine Version von „I’m
Glad There Is You“ für sein neues Album
kopiert.
JazzEcho: Zumindest ist es seine Lieblingsversion des Songs. Er meinte auch,
dass es eine der wenigen Versionen ist, die
er kennt, bei der das Intro mitgesungen
wird.
Murphy: Für mich bereitet diese Einführung alles vor. Sie bereitet mich und
meine Stimme vor, die Atmung kommt in
Wallungen – das erzähle ich immer meinen Studenten – und außerdem bereitet
sie die Stimmung vor. Nur so funktioniert
der Song und wird in seiner Gesamtheit
zu einem echten Trip.
Weiss: Deshalb haben sie diese Einführungen in der klassischen Musik vor hunderten von Jahren erfunden. Man braucht
das, um in die Stimmung des Songs zu
kommen. Mit dem Refrain anzufangen, ist
viel schwieriger, oder?
Murphy: Es ist fast unmöglich. Es ist
fast am besten damit zu vergleichen, wie
ein Tänzer sich hinter der Bühne vorbereitet und Übungen macht, unmittelbar
bevor er auf der Bühne zu tanzen anfängt.
In meinen Klassen lernt man erstmal,
wie wichtig es ist, richtig zu atmen. Die
menschliche Ausstattung zur Sprachfähigkeit haben wir den anderen Tieren voraus.
Bei den Schimpansen hört es kurz davor
auf, weshalb sie nur kreischen können. Sie
können eben nicht „I love you“ singen.
Gipfeltreffen auf der Dachterrasse: PHILIPP WEISS und MARK MURPHY
Seite
10
Ausgabe 3 • Jahrgang 8
Porträt
Katché
me if you can
Das Drama des begabten Sideman: Er ist omnipräsent und dabei nicht wirklich
greifbar. Jeder kennt seinen Sound und keiner seinen Namen. Die Geschichte
aller Victor Feldmans, James Clays und Reggie Workmans erzählt auch der
Protagonist dieses Jazzecho-Porträts, der Schlagzeuger MANU KATCHÉ.
Lebenslinie MANU KATCHÉ
27. Oktober 1958:
1965–1977: Manu be-
1986: Manu Katché spielt
1989: Katché spielt auf ei-
1991: Manus erstes und bis
1996: Katché nimmt den
1999: Katché spielt sein
2005: Manu Katché veröf-
Manu Katché wird in St
kommt Klavierunterricht,
auf Peter Gabriels epocha-
nem Konzert in der Pariser
vor kurzem einziges Solo-
französischen Filmpreis
fünftes Album mit Sting
fentlicht sein zweites So-
Maur des Fossés in der
wechselt mit 14 zum
lem Album „So“ und wird
Cigale zum 20. Geburtstag
album „It’s About Time“,
César für den von ihm
ein und begleitet den
loalbum „Neighbourhood“
Nähe von Paris geboren.
Schlagzeug und wird mit
darüber zum gefragtesten
von ECM erstmals mit Jan
auf dem Peter Gabriel und
geschriebenen Soundtrack
Sänger auf einer zweijähri-
bei ECM.
19 am Pariser Conserva-
Sideman der anspruchsvol-
Garbarek.
Saxophonist Branford
des Films „Little Indian“
gen Welttournee.
toire National Supérieur de
leren Popszene.
Marsalis spielen, erscheint.
entgegen.
Musique aufgenommen.
Unbekannter Weltstar: MANU KATCHÉ
Z
u
seinen
Schlagzeugbeats
haben Millionen mit den
Füßen gewippt, getanzt, sind
in Ekstase geraten, werden sich
immer wieder an bestimmte Phasen in
ihrem Leben beim Anhören von Titeln
wie Peter Gabriels „Sledgehammer“ und
so vielen anderen erinnern. Aber Manu
Katchés eigene Lebensgeschichte ist
dabei zu schnell erzählt, um das auszufüllen, was er geleistet hat. Katché ist das
lebende Gegenteil des grobschlächtigen
Rockdrummers. Er gehört zur Schule der
melodischen Schlagzeuger, folgt immer
direkt dem Sänger, klingt auf dem
Schlagzeug wie einer, weswegen er auch
von den anspruchsvolleren Sängern der
Popwelt im Studio und auf Tour gebucht
wurde: Peter Gabriel, Sting, Joni Mitchell … Die Liste derer, mit denen Katché gearbeitet hat, könnte einen guten
Teil dieser JazzEcho-Porträt-Seite füllen,
ohne dabei wirklich viel über ihn selbst
auszusagen. Verehrt und angehimmelt,
hatte er in seiner Karriere bisher erst ein
einziges Soloalbum veröffentlicht: „It’s
About Time“ erschien 1991.
„Man weiß vorher nie wirklich, wann
der passende Moment für ein eigenes
Album kommt“, beschreibt es Katché
heute. „Mein neues Album ist sicherlich
auch ungewöhnlich für ECM, weil ich
auf ihm eine starke Black-Music-Attitüde
vertrete.“ Katché ist ECM schon länger
zugetan, allein mit Jan Garbarek hat der
im Großraum Paris geborene afrofranzösische Schlagwerker fünf Alben aufgenommen: „I Took Up The Tunes“, „Ragas
& Sagas“, „Twelve Moons“, „Visible
Worlds“; das letzte, Grammy-nominierte
„In Praise Of Dreams“ ist der Jazzwelt
noch klar im Ohr. „Ich wollte in keinster Weise einen Egotrip nach ‚In Praise
Of Dreams‘ durchziehen“, wehrt Katché bescheiden ab. „Mir ist egal, ob das
jemand glaubt, aber ich bin das Gegenteil
eines frustrierten Sideman. Ich habe so
viel von meinen Mitmusikern auf diesem
Album empfangen. Dass wir überhaupt
gemeinsame Zeit für ‚Neighbourhood‘
gefunden haben, grenzt angesichts auch
ihres Terminkalenders an ein Wunder.“
Mit der Zusammenstellung des auf
„Neighbourhood“ spielenden Quintetts
hat ECM-Chef Manfred Eicher erneute
Casting-Kreativität bewiesen und dabei
intelligent vorausschauend das organisch
Gewachsene zwischen den Musikern mit
dem Überraschungseffekt verbunden.
Die bisherigen Verbindungen der einzelnen Musiker halten das Album wie
ein Spinnennetz zusammen, und doch
ist diese Besetzung eine Premiere. Jan
Garbarek und Tomasz Stanko liefen einander über die Jahrzehnte immer mal
wieder über den Weg, bereits in den frühen 70ern spielte Stanko mit Garbareks
„Triptykon“-Trio und beide wirken auf
Gary Peacocks sagenhafter LP „Voice
From The Past“ mit. Die polnischen JazzJungstars Marcin Wasilewski und Slawomir Kurkiewicz (gemeinsam mit dem
Schlagzeuger Michal Miskiewicz veröffentlichten sie vor einigen Monaten
ihr sensationell schönes eigenes „Trio“Album) begleiteten bereits Jan Garbarek und spielten natürlich mit Tomasz
Stanko zwei seiner bemerkenswertesten
Alben, „Soul Of Things“ und „Suspended Night“, ein. Manu Katché hörten sie
als Kinder auf den Platten von Sting und
Peter Gabriel.
Frontmann im Hintergrund
Am Ende macht die Konstellation Katché zum dezenten Frontmann-Solisten
im Hintergrund. Garbarek, Stanko, Wasilewski und Kurkiewicz halten für ihn Tonnen von Virtuosität und „Musicianship“
zurück, wenn sie ihre Phrasen immer
weiter vereinfachen und nur andeuten,
um Katchés elastischen, einfühlsamen
Drum-Grooves – so filigran und bei näherem Hinhören so ungewöhnlich – Raum
zu geben, sich wohlig auf dem ganzen
Album auszudehnen. Erfrischende Einfachheit und Direktheit des Materials
unterstützt eine entspannte Expansion
der Allstars, die klingen, als hätten sie
bereits Jahre in diesem Ensemble zusammengespielt. Garbareks Phrasen auf
„Neighbourhood“ werden manche an
jene auf Miroslav Vitous letztem Album
„Universal
Syncopations“
erinnern.
Stanko verbreitet den Geist des Elder
Statesman, Wasilewski ist die Inspiration
seiner grandiosen Improvisationen des
„Trio“-Albums geblieben, und Kurkiewicz
verschmilzt mit Katché zu einer sanft aufund abebbenden Einheit.
„Neighbourhood“ wird Jazzfans, aber
nicht nur ihnen, gefallen. Denn, auch
wenn Katché betont, dass der Jazz seine
erste und größte Liebe sei, begründet
sich Katchés Mythos nicht auf den Jazz,
sondern auf Katchés Kunst, die anspruchsvollste Popmusik der letzten 20 Jahre so
zu verjazzen, dass es keiner merkt. Sein
zweites Soloalbum nun greift an vielen
Stellen die Stimmungen der kammerjazzigen Modal-Alben der 60er Jahre von
Wayne Shorter („Speak No Evil“), Herbie
Hancock („Inventions And Dimensions“)
und Lee Morgan („Search For The New
Land“) auf und transportiert ihren Geist
in unser Jahrtausend. Darüber hinaus
bringt Katché in den
Jazz von „Neighbourhood“ einen Geist
von afrofranzösischem
oder gar weltmusikalischem
Jazz-Pop.
„Rose“, der letzte Titel
des Albums, würde
als
Instrumentalversion eines Sting-Songs
durchgehen,
denn
ebenso viele Alben wie mit Jan Garbarek, fünf also, hat Katché in der Tat auch
mit Sting aufgenommen und den Sänger zwei Jahre lang auf einer Welttournee begleitet. Einen guten Eindruck von
Katchés Charisma jener Jahre (1999–
2001) vermittelt die von Jim Gable
gemachte Sting-DVD „All This Time“.
Auch mit seiner jetzigen eigenen internationalen AllStar-Band würde Katché
sehr gern eine Welttournee unternehmen, wie er sagt. Am 4. Oktober 2005
wird er „Neighbourhood“ auf einem
exklusiven Konzert in der Pariser Cigale
gemeinsam mit Garbarek, Stanko,
Wasilewski und Kurkiewicz vorstellen.
Dass es zu weiteren Konzerten kommt,
erhoffen sich nicht nur eingeschworene
Jazz-, sondern auch Soulfans und die
Anhänger von afrokaribischer Musik.
Das wohl stärkste Beispiel für Katchés
Unbefangenheit, seiner fast schon Naivität jeglichen „E- oder U-Genres“ gegenüber, ist seine Mitgliedschaft in der Jury
von „Nouvelle Star“, Frankreichs Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar“, übertragen vom Sender M6. Wenn
man es genau nimmt, ist Manu Katché
damit das Pendant zu Dieter Bohlen in
Frankreich. So unfassbar das klingt, so
souverän geht der Drummer damit um,
ist vielleicht mit dafür verantwortlich,
dass „Nouvelle Star“ nicht das unsägliche Proll-Image von „DSDS“ bekommen
hat. Als musikalische Autorität schätzen
ihn die französischen Medien schon länger: 1999 übergab er dem damaligen
Newcomer Daniel Mikidache den „Prix
Découverte“ des staatlichen Radiosenders RFI.
Geboren am 27. Oktober 1958 im
Großraum
Paris,
erhält Manu Katché
Klavierunterricht mit
7. Seine Mutter hat
ihn davor zur Ballettschule geschickt, die
Manu nicht mag, weil
da nur Mädchen sind.
Jan Garbarek....... Die Familie ist musikalisch, seine Großmutter spielt Geige, der
Großvater Akkordeon. Sein Vater, der die
Familie verlässt, als Manu zwei Jahre alt
ist, war Drummer und Gospelsänger. Der
Großvater übernimmt die Vaterrolle, bastelt dem Kind das erste Kinderschlagzeug
aus Eimern zusammen und schnitzt ihm
Sticks. Mit 15 wechselt Manu vom Piano
zur klassischen Perkussion. Mit 19 wird er
am Pariser Conservatoire National Supérieur de Musique aufgenommen, verlässt
dies jedoch kurz darauf, um sich als Amateur auf das Schlagzeugspielen zu konzentrieren. Er beginnt sich in der Pariser
Musikszene einen Namen zu machen,
spielt in verschiedenen französischen Jazz, Funk- und Fusion-Bands: bei Jeff Seffer,
Coluche, Odeur, Zao, La Velle, Bobby
Few und Tânia Maria. Schon damals
„Manu hat viele
Qualitäten, er
kann viel.“
besitzt Katché, resultierend aus seiner
Ausbildung als klassischer Perkussionist, eine eigene Herangehensweise ans
Schlagzeug, immer wieder wird er auch
als Spieler afrikanischer und kubanischer
Perkussionsinstrumente
angeheuert.
Ende der 70er Jahre begleitet er französische Popstars wie Catherine Lara, Alain
Souchon, Jean Jacques Goldman, Michel
Jonasz oder Eddy Mitchell.
Preise en masse
1984 gründet Katché seine erste
eigene Band, Preface („Vorwort“), zu
der jedoch keine weiteren Kapitel entstehen, da er zu beschäftigt ist. 1985
nämlich wird zum einschneidendsten
Jahr seiner Karriere: Katché erhält seinen
ersten „französischen Grammy“, den
Victoire de la Musique für das Arrangement des Songs „La boîte de Jazz“ von
Michel Jonasz. Er tourt mit Jonasz eine
Weile, bis Steve Gadd seinen Job am
Schlagzeug übernimmt. Katché selbst
wird dafür von Peter Gabriels Bassisten
Tony Levin angeheuert und begleitet
Gabriel auf dem legendären Live-AidKonzert in Wembley. Als er im selben Jahr
Gabriels „So“-Album (1986) einspielt,
stellt Katché sämtliche Weichen seiner
weiteren Karriere. 1987 erhält er einen
weiteren Victoire de la Musique in der
Kategorie „Bester Studiomusiker“, kurz
davor hat ihn das Magazin „Modern
Drummer“ zum besten Newcomer
gekürt. Topstars aller möglichen Couleur der späteren 80er und später der
90er rufen bei ihm an. Heute erwähnt
Katché gern an dieser Stelle Sting, Joni
Mitchell, Simple Minds, Dire Straits,
Youssou N’Dour, Joan Armatrading, Paul
Young, Tracy Chapman, Jeff Beck, Michel
Petrucciani, Ryuichi Sakamoto, Pino
Palladino und The Gypsy Kings. 1988
hört ihn Manfred Eicher auf einem
Robbie-Robertson-Album,
empfindet
Katchés Grooves gleichzeitig als modern
und tribalistisch und visioniert mögliche
Kollaborationen mit ECM-Künstlern.
1996 erhält Katché den französischen Filmpreis César für seinen Sound-
track für den Film „Little Indian“. Später
wird er die Musik des Streifens „KOD –
chacun sa route“ komponieren. Seine
eigenen Projekte bleiben dabei immer
wieder im Hintergrund. Auf Katchés bisher einziges Album „It’s About Time“,
auf dem Peter Gabriel und Saxophonist
Branford Marsalis spielen und das beachtliche 60.000 Kopien verkaufte, folgt
1991 nur eine kleine Tour. Für ihre Mitte
der 90er gegründete Fusion-Band finden
Katché, Bassist Pino Palladino und Gitarrist
Dominic Miller zunächst keinen guten
Namen, nennen diese später etwas einfallslos The Tweeters, dann gar Manu
Katché & The Treaters, spielen 1999
noch auf dem Montreux Jazz Festival und
legen das Projekt danach in die Schublade.
So zahlreich und verschieden seine
Auftraggeber, so einzigartig, unimitierbar
und eindeutig erkennbar ist Manu Katchés
Schlagzeug-Sound. Er selbst beschreibt ihn
als „Amalgam aus afrikanischen Rhythmuskonzepten und klassischem Schlagzeug,
von der Improvisation des Jazz illuminiert“.
„Manu hat viele Qualitäten, er kann viel“,
kommentiert ihn Jan Garbarek, der Katché
mit Schlagzeugern wie Jo Jones und Gene
Krupa in eine Reihe stellt. „Viel von seinem
Spiel ist pattern-lastig, Manu wird immer
nach einem ganz individuellen Pattern
suchen, das auf ein Stück passt, und dieses Pattern ständig minimalistisch variieren, die Dynamik verändern zum Beispiel.
Anstatt solistisch auszubrechen, bleibt er
die ganze Zeit in dem von ihm geschaffenen Ambiente. Er spielt dabei sehr elegant
und sophisticated, er hat eine poetische
Ader.“ Gewidmet hat Manu Katché sein
neues, zweites Soloalbum „Neighbourhood“ dem verstorbenen Pianisten Michel
Petrucciani, einem herausragenden der
vielen, vielen Kollegen des unangreifbaren
Grenzgängers.
JazzLink: katche
MANU KATCHÉ
Neighbourhood
06024 986 9815
Seite
Ausgabe 3 • Jahrgang 8
11
Planet Jazz
Benson’s Best in Brazil
Kein Jazzer im eigentlichen Sinn ist GEORGE BENSON,
findet der Jazzer George Benson. Sein neues Album führt ihn
und uns nach Brasilien.
I
Lebens-weise: MERCEDES SOSA
Lieder und Leben
Es kommt drauf an, was man draus macht: Die 70-jährige
argentinische Sängerin MERCEDES SOSA bringt in ihrer
Lebensphilosophie Unicef und Seifenopern unter einen Hut.
E
in Lied ist nur ein Lied. Es ist nicht die
Wirklichkeit“, hat Mercedes Sosa einmal gesagt. „Das sind immer zwei verschiedene Dinge. Sie vergleichen doch
auch nicht eine Seifenoper mit dem wirklichen Leben.“ Eigentlich möchte man
ihr widersprechen. So wie die eben 70jährige Argentinierin ihre Lieder singt, ist
es schwer, ihr nicht jedes Wort zu glauben. Doch: „Ich muss nicht immer hinter jedem Wort eines Textes stehen, um
ein Lied singen zu können“, verteidigt
sie ihre Position. Es kommt drauf an, was
man draus macht. Seifenopern und Songs
arbeiten oft genug mit Klischees, die, so
absurd sie erscheinen mögen, immerhin
reale Hintergründe haben. Mercedes Sosa
jedenfalls, die UNICEF-Botschafterin, die
in ihrer Heimat als Freiheitskämpferin verehrt wird und besonders auch in Deutschland als Symbol für poetischen, politischen
Widerstand gilt, macht aus den achtzehn
Liedern ihres neuen Albums „Corazón
Libre“ mal wieder das Beste. Sie singt die
leisen Geschichten in schlichten Arrangements, begleitet von Gitarristen wie Jorge
Giuliano, Luis Salinas oder Alberto Rojo,
einige der Herren singen sogar gemeinsam mit ihr.
„Alles ändert sich“, singen sie, dazu von
Blumen, Frieden, Volk und Land, über vergangene Liebe, vergessene Straßenkinder
oder die leidende Erde. Gerade wegen
der poetischen Schlichtheit und der
unvergleichlichen Art, wie sie diese jung
gebliebene alte Dame singt, kommen die
Melodien umso mehr zum Tragen. Wenn
das nur Lieder sind, ist das Leben vielleicht
nur eine Seifenoper.
m Frühjahr 2005 unternahm der amerikanische Gitarrist und Sänger George
Benson eine dreiwöchige Tournee durch
Brasilien, in deren Rahmen er neun ausverkaufte Konzerte gab. Es war – nach
1985 und 1989 – erst das dritte Mal, dass
Benson das musikverrückte südamerikanische Land besuchte. Aus diesem Grund
spielte er auch weniger Stücke seines im
vergangenen Jahr veröffentlichten letzten
GRP-Albums „Irreplaceable“, sondern vor
allem die Songs, die er im Laufe seiner Karriere zu Hits gemacht hatte.
„Ich werde den Leuten das geben, was
sie hören wollen“, versprach der 62-jährige
Künstler vor der Tournee. „Es ergäbe keinen Sinn, wenn ich so weit reiste und dann
nicht die Show brächte, die das Publikum
von mir erwartet.“ Was das brasilianische
Publikum von Benson erwartete (und sich
nun auch auf dem neuen Album „The Best
Live“ befindet), war ein Potpourri seiner
größten Hits: angefangen bei „This Masquerade“ und „Breezin’“ (seinen ersten
Hit-Singles von 1976), über „On Broadway“ (1978), „Give Me The Night“ und
„Love X Love“ (1980) bis hin zu „Turn
Your Love Around“ und „Never Give Up
On A Good Thing“ (1982). Komplettiert
wird das Repertoire durch drei Stücke von
Bensons 2000 erschienenem Album „Absolute Benson“. „Das Publikum bestimmt,
wer man ist“, meint Benson nicht ganz
ohne Bedauern. „Und meine Fans sagen
mir, dass ich ein Popsänger bin, der zufällig auch Jazzgitarre spielt. Insofern ist die
Hier in New York, heute in Brasilien: GEORGE BENSON
reine Instrumentalmusik in den letzten
Jahrzehnten auf meinen Platten immer
mehr in den Hintergrund gerückt. Von
den 22 Hits, die ich im Laufe meiner Karriere hatte, war nur einer reiner Jazz.“
GEORGE BENSON
The Best Live
06024 9884353 6
Vaterschaftssoundtrack
Im neuen Film von JIM JARMUSCH sucht BILL MURRAY die Mutter eines Sohnes, von dem er bis eben nichts wusste.
Die passende Musik suchte der preisgekrönte Regisseur selbst aus.
MERCEDES SOSA
Corazón Libre
00289 474 1982
Fluss ohne
Wiederkehr
Szenenbild: DIE RÜCKKEHR
Wie schön, wenn Low-Budget-Filme
Preise abräumen, so wie vor zwei Jahren
„Die Rückkehr“ des russischen Regisseurs
Andrey Zvyagintsev. Realisiert mit 500.000
Dollar und einem Team von Debütanten
gewann der allegorische Thriller 2003
zwei Goldene Löwen in Venedig und weltweit weitere achtzehn Awards. Immer wieder betonten die Kritiker das vollkommene
Zusammenspiel der „elementaristischen“,
von Kameramann Mikhail Kritchmann aufgenommenen Bilder mit der subtil-dramatisch unter die Haut gehenden Filmmusik
von Komponist Andrey Dergachev.
„Seine Musik punktualisiert die Geschehnisse mit der untertriebenen Präzision von
Nervenimpulsen“, schwärmte der „Hollywood Reporter“. Dergatchev kontrastiert in seinem Soundtrack elektronische
Sounds mit ganz elementaren russischen
Folksongs, durchsetzt von Naturgeräuschen – Wind, Regen, Feuer oder dem
Geräusch von Rudern im Wasser. Seine
hypnotischen metallischen Oberton-Osti-
nati verleihen Zvyagintsevs Geschichte
eines Vaters, der mit seinen Söhnen fischen
fährt, einen Touch von „Twin Peaks“. Ein
Augenzwinkern in Richtung Bollywood
sind dagegen Dergatchevs Dialogschnipsel
über den Stücken oder die sehnsuchtsvolle
persische Kamancheh-Geige über elektronisch verfremdeten Tablas in „Titles-Run“.
Musik, die eine ganz neue Kategorie
andeutet: organische, industrielle, ländliche Traumlandschaften, fließend und die
Fantasie beflügelnd, egal ob mit oder ohne
Film. Fans von Jean-Luc Godard, Brian
Eno, instrumentalem Folk oder Arvo Pärts
Filmscores sollten sich diese CD unbedingt
besorgen.
ANDREY
DERGACHEV
The Return
06024 987 1318
Das Gesicht zum Soundtrack: BILL MURRAY
M
inimal ist mehr: Bill Murray, der
stillste Komiker des heutigen
Kinos, ist das perfekte Vehikel
für Jim Jarmushs neuen Film „Broken Flowers“, der manchen Kritikern als Jarmushs
bester seit „Dead Man“, anderen als sein
bisher kommerziellstes Œuvre gilt. In
„Broken Flowers“ erhält Murray als alternder Single Don Johnston einen merkwürdigen Brief einer anonymen Verflossenen,
aus dem er erfährt, dass er einen 19-jährigen Sohn hat, der womöglich auf der
Suche nach ihm ist, worauf sich Don
auf eine landesweite Exkursion zu seinen
ganzen Exfreundinnen begibt, um von
ihnen Aufschluss über diesen mysteriösen Sohn zu bekommen. Die kongeniale
Kollaboration von Murray und Jarmush
hat in diesem Jahr bereits den „Großen
Preis der Jury“ in Cannes gewonnen.
Jarmush selbst wählte die Songs zu „Broken Flowers“ aus und ließ sich zusätzliche
Titel vom äthiopischen Musiker Mulatu
Astatke für den Film komponieren, die
Jarmushs hintergründiger Bar-Jazz-Coolness gerecht werden. Dennoch war sich
der Autor und Regisseur beim Soundtrack
seines neuen Films für keinen Eklektizismus zu schade und spürte Verborgenes
jenseits des Mainstream auf. So erklingt
„Dopesmoker“ aus dem letzten Album
der kalifornischen Stoner-Rocker Sleep
neben Marvin Gayes „I Want You“, der
jamaikanische 60er-Kultklassiker „Ride
Your Donkey“ der Tennors neben melodischem Retro-Nuevo-Rock der Garageband Greenhornes aus Cincinnati. Auch
wenn das Requiem Opus 48 von Gabriel
Fauré, gesungen von der Oxford Came-
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rata, Jarmushs Soundtrack abrundet, trifft
„Music From Broken Flowers“ insgesamt
einen loungig bis rockenden Nerv der
60er Jahre, der Murrays zurückgenommene Leinwandpräsenz – und nicht nur
sie – wunderbar kontrapunktiert.
VARIOUS ARTISTS
Broken Flowers
988 3781
Seite
12
Ausgabe 3 • Jahrgang 8
Mix
Echt Nylon
Die Band NYLON macht ihrem Namen alle Ehre: Flexibel und ohne Laufmasche präsentieren
die Berliner nun das Nachfolgealbum zu ihrem Durchbruchdebüt.
V
iele Rockgruppen werden mit der Zeit
zu ihren besten eigenen Coverbands.
Was aber macht die ungewöhnliche Berliner „Anti-Coverband“ Nylon ein
Jahr nach ihrem grandiosen Debüt „Die
Liebe kommt“? Der Presse war das Album
die „Geburt eines neuen deutschen Genres“ wert: Elektro-Pop-Chanson oder Retro
Nuevo Alemán wurde Nylon etikettiert, als
das Quintett „kühl und modern“ („Kulturspiegel“) unsterbliche Klassiker aus über 70
Jahren deutscher Entertainment-Geschichte
interpretierte. Der „totale Schnellschuss,
eigentlich mehr aus Spaß“ (Sängerin Lisa
Bassenge) traf 2004 den Nerv des verregneten Sommers jenes Jahres. „Ich hätte
nicht gedacht, dass wir anscheinend doch
die Ersten waren, die sich damit beschäftigten“, räumt Bassenge quasi bescheiden
ein. Die Soundrevue von Marlene Dietrich, über Manfred Krug zu Ideal hat Nylon
nun zu sich selbst geführt. Auf ihrer Tour
im Winter stand irgendwann unausgesprochen im Raum, dass das zweite Album
Die Klischees auf den Kopf gestellt: NYLON
vorwiegend Eigenkompositionen enthalten sollte. Eigenkompositionen, in denen
jedoch das angelegt ist, was Nylon schon
im Debüt ausmachte: eine Chanson-Retromäßige Ausstrahlung auf vorwiegend
elektronischem Fundament. Diesmal ist
es etwas disco- und elektrolastiger ausgefallen, dann wieder fast schon rockig
mit live gespieltem Schlagzeug. Ebenso
kennzeichnen beide CDs die flaxigen, oft
vielschichtigen, immer wieder melancholischen Texte. Schon der Titel „Eine kleine
Sehnsucht“, spielt auf das Nylon-Thema
der „kleinen Sehnsüchte der Menschen an.
Dass es nicht immer um so große, weltbewegende Dinge geht, sondern um privates, kleineres Glück oder Unglück, über
kleinere Malaisen des Alltags, so sah auch
das erste Album thematisch aus“. Der
Sprung in die eigenen Songs war eine Herausforderung. Vor allem Bassenge musste
sich erst einmal von dem Druck befreien,
den zeitlosen Zeilen Dietrichs oder Krugs
etwas entgegensetzen zu wollen. „Irgend-
wann habe ich dann angefangen, einfach so vor mich hin zu schreiben, und da
kamen mir dann die Ideen. Später habe ich
mir Leute gesucht, mit denen ich dann die
Texte zusammen fertig gemacht habe. Das
fand’ ich eigentlich sehr schön, wenn man
sich so zusammentut.“ Ihre Zitaten-Collage
zum Thema „Liebe macht blöd“ („Tausend
Flugzeuge im Bauch sind kläglich abgeschmiert“) wird sicherlich einen neuen
Nerv in der Singlehauptstadt Berlin treffen.
„Es muss auch mal gesagt werden, dass es
nicht immer nur alles ganz toll ist, wenn
man verknallt ist. Man kann sich auch einfach total bescheuert verhalten“, erklärt
Bassenge. Da haben wir die Klischees auf
den Kopf gestellt.
JazzLink: nylon
NYLON
Eine kleine Sehnsucht
06024 987 2412
Der JazzEcho-Konzertführer
Gute Gefühle
Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews
freitags unter www.jazzecho.de
Es darf gefeiert werden: Zum zwölften Mal in ebenso vielen Jahren erscheint
ein MOJO-SAMPLER mit allerfeinstem „Dancefloor Jazz“.
GÖTZ ALSMANN
09.09.05
Braunschweig, Kulturzelt
10.09.05
Salzwedel, Kulturhaus
11.09.05
Höxter, Stadthalle
17.–18.09.05 Münster, Städtische Bühnen
23.09.05
Limburgerhof, Kultursaal
24.09.05
Emmelshausen, Zentrum am Park
01.10.05
Bremen, Glocke
02.10.05
Lübeck, Kolosseum
03.10.05
Schönberg, Gemeinde
04.10.05
Lüneburg, Vamos Kulturhalle
20.10.05
Göttingen, Stadthalle
21.10.05
Bad Meinberg, Theater
22.10.05
Marburg, Stadthalle
26.–27.10.05 Darmstadt, Centralstation
28.–30.10.05 Mainz, Kammerspiele
01.11.05
Gütersloh, Stadthalle
02.11.05
Meschede, Stadthalle
05.11.05
Willich, Jakob Frantzen Halle
20.11.05
Oldenburg, Cäciliensaal
21.11.05
Essen, Colosseum
23.11.05
Wuppertal, Rex Theater
ARILD ANDERSEN
23.09.05
Frankfurt, Brotfabrik
25.09.05
Herne
06.11.05
Berlin, Jazzfestival
REBEKKA BAKKEN
16.10.05
Ingolstadt, Festsaal
28.10.05
A-Götzis, Kulturbühne Ambach
29.10.05
Lörrach, Burghof
31.10.05
Potsdam, Nikolaisaal
01.11.05
Dresden, Kulturpalast
02.11.05
Halle/S., Oper
03.11.05
Aalen, Jazzfestival
04.11.05
Leverkusen, Jazzfestival
06.11.05
Remchingen, Kulturhalle
08.11.05
Marburg, Stadthalle
09.11.05
Ravensburg, Konzerthaus
10.11.05
Darmstadt, Centralstation
11.11.05
A-Linz, Posthof
12.11.05
A-Innsbruck, Treibhaus
15.11.05
A-Graz, Orpheum
16.11.05
A-Salzburg, Arge Kultur
KETIL BJØRNSTAD
25.10.05
A-Innsbruck, Treibhaus
26.10.05
Marburg, KFZ
27.10.05
Dresden, Scheune
RICHARD BONA
17.11.05
Berlin
ANOUAR BRAHEM & FRANÇOIS COUTURIER
& JEAN-LOUIS MATINIER A27
24.09.05
Murnau, Weltmusikfestival
DEE DEE BRIDGEWATER
19.11.05
A-St. Pölten, Festspielhaus
TILL BRÖNNER
13.09.05
Frankfurt, Alte Oper (m.d. 12 Cellisten)
30.09.05
Bonn, Oper
02.10.05
Gütersloh, Stadthalle
01.11.05
Baden-Baden , Festspielhaus
02.11.05
München, Philharmonie
04.11.05
Berlin, Philharmonie
05.11.05
Karlsruhe, J.-Brahms-Saal
06.11.05
Mannheim, Mozartsaal
07.11.05
Bremen, Glocke
08.11.05
Lübeck, MuK
10.11.05
Dresden, Kulturpalast
13.11.05
Hannover, Theater am Aegi
14.11.05
Nürnberg, Meistersingerhalle
15.11.05
Essen, Philharmonie
FRANK CHASTENIER & WDR BIG BAND
14.09.05
Lüdenscheid
15.09.05
Köln, Philharmonie
16.09.05
Essen, Zeche Zollverein
21.10.05
Köln, Klaus-von-Bismarck-Saal
18.11.05
Saarlouis (mit Roger Willemsen)
26.11.05
Köln, Philharmonie
JAMIE CULLUM
22.11.05
Hamburg, Große Freiheit
23.11.05
Berlin, Passionskirche
24.11.05
München, Elserzusatzhalle
25.11.05
Köln, Stollwerck
SIDSEL ENDRESEN
01.10.05
Nürnberg, Gostenhofer Jazztage
03.10.05
Ulm, Stadthaus-Saal
04.10.05
Köln, Stadtgarten
05.10.05
Karlsruhe, Tollhaus
06.10.05
München, Unterfahrt
07.10.05
A-Wien, Reigen
16.10.05
CH-Bern, B-Flat
17.10.05
CH-Zürich, Moods
TORUN ERIKSEN
13.09.05
Marburg, KFZ
14.09.05
Aachen, Jakobshof
15.09.05
Elmau, Schloß Elmau
16.09.05
Bielefeld, Bunker Ulmenwall
17.09.05
Braunschweig, City Jazz Night
JAN GARBAREK & THE HILLIARD ENSEMBLE
08.10.05
Eberbach, Kloster
09.–10.10.05 Berlin, Dom
13.10.05
Bremen, Dom
14.10.05
Braunschweig, Dom
15.10.05
Lübeck, Marienkirche
16.10.05
Minden, Christuskirche
20.10.05
Regensburg, Dominikanerkirche
21.10.05
Freudenstadt, Stadtkirche
22.10.05
Mannheim, Christuskirche
23.10.05
Halle/S., Marktkirche St. Marien
24.10.05
Rendsburg, Christkirche
25.10.05
Hamburg, St. Michaelis
28.10.05
Würzburg, St. Johanniskirche
29.10.05
A-Salzburg, St. Andrä
12.11.05
CH-Luzern, Kultur- und
Kongreßzentrum
13.11.05
CH-Zürich, Großmünster
15.11.05
16.11.05
17.11.05
18.–19.11.05
20.11.05
23.11.05
E
CH-Genf, Kathedrale
Karlsruhe, St. Stephan Stadtkirche
Ulm, Münster
Köln, St. Agnes
Essen, Zeche Zollverein
Chemnitz, Kreuzkirche
TORD GUSTAVSEN
15.09.05
Langenau, Pfleghof
16.09.05
München, Garibaldi Weinhandlung
CHARLIE HADEN & LMO
03.11.05
Berlin, Jazzfest
ROY HARGROVE / RH FACTOR
04.11.05
Aalen, Jazzfest Ramada Hotel (RH Factor)
05.11.05
Aalen, Jazzfest Ramada Hotel (Quintet)
DAVE HOLLAND & QUINTET
13.10.05
Leipzig, Opernhaus
21.10.05
CH-Luzern, Kongress- und
Kulturzentrum, Konzertsaal
23.10.05
Gütersloh
04.11.05
Siegen, Jazz Club Oase, Kulturund Medienhaus Lyz
ANNA MARIA JOPEK
11.10.05
Aschaffenburg, Colos-Saal
13.10.05
Hamburg, Fabrik
16.10.05
Berlin, Tränenpalast
24.10.05
München, Ampere
04.11.05
Leverkusen, Jazzfestival-Forum
Shufflend: LALO SCHIFRIN
MARIA KANNEGAARD TRIO
21.10.05
Heidelberg, Enjoy Jazz @
Karlstorbahnhof
23.10.05
Bremen, Sendesaal Radio Bremen
14.11.05
Bielefeld, Bunker Ulmenwall
JOHNNY LIEBLING
20.09.05
Aschaffenburg, Colos-Saal
22.09.05
Karlsruhe, Substage
23.09.05
Köln, Studio 672
26.09.05
Hamburg, Knust
27.09.05
Berlin, Roter Salon
14.10.05
Osnabrück, Blue Note
15.10.05
Bremen, Lila Eule
18.10.05
Mainz, Frankfurter Hof
19.10.05
Stuttgart, Romeos Kiste
F
München, Ampere
Stuttgart, Merlin
Trier, Forum
Frankfurt, Brotfabrik
Hamburg, Mandarin Casino
Bremen, Junges Theater/Schwankhalle
DAVID SANBORN (SOLO)
10.10.05
Kaiserslautern, Kammgarn
LOUIS SCLAVIS
23.09.05
Viersen, Jazzfestival
TOMASZ STANKO
21.09.05
Hamm, Kurhaus
22.09.05
Hamburg, Fabrik
23.09.05
Viersen, Jazzfestival
24.09.05
Gütersloh, Jugendzentrum
30.09.05
Singen, Kulturzentrum Gems
EBERHARD WEBER
16.10.05
Heidelberg, DAI
17.10.05
Tübingen, Sudhaus
18.10.05
Regensburg, Musikakademie
19.10.05
Chemnitz, Kreuzkirche
20.10.05
Schwäbisch Hall, Altes Schlachthaus
22.10.05
Ulm, Stadthaus
23.10.05
Erlangen, E-Werk
24.10.05
Kassel, Theaterstübchen
25.10.05
Oldenburg, Kulturetage
26.10.05
Osnabrück, Rosenhof
27.10.05
Kiel, Räucherei
28.10.05
Aachen, Jacobshof
29.10.05
Werne, Rathaussaal am Markt
30.10.05
Rottweil, Alte Paketpost
PHILIPP WEISS
15.12.05
Potsdam, Foyer Nikolaisaal
WIBUTEE
08.10.05
München, Unterfahrt
T-Bone Walker lobt im „Long Skirt Baby
Blues“ hauptsächlich kurze Röcke. Claude
Bolling ruft den „Pop Mod“ aus, Lalo Schifrin tanzt den „Ape Shuffle“, Ambros Seelos
zieht seinen „Joker“. Übrige Überraschungen kommen etwa von Suzanne Gabriello,
der Freundin von Jacques Brel, die ihn zu
„Ne me quitte pas?“ quälte, oder der bajuwarischen Britin Jenny Evans. Dazu gibt es
allerhand Ausgefuchstes aus den Giftschränken von J.J. Johnson oder Charles Earland.
„Feeling Good“ ist ein ebenso stringenter
wie abwechslungsreicher Sampler. Ein herrlicher Trip durch oft wenig erforschte und
immer aufregende Regionen des guten
Geschmacks – gute Gefühle garantiert.
VARIOUS ARTISTS
Mojo Club Presents
Dancefloor Jazz 12:
Feeling Good
06024 9820925
Top Ten
Ein neuer Sampler verleiht den großen Hits des
Labels DEF JAM ein jazziges neues Outfit.
SILJE NERGAARD
27.11.05
Bremen, Glocke
28.11.05
Hamburg, Musikhalle
29.11.05
Frankfurt, Alte Oper
30.11.05
Halle/Saale, Opernhaus
01.12.05
Kaiserslautern, Kammgarn
03.12.05
Berlin, Kammermusiksaal
04.12.05
München, Herkulessaal
05.12.05
Stuttgart, Liederhalle
07.12.05
Düsseldorf, Tonhalle
DAVID SANBORN & LIZZ WRIGHT
30.09.05
Berlin, Kammermusiksaal
01.10.05
Hamburg, Musikhalle
02.10.05
Bremen, Glocke
04.10.05
Friedrichshafen, Graf-Zeppelin-Haus
06.10.05
Köln, Philharmonie
07.10.05
München, Zirkus Krone
08.10.05
Frankfurt, Alte Oper
09.10.05
Stuttgart, Liederhalle
in seine legendären Plattenkisten gegriffen.
Dass seine raren Grooves aus Jazz, Latin,
Disco, Blues, Chanson, Beat, Brazil und
Blaxploitation auch selten genial und ungemein genießbar sind, versteht sich dabei
fast von selbst. Dafür sprechen nicht zuletzt
auch die elf großartigen Vorgänger und
natürlich die zwar seltener gewordenen,
aber nach wie vor umjubelten Mojo-Partys
zwischen Elbe und Rhein.
So oder ähnlich wie bei einer dieser Veranstaltungen klingt denn auch „Feeling
Good“, der zwölfte „Dancefloor Jazz“Sampler. Lainie Kazan, singende und
schauspielernde Tochter von HollywoodLegende Elia Kazan, singt den grandiosen
Theme-Song im Arrangement von Nikkas Vater Don Costa. Der Bop-Pianist Ray
Bryant begibt sich „Up Above The Rock“,
die Disco-Groover von East Coast feiern schlicht „The Rock“. Thelma Houston
schwört „Cheap Lovin’“ ab, Buddy Guy will
dagegen ausgerechnet „Crazy Love“ und
Ghetto-Cocktailkleid
MOJO CLUB DANCEFLOOR JAZZ &
THE ORIGINAL JAZZ ROCKERS
23.09.05
Aachen, Jakobshof
24.09.05
Hamburg, Mandarin Casino
30.09.05
Tübingen, Depot
01.10.05
Freiburg, Jazzhaus
02.10.05
Trier, Forum
07.10.05
Heidelberg, Karlstorbahnhof
08.10.05
Osnabrück, N8
14.10.05
Berlin, Roter Salon
15.10.05
Köln, Stadtgarten
05.11.05
Bielefeld, Kamp
NYLON
13.10.05
15.10.05
16.10.05
18.10.05
20.10.05
21.10.05
s war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit. Da erbebte die Jazznation,
ausgehend von einem kleinen Club an
der Reeperbahn 1 in Hamburg, sozusagen
dem Epizentrum des „Dancefloor Jazz“.
Viele Jahre lang kamen die Tanzhungrigen
von nah und fern, um dort zur besten aller
Musiken auch noch zu tanzen. Das Konzept wurde um eigene Compilations, um
Partys und Touren, sogar um einen eigenen
Laden ausgeweitet. Und selbst als der Mojo
Club seine Pforten schloss, ging das Fest
nicht nur auf CD, sondern auch immer wieder bei regelmäßigen Mojo-Events weiter.
Der Mojo Club lebt, auch wenn der Club
selbst mittlerweile Mandarin Casino heißt.
Jetzt ist es endlich wieder so weit: Ein
neuer Mojo-Sampler ist da. Das ist glücklicherweise nicht nur ein guter Grund zum
Feiern, sondern auch die passende Musik
dazu. Tiefer und vielseitiger denn je hat Oliver Korthals, Chefmusikologe und AuflegeLegende der inspirierten Institution, diesmal
Kriegt einen … JAY-Z
rüher bediente sich der Hip-Hop beim
Jazz, heute ist es umgekehrt. Nach
Jamie Cullums akustischer „Frontin“- Version und dem melancholischen Outkast-Cover „Hey Ya“ von Pianistin Maria
Kannegaard kommt hier gleich ein ganzes Album mit zehn „jazztualisierten“ Perlen von Hip-Hop und R’n’B. Gewidmet ist
„Def Jazz“ dem Def-Jam-Mitbegründer
Russell Simmons, ohne den es diese CD
am Ende ja nun auch gar nicht gegeben
hätte. Denn Simmons, nach Berry Gordy
und vor Jay-Z wohl der größte BlackMusic-Mogul aller Zeiten, trug entscheidend dazu bei, den Rap seiner Schützlinge
(Run DMC, LL Cool J und viele andere)
vom Ghetto-Underground der 80er in die
Popmusik der 90er zu befördern. Unvergessene Musik, die sich heute so schön
versoulen und verjazzen lässt. Dass sich
dabei mancher Kreis schließt, spürt man
schon auf dem Albumopener „All I Need“,
gespielt von Trompeter Roy Hargrove und
Hammond-Organist Joey DeFrancesco.
Das Original mit der großartigen Mary
Nach Redaktionsschluss
Im September erscheint die DVD „A Night
In Berlin“ von Trompeter und Sänger Till
Brönner, sie ist das außergewöhnliche
Filmdokument einer privaten Session, die
Brönner Ende April mit befreundeten
Musikern im Berliner Teldex Studio einspielte und die Star-Fotograf Jim Rakete
außerdem noch spannungsvoll festgehalten hat, zu sehen im reichlich bebilderten Booklet +++ Im letzten Jahr gewann
Paco de Lucía mit seinem Album „Cositas Buenas“ seinen ersten Latin Grammy
in der Sparte „Flamenco“. Nun wurde
dieses Jahr in derselben Kategorie „Aguadulce“ nominiert, das letzte Album seines spanischen Label-Kollegen Tomatito.
Ebenfalls im Rennen um einen Latin Grammy: der Brasilianer João Gilberto mit „In
Tokyo“ +++ Die kanadische Post hat
Oscar Peterson mit einer Jubiläumsbrief-
marke geehrt. Eine weitere Hommage wurde dem weltweit populärsten kanadischen
Pianisten vom Ehepaar Diana Krall und
Elvis Costello dargeboten: Ein von
Costello eigens zum 80. Geburtstag des
Jazzgiganten verfasster Text zu einer Komposition von Oscar Peterson, präsentiert von Diana Krall +++ Besagte Diana
Krall hat obendrein die Aufnahmen ihrer
„Christmas Songs“ abgeschlossen, die im
November auch bei uns erscheinen +++ Ein
Winter-Wiederveröffentlichungs-Highlight
wird ein jazzgeschichteschreibendes Album
aus den 60ern von Oldschool-Organist
Jimmy Smith sein +++ Brandneu wird
dagegen das Jahr womöglich mit CDs von
Regina Carter, Salif Keïta und Nils
Petter Molvær ausklingen +++ Allen JazzEcho-Lesern wünschen wir einen swingenden Herbst.
Nils Petter Molvær zu seiner Top
Ten: „Ohne Rangfolge, was ich
im Moment im Kopf habe. Ich
fürchte, es sind nicht wirklich viele
aktuelle Veröffentlichungen.“ Seine kommende CD heißt übrigens
„ER“.
J Blige erschien auf Method Mans SoloDebüt „Tical“. Vorlage war allerdings der
Motown-Oldie „You’re All I Need To Get
By“ von Marvin Gaye und Tammi Terrell,
erschienen 1968 und geschrieben von
Ashford & Simpson. Einige andere zeitlose
Rap-Klassiker sind vielleicht etwas erwachsener geworden, ohne dabei weniger zu
grooven: Slick Ricks positiv Reggae-infiziertes „Hey Young World“ aus „The Great
Adventures of Slick Rick“ von 1988 wird
von Gerald Albright interpretiert. Jay-Zs
ultrabekanntes „Can I Get A …“ gerät in
Jeff Lorbeers Wurlitzer-Orgel, und Oran
Juice Jones aktualisiert schließlich seinen
Superhit „The Rain“. Wer hat an der Uhr
gedreht? „Def Jazz“ trägt Rappers Rolex
zum acid-jazzigen Cocktailkleid.
1. JON HASSEL
Aka Darbari Java
2. MILES DAVIS
Live Evil
3. UNDERWORLD
Dubnobasswithmyheadman
4. JONI MITCHELL
For The Roses
5. STEVIE WONDER
Songs In The Key Of Life
6. RHYTHM & SOUND
With The Artists
7. KEITH JARRETT
Still Live
8. IVO POGORELICH
Englische Suiten no 2 & 3
9. BEASTIE BOYS
Check Your Head
10. DAVID SYLVIAN
Secrets Of The Beehive
VARIOUS ARTISTS
Def Jazz
06024 988 2877
IMPRESSUM
Herausgeber
UNIVERSAL JAZZ, Berlin
Konzept und Gestaltung
TEQUILA\ GmbH, Hamburg
Litho
RAWA, Hamburg
Fotos
Myriam Santos-Kayda, Lourdes Delgado, Sven
Fobbe, Bill Phelps, Kwaku Alston, Sebastian
Schmidt u.a.
Druck
Axel Springer AG, Ahrensburg
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers:
Fax: (030) 52007-2597, E-Mail: [email protected]. Anzeigen: Runze & Casper Verlagsservice OHG,
Linienstraße 214, 10119 Berlin, Tel.: (030) 28018-0, Fax: (030) 28018-400, E-Mail: [email protected]
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(die Sie im Anschreiben über Ihrem Namen finden) an: JazzEcho, A-Nr. 5285, Postfach 90 06 41, 06058 Halle.
UNIVERSAL JAZZ, STRALAUER ALLEE 1, 10245 BERLIN
Komplette Händlerliste unter http://www.jazzecho.de