Die Runen - Arun

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Die Runen - Arun
Hugin & Munin
bedeutet soviel wie “Geheimnis” oder “geheimes Flüstern”. Vermutlich
waren sie magische Zeichen (Symbole), die später zu Schriftzeichen
(ähnlich dem Alphabet) umfunktioniert wurden. Durch den Kontakt
der Germanen mit anderen Völkern, die eine Schrift hatten, wollten
die Germanen auch eine Schrift haben, um so die Heldengeschichten ihrer
Ahnen für ihre Nachkommen niederschreiben und überliefern zu können. Das
Runenalphabet wird Futhark genannt, von dem es sehr viele verschiedene
Reihen gibt. Manche haben 16 Zeichen, andere 24, und wiederum ganz andere
haben sogar 33 Zeichen. Heute verwenden wir fast ausschließlich das 24er
Futhark, das auch das “Ältere Futhark“ genannt wird.
Runen wurden vorzugsweise in Buchenholz geschnitzt, weshalb diese
Runenstäbe auch “Buchenstäbe“ genannt wurden, woraus sich unser heutiges
Wort “Buchstabe“ entwickelte.
Die Runen
f Fehu heißt die erste Rune, sie steht für den lateinischen
Buchstaben „f“ und symbolisiert Reichtum, Vieh und Rinder.
Für eine Bevölkerung, die von der Landwirtschaft lebte, stellte
eine große Rinderherde einen besonderen Reichtum dar, und mit
Rindern konnten auch die Äcker gepflügt werden. Auch heute noch
sind die Rinder für die Menschen von enormer Bedeutung, wir
können ihre Milch trinken und uns von ihrem Fleisch ernähren.
FEHU wird auch die Wohlstandsrune genannt.
U Uruz heißt die zweite Rune, sie steht für das Urrind und stellt
die ungebundenen Naturkräfte dar. Die Urkuh Audhumla spielt
in der Schöpfungsgeschichte in der Edda eine große Rolle: sie
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Die Runen
ernährte den Urriesen Ymir und leckte den ersten Menschen Buri
aus einem Salzblock heraus, der der Vater von ODIN ist. URUZ wird
mit dem lateinischen Buchstaben „u“ gleichgesetzt.
T Thurisaz ist der Buchstabe „th“ und bedeutet soviel wie Dorn,
der auch im Märchen Dornröschen als stechender Schlafdorn
eine Rolle spielt. THURISAZ ist die Rune der Riesen und ist somit
eine Rune des Chaos, der Zerstörung, des Todes, des Unheils. Sie
ist auch die Rune von LOKI, dem Gegenspieler der Götter. Und
THURISAZ ist auch die Rune des THOR, der verantwortlich ist für
Gewitter und Unwetter.
A Ansuz wird mit dem lateinischen Buchstaben „a“ gleichgesetzt
und ist die Rune der Asen. Sie ist eng mit ODIN als Sturm- und
Windgott verbunden und stellt Wind und Atem dar. ANSUZ erschafft
aus Chaos (griech. Unordnung) den Kosmos (griech. Ordnung)
und ist eine sehr mächtige Rune.
R Raidho ist die fünfte Rune im Älteren Futhark und wird auch
Wagen-Rune genannt. Ihr Buchstabe ist das „r“, und sie ist die
Rune von THOR, dem Beschützer der Bauern und dem Töter vieler
Riesen. Der Name RAIDHO ist mit dem Wort „Rad“ verwandt, und
die Rune bedeutet auch soviel wie „Recht“ und „Ordnung“. Bei
einem Thing, der Versammlung der Freien und Edelleute, legten die
Teilnehmer einen THORshammer auf den Tisch und verwendeten
die Rune RAIDHO, um den Beistand von THOR zu erbitten und um
Recht und Ordnung zu gewähren.
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K Kenaz ist die Fackel- oder Feuerrune, und ihr Buchstabe
entspricht dem „k“ oder „c“. Sie gehört zum Reich MUSPELHEIM und
zum Riesen Surt. KENAZ kann Zerstörung, Krankheit und Kummer
bringen, aber genauso gut Wärme, Licht und Erleuchtung. Feuer
bringt uns Licht ins Dunkel, und ein alter Spruch besagt „Feuer
ist das Beste der Erdgeborenen und der Sonnen Schein“.
G Gebo ist die Gabe-Rune und wird auf Geschenken an Freunde
oder auf Opfergaben an die Götter gemalt oder geritzt. Der Name
der Rune bedeutet “geben” oder “opfern”. GEBO zeigt einen
Austausch von Geschenken, Wissen und Kraft an; sie wird mit
dem Buchstaben „g“ gleichgesetzt. Geben und Schenken sind ein
unentbehrlicher Teil der geistigen Natur der Germanen.
W Wunjo ist die achte Rune und steht für Wonne, Freude und
Wohlbefinden. Sie wird mit dem lateinischen Buchstaben „w“
gleichgesetzt und wird auch die Glücksrune genannt. WUNJO ist
mit dem Wort „Wunsch“ verwandt und steht in Verbindung mit
dem Wanengott FREYR.
H Hagalaz entspricht dem Buchstaben „h“ und bedeutet Hagel.
Die Hagelrune symbolisiert Heil durch Regen und Gewitter, aber
auch Zerstörung. HAGALAZ wird auch die Mutterrune genannt und
oft mit THOR in Verbindung gebracht. Sie ist eine der wichtigsten
Runen, den in ihr sind alle anderen Runen enthalten.
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n Naudiz ist die Not-Rune und entspricht dem Buchstaben „n“.
Sie steht für das Schicksal, den Zwang und die Not. Die Not
ist nicht immer etwas Schlechtes. Manchmal sind eben einige
Dinge Not-Wendig, um Änderungen herbei zu führen. Sie ist die
Schicksalsrune und steht in Beziehung zu den drei NORNEN, die
das Schicksalsnetz für die Menschen weben.
i Isa ist die Eis-Rune und symbolisiert die Kräfte des Eises. Sie
ist mit NIFELHEIM und dem Wintergott Ullr verbunden, und ihr
entsprechender Buchstabe ist das „i“. Die ISA-Rune symbolisiert
Zurückgezogenheit, Konzentration, zielgerichtetes Handeln und
Aufmerksamkeit. Die Eisrune lässt alles erstarren, damit die Natur
aus der Ruhe Kraft für später schöpfen kann (die sogenannte
Winterruhe).
j Jera steht für die beiden Jahreshälften, die durch die Sommersonnenwende und die Wintersonnenwende getrennt werden und
entspricht dem Buchstaben „j“. Sie wird Jahresrune genannt,
symbolisiert Fruchtbarkeit und eine gute Ernte. Die Rune JERA
steht für Säen und Ernten und den Jahreskreis.
I Eiwaz steht mit der Eibe in Verbindung, einem sehr giftigen
Nadelbaum, der bis zu 3.000 Jahre alt werden kann. Da die Eibe
in der Sonne ein Gift absondert, das Menschen dazu führen kann,
dass sie sich vorkommen, als wenn sie durch andere, geistige
Welten reisen, bedeutet die Rune auch soviel wie „Reisen durch
die Welten“. Der lateinische Buchstabe für EIWAZ ist das „ei“.
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P Perthro stellt vermutlich ein Tor oder einen Kessel dar und wird
mit der Geburt in Verbindung gebracht. Sie wird oft Steinrune
genannt und ist sehr geheimnisvoll. PERTHRO steht für die Kraft der
Geburt, Quellen der Weisheit (in Verbindung mit der Einweihung
durch Tod und Wiedergeburt, der natürlichen Initiation) und für die
universellen Gesetze, die Menschen und Götter einhalten müssen.
Sie entspricht dem lateinischen Buchstaben „p“.
Z Algiz sieht aus wie ein Baum oder wie das Geweih eines Elchs,
weshalb sie auch Elch-Rune genannt wird. Sie wird mit gehörnten
Göttern (zum Beispiel FREYR) in Verbindung gebracht, und ihr
Buchstabe ist das „z“ oder „r“. Sie wird auch oft auf den Kopf
gestellt und ist so das Friedenszeichen. Wir finden diese Rune auf
vielen alten Grabsteinen als Symbol für Tod und Wiedergeburt.
Aufrechtstehend bedeutet ALGIZ Leben, Lebenskraft und Lebendigkeit und ist eine Schutzrune, während sie auf dem Kopf stehend
Tod und Frieden bedeutet. Ihr seht diese Rune in ihren drei üblichen
Formen auch auf den Kleidern der drei Nornen, schaut mal nach
(siehe Seite 20 in diesem Heft).
S Sowilo ist die Sonnenrune und steht für die Lebenskraft. Sie
spielte vermutlich bei den Sonnenfesten eine zentrale Rolle und
steht in Verbindung mit der Göttin Sol (Sonne). In der Edda steht
über die Göttin Sol geschrieben: “Sonne heißt sie den Menschensöhnen, Sunna dem Stamm der Götter”. Die Rune steht für
Schutz und Sieg, und ihr Buchstabe ist das „s“.
t Tiwaz sieht aus wie ein Pfeil und wird mit dem Gott Tyr, dem
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Gott der Gerechtigkeit und des Krieges, in Verbindung gebracht,
daher nennen wir die Rune auch Tyr. Tiwaz / Tyr entspricht dem
lateinischen Buchstaben „t“. Diese Rune ist die einzige Rune,
die den Namen eines Gottes trägt. Der Gott Tyr wurde dadurch
berühmt, dass er seine Hand als Pfand in das Maul des FenrisWolfes gelegt hat, damit die anderen Götter diesen fesseln konnten.
Als der Wolf merkte, dass er sich nicht mehr von den Fesseln
befreien kann, hat er dem Gott aus Rache die Hand abgebissen.
b Berkana heißt die achtzehnte Rune und sieht aus wie eine
schwangere Frau von der Seite. Die Rune ist sehr weiblich und
wird mit der Birke, einem Frühlingsboten, in Verbindung gesetzt.
Wir nennen sie daher auch Birkenrune. Ihr Buchstabe ist das „b“,
und BERKANA ist der Liebesgöttin FREYJA geweiht. BERKANA
symbolisiert Mutterschaft und Geburt.
e Ehwaz ist die Pferderune mit dem lateinischen Buchstaben
„e“. „Eh“ heißt Pferd, und Pferde hatten früher eine sehr große
Bedeutung und waren heilige Tiere. ODIN besitzt einen Hengst
namens Sleipnir, der acht Beine hat. Auf Pferden konnte man auch
in die Totenwelt reisen, und in vielen Gräbern von Wikingern hat
man Pferde als Grabbeigaben gefunden.
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