weibliche berufsbezeichnungen im heutigen deutsch. eine korpus

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weibliche berufsbezeichnungen im heutigen deutsch. eine korpus
UNlVERZITA KARLOVA
Filozoficka fakulta
Üstav germanskych studii
WEIBLICHE BERUFSBEZEICHNUNGEN
IM HEUTIGEN DEUTSCH.
EINE KORPUS-LINGUISTISCHE STUDIE.
Diplomova prace
Vypracovala: Marketa Dadkova
Vedouci diplomove prace: PhDr. Marie Vachkova, Ph.D.
Brezen2006
Cestne prohlaseni
Prohlasuji, ze jsem tuto diplomovou prad vypracovala samostatne a vyhradne s
pouzitim odbornych pramenu uvedenych v zaverecnem seznamu literatury.
,71 )j . I
..... /t!.(?.(~~~1:?~~~............
V Klatovech, dne 20.3.2006
2
Motto
"Mehr Weiblichkeit täte unserer Sprache sehr gut"
(KLEINE ZEITUNG 20.10.2000)
3
INHALTSVERZEICHNIS
Einlei tung ______________________________________________________________________________________________________________________ .7
1. Teil
I.
II.
III.
IV.
Einführung in die Thematik
10
Erste und Neue Frauenbewegung
13
Sprachwandel und Sprachpolitik
16
Soziologisch-linguistischer
Hintergrund und die
Be ruf sbe z e i chn ung _________________________________________________________________________________________________ 19
V.
Thesen und Gegenthesen der feministischen
Sprachwissenschaft
VI.
24
Richtlinien zur Vermeidung von sexistischem
Sprachgebrauch _________________________________________________________________________________________________________ 30
VI I .
VIII.
Sp r a chI i ehe r Hin te rg rund________________________________________________________________________________ 37
Die Möglichkeiten der Sichtbarmachung der Frauen bei den
Beruf sbe zei chnungen im Deut s chen____________________________________________________________ 41
1. Denotat spe z i f i ka _____________________________________________________________________________ 41
2. Eigenständige Lexeme ___________________________________________________________________ 41
3. Movierte Feminina
42
4. Kompo s i t a _______________________________________________________________________________________________ 44
5 . Substantivierte Adj ekti ve und Partizipien_______________ 45
6. Spe z i f i z ierung durch At t r ibu te __________________________________________ 46
7. Spl i t t ing_______________________________________________________________________________________________ 46
8.
,Spar formen' _______________________________________________________________________________________ 46
9. Neu t r al i sie rungen___________________________________________________________________________ 4 9
11. Teil
I.
11.
Parameter der korpuslinguistischen Untersuchung ______________________ 51
Verzeichnis der belegbaren femininen Berufs-,
Beschäftigungs- und berufsähnlichen Bezeichnungen und
Titel
55
4
1. Zusammenstellung des Verzeichnisses ____________________________ 55
2. Verzeichnis der belegbaren femininen Berufs-,
Beschäftigungs- und berufsähnlichen
Be z e i chn ungen und Ti tel ____________________________________________________________ i
Gruppe 1: Landwirtschaft, Tierzucht, Tierpf1egei
Gruppe 2: Künstlerische Berufe________________________________________ ii
Gruppe 3: Är zt innen ______________________________________________________ _______________ y
Gruppe 4: Gesundheitliche Pflege, soziale Hilfe,
Betreuung______________________________________________________________________Vl
Gruppe 5: Handel, Finanzwesen, Steuern_________________ yii
Gruppe 6: Bergbau, Bau, Geo-Berufe ______________________________ ix
Gruppe 7: Medien, Film, Werbung, Druckwesen,
Dokumentation
ix
Gruppe 8: Gästebetreuung , Tourismus ___________________________ xi
Gruppe 9: Wissenschaft, Forschung ______________________________ xii
Gruppe 10: Büro, Verwaltung, Organisation,
Dip 1 oma t i e _________________________________________________________ xi i i
Gruppe 11: Sport _________________________________________________________________________ xi v
Gruppe 12: Bekleidung, Körperpflege, Design
xv
Gruppe 13: Transport, Spedition,
Nachrichtenverkehr
xv
Gruppe 14: Schulwesen, Erziehung _________________________________xvi
Gruppe 15: Ordnung, Recht, Sicherheit,
Bewa ch ung ____________________________________________________________ xv i i
Gru ppe 16: I T - Be ru f e __________________________________________________________ xv I I I
Gruppe 17: Produktion, Technik, Ver- und
Bea r be i t ung ____________________________________________________ xv i i i
Gruppe 18: Ernährung _________________________________________________________________ xx
Gruppe 19: Reinigung_________________________________________________________________ xx
Gruppe 20: Religion, Kirche _______________________________________________ xx
Gruppe 21: Sonstige Berufe ________________________________________________ xxi
111.
Sprachkorpusunterstützter Vergleich der synonymen
Be ru f sbe z e i chn ungen__________________________________________________________________________________________ 61
1. Einheimisches Wort vs. Fremdwort
5
62
a) Berufsbezeichnungen im medizinischen
63
Bereich
b) Wissenschaftliche und forschende Berufe
65
c) Aufwertung der Fremdwörter _______________________________________ 68
d) Zusammenfassung der Konkurrenz zwischen dem
einheimischen Wort und dem Fremdwort
2. Umwertung einheimischer Berufsbezeichnungen
70
72
3. Movierung vs. movierte Komposition ______________________________ 74
a) Berufstätige statt Ehefrauen __________________________________ 75
b) Kün s t 1 erbe ruf e _____________________________________________________________________ .7 6
c) Sportlerinnen
79
d) Zusammenfassung der Konkurrenz zwischen
Movierung und movierter Komposi tion _________________ 81
4. Fremdwort mit dem einheimischen Suffix vs.
Fremdwort mit dem fremden Suffix
IV.
81
Sprachkorpusunterstützter Vergleich der Schreibweisen ______ ß5
1. -ph- vs. -f- Schreibung der Fremdwörter ___________________ ß5
2. , Sparformen ' ._______________________________________________________________________________________ 87
V. Zusammenfassung und Auswertung der erhobenen Daten _______________ 90
VI. Resume
97
Anhang 1 - Tabelle der verwendeten Korpustexte _________________________ 103
Anhang 2 - Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen ____________ 104
Literaturverzeichnis
105
6
EINLEITUNG
Fragen nach dem Zusammenhang von Sprache und Geschlecht lassen sich
unterscheiden in solche, die die Möglichkeiten der Personenbezeichnung
betreffen und solche, die sich auf das kommunikative Verhalten von Frauen und
Männern beziehen. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der ersten
Fragestellung und analysiert die wichtigsten Schwerpunkte der Problematik der
Bildung und Verwendung der weiblichen Berufsbezeichnungen. Sie beschäftigt
sich sowohl mit den sprachinternen als auch mit den sprachexternen
Bedingungen. Kapitel I konzipiert die Zugangsweisen zu dieser Problematik
und macht auf die Schwierigkeiten der Forschung aufmerksam.
Die
Frauenbewegungen und sprachpolitischen Bestrebungen der Frauen - Themen
der Kapitel 11 und II.!- repräsentieren die sprachexternen Faktoren des
Sprachwandels. Sie zeigen die Möglichkeiten und Grenzen der bewussten
Sprachveränderungen, die von außen benannt werden und in den allgemeinen
Sprachgebrauch künstlich durchgesetzt werden sollen. In Kapitel IV kommt
hinzu noch die soziologisch-linguistische Frage der Verwendung und
Veranderung
der
Berufsbezeichnungen::-/ Ab
Kapitel
V
werden
die
sprachinternen Züge analysiert. Zuerst geht es um die Thesen und Gegenthesen
der feministischen Sprachwissenschaft (Kapitel V), die die Genusasymmetrie
und sexistische Ausdrucksweisen beschreiben. Darauf aufbauend beschäftigt
sich Kapitel VI mit den Abschaffungsmöglichkeiten der von der feministischen
Linguistik beschriebenen Probleme. Kapitel VII und VIII befassen sich mit den
linguistischen Eigenschaften des Deutschen. An diesen Stellen werden die
morphologischen und Wortbildungsmöglichkeiten bei den Berufsbenennungen
~
l'
unter YLupe genommen.
Kapitel VIII listet die geschlechtsspezifischen
Ausdrucksweisen bei den weiblichen Berufsbezeichnungen auf.
Zusammenfassend
kann
man
andeuten,
dass
Morphologie
und
Wortbildungsmöglichkeiten der deutschen Sprache zwar kein Hindernis bei der
Bildung der femininen Formen darstellen, aber bei weitem nicht der
entscheidende Impuls bei Verwendung bzw. Nichtverwendung der weiblichen
7
7
Formen der Berufsbezeichnungen sind. Man muss bei dem Umgang mit
weiblichen Bezeichnungen unterscheiden, ob die Referenten nur Frauen sind,
oder ob sich von dem Sachverhalt beide Geschlechter angesprochen fühlen
sollen.
Beide
Auffassungen
erfordern,
falls
man
geschlechtergerechte
Formulierungen bilden will, eine umsichtige Berücksichtigung der sozialen,
historischen und psychologischen Variablen. Überdies sollte der persönliche
Wunsch der betroffenen Person nach der Art und Weise der Bezeichnung
beachtet werden. Die soziale und historische Dimension des Sprachgebrauchs
und unterschiedliche Zugangsweisen der Sprecherinnen und Sprecher stehen
den unifizierenden Bestrebungen der Sprachpolitik und den Vorschlägen der
zahlreichen Richtlinien gegen den sexistischen Sprachgebrauch im Wege.
Der praktische Teil der Arbeit untersucht die Sprachgewohnheiten
aufgrund des im Korpus des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim
gesammelten authentischen Wortmaterials, das aus der Zeitspanne 1989 - 2004
stammt (mehr über das Korpus siehe S. 51). Die Korpusanalyse soll zeigen, ob es
möglich ist, innerhalb der diversen Gebrauchsweisen sprachlicher Mittel
bestehende Neigungen der SprachbenutzerInnen zu einzelnen Aspekten der
Problematik zu finden. Die Aufmerksamkeit wird auf die synonymen Paare der
femininen Berufsbezeichnungen, die Verwendung von Fremdsuffixen bzw.
einheimischen Suffixen bei der Movierung der Fremdwörter sowie auf die
Schreibweisen der Berufsbezeichnungen gelenkt. Es werden Fremdwörter mit
den einheimischen Berufsbenennungen kontrastieryowie diverse Aspekte der
Umbenennung
erläutert.
Des
weiteren
wird
die
Schreibung
der
Fremdwortberufsbezeichnungen mit den Wortbestandteilen ,phon' bzw. ,fon',
,phot' bzw. ,fot' und ,graph' bzw. ,graf' untersucht. Der letzte Abschnitt widmet
sich den sog. ,Sparformen' .
Der Anschaulichkeit halber und aufgrund der besseren Konfrontation der
Begriffe werden/soweit dies möglich,die Ergebnisse der Untersuchung grafisch
dargestellt. Die Korpusanalyse wird auch innerhalb des ersten theoretischen
Teiles der Arbeit durchgeführt, und zwar stets dort, wo sie der Bestätigung bzw.
8
Widerlegung der aus der Sekundärliteratur stammenden Behauptungen dienen
kann.
An
diesen Stellen
werden
auch
korrespondierende
männliche
Berufsbenennungen in die Analyse mit einbezogen. Die korpuslinguistische
Studie
des
zweiten
Teiles
arbeitet
Berufsbezeichnungen.
9
ausschließlich
mit
femininen
I. Teil
I. EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK
Die Forschung über die Berufsbezeichnungen für Frauen und Männer
beschäftigt sich nicht nur mit dem Sprachsystem, mit den potentiell angelegten
Möglichkeiten der Bezeichnung, sondern auch mit den Gewohnheiten, die sich
im Sprachgebrauch tatsächlich wiederfinden. Diese Unterscheidung ist für
Diskussionen über Reformvorschläge wichtig: Sollte in erster Linie das
Sprachsystem
geändert
werden,
d.h.
neue
Bezeichnungsmöglichkeiten
geschaffen werden, oder ist das Ziel eher ein anderer Sprachgebrauch, d.h. eine
veränderte, bewusstere Auswahl aus bestehenden Möglichkeiten? (PEYEK
GROTH 1996: H.). Im Sprachsystem können genügend nichtsexistische
Sprachmittel vorliegen, aber es hängt von den Sprecherinnen und Sprechern ab,
ob sie diese in ihren Sprachgebrauch übernehmen oder nicht. Sie vollziehen den
Sprachwandel zu einer ,gerechteren Sprache', indem sie die Neuerungen, die
gegenüber
den
alten
Sprachverwendungen
stehen,
gebrauchen
und
weiterverbreiten.
Auf der Ebene der strukturbezogenen Genderforschung standen bisher
formale, semantisch-kognitive und historische Probleme im Vordergrund. Unter
formalen Gesichtspunkten wurden Arten der Genus- und Nominalklassifikation
untersucht,
vor
allem
die
morphologischen
Ausprägungen
von
Kongruenzbeziehungen. Semantische und kognitive Aspekte enthielten die
Fragen, ob Genuszuweisungen eher arbiträr erfolgen, oder ob nominale
Kategorisierungen vielmehr semantisch motiviert sind, z. B. auf Grund
,natürlicher' oder kulturspezifischer Eigenschaften der bezeichneten Objekte.
Die historische Fragestellung befasst sich mit Entstehung, Veränderung und
Verlust von Genuskategorien überhaupt. Unabhängig davon, ob eine Sprache
über grammatische Genus-Kategorien verfügt (Deutsch, Russisch)
oder
Geschlecht vor allem mit lexikalischen Mitteln ausdrückt (Englisch, Japanisch),
ob derivationelle oder kompositionelle Wortbildungsmuster für die Bildung
10
geschlechtsspezifischer oder geschlechtsindefiniter Personenbezeichnungen zur
Verfügung stehen, lassen sich in allen bislang untersuchten Sprachen
strukturelle und gebrauchspraktische Asymmetrien nachweisen (insbesondere
Ausprägungen von ,Mann als Norm, Frau als Abweichung'). Zur Erklärung
dieser ,sprachlichen Ungerechtigkeit' muss auf soziokulturelle Bedingungen der
Geschlechterverhältnisse zurückgegriffen werden (BUSSMANN 2002: 618).
Im Deutschen lassen sich die Möglichkeiten der Bezeichnungen von Frauen
und Männern grundsätzlich folgendermaßen unterscheiden:
a) Verschiedene Lexeme für Frauen und Männer
b) Movierung
c) Wörter
mit Differentialgenus
(substantivierte
Adjektive
und
Partizipien)
d) Geschlechtsabstrahierende Bezeichnungen.
Personenbezeichnungen aus den Gruppen a) und d) kommen in der
Alltagssprache häufig vor, bilden aber insgesamt nur einen kleinen Teil aller
möglichen Bezeichnungen. Wörter der Gruppen b) und c) sind sehr zahlreich
und stellen produktive Muster für Bildung neuer Wörter dar (z. B. für Berufe
wie Cutter - Cutterin, die Diskjockey - der Diskjockey).
Bei den Personenbezeichnungen besteht eine enge Beziehung zwischen
dem grammatischen Geschlecht eines Wortes und dem natürlichen Geschlecht
der damit bezeichneten Person. Die Gleichsetzung von Genus und Sexus ist
jedoch nicht möglich. Abweichungen sind in der ersten und in der letzten der
oben aufgezählten Gruppen zu finden (z. B. das Mädchen, die Person, das
Individuum). Außerdem können maskuline Formen der Bezeichnungen aus den
Gruppen b) und c) generisch verwendet werden. Dabei ist anhand von
morphologischen Merkmalen nicht zu erkennen, ob sich das Wort nur auf
Männer oder sowohl auf Männer als auch auf Frauen bezieht. Das kann sich nur
aus der kontextbezogenen Interpretation ergeben. Nicht zufällig sind generisch
verwendete Personenbezeichnungen ein wesentliches Thema der feministischen
Sprachkritik: Egal, ob ein Wort generisch oder spezifisch verwendet wird,
Männer sind in jedem Fall gemeint. Die Frauen sind es, die in solchen Fällen
11
überlegen müssen, ob sie selbst mitgemeint sind. Der Grad der Unsicherheit
unterscheidet sich je nach den verwendeten sprachlichen Mitteln (PEYER,
GROTH 1996: 2f.).
Eine befriedigende Lösung, die diese Unsicherheit beseitigen würde,
wurde bislang nicht gefunden. Die meisten Richtlinien, deren Aufgabe es ist, das
Problem zu erläutern und Empfehlungen zu liefern, raten dazu, verschiedene
Formulierungsmöglichkeiten zu kombinieren. Sie schlagen Ausweichung auf
geschlechtsindifferente Bezeichnungen oder die explizite Nennung von Frauen
und Männern vor. Da die explizite Nennung unökonomisch ist, drängen sich
Abkürzungen auf, von denen das große ,1' im Wortinnern die radikalste ist. Eine
extreme Möglichkeit stellt die Verwendung des generischen Femininums dar,
die allerdings keine Lösung des Problems bietet, sich aber hervorragend dazu
eignet, es zu illustrieren (PEYER, GROTH 1996: 4).
12
11.
ERSTE UND NEUE FRAUENBEWEGUNG
Nach dem zweiten Weltkrieg, aber besonders in den späten sechziger
Jahren des 20. Jahrhunderts wuchs im Zusammenhang mit dem Erstarken der
Neuen Frauenbewegung das Interesse an der Geschlechterforschung. Ebenso
wie die Erste Frauenbewegung, die aus der Ablehnung des politischen Systems
der 48er-Jahre des 19. Jahrhunderts hervorging, und primär eine politische
Bewegung
war,
war
die
Neue
Frauenbewegung
eme
politische
Protestbewegung, deren Mitglieder erst sekundär zur Frauenfrage gelangten
(NAVE-HERZ 1997: 103ff.). Die ältere Frauenbewegung (etwa bis 1933) hatte
ihren Schwerpunkt in der Praxis, d. h. in der Gründung und Organisation von
Vereinen und Verbänden. Die Neue Frauenbewegung konzentrierte sich
zunächst auf die Herausbildung einer Theorie, die sich durch ständigen
Rückgriff
auf
Ideen,
Programme
und
Theoriefragmente
der
Ersten
Frauenbewegung auszeichnet. So entstand die Theorie des Feminismus. Erst
Ende der sechziger Jahre waren die meisten geistigen, materiellen und
institutionellen Barrieren (Nachkriegsdepression, unerfreulich niedrige Anzahl
gebildeter Frauen) überwunden und die gesellschaftlichen Bedingungen
günstig, sodass die Frauen sich der In-die-Praxis-Umsetzung widmen konnten
(pUSCH 1983: 12f.).
Innerhalb der beiden Frauenbewegungen gab es viele unterschiedliche
Gruppierungen mit unterschiedlichen Bestrebungen und Zielsetzungen. Einige
verfolgten das aufklärerische Prinzip der Freiheit, Gleichheit und Mündigkeit.
Andere traten für die Abschaffung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung als
Quelle der Unterdrückung der Menschheit und damit auch der Frauen ein. Eine
weitere Richtung forderte die Veränderung der Situation der Frau, ohne die
bestehende Gesellschaftsordnung selbst in Frage zu stellen. Die radikalen
Feministinnen der Neuen Frauenbewegung sahen den primären Feind im
Patriarchat und in der damit zusammenhängenden Unterdrückung der Frau auf
der Ebene der Sexualität und der der patriarchalischen Verhaltensweisen. Sie
wollten eine weibliche Gegenkultur zu der männlichen schaffen. Den
13
gemeinsamen Klassenkampf lehnten sie als "männliche Strategie" ab (NAVEHERZ 1997: 103ff.). Sie bemühten sich um Erstarken des Einflusses der Frau im
politischen und gesellschaftlichen Leben.
"Mitte der 70er Jahre differenzierten sich die Aktivitäten und Gruppen. Mit
zahlreichen Projekten und Initiativen kämpften sie gegen die alltägliche
Diskriminierung von Frauen in Beruf und Gesellschaft. [...] ...seit 1973
[wurden] zahlreiche Frauenzentren gegründet, die als Versammlungs- und
Arbeitsorte dienten. Ein feministisches Bewußtsein mit dem Ziel, den
allgemeinen Einfluß der Frau im politischen und gesellschaftlichen Leben zu
stärken, begann sich in der Bewegung durchzusetzen. Mit der Forderung
nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit gingen Frauen auf die Straße,
überregionale Konferenzen zu Frauenthemen fanden großen Zulauf. 1974
wurde in München der erste Frauenverlag gegründet, ein Jahr später der
erste Frauenbuchladen eröffnet. 1976 entstand in West-Berlin das erste
Frauenhaus für mißhandelte Frauen. Im selben Jahr fand - ebenfalls in WestBerlin
die
erste
Frauen-Sommeruniversität
statt."
(Neue
Frauenbewegung 2005)
In den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts trat die Frauenbewegung
nicht mehr in Form großer Protestdemonstrationen in Erscheinung. Diese Zeit
scheint durch einen Wandel des Frauenbildes und Frauenideals geprägt zu sein.
Nach etwa dreißig Jahren Feminismus und der Auseinandersetzung mit
feministischen
Bestrebungen
in
der
Öffentlichkeit,
melden
sich
die
Protagonistinnen nicht mehr so heftig zu Wort. Der radikale Feminismus wird
abgelehnt. Falsche Interpretationen und Reduktionen von feministischen Thesen,
haben sogar dazu geführt, dass der Feminismus in der Öffentlichkeit
diskreditiert wurde (GANSEL 1995: 322f.). Die Frauenbewegung existiert aber im
alltäglichen Leben am Arbeitsplatz oder in der Familie weiter. "Die Frauen
werten sich als selbstbewusst, emanzipiert, unabhängig, nicht als Opfer
ständiger Unterdrückung und Bevormundung, berufstätig, mit oder ohne
Partner oder Kinder./I (GANSEL 1995: 322) Es ist normal geworden, über das
Verhältnis zwischen den Geschlechtern nachzudenken. Es gilt als progressiv,
eine emanzipierte Frau zu sein, aber es ist nicht mehr ,in', sich als Feministin zu
bezeichnen (NAVE-HERZ 1997: 100).
An die bahnbrecherische Tätigkeit der Frauenbewegung hat die
feministische Linguistik angeknüpft. Sie hat sich direkt darum verdient
gemacht, das Bedürfnis der Suche nach der befriedigenden Lösung der
14
geschlechtergerechten Sprachsituation ins allgemeine Bewusstsein zu bringen.
Die Rolle des radikalen Feminismus ist deshalb nicht nur in diesem Teilbereich
des menschlichen Lebens unumstritten und man muss zugeben, dass von ihm
positive Impulse ausgegangen sind, die in gemäßigten Formen im Alltagsleben
der Frauen Fuß gefasst haben.
15
111.
SPRACHWANDEL UND SPRACHPOLITIK
Die Sprache ist genauso einer Entwicklung unterworfen wie alle anderen
Bereiche
des
Lebens.
Die
Veränderungen
von
Sprachelementen
und
Sprachsystemen in der Zeit werden als Sprachwandel bezeichnet. Neben den
unterbewussten Veränderungen, denen jede Sprache ständig ausgesetzt ist
(semantischer Wandel bereits existierender Wörter, Ausfallen der Wörter, die
nicht mehr benötigt werden), gibt es auch einen bewusst angestrebten
Sprachwandel - eine Sprachpolitik. Sie ist "die bewußte und gezielte
Einflußnahme einer bestimmten Gruppe auf Teilbereiche der Sprache" (SAMEL
2000: 89). Dieser künstliche Eingriff in den Sprachgebrauch erfolgt meistens
durch staatliche Stellen und versucht, durch Verbot oder Vorschrift bestimmter
Gebrauchsalternativen das Bewusstsein der Sprecher zu beeinflussen (GLÜCK
1993: 584). Die Entwicklung der Sprachelemente wird in eine bestimmte
Richtung gelenkt, indem der Gebrauch jener sprachlichen Phänomene entweder
unterstützt oder unterdrückt wird. Solche Maßnahmen können allerdings nur
dann erfolgreich werden, wenn in der Sprachgemeinschaft Ansätze für die
gewünschten Entwicklungen gegeben sind und wenn die gesellschaftlichen
Autoritäten die Durchsetzung der Neuerungen aktiv forcieren (HELLINGER,
SCHRÄPEL 1983: 4lf.).
Sprachwandel, der zum Abbau sprachlicher Diskriminierung von Frauen
führen sollte, wurde von der unterdrückten Gruppe selbst ausgelöst. Er ist aber
auch politisch und ökonomisch motiviert. Die Anhänger und Anhängerinnen
versuchen, nicht nur die kommunikativen Verhältnisse zu ändern, sondern sich
auch von herrschenden Machtverhältnissen zu befreien. Die politische
Motivation dieses Sprachwandels zeigt sich unter anderem darin, dass
bestimmte Aspekte der geschlechtergerechten Sprache legislativ unterstützt
wurden. Die nichtsexistische Sprache ist für die Vertreter und Vertreterinnen
keine Alternative zum Standard, sie wollen den Standard selbst ändern, was die
Möglichkeit der Sanktionierung der Verletzungen gäbe. Dabei müsste aber das
Hinterherhinken der Norm und die Tatsache berücksichtigt werden, dass
16
verschiedene
Strukturbereiche
der
Sprache
unterschiedlich
schnell
vorgegebenen Änderungen unterliegen (SCHRÄPEL 1985: 219ff.).
Die feministische Sprachpolitik hat das Ziel, den Sprachgebrauch der
Gleichbehandlung der Frauen und der Männer in solcher Art und Weise zu
fördern, dass die sexistischen Ausdrücke allmählich aus der Sprache eliminiert
werden. Dazu müssen zu den alten Ausdrucksweisen neue Alternativen
angeboten werden, die vorübergehend mit den alten Ausdrücken koexistieren
werden.
Sie erfasst ,nur' grammatische und semantische Aspekte des
Sprachsystems, die aber die ganze Gemeinschaft betreffen sollten und nicht nur
eine Teilgruppe. Feministische Sprachpolitik nimmt oft schon bestehende
geschaffene Alternativen auf und versucht, sie zu fördern und zu verbreiten.
Anstöße für die Neuerungen stammen oft aus dem individuellen Wissen von
Laien, die sich der Mängel der Sprache bewusst sind.
Auf legislativer oder
administrativer Ebene kann Sprachpolitik durch Verordnungen oder Gesetze
betrieben werden. Der Gebrauch von Innovationen wird verbindlich für
diejenigen, die innerhalb des Geltungsbereichs kommunizieren.
Orientierungshilfen für die Nutzer stellen jene Richtlinien dar, die keine
detaillierte Beschreibung des neuen Gebrauchs anbieten, sondern nur erste,
grobe Informationen über die Innovation geben. Ihre Wirksamkeit hängt davon
ab, wer sie herausgibt (Firmen, Verlage, Parteien), wie verbindlich sie sind und
welchen
Verbreitungsgrad
sie
haben.
Eine
zentrale
Rolle
in
dem
Annahmeprozess spielen die Massenmedien und das Erziehungswesen
(SCHRÄPEL 1985: 223ff.).
Die
Sprachgemeinschaft
scheint
die
feministische
Sprachreflexion
angenommen zu haben, so dass diese Eingang in das Alltagsleben gefunden hat
(SAMEL
2000:
45).
Die
Tatsache,
dass
der
Bestand
der
femininen
Berufsbezeichnungen in den letzten Jahren bedeutsam bereichert wurde,
demonstriert Rajnik mit den Ketten: Magd - Dienstmädchen - Hausgehilfin -
Hausangestellte - Hausassistentin und Kehrfrau - Aufwartefrau - Putzfrau - Putzerin
- Reinemachefrau - Aufräumefrau - Reinigungsfrau -Raumpflegerin (RAJNIK 1979:
129). Mit all diesen Ausdrücken hängen ein Umwertungsprozess und eine
17
Bedeutungsverschiebung zusammen. Jede Benennung beinhaltet zusätzliche
Bedeutungen und ruft bestimmte Konnotationen hervor. Die Frage ist, welche
der vielen Alternativausdrücke sich langfristig behaupten können, bzw. zu
welchen Bedeutungsverschiebungen es kommt, denn die Sprache braucht
natürlich nicht alle Benennungen als Synonyme. Duden Universalwörterbuch
(2003) bezeichnet Magd als veraltend in der Bedeutung ,dienende weibliche
Person' und als veraltet in der Bedeutung ,Jungfrau' oder ,Mädchen'. Dieses
Wort tritt eindeutig aus dem aktiven Sprachgebrauch zurück. Hausassistentin ist
durch die Korpusanalyse nicht belegbar. Das heißt, dass dieser Begriff entweder
vor 1989 geläufig war und inzwischen nicht mehr gebraucht wird, oder dass es
sich nur um eine zeitweilige Bildung handelte, die wahrscheinlich nur auf die
zeitgemäße Situation bzw. Notstand reagierte, aber kein
!
_Q~llerb~stehen
gefunden hat. Die übrigen drei Benennungen sind belegbar, wobei man
vermuten könnte, dass Hausangestellte aufgrund ihrer Form, die im Plural
geschlechtsneutral und im Singular nur durch den bestimmten Artikel
geschlechtsunterscheidend ist, für geschlechtsabstrahierende1 Äußerungen die
beste Lösung darstellt (neben Haushaltshilfe, die auch geschlechtsneutral ist, die
aber Rajnik (noch) nicht anführt). Außerdem klingt Hausangestellte besser als
Formen mit den Komponenten - hilfe oder -gehilfin. Es handelt sich um einen
jener verhüllenden Ausdrücke (siehe unten), die den Aufgabenbereich der
Person nicht direkt bezeichnen. Aus der zweiten Kette von Rajnik sind Kehrfrau
und Aufräumefrau nicht belegbar. Auch hier wurde inzwischen mindestens ein
geschlechtsneutraler Begriff geläufig: Reinigungskraft.
Anhand
dieser Beispiele lässt sich die enorme Dynamik und
Veränderlichkeit von Sprache auch in kurzen Zeiträumen (Rajnik 1979, Korpus
1989 - 2004) nachvollziehen; diese ist insbesondere dann gegeben, wenn es sich
bei den betrachteten Berufen um niedrigqualifizierte handelt, die einem
außerordentlichen sozialen Druck und dem Drang nach einer besseren
Bewertung durch die Sprachgemeinschaft ausgesetzt sind.
In solchen
Situationen ist die Sprachpolitik oft machtlos - die Mächte des unbewussten
Sprachwandels übernehmen die Vorherrschaft.
18
r
Cl
IV. SOZIOLOGISCH - LINGUISTISCHER HINTERGRUND
UND DIE BERUFSBEZEICHNUNG
Zunächst wurde das Thema ,Sprache und Geschlecht' im Rahmen der
Soziolinguistik behandelt, in der das Geschlecht eine der Variablen neben
Schicht,
Beruf,
Alter
oder
regionale
Herkunft war.
Die
gefundenen
Verbindungen von Sprache, Geschlecht und Macht zusammen mit der sozialen
Diskriminierung der Frauen, die auch in der Sprache bestätigt wurde, haben den
Feminismus in die Sprachwissenschaft hineingetragen. Die feministische
Sprachforschung wurde von Mary Ritchie Key und Robin Lakoff in den USA
begründet. Im deutschsprachigen Raum hat ihre Thesen Senta Trömel-Plötz
verbreitet, wobei sie die amerikanischen Beispiele durch eigene aus dem
deutschen Milieu ersetzt hat. Bahnbrecherisch war für die feministische
Sprachkritik in der Bundesrepublik auch das Buch "Häutungen" (1975) von
Verena Stefan, in welchem die Autorin das Indefinitpronomen "man" durch
"frau" ersetzte.
"Die Ich-Erzählerin schildert die Aufenthaltsbedingungen in der WeIt der
Männer, ihren Aufbruch daraus und die schrittweise Verwandlung von
einem bevormundeten, sprachlosen Geschöpf in eine Person, die sich
Sprache zurechtformt und zu eigen macht" (HÄUTUNGEN 2003).
Die feministische Sprachkritik spielte zweifelsohne die entscheidende Rolle
bei den Neubenennungen der weiblichen Berufe, aber es gab noch weitere
Faktoren,
die
den
rapiden Sprachwandel
im
Bereich der
femininen
Berufsbezeichnungen unterstützt haben. Die berufliche Emanzipation der
• 1"
,"'j<'"L-A~ __~{
./",,'
v-
Frauen, die Tatsache, dass rnefuiind mehr Frauen an allen Gebieten des
beruflichen Lebens teilnehmen, muss sich gesetzmäßig in der Sprache
widerspiegeln. Es gibt kaum noch Berufe und Funktionen, die ausschließlich
von Männern ausgeübt werden. Des weiteren tritt seit Ende des zweiten
Weltkriegs sehr stark der Prestigefaktor und die damit verbundene Umwertung
des existierenden Berufswortschatzes hinzu. Der Beruf und die mit ihm
verbundene Einkommenslage wurden zum dominierenden Gliederungsprinzip
in der Gesellschaft. Immer mehr Berufsgruppen wurden mit ihren alten
19
Bezeichnungen unzufrieden, denn mit einem Beruf übernimmt man auch immer
eine soziale Rolle. Besonders im Dienstleistungsbereich haben neue Wörter sehr
häufig eine Abwertung der früheren Berufsbezeichnungen hervorgerufen. Der
Umwertungsprozess, oft von zunehmendem Prestige unterstützt, ermöglicht
durch
vorteilhaftere
Konnotationen,
durch
mehrere
inhaltliche
Deutungsmöglichkeiten, durch Verwendung von Euphemismen, Verhüllungsoder Fremdwörtern eine enge Verbindung mit sozial höherstehenden
Berufsgruppen. Oksaar führt unter den soziopsychologischen Kriterien der
Wahl
der
Berufsbenennungen
die
Realisation
von
drei
zusätzlichen
Perspektiven an:
1. Überordnung.
Sie kommt entweder direkt oder indirekt zum Ausdruck. Den ersten Fall
repräsentieren alle Komposita mit Chefin, indirekt ist sie implizit anwesend bei
Landwirtin oder landwirtschaftliche Unternehmerin.
2. Bildungsebene.
Sie wird bei einigen Bezeichnungen verbal hervorgehoben, indem der
Bildungsstand Teil der Benennung ist: akademische Malerin, Diplomingenieurin.
3. Ausdruck und Appell.
Sie kommen besonders bei hauswirtschaftlichen Berufen, sowie Reinigungs- und
Sozialpflegeberufen zum Ausdruck. Es herrscht große Variation von Bildungen
mit -hilfe, -gehilfin oder -helferin, -pflegerin oder -betreuerin. Die Semantik solcher
Benennungen drückt einen psychologisch gezielten Appell aus, denn
"Hilfe oder Pflege braucht jemand, der ohne dies nicht auskommen kann
und dadurch auch im Abhängigkeitsverhältnis zu dem Helfenden und
Pflegenden steht. Diese Tatsache ruft sprachlich eine ganz andere
Beziehung zwischen Arbeitsgeber und Arbeitsnehmer hervor als z. B. die
Ausdrücke mit Diener als einer Komponente. Hilfe und Gehilfin haben als
Ausdruck und Appell im hauswirtschaftlichen Bereich eine Parallele in
Stütze ..." (OKSAAR 1976: 121f.)
Das Sich-Verstecken und das Sozialprestige sind die Hauptgründe dafür,
warum konkurrierende Synonyme und Inhaltsveränderungen wie Putzfrau,
Putzhilfe,
Reinmachefrau,
Raumpflegerin,
Hausgehilfin
oder
Hausangestellte
erfunden wurden. Zum Beispiel ist die Bezeichnung Raumpflegerin laut Küpper
20
schon gegen 1955 als scherzhafte Bildung entstanden. Seit 1961 sind die Formen
Raumpfleger und Raumpflegerin in der offiziellen Berufsstatistik zu belegen, und
Raumpflegerin überwiegt bei weitem in den Anzeigen vor Benennungen wie
Putzfrau, Putzhilfe und dergleichen. Jedoch, als Reaktion der Gesellschaft auf
diese durch Prestige bedingte Neubezeichnung entstand eine Reihe von
scherzhaft-ironischen
Parke ttakroba tin
oder
Bildungen
wie
Staubsaugerpilotin
Parkettmasseuse,
(OKSAAR
Parkettkosmetikerin,
1967:
206ff.).
Solche
Ausdrücke dienen aber nur der zeitweiligen Fesselung der Aufmerksamkeit und
wenn sie trotzdem eine gewisse Geläufigkeit erlangen, dann eher in der
gesprochenen Sprache. Sie sind im Korpus nicht belegbar, aber eine ähnliche
I/'
lustigeBezeichnung erscheint dort doch einmal- die Fussbodenmasseuse.
, T--'--,_j
Sozialpsychologische Gründe hat auch die Meidung der femininen
Berufsbezeichnungen von Frauen, die Prestigeberufe ausüben. Wegener, Köhler
und Kopsch sehen den Grund dafür, dass sie dem Maskulinum oft Vorzug
geben, in der Tatsache, dass sie gelernt haben, die Welt aus der Perspektive der
Männer zu sehen. Sie fühlen sich mitgemeint und anerkannt, wenn sie mit
"Liebe Juristen" angeredet werden, und werden sich hüten, eine Rede mit
"Liebe Juristinnen und Juristen" einzuleiten, weil sie sich nicht in die
,Frauenecke'
stellen
lassen
wollen.
Sie
wollen
keine
abgeleitete
Berufsbezeichnung. Sie wollen vergessen machen, dass sie eine Frau sind, und
dagegen deutlich machen, dass sie eine Position unabhängig von ihrem
Geschlecht kompetent ausüben, (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH 1990: 17ff.). /
Manchmal wird für dieselbe Person einmal das Maskulinum und ein anderes
Mal das Femininum verwendet. Solche Schwankungen entstehen aus der
gleichzeitigen
Existenz
der
beiden
Varianten
und
zeigen
die
Ausdrucksunsicherheit der Sprachgemeinschaft im Sprachgebrauch (SAMEL
2000: 123).
Mit der Frage des Sozialprestiges hängt auch die häufige (und mittlerweile
weitgehend standardisierte) Meidung der Worte Arbeiter(in), Fräulein (als
Anrede) und Mädchen in den Zusammensetzungen zusammen: Wissenschaftlicher
Hilfsarbeiter heißt jetzt wissenschaftliche Hilfskraft und die als minderwertig
21
empfundenen Berufsbezeichnungen Kinder- und Zimmermädchen werden durch
Kinderbetreuerin und Hotelangestellte ersetzt. Bezeichnend ist jedoch, dass die
Fürsorgerin offiziell zur Sozialarbeiterin wurde (OKSAAR 1967: 215). Diese
Tendenz zeigt eindeutig auch die Korpusanalyse, in der Sozialarbeiterin fast 25
mal öfter vorkommt als Fürsorgerin. Fräulein als Anrede und Bezeichnung
unverheirateter Frauen1 ist vom Sprachgebrauch völlig verschwunden und hält
sich nur noch als Pendant zu Ober in Gaststätten (WEGENER, KÖHLER,
KOPSCH 1990: 21).
Es ist einleuchtend, dass die Sprachgemeinschaft in der Bildung,
Umwertung und Wahl der Berufsbezeichnungen nicht einheitlich verfährt und
ihrer Diversifikation halber wahrscheinlich nicht einheitlich vorgehen kann.
Nicht nur die Individualität der Sprachbenutzer und Sprachbenutzerinnen,
sondern auch die Verschiedenartigkeit der sprachlichen Akte erfordern eine
riesige Flexibilität und Vorsichtigkeit im Umgang mit den Berufsbezeichnungen.
Es gibt drei sozial-linguistische Bereiche, die bei der genauen Verfolgung der
Einzelfälle zu berücksichtigen sind:
1. Motive und Quellen der Benennung.
Warum funktioniert die Bezeichnung nicht mehr und deshalb der Wandel
initiiert wird? Woher kommen die Alternativen? Wird damit das beabsichtigte
Ziel überhaupt erreicht?
2. Interessenten an der Veränderung.
Wer soll von der Umbenennung profitieren? Geht die Initiative von den
Rollenträgern hervor, die sich mit der Bezeichnung benachteiligt fühlen, oder
handelt es sich um eine ,von oben' gesteuerte Aktivität, die erst sekundär zu den
eigentlichen Rollenträgern gelangt? Oksaar führt interessante Fälle an, in denen
sich die Arbeitgeber darum bemühen, mit Hilfe der Prestigebezeichnungen neue
Lehrlinge
für
handwerkliche
Mangelberufe
zu
werben.
Neue
Berufsbenennungen sollen den Eindruck der sozial höherstehenden Berufe
11972 - Erlass des Bundesnrinisteriums des Innem (BRD) zur Anrede weiblicher Erwachsener
(Frau statt Fräulein) (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH, 1990, 153).
22
hervorrufen und als Motivationselement auf Jugendliche wirken (OKSAAR
1970: 288).
3. Verwendungsbereich der neuen Wörter.
Werden die Neubildungen im offiziellen Sprachgebrauch verwendet oder
,nur' in der Umgangssprache? Lassen sich Unterschiede im Gebrauch zwischen
den Rollenträgern selbst und anderen Sprechenden und Schreibenden
feststellen? Die Sprache als Kommunikationsmittel vermittelt nicht nur den
Inhalt selbst, sondern gemäß der Wahl der sprachlichen Einheiten gibt auch
zahlreiche Informationen über die SprachproduzentInnen.
23
v. THESEN UND GEGENTHESEN DER FEMINISTISCHEN
SPRACHWISSENSCHAFT
Wie oben bereits erwähnt, spielen bei der Aneignung der Sprache die
Ansichten und Interpretationen der unmittelbaren Umgebung eine Rolle. Die
Perspektive, die dabei vorgestellt wird, bleibt zusammen mit den sprachlichen
Strukturen tief im Bewusstsein der Menschen verankert. Sprache ist das erste
Abstraktionsmodell,
das
es
Kleinkindern ermöglicht,
die Vielfalt von
Eindrücken zu ordnen und zu begreifen. Die kommunikativen und sprachlichen
Regeln der Gesellschaft spiegeln immer den Zeitgeist wider. Die Sprache ist ein
wichtiges Mittel des Ausdrucks unseres Bewusstseins. Mit der Sprache lernt
man gleich auch die Geschlechterdifferenzierung und eigene Geschlechterrollen
in der Gesellschaft. Die Reihenfolge Vater - Mutter - Kind oder Bruder Schwester gilt nicht nur in der Sprache, sondern auch in der Realität. Die
grammatische Reihenfolge entspricht der sozialen Rangordnung (WEGENER,
KÖHLER, KOPSCH 1990: 16), oder eher umgekehrt hat sich die Wahrnehmung
der sozialen Rangordnung in die Reihenfolge der Wörter projiziert. Und wir
reagieren entsprechend den Rollenerwartungen, die wir seit der Kindheit in der
Gesellschaft beobachtet und gelernt haben.
Die Geschlechterrollen treten zwar in der heutigen Gesellschaft im
Wesentlichen zurück, aber die Bedeutung der Geschlechtsunterscheidung
nimmt an Wichtigkeit zu. Das Verhältnis zwischen den Geschlechterrollen und
den sprachlichen Mitteln, mittels derer man über die Geschlechter referiert, hat
sich also im Vergleich zu früher umkehrt. Heute überschreiten viele Männer
und Frauen den Umfang der traditionell verstandenen Geschlechterrollen, was
aber meistens von der Gesellschaft toleriert bzw. sogar positiv, als fortschrittlich,
angenommen wird. Dagegen wird aber die sprachliche Unterscheidung der
Geschlechter gefordert und deswegen sollte jeder Verstoß in der Wahl der
geschlechterunterscheidenden Kommunikationsmittel gemieden werden. Keines
der Geschlechter darf unausgedrückt bleiben oder irgendwie sprachlich
benachteiligt werden, wenn über es (auch) die Rede ist.
24
Was die weiblichen Titel- und Berufsbezeichnungen betrifft, bereitet ihre
Bildung im Deutschen keine unüberwindlichen Sprachschwierigkeiten. Die
Wortbildungsmöglichkeiten lassen es bis auf ein paar Ausnahmen (meist
Fremdwörter) zu, weibliche Formen zu bilden. Dieter Zimmer behauptete schon
1988: "Es wirkt fast schon lächerlich, nicht Anwältin, Inspektorin, Mechanikerin zu
sagen, wenn von einer Frau die Rede ist." (ZIMMER 1988: 73)
Andere Ergebnisse stellen sich ein, wenn Wörter Frauen und Männer
gleichzeitig bezeichnen und geschlechtsabstrahierend wirken sollen. Die
Linguistin
Wendy
Martina
fand
heraus,
dass
bei
jenen
neutralen
Personenbezeichnungen2, die sich sowohl auf Frauen als auch auf Männer
beziehen können, meistens die männliche Fortsetzung gewählt wird (von
Frauen zu 56%, von Männern sogar zu 74%). Weibliche Formen werden zu 8%
von Frauen und nur zu 2% von Männern gewählt. Der Rest verwendet andere
Ausdrucksweisen. Die Tatsache, dass man sich den geschlechtsneutralen
Personenbegriff einmal als Frau und einmal als Mann vorstellt, hängt meist
davon ab, ob man beim Anhören oder Lesen des Satzes eine Frau oder einen
Mann vor Augen gehabt hat. Bei manchen Frauen soll es auch die Sache der
Gewohnheit sein, dass sie die männlichen Formen verwenden, als ob es sich um
einen Mann handeln würde. Die Männer-Bezogenheit ist oft auch durch Artikel
und
grammatische
Endungen
der
maskulin
ausgewiesenen
Personenbezeichnungen gestärkt (ZIMMER 1988: 77f.).
Der Umgang mit den maskulinen und femininen Formen ist heute in der
Praxis sehr unterschiedlich und hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab.
Es gibt Unterschiede nach Textsorten (offizielles Schreiben vs. informeller Brief),
regionale Tendenzen (bspw. wird in der deutschsprachigen Schweiz deutlich
häufiger gesplittet als in Deutschland, (HENTSCHEL, WEYDT 2003: 167)),
persönliche Wünsche einzelner Sprecher (Verwendung der männlichen Formen
in
Bezug
auf
Frauen
bei
Prestigeberufen
vs.
Wunsch
der
ersten
Bundesministerin Frau Dr. Schwarzhaupt als Frau Ministerin angeschrieben zu
2
Ich verstehe Berufsbezeichnungen als eine Untergruppe der Personenbezeichnungen.
25
werden (1962) (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH 1990: 153)), Unterschiede
zwischen der gesprochenen und der geschriebenen Sprache u. a.
Wenn gemischtgeschlechtliche Gruppen bezeichnet werden sollen, wird
die Diskussion um Personenbezeichnungen im wesentlichen von zwei
unterschiedlichen Auffassungen bestimmt, in denen es sich um das Maskulinum
handelt: Entweder wird das Maskulinum generisch verstanden und hat also die
semantische Markierung [geschlechtsneutrall, oder ist eindeutig männlich
konnotiert, damit [nicht geschlechtsneutral] (SAMEL 2000: 64) und für die
Bezeichnung der gemischtgeschlechtlichen Gruppen ungeeignet. Von dem
zweiten Standpunkt ausgehend wird über das Deutsche heutzutage unter
anderem behauptet:
a) Die deutsche Sprache ist ,männlich' geprägt, sie spiegelt eine ,männliche'
Sicht der Welt wider. Die Frauen haben nicht die gleichen Chancen des
Gemeintseins wie die Männer. Die deutsche Sprache ist sexistisch,
"wenn sie Frauen und ihre Leistungen ignoriert, [ ... ] wenn sie Frauen in
Abhängigkeit von oder Unterordnung zu Männern beschreibt, wenn sie
Frauen nur in stereotypen Rollen zeigt und/oder anspricht und ihnen so
über das Stereotyp hinausgehende Interessen und Fähigkeiten nicht
zugestanden werden; sie ist sexistisch, wenn sie Frauen immer wieder durch
herablassende Ausdrücke demütigt und lächerlich macht." (HELLIGER
1990: 127)
b) Bei den geschlechtsbezogenen Ausdrücken und Formulierungen
insbesondere für Amts- und Berufsbezeichnungen wird oft nur die ,männliche'
Form verwendet (z. B. der Bauherr, der Beamte, der Minister, der Studierende usw.)
und nicht auch die Bauherrin, die Studierende usw. In solchen Formulierungen
kämen Frauen sprachlich nicht vor, sie sind "nicht erwähnt, einfach nicht
genannt, nicht beachtet, übersehen und ignoriert", auch wenn man behauptet,
sie seien selbstverständlich mitgemeint, da "die maskuline Bezeichnung sowohl
für Frauen als auch für Männer zutreffend, also neutral" (ULRICH 1988: 384) sei.
c)
Maskuline und feminine Ausdrücke sind semantisch asymmetrisch.
Das Femininum hat einen niedrigeren Rang als das Maskulinum, wie es z. B. bei
dem Wortpaar Sekretär - Sekretärin der Fall ist.
26
d) Die Bezeichnung einer Frau mit einem Maskulinum wird als
Aufwertung angesehen (Vera ist ein zweiter Mozart). Die Bezeichnung eines
Mannes mit einem Femininum (Memme) oder schon der Vergleich mit dem
weiblichen Geschlecht (heulen wie ein Weib) wird als Degradierung empfunden
(SAMEL 2000: 43).
Das Denken in Klischees wird durch Gebrauch von
asymmetrischen festen Wendungen wie Milchmädchenrechnung, die nicht in
*Milchjungenrechnung umgewandelt werden kann, weiterhin gefestigt. Die
Geschlechtsrollenstereotypen
tauchen
am
stärksten
im
Bereich
der
Phraseologismen und Redewendungen auf, wo die Wendungen abwechselnd
für Frauen oder für Männer diskriminierend sind, obwohl die Asymmetrien
zugunsten der Männer überwiegen (vergleiche aber fleißiges Lieschen, fauler
Heinrich, wo die Zuordnung fleißig zu Frau und faul zu Mann lautet und nicht
umgekehrt (SAMEL 2000: 49, 138)).
e) Die Benachteiligung der Frauen in der Sprache und durch die Sprache,
diese "diskriminierenden sprachlichen Akte", die die Frauen sprachlich
unsichtbar machen, gehen auf eine historisch bedingte "Ungleichheit im
sprachlichen System des Deutschen" zurück (ULRlCH 1988: 384).
f) Eine Lösung "dieses sprachlichen und zugleich sozialpolitischen
Problems" kann daher nur durch eine "Änderung des Sprachsystems" erreicht
werden (ULRlCH 1988: 384).
Diesen Punkten wird in der Diskussion entgegengehalten:
a) "Viele männlich gebrauchte Begriffe werden geschlechtsneutral gedacht
und empfunden" (ULRICH 1988: 384), so dass solche Ausdrücke beide
Geschlechter umfassen.
b)
Die Frauen werden in bestimmten Kontexten bei den sogenannten
geschlechtsneutralen Bezeichnungen vom Typ der Kunde, der Studierende nicht
nur "gemeint", sondern geradezu "genannt", das heißt "bezeichnet" (ULRlCH
1988: 384).
Die Fragen, welche von diesen Thesen, ob überhaupt einige, stimmen, ob
die Fakten richtig interpretiert werden, ob die Frauen tatsächlich durch diese
sprachlichen Fakten benachteiligt werden, bleiben im Zentrum der geschlechts-
27
bezogenen Diskussionen, ohne Anspruch auf vollständige, objektive und
allgemeingültige Lösung.
Nach Karsta Frank wurde durch Untersuchungen bewiesen, dass die
generisch gemeinten Personenbezeichnungen sehr oft geschlechtsspezifisch
verstanden werden, auch wenn die Bedeutungseigenschaft [männlich] nicht aus
dem Kontext hervorgeht. Anders gesagt:
"Frauen generell (und nicht nur einige paranoide Feministinnen) fühlen sich
durch maskuline Formen häufig nicht identifiziert. [... ] Der Grund hierfür
liegt offenbar in einer Prototypenstruktur der maskulinen Formen [... ], sie
unterscheiden sich aber im Grad ihrer Typikalität. Daher verweisen
Formulierungen wie "Der Erwachsene und seine Frau" (Hervorhebung nicht
im Original, M.D.) nicht so sehr auf ein besonders sexistisches Denken der
Verfasserin bzw. des Verfassers; sie reflektieren vielmehr, dass der Mann
gegenüber der Frau der typischere Referent ist. [...] Der Mann wird als
Referent spontan und unmittelbar assoziiert, während die Überlegung, daß
möglicherweise auch auf eine Frau referiert wird bzw. referiert werden
müsste, ein Nachdenken voraussetzt. Offenbar ist jedoch das spontane,
unmittelbare Verständnis zumeist definitiv und wird nur ausnahmsweise im
Nach-denken revidiert oder erweitert." (FRANK 1992: 134)
Über ähnliche empirische Befunde referiert Braun und weist darauf hin,
dass das generische Maskulinum nicht als neutral verstanden wird, sondern ruft
Bilder von überwiegend männlichen Personen hervor oder verursacht, dass die
Rezipierenden meinen, dass die Aussage nicht für Frauen gilt. "Dieser Effekt ist
mittlerweile so häufig belegt, dass er als gesichert gelten kann." Man kann also
nicht behaupten, dass grammatisches Genus und natürliches Geschlecht im
heutigen Sprachgebrauch voneinander unabhängige Kategorien sind. Die
Mehrheit der Sprachbenutzerinnen und Sprachbenutzer nimmt sie als
einigermaßen miteinander zusammenhängend wahr, was sich in ihrem
Sprachverständnis widerspiegelt (BRAUN 1996: 56).
Sirko Schamel (2005) hält die generische Verwendung der männlichen
Formen ebenfalls für problematisch. In dem Satz Die Professoren und ihre
Gemahlinnen waren auf einem Empfang des Rektorats
können die Frauen nicht
mitgemeint sein. Man stelle sich zum Vergleich den Satz Die Professoren und ihre
Ehemänner waren auf einem Empfang des Rektorats eingeladen vor. So sehr sind
Frauen dann offensichtlich doch nicht mitgemeint, denn man kann sie
28
ausnehmen (Professoren und ihre Ehefrauen), was hingegen mit Männern nicht
geht (Formulierungen wie alle Studenten außer den Männern sind nicht möglich)
(SCHAMEL 2005).
Falls die Sprachgemeinschaft zugibt, dass das generische Maskulinum
Frauen benachteiligt und dafür nicht geeignet ist, gemischtgeschlechtliche
Gruppen zu bezeichnen, bleibt immer noch die Frage offen, ob einzelne
Personen, bestimmte Gruppen oder die ganze Sprachgemeinschaft sich der
Mühe unterzieht, "ihre Sprachgewohnheiten zu ändern, weil sie den
traditionellen Sprachgebrauch als benachteiligend erkannt haben, ob sie also die
Sprache als Mittel der Veränderung benutzen wollen" (BRAUN 1996: 57).
29
VI.
RICHTLINIEN ZUR VERMEIDUNG VON
SEXISTISCHEM SPRACHGEBRAUCH
Die ersten deutschen Ratgeber über die Gleichstellung der Frauen und
Männer in der Sprache wurden von HeIliger, Guentherodt, Pusch und TrömelPlötz verfasst und erschienen 1980 in der linguistischen Fachzeitschrift
"Linguistische Berichte". Zuerst wurden sie von Feministinnen im Kontext der
Neuen Frauenbewegung entwickelt und sollten alle Schreibenden (Verfasser
von Gesetzestexten, von Lehr- und Fachbüchern, Radio- und Fernsehtexten u.a.)
auf die sexistischen Ausdrucksweisen in der Sprache aufmerksam machen. Die
Ratgeber wurden in den verschiedensten Formen publiziert: als Bücher,
Broschüren, Faltblätter, oder Zeitschriftenbeiträge. Sie reichten von vorsichtigen
Empfehlungen bis zu strikten Vorschriften. Sie wurden in der Regel von
Linguistinnen, Frauenbeauftragten, Parlamenten, Regierungen, Ministerien oder
kirchlichen Gremien verfasst bzw. verantwortet. Immer wieder provozierten sie
heftige Auseinandersetzungen (SCHLICHTING 1997: 6).
Durch die Empfehlungen für nichtsexistischen Sprachgebrauch oder
Richtlinien zur Gleichbehandlung der Männer und der Frauen in der Sprache
wurden
eingefahrene
sexistische
Denkweisen
und
Verhaltensmuster
aufgebrochen. Im Deutschen bedeutet dies die Auseinandersetzung mit dem
Prinzip ,Mann als Norm - Frau als Abweichung'. Die Diskussion soll neue
Möglichkeiten des Umgangs mit der Sprache zeigen, so dass dieser in der Folge
geschlechtergerecht ist. Häufig wird bebehauptet, dass über Frauen gesprochen
wird, ohne sie jedoch sprachlich explizit zu nennen. Erstens müssten Frauen an
den Stellen sprachlich sichtbar (bzw. hörbar) gemacht werden, an denen sie
neben Männern auch gemeint sind oder gemeint sein können. Und zweitens
müssten Frauen und Männer symmetrisch, d. h. gleichwertig dargestellt
werden. Nach Schlichting ist der nicht-sexistische Sprachgebrauch jedoch
,,'irgendwie' nicht ganz konsequent durchzuhalten und fällt immer wieder
enttäuschend uneinheitlich aus" (SCHLICHTING 1997:6).
30
Die
Linguistinnen
und
Linguisten
bemühten
sich
darum,
eine
befriedigende Lösung zu finden. In allen Vorschlägen ging es darum, die
asymmetrischen Strukturen im Sinne der Gleichbehandlung der Frauen und der
Männer zu beheben. Luise Pusch lehnte die movierten Feminina ab, weil sie sie
als diskriminierend empfand, da sie ihrer Ansicht nach die Zuordnung zu bzw.
die Abhängigkeit von einem Mann symbolisieren. Die Geschlechtsspezifikation
ist diskriminierend, weil sie nur einseitig funktioniert. 1984 behauptete Pusch,
dass entweder keines oder beide Geschlechter markiert werden sollen, nicht
aber nur eines allein. Sie hat vorgeschlagen, die Suffixe -in, -ess, -iss, und -euse
weg zu lassen und die maskuline bzw. feminine Bezeichnung nur durch Artikel
zu unterscheiden (der Professor, die Professor), und für das geschlechtlich
unmarkiertes Archilexem3 das Neutrum zu nehmen (das Professor) (pUSCH 1984:
62f.). Das Schema der Neutralisation durch Wegfallen der femininen Suffixe
zeigt die Tabelle 1:
das Professor
Geschlechtsabstraktion
die Professor, der Professor
Geschlechtsspezifikation durch
Differentialgenus
die weiblichen Professoren, die
männlichen Professoren
Geschlechtsspezifikation durch Attribut
die Professoren
Geschlechtsneutralisation
Tabelle 1: Neutralisation durch Wegfallen der femininen Suffixe
Aufgrund der Tatsache, dass diese Vorschläge keine Akzeptanz fanden
und sich als undurchsetzbar erwiesen, hat Pusch sie später zurück genommen
und anstelle der Abschaffung den forcierten Gebrauch der movierten Formen
propagiert (SAMEL 2000: 74). Dies hat eine Welle von Neubildungen wie
Beamtin, Doktorin, Ministerin, Kanzlerin hervorgerufen.
3
Oberbegriff, der geschlechtsneutral ist, also heide Geschlechter umfasst.
31
Ein ähnlicher Vorschlag stammt von Gerhard Stickel, der im Deutschen das
englische
System
der
Personenbezeichnungen
etablieren
und
so
die
Femininsuffixe abschaffen wollte. Eine Geschlechtsspezifizierung erfolgt dann
nur entweder lexeminhärent (Vater, Mutter) oder attributiv (der weibliche
Professor, der männliche Student). Die Meidung des weiblich markierten Suffixes in würde dazu führen, dass die Grundform (der Politiker) nicht mehr zweideutig
wäre, sondern eindeutig geschlechtsneutral. Pusch hält diesem Vorschlag
entgegen,
dass
sich
kein
symmetrisches
System
der
attributiven
Geschlechtsspezifizierung durchsetzen kann, weil das maskuline Genus der
männlichen Referenz nahe liegt Ge mehr grammatisch erforderliche Maskulina er, sein, ihm, der, dessen, dem, ... - desto mehr).
"Das heißt: Das Denotat der maskulinen Form (der Ingenieur) wird nicht
geschlechtsneutral, da praktisch nur auf Frauen mit der attributiv
spezifizierten maskulinen Form (der weibliche Ingenieur) referiert wird. Bei
männlichen Referenten wird dagegen die spezifizierte maskuline Form (der
männliche Ingenieur) als redundant empfunden und bleibt daher
ungebräuchlich." (FRANK 1992: 128f.)
Für die Argumentation von Pusch spricht die Tatsache, dass auch im
Englischen die generisch gebrauchten maskulinen Formen nicht immer als
geschlechtsneutral empfunden werden, sondern dass oft unterstellt wird, dass
die maskulinen Formen mit der Bedeutungseigenschaft [männlich] gebraucht
und verstanden werden. Stickels Vorschlag würde die sowieso sich verstärkende
Tendenz der Pronomen, eher die Kongruenz mit dem biologischen Geschlecht
des Referenten als mit dem Genus des Bezugswortes zu bilden, wesentlich
unterstützen (FRANK 1992: 128f.).
Pusch vertritt die Ansicht, dass es im Deutschen kaum möglich sei, im
Deutschen die Gleichbehandlung von Männern und Frauen durch die partielle
Feminisierung, d. h. durch die Beidbenennung zu praktizieren. Deswegen
lautete ihr weiterer Vorschlag die "totale Feminisierung" der Sprache. Das
generische Maskulinum ist durch ein "umfassendes Femininum" zu ersetzen,
ein Femininum, das beide Geschlechter gleichzeitig umfasst, also Lehrerinnen
statt Lehrer oder Lehrerinnen und Lehrer zu verwenden (LORENZ 1991: 274). Die
Umkehrung der Position, indem statt des Maskulinums das Femininum
32
generisch verwendet wird, könnte auch eine sprachpolitische Maßnahme sein,
denn es würde den Sprecherinnen und Sprechern die androzentrische
Sprachverwendung bewusst machen. Das generische Femininum verstößt
nämlich gegen die Regel des Patriarchats, nach der ein Mann niemals mit einem
Femininum bezeichnet werden darf. Das System des Deutschen ermöglicht es,
das Maskulinum mit doppelter Bedeutung zu belegen, für das Femininum gilt
dies allerdings nicht (SAMEL 2000: 75f.).
Samel berichtet über Senta Trömel-Plötz's Vorschlag anstelle des
generischen Maskulinums die Beidbenennung (auch "Splitting" oder "partielle
Feminisierung" genannt) zu verwenden, die noch am ehesten von der
Sprachgemeinschaft akzeptiert werden könne (SAMEL 2000: 43). Ihr System
sieht folgendermaßen aus:
die Kundin/ der Kunde
die Kundin und/ oder der Kunde
der Kunde
der Kunde (ein Mann)
Tabelle 2: Das Splitting
Die
feministische
Sprachkritik
hat
das
Thema
der
sprachlichen
Gleichbehandlung von Frauen und Männern zum politischen Ziel erhöht. In der
öffentlichen Verwaltung ist der Begriff der Gleichberechtigung seit über
zwanzig Jahren aktuell. Um die Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu
erreichen, muss der bislang herrschende Sprachgebrauch, den die feministische
Sprachwissenschaft als androzentrisch bezeichnet hat, verändert werden. Damit
werden auch herrschende Sprachnormen kritisiert. Es muss damit gerechnet
werden, dass der von der feministischen Sprachkritik initiierte und unterstützte
Sprachwandel als Teil eines gesamtgesellschaftlichen Wandels verstanden
werden muss. Denn der enge Zusammenhang zwischen dem Sprechen und dem
Denken beeinflusst bei geändertem Sprechen die Bewusstseinsstrukturen und
trägt damit zu der Veränderung der sozialen Wirklichkeit bei (SAMEL 2000:
43f.).
33
Bei
Berufsbenennungen
sollten,
wie
bei
Eigennamen,
Identifikationsbedürfnisse der Betroffenen zum Ausdruck gebracht werden. Die
Frauen können sich deswegen nur schwer einigen, ob die weiblichen
Berufsbezeichnungen moviert (die) Ministerin oder nicht-moviert (der) Minister
gebraucht werden sollten. Einige Frauen identifizieren sich besser mit der
weiblichen Form, andere wollen lieber ,männlich' angesprochen werden. Walter
Henzen meinte, dass die Movierung von Berufsbezeichnungen kein Problem sei,
"sofern nur das zartere Geschlecht es selbst wünscht." (HENZEN 1965: 116).
1975 veröffentlichte das Statistische Bundesamt (SBA) im Vorwort der
Klassifizierung der Berufe eine viel einseitigere Meinung, die jedoch die
männliche Seite zu repräsentieren scheint:
"In der gesamten Systematik wurde wie bisher grundsätzlich die männliche
Form für Berufsbenennungen gewählt. Nur für Berufe, die so gut wie
ausschließlich von weiblichen Personen ausgeübt werden, wurde sie
weibliche Form aufgeführt (z. B. Putzmacherin). Wenn die männliche Form
der Berufsbenennung eine andere Bedeutung hat als die weibliche und
daher anders einzuordnen ist (z. B. Sekretär und Sekretärin), wurden heide
Formen aufgenommen." (GUENTHERODT 1980: 30)
Solche
unakzeptabel
Auffassung muss
sein.
Das SBA
heute für
die
Mehrheit der Menschen
hielt
die
maskulinen Formen für
hier
geschlechtsneutral und für eine gewisse Norm, von der die weiblichen Formen
abweichen. Welche Rolle spielt für die femininen Benennungen die Floskel "so
gut wie ausschließlich" und wann, bei welchem Anteil von Frauen werden sie
nennenswert? Diese Sprachregelung hat Frauen deutlich benachteiligt und
folglich war sie auch verfassungswidrig4. Bestimmte Berufe wurden hiermit
geschlechtsspezifisch gemacht, obwohl in der Tat beide Geschlechter vertreten
sein konnten. Sekretärin müsste dem Geschlecht nach nur Stenotypistin und nicht
etwa
Gewerkschaftssekretärin
heißen.
Und
umgekehrt,
unter
Verbandssekretären könnte keine Frau sein. Guentherodt führt aus:
"Auch hier tragen Frauen, die als
Sekretär genannt zu werden, dazu
Überheblichkeit zu tradieren, wenn
polysem sein könnte, wo doch z. B.
Verbands sekretärinnen darauf bestehen,
bei, eine Sprachideologie männlicher
sie so tun, als ob gerade Sekretär nicht
die mehrdeutige Benennung Kaufmann
GG Art. 3 (3): "Niemand darf wegen seines Geschlechtes {... ] benachteiligt oder bevorzugt
werden."
4
34
den
für den Mann in dem kleinen Laden an der Ecke passt und auch für
jemanden in der Chefetage einer Hamburger Bank." (GUENTHERODT
1980: 30f.)
Sehr fortschrittlich und geschlechterbewusst verfährt Fritz Molle, der in
seinem Wörterbuch der Berufs- und Berufstätigkeitsbezeichnungen ebenfalls
aus dem Jahr 1975 die Berufsbezeichnung Sekretär/in in allen möglichen
Bedeutungen für beide Geschlechter gleichmäßig offen hält. Moviert kommen
bei
Molle
folgende
Diplomsekretärin,
Sekretärin-Zusammensetzungen
Direktionssekretärin,
Filmmeldesekretär/in,
Europasekretärin,
Film (atelier)sekretärin,
sekretär/in, Privatsekretär/in,
Vorstand~!!!~etär/in
vor:
ehefsekretärin,
Fernmeldesekretär/in,
Fremdsprachensekretärin,
Hotel-
(MOLLE 1975).
Die Forderungen über das geschlechtergerechte Deutsch wurden zunächst
in einzelnen Bundesländern in die politisch-parlamentarischen Debatten
einbezogen, an denen auch Linguistinnen teilnahmen (z. B. 1986 bei einer
Anhörung im hessischen Parlament, die die Gleichbehandlung von Frauen und
Männern in Gesetzestexten betraf (SCHOENTHAL 1989: 299». Das Verwenden
der
männlichen
bzw.
weiblichen
Berufsbezeichnungen
in
den
Ausbildungsordnungen wurde im Deutschen gesetzgeberisch seit Ende der
siebziger Jahre durch zwei Sprachregelungen des Bundesministeriums für
Bildung und Wissenschaft (BMBW) geregelt. Die 1976 erschienene Regelung
bestimmte noch, dass in den Texten die maskuline Form der Berufsbenennung
als neutral verwendet werden soll. Die Sprachregelung von 1979 fordert schon
die Nennung beider Formen, der männlichen als auch der weiblichen
(GUENTHERODT 1980: 34). In diesem Sinne wurde dann beispielsweise in der
Neuordnung der Berufsausbildung zum Reiseverkehrskaufmann die weibliche
Form Reiseverkehrskauffrau gebildet (vgl. Bundesgesetzblatt I, Nr. 57, vom
26.9.1979) (HELLINGER 1980: 38). Im Text dieser Ausbildungsordnungen heißt
es jedoch immer noch im Sinne des alten männerorientierten Sprachgebrauch
"Der Auszubildende ...er", obwohl hier die Pluralform geschlechtsneutral gewesen
wäre (GUENTHERODT 1980: 35).
Die
Richtlinie
76/207
der
Europäischen
Gemeinschaft
zur
Gleichbehandlung von Frauen und Männern hinsichtlich des Zugangs zur
\
\.
35
Beschäftigung, Berufsausbildung und zum beruflichen Aufstieg sowie in Bezug
auf die Arbeitsbedingungen erschien am 9. Februar 1976. 1980 wurde die
Richtlinie des EWG-Rates von 1976 in das deutsche Arbeitsrecht umgesetzt; in
das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) wurde daher der §611b eingeführt, wonach
Arbeitsplätze nicht mehr ausschließlich für Männer oder allein für Frauen
ausgeschrieben werden dürfen (HELLINGER, SCHRÄPEL 1983: 42). Im selben
Jahr wurde von ministerieller Seite veranlasst,
dass in Texten aller
Ausbildungsverordnungen im Bundesgesetzblatt und in der offiziellen Liste der
anerkannten
Ausbildungsberufe
geschlechtsneutral
geltenden
außer
Form,
der
auch
Berufsbezeichnung genannt werden muss.
männlichen,
die
bisher
als
Form
der
weibliche
1986 erhielt das
hessische
Haushaltsgesetz erstmals bei Stellenbezeichnungen immer die maskuline und
die feminine Form (SCHOENTHAL 1989: 298). Ein Jahr später beantragten die
politischen Parteien im Deutschen Bundestag die Überprüfung aller Gesetze auf
geschlechtsspezifische
Formulierungen
und
legten
einen
Zeitplan
erforderliche Änderungen vor (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH 1990: 155).
36
für
VII. SPRACHLICHER HINTERGRUND
Es gibt zwei Kategorien im Deutschen - Genus und Sexus, die innerhalb
der Wortklasse der Substantive eine unterschiedliche Rolle spielen. Genus, das
grammatische Geschlecht, ist ein sprachliches Faktum, eine grammatische
Eigenschaft von Substantiven, gleichgültig ob sie Lebewesen oder Unbelebtes
bezeichnen. Sexus betrifft biologische Eigenschaften von bestimmten Lebewesen
und bezieht sich auf das männliche und das weibliche Geschlecht. Das heißt,
dass bei den meisten Substantiven, die geschlechtslose Gegenstände bezeichnen
(Tisch, Theorie, Heft), kein semantischer Zusammenhang zwischen ihnen
existiert. Im Bereich der Berufsbezeichnungen besteht jedoch eine weitgehende,
wenn auch nicht vollständige Übereinstimmung von Genus und Geschlecht,
wenn das semantische Merkmal [weiblich] bzw. [männlich] schon im Lexem
selbst ausgedrückt ist (HENTSCHEL, WEYDT 1994: 146).
Die Berufsbezeichnungen stammen zum größten Teil aus Zeiten, in denen
Frauen nicht außer Haus berufstätig waren und deshalb gab es vorwiegend nur
männliche
Berufsbenennungen.
Analog wurde in solchen Fällen dem
natürlichen männlichen Geschlecht (Sexus) das grammatische Geschlecht
(Genus) Maskulinum zugeordnet: der Müller, der Bauer, der Schmied, der Schneider,
der Kaufmann, der Amtmann, der Schreiber, der Arzt, der Lehrer. Nur die
ausgesprochen weiblichen Tätigkeiten wie die Amme / Hebamme, die Gebärerin, die
Kartenlegerin hatten natürlich feminine Bezeichnungen. Die Sprache hat also das
bezeichnet, was zu bezeichnen war. Die merkmalhafte Form mit dem Suffix -in
(Weberin, Köchin) gab es im Deutschen seit alters her auch - schon im
Althochdeutschen sind die Suffixe -inna und -inne belegbar. Sie bezeichnete
aber die Angehörigkeit der Frau zu ihrem Ehegatten, der den Beruf ausübte. Das
Bedürfnis nach den Benennungen der weiblichen Berufsangehörigen hängt mit
der
sozialen
Entwicklung
der
Gesellschaft
zusammen,
seitdem
die
Berufstätigkeit der Frauen massiv zugenommen hat. Zuerst griff man nach den
schon
existierenden
abgeleiteten
Benennungen
für
die
Frauen
der
Berufsangehörigen, die von da an auch weibliche Berufe bezeichneten (die
37
Bäuerin). Mit der Frauenemanzipation und der fortschreitenden Zunahme der
berufstätigen Frauen wurden allmählich die Bezeichnungen der Frauen durch
den Titel des Mannes verdrängt.
Oksaar spricht in ihrer Studie von 1970 von einer Tendenz, auch bei den
neueren Berufen die weiblichen Berufsausüber durch das Suffix -in zu
kennzeichnen (OKSAAR 1970: 293). Heute wird dieser Vorgang mehr oder
weniger als Selbstverständlichkeit erachtet. Jedoch handelt es sich dabei noch
nicht um allgemein gültigen Sprachgebrauch. Man findet Berufsbezeichnungen,
bei denen die Movierung oft ignoriert wird. Es handelt sich vor allem um
höhere Prestigeberufe, bei denen sich die feminine Form allgemein nicht
durchgesetzt hat (SAMEL 2000: 57). Einige Frauen in höherstehenden Berufen
oder
typisch
Männerberufen
legen
auf
die
maskuline
Form
ihrer
Berufsbezeichnung Wert und lehnen mindestens zeitweilig die feminine Form
ab (SCHOENTHAL 1998: 11).
Für die generelle Verbreitung der movierten Form in den letzten 30 Jahren
spricht auch die Tatsache, dass Oksaar (1970) die Verwendung bzw.
Nichtverwendung des Suffixes -in noch als bedeutungsunterscheidend
beschrieben hat. Nach ihrer Auffassung bedeutet Maler in Bezug auf eine Frau
das Ausüben des Malerhandwerks, wobei die movierte Form Malerin einen
Künstlerberuf bezeichnet (OKSAAR,1970, 293). Diese Unterscheidung wurde
durch feministisches Verlangen verwischt. Im heutigen Gebrauch wird die
feminine Form eindeutig bevorzugt, ohne Hinsicht auf die Bedeutung, die der
Kontext unmissverständlich bestimmt.
Diese Erläuterungen machen deutlich, dass es im Deutschen keine
Probleme mit der Bildung der femininen Formen gibt, falls sich die Referenz nur
auf Frauen beziehen soll. Und wenn einige Frauen es bevorzugen, die movierten
Formen zu meiden, können sie dies in Bezug auf ihre Berufstätigkeit problemlos
tun. Die wirklichen Probleme mit der Ausdrucksweise stellen jene Situationen
dar, in denen beide Geschlechter zusammen gemeint sind.
38
Im Sprachgebrauch benötigt man also neben den geschlechtsdifferenzierten
Formen noch eine Bezeichnung, die vorn Geschlecht abstrahiert und dann
verwendet wird, wenn das Geschlecht der Person unberücksichtigt bleiben soll.
Solche dreigliedrige Oppositionen, in denen normalerweise einer der Termini
merkmallos ist, sind im Deutschen keine Ausnahme. Der merkmallose Terminus
kann auch die markierten Termini vertreten, nicht aber umgekehrt (ULRICH
1988: 392f.). So gibt es:
merkmallos,
Rind
geschlechtsneutral
.--
Stier- Kuh
Kind
markiert,
Sohn - Tochter
geschlechtsspezifisch
Tabelle 3: Die dreigliedrige Opposition bei Tier- und Personenbezeichnungen
Bei den Berufsbezeichnungen treten als solche Archilexeme oft die
männlichen Benennungen auf, die in der Regel morphologisch einfacher sind als
die weiblichen Ableitungen (ULRICH 1998: 131):
der Lehrer 1
=
Geschlechtsabstraktion,
generisches MaskulinumS
= Geschlechtsspezifikation
der Lehrer 2 - die Lehrerin
Tabelle 4: Die dreigliedrige Opposition bei Berufsbezeichnungen
Der Lehren bezeichnet "jemanden, der lehrt" . Das Suffix -er hat
semantische Merkmale [menschlich] und [Agens]. Der Lehrer2 bedeutet dagegen
"ein Mann, der lehrt", hier kommen die semantischen Merkmale [Agens] und
[männlich]
zum
Ausdruck.
Das
Movierungssuffix
-In
In den Vorschlägen der Leitfäden ist die Verwendung des Maskulinums als
geschlechtsabstrahierender Form ausgeschlossen (SCHLICHTING 1997: 10).
5
39
gilt
nur
als
Femininindikator, entsprechend Lehrer2: [Agens] und [weiblich] (OKSAAR
1976: 73). Der Satz Alle Studentinnen schreiben am Mittwoch eine Klausur bezieht
sich eindeutig auf weibliche Personen. Alle Studenten schreiben am Mittwoch eine
Klausur bezieht sich hingegen normalerweise (d. h. wenn nichts anderes
präzisiert wird) sowohl auf männliche als auch auf weibliche Studierende. Die
Opposition [männlich] - [weiblich] ist in solchen Fällen neutralisiert (ULRICH
1988: 392). Aus Gründen sprachlicher Vereinfachung wird in Zusammenhängen,
in denen das Geschlecht irrelevant ist, das Archilexem verwendet, wobei die
weiblichen Personen trotz der grammatisch maskulinen Ausdrucksweise
,mitgedacht' sind. Daher ist die Mehrdeutigkeit vieler Benennungen, deren
Archilexem äußerlich mit der männlichen Bezeichnung zusammenfällt6, in Kauf
zunehmen.
Es ist zu sehen, dass sprachliche Symmetrie, also die sprachliche
Gleichbehandlung von Frauen und Männern, in einer Genussprache kaum zu
erreichen ist. Frauen und Männer können gleichzeitig und gleichberechtigt
gesehen oder gemalt werden - im Raum. Aber Sprache vollzieht sich in der Zeit,
fordert ein Nacheinander, ein Vor- und Nachordnen, und das erscheint als
Über- und Unterordnung (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH 1990: 11).
6 Das Maskulinum muss nicht unbedingt der neutrale Terminus der Opposition Maskulinum Femininum sein. Das Femininum kann ebenso gut das neutrale Terminus sein: so beim ArtikelSingular der, die, das, Plural aber die, wie beim Femininum Singular; beim Personalpronomen er,
sie, es, im Plural aber sie; Bruder und Schwester sind Geschwister und nicht *GebYÜder (ULRICH
1988: 395).
40
VII. DIE MÖGLICHKEITEN DER SICHTBARMACHUNG
DER FRAUEN BEI DEN BERUFSBEZEICHNUNGEN
IM DEUTSCHEN
1.
Denotatspezifika
Denotatspezifika sind Bezeichnungen für Berufe, die hauptsächlich von
Frauen ausgeübt werden: Kosmetikerin, Näherin, Säuglingspflegerin, gebärerin,
Kartenlegerin. Äußerlich handelt es sich zwar um movierte Formen, sie haben
aber meistens kein entsprechendes Maskulinum. Falls das Bedürfnis nach der
maskulinen Bezeichnung entsteht, wird sie von der femininen Form durch den
Verlust des Suffixes -in gebildet. Die maskulinen Formen Kosmetiker, Näher,
Säuglingspfleger, Gebärer und Kartenleger sind belegbar, auch wenn es zu einer
~-----_
... _-
Bedeutungsverschiebung kommen kann. Dies ist der Fall beim Kosmetiker, der
laut Duden Universalwörterbuch aus Kosmetikerin mit der Bedeutungsänderung
"Laborant in der Kosmetikindustrie" rückgebildet wurde.
2.
Eigenständige Lexeme
Ähnlich wie bei Denotatspezifika handelt es sich bei mit eigenständigen
Lexemen
bezeichneten
Benennungen
überwiegend
um
Frauenberufe:
Krankenschwester, Ballerine/BallerinafBalleteuse, Hebamme. Die Entstehung der
männlichen Form setzt ein anderes Wortbildungsverfahren als Ableitung
voraus: Krankenpfleger, Balletttänzer, Entbindungspfleger. In der Regel werden
neue von der femininen Bezeichnung unabhängige Maskulinbenennungen
gebildet.
Sowohl für Denotatspezifika als auch für eigenständige Lexeme gilt, dass
bei Änderung der außersprachlichen Realität, d. h. wenn in solchen Berufen
auch Männer angestellt werden, die Sprache adäquat reagiert. Schoenthal führt
aber an, dass das Bedürfnis, die in traditionelle Frauenberufe eintretenden
Männer nicht zu diskriminieren stärker ist, als das Bedürfnis, die Frauen in
Männerberufen nicht zu diskriminieren (z. B. Änderung des Hebammengesetzes
1985 um Männern als Entbindungspflegern den Zugang zu diesem Beruf zu
41
eröffnen) (SCHOENTHAL 1998: 16). Als der Beruf der Kindergärtnerinnen und
der Fürsorgerinnen nicht mehr ausschließlich von Frauen ausgeübt wurde,
wurden aus Kindergärtnerinnen Erzieherinnen und Erzieher (RAJNIK 1979: 119f.)
und aus Fürsorgerinnen Sozialheljerinnen und Sozialheljer. Samel bestätigt
Schoenthal und Rajnik in der Ansicht, dass das Maskulinum in diesen Fällen
,vorrangig' zu sein scheint. Denn es konnten maskuline Rückbildungen
(Kindergärtner, Fürsorger) eingeführt werden, statt aus neuen maskulinen
Bezeichnungen wiederum Feminina abzuleiten (SAMEL 2000: 48).
Die
Korpusanalyse beweist aber, dass in der Sprache in der Tat nicht so strikt
vorgegangen wird, weil die Formen Kindergärtner und Fürsorger auch belegbar
sind. Es stimmt jedoch, dass in diesen Fällen ein Umwandlungsprozess in Gang
gesetzt wurde, der ein größeres Ausmaß erreichte, als vom Sprachsystem her
notwendig war. Ein ähnlicher Wechsel betraf die Bezeichnung Krankenschwester,
zu der kein *Krankenbruder, sondern Krankenpfleger gebildet wurde. Greve, Iding
und Schmusch (2002) vermuten, dass sich die Krankenschwester zu einer
Krankenpflegerin entwickeln wird. Diese Form ist tatsächlich im Korpus belegbar
und Duden Universalwörterbuch (2003) führt beide Benennungen als Synonyme
eIn.
3.
Movierte Feminina
Movierung (Motion) ist ein Wortbildungsprozess, der explizit Substantive
des anderen Geschlechts von einer Basis ableitet, die eine Personen- oder
Tierbezeichnung darstellt (DOLESCHAL 1992: 22).
Maskulinmovierung, d. h. Vorgang, bei dem feminine (weibliche)
Substantive durch Suffigierung in maskuline (männliche) Entsprechungen
überführt werden, kommt im Deutschen sehr selten vor. Um ein Beispiel der
Berufsbezeichnung anführen zu können, muss ich zum Wort Hure -7 Hurer
greifen, das wahrscheinlich der einzige Vertreter dieser Wortbildungsgruppe ist.
Bei der Femininmovierung kommt der umgekehrte Prozess zustande. Die
Femininmovierung ist weitaus gebräuchlicher und produktiver als die
42
Maskulinmovierung. Besonders Berufsbezeichnungen und Titel wurden primär
für Männer geschaffen.
Das weitaus produktivste Suffix der Femininmovierung ist mit mehr als
90% das Suffix -in, dass an beinahe alle maskuline Berufsbezeichnungen, mit
Ausnahme von denen, die auf -ling und -erich ausgehen, affigiert werden kann:
Lehrer
~
Lehrerin, Professor
~ Professorin,
Prokurist
~ Prokuristin,
Wirt
~ Wirtin.
Wenn die maskuline Basis das Flexionssuffix -e aufweist, wird dieses
getilgt: Biologe
~
~
Biologin, Logopäde
Logopädin (HENTSCHEL, WEYDT 1994:
147). Bei einem deverbativen Maskulinum, bei dem das zugrundeliegende Verb
auf -ern ausgeht und die maskuline Form auf -erer, schwankt das Suffix des
femininen Substantivs zwischen -erer und -er. Die Form, in der ein -er ausfällt,
ist jedoch viel häufiger: der Zauberer
~
die Zauberin, die Zaubererin (DUDEN 9).
Femininmovierung mit Umlaut kommt nur in lexikalisierten Bildungen vor
und ist nicht mehr produktiv (DOLESCHAL 1992: 26ff.). Bei Femininausdrücken
mit Umlaut ist die Möglichkeit der Kürzung durch Schrägstrich, Klammer,
Binderstrich oder Großbuchstabe problematisch (siehe unten). : Arzt ~ Ärztin ~
ÄrztIn, Koch ~ Köchin ~ Köch/in, Rat ~ Rätin ~ Rät(in). Solche Schreibweisen
kommen ab und zu vor, auch wenn sie sehr schwer lesbar sind.
Zu den fremden Femininmovierungssuffixen zählen die Suffixe -ess (-esse)
und -isse: Steward
~
Stewardess.
Das Suffix -eu se ist nur auf die Ableitungsbasis -eur beschränkt. Als
Konkurrenzform tritt hier das Suffix -in auf: Friseur
Masseur
~
MasseusejMasseurin, Chauffeur
~
~
FriseusejFrisösejFriseurin,
Chauffeuse/Chauffeurin. Solche
Bildungen unterscheiden sich stilistisch und/ oder regional, wobei sich bei
näherer Bestimmung der Unterschiede die Geister scheiden (DOLESCHAL 1992:
27f.). Dessen ungeachtet sind trotzdem alle Formen in der Korpusanalyse (auch
wenn sich mein Korpus auf BRD-Texte beschränkt) belegbar. In einer späteren
Studie führt Doleschal (1995) an, dass sich lI-in in den letzten Jahren immer
mehr
als
die
"französisierenden"
neutrale
Suffixe
Bildungsform
eher
durchsetzt,
euphemistisch
zu
während
verstehen
die
sind"
(DOLESCHAL 1995: 112). Da es sich hierbei nicht um ein grammatisches
43
Phänomem handelt, sondern vielmehr die Einschätzung der Sprechenden eine
Rolle spielt, ist hier keine einheitliche Meinung zu erwarten. Nach Ljungerud
gab es Anfang der 70er Jahre keine movierten Formen auf -in bei Souffleuse und
Jongleuse (LJUNGERUD 1973: 151). Das gilt heute nicht mehr - sowohl
Souffleurin als auch Jongleurin sind im Korpus belegbar.
Am Rande steht das Suffix -trice,
mittels dessen aber oft keine echten
Movierungen entstehen, denn die Basisbedeutung ist verändert: Direktor -7
Directrice/Direktrice (kein weiblicher Direktor, sondern Abteilungsleiter, z. B. in
einem Warenhaus).
Ähnlicher semantischer Wandel ist auch bei den
Berufsbenennungen Sekretär und Sekretärin oder Ober (Kellner) und
Q~(!rin
(Vorsteherin der Schwesternschaft eines Krankenhauses)(RAJNIK 1979: 119) zu
finden. Der Ausdruck "Frau Ober!" wurde im Zusammenhang mit dem
Schwund des Wortes Fräulein, das als besonders diskriminierend im Beruf galt,
von der Gesellschaft für deutsche Sprache alternativ vorgeschlagen. Jedoch
haben solche künstlich erzeugten Ausdrücke nur geringe Chancen, von den
Sprechenden angenommen zu werden (GENZMER 1995: 330). Da die
Movierungsbildungen keine grammatischen Formen eines Wortes sind, sondern
selbstständige lexikalische Einheiten, sind die Bedeutungsveränderungen in
Kauf zu nehmen (DOLESCHAL 1995: 112).
4.
Komposita
Bei Komposita handelt es sich um Zusammensetzungen mit Lexemen, die
eine weibliche Bedeutung haben, wie -frau, -mädchen oder -dame: Bürokaufmann
-7 Bürokauffrau, Putzmann -7 Putzfrau, Barmann -7 Barfrau/Bardame, Steuermann
-7 Steuerfrau.
Das Wort -frau kann in allen Fällen anstelle des Wortes -mann angehängt
werden. Das Lexem -mädchen wird heutzutage als minderwertig empfunden
und deshalb häufig gemieden, stattdessen durch Neubildungen ersetzt:
Kindermädchen -7 Kinderbetreuerin, Zimmermädchen -7 Hotelangestellte.
In
einigen
Fällen
konkurrieren
die
Formen
auf
-in
mit
den
Zusammensetzungen. Rajnik unterscheidet noch zwei mögliche Varianten der
44
Bedeutung: Entweder bezieht sich die movierte Konstruktion auf den Beruf und
die Zusammensetzung auf die Frau des Mannes, der den Beruf ausübt: Gärtnerin
- Gärtnersfrau, Hausmeisterin - Hausmeisterfrau; oder haben beide Formen fast die
gleiche Bedeutung (RAJNIK 1979: 128). Das Suffix -in weist hier also entweder
die semantischen Merkmale [Agens] und [weiblich] oder [weiblich] und
[verheiratet] auf (OKSAAR 1976: 73). Die Bildungen mit -frau u. Ä. sind jünger
als jene mit dem Suffix: Wäscherin - Waschfrau, Bäuerin - Bauersfrau, Bäckerin Bäckersfrau, Fleischerin - Fleischersfrau (RAJNIK 1979: 128). Im heutigen Deutsch
ist die Bezeichnung der Frau mit dem Beruf ihres Mannes kaum noch
vorstellbar.
5.
Substantivierte Adjektive und Partizipien
Substantivierte Adjektive und partizipiale Berufsbenennungen haben in
Verbindung mit dem bestimmten Artikel im Singular für beide Geschlechter die
gleiche Form. Der bestimmte Artikel funktioniert geschlechtsunterscheidend: die
Angestellte - der Angestellte, die Vorsitzende - der Vorsitzende. Von der Form her
unterscheiden
sich
Substantive
dieser
Art
genusabhängig
nur
beim
unbestimmten Artikel: ein Angestellter - eine Angestellte. Im Plural sind sie
vollkommen geschlechtsneutral: Angestellte, Beschäftigte, Berufstätige. Da diese
Benennungen lexikalisiert sind, werden sie mit -in nicht verbunden. Eine
Ausnahme bilden hier die Bezeichnungen der Beamte und der Gesandte. Letztere
bildet die femininen Formen sowohl wie substantivierte Adjektive als auch mit
dem Suffix -in: die Gesandte / die Gesandtin. Die Form *die Beamte gibt es nicht
(DUDEN 2003). Nach Samel und Walther wird manchmal auch bei diesen
Konstruktionen fälschlich eine movierte feminine Form gebildet, etwa der
Abgeordnete -:? *die Abgeordnetin, obwohl sie überflüssig ist, weil das Wort
Abgeordnete geschlechtsneutral ist (SAMEL, WALTHER 1988: 64).
Auch bei Berufsbezeichnungen, die aus dem englischen übernommen
worden sind und sich für das Anhängen des Suffixes -in nicht eignen, kann der
Artikel zur Sichtbarmachung des Geschlechts verwendet werden: die FlightAttendant - der Flight-Attendant, die Diskjockey - der Diskjockey.
45
6.
Spezifizierung durch Attribute
Durch die Verwendung von Attributen kanndas Geschlecht einer Person
explizit ausgedrückt werden: weibliche Abgeordnete, weiblicher Nothelfer. Durch
das Attribut "weiblich" kann eine Personenbezeichnung, die keine Auskunft
über das Geschlecht der Person gibt, eindeutig auf Frauen hinweisen.
7.
Splitting
Splitting bedeutet die Ersetzung des Archilexems durch die beiden
geschlechtlich markierten Bezeichnungen; die feminine und die maskuline Form
werden separat genannt (Paarform): Lehrer und Lehrerinnen, Erzieher/Erzieherin,
Kuratorin/Kurator.
Der offensichtliche Nachteil der Beidnennung liegt in der Umständlichkeit
der Benennung und der schlechteren Lesbarkeit der Texte. Es wird relativ viel
Platz, wobei der Informationszuwachs gering bleibt. Zudem verstößt es gegen
den unentrinnbaren Hang der Sprache zum kürzeren, ökonomischeren
Ausdruck. Insbesondere dann, wenn Artikel, Adjektive oder Pronomen
vorkommen, können die Beziehungen zwischen einzelnen Gliedern der Aussage
unübersichtlich werden, und so die gesamte Äußerung unverständlich. Zudem
ist die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses und die Zahl der zu bearbeiteten
Elemente begrenzt. Stete Beidnennung, wie sie oft gefordert wird, kann deshalb
"kompliziert", "unverständlich", "ungenießbar"
und "schwerfällig"
sein
(SCHLICHTING 1997: 7).
8.
,Sparformen'
Diese Schreibvarianten bilden eine Abart der Beidbenennung, indem sie
die Kurzformen der sonst ausgeschriebenen Formen darstellen. Mit Hilfe von
Schrägstrich, Klammern, Bindestrich oder Großbuchstaben im Wortinnern
werden immer Teile der langen Form erspart: Lehrer/innen, Lehrer/-innen,
Lehrer(innen), Student-inn-en, Student/inn/en, LehrerInnen, StudentINNen (ULRICH
1998: 132). Das, was sowohl der maskulinen Form als auch der femininen Form
gemeinsam,
und
deshalb
informationsschwach
46
ist,
wird
nur
einmal
ausgedrückt.
Die
,Sparformen'
versuchen
der
Umständlichkeit
des
Paarformsplittings zu entgehen, dennoch stellen sie keine befriedigenden
Lösungen dar. In erster Linie sind sie nicht eindeutig sprechbar. Die
wechselseitige Übertragbarkeit der geschriebenen und gesprochenen Sprache ist
daher verhindert.
Außerdem ist in manchen Fällen die Genus- und
Numeruskongruenz nur schwierig auszudrücken. Im Genitiv Singular, zum
Beispiel, müssen beide Formen separat ausgeschrieben werden, sonst müsste es
lauten: der Brief *des/der Lehrer(s)In (SAMEL 1988: 182). Weiter entstehen oft
Probleme mit den syntaktisch korrekten Anschlüssen und mit Artikelwörtern.
Soll es der/die LehrerIn oder nur die LehrerIn heißen? Bei den Pronomen muss
ebenfalls ein Schrägstrich zu Hilfe genommen werden, oder es muss ein
weiterer Versalbuchstabe, wie bei "jedeR" Anwendung finden (SAMEL 2000: 80).
Obwohl die Klammerformen zum allgemein anerkannten Schreibinventar
des Deutschen gehören, muss ihre Funktion in solchen Konstruktionen neu
verstanden
werden.
Normalerweise
stehen
die
Klammem
bei
Nebensächlichkeiten und weglassbaren Inhalten. Solche Interpretation ist bei
Sparformen nicht möglich, aber trotzdem könnte die Verwendung von
Klammern in diesem Zusammenhang auf jemanden diskriminierend und
abwertend wirken.
Die Lesart des Schrägstrichs ändert sich nicht, denn er bedeutet auch in
anderen Zusammenhängen ,und', ,oder', ,beziehungsweise'. Um den DudenRechtschreibregeln zu folgen, muss als Ersatz für den zweiten Wortstamm der
Ergänzungsbindestrich stehen (also Lehrer/-innen und nicht bloß Lehrer/innen)
(GALLMANN 1991: 157). Nach Samel wird der Auslassungsbindestrich jedoch
aufgrund der Ähnlichkeit zur Klammerform oft weggelassen (Lehrer/in) (SAMEL
2000: 77).
Das Groß-I im Wortinnern ist ein neues graphisches Element, das seit 1983
in der schweizerischen Presse (Züricher "Wochenzeitung") belegt ist. In der
Bundesrepublik
wurde
die
Binnen-I-Schreibung
von
der
Berliner
"Tageszeitung" (taz) eingeführt und 1986 schon durchgängig verwendet.
47
Interessant ist, dass er zwei gegensätzliche Theorien gibt, was den
Ausgangspunkt betrifft, wie diese Kurzform entstanden ist. Ludwig sieht als
Ausgangspunkt die maskuline Form, an der Auslassungen vorgenommen
wurden: Zuerst wurde der Schrägstrich in der Beidbennenung anstelle der
Konjunktion ,und' eingesetzt. Dann wurde der Teil der Formulierung, der
zweimal in ihr vorkommt, getilgt und die Tilgung durch einen Bindestrich
gekennzeichnet. Weitere Tilgungen beseitigten das Pluralmorphem der
maskulinen Form und den Auslassungsbindestrich. Als letztes wurde das große
,1' eingeführt, und zwar so, dass das kleine ,i' der femininen Ableitung mit dem
Schrägstrich zur ,1' verschmolz (LUDWIG 1989: 83f.). Stufenweise sieht die
Reduktion der Form nach Ludwig folgendermaßen aus:
Studenten und Studentinnen
Studenten / Studentinnen
Student / - innen
Student / innen
StudentInnen
Eine männliche Ansicht, würde man sagen, weil die weibliche durch Braun
vertreten zu sein scheint: "Die Femininform [bildet] den Ausgangspunkt und es
[ist] die maskuline Form, die durch Segmentierung und Weglassung abgeleitet
wird." (BRAUN 1996: 60)
Bei näherer Betrachtung der Konsequenzen, die sein Gebrauch mit sich
bringt, muss man zugeben, dass es zwar einige Probleme gelöst hat, aber auch
neue geschaffen. Wie soll man die ,Sparformen' mit dem großen ,1' schreiben,
wenn die männliche und die weibliche Form voneinander abweichen? Soll man
bei maskulinen Bezeichnungen, die auf -e ausgehen (Experte, Biologe), dieses
einfach weglassen? Und gehört der Umlaut der femininen Benennungen auch
zu der gekürzten Form mit dem großen ,1' (Ärztin, Rätin oder ArztIn, RatIn)?
Hinzu kommen noch die oben erwähnten Schwierigkeiten bei der Deklination
und bei der Verwendung mit Artikeln. Und umgekehrt: Wie soll man diese
Formen lesen? Samel schreibt von der Einfügung des Glottalstopps (SAMEL
2000: 77ff.), Ludwig erwähnt die Möglichkeit der Pause in der Aussprache oder
48
dass die Silbe mit einem besonderen Akzent versehen werden könnte (LUDWIG
1989: 85), so würde der Unterschied zu der rein femininen Form auch hörbar
gemacht.
Für Ludwig scheinen diese Schwierigkeiten "nicht unüberwindbar zu sein.
Man brauche nur die Regel einzuführen, dass immer dann, wenn eine Kurzform
Schwierigkeiten bereitet, auf die explizite Form zurückgegriffen werden sollte.
An den Schwierigkeiten braucht das große "I" also nicht zu scheitern."
(LUDWIG 1989: 84)
9.
Neutralisierungen
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Neutralisierung,
die zweifellos zur Vermeidung sexistischer Ausdrücke führt, auch wenn nicht
direkt der Sichtbarmachung der Frauen dient. Es gibt im Deutschen
berufsbezeichnende Ausdrücke, die geschlechtsunspezifisch sind: die Person, die
Persönlichkeit, das Personal (Krankenpflegepersonal), die -leute (Finanzkaufleute), die kraft (Fachkraft, Hilfskraft, Lehrkraft, Pflegekraft, Schreibkraft, kaufmännische Kraft),
die -hilfe (Haushaltshilfe), die -schaft (Lehrerschaft), der Mensch, das Mitglied, die
Professur, die Vertretung, die Doktorandenstelle, das Sekretariat.
Bei dem Wort Stellvertreter bieten sich also folgende neutralisierende
Ausdrucksweisen: stellvertretende Person, stellvertretendes Mitglied, die mit der
Stellvertretung betreute Person, die ... vertretende Person, Stellvertretung, eine Person
als Vertretung ...
Außerdem sind alle substantivierten Adjektive und Partizipien im Plural
und Substantivierungen mit dem Suffix -ung, bzw. -um geschlechtsneutral: die
Vorsitzenden,
die
Studierenden;
psychologische Fachberatung,
Vertretung,
Leitung,
ärztliche,
juristische,
Ministerium, Präsidium etc. (LANGE-KLEIN 1989:
28f.).
Unpersönliche Satzkonstruktionen, Paraphrasierungen oder passive Sätze
können den Personenbezug auch entweder gänzlich vermeiden oder auf ein
Minimum reduzieren (OLDENBURG 1998:
68ff.).
Jedoch haben die
geschlechtlich neutralisierten Ausdrucksweisen auch Nachteile: Sie stellen "das
49
Gegenteil von Explizitheit" dar und eignen sich stilistisch nicht für die
alltägliche Kommunikation. Sie können ganz gut die Sprache der Verwaltung
und Bürokratie repräsentieren (LUDWIG 1989: 80), in der Umgangssprache
würden aber solche Wortgebilde Sprachverarmung verursachen, die natürlich
nicht wünschbar ist (SCHLAPP 1993: 175). Außerdem können sie in männlich
dominierten
Kontexten
wieder
lediglich
,männliche'
Konnotationen
hervorrufen. Die Assoziation ,weiblich' kommt dabei zu kurz.
Die obenerwähnten Möglichkeiten der Sichtbarmachung der Frauen bei
den Berufsbezeichnungen illustrieren, dass es genügend sprachliche Mittel im
Deutschen gibt, um die feminine Geschlechtermarkierung eindeutig ausdrücken
zu können. Wenn man sich auf eine gemischtgeschlechtliche Gruppe beziehen
soll/ möchte, kann man verschiedene Formulierungsmöglichkeiten kombinieren:
Einerseits besteht die Möglichkeit der expliziten Nennung von Frauen und
Männern, wobei auch alle Formen der Abkürzungen zur Verfügung stehen. Die
Kurzformen werden von der Sprachgemeinschaft zwar als unterschiedlich
geeignet angesehen; deren Verwendung ist jedoch im Vergleich mit sexistischen
Ausdrucksweisen
zu
empfehlen.
Zum
zweiten
kann
man
auf
geschlechtsindifferente Bezeichnungen ausweichen, denen es aber an der
Explizitheit der Beidbenennungen mangelt. Die direkte Geschlechterreferenz
meiden ebenfalls die Pluralbildungen der substantivierten Adjektive und
Partizipien.
Außerdem
kann
man
sich
weitere
geschlechtergerechte
Ausdrucksweisen einfallen lassen, die nicht (nur) mit Morphologie, sondern
(auch) mit Syntax arbeiten würden (z. B. Passivsätze). Die Grundlage für den
schöpferischen Umgang mit der Sprache liegt jedoch in der Denkweise der
Sprachgemeinschaft. Falls individuelle Bedürfnisse und Gefühle respektiert und
nicht lächerlich gemacht werden, falls der Wille zur Verwirklichung der Idee
nach der geschlechtergerechten Sprache vorhanden ist, ist, meiner Meinung
nach, mehr als die Hälfte der Strecke zum Ziel zurückgelegt.
50
11. Teil
I.
PARAMETER DER KORPUSLINGUISTISCHEN
UNTERSUCHUNG UND IHRE EINSCHRÄNKUNG
In dieser korpuslinguistischen Untersuchung stelle ich mir das Ziel, eine
Liste
der
belegbaren
deutschen
weiblichen
Berufsbezeichnungen
zusammenzustellen und ausgewählte Paare der synonymen Benennungen
aufgrund der Häufigkeit der Belege zu vergleichen. Ich konzentriere mich in
einzelnen Analysen auf die Wortbildungsweisen (Suffigierung, Komposition),
den Ursprung (einheimisches und Fremdwort) oder, da man kaum über totale
Synonymie
sprechen
kann,
auf
semantisch-stilistische
Markierungen
(Umwertung, Prestige-, Modewörter). Da sich die Ausprägungen der
Sprachebenen überlappen und miteinander im kausalen Zusammenhang
stehen, werden sie in der Regel auch so zusammenhängend erläutert. In der
Praxis bedeutet dies, dass entweder die Wortbildung oder die Semantik zwar
als Ausgangspunkt des Vergleichs verwendet werden, in der Schlussfolgerung
jedoch auf beide Aspekte hingewiesen wird.
Die untersuchten Tandems
werden in Gruppen eingeteilt, deren Glieder analoge Züge aufweisen.
Entweder gehören die Berufsbezeichnungen zu dem seIben Wortfeld
(Ärztinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Sportlerinnen) oder sie
zeichnen sich durch die selben stilistischen Merkmale aus. Ich möchte nämlich
feststellen, ob anhand der Frequenz der Verwendung einzelner Formen
Tendenzen im Sprachgebrauch zu beobachten sind. Zu diesem Zweck werden
möglichst viele Vertreter einer Kategorie benötigt, die in denselben oder sehr
ähnlichen Kontexten vorkommen und entsprechend vergleichbar sind.
Als Quelle der Daten dienen die Sprachkorpora des Instituts für deutsche
Sprache in Mannheim7 . Es werden insgesamt 307 432 292 Wörter untersucht,
die in der Zeitspanne zwischen 1989 - 2004 in authentischen Texten verwendet
wurden. Aufmerksamkeit wird ausschließlich schriftlichen Pressetexten
7
http://www.ids-mannheim.de/cosmas2/
51
gewidmet. Sowohl Trivialliteratur als auch gesprochene Sprache werden außer
Acht gelassen, weil sie keinen standardisierten Sprachgebrauch repräsentieren.
Ich beschränke die Untersuchung auf Wortmaterial aus der Bundesrepublik
Deutschland und ignoriere die möglichen regionalen Unterschiede vor allem
zwischen der Sprache der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik
Deutschland, die zweifellos auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands
noch bestehen. Die geschriebene Sprache der Pressetexte weist viel größere
Vereinheitlichungstendenzen auf, als z. B. die gesprochene Sprache, so dass die
regionalen Varietäten in dieser Korpusanalyse vernachlässiget werden können.
Die bekannten Titel der Zeitungen und Zeitschriften, aus denen mein Korpus
besteht, sowie die Datierung der Texte, sind im Anhang 1 aufgelistet.
Bei den Suchanfragen verwende ich den Suchoperator * sowohl am
Anfang als auch am Ende des Suchbegriffs, der es ermöglicht, alle Formen des
Wortes (inklusive Plural) und alle Komposita, in denen das Wort erscheint, auf
einmal zu finden. Aus dem Suchergebnis wurden alle gefundenen Wortformen
aussortiert, die dem vorgesehenen gesuchten Wort nicht entsprechen (z.B.
wenn der Suchbegriff *chefin* lautet, findet das System auch Wörter wie
Chefinstruktor oder Chefingenieur). Bei einigen Berufsbezeichnungen ist es
notwendig, auch die Semantik zu überprüfen. So bedeutet zum Beispiel das
Wort Islamistin entweder Anhänger des Islamismus oder es bezeichnet
jemanden, der den Islam wissenschaftlich untersucht. Für mich ist nur der
zweite Sinn des Begriffs von Bedeutung. Um das Wort als belegt bezeichnen zu
können, muss es in dem Suchergebnis mindestens einmal in dieser Bedeutung
vorkommen.
Aufgrund der Korpusgröße darf vorausgesetzt werden, dass die
Korpusanalyse eine proportionale Vertretung der Wortformen widerspiegelt;
dennoch muss man die erworbenen Daten vorsichtig interpretieren. Es werden
nämlich ausschließlich Pressetexte untersucht, die unumstritten einigermaßen
standardisiert sind: In der Regel werden sie von einer relativ kleinen Gruppe
von Autoren verfasst, die zudem noch zu der selben sozialen Gruppe gehören
und häufig dieselbe Fachausbildung haben. Außerdem geht man mit der
52
geschriebenen Sprache (und darüber hinaus als berufsmäßige JournalistInnen)
anders um, als mit der gesprochenen Sprache. Die ,Dauerhaftigkeit' und
,Faktizität' des Geschriebenen fordert bei der Entstehung des geschriebenen
Textes einen gewissen Grad an ,Zielbewusstheit' und alles andere als
,Impulsivität' und ,Zufälligkeit'. Kurz gefasst: Es kann (fast) alles gesagt
werden, was zumindest im offiziellen Sprachgebrauch, dem ich die Journalistik
zuordne, schriftlich auszudrücken nicht möglich ist.
Außerdem muss man bei der Analyse der Korpusergebnisse die Tatsache
berücksichtigen, dass die Presse den Bedürfnissen der breiten Öffentlichkeit
dient, indem sie beschreibt, analysiert, kommentiert und über sie berichtet. Es
ist keine Ausnahme, dass alle diese Berichterstattungen zu ein und demselben
Thema in der gleichen Ausgabe des Periodikums erscheinen. Als Beispiel: Es
reicht, dass die Ärzte und Ärztinnen streiken, und gleich sind die Zeitungen
und Zeitschriften voll mit Artikeln, die sich mit der Problematik in
verschiedensten Formen befassen und natürlich dabei die medizinische
Terminologie verwenden. In sprachwissenschaftlicher Hinsicht bezogen auf
meine
Analyse
der
Berufsbezeichnungen
bedeutet
dies
also
einen
außergewöhnlichen Zuwachs an Häufigkeitswerten der ärztlichen und
pflegerischen Berufe, die die Korpusanalyse zum Resultat hat. Es ist
einzuwenden, dass auch solche Pressetexte lediglich auf die außersprachliche
Situation reagieren, und dass sie genauso authentisch sind wie alle anderen.
Ich stimme dieser Meinung zwar zu, halte jedoch auch die vorherige Ansicht
für die Diskussion über die Zuverlässigkeit der Korpusergebnisse als relevant
und überlegenswert.
Auf dem gegensätzlichen Pol befinden sich Berufsbezeichnungen, die
lediglich von einem oder zwei Treffern belegbar sind. Ich beziehe solche
Benennungen in meine Analysen mit ein, obwohl ich mir der Tatsache bewusst
bin, dass die Beweiskraft solcher Belege sehr niedrig ist und manchmal sogar
irreführend sein kann. Ich will sie jedoch nicht ganz ignorieren. In den
Kommentaren mache ich auf solche Fälle aufmerksam.
53
Ganz vernachlässigen sollte man auch solche Texte nicht, die die von mir
behandelte Problematik zum Thema haben. In diesem Zusammenhang
erscheinen in den Belegen auch Berufsbezeichnungen, die aus dem aktiven
Sprachgebrauch zurücktreten oder verdrängt wurden. Sie werden jedoch in
den von mir untersuchten Texten erwähnt, und deshalb auch in die
Korpusanalyse mit einbezogen.
Zusammenfassend sei anzumerken, dass die in der Korpusanalyse
untersuchten
Berufsbezeichnungen
eme
sehr
behutsame
und
individualisierende Zugangsweise erfordern, bei der viele relativierende
Aspekte, die sowohl die Suchbegriffe als auch das Korpus betreffen,
berücksichtigt werden sollen. Alles in allem ist das Risiko des Erwerbs
verzerrter Informationen relativ groß.
54
11.
VERZEICHNIS DER BELEGBAREN FEMININEN
BERUFS-, BESCHÄFTIGUNGS- UND
BERUFSÄHNLICHEN BEZEICHNUNGEN UND TITEL
1. Zusammenstellung des Verzeichnisses
Das Verzeichnis der belegbaren Formen der Berufsbezeichnungen und
Titel gilt mir als Wortmaterial für die einzelnen Korpusanalysen der Kapitel III
und IV. Als problematisch muss in diesem Zusammenhang einerseits die
Tatsache erachtet werden, dass das Verzeichnis erheblich mehr Bezeichnungen
beinhaltet, als im Rahmen dieser Analyse bearbeitet/verglichen werden
können (als Synonyme, Komposita mit dem gleichen Grundwort etc.). Zum
anderen ist das Verzeichnis dennoch ergänzungsfähig - vor allem um
Zusammensetzungen, die nicht erschöpfend angeführt werden konnten. Zur
Illustration
führe
ich
das
komplette
Suchergebnis
der
Suchanfrage
*technikerin* an: Es sind 55 verschiedene Formen zu belegen, die insgesamt 208
Vorkommnisse darstellen. Die Zahlen hinter den Berufsbezeichnungen geben
die Anzahl der Vorkommnisse der konkreten Wortform an:
ADAC-Fahrzeugtechnikerin : 1
Agrartechnikerin : 4
Amadeus-Kommunikationstechnikerin : 1
Anlagentechnikerin : 1
Anwendungstechnikerin: 1
Bautechnikerin: 7
Bekleidungstechnikerin : 6
Bekleidungstechnikerinnen : 1
Bildtechnikerin : 1
Biologietechnikerin : 1
Biotechnikerin : 4
CAD-Bautechnikerin : 1
Chemietechnikerin: 1
Chemotechnikerin : 14
Computertechnikerin: 2
Diplom-Biotechnikerin : 1
EDV-Technikerin: 1
Elektrotechnikerin : 2
Elektrotechnikerinnen : 1
55
Energietechnikerin : 1
Fernmeldetechnikerin : 3
Filigran- Technikerin: 1
Filigrantechnikerin : 1
Gartenbautechnikerin : 1
Gen-Technikerin : 1
Gießereitechnikerin : 1
Kfz-Technikerin : 1
Labortechnikerin : 1
Landwirtschaftstechnikerin : 1
Lebensmitteltechnikerin: 5
Lichttechnikerin : 1
Maschinenbautechnikerin : 3
Messtechnikerin: 6
Nachrichtentechnikerin : 2
NASA- Technikerin : 1
Orthopädietechnikerin : 1
Pyrotechnikerin : 4
Raketentechnikerin : 1
Schnittechnikerin : 1
Supertechnikerin : 1
Technikerln: 1
Technikerin : 34
Technikerinnen : 11
TechnikerInnen : 4
Textiltechnikerin : 2
Tiefbautechnikerin: 1
Tontechnikerin: 13
Umwelttechnikerin : 1
Verfahrenstechnikerin : 1
Vermessungstechnikerin : 2
Weinbautechnikerin : 8
Wetterdiensttechnikerin : 2
Zahntechnikerin : 36
Zahntechnikerinausbildung : 1
Zahntechnikerinnen : 2
Die Bezeichnung *assistentin* ist in 200 verschiedenen Wortformen
belegbar, *lehrerin* sogar in ungefähr 530. Die Fähigkeit zur Bildung einer
(fast) unendlichen Zahl von Komposita ist eine Eigenschaft des Deutschen, die
bei Wortschatzuntersuchungen nicht außer Acht gelassen werden darf. Es
würde die Grenzen meiner Arbeit überschreiten und wäre praktisch
unmöglich, alle Komposita bei den geläufigen (und oft sehr abstrakten; siehe
56
letzte Gruppe der Berufe, die thematisch nicht eingeordnet werden können)
Berufsbezeichnungen zu nennen. Trotzdem hoffe ich, dass es mir gelungen ist,
die wichtigsten Berufe anzuführen.
Als Richtschnur
gelten mir die
behördlichen Register (siehe unten). Den Beitrag des Verzeichnisses sehe ich
vor allem im Zusammentragen der morphologisch einfacheren femininen
Berufsbezeichnungen, die entweder mittels Movierung entstanden sind oder
die
weiblichen
Pendants
zu
maskulinen
auf
-mann
ausgehenden
Berufsbezeichnungen darstellen. Es werden lediglich Einwortbezeichnungen
untersucht (die Schreibung mit Bindestrich ist auch möglich; Berufe wie
akademische Malerin, Account Managerin oder kaufmännische Assistentin jedoch
nicht mehr). Die explizite Nennung der Bildungsebene wird bei der
Suchanfrage
weggelassen:
Musikinstrumentenbauerin
Dipl.-Informatikerin
werden
als
oder
Informatikerin
Diplom-
und
Musikinstrumentenbauerin recherchiert. Bei allen Bezeichnungen kann mithilfe
des Wortes Berufs- angedeutet werden, dass die Tätigkeit tatsächlich als Beruf
ausgeübt wird/ werden kann. Auch diese Spezifizierung beziehe ich in meine
Analyse nicht ein: Berufspädagogin oder Berufskraftfahrerin werden als Pädagogin
und Kraftfahrerin angegeben.
Mein Vorgehen bei der Überprüfung der Belegbarkeit war nicht
,rückläufig', wie ich es bei dem Begriff *technikerin* demonstriert habe. Als
Quelle der Bezeichnungen dienten die im Internet zugänglichen Register der
offiziellen Berufe des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der
Bundesagentur für Arbeit8, der Ausbildungsberufe der Bundesagentur für
Arbeit9 und der Ausbildungsplätze 2006 der Industrie- und Handelskammern
des Landes Nordrhein-Westfallen1o. Des weiteren habe ich im Duden
Universalwörterbuch (2003) nach Berufsbezeichnungen (die als solche im
Wörterbuchartikel gekennzeichnet werden) recherchiert. Zudem habe ich alle
femininen Berufsbezeichnungen, denen ich in der Sekundärliteratur begegnet
http://www.pallas.iab.de/bisds/alphabet.asp
http://infobub.arbeitsagentur.de/berufe/search/alpha/index.j sp
10 http://www.ihk-ausbildung.de/cgi-binllsb_berufe.cgi?S=XX
8
9
57
bin, auch auf ihre Belegbarkeit hin überprüft. Falls diese sich bestätigt hat, sind
auch diese Berufsbenennungen in dem Verzeichnis angeführt.
Die Berufe werden in thematische Gruppen eingeteilt, so dass man sehen
kann, wie viele Berufe jener Berufsgruppen in femininen Formen belegbar sind.
Die Sortierung ist jedoch nicht immer eindeutig. In Fällen wie zum Beispiel
PfLegewissenschaftlerin oder Arztsekretärin, in denen die Berufe thematisch
teilweise zu den Gesundheitsberufen und teilweise zu den wissenschaftlichen
bzw. Büroberufen zuzuordnen wären, habe ich immer das Bestimmungswort
des Kompositums als entscheidendes Kriterium gewählt. Deswegen sind beide
oben erwähnten Berufsbezeichnungen in der Gruppe der gesundheitlichen
Berufe zu finden. Diese Methode hat zur Folge, dass z. B. nicht alle
wissenschaftliche oder Lehrerberufe in den entsprechenden Gruppen zu finden
sind, sondern dass einige, falls dies möglich war, in die thematisch
spezifischeren Gruppen eingeordnet wurden (AgrarwissenschaftIerin in die
Gruppe der Landwirtschaft, Fernsehwissenschaftlerin in die der Medien,
Tanzlehrerin in die des Sports, Rehabilitationslehrerin in die der gesundheitlichen
Pflege usw.).
Der Rest befindet sich in den ,abstrakteren' Gruppen der
Wissenschaft und
Forschung bzw.
Schulwesen und
Erziehung.
Jede
Berufsbezeichnung erscheint in dem Verzeichnis lediglich einmal.
Natürlich erfolgt die Einteilung nicht automatisch, sondern es werden
dabei auch die Semantik und die auszuübende Tätigkeit berücksichtigt.
Maschinenschreiberin gehört in meiner Sortierung in die Gruppe der Büroberufe.
Die Tätigkeit hat mit der Produktion der technischen Vorrichtungen
(Maschinen) nichts zu tun, sondern sie nutzt die Schreibmaschine nur für ihre
Arbeit. Ich wollte nämlich die Tatsache meiden, dass ich in einer Gruppe
Berufsbenennungen habe, die formal eng miteinander zusammenhängen (z. B.
Komposita sind und als Grundwort -assistentin haben: Regieassistentin,
Rön tgenassisten tin,
Handelsassistentin,
Werbeassistentin ... ),
die
aber
den
wirklichen Aufgabenbereich ihrer Tätigkeit betreffend, ganz unterschiedliche
Rollen oder Funktionen vertreten. Deshalb könnten sie auch gemeinsam nur
schwierig eine Dimension der außersprachlichen Realität repräsentieren. Die
58
Aufteilung nach den Feldern der menschlichen Tätigkeit empfinde ich als
aussagekräftiger. Es erscheinen nebeneinander in einer Gruppe sowohl eine
akademische Ausbildung erfordernde Berufe (Agrarwissenschaftierin ), als auch
niedrigqualifizierte (Melkerin). Die ganze soziale Hierarchie wird dadurch, falls
es dem Charakter der Berufsgruppe entspricht, repräsentiert. IT-Berufe oder
Finanzwesen sind in der Regel nur durch (hoch)qualifizierte Berufe vertreten.
Die Mehrheit der in der letzten Gruppe angeführten Berufe, zeichnet sich
durch eine große semantische Unbestimmtheit aus. Bezeichnungen wie
Meisterin, Leiterin, Ingenieurin oder Spezialistin kommen in der Regel in
Zusammensetzungen vor, die die Fachrichtung genau spezifizieren. Die
Verwendung der Begriffe ohne jedwede Determination ist jedoch nicht
ausgeschlossen, wie auch die in der Korpusanalyse bestätigte Belegbarkeit
bezeugt.
Da
die
thematische
Einordnung
bei
solchen
generellen
Berufsbezeichnungen nicht erfolgen kann, wurden sie zusammen mit wenigen
thematisch vereinzelten Ausdrücken in eine gesonderte Gruppe eingereiht. Die
Reihenfolge der Gruppen ist ganz zufällig gewählt.
Für
die
Zwecke
der
Entscheidung,
ob
eine
Personen-
oder
Tätigkeitsbezeichnung zugleich als Berufsbezeichnung angesehen werden
kann, ziehe ich folgende Merkmale heran. Sie sollten gleichzeitig vorhanden
sein, auch wenn der Grad ihrer Bedeutsamkeit von Fall zu Fall unterschiedlich
hoch sein kann:
1. Personenbezeichnung, die Ausübung einer Tätigkeit ausdrückt.
2. Die Tätigkeit wird dauerhaft und regelmäßig ausgeführt.
3. Die Tätigkeit bringt Geldmittel für den Lebensunterhalt ein.
4. Die Tätigkeit ist sozial bezogen und ordnet die Person in die soziale
Hierarchie der Gesellschaft ein.
5. Die erfolgreiche Ausübung der Tätigkeit setzt gewisse Kenntnisse oder
eine Ausbildung voraus.
Heutzutage ist das Feld der Tätigkeiten, die zumindest drei dieser
Bedingungen gleichzeitig erfüllen, so breit, dass fast alle Aktivitäten unter
Umständen als Berufe angesehen werden können.
59
Deswegen war auch
meinerseits das Herantreten an die Beurteilung der Zugehörigkeit zu der
Kategorie der Berufsbezeichnungen, besonders in der letzten Gruppe der
semantisch vagen Begriffe, sehr liberal.
60
2. Verzeichnis der belegbaren femininen Berufs-, Beschäftigungsund berufs ähnlichen Bezeichnungen und Titel
GRUPPE 1: Landwirtschaft, Tierzucht, Tierpflege, Umweltschutz
Agrarbiologin
Agraringenieurin
Agraringenieurökonomin
Agrarökonomin
Agrartechnikerin
Agrarwirtin
Agrarwissenschaftlerin
Agrikulturchemikerin
Anglerin
Aquarianerin
Bändigerin
Bäuerin
Baumpflegerin
Biologielaborantin
Biologin
Blumenbinderin
Blumenbindermeisterin
Falknerin
Farmerin
Fischerin
Fischverarbeiterin
Fischwirtin
Fleischermeisterin
Floristin
Floristmeisterin
Försterin
Forstwirtin
Futtermeisterin
Gartenarbeiterin
Gartenbauingenieurin
Gartenbautechnikerin
Gartengestalterin
Gärtnerin
Gärtnermeisterin
Grundstücksverwalterin
Hippotherapeutin
Hirtin
Holzerin
Holzfällerin
Hundefriseurin, Hundefriseuse
Hundepflegerin
Hundezüchterin
Imkerin
Jägerin
Landarbeiterin
Landschaftsgestalterin
Landschaftspflegerin
Landwirtin
Landwirtschaftstechnikerin
Matadorin
Melkerin
Mikrobiologin
Molekularbiologin
Obstbauberaterin
Ökologin
Ornithologin
Pferdewirtin
Pferdewirtschaftsmeisterin
Pflanzenzüchterin
Reitlehrerin
Revierförsterin
Sägerin
Schäferin
Schweinezüchterin
Spargelstecherin
Stallmeisterin
Tierarzthelferin
Tierärztin
Tiergesundheitsaufseherin
Tierheilpraktikerin
Tierheimleiterin
Tierlehrerin
Tierpflegerin
Tierpsychologin
Tierwirtin
Tierzüchterin
1
UmweItberaterin
UmweItwissenschaftlerin
Veterinärin
VogeIzüchterin
Waldarbeiterin
Weinbäuerin
Weinbautechnikerin
Wirtschafterin
Winzerin
Winzermeisterin
Zoologin
Züchterin
GRUPPE 2: Künstlerische Berufe
Musik
Instrumentalkorrepetitorin
Jazzerin
Jazzmusikerin, Jazz-Musikerin
Kammermusikspielerin
Kantorin
Kapellmeisterin
Keyboarderin
Keyboardspielerin
Kirchenmusikerin
Klavierspielerin
Komponistin
Kontrabaß-Spielerin
Korrepetitorin
Lautenistin
Lautenspielerin
Librettistin
Liedermacherin
MandoIinespielerin
MusikalienhändIerin
Musikantin
Musikerin
Musiktherapeutin
MusikwissenschaftIerin
Oboistin
Operettensängerin, OperettenSängerin
Organistin
Orchestermusikerin
Orchesterspielerin
Pfeiferin
PhiIharmonikerin
Pianistin
Popmusikerin
Akkordeonistin
AkkordeonspieIerin,AkkordeonSpieIerin
Altistin
Altsängerin, Alt-Sängerin
Bassistin
Bläserin
Bluessängerin, Blues-Sängerin
Bratscherin
Bratschistin
Cellistin
Cellospielerin, Cello-SpieIerin
Cembalistin
Chansonistin
Chansonsängerin, ChansonSängerin
Choristin
Chorleiterin
Chorsängerin, Chor-Sängerin
Dirigentin
Fagottistin
FIötenspieIerin, FIöten-Spielerin
Flötistin
FIügelspielerin
Geigerin
Geigenspielerin
Gitarristin
Harfenistin
Harfenspielerin
Harmoniumspielerin
Hornistin
Hornspielerin
Instrumentalistin
11
Posaunistin
Punkerin
Punkmusikerin
Querflötenspielerin
Rockerin
Rockmusikerin
Sängerin
Saxofonistin, Saxophonistin
Saxofonspielerin,
Saxophonspielerin
Saxofon-Spielerin, SaxophonSpielerin
Solistin
Solosängerin
Sopranistin
Sopransängerin, Soprano-Sängerin
Soulsängerin, Soul-Sängerin
Stimmerin
Texterin
Trommlerin
Trompeterin
Trompetenspielerin, TrompeteSpielerin
Tubistin
Vibrafonistin
Violaspielerin
Violinspielerin
Virtuosin
Vokalistin
Zitherspielerin
Bildende Kunst
Konservatorin
Kunstmalerin
Lithografin, Lithographin
Malerin
Plastikerin
Porträtistin, Portraitistin
Porträtmalerin, Portraitmalerin
Porzellanmalerin
Retuscheurin
Steinbildhauerin
Steindruckerin
Zeichnerin
Aquarellistin
Aquarellmalerin
Bildhauerin
Bildnerin
Cartoonistin
Comic-Zeichnerin
Fotografenmeisterin
Fotografin, Fotographin, Photographin
Grafikerin, Graphikerin
Holzbildhauerin
Karikaturistin
Keramikmalerin
Koloristin
Theater, Variete, Zirkus
Akrobatin
Akteurin
Aktrice
Artistin
Ballerina, Ballerine
Balletteuse
Ballettmeisterin
Ballett(t )änzerin, Ballett-Tänzerin
Bauchrednerin
Clownin
Dancerin
Darstellerin
Deuterin
Dompteurin
Dresseurin
Entertainerin
Gauklerin
Gruppentänzerin
Hellseherin
Illusionistin
111
lmitatorin
Improvisateurin
Jongleurin
Jongleuse
Kabarettistin
Komikerin
Komödiantin
Kostümverleiherin
Magierin
Märchenpuppen-Spielerin
Marionettenspielerin
Mimin
Musical-Darstellerin
Musical-Sängerin
Musical-Tänzerin
Pantomimin
Parodistin
Puppenspielerin
Schauspielerin
Spielerin
Stepperin
Stepptänzerin, Stepp-Tänzerin
Stripperin
Stripteasetänzerin
Tänzerin
Tanzpädagogin
Theaterpädagogin
Theaterwissenschaftlerin
Travestie-Künstlerin
Trickserin
Unterhalterin
Vorführerin
Wahrsagerin
Zauberin
Literatur
Lyrikerin
Novellistin
Poetin
Prosaistin
Rezitatorin
Satirikerin
Schreiberin
Schriftstellerin
Verfasserin
Writerin
Autorin
Biografin, Biographin
Dichterin
Dramatikerin
Essayistin
Feuilletonistin
Humoristin
Illustratorin
Kolumnistin
Literatin
Sonstige künstlerische Berufe
Ankleiderin
Arrangeurin
Beleuchterin
Bildereinrahmerin
Bühnenbild-Assistentin
Bühnenbildnerin
Bühnenmalerin
Bühnenmeisterin
Bühnenplastikerin
Choreografin, Choreographin
Cemballobauerin
Dekorateurin
Designerin
Entwerferin
Entwurfsdirektrice
Fundusverwalterin
Galeristin
Geigenbauerin
Geigenbaumeisterin
Gestalterin
Kartenlegerin
Klavierbauerin
Kostümbildnerin
Kulturmanagerin
IV
Platzanweiserin
Promoterin
Requisiteurin
Scherenschneiderin
Souffleurin,Souffleuse
Stuntwoman
Stylistin
Textilmustergestalterin
Vorführdame
Kulturökonomin
Kulturpädagogin
Kunstglaserin
Kunsthandwerkerin
Kunsthistorikerin
Kunstschmiedin
Kunsttherapeutin
Literaturagentin
Mannequin
Maskenbildnerin
Orgelbauerin
GRUPPE 3: Ärztinnen
Kardiologin
Kinderärztin
Kinderfachärztin
Klinik-Ärztin
Klinikum-Ärztin
Krankenhaus-Ärztin
Lepra-Ärztin
Lungenfachärztin
Medizinerin
Narkoseärztin
Nervenärztin
Neurologin
Obdachlosenärztin
Obduzentin
Onkologin
Operateurin
Orthopädin
Pathologin
Physiologin
Praktikerin
Psychiaterin
Radiologin
Rheumatologin
Toxikologin
Urologin
Virologin
Zahnärztin
Allergologin
Anästhesistin
Abtreibungs-Ärztin
Angiologin
Ärztin
Assistenzärztin
Augenärztin
Chef-Ärztin
Chirurgin
Dentistin
Dermatologin
Diabetes-Ärztin
Diabetologin
Diagnostikerin
Endokrinologin
Epidemiologin
Frauenärztin
Gerontologin
Gynäkologin
Hals-Nasen-Ohren-Ärztin, HNOÄrztin
Hausärztin
Hautärztin
Herzfachärztin
Homöopathin
Immunologin
Internistin
Irrenärztin
v
GRUPPE 4: Gesundheitliche Pflege, soziale Hilfe, Betreuung
Altenbetreuerin
Altenheimleiterin
Altenpflegehelferin
Altenpflegerin
Apothekenhelferin
Apothekerin
Arbeitspsychologin
Arzthelferin
Arztsekretärin
Atemtherapeutin
Augenoptikerin
Augenoptikermeisterin
Babysitterin
Bandagistin
Beschäftigungstherapeutin
Betreuerin
Bewegungspädagogin
Bewegungstherapeu tin
Bobath-Therapeutin
Dentalhygienikerin
Diabetesberaterin
Diakonisse
Diätassistentin
Diätköchin
Diätküchenleiterin
Dienstmädchen
Dorfhelferin
Drogenberaterin
Eheberaterin
Ergotherapeutin
Ernährungsberaterin
Fahrstuhlführerin
Fachhauswirtschafterin
Familienpflegehelferin
Familienpflegerin
Familientherapeutin
Fürsorgerin
Gebärerin
Geburtshelferin
Gehilfin
Gesundheitsaufseherin
Gesundheitsberaterin
Gesundheitsökonomin
Gesundheitspädagogin
Gymnastin
Hausassistentin
Hausdame
Hausdienerin
Hausgehilfin
Hauspflegehelferin
Hauspflegerin
Hauswirtschafterin
Hauswirtschaftlerin
Hauswirtschaftsgehilfin
Hauswirtschaftsleiterin
Hebamme
Heilerin
Heilerziehungspflegerin
Heilpädagogin
Heil praktikerin
Heimleiterin
Helferin
Hörgeräteakustikerin
Hörgeräteakustikermeisterin
Hygienikerin
Jugendpflegerin
Kinderbetreuerin
Kindergärtnerin
Kinderkrankenpflegerin
Kinderkrankenschwester
Kindermädchen
Kinderpflegerin
Krankengymnastin
Krankenhausbetriebswirtin
Krankenpflegehelferin
Krankenschwester
Kuratorin
Logopädin
11asseurin,11asseuse
11otopädagogin
Oberin
Oberschwester
Optikerin
Orthopädiemechanikerin
Orthoptistin
Paartherapeutin
VI
Säuglingspflegerin
Seelsorgehelferin
Seelsorgerin
Schulpsychologin
Schwangerschaftskonfliktberaterin
Schwesternhelferin
Sozialarbeiterin
Sozialassistentin
Sozialbetreuerin
Sozialhelferin
Sozialmanagerin
Sozialpflegerin
Sozialsekretärin
Sozialwirtin
Spozialgerontologin
Sprachheilpädagogin
Sprachtherapeutin
Sprecherzieherin
Sprechstundenhelferin
Stationsassistentin
Stationsschwester
Stimmlehrerin
Suchtberaterin
Therapeutin
Pflegedienstleiterin
Pflegehelferin
Pflegemanagerin
Pflegepädagogin
Pflegerin
Pflegewissenschaftlerin
Pharmakantin
Pharmakologin
Pharmareferentin
Pharmazeutin
Physiotherapeutin
Podologin
Praxishelferin
Prophylaxehelferin
Psychagogin
Psychoanalytikerin
Psycho-Gerontologin
Psychologin
Psychotherapeutin
Rehabilitationslehrerin
Rettungsassistentin
Rettungssanitäterin
Röntgenassistentin
Sanitäterin
GRUPPE 5: Handel, Finanzwesen, Steuern
Börsenmaklerin
Börsianerin
Buchhalterin
Buchhändlerin
Controllerin
Dealerin
Disponentin
Drogistin
Einkäuferin
Einzelhandelskauffrau
Emittentin
Fahrkartenverkäuferin
Fachkauffrau
Fachverkäuferin
Fachwirtin
Finanzassistentin
Account-Managerin
Analystin
Antiquarin
Auktionärin
Auktionatorin
Automobilkauffrau
Bankbetriebswirtin
Bankenanalystin
Bankerin
Bankfachfrau
Bankkauffrau
Betriebsleiterin
Betriebsökonomin
Betriebswirtin
Bilanzbuchhalterin
Börsenhändlerin
Vll
Finanzberaterin
Finanzwirtin
Fondsmanagerin
Fundraiserin
Großhandelskauffrau
Handelsassistentin
Handelsfachpackerin
Handelsfachwirtin
Handelslehrerin
Handelsvertreterin
Händlerin
Hausiererin
Immobilien-Betriebswirtin
Immobilienfachwirtin
Immobilienmaklerin
Industriebetriebswirtin
Industriefachwirtin
Industriekauffrau
Ökonomin
Personalberaterin
Produktmanagerin
Projektleiterin
Prokuristin
Reiseverkehrskauffrau
Risikoanalytikerin
Sachbearbeiterin
Sekretariatsfachkauffrau
Servicekauffrau
Sparkassen-Betriebswirtin
Sparkassenkauffrau
Statistikerin
Steuerberaterin
Steuerfachgehilfin
Steuerfachwirtin
Substitutin
Textilverkäuferin
Unternehmensberaterin
Verhandlerin
Verkäuferin
Verkaufsfahrerin
Verkaufsleiterin
Verkaufssachbearbeiterin
Verlagskauffrau
Vermieterin
Versicherungsfachwirtin
Versicherungskauffrau
Versicherungsmaklerin
Verteilerin
Vertriebsberaterin
Verwaltungsbetriebswirtin
Verwaltungsfachwirtin
Volkswirtin
Wechslerin
Wirtschaftsingenieurin
Wirtschaftsprüferin
J0l'-1:>~~r
Juwelierin
Kartenverkäuferin
Kassenwartin
Kassiererin
Kassierin
Käuferin
Kauffrau
Kaufmannsgehilfin
Konjunkturforscherin
Kostenrechnerin
Kreditsachbearbeiterin
Liquidatorin
Maklerin
Marketingassistentin
Marketingfachfrau
Marktforscherin
Miederwarenverkäuferin
Nationalökonomin
V111
GRUPPE 6: Bergbau, Bau, Geo-Berufe
Architektin
Aufbauhelferin
Bauerin
Bauhelferin
Bauingenieurin
Bauschlosserin
Bautechnikerin
Bauzeichnerin
Bergbauingenieurin
Bergfrau
Bootsbauerin
Brunnenbauerin
Dachdeckerin
Erdarbeiterin
Fliesenlegerin
Gartenarchitektin
Geografin, Geographin
Geologin
Geoökologin
Hauerin
Hydrologin
Innenarchitektin
Innenausstatterin
Kartografin, Kartographin
Kranführerin
Landvermesserin
Maurerin
Metallbauerin
Mineralogin
Mosaiklegerin
Paläontologin
Planerin
Raumausstatterin
Raumausstattermeisterin
Raumgestalterin
Regionalplanerin
Schürferin
Sprengmeisterin
Stadtplanerin
Steinbrecherin
Straßenarbeiterin
Straßenbauerin
Stuckateurin, Stukkateurin
Stuckateurmeisterin
Tapeziererin
Vermessungsingenieurin
Vermessungstechnikerin
Wasserbauerin
Wasserinstallateurin
Zeichnerin
Zimmerin
GRUPPE 7: Medien, Film, Werbung, Druckwesen, Dokumentation
Anlegerin
Ansagerin
Anzeigeerstatterin
Anzeigenberaterin
Anzeigenvertreterin
Archivarin
Art-Direktorin
Aufnahmeleiterin
Auslandskorrespondentin
Ausstatterin
Beobachterin
Bibliothekarin
Bibliotheksassistentin
Bibliothekshelferin
Bildberichterstatterin
Bildreporterin
Bildtechnikerin
Buchbinderin
Buchbindermeisterin
Buchverlegerin
Casting-Direktorin
Cutterin
Dokumentarin
Dokumentaristin
Dokumentationsassistentin
Dokumentatorin
IX
Dramaturgin
Drehbuchautorin
Druckerin
Editorin
Erstatterin
Fernsehmoderatorin
Fernseh-Regisseurin
Fernsehsprecherin
Fernsehwissenschaftlerin
Figurantin
Filmerin
Film-Regisseurin
Filmwissenschaftlerin
Fotolaborantin
Funkerin
Gesprächsleiterin
Herausgeberin
Härfunkmoderatorin
Ind ustriefotografin
Informationselektronikerin
Informationswissenschaftlerin
Inspizientin
Intendantin
Interviewerin
Journalistin
Kamerafrau
Kommentatorin
Kommunikationsfachfrau
Kommunikationswirtin
Kommunikationswissenschaftlerin
Komparsin
Kontakterin
Korrektorin
Korrespondentin
Kritikerin
Layouterin
Lichtreklameherstellerin
Medienberaterin
Mediendesignerin
Mediendokumentarin
Mediengestalterin
Medienkünstlerin
Medienmanagerin
Medienpädagogin
Medienvorlagenherstellerin
Medienwissenschaftlerin
Moderatorin
Multimedia-Konzeptionistin
Multimedia-Producerin
Multimedia-Werbekauffrau
Museologin
Museumsfachfrau
Museumspädagogin
Musikredakteurin
Nachrichtentechnikerin
Offsetdruckerin
Online-Redakteurin
Plakat(e )kleberin
Präsentatorin
PR-Beraterin
Pressefotografin
Pressesprecherin
Printmediengestalterin
PR-Managerin
Produktionerin
Propagandistin
Publizistin
Realisatorin
Redakteurin, Redaktärin
Redaktionsassistentin
Redaktionssekretärin
Redenschreiberin
Rednerin
Regieassistentin
Regisseurin
Reporterin
Reprografin, Reprographin
Revisorin
Rezensentin
Rundfunksprecherin
Setzerin
Schildermalerin
Schriftsetzerin
Siebdruckerin
Sprecherin
Sprechfunkerin
Statistin
Synchronsprecherin
x
Werbefotografin
Werbegestalterin
Werbechefin
Werbekauffrau
Werbeleiterin
Werbeökonomin
Werberin
Werbetexterin
Werbevorlagenherstellerin
Zeitungsinterviewerin
Zeitungsverlegerin
Zweitkorrektorin
Szenenbildnerin
Talkerin
Tonassistentin
Toningenieurin
Tonmeisterin
Trickfilrnzeichnerin
TV-Interviewerin
Verlagsredakteurin
Verlegerin
Videoeditorin
Werbeassistentin
Werbefachfrau
GRUPPE 8: Gästebetreuung, Tourismus
Hotelsekretärin
Hüttenwirtin
Kantinenwirtin
Kellermeisterin
Kellnerin
Küchenchefin
Küchenmeisterin
Mixerin
Oberin
Oberkellnerin
Pensionsleiterin
Pensionswirtin
Portiersfrau
Purserette
Restaurantfachfrau
Restaurantleiterin
Restaurantmeisterin
Serviererin
Sommeliere
Spülerin
Wirtin
Zapferin
Zimmermädchen
Animateurin
Bankettleiterin
Bardame
Barkeeperin
Barmaid
Barmixerin
Bedienerin
Bierzapferin
Dienerin
Empfangsdame
Empfangschefin
Festwirtin
Gästebetreuerin
Gastwirtin
Gesellschafterin
Gesellschaftsdame
Herbergswirtin
Hostess
Hoteldirektorin
Hotelfachfrau
Hotelkauffrau
Hotelleiterin
Hotelmeisterin
Xl
GRUPPE 9: Wissenschaft, Forschung
Grafologin, Graphologin
Hispanistin
Historikerin
Insektenforscherin
Insektenkundlerin
Islamistin
Italianistin
Japanologin
Kernphysikerin
Klimatologin
Komparatistin
Kosmonautin
Laborantin
Linguistin
Literaturwissenschaftlerin
Mathematikerin
Mediävistin
Mechatronikerin
Meinungsforscherin
Meteorologin
Motologin
Mykologin
Nautikerin
Orientalistin
Philologin
Philosophin
Physikerin
Physikingenieurin
Physiklaborantin
Pilzkundlerin
Politologin
Präparatorin
Religionswissenschaftlerin
Restauratorin
Romanistin
Seelenforscherin
Seelenkundlerin
Seismologin
Sinologin
Slawistin
Soziologin
Sprachforscherin
Sprachwissenschaftlerin
Ägyptologin
Akustikerin
Alchimistin
Altertumsforscherin
Altphilologin
Amerikanistin
Anglistin
Anthropologin
Archäologin
Astrologin
Astronautin
Astronomin
Astrophysikerin
Ausgräberin
Botanikerin
Chemiearbeiterin
Chemiefacharbeiterin
Chemieingenieurin
Chemielaborantin
Chemielaborjungwerkerin
Chemietechnikerin
Chemikantin
Chemikerin
Demographin
Demoskopin
Didaktikerin
Doktorin
Entdeckerin
Entomologin
Erforscherin
Esoterikerin
Ethikerin
Ethnologin
Ethologin
Experimentatorin
Forscherin
Futurologin
Genealogin
Genetikerin
Geowissenschaftlerin
Germanistin
Geschichtsforscherin
Geschichtswissenschaftlerin
XlI
Theologin
Trophologin
Turkologin
Ufologin
Verhaltensforscherin
Verhaltenswissenschaftlerin
Vogelforscherin
Vogelkundlerin
Völkerkundlerin
Volkskundlerin
Wetterdiensttechnikerin
Wirtschaftsforscherin
Wirtschaftsgeographin
Wirtschaftsmathematikerin
Wirtschaftswissenschaftlerin
Wissenschaftlerin
Zukunftsforscherin
GRUPPE 10: Büro, Verwaltung, Organisation, Diplomatie
Abteilungsleiterin
Amtsbotin
Arbeitsverrnittlerin
Auslandskorrespondentin
Beamtin
Beraterin
Bezirksleiterin
Botschafterin
Bürobotin
Bürofachfrau
Bürovorsteherin
Datentypistin
Dezernentin
Diplomatin
Direktionsassistentin
Direktorin
Dolmetscherin
Energieberaterin
Europa-Sekretärin
Event-Managerin
Fachberaterin
Fachgehilfin
Filialleiterin
Fremdsprachenassistentin
Fremdsprachenkorrespondentin
Gemeinde-Vorsteherin
Generalin
Gesandtin
Geschäftsbereichsleiterin
Geschäftsführerin
Geschäftsleiterin
Hausverwalterin
Hauswirtschaftsberaterin
Industriekauffrau
Innendienstleiterin
Inspektorin, Inspekteurin
Kärnmerin
Kanzlerin
Kapitänin
Kornmissarin
Konsulin
Kontoristin
Korrespondentin
Kundenbetreuerin
Landesverbandsleiterin
Leutnantin
Majorin
Maschinenschreiberin
Ministerin
Organisatorin
Personalleiterin
Politikerin
Rätin
Referentin
Schadenreguliererin
Schalterbeamtin
Schichtführerin
Schreiberin
Sekretärin
Senatorin
Stenografin, Stenographin
Stenokontoristin
Xll1
Stenotypistin
Tearnleiterin
Telefonistin
Typistin
Übersetzerin
Verbraucherberaterin
Versicherungsfachfrau
Versicherungskauffrau
Versicherungsvertreterin
Vertriebsleiterin
Verwalterin
Verwaltungsleiterin
Verweserin
Wirtschaftsdolmetscherin
Wirtschaftsübersetzerin
Zollbeamtin
Zöllnerin
GRUPPE 11: Sport
Aerobic-Trainerin
Athletin
Badebetriebsleiterin
Bademeisterin
Badmintonspielerin, Badminton-Spielerin
Baseballerin
Baseballspielerin
Basketballerin
Basketballspielerin
Bergführerin
Berufssportlerin
Bowlingspielerin
Boxerin
Eishockeyspielerin
Feldhockeyspielerin
Fitnesskauffrau
Fluglehrerin
Fußballerin
Fußballspielerin
Fußballtrainerin
Golferin
Golflehrerin
Golfspielerin
Gymnastikerin
Gymnastiklehrerin
Handballerin
Handballspielerin
Hockeyspielerin
Keeperin
Keglerin
Kickerin
XIV
Läuferin
Rennreiterin
Rodlerin
Ruderin
Segelfluglehrerin
Segellehrerin
Schwimmeistergehilfin
Schwimmerin
Schwimmmeisterin
Skaterin
Skilehrerin
Skipperin
Snowboarderin
Snowboardlehrerin
Softballerin
Softballspielerin
Sportärztin
Sportlehrerin
Sportlerin
Sportmanagerin
Sportökonomin
Sportwissenschaftlerin
Starterin
Surferin
Tanzlehrerin
Tanzpädagogin
Taucherin
Tennislehrerin
Tennisspielerin
Tischtennisspielerin
Touristikmanagerin
Trainerin
Turnerin
Volleyballerin
Volleyballspielerin
Wasserball-Spielerin
Werferin
L------
-.---1_
GRUPPE 12: ßeleidung, Körperpflege, Design
i
I
Änderungsschneiderin
Autosattlerin
Bekleidungsfertigerin
Bekleidungsnäherin
Bekleidungsschneiderin
Bekleidungstechnikerin
Büglerin
Coiffeurin, Coiffeuse
Damenschneiderin
Damenschneidermeisterin
Direktrice
Farbberaterin
Färberin
Feintäschnerin
Friseurhelferin
Friseurin, Friseuse, Frisörin, Frisöse
Friseurmeisterin
Fußpflegerin
G~:miererin -Hairstylistin, Hair-Stylistin
Handschuhmacherin
Herrenschneiderin
Hutmacherin
Imageberaterin
Klöpplerin
Kosmetikerin
Kürschnerin
Kürschnermeisterin
Möbelsattlerin
Modemanagerin
Modenäherin
Modeschneiderin
Modistin
Näherin
Perückenmacherin
Plätterin
Polsterin
Puppenmacherin
Sattlerin
Schauwerbegestalterin
Schirmmacherin
Schneiderin
Schuhmacherin
Schuhstepperin
Schusterin
Spinnerin
Stickerin
Stilberaterin
Strickerin
Täschnerin
Tätowiererin
Teppichknüpferin
Teppichweberin
Textilmustergestalterin
Wäscherin
Weberin
Wirkerin
Zuschneiderin
Zwirnerin
GRUPPE 13: Transport, Spedition, Nachrichtenverkehr
Botin
Briefträgerin
Briefzustellerin
Busfahrerin
Chauffeurin
Chauffeuse
xv
Co-Pilotin
Decksfrau
Disponentin
Eisenbahnerin
Exporteurin
Fahrerin
Fährfrau
Fahrkartenkontrolleurin
Fliegerin
Flugbegleiterin
Flugleiterin
Fluglotsin
Flugzeugführerin
Hafenarbeiterin
Hafenmeisterin
Handelsfachpackerin
Krankenwagenfahrerin
Kurierin
Kutscherin
Laderneisterin
Lagerarbeiterin
Lageristin
Lagerleiterin
Lagerverwalterin
Lastwagenfahrerin
Lenkerin
Lieferantin
Lokornotivführerin
Lotsin
Luftverkehrskauffrau
Matrosin
Navigatorin
Paketzustellerin
Pilotin
Postbotin
Posthalterin
Postlerin
Postverkehrskauffrau
Postverteilerin
Postzustellerin
Schaffnerin
Schifferin
Schiffsrnechanikerin
Schleusenwärterin
Spediteurin
Speditionskauffrau
Steuerfrau
Stewardess, Stewardeß
Taxifahrerin
Testpilotin
Verkehrsflugzeugführerin
Zeitungszustellerin
Zugbegleiterin
Zustellerin
GRUPPE 14: Schulwesen, Erziehung
Erziehungshelferin
Fahrschullehrerin
Fachschullehrerin
Freizeitpädagogin
Fremdsprachenlehrerin
Gyrnnasiallehrerin
Heimerzieherin
Hochschullehrerin
Hortnerin
Jugendberaterin
Jugendreferentin
Kunsterzieherin
Lehrerin
Arbeitsberaterin
Arbeitserzieherin
Ausbilderin
Ausbildungsberaterin
Ausbildungsleiterin
Beratungslehrerin
Berufsberaterin
Berufsschullehrerin
Bildungsberaterin
Dekanin
Dozentin
Erzieherin
Erziehungsberaterin
XVI
Lehrlingsausbilderin
Lektorin
Mentorin
Pädagogin
Personaltrainerin
Praktikantin
Professorin
Realschullehrerin
Rektorin
Schulberaterin
Schulungsleiterin
Sonderpädagogin
Sonderschullehrerin
Sozialpädagogin
Streetworkerin
Studienberaterin
Trainingsleiterin
Tutorin
Unterrichtsschwester
Volksschullehrerin
Weiterbildungsberaterin
Werklehrerin
Wirtschaftspädagogin
GRUPPE 15: Ordnung, Recht, Sicherheit, Bewachung
Amtsanwältin
Anwältin
Aufpasserin
Aufseherin
Badewärterin
Bewacherin
Detektivin
Einsatzleiterin
Ermittlerin
Fachanwältin
Fachunteroffizierin
Fahrkartenkontrolleurin
Feuerwehrfrau
Gerichtsvollzieherin
Hauptfeuerwehrfrau
Hausmeisterin
Hauswartin
Hilfspolizistin
Hundeführerin
Informantin
Inspektorin
Juristin
Justitiarin
Kastellanin
Kesselwärterin
Kontrolleurin
Kriminologin
Mediatorin
Notarin
Oberfeuerwehrfrau
Offizierin
Ordnerin
Patentanwältin
Pförtnerin
Platzwartin
Politesse
Polizistin
Pyrotechnikerin
Rechtsanwältin
Rechtsberaterin
Rechtspflegerin
Rechtsvertreterin
Rettungsschwimmerin
Richterin
Schließerin
Soldatin
Staatsanwältin
Staatsrechtlerin
Straßenwärterin
Supervisorin
Treuhänderin
Türsteherin
Undercover agentin
Unteroffizierin
Verfechterin
Versicherungs detektiv in
XVll
Wächterin
Wärterin
Wartin
Wirtschatzprüferin
Verteidigerin
Verwaltungsbetriebswirtin
Verwaltungsfachwirtin
Verwaltungsjuristin
Wachfrau
GRUPPE 16: IT-Berufe
Informationstechnologin
IT-Beraterin
IT-Koordinatorin
IT-Spezialistin
IT-Systemanalytikerin
IT-Systemelektronikerin, IT-System-Elektronikerir
IT-System-Kauffrau
Programmiererin
Softwareentwicklerin, Software-Entwicklerin
Systemanalytikerin
Systementwicklerin
Web-Designerin
Wirtschaftsinformatikerin
Anwendungsprogramiererin
Betriebsinformatikerin
Büroinformationselektronikerin
Computergrafikerin
Datenverarbeitungsfachfrau
Datenverarbeitungskauffrau
DV-Beraterin
EDV-Beraterin
Entwicklerin
Entwicklungsingenieurin
Fachinformatikerin
Informatikerin
Informatikkauffrau
GRUPPE 17: Produktion, Technik,Ver- und Bearbeitung (Elektro, Metall,
Holz, Kunststoff, Glas, Porzellan, Keramik)
Auffüllerin
Aufreißerin
Autolackiererin
Bestückerin
Bleigießerin
Bürstenmacherin
Detailkonstrukteurin
Drahtzieherin
Dreherin
Drechslerin
Einrichterin
Elektrikerin
Elektroingenieurin
Elektroinstallateurin
Elektromechanikerin
Elektromonteurin
Elektronikerin
Elektrotechnikerin
Energieanlagen-Elektronikerin
Energieelektronikerin
Energietechnikerin
Entwicklerin
Feinmechanikerin
Fertigungsmechanikerin
Flechterin
Fließbandarbeiterin
Flugzeugkonstrukteurin
Formerin
Formgeberin
Fräserin
Galvaniseurin
Gerätezusammensetzerin
XV111
Modellbaumechanikerin
Modellschlosserin
Modelltischlerin
Möllerin
Monteurin
Montiererin
Mustermacherin
N etzwerkerin
Packerin
Papierherstellerin
Polierin
Presserin
Produktionsleiterin
Repassiererin
Rollerin
Schienenfahrzeugschlosserin
Schiffsmechanikerin
Schleiferin
Schlosserin
Schmiedin
Schreinerin
Schweißerin
Seilerin
Silberschmiedemeisterin
Silberschmiedin
Sortiererin
Stecherin
Steinmetzin
Streicherin
Systemelektronikerin
Technikerin
Technologin
Teilekonstrukteurin
Testfahrerin
Tischlerin
Töpfergesellin
Töpferin
Uhrmacherin
Verarbeiterin
Vergolderin
Vorarbeiterin
Weinküferin
Werkstattleiterin
Zerspanungsmechanikerin
Gießerin
Glasapparatebauerin
Glasbläserin
Glaserin
Glasmalerin
Glasmalermeisterin
Goldschmiedin
Graveurin
Graveurmeisterin
Hafnerin, Häfnerin
Holzmechanikerin
Industriemechanikerin
Industriemeisterin
Installateurin
Keramikerin
KFZ-Mechanikerin
Kfz-Schlosserin
Kleberin
Klempnerin
Konstrukteurin
Konstruktionsmechanikerin
Korbmacherin
Kraftfahrzeugelektrikerin
Kraftfahrzeugmechanikerin
Küferin
Kunstglaserin
Kunstschmiedin
Kunststoff-Formgeberin
Kupferstecherin
Lackierergesellin
Lackiererin
Lackierermeisterin
Lichttechnikerin
Locherin
Löterin
Maschinenbautechnikerin
Maschinenbau-Teilkonstrukteurin
Maschinenfrau
Maschinenschlosserin
Maschinistin
Mechanikerin
Mechatronikerin
Messtechnikerin
Mikrotechnologin
XIX
Zieherin
Zigarrenrollerin
Zweiradmechanikerin
GRUPPE 18: Ernährung
Bäckerin
Beiköchin
Brauerin
Brennerin
Diätköchin
Ernährungswirtschaftlerin
Fleischerin
Fleischermeisterin
Gastronomin
Käserin
Kelterin
Köchin
Konditorin
Lebensmittelchemikerin
Lebensmittelkontrolleurin
Metzgerin
Müllerin
Obstlerin
Schlächterin
Verkosterin
GRUPPE 19: Reinigung
Abortreinigerin
Abwassermeisterin
Aufwartefrau
Denkmalspflegerin
Entsorgerin
Flaschenreinigerin
Gebäudereinigerin
Gebäudereinigermeisterin
Latrinenreinigerin
Müllentsorgerin
Putzerin
Raumpflegerin
Reinemachefrau
Reinigerin
Reinigungsfrau
Schornsteinfegerin
Versorgerin
GRUPPE 20: Religion, Kirche
Diakonin
Diakonisse, Diakonissin
Gemeindehelferin
Gemeindereferentin
Gemeindeschwester
Küsterin
Meqherin
Missionarin
Pfarrerin
Predigerin
Priesterin
xx
GRUPPE 21: Sonstige Berufe
Agentin
Anal ytikerin
Arbeiterin
Assistentin
Ausrichterin
Bearbeiterin
Bekärnpferin
Bestatterin
Bestattungsunternehrnerin
Betreiberin
Buchbinderin
Chefin
Erzeugerin
Expertin
Friedhofsarbeiterin
Führerin
Funktionärin
Gasableserin
Gewerkschafterin
Gewerkschaftlerin
Heizerin
Herstellerin
Ingenieurin
Jurorin
Kennerin
Koordinatorin
Kranzbinderin
Leaderin
Leichenbestatterin
Leiterin
Lobbyistin
Macherin
Managerin
Masterin
Meisterin
Mittlerin
Präsidentin
Produzentin
Prüferin
Referentin
Rhetorikerin
Saisonarbeiterin
Spezialistin
Technologin
Testerin
Veranstalterin
Verrnittlerin
Vertreterin
Verwerterin
XXI
111.
SPRACHKORPUSUNTERSTÜTZTER VERGLEICH
DER SYNONYMEN BERUFSBEZEICHNUNGEN
Auf den folgenden Seiten wird die Vorkommenshäufigkeit in meinem
Korpus von sinnverwandten femininen Berufsbezeichnungen untersucht. Es
werden lediglich Synonympaare untersucht, die analoge Züge mit anderen
Tandems aufweisen. Als Kriterien gelten die morphologischen Oppositionen
einheimisches Wort vs. Fremdwort, moviertes deriviertes Wort vs. moviertes
Kompositum und Fremdwort mit dem einheimischen Suffix vs. Fremdwort mit
dem fremden Suffix. Die vierte Gruppe besteht aus Synonympaaren, die
morphologisch keine gemeinsamen Züge aufweisen, aber eine analoge
Bedeutungsveränderung durchgemacht haben. Jedes Kriterium wird von
möglichst vielen Beispielen repräsentiert. Falls die Wahl noch von anderen
Faktoren beeinflusst wird, wird dies in den einzelnen Sektionen genau
beschrieben und begründet.
Der Anschaulichkeit halber werden die Suchbegriffe zusammen mit den
Zahlen der Belege tabellarisch dargestellt. Die Suchanfragen werden wieder
mit den Suchoperatoren *...* versehen, so dass auch Komposita und
Pluralformen, in denen die Bezeichnungen belegbar sind, in die Statistik
einbezogen werden können. Die graphische Darstellung dient einer besseren
Ablesbarkeit der Proportionen, die die Synonympaare im Vergleich zu der
Summe der Vorkommnisse darstellen, und zur Komparation der gemeinsamen
Wortbildungsprozesse innerhalb der Gruppe. Da es nicht immer möglich und
wünschenswert ist, alle Daten in die Graphen einzutragen, führe ich sowohl
die Tabellen als auch die Graphen im Text an, und nicht getrennt im Anhang,
so dass man nicht weit blättern muss und sich die Veranschaulichungen
zusammen mit den Kommentaren ansehen kann.
61
1. Einheimisches Wort vs. Fremdwort
Das Verhältnis zwischen einer einheimischen Benennung und einem
Fremdwort wird anhand der Analyse der Berufsbezeichnungen aus den
Gebieten der Medizin und Wissenschaft gezeigt. Diese Berufsgruppen
verfügen nämlich über Paare der synonymen Bezeichnungen, in denen ein
Glied ein einheimisches Wort und das andere ein Fremdwort ist. Innerhalb der
Wortpaare soll die Korpusuntersuchung zeigen, welche von den Synonymen
häufiger vorkommt. In einigen Fällen kann es objektive Gründe des verstärken
Gebrauchs geben, in anderen kann man sie nur vermuten. Innerhalb der
ganzen
Gruppe
der
medizinischen
bzw.
wissenschaftlichen
Berufsbezeichnungen werden Tendenzen der Sprachgemeinschaft analysiert,
falls welche anhand der Ergebnissen der Korpusanalyse feststellbar sind, ob
einheimische oder fremde Bezeichnungen generell bevorzugt werden. Im
Allgemeinen kann man annehmen, dass es die Fremdwörter sind, die sich
großer Popularität der Sprachgemeinschaft erfreuen.
Solcher Vergleich ganzer Gruppen der Synonympaare ist lediglich dann
möglich, wenn die Wörter einige der semantischen Merkmale gemeinsam
haben
und
die
gleiche
sozioökonomische
Gruppe
der
Bevölkerung
repräsentieren. Sonst wären sie untereinander nicht vergleichbar. Dennoch
muss man mit den erhobenen Daten vorsichtig umgehen, um keine
irreführenden Schlussfolgerungen zu ziehen.
Um möglichst viele belegbare Vertreter zu finden, untersuche ich mein
Korpus auf die Grundwörter der Komposita (*ärztin*, *login* usw.). Zu den
Zusammensetzungen suche ich dann mithilfe der Nachschlagewerke (Duden
Universalwörterbuch,
Synonymwörterbuch)
geeignete
sinnverwandte
Pendants. Die Ergebnisse der Recherche zeigen folgende Ausführungen.
62
a) Berufsbezeichnungen im medizinischen Bereich
In der Tabelle 5 folgt die Auflistung der weiblichen medizinischen
Berufsbezeichnungen, die den Gegenstand der Korpusanalyse bilden, mit der
Häufigkeit der Belege:
Einheimische Berufsbezeichnung
Belege Griechisch-lateinisches Fremdwort
Belege
1.
Kinderärztin, Kinderfachärztin
182+1 Pädiaterin
0
2.
Frauenärztin
128
Gynäkologin
77
3.
Hautärztin
33
Dermatologin
10
33
Ophthalmologin
0
Otorhinolaryngologin
0
4. Augenärztin
5. Hals-Nasen-Ohren-Ärztin (HNO-) 7
6.
Zahnärztin
206
Dentistin (Stomatologin)
5 (0)
7.
Irrenärztin
7
Psychiaterin
86
8.
Lungenärztin, Lungenfachärztin
0+2
Pneumologin
0
9.
Nervenärztin
8
Neurologin
22
10. Narkoseärztin
12
Anästhesistin
37
11. Herzfachärztin
1
Kardiologin
6
12. Tierärztin
353
Veterinärin
43
Tabelle 5: Synonyme aus dem Bereich der Medizin
Graphisch dargestellt sehen die Verhältnisse folgendermaßen aus:
-
100%
80%
-
-
l-
r--
-
-
-
1-
-
1-
-
I-
-
r--
-
r--
-
1-
-
1-
-
I-
1-
-
l-
I-
-
1-
-
60% r-
I--
I--
40% r-
-
r--
-
r--
-
r--
-
r--
20% r-
-
r--
-
r--
-
r--
r--
-
-
r-- l"-
I--
~
-
0%
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Io einheimische Bezeichnung Ogr.-Iat. Lehnwort I
Abbildung 1: Synonyme aus dem Bereich der Medizin
Man sieht, dass die Gruppe ziemlich klein ist, auch wenn ich oben
schreibe, dass ich möglichst viele Beispiele anführen möchte. Der Grund dafür
63
ist einfach: Es gibt zwar genügend movierte Berufsbezeichnungen aus den
Teilgebieten der Medizin, die Mehrheit davon wird jedoch von griechischlateinischen
Lehnwörtern
vertreten,
die
keine
geläufigen
deutschen
Entsprechungen haben. Es sind Internistin, Allergologin, Virologin, Epidemiologin,
Onkologin, Angiologin, Diabetologin, Pharmakologin, Endokrinologin, Radiologin
oder Toxikologin zu belegen, die aber nicht mit einem Synonym kontrastiert
werden können, außer dem Typus Diabetes-Ärztin, der eine hybride Bildung
darstellt. In meiner Untersuchung würde er also zwischen der einheimischen
und der fremden Bezeichnung stehen. Diabetes-Ärztin ist jedoch der einzige
Beleg dieser hybriden Wortbildungsart; jedweder Vergleich ist daher
unmöglich. Überraschenderweise sind in der Korpusanalyse Stomatologin,
Pädiaterin, Pneumologin und Lungenärztin vertreten, die nicht belegbar sind,
obwohl sie zu den geläufigsten Gebieten der Medizin gehören. Lungenärztin
erscheint in der Variante Lungenjachärztin, die noch bei HerzJachärztin und
KinderJachärztin belegbar ist. Die -Jach- Komponente ist
in diesen Fällen
redundant, kann jedoch der Ausdruck der Vorliebe nach komplexeren
Bezeichnungen
sein.
Die
Absenz
der
Ophthalmologin
und
der
Otorhinolaryngologin in meinem Korpus ist zu erwarten, denn es handelt sich
hierbei um komplizierte, schwierig aussprechbare und lesbare Bezeichnungen,
die wahrscheinlich auch von Fachleuten gemieden werden, insbesondere dann,
wenn das Publikum auch Laien einbezieht. Bei LungenJachärztin - Pneumologin
und HerzJachärztin - Kardiologin können die durch meine Recherche gezeigten
Verhältnisse irreführend sein, weil die Zahlen der Belege sehr niedrig sind. Zur
Bestätigung der Relationen wäre eine andere mit umfangreicherem Korpus
arbeitende Untersuchung notwendig.
Die Ergebnisse der Korpusanalyse zeigen, dass die einheimischen
Bezeichnungen der Ärztinnen bei weitem überwiegen - lediglich Neurologin,
Anästhesistin, Psychiaterin und Kardiologin sind geläufiger als die deutschen
Entsprechungen. Zumindest bei jenen Berufsbezeichnungen, die überhaupt
eine deutsche Entsprechung haben. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich in
der
Allgemeinverständlichkeit
der
deutschen
64
Benennungen.
Ärztliche
Betreuung ist ein Bestandteil des Lebens eines jeden Menschen, unabhängig
von Alters-, Geschlechts- und Sozialunterschieden der Menschen oder
Differenzen in der Ausbildung und der Weltansicht. Es ist auch zu bemerken,
dass die Häufigkeiten der Belege in einzelnen Synonympaaren relativ weit
voneinander entfernt liegen. Man kann also annehmen, dass in der Tat wirklich
die
Bezeichnung
der
anderen
vorgezogen
wird,
und
dass
es
im
Sprachgebrauch nur selten Schwankungen gibt, d. h. dass nur selten die
seltenere Benennung genutzt wird.
Der
Begriff
Psychiatenn
verliert
allmählich
seinen
deutschen
Konkurrenten, weil das Bestimmungswort Irren- unerwünschte Konnotationen
hervorruft. Das Wort ,Irre' ist in einer Art und Weise besetzt, die so negativ ist,
dass er sich eigentlich einer Beleidigung nähert. In der medizinischen
Terminologie ist er daher kaum noch verwendbar. Eine analoge Umbenennung
machte auch die psychiatrische Klinik durch, die nicht mehr ,Irrenhaus'
genannt wird, sondern ,Heil- und Pflegeanstalt'. Das große Wörterbuch der
deutschen Sprache in zehn Bänden markiert dementsprechend Irrenärztin als
veraltet oder emotional gefärbt. Das ist, meiner Meinung nach, der einzige Fall,
in dem man über eine sozial bedingte Bevorzugung eines Ausdrucks in der
Sphäre der Fachbereiche der Medizin sprechen kann. In diesem Fall haben
sowohl die Rollenträger, d. h. die Ärztinnen, als auch die PatientInnen an der
Umbenennung großes Interesse. Sonst kann die Prestigefrage seitens der
Berufsausüberinnen,
d.
h.
der
Drang
der
Ärztinnen
von
der
Sprachgemeinschaft besser angesehen und höher geschätzt zu werden,
ausgeschlossen werden. Die ärztlichen Berufe gehören zu den meistgeachteten
Berufen überhaupt, egal ob sie mit einem einheimischen Wort oder mit einem
Fremdwort genannt werden, sie nehmen die höchsten Stufen der Berufsskala
ein.
b) Wissenschaftliche und forschende Berufe
Zweites
Beispiel
der
Konfrontation
der
einheimischen
Berufsbezeichnungen mit den Fremdwörtern stellen die Repräsentantinnen der
65
wissenschaftlichen Berufe dar. Hier steht das Fremdwort gegen drei
einheimische Komposita mit den Grundwörtern -forscherin, -wissenschaftierin
und -kundlerin. Ich bin mir der feinen Bedeutungsschattierungen und den
damit verbundenen Verwendungs gewohnheiten bewusst, aber trotzdem
wollte ich keine Basis ,diskriminieren' und aus der Analyse im voraus
ausschließen, weshalb ich bei der Recherche zu allen Bestimmungswörtern alle
drei
Grundwörter
hinzugefügt
habe,
auch
wenn
dabei
ungeläufige
Bezeichnungen entstanden, die oft nicht belegbar sind. Jedoch habe ich eine
Erfahrung gemacht, dass manche Begriffe aus den Nachschlagewerken nicht
belegbar sind, und solche, die in den Wörterbüchern nicht eingetragen sind, im
Korpus erscheinen. Der beabsichtigte Vergleich der einheimischen mit den
übernommenen Benennungen bleibt dabei unverletzt. Zuerst die Tabelle und
der Graph der femininen Berufsbezeichnungen, die verglichen werden:
Belege mit
Belege mit
dem
Bestimmungs dem
wort
Grundwort
Grundwort
-wissen-forscherin
Belege mit
Belege für
dem
Fremdwort
das
Grundwort
Fremdwort
-kundlerin
schaftlerin
1.
Insekten-
11
0
1
Entomologin
1
2.
Meinungs-
16
0
0
Demoskopin
5
3.
Altertums-
3
0
0
Archäologin
238
4.
Wirtschafts-
1
37
0
Ökonomin
91
5.
Völker-
0
0
18
Ethnologin
89
6.
Geschichts-
18
4
0
Historikerin
1244
7.
Geschlechter-
0
0
0
Genealogin
2
8.
Menschen-
0
0
0
Anthropologin
68
9.
Sprach-
9
54
0
Linguistin
24
10. Zukunfts-
3
0
0
Futurologin
1
11. Verhaltens-
21
1
0
Ethologin
3
12. Seelen-
1
0
1
Psychologin
1649
13. Vogel-
1
0
9
Ornithologin
4
14. Pilz-
0
0
1
Mykologin
0
Tabelle 6: Synonyme aus dem Bereich der Wissenschaft
66
100%
80%
I- ~
60%
40%
20%
-
I---
r-
1-
-
e-
I-
I---
-
-
r-
e-
-
-
I---
e--
I---
1-
r--
r--
-
e-
e-
I---
1-
-
I---
-
e-
I---
-
-
=
-
-
-
e-
I-
-
r- l-
r--
-
r--
1-
-
1-
I---
-
I---
-
0%
o -forscherin
e--
l-
..-
I---
f-
f-
0 -w issenschaftlerin 0 -kundlerin 0 Frerndw ort
Abbildung 2: Synonyme aus dem Bereich der Wissenschaft
Nach den Angaben in der Tabelle 6, würde man, die Frequenz der
Erscheinungen
betreffend,
feststellen,
dass
die
Fremdwörter
einen
entscheidenden Teil an den Benennungen einnehmen. Das stimmt solange man
mit absoluten Zahlen arbeitet. Die Veranschaulichung der Ergebnisse, die die
Relationen darstellt, zeigt aber, dass die Situation viel ausgeglichener ist, als es
auf den ersten Blick scheinen könnte: Es gibt sieben Fälle, in denen die
einheimische Berufsbenennung bevorzugt wird, und ebenso sieben Fälle, in
denen dem Fremdwort Vorzug gegeben wird. Eine Anmerkung ist aber völlig
am Platz: Drei Synonympaare sind in ihrer Frequenz so nah zueinander, dass
der Unterschied in der Häufigkeit nur ein oder zwei Vorkommnisse beträgt.
Hier ist sowohl bei einer umfangreicheren Untersuchung als auch im
authentischen Sprachgebrauch mit Schwankungen zu rechnen. Abgesehen
davon kann man verallgemeinernd sagen, dass sich in der Gruppe der
sinnverwandten
wissenschaftlichen
Berufe
keine
Neigungen
der
SprachbenutzerInnen nachweisen lassen, aus denen man generalisierende
Schlussfolgerungen über den Ursprung der bevorzugten Berufsbezeichnungen
ziehen könnte. Im Unterschied zu der oben beschriebenen Gruppe der
medizinischen Berufe bilden diese wissenschaftlichen und forschenden
Arbeitskräfte eine viel heterogenere soziale Gruppe. Es geht darum, in wie weit
die
Tätigkeit
der
Wissenschaftlerinnen
und
Forscherinnen
dem
,Durchschnittsmenschen' bekannt ist. Ich sehe hier nämlich die wahrscheinlich
von den Rollenträgerinnen gelenkte Tendenz, die relativ unbekannten Gebiete
67
(Entomologin, Demoskopin, Futurologin, Ornithologin, Linguistin) der breiten
Öffentlichkeit näher zu bringen und sie deshalb auf Deutsch zu nennen. Die
einheimischen
Benennungen
deuten
das
tatsächliche
Interessengebiet
(Insekten-, Meinungs-, Zukunfts-, Vogel-, Sprach-) auch für diejenigen an, die
Latein oder Griechisch nicht beherrschen.
Auch Laien haben dann die
Möglichkeit, sich frei zu äußern, ohne sich dem Risiko auszusetzen, dass sie die
griechisch-lateinischen Benennungen vergessen, verwechseln oder falsch
verwenden. Die Popularisierungstendenz würde ich hier als vorrangig
erachten.
Auf der anderen Seite stehen wissenschaftliche Berufe, die dem
,Durchschnittsmenschen' bekannter sind, die vielleicht relativ näher dem
Alltagsleben wirken, und bei denen es heute, im Einklang mit der
Prestigefrage, ,in' ist, sie mit Fremdwörtern zu bezeichnen. Gemeint sind
Berufe wie Archäologin, Ökonomin, Ethnologin, Historikerin, Anthropologin oder
Psychologin. Ihre Frequenz in meiner Korpusanalyse ist wesentlich höher als die
der
einheimischen
Wörter.
Die
fremde
Bezeichnung
soll
die
Berufsausüberinnen eindeutig als Wissenschaftlerinnen und Forscherinnen
kennzeichnen und gleichzeitig von Laien abtrennen, die keine entsprechende
Fach- oder Universitätsausbildung haben.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass man bei einigen
wissenschaftlichen Berufen nach einheimischen Benennungen greift, um sie
der Öffentlichkeit näher zu bringen. Es gibt jedoch auch gegensätzliche, vom
Ansehen getriebene Tendenzen, sich abzutrennen und als Elite angesehen
werden zu
wollen.
Die
Laienöffentlichkeit greift in die Wahl
der
Berufsbezeichnungen in der Regel nicht ein und übernimmt die von den
Fachleuten meist verwendeten Benennungen.
c) Aufwertung der Fremdwörter
Im folgenden werden Synonympaare von einheimischen und fremden
Berufsbezeichnungen untersucht, die zwar nicht in das selbe Wortfeld gehören,
aber trotzdem eine Sache gemeinsam haben - den Stilunterschied beider
68
Ausdrücke. Die Fremdwörter wurden zusammen mit den kulturellen
Aspekten besonders aus dem Englischen übernommen. Die deutschen
Benennungen können jedoch nur als partielle Synonyme betrachtet werden,
weil die Fremdwörter als stilistisch höher angesehen werden und damit die
einheimischen Ausdrücke in die stilistisch niedrigeren Ebenen drängen.
Generell gelten die Fremdwörter als weniger durchsichtig (OKSAAR 1976:
190). Sie bieten größere Interpretationsmöglichkeiten, indem das Fremdwort in
seiner Bedeutung verhüllend ist, nicht so direkt den Aufgabenbereich und die
auszuübenden Tätigkeiten bezeichnet.
Als Internationalismen sind sie
eindeutig mit mehr Prestigewert verbunden als die deutschen Entsprechungen.
Die
stilistische
Verschiedenheit
lässt
an
sich
den
untersuchten
Berufsbezeichnungen eindeutig erkennen:
Fremdwort
Einheimische Bezeichnung
1.
Entwerferin
1
Designerin
903
2.
Vorführdame
2
Mannequin
339
3.
Kindermädchen
217
Babysitterin
95
4.
Flugbegleiterin
82
Stewardess
575
5.
Gesprächsleiterin
9
Moderatorin
2135
6.
Ermittlerin
92
Detektivin
204
7.
Sprecherzieherin
16
Logopädin
106
8.
Gästebetreuerin
4
Hostess
253
Tabelle 7: Aufwertung der Fremdwörter
100%
--
--
I-
r---
r---
I-
r---
r---
l-
I-
r---
I-
r---
-
r---
~
~
~
I-
-
-
--
r---
-
I-
80% -
--
--
60% -
-
r---
40% I -
-
20% I -
-
-
-
-
c----
-
-
0%
1.
2.
3.
4.
5.
6.
10einheimische Bezeichnung 0Fremdwort I
Abbildung 3: Aufwertung der Fremdwörter
69
7.
8.
Bis auf eine Ausnahme werden laut der Korpusanalyse die Fremdwörter
viel
häufiger verwendet
psychologischen
und
als
die
deutschen
Benennungen,
soziolinguistischen
was
Aspekten
den
der
Fremdwortverwendung entspricht. Außerdem gelten die Angloamerikanismen
im heutigen Deutsch als Modewörter. Bei Stewardess sollte man bei der
Beurteilung des Verhältnisses zu Flugbegleiterin berücksichtigen, dass sich das
englische Wort auch auf Betreuerinnen der Passagiere an Bord von Schiffen
beziehen kann.
Nichtsdestoweniger ist die Bedeutung Flugbegleiterin
geläufiger und die Proportion der Vorkommnisse Flugbegleiterin - Stewardess
bleibt daher im wesentlichen unverändert. Kindermädchen ist mit einer hohen
Zahl der Erscheinungen belegbar, was mit Rücksicht auf die Meidung des
Grundwortes -mädchen überraschend ist. Dasselbe gilt jedoch auch für
Dienstmädchen (siehe S. 71f.), das laut der Korpusanalyse viel öfter vorkommt
als Hausgehilfin oder Dienerin.
/,\,
Ein ~_Ilvernachlässigbares Element bei der Bevorzugung der Fremdwörter
stellt auch die Kürze der Ausdrücke dar. Die deutschen Bezeichnungen haben
mindestens vier Silben, die Angloamerikanismen benötigen zum Tteil nur zwei
.-
- """"
,,-~--~-
Silben (Hostess).
Auf
das
Thema
der
unterschiedlichen
Bewertung
der
Berufsbezeichnungen werde ich erneut im Punkt 2 (S. 71) zurück kommen.
d) Zusammenfassung
der
Konkurrenz
zwischen
dem
einheimischen Wort und dem Fremdwort
In der Korpusanalyse unter Punkt 1 wurden insgesamt 34 Synonympaare,
die aus einer einheimischen weiblichen Berufsbezeichnung und einer
femininen Fremdwortbenennung bestehen, untersucht. Das Verhältnis der
Tandems, in denen die Zahl der Belege des Fremdwortes zu der einheimischen
Bezeichnung überwiegt, beträgt 18:16. Die allgemein bestehende Vorliebe der
Sprachgemeinschaft für Fremdwörter hat sich damit nicht bestätigt. Auch
wenn in Abschnitt c) eine Auseinandersetzung mit dem Prestigewert der
Nutzung von Fremdwörtern stattfand und auf die gängigsten Verdrängungen
70
'
.<1
.
hingewiesen wurde, kann der Vorzug von Fremdwörtern gegenüber den
einheimischen Begriffen nicht verallgemeinert werden. Der entscheidendste
Grund für die Ausgeglichenheit der Frequenz stellen die medizinischen
Berufsbezeichnungen dar, von denen lediglich vier, von insgesamt 12
untersuchten, vorwiegend mit dem Fremdwort bezeichnet werden. Natürlich
wurden all jene nicht berücksichtigt, für die es gar keine deutsche
Entsprechung gibt.
Die drei Gruppen der untersuchten Synonyme können nur beschränkt
untereinander verglichen werden. Besonders die Wörter unter c) kommen in
anderen Kontexten vor, als die der Gruppen a) und b). Trotzdem kann man
allgemeingeltende Prinzipien verfolgen, die diese oder jene Verwendung
unterstützen:
Für die Benutzung des Fremdwortes spricht:
der höhere Prestigewert solcher Berufsbezeichnungen.
der verhüllende Charakter, der unerwünschte Konnotationen
vermeidet.
Größere
Interpretationsspielräume,
die
es
ermöglichen
die
Berufsbezeichnung in der Sozialhierarchie in eine höher stehende
Gruppe einzuordnen (OKSAAR 1976: 190). Beim einheimischen Wort
kommt dies nicht in Frage, weil die Form die Bedeutung andeutet.
die Abtrennung der RollenträgerInnen als Elite.
die Kürze der Berufsbezeichnung.
Für die Verwendung der einheimischen Berufsbezeichnung spricht
hingegen:
die Popularisierungstendenz für alle verständlich zu werden.
Vorausgesetzt, dass die gerade genannten Prinzipien die tatsächliche
Einstellung der Sprachgemeinschaft ausdrücken, ist es auffallend, dass meine
Korpusanalyse nicht eindeutig zugunsten der Fremdwörter ausgefallen ist. Die
Gründe für die Verwendung der Fremdwörter verfolgen den heutigen Trends
der Berufsbenennung.
71
2. Umwertung einheimischer Berufsbezeichnungen
Folgende Synonympaare zeichnen sich durch Auf- und Abwertung der
Berufsbezeichnungen aus. Vor allem gewerbliche Benennungen werden von
der Sprachgemeinschaft allmählich als unangemessen wahrgenommen und
durch neue Ausdrücke ersetzt. Die Neubildungen verursachen, dass die alten
Bezeichnungen eine relativ rapide Bedeutungsverschlechterung erleiden und
oft in Misskredit der SprachbenutzerInnen geraten. Die neuen Bezeichnungen
entsprechen
auch
weiteren semantischen Kriterien:
Sie bieten
einen
umfangreicheren Interpretationsradius an, d. h. sie sind mehr oder weniger
verhüllend
und
situationsabhängig.
Die
umfassenderen
Interpretationsmöglichkeiten ermöglichen, dass Assoziationen zu anderen, vor
allem sozial höheren Berufen entstehen können. Außerdem wird in manchen
Fällen die semantische Undurchsichtigkeit auch durch fremden Ursprung
unterstützt (Floristin, Keramikerin, Serviererin).
Diese Charakteristik beschreibt die folgenden Berufsbezeichnungen. Die
linke Spalte beinhaltet die alten als nicht mehr angemessen empfundene
Ausdrücke, die rechte Spalte zeigt die neuen Alternativen.
Abwertende Bezeichnung
Belege
Aufwertende Bezeichnung
Belege
1.
Blumenbinderin
2.
Töpferin
3.
Tapeziererin
2 Raumausstatterin
11
4.
Schaufensterdekorateurin
3 Schauwerbegestalterin
25
5.
Fürsorgerin
28 Sozialarbeiterin
6.
Briefträgerin
58 Zustellerin
72
7.
Barfrau
45 Bardame
82
8.
Kellnerin
575 Serviererin
88
9.
Bäuerin
592 Landwirtin
140
10.
Putzfrau
11.
Dienstmädchen
9 Floristin
39 Keramikerin
231
102
1515
1018 Raumpflegerin
42
269 Hausgehilfin
14
Tabelle 8: Umwertung
72
100%
l-
I--
r--
-
-
60% -
r--
I--
,-
-
-
-
40%
r--
1-
-
r--
-
1-
-
80%
-
I-~
-
-
-
I--
20% C-
1-
L...--
I--
-
-
-
0%
-
2.
1.
3.
-
-
I--
r-r--
-
r--
1-
-
-
I--
-
1-
-
I---
-
1-
-
I---
-
~
6.
5.
4.
7.
9.
8.
10.
11.
IDAufwertung DAbwertung I
Abbildung 4: Umwertung
Aus dem dargelegten Wortmaterial ergibt sich, dass die Veränderungen
hauptsächlich im Bereich des unteren Teils der sozialen Berufseinstufung
vorkommen. Die Wirkung des Berufsprestiges wird dadurch eindeutig
bestätigt. Man sieht, dass einige Berufsbezeichnungen, die unumstritten heute
als abwertend angesehen werden, in der Korpusanalyse vor ihren neuen
Alternativen doch überwiegen.
Die kommunikative Rolle der neuen
Benennungen darf nicht so interpretiert werden, dass sie die alten in allen
Situationen ersetzen würden. Auch wenn die neuen Bezeichnungen zur
offiziellen Verwendung in den Behörden und Institutionen gehören, wie z. B.
Schau werbeges talterin, impliziert dies noch nicht, dass die alten in anderen
kommunikativen Akten nicht gebraucht werden (OKSAAR 1976: 120). Hinzu
kommt die Tatsache, dass häufig zu den alten Bezeichnungen mehr als nur
eine, von mir angeführte, Variante geschaffen wurde. Ein gutes Beispiel stellt
der Begriff Putzfrau dar, von dessen Synonymen auf Seite 18f. ausführlicher die
Rede
ist.
Es
gibt
im
heutigen
Sprachgebrauch
auch
mehrere
geschlechtsabstrahierende Ausdrucksweisen, die nicht Gegenstand meiner
Analyse sind, aber heutzutage mittlerweile in der geschriebenen Sprache
wahrscheinlich
den
entscheidenden
Anteil
aller
geschlechtsneutral
ausgedrückten Berufsbezeichnungen ausmachen. Ansonsten kann ich mir die
relativ niedrigen Zahlen der Belege für Raumpflegerin und Hausgehilfin nicht
begründen. Putzfrau und Dienstmädchen befinden sich doch nicht mehr im
aktiven
schriftlichen Sprachgebrauch.
73
Stattdessen
begegnet
man
den
geschlechtsunspezifischen
Begriffen
Dienstpersonal,
Haushaltshilfe
oder
Hausangestellte.
Für die neuen aufwertenden Ausdrücke gelten in der Regel dieselben
Kriterien der Verwendung wie für Fremdwörter:
Sie erhöhen den Berufsprestigewert.
Sie sind verhüllend, d. h. sie schalten unerwünschte Konnotationen
aus.
Sie ermöglichen eine breitere Interpretation, d. h. sie bezeichnen den
Aufgabenbereich der Rollenträgerin nicht direkt (OKSAAR 1976:
118). Man kann den Charakter der Tätigkeit nur grob und unkonkret
von der Form ablesen.
Sie assoziieren einen größeren Abschnitt der außersprachlichen
Realität: Topf
~
Keramik, Tapete
~
Raum.
Sie meiden zu einfache Berufsbezeichnungen, die nicht attraktiv
sind.
3. Movierung vs. movierte Komposition
Auf den folgenden Seiten werden Synonympaare der weiblichen
Berufsbezeichnungen kontrastiert, die jeweils aus einem Kompositum und
einem durch Movierung entstandenen femininen Begriff bestehen. Diese
Kriterien erfüllen einerseits die Komposita mit dem Grundwort -frau und die
entsprechenden movierten Berufsbezeichnungen: Paare wie Arztjrau - Ärztin,
sowie andererseits die Bezeichnungen für künstlerische Berufe ausübende
Frauen und für Sportlerinnen. Gemeint sind sinnverwandte Benennungen wie
z. B. Altistin - Altsängerin und Softballerin - Softballspielerin. Bei den
Künstlerberufen kommen zum Teil ebenfalls Zusammensetzungen mit dem
Grundwort -spielerin vor, auch wenn sie eine unterschiedliche Sphäre des
menschlichen Lebens repräsentieren. Ohnehin kann man vermuten, dass die
Sprachgewohnheiten ohne Rücksicht auf die Bedeutung des Kompositums mit
74
-spielerin in beiden Gruppen (Kunst und Sport) gleichartig sind. Die Analysen
unter b) und c) sollten zu dieser Frage eine Antwort wenigstens hinsichtlich
der Häufigkeit der Belege geben.
a) Berufstätige statt Ehefrauen
Folgende
Analyse
soll
den
Rückgang
der
weiblichen
Berufsbezeichnungen mittels Komposita mit dem Grundwort -frau beweisen.
Das allmähliche Verschwinden solcher Zusammensetzungen lässt sich mit
mindestens zwei Faktoren verbinden: Erstens bezeichneten diese Benennungen
früher vor allem die Ehefrauen der diese Berufe ausübenden Männer, was aber
mit der Zunahme der berufstätigen Frauen zu Zweideutigkeit führte. Zweitens
haben neuere feminine Berufsbezeichnungen keine älteren entsprechenden
Kompositionsbildungen mit dem Grundwort -frau, weil es in der Zeit ihrer
Entstehung keine Identifikation der Frauen durch den Beruf ihrer Ehemänner
mehr gab. Die Verbreitung der movierten Formen zur Bezeichnung der
weiblichen Berufstätigen trug also dazu bei, dass die oben erwähnte
Zweideutigkeit beseitigt wurde und gleichzeitig kam es teilweise zur
Vereinheitlichung
der
morphologischen
Form der
Benennungen.
Die
Komposita mit -frau, die keine maskuline Entsprechung mit -mann haben,
gehen aus dem alltäglichen Sprachgebrauch langsam verloren. Sie überleben
natürlich in manchen älteren literarischen Texten und überall dort, wo auf den
früheren Sozialzustand referiert wird.
Die Angaben in der Tabelle 9 und die Abbildung 5 bestätigen eindeutig
die oben beschriebene Tendenz:
Kompositum mit -frau
Belege Movierte Form
Belege
1.
Bäckersfrau
41
Bäckerin
179
2.
Bauersfrau
62
Bäuerin
595
3.
Fleischersfrau
1
Fleiseherin
9
4.
Gärtnersfrau
2
Gärtnerin
345
5.
Hausmeisterfrau
1
Hausmeisterin
120
6.
Arztfrau
16
Ärztin
4373
75
7.
Apothekersfrau
1
Apothekerin
425
8.
Lehrersfrau
2
Lehrerin
7848
9.
Arbeiterfrau
16
Arbeiterin
492
10.
Pfarrfrau
44
Pfarrerin
3321
Tabelle 9: Komposita mit -frau vs. movierte Formen
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
~r-r-~-,---r~--,-~--~~-.r-r-~-,---r-r--,-~--~,-,
T-I~-,
O% +-~~~~~~~~~~~~--~~~~~~~~~~~~~~
1.
2.
4.
3.
5.
10
Korrpositum rrit -frau
6.
0
7.
movierte Form
8.
9.
10.
I
Abbildung 5: Komposita mit -frau vs. movierte Formen
b) Künstlerberufe
In dieser Gruppe von Künstlerberufen und in der folgenden Gruppe der
Sportlerinnen muss auf die auf einer Seite der Opposition durchgeführten
parallelen Wortbildungsprozesse hingewiesen werden. Chorsängerin und alle
weiteren in der rechten Spalte der Tabelle 9 angeführten Berufsbezeichnungen
sind durch Komposition und Derivation zugleich entstanden. Dieses
Wortbildungsmodell war zwar schon oben bei den medizinischen und
wissenschaftlichen Berufen zu finden, dort spielte es aber keine wesentliche
Rolle, weil das einheimische Wort und das Fremdwort wie ,Quelle und
Übersetzung' fungieren; für Latein- und GriechischkennerInnen ist auch die
Form der Fremdwörter ganz transparent. Bei den Künstlerberufen gibt es aber
kein ,Musterwort'. Der Wortbildungsprozess ist daher anders motiviert.
Wenn man Gründe für die Bildung dieser Synonyme sucht, muss man
auch die Tatsache berücksichtigen, dass die KünstlerInnenbenennungen nicht
unbedingt Berufstätige bezeichnen müssen. Ich spiele damit auf die Tatsache
an, dass man sich bei inoffiziellen Bezeichnungen eine (fast) unendliche Zahl
76
an Synonymen oder Variationen einfallen lassen kann, die vor allem
stilistischen Zwecken dienen. Das klingt zwar plausibel, aber wie die
Ergebnisse der Korpusanalyse zeigen, wird fast ohne Ausnahme eine
Bezeichnung stark vor der anderen bevorzugt. Außerdem kann man vermuten,
dass die Komposita geschaffen wurden, weil sie expliziter sind, indem das
Grundwort eindeutig benennt, welche Aktivität durchgeführt wird.
Konkret arbeite ich mit folgenden femininen Bezeichnungen der
Künstlerinnen:
Movierte Form
Belege Moviertes Kompositum
1.
Choristin
8
Chorsängerin, Chor-Sängerin
81
2.
Altistin
221
Altsängerin, Alt-Sängerin
4
3.
Chansonistin
3
Chansonsängerin, Chanson-Sängerin
139
4.
Sopranistin
2431
Sopransängerin, Soprano-Sängerin
3
5.
Cellistin
168
Cellospielerin, Cello-Spielerin
7
6.
Flötistin
278
Flötenspielerin, Flöten-Spielerin
21
7.
Geigerin
576
Geigenspielerin
8
8.
Harfenistin
136
Harfenspielerin
3
9.
Hornistin
31
Hornspielerin
2
10.
Pianistin
1554
Klavierspielerin, Flügelspielerin
149
11.
Saxofonistin, Saxophonistin
12.
Akkordeonistin
13.
Lautenistin
14.
Belege
1
Saxofonspielerin,Saxophonspielerin,
Saxofon-Spielerin, Saxophon-Spielerin
Akkordeonspielerin, AkkordeonSpielerin
Lautenspielerin
3
Kontrabaßistin
11
Kontrabaß-Spielerin
1
15.
Keyboarderin
31
Keyboardspielerin
1
16.
Trompeterin
27
Trompete-Spielerin, Trompetenspielerin
2
17.
Mandolinistin
2
Mandolinespielerin
1
18.
Tubistin
3
Tubaspielerin
0
19.
Kammermusikerin
17
Kammermusikspielerin
1
20.
Jazzerin
14
Jazzmusikerin, Jazz-Musikerin
21
21.
Rockerin
14
Rockmusikerin
14
22.
Stepperin
12
Stepptänzerin, Stepp-Tänzerin
11
23.
Balletteuse
52
Ballett(t)änzerin, Ballett-Tänzerin
75
24.
Stripperin
73
Stripteasetänzerin, Striptease-Tänzerin
23
141
29
77
8
35
25.
AquareIlistin
1
Aquarellmalerin
6
26.
Porträtistin, Portraitistin
19
Posträtmalerin, Portraitmalerin
15
27.
Zauberin
329
Zauberkünstlerin
7
Tabelle 10: Künstlerberufe
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
I-
Ii-
~
~
~
~
I-
i-
~
i-
~
~
~
r-
r- r- r- r- r- r- r- r- r- r- r- r- r- ilIlI-- l- I-- I-- l- I- l- I-- l- I--
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i-
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i-
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i-
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i-
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i-
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i-
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i-
t-
i-
t-
t-
t-
t-
t-
i-
i-
t-
i-
r-
i-
i-
~
r- i - i - rI-- l- I-- I-- e- I-- I--
1.
t-
r-
i-
t-
t-
t-
t-
t-
i-
t-
-
2.
3. 4.
~
~
5.
6.
~
,-
-
e---
'-
~
~
-
-
-
-
7.
8.
~
-
r- r- i - r- r- :c- :- I-- I-- , - tcft- tcct- ~
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I-
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i-
t-
t-
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~
t-
r- rI-- l- I-t- t- I--
i-
9. 10.11.12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.20.21.22.23.24. 25.26.27.
10Movierung 0Komposition + Movierung I
Abbildung 6: Künstlerberufe
Die Vermutung über die Explizitheit der Zusammensetzungen kann
durch die Korpusanalyse nicht bestätigt werden, weil die derivierten Formen
eindeutig überwiegen. Wahrscheinlich gilt die Hypothese doch, aber nicht so
generell, wie ich gedacht habe, sondern nur bei einigen (selteneren)
Benennungen. Chorsängerin, Chansonistin, Jazzmusikerin und Aquarellmalerin
können die richtigen Beispiele für die Gültigkeit dieser Annahme sein, denn
ich kann mir vorstellen, dass die movierten Konkurrenzformen für künstlerisch
ungebildete Personen nicht transparent sind. Die überwiegende Tendenz im
Sprachgebrauch gehört aber eindeutig den abgeleiteten morphologisch
einfacheren Bezeichnungen. Eine gewisse Rolle kann auch die Länge bzw.
Kürze der Bezeichnung spielen, denn die Sprachökonomie und die Neigung
zum kleinsten Aufwand bei der Sprachproduktion können besonders bei der
Bildung von mehr als zweigliedrigen Komposita den Sprachgebrauch
beeinflussen. Eine diachronische Untersuchung könnte eine Antwort geben,
falls sich ergeben sollte, dass die Komposita mit - spielerin, -sängerin, -musikerin
usw. in früheren Texten belegbar sind, als die kürzeren derivierten
78
Benennungen. Das ist meinerseits aber nur eine Vermutung, deren Bestätigung
oder Widerlegung außerhalb der Reichweite meiner Analyse steht.
Es ist auf das Paar Mandolinistin - Mandolinespielerin aufmerksam zu
machen, weil beide Bezeichnungen eine sehr niedrige Zahl der Belege
aufweisen. Dies hängt offensichtlich mit der Semantik zusammen; da die
Mandoline kein geläufiges Musikinstrument ist. Es ist erfreulich, dass auch
eine solche selten erscheinende Berufsbezeichnung in zwei femininen
Varianten zu belegen ist. Auf jeden Fall sollte man jedwede die vorherrschende
Form betreffende Schlussfolgerung meiden.
Lediglich bei fünf Berufsbenennungen liegt die Relation bei der Synonyme
im Zwischenraum zwischen 40 bis 60 Prozent; die Werte der Belege befinden
sich nah zueinander und solches Verhältnis deutet Schwankungen im
Sprachgebrauch an.
c) Sportlerinnen
Eine analoge Untersuchung möchte ich zu den Bezeichnungen von
Sportlerinnen durchführen, um festzustellen, ob sich in diesem Bereich gleiche
bzw. ähnliche Sprachgewohnheiten finden lassen. Man kann annehmen, dass
es so ist, weil die gleiche Form vorkommt, wie bei einigen oben untersuchten
Künstlerinnen - das Grundwort -spielerin.
Am Anfang führe ich wieder die graphische Darstellung der weiblichen
Vertreter der Sportarten an, die neben den Zusammensetzungen mit -spielerin
auch die movierten Benennungen ermöglichen:
Movierte Form
Belege
Moviertes Kompositum
Belege
1.
Basketballerin
442
Basketballspielerin, Basketball-Spielerin
13
2.
Baseballerin
3
Baseballspielerin, Baseball-Spielerin
2
3.
Golferin
81
Golfspielerin
7
4.
Handballerin
1374
Handballspielerin, Handball-Spielerin
32
5.
Softballerin
93
Softballspielerin, Softball-Spielerin
4
6.
Volleyballerin
429
Volleyballspielerin, Volleyball-Spielerin
16
7.
Fußballerin (Kickerin)
551 (111)
Fußballspielerin, Fußball-Spielerin
12
79
1
Wasserballerin
1
26
1 Wasserball-Spielerin
Tabelle 11: Sportlerinnen
100%
80%
~
-
r--
I--
--
60% -
I--
-
I-1:=
-
-
1-
-
-
1-
-
-
-
-
40% r--
-
-
-
,-
--
--
-
-
20% r--
-
-
-
-
-
-
-
-
0%
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
10 Movierung 0 Komposition + Movierung 0 Movierung - umgs.
8.
I
Abbildung 7: Sportlerinnen
Es ist ersichtlich, dass, falls es zu der Bezeichnung der Sportlerin mit dem
Grundwort -spielerin eine Entsprechung gibt, diese kürzere und morphologisch
einfachere Form eindeutig bevorzugt wird. Alle erhobenen Daten sprechen für
den vorherrschenden Gebrauch der movierten Formen. Allerdings ist dieses
Wortgebilde bei Tennisspielerin oder Eishockeyspielerin nicht belegbar. Eine
relativ hohe Zahl der Belege hat das umgangssprachliche Wort Kickerin
erreicht. Es weist darauf hin, wie ernst Fußball spielende Frauen von der
Sprachgemeinschaft genommen werden. Diese Bezeichnungen spezifizieren
jedoch nicht, ob die Sportarten berufsmäßig, d.h. gegen Entgelt, ausgeübt
werden. Man würde schon unterscheiden, ob von den professionellen
Fußballspielerinnen, die die Weltmeisterschaft gewonnen haben, die Rede ist,
oder ob Hobby-Kickerinnen gemeint sind.
Man kann die Vermutung für bestätigt halten, dass sich die Sprache
analog verhält ohne Rücksicht auf die Semantik der Bezeichnungen. Sowohl
bei künstlerischen Berufen als auch bei Sporttätigkeiten werden die
Bezeichnungen mit -spielerin nur marginal verwendet.
80
d) Zusammenfassung der Konkurrenz zwischen Movierung
und movierter Komposition
Unter Punkt 3 wurden insgesamt 45 weibliche Berufsbezeichnungen
untersucht. Man muss jedoch die Begriffe im Abschnitt a) von jenen in
Abschnitten b) und c) abgrenzen, weil es dort unterschiedlich motivierte
Verhältnisse zwischen den Synonympaaren gibt. Der Rückzug der Komposita
mit dem Grundwort -frau wird eindeutig durch die Veränderungen in der
außersprachlichen Realität verursacht. Die Formen mit -frau werden heute als
veraltet oder emotional gefärbt empfunden und lediglich als Bezeichnungen
der berufstätigen Frauen interpretiert. Die movierten Berufsbenennungen
stimmen
mit
der
vorherrschenden
Personenbezeichnungen
überein.
Wortbildungsart
Zudem
meiden
sie
der
die
femininen
mögliche
Zweideutigkeit der Zusammensetzungen mit -frau, die besonders in sich auf
vergangene soziale Realitäten beziehenden literarischen Texten noch heute
erscheinen können.
Die Gruppe der Künstlerinnen und Sportlerinnen wird durch 35
Berufsbezeichnungen vertreten, von denen in 7 Fällen die movierten
Zusammensetzungen in der Zahl der Belege überwiegen. Die Vermutung über
die Explizitheit der Komposita bleibt offen. Es kann nicht gesagt werden, dass
die Annahme ganz falsch ist; anhand dieser Korpusanalyse konnte sie jedoch
nicht bestätigt werden. Für die Verwendung der morphologisch einfacheren
movierten Formen spricht die Regel der Sprachökonomie. Diese Bildungen
bestehen aus drei und mehr Silben, die Komposita haben zwischen vier und
sieben Silben. Sonst gibt es keine sich auf Prestige, Interpretation oder
Assoziationen orientierten stilistischen Unterschiede.
4. Fremdwort mit dem einheimischen Suffix vs.
Fremdwort mit dem fremden Suffix
In diese Gruppe fallen nur ein paar Fremdwörter französischen
Ursprungs, die entweder mit dem französischen Femininsuffix verwendet
81
werden, oder einigermaßen eingedeutscht wurden und mit der an die
maskuline Form angehängten deutschen Movierungssuffix -in gebraucht
werden. Mehrere Möglichkeiten der Benennung als nur ein Paar bietet der
Beruf der Friseurin, dessen Ergebnisse ich sowohl untereinander als auch mit
anderen Berufen dieses Typs vergleiche: Die geläufigste Variante ist die mit
dem eingedeutschten Suffix Friseurin. Sehr nah zu ihr steht die französische
Form Friseuse, so dass man annehmen kann, im Alltagsgebrauch beiden
Varianten ungefähr gleich oft zu begegnen. Die graphemische Integration
scheint Hand in Hand mit der morphologischen zu gehen, weil Frisörin mehr
als dreimal häufiger als Frisöse vorkommt. Obwohl Coiffeuse und Coiffeurin
schweizerische Ausdrücke sind und sonst als gehoben angesehen werden
(DUDEN 2003), sind sie in bundesdeutschen Texten je dreimal belegbar. Die
Angloamerikanismen Hairstylistin und Hair-Stylistin sind ebenfalls nicht zu
vernachlässigen, zumindest als Modewörter. Die genauen Verhältnisse zeigen
die Abbildungen 8 und 9.
Berufsbezeichnung
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Belege
Coiffeuse
3
Coiffeurin
3
Frisöse
10
Friseurin
75
Friseuse
73
Frisörin
31
Hairstylistin, Hair-Stylistin
6
Tabelle 12: Synonyme zu Friseurin
82
Frisörin
16%
Frisöse
5%
Friseurin
40%
o Coiffeuse
o Frisöse
o Friseuse
(J
o Coiffeurin
o Friseurin
o Frisörin
Hairstylistin,Hair-Stylistin
Abbildung 8: Synonyme zu Friseurin
Abbildung 9: Varianten von Friseurin
Im Weiteren werden jene Paare analysiert, die am Anfang dieses Absatzes
beschrieben wurden: Bezeichnung desselben Berufes - einmal mit dem
französischen Suffix -eu se, ein anderes Mal mit dem deutschen Suffix -in:
Französisches Suffix -euse
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Masseuse
Belege Deutsches Suffix -in
20 Masseurin
Chauffeuse
Souffleuse
8 Chauffeurin
220 Souffleurin
8 Jongleurin
Jongleuse
Friseuse, Frisöse
83 Friseurin, Frisörin
Coiffeuse
3 Coiffeurin
Tabelle 13: Französisches vs. deutsches Femininsuffix
83
Belege
52
10
1
11
106
3
100%
r--
8.0% f---
r--
60% r--f---
40% r---
i---
f---
-
f---
20%
r-r--
,--
0%
1.
2.
3.
4.
5.
6.
!D-euse D-in !
Abbildung 10: Französisches vs. deutsches Femininsuffix
Es ist zu sehen, dass das deutsche Femininsuffix überwiegt, auch wenn
sich die Relationen mit nur einer Ausnahme gegen 40% zu 60% bewegen. Die
Unterschiede sind nicht groß und keine der Formen scheint ganz zur Seite
geschoben zu sein. Lediglich Souffleurin weist den niedrigsten Grad der
Belegbarkeit auf und steht so im Hintergrund der französischen Form. Erinnert
man sich jedoch an die Anmerkung von Ljungerud aus den 70er Jahren des 20.
Jahrhunderts (siehe S. 44), dass es keine eingedeutschten Formen von Souffleuse
und Jongleuse gibt, sind auch diese niedrigen Zahlen der Vorkommnisse ein
ausreichender Beleg dafür, dass sich die Sprache ständig entwickelt, und dass
übernommene Ausdrücke ins Deutsche integriert werden, auch wenn der
Integrationsprozess in manchen Fällen langsam verläuft.
Der entscheidende Impuls für die Wahl des deutschen bzw. französischen
Suffixes ist die beabsichtigte Wirkung auf die RezipientInnen. Fremde
Wortbildungsmittel sind ähnlich wie Fremdwörter mit mehr Prestigewert
beladen als einheimische sprachliche Elemente.
84
IV. SPRACHKORPUSUNTERSTÜTZTER
VERGLEICH DER SCHREIBWEISEN
1. -ph- vs. -f- Schreibung der Fremdwörter
Seit der Rechtschreibreform, die am 1.8.1998 in Kraft trat, sieht die Norm
laut Duden 1 folgendermaßen aus:
"Häufig gebrauchte Fremdwörter, vor allem solche, die keine dem
Deutschen fremden Laute enthalten, können sich nach und nach der
deutschen Schreibweise angleichen. In diesen Fällen sind oft sowohl
die
eingedeutschten
als
auch
die
nicht
eingedeutschten
Schreibweisen korrekt. [... ] In einigen Fällen wird die eingedeutschte
Schreibung bereits als die vorzuziehende Form angesehen. Vor allem
die Wortbestandteile "phon", "phot" und "graph" werden in
allgemein gebräuchlichen Wörtern häufig zu ,,fon", "fot" und
"graf"."(DUDEN 11996: 31)
Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass diese Regelung keine ganz
neuen Sachverhalte darstellt. Auch vor der Rechtschreibreform gab es
Schwankungen,
eingedeutschten
durch sie wird zum verstärkten Gebrauch der
Formen
ermutigt.
Jedoch
Rechtschreibreform überhaupt einen Einfluss
ist
fraglich,
ob
die
auf die Schreibung der
zwischen 1989 und 2004 geschaffenen Texte hatte, weil sie in diesen
Jahren noch nicht verbindlich war und von der Sprachgemeinschaft als
Ganzes nicht besonders positiv angenommen wurde.
Für
die
Untersuchung
wurden
folgende
weibliche
Berufsbezeichnungen mit der zweifachen Schreibung ausgesucht:
85
Berufsbezeichnung mit -f- Belege Berufsbezeichnung mit -ph-
Belege
1.
Fotografin
1100 Photographin
22
2.
Grafikerin
209 Graphikerin
49
3.
Grafologin
1 Graphologin
1
4.
Lithografin
4 Lithographin
3
5.
Biografin
6.
Demografin
7.
Geografin
8.
Choreografin
9.
Kartografin
1 Kartographin
6
10. Reprografin
1 Reprographin
1
11. Stenografin
7 Stenographin
3
12. Saxofonistin
81 Saxophonistin
60
26 Biographin
44
0 Demographin
1
15 Geographin
54
196 Choreographin
310
Saxophonspielerin, Saxophon-
13.
Saxofonspielerin
14. Fonotypistin
3 Spielerin
5
1 Phonotypistin
0
Tabelle 14: -f- vs. -ph- Schreibung
100%
t90% +80%
70%
60%
r-50%
40%
30%
20%
10%
0%
1.
I--
I--
1-
-
1-
-
-
-
-
-
l-
I-
-
-
-
l-
I--
I--
1-
-
l-
I--
1-
-
-
l - r--
1-
l-
I--
l-
I-
I--
r--
I--
r--
I--
I--
r--
I--
t--
-
t--
-
t--
t--
-
-
-
t-t-t--
-
r--
-
2.
I--
-
,-
f---
-
-
-
f---
r---
1-
-
-
t--
1-
-
-
f---
t--
3.
-
4.
I-
5.
-
6.
-
1-
7.
8.
9.
10.
I--
I--
l-
l-
I- I - -
I--
1-
-
t--
t--
-
t--
t--
-
-
1-
-
t--
t--
11 .
12.
13.
14.
lo-t- o-Ph- I
Abbildung 11: -f- vs. -ph- Schreibung
Die
graphische
Darstellung weist
große
Schwankungen in der
bevorzugten Orthografie nach: Es gibt Bezeichnungen, bei denen eine der
beiden Varianten stark überwiegt, aber auch solche, bei denen für beide
Schreibweisen ungefähr die gleiche Häufigkeit der Verwendung zu belegen ist.
Bei vier Benennungen ist die Zahl der Vorkommnisse so niedrig (0-4), dass
86
man daraus kaum eine Schlussfolgerung ziehen kann. Im allgemeinen könnte
man sagen, dass je geläufiger der Ausdruck ist, desto mehr Belege findet man
für
die
eingedeutschte
(Fotografin,
Variante
Grafikerin,
Saxofonistin).
Überraschend sind die Ergebnisse der Korpusanalyse bei Biographin,
Geographin und Choreographin, die üblicher als die integrierten Varianten mit -fsind.
Höchstwahrscheinlich
spielt
hier
das
Alter
und
die
damit
zusammenhängende Gewohnheit der Autorinnen und Autoren der Pressetexte
eine Rolle.
2. ,Sparformen'
Die
folgenden
Zeilen widmen
sich der
Korpusanalyse
der sog.
,Sparformen', d. h. den mit Hilfe der Klammern, des Schrägstrichs oder des
Binnen-I realisierten Kurzformen, die orthografisch ökonomischere Varianten
der Beidbenennung darstellen. In der Suchanfrage verwende ich wiederum
den Suchoperator *... *, so dass alle Zusammensetzungen mit den Kurzformen
und Benennungen sowohl im Singular als auch im Plural in die Statistik
einbezogen werden können. Es wurden für die Analyse 20 geläufige
Berufsbezeichnungen ausgewählt, bei denen eine hohe Wahrscheinlichkeit
vorliegt, dass sie in Kurzformen belegbar sind. Es handelt sich bei ihnen also
weder um reine Männerberufe oder ausschließlich Frauenberufe. Die
Wahrscheinlichkeit beider Referenzen ist ungefähr gleich groß. Die Angaben
werden in der Tabelle 15 und in der Abbildung 12 zusammengefaßt:
87
Möglichkeiten der Kürzung
Berufsbezeichnung
...1. ..
(...)
/. ..
j-....
1.
Lehrer
62
12
119
9
2.
Leiter
18
2
69
10
3.
Techniker
5
1
9
2
4.
Bäcker
0
1
5
0
5.
Minister
0
8
1
1
6.
Jurist
0
0
1
0
7.
Maler
0
1
7
0
8.
Künstler
21
9
54
2
9.
Mechaniker
1
1
21
1
10.
Verkäufer
1
6
20
1
11.
Musiker
18
6
21
1
12.
Sänger
5
8
32
13
13.
Sachbearbeiter
4
2
8
1
14.
Erzeuger
1
0
0
0
15.
Spieler
8
24
42
4
16.
Arbeiter
57
8
25
2
17.
Wirt
3
3
66
11
18.
Berater
4
2
23
1
19.
Ingenieur
3
0
0
0
20.
Meister
6
11
21
1
217
105
544
60
Gesamtzahl der Belege
Tabelle 15: Frequenz der ,Sparformen'
100%
80%
I-
20%
I-
I-
-
~
I-
I-
I-
l-
r-
-
-
_r--
t--
t--
t--
-
-
-
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r-
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-
-
-
-
-
-
-
I-
I-
-
'--
-
-
-
-
-
-
-
-
-
r-
I-
60%
40%
I-
-
-
-
t--
I-
I-
t-~
-
-
-
-
-
-
I:::
0%
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
1
9.
10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.
0 ... 1.. . 0( ... ) 0/ .. . 0/-.. .
Abbildung 12: Frequenz der ,Sparformen'
88
1
Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass die bei weitem geläufigste
Variante der Kürzung der Schrägstrich ist, und zwar jene Schreibweise ohne
den Auslassungsbindestrich. Diese Sparform weist die höchste Frequenz
sowohl in absoluten Zahlen als auch relativ auf, indem sie bei 18
Berufsbezeichnungen zu belegen ist. Den zweiten Platz in der absoluten
Häufigkeit nimmt das Binnen-I ein, das bei zwei Berufsbezeichnungen
(Ingenieurln, Erzeugerln) die einzige belegbare Möglichkeit der Kürzung
darstellt. Zudem ist es bei 16 Benennungen zu belegen. Die Klammern sind
zwar bei 17 Berufen zu belegen, allerdings in wesentlich geringerer Anzahl.
Trotzdem ist ihr Vorkommen relativ hoch. Offensichtlich werden Klammern
von der Sprachgemeinschaft nicht so sehr als diskriminierend oder
auslassungsfähigen Nebensächlichkeiten vorbehalten empfunden, wie dies laut
Gallmann (siehe S. 47) anzunehmen gewesen wäre. Ganz im Schatten steht der
Schrägstrich mit dem Auslassungsbindestrich. Es ist wahrscheinlich die
konservativste ,Sparform' und im Vergleich mit dem bloßen Schrägstrich
zumindest laut Duden die grammatisch richtige (und vorzuziehende). Dieser
Tatsache geht die Sprachgemeinschaft jedoch nicht nach. Möglicherweise weiß
sie nicht genau, welche Funktion der Auslassungsbindestrich hat.
Neben diesen mehr oder weniger standardisierten Kurzformen bin ich bei
der Korpusanalyse noch weiteren Schreibungen begegnet. In einem Fall
handelt es sich um Mischung von zwei Kürzungen: LehrerjInnen, die als
redundant und fehlerhaft angesehen werden muss. Weiter sind interessante
Wortformen im Genitiv zu belegen, die den problematischen Gebrauch der
Kurzformen
zusammen
mit
Artikeln
und
Deklinationsendungen
widerspiegeln: der Lehrer(n)Innen, des oder der Bürgermeister(in)s. Solche Formen
sind sehr schwer lesbar, auch wenn der Artikelgebrauch die richtige Lesart
andeutet. Sie zeigen jedoch die Bemühung der Autorin oder des Autors eine
geschlechtergerechte Wortform zu verwenden. Es erscheint empfehlenswert,
bei komplizierten Deklinationsfällen, bei denen verschiedene Endungen
vorkommen, auf die Beidbenennung auszuweichen.
89
v.
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSWERTUNG
DER ERHOBENEN DATEN
Der Zusammenhang von Sprache und Geschlecht wurde zuerst im
Rahmen der Soziolonguistik untersucht, in der das Geschlecht eine der
Variablen neben Alter, Beruf, Schicht oder regionaler Herkunft darstellte. Die
Beziehung zwischen dem Geschlecht des Sprechenden und den sprachlichen
Mitteln, deren er oder sie sich bedient, lässt sich aus zwei Sichtweisen
erforschen: Entweder betrachtet man die Möglichkeiten und Formen der
Personenbezeichnungen oder die Unterschiede im kommunikativen Verhalten
der Frauen und Männer.
Von strukturellen Eigenschaften abgesehen lassen sich in allen bislang
untersuchten Sprachen Asymmetrien zwischen dem Umfang der maskulinen
und femininen Referenz beschreiben. Natürlich gibt es eine enge Verbindung
zwischen dem grammatischen Genus des Wortes und dem Geschlecht der
betreffenden Person. Eine hundertprozentige Übereinstimmung ist jedoch
nicht möglich (der Begriff das Mädchen bezeichnet eine weibliche Person, das
Wort die Person kann auf beide Geschlechter referieren). Probleme entstehen
erst bei sich auf beide Geschlechter beziehenden Aussagen. In solchen Fällen
können nämlich maskuline Personenbezeichnungen generisch verwendet
werden, angeblich ohne jedwede Geschlechterreferenz. Anhand der Form des
Wortes ist nicht zu erkennen, ob es sich ausschließlich auf Männer bezieht,
oder sowohl auf Männer als auch auf Frauen. Die ,Verschlüsselung' und
Mehrdeutigkeit der Interpretation des generischen Maskulins wurden der
Gegenstand der Kritik der feministischen Linguistik. Das Hauptproblem
wurde in der ,Ungerechtigkeit' gegenüber den Frauen gesehen, die, im
Unterschied zu den Männern, oft nicht wissen, ob auch auf sie referiert wird.
Eine befriedigende Lösung wurde bis jetzt nicht gefunden. Radikale
Änderungen wie z. B. die Einführung des generischen Femininums oder die
Unterscheidung des Genus nur durch den Artikel (der Professor für
Maskulinum, die Professor für Femininum, das Professor für die generische
90
Verwendung) erwiesen sich in der Sprachgemeinschaft als undurchsetzbar.
Einen Ausweg aus der Not könnte die Anführung beider Genera bedeuten, die
jedoch bei konsequenter Beachtung unökonomisch ist und stilistisch unschön
wirkt. Ohne weiteres akzeptabel scheint diese Lösung erst dann zu sein, wenn
sie mit weiteren Möglichkeiten der Sichtbarmachung der Frauen kombiniert
wird.
Bei
den
deutschen
Berufsbezeichnungen
bieten
sich
neun
Ausdrucksweisen an, die entweder explizit das Femininum nennen oder als
geschlechstneutrale Benennungen zur Vermeidung der maskulinen Referenz
beitragen.
Neben
den
morphologischen
Möglichkeiten
gibt
es
noch
syntaktische Mittel (unpersönliche Konstruktionen, Passivsätze), die es
ermöglichen, die unerwünschte Referenz auf lediglich ein Geschlecht zu
meiden.
Es ist zu sehen, dass die deutsche Sprache genügend nichtsexistische
Alternativen zur Verfügung hat, mithilfe derer die Asymmetrien beseitigt oder
zumindest gemindert werden können. Letzendlich ist aber ausschlaggebend,
ob die Sprachgemeinschaft der Sprache die Macht zuschreibt, die Einstellungen
und Denkweisen der Menschen zu beeinflussen.
Im Bereich der Berufstätigkeit der Frauen fanden in den letzten hundert
Jahren radikale Änderungen statt: Die Haushalt und Kinder besorgenden
Frauen, die außer Haus nicht berufstätig waren, wurden emanzipierte
Managerinnen
und
Wissenschaftlerinnen.
Sie
machten
sich
aus
der
(sprachlichen) Abhängigkeit von ihren Männern frei, die in den Benennungen
des Typs Bäckersfrau (womit die Gattin des Bäckers gemeint war) ausgedrückt
wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg kam noch die nicht nur weibliche
Berufsbezeichnungen betreffende Prestigefrage hinzu. Sie löste eine Welle der
Umwertungen und Umbenennungen der existierenden Berufsbezeichnungen
und
Schaffungen
neuer
Alternativen
aus.
Insbesondere
bei
den
niedrigqualifizierten Berufen bedeuteten die neuen Berufsbenennungen eine
(scheinbare) Aufwertung in der sozialen Hierarchie. Neue Bezeichnungen
haben oft einen abstrakteren Charakter und spiegeln einen größeren
Ausschnitt aus der außersprachlichen Realität wider. Als Beispiel kann der
91
Begriff Tapeziererin gelten, der durch Raumausstatterin ersetzt wurde. Das Wort
Tapeziererin deutet formal den Aufgabenbereich der Tätigkeit an, der Begriff
Raumausstatterin ist dagegen insoweit vage, dass sich der Beruf mit beliebiger
Arbeit bei Ausstattung der Räume befassen kann. Zu diesen Benennungen gibt
es noch das Wort Innenarchitektin, das zudem eine Verbindung zu
hochqualifizierten
Berufen
(Architektin)
suggeriert.
Als
Reaktion
auf
unangemessene Umbenennungen einiger Berufe entstanden pejorative und
ironische Bezeichnungen, wie zum Beispiel das Wort Fussbodenmasseuse, dass
eine Witzbezeichnung für die Neuschaffung Raumpflegerin ist, die am Anfang
von der Sprachgemeinschaft auch als ungeeignet empfunden wurde.
Es ist einleuchtend, dass die Sprachgemeinschaft bei der Beurteilung der
Berufsbezeichnungen und der Referenz der geschlechtsneutral verwendeten
sprachlichen Mittel nicht einheitlich verfährt und verfahren kann. Wichtig ist
jedoch, die Wünsche der anderen, gemeint sind in diesem Zusammenhang
hauptsächlich die Frauen, zu respektieren und nicht sie lächerlich zu machen.
Durch sprachliche Mittel wird jedoch nicht nur Inhaltliches ausgedrückt,
sondern ihre Wahl gibt auch zahlreiche Informationen über die Sprecherinnen
oder Sprecher preis.
Durch die Korpusanalyse ist es mir gelungen, eine Liste von ungefähr
1600 belegbaren weiblichen Berufsbezeichnungen zusammenzustellen. Es
wurden lediglich movierte Formen und feminine Pendants zu den maskulinen
auf -mann endenden Berufsbenennungen untersucht. Ausgelassen wurden
auch die im Punkt 3a) analysierten weiblichen Berufsbezeichnungen mit -frau.
Sie werden als veraltet empfunden und treten eindeutig sie aus dem aktiven
Alltagssprachgebrauch zurück. Die Anführung solcher Ausdrücke zusammen
mit gebräuchlichen und
stilistisch mehr
oder weniger unmarkierten
Berufsbenennungen würde das gegenseitige Verhältnis der Konkurrenten
verzerren, denn sie würde eine gleichwertige Stellung suggerieren. Die Suche
nach den Motiven des Gebrauchs solcher Berufsbezeichnungen in den
untersuchten Pressetexten überschreitet die Grenzen meiner Arbeit. Des
92
weiteren wurden nur Einwortbezeichnungen und die mit Bindestrich
versehenen Benennungen auf ihre Belegbarkeit hin untersucht. Falls sich
mehrere Schreibvarianten bestätigt haben, sind alle (soweit sie lediglich aus
einem Wort bestehen; die Schreibung mit dem Bindestrich ist möglich)
aufgeführt.
Diese Ausführungen richten sich auf die Tatsache, dass die Aufzählung
der belegbaren Berufe natürlich noch um zahlreiche Belege erweitert werden
könnte. Dies wäre besonders dann möglich, wenn man bei den Suchanfragen
mit den Suchoperatoren *... * die Grundwörter der potentiellen Komposita
anführen würde. Ich habe diese Methode lediglich für die Zwecke der
Vergleichs analysen verwendet, um möglichst viele belegbare Vertreterinnen
der betreffenden Berufstätigkeiten zu finden. Das Verzeichnis der Berufe habe
ich anhand offizieller Register der (Ausbildungs)berufe zusammengestellt.
Deswegen findet man in meiner Liste teilweise auch relativ
lange
Zusammensetzungen, die in der Regel eine spezialisierte Tätigkeit bezeichnen
(Agraringenieurökonomin, Hörgeräteakustikermeisterin). Diese Berufe stammen aus
den behördlichen Verzeichnissen. In die Liste wurden auch alle belegbaren
femininen Berufsbezeichnungen einbezogen, über die die Sekundärliteratur
referiert.
Den Wert der Liste der belegbaren femininen Berufsbezeichnungen liegt
besonders in dem Zusammenbringen und einer ersten, wenn auch groben
thematischen Einteilung der Berufe. Sie erlaubt, sich eine Vorstellung über das
Ausmaß der ,Feminisierung' der Berufsbezeichnungen in den authentischen
geschriebenen Pressetexten zu machen. Es ist wahrscheinlich unmöglich, einen
gemeinsamen Maßstab für den Vergleich der Berufsgruppen zu finden, weil
das Feld der Tätigkeiten und Aufgaben sehr breit ist. Für einen Vergleich
benötigte man wahrscheinlich auch eine feinere thematische Einteilung der
Berufe. Meine Absicht war auch nicht, die Berufsgruppen untereinander zu
vergleichen. Da ich bei der Untersuchung die offiziellen Register der Berufe
verwendet habe, kann als relativ sicher gelten, dass die wichtigsten und
geläufigsten Berufe auf ihre Belegbarkeit hin überprüft wurden. Falls also ein
93
Beruf in der Liste nicht erscheint, ist er höchstwahrscheinlich in der femininen
Form im Korpus nicht vertreten.
Ich möchte noch einmal darauf aufmerksam machen, dass ich lediglich
einen Teil der möglichen femininen Bezeichnungen untersucht habe. Es gibt
noch substantivierte Adjektive und Partizipien oder spezifizierende Attribute,
die die weiblichen Rollenträgerinnen eindeutig benennen. Außerdem kommen
in meiner Analyse auch alle Mehrwortbezeichnungen zu kurz. Aus zeitlichen
und Kapazitätgründen war ich gezwungen, die Untersuchung in dieser Art
und Weise zu beschränken. Hoffentlich findet sich jemand, der die femininen
Berufsbezeichnungen für so spannend halten wird, dass er oder sie meine
Ansätze aufgreifen und das Thema fortsetzen wird.
Zusammenfassend kann ich feststellen, dass ich über die hohe Zahl der
belegbaren
weiblichen
Berufsbezeichnungen
erfreut
bin.
Auch
die
hauptsächlich männlichen Branchen weisen eine relativ hohe Zahl an
femininen Berufsbenennungen auf (Bergbau- und Bauberufe).
Die Vergleichsanalysen beschränken sich auf eine relativ niedrige Anzahl
der weiblichen Berufsbezeichnungen. Die sie betreffende Problematik ist
insofern komplex, als dass es nicht einfach ist, Gruppen von synonymen
Berufen zu finden, die untereinander verglichen werden können. Es müssen
nicht nur
die
semantischen Aspekte berücksichtigt werden,
sondern
gleichermaßen auch die morphologischen und stilistischen, die soziologischen
und/ oder psychologischen Kriterien in Betracht gezogen werden.
Der
Vergleich
der
Häufigkeit
der
Belege
der
einheimischen
Bezeichnungen und Fremdwörter führt zu einer fast ausgeglichenen Bilanz.
Keine können in der Gruppe der untersuchten Benennungen als vorrangig
bezeichnet werden. Die einheimischen Bezeichnungen für Ärztinnen erwiesen
sich als viel geläufiger als die griechisch-lateinischen Fremdwörter. Diese
Tatsache
hängt
höchstwahrscheinlich
mit
dem
Bedarf
Allgemeinverständlichkeit der Berufsbenennungen zusammen.
94
nach
der
Die Gruppe der wissenschaftlichen Berufsbezeichnungen ist relativ
heterogen und es scheint, dass es im Sprachgebrauch Unterschiede anhand der
Bekanntheit der forscherischen Tätigkeit gibt. Man kann vermuten, dass
einerseits der Popularisierung halber ganz ,undurchsichtige' und komplizierte
fremde Benennungen gemieden werden. Andererseits werden die bekannteren
Fremdwörter bevorzugt, weil sie mit größerem Ansehen verbunden sind.
Die Fremdwörter, die insbesondere aus dem Angloamerikanischen
entlehnt wurden, weil sie die aufwertende Funktion haben sollen, haben sich in
der Korpusanalyse als üblichere Pendants zu den deutschen Entsprechungen
erwiesen.
Ähnliche
Umwertungsprozesse
betreffen
auch
deutsche
Berufsbezeichnungen, die durch andere einheimische Benennungen ersetzt
werden. Die Relation ist in diesem Fall nicht so eindeutig wie bei den
Fremdwörtern, weil die ,neuen' Bezeichnungen nicht alle Kontexte besetzen.
Das Fremdwort scheint viel ,universeller' gebräuchlich zu sein als die
einheimischen Wörter.
Das Kapitel über die Konkurrenz der Komposita mit den movierten
Formen bestätigt die Theorie über den Rückzug der Kompositionsbildungen
mit -frau, die ursprünglich die Ehefrauen der durch die Tätigkeiten
bezeichneten Männer meinten und erst sekundär zur Benennung der
berufstätigen Frauen gelangten. Des Weiteren stellen sich die movierten
Zusammensetzungen als marginal heraus, und zwar gleich in zwei
semantischen Gruppen: unter den künstlerischen und den Sportberufen. Die
Sprachökonomie mag in diesem Fall die entscheidende Rolle spielen.
Die Verwendung des einheimischen oder fremden Suffixes bei den
ausgewählten Fremdwörtern scheint von den anderen Arten der Integration
beeinflusst zu sein. Zudem ist es anzunehmen, dass der Gebrauch proportional
mit der Häufigkeit des Vorkommens zusammenhängt: Je häufiger kommt die
Bezeichnung vor, desto wahrscheinlicher ist die Benutzung des einheimischen
Suffixes.
Die Analyse der -ph- und -f- Schreibung weist große Schwankungen auf.
Sehr grob könnte man auch in diesem Fall sagen: Je häufiger die Bezeichnung
95
vorkommt, desto wahrscheinlicher ist die Verwendung der eingedeutschten
Schreibung mit -f-.
Unter den standardisierten ,Sparformen', die als Alternativen der
umständlichen Beidbenennung gelten, zeigte sich die Vorherrschaft der
Schreibweise mit dem Schrägstrich ohne den Auslassungsbindestrich.
Für
die
Konkurrenz
der
Fremdwörter
mit
den
einheimischen
Bezeichnungen sowie für die durch verschiedene Wortbildungsprozesse
entstandenen Berufsbenennungen habe ich keine Sekundärliteratur gefunden,
die meine Annahmen bestätigen oder widerlegen würde. Trotzdem bin ich
davon überzeugt, dass mir die zugängliche Literatur genügend Impulse
gegeben hat, dass meine Erwägungen zumindest relevant sind.
Die Korpusanalyse kann leider nicht zeigen, ob von der ,Weiblichkeit' in
der geschriebenen Sprache wirklich so viel zu spüren ist, wie ich sie jetzt nach
dem Belegen der Bergfrau, Schweißerin oder KJz-Schlosserin empfinde. Kann man
2006 mit gutem Gewissen sagen: ,Mehr Weiblichkeit hat unserer Sprache sehr
gut getan'?
96
VI.
RESUME
Vztah mezi jazykem a pohlavfm byl nejprve zkouman v ramci
sociolingvistiky, kde pohlavf predstavovalo jednu z promennych vedle veku,
povolanf, regionalnfho puvodu a sociaInf vrsty. Souvislost mezi pohlavfm
mluvcfho a jazykovymi prostiedky, ktere pouzfva, lze zkoumat ze dvou
hledisek: bud' jde
0
moznosti a zpusoby oznacovanf osob nebo
0
rozdfly
v komunikaci zen a muzu. Predlozena prace se zabyva prvnf oblast! vyzkumu
a soustied'uje se na nejdulezitejsf faktory tvorenf a pouzfvanf zenskych tvaru u
nazvu povolanf v nemCine. Zkouma jak externf tak internf Cinitele ovlivnujfcf
volbu jazykovych prostiedku.
Bez ohledu na strukturnf povahu jazyka - na existenci Ci absenci
gramaticke kategorie rodu, na vyjadrovanf pohlavf lexikaInfmi prostiedky, na
derivacnf nebo kompozicnf slovotvorne procesy tvorfcf oznacenf osob - se snad
ve vsech dosud prozkoumanych jazycfch vyskytujf asymetrie mezi rozsahem
reference muzskeho a zenskeho rodu.
Samozrejme existuje uzke spojenf mezi gramatickym rodem slova a
pohlavfm oznacovane osoby. Uplna shoda vsak nenf mozna (das Mädchen je
stiednfho rodu, ale oznacuje osobu zenskeho pohlavf, die Person je zenskeho
rodu, ale muze se vztahovat na osoby obou pohlavf). Problemy nevznikajf u
vypovedf adresovanych pouze jednomu pohlavl. Nevyrovnanost ovsem
nastava pri referencfch vztahujfcfch se na obe pohlavf soucasne, kdy lze uz!t
slov muzskeho rodu takzvane genericky, udajne bez odkazu na pohlavf
dotcenych osob. V takovych prfpadech nelze z formy slova usoudit, zda se
vztahuje jen na muze, nebo jak na muze tak na zeny. A prave tato
IIzasifrovanost" a nejednoznacnost interpretace generickych maskulin se stala
predmetem kritiky feministicke lingvistiky, ktera hlavnf IInespravedlnost" vuCi
zenam spatiuje v tom, ze odkaz na muze je vzdy jednoznacne zretelny, kdezto
zeny casto nevf (a nemajf vodftka, jak to zjistit), zda se reference vztahuje i na
neo
97
Uspokojive feseni nebylo dosud nalezeno. Radikalni zmeny typu
generickeho feminina nebo rozliseni rodu pouze elenem (der Professor pro
muzsky rod, die Professor pro zensky rod, das Professor pro genericke uziti) byly
pro obecne pouziti neprosaditelne. Jistym vychodiskem muze byt propagace
uvadeni tvaru obou rodu, ktere je ovsem pfi duslednem dodrzovani ponekud
neekonomicke a pusobi ztrnule. Mnohem pfijatelneji se toto feseni jevi,
vezmeme-li v uvahu jeho kombinaci s dalsimi moznostmi explicitniho
vyjadfeni zenskeho rodu. U nemeckych nazvu povolani se nabizeji tyto
moznosti:
1. Denotatova specifika jsou pojmenovani pro povolani, ktera vykonavaji
pfevazne zeny, a jsou tedy i zenskeho rodu (Kosmetikerin, Näherin). FormaIne
jde 0 pfechylene tvary s koncovkou -in.
2. Samostatne lexemy oznaeuji tez zenska povolani (Hebamme, Balletteuse),
ale nejedna se 0 pfechylene tvary s koncovkou -in.
3. Pfechylene tvary vznikaji odvozenim od muzskych pojmenovcini
pomocf koncovek -in, -euse, -ess nebo -isse (Lehrerin, Friseuse).
4. Kompozita s lexemy -frau, -mädchen nebo -dame, ktera se utvoN
nahrazenim slozky -mann u odpovidajicfch muzskych nazvu (Putzfrau,
Bardame).
5. Substantivizovana adjektiva a participia v nekterych zpusobech
pouziti formalne nerozlisuji rod. Ve spojeni s neurCitym elenem jsou rody
rozliseny (ein Angestellter, eine Angestellte). UrCity elen sam funguje jako
rozlisitel rodu (der Angestellte, die Angestellte). V pluraIu jsou substantivizovana
adjektiva a participia rodove neutraIni (Angestellte).
6. Pfivlastek ,weiblich' umoznuje explicitne specifikovat pohlavi osoby
(weiblicher Nothelfer).
7. Splitting neboli uvedeni tvaru obou rodu. Nabizi se moznosti se
spojkou ,und' (Lehrer und Lehrerinnen), nebo pouziti lomftka (KuratorinjKurator).
Pofadi nazvu je take pfedmetem diskuzi.
8. Zkracene uvedeni obou rodu, kdy morfemy spoleene obema
pojmenovanim jsou zastoupeny jen jednou. Odlisne koncovky obou rodu jsou
98
graficky oddeleny lomitkem, zavorkami nebo velkym I (Lehrer/innen, Lehrer/-in,
Lehrer(innen), LehrerIn).
9. Neutralizace rodu lze dosahnout pouzitim rodove abstraktnich
(Krankenpflegepersonal,
pojmenovani
Schreibkraft,
Doktorandenstelle, Sekretariat). Nejedna se sice
0
Presidium,
Lehrerschaft,
explicitni uvedeni zenskeho
odkazovani, ale i "potlaceni" muzske reference vede k omezeni sexistickeho
vyjadfovani.
Vedle
techto
morfologickych
moznosti
existuji
jeste
prosrredky
syntakticke (neosobni vetna konstrukce, pasivni veta), ktere umoznuji se
vyhnout nezadoucimu odkazu pouze k jednomu pohlavi.
Je videt, ze nemecky jazyk disponuje dostatkem alternativ, jimiz lze
asymetrie odstranit nebo alespon zmirnit.
Rozhodujici je ovsem to,
pfipisujeme-li jazyku sflu a moc ovlivnovat lidske postoje a mysleni.
V oblasti zamestnanosti zen doslo za poslednich sto let k radikaIni zmene:
z pecovatelek
0
deti a domacnost, ktere do prace vubec nedochazely, se staly
emancipovane manazerky a vedkyne. Oprostily se z Gazykove) zavislosti na
muzich, ktera je patrna z pojmenovani typu Bäckersfrau, ktera oznacovala
manZelku muze vykonavajiciho uvedene povolani (Bäcker). Po druhe svetove
valce se pfidala nejen na zenska povolaru dolehajici otazka prestize, ktera
spustila vlnu pfehodnocovani soucasnych nazvu povolani a tvofeni jmen
novych. Obzvlaste pro pracovnice a pracovniky s nizkou kvalifikaci znamenala
zmena nazvu povolani (alespon domnely) posun na sociaIni hierarchii a pfijeti
jine (lepsi) sociaIni role. Nova pojmenovani maji casto abstraktni charakter a
odrazi
vetsi
cast
mimojazykove
skutecnosti.
Posun
Tapeziererin
-7
Raumausstatterin znamena i mnohem vagnejsi referenci ke skutecne naplni
prace. Zatimco Tapeziererin jednoznacne vystihuje provadenou einnost,
Raumausstatterin je natolik abstraktni, ze pfedmetem prace muze byt jakakoliv
einnost souvisejici se zafizovanim mistnosti. Innenarchitektin je jeste neurcitejsi
pojem "splhajici" navic po pomyslnem zebfiku socialni hierarchie. Neni divu,
ze vznikala i pojmenovani pejorativni a ironicka. Vzdyt' volbou jazykovych
99
prosrredku nepremiSfme pouze obsah sdeleni, ale zaroven prozrazujeme
nemaIo i sami 0 sobe.
Druha cast prace se opira
0
vysledky korpusove analyzy novinovych
textU vzniklych mezi roky 1989 a 2004 a dostupnych v korpusech Institutu
nemeckeho jazyka (Institut für deutsche Sprache) v Mannheimu. Cilem je
sestaveni seznamu dolozitelnych zenskych tvaru nazvu povolani a, pokud
mozno, vysledovani jazykovych preferencl. Zdrojem jazykoveho materiaIu pro
resersi jsou na internetu pristupne oficiaIni registry povolani popr. vyucnich
oboru. Nejsou opomenuta ani pojmenovani zminena v sekundarni literature.
Pro prehlednost jsou nazvy povolani rozrrideny do tematickych skupin podle
oblasti lidskych Cinnosti, ne podle funkcl. Dolozitelnost v korpusu je sledovana
pouze u jednoslovnych prechylenych tvaru a kompozit se slozkou -frau, ktera
ovsem maji muzsky protejsek s -mann. Do analyzy jsou zahrnuty vsechny
formy slova popr. kompozita. V pripade porreby je zkoumana i semantika
vysledku vyhledavani, aby byla zachycena pouze slova oznacujici povolani.
Vycet samozrejme neni, snad ani nemuze byt, kompietni. Slovotvorne
moznosti nemCiny umoznuji vytvaret (temer) nekonecne mnozstvi kompozit,
ktere v teto praci nelze zachytit. Presto doufam, ze dukladnou resersi
internetovych zdroju a sekundarni literatury se mi podarilo zaznamenat
nejdulezitejsi a nejbeznejsi nazvy povolam dolozitelne jako feminina. Prestoze
pravdepodobne neni mozne najit spolecne meritko, ktere by umoznilo
srovnani jednotlivych tematickych skupin, vefim, ze i pouhy vycet dovoli
udelat si predstavu 0 ,feminizaci' nemCiny na poli nazvu povolani.
Vysledek korpusove analyzy, ktery obnasi seznam 1600 dolozitelnych
zenskych tvaru pojmenovani povolani zahrnujici i nazvy temer vylucne
muzskych, fyzicky narocnych profesi (hornietvi a stavebnictvi), je, myslim, vfce
nez potesujici. Tento vyzkum navfc nezohlednuje jine formy tvoreni zenskych
tvaru nez prechylovani a kompozita s -frau. Z casovych a kapacitnich duvodu
zcela opomiji take vfceslovna pojmenovani.
100
Srovmivaci analyzy se z duvodu komplexnosti problematiky omezujf na
relativne nfzke pocty nazvu povolanf. Nenf jednoduche najit synonymnf
pojmenovanf, ktera mohou byt srovnavana. Vedle semantickych aspekru je
nutne
zohlednit i kriteria
morfologicka a
stilisticka,
sociologicka a
psychologicka.
Konkurence domaciho a cizfho pojmenovanf ukazala temer vyrovnany
pomer. Ani jeden puvod nelze u zkoumaneho vzorku nazvu oznaeit za
jednoznacne prevazujici. Ve skupine lekarskych povolanf prevazujf domaci
pojmenovanf nad cizfmi, coz je mozno spojit s nutnosti obecne srozumitelnosti.
Skupina vedeckych povolanf nenf tak jednotna jako predchozf skupina
lekarska a zda se, ze vykazuje rozdfly v uziti podle znamosti oboru. Lze se
domnfvat, ze obtizne recko-Iatinske nazvy jsou z duvodu popularizace odvetvf
nahrazovany nemeckymi jmeny. Na druhe strane ale pravdepodobne existuje
opacna tendence u ved znamejsich, kde pouziti cizfho slova jednoznacne
odlisuje od laicke verejnosti.
Korpusova analyza ukazala, ze cizf slova, ktera byla prevzata obzvlaste
z anglictiny, a jejichZ hlavnf funkci je zvysenf prestize daneho povolanf,
prevazujf nad svymi nemeckymi konkurenty pouze s jedinou vyjimkou.
Podobne prehodnocenf se tyka i domacich nazvu, kde ovsem pomer cetnosti
vyskyru nehovorf tak jednoznacne ve prospech cizich slov. Duvodem muze byt
fakt, ze se ,nova' pojmenovanf neobjevujf ve vsech kontexteeh. Cizf slovo, zda
se, je mnohem ,univerzalneji' pouzitelne nez slovo domaci.
Kapitola zabyvajfci se konkurenci kompozit s -frau a prechylenych tvaru
potvrzuje teorii
0
ustupu techto slozenin, ktere puvodne oznacovaly manZelku
muze vykonavajfciho danou einnost, a teprve sekundarne jich bylo uzfvano
k oznacenf pracovnf pozice zeny. Prechylena kompozita se v korpusove
analyze ukazala byt jazykovym prostiedkem marginalnfm, a to hned ve dvou
semantickych skupinach: mezi umeleckymi a sportovnfmi povolanfmi.
Rozhodujfci ulohu zde pravdepodobne hraje jazykova ekonomie.
101
Pouziti
ciziho nebo
domaciho
sufixu u
vybranych cizich slov
pravdepodobne vyznamnou merou ovlivnuji dalsi druhy integrace. Navic je
mozne se domnivat, ze uziti domaciho sufixu roste umerne s cetnosti vyskytU.
Analyza pravopisnych variant -ph- a -f- ukazuje velke kolisaru. I v tomto
pripade lze predpokladat, ze cim casteji se pojmenovani vyskytuje, tim
pravdepodobnejsi je uziti ponemceneho pravopisu s -f-.
Mezi standardizovanymi zkracenymi formami vyjadreni obou rodu, ktere
predstavuji ekonomicke varianty casto zdlouhaveho pojmenovani obou rodu,
prevazuje podle teto analyzy psani lomitka bez pomlcky.
K dolozeni nebo vyvraceni svych domnenek
0
konkurenci slova ciziho se
slovem domaciho puvodu, stejne tak jako k posouzeni synonymnich
pojmenovani vzniklych ruznymi slovotvornymi procesy, jsem nenasla zadnou
sekundarni literaturu. Presto verim, ze jsem z dostupne literatury nacerpala
dostatek impulzu, a ze me uvahy jsou relevantni a podnetne pro dalsi
vyzkumy.
102
ANHANG 1
Dokumente aus dem Korpus der geschriebenen Sprache für die
Zeitspanne 1989 - 2004:
Titel
Frankfurter Rundschau
Mannheimer Morgen
Lufthansa Bordbuch (dt.)
Bild
Bundestagsprotokolle
Frankfurter Allgemeine
Rheinischer Merkur
Der Spiegel
Stern
Taz, Sonderhefte
Die Zeit
Bürgerbewegungen für Demokratie in den Kommunen
Bundeskanzler Helmut Kohl. Reden und Erklärungen zur
Deutschlandpolitik.
Berliner Zeitung
Die Opposition in der DDR
Gedächtnisprotokolle
Junge Welt
Erste deutsch - deutsche Gemeinschaftsinterviews
Leipziger Volkszeitung
Leipziger Demontagebuch
Neues Deutschland
Politische Parteien und Bewegungen der DDR über sich
selbst
Temperamente
Wir sind das Volk
Volkskammertagungen
Wochenpost
Berliner Morgenpost
Sonstiges: Zeitungen, Handzettel, Flugblätter,
Einzelausgaben
Gesamtzahl der recherchierten Wörter:
103
Jahr
1997 -1999
1989,1990, 1991,
1994 - 2004
1995 -1997
1989
1989 -1990
1989 -1990
1989 -1990
1989 -1990
1990
1989 -1990
1989 -1990
1990
1989 -1990
1989 -1990
1989
1989
1989 -1990
1990
1990
1989
1989 -1990
1989
1989
1989
1990
1989 -1990
1997 -1999
Genaue Angaben
unbekannt
307432 292 Wörter
ANHANG 2
VERZEICHNIS DER TABELLEN UND ABBILDUNGEN
Tabelle 1: Neutralisation durch Wegfallen der femininen Suffixe
Tabelle 2: Das Splitting
31
33
Tabelle 3: Die dreigliedrige Opposition bei Tier- und
Personenbezeichnungen
39
Tabelle 4: Die dreigliedrige Opposition bei Berufsbezeichnungen 39
Tabelle 5: Synonyme aus dem Bereich der Medizin 63
Abbildung 1: Synonyme aus dem Bereich der Medizin 63
Tabelle 6: Synonyme aus dem Bereich der Wissenschaft
66
Abbildung 2: Synonyme aus dem Bereich der Wissenschaft 67
Tabelle 7: Aufwertung der Fremdwörter
69
Abbildung 3: Aufwertung der Fremdwörter
69
Tabelle 8: Umwertung 72
Abbildung 4: Umwertung 73
Tabelle 9: Komposita mit -frau vs. movierte Formen 76
Abbildung 5: Komposita mit -frau vs. movierte Formen
Tabelle 10: Künstlerberufe
76
78
Abbildung 6: Künstlerberufe
78
Tabelle 11: Sportlerinnen 80
Abbildung 7: Sportlerinnen 80
Tabelle 12: Synonyme zu Friseurin
82
Abbildung 8: Synonyme zu Friseurin
Abbildung 9: Varianten von Friseurin
83
83
Tabelle 13: Französisches vs. deutsches Femininsuffix 83
Abbildung 10: Französisches vs. deutsches Femininsuffix 84
Tabelle 14: -f- vs. -ph- Schreibung 86
Abbildung 11: -f- vs. -ph- Schreibung 86
Tabelle 15: Frequenz der ,Sparformen'
88
Abbildung 12: Frequenz der ,Sparformen'
104
88
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