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Militärgeschichtliche Rundreise
Unter dem Motto „200 Jahre Waterloo“ haben Angehörige des Landeskommando Baden-Württemberg Belgien und Frankreich
besucht. Malmedy, Waterloo und Verdun waren dabei nur einige der Stationen.
In Malmedy betrachten die Teilnehmer militärische Gegenstände des 2. Weltkrieges. (Quelle: LKdo BW/Tim S. Schmidt)Größere Abbildung anzeigen
Ein steifer Wind weht den Soldatinnen und Soldaten des Landeskommandos um die Köpfe. Vom 45 Meter hohen Löwenhügel aus lässt
sich das Schlachtfeld von Waterloo fast komplett überblicken. Die hügelige Landschaft, die die Sicht der französischen Truppen am 18.
Juni 1815 so stark erschwert hat, wirkt von oben wie von sanften Wellen durchzogen. Rechts und links der grünen Felder liegen die
Anwesen Hougoumont und La Haye Sainte. Sie dienten den englischen Truppen unter Wellington als Wellenbrecher. Der Ausblick am
Fuße der 28 Tonnen schweren Bronzestatue zu Ehren des Prinzen von Oranien ist eindrucksvoll. Im Inneren der Gedenkstätte, am Fuße des
Hügels, zeigt ein Panoramabild deutlich, welche gewaltige Schlacht an diesem Ort einst tobte. Fast 50.000 Tote hat Waterloo gefordert.
Allein die Hälfte davon musste Napoleon verzeichnen. Unterschiedliche Schautafeln mit taktischen Karten zeigen den Schlachtverlauf, der
zum Untergang des großen französischen Feldherrn führte.
Geschichte hautnah
Fotos im Museum zeigen das Leben der US-amerikanischen Soldaten. (Quelle: LKdo BW/Tim S. Schmidt)Größere Abbildung anzeigen
Im interaktiven Museum können sich die Besucher Dokumente, Uniformen und Waffen aus der Zeit um 1815 anschauen. Riesige Vitrinen
mit Soldaten zu Fuß und zu Pferd säumen die Gänge. Mit goldenen Epauletten, verzierten Uniformröcken und Gardesäbeln steht ein
Generalstab um Marschall Michel Ney versammelt am Tisch. Videos erklären die Waffenwirkung von Säbel, Muskete und Pistole.
Auf den Spuren der Ardennenoffensive
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Die Gedenkplakette erinnert an das „Massaker von Malmedy“. (Quelle: LKdo BW/Tim S. Schmidt)Größere Abbildung anzeigen
Erste Station der Exkursion jedoch ist das belgische Malmedy. Am 17. Dezember 1944 hatten Soldaten der Waffen-SS während der
Ardennenoffensive rund 90 US-amerikanische Kriegsgefangene hingerichtet. Die genaue Befehlskette ließ sich trotz unterschiedlicher
Gerichtsverfahren nie klären. Der kommandierende Offizier, SS-Standartenführer Joachim Peiper, wurde für das Verbrechen zum Tode
verurteilt, das Urteil in einem späteren Verfahren jedoch in Lebenslänglich umgewandelt. Das Historical Center Baugnez erzählt die
Geschichte der Soldaten. Ende 2007 eröffnete Ted Paluch, ein Überlebender des Massakers, eine Gedenkplakette, die den Eingang zum
Museum ziert.
Erfahrungen eines Militärattachés
Weitere Stopps gibt es am Nato Hauptquartier in Brüssel, der Konrad-Adenauer Stiftung und im Parlament der Europäischen Union.
Lebhaft berichtet Oberstleutnant i. G. Heino Matzken von seiner Tätigkeit als Militärattaché in Belgien. Gespannt lauschen die Soldatinnen
und Soldaten den Ausführungen des aufgeschlossenen Stabsoffiziers und können sich das ein oder andere Lachen nicht verkneifen, wenn
es um den „Dienst für das Vaterland an der Cocktailfront“ geht. Auch Major Serge Stroobants punktet mit seinem Vortrag über Hybride
Kriegsführung trotz später Stunde. Unverblümt erklärt er die Wirkung von Propaganda in fließendem Deutsch und zeigt Bezüge zur
Ukraine-Krise auf.
Ich wollte eine Politische Bildung organisieren, die uns die Möglichkeit gibt, einen größeren geschichtlichen Ablauf darzustellen“, sagt
Hauptmann Jochen Wahler, der Verantwortliche der Tour. Dass bei einer Rundreise auch Kulinarisches nicht fehlen darf, ist klar. Jedoch
trauen sich nur die wenigsten, das belgische Nationalgericht, Moules et frites (Miesmuscheln und Pommes frites), zu probieren. Die
unterschiedlichen Biersorten werden dafür lautstark diskutiert.
Auf Erkundungstour: Soldatinnen des Landeskommando in Brüssel. (Quelle: LKdo BW/Angélique Obst)Größere Abbildung anzeigen
Gedenken und Bewahren
Leise wird es in Verdun, der letzten Etappe der Reise. Im Gebeinehaus, dem großen Mausoleum, werden alle still und andächtig. Ein
mulmiges Gefühl befällt die Frauen und Männer bei dem Gewissen, auf den Knochen von über 150.000 Gefallenen zu wandeln. Mehr
noch: Durch die Fenster am Sockel des großen Gebäudes können sie betrachtet werden. Tausende Gräber am Fuße der Anlage erinnern an
die unvorstellbare Material- und Menschenschlacht. „Der Heldenfriedhof hat mich richtig fasziniert“, meint Hauptgefreiter Dilan Aslan.
„Hier liegen Christen, Juden und Muslime direkt nebeneinander.“
Rund zwei Millionen Artilleriegranaten in nur neun Stunden sind zu Beginn der deutschen Offensive auf Verdun niedergegangen. Die
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Landschaft ist noch heute von Bombentrichtern und riesigen Kratern übersät. Es gibt kein Stück Wald ohne Zeugen der Schlacht. So wie
das Fort Douaumont, das die Reisenden aus Stuttgart besichtigen. „Als militärhistorisch Interessierter habe ich schon einiges über Verdun
und auch das Fort gelesen, es ist jedoch etwas völlig anderes die Orte mit eigenen Augen zu sehen“, findet Projektoffizier Wahler.
Gräber so weit das Auge reicht: Der Heldenfriedhof in Verdun. (Quelle: LKdo BW/Tim S. Schmidt)Größere Abbildung anzeigen
Fort Douaumont – Alptraum und Schrecken
Ein lauter Knall donnert grollend durch die steinernen Gänge. Die Reiseführerin hat einen Metalldeckel fallen gelassen. Sie demonstriert
damit die Lautstärke, die durch die Artillerieeinschläge auf die Decke des Forts in den Räumen der für 800 französische Soldaten
ausgelegten Festung entstanden sein muss. Gleich zu Beginn der Offensive wurde sie jedoch von Deutschen erobert und völlig überbelegt.
Zwischenzeitig waren mehr als 2.500 Deutsche hier stationiert. Dass viele Soldaten durch das Krachen der Granaten verrückt oder taub
wurden, wundert niemand. Der Krach ist ohrenbetäubend laut. Unvorstellbar, wie sich die Männer hier bei über 1.000 feindlichen Granaten
pro Tag auf die eigene Stellung zusammengekauert haben müssen. Nach zwei Stunden sind die Soldatinnen und Soldaten des
Landeskommando froh, die Enge der Festung verlassen zu können. Dann geht es zurück nach Stuttgart mit dem Bewusstsein, welch hohes
Gut doch der Frieden ist.
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© LKdo BW/Tim S. SchmidtDie Gedenkstätte mit dem 28 Tonnen schweren bronzenen Löwen wurde von König Wilhelm I. von Oranien
zu Ehren seines Sohnes Wilhelm in Auftrag gegeben.
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INHALT DES ARTIKELS
Geschichte hautnah
Auf den Spuren der Ardennenoffensive
Erfahrungen eines Militärattachés
Gedenken und Bewahren
Fort Douaumont – Alptraum und Schrecken
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Landeskommando Baden-Württemberg
Stand vom: 10.09.15 | Autor: Tim S. Schmidt
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