Antikes Griechenland_ Sparta

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Antikes Griechenland_ Sparta
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12. August 2004
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A NTIKE S G R IE CH E NL A ND
Sparta - ein Leben für den Krieg
Von Lars Abromeit
8000 Spartaner, von Kindheit an militärisch gedrillt,
bildeten eine gefürchtete Kriegmaschinerie im alten
Griechenland. Selbst Athen zog gegen Sparta den
Kürzeren. Trotz seiner Härte und Kulturverachtung hielt
sich das Herrschaftssystem über Jahrhunderte.
Jochen Stuhrmann für GEO
EPOCHE
Sklavenaufstand: Nach einem
Erdebeben erheben sich die
Heloten im Jahre 464 v.Chr.
Auf den Gipfeln des TaygetosMassivs glänzt noch der Schnee,
als sich Poseidon, Herr über Meere
und Erdreich, im Frühling des
Jahres 464 v. Chr. erhebt und
Lakonien in Stücke reißt.
Donnernd steigt sein Groll aus der
Tiefe empor, lässt Wälder,
Olivenhaine, Weizenäcker und
Viehweiden am Ufer des Eurotas
erzittern, schneidet tiefe Klüfte in
die Ebene, sprengt in den Bergen
mächtige Steinblöcke ab.
Am verheerendsten wütet das Beben in Sparta, der Hauptstadt
Lakoniens. Dem Schriftsteller Plutarch zufolge ist es das
"schwerste seit Menschengedenken": "Bis auf fünf Häuser"
wirft es die ganze Stadt nieder und begräbt die Bewohner, die
verzweifelt versuchen, ihr Hab und Gut zu retten, zu
Tausenden unter den Trümmern.
Was nur hat sich Sparta zuschulden kommen lassen, dass
Poseidon so zürnt? Die Gerusia, der Ältestenrat der Stadt,
deutet das Inferno als göttliche Strafe dafür, dass
spartanische Soldaten vor kurzem Schutz suchende heilotes,
die Staatssklaven Spartas, aus dem Tempel des Poseidon in
Tainaron vertrieben, abgeführt und getötet haben - was als
schwerer Verstoß gegen das Asylrecht in Heiligtümern gilt.
Die Heloten selbst verbinden
GEO Epoche
mit Poseidons Wutausbruch
Dieser Text stammt
allerdings wenig Genugtuung.
aus der aktuellen
Für sie ist der
Ausgabe von "GEO
Epoche". Das Heft
Vergeltungsschlag des
ist dem Thema
Erdgottes vor allem ein
"Das antike
Aufbruch - und Auftakt für eine
Griechenland"
gewidmet und porträtiert in 18
noch weitaus schwerere
Geschichten die Welt der Hellenen
Erschütterung von Spartas
- von Olympia bis Alexander dem
Macht. Etwa 200000 Heloten
Großen.
leben als unfreie Arbeiter im
spartanischen Reich. Von der Armee der Spartiaten wurden sie
einst in Eroberungszügen besiegt und unterworfen; nun
müssen sie die kriegerische Elite des Landes ernähren. Die
Angst vor den Waffen der Despoten hält sie zwar in Schach,
doch schwelt der Hass in vielen von ihnen.
Und nun, da das Erdbeben viele Soldaten im Zentrum der
Stadt erschlagen hat, flackert ihr Widerstand wieder auf: Die
Heloten sehen jetzt die Chance für einen Aufstand. Sie wollen
ihre zahlenmäßige Überlegenheit gegenüber den Spartiaten
ausspielen - und das Joch der Unterdrückung abwerfen.
Seit Jahrhunderten schon beherrschen die Spartiaten das Land
am lakonischen Golf und beuten die Ureinwohner, die Heloten,
aus. Irgendwann im "Dunklen Zeitalter", zwischen 1050 und
800 v. Chr., sind die vom Volksstamm der Dorier
abstammenden Eroberer, die sich jetzt "Lakedaimonier"
nennen, bis in die fruchtbare, lang gestreckte Ebene des
Eurotas vorgedrungen, haben vier Dörfer gegründet und diese
später zu "Sparta" vereinigt - einer polis, die seither zu einer
der Hegemonialmächte Griechenlands aufgestiegen ist.
Dabei wirkt die Stadt selbst - zumal im Vergleich zum
pompösen Athen - nach wie vor eher wie eine Dorfgemeinde:
Sie zählt etwa 8000 Vollbürger, viermal weniger als der
attische Konkurrent. Nur einzelne, weit verstreut angelegte
öffentliche Bauten und Tempel zieren das Stadtbild. Und seit
Ende des 6. Jahrhunderts ist kein Dichter, kein Musiker, kein
Künstler von Rang mehr aus Sparta hervorgegangen. Noch
nicht einmal eine Stadtmauer umgibt die Häuser: Nur ein
Massiv im Westen und ein Gebirge im Osten schirmen das
Eurotas-Tal vor Feinden ab.
Jochen Stuhrmann für GEO
EPOCHE
Stählung durch Peitschenhiebe:
Knaben auf dem Weg zum Altar
der Göttin Artemis Orthia
Erst jenseits dieser Barriere, hinter
dem schroff gezackten Horizont,
verbirgt sich der wahre Reichtum
der Lakedaimonier: ein erobertes
Reich, das den ge-samten
südlichen Peloponnes umfasst, von
Messenien, der für ihre
fruchtbaren Äcker berühmten
Landschaft im Westen, bis nach
Kynuria an der Ostküste.
Noch weit über dieses Territorium
hinaus sichert zudem der "Peloponnesische Bund" Spartas
Macht - ein Gefüge aus Einzelabkommen, die zahlreiche
Stadtstaaten wie Korinth, Megara, Elis zu ewiger Treue
verpflichten. Immer wieder mischt Sparta sich in die inneren
Angelegenheiten dieser und anderer poleis Griechenlands ein
und setzt nach Belieben Tyrannen ab; sogar in Athen
versuchen spartanische Könige die Stadtpolitik zu lenken.
Spartas Ruf als Streitmacht hallt derweil durch den
Mittelmeerraum: Bis nach Sizilien im Westen, nach Persien im
Osten, nach Ägypten im Süden reicht er im 5. Jahrhundert, als
das Erdbeben die Stadt erschüttert.
Das Geheimnis, das diese Polis zur Hegemonie geführt hat,
liegt in deren einzigartigem Staatsaufbau: Wie nirgendwo
sonst ist die Welt der Lakedaimonier auf den Krieg
zugeschnitten - und ordnet das Wohl jedes Bürgers dem des
Staates unter. Es gibt keine Aristokratie und kaum privaten
Reichtum. Fremden gegenüber schottet Sparta sich ab und
besinnt sich, stärker als viele andere hellenische Städte, auf
Traditionen und Orakel, Götter und Heroen.
Es ist die erste streng totalitäre, militaristische Verfassung der
Weltgeschichte, die hier in Lakonien aufblüht, ein zu seiner
Zeit gleichermaßen bewundertes wie gefürchtetes singuläres
Staatsmodell im antiken Griechenland - und ein Mythos, der
bis in die Neuzeit hinein Herrscher, Dichter und Philosophen
inspirieren wird.
Der Ursprung der spartanischen
Staatsordnung reicht zurück ins
Reich der Legende: Lykurg, ein
bloß schemenhaft aus der
lakedaimonischen Mythologie
hervortretender Vermittler
zwischen Menschen und Göttern,
soll einst vom Orakel in Delphi die
Regeln für die eunomia
("Wohlordnung") der Stadt
Jochen Stuhrmann für GEO
empfangen haben. Dieses
EPOCHE
Schläge auf die Hand: Der Ritus
Grundgesetz, "Große Rhetra"
diente als Vorbereitung auf das
genannt, bindet alle staatlichen
Kriegerleben
Institutionen seither in ein von
den Göttern legitimiertes Normenkorsett ein.
Die Volksversammlung etwa darf danach zwar über öffentliche
Belange abstimmen, jedoch nicht - wie in Athen - eigene
Initiativen vorbringen. Ihre Mitglieder haben nicht einmal ein
Rederecht, und ihr Urteil kann vom Ältestenrat revidiert
werden. Zwei Könige befehlen das Heer; aber sie unterstehen
der Kontrolle der fünf ephoroi - hoher Staatsbeamten, die
ihrerseits jedes Jahr ausgewechselt werden.
So ist der eigentliche Herrscher in Sparta die Rhetra selbst.
Eng verflochten mit Traditionen und Kulten, durchdringt sie
das Leben der Bürger in allen Bereichen. Das Gesetz
verpflichtet die Elite der Spartiaten, die sich homoioi,
"Gleichgestellte" nennen, ihre Kriegskunst ständig zu
perfektionieren. Zwingt sie zur Heirat, verbietet Reisen ins
Ausland, kontrolliert die Anhäufung von Privatvermögen und
dirigiert die Erziehung der Kinder - vor allem der Jungen.
Lesen Sie in Teil zwei:
Wie junge Spartaner bereits im Alter von sieben Jahren
militärisch gedrillt werden
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