STOFFWECHSEL ENTGLEISUNGEN BEI DIABETES MELLITUS

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STOFFWECHSEL ENTGLEISUNGEN BEI DIABETES MELLITUS
STOFFWECHSEL
ENTGLEISUNGEN BEI DIABETES MELLITUS
Hypoglykämie
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Definition:
- BZ <40 mg/dl oder BZ <50 mg/dl plus typische klinische Symptomatik
- leichte Form: Patient kann Hypoglykämie selbst behandeln
- schwere Form: Patient ist auf Fremdhilfe angewiesen
Therapiebedingte Hypoglykämien treten nur bei Sulfonylharnstoff- oder Insulinbehandelten Diabetikern auf. Acarbose, Metformin und Glitazone führen in der
Monotherapie nicht zur Hyperglykämie.
•
Therapie:
- Leichte Hypoglykämie: 1-2 schnelle BE (z.B. 120 ml Orangensaft, 6
Blättchen Traubenzucker oder 8 Stück Würfelzucker oder 120 ml Cola, etc.)
- Schwere Hypoglykämie: Blutzuckermessung (falls nicht verfügbar von
Hypoglykämie ausgehen und als solche therapieren); 50-100 ml 40%ige
Glukose i.v. (auch peripher); Glukagon 1-2 mg s.c./i.m./i.v. (bei langandauernden Hypoglykämien können Glykogenspeicher leer und die Wirkung
von Glukacon abgeschwächt oder verzögert sein!); bei Kleinkindern evtl.
Glukoseklistier; nach erfolgreicher Notfalltherapie: Verzehr rasch resorbierbarer Broteinheiten wegen Rezidivgefahr (CAVE Sulfonylharnstoffinduzierte Hypoglykämien); Ursachenforschung.
Ketoazidose
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Diagnostik:
- Hyperglykämie (meist >300 mg/dl, aber gering erhöhter Blutzucker schließt
Ketoazidose nicht aus!)
- Ketonurie
- Metabolische Azidose (teilweise pH <6,9)
- Leukozytose
- Hyperosmolalität
•
Therapie:
- Rehydratation – Zufuhr von freiem Wasser (Defizit beträgt meist mehr als 5
Ltr., in Abhängigkeit von Herz- und Nierenfunktion zunächst 1 Ltr. 0,9%ige
NaCl über 30 Min. bis 1 Std., dann Reduktion auf 100-500 ml/Std.)
- Insulin, z.B. 6-10 IE Normalinsulin i.v., gefolgt von 2-4 IE Normalinsulin i.v. pro
Std. (in Abhängigkeit von Blutzucker)
- Elektrolytersatz (siehe Kaliumtabelle).
- Acidoseausgleich durch Bicarbonat (zurückhaltend, erst ab pH <7,0, evtl.
<7,1).
- Allgemeinmaßnahmen (Thromboseprophylaxe, ggf. Antibiose)
- Behandlung der präzipitierenden Faktoren.
- Zur adäquaten Volumengabe, Elektrolyttherapie und zum Monitoring meist
zentraler Venenkatheter notwendig.
- Therapie sollte unabhängig vom Bewusstseinszustand wegen der Gefahr der
Elektrolytentgleisung und des notwendigen engmaschigen Monitorings auf
einer Überwachungsstation erfolgen, bis pH >7,3 und Elektrolyte im
Normbereich.
- Ursachenforschung
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STOFFWECHSEL
ENTGLEISUNGEN BEI DIABETES MELLITUS
Kaliumsubstitution bei diabetischer Ketoazidose
Serumkalium
(mmol/l)
> 6,0
5,0-5,9
4,0-4,9
3,0-3,9
< 3,0
Kaliumsubstitution
(mmol/h) bei pH >7,2
5-10
10
20
30
Kaliumsubstitution
(mmol/h) bei pH <7,2
10-20
20
30
40
Hyperosmolares Koma
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Diagnostik:
- Ausgeprägte Hyperglykämie (teilweise bis 2000 mg/dl)
- Glukosurie
- pH meist > 7,3
- fehlende oder nur geringe Ketonurie
- Hyperosmolalität
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Therapie:
- Rehydratation und langsamer Ausgleich von Hyperosmolarität und
Elektrolytentgleisung (wenn vorhanden); in Abhängigkeit von Herz- und
Nierenfunktion 1-5 Ltr. Flüssigkeitssubstitution während der ersten 6 Std.; bei
zu schneller Normalisierung der Plasmaosmolalität Gefahr des Auftretens
eines Hirnödems!
- Insulingabe (10 IE Normalinsulin i.v., dann nach Blutzucker; häufig sind hohe
Insulindosen notwendig)
- Thromboseprophylaxe
- Ursachenforschung
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