Faninfo Gladbach Nr.498

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Faninfo Gladbach Nr.498
Bundesliga, Saison 2015/2016
Nr.498
Hannover 96 – Mönchengladbach
Niedersachsenstadion, Fr. 15.04.2016, 20.30 Uhr
Liebe 96iger!
Heute soll es zu Beginn einer Ausgabe mal nicht ums Sportliche gehen,
denn diese Woche ist für Hannover 96 eine besondere. Wie sicherlich
jeder von euch weiß, beging der Club unserer Herzen am 12. April
seinen 120. Geburtstag. Nun wurde überall unisono festgestellt, dass
dies in diesem Jahr kein Grund zum Feiern wäre – wir sehen das
anders!
Hannover 96 ist ein Verein voller Tradition. Zu dieser Tradition zählen
zahlreiche Erfolge, aber eben auch schwere Zeiten – sei es sportlich
oder wirtschaftlich. Es sind 120 Jahre Achterbahnfahrt. Wer sich für
Hannover 96 entscheidet, der entscheidet sich nicht zwangsläufig für
den sportlichen Erfolg und attraktiven Fußball, sondern für Tradition,
Leidenschaft und Verbundenheit mit „seinem“ Verein. Und somit gibt
es auch nicht den richtigen oder falschen Zeitpunkt, einen Geburtstag
zu feiern. Die aktuelle Situation ändert absolut nichts daran, dass man
an dem Verein hängt und ihn entsprechend auch würdigt.
Darüber hinaus ist Hannover 96
aber
auch
ein
Breitensportverein. Als einer
der Mitgliederstärksten und
größten
Vereine
Niedersachsens kommt er einer
gesellschaftlichen Verpflichtung
nach. Hannover 96 steht für ein
reichhaltiges
Angebot
an
Breiten- und Leistungssport mit
zahlreichen
Sparten,
Integration und Freude am
gemeinschaftlichen
Erleben
und Erproben.
Aus diesem Grund sagen wir „Herzlichen Glückwunsch Hannover 96“
zu 120 Jahren Geschichte und Tradition! In Guten, wie in schlechten
Zeiten! Auf geht’s Hannover, kämpfen und siegen!
Rückblick
Zwei Polizisten sollen Clubfans brutal verprügelt haben
von www.nordbayern.de (24.06.2014)
Beamte hoffen auf Milde - Verlust des Arbeitsplatzes droht
NÜRNBERG - Sie hoffen auf Milde und riskieren härtere Strafen: Die
beiden Polizisten, die im April 2012 nach einem Clubspiel Fans
geschlagen haben sollen, kämpfen in zweiter Instanz gegen ihre
Bewährungsstrafen. Der erste Verhandlungstag am Landgericht
Nürnberg-Fürth zeigte aber, dass es wohl keine Gnade gibt.
Nach dem Heimspiel des 1. FC Nürnberg gegen den Hamburger SV am
21. April 2012 beschimpften gewaltbereite Fans mehrere Polizisten.
Das Amtsgericht Nürnberg hatte den Hauptangeklagten, einen 33jährigen Polizisten, im November 2013 wegen gefährlicher
Körperverletzung im Amt zu zwölf Monaten Haft auf Bewährung
verurteilt. Sein 31-jähriger Kollege erhielt eine achtmonatige
Bewährungsstrafe. Beide bekamen zudem eine Geldauflage in Höhe
von 4000 Euro.
Nicht nur ein Makel in der Dienstakte. Die Beamten haben auch
disziplinarrechtliche Schritte zu befürchten — nicht zuletzt den Verlust
ihres Arbeitsplatzes. Deshalb legten sie Berufung ein. Die
Staatsanwaltschaft tat dasselbe: Ihr war die Strafe zu niedrig.
Zum Eklat kam es nach einem Club-Heimspiel im April 2012. Die zwei
Angeklagten beschreiben im Berufungsverfahren die Stimmung an
jenem Tag als „aufgeheizt“. Die Polizei hatte zwei Fans festgenommen,
woraufhin etwa 40 weitere Clubfans auf dem Max-Morlock-Platz
versuchten, gegen die Polizei aufzubegehren.
„Einen Tumult verhindern“
Der Nebenkläger im Verfahren, Michael K. (43, Name geändert), hatte
sich als Fanbotschafter zwischen die etwa zehnköpfige Polizei-Kette
und die aufgebrachten Clubfans gestellt. „Ich wollte verhindern, dass
es zum Tumult kommt“, erklärt er in der Verhandlung und meint, dass
es ihm ja auch gelungen sei, die Distanz zwischen beiden Seiten auf
etwa drei Meter zu vergrößern.
Doch er selbst hielt wenig Abstand zu dem 33-jährigen Polizisten — für
die Beamten eine unangenehme Situation. Sie äußern, Angst gehabt
zu haben. Hinzu kam, dass der Nebenkläger die ganze Zeit beide Hände
in den Jackentaschen versteckte. Fest steht: Es kam zum Wortgefecht
zwischen Michael K. und dem angeklagten Polizisten, in dem der
Nebenkläger dem Polizisten erklärte, deeskalierend wirken zu wollen.
Den Rest dokumentiert ein Polizeivideo: Der Beamte schlug dem
Nebenkläger mit dem Schlagstock leicht auf die Schulter. Dieser
versuchte abzuwehren, wodurch der Knüppel — so die Schilderungen
des 33-Jährigen – gegen das Jochbein des Polizisten federte. Der
Beamte wehrte sich mit einem Faustschlag ins Gesicht des
Nebenklägers. Eine Ladung Pfefferspray folgte.
Umstehende Fans wollten daraufhin auf die Polizei losgehen. Mit
Pfefferspray drängten sie die Fans zurück. Schon am Boden liegend,
bekam Michael K. eine weitere Dosis Pfefferspray ins Gesicht gesprüht.
Der 31-jährige Kollege des Polizeibeamten ist auf dem Video ebenfalls
mit Schlagstock zu sehen: Er schlug einem zurückweichenden, bis
heute unbekannten Fan auf den Rücken, als dieser bereits am Boden
kauerte. Die Polizisten rechtfertigen sich: Er habe harte
Metallgegenstände „wie Muttern“ oder dergleichen nach den
Beamten geworfen. Nachdem er noch eine Faust geballt hatte, ging
der 31-Jährige davon aus, dass er noch mehr Wurfgeschosse besitze.
Freude beim Anzeigeschreiben
Selbstverteidigung oder überzogene Aggressivität? Ein Kollege hatte
den 31-Jährigen von jenem Clubfan weggezogen. Er erklärte, durchaus
das Gefühl gehabt zu haben, seinen Kollegen stoppen zu müssen. Der
Nebenkläger belastet die Polizisten weiter: Wegen Widerstandes
gegen die Staatsgewalt habe man ihn vor dem Stadion festgenommen
und auf die dortige Wache gebracht.
Die Beamten hätten „Freude“ beim Schreiben der Anzeige gehabt.
Zudem habe sich der Hauptangeklagte am Ende „gestreckt“ und
gesagt: „Jetzt lässt das Adrenalin nach.“
Nach einer Beratungspause kommen der Richter und die beiden
Schöffen unter Vorbehalt der weiteren Beweisaufnahme am nächsten
Verhandlungstag zu der Prognose: Das Strafmaß sei bei dem 31Jährigen angemessen. Dem 33-Jährigen hingegen legt die Kammer nun
tatsächlich, wie von der Staatsanwaltschaft gefordert, ein dreiaktiges
Vergehen zur Last. Damit könnte sich die Strafe auf mehr als ein Jahr
summieren. Dann wäre er seinen Beamtenstatus dauerhaft los.
Von Polizei verprügelt: Club-Fan erstreitet Schmerzensgeld
von www.nordbayern.de (01.04.2016)
Geschädigter erlitt Burn-out-Syndrom - Bewährungsstrafen gegen
Beamte
NÜRNBERG - 4000 Euro für die erlittenen Schmerzen und
Anwaltskosten: Darauf einigten sich am Donnerstag ein Club-Fan und
ein Vertreter des Freistaates Bayern. Der Mann war nach einem
Fußballspiel im April 2012 von Polizisten attackiert und leicht verletzt
worden.
Selten sind Fälle so gut dokumentiert wie dieser: Ein
Beweissicherungstrupp der Polizei drehte am 21. April 2012 nach
einem Heimspiel des 1. FC Nürnberg gegen den Hamburger SV Videos
auf dem Max-Morlock-Platz vor dem Nürnberger Stadion. Die
Aufnahmen wurden zum wichtigsten Beweismittel – erst in einem
Verfahren
vor
dem
Amtsgericht
und
dann
in
der
Berufungsverhandlung vor dem Landgericht.
Zu sehen sind auf den Videos gut 40 Club-Fans, die teilweise die
Kapuzen ihrer Pullis tief ins Gesicht gezogen haben und Schimpftiraden
in Richtung der aufmarschierten Polizeikräfte skandieren. Die
Stimmung ist aggressiv. Auf einmal eskaliert die Lage: Unter anderem
ist dokumentiert, wie Polizisten mit Fäusten und Schlagstöcken auf
Fans einschlagen. Auch ein Fansprecher, der sich schlichtend zwischen
die Fronten stellt, bekommt erst einen Schlag und Pfefferspray ins
Gesicht und – als er am Boden liegt – eine weitere Ladung Reizgas ab.
Polizisten kassierten jeweils Bewährungsstrafen
Zwei Polizisten wurden anschließend von einem Schöffengericht des
Amtsgerichts wegen Körperverletzung im Amt zu acht
beziehungsweise zwölf Monaten Haft auf Bewährung sowie einer
Geldauflage in Höhe von je 4000 Euro verurteilt. Eine
Berufungskammer des Landgerichts und später das Oberlandesgericht
Nürnberg bestätigten das Urteil. Einer der Einsatzkräfte flog aus dem
Polizeidienst, verlor seinen Beamtenstatus.
Nun machte der bei der Auseinandersetzung leicht verletzte
Fanbetreuer vor einer Zivilkammer des Landgerichts Ansprüche auf
Schadenersatz geltend. Seine Augen hätten sich nach dem Vorfall
verschlechtert, er könne nur noch mit Brille lesen, so der Mittvierziger.
Er glaubt, dass das Pfefferspray dafür verantwortlich ist. Außerdem
habe er nach dem Vorfall ein Burn-out-Syndrom erlitten und könne
seinen Beruf als CNC-Fräser nicht mehr ausüben. Die Vorfälle und die
Gerichtsverfahren würden ihn bis heute belasten, so das Gewaltopfer,
das von Rechtsanwalt Ralf Peisl vertreten wird. Er forderte zunächst
11.000 Euro.
Der Vertreter des Freistaates Bayern, Rechtsanwalt Frank Kroier,
bezweifelte, dass es einen Zusammenhang zwischen den
gesundheitlichen Problemen des Club-Fans und dem Vorfall im Jahr
2012 gibt. Dennoch bot er eine Zahlung, allerdings nicht in der
geforderten Höhe, an. Nach Vermittlung der Vorsitzenden Richterin
Brigitte Schmechtig-Wolf einigten sich die Streitparteien auf eine
Summe von 4000 Euro für die erlittenen Schmerzen und
Anwaltskosten. Beide Seiten möchten den Vergleich aber noch
überdenken.
Italien als Wiege der Ultra-Kultur –
ein Gespräch mit Kai Tippmann
von www.altravita.com (07.04.2016)
Das folgende Interview ist im Sammelband „Ultras
–
Eine
Fankultur
im
Spannungsfeld
unterschiedlicher Subkulturen“ von Gabriel Duttler
und Boris Haigis (Hg.) erschienen. GESPRÄCH
GEFÜHRT VON GABRIEL DUTTLER UND BORIS
HAIGIS
GD/BH: Was bedeutet für Sie Italien und woher
kommt Ihre Affinität zu Italien?
KT: Etwa zeitgleich mit dem Konkurs meines
eigentlichen Heimatvereins lernte ich über TV-Übertragungen des
Pokals der Landesmeister den AC Milan kennen.
Arrigos Sacchis Interpretation vom „Voetbal Totaal“ mit den
Interpreten um die Holländer Rijkaard, Gulit und Van Basten bedeutete
für mich damals eine Revolution meiner Ansprüche an Fußball. Viele
Italienreisen und Stadionbesuche später bin ich dann vor etwa 15
Jahren in die Nähe von Mailand gezogen.
GD/BH: Wie hat sich Ultra in Italien historisch entwickelt
(Politisierung der italienischen Kurven als historisch gewachsen?
Unterschied zu Deutschland?)? Wie steht es aktuell um die UltraKultur in Italien und wie geht es Ihrer Meinung nach weiter?
KT: Wenn man die Geburt dessen, was wir heute unter dem Begriff
„Ultra“ verstehen, in der zweiten Hälfte der 60er Jahre des letzten
Jahrhunderts verortet, kommt man nicht um die Beobachtung herum,
dass diese Zeit auch südlich der Alpen eine hoch politisierte Epoche
war, in der Auseinandersetzungen der verschiedenen Lager – oft auch
gewalttätig – auf Straßen und Plätzen, in besetzten Häusern und bei
politischen Manifestationen ausgetragen wurden. Stadien stellten
zudem auch einen der wenigen Freiräume für spontane jugendliche
Aggregation in diesem erzkatholischen und durchaus konservativen
Land dar. Diese Gemengelage erklärt nicht nur die massenhafte
Anziehungskraft dieser neuen „Bewegung“, sondern auch die
verwendeten Stilmittel: Transparente, Trommeln, Megafone,
Doppelhalter, Fahnen, Pyrotechnik und auch viele der ersten Gesänge
und Sprechchöre (umgetextet) waren vorher bei Demonstrationen und
Kundgebungen zu hören und zu sehen. Insofern war „Ultra“ in Italien
direkt – über die Selbstermächtigung und Verteidigung eigener
Freiräume – wie indirekt – viele der Ultras der ersten Stunde kannten
sich bereits aus politischen Zusammenhängen – von Beginn an eine
auch politische Veranstaltung.
Wobei hier der Schluss nicht zulässig ist, dass sich junge Leute deshalb
im Stadion getroffen haben, um politisch zu agitieren oder den Kampf
um die eine oder andere bessere Welt auf die Ränge zu tragen. Damals
wie heute war Triebfeder und Anziehungskraft, sich am Wochenende
in die Stadien zu begeben, Freundschaft, relative Freiheit, Liebe zum
eigenen Verein und zur eigenen Stadt und der Wunsch, den
Lieblingssport nicht nur passiv zu konsumieren. Die wechselnden
politischen Stimmungslagen im Land haben sich natürlich immer auch
in den Kurven abgebildet, aber die Zahl der eindeutig politisch
positionierten Kurven, die ihr Credo auch deutlich ausdrückten, war
von Anfang an gering. Den Fanlagern von beispielsweise Livorno,
Hellas, Lazio oder Ternana stand und steht eine Mehrheit von Kurven
gegenüber, die als bewusste Entscheidung den Fußball und den
Support des eigenen Teams in den Mittelpunkt stellen und/oder durch
eine apolitische Ausrichtung Spannungen innerhalb der eigenen Kurve
vermeiden wollen.
Verglichen mit den Hochzeiten von Ultra in den 80er und 90er Jahren
sehen wir im Moment natürlich viel weniger Menschen in italienischen
Stadien, die Kurven machen da keine Ausnahme. Ohne die vielen
Beispiele klein zu reden, wo sich äußerst engagierte Einzelpersonen
und Gruppen durchaus mit Erfolg bemühen, die Tradition am Leben zu
erhalten, bleibt festzuhalten, dass es heute eben nicht mehr so ist,
dass man irgendein zufälliges Spiel besuchen kann, um das typische
Flair überfüllter Blöcke mit lautstarkem Support, Unmengen an Fahnen
und Pyrotechnik zu erleben. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Die
Wirtschaftskrise sorgt bei hoher Jugendarbeitslosigkeit und hohen
Ticketpreisen neben dem erwartbaren qualitativen Schwund der Liga
für niedrigere Zuschauerzahlen in den alten, teils eher baufälligen
Stadien. Eine Reihe von Korruptions-, Manipulations-, Wett- und
Dopingskandalen hat die sprichwörtliche Leidenschaft der Italiener für
ihren Sport durchaus erkalten lassen. Generationswechsel, Bürokratie,
Repression und billige Pay-TV-Angebote sorgen dann in der Summe für
die aktuellen Zuschauerzahlen.
Zur Zukunft von Ultra in Italien mag ich mich im Moment noch gar
nicht äußern. Die wird sehr davon abhängen, inwieweit es den
Verantwortlichen gelingt, die vielen Baustellen des italienischen
Fußballbetriebs abzuarbeiten. Wenn es dann notgedrungen überall
neue, vereinseigene Stadien gibt, wird sich zeigen, ob eine bunte und
spontane Fankultur noch vorgesehen ist.
GD/BH: Wie wird in Italien politisch/staatlich auf die Ultras Einfluss
genommen (Tessera, etc.)? Wie wirkt sich das auf die Fankultur aus?
KT: Man muss da gar nicht viel interpretieren, Innenminister Maroni
sagte zur Einführung des Maßnahmenpakets ganz wörtlich, dass es ihm
darum ginge, „die Ultra-Logik zu brechen„. Gemeint war, über das
Verbot von Megaphonen und Trommeln, einer Anmeldepflicht für
Banner und Zaunfahnen, die Verbürokratisierung des Kartenkaufs oder
die Schaffung von Datenbanken für alle Stadionbesucher Kurven
unattraktiver zu machen und ihnen so den Nachwuchs abzugraben.
Und natürlich sind viele italienische Kurven heute für die Generation
der 10-15-jährigen beim ersten Stadionbesuch auch nicht mehr so
spannend wie sie das einmal waren.
Maroni ist mittlerweile Geschichte, aber die Maßnahmen wurden über
die Jahre nur weiter verschärft. Erst für diese Saison wurden mit einer
Ausweitung der Maximaldauer eines Stadionverbots auf 8 Jahre oder
Gruppen- Stadionverboten der Spielraum der Behörden weiter
erweitert. Kritisch sehe ich dabei den Aspekt, dass ein Großteil der
beschlossenen Maßnahmen sich auf diese Form der Fankultur bzw.
ganze Stadien bezieht, anstatt konkrete Straftaten nach den bereits
vorhandenen Maßgaben des Strafrechts zu verfolgen. Wie in anderen
Lebensbereichen auch rücken solcherart kollektiv der Repression
unterworfene Menschengruppen enger zusammen und entwickeln
Solidarität für Menschen und Handlungen aus ihrem eigenen Lager,
mit denen sie normalerweise eigentlich nichts gemein haben. Diese
Wagenburgmentalität verhindert also oft die viel beschworenen
„Selbstreinigungsprozesse“. Hinzu kommt, dass die gemäßigt
orientierten Fans oft genug dem Stadion ganz fernbleiben, weil die den
scheinbar zur Gewaltprävention erhobenen Maßnahmen natürlich alle
Stadionbesucher betreffen.
GD/BH: Welchen Stellenwert hat die Ausübung von Gewalt für die
italienische Ultra-Kultur? Welche Entwicklungen diesbezüglich
beobachten Sie?
KT: Körperliche Auseinandersetzungen waren schon immer ein
Bestandteil von Teilen der Fußball-Fankultur und gehörte so von
Beginn an auch zu den Grundprinzipien von Ultra. Selbstverständlich
waren Fußballkurven im Italien der „bleiernen Jahre“, in denen
politische Auseinandersetzungen im Land zu teils dutzenden Toten im
Jahr führten, keine pazifistischen Inseln innerhalb einer gewalttätigen
Gesellschaft. Waren es in den 80ern noch vom Medienrummel
weitgehend unbeachtete Schlägereien unter Fußballfans, sorgte die
Militarisierung der Stadien für die Weltmeisterschaft 1990 und
besonders das Aufkommen der Bezahlsender 1995 für eine
zunehmend zentrale Rolle der Konflikte mit der Staatsmacht.
Selbstverständlich wurden Uniformträger in einer Jugendbewegung,
die aus den „68ern“ hervor ging und in den 70ern und 80ern
geschmiedet wurde, nie als Freund und Helfer wahrgenommen. Neu
war, dass konsequentes Eskortieren von Auswärtsfans nun den
direkten Kontakt weitgehend verhinderte, so dass Konflikte mit der
Staatsmacht selbst immer mehr in den Vordergrund traten.
Abgesprochene Drittortauseinandersetzungen waren in Italien nie
mehrheitsfähig, mehr oder weniger zufällige Begegnungen auf
Bahnhöfen oder Autobahnraststätten werden von entsprechend
orientierten Teilen der Ultràs aber punktuell noch heute zur
körperlichen Auseinandersetzung genutzt.
Gemeinsam mit Generationswechsel, generellem Zuschauerschwund
und Restriktionen beim Auswärtsspielbesuch nahmen gewalttätige
Konflikte im Laufe der Jahre immer weiter ab. Was zunahm, war die
Zahl der medialen Kommunikationskanäle und deren Buhlen um
Aufmerksamkeit. Ähnlich wie im Rest Westeuropas wird die Anzahl
von körperlichen Auseinandersetzungen und deren Schwere statistisch
zwar geringer, dafür werden diese Episoden viel vehementer in die
öffentliche Aufmerksamkeit getragen, qualitativ wie quantitativ. Das
führt auch in Italien zur selben Inkongruenz, wie in Deutschland auch:
Stadionbesucher fühlen sich sicher, als gefährliche Orte werden diese
mehrheitlich von Menschen gesehen, die sich Fußballspiele im TV oder
gar nicht ansehen.
GD/BH: Wie groß schätzen Sie den Einfluss der italienischen Ultras
auf ihre Vereine ein (Freikarten für Ultra-Gruppen, MerchandiseArtikel der Gruppen als Geschäft, Trikot-Rückgabe in Genua, etc.)?
KT: Vorangestellt sei, dass es mangels eines Modells von
Mitgliederbeteiligung für Fußballfans in der Mehrheit überhaupt keine
strukturell-organisatorische Möglichkeit gibt, direkt auf die Geschicke
ihres Vereins Einfluss zu nehmen oder sich zumindest Gehör zu
verschaffen. Vor diesem Hintergrund verstärkt die typische
Eigentümerstruktur eines italienischen Fußballklubs die Tendenz der
aktiven Fans, die eigene Meinung auf andere Arten in den Diskurs
einzubringen. Gleiches gilt für den Präsidenten eines Fußballclubs, der
womöglich mit Freikarten versucht, einen drohenden Protest der
Heimkurve zu befrieden. Spätestens mit der Einführung der
namensgebundenen „Tessera del Tifoso“ für Dauerkarten ist die
Hochzeit dieser Art von Geschäften sicherlich vorbei.
Ansonsten muss man differenzieren. Während das Geschäftsmodell
der „Irriducibili“ von Lazio, denen in der Vergangenheit zeitweise die
Rechte am Logo gehörten, sicherlich äußerst kritisch zu bewerten war
(und auch von der Ultrà- Welt als „Irriducibili GmbH“ verspottet
wurde), gehört der Verkauf von selbst gefertigten Fanartikeln oder
einem Kurvenheftchen seit jeher zum Grundpfeiler der Gruppenkasse,
aus der Choreografien, Anwaltskosten oder Auswärtsfahrten finanziert
werden. Reich wird mit dieser Art von Merchandising sicherlich
niemand. Dies gilt eher für Menschen, die mit ihren Kontakten und
ihrer Stellung beispielsweise in die Türsteherszene oder private
Sicherheitsfirmen expandieren, was dann aber auch keinen „Einfluss
auf den Verein“ verspricht.
Dass Spieler nach einer Serie von schlechten Ergebnissen, sei es bei
Genoa, Parma oder Roma, auch mal unter die Kurve gebeten werden,
um sich den Frust der weitgereisten Fans anzuhören, ist sicher auch
keine italienische Besonderheit.
Ich würde bei so etwas auch nicht von „Einfluss“ sprechen: Die aktiven
Fans sehen sich auch in Italien als Bewahrer einer Tradition und
fordern für ihren 90minütigen Einsatz gern dasselbe auch von ihren
Spielern ein. Vereinzelt kommt es dazu, dass denen erklärt wird, sie
wären nicht würdig, das Trikot zu tragen. Abgesehen vom
symbolischen Gehalt solcher Szenen, sehe ich die praktische Relevanz
eher gering. Auch bei Genoa entscheidet der Trainer über die
Aufstellung und die Shirts kommen vom Ausrüster.
GD/BH: Inwieweit wird das Ultra-Manifest (AS Roma) in den Szene
noch als verbindlich betrachtet? Wie ist dieser Kodex genau
entstanden?
KT: Verbindlich sind solche Kommuniqués oder Manifeste maximal für
die Gruppe, die sie herausgibt. Es gab in der Geschichte eine ganze
Reihe solcher Versuche, sich landesweit einen Kodex zu geben.
Letztlich waren alle diese Versuche sowohl kurzlebig wie auch
Minderheitenprogramme, das heißt die Mehrzahl der Gruppen und
Fanlager hat sie ignoriert und auch die den Konsens tragenden Fans
haben diese Art Übereinkunft nie lange als verbindlich betrachtet.
Überhand hatte in Italien immer der wichtigere Grundkonsens der
Notwendigkeit der Auseinandersetzung. Während man beispielsweise
in Deutschland relativ früh verstanden hat, dass man bei allen
Differenzen eben auch eine gemeinsame „Bewegung“ ist und sich
dementsprechend vernetzt hat, stand in Italien immer die Logik der
Auseinandersetzung im Vordergrund. Wenn beispielsweise Inter im
Spiel, das auf den Versuch der Ächtung von Messern ein Spruchband
entrollt, auf dem „Wenn ihr einen fairen Kampf wollt, dann geht in die
Boxhalle“ steht, wird das gut illustriert. Daraus folgt auch, dass es nie
eine strukturelle, gar institutionalisierte, Form des Dialogs oder der
Vernetzung wenigstens weiter Teile der Fanszenen gab. Sicherlich gibt
es informelle Kontakte der Szenen untereinander, auch gemeinsame
Treffen wenigstens einiger Gruppen, die aber nie soweit gediehen
waren, dass es überhaupt eine Instanz gab, die eine Art Regelwerk
verbindlich herausgeben könnte. Gruppenintern funktioniert diese Art
Selbstregulierung deutlich besser.
GD/BH: Kommen wir nun zum übergreifenden Thema unseres
Sammelbandes, der Beeinflussung der Ultra-Kultur durch andere
Subkulturen und Bewegungen: Wie rezipieren Ultras in Italien denn
beispielsweise Elemente der Graffiti-Szene?
KT: Auch italienische Ultras erstellen Graffitis und Tags, Treffpunkte,
Stadtteile werden so auch gern als Territorium markiert. Ich gehe
davon aus, dass es auch personelle Überschneidungen der beiden
Szenen gibt, habe allerdings keine Hinweise darauf, dass diese
besonders häufig über die Personengleichheit hinausgehen.
Am ehesten ist dies zu erwarten in Städten, die eine eher
linksgerichtete Fanszene haben, so dass diese verstärkt
Ausdrucksmittel- und Inhalte verwendet, die auch in anderen
Lebensbereichen junger Menschen eine Rolle spielen.
In apolitisch bis rechtsgerichteten Kurven ist dies sicher seltener, weil
sich eine rechtsgerichtete Grafitti-Szene – trotz entsprechender
Bemühungen z.B. seitens „Casa Pound“ – nie so richtig entwickeln
wollte. Kurzum, vielerorts finden sich um den Gruppensitz und das
Stadion gruppen-, szene- und vereinsbezogene Graffitis, das Bild wird
aber dominiert von Sprüchen und Slogans, bei denen der künstlerische
Aspekt in den Hintergrund rückt.
GD/BH: Wie ist die Beziehung von Ultras und unterschiedlichen
Musik- Szenen (insbesondere Hip Hop)?
KT: Es gibt dutzende von Bands unterschiedlicher Stilrichtungen, die
aus der Ultraszene entstammen, zu dieser affin sind oder deren
Geschmack bedienen. Der Hip Hop mit seiner Darstellung von
Uniformträgern oder dem suggerierten Lifestyle oder Rechtsrockbands
bieten hier genügend auch inhaltliche Anknüpfungspunkte und werden
auch rezipiert. Dies gilt neben dem passiven Konsum solcher Musik
insbesondere auch für von Gruppen selbst organisierte Konzerte.
Insbesondere in und um Neapel mit seiner lebendigen Hip Hop-Szene
und seiner ausgeprägten Stadtteilkultur als verbindendes Element gibt
es hier immer wieder wechselseitige Beziehungen und verschiedene
Künstler nehmen Aspekte der Ultrakultur in Text, Musik und Video auf,
beziehungsweise richten sich direkt an die Ultraszene. Auch hier würde
ich aber davon ausgehen, dass Geschmack und Stil aus stadionfernen
Lebensbereichen sich beim Fußball gegebenenfalls abbilden bzw. es
hier gewisse Schnittmengen gibt.
Neben Ska aus der Skinheadszene spielen Rechtsrockbands in
mehrheitlich entsprechend orientierten Kurven durchaus eine Rolle.
Diese greifen Bezüge zur Ultrakultur und deren Ablehnung der
Ordnungskräfte oder Stadionchöre gern auf und werden dann auch
positiv rezipiert. Allerdings deutet ein „Kurvenhit“ wie das allfällige
„Frana la curva“ der linken Band „Erode“, der praktisch von allen
Szenen hochgehalten und auch von rechten Bands gern gecovert wird
auch wieder darauf hin, dass eher ultratypische Thematiken im
Vordergrund stehen.
Festzuhalten bleibt, dass es in Italien eine ganze Reihe von Interpreten
und Bands gibt, die ganz deutliche Schnittmengen zur Ultrabewegung
entwickelt haben. Sei es, weil sie dieser entstammen, sei es, dass sie
sich dieser andienen.
GD/BH: Welche Einflüsse auf und Bezüge zu andere(n) Jugend- und
Subkulturen existieren sonst?
KT: Prinzipiell gehe ich davon aus, dass sich in Kurven die
Lebenswirklichkeiten von Städten oder Regionen in ihrem historischen
Verlauf abbilden. Insofern hatte die außerparlamentarische Opposition
ihren Platz in den Ultrakurven der 70er Jahre ebenso wie
Jugendkulturen, die in einer Stadt eine Bedeutung haben oder hatten.
Das gilt für die Veroneser Skinheadszene ebenso wie für Turiner Mods
oder Mailänder „Paninari“. Wenn eine Stadt eine starke Jugendkultur
hat, finden sich deren Insignien auch in einer Kurve oder Gruppe.
Vereinzelt kam es dabei zeitweise zu dem Phänomen, dass sich
Gruppen auch unter eindeutigem Bezug auf solche Subkulturen
bildeten; die Mailänder „Skins“ von Inter seien hier nur als Beispiel
genannt.
Grundsätzlich kann man aber, glaube ich, festhalten, dass sich in wohl
keiner italienischen Kurve eine Uniformität oder Monokultur
entwickelt hat. Es gab sicherlich Gruppen, die geschlossen
beispielsweise in Bomberjacken oder den so genannten „Eskimos“
auftraten, eine komplett Northface-ausgestattete Kurve wäre mir aber
unbekannt. Insofern wüsste ich nicht einmal einen ultratypischen
Bekleidungsstil zu umreißen, der nicht kurven- oder gruppenspezifisch
wäre.
Neben ganz deutlichen Einflüssen aus der britischen Casual-Mode
kleiden sich italienische Ultras äußerst verschieden ein, die wenigen
Schnittmengen wie Kapuzenpullis, Sportschuhe oder Schals haben sich
aus
praktischen
Erwägungen
(Vermummung,
Atemschutz)
durchgesetzt. Die gruppeneigenen Shirts oder Jacken werden aber
gern mit Dolce & Gabbana oder Ray Ban komplettiert. Daneben finden
sich szenetypische Modelabels, die der Ultrakultur entstammen aber
eben auch nur deren Grundkonsens abbilden: Polos, T-Shirts, Hoodies,
Caps und Schals.
GD/BH: Wie schätzen Sie die Hintergründe der Einflüsse von Szenen
aufeinander ein? Entstehen diese gegenseitigen Beeinflussungen mit
anderen Szenen eher zufällig und als Einzelfälle? Ergeben sie sich
vielleicht zwangsläufig über geteilte Lebenswelten und gemeinsame
gesellschaftliche Räume? Werden sie evtl. sogar gezielt von Ultras
angestrebt, um die eigene Kultur zu erweitern und auszugestalten?
KT: Einiges lässt sich schon aus den vorherigen Antworten entnehmen.
Gezielt angestrebt kann man, denke ich, ausschließen, von solchen
Bestrebungen wüsste ich nichts. Auch wenn dieser Aspekt im Laufe der
Jahre und im Zuge der Entwicklung zu einer eigenständigen Subkultur
teilweise verloren ging, darf man den Aspekt der Freundschaft nicht
außer acht lassen: italienische Ultragruppen sind häufig aus
jahrelanger Freundschaft entstandene und konsolidierte Realitäten.
Selbstverständlich können Exponenten einer vorhandenen Subkultur
sich über eine gemeinsame Begeisterung für den Fußball dazu
entschließen, auch im Stadion aufzutreten. Dies geschah in der linken
metropolitanen Hausbesetzerszene genauso wie bei den „Skins“ von
Inter Mailand oder bei „Blood & Honour Varese“.
Besonders in vielen kleineren Realitäten ist aber der Aspekt nicht zu
vernachlässigen, dass hier oft genug „Ultra“ die einzige zahlenmäßig
nennenswerte Subkultur ist und die Stadionkurve der einzige
öffentliche Raum für relativ freie jugendliche Aggregation – oft genug
wohnt ja die U-30-Generation noch bei ihren Eltern. Insofern neige ich
der Theorie der „gemeinsamen Lebensräume“ zu: In einer Stadt
vorhandene Jugendkulturen werden in den Kurven abgebildet, führen
aber aufgrund der ikonischen Stärke dieser historisch
mitgliederstärksten und lang andauerndsten aller Subkulturen aber
höchstens zur umgekehrten Befruchtung und Ultraschlachtrufe
ertönen bei entsprechenden Konzerten, nicht Liedzeilen in der Kurve.
GD/BH: Wie nehmen italienische Ultras die deutschen Szenen wahr?
KT: Bis vor wenigen Jahren hätte ich „gar nicht“ geantwortet. Der
wachsende Erfolg deutscher Mannschaften in Europacupspielen, der
visuelle Eindruck deutscher Kurven aber auch die teils lange
bestehenden Fanfreundschaften sorgen hier aber punktuell für
verstärkte Neugier. Besonders ältere Ultras, die noch eigene
Erfahrungen in den 80er Jahren gemacht haben, fühlen sich in einem
deutschen Stadion gern daran erinnert. Auch ist die Dortmunder
„Gelbe Wand“ sicher den meisten italienischen Fußballfans ein Begriff.
Generell ist es aber so, dass man deutlich weniger auf das Ausland
schaut, als beispielsweise deutsche oder österreichische Szenen.
Bedeutsam für italienische Gruppen ist der Lokalrivale oder
Derbygegner, bis auf wenige Ausnahmen werden inneritalienische
Konflikte und Begeisterungen gelebt. Während viele europäische
Ultras Italien, dessen Gesänge und Stilmittel ganz genau verfolgen und
als Inspiration nutzen, passiert das in umgekehrter Richtung weit
seltener. Man versteht „Ultra“ als ureigene Erfindung, als proprietären
Lebensstil, nicht als Mode. Insofern entlehnte beispielsweise Hellas
Verona Balkenschals oder Gesänge von ihren britschen Freunden der
„Chelsea Headhunters“ oder alle italienischen Gruppen die
südamerikanischen Bengaloaktionen; sicher wird auch ab und zu
einmal ein europäischer oder südamerikanischer „Hit“ aufgenommen,
umgetextet und gesungen. Aber generell schaut man weniger ins
Ausland als auf italienische Szenen.
GD/BH: Wie nehmen Sie den Einfluss italienischer Ultras heutzutage
auf andere Länder wahr? Ist Italien immer noch das gelobte Land?
KT: Italien ist weiterhin das „Mutterland der Bewegung“ und steht
sicherlich im Fokus des Interesses bei der Mehrzahl derjenigen, die sich
mit dieser Subkultur identifizieren. Gruppenfreundschaften- und
Auflösungen, Prozesse, Gesetzesänderungen oder andere Details
werden von den Opinion Leaders aufmerksam verfolgt und verbreitet.
Allein die Tatsache, dass es Ultra in Italien seit fast fünf Jahrzehnten
gibt und sich in den Kurven teils auch über 60jährige in
verantwortlicher Position finden, sorgt in den deutlich jüngeren
deutschsprachigen Gruppen immer für eine ganz eigene Ehrfurcht.
Anekdoten, Stilmittel oder spektakuläre Ereignisse werden breit und
fundiert diskutiert. Allerdings sorgen überbordende Repression und
der auch aus anderen Gründen entstehende numerische Niedergang
der Ultrakultur in Italien dafür, dass Italien sicher nicht mehr als das
„gelobte Land“ wahrgenommen wird. Viel häufiger gilt es als
abschreckendes Beispiel, als praktische Umsetzung der Ideen auch
deutscher Innenminister und Polizeigewerkschaftler und mithin als
das, was auch in heimischen Stadien ganz konkret drohen könnte bzw.
teilweise ja auch schon umgesetzt wird. Umso größer ist natürlich die
Verehrung italienischer Gruppen, die gerade trotz der widrigen
Umstände ihre Idee von Support weiter auszuleben versuchen. Die
historisch gewachsene Strahlkraft der italienischen Ultras lebt
jedenfalls weiter.
GD/BH: „Quo vadis“ italienische Fankultur? Wird Italien für deutsche
Hopper wieder interessanter?
KT: Italien ist für deutsche Hopper immer interessant geblieben und
nach dem absoluten Totpunkt rund um das Jahr 2010 ist insbesondere
im Süden teils wieder mehr Fankultur zu beobachten. Wir sind
natürlich weit davon entfernt, die Zehntausende starken
Auswärtsfahrten, überfüllte Kurven, spontane Spruchbänder oder gar
Pyroaktionen wieder zu sehen, aber es war schon grauer und stiller.
Es ist aber in jedem Fall zu früh, die Quo-Vadis-Frage zu beantworten,
das wird davon abhängen, wohin sich der italienische Fußballbetrieb
insgesamt entwickelt.
In einem von kompetenten Menschen regierten Fußball mit
transparenten Strukturen und Entscheidungswegen, in dem auch die
diese Saison zwangsweise Einführung der Figur des Fanbetreuers eine
echte Daseinsberechtigung erhält, wird auch Platz sein für eine
lebendige und kritische Fankultur. Die weitgehende Dialogunfähigkeit
beider Seiten, die Überhöhung des „englischen Modells“ seitens der
Verantwortlichen der Liga und rein repressive Polizeitaktiken geben
mir im Moment wenig Anlass, diese Hoffnung mit Fakten zu
unterfüttern.
GD/BH: Vielen Dank!
Fußballturnier im Soccerpark Wülfel gegen Hamburg
Samstagmorgen, Sonnenschein
und auf dem Programm stand ein
kleines
Fußballturnier
des
Fanprojekt Hannover mit den
Gästen aus Hamburg, ehe es ins
geliebte Niedersachsenstadion
ging, um unsere Roten zu
unterstützen.
Um
11:30
versammelte
sich
das
verschlafene Team vom
Fanprojekt Hannover vor
dem Soccerpark, um noch
etwas über den gestrigen
Abend zu philosophieren
und um die Ergebnisse
vom
bevorstehenden
Turnier und vom Spiel der
"Profis"
zu
prognostizieren. Schnell
war man sich einig, dass
es wohl nix wird mit dem ersten Heimsieg in 2016 gegen den Nachbarn
aus Hamburg. Dennoch ließ man sich an diesem herrlichen Morgen
nicht die Stimmung vermiesen und der ein oder andere erfreute sich
noch an dem schönen Wetter ehe der Bus der Hamburger eintraf. Die
,gut 50 Mann, starke Horde zog gelassen aus dem Bus und man
wechselte einige Worte mit den Ankömmlingen. Dann ging es also in
die Umkleidekabinen und wir streiften uns voller Leidenschaft die
Jerseys über und zogen auf den, von Sonne getankten, Platz, um uns
die Müdigkeit aus den Füßen zu treten. Aufgrund einer Verletzung
konnte ich meine Mannschaft leider nicht unterstützten, doch ich war
mir sicher , sie würden auch ohne mich als Sieger den Platz verlassen.
Die Gruppe aus Hamburg teilte sich in drei gleich große Teams auf und
so konnten wir im
System "Jeder gegen
Jeden " eine Stunde
lang kicken, um uns
auf
das
bevorstehende
Fanfinale in Berlin
vorzubereiten.
Am
Ende
gingen
wir
souverän als Sieger
aus
diesem
gut
organisierten Turnier
(Nun ist ein Dankeschön an Manuel Schröder angebracht) hervor.
Nach dem Turnier verabschiedeten wir uns von unseren Gästen vom
HSV und steuerten die Stadt an, um dort einen Supermarkt
aufzusuchen. Nachdem sich die Gruppe mit Getränken verpflegt hatte,
machten wir uns geschlossen auf den Weg ins Niedersachsenstadion.
Unsere morgendliche Prognose wurde dort unterstrichen durch eine
desolate 0:3 Niederlage. Der Abstieg ist mittlerweile wohl jedem klar
geworden, doch an unsere Leistung aus dem Turnier werden wir
anknüpfen und wir werden weitertrainieren , um unsere Stadt und
unseren Verein beim Fanfinale würdig zu repräsentieren.
Ole Schlüchtermann
Rückblick Marathon Hannover
Beim diesjährigen Hannover Marathon
sollte das Fanprojekt Hannover mit
einigen
96-Fans
teilnehmen.
Der
Marathon hat eine nun über 26-jährige
Tradition innerhalb der städtischen
Kulturlandschaft. Dieses Jahr wollten
auch wir uns mit den 96-Fans
präsentieren.
Nach einigen intensiven Gesprächen mit
sportlichen Mitgliedern der Fanszene
kristallisierte sich heraus, dass wir zwei
Staffeln anmelden werden. Leider gab es
zwei kurzfristige Absagen, die jedoch
durch noch kurzfristigere Zusagen
egalisiert werden sollten, schlussendlich
traten wir mit neun Läufern in zwei
Staffeln an, wobei ein Staffelabschnitt
zwischen 4,7 und 9,7 Kilometer lang war.
Morgens um 8:15 trafen wir uns
gegenüber dem Neuen Rathaus, um mit
allen
Läufern
die
endgültige
Staffeleinteilung abzusprechen. Team FP
Hannover I sollte mit 4 Läufern starten,
wobei Manuel und Leon je zwei
Staffelabschnitte absolvieren mussten
bzw. wollten. Manuel lief 4,7 und 5,7
Kilometer, Leon lief sogar 7,6 und 6,7
Km. FP Hannover II lief mit 5 Läufern die
sechs Staffelabschnitte.
Während FP II in 3:19:06 den insgesamt 44. Platz (von 534 Staffeln)
belegte und damit wirklich ein gutes Ergebnis ablieferte, benötigte die
erste Staffel ein wenig länger und lief nach 03:51:54 ins Ziel ein (Platz
246).
An der Strecke feuerten uns – laut
Veranstalter – 200.00 Menschen an
und viele Kinder hielten ihre Hände
zum Abklatschen hin, als wenn wir die
größten Stars wären. Dies zeigt, dass
der Marathon auch von vielen
Menschen in der Stadt angenommen
wird.
Eine wirklich schöne, wenn auch sehr
kommerzielle, Veranstaltung, die von
uns und den 96-Fans sicherlich im
nächsten Jahr wieder belaufen wird.
Interessierte können sich gerne schon
mal bei uns melden, der Veranstalter
hat die Anmeldelisten schon für nächstes Jahr freigegeben! ;-)
Und sonst so?
Wie schaut es bei den anderen 96-Teams aus?
U19:
Die U19 spielt eine sehr konstante Saison und steht in der Tabelle auf
einem ordentlichen sechsten Tabellenplatz. Nach oben geht nicht
mehr viel, nach unten muss man aber auch keine bangen Blicke
werfen. Herausragend, dass die Truppe von Daniel Stendel ins
Pokalfinale eingezogen ist. Vielleicht gibt es ja diese Saison doch noch
was zu feiern…
Dieser Mannschaft entspringen auch Spieler wie Niklas Feierabend,
Waldemar Anton oder Noah-Joel Sarenren-Bazee (oder Sebastian
Ernst, den man ja nicht mehr wollte).
U23:
Was genau der Trainerwechsel von Sören Osterland zu Michael Krüger
jetzt gebracht haben soll, erschließt sich nicht so ganz – war ja aber
auch eine Idee von Herrn Dufner. Ein eher durchwachsener elfter Platz
in der Regionalliga. Und erst nach zehn Punkten in den letzten vier
Spielen kann man sich etwas entspannen. Ganz gebannt ist die
Abstiegsgefahr aber noch nicht. Eine junge Truppe mit Potential. Der
Coach konnte dieses bei einigen Spielern aber bisher nicht
herauskitzeln. Schade!
Damen:
Aktuell liegt die erste Mannschaft ohne Punktspielniederlage und
einem Torverhältnis von 81:10 auf dem ersten Tabellenplatz der
Bezirksliga Staffel 1. Spannend: am vorletzten Spieltag geht’s gegen
Wunstorf (3. Platz, 5 Punkte zurück) und am letzten Spieltag gegen
Mühlenfeld/Wacker (2. Platz, Punktgleich, ein Spiel mehr). Das wird
noch richtig spannend! Der Schnitt von 5,4 geschossenen Toren pro
Spiel spricht für attraktiven Fußball und ist auch auf Toptorjägerin
Michelle Ferrari zurückzuführen – 31 Saisontore bisher.
Die 2. Mannschaft ist toller Dritter in der Kreisliga.
Die nächsten Spieltermine
Profis
Sa., 23.04., 15.30h FC Ingolstadt - Hannover 96
Sa., 30.04., 15.30h Hannover 96 - FC Schalke 04
Sa., 07.05., 15.30
Hannover 96 - TSG Hoffenheim
So., 01.05., 15.00h
Mi., 04.05., 18.45h
So., 08.05., 17.00h
Amateure
VfV Hildesheim - Hannover 96
Hannover 96 - BV Cloppenburg
TSV Havelse - Hannover 96
U 19
Di., 19.04., 17.00h Hannover 96 - Hertha BSC Berlin
So., 23.04., 13.00h Hannover 96 - Hamburger SV
Sa., 30.04., 13.00h Hannover 96 - RB Leipzig
Frauen
So., 03.04., 12.45h Hannover 96 - SG Lindhorst/B./S.
So., 10.04., 15.00h Hannover 96 - TSV Havelse II
So., 17.04., 15.00h Hannover 96 - SG Hoyerhagen/E./D.
Fanprojekt Hannover, Herrenstr. 11, 30159 Hannover, Tel.:0511-442296,
www.fanprojekt-hannover.de, [email protected]