Neuburg:Kongregationssaal - Pfalz

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Neuburg:Kongregationssaal - Pfalz
Wolfgang Kaps
Neuburg an der Donau:
Die künstlerische Ausgestaltung des Kongregationssaales
im ehemaligen Jesuitengymnasium
Foto vom Verfasser
Das ehemalige Jesuitengymnasium, von der Donaubrücke aus gesehen
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Der Kongregationssaal, Innenansicht
Stand November 2016
[email protected]
[email protected]
[email protected]
1
Die künstlerische Ausgestaltung des Kongregationssaales
im ehemaligen Jesuitengymnasium
Inhaltsverzeichnis
A.
I.
II.
1.
2.
3.
III.
1.
2.
2.1.
2.2.
B.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
C.
1.
2.
2.1.
2.2.
D.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
E.
1.
Kurze Darstellung der Neuburger Lateinschule
und des Jesuitengymnasiums
Die Reformation und die Erneuerung des Bildungswesens
Die Lateinschule von Pfalzgraf Ottheinrich
Ottheinrich gründet eine Lateinschule.
Seine Schulordnungen von 1554 und 1556
Der Standort der Lateinschule
Die weitere Entwicklung der Lateinschule bzw.
des Gymnasiums
Die Lateinschule unter Ottheinrichs Nachfolgern
Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken und dessen Sohn
Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg
Jesuitengymnasium
Neuburg wird wieder katholisch.
Weitere Standorte des Ducale Gymnasium Societatis Jesu Neoburgense
Vom Tyrocinium zur Congregatio Beatissimae
Mariae Virginis annunciatae
Im Jahr 1617 Tyrocinium
Congregatio Beatissimae Mariae Virginis annunciatae
Im Jahr 1716 Umzug in den neuen Kongregationssaal
Erster Konvent
Mitglieder der lateinischen Kongregation
Sinn der Kongregationen
Organisation der Kongregation
Weiheformel
Fertigstellung des Kongregationssaals
Weiter berichtet die Jesuitenchronik
Der Kongregationssaal in der heutigen Ansicht
Ansicht des ehemaligen Jesuitengymnasiums
Innenansicht des Kongregationssaales
Franz Ha[a]gen – der Maler des Kongregationssaales
Geburt
Seine Ausbildung
Sein Malstil
Dienst im Neuburger Schloss
Hochzeit in Neuburg/Do
In Reichstadt
Wieder in Neuburg/Do
Chronologisches Werkverzeichnis
Überblick: Die Bildinhalte der Deckenbilder
Die Bildinhalte der Deckenfresken
2
S. 6
S. 6
S. 6
S. 6
S. 6
S. 6
S. 7
S. 7
S. 7
S. 7
S. 7
S. 8
S. 8
S. 8
S. 9
S. 9
S. 9
S. 10
S. 10
S. 10
S. 10
S. 10
S. 11
S. 11
S. 12
S. 13
S. 13
S. 13
S. 13
S. 13
S. 13
S. 13
S. 14
S. 15
S. 19
S. 19
2.
3.
F.
I.
1.
1.1.
1.2.
1.3.
1.4.
1.5.
2.
3.
4.
II.
1.
2.
2.1.
2.2.
3.
III.
1.
2.
2.1.
2.2.
3.
4.
G.
1.
1.1.
1.2.
1.3.
1.4.
1.5.
1.6.
2.
2.1.
2.2.
3.
3.1.
Das Bildprogramm des Kongregationssaales
Graphischer Überblick auf Bilder und Embleme
Die Deckenbilder im Einzelnen
Maria und die Kongregation
Verehrung Mariens durch die acht Brüder –
Deckenfresko A
Beschreibung des gesamten Freskos
Bilderklärung: Die acht Brüder in Verehrung der
Mutter Gottes
Alle Brüder waren Sodalen der Kongregation, viele
auch Präfekten.
Das Neuburger Schloss, das Kongregationsgebäude
mit dem Wasserturm, das Jesuitenkolleg und die
Hofkirche
Madonna
Schwurbild über dem Eingang des Saales - G
Die Sodalen und das Todesschicksal
Zusammenfassung: graphische Darstellung
Die Bilder im Nordteil des Saales: Maria als Immaculata (Unbefleckte Empfängnis).
Ansicht der Bilder im nördlichen Teil
Deckenfresko und Bild in der Hohlkehle
Esther findet Gnade vor dem König
(Deckenfresko B)
Mariä Verkündigung - Sendung des Erzengels Gabriel
Zusammenfassung: graphische Darstellung
Die Bilder im Südteil des Saales: Maria als Helferin der Christen, als Gnadenvermittlerin.
Ansicht der Bilder im Südteil
Fresken an der Decke und in der Hohlkehle
Esther bittet für ihr Volk (Schema D).
Maria rettet eine Seele aus dem Fegfeuer – Paktbild
(Messbündnis)
Bewertung der Fresken
Zusammenfassung: graphische Darstellung
Embleme
Woher stammen die Embleme im Kongregationssaal?
Kupferstichbeilagen von Hagen
Kupferstichbeilagen von Posner
Vita von Posner Johann Jakob
Hugo, Hermann: Pia desideria
Bosch(ius) Jacob: Symbolographia
Vita von Johann Christoph Schalkh
Beschreibung der Embleme im Kongregationssaal
Die Farben der Embleme
Zusammensetzung eines Emblems
Embleme im Nordteil des Saales, linke Seite
Alle Embleme im Nordteil beziehen sich auf die
Immerwährende Jungfräulichkeit Mariens.
3
S. 19
S. 20
S. 20
S. 20
S. 20
S. 20
S. 22
S. 22
S. 24
S. 24
S. 25
S. 26
S. 26
S. 26
S. 26
S. 27
S. 28
S. 28
S. 29
S. 29
S. 29
S. 30
S. 30
S. 31
S. 31
S. 32
S. 32
S. 32
S. 32
S. 34
S. 34
S. 36
S. 37
S. 37
S. 38
S. 38
S. 39
S. 39
S. 39
3.2.
3.3.
3.4.
3.4.1.
3.4.2.
3.5.
4.
4.1.
4.2.
4.2.1.
4.2.2.
4.3.
5.
5.1.
5.2.
5.3.
5.4.
5.4.1.
5.4.2.
5.5.
5.6.
6.
6.1.
6.2.
6.3.
6.4.
6.4.1.
6.4.2.
6.5.
6.6.
6.7.
6.8.
7.
7.1.
Bildansicht
Baum im Gewittersturm (Schema 10)
Mond zwischen Wolken (Schema 6) und Gebirge
mit Sonnenaufgang (Schema 2)
Mond zwischen den Wolken (Schema 6, oberes
Emblem)
Gebirge mit Sonnenaufgang (Schema 2)
Zusammenfassung: graphische Darstellung der
Embleme im Nordteil, linke Seite
Embleme im Nordteil des Saales, rechte Seite
Adler auf einem Felsen (Schema 9)
Muschel mit Perle (Schema 5) und Der Brennende
Dornbusch (Schema 1)
Muschel mit Perle (Schema 5) (oben)
Der Brennende Dornbusch (Schema 1)
Zusammenfassung in graphischer Darstellung
Embleme im Südteil des Saales, rechte Seite
(= Westseite)
Bildansicht des Südteiles
Sonne über Garten und Ährenfeld (Schema 11)
Ähnliches Emblem in der Neuburger Hl.
Geistkirche
Gluckhenne mit Küken (Schema 7) und Arche Noah
(Schema 3)
Gluckhenne mit Küken (Schema 7)
Arche Noah (Schema 3)
Leichenrede für die verstorbene Kurfürstin Elisabeth Amalia Magdalena
Zusammenfassung in graphischer Darstellung
Embleme im Südteil des Saales, linke Seite
(= Ostseite)
Schiff auf See (Schema 12)
Ähnliches Emblem in der Neuburger Hl. Geistkirche
Der Leuchtturm in der gedruckten Leichenrede für
die verstorbene Kurfürstin-Witwe Elisabeth Amalia
Magdalena
Baum mit Schild und Waffen (Schema 8) und
Springbrunnen in einem Park (Schema 4)
Baum mit Schild und Waffen (Schema 8)
Springbrunnen in einem Park (Schema 4)
Emblem „Springbrunnen“ in der Leichenrede für
die verstorbene Kurfürstin
Das Emblem „Der Springbrunnen“ in der Neuburger Hl. Geistkirche
Überblick über die Embleme in der Neuburger Hl.
Geist-Kirche
Zusammenfassung in graphischer Darstellung
Andere Deutung der Embleme
Vier fürstliche Insignien
4
S. 40
S. 40
S. 41
S. 41
S. 41
S. 42
S. 42
S. 42
S. 43
S. 43
S. 43
S. 44
S. 45
S. 45
S. 45
S. 46
S. 46
S. 46
S. 47
S. 47
S. 48
S. 49
S. 49
S. 49
S. 50
S. 50
S. 50
S. 51
S. 51
S. 52
S. 53
S. 54
S. 54
S. 54
7.2.
7.3.
8.
9.
H.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
I.
1.
2.
J.
Die vier fürstlichen Insignien: Deutung durch den
Verfasser
Embleme in den vier Ecken
7.3.1. Rote Embleme
7.3.2. Gelbe Embleme
Bewertung der Embleme
Zusammenfassung: Deckenbilder
Wandbilder
Das Gymnasialgebäude ab 1816
Ursprüngliche Ausstattung des Kongregationssaales
Wiederentdeckte Bilder
Restaurierung
Wandbilder auf der Nordseite des Saales
W 1: Ignatius von Loyola
W 2: Madonna
W 3: Aloisius von Gonzaga
Wandbilder an der Ostseite (= Fensterseite)
W 4: Antonius von Padua
W 5: Kasimir von Polen
W 6: Der hl. Ivo (mit Beschreibung des Originalbildes von Hagen)
W 7: Franz Xaver (mit Beschreibung des Original
bildes von Hagen)
Wandbilder an der Südseite
W 8: Edmund Rich von Abingdon
W 9: Stanislaus Kostka
W 10: Emmerich von Ungarn
Wandbilder an der Westseite
W 11: Hermann "Joseph" von Steinfeld
W 12: Johannes Franz Régis
W 13: Josephus Moriens
W 14: Johannes Nepomuk
Zusammenfassung: Wandbilder
Bilder in der Neuburger Studienkirche
Der Stuck im Kongregationssaal
Beschreibung der Stuckdekoration
Jakob Egg ist der Stuckateur
Kongregationssaal – Zusammenfassung
S. 55
S. 58
S. 58
S. 58
S. 59
S. 59
S. 60
S. 60
S. 60
S. 61
S. 62
S. 62
S. 63
S. 64
S. 65
S. 65
S. 66
S. 66
S. 68
S. 69
S. 69
S. 70
S. 70
S. 71
S. 71
S. 71
S. 72
S. 73
S. 74
S. 74
S. 75
S. 75
S. 76
S. 79
◄ Abb. 1:
Die Obere Stadt in Neuburg/Do:
Rechts hinter dem rechten Schlossturm ist
das ehemalige Jesuitengymnasium zu erkennen.
Foto: Hans Omasreiter
5
A. Kurze Darstellung der Neuburger Lateinschule und des
Jesuitengymnasiums
I. Die Reformation und die Erneuerung des Bildungswesens
▪ Der religiöse Aufbruch, der durch Martin Luther und seine Reformation in Deutschland ausgelöst wurde, verband sich mit den geistigen Bestrebungen der Humanisten. Die Schulreformen
Melanchthons wurden verstärkt durch Luthers Appell an Städte und Landesherren, Schulen und
Universitäten auszubauen. Das führte zu einer Erneuerung des Bildungswesens.
▪ Die Schulen waren notwendig für die Heranbildung der künftigen (evangelischen) Pfarrer,
(lateinischer) Schulmeister wie auch einer höheren Beamtenschaft. Nur in den Schulen wurden
die zum Verständnis der christlichen Religion erforderlichen Sprachen gelehrt. Um die Quellen
dieser Religion richtig kennen zu lernen, bedurfte es intensiver Beschäftigung mit Latein, Griechisch, ja auch Hebräisch. Deshalb sollten die besten Schüler in den in den Städten vorhandenen
Lateinschulen, auch Trivialschulen genannt, weitergebildet werden1.
II. Die Lateinschule von Pfalzgraf Ottheinrich
1. Ottheinrich gründet eine Lateinschule.
So gründete Pfalzgraf Ottheinrich (1502-1559) bereits zu Beginn
der Einführung der Reformation in seinem Fürstentum „Junge
Pfalz“, später „Pfalz-Neuburg“ (1542) die Neuburger Lateinschule2.
2. Seine Schulordnungen von 1554 und 1556
▪ Im Jahr 1554 erließ Ottheinrich für sein Fürstentum eine Schulordnung: „Schulordnung. Wie dieselbig inn meines Genedigen Herren Herren Ottheinrichs Pfaltzgrauen bey Rein Hertzog in Obern
vnd Nidern Bayrn etc. Fürstenthumb gehalten werden soll 1554“
[Gedruckt wurde sie in Nürnberg].
Barthel Beham
▪ Als Ottheinrich 1556 Kurfürst von der Pfalz wurde, ließ er die
Abb. 2:
bisher geltende Schulordnung neu in der Druckerei von Hans Kilian Porträt des Pfalzgrafen
drucken, nun gültig für das Fürstentum Pfalz-Neuburg und die Kur- Ottheinrich von 1535
pfalz:
„Schul Ordnung. Wie dieselbige inn des Durchleuchtigisten Hochgebornen Fürsten vnnd
Herrn, Herrn Ottheinrichs, Pfaltzgrauen bey Rhein, des heiligen Römischen Reichs Ertzdruchsessen, vnnd Churfürsten, Hertzogen inn Nidern vnd Obern Bayrn [et]c. Chur vnnd
Fürstenthumben gehalten werden soll - Neuburg an der Thunaw 1556 - Zu Neuburg an der
Thonaw Gedruckt inn Hansen Kilians Churfürstlichen Secretarii Druckerey – Anno Domini M
D L V I“
3. Der Standort der Lateinschule
Der Standort der Schuell war ein ungünstiger Platz für eine solche Einrichtung. Durch Fahren,
Reiten, Laufen und Schreien von der Straße her wurde der Unterricht massiv gestört. Das Schulgebäude wird als „Loch“ bezeichnet, „mit verschobenen Balken und Säulen, winkelig und
schauerlich“. In einem und demselben Raum mussten die Lehrer der vier Klassen unterrichten3.
Die nachfolgende Darstellung (Abb. 3) zeigt unter Nummer 9 (Pfeil) den Standort der Lateinschule. Das Haus gehörte zum um das Jahr 1.000 gegründeten Benediktinerinnenkloster.
Während der von Ottheinrich eingeführten Reformation blieb es bis 1584 als Aussterbekloster
bestehen4.
1
Schöndorf, S. 13
Hamp, S. 1-2
3
Hamp, S. 4-6
4
Seitz/Lidel/Kaeß, S. 10
2
6
III. Die weitere Entwicklung der Lateinschule bzw. des Gymnasiums
1. Die Lateinschule unter Ottheinrichs Nachfolgern Wolfgang von PfalzZweibrücken und dessen Sohn Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg
Abb. 3:
Ansicht der Oberen Stadt in Neuburg/Do um 1580
Die Lateinschule wird unter Ottheinrichs Nachfolgern Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken
(reg. 1557-1569) und dessen Sohn Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg (reg. 1569-1614)
weitergeführt. Als Wolfgang von Zweibrücken 1561 in Lauingen die (protestantische) Fürstliche Landesschule, ein „Gymnasium Academicum“, gründete, diente die Neuburger „Schuell“
als Vorbereitungsschule5.
▪ Als das Schulhaus bei der Umgestaltung des Bereichs um die Klosterkirche Unsere Liebe
Frau (heutige Hofkirche) 1611 abgebrochen wurde, wurde die Schule in ein Haus im Münzkomplex verlegt6 (siehe: Abb. 4, Nr. 13).
2. Jesuitengymnasium
2.1. Neuburg wird wieder katholisch.
Als Pfalz-Neuburg unter Wolfgang Wilhelm (reg. 1614-1653) wieder katholisch wurde, eröffneten die Jesuiten Ende Dezember 1616 in diesem Schulhaus ihr Gymnasium.
2.2. Weitere Standorte des Ducale Gymnasium Societatis Jesu Neoburgense
▪ Wegen regen Zulaufs wurde die Schule („Ducale Gymnasium Societatis Jesu Neoburgense“)
einige Zeit später in den Westteil des Nordflügels des Jesuitenkollegs (Abb. 3, Nr. 23) verlegt.
▪ Da die Schule weiter wuchs, stellte Wolfgang Wilhelm 1623 sein altes Rüsthaus (Abb. 3, Nr.
14) als Schulhaus zur Verfügung, wo 1624 die nötigen Klassenzimmer untergebracht werden
konnten.
▪ Wegen eines Brandes in diesem Schulhaus im Februar 1711 musste der Unterricht in Räume
des Rathauses (Abb. 4, Nr. 3) verlegt werden.
5
6
Schindling, S. 179
Kocher/Kramer/Nadler, S. 36 Anm. 46
7
▪ Das Schulgebäude wurde abgerissen und östlich an das Jesuitenkolleg unter dem pfälzischen
Kurfürsten Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg von 1712 bis 1715 ein Neubau errichtet7.
Baumeister war der Jesuitenbruder Johannes Knör8.
3 Rathaus
7
Alte Schule 8 Rüsthaus 13 Alte Münz
Abb. 4:
Der rekonstruierte Plan des Stadtberges um 1602 zeigt die Standorte der Lateinschule bzw.
des Jesuitengymnasiums
B. Vom Tyrocinium zur Congregatio Beatissimae Mariae Virginis
annunciatae
1. Im Jahr 1617 Tyrocinium
Damit neben dem lateinischen Gymnasium das Geistliche nicht vernachlässigt wurde, schien
es den Jesuiten angebracht, im Interesse der studierenden Jugend eine Sodalität unter dem
Schutz der Gottesmutter einzurichten. Dazu wurde 1617 mit einem Tyrocinium [Tyro = Rekrut; Tyrocinium = Lehr- und Probejahr; die neu in die Kongregation eingetretenen Mitglieder
nannten sich Tironen] angefangen, wobei die älteren, reiferen Schüler gewöhnlich an den Sonntagen nach dem Mittagessen zusammenkamen. Die übrigen begaben sich während dieser Zeit
zur Katechse, die ein Jesuit in St. Peter abhielt9.
2. Congregatio Beatissimae Mariae Virginis annunciatae
Das Trocinium, das zur Tugendübung und zur Verehrung der Gottesmutter unter den Studenten
– wie eben ausgeführt – 1617 eingerichtet worden war, gedieh 1618 zur Kongregation und
erhielt zur Freude der Studenten den Titel „Congregatio Beatissimae Mariae Virginis annunciatae“ (Kongregation der allerseligsten Jungfrau Mariä von der Verkündigung). In dieser Zeit
von nur in wenigen Monaten an die Beachtung der marianischen Regeln gewöhnt, legten die
Sodalen (= Mitglieder) „die Beichte über alle ihres bisherigen Lebens ab und empfingen das
göttliche Mal“.
7
Schefers, S. 24-32
Seitz Kongregationssaal, S. 13 ff.
9
Historia I, S. 118
8
8
3. Im Jahr 1716 Umzug in den neuen Kongregationsaal
Im Jahr 1715 konnte das neue Gymnasium bezogen werden, die Aula war aber noch nicht fertig
gestellt. Zum Jahr 1716 hält die Jesuitenchronik fest, dass die lateinische Kongregation, die ihre
Zusammenkünfte vier Jahre lang in „sacello aulico“ (der heutigen Schlosskapelle?) abgehalten
hatte, in die neue Aula umziehen konnte. Zu dieser ist vermerkt: „suis sumptibus exornavit“, d.
h. die Kongregation hat sie auf eigene Kosten ausgeschmückt. Seitdem wurde im Kongregationssaal den Schülern die heilige Messe (sacrum), am Sonntag verbunden mit einer Predigt,
gelesen10.
4. Erster Konvent
© Hofkirche Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
Abb. 5:
Wolfgang Wilhelm,
dargestellt als hl. Wolfgang auf
dem ehemaligen Altarbild der
Neuburger Hofkirche
Am Fest ihrer hohen Patronin „Mariä Verkündigung“,
am 25. März 1618, kam die Kongregation zu ihrem ersten Konvent zusammen. Einer von den Sodalen hielt
zum feierlichen Beginn eine Ansprache; andere rezitierten einen Dialog über die wunderbar frohmachenden
Geheimnisse jenes lichtvollen Heilsereignisses.
Anwesend waren in Stellvertretung des Fürsten der
Augsburger Weihbischof und andere durch Amt und
Würde ausgezeichnete Persönlichkeiten11.
Wolfgang Wilhelm konnte an dieser ersten feierlichen
Versammlung nicht teilnehmen, da er damals am Niederrhein weilte12.
Bald nach der Aufnahme ihres Lehrbetriebes im Gymnasium wurde also – nach dem bei den Jesuiten seit 1563
geübten Vorbild – die (lateinische) Kongregation unter
dem Schutz Mariens gegründet13.
5. Die Mitglieder der lateinischen Kongregation
In der lateinischen Kongregation waren Adelige, hohe Geistliche und andere Gebildete (Literati)14.
© Stadt Neuburg/Do - Foto vom Verfasser
Abb. 6:
Inschrift über dem Eingang zum Kongregationssaal:
Congregatio Litteratorum B[eatissimae] V[irginis] M[ariae] Annunciatae
(Kongregation der Gelehrten der allerseligen Jungfrau Maria Verkündigung)
10
Seitz Kongregationssaal, S. 18
Historia I, S. 138
12
Seitz Kongregationssaal, S. 9
13
Seitz Kongregationssaal, S. 9
14
Historia I, S. 118 Anm. 14
11
9
6. Sinn der Kongregationen
Diese Kongregationen sollten der Sitten- und Glaubenslosigkeit der Zeit entgegenwirken und
enge Bündnisse glaubenstüchtiger Katholiken bilden15. Sie hatten den Zweck, „dass Rechtgläubige ihre Kräfte im Freundschaftsbund dieser Kongregation konzentrieren, um sich effektiver,
mit glühenderem Eifer und einmütiger bemühen zu können, die abtrünnigen Bewohner der
Pfalzgrafschaft in den Schoß der katholischen Kirche zurückzuführen“16.
7. Organisation der Kongregation
Die geistliche Leitung der Marianischen Kongregationen lag in den Händen des Präses, meistens ein Mitglied des Jesuitenordens, die äußeren Angelegenheiten verwaltete ein Präfekt, in
der Regel der Landesherr – zur Zeit der Ausmalung des Kongregationssaales war das Kurfürst
Carl III. Philipp – oder eine hochgestellte Persönlichkeit als sein Vertreter. Ihnen stand ein
gewählter Rat zur Seite.
8. Weiheformel
Mit der Aufnahme in die Kongregation bekannte sich der Sodale dazu, dass die Gottesmutter
künftig seine Patronin sei. Am Ende der Weiheformel bat der Sodale Maria um Beistand in der
Stunde des Todes. Die herkömmlichen Gebete für die Verstorbenen sowie das Abhalten der
Trauergottesdienste gehörten ebenfalls zu den Aufgaben der Kongregation17. Mit der Kongregation war ein Messbündnis, Pakt genannt, verbunden; die Sodalen waren verpflichtet, für jeden
ihrer Verstorbenen eine hl. Messe lesen zu lassen. Zugleich war mit dem Pakt der Beistand
Mariens in der Sterbestunde gemeint18.
C. Fertigstellung des Kongregationssaals
Es wurde bereits ausgeführt:
▪ Im Jahr 1715 konnte das neue Gymnasium bezogen werden.
▪ Die neue Aula war aber noch nicht fertig gestellt.
▪ 1716 konnte die Sodalität in den neuen Kongregationssaal umziehen.
▪ Maße in Fuß:
- 80 Fuß lang
- 54 Fuß lang19
♦ Die Ausschmückung des Oratoriums übernahm
die Kongregation auf eigene Kosten. Diese wurden
vom damaligen Rektor des Kollegs, P. Georg Spiznagel, auf 1.000 fl. geschätzt20.
.
Abb. 7:
Die Maße des Kongregationssaales21
1. Weiter berichtet die Jesuitenchronik:
- 1717:
Im Jahr 1717 vollendete die Kongregation die Aula durch Bilder und Vorhänge (oder Teppiche?); ferner wurden anmutig gestaltete Bänke aufgestellt.
15
Seitz Kongregationssaal, S. 9
Historia I, S. 139
17
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 198
18
Lidel Bildprogramm, S. 40
19
Deckengemälde, S. 119
20
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 193
21
Die Maße bei: Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 192
16
10
- 1719:
Im Jahr 1719 wurde von der Kongregation in der Aula ein Altar errichtet. Kongregationssäle
waren sowohl Gebets- und Versammlungsräume der Kongregation, aber auch Theatersäle.
- 1721:
Die Jesuitenchronik vom Jahr 1721 berichtet, dass das Gymnasium vom Landesherrn, Kurfürst
Karl III. Philipp, ein „liberalissimum donum“, ein wahrhaft fürstliches Geschenk, erhalten
habe: „Ein herrliches Theater, einst in der großen Aula des fürstlichen Palastes aufgerichtet,
das aus mehreren Teilen und einem ziemlichen Apparat besteht und einem umfänglichen
Gebäude gleicht, das mit der Zeit [auch] für die kleinere Aula hergenommen wird“.
- 1722:
Über den Umbau dieses Theaters berichtet die Jesuitenchronik im Jahr 1722:
„[…] das auf Kosten des Kollegs für die kleine Aula im Gymnasium so angepasst wurde, dass
man es sechsmal verändern und die eine oder die andere Seite zeigen kann, um es während des
Jahres mit den kleineren Kulissen für das kleinere Theater im Schulsaal der Rhetorik-Klasse
aufzubauen, so dass diese mit gleichem Nutzen doppelt verwendet werden können“22.
2. Der Kongregationssaal in der heutigen Ansicht
2.1. Ansicht des ehemaligen Jesuitengymnasiums
Foto vom Verfasser
Abb. 8:
Das ehemalige Jesuitengymnasium, Gebäude vor dem Hofkirchenturm
Foto vom Verfasser
Abb. 9:
Das ehemalige Jesuitengymnasium, von der Donaubrücke aus gesehen
22
Seitz Kongregationssaal, S. 18
11
Foto vom Verfasser
Foto vom Verfasser
Abb. 10:
Das ehemalige Jesuitengymnasium,
Portalseite:
Die obere Fensterreihe erhellt den
Kongregationssaal.
Abb. 11:
Das ehemalige Jesuitengymnasium:
Ostseite mit ehemaligem Wasserturm
2.2. Innenansicht des Kongregationssaales
© Foto: Stadt Neuburg/Do
Abb. 12:
Der Kongregationssaal: Blick auf die Ostseite (Fensterseite)
© Foto: Stadt Neuburg/Do
© Foto: Stadt Neuburg/Do
Abb. 13:
Der Kongregationssaal:
Blick auf die Süd- und Westseite
Abb. 14:
Der Kongregationssaal:
Blick auf die Nordseite
12
D. Franz Ha[a]gen – der Maler des Kongregationssaales
1. Geburt
Geboren um 1600/6523. Sein Geburtsort ist unbekannt.
2. Seine Ausbildung
Seine Ausbildung hat Hagen allem Anschein nach in den Niederlanden erhalten, denn am 26.
August 1686 wird er als Maler in die St. Lukas-Gilde zu Delft aufgenommen24.
3. Sein Malstil
Stilistisch ist Hagen ein typischer Vertreter des frühen 18. Jahrhunderts, dessen Malerei durch
zahlreiche retrospektive Details ausgesprochen altertümlich wirkt. So erinnern seine kräftigen,
doch wenig durchgezeichneten Figuren an die derben, bäuerlichen Gestalten niederländischer
Meister des mittleren 17. Jahrhunderts, die der Maler aus eigener Anschauung gut gekannt haben dürfte. Zudem lassen die genauen anatomischen Kenntnisse und die flüssige Einbindung
der Personen in die Handlungsebene eine Schulung an einer Akademie bzw. in einer renommierten Werkstatt vermuten25.
Hagen hatte seine Stärke beim Portrait. Dies zeigt sich bei seinem frühesten Werk im Ganzbild
einer Dame mit einem Negerknaben26.
4. Dienst im Neuburger Schloss
1690 noch in
Neuburg/Do
Hagen war damals Kammerdiener des (vorletzten und achten) Sohnes des
Neuburger Landesherren Philipp Wilhelms, des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm August (1668-1693)27. Da dieser am 29. Oktober 1690 in Raudnitz
Anna Maria Franziska (1672–1741), Tochter des Herzogs Julius Franz von
Sachsen-Lauenburg, heiratet, kann angenommen werden, dass Hagen ihn
nicht (gleich) nach Böhmen begleitet hat28, zumal er ein Jahr später in Neuburg/Do geheiratet hat.
5. Hochzeit in Neuburg/Do
1691
♦ Hagen heiratet in der Neuburger Peterskirche Maria Ursula Schalk, Toch11. September ter des pfalz-neuburgischen Hofmalers Christoph Schalk29.
in Neuburg/Do ♦ Der Eintrag im Heiratsmatrikel des Pfarrarchivs St. Peter, Neuburg an der
Donau, lautet: „D[ominus] Franciscus Hagen, Sereniss[imi] principi Philippi ect. cubicularius die virgo Maria Ursula Schalkhin, legit[ima] fil[ia]
D[omini] Christophori Schalkh, pictoris ect“.30.
♦ Christoph Schalk (Schalck, Schalken) war Hofmaler in Neuburg/Do. Geboren wurde er um 1645. Er hat die Deckenbilder in der Neuburger Studienkirche 1701 gemalt. Die Fresken in der Neuburger Peterskirche werden
ihm zugeschrieben31.
6. In Reichstadt
Ab 1693
23
♦ Durch die Heirat Philipp Wilhelms August von Pfalz-Neuburg mit der
Erbtochter aus dem Hause Sachsen-Lauenburg im Jahr 1690 hatte der
nachgeborene Prinz die Herrschaft Reichstadt in Nordböhmen erworben
Paula, S. 28 und Seitz Franz Hagen, S. 132
Seitz Familienbild, S. 340 und Paula, S. 29/30
25
Paula, S. 33
26
Seitz Familienbild, S. 340
27
Paula, S. 29
28
http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Wilhelm_August_von_der_Pfalz - Abgerufen am 10. 11. 2016
29
Paula, S. 29
30
Seitz Familienbild, S. 333
31
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 340
13
24
und durch diese Beziehung dürfte wohl Franz Hagen nach Reichstadt gekommen sein32.
♦ Von Hagen gibt es in der Kirche zu Žandov (deutsch Sandau), einer
Stadt im Kreis Okres Česká Lípa in der Region Liberec im Norden der
Tschechischen Republik, zumindest ein Bild aus dem Jahr 1698; es stellt
den hl. Judas Thaddäus dar33.
♦ Hagen dürfte wohl in Reichstadt in dieser Zeit vorrangig als Schlossverwalter tätig gewesen sein34
In Reichstadt starb bereits 1693 sein erstes Kind.
Kinder, die in Reichstadt geboren wurden:
1.
Adam, † 4. Juli 1693 in Reichstadt (heute Zákupy, Kreis Ceska Lípá)
2.
Maria Anna Ursula, geb. 25. Juli 1694 in Reichstadt, † 7. Januar 1696 ebenda
3.
Godefridus Franciscus, geboren am 18. Februar 1696 in Reichstadt35, getauft am 18.
Februar 1696 in Reichstadt (Schüler des Neuburger Jesuitengymnasiums von 17041712/13)36
4.
Maria Ursula, getauft am 9. Juli 1698 in Reichstadt37
5.
Josephus Ignatius Egidius, geb. 3. September 1699 in Reichstadt, † 10. September
1699 ebenda
6.
Josephus Ignatius Egidius, geb. 3. September 1699 in Reichstadt, † 10. September
1699 ebenda
7.
Joseph Anton, geboren am 12. Februar 1701 in Reichstadt (Schüler des Neuburger
Jesuitengymnasiums von 1711 – 1720/21)
8.
Maria Juliana, geboren am 28. Mai 1702 in Reichstadt
Nach 1702 finden sich keine Eintragungen mehr über Kinder Hagens in Reichstadt38.
7. Wieder in Neuburg/Do39
Wohl bereits
ab 170240,
gesichert ab
170441
32
Da Godefridus Franciscus ab 1704 das Neuburger Jesuitengymnasium besucht, spricht dies für einen Aufenthalt der Familie in Neuburg/Do42.
Erneuter Dienst im Neuburger Schloss
♦ Hagen trat in Neuburg/Do in die Dienste des Kurfürsten Johann Wilhelm,
des ältesten Bruders von Philipp Wilhelm August. Hagen war Hofmaler,
Hofbaumeister bzw. zuletzt Burgvogt in Neuburg/Do, also Verwalter des
Neuburger Schlosses; der Hauptsitz der Pfalz-Neuburger war zu dieser Zeit
in Düsseldorf43. Am Neuburger Hof scheint Hagen vorrangig mit Organisations- und Verwaltungsaufgaben betraut gewesen sein.
Seitz Familienbild, S. 337
Seitz Familienbild, S. 334
34
Anmerkung des Verfassers
35
Geburtsdatum bei Seitz Familienbild, S. 336 bzw. S. 337
36
Taufpaten waren: Gottfried Graf von Luzaw, kaiserlicher Kammerer, Dekan Vitus Wenceslaus Sucub sowie die
damals dreijährige Tochter des Pfalzgrafen Maria Anna Carolina (1693-1751), vertreten durch Catharina Gräfin
von Werewitz. Siehe: Seitz Familienbild, S. 338
37
Bei Seitz Familienbild, S. 333: geboren angeblich in Neuburg a. d. D. – Ein Taufeintrag lässt sich aber in den
Neuburger Matrikeln nicht feststellen.
38
Seitz Familienbild, S. 338
39
Bei Volk-Knüttel/ Sauerländer, S. 337/338 war Hagen 1704 am Hofe in Düsseldorf mit einem Jahresgehalt von
120 Gulden. Erst 1706 finden wir ihn in Neuburg als Hofmaler, Hofbaumeister und seit 1712 als Burgvogt der
Kurfürsten Johann Wilhelm und Carl III. Philipp, die in Düsseldorf bzw. in Mannheim residierten.
40
Seitz Familienbild, S. 339 Anm. 27
41
Hagen
42
Paula, S. 30 und Seitz Familienbild, S. 342
43
Seitz Familienbild, S. 339
14
33
♦ Seine Auftraggeber sind weniger am Neuburger Hof, sondern meist in
Klöstern und Pfarreien an seinem Wohnsitz Neuburg und in der unmittelbaren Umgebung zu finden. Darüber hinaus malte er auch an Orten, wo über
seine Kinder Beziehungen entstanden waren.
Überblickt man die bisher bekannten Werke Hagens, so fällt die Dominanz
der Leinwandbilder theologischen Inhalts auf; profane Themen und Fresken
sind die Ausnahme44.
Kinder, die in Neuburg/Do geboren sind:
9.
Johannes Antonius, geb. 4. Juni 1706 in Neuburg/Do; getauft in
St. Peter45. Schüler des Neuburger Jesuitengymnasiums46
10. Franz Rudolf, getauft am 17. April 1708 in St. Peter Neuburg/Do
(Schüler des Neuburger Jesuitengymnasiums 1719/20-1724/25)47
11. Margaretha Sophia, Geburtsdatum unbekannt, † im März 1772,
verheiratet mit Friedrich Schueller, dem Nachfolger Hagens als
Burgvogt48
12. Maria Viktoria, geb. 26. September 1712 in Neuburg/Do; getauft
in der Hl. Geist-Kirche49
1710
23. Mai
1710
17. September
1734
13. Februar
Hagen ist auch Baumeister.
Es wird dem Bauinspektor Johann Wolfgang Kreis, dem Baumeister Franz
Hagen und dem Bauschreiber Veit Georg befohlen, das „Zimmergebäu
ober der Hofkammer“ schleunig durchzuführen…, „mit möglichster Einziehung der Uncosten“.
„Die zwei hölzernen Türme auf beiden Rondellen sollen vorerst nicht mit
Blech beschlagen werden, sondern nur ausgebessert werden“50.
Sein Tod
Gestorben in Neuburg/Do
Beigesetzt wurde er am 15. Februar auf dem Friedhof bei der Hl. Geistkirche in Neuburg/Do51.
8. Chronologisches Werkverzeichnis
Ohne Jah- Budapest, Museum der Schönen Künste
resangabe ▪ Zwei Damenportraits (Zuschreibungen)
o. J.
44
München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen
▪ Gemälde: Abendmahl; ehemals im Zisterzienserkloster Kaisheim
▪ Gemälde: Isaak segnet Jakob (bez.= Haagen fecit bzw. Haagen pinxit, also
von Haagen geschaffen bzw. gemalt)
▪ Portrait des Kurfürsten Johann Wilhelm (1658-1716; reg. ab 1690); ehemals
Schloss Neuburg/Do
Paula, S. 30
Seitz Familienbild, S. 333, Anm. 6: Pfarrarchiv St. Peter, Neuburg a. d. Donau: Heiratsmatrikel – Der Beruf des
Vaters ist hier als Hoffmahler angegeben.
46
Paula, S. 28
47
Paula, S. 28 und S. 28, Anm. 9 - Hagen ist als „Hoffbaumeister“ eingetragen.
48
Daten der Kinder bei: Paula, S. 28 Anm. 5-10 und Seitz Familienbild, für in Reichstadt geborene Kinder,
S. 337
49
Seitz Familienbild, S. 333 Anm. 9 - Archiv des Bistums Augsburg: Pfarrmatrikel Neuburg-Hl. Geist, Taufmatrikel
50
Horn/Meyer, S. 189
51
Paula, S. 30
15
45
▪ Portrait des Kurfürsten Karl Philipp (1661-1742, reg. ab 1716); ehemals
Schloss Neuburg. Seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen.
1686
Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts
▪ Gemälde: Dame mit Negerknaben (bez. F. Haagen 1686)
1698
Žandov (deutsch Sandau) im Kreis Okres Česká Lípa in der Region Liberec im
Norden der Tschechischen Republik
Kath. Pfarrkirche:
▪ Altarblatt: hl. Judas Thaddäus
1700/10
Neuburg/Do, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen
Hofkirche, Flur vor der Fürstenloge:
▪ Gemälde: Hl. Aloysius von Gonzaga
1700/10
Neuburg/Do, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen
Ehemaliges Ursulinenkloster, jetzt Studienseminar Neuburg/Do:
▪ Gemälde: Christus und die Ehebrecherin (Zuschreibung)
▪ Gemälde: Sieben Zufluchten (Zuschreibung)
▪ Gemälde: Der Auferstandene erscheint Büßern des Alten Testamens (Zuschreibung)
Gemälde in der Studienkirche:
▪ der hl. Aloisius von Gonzaga und
▪ der hl. Stanislaus Kostka.
Beide Bilder hingen bis 1923 in der Hofkirche und wurden danach in die Studienkirche gebracht52. Sie wurden von Franz Hagen gemalt53.
1707
Neuburg/Do, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen
Ehem. Franziskanerklosterkirche St. Anton, jetzt Kirche des Alten- und Pflegeheims St. Augustin der Barmherzigen Brüder:
▪ Ehem. Hochaltarbild: hl. Antonius
Das Gemälde wurde 1793 bei einem Brand zerstört.
1709/10
Entwürfe für 13 Kupferstiche in: Nicolaus Staudacher: Unsterblicher Tugend=
Schatz Durch Gute Handelschafft erworben Von der Weyland Durchleuchtigsten Chur=Fürstin und Frauen ELISABETH AMALIA MAGDALENA Verwittibten Pfalz=Gräfin bei Rhein […], Augsburg 1710
1710/20
Neuburg/Do, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen
Klosterkirche der Barmherzigen Brüder St. Wolfgang:
▪ Gemälde des südlichen Choraltares: hl. Johann von Gott
1713
Hollenbach, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen
Kath. Pfarrkirche St. Quirin:
▪ Hochaltarblatt: Muttergottes als Himmelkönigin (bez.)
1714
Neuburg/Do, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen
Kath. Pfarrkirche St. Peter:
▪ Gemälde des südlichen Seitenaltars: Muttergottes
1715
Marxheim, Ldk. Donau-Ries
Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul:
52
53
Senf, S. 15
Meidinger, S. 277 – Ergänzung des Werkverzeichnisses durch den Verfasser
16
um 1717
▪ Hochaltarblatt: Abschied der Apostelfürsten (bez.)
Neuburg/Do, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen
Ehem. Jesuitengymnasium, Kongregationssaal:
▪ insgesamt 12 ausgemalte Felder: Fresken, Embleme sowie die ehem. Wandbilder
1717
Kienberg, Markt Rennertshofen, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen
Kath. Wallfahrtskirche St. Leonhard:
▪ Seitenaltarblätter:
- nördlich Himmelfahrt Mariens;
- südlich hl. Joseph (bez.)
1717
Pöttmes, Ldk. Aichach-Friedberg
Kath. Kirche St. Johannes:
Ehem. Hochaltarblatt der kath. Kirche St. Peter und Paul:
▪Anbetung der Hirten (bez.)
Um 1718
Neuburg/Do, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen
Schloss, Philipp-Wilhelm-Bau, Saal im Nordostrondell:
▪ Festmahl der Kleopatra und des Marc Anton (Zuschreibung)
Um 1720
Donauwörth, Ldk. Donau-Ries
Ehem. Benediktinerklosterkirche, jetzt kath. Pfarrkirche Hl. Kreuz:
▪ Gemälde der Altäre in den Chorabseiten:
- nördlich Taufe Christi,
- südlich hl. Johann Nepomuk
1720/30
Rennertshofen, Ldk. Neuburg-Schrobenhausen
Kath. Pfarrkirche St. Johannes d. T.:
▪ Hochaltarblatt: Taufe Christi
Um 1722
Bad Wörishofen, Ldk. Unterallgäu
Dominikanerinnenklosterkirche Maria Königin der Engel:
▪ Hochaltarblatt: Maria Königin der Engel
▪ Seitenaltarblätter:
- nördlich: Tod der hl. Maria Magdalena, im Auszug hl. Katharina,
- südlich: die hll. Dominikus und Katharina von Siena vor der Muttergottes, im
Auszug hl. Theresia von Avila
„Die drey schöne Altär blätter […] Herr Hagen, burg vogt in der Residenz zu
Neuburg an der Donau, gratis wegen seiner Jungfrau tochter Maria gabriela
Professin und chorfrau allhier neben einem kleinen Rosencranz im Capitl Haus,
der bildnussen S: Dominici und S: Thomae gemahltet hat“54.
Um 1722
Bad Wörishofen, Ldk. Unterallgäu
Dominikanerinnenkloster, westlicher Erdgeschoßgang:
▪ Drei Gemälde:
- Verleihung des Rosenkranzes an die hl. Katharina von Siena,
- hl. Dominikus und
- hl. Thomas
Um
17222/23
Neuburg/Do, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen
Ehem. Ursulinenklosterkirche, jetzt kath. Studienkirche:
54
Zitiert nach Seitz Familienbild, S. 334 – Handschrift im Archiv des Dominikanerinnenklosters Bad Wörishofen.
17
▪ Hochaltarblatt: Martyrium der hl. Ursula (bez.)
▪ Seitenaltarblätter:
- nördlich hl. Familie mit dem Jesusknaben als Mittelpunkt
- südlich hl. Augustinus, umgeben von Augustinerheiligen
55
Um 1725
Neuburg/Do., Ldk. Neuburg-Schrobenhausen
Schloss:
▪ Selbstportrait des Malers mit seiner Familie um 1726
Um 1726
Neuburg/Do., Ldk. Neuburg-Schrobenhausen
▪ Entwürfe für elf Antependien der ehem. Ursulinenklosterkirche (Zuschreibung)
1732
Neuburg/Do., Ldk. Neuburg-Schrobenhausen
Kath. Stadtpfarrkirche Hl. Geist:
▪ Gemälde der Kapellenaltäre
- nördlich die Sieben Zufluchten
- südlich Sterbeszene mit der Muttergottes und den hll. Michael, Joseph, Barbara, Anna, Franz Xaver und Franziskus (bez.)55
▪ Die Embleme in der Hl. Geistkirche
Sie werden in der vorliegenden Literatur keinem Künstler zugeschrieben, könnten aber durchaus von Franz Hagen ausgeführt worden sein56.
o. J.
Neuburg/Do:
In der ehem. Kirche des Karmeliterinnenklosters (nach der Säkularisation abgerissen):
▪ die hl. Theresia und der hl. Josef57.
© Bayerische Staatsbibliothek
Franz Haagen del.
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do
Haagen del.
Abb. 15:
Frontispiz aus Pactum Mariano Mortuale
172158
Abb. 16:
Emblem 7
aus Unsterblicher Tugend-Schatz, 171059
Werkverzeichnis bei: Paula, S. 34-36 einschließlich Fußnoten, soweit nicht durch Anmerkungen unterbrochen.
und Hagen
56
Anmerkung des Verfassers
57
Meidinger S. 279 und Lipowski, S. 102
58
Pelkhoven
59
Staudacher Leichenrede – emblematische Bildbeigaben
18
E. Überblick: Die Bildinhalte der Deckenfresken
1. Die Bildinhalte der Deckenfresken
Die Bildinhalte der Deckenfresken gliedern sich in drei Gruppen:
I. In der Mitte des Saales Maria und die Kongregation:
Dieser Zyklus umfasst fünf Bilder, das große Weihebild in der Mitte der Decke (Verehrung
Mariens durch die acht Brüder) und vier kleinere Querbilder in der Hohlkehle je in der Mitte
der Seitenwände.
II. Im Norden Maria als Immaculata (Unbefleckte Empfängnis):
Dieser 2. Zyklus befindet sich auf dem nördlichen Teil der Decke und besteht aus einem größeren Bild in der Mitte und sechs kleineren, die gegen die beiden Saalecken zu angeordnet sind.
III. Im Süden Maria als Helferin der Christen oder als Gnadenvermittlerin
Dieser Zyklus besteht wieder aus einem größeren Bilde und sechs kleineren, die in gleicher
Anordnung wie die vorigen an der südlichen Decke angebracht sind60.
Abb. 17:
Graphische Darstellung der Bildinhalte
2. Das Bildprogramm des Kongregationssaales
♦ Das Bildprogramm des Kongregationssaales ist in erster Linie dem Marianischen Gedanken
gewidmet, der für eine Studentenkongregation unter dem Titel „Mariä Verkündigung“ vorgegeben war. Die Auswahl der Bilder, ihre Thematik und ihr Zusammenhang wurden durch die
Jesuiten getroffen und dem Maler nur die künstlerische Gestaltung überlassen61.
♦ Die Deckenbilder zeigen durchwegs marianischen Charakter und sind nur erklärlich aus seiner Bestimmung als Kongregationssaal62.
60
Deckengemälde, S. 120, 121, 122
Lidel Bildprogramm, S. 41
62
Deckengemälde, S. 119-120
61
19
3. Graphischer Überblick auf Bilder und Embleme
↑
Norden
Westseite/
Türseite
(= linke
Seite)
Ostseite/
Fensterseite
(= rechte
Seite)
Eingang
►
Abb. 18:
Gesamtüberblick (Schema)
E. Die Deckenbilder im Einzelnen
I. Maria und die Kongregation
1. Verehrung Mariens durch die acht Brüder - Deckenfresko A
1.1. Beschreibung des gesamten Freskos
♦ Das Bild in der Mitte des Saales übertrifft an Größe und Bedeutung die übrigen Bilder, da es
die Verehrung Mariens durch die acht Brüder des Fürstenhauses Pfalz-Neuburg als Mitglieder
der Kongregation in Neuburg zum Inhalt hat.
♦ Maria mit dem Kind auf dem Schoss, umgeben von Engeln auf Wolken thront über der Welt.
Sie ist gekleidet in den Marienfarben Rot und Blau, das Kind hat segnend den rechten Arm
erhoben.
♦ Die Verbindung zur Welt stellt der hl. Michael dar, als Streiter Gottes in Rüstung, in der einen
Hand hält er eine Art Prozessionsstange, in der anderen Hand den Schild mit dem Bild der
Verkündigung Mariens (Titel der Kongregation!), auf dem Haupt trägt er einen farbenfrohen
Federbusch. Er schwebt frei auf Wolken vor einer barocken Architektur.
♦ Dort sind die acht Brüder als herausragende „Foederati“ bzw. Sodalen der Kongregation, teils
in Rüstung oder in fürstlichem Gewand, teils in geistlichem Ornat dargestellt63.
Die Dargestellten knien auf Stufen vor dieser konvex geschwungenen Architektur, die einen
Kirchenraum andeutet und zum offenen Himmel hin durch ein kräftig abgetrepptes Gebälk abschließt.
63
Lidel Bildprogramm, S. 35
20
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 19:
Deckenfresko A:
Verehrung Mariens durch die acht Brüder64 aus dem Hause Pfalz-Neuburg
Anmerkung: Drei Brüder waren Kurfürsten:
Johann Wilhelm war Kurfürst von der Pfalz (1690-1716), Karl (III.) Philipp war Nachfolger
seines Bruders als Kurfürst von der Pfalz (1616-1742) und Franz Ludwig Kurfürst von Trier
(1716-1729) und danach Kurfürst von Mainz (1729-1732)65.
Es ist somit im Heilig Römischen Reich wohl einmalig, dass eine Mutter, nämlich Elisabeth
Amalia Magdalena, drei spätere Kurfürsten geboren hat. Einmalig ist wohl auch, dass drei Brüder zu Kurfürsten aufgestiegen sind66.
64
Der neunte Sohn Johann (* † 1675) wurde nur fünf Stunden alt.
Rall, S. 294, 298, 303
66
Einschätzung des Verfassers
21
65
1.2. Bilderklärung: Die acht Brüder in Verehrung der Mutter Gottes
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 19 a:
Die acht Brüder in Verehrung der Mutter Gottes
Linke Gruppe
von der Mitte nach links
Rechte Gruppe
von der Mitte nach rechts
Johann Wilhelm (1658-1716)
im Kurfürstenmantel, von 1690 bis zu
seinem Tod (18. Juni 1716) Kurfürst von
der Pfalz
Wolfgang Georg (1659-1683),
Chorbischof von Köln und designierter
Bischof von Breslau
Alexander Sigismund (1663-1737).
Bischof von Augsburg
Franz Ludwig (1664-1732),
Bischof von Breslau und Worms, Hoch- und
Deutschmeister, Kurfürst von Trier von
1716 bis 1729, dann bis zu seinem Tod
Kurfürst von Mainz
Friedrich Wilhelm (1665-1689),
kaiserlicher General
Carl III. Philipp (1661-1742)
im Kurfürstenmantel, Nachfolger Johann
Wilhelms als Kurfürst von der Pfalz und als
Landesherr in Pfalz-Neuburg
Ludwig Anton (1660-1694), Hoch- und
Deutschmeister, Bischof von Worms
Philipp Wilhelm August (1668-1693)
♦ Wie aus den Lebensdaten ersichtlich, waren zum Zeitpunkt der Ausmalung des Saales bereits
vier Brüder verstorben: Johann Wilhelm, Wolfgang Georg, Ludwig Anton und Philipp Wilhelm
August.
♦ In der Apsis der Säulenhalle erscheinen weitere Sodalen hinter einer Balustrade.
1.3. Alle Brüder waren Sodalen der Kongregation, viele auch Präfekten.
Name
Philipp Wilhelm
als Erbprinz
Aufnahme in die Kongregation
„Mariä Verkündigung“
1625 (im Alter von 10 Jahren) wird er
Sodale dieser Kongregation. „Um seine
22
Präfekt
Liebe zur Gottesmutter zu bezeugen,
legte er den Wortlaut der marianischen
Verpflichtung eigenhändig in schönster
Schrift geschrieben vor und las ihn
selbst“67.
1627 ist er Präfekt dieser Kongregation; er studiert in diesem Jahr in der
Rhetorica68.
Der Vater
Philipp Wilhelm
(1615-1690)
1662: Philipp Wilhelm hatte
in diesem Jahr die Präfektenstelle beider Kongregationen
angenommen69.
1669 (25. März): Philipp
Wilhelm wurde abermals als
Präfekt der lateinischen Kongregation erwählt70.
1670: Philipp Wilhelm ist
Präfekt71.
Johann Wilhelm
1669 (25. März): Der Vater nimmt Jo- 1671 (25. März): Johann
hann Wilhelm (11 Jahre alt) als Sodalen Wilhelm (13 Jahre alt) wird
auf72.
Präfekt73.
Wolfgang Georg
1669 (25. März): Der Vater nimmt 1672 (25. März): Wolfgang
Wolfgang Georg (10 Jahre alt) als So- Georg wird Präfekt75.
dalen auf74.
1670: Beide Prinzen legen die Weiheformel auf den Altar76.
Ludwig Anton
1671 (25. März): Aufnahme durch
Johann Wilhelm77.
Alexander Sigismund
1676 (25. März): Aufnahme durch 1676 (25. März): Alexander
Johann Wilhelm
Sigismund wird Präfekt78.
1678 (25. März): Franz Ludwig wird Präfekt79.
Franz Ludwig
67
Historia II, S. 121
Historia II, S. 136
69
Graßegger Notizen 1649-1670, S. 20
70
Graßegger Notizen 1649-1670, S. 32
71
Graßegger Notizen 1649-1670, S. 35
72
Graßegger Notizen 1649-1670, S. 32
73
Graßegger Notizen 1671-1703, S. 1
74
Graßegger Notizen 1649-1670, S. 32
75
Graßegger Notizen 1671-1703, S. 3
76
Graßegger Notizen 1649-1670, S. 35
77
Graßegger Notizen 1671-1703, S. 1
78
Graßegger Notizen 1671-1703, S. 10
79
Graßegger Notizen 1671-1703, S. 18
68
23
Friedrich Wilhelm
1678 (25. März): Aufnahme durch 1680: Friedrich
Franz Ludwig80
wird Präfekt81.
Wilhelm
1679 (25. März): Der Vater erscheint
mit sieben Söhnen im Kongregationssaal und legt die Weiheformel auf den
Altar82.
Philipp Wilhelm
August
1679 (25. März): Aufnahme durch
Franz Ludwig83.
Von Carl III. Philipp liegen keine Angaben vor.
1.4. Das Neuburger Schloss, das Kongregationsgebäude mit dem Wasserturm, das Jesuitenkolleg und die Hofkirche.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 19 b:
Ansicht des Schlosses und des Jesuitenkollegs
♦ Im Vordergrund dieses Bildes sieht man durch einen Bogen das Neuburger Schloss von Osten, und etwas gedreht, nun von Norden betrachtet und damit topographisch nicht korrekt, das
Kongregationsgebäude mit dem Wasserturm, das Jesuitenkolleg und die Hofkirche84.
1.5. Madonna
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
© Staatliche Bibliothek München
F. Haagen del.
Abb. 19 c:
Madonna
Abb. 15 a:
Muttergottes aus dem „Pactum
Mariano Mortuale“ 172185
80
Graßegger Notizen 1671-1703, S. 18
Graßegger Notizen 1671-1703, S. 23
82
Graßegger Notizen 1671-1703, S. 21
83
Graßegger Notizen 1671-1703, S. 21
84
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 196 und S. 198
85
Pelkhoven
81
24
Diese Madonnendarstellung findet sich spiegelbildlich auf dem Titelblatt des Bruderschaftsbüchleins der lateinischen Kongregation mit dem „Pactum Mariano Mortuale“ (1721); es zeigt
Maria in den Wolken86.
2. Schwurbild über dem Eingang des Saales - G
In der Mitte steht der hl. Michael mit dem Marienbanner. Auf der Fahne ist die Immaculata mit
der Lilie in der Hand dargestellt. Ein junger Mann legt die Hand zum Schwur an den Schaft,
andere erheben den Schwurfinger. Die Inschriften auf zwei von Engeln getragenen Schilden
geben den Sinn des Geschehens wider: SUB HOC TAM DIU und DONEC ALITER ECCLESIA (Unter dem Banner Mariens wollen wir leben, solange die Kirche nichts anderes entscheidet)87. Bei diesem Gelöbnis handelt es sich um eine 1674 aufgenommene Ergänzung zur
Weiheformel mit der Verpflichtung, die Unbefleckte Empfängnis zu verehren88. Die zahlreichen Personen, teils geistlichen, teils weltlichen Standes sind locker in einer Ebene aneinandergereiht. Musiker spielen zum festlichen Anlass des Gelöbnisses89.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 20:
Schwurbild G über dem Eingang
3. Die Sodalen und das Todesschicksal
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 21:
Schwurbild F - Das Bild gegenüber dem Eingang
86
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 193
Lidel Bildprogramm, S. 35
88
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 200
89
Lidel Bildprogramm, S. 37
87
25
Weltliche und geistliche Sodalen in zeitgenössischer Kleidung und mit Allongeperücken, aber
auch Mönche in ihrem Habit haben sich in einem gewölbten Raum versammelt. Im Vordergrund sind die Amtsträger der Kongregation durch ihre vornehme Kleidung besonders hervorgehoben. Bei den Dargestellten, die zum Teil den Betrachter anblicken, scheint es sich um Portraits zu handeln90. Besonderes Augenmerk beansprucht der Herr im roten Rock, vielleicht der
damalige Präfekt Kurfürst Carl III. Philipp. Er hält ein Blatt in der Hand mit der Inschrift: NON
ME DESERAS IN HORA MORTIS. (Verlass mich nicht in der Stunde des Todes.) Die Bitte
an Maria um Beistand in der Stunde des Todes bildet den Schluss der Weiheformel, mit der
sich der Sodale bei der Aufnahme in die Kongregation der Gottesmutter als seiner Patronin
ganz zu eigen gibt. Die herkömmlichen Gebete für die Verstorbenen sowie das Abhalten der
Trauergottesdienste gehörten ebenfalls zu den Aufgaben der Kongregationsmitglieder91. Ein
Programmpunkt der Kongregation war also die Vorbereitung auf eine gute Sterbestunde und
die Fürsorge für die Verstorbenen92.
4. Zusammenfassung: graphische Darstellung
Abb. 22:
Graphischer Überblick über „Maria und die Kongregation“
II. Die Bilder im Nordteil des Saales: Maria als Immaculata (Unxbefleckte Empfängnis).
1. Ansicht der Bilder im nördlichen Teil
Im nördlichen Teil der Decke wird die Bereitung Marias für die Gottesmutterschaft im Geheimnis der Immaculata, der Unbefleckten Empfängnis, veranschaulicht. Immaculata bedeutet:
Maria ist wegen ihrer hohen Berufung vom ersten Augenblick ihres Daseins an durch die Erlösungsgnade Christi frei vom Makel der Erbsünde93.
90
Anmerkung des Verfassers: Die Herren in der zeitgenössischen Kleidung und mit den Allongeperücken könnten
die acht Brüder sein, die auf Abbildung A abgebildet sind.
91
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 198
92
Lidel Bildprogramm, S. 37
93
Lidel Bildprogramm, S. 37
26
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 23:
Die Nordseite des Kongregationssaales
2. Deckenfresko und Bild in der Hohlkehle
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 24:
Deckenfresko: Schema B + C
Oben: Esther vor Ahasver (= Assuerus) (Nr. C)
Unten (in der Hohlkehle): Gottvater sendet den Erzengel Gabriel, (Nr. B)
d. h. Mariä Verkündigung, damit auch Patronatsbild der Kongregation.
Darunter stand seit 1719 der Altar.
27
2.1. Esther findet Gnade vor dem König (Deckenfresko B)
Das große Bild zeigt eine Szene aus dem Buch Esther (Esther, 5. Kapitel).
Die Königin Esther aus jüdischem Geschlecht erscheint ungerufen vor ihrem persischen Gemahl Ahasver94. Sie übertritt damit ein Gesetz, dessen Verletzung die Todesstrafe nach sich
zieht, sofern der König sein goldenes Zepter ihr entgegenneigt. Bei ihrem Erscheinen findet
Esther jedoch Gnade vor dem König.
Die biblische Szene spielt sich im Hof des Palastes ab, hier angedeutet durch eine Säulenhalle
mit Ausblick ins Freie. Rechts erhebt sich der König von seinem Thron und neigt das Zepter
gegen die Königin, die vor ihm auf den Stufen kniet und, gerade in Ohnmacht sinkend, von
einer Dienerin gestützt wird. Weitere Frauen ihres Gefolges beobachten mit Angst und Entsetzen das Geschehen, die Ratgeber des Königs mit Befremden. Auf einer Kartusche im Vordergrund steht die Inschrift: NON PRO TE, SED PRO OMNIBUS. (Der Befehl gilt nicht für dich,
sondern für alle anderen.) [Esther Kap. 5]95. Im Sinne der typologischen Auslegung des Alten
Testamentes ist Maria die Esther des Neuen Bundes. Damit soll für Maria ausgesagt werden:
Das Gesetz der Erbsünde gilt für alle Menschen, aber nicht für Maria, sie ist die Immaculata96.
2.2. Mariä Verkündigung - Sendung des Erzengels Gabriel
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 24 a:
Mariä Verkündigung (Schema C), Ausschnitt aus Abb. 24
♦ In diesem Bild ist darum Maria ganz allein in der Weltkugel und ganz in sich versunken
hineingemalt. Die Szene ist mit der Verkündigung an Maria verbunden. Gott Vater sendet den
Erzengel Gabriel zur Erde, um Maria die Botschaft von der Erlösungsgnade zu bringen. Auf
dem Schild, den zwei Engel halten, steht: MISSUS EST ANGELUS GABRIEL (Der Engel
Gabriel wurde gesandt) [Luk. 1. Kap.]. Damit bezieht sich das Bild gleich der Inschrift über der
Eingangstür auf den Titel der Kongregation: Mariä Verkündigung. In der Größe des himmlischen Bereiches und der Kleinheit der Welt und Mariens wird die Herablassung Gottes eindringlich sichtbar97.
♦ In der typologischen Gegenüberstellung des Bildes „Esther findet Gnade vor dem König“ zur
„Sendung des Erzengels Gabriel“ (unterhalb in der Hohlkehle) bezieht sich die Begnadung der
Esther darauf, dass das Gesetz der Erbsünde für alle Menschen gilt, nicht aber für Maria.
Sichtbares Zeichen der Gnade ist in beiden Darstellungen das Neigen des Zepters98.
♦ Unter dem Fresko „Sendung des Erzengels Gabriel“ stand wohl der 1719 errichtete Altar, der
aber im 19. Jahrhundert verschwunden ist99.
94
Die Vulgata benutzt die Übersetzung Assuerus. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Ahasveros
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 201
96
Lidel Bildprogramm, S. 37
97
Lidel Bildprogramm, S. 37
98
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 201
99
Lidel Bildprogramm, S. 37
28
95
3. Zusammenfassung: graphische Darstellung
Abb. 25:
Graphischer Überblick über „Maria und die Kongregation“
III. Die Bilder im Südteil des Saales: Maria als Helferin der Christen, als Gnadenvermittlerin.
1. Ansicht der Bilder im Südteil
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 26:
Blick auf den Südteil des Kongregationssaales
29
2. Fresken an der Decke und in der Hohlkehle
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 27:
Oben: Esther bittet für ihr Volk (Schema D)
Unten (in der Hohlkehle): Paktbild (Schema E)
2.1. Esther bittet für ihr Volk (Schema D).
♦ Esther aus dem Alten Testament ist hier wieder als Typus für Maria gewählt worden (Ester,
7,3 ff.)100. Esther lud ihren Gemahl Ahasver (Assuerus) und Haman, den Ratgeber des Königs,
zu einem festlichen Mahl ein. Auf die Frage nach der Erfüllung ihrer Wünsche bat sie den
König um die Befreiung ihres Volkes; Haman hatte geplant, die Juden zu vernichten.
♦ Vor dem links erhöht thronenden Ahasver (Assuerus) kniet Esther selbstbewusst als Königin,
ausgezeichnet durch Krone und hermelingefütterten Golbrokatmantel, dessen Schleppe von ihren Dienerinnen getragen wird. Auf einer Inschriftkartusche ist ihre Bitte formuliert:
O REX, DONA MIHI POPULUM MEUM (O König, gib mir mein Volk).
100
Lidel Bildprogramm, S. 39
30
♦ Esthers Fürbitte für ihr Volk gilt als Präfiguration der Fürbitte Mariens für die Menschheit101.
♦ Wie Esther legt Maria Fürbitte für die Menschen ein und erwirkt Hilfe, Gnade und Schutz102.
♦ Maria, die bittende Allmacht am Gottesthron, bittet um die Rettung der Menschheit103.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 27 a:
Maria rettet eine Seele aus dem Fegfeuer
Paktbild (in der Südkehle) – Ausschnitt aus Abb. 27
2.2. Maria rettet eine Seele aus dem Fegfeuer – Paktbild (Messbündnis)
♦ Rechts im Bild das Fegfeuer, aus dem, dargestellt in der lichten Gestalt eines Menschen, eine
Seele errettet wird. Der hl Michael, der Seelenführer des Neuen Testamentes, weist auf eine
Inschrift in einem Buch hin: EX PACTO (auf Grund des Vertrages) und führt die Seele zum
Himmel, wo sie von Maria mit ausgebreiteten Armen empfangen wird.
♦ Die Mitglieder der Kongregation waren verpflichtet, für jeden ihrer Verstorbenen eine hl.
Messe lesen zu lassen; zugleich war mit dem Pakt der Beistand Mariens in der Sterbestunde
gemeint. In einem dramatischen, farbenfrohen Bild wird der Glaube an das Fegfeuer und die
immerwährende Hilfe Mariens, wie er damals lebendig war, dargetan104.
3. Bewertung der Fresken
♦ Im Jahr 1717 erhielt Franz Hagen den Auftrag, den Kongregationssaal auszumalen. Hagen
war ein ausgesprochener Ölbildmaler, wenn auch nur von mittlerer Qualität105.
Bei den sieben Deckenbilder zeigt sich ganz deutlich ein Manko von Hagen: er war – wie gerade
ausgeführt – eben ein Ölmaler und kein Freskenmaler und tat sich deshalb sehr schwer, die ihm
gestellte Aufgabe mit Anstand zu lösen. Die Detailuntersuchungen bei der letzten Renovierung
(1982/83) zeigten ganz deutlich, dass sich der Maler keineswegs sicher war, dass er einen unsicheren Strich hatte und auffallend viele Tagesabschnitte einlegen musste, bis er auch diese
meist personenbezogenen Bilder fertig stellen konnte106.
♦ Die Deckenbilder lassen einen in der Freskotechnik ungeübten Künstler erkennen; weitere
Fresken von Hagen sind nicht bekannt107.
101
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 202
Lidel Bildprogramm, S. 39
103
Deckengemälde, S. 123
104
Lidel Bildprogramm, S. 40
105
Anmerkung des Verfassers: Ein sehr hartes Urteil; wenn man die beiden wiederentdeckten Bilder von Franz
Hagen (der hl. Ivo und der hl. Franz Xaver), die er als Wandbilder für den Kongregationssaal gemalt hat, betrachtet, ist dieses harte Urteil nicht mehr aufrecht zu halten.
106
Ölmaler und Manko bei: Seitz Kongregationssaal, S. 19-20
107
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 193
31
102
♦ Hagen war kein geübter Freskant, wie aus dem zu nassen Putz und den ungeschickt aufgeteilten Tagwerken zu schließen ist. An deren Grenzen finden sich in Secco gemalte, fachlich
stark veränderte Retuschen, die wohl von Hagen selbst stammen108.
4. Zusammenfassung: graphische Darstellung
Abb. 28:
Graphischer Überblick über „Maria als Gnadenvermittlerin“
G. Embleme
1. Woher stammen die Embleme im Kongregationssaal?
1.1. Kupferstichbeilagen von Hagen
Hagen entwarf auch Vorlagen, so die zu einem Teil bekannten Antependien des einstigen Neuburger Ursulinenklosters109, oder 13 der insgesamt 25 Kupferstichbeilagen, betitelt „Lehr-reiche Sinn-Bilder“, die der Lobrede „Unsterblicher Tugend-Schatz“ von P. Nikolaus Staudacher
beigeben sind. Staudacher hatte diese Lobrede auf die Kurfürstin-Witwe Elisabeth Amalia
Magdalena anlässlich ihres dreitätigen Leichenbegängnisses am 12., 13., und 14. September
1709 in der Hofkirche zu Neuburg gehalten Das 1710 in Augsburg durch Johann Michael
Labhard gedruckte Buch gliedert sich in 25 Seiten „Lehrreiche Sinnbilder“ und 49 Seiten
Text110.
108
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 194
Zum Paramentenschatz aus dem ehemaligen Ursulinenkloster siehe: Langer, S. 156 bis 194
110
Seitz Kongregationssaal, S. 19
32
109
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do – Haagen del112.
Abb. 29:
Titelblatt der gedruckten Trauerrede, die bei
der Beerdigung der Elisabeth Amalia Magdalena an drei aufeinanderfolgenden Tagen
gehalten worden war111.
Abb. 30:
Emblem 2
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do - Haagen del.
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do - Haagen del.
Abb. 31:
Emblem 3
Abb. 32:
Emblem 4
111
Titelblatt und Embleme aus: Staudacher Leichenrede – emblematische Bildbeigaben
Haagen del. = delineavit, d. h. von Haagen gezeichnet –
Zu del. Siehe: http://www.duden.de/suchen/dudenonline/del
33
112
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do - Haagen del.
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do - Haagen del.
Abb. 34:
Emblem 13
Abb. 33:
Emblem 5
1.2. Kupferstichbeilagen von Posner
Einige Darstellungen von Posner aus der gedruckten „Leichenrede“ als Vorlage für die Embleme im Kongregationssaal
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do - Haagen del.
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do - Haagen del.
Abb. 35:
Emblem 7
Im Kongregationssaal dargestellt:
Bild Schema 3
Abb. 36:
Emblem 13
Im Kongregationssaal dargestellt:
Bild Schema 12
34
Die beigegebenen „lehrreichen Sinnbilder“ sind nichts anderes als Umsetzungen aus der Emblematik, jener typisch barocken Kunstform, die sich aus einem allegorischen Bild und einem
Lemma [Titel, Überschrift, Motto] zusammensetzt. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde sie zumindest von einer gelehrten Oberschicht verstanden und konnte von dem Nichtverstehenden
erläutert werden. Die Barockzeit war fast emblem-süchtig; so man findet Embleme auch in der
Neuburger Hl. Geist-Kirche113.
1.3. Vita von Posner Johann Jakob
♦ Posner (Bosner) Johann Jacob war Hofmaler in Neuburg. Sein Geburtsdatum ist unbekannt.
Dagegen ist sein Todestag bekannt: † 7. November 1718 in Neuburg. Nachweisbar ist er
1677/1710. Im Jahr 1677 war Posner für das St. Andreaskirchlein in Neuburg, einer kleinen
Filialkirche von St. Peter, tätig und malte dort das Altarbild. 1678 zeichnete er die Darstellungen von Wien und Neuburg in der Glückwunschadresse zur Hochzeit von Pfalzgraf Johann
Wilhelm von Pfalz-Neuburg mit der Erzherzogin Maria Anna Josepha von Österreich, gestochen von Leonhard Heckmauer in Augsburg. Zwischen 1682 und 1690 war er zusammen mit
Johann Christoph Schalk d. Ä. für die Pfarrkirche in Pollenfels, Ldk. Eichstätt, und malte dort
ein Altarbild mit der Darstellung des hl. Joseph (nicht mehr nachweisbar). 1694 wird Posner
zusammen mit Schalk in Höchstädt genannt. Zum Jahresbeginn 1701 erhielt der „Kammerdiener und Maler Jacob Posner“ durch die verwitwete Kurfürstin Elisabeth Amalia Magdalena 6
fl. Verehrung. 1709 entwarf er insgesamt 12 Stiche (S. 8, 12, 14, 15, 17, 18, 19, 20, 22, 23, 24,
25) für die in Augsburg 1710 gedruckte Leichenrede der eben genannten verstorbenen Kurfürstin-Witwe, den anderen Teil zeichnete wie eben ausgeführt Franz Hagen. In seinem Testament
vom 4. Mai 1714 wird Posner als Hofmaler und Kammerdiener der verstorbenen KurfürstinWitwe bezeichnet. Gemälde von Posner sind nicht nachweisbar114.
♦ Zwei Ansichten von Posner aus der Leichenrede
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do
J. J. Posner del.
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do
J. J. Posner del.
Abb. 38:
Emblem 14
Abb. 37:
Emblem 8
113
114
Seitz Kongregationssaal, S. 19
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 338
35
♦ Zeichnungen von Posner, die als Vorlage für Embleme im Kongregationssaal und in
der Neuburger Hl. Geist-Kirche dienten.
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do
J. J. Posner del.
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do
J. J. Posner del.
Abb. 39:
Emblem 12
Abb. 40:
Emblem 15115
1.4. Hugo, Hermann: Pia desideria
Besonders gepflegt wurde die religiöse Emblematik von den Jesuiten, basierend auf dem Buch
„Pia desideria“ des Jesuiten Hermann Hugo, von dem zwischen 1624 und 1757 ca. 40 lateinische Ausgaben erschienen sind.
© Bayerische Staatsbibliothek
Abb. 41 a:
Hugo Hermann:
Pia desideria, Ausgabe 1624
Bild 2
© Bayerische Staatsbibliothek
Abb. 41:
Hugo Hermann:
Titelblatt: Pia desideria, Ausgabe 1624116
115
116
Staudacher Leichenrede – emblematische Bildbeigaben
Hugo
36
© Bayerische Staatsbibliothek
© Bayerische Staatsbibliothek
Abb. 41 b:
Hugo Hermann:
Pia desideria, Ausgabe 1624
Bild 8
Abb. 41 c:
Hugo Hermann:
Pia desideria, Ausgabe 1624
Bild 15
1.5. Bosch(ius) Jacob: Symbolographia
♦ P. Jacob Bosch(ius) (* 1635 Sigmaringen; † 1704 München) gehörte vom 10. Februar 1697
bis 1704 dem Neuburger Jesuitenkolleg an, der 1701 bei Johann Caspar Bencard in Augsburg
und Dillingen ein Buch mit dem Titel „Symbolographia Sive De Arte Symbolica Sermones
Septem“ herausgab. Auf diesem Emblembuch basiert die Emblematik der 25 Blätter des „Unsterblicher Tugend-Schatz von P. Nikolaus Staudacher“, zu dem Hagen 13 und Posner 12 Stiche beigesteuert hat117.
♦ Die „Symbolographia“ enthält insgesamt 40 Tafeln mit je 12 Emblemen, also 480 Vorlagen118.
♦ Aus diesem Buch „Symbolographia“ sind acht Embleme für den Kongregationssaal entnommen119.
♦ Alle Embleme der „Symbolographia“ hat Johann Christoph Schalkh gezeichnet, „I. C.
Schalkh del“.120
1.6. Vita von Johann Christoph Schalkh
Johann Christoph Schalkh (Schalck, Schalk, Schalken), geboren um 1645, war Hofmaler in
Neuburg/Do. Nachweisbar ist er 1670/1701. Die frühesten Nachrichten, die Rückschlüsse auf
seine Person zulassen, sind die Taufe seines Sohnes Johann Christoph am 4. April 1677 in
Neuburg, wobei er als „Pictor aulicus“ (= Hofmaler) bezeichnet wird, und die Hochzeit seiner
Tochter Maria Ursula mit dem Maler Franz Hagen 1691, ebenfalls in Neuburg. 1670 lieferte
Schalkh das Altarblatt für den Choraltar in der Pfarrkirche zu Reichertshofen, ehemals zu PfalzNeuburg gehörig, im heutigen Ldk. Pfaffenhofen a. d. Ilm, mit einer Darstellung Mariä Himmelfahrt (nicht mehr nachweisbar). Damals war er bereits Hoffmahler in Neuburg. Am 16. März
1691 trat er in Neuburg als Pate auf bei einem Sohn des Trompeters Franz Franzen (Pfarrmatrikel von St. Peter in Neuburg). 1693 ist die Neuburger Hofkammer dem Hofmaler Schalkh
für nicht genannte Arbeiten 1.263 fl. 45 kr. schuldig. 1694 bewarb sich der Künstler vergebens
um den Auftrag für das Hochaltarbild in der Pfarrkirche zu Höchstädt an der Donau. Zwischen
117
Seitz Kongregationssaal, S. 20
Bosch
119
Lidel Bildprogramm, S. 38
120
Siehe die einzelnen Blätter.
118
37
1682 und 1690 war er zusammen mit Posner für die Pfarrkirche in Pollenfeld, Ldk. Eichstätt,
tätig und malte dort ein Altarblatt mit der Himmelfahrt Mariä (nicht mehr nachweisbar. 1697/98
bezahlte man Schalkh eine Restsumme von 150 fl. für einen nicht näher bezeichneten Auftrag
in der Pfarrkirche in Bertoldsheim, Ldk. Neuburg-Schrobenhausen, vielleicht für den 1695
errichteten Hochaltar. Er zeichnete, wie bereits ausgeführt, die Embleme für die 1701 in Augsburg publizierte „Symbolographia“ des Jesuiten Jacobus Boschius.
Die einzig gesicherten Gemälde von ihm sind die Deckenbilder in der Neuburger Ursulinenkirche, der heutigen Studienkirche, von 1701. Die Fresken in St. Peter in Neuburg werden ihm
auch zugeschrieben121.
© Bayerische Staatsbibliothek
Abb. 42:
Bosch(ius) Jacob: Symbolographia 1702
Titelblatt
J. C. Schalkh del.
© Bayerische Staatsbibliothek
Abb. 42 a:
Bosch(ius) Jacob: Symbolographia 1702
Stich von Jacob Müller nach Vorlagen des
Neuburger Hofmalers J. C. Schalk[h]122
CLASS I TAB VI
2. Beschreibung der Embleme im Kongregationssaal
Hagen war für die Ausmalung der Embleme im Kongregationssaal bestens vorbereitet. In der
stuckierten Saaldecke waren nicht weniger als 12 Felder ausgespart, die mit Emblemen zu füllen waren123.
2.1. Die Farben der Embleme
Die Bilder im Norden wie im Süden sind von je sechs kleineren Bildern, so genannten Emblemen begleitet: zwei monochrom rot, zwei monochrom gelb und zwei monochrom blau. Die
Farben sind nicht willkürlich gewählt; sie sind in besonderer Weise auf Maria bezogen.
- Blau ist die Farbe des Himmels und des Glaubens. Maria trägt oft einen blauen Mantel.
121
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 340
Wie bereits erwähnt, war Schalk[h] der Schwiegervater von Franz Hagen.
123
Seitz Kongregationssaal, S. 19-20
38
122
- Rot ist die Farbe der Liebe und der Märtyrer. Ebenso ist das Kleid Mariens häufig rot.
- Gelb steht für Gold und ist die Farbe des göttlichen Lichtes und der Ewigkeit.
2.2. Zusammensetzung eines Emblems
Die Embleme haben alle ein Lemma (= inscriptio) und ein entsprechendes Bild (= Icon oder
pictura.) Die subscriptio, das Epigramm, fehlt bei den Emblemen im Kongregationssaal. Für
alle bringt darum – häufig in barocken Kirchen – das Hauptbild die Lösung124.
▪ Das Lemma (griech. λῆμμα, lat. vocalium signum oder inscriptio, ital. motto) ist eine kurze
lateinische, seltener auch griechische Formulierung, die eine ethische Forderung, eine Lebensregel oder einen Wahlspruch enthielt
▪ Das Icon (griech. εἰκὠν, lat. pictura) ist der bildliche Teil des Emblems, für den es weder
inhaltlich noch formal enge Grenzen gab.
▪ Das Epigramm (griech. ἐπἰγραμμα, auch lat. subscriptio) als dritter Bestandteil eines vollständigen Emblems hatte die Aufgabe, die oft rätselhaft anmutende Kombination von Lemma
und Icon zu erklären oder doch zumindest die Lösung des Rätsels zu erleichtern125.
Grundschema eines Emblems
◄ DIVES IN OMNES
= Lemma (= inscriptio)
Die bildliche Darstellung
= Icon oder pictura. ►
Das Epigramm fehlt bei
den Emblemen im
Kongregationssaal.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 43:
Grundschema eines Emblems
3. Embleme im Nordteil des Saales, Westseite (= linke Seite)
3.1. Alle Embleme im Nordteil beziehen sich auf die Immerwährende Jungfräulichkeit
Mariens.
Alle Embleme im Nordteil des Saales beziehen sich auf die Immaculata Conceptio und die
Immerwährende Jungfräulichkeit Mariens126. Was schon über die Fresken im nördlichen Teil
gesagt wurde, gilt auch für die Embleme: die Bereitung Marias für die Gottesmutterschaft im
Geheimnis der Immaculata, der Unbefleckten Empfängnis. Immaculata bedeutet: Maria ist wegen ihrer hohen Berufung vom ersten Augenblick ihres Daseins an durch die Erlösungsgnade
Christi frei vom Makel der Erbsünde127.
124
Lidel Bildprogramm, S. 37
http://de.wikipedia.org/wiki/Emblem_%28Kunsthistorische_Kategorie%29#Die_dreiteilige_Form (Stand:
April 2014)
126
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 202
127
Lidel Bildprogramm, S. 37
39
125
3.2. Bildansicht
Westseite
(= linke
Seite)
Ostseite
(= rechte Seite)
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 44:
Kongregationssaal: Die Embleme im Nordteil
3.3. Baum im Gewittersturm (Schema 10)
♦ Deutung
▪ Im Zusammenhang mit dem gesamten
Bildprogramm ist dieser Baum Symbol
für die Immaculata, da sie als einzige
von der Erbschuld und ihren Folgen bewahrt blieb. Der Lorbeerbaum auf dem
Emblem hat auch selbst Symbolcharakter; wegen seiner immergrünen Blätter
gilt er als Zeichen der Jugend, der Unsterblichkeit und Unverweslichkeit129.
▪ Der unbeschädigte Baum ist ein Symbol für die Immaculata conceptio (unbefleckte Empfängnis)130.
▪ Wie der ragende Baum von Sturm und
Wetter ungebrochen steht, so triumphiert Maria unversehrt über die Erbsünde131.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 45:
Emblem: Baum im Gewittersturm
♦ Beschreibung
Als einziger Baum, der Lorbeerbaum, bleibt aufrecht stehen, während alle anderen vom Blitzstrahl
und Sturm geknickt werden.
INTACTA TRIUMPHAT
(Unversehrt triumphiert sie).128

128
Der Verfasser bezieht alle Lemmata direkt auf Maria.
Bei Lidel Bildprogramm S. 38: „Unversehrt triumphiert er“.
129
Lidel Bildprogramm, S. 38
130
Volk-Knüttel/Sauerlacher, S. 202
131
Deckengemälde, S. 122
40
3.4. Mond zwischen Wolken (Schema 6) und Gebirge mit Sonnenaufgang (Schema 2)
3.4.1. Mond zwischen den Wolken
(Schema 6, oberes Emblem)
♦ Beschreibung
Auf dem kleinen Emblem leuchtet der Mond
aus den Wolken hervor.
NONDUM NATA NITET
(Noch nicht geboren glänzt sie)132.
♦ Deutung
▪ Damit ist nicht nur gesagt, dass Maria
schon in Weissagungen und Vorbildern des
Alten Testamentes vorausgesagt wurde,
sondern als Mutter des Herrn von Anfang an
in einer neuen reinen Weise des Menschseins erschien. Der Mond gilt als Symbol
des Weiblichen, weil er sein Licht von der
Sonne empfängt. Maria auf der Mondsichel
ist seit dem Mittelalter ein beliebtes Bildthema und nimmt Bezug auf Apk. 12,12:
„Eine Frau mit der Sonne bekleidet und den
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Mond zu ihren Füßen“.
Abb. 46:
Im Hohenlied 6,10 wird die Braut „pulchra
Emblem:
ut luna“ (schön wie der Mond) gepriesen. In
Mond zwischen Wolken (Schema 6) und
„nondum nata“ (noch nicht geboren) ist ein
Gebirge mit Sonnenaufgang (Schema 2)
besonders deutlicher Hinweis auf die Unbefleckte Empfängnis zu sehen133.
▪ Wie der Mond, noch hinter den Wolken stehend, die Wolkensäume erleuchtet, so leuchtete
die Auserwähltheit der Unbefleckten Empfängnis schon, als sie noch im Mutterleib verborgen
war134.
▪ Maria leuchtet schon im alten Bunde in den Weissagungen und Vorbildern135.
3.4.2. Gebirge mit Sonnenaufgang (Schema 2)
♦ Beschreibung
Hinter einer Gebirgslandschaft, davor eine mauerbewehrte Stadt, geht strahlend die Sonne auf.
IN SPLENDORIBUS EX UTERO
(Im Glanz vom Mutterschoß an.)
♦ Deutung
▪ Die Sonne ist ein Christussymbol, aber die aufgehende Sonne auch ein geläufiges Mariensymbol. Maria beginnt strahlend wie die Sonne ob ihrer Reinheit den Lebensweg. Das Preislied
auf die Braut im Hohen Lied wird häufig, auch in der Lauretanischen Litanei, auf Maria angewandt. Im 10. Vers des 6. Kapitels wird sie genannt „electa ut sol“ (ausgewählt wie die
Sonne). Der Ausdruck „ex utero“ (vom Mutterschoß an) bedeutet, dass Maria von Anfang an
glänzt. Ebenso kündigt die Morgenröte (Maria) die Sonne (Christus) an136.
132
Bei Lidel Bildprogramm, S. 38: „Noch nicht geboren glänzt er“.
Lidel Bildprogramm, S. 38
134
Volk-Knüttel/Sauerlacher, S. 202
135
Deckengemälde, S. 122
136
Lidel Bildprogramm, S. 39
41
133
▪ Maria beginnt ihren Lebensweg strahlend, da sie von allen Makeln der Erbsünde bewahrt
ist137.
▪ Maria prangt in strahlendem Glanz vom Mutterschoße an138.
3.5. Zusammenfassung: graphische Darstellung der Embleme im Nordteil, linke Seite
Abb. 47:
Embleme im Nordteil, linke Seite
4. Embleme im Nordteil des Saales, Ostseite (= rechte Seite)
4.1. Adler auf einem Felsen (Schema 9)
♦ Beschreibung
Ein Adler lässt sich unverletzt und sieghaft auf einem
Felsen nieder, während eine giftsprühende Schlange
sich am Boden ringelt.
VIS NULLA NOCEBIT
(Keine Macht wird [ihr] schaden)139.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom
Verfasser
Abb. 48:
Emblem:
Adler auf einem Felsen
137
♦ Deutung
▪ Maria blieb vor dem Bösen, das in die Welt einbrach,
verschont. Der Adler galt verschiedenen Völkern als
Symbol der geistigen Höhe, des Sieges über die Schlange als des negativen Prinzips. Die Schlange ist nach
dem Bericht des Sündenfalls Sinnbild der Verführung,
des Bösen und des Teufels. Die Worte Gottes bei der
Verfluchung der Schlange (Genesis 3,14) lauten:
„Feindschaft will ich setzen zwischen dir und der Frau,
zwischen deiner Nachkommenschaft und ihren Nachkommen“.
Volk-Knüttel/Sauerlacher, S. 202
Deckengemälde, S. 122
139
Bei Lidel Bildprogramm S. 38: „Keine Macht wird [ihm] schaden“.
42
138
Diese Stelle wird, wie viele Bildwerke der Immaculata bezeugen, auf Maria gedeutet. Maria
setzt den Fuß auf den Kopf der Schlange, die sich um die Erdkugel ringelt140.
▪ Dem Emblem liegt eine antike Legende zugrunde, wonach der Adler den aetitischen Stein
oder Adlerstein, der abwehrende Kräfte besitzt, seinen Jungen ins Nest legt, um sie vor der
giftigen Schlange zu schützen. Der Abwehrzauber des Steins sollte auch den Frauen die Geburt
erleichtern141.
▪ Maria ist gesichert gegen die Macht der Schlange142.
4.2. Muschel mit Perle (Schema 5) und Der Brennende Dornbusch (Schema 1)
4.2.1. Muschel mit Perle (Schema 5) (oben)
♦ Beschreibung
Eine Muschel schwimmt auf dem Wasser,
öffnet sich und zeigt als Frucht eine Perle.
INTRA UTERUM IAM PURA FUI
(Im Mutterschoß schon war ich rein).
♦ Deutung
▪ Die Sündenlosigkeit ist nicht das Ergebnis
menschlichen Bemühens, sondern Begnadigung schon vor der Geburt. Dieses Emblem
findet seine Deutung im Physiologus, einer
Naturgeschichte des 3. Jahrhunderts n. Chr.,
der auf die Bildende Kunst, besonders im
Mittelalter, stark einwirkte. Dort wird berichtet, dass die Muschel beim Sonnenaufgang aus dem Meer steigt, ihre Schale öffnet
und dann die Perle gebiert. Die Perle in der
Muschel ist das Symbol der jungfräulichen
Gottesmutter und der Unbefleckten Empfängnis. Die Inschrift verdeutlicht das Sinnbild: „Im Mutterschoß war ich schon rein“.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Auch der Psalm 110,3 drückt das aus: „Ich
Abb. 49:
habe dich gezeugt noch vor dem MorgenMuschel mit Perle (Schema 5) und Der
stern wie den Tau in der Frühe“143.
Brennende Dornbusch (Schema 1)
▪ Maria ist gesichert gegen die Macht der
Schlange144.
▪ Das beliebte Emblem verdeutlicht die Sündenlosigkeit und Begnadung Mariens schon vor
ihrer Geburt145.
▪ Eine sich öffnende Muschel zeigt die reine Perle Maria, sündenrein schon vor dem Eintritt ins
Leben146.
4.2.2. Der Brennende Dornbusch (Schema 1)
♦ Beschreibung
In der Mitte einer weiten Ebene steht ein Dornbusch völlig in Flammen. Im zweiten Buch Mose
3,2, wird berichtet, dass Moses, als er die Schafe in der Wüste hütete, einen Dornbusch in
Flammen sah, der nicht verbrannte.
140
Lidel Bildprogramm, S. 38
Volk-Knüttel/Sauerlacher, S. 202
142
Deckengemälde, S. 122
143
Lidel Bildprogramm, S. 38/39
144
Deckengemälde, S. 122
145
Volk-Knüttel/Sauerlacher, S. 202
146
Deckengemälde, S. 122
141
43
♦ Deutung
- Schon im 4. Jahrhundert taucht der Brennende Dornbusch als Präfiguration Mariens in Bildern
auf.
SERVATUR IN IGNE
(Im Feuer wird sie bewahrt.)147
▪ Im Barock gilt der Brennende Dornbusch auch als das Symbol der Unbefleckten Empfängnis,
weil er – obwohl in Flammen stehend – nicht verbrannte, also unversehrt blieb148.
▪ Der Brennende Dornbusch ist ein alttestamentliches Vorbild für die jungfräuliche Gottesmutterschaft und damit Hinweis auf die Verkündigung und Geburt Christi149.
▪ Ein brennender Dornbusch, der vom Feuer nicht verzehrt wird, ist wie Maria vom Feuer der
Sünde allzeit unversehrt150.
4.3. Zusammenfassung in graphischer Darstellung
Abb. 50:
Embleme im Nordteil, Ostseite (= rechte Seite)
147
Bei Lidel Bildprogramm, S. 39: „Im Feuer wird er bewahrt“.
Lidel Bildprogramm, S. 39
149
Volk-Knüttel/Sauerlacher, S. 202
150
Deckengemälde, S. 122
44
148
5. Embleme im Südteil des Saales, linke Seite (= Westseite)
Alle Embleme im Südteil des Saales beziehen sich – wie die Bilder – auf den zusammenfassenden Gedanken: Maria ist die Helferin der Christen, sie ist Gnadenvermittlerin151. Die folgenden sechs Embleme zeigen die Hilfe, den Beistand und die Gnaden Mariens in verschiedenen Situationen152.
5.1. Bildansicht des Südteiles
Ostseite
(= rechte
Seite)
Westseite
(= linke
Seite)
© Stadt Neuburg – Foto vom Verfasser
Abb. 51:
Blick auf den Südteil des Kongregationssaales
5.2. Sonne über Garten und Ährenfeld (Schema 11)
♦ Beschreibung
Die Sonne geht strahlend auf und breitet ihr Licht über
einen gepflegten Garten und über die den Park umgebenden Ährenfelder aus. In der Mitte steht ein Springbrunnen. Auf der Höhe erkennt man ein barockes
Schloss.
DIVES IN OMNES.
(Reich für alle).
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom
Verfasser
Abb. 43:
Sonne über Garten und Ährenfeld
(Schema 11)
151
152
♦ Deutung
▪ Damit soll der reiche Gnadensegen Mariens angesprochen werden.
Im Einzelnen enthält das Bild mehrere Mariensymbole:
- Die Sonne erscheint als Zeichen für die einzigartige
Schönheit Mariens. Die Braut des Hohen Liedes gilt als
Typus für Maria und wird 6,10 gepriesen: „Wer ist, die
da erscheint, wie der Mond so schön, strahlend rein wie
die Sonne“.
Lidel Bildprogramm, S. 39
Lidel Bildprogramm, S. 40
45
- Maria galt in der Mystik als heiliger Acker, der ohne Saat Getreide hervorbringt, nämlich
Christus, das Brot des Lebens.
- Die Ähre gilt als marianisches Symbol, da man dem Weizen das Mahl für die Hostien der
Messe verdankt. Konrad von Würzburg (14. Jahrhundert) besingt in seinem Werk „Die goldene
Schmiede“ Maria als Weizengabe.
Schon im 11. Jahrhundert erscheint Maria mit stilisierten Ähren auf der Bernwardstür in Hildesheim.
▪ Der umhegte Garten ist eine Erinnerung an das Paradies. Wenn die Braut des Hohen Liedes
(4,12) gerühmt wird: „Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut, ein verschlossener
Garten“, so ist das ebenfalls typologisch auf Maria anzuwenden153.
▪ Der Brunnen steht als Bild für Marias Gnadenfülle; auch das reife Kornfeld deutet an, dass
Maria die Liebe, die ihr die Menschen erweisen, hundertfach zurückgibt154.
▪ Ein Bild des Gnadensegens, der uns durch Maria zuteil wird155.
5.3. Ähnliches Emblem in der Neuburger Hl. Geistkirche
In der Neuburger Hl. Geistkirche findet sich an der Südwand ein ähnliches Emblem, hier nicht
auf Maria bezogen, sondern auf den hl. Geist.
◄ Abb. 52:
Vertiefte Gotteserkenntnis /
Aufgehende Sonne
Aucto lumine surgit
(Mit wachsendem Licht steigt sie
empor.)
© Kath. Kirchenstiftung Hl. Geist Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
♦ Bilddarstellung:
Hinter einem Hügel verbreitet sich das
Morgenlicht, die Sonne geht auf.
♦ Deutung:
Die Sonne gilt bei vielen Völkern als
Offenbarung Gottes; sie ist unsterblich, da sie sich jeden Tag neu erhebt.
Im Licht des Heiligen Geistes geht
dem Menschen eine neue Erkenntnis
auf156.
5.4. Gluckhenne mit Küken (Schema 7) und Arche Noah (Schema 3)
5.4.1. Gluckhenne mit Küken (Schema 7)
♦ Beschreibung
Eine Henne sammelt ihre Küken, um sie vor dem herannahenden Raubvogel zu bergen.
SUOS AMAT ATQUE TUETUR
(Sie liebt die ihren und schützt sie).
♦ Deutung
▪ Maria liebt die ihr Anvertrauten und schützt sie wie die Henne ihre Küken. In der frühchristlichen und mittelalterlichen Kunst erscheint dieses Gleichnis nur selten, trotz des Wortes Jesu:
„Wie oft wollte ich deine Kinder um mich versammeln, aber ihr habt nicht gewollt“ (Mt 23,
37). In der Barockzeit taucht die ihre Jungen schützende Henne in der Emblematik der Barock
153
Lidel Bildprogramm, S. 40
Volk-Knüttel/Sauerlacher, S. 203
155
Deckengemälde, S. 123
156
Lidel/Kaeß, S. 25/26
154
46
zeit auf157.
▪ Die Darstellung ist flankiert von blühenden Lilienzweigen, dem Symbol der Reinheit.
▪ Das Emblem verdeutlicht, dass Maria die ihr Anvertrauten liebt und sie schützt158.
▪ Maria bietet Schutz für ihre Kinder159.
5.4.2. Arche Noah (Schema 3)
♦ Beschreibung
Die Arche Noah, in der Noah und seine Familie gerettet wurden, schwimmt inmitten der
Wassermassen.
NOVI SPES ALTERA MUNDI
(Eine erneute Hoffnung auf
eine neue Welt).
♦ Deutung
▪ Maria wird hier als eine große Hoffnung in
der durch Christus erlösten Welt vorgestellt.
Maria wird als Arche des Neuen Bundes bezeichnet, da sie die Mutter des Erlösers ist und
auch durch ihr Vorbild und durch ihren Beistand den Menschen Rettung gewährt. In der
Lauretanischen Litanei wird sie als „Arche
des Bundes“ bezeichnet160.
▪ Maria ist die Arche des Neuen Bundes161.
▪ Wie die Arche Noah gebaut wurde, um das
Menschengeschlecht zu retten, so ist Maria
das Heil der Welt und damit die Arche des
Neuen Bundes162.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 53:
Gluckhenne mit Küken (Schema 7) und
Arche Noah (Schema 3)
5.5. Leichenrede für die verstorbene Kurfürstin Elisabeth Amalia Magdalena
In dieser gedruckten Leichenrede, bei den emblematischen Bildbeigaben, findet sich auch die
Darstellung der Arche Noah nach einer Vorlage von Franz Hagen.
157
Lidel Bildprogramm, S. 41
Volk-Knüttel/Sauerlacher, S. 202
159
Deckengemälde, S. 123
160
Lidel Bildprogramm, S. 41
161
Deckengemälde, S. 123
162
Volk-Knüttel/Sauerlacher, S. 202
158
47
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do
Abb. 54 + 54 a
◄ Emblem 7 und Ausschnitt:
Motiv der Arche
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do –
Haagen del.
5.6. Zusammenfassung in graphischer Darstellung
Abb. 55:
Embleme im Südteil, Westseite (= linke Seite)
48
6. Embleme im Südteil des Saales, Ostseite (= rechte Seite)
6.1. Schiff auf See (Schema 12)
♦ Beschreibung
In der Nacht, von Sternen nur gering erleuchtet, zeigt ein Leuchtturm mit ausgehängter Lampe einem Schiff den Weg in den
Hafen.
QUOD NEQUEUNT TOT SIDERA
PRAESTAT
(Was so viele Sterne nicht vermögen,
leistet sie)163.
♦ Deutung
▪ Damit ist ausgedrückt: Maria steht den
Menschen auf seinem Lebensweg bei und
zeigt ihnen den Weg zum ewigen Ziel.
▪ In dem Emblem wird auf eine weitverbreitete Allegorie zurückgegriffen, in dem meh© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
rere Analogien (Vergleiche) enthalten sind:
Abb. 56:
Das Meer ist die Welt, das Schiff die
Schiff auf See (Schema 12)
Menschheit, die Fahrt durch das Meer der
gefahrvolle Lebensweg des Menschen, der
Leuchtturm der Wegweiser zum Ziel, der
Hafen die Einfahrt in das ewige Leben164.
▪ Der Leuchtturm ist hier auf Maria bezogen, die ihren Kindern den Weg zum Heil weist165.
▪ Maria ist Führerin und Leuchte auf dem Lebensweg166.
6.2. Ähnliches Emblem in der Neuburger Hl. Geistkirche
In der Neuburger Hl. Geistkirche findet sich ein ähnliches Emblem auf der Nordseite vorn am
Chor.
◄ Abb. 57:
Heimkehr / Leuchtturm
IN PUBLICA COMMODA FULGET
Er leuchtet zum allgemeinen Wohl.
© Kath. Kirchenstiftung Hl. Geist Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
163
♦ Bilddarstellung
Ein Leuchtturm weist Segelschiffen in stürmischer Nacht den Weg in den Hafen.
♦ Deutung
Das Leben gleicht einer Fahrt über das stürmische Meer der Zeit; bei der Rückkehr werden wir
durch das Licht am Ufer [durch den Heiligen
Geist] sicher zum Ziel der Lebensreise geleitet167.
Bei Lidel Bildprogramm S. 40: „Was so viele Sterne nicht vermögen, leistet er“.
Lidel Bildprogramm, S. 40
165
Volk-Knüttel/Sauerlacher, S. 202/203
166
Deckengemälde, S. 123
167
Lidel/Kaeß, S. 22
49
164
6.3. Der Leuchtturm in der gedruckten Leichenrede für die verstorbene Kurfürstin-Witwe Elisabeth Amalia Magdalena
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do –
Haagen del.
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do
Abb. 58 + 58 a:
◄ Emblem 13 und Ausschnitt:
Motiv Leuchtturm168
Bei Staudacher ist der Leuchtturm bezogen auf die verstorbene Kurfürstin-Witwe Elisabeth
Amalia Magdalena und zwar als Wohltäterin der Armen mit der Überschrift „Erat haec eis ad
Refugium“ und der Unterschrift „IN PUBLICA COMMODA FULGET“169.
6.4. Baum mit Schild und Waffen (Schema 8) und Springbrunnen in einem Park
(Schema 4)
6.4.1. Baum mit Schild und Waffen
(Schema 8)
♦ Beschreibung
An einem Baum hängen Schild und Waffen.
TUTATUR ET ARMAT
(Sie schützt und wappnet)170.
♦ Deutung
▪ Maria schützt im Kampf gegen die Gefahren des
Lebens und rüstet uns bei der Abwehr des Bösen. Der
Gedanke hat schon im Alten Testament ein Vorbild:
„Wie der Turm Davids ist dein Hals, in Schichten von
Steinen erbaut, tausend Schilde umgeben dich“ (Hohes Lied 4,4). Auch bestehen vielfache Beziehungen
zwischen Baum und Mensch. „Der Gerechte ist wie
ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist“ (Ps
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser 1,3). Vielleicht ist hier auch ein Hinweis auf den Baum
im Paradies zu sehen. Eine Beziehung kann zudem zu
Abb. 59:
der in der Gotik zuweilen vorzufindenden SchutzmanBaum mit Schild und Waffen
(Schema 8) und Springbrunnen in telmadonna bestehen, an deren Gewand die Zornespfeile Gottes abbrechen171.
einem Park (Schema 4)
168
Staudacher Leichenrede - emblematische Bildbeigaben
Volk-Knüttel/Sauerlacher, S. 203
170
Bei Lidel Bildprogramm S. 40: „Er schützt und wappnet“
171
Lidel Bildprogramm, S. 40/41
50
169
▪ Wie der Schild die Angriffe abwehrt, so verteidigt und schützt Maria die Sodalen gegenüber
ihren Feinden und im Kampf gegen die Gefahren des Lebens172.
▪ Maria ist Schutz und Schirm im Kampf und Gefahr173.
6.4.2. Springbrunnen in einem Park (Schema 4)
♦ Beschreibung
Inmitten eines gepflegten Gartens steht ein Springbrunnen, der in zwei, dann in sieben Strahlen
sprudelt und damit den Park bewässert.
SESE DIFFUNDIT IN OMNES
(Sie ergießt sich auf alle)174 .
♦ Deutung
▪ Wie der Springbrunnen das lebensspendende Wasser austeilt, so schenkt Maria ihre Gnaden
allen Menschen. Die Bibel enthält eine Reihe von Stellen, in denen von Quellen und Brunnen
die Rede ist. Im Hohen Lied wird die Braut, typologisch auf Maria bezogen, gepriesen: „Meine
Schwester Braut ist ein versiegelter Quell“ und „Die Quelle des Gartens bist du, ein Brunnen
legendigen Wassers“ (Hohes Lied 4,12 und 15). In der Bretagne sind nach alter Überlieferung
heute noch Quellen und Brunnen der Jungfrau Maria geweiht. In „Maria Brünnlein“ bei Wemding befinden sich zwölf Brunnenembleme175.
▪ Der unablässig reich strömende Brunnen wird mit den immerwährenden Wohltaten verglichen, die die Menschen durch die Fürbitte Mariens erhalten176.
▪ Maria ist die Mittlerin der Gnaden, die zum Wachstum und Gedeihen des inneren Lebens
notwendig sind177
6.5. Emblem „Springbrunnen“ in der Leichenrede für die verstorbene Kurfürstin
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do
J. J. Posner del.
172
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 202
Deckengemälde, S. 123
174
Bei Lidel Bildprogramm S. 41: „Er ergießt sich auf alle“.
175
Lidel Bildprogramm, S. 41
176
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 202
177
Deckengemälde, S. 123
178
Staudacher Leichenrede - emblematische Bildbeigaben
51
173
Abb. 60 + 60 a:
◄ Emblem 12 und Ausschnitt:
Motiv Springbrunnen178
Bei der gedruckten Leichenrede, gehalten von P. Staudacher für die Kurfürstin-Witwe Elisabeth
Amalia Magdalena († 1709) veranschaulicht der Brunnen die gespendeten Wohltaten der
Verstorbenen mit dem Lemma DAT OMNIBUS AFFLUENTER179.
6.6. Das Emblem „Der Springbrunnen“ in der Neuburger Hl. Geistkirche
Das Emblem „Der Springbrunnen“ in der Hl. Geistkirche in Neuburg/Do bezieht sich nicht auf
die Mutter Gottes, sondern auf den hl. Geist. Es findet sich vor der Orgelempore.
◄ Abb. 61:
Der Heilige Geist in den sieben
Sakramenten / Springbrunnen
FONS OMNIBUS VNUS
(Für alle gibt es eine einzige
Quelle.)
♦ Bilddarstellung:
Ein Springbrunnen verteilt das Wasser
in sieben Strahlen.
© Kath. Kirchenstiftung Hl. Geist Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
179
180
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 202
Lidel/Kaeß, S. 26+31
52
♦ Deutung:
Entsprechender Text im Lied:
„O Schatz, der siebenfältig ziert“180
6.7. Überblick über die Embleme in der Neuburger Hl. Geistkirche
© Kath. Kirchenstiftung Hl. Geist Neuburg/Do
Fotos und Zusammenstellung Armin Egner, Neuburg/Do
Abb. 62:
Embleme in der Übersicht
53
6.8. Zusammenfassung in graphischer Darstellung
Abb. 63:
Embleme im Südteil des Saales, Ostseite (= rechte Seite)
7. Andere Deutung der Embleme
7.1. Vier fürstliche Insignien
♦ In der Bilderwelt des Barock, namentlich am Ort einer fürstlichen Residenz, finden noch
andere Ideen und Bezüge ihren Ausdruck, die erst bei einer näheren Betrachtung entdeckt werden.
♦ Im Stuck an der Decke erscheinen wie eine zentrale Umrahmung des Hauptbildes „Verehrung
Mariens durch die acht Brüder“ über den blauen Emblemen „Mond in Wolken“, „Muschel mit
Perle“, „Gluckhenne mit Küken“ und „Baum mit Schild und Waffen“ vier fürstliche Insignien:
Kaiserkrone, Frauenkrone, Fürstenhut und Mitra.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 64:
Kaiserkrone
(über Schema 6)
Abb. 65:
Frauenkrone
(über Schema 5)
54
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 67:
Mitra
(über Schema 8)
Abb. 66:
Fürstenkrone
(über Schema 7)
▪ Kaiserkrone
Dies mag zunächst als ein Zugeständnis und eine Reverenz ansehen in einer Zeit, wo noch
„Thron und Altar“ eine Einheit bildeten. Wir können aber auch annehmen, dass hier ein Fürstenspiegel vor Augen geführt wird. Dann bezieht sich der aufgehende Mond (nicht die Sonne)
auf die Person des Kaisers. Wie der Mond sein Licht von der Sonne erhält, so ist der Kaiser
Abhängiger von einem Höheren.
▪ Frauenkrone
Die Perle in der Muschel symbolisiert die Frauenwürde und die Aufgabe der Herrscherinnen.
▪ Fürstenkrone
Die Gluckhenne mit Küken deutet auf die Fürsorge des Fürsten für seine Untergebenen hin.
▪ Mitra
Der Schild mit Waffen symbolisiert die damals weltliche Macht der Fürstbischöfe181.
7.2. Die vier fürstlichen Insignien: Deutung durch den Verfasser
181
© Bayerisches Nationalmuseum
© Bayerisches Nationalmuseum
Abb. 68:
Kaiser Leopold I.
Abb. 69:
Eleonore Magdalena,
Kaiserin, 3. Gemahlin von
Kaiser Leopold I.
Lidel Bildprogramm, S. 41-42
55
© Bayerisches Nationalmuseum
Abb. 70:
Maria Sophia,
Königin von Portugal
© Bayerisches Nationalmuseum
© Bayerisches Nationalmuseum
© Bayerisches Nationalmuseum
Abb. 72:
Dorothea Sophia,
Herzogin von Parma
und Piacenza
Abb. 73:
Hedwig Elisabeth,
Gemahlin des Prinzen von
Polen
Abb. 71:
Maria Anna,
Königin von Spanien
Die vier fürstlichen Insignien deuten auch auf die Bedeutung des Hauses Pfalz-Neuburg hin:
▪ Kaiserkrone: Kaiser Leopold I. war der Schwager der auf dem großen Deckenfresko abgebildeten Brüder. Er hatte 1676 in Passau die älteste Schwester der Brüder, Eleonore Magdalena,
geheiratet. In Augsburg wurde sie 1690 im Hohen Dom zur Kaiserin gekrönt.
▪ Frauenkrone: Die Frauenkrone könnte auch darauf hinweisen, dass zwei Schwestern der
Brüder Königinnen von Portugal (Maria Sophia) bzw. Spanien (Maria Anna) waren. Weitere
Schwestern wurden Herzogin von Parma (Dorothea Sophia) und Gemahlin des Prinzen von
Polen (Hedwig Elisabeth).
▪ Mitra: Unter den Brüdern gab es Bischöfe:
- Alexander Sigismund war Fürstbischof von Augsburg (1690-1737),
- Franz Ludwig Bischof von Breslau (1683-1732), dann auch zusätzlich Bischof von Worms
(1694-1732), Kurfürst-Erzbischof von Trier (1617-1629), dann von Mainz (1629-1732).
- Ludwig Anton (1660-1694) war von 1691-1694 Bischof von Worms.
- Wolfgang Georg (1659-1683) war designierter Bischof von Breslau, starb aber vor der Amtsübernahme.
© Bayerisches Nationalmuseum
© Bayerisches Nationalmuseum
Abb. 74:
Alexander Sigismund,
Bischof von Augsburg
Abb. 75:
Franz Ludwig,
Bischof von Breslau und Worms, Kurfürst
von Trier, dann Mainz, Fürstpropst von
Ellwangen, Hoch- und Deutschmeister
56
© Bayerisches Nationalmuseum
© Bayerisches Nationalmuseum
Abb. 76:
Ludwig Anton,
Bischof von Worms,
Hoch- und Deutschmeister
Abb. 77:
Wolfgang Georg, Chorbischof von Köln,
designierter Bischof von Breslau
▪ Fürstenkrone: Sie deutet auf die Mitglieder des Hauses Pfalz-Neuburg hin, die nicht unter
die anderen Insignien eingereiht sind:
- Johann Wilhelm (1658-1716, reg. ab 1690) war Kurfürst von der Pfalz
- Karl Philipp (1661-1742, reg. ab 1716) war Nachfolger von Johann Wilhelm
- Friedrich Wilhelm (1665-1689) war kaiserlicher General.
- Philipp Wilhelm August (1668-1693). Er heiratete Anna Maria Franziska, Herzogin von Sachsen-Lauenburg.
© Bayerisches Nationalmuseum
© Bayerisches Nationalmuseum
Abb. 78:
Johann Wilhelm, Kurfürst von der Pfalz,
der Erbauer des Jesuitengymnasiums
Abb. 79:
Karl Philipp,
Kurfürst von der Pfalz; er ließ den
Kongregationssaal fertig stellen.
© Bayerisches Nationalmuseum
© Bayerisches Nationalmuseum
Abb. 81:
Philipp Wilhelm August
Abb. 80:
Friedrich Wilhelm,
kaiserlicher General
57
Die Fürstenkrone symbolisiert auch die Reichsämter, die die Pfalz-Neuburger Fürstensöhne
zusätzlich zu ihren Ämtern innehatten:
- Ludwig Anton und Franz Ludwig waren Fürstpröpste von Ellwangen.
- Zudem waren beide auch Deutschmeister182.
7.3. Embleme in den vier Ecken
Auch in der Auswahl der Emblembilder und ihrer Anordnung im Programm an der Decke muss
man einen tieferen Sinn sehen.
7.3.1. Rote Embleme
An den vier Ecken des Saales sind in den rot gehaltenen Bildern (Schema 1-4) die vier Elemente
erkennbar:
- Aufgehende Sonne über Landschaft für Luft
- Brennender Dornbusch für Feuer
- Garten mit Springbrunnen für Erde
- Arche Noah für Wasser
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 82:
Aufgehende Sonne über Landschaft
(Schema 2)
Abb. 83:
Brennender Dornbusch
(Schema 1)
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 85:
Arche Noah
(Schema 3)
Abb. 84:
Garten mit Springbrunnen
(Schema 4)
7.3.2. Gelbe Embleme
Dieselben Elemente kehren in jeweils vertauschter Zuordnung in den gelben Emblemen (Schema 9-12) des inneren Kreises wieder:
- Baum im Gewitter für Feuer (Schema 10),
182
Rall, S. 293-306
58
- Adler auf Felsen für Luft (Schema 9),
- Sonne über Garten für Erde (Schema 11),
- Schiff auf dem See für Wasser (Schema 12)183.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 45:
Baum im Gewitter >> Feuer
(Schema 10)
Abb. 48:
Adler auf Felsen >> Luft
(Schema 9)
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 43:
Sonne über Garten und Ährenfeld >> Erde
(Schema 11)
Abb. 56:
Schiff auf See >> Wasser
(Schema 12)
8. Bewertung der Embleme
Die zwölf Embleme weisen gute Freskoqualität auf184.
9. Zusammenfassung: Deckenbilder
Die Deckenbilder des Kongregationssaales sind ein beredtes Zeugnis für den Geist, der unsere
Vorfahren, Fürsten und Untertanen beseelte und der in der Kongregation sehr eifrig gepflegt
wurde. „Es war ein tiefgläubiges Geschlecht, dem die Religion das Höchste und die Pflege der
religiösen Ideale innerste Herzenssache war“185.
183
Lidel Bildprogramm, S. 42
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 194
185
Deckengemälde, S. 123
184
59
H. Wandbilder
1. Das Gymnasiumsgebäude ab 1816
♦ Nach Aufhebung des Jesuitenordens 1773 bestand das Gymnasium zunächst fort; statt der
Jesuiten unterrichteten jetzt Benediktiner, später Augustiner. 1816 zogen Gymnasium und Studienseminar in das ehemalige Ursulinenkloster um. Der lateinische Schulfond gab das alte
Gymnasium an den deutschen Schulfond ab. Das Gymnasium wurde so zur weiblichen Elementar- und Feiertagsschule sowie Feiertags- und Arbeitsschule. In die verwaisten Räume des
ehemaligen Jesuitenkollegs zogen im November 1847 Englische Fräulein (aus dem Mutterhaus
Augsburg) ein. Bereits im Januar 1848 konnten sie eine Höhere Töchterschule eröffnen.
♦ Nach dem Auszug des Gymnasiums (1816) blieb der Kongregationssaal weiterhin dessen
festliche Aula, wo Theaterstücke aufgeführt wurden, Schulpreise verliehen wurden, die Schulfeste sowie Maifeiern abgehalten wurden.
♦ Etwa um das Jahr 1815 hat der Saal eine weitere Theaterausrüstung erhalten, die ursprünglich
der Herzogin Amalia von Pfalz-Zweibrücken (der letzten Residentin am Neuburger Schloss
von 1795 bis 1831) gehört hatte.
♦ Im Laufe der Zeit wurde aber die Theaterdekoration unansehnlich; vom Jahr 1854 heißt es:
„blos zum Verbrennen noch taugliche Gerüste, Bretter und Dekorazionsgestelle“.
♦ 1864 ließ der Magistrat der Stadt Neuburg den Saal restaurieren, wobei „die Munifizenz eines
patriotisch fühlenden Bürgers 16 Bilder zur Ausschmückung des Saales überließ“, darunter
überlebensgroße Portraits von Wolfgang Wilhelm und Philipp Wilhelm. Diese Bilder stammen
nach einem Bericht von 1882 aus dem Neuburger Schloss, die heute in den Gängen des Rathauses zu sehen sind.
♦ Da die Schulräume des ehemaligen Gymnasiums für die ständig anwachsenden Aufgaben
nicht mehr ausreichten, wurde zwischen 1882 und 1914 durch Einziehen von Zwischenwänden
die Aula zu Arbeitszimmern umgestaltet. Erst ab 1975 erwachte er wieder zu neuem Leben, da
die Neuburger Mozartgemeinde einen Festsaal für ihre Barockkonzerte benötigte186. Die Restaurierung des Kongregationssaales erfolgte zusammen mit dem gesamten Schulhausbau in
den Jahren 1982 bis 1983187.
♦ Fazit:
- Die Bilder im Kongregationssaal fielen nicht der Säkularisation zum Opfer, weil das ganze
Gebäude des ehemaligen Jesuitengymnasiums in städtischen Besitz übergegangen war und der
Saal weiterhin vom Gymnasium, das 1816 in das ehemalige Ursulinenkloster umgezogen war,
benützt wurde.
- Eventuell wurden die Wandbilder nach 1864 entfernt, weil Platz geschaffen werden musste
für die Portraits der Fürsten.
- Zwei Bilder von Hagen wurden wieder entdeckt; die restlichen sind verschollen188.
2. Ursprüngliche Ausstattung des Kongregationssaales
♦ Ursprünglich waren in den noch vorhandenen Stuckrahmen an den vier Seitenwänden des
Kongregationssaales vierzehn Bilder189.
♦ Den Heiligen (außer W 2= Marienbild), die auf den Wandbildern dargestellt sind, werden
Marienerscheinungen zugeschrieben190; siehe dazu die Originalbilder von Franz Hagen.
♦ Diese ehemals zwischen den oberen Fenstern angebrachten Heiligendarstellungen wurden im
19. Jahrhundert, jedoch auf jeden Fall vor 1908 entfernt und sind bis auf zwei verschollen191.

186
Seitz Kongregationssaal, S. 23-26
Schieber, S. 29-30
188
Anmerkung des Verfassers
189
von Philipp, S. 31
190
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 203
191
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 194
187
60
3. Wiederentdeckte Bilder
♦ Von den diesen vierzehn Bildern sind noch zwei erhalten: Der hl. Ivo (W 6) und der hl. Franz
Xaver (W 7)192.
♦ Die Bilder sind auf der Rückseite mit Zeitungen mit Datum 15. August 1908 beklebt, waren
also zu dieser Zeit bereits aus dem Saal entfernt193.
♦ Im Jahr 1958 befanden sie sich diese beiden Bilder im Kloster der Elisabethinerinnen in Neuburg194.
♦ Vor 2005 müssen sie wieder entdeckt worden sein, da sie in „Corpus der barocken Deckenmalerei“195 im Bild gezeigt werden196.
Die beiden wieder entdeckten Bilder befanden sich bis Januar 2016 im „Barockzimmer“ oberhalb des Kongregationssaales197.
♦ Danach wurden sie restauriert.
Darüber schreibt die Neuburger Rundschau vom 26. Juli 2016 Folgendes:
„Stadt und Kulturamt wussten, dass die Gemälde im ehemaligen Jesuitengymnasium lagerten.
Aber bislang habe man gedacht, dass sie nicht mehr restauriert werden könnten, erzählt Kulturamtsleiterin Kathrin Jacobs. Erst auf den Antrag eines interessierten Neuburger Bürgers hin,
wurden die Bilder doch noch einmal in Augenschein genommen. Die Münchener Restaurateurin Bettina Schwabe holte den Ivo und den Xaver schließlich im Januar ab. Von März bis
Juni arbeitete sie ungefähr 110 Stunden an den beiden Herren, um sie wieder auf Vordermann
zu bringen.
Ursprünglich hatte die freie Restaurateurin 90 Stunden veranschlagt. Aber wie sich herausstellte, waren die Schäden größer, als anfangs angenommen. Die Kunstwerke seien unter einem
„unsäglichen“ Überzug, einem Firnis, verborgen gewesen, berichtet Schwabe. Dieser Anstrich
stamme vermutlich von früheren Restaurierungen. Damals habe man kleine Fehlstellen nicht
punktgenau bearbeitet, sondern einfach mit einem viel zu großen Pinsel übermalt. Mindestens
drei solcher Übermalungen konnte die Münchnerin feststellen. Die letzte große Restaurierung
wurde wohl 1908 vorgenommen, denn die „Augsburger Zeitung“, die auf der Rückseite der
Bilder klebte, trägt ein Datum aus diesem Jahr. Der Überzug, der dabei aufgetragen wurde, ist
im Laufe der Jahre verbräunt und vergilbt, hat sich teilweise in Tropfenform zusammengezogen. ‚Es war eine sehr schwierige Oberfläche‘, fasst die Restaurateurin zusammen. Diese
Schichten aus Übermalungen hat sie zum Teil entfernt, teils musste sie sie aber auch erneut
retuschieren. Die Restaurierung des Ivo gestaltete sich noch schwieriger als die des Xaver. Ivos
Malschicht ist Schwabes Ansicht nach nicht bloß natürlich gealtert, sondern auch einmal
mutwillig beschädigt worden. Mit dem Ergebnis ihrer Arbeit ist Bettina Schwabe nun hoch
zufrieden. ‚Der Eingriff hat sich gelohnt. Die Bilder sind gut gemalt. Sie sind wichtig für den
Raumeindruck und für Neuburg.‘
Auch Markus Haninger, für den dies das erste Projekt war, das er als Kulturreferent der Stadt
Neuburg umsetzte, freut sich. ‚Es ist eine tolle Geschichte, dass die Bilder wieder dorthin zurückgekommen sind, wo sie hin sollen. Ich hoffe, dass wir Glück haben und noch das ein oder
andere Hagen-Bild finden werden.‘ Hier appelliert er an die Neuburger Bürger, sich an dieser
‚Suche nach der Nadel im Heuhaufen‘ zu beteiligen. Die beiden restaurierten Heiligen sind
nämlich die einzigen, die im Original von Franz Hagen an der Wand des Kongregationssaals
hängen. Die Wandbilder waren vor 1908 abgehängt worden und bis auf Ivo und Xaver sind alle
verschollen. Deshalb wurde einst Karl Haberl, Professor an der Münchener Akademie für
Bildende Künste, mit der Neugestaltung beauftragt, im September 1983 waren die Sanierungs192
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 203 - Beide Bilder werden später im Bild vorgestellt und beschrieben.
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 194
194
Horn/Meyer, S. 142 - Bei dieser Literatur werden die Maße der Bilder mit H. 1,85 m, B. 1,23 m angegeben
195
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 203
196
Anmerkung des Verfassers
197
Auskunft des Neuburger Kulturamtes
61
193
arbeiten geschlossen“198.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 114:
Die beiden restaurierten Bilder
♦ Diese beiden Wandbilder gelten als bemerkenswert, weil die Heiligen wirkungssicher ins Bild
gesetzt sind und weil sie auch in der Schilderung der Stofflichkeit der Gewänder, etwa bei
Chorhemd und Stola des hl. Franz Xaver, überzeugen. Sie zeigen, dass Hagens Fähigkeiten vor
allem auf dem Gebiet der Ölmalerei lagen199.
4. Restaurierung
♦ Im Jahr 1983 konnten im Kongregationssaal die Inschriftskartuschen mit den Namen der Heiligen freigelegt werden200.
♦ Nach der Restaurierung des Kongregationssaales (Beginn am 12. Juli 1982; Abschluss 16.
September 1983201) wurde die Idee, eine Ergänzung durch entsprechende Kopien oder künstlerische Neuschöpfungen vorzunehmen, wegen der vielseitigen Problematik zunächst von maßgeblicher Stelle verworfen. Man besaß ja keinerlei Anhaltspunkte über Aussehen und Gestaltung der verschwundenen Gemälde202. Erst aufgrund der Initiative einzelner Bürger und
nach Absicherung der finanziellen Basis durch Bereitstellung der erforderlichen Mittel aus privaten Kreisen wurde das Projekt neu aufgegriffen und im Einvernehmen mit dem Bayerischen
Landesamt für Denkmalpflege fortgeführt. Für die Neuschöpfung der Bilder gewann man Karl
Haberl, der Professor an der Münchener Akademie für Bildende Künste war203.
5. Wandbilder auf der Nordseite des Saales
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 86: Nordseite des Saales:
in der Mitte Marienbild, flankiert von Ignatius von Loyola (links) und Aloysius von Gonzaga
198
http://www.augsburger-allgemeine.de/neuburg/Ivo-und-Xaver-sind-wieder-in-Topform-id38609767.html
(Autorin: Dorothee Pfaffel) _ Abgerufen am 10. 11. 2016
199
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 194
200
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 192
201
Daten bei Schieber, S. 29/30
202
Die beiden noch erhaltenen Bilder waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht wiederentdeckt.
203
von Philipp, S. 32
62
W 1 ♦ Ignatius von Loyola
(auch: Íñigo López de Loyola;
* 31. Mai 1491 auf Schloss Loyola bei Azpeitia, Baskenland, Spanien; † 31. Juli 1556
in Rom) war der wichtigste Mitbegründer und Gestalter der später auch als Jesuitenorden bezeichneten Gesellschaft Jesu (lat.: Societas Jesu, SJ).
♦ Die Stationen im Leben des Ignatius von Loyola schildert er selber im so genannten
Bericht des Pilgers, einer geistlichen Autobiografie, in der er den Weg beschreibt,
den Gott ihn geführt habe.
▪ López de Loyola stammte aus einem baskischen Adelsgeschlecht. Er war der jüngste Sohn des Don Beltrán Yáñez de Oñez y Loyola und dessen Ehefrau María Sáenz
de Lieona y Balda. Als sein Vater 1507 starb, wurde er Page am Hof von Juan Velázquez de Cuéllar. Als 1517 sein Dienstherr starb, schloss sich López de Loyola dem
Militär an und diente unter dem Herzog von Nájera und Vizekönig von Navarra,
Antonio Manrique de Lara (Haus Lara).
Am 20. Mai 1521 bei der Verteidigung Pamplonas gegen französische Truppen
wurde Loyola durch eine Kanonenkugel am Bein schwer verletzt.
Während seiner Rekonvaleszenz im Kloster Montserrat legte er seine Lebensbeichte
ab. 1522 verließ er, der als Ritter und Edelmann gekommen war, das Kloster als Bettler und Pilger. Seine Waffen ließ er am Altar der Klosterkirche zurück.
▪ Am 24. Juni 1537 wurde Ignatius zusammen mit
Diego Laínez in Venedig zum Priester geweiht, wo er
sich ab 1535 aufgehalten hatte, um nach Jerusalem zu
reisen. Wegen der unsicheren politischen Lage war
an eine Missionsreise ins Heilige Land nicht zu
denken. Deshalb ersetzten sie die gelobte Missionierung des Heiligen Landes durch die Bereitschaft,
in den Dienst des Papstes zu treten und insbesondere
in den Gebieten zu missionieren, die die katholische
Kirche durch die Reformation verloren hatte.
▪ Kurz darauf reisten Ignatius und seine Freunde nach
Rom und trugen dem Papst ihre Absicht vor. Papst
Paul III. nahm ihre Formula Instituti zur Kenntnis
und genehmigte drei Jahre später mit der Bulle Regimini militantis ecclesiae vom 27. September 1540
die Societas Jesu. Diese vorläufige Erlaubnis war an
die Bedingung geknüpft, dass der Orden die Zahl von
60 Mitgliedern nicht überschreiten dürfe. 1541 wurde
Ignatius zum ersten Ordensgeneral ernannt.
© Stadt Neuburg/Do
♦ Ignatius wurde am 27. Juli 1609 von Papst Paul V.
Foto vom Verfasser
selig und am 22. Mai 1622 von Papst Gregor XV. heiAbb. 87:
liggesprochen.
S[anctus] Ignatius von
Loyola
♦ Sein Gedenktag ist in der katholischen und anglikanischen Kirche sein Sterbetag, der 31. Juli.
Mit der Apostolischen Konstitution Summorum Pontificum vom 25. Juli 1922 erklärte Papst
Pius XI. den Heiligen zum Schutzpatron aller geistigen Exerzitien204.
204
http://de.wikipedia.org/wiki/Ignatius_von_Loyola (gekürzt) – Abgerufen am 10. 11. 2016
63
W2
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 88:
Madonna
Alle anderen dreizehn Bilder sind bezogen auf diese Mariendarstellung, die wahrscheinlich in
den ehemals dort befindlichen Altar integriert war205.
Der Altar war dort 1719 unter dem Fresko mit der Sendung des Erzengels Gabriel (Schema C)
errichtet worden, wohl mit einer Darstellung der Verkündigung auf dem Altarbild206.
W3
© Stadt Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
Abb. 89:
B[eatus] Aloysius Gonzaga
205
Aloisius (auch: Aloysius) von Gonzaga
♦ (* 9. März 1568 in Castiglione delle Stiviere bei
Mantua, Norditalien) † 21. Juni 1591 in Rom; eigentlich Luigi Gonzaga) war Jesuit und gehört zu den in
jungen Jahren gestorbenen Heiligen.
♦ Aloisius wurde nur 14 Jahre nach seinem Tod am
19. Oktober 1605 durch Papst Paul V. seliggesprochen. Am 31. Dezember 1726 wurde er zusammen
mit einem weiteren Jesuiten-Novizen, Stanislaus
Kostka, durch Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen.
Derselbe Papst erklärte ihn im Jahre 1729 zum
Schutzheiligen für junge Studenten.
♦ Im Jahre 1926 wurde er von Pius XI. zum Schutzheiligen der christlichen Jugend erklärt.
♦ Wegen der Art seines Todes wurde er immer als
Schutzheiliger der Pestopfer betrachtet. In jüngster
Zeit fühlen viele es angebracht, dieses auf die AIDSOpfer auszudehnen. Er wird auch bei Augenleiden
und bei sexuellen Anfechtungen angerufen. Der hl.
Aloisius ist auch Schutzpatron der Stadt Mantua.
Sein Gedenktag ist der Todestag am 21. Juni207.
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 203
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 193
207
http://de.wikipedia.org/wiki/Aloisius_von_Gonzaga - Abgerufen am 10. 11. 2016
64
206
Zum Zeitpunkt der Ausmalung des Saales war Aloysius Gonzaga noch nicht heiliggesprochen;
Heiligsprechung erst 1726208.
6. Wandbilder an der Ostseite (= Fensterseite)
Foto: Stadt Neuburg/Do
Abb. 90:
Wandbilder auf der Ostseite des Kongregationssaales
(Nummern von Verfasser hinzugefügt)
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 91:
W 4: S[anctus] Antonius von Padua
Die Breite dieses Bildes ist bedingt durch das Ausmaß der Wand, hinter der außen der
Wasserturm steht209.
Das gegenüber gezeigte Bild (Johannes von Nepomuk) hat der Symmetrie wegen die gleichen
Ausmaße.
W 4 ♦ Antonius von Padua (lat. Antonius Patavinus, Taufname Fernandus; * um 1195
(das Geburtsdatum ist unbekannt; traditionell wird der 15. August angegeben; als
Geburtsjahr wird teils auch 1193, 1191 oder „um 1188“ angenommen) in Lissabon;
† 13. Juni 1231 in Arcella bei Padua), oft auch Antonius von Lissabon genannt, war
ein portugiesischer Franziskaner, Theologe und Prediger.
♦ Er gilt als Heiliger und ist einer der 35 Kirchenlehrer der römisch-katholischen Kirche210.
208
Siehe Vita des Aloysius Gonzaga
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 192
210
http://de.wikipedia.org/wiki/Antonius_von_Padua - Abgerufen am 10. 11. 2016
65
209
W5
♦ Der heilige Kasimir von Polen (litauisch Šventasis Kazimieras, polnisch Święty Kazimierz) (* 3.
Oktober 1458 in Krakau, Polen; † 4. März 1484 in
Grodno, damals Litauen) war der zweite Sohn des
polnischen Königs Kasimir IV. (1427–1492) und
dessen Frau Elisabeth von Habsburg (1437–1505).
♦ Bereits der junge Kasimir wurde am königlichen
Hof in Krakau weithin bewundert als außerordentlich intelligent und gleichzeitig bescheiden und
barmherzig.
♦ Bereits im Alter von 13 Jahren schickte ihn sein
Vater mit einem militärischen Trupp nach Ungarn,
wo er gegen Matthias Corvinus die ungarische Kö© Stadt Neuburg/Do
nigskrone erstreiten sollte.
Foto vom Verfasser
♦ Von diesem erfolglosen Feldzug zurückgekehrt
Abb. 92:
rückte er in der Erbfolge an die erste Stelle, nachS[anctus] Casimirus
dem sein älterer Bruder Wladislaw 1472 zum König
von Böhmen ausgerufen worden war.
♦ Sein Vater baute ihn in der Folgezeit zu seinem Nachfolger als polnischer König auf. 1481–
83 vertrat Kasimir seinen Vater zwei Jahre lang in Krakau, als letzterer sich in Litauen aufhielt.
Er erlangte durch seinen sparsamen Regierungsstil, sein Vorgehen gegen das Räubertum und
gegen korrupte Hofbeamte das Ansehen weiter Teile der Bevölkerung, der vor allem sein bescheidener Lebensstil und seine Barmherzigkeit gegenüber Armen imponierte. An dieser streng
christlichen Lebensweise scheiterte allerdings auch ein Versuch seines Vaters, ihn mit der
Tochter Friedrichs III. zu verheiraten, da Kasimir ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatte. Durch
seine asketische Lebensweise war er körperlich geschwächt und erkrankte an Tuberkulose.
1483 folgte er seinem Vater nach Litauen und übernahm dort die Kanzlerschaft, während Kasimir IV. nach Polen zurückkehrte. Kasimir starb am 4. März 1484 im Alter von nur 25 Jahren
in Grodno211.
W6
© Stadt Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
Abb. 93:
S[anctus] Ivo
PAUP[ERUM] PAT[E]R
211
212
♦ Der hl. Ivo, Theologe und Jurist aus Tréguier in der
Bretagne (1253-1303; kanonisiert 1347), trat für die
Armen, Witwen und Waisen ein. Als Richter führte er
den Beinamen „Advokat der Armen“212.
♦ Yves kam mit 14 Jahren zum Studium der Rechte,
der Philosophie und Theologie nach Paris. Er begann
seine berufliche Laufbahn 1280 als Offizial des Bischofs von Rennes, war ab 1284 in gleicher Stellung in
Tréguier tätig, wurde 1284 zum Priester geweiht und
wirkte als Pfarrer verschiedener Dörfer. Nach 13 Jahren gab er seine Tätigkeit als Pfarrer auf, zog sich auf
das Gut seiner Eltern in Kermartin zurück und widmete
seine Kraft dem Einsatz für Arme und Bedrängte vor
weltlichen und geistlichen Gerichten.
♦ Seine asketische Haltung und selbstlose Tatkraft, mit
der er sich für Bedürftige einsetzte, gaben ihm den Ehrentitel "Advokat der Armen".
◄ Dieses Bild wurde ersetzt durch das Original-Bild von
Hagen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kasimir_%28Heiliger%29 – Abgerufen am 10. 11. 2016
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 203
66
Im Jahr 1300 übernahm er noch einmal das Amt des Offizials in Tréguier.
♦ Ivos Grab ist in der Kathedrale in Tréguier.
♦ An Yves' Beispiel orientieren sich die Mitglieder der Ivo-Bruderschaften, die sich für Rechtsschutz einsetzen und in romanischen Ländern und in Brasilien verbreitet sind.
♦ Kanonisation: Von Papst Clemens VI. wurde Ivo 1347 kanonisiert213.
Das wiederentdeckte Bild von Franz Hagen: „Der hl. Ivo nimmt eine Bittschrift entgegen“.
Die Beschreibung dieses Bildes lautet:
„Der hl. Ivo, Theologe und Jurist aus Tréguier in
der Bretagne (1253-1303; kanonisiert 1347), trat
für die Armen, Witwen und Waisen ein. Als
Richter führte er den Beinamen „Advokat der
Armen“.
Ivo steht im schwarzen Talar des Juristen in seinem Studienzimmer vor einer bis zur Decke reichenden Bücherwand mit Folianten. Er blickt
empor zur Gottesmutter, die, von kleinen Engeln
und Engelköpfchen umgeben, auf einer Wolke
ins Zimmer geschwebt ist. Sie weist nach unten
auf mehrere arme Leute, die sich von links durch
einen Torbogen kommend nähern. Der erste der
Hilfesuchenden kniet vor Ivo nieder und überreicht ihm eine Bittschrift, mit der Aufschrift
GRATIS.
Unten in der Mitte spätere Beschriftung in Gold:
S. Ivo. Unten rechts in der Ecke befindet sich das
Stifterwappen des Joseph Ignatz Leistner, Hofrat und Lehenpropst in Neuburg, geadelt 1740,
† 26. 11. 1751“214.
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 94:
Der hl. Ivo (Restauriertes Bild)
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 94 a:
Muttergottes (Restauriertes Bild)
213
214
Abb. 94 b:
Der hl. Ivo schaut zur Muttergottes empor.
(Restauriertes Bild)
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienI/Ivo_Helory.html - Abgerufen am 10. 11. 2016
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 203
67
Das Original, wie auch das weitere von Hagen gemalte Bild (W 7), hat die Maße 1.90 x 1,30215.
W7
© Stadt Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
♦ Franz Xaver; spanischer Name: Francisco
Familienname: Javier de Jassú y Azpilcueta;
Glaubensbote in Indien und Ostasien, Ordensprovinzial * 7. April 1506 auf Schloss Xavier, heute
Javier, bei Pamplona in Spanien † 3. Dezember
1552 auf der Insel Sancian / Shangchuan Dao bei
Kanton in China216.
♦ 1525 ging Franz Xaver zum Studium nach
Paris. Dort bekehrte ihn 1533 sein Studiengenosse Ignatius von Loyola, dessen Bewegung er
sich anschloss. Als päpstlicher Legt brach er 1541
nach Indien auf und begann 1542 nach seiner
Landung in Goa seine Missionstätigkeit.
Er starb 1552 einsam auf der Insel Sanzian217.
Abb. 95:
S[anctus] Franciscus Xaverius
◄ Dieses Bild wurd ersetzt durch dqas Original
von Hagen.
♦ Auch das Originalbild des hl. Franz Xaver ist erhalten geblieben.
Es wird wie folgt beschrieben:
„Franz Xaver kniet als Fürbitter auf Wolken
vor einer Marienerscheinung mit segnendem
Christuskind. Über dem schwarzen Jesuitentalar trägt er das spitzenbesetzte weiße Rochett sowie die Stola, die Linke hält den Lilienzweig als Zeichen seiner Reinheit. Kleine
Engel spielen mit seinem Birett. Der Heilige
blickt empor zur Gottesmutter und weist mit
der Rechten zur Erde. Dort lagern links vor
einer aufragenden Architektur am Ufer des
Meeres mehrere Kranke, die auf Heilung
hoffen. In der Ferne ist ein Segelschiff in
stürmischer See gekentert und wartet auf
Rettung durch Franz Xaver, den Patron der
Seefahrer. Am rechten Bildrand beugt sich
ein Engel weit zur Erde herab und umfasst
das Missionskreuz des Heiligen, das ihm ins
Wasser gefallen war und das von einem
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Krebs, der im Vordergrund sitzt, gerettet
Abb. 96:
wurde. Unten in der Mitte spätere BeschrifFranz Hagen:
tung in Gold S. XAVERI. In der linken unte- Der hl. Franz Xaver als Fürbitter vor Maria
ren Ecke befindet sich das Stifterwappen des
(Restrauriertes Bild)
Johann Marton Christoph, Landschreiber
und Hofrat in Neuburg, † 5. 9. 1731“218 .
215
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 194
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienF/Franz_Xaver.htm - Abgerufen am 11. 11. 2016
217
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 203
218
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 203
68
216
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 96 a:
Der hl. Franz Xaver vor der Muttergottes
(Restauriertes Bild)
Abb. 96 b:
Die Muttergottes
(Restauriertes Bild)
7. Wandbilder an der Südseite
Foto: Stadt Neuburg/Do
Abb. 97:
Wandbilder auf der Süd- und Westseite des Kongregationssaales
(Nummern von Verfasser hinzugefügt)
W8
© Stadt Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
Abb. 98:
S[anctus] Edmundus
219
♦ Edmund Rich von Abingdon (* ca. 1170/ 1180 in
Abingdon, Oxfordshire; † 16. November 1240 in Soisy,
Frankreich) war ein katholischer Theologe, Philosoph
und Heiliger.
♦ Er studierte in Paris und Oxford und wurde danach
etwa 1214 Professor an der Universität in Oxford. Nach
einer Zeit als Kreuzzugprediger 1227 wurde er 1233
zum Erzbischof von Canterbury berufen.
♦ In dieser Funktion stand er des Öfteren im Konflikt
mit Heinrich III. Dies hatte zur Folge, dass er sich 1240
in das Kloster Pontigny nach Frankreich zurückzog.
1240 starb er in Soissy. Im Jahr 1246 wurde er heiliggesprochen.
♦ Sein Gedenktag ist der 16. November.
♦ Im Jahr 1253 wurde ihm in Dover die St. Edmund's
Chapel geweiht219.
https://de.wikipedia.org/wiki/Edmund_of_Abingdon (stark gekürzt) - Abgerufen am 11. 11. 2016
69
W9
© Stadt Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
Abb. 99:
D[ominus] Stanislaus
Kostka220
♦ Stanislaus Kostka (polnisch Stanisław Kostka; * 28.
Oktober 1550 auf Schloss Rostkowo, Masowien; † 15.
August 1568 in Rom) war ein polnischer Jesuit und ist
ein Heiliger der katholischen Kirche
♦ Stanislaus Kostka stammte aus einer Familie des
Wappens der „Dąbrowa“ innerhalb des polnischen
Adels. Zu seinem 17. Geburtstag trat er ins Noviziat der
Jesuiten ein. Schon vorher besuchte er das Jesuitenkolleg in Wien. Ihm wurde eine tiefe Frömmigkeit und
Liebenswürdigkeit nachgesagt. Schon früh hatte er den
Wunsch, den Jesuiten beizutreten. Da Stanislaus aber
adlig war und der Orden die Intervention seiner Eltern
fürchtete, verwehrte man ihm die Aufnahme. So floh er
über Nacht aus der Schule und wanderte zu Fuß nach
Rom.
♦ In der Zwischenzeit lebte er einen Monat im jesuitischen Zentrum in Dillingen an der Donau.
Dort fand er im heiligen Petrus Canisius einen wohlwollenden Unterstützer, der seine Berufung
zum Ordensleben erkannte.
♦ Im Oktober 1567 kam er dann in Rom an und wurde in den Orden aufgenommen.
♦ Nur ein Jahr später starb er an einem Fieberanfall, am Fest der Aufnahme Mariens in den
Himmel, des Patroziniums der Jesuitenkirche in Wien.
♦ Stanislaus Kostka wurde 1605 seliggesprochen und am 31. Dezember 1726 fand seine feierliche Heiligsprechung statt.
♦ Sein Gedenktag ist der 13. November. Er ist ein Nationalpatron Polens und Patron der studierenden Jugend, sowie Patron der Ministranten und der Jesuitennovizen221.
W 10
© Stadt Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
Abb. 100:
S[anctus] Emericus
220
Emericus/Emmerich von Ungarn
♦ Imre; Prinz von Ungarn - * 1007 (?) in Stuhlweißenburg,
heute Székesfehérvár in Ungarn † 2. September (?) 1031
in Ungarn.
♦ Emmerich war der Sohn des ungarischen Königs Stephan I., er wurde in asketisch-strengem Geist von Gerhard,
dem Bischof von Csanád - der Gegend um Szeged -, erzogen. Sein frommer und tugendhafter Lebenswandel wurde
schon früh wurde gerühmt. Seine Ehe, wohl mit einer kroatischen Prinzessin, blieb kinderlos; die Legende des 12.
Jahrhundert erzählt von ihrer keuschen Ehe.
♦ Sein Vater wollte ihn zum Mitregenten erheben, doch
kurz vor seiner Krönung fand er durch einen Jagdunfall
den Tod. Emmerich wurde in der Zisterzienserkirche in
Stuhlweißenburg bestattet, an seinem Grab gab es wundersame Bekehrungen und Heilungen. Am 5. November 1083
wurden seine Gebeine erhoben.
♦ Kanonisation: 1083 Heiligsprechung durch Papst Gregor VII222.
Der Grund, warum Stanislaus Kostka hier mit „Dominus“ bezeichnet wird, obwohl er zum Zeitpunkt der Ausmalung des Saales bereits selig gesprochen worden war, konnte nicht ermittelt werden.
221
http://de.wikipedia.org/wiki/Stanislaus_Kostka - Abgerufen am 11. 11. 2016
222
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienI/Imre_Emmerich_von_Ungarn.htm - Abgerufen am 11. 11. 2018
70
8. Wandbilder an der Westseite
W 11
© Stadt Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
Abb. 101:
S[anctus] Hermanus223
♦ Hermann "Joseph" von Steinfeld - Ordensmann,
Priester, Mystiker * um 1150 in Köln in Nordrhein-Westfalen † 7. April (?) 1241 (jedenfalls nach 1225) in Hoven,
heute Stadtteil von Zülpich in Nordrhein-Westfalen
♦ Hermann entstammte einer verarmten Kölner Bürgerfamilie. Er trat im Alter von 12 Jahren als Oblate ins Prämonstratenserkloster Steinfeld – heute Ortsteil von Kall - in der
Eifel ein und studierte im Kloster Mariengaarde in Hallum in
Friesland, wo er nach der Priesterweihe als Beichtvater der
Schwestern wirkte und auch als Sakristan tätig war. Ob der
vielen Arbeit hatte er nicht mehr genug Zeit zum Gebet und
wandte sich der Überlieferung nach im Gebet an Maria, die
ihm antwortete, der Liebesdienst an den Brüdern im Kloster
sei das Angenehmste, was es zu tun gebe.
♦ Später kehrte er nach Steinfeld zurück. Hermann wurden mystische Erfahrungen zuteil, so
die mystische Vermählung mit der Gottesmutter Maria, was ihm den Beinamen "Joseph"
eintrug. Seine Marienliebe war so ausgeprägt, dass sich zahlreiche diesbezügliche Legenden
um ihn ranken: Als Kind soll er in der Kölner Kirche St. Maria im Kapitol mit dem Jesuskind
gespielt haben; als er dem Jesuskind einer Marienstatue einen Apfel anbot, habe es diesen an
sich genommen. Während der Messe ließ seine ekstatische Andacht ihn den Kelch immer mit
drei Rosen erfüllt sehen.
♦ Im Zisterzienserinnenkloster Hoven starb er, wohl am Gründonnerstag. Hermann-Joseph
wurde in Steinfeld bestattet. Schon kurz nach seinem Tod wurde er in der Eifel von der Bevölkerung verehrt. Im Barock nahm seine Verehrung starken Aufschwung; seit 1701 steht sein
Sarkophag in der Basilika des Klosters Steinfeld.
♦ Kanonisation: Das Verfahren zur Kanonisation wurde bereits 1626 eingeleitet, die Seligsprechung erfolgte am 8. März 1728 durch Papst Benedikt XIII., die Heiligsprechung erfolgte aber
erst am 11. August 1958 durch Papst Pius XII224.
W 12
© Stadt Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
Abb. 102:
B[eatus] Joan[nes]
Franc[iscus] Regis225
223
♦ Johannes Franz Régis - französischer Name: Jean
François - Ordensmann, Priester, Volksmissionar * 31. Januar 1597 in Fontcouverte im Département Aude
in Frankreich † 31. Dezember 1640 in Lalouvesc in
Frankreich;
♦ Johannes Franz Régis stammte aus adligem Geschlecht, trat 1616 in den Jesuitenorden ein und war Novize in Toulouse. Er studierte in Cahors, Tournon-surRhône und Toulouse und war dann Lehrer an verschiedenen Kollegien des Ordens. 1630 wurde er zum Priester
geweiht, ab 1632 wirkte er in und um Montpellier, in der
Gegend von Le Puy-en-Velay und in den durch die Hugenottenkriege verelendeten Cevennen als Volksmissionar und Religionslehrer.
Da seine Heiligsprechung erst am 11. August 1958 durch Papst Pius XII. erfolgte, ist der Titel „Sanctus“ (Ausmalung 1716 ) eigentlich nicht zutreffend.
224
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienH/Hermann_Joseph_von_Steinfeld.html - Abgerufen am 11. 11.
2016
225
Da er erst 1726 selig gesprochen wurde, steht ihm der Titel „Beatus“ eigentlich (noch) nicht zu. Die Inschrift
scheint erst später angebracht worden zu sein. 
71
♦ Er unterstütze die armen Spitzenklöpplerinnen und kümmerte sich um Gefangene, für gefallene Mädchen und Frauen ließ er Unterkünfte bauen. Unter der Last seiner Arbeit brach er zusammen und starb. Die Johannes Franz Régis entgegengebrachte Wertschätzung drückte sich
in dem ihm beigelegten Titel "Apostel von Velay und Viverais" - den Gegenden um Le Puy oder auch "Apostel der Cevennen" aus. An Régis' Grab in Lalouvesc ereigneten sich zahlreiche
wundersame Heilungen, es wurde zum Wallfahrtsort.
♦ Kanonisation: 1726 wurde Jean François Régis selig- und 1737 durch Papst Clemens XII.
heiliggesprochen. Patron der Spitzenklöpplerinnen226.
W 13
© Stadt Neuburg/Do
Foto vom Verfasser
Abb. 103:
Josephus Moriens
(= Der sterbende Joseph)
♦ Joseph von Nazaret auch: Joseph der
Gerechte, war der Vater - oder Ziehvater Jesu,
da nach altchristlicher Überzeugung Jesus der
Sohn Gottes ist und durch den Heiligen Geist
im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde.
♦ Joseph stammte aus dem Geschlecht des Königs David, aus dem nach dem Zeugnis des
Alten Testaments der Messias hervorgehen
werde. Er lebte als Zimmermann in Nazaret und
war der Verlobte von Maria, der Mutter Jesus.
Nach späterer Überlieferung war er damals
schon ein alter, 80-jähriger Mann. Als er erfuhr,
dass Maria schwanger war, zweifelte er an deren Treue und wollte sich von ihr trennen; doch
ein Engel erklärte ihm in einem Traumgesicht,
dass Maria "vom heiligen Geist" schwanger sei,
und Joseph blieb bei ihr (Matthäusevangelium
1, 18 - 21).
♦ Wegen einer von den Römern angeordneten Volkszählung musste er mit der schwangeren
Maria nach Betlehem reisen, wo Jesus geboren wurde (Lukasevangelium 2, 1 - 7).
♦ Anschließend flohen sie nach Ägypten, um dem Kindermord des um seine Herrschaft fürchtenden Herodes zu entgehen (Matthäusevangelium 2, 13 - 15); nach dessen Tod im Jahr 4 n.
Chr. konnten sie nach Nazaret zurückkehren (Matthäusevangelium 2, 19 - 23).
♦ Zum letzten Mal wird Joseph in den Evangelien erwähnt, als er und Maria den zwölfjährigen
Jesus im Tempel diskutierend mit den Schriftgelehrten vorfanden, wobei nur von Jesu "Eltern"
die Rede ist und Joseph nicht explizit genannt wird (Lukasevangelium 2, 41 - 51).
♦ Im Neuen Testament bleibt Joseph aber immer irgendwie im Schatten: kein einziges Wort ist
von ihm überliefert, er scheint stumm die Anweisungen Gottes auszuführen. Auch als er und
Maria den jungen Jesus im Tempel finden, spricht nur Maria (Lukasevangelium 2, 41 - 51).
♦ Auch von seinem Tod wird nichts erzählt, Joseph verschwindet einfach227.
226
227
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Johannes_Franz_Regis.htm - Abgerufen am 11. 11. 2016
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Joseph_von_Nazareth.htm - Abgerufen am, 11. 11. 2016
72
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 104:
W 14: S[anctus] Joannes Nepomuk228
W 14
♦ Johannes Nepomuk - auch: von Nepomuk; tschechischer Name: Jan Nepomucký;
Priester, Märtyrer - * um 1345 in Pomuk bei Pilsen, heute Nepomuk bei Plzen in
Tschechien: † 20. März 1393 in der Moldau in Prag in Tschechien.
♦ Johannes "ne Pomuk", aus Pomuk, - der Ort trägt heute seinen Namen -, wurde nach seinem
Studium in Prag 1369 kaiserlicher Notar in der erzbischöflichen Gerichts-Kanzlei in Prag. 1380
wurde er zum Priester geweiht und Pfarrer an der Kirche St. Gallus in Prag, wo er sich besonders
um deutschstämmige Kaufleute kümmerte. 1381 legte er sein erstes juritisches Examen ab,
studierte dann kanonisches Recht in Padua und wurde darin 1387 zum Doktor promoviert.
Schon zuvor Kanoniker an St. Ägidius in Prag, wurde er 1389 Generalvikar des Erzbischofs
von Prag. 1390 wechselte er in die Pfarrei Saaz / Žatek und ins Kanonikat an Vyšehrad in Prag.
Sein energisches Auftreten für die Rechte der Kirche gegenüber dem König und seine Predigten
machten ihn beim Volk berühmt und dem König lästig, die Auseinandersetzungen mit Wenzel
IV., dem König von Böhmen und Deutschland und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches,
nahmen zu.
♦ Die Überlieferung berichtet, dass die Königin Johannes zu ihrem Beichtvater wählte. Wenzel
wollte nun Johannes zwingen, das Beichtgeheimnis zu brechen, aber der weigerte sich, wurde
deshalb gefoltert und in die Moldau geworfen. Durch ein Wunder - nach der einen Version
trocknete die Moldau aus, so dass man seine Leiche fand, nach einer anderen Version hatte die
Königin eine Erscheinung von fünf Sternen, die den Fundort offenbarten - wurde der Tote
geborgen und beigesetzt. Eine Marmorplatte an der Karlsbrücke zeigt heute den angeblichen
Fundort.
♦ Historisch ist, dass Johannes in den Auseinandersetzungen zwischen König Wenzel und dem
Prager Erzbischof Jenzenstein sein Schicksal erlitt. Der Erzbischof widerstand dem Plan des
Königs, ein westböhmisches Bistum zu gründen und dafür das Vermögen des Klosters Kladrau
/ Kladruby zu verwenden, indem er einen neuen Abt für das Kloster ernannte, was Johannes als
Generalvikar bestätigte. Darauf wurden der Erzbischof, Johannes und drei weitere Beamte
verhaftet. Der Erzbischof konnte fliehen, Johannes wurde gefoltert, vom König selbst mit
Pechfackeln gebrannt, durch die Straßen geschleift und dann in der Moldau ertränkt.
♦ Johannes' Leichnam wurde um 1400 in den Veitsdom in Prag überführt. Bald wurde er als
Märtyrer verehrt; schon die Lebensgeschichte von Erzbischof von Jenzenstein bezeichnete ihn
Anfang des 15. Jahrhunderts als Märtyrer.
228
Anmerkung des Verfassers: Da Johannes Nepomuk erst 1729 heiliggesprochen wurde, war er zum Zeitpunkt
der Ausmalung des Saales noch nicht kanonisiert. Die Inschrift ist wohl erst später angebracht worden.
73
♦ Die Geschichte vom schweigsamen Beichtvater der Königin berichtet erstmals Thomas Ebendorfer in seiner Kaiserchronik um 1450, danach der Prager Pavel Žídek in seinem Fürstenspiegel von 1471. Danach wurde diese Legende immer weiter verbreitet, so von Johannes'
Nachfolger als Generalvikar, Georg Barthold von Breitenberg, der um 1600 Johannes als Heiligen bezeichnete. 1670 wurde von Bohuslav Balbín seine Lebensgeschichte verfasst, sie bildete den Grundstein für die patriotische Verehrung als böhmischer Heiliger und die Verehrung
im Habsburger Kaiserreich und in Deutschland.
♦ 1719 fand man bei der Öffnung des Grabes Gebeine und Zunge unversehrt. Johannes' Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde, machte ihn zu einem der wichtigsten
Brückenheiligen.
♦ Seit seiner Kanonisierung 1729 erlangte Johannes weitere Popularität, er wurde geradezu zum
"Staatsheiligen" des Habsburger Reichs. Der Kult wurde mit aller Kraft forciert, auch um
dadurch die Erinnerung an den unliebsamen böhmischen "Nationalheiligen" Jan Hus zu verdrängen. Die nationaltschechische Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts lehnte Johannes gerade deshalb ab.
♦ 1731 bekam der Messkircher Fürst zu Fürstenberg vom Prager Erzbischof Reliquien von
Johannes geschenkt; die hierfür erbaute Nepomuk-Kapelle wurde zum Ausgangspunkt der Verehrung in ganz Schwaben.
♦ Kanonisation: Johannes wurde 1721 selig- und 1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen.
♦ Attribute: auf Brücken, Finger auf Mund, Kruzifix, Sternenkranz Patron von Böhmen, der
Stadt Salzburg; der Beichtväter, Priester, Schiffer, Flößer, Müller; der Brücken; des Beichtgeheimnisses; gegen Wassergefahren; bei Zungenleiden; für Verschwiegenheit229.
9. Zusammenfassung: Wandbilder
W1
W2
W3
W4
W5
W6
W7
W8
W9
W 10
W 11
W 12
W 13
W 14
Nordseite
Ignatius von Loyola
Madonna
Aloysius von Gonzaga
Ostseite
Antonius von Padua
Kasimir von Polen
Ivo
Franz Xaver
Südseite
Edmund von Canterbury
Stanislaus Kostka
Emmerich von Ungarn
Westseite
Hermann "Joseph" von
Steinfeld
Johannes Franz Régis
Josephus Moriens
(= Der sterbende Joseph)
Johannes Nepomuk
Abb. 105:
Die Wandbilder im Überblick
10. Bilder in der Neuburger Studienkirche
In der Neuburger Studienkirche hängen gegenüber der Kanzel zwei Bilder von Jesuitenheiligen,
die auch von Franz Hagen gemalt wurden.
229
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Johannes_Nepomuk.htm - Abgerufen am 11. 11. 2016
74
© Studienseminar Neuburg/Do ‒ Foto vom Verfasser
Abb. 106:
Die zwei Jesuitenheiligen in der Neuburger Studienkirche:
links der hl. Aloisius von Gonzaga, rechts der hl. Stanislaus Kostka
An der westlichen Innenwand, in der Nähe des rechten Seitenaltars, schmücken die Kirche zwei
schöne barocke Bilder mit den Patronen der studierenden Jugend aus dem Jesuitenorden:
▪ der hl. Aloisius von Gonzaga (1568-1591), der schon als Knabe nach Verzicht auf die ihm
zustehende Markgrafenwürde unermüdlich tätig war in Werken der Buße, der Gottes- und
Nächstenliebe und
▪ der hl. Stanislaus Kostka (1550-1568).
Beide Bilder hingen bis 1923 in der Hofkirche und wurden danach in die Studienkirche gebracht230. Sie wurden von Franz Hagen gemalt231.
- Aloisius ist dargestellt, wie er der Gottesmutter die unversehrte Lilie der Reinheit darreicht,
und im unteren Feld, wie er als Engel der Barmherzigkeit im Spital tätig ist.
- Stanislaus schwebt als Fürbitter und Schützer des Vaterlands über Schlachtengetümmel232.
I. Der Stuck im Kongregationssaal
1. Beschreibung der Stuckdekoration
♦ Der reiche vegetabilische (= pflanzliche) Stuck in Weiß besteht aus Blatt- und Blütenranken,
Akanthus, an Schleifen hängenden Blütenschnüren, Blumenvasen, geriefelten Palmetten und
Puten, die die Bildrahmen halten. Charakteristisch sind auch die tief gekehlten, z. T. spitzwinklig zulaufenden Stuckprofilleisten, die die Bildfelder rahmen oder größere stuckierte Deckenfelder umschließen233.
♦ Der Stuck im Kongregationssaal ist typisch für die Übergangszeit um 1710/15: er zeigt meist
Blatt- und Blütenrankenwerk mit wenig figürlichen Elementen, der schwere Akanthusschmuck
des späten 17. Jahrhunderts fehlt weitgehend; Fruchtgehänge dieser älteren Stuckrichtung
fehlen überhaupt, während Bandel- und Gitterwerk des wenig späteren Stucks noch unbekannt
230
Senf, S. 15
Meidinger, S. 277
232
Radlmaier, S. 43
233
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 192
231
75
sind. Die auch als Kartuschenrahmung mehrfach verwendeten Palmwedel weisen auf italienische Einflüsse234.
♦ Das Dekorationssytem des Neuburger Kongregationssaales kann auch so beschrieben werden. Relativ kleine Deckenbilder sind in große stuckierte Felder eingebunden. Die Umrahmungen, die die Deckenflächen gliedern, sind profilierte Bildleisten, sei es, dass sie architektonische
Vorgegebenheiten wie Deckenumrahmung und Hohlkehle betonen, sei es, dass sie einzelne
Bilder rahmen oder Deckenbilder in übergreifende Felder einbeziehen. Doch kommen auch
kompakte Akanthusrahmen vor. 
♦ Die Stuckfelder selbst werden ornamental durch Rankenwerk gefüllt, das sich aber keinesfalls
auf Akanthus beschränkt. Oft wachsen aus an Wirbel erinnernden Knoten mehrstrahlig die
unterschiedlichsten Renken und Blütenzweige. Daneben finden sich nicht selten Zweige und
Blüten, die durch Schleifen zusammengehalten werden. Als Blattwerk finden wir neben Akanthus auch Palmzweige, Wein, Rosensträucher, bei den Blüten auch Rosen, Lilien u. a. Nicht
selten sind Füllhörner und Vasen, aus denen kompakte Blütensträuße quellen, einbezogen.
Hinzu kommen Palmetten, Kronen (über emblematischen Medaillons) und Blütenschnüre. Alle
formalen Details weisen auf die Hand bzw. Werkstatt Jakob Eggs hin, die Putten als Rahmenhalter inbegriffen235.
2. Jakob Egg ist der Stuckateur
♦ Jakob Egg (Eck) wurde in Eichstätt geboren; das Geburtsdatum ist unbekannt236.
Die Dekoration im Kongregationssaal wird ihm zugeschrieben237.
♦ Damals konnte Jakob Egg in Neuburg nicht mehr unbekannt gewesen sein, denn die Stuckierungen in den Kirchen Marxheim (Ldk. Donau-Ries) 1713 und Rohrbach (Ldk. NeuburgSchrobenhausen, ebenfalls ca. 1713) scheinen dem Neuburger Auftrag vorangegangen zu
sein238.
Neben den aufgeführten Gotteshäusern finden sich weitere Stuckdekorationen von Egg in den
Kirchen in Baar (Ldk. Aichach-Friedberg) und Burgheim (Ldk. Neuburg-Schrobenhausen)239.
Egg stuckierte auch
- in Hütting (Ldk. Neuburg-Schrobenhausen): Deckenstuckierung (im Altarraum jetzt abgeschlagen) und Stuckkanzel von ca. 1720 als Zuweisung240,
- in Neuburg-Ried (Ldk. Neuburg-Schrobenhausen): Stuckkanzel um 1720 „in der Art des Jakob Egg241,
- in Altendorf (Ldk. Eichstätt), Maria Himmelfahrt: Stuckrahmen und Stuckkanzel 1710,
- in Gammersfeld (Ldk. Eichstätt), St. Leonhard: Stuck 1722 (Zuschreibung),
- in Hitzhofen (Ldk. Eichstätt), Maria Heimsuchung: Deckenstuckrahmen um 1722,
- in Monheim (Ldk. Donau-Ries), ehem. Klosterkirche: Kanzel 1721,
- in Paulushofen-Beilngries (Ldk. Eichstätt), St. Pauli Bekehrung: Stuckkanzel 1723,
- in Wellheim (Ldk. Eichstätt), St. Andreas: Decke um 1700242.
234
Seitz Kongregationssaal, S. 20
Hofmann II, S. 229-230
236
Egg
237
Volk-Knüttel/Sauerländer, S. 192
238
Hofmann II, S. 232
239
Hoffmann II, S. 299
240
Horn/Meyer, S. 514
241
Horn/Meyer, S. 659
242
Hofmann I, S. 339 und Egg
235
76
© Stadt Neuburg/Do ‒ Foto vom Verfasser
Abb. 107:
Stuck über dem Eingang
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Abb. 108:
Stuck um ein Emblem
77
© Stadt Neuburg/Do ‒ Foto vom Verfasser
Abb. 109:
Stuck an der Decke
© Stadt Neuburg/Do ‒ Foto vom Verfasser
Abb. 110:
Stuckdekoration im Nordteil des Saales
78
J. Der Kongregationssaal – Zusammenfassung
♦ Im Jahr 1715 konnte das neue Gymnasium bezogen werden, nachdem das alte Gebäude wegen eines Brandes abgerissen worden war. Die neue Aula war aber noch nicht fertig gestellt.
Bezogen wurde sie 1716. Die erste feierliche Versammlung der (lateinischen) Kongregation
„Mariä Verkündigung“ fand am 25. März 1618 im neuen Saal statt.
♦ Mit der Bild-Ausgestaltung des Saales wurde der Maler Franz Hagen im Jahr 1716 beauftragt.
♦ Da die Wandbilder vor 1908 abgehängt wurden – bis auf zwei sind die anderen verschollen , wurde Karl Haberl, Professor an der Münchener Akademie für Bildende Künste, mit der Neugestaltung beauftragt (Abschluss der Sanierungsarbeiten im September 1983).
♦ Seit Juli 2016 hängen zwei restaurierte Originalbilder von Hagen – hl. Ivo und hl. Franz Xaver
– wieder an ihrem alten Platz.
♦ Die Stuckdekoration im Kongregationssaal wird dem Eichstätter Stukkator Jakob Egg (Eck)
zugeschrieben.
© Stadt Neuburg/Do ‒ Foto vom Verfasser
Abb. 111:
Blick in den Kongregationssaal
© Stadt Neuburg/Do ‒ Foto vom Verfasser
Abb. 112:
Der Kongregationssaal nach Süden
79
Das Bildprogramm im Gesamtüberblick
Deckenfresken
A
B
C
D
E
F
G
Embleme
rot
Verehrung Mariens durch
die acht Brüder
In der Hohlkehle: Gottvater
sendet den Erzengel Gabriel.
Esther vor Ahasver
Esther bittet für ihr Volk.
In der Hohlkehle: Paktbild
Schwurbild - Bild gegenüber
dem Eingang
Schwurbild – Bild über dem
Eingang
blau
gelb
1. Der Brennende Dornbusch
2. Gebirge mit Sonnenaufgang
3. Arche Noah
4. Springbrunnen in einem Park
5. Muschel mit Perle
6. Mond zwischen Wolken
7. Gluckhenne mit Küken
8. Baum mit Schild und Waffen
9. Adler auf einem Felsen
10. Baum im Gewittersturm
11. Sonne über Garten und
Ährenfeld
12. Schiff auf See
▪ Frauenkrone (über 5)
Fürst▪ Kaiserkrone (über 6)
liche
Insignien ▪ Fürstenkrone (über 7)
▪ Mitra (über 8)
♦ Alle Embleme im Nordteil beziehen sich auf die Immerwährende Jungfräulichkeit Mariens.
♦ Alle Embleme im Südteil des Saales beziehen sich – wie die Bilder – auf den zusammenfassenden Gedanken: Maria ist die Helferin der Christen, sie ist Gnadenvermittlerin.
80
Deckenfresken
I. Maria und die Kongregation
Die Bildinhalte der Deckenfresken
gliedern sich in drei Gruppen.
II. Maria als Immaculata
III. Maria als Gnadenvermittlerin
81
Die Wandbilder im Überblick
Den Heiligen (außer W 2 = Marienbild), die auf den Wandbildern dargestellt sind, werden Marienerscheinungen zugeschrieben.
W1
W2
W3
W4
W5
W6
W7
W8
W9
W 10
W 11
W 12
W 13
W 14
Nordseite
Ignatius von Loyola
Madonna
Aloysius von Gonzaga
Ostseite
Antonius von Padua
Kasimir von Polen
Ivo
Franz Xaver
Südseite
Edmund von Canterbury
Stanislaus Kostka
Emmerich von Ungarn
Westseite
Hermann "Joseph" von
Steinfeld
Johannes Franz Régis
Josephus moriens (= Der
sterbende Joseph)
Johannes Nepomuk
© Stadt Neuburg/Do ‒ Foto vom Verfasser
Abb. 113:
Ausschnitt aus dem großen Deckenfresko:
Muttergottes und St. Michael
Auf dem Schild Bild mit Mariä Verkündigung
82
Literaturverzeichnis
Abkürzung
in der Fußnote
Vollständige Literaturangabe
Bosch
Bosch Jacob: Symbolographia Sive De Arte Symbolica Sermones Septem - Quibus accessit Studio & Opera Ejusdem Sylloge Celebriorum Symbollorum In Quatuor Divisa Classes Sacrorum, Heroicorum,
Ethicorum , Et Satyricorum Bis Mille Iconismis Expressa; Augustae
Vindelicorum ; Dilingae, Bencard, 1702 –
[M. Titelkupf. v. Joh. G. Wolffgang. Kupf. v. Jakob Müller nach I. C.
Schalckh]
Signatur: urn:nbn:de:bvb:12-bsb00001235-2 –
Verbund-ISN: BV001375543 - Res/2 L.eleg.m. 15
Persistenter Link dieser Seite:
http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00001235/image_1
Die Bayerische Staatsbibliothek bleibt Eigentümerin der Vorlage.
Deckengemälde
N. N.: Die Deckengemälde in der Aula des Mädchenschulhauses;
in: NK 94 (1929)
Egg
Egg, Jakob in: Allgemeines Künstlerlexikon – Internationale Künstlerdatenbank – Online - Egg Jakob
Graßegger Notizen
1649-1670
Graßegger Joseph Benedikt: Fortsetzung der Notizen über Neuburg
und dessen Umgebung unter den Herzogen Philipp Wilhelm und
Churfürst Johann Wilhelm, vom Jahre 1671 bis 1703; in: NK: 18
(1852)
Graßegger Notizen Graßegger Joseph Benedikt: Fortsetzung der Notizen über Neuburg
1671-1703
und dessen Umgebung unter den Herzogen Wolfgang und Philipp
Wilhelm, vom Jahre 1649 bis 1670: in: NK 17 (1851)
Hagen
Allgemeines Künstlerlexikon - International Künstlerdatenbank – Online - Hagen, Franz (1660)
Hamp
Hamp Karl: Die äußere Entwicklung der humanistischen Lehr- und Erziehungsanstalten in Neuburg a. D.; in: Festschrift zum Studiengenossenfest 1914; Neuburg/Do 1914
Historia I
Schefers Carl/Veit Manfred: Die „Historia“ des Jesuitenkollegs Neuburg an der Donau in der Zeit Wolfgang Wilhelms von Pfalz-Neuburg
(Die Jahre 1625-1640); in: NK 155 (2007)
Historia II
Schefers Carl/Veit Manfred: Die „Historia“ des Jesuitenkollegs Neuburg an der Donau in der Zeit Wolfgang Wilhelms von Pfalz-Neuburg
(1613 - 1653)
Hofmann I
Hofmann Siegfried: Werke des Stukkateurs Jakob Eggt aus Eichstätt
in Baar, Burgheim, Ingolstadt, Marxheim, Rohrbach und Treuchtlingen. Eine Vorstudie; in: Sammelblatt des Historischen Vereins
Ingolstadt Bd. 94/95 (1985/(86)
83
Hofmann II
Hofmann Siegfried: Die Stuckierung des Neuburger Kongregationssaales: ein Werk Jakob Eggs; in: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt Bd. 97 (1988)
Horn/Meyer
Horn Adam, Meyer Werner: Die Kunstdenkmäler von Schwaben V.
Stadt und Landkreis Neuburg an der Donau; München 1958
Hugo
Hugo, Hermann: Desideria pia, emblematis, elegiis ... illustrata [mit
Kupfern von Otto Vaenius]: Antverpia, 1624 –
Über Stabi Neuburg/Do >> Bayerische Staatsbibliothek – Münchener
DigitalisierungsZentrum, Digitale Bibliothek Signatur: Res/Asc. 2467
Permalink: http://www.mdz-nbnresolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10913896-9
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Meidinger Franz Sebastian: Historische Beschreibung der kurfürstl.
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S.R.I. Archi-Thesaurarii, Et Electoris, Bavariae, Juliae, Cliviae, &
Montium Ducis, & Principis Moersiae &c. Ab Electorali Congregatione Neoburgensi Beatissimae Virginis Mariae Ab Angelo Salutatae
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84
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Signatur: Bavar. 2019
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Seitz
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Sonderheft 9; München 1992
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Seitz/Lidel/Kaeß
Seitz Reinhard, Lidel Albert und Kaeß Friedrich: Die Hofkirche Unserer Lieben Frau zu Neuburg an der Donau; Weißenhorn 1983
Schieber
Schieber Matthias: Die Restaurierung des Kongregationssaales; in:
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an der Donau; Weißenhorn 1984
Schindling
Schindling Anton: Humanistische Reform und die fürstliche Schulpolitik in Hornbach und Lauingen – Die Landesgymnasien des Pfalzgrafen Wolfgang von Zweibrücken und Neuburg; in: NK 133 (1980)
Schöndorf
Schöndorf Kurt: Beziehungen zwischen Hornbach und Lauingen im
16. Jahrhundert; in: Jahrbuch des Hist. Vereins Dillingen an der Donau; 112. Jahrgang (2011)
Senf
Senf Albin-Friedrich: Studienkirche St. Ursula Neuburg a. D. und
Werke der ehemaligen Ursulinen; Kleiner Kunstführer Nr. 849 – München und Zürich 1966
85
Staudacher Leichenrede – emblematische Bildbeigaben
Staudacher, Nicolaus: Unsterblicher Tugend-Schatz, durch gute Handelschafft erworben von ... Elisabetha Amalia Magdalena, verwittibten
Pfaltz-Gräfin bey Rhein, und Chur-Fürstin in Bayrn, .... Der Weyland
Durchleuchtigsten Chur-Fürstin Beicht-Vattern, Wie auch durch Lehrreiche Sinn-Bilder entworffen Zu Neuburg an der Donau In der ChurFürstlichen Hof-Kirchen ermelter Societet Den 12. 13. und 15. Herbstmonats im Jahr 1709; Augspurg, Labhart, 1710 –
Über Stabi Neuburg/Do >> Bayerische Staatsbibliothek – Münchener
DigitalisierungsZentrum, Digitale Bibliothek –
Signatur: S22/2 Theol.pr. 48
Die Bayerische Staatsbibliothek bleibt Eigentümerin der Vorlage.
Volk-Knüttel/Sauerländer
Volk-Knüttel Brigitte und Sauerländer Brigitte; Corpus der barocken
Deckenmalerei in Deutschland, Band 10 – Freistaat Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen; München 2005
Bildnachweis
Abb.
1
Foto: Hans Omasreiter
Abb. 1: Die Obere Stadt in Neuburg/Do
▪ Der Verfasser dankt Herrn Hans Omasreiter für die wunderbare Luftaufnahme.
2
Abb. 2: Porträt des Pfalzgrafen Ottheinrich von 1535 - Barthel Beham
Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Ottheinrich
3
Abb. 3: Ansicht der Oberen Stadt in Neuburg/Do um 1580
Abbildung mit frdl. Genehmigung von Herrn Friedrich Kaeß
▪ Der Verfasser dankt Herrn Friedrich Kaeß für die Genehmigung, diese Grafik hier
verwenden zu dürfen.
4
Abb. 4: Der rekonstruierte Plan des Stadtberges um 1602 zeigt die Standorte der
Lateinschule bzw. des Jesuitengymnasiums
Abbildung mit frdl. Genehmigung des Hist. Vereins Neuburg/Do
entnommen aus: NK 124 (1971), Abb. 1
▪ Der Verfasser dankt dem Hist. Verein Neuburg/Do – Herrn Dr. Teichmann – für die
Genehmigung, diese Grafik hier verwenden zu dürfen.
5
© Hofkirche Neuburg/Do - Foto vom Verfasser
Abb. 5: Wolfgang Wilhelm, dargestellt als hl. Wolfgang auf dem ehemaligen Altarbild
der Neuburger Hofkirche
▪ Der Verfasser dankt dem Administrator der Neuburger Hofkirche, Herrn Anton Sprenzel, für die Fotoerlaubnis und die Genehmigung, dieses Bild hier verwenden zu dürfen.
7, 17, 18, 22, 25,
28, 47, 50, 55, 63,
105
Allen folgenden Grundrissen liegt der Grundriss zugrunde aus:
Hamp Karl: Die äußere Entwicklung der humanistischen Lehr- und Erziehungsanstalten
in Neuburg a. D.; in: Festschrift zum Studiengenossenfest 1914; Neuburg/Do 1914, S. 9
(hier Ausschnitt)
Grafik vom Verfasser nach Vorlage von Friedrich Kaeß; in: Seitz Kongregationssaal,
S. 36
Abb. 7: Die Maße des Kongregationssaales
Abb. 17: Graphische Darstellung der Bildinhalte
Abb. 18: Gesamtüberblick (Schema)
Abb. 22: Graphischer Überblick über „Maria und die Kongregation“
Abb. 25: Graphischer Überblick über „Maria und die Kongregation“
86
Abb. 28: Graphischer Überblick über „Maria als Gnadenvermittlerin“
Abb. 47: Embleme im Nordteil, linke Seite
Abb. 50: Embleme im Nordteil, rechte Seite
Abb. 55: Embleme im Südteil des Saales (Westseite)
Abb. 63: Embleme im Südteil des Saales (Ostseite)
Abb. 105: Die Wandbilder im Überblick
Titelseite, 8, 9, 10,
11, 114, 115
Fotos vom Verfasser
Titelseite: Bild oben: Das ehemalige Jesuitengymnasium, von der Donaubrücke aus gesehen
Abb. 8: Das ehemalige Jesuitengymnasium, Gebäude vor dem Hofkirchenturm
Abb. 9: Das ehemalige Jesuitengymnasium, von der Donaubrücke aus gesehen
Abb. 10: Das ehemalige Jesuitengymnasium, Portalseite
Abb. 11: Das ehemalige Jesuitengymnasium: Ostseite
Abb. 114: Hinweisschild
Abb. Das ehemalige Jesuitengymnasium vor dem Turm der Hofkirche
12, 13, 14, 90, 97
© Foto: Stadt Neuburg/Do
Abb. 12: Der Kongregationssaal: Blick auf die Ostseite
Abb. 13: Der Kongregationssaal: Blick auf die Süd- und Westseite
Abb. 14: Der Kongregationssaal: Blick auf die Nordseite
Abb. 90: Wandbilder auf der Ostseite des Kongregationssaales
(Nummern von Verfasser hinzugefügt)
Abb. 97: Wandbilder auf der Süd- und Westseite des Kongregationssaales
(Nummern von Verfasser hinzugefügt)
▪ Der Verfasser dankt der Stadt Neuburg/Do – Herrn Oliver Fahn, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – für die Bereitstellung der Bilder und die Genehmigung, sie hier verwenden zu dürfen.
15, 15 a, 41, 41 a,
41 b, 41 c, 42,
42 a
© Bayerische Staatsbibliothek
Abb. 15: Frontispiz aus Pactum Mariano Mortuale 1721
Abb. 15 a: Muttergottes aus dem Pactum Mariano Mortuale 1721
Abb. 41: Hugo Hermann: Titelblatt: Pia desideria, Ausgabe 1624
Abb. 41 a: Hugo Hermann: Pia desideria, Ausgabe 1624, Bild 2
Abb. 41 b: Hugo Hermann: Pia desideria, Ausgabe 1624, Bild 8
Abb. 41 c: Hugo Hermann: Pia desideria, Ausgabe 1624, Bild 15
Abb. 42: Bosch(ius) Jacob: Symbolographia 1702, Titelblatt
Abb. 42 a: Bosch(ius) Jacob: Symbolographia 1702 - Stich von Jacob Müller nach
Vorlagen des Neuburger Hofmalers J. C. Schalk[h] - CLASS I TAB VI
Titelseite, 6, 19, 19
a, 19 b, 19 c, 20, 21,
23, 24, 24 a, 26, 27,
27 a, 43, 44, 45, 46,
48, 49, 51, 53, 56,
59, 64, 65, 66, 67,
82, 83, 84, 86, 87,
88, 89, 91, 92, 93,
94, 94 a, 94 b, 95,
96, 96 a, 96 b, 98,
99, 100, 101, 102,
103, 104, 107, 108,
109, 110, 111, 112,
113, 114
© Stadt Neuburg/Do – Foto vom Verfasser
Titelseite: Bild unten: Der Kongregationssaal, Innenansicht
Abb. 6: Inschrift über dem Eingang zum Kongregationssaal
Abb. 19: Deckenfresko A: Verehrung Mariens durch die acht Brüder
Abb. 19 a: Die acht Brüder in Verehrung der Mutter Gottes
Abb. 19 b: Ansicht des Schlosses und des Jesuitenkollegs
Abb. 19 c: Madonna
Abb. 20: Schwurbild G
Abb. 21: Schwurbild F
Abb. 23: Die Nordseite des Kongregationssaales
Abb. 24: Deckenfresko: Schema B + C
Abb. 24 a: Mariä Verkündigung (Schema C)
Abb. 26: Blick auf den Südteil des Kongregationssaales
Abb. 27: Oben: Esther bittet für ihr Volk (Schema D) - Unten (in der Hohlkehle):
Paktbild (Schema E)
Abb. 27 a: Maria rettet eine Seele aus dem Fegfeuer
Abb. 43: Grundschema eines Emblems - ist identisch mit Sonne über Garten und
Ährenfeld (Schema 11)
Abb. 44: Kongregationssaal: Die Embleme im Nordteil
Abb. 45: Emblem: Baum im Gewittersturm
87
Abb. 46: Emblem: Mond zwischen Wolken (Schema 6) und Gebirge mit
Sonnenaufgang
(Schema 2)
Abb. 48 : Emblem: Adler auf einem Felsen
Abb. 49: Muschel mit Perle (Schema 5) und Der Brennende Dornbusch (Schema 1)
Abb. 51: Blick auf den Südteil des Kongregationssaales
Abb. 53: Gluckhenne mit Küken (Schema 7) und Arche Noah (Schema 3)
Abb. 56: Schiff auf See (Schema 12)
Abb. 59: Baum mit Schild und Waffen (Schema 8) und Springbrunnen in einem Park
(Schema 4)
Abb. 64: Kaiserkrone (über Schema 6)
Abb. 65: Frauenkrone (über Schema 5)
Abb. 66: Fürstenkrone (über Schema 7)
Abb. 67: Mitra (über Schema 8)
Abb. 82: Aufgehende Sonne über Landschaft (Schema 2)
Abb. 83: Brennender Dornbusch (Schema 1)
Abb. 84: Garten mit Springbrunnen (Schema 4)
Abb. 85: Arche Noah (Schema 3)
Abb. 86: Nordseite des Saales: in der Mitte Marienbild, flankiert von Ignatius von
Loyola (links) und Aloysius von Gonzaga
Abb. 87: S[anctus] Ignatius von Loyola
Abb. 88: Madonna
Abb. 89: B[eatus] Aloysius Gonzaga
Abb. 91: S[anctus] Antonius von Padua
Abb. 92: S[anctus] Casimirus
Abb. 93: S[anctus] Ivo PAUP[ERUM] PAT[E]R
Abb. 94: Der hl. Ivo (Original von Franz Hagen)
Abb. 94 a: Der hl. Ivo blickt auf zur Muttergottes
Abb. 94 b: Der hl. Ivo, unterer Teil mit Stifterwappen (rechts) des Joseph Ignatz
Leistner
Abb. 95: S[anctus] Franciscus Xaverius
Abb. 96: Franz Hagen: Der hl. Xaver als Fürbitter vor Maria
Abb. 96 a: Der hl. Franz Xaver vor der Muttergottes (Ausschnitt)
Abb. 96 b: Die Muttergottes
Abb. 98: S[anctus] Edmundus
Abb. 99: D[ominus] Stanislaus Kostka
Abb. 100: S[anctus] Emericus
Abb. 101: S[anctus] Hermanus
Abb. 102: B[eatus] Joan[nes] Franc[iscus] Regis
Abb. 103: Josephus Moriens (= Der sterbende Joseph)
Abb. 104: S[anctus] Joannes Nepomuk
Abb. 107: Stuck über dem Eingang
Abb. 108: Stuck um ein Emblem
Abb. 109: Stuck an der Decke
Abb. 110: Stuckdekoration
Abb. 111: Blick in den Kongregationssaal
Abb. 112: Der Kongregationssaal nach Süden
Abb. 113: Ausschnitt aus dem großen Deckenfresko: Muttergottes und St. Michael –
Auf dem Schild Bild mit Mariä Verkündigung
Abb. 114: Die restaurierten Bilder von Hagen
▪ Der Verfasser dankt der Stadt Neuburg/Do – Herrn Oliver Fahn, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – für die Fotoerlaubnis und die Genehmigung, die Fotos hier verwenden
zu dürfen.
http://www.neuburg-donau.de/
52, 57, 61
© Kath. Kirchenstiftung Hl. Geist Neuburg/Do - Foto vom Verfasser
Abb. 52: Vertiefte Gotteserkenntnis / Aufgehende Sonne
Abb. 57: Heimkehr / Leuchtturm
Abb. 61: Der Heilige Geist in den sieben Sakramenten / Springbrunnen
88
▪ Der Verfasser dankt der Kath. Kirchenstiftung Hl. Geist Neuburg/Do – Herrn Kirchenpfleger Norbert Hornauer – für die Fotoerlaubnis und die Genehmigung, die Fotos
hier verwenden zu dürfen.
16, 29, 30, 31, 32,
33, 34, 35, 36, 37,
38, 39, 40, 54, 54 a,
58, 58 a, 60,
60 a
© Staatliche Bibliothek Neuburg/Do
Die folgenden Embleme sind entnommen aus:
Staudacher Leichenrede – emblematische Bildbeigaben
Abb. 16: Emblem 7
Abb. 29: Titelblatt der gedruckten Trauerrede
Abb. 30: Emblem 2
Abb. 31: Emblem 3
Abb. 32: Emblem 4
Abb. 33: Emblem 5
Abb. 34: Emblem 13
Abb. 35: Emblem 7
Abb. 36: Emblem 13
Abb. 37: Emblem 8
Abb. 38: Emblem 14
Abb. 39: Emblem 12
Abb. 40: Emblem 15
Abb. 54 + 54 a: Emblem 7 und Ausschnitt: Motiv der Arche
Abb. 58 + 58 a: Emblem 13 und Ausschnitt: Motiv Leuchtturm
Abb. 60 + 60 a: Emblem 12 und Ausschnitt: Motiv Springbrunnen
▪ Die Erlaubnis für nicht-gewerbliche Nutzung durch den Leiter der Staatlichen Bibliothek Neuburg/Do, Herrn Gerhard Robold, liegt vor liegt vor, wofür der Verfasser Herrn
Robold dankt.
www.neusob.de/stabi
62
© Kath. Kirchenstiftung Hl. Geist Neuburg/Do - Fotos und Zusammenstellung Armin
Egner, Neuburg/Do
Abb. 62: Embleme in der Übersicht
▪ Der Verfasser dankt Herrn Armin Egner für diese übersichtliche Zusammenstellung.
68, 69, 70, 71, 72,
73, 74, 75, 76, 77,
78, 79, 80, 81
© Bayerisches Nationalmuseum (BNM)
Abb. 68: Kaiser Leopold I.
Abb. 69: Eleonore Magdalena, Kaiserin
Abb. 70: Maria Sophia, Königin von Portugal
Abb. 71: Maria Anna, Königin von Spanien
Abb. 72: Dorothea Sophia, Herzogin von Parma und Piacenza
Abb. 73: Hedwig Elisabeth, Gemahlin des Prinzen von Polen
Abb. 74: Alexander Sigismund, Bischof von Augsburg
Abb. 75: Franz Ludwig, Bischof von Breslau und Worms, Kurfürst von
Trier, dann Mainz, Fürstpropst von Ellwangen, Hoch- und
Deutschmeister
Abb. 76: Ludwig Anton, Bischof von Worms, Hoch- und
Deutschmeister
Abb. 77: Wolfgang Georg, Chorbischof von Köln, designierter Bischof
von Breslau
Abb. 78: Johann Wilhelm, Kurfürst von der Pfalz, der Erbauer des
Jesuitengymnasiums
Abb. 79: Karl Philipp, Kurfürst von der Pfalz, ließ den Kongregationssaal fertig stellen.
Abb. 80: Friedrich Wilhelm, kaiserlicher General
Abb. 81: Philipp Wilhelm August
Bilder aus:
Buchheit Hans: Emailarbeiten von Peter Boy: Portraitminiaturen von J. F. Douven - Ein
Beitrag zur Ikonographie des Hauses Wittelsbach; in: Beiträge zur Geschichte des
Mittelrheins Bd. 23, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins 1910; Düsseldorf 1911
▪ Der Verfasser dankt dem BNM – Frau Dr. Gockerell – für die Genehmigung, diese
Bilder hier verwenden zu dürfen.
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106
© Studienseminar Neuburg/Do ‒ Foto vom Verfasser
Abb. 106: Die zwei Jesuitenheiligen: links der hl. Aloisius von
Gonzaga, rechts der hl. Stanislaus Kostka
▪ Der Verfasser dankt dem Studienseminar Neuburg/Do – Herrn Stiftungsvorstand Alfred
Hornung – für die Fotoerlaubnis und die Genehmigung, dieses Bild hier verwenden zu
dürfen.
Foto vom Verfasser
Abb. 114
Hinweisschild am ehemaligen Jesuitengymnasium
Nach dem Umzug des Gymnasiums in das ehemalige Ursulinenkloster war in dem Gebäude
die Amalienschule (Mädchen-Volksschule) untergebracht.
Foto vom Verfasser
Abb. 115
Das ehemalige Jesuitengymnasium vor dem Turm der Hofkirche
Wolfgang Kaps, Neuburg/Do
Stand November 2016
[email protected]
[email protected]
[email protected]
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