Limmattaler Zeitung, vom: Montag, 23. März 2015

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Limmattaler Zeitung, vom: Montag, 23. März 2015
NORDWESTSCHWEIZ
MONTAG, 23. MÄRZ 2015
SPORT
«Die Zukunft des Fussballs
ist weiblich.»
Fifa-Präsident Sepp Blatter wünscht sich im
Interview mit der «SonntagsZeitung» für die
Frauenfussball-WM einen ähnlichen Status
wie ihn diejenige der Männer hat.
Pätz setzt die Erfolgsstory fort
NACHRICHTEN
SKI ALPIN
Fenninger setzt sich
gegen Maze durch
Curling Die Urdorferin steht für die Kontinuität Regionaler an internationalen Grossanlässen
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KOMMENTARE
VON RAPHAEL BIERMAYR UND PETER LERCH
Alina Pätz reiht sich ein in die Gilde der
WM- und EM-Medaillengewinner, die ihre
ersten Curlingversuche auf der Eisbahn in
Urdorf unternahmen. Vor der 25-Jährigen
waren das auch Hansjörg Lips, Thomas
Lips, André Flotron, Andreas Hänni,
Carmen Müller (ledige Schäfer), Janine
Greiner – und Pätz’ Bruder Claudio, der
2013 EM-Gold gewann. Alina Pätz hat sich
indes schon einmal über WM-Gold freuen
können. Beim Erfolg des Team Davos im
Jahr 2012 war sie allerdings als Ersatzspielerin aufgeboten. Ihr jetziger Sieg als Skip
des Team Baden ist selbstredend ungleich
höher zu werten, zumal er ziemlich überraschend ist. Zufall ist er hingegen nicht.
Die junge Equipe hatte schon an der
Schweizer Meisterschaft souverän aufgetrumpft und dabei Teams von Weltklasseformat hinter sich gelassen.
Die Abgeklärtheit des Teams ist erstaunlich. Mit ihren cool-analytischen Interviews
im Stil von Mirjam Ott steht Pätz sinnbildlich dafür. Nichts unterstreicht die Souveränität so gut wie die Tatsache, dass die Badenerinnen in Japan alle drei Partien gegen
die aktuellen Olympiasiegerinnen aus Kanada gewannen. Von einem Aufeinander-
Claudio Pätz
@patzcla
«woop woop @Alinapaetz
@almo_curling World Champions! Party hard.»
Carmen Müller
@carmenschaefer8
«Einfach nur Weltklasse...
Herzliche Gratulation @Alinapaetz und Team.»
Nicola Spirig
@NicolaSpirig
«Gratulation @Alinapaetz und
Team zu eurem WM-Gold!»
EINTRAG IN DIE ANNALEN
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Dieser geriet nach einer 4:0-Führung
gegen Ende des Spiels noch einmal in Gefahr. Pätz verpasste mit ihrem letzten Versuch im 9. End ein mögliches Viererhaus,
das die Entscheidung bedeutet hätte. So
musste sie es im 10. End auf eine harte
Nervenprobe ankommen lassen. Sie bestand diese mit Bravour. Ihr Draw-Stein in
die Mitte des Hauses lag zuletzt um wenige Zentimeter näher am Zentrum als der
kanadische. Ein Nachmessen war aber
nicht nötig, die Schweizerinnen durften in
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Zwei Rekorde
Bei ihrem WM-Triumph haben
die Schweizerinnen zwei uralte Rekorde im Schweizer Frauencurling getilgt. Sie gewannen, den Final eingerechnet,
neun Partien nacheinander.
Eine solche Serie ist davor
noch keinem Schweizer Frauenteam an einer WM gelungen. Auch mit der Bilanz von
12:1 Siegen (92,3 Prozent)
glückte Pätz’ hoffnungsvollem
Quartett ein Bestwert. Sie verbesserten die 32 Jahre alte
Marke des damaligen Weltmeisterteams um Erika Müller
(90,9 Prozent). (SI)
Alina Pätz Weltmeister-Skip
Die Nerven behalten
Es ist vollbracht: Alina Pätz (hinten) und Nicole Schwägli feiern den Titel.
Jubel ausbrechen. Gerade der letzte Stein
war ein Paradebeispiel für die hervorragende Teamarbeit, die das Schweizer
Quartett in der ganzen WM-Woche ausgezeichnet hatte. «Ja, dieser letzte Stein war
natürlich etwas ganz Besonderes», sagte
Pätz, die mit Sven Michel liiert ist, dem
Skip des Team Adelboden. «Wir wussten,
dass wir die Kanadierinnen nicht mehr zurück ins Spiel kommen lassen durften,
sonst hätte das Momentum leicht drehen
können. Aber wir glaubten daran, dass
wir diesen Stein gemeinsam ins Ziel bringen konnten.» Das Schweizer Frauencur-
KEYSTONE
ling erlebt, wenn man von der leichten
Enttäuschung mit dem 4. Platz an den
Olympischen Spielen 2014 absieht (wo Pätz
als Ersatzspielerin aufgeboten war), ein
noch nie da gewesenes Hoch. Innerhalb
von vier Jahren haben sich drei verschiedene Teams (Mirjam Ott 2012, Binia Feltscher
2014, Alina Pätz jetzt) als Weltmeister ausrufen lassen. Hinzu kommt Feltschers EMTitel vom letzten November in Champéry.
Vor dieser Hausse hatte es zwischen dem
zweiten (Erika Müller) und dem dritten
Schweizer Triumph an einer WM 29 Jahre
gedauert.
Peter Knäbel neuer Trainer in Hamburg
Farah läuft Europarekord
im Halbmarathon
Mo Farah, 2012 in London Olympiasieger über 5000 und 10 000 m sowie dreifacher Weltmeister auf diesen
Distanzen, hat einen neuen Meilenstein erreicht. Einen Tag vor seinem
32. Geburtstag verbesserte der Brite
in Lissabon den 14 Jahre alten Europarekord im Halbmarathon – mit 59:32
Minuten blieb er genau 20 Sekunden
unter der bisherigen Bestmarke. (SI)
MOUNTAINBIKE
Sauser verabschiedet
sich mit Rekordsieg
Christoph Sauser verabschiedete sich
eindrücklich vom wichtigsten Mehretappenrennen der Welt: Der bald
39 Jahre alt werdende Berner Oberländer feierte beim Cape Epic in Südafrika seinen fünften Gesamtsieg und
ist damit alleiniger Rekordhalter. (SI)
SKISPRINGEN
Freund gewinnt den
Gesamtweltcup
Der Deutsche Severin Freund sicherte
sich in Planica (Sln) den Gesamtweltcup in einem Hitchcock-Final. Er beendete die Saison punktgleich mit
dem Slowenen Peter Prevc. Freund erhielt die grosse Kristallkugel dank des
9:3-Erfolgs im Duell der Anzahl Saisonsiege. Er verwarf nach den Flügen
auf 222,5 und 226,5 m bereits die Hände, das Duell gegen den klaren Halbzeitleader Prevc schien verloren. Ausgerechnet aus dem slowenischen Lager kam unerwartet Schützenhilfe.
Jurij Tepes, Vierter nach Umgang eins,
vermasselte seinem Teamkollegen
Prevc mit einem Traumflug auf 244 m
und fünfmal der Note 20 von den
Punktrichtern noch den Gewinn des
Gesamtweltcups. (SI)
KUNSTTURNEN
Fussball Der ehemalige Technische Direktor des Schweizerischen Fussballverbandes
tritt beim HSV die Nachfolge
von Josef Zinnbauer an.
VON JULIEN OBERHOLZER
Knapp ein halbes Jahr nach der Ernennung zum Sportchef des Hamburger SV
ist Peter Knäbel nun auch Coach der
Norddeutschen. Der ehemalige Technische Direktor des Schweizerischen
Fussballverbandes ersetzt Josef Zinnbauer bis Saisonende auf der Trainerbank.
Nach sechs Partien ohne Sieg und
dem Absturz auf den drittletzten Platz
der Bundesliga nahm der Hamburger
Der Krimi im Gesamtweltcup zwischen Anna Fenninger und Tina Maze
entschied sich in den letzten Sekunden. Die Österreicherin übertrumpfte
im Riesenslalom in Méribel mit dem
14. Weltcup-Sieg die Slowenin, die am
Sonntag Dritte wurde. 22 Punkte liegen zwischen ihnen. Fenninger und
Maze schenkten sich in den letzten
Wochen auf den Pisten gar nichts.
Schon an den WM bekämpften sie
sich bis aufs Äusserste; mit je zweimal
Gold und einmal Silber waren die Meriten gleichmässig verteilt. Fenninger
setzte sich schliesslich durch, weil sie
in der Endphase der Saison das Niveau höher halten konnte. Seit den
Weltmeisterschaften hat sie sechsmal
gewonnen, Maze hingegen nie. (SI)
LEICHTATHLETIK
«Es dauert sicher noch ein
paar Tage, bis wir das alles
wirklich realisieren können.»
treffen zum anderen spielten die Schweizerinnen sogar noch eine höhere Überlegenheit aus. Nie zuvor ist es einem Schweizer
Frauenteam gelungen, den Goliath Kanada
innerhalb eines WM-Turniers dreimal zu
besiegen. «Es dauert sicher noch ein paar
Tage, bis wir das alles wirklich realisieren
können. Aber es war ganz sicher eine ausgezeichnete Teamleistung. Das hat es am
Ende ausgemacht», sagte Pätz nach dem
Finalsieg.
10
Peter Knäbel.
KEYSTONE
SV einen weiteren Trainerwechsel vor. 2009 bis 2015 als Technischer Direktor
Zinnbauer hatte erst im September die des Schweizerischen Fussballverbandes
Nachfolge von Mirko Slomka angetre- SFV einen exzellenten Ruf. Allerdings
ten. «Nach den
liegt seine letzte
jüngsten
Ergeb- «Wir sind überzeugt, dass
Anstellung
als
nissen und in AnTrainer schon 15
es in dieser Situation die
betracht
der
Jahre zurück. Von
sportlichen
Ge- beste Option für uns ist.»
1998 bis 2000 war
samtsituation sa- Dietmar Beiersdorfer HSV-Vorstandschef
er Spielertrainer
hen wir uns jetzt
beim FC Wintergezwungen, eine Veränderung vorzu- thur gewesen. Er führte die Zürcher danehmen», sagte der Vorstandschef mals in die Nationalliga B.
Dietmar Beiersdorfer nach der mehr«Wir sind überzeugt, dass es in dieser
stündigen Krisensitzung.
Situation die beste Option für uns ist.
Knäbel kommt nun die schwierige Peter kennt die Mannschaft und die
Aufgabe zu, das Team mit den Schwei- Umstände am besten und ist in der Lazern Johan Djourou und Valon Behrami ge, sofort zu handeln», erklärte Beierszum Klassenerhalt zu führen. Der 48- dorfer. Knäbel wird den HSV nach der
jährige Deutsche erarbeitete sich in der Länderspiel-Pause erstmals am 4. April
Schweiz als Technischer Direktor und coachen. Dann treffen die Hamburger
Nachwuchschef des FC Basel sowie von auswärts auf Leverkusen.
Brägger gelingt
ein Prestigeerfolg
Der Ostschweizer Pablo Brägger hat
am Challenge Cup in Cottbus einen
Achtungserfolg gefeiert. Der 22-Jährige gewann den Final am Reck mit
15 000 Punkten gleichauf mit dem
Türken Umit Samiloglu. (SI)
SKI ALPIN
Flury und Schmed mit
Fixplätzen im Weltcup
Die Bündnerin Jasmine Flury und der
St. Galler Fernando Schmed sicherten
sich zum Abschluss der EuropacupSaison fixe Startplätze für die kommende Weltcup-Saison. Flury gelang
dies sowohl in der Abfahrt als auch im
Super-G, Schmed im Super-G. (SI)