Wanderjournal Landkreis Roth

Transcription

Wanderjournal Landkreis Roth
Grußwort
Sehr verehrte Gäste,
liebe Wanderfreunde,
der Landkreis Roth und der Verein ErLebenswelt Roth e.V. haben gemeinsam mit
allen Kommunen ein Wanderwegenetz
ausgearbeitet. Unterstützt wurde das
Projekt von der Gemeinschaftsinitiative
LEADER+ der Europäischen Union. Durch
die Vielfalt der Landschaft und der Wege
hat die Region für jeden Wanderer etwas
zu bieten. Egal ob Sie eine sportliche Herausforderung suchen und sich auf eine
ausgedehnte Mehrtagestour beispielsweise von Nürnberg bis ins Altmühltal begeben oder lieber eine kürzere Wanderung
auf einem der vielen Rundwege unternehmen wollen, bei uns finden Sie sicherlich den richtigen Weg!
Zahlreiche Rundwege unterschiedlicher
Länge und Schwierigkeit führen Sie zu
den historischen Ortskernen, Sehenswürdigkeiten und Museen im Landkreis Roth.
Auf landschaftlich reizvollen Strecken
können Sie zu verschiedenen Jahreszeiten immer wieder neue Entdeckungen
machen: wildromantische Schluchten,
weitläufige Flusstäler, aber auch die typische Landschaft des Jura im Süden des
Landkreises werden Sie auf Ihren Streifzügen begeistern. Die Schönheiten der
Natur, die nicht immer spektakulär sein
müssen, werden Sie auf jeder Wanderung
bewundern können.
Damit Ihnen das Wandern zwischen
den Seen des Fränkischen Seenlandes und
dem Naturpark Altmühltal richtig Spaß
macht und viele Wünsche erfüllt werden,
haben wir in diesem Wanderjournal für
Sie Wandertipps, interessante Informationen und Eindrücke aus dem Landkreis
Roth zusammengestellt. Kulturinteressierte, Naturliebhaber oder Familien können die Region aus ganz unterschiedlichen Perspektiven besser kennen lernen.
Für Alle, die auf einen barrierefreien Weg
angewiesen sind, haben wir Strecken
ausgesucht, die ohne Hindernisse zu
bewältigen sind!
2
Wir laden Sie sehr herzlich ein, den
Landkreis Roth als Wanderregion zu entdecken! Wir empfehlen Ihnen als „Abrundung“ die fränkische Lebensart kennen
zu lernen und bei einer Rast in einem der
vielen Gasthäuser die gute heimische
Küche zu genießen!
Wir freuen uns auf Sie.
Herzlichst
Ihr
Herbert Eckstein
Landrat
Landkreis Roth
Ihr
Bernhard Böckeler
1. Vorsitzender
ErLebenswelt Roth e.V.
Inhaltsverzeichnis
Landschaften
Seiten
6 - 11
Vielfältige Landschaft
Die Mittelgebirgslandschaft des Jura ist
zum Wandern wie geschaffen
Seen, Bäche und Flüsse
Seiten 12 - 17
Wasser prägt die Landschaft
Das Fränkische Seenland geblähte Segel, Badetücher und Beachvolleyball
Museen
Seiten 18 - 23
Noch lange kein altes Eisen
Technik im Museum - quicklebendig präsentiert
Naturschutz und Geologie
Seiten 24 - 29
Der Natur auf der Spur
Von Haubentauchern und Felsenhöhlen
Kunst und Kultur
Seiten 30 - 33
Kunst wäscht den Staub
des Alltags von der Seele
- Pablo Picasso
Historische Altorte, Burgen und Schlösser
Seiten 34 - 39
Von Rittern, Grafen und Minnesängern
Franz Kornbacher, der heimliche Burgherr der Burg Abenberg
Barrierefreiheit
Seiten 40 - 43
Auf vier Rädern mitten drin
Mit dem Rollstuhl den Rothsee erkunden
Kinder und Familie
Seiten 44 - 47
Urlaubsspaß mit Kindern
Raus aus den Federn, rein ins Landleben
3
Die Vielfalt macht`s
Die vielseitige Landschaft, eine reiche
geschichtliche Vergangenheit und zahlreiche Zeugen tradioneller handwerklicher
Baukunst sind es, die die Region südlich von
Nürnberg, den Landkreis Roth, ausmachen.
Für Wanderer kommt somit keine Langeweile auf. Rothsee und Brombachsee bieten
dazu noch ein Freizeitangebot, wie es seinesgleichen sucht.
Da sind die weit ausgedehnten Wälder des
Lorenzer Reichswaldes, die auf sandigem
Boden, stark mit Kiefern und Fichten
bestanden sind. Interessante alte Grenzsteine markieren ehemalige fürstliche Besitzungen. Der alte Ludwig-Donau-Main-Kanal
teilt die Waldungen und lädt an seinem Ufer
auf ehemaligen Treidelwegen zu romantischen Wanderungen ein. Viele der alten
Schleusenbauwerke sind noch erhalten. Oft
steigt in den großen zusammenhängenden
Waldungen bei Schwanstetten und Sperberslohe dichter Rauch auf, wenn besonders in den Sommermonaten wieder ein
Kohlenmeiler abgebrannt wird.
Das Gebiet zwischen Schwabach und
Rohr ist geprägt vom weitläufigen Schwabachtal. Da sind es die breit angelegten Obstplantagen, die die Landschaft kennzeichnen. Dazwischen kleine Orte mit noch sehr
gut erhaltenen alten Wehrkirchen. In mit
Plastikplanen überdachten Hallen trocknet
der Tabak, der den Sommer über mit seinem
kräftigen Grün und den bunten Blüten eine
Zierde der Landschaft ist.
Erhebungen bis über 600 Meter prägen
das südlich davon gelegene Spalter Hügelland. Weithin sichtbar ist die auf einem
Bergsporn stehende Burg Abenberg, auf der
schon die Minnesänger des Mittelalters
gerne Gast waren. Noch heute lädt ein
Hotel zum gemütlichen Verweilen ein. Zwei
Museen bergen Schätze handwerklicher
Kunst und stellen die Geschichte Frankens
dar. Die südlich davon gelegene Hopfenund Bierstadt Spalt hat sich in den letzten
Jahren zu einem Fremdenverkehrszentrum
gemausert. Nicht nur die Bauwerke der
historischen Altstadt mit all ihren Sehenswürdigkeiten, sondern auch der nahe Brom4
bachsee mit seinen Erholungseinrichtungen
bieten ideale Voraussetzungen für Freizeit
und Sport. Romantische Schluchten wie das
Schnittlinger Loch oder die Massendorfer
Schlucht beeindrucken naturliebende Wanderer immer wieder aufs Neue.
Inselberge prägen die Landschaft des Vorjura südlich vom Rothsee. Oft steht oder
stand auf ihnen eine Burg. Auch Menschen
der Vorgeschichte haben dort ihre Spuren
hinterlassen. Zeugnisse all dieser Epochen
sind in den verschiedenen Museen noch zu
finden. Sie erzählen oft über das Leben und
Arbeiten in früherer Zeit, wie es Geschichtsbücher nicht besser wiedergeben können.
Schon die Kelten hatten an dieser abwechslungsreichen Landschaft Gefallen gefunden
und bauten dort ihre Siedlungsplätze.
Ein Beleg neuester Technik ist dagegen der
Main-Donau-Kanal, der die Landschaft
durchzieht und an dessen Uferwegen Radfahrer und Wanderer gerne die großen
Fracht- und Ferienschiffe begleiten. Ein stolzes Denkmal beim Kanal weist auf die
europäische Hauptwasserscheide bei Pierheim hin.
Je weiter der Landkreis nach Süden reicht,
desto näher rückt der Juraanstieg. Der kräftige Boden der Hochfläche nährt fruchtbare
Felder, die mit Weizen bestellt werden. In
den dahin fließenden Bächen der Juratäler
finden Forellen und auch Krebse ihren
Lebensraum. Wacholderheiden schmücken
die Bergrücken. Seltene Blumen und Pflanzen bewachsen die Hänge, aus denen immer
wieder der Kalk des weißen Jura hervorlugt.
Am kalkhaltigen Boden der Buchenwälder
wächst im Frühjahr der Bärlauch, der in
einer modernen Küche nicht fehlen darf
und nach den Wintermonaten die Lebensgeister wieder anregt. Wer gut plant oder
auch nur ein wenig Glück hat, kann in den
Städten und Orten an einem der zahlreichen traditionellen Feste teilhaben. Es lohnt
sich aber auch sonst in einer der gemütlichen Gaststätten oder Biergärten einzukehren, typisch fränkische Hausmannskost zu
essen und dabei nach alter fränkischer Tradition gebraute Biere zu genießen.
Wandern im
Landkreis Roth
Für Wanderer gibt es im
Landkreis Roth drei
Kartenblätter mit Wegbeschreibungen:
Schwabachtal/
Reichswald
Rothsee/Brombachsee
Jura
Die Wanderkarten sind
erhältlich in allen Landkreisgemeinden sowie im
Landratsamt Roth
Kultur und Tourismus
Weinbergweg 1
91152 Roth
Tel.: 09171/81329
Fax: 09171/81399
tourismus@
landratsamt-roth.de
nur
3,00 €
pro Karte
inkl.
Wegbeschreibungen
5
Landratsamt Roth
Kultur und Tourismus
Weinbergweg 1
91154 Roth
Tel.: 09171 / 81329
Fax: 09171 / 81399
E-Mail: tourismus@
landratsamt-roth.de
www.urlaub-roth.de
Haus des Gastes
Maria-Dorothea-Str. 8
91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174 / 976570
Fax: 09174 / 9765750
E-Mail: info.hilpoltstein@
landratsamt-roth.de
www.urlaub-roth.de
Info-Zentrum
Enderndorf am See
Freiherr-von-Harsdorf-Str. 23
91174 Spalt
Tel.: 09175 / 688
Fax: 09175 / 825
E-Mail: info.enderndorf@
landratsamt-roth.de
www.urlaub-roth.de
6
Vielfältige
h
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n
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haft
er Schlossberg - Mit 607
Metern ist der Schlossberg
bei Heideck die zweithöchste
Erhebung im Landkreis Roth. Auf
ihm hatten einst die über weite
Besitzungen verfügenden „Herren von Heideck“ ihren Herrschaftssitz. Nachdem ihre
ursprüngliche Burg bei Altenheideck (ein Burgstall erinnert noch
daran) zu beengt geworden war,
bauten sie am Schlossberg eine
viel mächtigere Burg. Daran erinnern heute noch Erdwälle und
der tiefe Halsgraben sowie ein
D
Gedenkstein. Wie die Burg einst
aussah, ist an einem Fresko in
der Frauenkirche in Heideck zu
erkennen.
Der Schlossberg ist heute ein
Erholungsschwerpunkt am nördlichen Rand des Naturpark Altmühltal. Ein Höhenwanderweg
führt zu einem Aussichtspunkt,
von dem aus mit freiem Auge das
Schiff am Brombachsee zu erkennen ist. Auf einem weitläufigen
Kinderspielplatz können sich die
kleinsten Wanderer so richtig
austoben.
7
Typische Gesteinsformen
Wandertipp
Die Mittelgebirgslandschaft des Jura ist zum
Wandern wie geschaffen
enn Adolf Hackner wandern geht,
dürfen Werkzeugkoffer und Gartenschere nicht fehlen. „Ich gehe jeden
Wanderweg mindestens zweimal im
Jahr“, sagt er. Und da gebe es immer
kleine Reparaturen zu erledigen. Sein
Revier sind die Wanderwege der Großgemeinde Greding, die eingebettet zwischen den Juraanhöhen des südlichen
Landkreises Roth liegt.
Stille Täler mit kleinen meist noch von
ihren Kirchen dominierten Dörfern,
bizarre Kalkterrassen, geheimnisvolle
Höhlen, längst stillgelegte Steinbrüche,
Bäche mit klarem Wasser und schattige
Wälder. So heißt das heute sowohl für
den Gebirgszug als auch für die geologische Formation und eine Zeitepoche stehende keltische Wort „Jura“, wörtlich
übersetzt „Waldgebirge“.
Rund 50 Millionen Jahre hat es gedauert bis die aneinandergereihten aus
W
Greding Nr. 2
Vom Heimbachtal geht es
hinauf zum Euerwanger
Bühl, der höchsten Erhebung im Landkreis. Gute
Fernsicht, wie eine alte Sage
erzählt: “Vom Bühl aus sieht
man 99 Orte”. Einkehrmöglichkeit in Euerwang.
Adolf H
ackner
Heimbachtal
8
Kaisinger Tal
drei Stockwerken bestehenden Juramittelgebirge durch Ablagerungen und Faltungen entstanden sind. Die unterste
Schicht ist der braune Jura, Lias
genannt, darauf folgt die mittlere, der
Schwarzjura, Dogger, der für die
Gegend um die Gredinger Ortsteile
Ober- und Untermässing, Großhöbing,
aber auch für die Talhänge bis über Greding hinaus prägend ist.
Die oberste Schicht ist schließlich der
weiße Jura, der Malm, dem die Dörfer
des „Berchs“ angehören. Der kleine Berg
mit Kaising, Herrnsberg, Röckenhofen,
Landerzhofen, Österberg und Viehhausen und der große, der sich von Pappenheim im Westen bis Greding im Osten
und von Thalmässing im Norden bis
Eichstätt im Süden zieht. Einen phantastischen Blick über dieses sanfte und
weite Land hat man vom Euerwanger
Bühl. Eine 595 Meter hohe Erhebung, die
sich deutlich über der Hochebene
Burgruine Liebeneck
abhebt. Man sagt, dass man von dort 99
Ortschaften sehen könne.
Zum Bühl führt der Gredinger Wanderweg zwei. Ein Rundwanderweg, der
an der 700 Jahre alten und sich heute im
barocken Gewand zeigenden Heimbacher Kirche beginnt. Da Heimbach nur
432 Meter hoch liegt, müssen etliche
Höhenmeter erklommen werden, aber
dafür entschädigt der Panoramablick.
Zwölf Rundwanderwege sind es insgesamt, die Adolf Hackner seit fast fünfzehn Jahren betreut, dazu kommt der
Gredinger Anteil am Kulturwanderweg.
Neben der Betreuung der Wege bietet
der pensionierte Bundeswehrbeamte
auch geführte Wanderungen an. Das
Programm ist beim Fremdenverkehrsamt
der Stadt Greding erhältlich.
Es sind nicht nur die Topographie und
die Naturdenkmäler, die den Reiz des
Jura ausmachen. So bietet die Region
auch zahlreiche Zeugen vergangener
Kulturepochen, wie Wallfahrtskirchen,
Kapellen, Mühlen oder Burgen. Ein
besonderes Erlebnis ist sicher die Burgruine Liebeneck. Sie erhebt sich auf halber Bergeshöhe südöstlich von Mettendorf. Den ungefähr trapezförmigen
Lorenzer Reichswald
Der Landkreis Roth ist der waldreichste
Landkreis in ganz Mittelfranken. Südlich
von Nürnberg breitet sich ein flaches, weites, zusammenhängendes Waldgebiet bis
Allersberg aus. Der sandige Boden lässt allerdings nur Nadelwälder gedeihen. Oft wechseln sich knorrige Kiefern und finstere Fichtenschläge ab. Der sogenannte „Steckerlaswald“, sogenannt, weil die Bäume eben
nicht von schnellem Wuchs waren, diente in
früheren Jahren nur als Bau- oder Brennholz. So kann der Wanderer in den Sommermonaten noch immer, vor allem in der
Gegend von Furth bei Schwanstetten und
Sperberslohe bei Wendelstein, dichte Rauchwolken aufsteigen sehen, wenn gerade wieder einmal ein Kohlenmeiler abgebrannt
wird. So wird lang brennende Holzkohle
produziert. Auf dem Waldboden sprießen im
Spätsommer viele Pilzarten und finden die
Beerensammler reiche Ernte.
Wandertipp
Schwanstetten – Zum
Köhlerbetrieb
Wanderung durch den Ortsteil Leerstetten und das
weitläufige Waldgebiet das
die Marktgemeinde
umschließt, mit dem Köhlerbetrieb in Furth. Einkehrmöglichkeiten in allen Ortsteilen.
Bering trennt ein Graben vom höher
ansteigenden Berggelände.
Bis 1827 war die Burg sogar noch
bedacht, 1847 stürzten jedoch die Mauern zusammen. Dann mussten die Bauern die verwitterten Steine im Frondienst als Unterbau für die Distriktstraße abtragen. Von der Ringmauer
steht nur an der Südwestecke ein Mau-
Wandertipp
Heideck Nr. 3
Landschaftlich reizvolle
Wanderung mit herrlichen
Aussichten ins fränkische
und Oberpfälzer Land.
9
Mettendorf
Sinterterrassen im Kaisinger Tal
erstück in einer Ausdehnung von vier
Metern. Der ehemalige Kreisheimatpfleger Ernst Wurdak hatte in Zusammenarbeit mit der Stadt Greding die letzten
Mauerstümpfe durch Konservierung vor
dem endgültigen Zerfall bewahrt.
Ein Ort, der heute wie geschaffen ist,
die Phantasie zu beflügeln - im Geiste
die Ausmaße und Umrisse der Anlage
nachzuzeichnen. Wer die Burg besuchen
will, sollte dazu den Gredinger Wanderweg neun nutzen, der seinen Ausgangspunkt in Mettendorf hat. Erst 1999
wurde der Weg von Adolf Hackner ausgeschildert.
Sinterterrassen im Kaisinger Tal
Ein auch nach oftmaligem Besuch
immer wieder beeindruckendes Naturerlebnis sind die kaskadenartigen Sinterterrassen im Kaisinger Tal. Bei seinem
Weg durch das verkarstete Juragestein
löst das kohlensäurehaltige Wasser Kalk
auf. Durch das Ausfällen des Kohlendioxids an der Luft lagert sich der gelöste
Kalk ab. Das entstehende Gestein heißt
Kalktuff oder Kalksinter. Mit der Zeit
umkrustet der Tuff Moose, tote Insekten, Äste und Blätter. Die kleinen
Dämme werden immer größer und stauen das Wasser, es bilden sich die kleinen, ebenso bizarren wie zerbrechlichen
Terrassen.
Die Altstadt von Greding ist einen
Besuch wert
Besonders reizvoll ist der Kernort der
Stadt Greding. 21 Türme, eine intakte
Wehrmauer und hervorragend erhaltene
repräsentative Bauten wie das Fürstbischöfliche Schloss, das Rathaus und
das Museum „Natur und Mensch“ zeugen von einer reichen Vergangenheit.
Heute ist Greding ein staatlich anerkannter Erholungsort, der sich längst
auf einen sanften Tourismus eingestellt
hat. Einen sanften, der vor allem Wanderern, Naturfreunden und Geschichtsinteressierten vieles bieten kann. Die
Höhenlage und das sonnenreiche und
nebelarme Wetter tun das ihrige dazu.
Rainer Messingschlager - Hilpoltsteiner Kurier
Die größten Tabakbauern in
Deutschland
Wandertipp
Rohr - Rund um Regelsbach
Gemeindlicher Wanderweg
mit Tangierung des 2-TälerLandkreiswanderweges im
Schwabachtal
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Im romantischen Tal der Schwabach reihen sich kleine Dörfer wie an einer Perlenkette aneinander. Alte Fachwerkhäuser und
trutzige Wehrkirchen vermitteln ein etwas
verträumtes Bild. Dort wo noch viele Bauern ansässig sind, wird aber Landwirtschaft
kaum mehr in herkömmlicher Form betrieben. Dies zeigen die weiten Obstplantagen.
Daneben breiten sich weite Felder mit
Tabakpflanzen aus. Hier sind mit die größten Tabakbauern in ganz Deutschland
beheimatet. Ihre Ernte geht zum großen
Teil ins Ausland und wird zu Rauchwaren
und pharmazeutischen Produkten verarbeitet. Das Tabakbaugebiet reicht von Rohr
über Kammerstein bis nach Abenberg.
Info
Termine
Adressen
VERANSTALTUNGEN
Köhlerfest in Furth
Info: Freunde der Further
Köhlerkärwa e.V.
1. Vors. Herbert Sitzmann,
Tel. 09170/2532
Weitere Veranstaltungen
finden Sie im Veranstaltungskalender des Landkreises Roth,
Kultur und Tourismus,
Tel. 09171/81329
INTERESSANTES
Videofilme:
„Bei uns daheim im Landkreis Roth“
70 Minuten Leben und Sehenswertes aus 16 Städten und
Gemeinden im Landkreis Roth
Preis: 14.80 Euro
„Holz – Kohle – Der Köhler
von Sperberslohe“
17minütiger Film über die Herstellung von Holzkohle in
einem Meiler
Preis: 13.00 Euro
„Der Duwak is mein Leben“
In 47 Minuten führt der Film
durch das Tabakjahr im Landkreis Roth von der Ansaat bis
zur Ernte
Preis: 14.80 Euro
Diese und weitere Videofilme
über das heimische Handwerk
sowie Veröffentlichungen
erhalten Sie beim Landratsamt
Roth, Kultur und Tourismus,
Tel. 09171/81329
Wandertipp
Abenberg Nr.6
Eine Wanderung vorbei am
Golfplatz-Gelände nach
Bechhofen, zum Barthelmesauracher Brücklein und
über die Burg Abenberg
zurück.
Im Tal der Rednitz
Zielstrebig nimmt das Wasser der Rednitz
in nördlicher Richtung ihren Lauf. Sie teilt
den Landkreis Roth in einen östlichen und
einen westlichen Raum. Ihren Ursprung hat
sie in der Fränkischen und in der Schwäbischen Rezat. Die Fränkische Rezat entspringt
in der Nähe von Ansbach und fließt zunächst
in südöstlicher Richtung. Die Schwäbische
Rezat entspringt in der Nähe von Treuchtlingen beim Ort Graben. Dort, an der europäischen Hauptwasserscheide hatten schon die
Karolinger im Jahre 793 den Versuch unternommen, durch den Bau der Fossa Carolina
die Schwäbische Rezat mit der Altmühl zu
verbinden und so die Wasserscheide zu überwinden.
Schwäbische und Fränkische Rezat vereinen
sich bei Petersgmünd zur Rednitz und fließen
dann in einem gemeinsamen Bett in einem
breiten Flusstal gen Norden. Die Rednitz prägt
die Landschaft und auch das Stadtbild von
Roth. Eine neue, hochmoderne Hängebrücke
überwindet das Flusstal für Fußgänger und
Radfahrer. In Rednitzhembach führt eine viaduktartige alte Steinbrücke über die Rednitz.
Die wasserwirtschaftliche Bedeutung dieses
Flusses, der sich bei Fürth mit der Pegnitz verbindet und dann zur Regnitz wird, hat durch
den Bau der Fränkischen Seen enorm zugenommen. Über das Flusssystem wird Wasser
aus dem wasserreichen Süden Bayerns in das
wasserarme Nordbayern übergeleitet.
Wandertipp
Landkreis Roth RednitzRezat-Weg
Ein Talraumwanderweg, der
an mehreren Bahn-Stationen abgekürzt werden kann
11
Wasser
Haus des Gastes
Maria-Dorothea-Str. 8
91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174 / 976570
Fax: 09174 / 9765750
E-Mail: info.hilpoltstein@
landratsamt-roth.de
www.urlaub-roth.de
Info-Zentrum
Enderndorf am See
Freiherr-von-Harsdorf-Str. 23
91174 Spalt
Tel.: 09175 / 688
Fax: 09175 / 825
E-Mail: info.enderndorf@
landratsamt-roth.de
www.urlaub-roth.de
Zweckverband Rothsee
Weinbergweg 1
91154 Roth
Tel.: 09171/81310
Fax: 09171/817310
E-Mail: rothsee@
landratsamt-roth.de
www.rothsee.de
12
prägt die
Landschaft
in Bauernhof, eine Mühle,
kleine Straßen, ein
EWäldchen,
Äcker, Wiesen.
Hans Trögl – de
r Mann der er
sten Stunde
Ende der 70er Jahre, mitten in
Mittelfranken, sagen wir mal
in der Nähe von Hilpoltstein,
bei der Hasenbruckmühle. Es
war nicht leicht, wenn man
hier stand, sich vorzustellen,
dass da stattdessen einmal
Wasser sein sollte. Viel Wasser. Das „Fränkische Seenland“, ein Urlaubsland vom
Schreibtisch aus geplant, was
für eine Illusion, was für ein
verrückter Plan! So ging es
den Bauern, die hier ihre
Höfe und Mühlen hatten, die
im Nebenerwerb meist mühsam ein Stückchen Land
beackerten.
13
Rothsee
Wandertipp
Roth-Hilpoltstein - Mühlenweg
Tagestour, die auch in mehreren Etappen gegangen
werden kann. Unterwegs
kommt man an mehreren
Mühlen vorbei.
Wandertipp
Allersberg - Quellen am
Rothsee
Eine interessante Wanderung, besonders für Familien; mit Fernsichten, Quellenbesichtigung und Einkehrmöglichkeiten
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Naturbeobachtungen
am Rothsee
Und heute? Geblähte Segel, Badetücher
und Beachvolleyball. Campingplatz und
Seeterrasse, radelnde Naherholer und
Familien mit Minigolfschläger. Das Fränkische Seenland gibt es wirklich, drei
Seen mit unterschiedlicher Ausprägung sind im und nahe am Landkreis Roth entstanden. Der Brombachsee lockt die Segler, im Altmühlsee tummeln sich auch die
Surfer, drum herum haben sich
die Orte erfolgreich an das Zugpferd Tourismus gehängt. Der Rothsee,
„das sanfte Mehr“, ist ein Dorado sowohl
für Naturliebhaber und Wassersportler
als auch für Familien mit Strandmatte.
Es war 1969, als die ersten Pläne
geschmiedet wurden, und ein Mann war
von Beginn bis zum letzten Flutungskommando fast immer dabei: der junge Ingenieur Hans Trögl wurde 1969 ans Wasserwirtschaftsamt nach Weißenburg versetzt und sollte in einer Planungsgruppe
eine Studie mit Maßnahmen gegen die
geringe Wasserführung und damit im
Sommer schlechte Wasserqualität der
Gewässer im Ballungsraum um Nürnberg
erarbeiten. Das Projekt blieb ihm; Trögl
wurde später im Jahre 1987 der letzte
Leiter des 1971 gegründeten „TalsperrenNeubauamtes Nürnberg“.
1970 wurde die Sache amtlich: der
Bayerische Landtag beschloss den Bau
eines „Brombachspeichers, Rothspeichers
und Altmühlspeichers“, um das Altmühlund Donauwasser (aus dem wasserreichen Süden Bayerns) in das RegnitzMain-Gebiet (im wasserarmen Norden) zu
leiten. Nebenpunkt des Beschlusses war,
„dass die Gewässer für die Erholung der
Bevölkerung erschlossen und die Ufergrundstücke in das Eigentum der öffentlichen Hand übergehen“. Von einem „kühnen Projekt“ sprachen die Zeitungen,
und „Franken wird zum Seengebiet“.
Aber wie sag´ ich´s den Grundstückseigentümern? Die mit dem Kauf der
Flächen beauftragten Personen des
Amtes mussten zwei- bis dreimal
wöchentlich abends ausrücken. Versammlungen, Diskussionen, Privatbe-
Wandertipp
suche bei den Grundstücks- und Hofbesitzern. „Ja, wird das denn was?“, fragten die Betroffenen anfangs skeptisch.
„Und selbst für einen Ingenieur ist es
manchmal schwer, sich einen See vorzustellen“, erzählt der heute pensionierte
Amtschef lachend. Aber gleichzeitig mit
den staatlichen Aufklärungsfeldzügen
wurde eine „Beratungsstelle Mittelfränkisches Seengebiet“ der bayerischen Landwirtschaftsverwaltung gegründet, die die
Landwirte beriet und ihnen auch touristische Konzepte schmackhaft machte.
Individueller Zuschnitt für jeden, Kurse
im Restaurieren von Möbeln, im Herrichten von Ferienwohnungen. Der Urlaub
auf dem Bauernhof war eh schon intensiviert worden, nachdem sich die Landwirtschaft immer weniger lohnte.
„Zuerst gab es acht Varianten für den
Altmühlsee“, erinnert sich Trögl. Da kam
es öfter mal vor, dass ein Bauer sagte:
„Ich will den See schon haben, aber
schieben Sie ihn doch ein Stückchen weiter zu meinem Nachbarn rüber.“ Die Verhandlungen waren mühsam und langwierig, aber erfolgreich. Trögl führt das darauf zurück, „dass wir immer die Wahrheit gesagt haben“. Jeder habe gewusst,
was er abgeben muss.
Ein Beispiel ist die Hasenbruckmühle in
der Hauptsperre des Rothsees, deren
frühere Lage heute durch eine Boje im
See gekennzeichnet ist. Die Müllersfamilie hat auf dem seit mehreren GeneratioKammerstein – Mühlen an
der Aurach
Eine Wanderung durch das
malerische Aurachtal.
Da fühlen sich sogar
die Karpfen wohl
Das Gebiet südlich von Nürnberg ist von
weiten Talauen mit vielen Weihern durchzogen. Mit 1600 Teichen, die eine Wasserfläche von 290 Hektar haben, finden die
Teichwirte einen Broterwerb. Vor allem die
Karpfen, die in den Monaten mit „r“ in vielen Gaststätten auf der Speisekarte stehen,
sind dann sehr begehrt
Eine Vielzahl von Fischarten hingegen ist
im Rothsee und im Brombachsee zu Hause.
Sie wurden dort nicht gezüchtet, sondern
haben sich von Natur aus schnell vermehrt.
Da kann schon mal auch ein großer Hecht
dem Angler am Haken hängen. Mit einem
gültigen Angelschein können auch Tageskarten erworben werden.
nen im Familienbesitz befindlichen Hof
immer schwer geschuftet. Der Verkauf
ihres Eigentums fiel deshalb natürlich
nicht leicht. Mit dem Verkaufserlös und
dem vorher selbst hart erarbeiteten Geld
konnte sie ihr neues „Zuhause“ in Seenähe am Grashof bauen.
Begeistert sind natürlich die Urlauber
und Naherholer, die im früher knochentrockenen Mittelfranken jede Badepfütze
mit der Lupe suchen mussten. Aber auch
von Amts wegen bekommt das Seenland
heute Recht und Rechtfertigung: Eine
Kosten-Nutzen-Analyse eines Professors
der Universität Erlangen - Nürnberberg
Strandhaus Grashof
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Am Ludwig-Donau-Main-Kanal
Wandertipp
Greding Quellenwanderweg
Wanderung mit interessanten Informationen über die
Quellen und deren Bedeutung für die Region
Wandertipp
Röttenbach - Kneip(p)entour
Eine Wanderung durch alle
Ortsteile der Gemeinde Röttenbach, die nicht nur der
Gesundheit dient, sondern
auch das leibliche Wohl
berücksichtigt!
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von 1968, dass die Vorteile die Nachteile
überwiegen, hat sich bewahrheitet.
Nicht nur der Tourismus wurde angekurbelt (und wächst im Vergleich zu anderen
Regionen immer noch) und Arbeitsplätze
wurden geschaffen, auch die Wasserqualität hat sich verbessert. Wobei man die
laut Trögl nicht beziffern kann, denn
auch die Qualität der Kläranlagen sei
enorm gestiegen. Aber das Knoblauchsland mit dem durstigen Gemüseanbau
profitiere heute eindeutig von der jetzt
„vernünftigen Wasserversorgung“.
Mit dem Mammutbauwerk, das knapp
460 Millionen Euro gekostet hat, werden
jetzt jährlich im Schnitt 125 Millionen
Kubikmeter Wasser von Donau und Altmühl über den Main-Donau-Kanal in den
Rothsee gepumpt. Von dort fließt es bei
Bedarf über die Kleine Roth und die Roth
in Richtung Main. Altmühl- und Brombachsee (die miteinander durch den Altmühlüberleiter verbunden sind) schützen
das Altmühltal vor schadenbringenden
Sommerhochwässern und leiten jährlich
etwa 25 Millionen Kubikmeter Wasser
über die Schwäbische Rezat, die Rednitz
und die Regnitz zum Main.
Die Uferstreifen rings um die Seen
gehören - auch dank der Klausel im Landtagsbeschluss vom 16.07.1970 – dem
Staat. Damit wird der nach der bayerischen Verfassung garantierte freie
Zugang durch die Anlegung von Wander- und Radwegen rund um alle Seen
gewährleistet.
Die Idee vom sanften Tourismus
findet Trögl ganz richtig, und die
haben die für die Freizeit- und
Erholungsanlagen zuständigen
Zweckverbände Rothsee, Brombachsee und Altmühlsee seiner
Meinung nach gut hingekriegt.
Bäuerliche Strukturen erhalten,
Direktvermarktung, keine Massenveranstaltungen und Angebo-
te nicht nur direkt am See.
Wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis weiterhin „stimmt wie
bisher“, dann ist Hans Trögl
guter Dinge für das Seenland nicht nur für die Wasserqualität. Er selbst nutzt das
Urlaubsgebiet vor der
Haustür übrigens gern,
der Ruhestand gestattet
ihm jetzt auch die
Werktage am See.
Besonders am Rothsee gehen er und
seine Frau viel spazieren.
Carola Scherbel,
Roth-Hilpoltsteiner
Volkszeitung
Info
Termine
Adressen
Strandhaus Birkach
VERANSTALTUNGEN
Weiherfest in Büchenbach,
am letzten Samstag vor dem
Sommer-Ferienende
Info: Gemeinde Büchenbach,
Tel. 09171/9795-0
Wasserradfest in
Georgensgmünd, Juni
Info: Gemeinde
Georgensgmünd
Tel. 09172/703-71
Wasserradfest
Fabrikmuseum Roth, Mai
Info: Touristinformation Stadt
Roth
Tel. 09171/848-514
Drachenfest am Kanal,
September
Info: Stadt Hilpoltstein
Tel. 09174/978-607
Veranstaltungsprogramm auf
der „MS Brombachsee“,
Tel. 09144/927050
Weitere Veranstaltungen finden Sie im Veranstaltungskalender des Landkreises Roth,
Kultur und Tourismus,
Tel. 09171/81329
GASTSTÄTTEN
Gaststätten am Rothsee:
Strandhaus Birkach,
OT Birkach,
91154 Roth,
Tel. 09176/1700
Strandhaus Grashof,
OT Grashof,
90584 Allersberg,
Tel. 09176/7818
Gasthof am Rothsee,
OT Heuberg
91161 Hilpoltstein,
Tel. 09174/492420
Wandertipp
Spalt – Igelsbachsee
Eine Wanderung mit vielen
landschaftlichen Highlights.
Am See entlang, ohne Hindernisse
Ob Altmühlsee, Brombachsee oder Rothsee, überall
herrscht freier Zugang zum Wasser. Alle drei Seen werden am
Ufer von einem Uferweg für Radfahrer und Wanderer begleitet. Teilweise sind die Wege sogar getrennt. An so manchen
Sonntagen herrscht eben reger Verkehr auf den autofreien
Wegen. Es ist nicht nur das ungestörte Wandern, das den Reiz
dieser Wege ausmacht. Immer den See im Blick beleben Segelbote und Surfer das Bild. Seltene Vogelarten haben sich angesiedelt und können gut beobachtet werden. In aller Stille sitzen die Angler am Uferrand und hoffen auf einen guten Fang.
Die Kunst am Bau ist mit auffälligen Kunstwerken vertreten,
deren Bedeutung zugegebenermaßen manchmal Rätsel aufgibt. In überschaubaren Abständen gibt es an den Strandhäusern Einkehrmöglichkeiten und auch in unmittelbarer Nähe
zum See laden bodenständige Dorfwirtschaften zum Verweilen ein.
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Landratsamt Roth
Kultur und Tourismus
Weinbergweg 1
91154 Roth
Tel.: 09171 / 81329
Fax: 09171 / 81399
E-Mail: tourismus@
landratsamt-roth.de
www.urlaub-roth.de
Noch lange
k
altes
sänger
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Walte
18
ein
Eisen
Technik im Museum quicklebendig präsentiert
ins oder null, ja oder nein,
Strom an oder Strom aus Eirgendwann
muss sich jeder
Schüler im Informatikunterricht
mit dem binären Zahlensystem
herumschlagen, auf dessen
Grundlage alle Computer dieser
Welt ihre Arbeit verrichten.
Meist ganz im Stillen. Meist liefert nur der den Prozessor
kühlende Lüfter die Begleitmusik
zu den Millionen von Rechenoperationen pro Sekunde, die Grafiken auf den Monitor zaubern
oder uns die Reise durchs Internet ermöglichen. Wenn Walter
Gsänger seine „mechanischen
Computer“ zum Leben erweckt,
wird es dagegen richtig laut. Der
Leiter des Fabrikmuseums Roth
legt einen kleinen Hebel um, und
mit ohrenbetäubendem Klappern
beginnt der fast 100 Jahre alte
Jacquard-Webstuhl mit der
Arbeit. Dutzende von hölzernen
Spulen drehen sich, Stahlstifte,
Fäden und Haken tanzen auf und
ab, Webschiffchen flitzen in
schwindelerregender Geschwindigkeit hin und her, und wie von
Geisterhand fügen sich die vielen
hundert verschiedenen Stoffund Metallfäden zu mehreren
wertvoll glänzenden Borten mit
aufwändigen Mustern zusammen.
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Fabrikmuseum
Technik im Museum - quicklebendig präsentiert
Eins oder null - bei den Prunkstücken in
der Ausstellungshalle bedeutet das „Loch
oder kein Loch, Kettfaden rauf oder runter“. „Mechanische Computer“ eben. Mit
diesem Begriff will Gsänger vor allem die
jüngeren Besucher neugierig machen.
Neugierig auf diese feinmechanischen
Handwerk hat goldenen Boden
Buchstäblich goldenen Boden haben die
Goldschläger, die einst vor allem in Schwabach und in Rednitzhembach angesiedelt
waren. Noch ist der Beruf nicht ausgestorben, aus manchen Gebäuden hört man
noch heute die dumpfen Hammerschläge.
Der ursprünglich aus Frankreich stammende leonische Drahtzug machte die
Kreisstadt Roth in den 60er Jahren zur
industriereichsten Kleinstadt Bayerns.
Heute ist dieses Handwerk in Industriebetriebe übergegangen und in seinen Ursprüngen noch im Rother Fabrikmuseum zu
sehen. Besonders ausgeprägt war das Handwerk der Messerer und der Drechsler in
Wendelstein. In einigen Gassen erinnern die
kleinen Häuschen noch an den spärlichen
Verdienst dieser Handwerker, die ihre
Erzeugnisse hauptsächlich ins nahe Nürnberg lieferten. Ein kleines Museum erinnert
in Wendelstein an diese beiden Berufe.
Ein Zentrum des Klöppelns war und ist
die Stadt Abenberg. In der dortigen Klöppelschule werden noch immer junge Frauen
in diesem Kunsthandwerk ausgebildet. Dazu
ist große Fingerfertigkeit und Ausdauer
notwendig. Geklöppelte Raritäten sind im
Museum auf Burg Abenberg zu besichtigen.
Drechsler- und Metalldrückermuseum Wendelstein
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Wunderwerke, neugierig auf eine Zeit, als
mit in tagelanger Handarbeit gefertigten
Lochkarten „programmiert“ wurde, neugierig auf die damaligen klugen Köpfe,
die Dessinateure und die Patroneure,
neugierig auf ein schon aufgrund der
bunten Endprodukte überaus farbiges
Kapitel der Industriegeschichte: das Zeitalter der leonischen Waren.
Leonische Waren, bei denen Gold-, Silber- und Kupferfäden zu vielfältigen Produkten verarbeitet wurden, verhalfen
der Stadt Roth vor allem im 19. Jahrhundert zur wirtschaftlichen Blüte. Im
Fabrikmuseum präsentieren Walter Gsänger und seine Mitstreiter, allesamt ehrenamtliche Idealisten, all die Werkzeuge
und Maschinen, mit denen einst viele
Menschen in der Region ihren Lebensunterhalt verdienten.
Der Rundgang durch den 600 Quadratmeter großen Ausstellungsraum, eine
ehemalige Fabrikhalle, beginnt bei einem
mit Industrie-Diamanten bestückten Feindrahtzug. Zehn Ziehsteine sind dort hintereinander angeordnet. Bei einem
Arbeitsgang wird der Draht auf 20 Prozent seines ursprünglichen Durchmessers
„heruntergezogen“. Bei der Verarbeitung
von einem Kilogramm Kupferdraht zu
einem 0,0175 Millimeter dünnen Metallfaden entstehe so eine Strecke von Innsbruck bis nach Oslo, erklärt Gsänger.
Ob Plätt-, Flecht-, Klöppel- oder Häkelgalonmaschinen - alle ausgestellten
Apparaturen funktionieren. Der 75-jährige Museumsleiter, vor seinem „Unruhestand“ als Werkmeister in einem Industriebetrieb tätig, geht mit uns zu jedem
Exponat und lässt seine Schmuckstücke
rattern und klappern. Dabei entstehen
Schmuckbänder für Geschenkpakete,
Borten für Nähwaren und Tressen und
Stickereien für Uniformen. Leonische
Waren wurden zu edlem Christbaumschmuck weiterverarbeitet oder zum Reinigungshandschuh „Puzzi“, der auch den
hartnäckigsten Verkrustungen in Töpfen
und Pfannen zu Leibe rückte.
Werkzeug aus dem Eisenhammer
Ein lebendiges Museum soll die Präsentation sein. Deshalb sind während der
Öffnungszeiten je nach Bedarf mehrere
Führer im Einsatz, werden die Maschinen
für jede Besuchergruppe in Gang gesetzt.
Ein Konzept, das ankommt. Die Menschen danken es Gsänger und Co. mit stetig steigenden Besucherzahlen; zudem
wurde das Fabrikmuseum Roth 2003 mit
dem Bayerischen Museumspreis ausgezeichnet. Und auch den Sprung in die
Gegenwart schaffen die leonischen
Waren problemlos. Bei Sonderschauen
werden auch schon mal Barbie-Puppen
Eisenhammer „beim Schmieden“
Wandertipp
Roth - Museumsweg
Wasserrad
mit Schmuckbändern gestylt oder eine
Modenschau mit extravaganter Kleidung
organisiert.
Wenige Kilometer flussaufwärts hingegen sorgt die Wasserkraft dafür, dass sich
die Räder eines weiteren industriegeschichtlichen Kleinods nach wie vor drehen. Etwa eine Stunde dauert der Fußmarsch vom Fabrikmuseum zum Historischen Eisenhammer bei Eckersmühlen.
Rund 300 Jahre lang trieb das Wasser
der Roth die mechanischen Hämmer
an, mit deren Hilfe die Bediensteten das
glühend heiße Metall in die gewünschte Form brachten. Fünf Generationen
lang war die Familie Schäff für den
Betrieb des Eisenhammers verantwortlich. Dass die Kunst des Hammerschmiedens nicht in Vergessenheit gerät, dafür sorgen nun
Josef Bucher, Friedrich Wolfsberger und Gerald Espich. 1986 wurde
der Eisenhammer zum Museum, und
die Museumsführer demonstrieren
interessierten Besuchern in regelmäßigen
Schmiedevorführungen, wie Schäff und
dessen Vorfahren Schaufeln, Hacken
und Pflugschare gefertigt haben.
Mit lautem Schmatzen laufen
große lederne Transmissionsriemen
über die zahlreichen Umlenkrollen
an der Decke und die Antriebswellen der verschiedenen Maschinen. 180
mal pro Minute fährt der gewaltige Hammerkopf nun auf und ab; Schlag für
Schlag verwandelt Bucher den anfangs
1200 Grad heißen Metallrohling in einen
vierkantigen Nagel.
Der Rundweg “Museumsweg” verbindet zwei Museen
der Stadt Roth miteinander:
Das Fabrikmuseum, in dem
Drahtzug bzw. die Leonische
Industrie thematisiert werden und das Museum Historischer Eisenhammer Eckersmühlen, in dem die Kunst
des traditionellen Hammerschmiedens gezeigt wird
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Schweizer Mühle
Wandertipp
Roth-Hilpoltstein Mühlenweg
Tagestour, die auch in mehreren Etappen gegangen
werden kann. Unterwegs
kommt man an mehreren
Mühlen vorbei.
Paulusmühle
„Wenn ich keine Arbeit mehr hab’,
sterbe ich“, hatte Fritz Schäff einmal
gesagt, und so widmete er sich bis zu seinem Tod der Heimatforschung. Mit dem
Umbau des Eisenhammers zu einem
Museum wurde ihm ein Herzenswunsch
erfüllt. Im aufwändig restaurierten
Wohnhaus wurde alles im Originalzustand belassen. Auf dem Tisch in der
Wohnstube steht das Kaffeegeschirr, im
Arbeitszimmer liegen noch die Lesebrille
und der Brieföffner des letzten Herrn des
Eckersmühlener Eisenhammers auf dem
Schreibtisch, so als ob er nur für eine
kurze Pause vor die Tür gegangen sei. Ein
Wanderweg Laibstadt
Wandertipp
Heideck – Heimatkundlicher
Wanderweg
Der heimatkundliche Wanderweg erschließt das landschaftlich reizvolle Gebiet
um Laibstadt. Entlang des
Weges erfährt der Wanderer
Interessantes aus der
Geschichte des Ortes z. B.
über die Laibstädter Bergwerke.
Der heimatkundliche Wanderweg
erschließt das landschaftlich reizvolle Gebiet
um das über 900 Jahre alte Laibstadt. Die
Besonderheit des Dorfes sind seine früheren
Bergwerke. Das erste, das urkundlich
erwähnt ist, ließen die Herren von Heideck
zwischen 1445 und 1448 errichten. Auch
1472, 1539 und 1597 werden hier Bergwerke
erwähnt. Rätseln darf man aber darüber,
was immer wieder abgebaut wurde, denn
dazu ist nichts überliefert. Der Wanderweg
führt als letzte Station auf einer Wiese
neben dem Flüsschen Thalach vorbei, auf der
ein Stück Bergwerkstollen nachgebaut
wurde. Dieser besteht zum Teil aus über 250
Jahre alten Orginalstempeln, die 1986 bei
Baumaßnahmen in Laibstadt gesichert wurden. Aber nicht nur im Ort, sondern auch
dort an der Thalach gab es Bergwerkstollen:
Alle verlaufen im Amaltheenton, einer
Schicht im Schwarzen Jura. Vielleicht hoffte
man, aus dem hier vorkommenden golden
glitzernden Pyrit (Schwefelkies) Gold herstellen zu können.
Schleuse in Leerstetten
lebendiges Museum eben, genauso wie
einige Kilometer flussabwärts die historische Schatztruhe der leonischen Industrie.
Mühlen am Fluss
Nicht nur Webstühle und Schmiedehämmer wurden vom Fluss zum Leben
erweckt, auch für zahlreiche Mühlen lieferte das Wasser die nötige Energie. Auf
dem Gebiet des heutigen Landkreises
Roth gab es einst ungefähr 200 Mühlen.
Allein an der 20 Kilometer langen Roth
mit ihren Seitenbächen lagen über 30
Wasserwerke mit verschiedenen Nutzungen.
Das mutet ein wenig seltsam an, denn
eigentlich ist die Region sehr wasserarm.
An der Donau werden die Gewässer ungefähr von der dreifachen Niederschlagsmenge gespeist. Der große Vorteil der
Roth und der anderen Fluß- und Bachläufe im Landkreis ist aber ihre relativ niedrige, für Wasserräder hervorragend
geeignete Fließgeschwindigkeit. So lagen
all die Getreidemahl- und Stampfmühlen,
Öl-, Malz-, Lohe-, Säge-, Bretter-, Schleif-,
Papier- und Walkmühlen nur wenige Kilometer weit auseinander, oft verschwiegen mitten im Wald.
Wenige davon sind übrig geblieben.
Nur eine einzige, die Schweizermühle bei
Hilpoltstein, wird noch für ihren
ursprünglichen Zweck genutzt. Wenn
sich das fünf Meter hohe Mühlrad dreht,
betreibt die Familie Angermeier dort als
Nebenerwerb eine Kundenmüllerei für
Getreide. Wenige Kilometer entfernt
steht die Fuchsmühle, die nach aufwändiger Sanierung heute wieder als Gast- und
Landwirtschaft mit Direktvermarktung
betrieben wird. Hier zerkleinern zwar
keine Mühlsteine mehr das Mahlgut,
doch dafür lockt ein idyllischer Biergarten. Kein schlechter Abschluss nach all
der Bewegung der Schmiedehämmer,
Webschiffchen und Wasserräder - und
nicht zuletzt der eigenen Beine auf der
erlebnisreichen Wanderung durch die
Arbeitswelt unserer Vorfahren.
André Ammer - Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung
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Info
Termine
Adressen
Schmiedevorführung
MUSEEN
Sparkassenmuseum Greding
Marktplatz 6,
91171 Greding,
Tel. 08463/6403-0 und 904-20,
geöffnet an den Markttagen
jeweils 14 - 17 Uhr und nach
Vereinbarung
Museum Schwarzes Ross
Hilpoltstein
Altes Bauhandwerk mit
Stadtgeschichte
Marktstr. 10,
91161 Hilpoltstein,
Tel. 09174/970640,
geöffnet Mai bis Okt.: Di. - So.
10 - 12 und 14 - 18 Uhr, Nov.
bis April: Sa., So. und Feiertag
14 - 17 Uhr
Fabrikmuseum
der leonischen Industrie in
Roth mit Wasserrad,
Obere Mühle 4,
91154 Roth,
Tel. 09171/60564 oder 856661,
geöffnet Frühlingsanfang bis
Oktober: Sa. und So. 13.30 16.30 Uhr, während der Sommer-Ferien auch Mi., Gruppen
nach Vereinbarung
Historischer Eisenhammer
Roth-Eckersmühlen
voll funktionsfähige Hammerschmiede mit Schmiedevorführung und Herrenhaus,
geöffnet 1. April bis 31. Oktober: Mi. - So. und Fei. 13 - 17
Uhr, Gruppen nach Vereinbarung, Tel. 09171/4784 und 81329
Ludwigs-Kanal/ Main-Donau-Kanal
Interessante Wandermöglichkeiten bieten sich am „Alten
Kanal“. Dieser Ludwig-Donau-Main-Kanal, kurz auch „Ludwigskanal“ genannt, durchquert den Landkreis im nördlichen Zipfel von Wendelstein bis zur Autobahn A 9 bei Feucht. Im neu
errichteten Königreich Bayern von 1806 wurde die alte Idee
einer Verbindung zwischen Main und Donau wieder aufgegriffen und in den Jahren von 1836 bis 1846 realisiert. Etwa um
1900 verlor der zwischen Bamberg und Kehlheim rund 173 km
lange und etwa 15 m breite Kanal mit 100 Schleusen seine Verkehrsbedeutung. Er besteht heute noch in Teilabschnitten als
Baudenkmal. Die beidseitigen Treidelpfade (die Schiffe wurden
von Pferden gezogen) sind jetzt
beliebte Wander- und Radwege.
Eine weitere Möglichkeit am
Wasser zu wandern und Rad zu
fahren bieten die beidseitigen
Begleitwege des „Neuen Kanals“.
Der Main-Donau-Kanal verläuft
von Nürnberg kommend über
Rednitzhembach und Roth nach
Hilpoltstein. Dort überwindet er
die Europäische Hauptwasserscheide (Denkmal bei Pierheim) in
Richtung Berching. Gebaut
wurde er zwischen Bamberg und
Kehlheim in den Jahren 1960 bis
1992 mit 171 km Länge, einer
Breite von rund 55 m und 16
Schleusen. Die in Deutschland
höchsten Schleusen mit einer
Hubhöhe von 24,67 m sind in
Leerstetten, Eckersmühlen (mit
Besichtigungsplattform) und Hilpoltstein.
Drechsler- und
Metalldrückermuseum
Wendelstein
Altes Wasserhaus,
Schwabacher Str. 25,
90530 Wendelstein,
Tel. 09129/9718 oder 401-0,
geöffnet April bis Oktober:
1. So. im Monat 14 - 17 Uhr,
Gruppen nach Vereinbarung
VERANSTALTUNGEN
Kostenloses Weihnachtsschmieden im Historischen
Eisenhammer Eckersmühlen,
2. Weihnachtsfeiertag von
13 - 17 Uhr,
Info: Landratsamt Roth,
Kultur und Tourismus,
Tel. 09171/81329
Wandertipp
Schwanstetten - Zum RMDKanal
Wanderung durch das weitläufige Waldgebiet über
Harm an die Schleuse am
RMD-Kanal. Zurück führt
der Weg über Mittelhembach und Schwand zum
Ausgangspunkt. Einkehrmöglichkeiten bestehen in
allen Ortsteilen.
Wasserradfest in Georgensgmünd, Juni
Info: Gemeinde Georgensgmünd, Tel. 09172/703-71
Wasserradfest Fabrikmuseum
Roth, Mai
Info: Touristinformation Stadt
Roth, Tel. 09171/848-514
Weitere Veranstaltungen finden
Sie im Veranstaltungskalender
des Landkreises Roth,
Kultur und Tourismus,
Tel. 09171/81329
Wandertipp
Wendelstein - LudwigDonau-Main-Kanal
Für eine Wanderung nicht
nur im Sommer, sondern
auch im Winter sehr reizvoll. Wenn im Winter eine
dicke Eisschicht die Wasseroberfläche bedeckt, finden
Eisstockschützen und
Schlittschuhläufer ideale
Bedingungen für ihre Freizeitbeschäftigung vor.
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Bund Naturschutz
in Bayern e.V.
Sandgasse 1
91154 Roth
Tel.: 09171 / 63886
www.bund-naturschutz.de
Landesbund für Vogelschutz
in Bayern
Eisvogelweg 1
91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174 / 47750
Fax: 09174 / 477575
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Der Natur
Von Haubentauchern und Felsenhöhlen
r auf der Spur
n
s beginnt früh, sehr früh am
Samstag morgen – das
EWochenende
auf den Spuren
geologischer und biologischer
Kostbarkeiten im Landkreis Roth.
Denn lange bevor die ersten Son-
nenstrahlen die Jura-Höhen
erklimmen, rührt sich etwas im
Kaisinger Tal: Biber sind es, die
hier emsig paddeln, Dämme
errichten und Burgen bauen.
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Biberdamm
Wandertipp
Thalmässing - Archäologischer Wanderweg
Der Wanderweg führt auf
einer landschaftlich reizvollen Route zu verschiedenen
Orten, die bereits in vorgeschichtlicher Zeit begangen
und besiedelt wurden.
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Der Biber als Anwalt der Natur
Fast schon von der Bildfläche verschwunden, haben die pelzigen Tierchen hier nun wieder einen Lebensraum
gefunden. Dabei haben sie schon lange
vor dem Menschen das Altmühltal
besiedelt, wurden von diesem aber
dann verdrängt und vor über 100 Jahren beinahe ausgerottet. Bis man 1969
mit der Wiederbesiedlung in der Donau
begann – in einer mittlerweile vom
Menschen stark veränderten Landschaft. Doch zeigten sich die Biber
äußerst anpassungsfähig, eroberten
sich auch die Altmühl zurück und wanderten an ihr von Generation zu Generation weiter flußaufwärts. „Zweijährige Jungtiere müssen ihre eigenen Reviere suchen und dort Familien gründen“,
erklären Biberkenner dieses Verhalten.
Bei Kinding bogen einige Tiere wohl
irgendwann in die Schwarzach Richtung
Greding ab und haben sich nun bei Kaising niedergelassen. Sehr zur Freude
von Michael Stöhr, dem KreisgruppenVorsitzenden des Bund Naturschutz und
zugleich „Biberberater“. Keine leichte
Funktion – denn auch wenn die hinter
dem südamerikanischen Wasserschwein
zweitgrößten Nager europaweit in ihrer
Art noch bedroht sind, gilt dies für das
Altmühltal nicht mehr. Dort hat sich
eine ordentliche Population entwickelt,
die sich daran macht, die Natur in
ihrem eigenen Sinn zu verändern und
auch zu veredeln – dabei allerdings des
öfteren mit der Landwirtschaft kollidiert. Das ruft Stöhr auf den Plan, der
beiden Seiten zu ihrem Recht verhelfen
will, wobei sich „fast immer eine vernünftige Lösung für eine friedliche
Koexistenz findet“. So will Stöhr in
erster Linie aufklären, macht Führungen
entlang der von diesem kleinen Landschaftsarchitekten bearbeiteten Natur.
Nicht nur im Kaisinger Tal, sondern
auch bei Thalmässing, wo auch bald ein
Biberlehrpfad entstehen soll. Die Thalach, die von Alfershausen dorthin
führt, verfügt bereits über viele von
den Nagern erbaute Dämme, die von
der parallel verlaufenden Ortsverbindungsstraße gut zu erkennen sind. Solche Kunstwerke bedeuten dem Biber
wohl sehr viel. Denn als ein Damm –
nach ausdrücklicher Genehmigung –
kürzlich von Menschenhand entfernt
wurde, erbauten ihn die Pelztiere in
kürzester Zeit wieder.
Erdgeschichtliche Schatzsuche
Von all dem geschäftigen Treiben des
Bibers ist aber nun, da der Samstag
morgen angebrochen ist, nichts mehr
zu sehen – nur dessen Werke sprechen
für sich. Doch auch längst ausgestorbene Tiere erzählen auf dem Jura ihre
Geschichte. Die kann man aber wieder
zum Leben erwecken, wenn man wie
Michael Stöhr mit einem besonderen
„Geologen-Hammer“ durch die Ablagerungen urzeitlicher Meere wandert und
sich auf Schatzsuche in dessen steinerne Hinterlassenschaften begibt. Hammer und Pickel in einem, gilt es mit
jenem ungewöhnlichen Werkzeug, dem
Boden seine Geheimnisse zu entlocken.
Mit der spitzen Seite sollte man dabei
sehr vorsichtig umgehen, nicht dass
man aus Versehen „erdgeschichtliche
Relikte zerstört“, mahnt Stöhr zur Vorsicht, der eine ganze Vitrine versteinerter Funde sein eigen nennt. Unter ihnen
Hof in Stauf
auch die bei Sammlern so beliebten
sogenannten „Laibsteine“. Tatsächlich
sehen diese wie kleiner Brotlaibe aus.
Doch klopft man mit der flachen Seite
des Geologen-Hammers darauf, lassen
sie sich wie eine Semmel in zwei Teile
zerlegen. Zum Vorschein kommt dann
nicht selten „ein ganzer AmmonitenFriedhof“, erklärt Stöhr einen seiner
eigenen Funde – einmal als negativer,
einmal als positiver Abdruck. Größere
Ammoniten finden sich schon mal ohne
steinige Umklammerung, wie das Exemplar, das den Wohnzimmertisch bei den
Stöhrs in ihrem Haus in Stauf (bei Thalmässing) ziert. Von dort genießt man
einen Blick aufs Meer – zumindest
dahin, wo im Laufe der Erdgeschichte
immer wieder mal eines gewesen ist.
Inmitten von Sand, Schafen und
Strommasten
In Stauf gibt es eine Bio-Schäferei, die
den Bedürfnissen der Schafe ebenso wie
die der von ihnen „abgemähten“
Flächen Rechnung trägt. Auch die
Stromversorger haben mittlerweile den
Nutzen dieser ebenso friedlichen wie
schmackhaften Vierbeiner entdeckt. So
sind 700 Schafe etwa als
„Trassenpfleger“ bei
Röttenbach
unterwegs.
Wandertipp
Michael Stöhr mit seinem Geologen-Hammer
Eine Stromleitungs-Trasse übrigens, die
sich mit dem längsten Naturschutzgebiet Bayerns überschneidet: dem Biotopverbund „SandAchse Franken“ –
über 100 Kilometer verbindet sie von
Weißenburg bis Bamberg traditionelle
Sandlebensräume: heiße, trockene und
nährstoffarme Gebiete. Genau die Art
von Umwelt, die die dort lebenden
Pflanzen und Tiere benötigen, und
denen sie mit teils ausgefeilten Strategien begegnen: Ein dichter Pelz gegen die
Sonne oder ein Leben in der Nacht. Wer
an Sand denkt, denkt aber dabei nicht
nur an unwirtliche Lebensräume, sondern eher im Gegenteil: an Strände und
Seen, Spaß und Erholung. Die bringt die
Roth - Naturlehrpfad Bernlohe
Der Bernloher Naturlehrpfad liegt zwischen Roth
und Georgensmünd im Bernloher Wald. Der schattige
Weg bietet eine attraktive
Möglichkeit zur Freizeitgestaltung und gibt interessante Informationen zum
Thema Wald.
Ammonit
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Wandertipp
Spalt - Zu den Felsenschluchten
Wanderung durch atemberaubende Felsenschluchten
Vom Burgsandstein zum Jura
So vielseitig wie die Landschaft im Landkreis Roth ist auch das Alter und die Art
seiner geologischen Formationen. So reicht
nach Expertenmeinung die geologische Entstehung im nördlichen Bereich bis über 210
Millionen Jahre zurück. Dabei treten die
ältesten Gesteine des mittleren Keupers
zutage. Nach Südosten hin werden die
Schichtstufen immer jünger. So ist der
weiße Jura (Malm) im Raum
Thalmässing/Greding erst vor etwa 140 Millionen Jahren entstanden. Zeugen des
Abbaus von Blasensandstein und Burgsandstein sind nicht nur alte, stolze Bauernhäuser und Kirchen, sondern auch die aufgelassenen wildromantischen Steinbrüche bei
Wendelstein, Götzenreuth oder Wernsbach.
Zeugen von ausgeschwemmten oberen
Burgsandsteinschichten sind das Naturdenkmal Schnittlinger Loch, das hervorragend zu durchwandern ist und die Massendorfer Schlucht.
Funde der Mittelsteinzeit aus Höhlen am
Euerwanger Bühl bei Greding belegen eine
erste Besiedelung schon vor etwa 10 000
Jahren.
SandAchse natürlich auch hervor, wie
der Rothsee dies unter Beweis stellt –
die nördlichste Bade-Oase des Fränkischen Seenlands, dem sich im Süden
noch Brombachsee und Altmühlsee
anschließen. Ein künstlich angelegtes
Mammutwerk, nicht ohne Rücksicht auf
die Natur, wie die zahlreichen Schutzgebiete um den Rothsee beweisen.
Hopfen, Hügel und (Alp-)Hörner
Mit Sand in den Schuhen geht es
schließlich zur letzten Etappe des
Wochenendes: dem Spalter Hügelland.
Je nachdem, welches der beiden Worte
man dabei betont, kann der Sonntag
dabei eher anstrengend, oder aber auch
gemütlich ausklingen. Eher anstrengend, für den der das Hügelland zu Fuß
durchwandert. Das verspricht wunderbare Aussichten und nach jedem kleinen Gipfel ein kleines Erfolgserlebnis –
auch Felsschluchten tun sich hier auf.
Eindrucksvolle Erlebnisse also, die beim
Durchfahren mit dem Auto wohl nicht
so intensiv erspürt werden können.
Eher gemütlich hingegen kann ein Sonntag ausklingen, wenn man mehr an
„Spalter“ als an „Hügelland“ denkt genauer gesagt den überregional
bekannten Spalter Aroma-Hopfen, ein
Exportschlager der Region. Dabei fällt
die Auswahl der regionalen „flüssigen
Brote“ schwer. Neben erwähntem
Getränk, das den Orts- und Hopfennamen bereits im Namen trägt, gibt es
hier auch noch das „Pyraser Bier“ oder
das der „Stadtbrauerei Roth“. Auch aus
Umweltschutzgründen ist der Verzehr
regionaler Biersorten zu empfehlen –
kurzer Transport schont die Natur. Aber
wie gesagt alles in Maßen.
Jürgen Leykamm - Hilpoltsteiner Kurier
Röttenbach - Sandachse
Wandertipp
Georgensgmünd - Steinbruchweg
Wanderung zu den Wernsbacher Steinbrüchen mit
steilen Wänden, buschbestandenen Sandflächen und
Steinbögen
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Info
Termine
Adressen
MUSEEN:
Museum „Natur und
Mensch“ in Greding,
Marktplatz 8,
91171 Greding,
Zwischeneiszeitliche Exponate,
Fossilien aus der Jurazeit und
Stadtgeschichte, heimisches
Handwerk und Landwirtschaft
Tel. 08463/1731 oder 90420,
Geöffnet Palmsonntag –
2. Advent: Sa. 13 - 16, So. 14 17 Uhr und nach Vereinbarung
„Haus fränkischer
Geschichte“ Abenberg
„Fossiliensammlung Geistlicher
Rat Auer“
Überblick über die Erdgeschichte und Fossilien der Jurazeit
Geöffnet April-Oktober:
Di. - So. 11 - 17 Uhr
Nov., Dez. und März:
Do. - So. 11 - 17 Uhr,
Januar und Februar geschlossen (nicht bei größeren Ausstellungen)
Info: Tel. 09178/90618,
Fax 905185
INTERESSANTES:
Rothsee-Naturschutzpavillon bei Grashof
mit kleiner Ausstellung, geöffnet April bis Oktober an den
Wochenenden 13 - 17 Uhr,
unterschiedliche Veranstaltungen
Info: Landesbund für
Vogelschutz in Bayern,
Eisvogelweg 1,
91161 Hilpoltstein,
Tel. 09174/47750,
Fax 477575
Führungen am Biberlehrpfad
ab Kläranlage Alfershausen,
auf Anfrage (möglich bei Gruppen ab 10 Personen)
Info: Michael Stöhr,
Tel. 09173/435
Naturführungen beim Bund
Naturschutz in Bayern e.V.,
Sandgasse 1,
91154 Roth,
Termine in der Broschüre
„Distel“.
Tel. 09171/63886,
www.bund-naturschutz.de
Gartenführungen „Mit allen
Sinnen durch Bärbel´s Garten wandeln“.
April – Okt.
Info: Barbara Krasemann,
Dixenhausen 23,
91177 Thalmässing,
Tel. 09173/78886
E-Mail: [email protected]
Naturschutzgebiete am Rothsee
Die beiden Talsperren des Rothsees dienen
nicht nur der Wasserwirtschaft und dem Freizeitvergnügen, sondern auch dem Naturschutz. Das Naturschutzgebiet „Stauwurzel
des Rothsees“ nimmt mit 46 Hektar den größten Teil des nordöstlichen Sees (Vorsperre) ein.
An der Rothsee-Hauptsperre wurde am Nordwestufer ein Bereich von 47 Hektar unter
Naturschutz gestellt. Bemerkenswert ist die
große Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume,
neben der offenen Seefläche sind nicht nur
Feuchtbiotope wie Flutrasen, Schilfröhricht
und Auwald, sondern auch trockene Sandrasen und Ginsterheiden vorhanden. Insbesondere an der Hauptsperre mit ihrer ausgedehnten
Wandertipp
Flachwasser- und Inselzone ist im Herbst und
Winter eine Vielzahl von Wasservögeln als
Durchzügler und Wintergäste zu beobachten.
Vegetationsarme Rohbodenflächen werden
vom Flußregenpfeifer als Brutplatz genutzt.
Auch die Kreuzkröte findet hier geeignete
Lebensbedingungen. Zahlreiche hochspezialisierte Insekten wie der Sandlaufkäfer oder die
Gefleckte Keulenschrecke halten sich auf den
Sandflächen auf. Zu erkunden sind beide
Schutzgebiete auf den Seerundwegen – der
Aussichtspavillion an der Hauptsperre bietet
zudem einen guten Überblick über die Flachwasser- und Inselzone.
Zweckverband Rothsee Nr. 1
und 2
Rundwanderweg um den
Rothsee mit seinen Naturschutzgebieten. Einkehrmöglichkeiten in den Seezentren.
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Landratsamt Roth
Kultur und Tourismus
Weinbergweg 1
91154 Roth
Tel.: 09171 / 81329
Fax: 09171 / 81399
E-Mail: tourismus@
landratsamt-roth.de
www.urlaub-roth.de
Kunstwäscht den
Staub des Alltags
von der
Seele
(Pablo Picasso)
Bakari Josia Manzis Kunstwerk:
Maske - Spirit Lovers
Georgensgmünd
30
Kulep Rednitzhembach
Planetentor Georgensgmünd
gesetzt. Jeweils 24 Kunstwerke ganz
unterschiedlicher Ausprägung. Selbst die
Art der Wegstrecke ist gänzlich verschieden. In Georgensgmünd kann man die
Open-Air-Galerie von Süden durch das
Ortszentrum und dann entlang von
Rezat und Rednitz drei Kilometer Richtung Kreisstadt Roth nach Oberheckenhofen genießen. Rednitzhembach hat
einen nahezu sechs Kilometer langen
Rundweg gestaltet, der über weite
Strecken durch Felder, Wiesen und Wald
führt. Zu den Künstlerinnen und Künstlern, die für beide Wege gearbeitet
haben, gehört Verena Reimann. „Im
Grunde meines Herzens wollte ich immer
etwas mit Kunst machen.“ Die 41-jährige
arbeitet hauptsächlich mit Stein. Sie hat
eine starke emotionale Beziehung zu
ihrem Lieblingsmaterial. „Schöne Steine
begeistern mich.“ Das geht ihr durch und
durch. „Wenn ich im Steinbruch stehe,
dann bin ich wie elektrisiert“, sagt sie.
„Allein wenn ich dran denke, werd ich
ganz unruhig.“
Im Steinbruch hat sie auch gelernt, wie
man mit tonnenschweren und meterhohen Blöcken umgeht. „Ein Steinhauer hat
mir gezeigt, welches Werkzeug man
braucht und wie man es einsetzt.“ Ihre
künstlerische Ausbildung hat sie zuvor
auf einer privaten Kunstschule in Freiburg absolviert. Vier Jahre lang. „Ich hab
geputzt, um Wohnung und Schule zu
bezahlen.“ Die Menschen waren es letztlich, die Verena Reimann bewogen
haben, in Georgensgmünd zu bleiben.
Sieben Jahre hatte sie zuvor in der Nähe
Ambergs gelebt. Über ihre Kollegin Sabine Mädl hat sie vom Gmünder Projekt
erfahren und sich beworben. Georgensgmünd habe ihr sofort ausnehmend
gut gefallen. Den Ausschlag aber haben
die Begegnungen gegeben. Bürgermeister, Pfarrer, Gemeinderäte. „Hier ist es
so herzlich und so schön, das gibt Kraft
zu arbeiten.“ Kraft, die man ihr gar
nicht zutrauen würde. Immerhin bearbeitet Verena Reimann mit einem
schweren Presslufthammer stunden-
Skulpturenweg Georgensgmünd
kulpturenwege inflationär? Wie Pilze
aus dem Boden? Zu viel Kunst im
öffentlichen Raum? Verena Reimann
sagt nein. „Es gibt so viel Negatives in
unserer Welt, da bildet die Kunst ein
gutes Gegengewicht.“
Seit nunmehr fast drei Jahren wohnt
die in Wuppertal geborene Bildhauerin
im ehemaligen Sommerschlösschen des
Ansbacher Markgrafen in der Nähe des
Georgensgmünder Rathauses. Verena Reimann kann zur Kunstmeile der Gemeinde
im Süden des Landkreises Roth eine ganz
persönliche Geschichte erzählen. „Ich
kam über den Skulpturenweg hierher.“
„Ungefähr 3550 Treffer“ vermeldet die
Internet-Suchmaschine beim Begriff
„Skulpturenweg“. Bitburger Land, Wasserburg am Inn, Emmendingen, Landshut,
Berlin-Kreuzberg. Städte und Gemeinden
nahezu jeder Größe haben sich von der
Investition in Kunst und Künstler einen
Vorteil versprochen. Also doch Inflation?
Nur auf den ersten Blick. Wer genau hinsieht, wer durchs Internet surft, Bilder
ansieht, Konzeptionen liest und Werke
vergleicht, der wird schnell feststellen:
Die Skulpturenwege sind ebenso unterschiedlich wie die Orte, in denen sie sich
befinden. Sie sind so vielfältig wie die
Kunst selbst.
Das gilt auch für die beiden Kunstpfade im Landkreis Roth: Neben Georgensgmünd hat auch Rednitzhembach im
Norden auf die Verbindung von
Kunst und Natur
S
Wandertipp
Georgensgmünd - Skulpturenweg
Entlang des Skulpturenweges befinden sich 15 Skulpturen von nationalen und
internationalen Künstlern,
die den Weg zu einer OpenAir-Galerie machen.
eimann
R
Verena
31
Wandertipp
Allersberg bis Greding Kulturwanderweg
Der Kulturwanderweg hat
eine Gesamtlänge von 130
km und verbindet das Fränkische Seenland mit dem
Naturpark Altmühltal. Der
Weg führt zu zahlreichen
geschichtlich bedeutsamen
und kulturell interessanten
Örtlichkeiten!
Wandertipp
Rednitzhembach – Kunst- u.
Lehrpfad ‚KuLep’
Familienfreundlicher Weg
entlang des naturnahen und
idyllisch gelegenen Rednitztales mit Anbindung an die
S-Bahn-Linie Nürnberg Treuchtlingen
32
Barock, ein Stil der
Lebensfreude
Im 30-jährigen Krieg wurden Städte und
Dörfer in den deutschen Ländern weitgehend zerstört. Der Friede von 1648 löste
neue Hoffnung und eine Welle des Bauens
aus. Die absolut herrschenden Fürsten jener
Zeit sahen in der prunkvollen Hofhaltung
von Versailles das Vorbild für ihren Lebensstil. Die neue Kunstepoche des Barock mit
Prachtentfaltung und Lebensfreude prägte
auch den Baustil.
Der Landkreis Roth bietet viele Beispiele
gepflegter barocker Bau- und Dekorationskunst dieser Meister, von fürstlichen Repräsentationsbauten der Angelini und Gabrieli
in Greding über das schlossartige Ensemble,
das Gabrieli für die reichen Allersberger
„Drahtbarone“ am Marktplatz errichtete,
bis hin zu beeindruckenden Kirchen wie die
katholische Pfarrkirche in Hilpoltstein und
die evangelische Pfarrkirche St. Michael in
Thalmässing.
Diese und andere kunstgeschichtliche
Kleinode findet man auf dem KULTURWANDERWEG.
lang gigantische Steine. „Wenn es fertig
ist, sieht man nicht wie viele Tonnen ich
abgeschlagen habe.“ Kraft aber auch im
kreativen Sinne. Sie hat sich mit ihren
Werken in der Region einen Namen
gemacht. Georgensgmünd wird mittlerweile von fünf ihrer Skulpturen geprägt.
Eine sechste ist in Vorbereitung. Für den
Hembacher Kunstweg hat sie das „Klangrad“ geschaffen. Eine Arbeit, in der sie
Kupfer und Stein als Kunst zum Anfassen
kombiniert hat: „betrachten, begreifen,
belauschen.“
Für die Burg in Abenberg hat sie einen
Brunnen entworfen und gebaut, der die
Geschichte des Bauwerks aufnimmt und
zugleich das Wasser des tiefen Burgbrunnens erlebbar macht. In Weißenburg
erkennt man die Bibliothek an einer ihrer
Skulpturen: Vor dem Eingang steht ein
Steinbuch von Verena Reimann. Freilich
kommt ein Skulpturenweg nicht von
selbst in die Welt. In den beiden Gemeinden des Landkreises Roth waren es
jeweils die Ersten Bürgermeister, die das
Projekt vorangetrieben haben. Klaus
Wernard wollte in Georgensgmünd zum
Jahrtausendwechsel kein Feuerwerk und
keinen Ball inszenieren, sondern etwas
Dauerhaftes. „Eine Aktion mit Langzeitwirkung.“ Die Idee zur „GeoSkulpTour2000“ war geboren. Etwas früher
noch will Rednitzhembachs Bürgermeister Jürgen Spahl mit dem Gedanken für
öffentliche Kunst in seiner Gemeinde
gespielt haben. „Zunächst war es aber
politisch nicht durchsetzbar, richtig eingestiegen sind wir dann 2000.“ Seither
heißt das Projekt schlicht „Kunstweg“.
Vieles bei der Entstehung der Skulpturenwege in beiden Gemeinden war vergleichbar: Die Kosten wurde über private
Sponsoren gedeckt. Beide Wege sind in
einer zweiten Runde erweitert worden.
Die Künstler haben sich zwei Wochen
lang im Bauhof der jeweiligen Gemeinde
getroffen, um ihre Werke in einer offenen, für alle Bürgerinnen und Bürger
zugänglichen Künstlerwerkstatt zu produzieren. Der Gmünder Bauhof ist für
Verena Reimann mittlerweile vollständig
zur künstlerischen Heimat geworden.
Robert Schmitt - Schwabacher Tagblatt
Burg Abenberg - Brunnen
Steinschwein in Georgensgmünd
Info
Termine
Adressen
Kulep Rednitzhembach
MUSEEN
Jüdisches Museum Georgensgmünd
in der ehem. Synagoge mit
Mikwe
Geöffnet bei Führungen April September 1 x monatlich, Termine auf Anfrage,
Info: Gemeinde Georgensgmünd, Tel. 09172/703-71
Saazer Stuben Georgensgmünd –
die Geschichte der Patenstadt
Gmünder Schlösslein, Öffnungszeiten nach Vereinbarung,
Info: Gemeinde Georgensgmünd, Tel. 09172/703-71
Heimatstuben im ehemaligen Arrestturm in Spalt
Turmgasse 1, 91174 Spalt
Geöffnet 1. Juli - 15. September
jeweils Sonntag 13.30 - 16.30
Uhr,
Info: Stadt Spalt,
Tel. 09175/796525
Hopfen- und Biermuseum
Spalt
das Hopfen-Anbaugebiet Spalt,
im historischen Kornhaus,
91174 Spalt, Tel. 09175/79650
Geöffnet: Osterferien, 1. Juni Mi. September: Di., Fr., So. und
Fei. 14 - 17 Uhr
April, Mai, Mitte September –
Mitte Oktober So. 14 - 17 Uhr,
Info: Stadt Spalt,
Tel. 09175/796525
Gredinger Kultursommer
„Kleinkunst in Historischen
Mauern“
von Mai bis September im
Innenhof des Museums „Natur
und Mensch“
Burgfest in Hilpoltstein –
Historisches Festspiel
„Einzug der Pfalzgräfin
Maria-Dorothea“
am Marktplatz, jährlich am
ersten Sonntag im August um
13.30 Uhr
Burgspiel in der Burgruine
Hilpoltstein – vor und
während des Burgfestes im
August
KultTour in Hilpoltstein
im September
Sagenfest am Heidenberg
(Gemeinden Kammerstein und
Büchenbach) im Mai
Schlosshofspiele im Schloss
Ratibor, Roth
Aufführungen jährlich Juli und
August vor und während der
Rother Kirchweih
Rother Bluestage
im April in der Kulturfabrik
Sommernachtsspiele Spalt
Aufführungen im Juli
Kulturtage in Thalmässing
im März
New Orleans Music Festival
in Wendelstein im April/Mai
Weitere Veranstaltungen finden Sie im Veranstaltungska-
lender des Landkreises Roth,
erhältlich bei Kultur und Tourismus, Tel. 09171/81-329,
Fax 81-399
INTERESSANTES
“Offene Künstlerateliers im
Landkreis Roth”
ein Führer durch die Kunstszene
Herausgeber: Kunstverein
Spectrum e.V., Klaus-Leo
Drechsel, Büchenbach,
Tel. 09122/84905, erhältlich
auch beim Landratsamt Roth,
Kultur und Tourismus,
Tel. 09171/81-331, Fax 81-399
Museumslandschaft Roth
Info: Landratsamt Roth, Kultur
und Tourismus,
Tel. 09171/81-329, Fax 81-399
Broschüre „Kulturwanderweg
Rothsee-NaturparkAltmühltal“
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Kulturwanderweg und
Fränkischer Albverein,
erhältlich im Landratsamt
Roth, Kultur und Tourismus,
Tel. 09171/81-329
Mal- und Kunstschule am
Rothsee
Ständige Kurse für Jung und Alt
im Atelierhaus in Göggelsbuch
am Rothsee
www.kunstschule-am-Rothsee.de
Info: Landratsamt Roth, Kultur
und Tourismus,
Tel. 09171/81-329, Fax 81-399
VERANSTALTUNGEN
Der Heidenberg
Das weitläufige Waldgebiet zwischen den Gemeinden
Büchenbach und Kammerstein wurde schon um 800 als Ausstattung des neu gegründeten Schwabacher Königshofes
angelegt. Zahlreiche Hohlwege, Höhlen sowie markante
Buchen und Eichen gaben den Nährstoff für Sagen und Dichtungen. Der heute angelegte SAGENWANDERWEG fasst 22
Stationen zusammen, an denen diese zum Teil schaurigen
Sagen nachzulesen sind. So wird der Wanderer nicht nur vom
idyllischen Wald, sondern auch von den überlieferten
Geschehnissen aus einer Welt der Geschichten und Dichtungen verzaubert. Ein zweiter Sagenstrang beschäftigt sich mit
den beiden strategisch wichtigen Reichsstraßen, die den Heidenberg vom 9. bis Ende 16. Jahrhundert querten. Dies sind
die Burgenstraße über Kammerstein und die Italienstraße
über Kühedorf. Mehrsprachig geführte Wanderungen sind
über die Gemeinde Büchenbach, Tel. 09171/9795-0 oder über
die Gemeinde Kammerstein, Tel. 09122/9255-0 buchbar.
Wandertipp
Büchenbach/Kammerstein Sagenwanderweg
Eine Wanderung durch den
Heidenberg mit seinen
Sagen. Auf 22 Informationstafeln werden die Sagen
vorgestellt.
33
Landratsamt Roth
Kultur und Tourismus
Weinbergweg 1
91154 Roth
Tel.: 09171 / 81329
Fax: 09171 / 81399
E-Mail: tourismus@
landratsamt-roth.de
www.urlaub-roth.de
Von
Rittern,
Grafen
und
Minne
Historische Altorte, Burgen, Schlösser
34
n
Franz
Kornb
acher
esängern
echter Fuß, linker Fuß. Rechter Fuß, linker Fuß. 55 mal
R
rechts, 55 mal links. Dann ist
Franz Kornbacher oben. Wie oft
der Mann mit den schlohweißen
Haaren den „Luginsland“ bestiegen hat in den vergangenen 50
Jahren, kann er nicht einmal
mehr schätzen. Seit 1971 führt
der gelernte Drechsler und spätere städtische Angestellte Touristen auf die Abenberger Burg.
Viele davon wollen ganz hoch
hinauf. 110 Stufen, um genau zu
sein. Dann stehen sie auf dem 33
Meter hohen Turm mit dem
eigenwilligen Namen und
blicken Richtung Sonnenaufgang bis hinein in die Oberpfalz
und Richtung Sonnenuntergang
bis weit hinein ins Westmittelfränkische. Und über ihnen weht
die Fahne in den Abenberger
Farben rot und gold.
35
Burg Abenberg
Schloss Mörlach
Historische Altorte, Burgen, Schlösser
Wandertipp
Spalt - Burgenwanderung
Eine geschichtliche Wanderung mit Besichtigung verschiedener Burgen bzw. Ausgrabungsstätten
Kornbacher kennt die Burg, als wäre
sie seine eigene. Sein Bürgermeister Werner Bäuerlein sagt über ihn, er sei das
lebende Archiv Abenbergs. Wer sich mit
ihm trifft an einem sonnigen Nachmittag
im Schatten des mächtigen Bauwerks,
der darf mit ihm eintauchen in die Welt
der Ritter und der Grafen. Der sieht
Wolfram von Eschenbach vor sich, wie er
über den Turnieranger streift und über
seinem „Parzival“, einem der bedeutendsten Werke der mittelalterlichen Dichtung, brütet. Der stellt sich vor, wie die
späteren Herren der Burg, die Eichstätter
Fürstbischöfe, mal hier ein Türmchen
Die Hopfen- und Bierstadt Spalt
Beim Anblick der vielen Hopfengärten
rund um Spalt wird der Wanderer sofort
daran erinnert, wie schön Durst sein kann.
Den kann er in den zahlreichen Gaststätten
der traditionellen Hopfen- und Bierstadt
stillen. Der Hopfenanbau hat die Landschaft, die historische Altstadt und ihre
Entwicklung geprägt. Der Reichtum der
Hopfenbauern ließ mächtige hochgiebelige
Hopfenhäuser entstehen. Tore und Türme
und ein Teil der Stadtmauer sind ebenso
erhalten, wie kunstvoll gebaute Fachwerkhäuser. Zwei mächtige Kirchen stehen
nebeneinander im Stadtzentrum und auch
das von Gabriel de Gabrieli erbaute heutige
Rathaus zeugt vom einstigen Wohlstand
dieser Stadt. Das von den Eichstätter Fürstbischöfen 1457 als Zehentscheune erbaute
markante Kornhaus wurde durch Jahrhunderte als Hopfenhalle verwendet und beinhaltet heute das Hopfen- und Biermuseum.
36
hinzufügen und dort ein Ornament setzen lassen.
Burg Abenberg ist vielleicht das bedeutendste Bauwerk im Landkreis Roth. Es
ist ein Kulturdenkmal ersten Ranges.
Aber eines, das lebt. Und das sich ständig weiter entwickelt hat. Die ältesten
Teile stammen aus dem 12. Jahrhundert.
Die beiden markanten Türme, der
„Luginsland“ und der Schottenturm,
benannt nach dem damaligen Burgherren Anton Schott, kamen erst im späten
19. Jahrhundert hinzu. Der Stillasaal
wurde gar erst Ende des 20. Jahrhunderts gebaut.
Franz Kornbacher ist im Schatten der
Burg aufgewachsen. Als Jugendlicher hat
er sich mit Freunden hochgeschlichen.
Dann haben sie die Walnüsse von den
Bäumen geholt und gehofft, der damalige Besitzer, der schillernde Honorarkonsul Rene Kyritz, der bis zu seinem Tod
1959 auf der Burg residierte, würde sie
nicht erwischen. Walnüsse – das war in
der Kriegs- und Nachkriegszeit ein Festmahl.
Die Burg hat viele kommen und gehen
sehen. Die Grafen von Abenberg, Rapoto, Friedrich I und Friedrich II, die Burggrafen von Nürnberg, die Eichstätter
Fürstbischöfe, nach der Säkularisierung
viele private Eigentümer. Die Burg diente
als Wehranlage und als Grafensitz. Sie
war zwischenzeitlich eine Außenstelle
der Gestapo und diente nach dem
Krieg als Herberge für Heimatvertriebene. Der Turnierplatz war
mal Campingplatz, mal
Gärtnerei.
Die Grafen sind längst
verschwunden, die Fürstbischöfe auch. Das dunkle Kapitel der Gestapo
endete mit dem 2. Weltkrieg. Diskotheken gibt
es fast nur noch in
größeren Städten. Die
Heimatvertrie-
Schlösslein Georgensgmünd
Schloss Dürrenmungenau
benen haben sich im Umland ihre Häuser
gebaut.
Die Burg dagegen steht noch immer.
Und sie steht seit einigen Jahren wieder
erstaunlich gut. 1982 und 1984 hat sie
die Stadt Abenberg in zwei Teilen einem
Münchener Immobilienhändler abgekauft. Weil absehbar war, dass sich eine
kleine Stadt mit dem Erhalt eines derart
kolossalen Bauwerks übernehmen
würde, stieg der Landkreis Roth ein. Und
der holte schließlich den Bezirk Mittelfranken ins Boot.
Das Trio machte Millionen locker und
ließ seit 1986 das marode und in Teilen
einsturzgefährdete Monument wieder in
neuem Glanz erstrahlen. Bis auf wenige
Restarbeiten an der Ringmauer ist die
Restaurierung abgeschlossen.
Innen kam Leben in die Räume der
Burg. Erst mit dem Haus und Museum
fränkischer Geschichte, später mit dem
Klöppelmuseum. Burg Abenberg ist weit
und breit der beliebteste Ort, um den
Bund fürs Leben zu
schließen. Und
Burg Hiloltstein
etwas Romantischeres als die Hochzeitsnacht in der Hochzeitssuite des Schottenturms zu verbringen, lässt sich kaum
vorstellen.
Im Sommer geben sich dort, wo vor
vielen Jahrhunderten Ritter ihre Spiele
ausgetragen haben, bedeutende Musiker
aus dem deutschsprachigen Raum die
Klinke in die Hand. Hubert von Goisern
war schon da, Ludwig Hirsch ebenso,
Reinhard Fendrich auch. Wolfram von
Eschenbachs Nachfolger. Selbst wenn sie
den Parzival noch nicht gesungen
haben.
Burg Abenberg also ist seit 20 Jahren
in kommunaler Hand, ebenso wie
Schloss Ratibor in Roth, das von 1535 bis
1538 erbaute Jagdschloss von Georg dem
Frommen. Oder die ebenfalls bedeutende
Burgruine in Hilpoltstein, die bis 1385
Stammsitz der Herren von Stein war und
danach ein wichtiger
Stützpunkt der Herzöge
von Bayern.
Doch gleich in der
Wandertipp
Landkreis Roth –
Burgen-Schlösser-Weg
Ein Mehrtagesweg durch
Teile des Fränkischen Seenlandes und den Naturpark
Altmühltal mit zahlreichen
historischen Altstädten,
Burgen und Schlossanlagen.
Schloss Ratibor, Roth
37
Franz Kornbacher im Gespräch
Die Pfalzgräfin bleibt in
Erinnerung
Dorothea Maria, Gemahlin von Pfalzgraf
Ottheinrich II. nahm 1606 die Burg Hilpoltstein zu ihrem Witwensitz. Der Einzug wird
noch immer am ersten Sonntag im August
feierlich im Rahmen des Hilpoltsteiner
Burgfestes gefeiert. Tausende von Besuchern begrüßen dann immer wieder aufs
neue die Burggräfin, deren Rolle jedes Jahr
eine andere verdiente Hilpoltsteiner Bürgerin übernimmt. Das Burgfest ist der Höhepunkt im Jahresablauf.
Von der Burgruine aus lässt sich das Treiben beobachten. Zur Burgfestzeit nützen
die Burgspieler als Freilichtbühne den Burghof.
Sehenswürdigkeiten gibt es in Hilpoltstein zu hauf: das Jahrsdorfer Haus mit dem
Stadtweiher, den Döderleinsturm, das Rathaus, die ehemalige pfalzgräfliche Residenz,
die barocke Stadtpfarrkiche, das Museum
Schwarzes Roß oder der ehemalige
Kornspeicher, das heutige Haus des Gastes,
in dem Wanderer und Urlauber wichtige
Freizeitinformationen bekommen.
Wandertipp
Thalmässing - Archäologischer Wanderweg
Der Wanderweg führt auf
einer landschaftlich reizvollen Route zu verschiedenen
Orten, die bereits in vorgeschichtlicher Zeit begangen
und besiedelt wurden.
38
Nachbarschaft mühen sich ein halbes
Dutzend Privatleute, bedeutende Burgund Schlossanlagen für die Nachwelt zu
erhalten. Frag nach bei Luitgardis Körner, die im nahen Dürrenmungenau das
weit und breit einzige Wasserschloss
quasi im Alleingang bewirtschaftet. Oder
Familie Helbach, die es auf Schloss und
Gut Mörlach geschafft hat, Schweinezucht, Pferdestall und Gastronomie zu
verschmelzen, ohne dass das eine das
andere beeinträchtigt. Oder Schloss
Eysölden mit seinen drei wuchtigen
Rundtürmen, in dem die Schlossherrin
mitunter auch Gäste aus der Mongolei
empfängt.
Und das ist ja nicht alles, was es an
Burgen und Schlössern gibt: die erst in
den vergangenen Jahren wieder restaurierte Burg Hofberg, eine Schutzburg
oberhalb von Obermässing, die für Wanderer nicht zugängliche Burg in Stauf bei
Thalmässing, Burg Wernfels im Spalter
Land, Heimat von Deutschlands derzeit
erfolgreichster Jugendherberge und,
und, und.
Franz Kornbacher zieht vor Privatinitiativen den Hut. Weil er weiß, wie
schwierig es ist, historische Bausubstanz,
an der der Zahn der Zeit nagt, zu erhalten.
Kornbacher war niemals Burgherr.
„Glücklicherweise“, sagt er. Er musste
nie selbst investieren. Doch sein Rat ist
immer gefragt. Und wenn er schon kein
Burgherr ist, so ist er doch in gewisser
Weise mit den Jahren Herr der Burg
geworden. Eine Busladung voller Touristen steht plötzlich vor dem Tor? Kornbacher eilt. Ein Ersatzmann für ein Referat über die beiden Museen auf der
Burg muss her? Kornbacher springt ein.
Ein Raum für einen „Stadtschreiber“
wird benötigt? Kornbacher weiß Rat.
Nach einem verloren gegangenen Detail
aus der Baugeschichte wird gefahndet?
Kornbacher kennt das Archiv, in
dem die Suche erfolgreich sein
könnte.
Kurz nach Franz Kornbacher haben sie sich wieder auf den Rückweg
gemacht. Rechter
Fuß, linker Fuß.
Rechter Fuß, linker Fuß. 55 mal
rechts, 55 mal
links. Dann
waren sie
unten. Und
können das
bestätigen, was
Franz Kornbacher immer wieder sagt: „Es ist
hier so schön, weil
man den Hauch von
Geschichte atmet.“
Robert Gerner,
Schwabacher Tagblatt
Info
Termine
Adressen
Burg Wernfels bei Nacht
MUSEEN
Museum Haus Fränkischer
Geschichte
Präsentationen zur fränkischen Kunst, Kultur und
Geschichte und Klöppelmuseum Geöff. April - Oktober: Di. So. 11 - 17 Uhr, Nov., Dez. und
März: Do. - So. 11 - 17 Uhr,
Januar und Februar geschlossen. Burg- und Ausstellungsführungen jeden Sonntag
15 Uhr
Info: Tel. 09178/90618,
Fax: 905185
Museum Schloss Ratibor
Roth
Geschichte und Kultur von
Stadt und Landkreis. Geöffnet
Frühlingsanfang bis Ende Oktober Di. - So. 13 - 7 Uhr
Schlossführung: Jeden ersten
Sa. im Monat, Treffpunkt:
Schlosshof, jeweils 14 Uhr.
Info Tourist-Info Stadt Roth,
Tel. 09171/848-513
Heimatkundliche Sammlung
Heideck im Rathaus Heideck
Geöff. März - Oktober:
So. 14 - 16 Uhr
Info: Stadt Heideck,
Tel. 09177/49400
Stadtführungen in den historischen Altorten von Abenberg,
Allersberg, Georgensgmünd,
Greding, Hilpoltstein, Roth und
Spalt. Info bei den jeweiligen
Gemeinden und Städten
Burg Hofberg
INTERESSANTES
Die Broschüre „Via Historica“ lädt zu einer 130 km langen Rundtour zu 11 historischen Orten ein.
Wandertipp
Veranstaltungskalender des
Landkreises Roth
Beide Broschüren sind im
Landratsamt Roth, Kultur und
Tourismus, Tel. 09171/81-329,
Fax 81-399, erhältlich.
Auf den Spuren der Herren von Heideck
An die Zeit von Friedrich II. von Heideck, dem Erbauer der
Frauenkirche, erinnert seine Grabplatte in dem 1419 erbauten
Gotteshaus. Der Betrachter fühlt sich teilweise bei einem
Stadtspaziergang durch Heideck in vergangene Epochen
zurückversetzt. Natürlich stammen nicht mehr viele Gebäude
aus dieser Zeit, doch romantische Stimmung kommt schon
auf, wenn man durch die alten Gassen schlendert. Markante
Fachwerkbauten am Marktplatz und in der Hauptstraße sind
ein Merkmal der gemütlichen Stadt. Die Weltkriege hat Heideck unversehrt überstanden und so dominiert auch der
mächtige Sandsteinbau des Rathauses aus der Zeit von 1481
den großzügig angelegten Marktplatz. In der Pfarrkirche aus
dem Jahre 1457 haben Künstler wie der Landshuter Hans Leinberger ihre Spuren hinterlassen.
Die Leinberger Madonna ist eines der schönsten Werke des
Meisters. Über die Stadtgeschichte ist sonntags im Heimatmuseum im Rathaus viel zu sehen.
Greding – Burgwanderweg
Hofberg
Über 200 Treppen führen zu
der historischen Burganlage
mit Fernsichten ins Tal. Einkehrmöglichkeit in Obermässing.
39
Haus des Gastes
Maria-Dorothea-Str. 8
91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174 / 976570
Fax: 09174 / 9765750
E-Mail: info.hilpoltstein@
landratsamt-roth.de
www.urlaub-roth.de
Selbsthilfe Körperbehinderter
Landesverband Bayern e.V.
Kontaktstelle Pleinfeld
Bernhard Endres
Gündersbach 8
91785 Pleinfeld
Tel.: 09144 / 93080
Fax: 09144 / 93082
Auf vier
Rädern
mitten drin
Mit dem Rollstuhl den
Rothsee erkunden
ie das wohl ist, wenn man
den Schwänen entgegen
W
schwimmt? Oder sich auf den
Rücken legt und einfach treiben
lässt? Und dabei den Wolken
zuschaut, die am Himmel entlang ziehen? Und das alles,
obwohl man nicht wie die anderen Badegäste einfach zum See
laufen, den Badeanzug überstreifen und ins Wasser springen
kann? Weil man nicht auf zwei
Beinen, sondern auf vier Rädern
durchs Leben geht?
40
Mit dem Rollstuhl den
Rothsee erkunden
Es ist „ein Stück Lebensqualität“, weiß
Thea Krach. Aus eigener Erfahrung. Die
51-Jährige sitzt seit ihrer Kindheit im
Rollstuhl. In einem See in der Nähe ihres
Heimatortes hat sie schwimmen gelernt.
Wo aber kann man dieses Hobby ausüben, wenn einen die eigenen Beine nicht
bis ins Wasser tragen? Nun, das ist nicht
ganz einfach, aber auch gar nicht so
kompliziert. Man benötigt dazu einfach
eine Rampe, auf der der Rolli so weit ins
Wasser fahren kann, bis sein Besitzer ihn
nicht mehr braucht, weil ihn nun das
Wasser trägt. Dann muss man das
Gefährt nur noch in die seitlichen (Wasser-)Parkplätze am Ende der Rampe steuern, mittels eines mitgebrachten Seils
fixieren, und der Badespaß kann losgehen.
Solch eine Baderampe für Rollstuhlfahrer an einem öffentlichen See ist keine
Selbstverständlichkeit. An der Freizeitanlage Grashof am Rothsee gehört sie zur
Grundausstattung. Hier können auch
Erholungssuchende mit Handicap den
Sommer genießen, sich nach dem erfrischenden Bad auf einer der befestigten
Liegebänke ausruhen, die so hoch und so
breit sind, dass man bequem vom Rollstuhl auf die Bank wechseln und seine
Glieder ausstrecken kann. Oder sie lassen sich auf der ebenerdigen Terrasse ein
Eis oder ein Bierchen schmecken und
schauen den anderen Sonnenhungrigen
beim Baden oder Burgenbauen am Sandstrand zu. Oder sie starten - wie Thea
Krach - von hier aus zu einem ausgiebigen Spaziergang.
Das Auto kann dann lange warten. Auf
den Parkplätzen rund um den See parken Behinderte auf den für sie reservierten Stellplätzen umsonst. Auch in Grashof, einem kleinen Ortsteil der Marktgemeinde Allersberg. Die Marktgemeinde,
1254 erstmals urkundlich erwähnt und
Heimat von mittlerweile 8400 Einwohnern, ist allemal einen Besuch wert. Und
das nicht nur, weil die sehenswerten Kir-
Wandertipp
chen ebenerdige Zugänge haben. Aber
zurück zum Parkplatz in Grashof. Hier
stellt auch Thea Krach ihr Auto ab und
dann geht es durch die - bequem zu
umfahrende - Absperrung auf einem
geteerten Fuß- und Radweg in Richtung
See.
Der Badestrand links aber kann noch
warten. Jetzt geht es erstmal rechts rum.
5,2 Kilometer ist er lang, der Weg rund
um die Rothsee-Vorsperre. Und dank
geteerter oder zumindest feingeschotterter Wege ist er auch gut mit dem Rollstuhl zu bewältigen. Wer ihn in Angriff
nimmt, wird gebührend belohnt. Wo es
langgeht, sagen die kleinen Wegweiser,
die extra nicht hoch angebracht wurden
und somit auch im Sitzen gut zu lesen
sind. Vorbei an Maisfeldern und Getreide, an rotem Mohn, an Bäumen und
Sträuchern geht es über einen kleinen
Steg. Zeit zum ersten Innehalten, für
einen Blick auf die blühenden Seerosen
oder die Fische im Wasser, bevor es weiter durch Wälder und Felder geht.
In Polsdorf ist Zeit für einen Imbiss.
Und auch Gelegenheit. Die Wirtschaft ist
- wie auch die Gaststätten und Imbisse
in Grashof, Birkach oder Heuberg rund
um den See - auf Rollstuhlfahrer eingestellt. Die Einheimischen zeigen sich
eben auch in dieser Hinsicht sehr gastfreundlich. Und das gilt sowohl für die
Gastronomen als auch die Vermieter. Im
gesamten fränkischen Seenland. Es gibt
nach Aussage von Bernhard Endres vom
Selbsthilfeverband Körperbehinderter
insgesamt 80 rollstuhlgerechte Übernachtungsmöglichkeiten und immerhin
220 bedingt rollstuhlgerechte (bei denen
zum Beispiel der ebenerdige Zugang über
die Terrasse führt und nicht über den
Haupteingang). Endres, ausgebildeter
„Tourismusberater für barrierefreies Reisen“, sitzt selbst im Rollstuhl und ist im
Zweckverband Rothsee Nr.1
und 2
Ebener Rundwanderweg um
den Rothsee. Barrierefreie
Einkehrmöglichkeiten in
den Seezentren.
Wandertipp
Georgensgmünd - Skulpturenweg
Entlang des Skulpturenweges befinden sich 15 Skulpturen von nationalen und
internationalen Künstlern,
die den Weg zu einer OpenAir-Galerie machen.
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Baderampe bei Grashof
Wandertipp
Hilpoltstein - Fuchsmühlweg
Gemütliche Wanderung mit
wenigen Höhenmetern und
Einkehrmöglichkeit in der
Fuchsmühle
Wandertipp
Rednitzhembach – Kunst- u.
Lehrpfad ‚KuLep’
Familienfreundlicher Weg
entlang des naturnahen und
idyllisch gelegenen Rednitztales mit Anbindung an die
S-Bahn-Linie Nürnberg Treuchtlingen
42
Fränkischen Seenland der Ansprechpartner sowohl für die Urlauber als auch die
Touristiker in den Zweckverbänden und
Gemeinden.
Noch ist das Seenland fast so etwas
wie ein Geheimtipp. Aber dank der
Arbeit von Endres und seinen Mitstreitern ist die Region auch für Behinderte
eine Reise wert. Nicht zuletzt über die
vielen zufriedenen Gäste haben sich die
Vorzüge von Roth-, Brombach- und Altmühlsee mittlerweile herumgesprochen.
Dabei geht es zum Beispiel um so profane wie wichtige Dinge wie behindertengerechte öffentliche Toiletten, (die man
rund um den Rothsee alle zwei bis fünf
Kilometer ansteuern kann). Aber es geht
auch um so abwechslungsreiche Angebote wie eine Schifffahrt auf dem Altmühlsee und Brombachsee, die dank stufenloser Zufahrten auf die Schiffe gerne angenommen werden. Es geht um Ferienwohnungen und Hotelzimmer, die so große
Bäder und breite Türen haben, dass der
Gast mit seinem Stuhl nicht ständig
aneckt. Und es geht auch um die gut
ausgebauten Wege, die für den Rolli
nicht zur Stolperfalle werden.
Auf eben solch einem Weg ist auch
Thea Krach unterwegs rund um den kleinen Rothsee. Immer im Blick hat sie das
Wasser dabei zwar nicht. Aber es ist gut
zu hören, wie die leichten Wellen mit
dem Ufer spielen, wie das Laub der
Bäume im Wind raschelt und wie die
Vögel ihr Lied singen. Bis zum Strandhaus Birkach sind es mit dem Rollstuhl
rund anderthalb Stunden. Birkach
gehört zur Kreisstadt Roth, einer weiteren Rothsee-Anliegergemeinde. Deren
Geschichte geht bis auf das achte Jahrhundert zurück. Rund 25000 Einwohner
leben in der Stadt, die neben ihrem
Schloss, den schönen Fachwerkhäusern,
der alten Stadtmauer und den Museen
übrigens auch eine rollstuhlgerecht
gebaute Kulturfabrik aufweisen kann.
Nach dem Zwischenstopp in Birkach
ist es dann nur noch ein Katzensprung
bis zur Baderampe. Rauf auf den Damm,
der Vor- und Hauptsperre trennt, und
dann rüber nach Grashof. Und nach insgesamt zwei Stunden ist man wieder am
Ausgangspunkt des kleinen Rundweges.
Für die Rollstuhlfahrer, die es sportlicher
lieben und ihr Handbike dabei haben, ist
die Strecke natürlich auch in nur einer
Stunde zu schaffen.
Wer noch Zeit und Lust hat, sollte sich
aber auch den angrenzenden Großen
Rothsee nicht entgehen lassen. Dieser
Weg ist 6,7 Kilometer lang und bietet
Fußgängern und Rollstuhlfahrern neben
dem Genießen der Natur auch den Blick
auf Segler und Surfer, die auf der
Hauptsperre ihrem Hobby nachgehen
dürfen. Eine Einkehrmöglichkeit auch für
Rollstuhlfahrer bietet sich im Seezentrum Heuberg. Heuberg ist ein Ortsteil
von Hilpoltstein, der dritten Anliegergemeinde. Die ehemalige Kreisstadt kann
ebenfalls auf eine lange Geschichte
zurückblicken. Die Stadt am Fuße der
1000-jährigen Burg war im Mittelalter an
einer wichtigen Handelsstraße gelegen
und noch heute prägt die Gastronomie
das Stadtbild.
Von Heuberg aus geht es dann auch
wieder ganz ohne Stress zurück zum
nahe gelegenen Grashof, um den Tag in
aller Ruhe ausklingen zu lassen. Hier
rollt nun auch Thea Krach zur Behindertentoilette, die gleichzeitig als Umkleidekabine dient. Sie tauscht ihren Rollstuhl
gegen den „Bade-Rolli“, der in der Kabine bereitsteht und extra für die Gäste
angeschafft wurde, damit diese nach
ihrem Bad im See nicht auf einem nassen
Gefährt zurück zum Auto müssen. Dann
endlich rollt sie hinein in den See, der
hier an der Vorsperre wirklich nur den
Badegästen vorbehalten ist und gerade
in den Abendstunden eine unheimliche
Ruhe ausstrahlt. In diesen Stunden kann
man den Schwänen entgegen schwimmen oder einfach nur auf dem Rücken
liegen, sich treiben lassen und den Wolken am Himmel zuschauen. Ein Stück
Lebensqualität eben.
Beate Windisch - Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung
Info
Termine
Adressen
KONTAKTADRESSEN
Selbsthilfe Körperbehinderter, Landesverband Bayern,
Ansprechpartner vor Ort:
Bernhard Endres,
Gündersbach 8,
91785 Pleinfeld,
Tel. 09141/93080
Haus des Gastes
in Hilpoltstein
Maria-Dorothea-Str. 8,
91161 Hilpoltstein,
Tel. 09174/976570
BROSCHÜREN:
Behindertengerechte
Ferienunterkünfte
im Fränkischen Seenland
Integrative Tagesbetreuung
für Familien mit behinderten
Kindern am Rothsee
Broschüren erhältlich beim
Landratsamt Roth,
Kultur und Tourismus,
Weinbergweg 1,
91154 Roth,
Tel. 09171/81-329
GASTSTÄTTEN
Barrierefreie Gaststätten:
Pension „Zur Krone“
Christoph-Sturm-Str. 39,
91161 Hilpoltstein,
Tel. 09174/1494
Brauereigasthof
„Zum schwarzen Roß“
Marktstr. 10,
91161 Hilpoltstein,
Tel. 09174/47950
Eichelburger Hof
Eichelburger Hauptstr. 2,
OT Eichelburg,
91154 Roth,
Tel. 09176/7814
Strandhaus Birkach
OT Birkach, 91154 Roth
(direkt am Rothsee)
Tel. 09176/1700
Strandhaus Grashof
OT Grashof, 90584 Allersberg
(direkt am Rothsee)
Tel. 09176/7818
Gasthof am Rothsee
OT Heuberg,
91161 Hilpoltstein,
Tel. 09174/492420
Landhotel Gasthof Böhm
OT Rothaurach,
91154 Roth,
Tel. 09171/97150
Gasthof Hoffmanns-Keller
Windsbacher Str. 21,
91174 Spalt,
Tel. 09175/857
Erlebnisschifffahrt
Brombachsee
mit den Anlegestellen Ramsberg, Absberg, Enderndorf am
See, Allmannsdorf und Pleinfeld, Info 09144/927050
Strandhaus Birkach
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Haus des Gastes
Maria-Dorothea-Str. 8
91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174 / 976570
Fax: 09174 / 9765750
E-Mail: info.hilpoltstein@
landratsamt-roth.de
www.urlaub-roth.de
Info-Zentrum
Enderndorf am See
Freiherr-von-Harsdorf-Str. 23
91174 Spalt
Tel.: 09175 / 688
Fax: 09175 / 825
E-Mail: info.enderndorf@
landratsamt-roth.de
www.urlaub-roth.de
Raus aus den Federn,
rein ins Landleben
Urlaubsspaß
mit Kindern
ühner füttern, die Hasen
streicheln, den Enten hinterH
herjagen. Auf dem Kirschblütenhof der Familie Beil im kleinen
Stockheim am Igelsbachsee gibt
es alles, was Kinderherzen begehren: Wiesen, Enten, Hasen, Hüh44
ner, Kühe, unendlich viel Platz,
ein kleines Spielhäuschen und
nur fünf Laufminuten entfernt
das Seeufer. Und das Beste: Kinder sind hier ausdrücklich
erwünscht.
Der Kirschblütenhof Beil hat sich auf
den Besuch von kleinen Gästen spezialisiert. In den Ferienwohnungen ist alles
vorhanden, was man für einen Aufenthalt mit seinem Nachwuchs benötigt:
vom Windeleimer über die Babybadewanne bis hin zur Steckdosensicherung.
Die Beils überlassen nichts dem Zufall,
der Standard wird von unabhängiger
Stelle regelmäßig überprüft. Abzulesen
ist das auch an der Auszeichnung mit
vier „Bärchen“, einem Prädikatssiegel,
das die Bayern Tourismus Marketing
GmbH für kinderfreundlichen Urlaub
dem Betrieb verliehen hat. Über 50 Kriterien müssen erfüllt werden.
Geschafft hat das neben anderen
Betrieben auch die Familie Laux im nur
wenige Kilometer entfernten Dörfchen
Ottmannsberg oberhalb des Brombachsees. Den Gästen kommt das nur zugute.
„Es ist so toll eingerichtet, ob Kinderstuhl, Bett oder Windeleimer, man muss
beim Packen eigentlich an gar nichts
mehr denken“, schwärmt die Urlauberin
Tanja Schmitt aus Bad Neustadt.
Schon vor 22 Jahren – damals gab es
den Igelsbachsee noch gar nicht – ist die
Familie Beil in den Fremdenverkehr eingestiegen, baute nach und nach insgesamt drei Ferienwohnungen aus. Die Beils
betreiben zwar immer noch eine Vollerwerbslandwirtschaft unter anderem mit
zwölf Milchkühen, aber viel wirft der
Betrieb nicht ab. Das zweite Standbein
sichert das Einkommen der Familie. „Die
Landwirtschaft war zu klein, wir brauchten einen Zuerwerb“, erinnert sich die
Bäuerin Elfriede Beil. Sie war mutig. 1982
ließ sie die erste Ferienwohnung im alten
Bauernhaus ausbauen, erst drei Jahre
später wurde der Igelsbachsee geflutet.
Damals lief das Geschäft noch recht zäh,
jetzt ist der Kirschblütenhof auch in der
Vor- und Nachsaison gefragt. Das liegt
auch daran, dass sich im Jahr 2000 insgesamt zwölf Höfe aus den drei seenahen
Dörfern Stockheim, Ottmannsberg und
Enderndorf unter der Anbietergemeinschaft Family Villages Brombachsee
zusammengeschlossen haben. „Das
gemeinsame Marketingkonzept hat sich
ausgezahlt“, freut sich Elfriede Beil. Zur
besseren Vermarktung sind auch die
phantasievollen Kinderspielplätze in den
drei Dörfern gebaut worden. Einer liegt
wenige Meter vom Kirschblütenhof entfernt, nur durch eine dichte Hecke abgetrennt. Kleine Hütten – vom Wirtshaus
bis zur Kirche – ahmen das Dorf Stockheim nach. Außerdem gibt es Schaukeln,
einen überdimensionalen Traktor aus
Holz, überdachte Sitzgelegenheiten mit
Grillplatz für die Eltern und einen Bolzplatz. Auf dem Ottmannsberger Spielplatz, der hoch oben auf einer Anhöhe
liegt, schlängelt sich ein Seeungeheuer,
auf dem es sich fabelhaft klettern lässt.
Und in Enderndorf wurde
eine alte Burgruine als
Spielplatz nachgebaut.
Der Tourismus am See
hat die Dörfer in dem
traditionellen Kirschanbaugebiet nachhaltig
gewandelt. Die Ottmannsbergerin Irmgard Laux kann sich
noch gut an ihre
Kindheit erinnern,
als die Landwirtschaft dominierte.
Jetzt sieht man
viele Autos mit
fremden Nummernschildern in
dem 49-Einwohner-Dorf. „Im
Sommer
Wandertipp
Spalt - Kirschgartenwanderung
Wanderung mit wunderschöner Aussicht auf den
Brombachsee.
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Wandertipp
Roth - Pferdehofweg
Entlang des Pferdehofwegs,
der speziell für Kinder und
deren Familien konzipiert
ist, kann man in zwei Pferdehöfen einkehren. Der Stall
in Zwiefelhof der Familie
Handschuck ist zwar
grundsätzlich ein Privatstall, das Streicheln der
Pferde ist aber auf jeden
Fall erlaubt. In Heubühl
befindet sich die Reitschule
“Heubühler Hof” der Familie
Steinmann. Nach vorheriger
Anmeldung werden Reitstunden angeboten.
Wandertipp
Spalt – Zum Schnittlinger
Loch
Wanderung am Naturlehrpfad entlang ins Schnittlinger Loch, eine durch Auswaschung entstandene Felsenschlucht.
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gibt es hier mehr Urlauber als Einheimische, da rührt sich schon was“, sagt Irmgard Laux. Schon viele Jahre vermietete
sie ein Zimmer, doch als die Landwirtschaft nicht mehr genug abwarf, galt es,
neue Wege zu beschreiten. Nach einem
aufwändigen Ausbau entstanden drei
Ferienwohnungen, die allesamt modernen Standards genügen. Irmgard Laux
Eltern waren zunächst gar nicht so begeistert von den Plänen. „Aber jetzt ist die
Oma froh, dass sie nicht mehr in den
Stall muss.“
Trotzdem, ein Hauch von Landwirtschaft liegt allemal noch über dem
Anwesen in der ruhigen Straße. Es gibt
vier Schweine (für den Eigenbedarf), 15
Hühner, zwei Hasen und eine Katze. Und
eine tolle Spielscheune, die samt Tischtennisplatte, Kicker und etlichen Kettcars den kleinen Besuchern auch bei
schlechtem Wetter zur Verfügung steht.
Die meisten Urlauber kommen zwar
wegen des nahe gelegenen Brombachsees, aber auch bei Regen oder kühler
Witterung wird es so schnell keinem
langweilig. Dafür sorgt schon allein das
gemeinsame Programm, das die Mitglieder der Family Villages auf die Beine stellen: „Wir backen uns ein Brot“ heißt zum
Beispiel eine Aktion, an Ostern werden
gemeinsam bunte Eier gesucht, eine
Fackelwanderung verspricht Abenteuer.
Während der Osterferien und drei
Wochen im Herbst organisieren die
Family Villages jeden zweiten Tag ein Kin-
derangebot mit Betreuung, und die
Eltern haben frei.
Ein weiteres Betreuungsangebot für
Kinder findet in den Ferien einmal
wöchentlich jeweils dienstags im Informationszentrum in Enderndorf statt.
Dort organisieren einige Vermieter unter
dem Motto “Fledermäuse” einen Spielenachmittag für die kleinen Gäste.
Davon abgesehen locken viele Ausflugsziele in der Region. Nur wenige Kilometer entfernt liegt das Naturdenkmal
Schnittlinger Loch, das durch Auswaschungen im Burgsandstein entstanden
ist. 116 Trittstufen führen den steilen
Weg in den Wald hinab. Unten schlängelt
sich ein Bächlein durch das enge Tal,
Moose und Farne bedecken das überhängende Gestein – ein kleines Kletterparadies für Kinder. Ähnlich wildromantisch
präsentiert sich die – allerdings rund 40
Kilometer entfernte - Schwarzachklamm
bei Wendelstein, eine bizarre, tief eingeschnittene Sandsteinschlucht. Die Urlauber sind begeistert von den landschaftlichen Gegensätzen.
Am schönsten ist es aber immer noch
vor der Haustüre. Das wissen vor allem
die Feriengäste von Irmgard Miehling zu
schätzen, die in Enderndorf nur 100
Meter vom Ufer des Igelsbach- und Brombachsees entfernt wohnen. Nur zwei
Minuten dauert der Fußmarsch bis zum
Badestrand, hier startet auch regelmäßig
der Trimaran MS Brombachsee zu seinen
Ausflugsfahrten.
Monika Meyer - Hilpoltsteiner Kurier
Spielplatz in Spalt-Ottmannsberg
Info
Termine
Adressen
KINDERBETREUUNG
Family Villages Brombachsee
Ansprechpartner:
Info-Zentrum Enderndorf am
See, Enderndorf 1,
91174 Spalt,
Tel. 09175/688, Fax 825 und
Tourist-Information
der Stadt Spalt,
Herrengasse 10,
91174 Spalt,
Tel. 09175/79650, Fax 796580
Interessengemeinschaft
„Fledermaus“
Kinderbetreuung während der
Ferien. Info-Zentrum Enderndorf am See
Enderndorf 1, 91174 Spalt,
Tel. 09175/688, Fax 825
ANGEBOTE
Familienwochen für die
Oster- und Herbstferien mit
abwechslungsreichem Kinderprogramm in Spalt,
Info: Stadt Spalt,
Tel. 09175/796525
Kindererlebnistage
in Hilpoltstein
Info: Touristinformation
Stadt Hilpoltstein,
Maria-Dorothea-Str. 8,
91161 Hilpoltstein,
Tel. 09174/978-607, Fax 978-609
Da fühlen sich Kinder wohl
Die lange Rutsche führt direkt in einen übergroßen Sandkasten. Der Platz ist noch mit einer Schaukel, einem Klettergerüst, einem nachgebauten Schiff und vielen weiteren Spielgeräten bestückt. Gerne nehmen die Kinder zum Austoben
diese Spielplätze am Rothsee und am Brombachsee an. Doch
auch in vielen Gemeinden und Orten stehen solche Spielplätze zur Verfügung. Ein reizvolles Ausflugsziel für Kinder sind
auch immer wieder die Tiergehege, wo Rehe, Damwild oder
Wildschweine ganz nahe zu betrachten sind. Wer zur richtigen Zeit zum Wildgehege bei Kühedorf am Heidenberg
kommt, kann sogar die gestreiften jungen Frischlinge sehen,
wie sie an den Mutterschweinen, die sich oft im Dreck aalen,
ihre Milch saugen.
Gerade schulpflichtige Kinder kommen gerne ins Vor- und
frühgeschichtliche Museum nach Thalmässing. Dort können
sie selbst probieren, wie unsere frühen Vorfahren gedrechselt
oder gebohrt haben, wie sie ihr Getreide mit zwei Steinen zu
Mehl mahlten oder wie sie Stoffe und Teppiche webten.
Spielbusaktion im Rahmen
des Ferienprogrammes
Info: Kreisjugendring Roth
Tel. 09171/973690,
Fax 97369690
Wandertipp
MUSEEN
Vor- und frühgeschichtliches
Museum Thalmässing
Funde von der Steinzeit bis zur
Völkerwanderung, Experimentelle Archäologie mit Perlenbohrmaschine, Webstuhl,
Handmühle u.ä., gut geeignet
für Kinder und Schulklassen
Marktplatz 1,
91177 Thalmässing,
Tel. 09173/9134 oder
09171/81329
Geöffnet April bis Oktober:
Di. - So. 10 - 12 und 13 - 16 Uhr
und nach Vereinbarung
Wendelstein – Schwarzachklamm
Ein kleines Abenteuer entlang der Schwarzach zwischen Felswand und Fluss.
Wildromantisch präsentiert
sich auch im Winter die
Schwarzach-Schlucht. Die
Felseinschnitte, Höhlen und
der naturbelassene Talraum
sind zu allen Jahreszeiten
beeindruckende Kulisse für
einen Ausflug.
INTERESSANTES
Spalter Kinderwelt: Kinderpfad und Erlebnisspielplätze in
Stockheim, Enderndorf am See
und Ottmannsberg
Mal- und Kunstschule am
Rothsee
Ständige Kurse für Jung und
Alt im Atelierhaus in Göggelsbuch am Rothsee
www.kunstschule-am-Rothsee.de
Info: Landratsamt Roth,
Kultur und Tourismus,
Tel. 09171/81-329, Fax 81-399
Wald- und Holzlehrpfad Hilpoltstein am Main-DonauKanal im OT Altenhofen
Wildgehege in BüchenbachKühedorf
Wildgehege in HilpoltsteinFuchsmühle
Viele Reiterhöfe, auch Ponyreiten
Weitere Informationen, Prospekte und den Freizeitführer
des Landkreises Roth erhalten
Sie beim Landratsamt Roth,
Kultur und Tourismus,
Tel. 09171/81329.
Wildgehege Büchenbach-Kühedorf
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