auf VUE/Berlin

Transcription

auf VUE/Berlin
NR. 11
HERBS T/ W INTER 2016/2017
SELVEDGE RUN
Mehr al s Denim
WOW
Designer und
ihre Hunde
BE R L IN
DA S
M AGA ZIN
ZUR
FA SHION STATEMENT
Sadak und die
Flüchtlinge
FA SHION
W EEK
THE CONFERENCE ON
THE FUTURE OF FASHION
JUNE 29
KÜHLHAUS BERLIN 4TH & 5TH FLOOR
www.fashiontech.berlin
FOTO Matthew Coleman, matthew-coleman.com PRODUKTION & STYLING Elisa Gianna Gerlach, elisagerlach.de HAARE & MAKE-UP Latisha Nicholson, blossommanagement.de, mit Produkten von CHANEL und AVEDA MODE-ASSISTENZ Alexandra Kutek, Sophia Steube FOTO-ASSISTENZ Tiffany Alwis
MODELS Lorina H. @ mcfitmodels.com, Marvin Schirlo @ indeedmodels.com LORINA Outfit TALBOT RUNHOF MARVIN Outfit ESTHER PERBANDT
X XVXUE
XXX
NO.11
XX
INHALT
05
34
NEWS & TIPPS
MANUFAKTUR
Die wichtigsten Veranstaltungen
zur Fashion Week
Heiße Jeans aus Wien –
gefertigt nach Maß
10
VERKEIMT
Bakterien, die schön machen –
Prof. Lang klärt auf
22
AUFGEWACHT
20
38
BESTER FREUND
Wie ähnlich sehen sich
Mensch und Hund?
BEAUTY
12
Diese Naturprodukte
konservieren die Haut
ROCK-CAFÉ
Knielang ist das neue cool
40
14
ZIGGY STARDUST
SHOEPASSION
David Bowie ist der
Trendsetter der Saison
Ein Berliner Start-up
erobert den Schuhmarkt
30
SADAK
Ein Serbe setzt mit seiner
Mode Zeichen
16
SELVEDGE RUN
Handwerk steht bei der
Modemesse im Fokus
32
REIZEND
Von dieser Wäsche fühlt
man sich angezogen
42
PERLEN & TASCHEN
Zwei Klassiker
harmonisch vereint
IMPRESSUM
VUE/Berlin ist ein Produkt der Berliner Verlag GmbH, www.vueberlin.de GENERAL MANAGERS Michael Braun, Jens Kauerauf ADVERTISING DIRECTOR Andree Fritsche ADDRESS Postfach 02 12 84
10124 Berlin ADVERTISEMENT­Tel. +49 30 23 27–55 18, [email protected] PRODUCTION Raufeld Medien GmbH, Tel. +49 30 69 56 65–0, [email protected], www.raufeld.de
EDITOR-IN-CHIEF Wolfgang Altmann OBJECT MANAGER Katrin Schreiber MANAGING EDITORS Arne Gniech, Marcus Jürgens FASHION & BEAUTY EDITOR Elisa Gianna Gerlach
ART DIRECTION Anna Trautmann, Lotte Buchholz LAYOUT Nastasja Schäfer PRINT Druckhaus Schöneweide GmbH, Ballinstraße 15, 12359 Berlin
3
EDITORI A L
MODE MIT MORAL
Immer mehr Käufer suchen nach Mode, die
quali­tativ hochwertig, gut verarbeitet und mora­
lisch vertretbar ist. Ökostoffe – ja. Aber nicht
zwingend. Viel wichtiger ist vielen die Gewissheit,
dass die Menschen, die das Kleidungs­stück herstellen, anständig bezahlt werden. Dies versprechen regionale Manufakturen. Sie vermitteln
zumindest das Gefühl, dass man dort jederzeit
nach dem Rechten sehen kann. Das haben wir
getan und in Wien das Atelier der Gebrüder Stitch
besucht. Die maßgefertigten Jeans, die sie dort
mit Bio-Waschverfahren herstellen, sehen nicht
nur gut aus. Sie sind auch umweltverträglicher
als konventionell produzierte Massenjeans.
Die Modemesse Selvedge Run bietet eine Platt­
form für genau solche Denim-Labels. Aber nicht
nur, verraten uns die Messemacher Maria Klähn
und Shane Brandenburg im Interview. Neu mit
dabei ist zum Beispiel auch Shoepassion, eine­
Berliner Marke, die ihre rahmengenähten Leder­
schuhe in Spanien und Italien produzieren lässt.
Diese laufen nicht nur online gut, sondern auch in
den eigenen Shops, was zeigt, dass Fast Fashion
für viele keine Option mehr ist. Dass man mit
Mode auch eine Haltung transportieren kann,
beweist das Berliner Label Sadak. Mit seiner von
der Flüchtlingswelle inspirierten Kollektion tritt
Designer Saša Kovačevic für kulturelle Vielfalt ein.
Gerade jetzt, in Zeiten zunehmender Intoleranz,
ist das ein wichtiges Signal.
Viel Spaß beim Lesen unserer neuen VUE/Berlin
wünscht Ihnen
IHR
WOLFGANG ALTMANN
Chefredakteur
NE W S & TIPP S
MESSE NEWS
Die wichtigsten Veranstaltungen und
Termine rund um die Berliner Modewoche
['P :PI]
Foto: Stefan Kraul für DER BERLINER MODE SALON
Die Premium wäre nicht die Premium, wenn
sie nicht den neuesten Trend aufgreifen
­würde. Diesmal richtet Messechefin Anita
Tillmann ihr Augenmerk auf Südkorea
und seine frisch erblühte Popkultur. Vorreiter
ist Rapper Psy, der vor ein paar Jahren
mit seinem „Gangnam Style“ die ganze Welt
überrollte. Ähnlich bunt und schrill sind
auch die Kollektionen der südkoreanischen
Designer. Diese stellen jetzt im neuen ['P :PI]
Studio aus. Der Begriff ist übrigens dem
südkoreanischen It-Wort ['F :PI] entlehnt,
das so viel heißt wie „Fashion People“. Die
Premium macht allerdings ['P :PI] daraus,
also „­Premium People“. Neben den rund
1 000 Brands, die es sonst noch auf der
­Messe zu sehen gibt, findet im Kühlhaus
auch wieder die #Fashion­tech-Konferenz
statt. Wegen der großen Nachfrage wurde die
Veranstaltungsfläche verdoppelt.
IM MODEPALAIS
Es ist kein Frevel, das Kronprinzenpalais als Modepalais zu bezeichnen –
zumindest nicht während der Fashion Week. Denn dort finden an vier
Tagen die interessantesten Modeevents statt. Den Anfang macht am
Montag die Konferenz Mode & Stil des ZEITmagazins. Zum siebten Mal
diskutieren Branchenkenner über aktuelle Modephänomene, diesmal
geht es um den Umbruch in der Textilbranche. Ab Dienstag ist Der
­Berliner Mode Salon zu Gast – mit Defilees und Präsentationen von über
40 deutschen Designern. Highlight ist am Mittwoch die Gruppenpräsen­
tation, die einen gelungenen Schaffensquerschnitt deutscher Mode
zeigt. Darunter Hochkaräter wie Escada, Talbot Runhof und Dorothee
Schumacher sowie ganz junge Labels wie Unützer, Brachmann und
22/4 Hommes Femmes. Den Auftakt für geladene Gäste macht um
13 Uhr VOGUE-Chefredakteurin Christiane Arp mit ihrem VOGUE Salon.
Neu mit dabei sind die Hoffnungsträger Annelie Schubert und William
Fan. Ab 14 Uhr können auch Besucher der Gruppenausstellung die
neuen Talente bestaunen.
PREMIUM (FÜR FACHBESUCHER)
Station Berlin, Luckenwalder Straße 4–6
­Kreuzberg
Di 28.6. + Mi 29.6., 10–19 Uhr & Do 30.6., 10–17 Uhr
www.premiumexhibitions.com
Foto
DER BERLINER MODE SALON (FÜR FACHBESUCHER)
Di 28.6. – Do 30.6.
Kronprinzenpalais, Unter den Linden 3, Mitte
www.derberlinermodesalon.com
KONFERENZ MODE & STIL (MIT EINLADUNG)
Mo 27.6., 13 Uhr
VOGUE SALON (MIT EINLADUNG)
Mi 29.6., 13 Uhr
Besuch
aus Südkorea
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NE W S & TIPP S
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AB AUFS EIS
Die Kollektionen für Frühjahr/Sommer 2017 werden
diesmal im Erika-Heß-Eisstadion gezeigt. Zum zweiten
Mal überlässt die Mercedes-Benz Fashion Week Fußballfans das Brandenburger Tor für Public Viewing. Unver­
ändert: der me Collectors Room in der Auguststraße,
wo junge Designerlabels wie Steinrohner und Thomas
Hanisch ihre Mode präsentieren. Neu mit dabei ist das
New Yorker Unternehmen Made, das kreative Visionäre
aus den Bereichen Mode, Kunst und Kultur unterstützt.
Die Gäste dürfen sich auch auf ­Alber ­Elbaz freuen:
Der Stardesigner ist neuer Schirmherr des „­Designer
for Tomorrow“-Awards. EGG
Diesmal
wieder im
Weddinger
Eisstadion
MERCEDES-BENZ FASHION WEEK BERLIN
(MIT EINLADUNG)
Erika-Heß-Eisstadion (EHE), Müllerstraße 185,
Wedding & Auguststraße 68, Mitte
Di 28.6. – Fr 1.7.
www.fashionweek-berlin.mercedes-benz.de
Foto: Renato Silva
Trotz seines Jurorenjobs bei „Germany’s Next
Topmodel“ fand der Designer Zeit, neue Kleider zu
entwerfen. Es ist seine zweite mit Spannung erwartete Haute-Couture-Kollektion und gleichzeitig
die Kollektion zu seinem zehnjährigen Jubiläum,
weshalb er sie in einem besonders feier­lichen
Rahmen präsentiert: in der Französischen Fried­
rich­stadtkirche am Gendarmenmarkt. Anschlie­
ßend wird auf dem Dach des House of Weekend
in gewohnter StyleNite-Manier weitergefeiert.
MICHALSKY STYLENITE (MIT EINLADUNG)
Französische Friedrichstadtkirche,
Gendarmenmarkt, Mitte
Fr 1.7., 20 Uhr
www.michalsky.com
Eine Modenschau steht
der Würde des
Hauses nicht
im Weg
Foto: Besondere Orte
SUCHEN & FINDEN
6
Unter den 280 sorgsam ausgewählten Brands,
hauptsächlich aus dem Menswear-Bereich, gibt
es wieder interessante Neuankömmlinge zu entdecken: das Schuhlabel Barleycorn aus Italien,
Rivieras aus Frankreich, Grenfell aus UK und
W’lfg’ng aus Polling. Ein weiteres Highlight ist
der Sneaker­spot, ein Treffpunkt für Turnschuhfreaks aus aller Welt. Was als Internetplattform
begann, findet jetzt seinen Weg in die Wirklichkeit. Auf 500 Quadratmetern zeigen und verkaufen Sneakerfans ihre Limited Editions. Leute,
die nicht live mit dabei sein können, haben die
Möglichkeit, per Smartphone mitzubieten. SEEK (FÜR FACHBESUCHER)
Arena Berlin, Eichenstraße 4, Treptow
Di 28.6. + Mi 29.6., 10–19 Uhr & Do 30.6., 10–17 Uhr
www.seekexhibitions.com
NE W S & TIPP S
Kein neuer Club,
sondern die Location
der Bright
SKATE &
MORE
Die Bright, Heimat für Street- und Skaterbrands wie Electric, DC, Makia, Hype und
Huf, wartet diesmal mit besonders vielen
Sideevents auf: Solebox-Gründer Hikmet
Sugoer veranstaltet einen Sneaker-Collec­
tors-Markt. Eine Fotoausstellung zeigt
inter­nationale Schwergewichte wie Boogie,
­Estevan ­Oriol und ­Letizia B
­ attaglia. Und
aus Paris kommt eigens Thomas B
­ usuttil
eingeflogen, um sein neues Yearbook vorzustellen. Und auch an Partys mangelt es
nicht: Den Anfang macht, wie immer, die
Bright mit ihrem traditionellen OpeningEvent, gefolgt von einem Skate-Contest
in Kooperation mit Volcom. Der krönende
Abschluss ist die Closing-Party, ausgetragen von Obey.
Foto: 20zollmedia
BRIGHT (FÜR FACHBESUCHER)
Arena Berlin, Am Flutgraben 3, Treptow
Di 28.6. + Mi 29.6., 10–19 Uhr &
Do 21.1., 10–17 Uhr
www.brighttradeshow.com
DISCOVER THE
Fotodesign: Julia Schuchert
Modedesign: Julia Trimm
Projekt: OBOM
NEW COLLECTIONS
BEST-Sabel Designschule
Fotodesign, Modedesign,
Grafik Print/Web u.v.m.
Ausbildungsstart September 2016
BRILLEN IN BERLIN® GMBH
BÖTZOWSTR. 27 · 10407 BERLIN
030 - 49 780 321
www.eyewear.berlin
7
NE W S & TIPP S
MÄNNERMODE
Foto: Panorama Berlin
Erstmals präsentiert die Panorama ­Berlin
eine Halle nur mit Männermode. Unter dem
Motto MA!N zeigen mehr als 60 Brands
auf 6 000 Quadratmetern ihre Visionen für
den ­Modesommer 2017. Neben Kleidung
und einer kleinen Auswahl an Schuhen und
Accessoires­werden dort auch komplemen­
täre Lifestyle­produkte präsentiert sowie
­technische G
­ adgets und Freizeitartikel, die
Lust auf Stöbern machen. Zudem eröffnet
Messechef Jörg W
­ ichmann eine weitere Halle
für Schuhe und Accessoires mit insgesamt
6 000 Quadratmetern.
PANORAMA BERLIN (FÜR FACHBESUCHER)
Berlin Expo-Center City
Jafféstraße (Eingang Süd), Charlottenburg
Di 28.6. – Do 30.6., 9–18 Uhr
www.panorama-berlin.com
Die Ausstellungsfläche Nova zeigt alles außer Fashion
Auf Wunsch vieler Besucher hat die Show &
­Order ihren Accessoire-Bereich weiter ausgebaut. Auf der Shoe Gallery, die gemeinsam
mit dem Branchenspezialist Thomas Aichinger
entwickelt wurde, werden nicht nur Schuhe,
sondern auch Taschen, Schmuck, Kosmetik,
Interieur und Kunstbücher auf rund 4 000 Qua­
dratmetern präsentiert. Wie in der letzten Saison
startet der Messebetrieb bereits am Montag
vor der Fashion Week. Am Dienstag öffnet die
Show & Order erstmals ihre Tore für alle. Von
19 bis 23 Uhr können Interessierte nicht nur
hinter die Kulissen einer Modemesse blicken,
sondern auch nach Herzenslust shoppen.
Grüne Mode in
kräftigem Orange
LA MODE VERTE
Sexy Öko-Dessous? Die gibt es wirklich. Zum Beispiel von A
­ ikyou
und Heartcouture, die es beide im Green Showroom zu ent­
decken gilt. Alte Bekannte wie die Labels Lanius, Studio Elsien
Gringhuis oder Inti Ferreira sind ebenso mit von der Partie
wie die berühmt-berüchtigte Salonshow, erstmals inszeniert
vom französischen Designer und Regisseur Eymeric François.
Sein Motto: Textil und Textur. Ein Highlight der zehnten Ethical
­Fashion Show ist die Modenschau Ethical Fashion on Stage.
Ina Budde, die Gewinnerin des im letzten Jahr vergebenen
„­Lavera Green Fashion Awards“ ist mit dabei. Der Lavera Showfloor als eigenes Veranstaltungsformat fällt diesmal aus. Für
Fans gibt es eine Lavera-Lounge auf dem Messegelände. EGG
SHOW & ORDER (FÜR FACHBESUCHER)
Heizkraftwerk, Köpenicker Straße 70, Mitte
Mo 27.6., 10–19 Uhr & Di 28.6., 10–19 Uhr &
Mi 30.6., 10–18 Uhr
www.showandorder.de
GREEN SHOWROOM / ETHICAL FASHION SHOW BERLIN
(FÜR FACHBESUCHER)
Postbahnhof, Straße der Pariser Kommune 8, Friedrichshain
Di 28.6. + Mi 29.6., 9–18 Uhr & Do 30.6., 9–17 Uhr
www.greenshowroom.com
www.ethicalfashionshowberlin.com
8
Foto: Wüstenhagen/Show&Order
Foto: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin
TAG DER
OFFENEN TÜR
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10 AM TO 8 PM
INTERV IE W
SCHÖN DURCH KEIME
PROF. CHRISTINE LANG über gute und schlechte Bakterien
auf der Haut und ihre neue Pflegeserie IBIOTICS
Frau Professor Lang, sind die Milch­
säurebakterien, die Sie in Ihrer Pflege­
serie verwenden, die gleichen wie im
Joghurt?
Es sind die gleichen, aber nicht d
­ ieselben.
Denn nur bestimmte S
­ tämme – man
sagt auch Kulturen – h
­ aben d
­ iese g
­ uten
Eigenschaften. ­Manche Milchsäure­
bakterien wirken sich zwar auf den Darm
positiv aus, zeigen aber auf der Haut
keine Wirkung. Es hat ein paar Jahre
gedauert, bis wir unseren Lactobacillus­Stamm gefunden haben.
Und wie?
Unser Unternehmen verfügt über eine
Milchsäurebakteriensammlung, die bis in
die 1920er-Jahre zurückreicht. Mehr als
1 000 Stämme lagern bei minus 80 Grad
in unserem Gefrierschrank. Darin fanden
wir im Screening einen Stamm, der unse­
rer Haut hilft, jung und gesund zu bleiben.
Wie genau?
Wir wussten, dass sich im Darm viele
Bak­terien befinden. Gibt man gute hinzu,
führt das zum Gleichgewicht. Ganz ähnlich
verhält sich das mit der Haut. Nach jedem
Duschen wäscht man die oberste Schicht
ab. Dabei beseitigt man nicht nur den
Schmutz, sondern auch gute Bakterien,
mit Wasser zu waschen, wäre für die
meisten keine Alternative. An genau
diesem Punkt knüpfen wir mit unserer
Pflegeserie an.
Die gebürtige Bochumerin (58) brachte
im Frühjahr 2016 Ibiotics – ein probio­tisches
Serum, eine Gesichtscreme und eine
­Körperlotion – auf den Markt
die sich im Schutzfilm befinden. Wir stellten fest, dass dieses Milchsäurebakterium,
das wir gefunden hatten, schlechte Keime
verdrängt und die guten dabei unterstützt,
den natürlichen pH-Wert wiederherzustellen. Die Haut speichert dadurch Wasser
besser und bleibt länger jung.
Dann ist es also gar nicht so sinnvoll, ­
zu oft zu duschen?
Vor allem die Verwendung von zu viel Seife
ist nicht so gut. Denn nach dem Duschen
trocknet die Haut aus und braucht etwa
sechs Stunden, bis sie sich wieder re­ge­ne­
riert. Das sind sechs Stunden ohne Schutz.
DIE VERWENDUNG
VON ZU VIEL SEIFE IST
NICHT SO GUT
In dieser Zeit können schlechte Keime
die Haut angreifen?
Ja. An Krankheitssymptomen hat
man zum Beispiel festgestellt, dass
­schlechte Keime ein Enzym bilden,
das Collagen abbaut. Und dies kann
letztlich zu Entzündungen führen. Nicht
umsonst nehmen heute Hautkrank­
heiten wie Neurodermitis und Kontakt­
allergien immer mehr zu. Sich aber nur
10
Probiotische Kosmetik boomt gerade.
Was unterscheidet Ihr Produkt von dem
der anderen?
Der Unterschied ist, dass wir keine
­lebenden Mikroben verwenden, sondern
den Extrakt daraus.
Wie gewinnen Sie diesen Extrakt?
Zunächst kultivieren wir das Bakterium,
also unseren Lactobacillus, auf Zucker
in einer Nährlösung. Nachdem die Zellen
etwa 20 Stunden gewachsen sind – man
kann sich das ein bisschen wie Hefe vor­
stellen –, ernten wir sie und extrahieren
den Extrakt in einer Lösung.
Wie sehen diese Bakterien aus?
Das sind weiße bis beigefarbene Gebilde,
die aus lauter winzig kleinen Stäbchen
bestehen. Der Extrakt ist quasi der Inhalt
aus diesen Stäbchen.
Und wie riechen sie?
Die Milchsäurebakterien riechen, wie
der Name schon sagt, manchmal etwas
säuerlich. Der Extrakt selbst hat keinen
Geruch. Sonst wäre es auch schwierig,
daraus Kosmetik herzustellen.
Wie haben Sie die Wirkung Ihrer Creme
überprüft?
Wir führten zusammen mit einem Haut­
arzt eine klinische Studie durch. Dabei
verabreichten wir Probanden mit besonders trockener Haut zwei Salben: eine
mit und eine ohne Wirkstoff. Die Salbe
mit Extrakt wurde nach dem Test deutlich
besser bewertet als die, die der Placebogruppe verabreicht wurde. Die Probanden zeigten weniger Hautrötun­gen. Und
auch der Juckreiz ließ nach. WA
Foto: PR/ibiotics
Der Joghurt ist schuld, dass Prof.
Christine Lang in der Kosmetik­branche
gelandet ist. Genauer gesagt: der probiotische Joghurt. Denn die Pro­fessorin
für Mikrobiologie erforschte zunächst
die positive Wirkung der darin enthaltenen Milchsäurebakterien auf unser
Wohlbefinden. Ihre Idee: Was gut für
den Darm ist, kann für die Haut nicht
schlecht sein. Sie sollte recht behalten:
2010 gründete sie ihr Hightechunter­
nehmen Organobalance Medical in Ber­
lin und entwickelte eine Pflegeserie aus
dem Extrakt von Milchsäurebakterien.
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BUILT FOR IT, their respective logos, “Caterpillar Yellow”, the “Power Edge”
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trademarks of Caterpillar and may not be used without permission.
catfootwear.com
1
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3
6
4
7
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Fotos: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin
TREND
DIE ROCK-OFFENSIVE
TREND
Knielang und schmal war lange als bieder verschrien. Von wegen!
Der neue Look ist cool – vor allem beim Mann
REDA K T ION ELISA GI A NN A GERL ACH
14
9
10
12
15
Shih Chien University
Louise Friedlaender
3 Dawid Tomaszewski
4 Zukker
5 Philomena Zanetti
6 Anja Gockel
7 Esther Perbandt
8 Nobi Talai
9 Odeur
10 Perret Schaad
11 Sadak
12 Kilian Kerner
13 Whitetail
14 Marina Hoermanseder
15 Holy Ghost
1
2
11
13
13
INTERV IE W
WA(H)RE
LEIDENSCHAFT
Unternehmenssprecher­ TOBIAS
BÖRNER (34) über SHOEPASSION
und warum der Labelname
Programm ist
Herr Börner, im März 2009 gingen Sie
mir Ihrem Onlineversand an den Start.
Was haben Sie anders gemacht?
Als wir loslegten, gab es viele Onlineshops, die nur mit einem Foto und einer
Textzeile Lederschuhe verkaufen wollten.
Wir aber erzählen die Geschichte einer
jahrhunderte­alten Tradition. Auf unserer
Website gibt es nicht nur Produktfotos und
zahlreiche Inspirationsaufnahmen, sondern wir erklären detailliert jedes einzelne
Produkt: seine Machart, die Fertigung,
Materialien und Einsatzzweck. Diese Liebe
zum Detail spürt auch der Kunde.
Wo lassen Sie Ihre Schuhe produzieren?
Die rahmengenähte Kollektion wird
im spanischen Almansa gefertigt. Die
Sommer­schuhe in Italien. Wir wollten von
Anfang an ein Qualitätsprodukt schaffen,
das weder Mensch noch Natur ausbeutet.
Woher beziehen Sie Ihr Leder?
Unser Oberleder stammt aus Frankreich,
das Sohlenleder kommt zum Teil aus Süd­
deutschland. Gerade jetzt, wo Schuhe im­
mer mehr zum Wegwerfartikel avancie­ren,
setzen wir ein Zeichen. Unsere Schuh­
pflege­seminare und die hauseigene Schuh­
werkstatt unterstreichen diesen Anspruch.
Wie kommt es, dass Ihre Schuhe
­trotzdem so günstig sind?
Da wir direkt vertreiben und nicht über ei­
nen Zwischenhändler, sparen wir Kosten,
was wir an unsere Kunden weitergeben.
Anfang 2013 haben Sie dennoch
Ihren ersten Shop in der Ackerstraße
eröffnet. Warum?
14
Ehrlich gesagt hatten wir das gar nicht
vor. Doch als sich immer mehr M
­ änner
in unseren damaligen Showroom in
der Greifswalder Straße verirrten, weil
sie dachten, es sei ein Laden, r­ eagierten
wir und eröffneten den Shop in der
Ackerstraße.
Mittlerweile gibt es Shoepassion-­Läden
in München, Hamburg, F
­ rankfurt,
Düsseldorf und sogar einen in Warschau.
Widerspricht das nicht Ihrem Online­
konzept?
Ganz im Gegenteil. Denn dadurch konnten wir ganz neue Kunden g
­ ewinnen.
Im Ideal­fall kommen sie in unsere
Läden, finden die richtige Größe und
den passenden Leisten und p
­ rofitieren
künftig­von den Annehmlich­keiten einer
Onlinebestellung.
Wie geht es weiter?
Der eine oder andere Store wird in naher
Zukunft folgen. Darüber hinaus wagen
wir mit unserer Marke jetzt den Schritt
in den B2B-Handel und werden auf der
Modemesse Selvedge Run zum ersten
Mal ausstellen. WA
Fotos: Shoepassion
Wirft man einen Blick in den Kleider­
schrank von Firmengründer Tim Keding,
ist eigentlich alles klar. Wohin man
schaut: nur Schuhe. Die Initialzündung,
damit ein eigenes Geschäft aufzuziehen, kam 2007 in den USA. Der damalige ­E-Business-Student absolvierte
dort sein Auslandssemester, als zur
­gleichen Zeit der Onlineschuhhändler
Zappos durch die Decke schoss. Nach
seiner Rückkehr gründete er in Berlin
zusammen mit Henry Bökemeier sein
Label für rahmengenähte Lederschuhe.
WIR WOLLTEN EIN
QUALITÄTSPRODUKT
SCHAFFEN, DAS WEDER
MENSCH NOCH
NATUR AUSBEUTET
THE CONCEPT SHOPPING MALL
Z OO LO G ISCHE R G AR TE N
BUDA PEST ER ST R A S S E 42 - 50
1 07 87 B E RL IN
Foto: Sebastian Skiba
INTERV IE W
Maria Klähn und Shane Brandenburg sind auch privat ein Paar
16
INTERV IE W
DIE DENIM-PROFIS
Zum dritten Mal findet in Berlin die Modemesse SELVEDGE RUN für authentische
­M ännermode statt. Wir trafen Gesellschafterin MARIA KLÄHN (34) und
Salesmanager SHANE BRANDENBURG (47) im Café am Weinbergspark und sprachen
über ihr Konzept, Denim-Freaks und woran man eine gute Jeans erkennt
V ON WOLFGA NG A LTM A NN
Dass sich Gegensätze anziehen, b
­ eweist
niemand besser als Maria Klähn und
­Shane Brandenburg: Die Schwerinerin
Klähn ist in Berlin aufgewachsen, hat
Germanistik studiert und ist eher der
­introvertierte Typ. Bran­den­burg, aus
Frankfurt am Main, ist ein Networker, der
schon früh wusste, dass er einmal in der
Mode l­ anden würde: Nach seiner Ausbildung zum B
­ e­kleidungstechniker fing
er bei Windsurfing Chiemsee an und arbeitete schließlich zehn Jahre bei G-Star.
2007 eröffnete er in Berlin den Shop Burg
& Schild für authen­tische Männermode –
mit Marken wie Red Wing, Stetson und
Edwin. Klähn gründete 2013 den dazugehörigen Online­shop und übernahm nach
einiger Zeit die Geschäfts­führung des
Ladens. Seither kümmert sich Brandenburg um den Einkauf. Jahrelang orderte
er auf der Bread & Butter. Als d
­ iese abgesagt wurde, stand sein E
­ ntschluss fest:
„Wir machen selbst eine Messe.“ Einen
finanzstarken Partner fand er in A
­ ndreas
Becker, Inhaber der Circus-Group. Neben Maria Klähn, Hinnerk Dedecke und
­Christian Göppert ist er einer von vier
Gesellschaftern der Selvedge Run. Nach
ihrem Debüt in Oberschöneweide fi
­ ndet
sie jetzt zum zweiten Mal in der Kultur­
brauerei statt – mit knapp 90 Marken.
Sie bezeichnen Ihre Messe als „tradeshow for quality menswear and crafted
goods“. Was heißt das auf Deutsch?
MARIA KLÄHN Auf uns treffen mehrere
Beschreibungen zu: Zum einen legen wir
unseren Schwerpunkt auf Zeitlosigkeit
und Handwerk. Zum anderen sind uns
­Aspekte wie Qualität und Nachhaltigkeit
sehr wichtig. Die Produkte, die bei uns zu
sehen sind, sollen auch vom Stil her länger halten als nur eine Saison – bestenfalls ein paar Jahre.
Für diese Art von Mode wird oft das
Wort „authentisch“ bemüht.
MARIA KLÄHN Ja, ein sehr abgegriffener
und inflationär gebrauchter Begriff.
SHANE BRANDENBURG Vor allem für
Massenjeans, die so aussehen, als wären
sie schon zwei Jahre getragen worden.
Um einem Trend zu folgen, werden Jeans
regelrecht zerstört. Das hat mit uns
aber nichts zu tun. Firmen, die auf uns
zu­kommen – und das sind in der Regel
keine Massenproduzenten –, müssen
­bestimmte Kriterien erfüllen.
Welche sind das?
MARIA KLÄHN Uns interessiert, wie ein
Produkt entsteht und wie transparent
dessen Herstellung ist. Aber auch die
Tradition unserer Marken, die in der Regel
auf eine gewisse Geschichte zurück­
blicken können, ist uns wichtig – entweder
wegen der Stoffe, die sie ver­arbeiten, oder
der Art, wie sie ihre Produkte herstellen.
WIR WOLLEN NICHT
ALS DENIM-MESSE
WAHR­G ENOMMEN
WERDEN
Frau Klähn, wie sind Sie zur Männer­
mode gekommen?
MARIA KLÄHN Zugegeben, am Anfang
war es nicht gerade so, dass ich dachte:
Wow, Männermode – wie interessant! Es
hat sich entwickelt. Und dann habe ich
mich immer mehr in das Thema hinein­
gearbeitet. Hinzu kommt, dass mir
Androgynität sehr liegt. Schon bevor ich
Shane kannte, war ich mit der Frauen­
mode unzufrieden, weil sie so dermaßen
klischeebehaftet ist.
Inwiefern?
MARIA KLÄHN Schon allein wenn ich im
Winter eine Mütze kaufen will, gestaltet
sich das schwierig, weil immer etwas
dran ist – Bommeln oder irgendwelche
Muster. Klassisch-schlichte Frauen­mode
zu finden ist wirklich schwer. Insofern
liegt mir Männermode einfach.
17
Ihre Sachen sehen gar nicht so männlich
aus.
MARIA KLÄHN (lacht und zeigt auf das,
was sie trägt) Das ist ein Männerhemd.
Das ist eine Männerjacke. Das ist jetzt
­tat­sächlich mal eine Frauenjeans. Aber
der Rest ist komplett für Männer.
Was gefällt Ihnen an Ihren Marken
­besonders?
MARIA KLÄHN Oft stehen ganz tolle Leute
dahinter. Es ist eine Gruppe von Menschen,
die sich stark mit ihren Produkten iden­ti­
fiziert. Gerade die jüngeren Brands
haben eine sehr hohe Identifikation mit
dem, was sie tun. Bei vielen ist es Teil ihres
­Lebens – wie zum Beispiel bei den Jungs
vom Brook­lyner Label Knickerbocker.
Was stellen die her?
SHANE BRANDENBURG Vor allem Hem­
den, Jacken und Mützen. Interessant ist die
Geschichte dahinter. Denn die Näherei, in
der sie ihre Sachen produzieren, g
­ ehörte
ursprünglich einem älteren Herren. Als er
in Rente ging, waren dessen Söhne nicht
an einer Übernahme interessiert. Also
ver­kaufte er die Etage mit lauter alten Ma­
schinen an zwei junge Typen Mitte 20. Er
gab ihnen einen super Preis – aus Dank­
barkeit, weil sie sein Erbe weiterführten.
Auf der Selvedge Run gibt es also nicht
nur Jeans?
MARIA KLÄHN Nein, wir wollen auch
definitiv nicht als Denim-Messe wahr­
genommen werden! Zum Beispiel würden
wir auch gerne maßgeschneiderte Anzüge
präsentieren. Da sind wir wirklich sehr
aufgeschlossen.
Was bedeutet der Begriff Selvedge Run
eigentlich?
SHANE BRANDENBURG Selvedge nennt
man die Webkante von Denim. Und Run
kommt aus dem Motorradbereich. Bei
­einem Run treffen sich verschiedene
Leute, die sich ein paar Tage auf Fahrt be­
geben. Sie campieren dort, wo sie gerade
INTERV IE W
Die Selvedge Run
zieht Einkäufer aus
ganz Europa an
zum ersten Mal angezogen habe. Denn je
­länger man sie trägt, desto mehr wird sie
ein Teil von dir: der Abdruck deines Geldbeutels, der sich hinten langsam abzeichnet, die Sitzfalten. Man freut sich jeden
Tag aufs Neue, sie wieder anzuziehen.
Das ist das Besondere an Raw Denim.
Foto: Selvedge Run
Das hört sich fast wie ein Fetisch an?
MARIA KLÄHN Für einige, die solche Jeans
tragen, ist es das auch. Es ist wie eine Art
Erkennungszeichen, um damit seine Zu­
gehörigkeit zu demonstrieren. In dieser
Szene wird gerne auch Mal die Schwere des
Stoffs verglichen. Und wer es am längsten
schafft, seine Jeans nicht zu waschen.
landen. Wenn es dunkel wird, machen sie
ein Lagerfeuer und schlafen neben ihren
Maschinen. Vor allem in Amerika sind
diese Runs sehr populär.
Hat jeder Jeansstoff diese Selvedge-Kante?
SHANE BRANDENBURG Nein, diese Kante
haben nur Jeansstoffe, die auf W
­ ebstühlen
aus den 20er- und 30er-Jahren gewebt
­werden. Dieser Denim ist etwa 70 Zentimeter
breit – industriell hergestellter ist viel brei­
ter – und wurde damals von allen amerikanischen Firmen, wie etwa Wrangler, Levi’s und
Lee, verarbeitet. Das Besondere ist, dass die
Selvedge-Kante in die Jeans eingearbei­tet
ist. Und zwar in der äußeren Seitennaht.
Massenjeans haben also keine
Selvedge­-Naht?
SHANE BRANDENBURG Nein. Wenn eine
Jeans eine hat, ist sie höchstwahrscheinlich in den USA oder Japan traditionell
­gefertigt worden. Man fi
­ ndet sie übrigens­
auch an anderen S
­ toffen, etwa bei einem
Canvas oder einem toll produzierten
Chambray (leichtes Baumwoll- oder Leinen­
gewebe, Anm. d. Red.). Selvedge ist generell ein Synonym für Hochwertigkeit.
Stimmt es, dass die Farbe der Selvedge-­
Naht ein besonderes Erkennungs-­
zeichen ist?
SHANE BRANDENBURG Ja, an der Naht
kann man die Jeansmarke erkennen. Und
im besten Fall sogar den Produzenten,
also die Weberei, die den Stoff hergestellt
hat. Jede Weberei verwendet bestimmte
Garnfarben zum Versäubern der Kante.
Viele benutzen das klassische Weiß-RotWeiß, so wie bei meiner Jeans (zeigt
auf die Naht an der Innenseite des Hosen­
saums). Manche sind auch grün oder
blau. Das ist ganz unterschiedlich.
Frau Klähn, tragen Sie auch eine
Selvedge­-Jeans?
MARIA KLÄHN Nein, heute nicht.
SELVEDGE IST EIN
SYNONYM FÜR
HOCHWERTIGKEIT
Und von welcher Marke ist Ihre?
SHANE BRANDENBURG Ich trage eine
Black-Black von der schwedischen Marke
Indigofera.
Wie kam es zu Ihrer Begeisterung für
Denim?
SHANE BRANDENBURG Sie fing in
­meiner Zeit bei G-Star an und wurde
dann auf meinen Reisen durch A
­ merika
ver­stärkt. Dort habe ich viele Läden
foto­grafiert. Als ich das erste Mal den
American-Rag-Store in Los Angeles sah,
war das für mich wie eine Offenbarung.
Seitdem bin ich immer stärker in das
­Thema eingetaucht.
Können Sie sich noch an Ihre erste un­
gewaschene Selvedge-Jeans erinnern?
SHANE BRANDENBURG Ja. Es war
wirklich ein toller Moment, als ich sie
18
Man wäscht sie nicht?
MARIA KLÄHN Ja, würde man sie
­waschen, würde sie nicht diese individuelle
Patina entwickeln, um die es den meisten
geht. Manche tragen ihre Jeans jahrelang,
ohne sie einmal gewaschen zu haben.
SHANE BRANDENBURG Es gibt s­ ogar
eine Weltmeisterschaft, bei der die
schönste Jeans prämiert wird. Eine Jury
aus Shopinhabern und Jeansdesignern
bewertet die beste Hose, nachdem sie drei
Jahre eingetragen wurde. Die beste heißt:
Wer hat die besten Fades?
Fades?
SHANE BRANDENBURG Das sind Ab­
färbungen und Tragefalten, die durch
­Reibung an der Hüfte und an den Knie­
kehlen (deutet auf seine) entstehen.
MARIA KLÄHN Die in den Kniekehlen insbesondere nennt man Honeycombs.
Haben Sie Ihre Jeans schon gewaschen?
SHANE BRANDENBURG Ich habe sie jetzt
schon zwei Jahre und – ich glaube – ich
habe sie noch nie gewaschen. Ich trage
sie aber auch nicht jeden Tag. Und wenn
es wirklich Mal nötig wird, lege ich sie für
zehn Minuten in die Badewanne und spüle
sie mit lauwarmem Wasser ab.
Welche sind die teuersten Selvedge-­
Jeans, sprich: die exklusivsten?
MARIA KLÄHN Die gängige Preisspanne
liegt zwischen 250 und 350 Euro. Edwin
bietet etwas niedrigere Preise an, weil es
eine sehr große Firma mit eigener Denim­Produktion ist. Die gehen bei 150 Euro los.
Die etwas teureren Jeans, etwa von Iron
Heart, kosten um die 300 Euro.
Welche Händler bzw. Einkäufer
kommen zur Selvedge Run?
SHANE BRANDENBURG Es kommen In­
haber von Onlineshops und Männermode­
läden aus der ganzen Welt, hauptsächlich
INTERV IE W
aber aus Deutschland, Österreich, der
Schweiz und aus Skandinavien.
Welche Shops sind das zum Beispiel?
SHANE BRANDENBURG Key-Shops, die in
diese Richtung gehen, sind VMC in Z
­ ürich,
Unionville in Kopenhagen und T
­ enue de
­Nîmes in Amsterdam. Es kommen aber
auch Einkäufer von großen Häusern
wie Zalando, KaDeWe, Manufactum und
Peek & Cloppenburg.
Peek & Cloppenburg?
SHANE BRANDENBURG Ja, denn auch
große Häuser erkennen immer mehr,
dass sich in diesem Bereich etwas tut.
Was genau?
MARIA KLÄHN Ich denke, das liegt daran,
dass immer mehr Leute nach Alternativen
zur Fast Fashion suchen. Ein T-Shirt für
zwei Euro, das man nach drei Monaten in
die Tonne haut, ist eben für viele mittler­
weile keine Option mehr.
Kann man dann die Selvedge Run
­überhaupt als Modemesse bezeichnen?
MARIA KLÄHN Was ist denn Mode über­
haupt? Als Germanistin müsste ich jetzt
fast die Wortgeschichte recherchieren.
(überlegt) Bei Mode denken viele an
Schnelllebigkeit und den neuesten Trend.
Aber das ist für mich nicht ausschließlich
Mode. Mode heißt ja auch, dass man mit
seinem Kleidungsstil etwas verkörpern
und ausdrücken will. Von daher würde ich
sagen: Selbstverständlich sind wir eine
Modemesse, weil wir Produkte z­ eigen,
die etwas aussagen und die ein Bild
­repräsentieren – das ist Mode.
SHANE BRANDENBURG Man k
­ önnte
uns aber auch als Kleidungsmesse
bezeichnen.
Wir haben Zeha Berlin, eine Turnschuh­
marke aus der DDR, die ihre alten Styles in
einer guten Qualität wieder neu auflegt.
Aber nicht als Trendmesse?
MARIA KLÄHN Nein, absichtlich t­ rendy
sind wir nicht. Möglicherweise sind wir
Vorreiter, weil zufällig unser Konzept
gerade in Vermarktungsstrategien passt.
Unser Konzept aber wird bleiben, auch
wenn der Trend irgendwann vorbei ist.
Welchen Reiz hat Berlin für Sie persönlich?
SHANE BRANDENBURG Wenn man offen
ist und Ideen hat, ist sie schon eine der
besten Städte der Welt, in der man seine
­Vorstellungen verwirklichen kann.
MARIA KLÄHN Ich mag vor allem die
Diversität Berlins. Dass jeder einzelne
Bezirk so verschieden ist. Wenn man zum
Beispiel von Schöneberg nach Pankow
fährt, hat man das Gefühl, als käme man
in eine andere Stadt. Und auch, dass die
Leute hier nicht so engstirnig sind. Ich
glaube, deshalb könnte ich auch nicht
mehr woanders in Deutschland leben.
Gibt es bei Ihnen auch Berliner Labels?
SHANE BRANDENBURG Ja, zum Beispiel
Emma Opitz (zeigt seinen Schlüsselanhän­
ger). Diese Leder-Accessoires, die ein Typ
in s­ einer Pankower Werkstatt herstellt,
sind richtig „craft“, also Handwerk. Und:
Wie wichtig ist das Image Berlins für
Ihre Aussteller und Besucher?
SHANE BRANDENBURG Vor allem für
Aussteller, die aus Japan oder Amerika
kommen, ist Berlin jedes Mal ein kleines
Happening. Das sehe ich vor allem, wenn
ich nach der Messe auf Instagram gucke:
Die fotografieren nicht nur unsere Veran­
staltung, sondern auch das Bier, das sie
trinken, und die Museen, in die sie gehen.
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28
Image by Super Future KId / SuperFutureKId.com
P ORTR ÄT
Fotos: Daniel Bolliger, Sadak (6)
Kleider wie aus dem
Kriegsgebiet – der
Designer möchte
mit seiner Mode ein
Statement setzen
30
P ORTR ÄT
RADICAL CHIC
Die Flüchtlingswelle als Impulsgeber für Mode? Wie das aussehen kann,
zeigt SADAK mit seiner militärisch inspirierten­ Kollektion.
Wir wollten wissen, was sich Designer SAŠA KOVAČEVIC dabei gedacht
hat, und besuchten ihn in seinem Atelier am Moritzplatz
V ON WOLFGA NG A LTM A NN
ermöglichte der Studiengang Modedesign
an der Kunsthochschule W
­ eißensee.
Kovačevic erinnert sich noch gut an das
Bewerbungsverfahren. „Jeden Abend
­wurden die Namen derer v­ erlesen, die
es nicht geschafft hatten.“ Nach drei
­unendlichen Tagen dann die ersehnte
­Zusage. „­Danach war ich so durch den
Wind, dass ich nicht wusste, ob ich mich
darüber freuen soll oder nicht.“
Dass eine Eröffnungs-Show spek­takulär
sein muss, wissen die Macher der IMG.
Das Label Sadak ist da mit seinem
wilden Mix aus Hip-Hop und serbischer
Folklore eine sichere Bank. Schon vor
einem Jahr war Saša Kovačevic der
Opener bei der Mercedes-Benz Fashion
Week und begeisterte das Publikum mit
Models in seidig-flatterigen Burkas.
Seine a
­ ktuelle Winterkollektion, die
er im Januar im Zelt präsentierte, war
­allerdings noch einen Zacken schärfer.
Ein Model mit Kutte, komplett in Schwarz
und mit Schleier vorm Gesicht, e
­ röffnete
das Defilee. Es folgten kaftan­artige
­Hemden, Cargohosen und Uniform­
jacken in Wüsten­beige und Camouflage.
Wie S
­ oldaten marschierten die Models
über den Catwalk und hinterließen ein
­diffuses Gefühl von Schönheit und Gewalt.
Auch der Soundtrack erzeugte Gänse­­
haut. Als man die ersten Takte des Songs
­„Borders“ vernahm, war im Grunde
alles klar. Die englische Sängerin M.I.A.
­thematisiert darin das Flüchtlingsdrama.
Diese A
­ bsicht hatte auch der Designer:
„All die Leute, die aus Syrien und den
­anderen Ländern gerade kommen, wollte
ich in die K
­ ollektion integrieren“, sagt der
­39-jährige Serbe ein paar Wochen später
in seinem Atelier. Saša Kovačevic, der
heute einen Micky-Maus-Pullover trägt,
sitzt lässig im Ledersessel. Das Bild eines
Superhelden in weiß-schwarzem Kostüm
blickt mahnend auf uns herab, während er
seine bewegte Geschichte erzählt.
Seine Kindheit verbrachte er im
­serbischen Städtchen Gornji M
­ ilanovac
an der Grenze zu Bosnien. Der Krieg
war damals noch weit entfernt. „In
­Ex-Jugoslawien lebten Katholiken,
­Orthodoxe und Moslems friedlich mit­
einander“, sagt er. Diese ethnische
Vielfalt – für den christlich-orthodoxen
Flucht und Krieg inspirierten ihn zu ­seiner
bislang radikalsten Kollektion
Kovačevic völlig normal – bildet er in seiner Mode ab. Designer werden wollte er
jedoch nie. Ihm schwebte das Tanzen vor.
Dieser Traum führte ihn ans Belgrader
Nationaltheater, wo er seine Karriere als
Balletttänzer begann. Als die Stadt 1999
von der NATO bombardiert wurde,
wen­dete sich das Blatt. „Wir lebten in
­ständiger Angst“, erzählt er. Danach war
nichts mehr, wie es war. Serbische Truppen besetzten das Theater. Daraufhin
nahm er seinen Hut. Er wusste: Mit der
künst­lerischen Freiheit war es ab jetzt
vorbei.
Ein Plan B musste her, irgendwas, das
auch mit dem Schauspiel in Verbindung
stand. Kovačevic studierte Bühnenbild
und Kostümdesign. Eine Begegnung mit
UdK-Professorin Katharina Sieverding,
die in Belgrad eine Ausstellung orga­
nisierte, führte zur erhofften Ausreise.
„Ich wusste, ich musste irgendwo hin, wo
ich mich unabhängig entwickeln kann.“
2003 kam er als Gaststudent an die UdK.
Die Chance, dauerhaft in Berlin zu bleiben,
31
2010 machte er sein Diplom und gründete noch im selben Jahr sein Label Sadak.
Doch was bedeutet das eigentlich? Der
Designer springt auf und kramt unter dem
Zuschneidetisch eine Schachtel hervor.
„Das ist ein Sadak“, lächelt er und hält
eine Weste aus schwerer weißer Wolle,
bestickt mit einer wunderschönen Borte,
in die Luft. „Dieses Modell ist für Frauen“, erklärt er. „Die für Männer sind nicht
ganz so aufwendig verziert.“ Trachten wie
diese gibt es nicht nur in Serbien, sie sind
auf dem ganzen Balkan verbreitet. „Man
trägt sie in Kroatien, Bulgarien, Mazedo­
nien, Griechenland und in einem Teil der
Türkei“, weiß der Designer. Dementspre­
chend vielfältig ist die Ornamentik, die er
oft als Prints für seine Stoffe benutzt – so
auch in seiner aktuellen Winterkollektion.
Obwohl es bereits die zehnte ist, gilt
Sadak noch immer als Geheimtipp. Der
Designer nimmt’s sportlich. „Das ist
doch überall so. Erst möchte man sehen,
dass man international erfolgreich ist.
Dann wird man auch hier akzeptiert.“
Dabei hat er es schon längst geschafft:
Kovačevic verkauft seine Mode nach
­Asien, New York und Los Angeles. Er stattet Hollywood­filme mit seinen Kostümen
aus, ­zuletzt den dritten Teil von „Die Tribute von­Panem“. Und auch Rihanna, die
er ­persönlich kennt, ist Fan. Es ist also
nur eine Frage der Zeit, bis man auch hier
­seine Botschaft verstanden hat.
WÄ SCHE
REIZEND
7
Schönes für darunter – von dieser
Lingerie fühlen wir uns sofort angezogen
Lingerie-Set
Marie Jo
über Rigby &
Peller
REDA K T ION ELISA GI A NN A GERL ACH
4
Top und
Höschen
Mey
1
8
Bustiertop
und Slip
Calida
Bügel-BH und Slip
Stella McCartney
5
Triangel-BH
und Panty
Eberjey
2
BH und
Taillenslip
Eva
9
Kombination
Heidi Klum
Intimates
6
Korsage
Pleasure
State
3
10
Spitzen-Set
Hanro
Dessous-Set
Prima Donna
1  Mitternachtsspitzen Ein Traum in Nachtblau und Gold – so bequem kann
6  Nachtfalter Dieser Einteiler verwandelt den weiblichen Körper in ­einen
Sexyness sein. 2  Farbspiel Der neue Retro-Look kommt feminin und kunstvoll-floral daher. 3  Rokoko Figurschmeichelnd und mit viel Gold – MarieAntoinette hätte sofort zugegriffen. 4  Kontrastreich Set im Korsagen-Look
mit delikaten Details. Zum Glück alles andere als steif. 5  Diskret Sexy und
luxu­riös – bei diesem Set bekommt der Porzellanteint eine neue Bedeutung.
eleganten Schmetterling. 7  China Girl Kostbar wie eine Ming-Vase –
­Linge­rie als Gefäß für Körper und Geist. 8  Blueprint Kombi für fröhliche­
Wildkatzen, die gerne mal ihre Krallen ausfahren. 9  Jugendstil Art déco
zum Tragen: Dieser Zweiteiler setzt die eigenen Formen dekorativ in Szene.
10  Sex-Appeal Schön und bequem: Dieses Set ist einfach spitze.
32
Fotos: PR
über Rigby & Peller
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REP ORTAGE
Jede Jeans ein Unikat.
Dafür bürgt das Logo der
Gebrüder Stitch
34
Fotos: Veronika Stabinger, David und Christoph
Brüder im Geiste – Mike
Lanner (l.) und ­Moriz
Piffl (r.). Kein Tipp­
fehler. Moriz schreibt
man wirklich ohne t
REP ORTAGE
DIE
BLUE JEANS
BROTHERS
Sie sind weder echte Schneider noch echte Brüder. Hinter dem
Markennamen GEBRÜDER STITCH stehen die beiden Wiener
MORIZ PIFFL (36) und MIKE LANNER (37). Im November eröffneten
sie ihren ersten Shop in Berlin. Ihre Spezialität: Jeans nach Maß.
Wir haben sie in Wien besucht und uns die Produktion vom
Zuschnitt bis zur Endkontrolle angesehen
V ON WOLFGA NG A LTM A NN
„Berlin am Arsch“ steht in großen, pinken
­Lettern über dem Store in der M
­ ünzstraße.
Der Schriftzug soll zeigen, worum sich hier
alles dreht: um den Po nämlich, den die
­Gebrüder Stitch mit ihren m
­ aßgeschneiderten
Jeans besonders zur Geltung bringen. In
ihrem k
­ nallgelben Shop hängen an Haken
­ver­schiedene Jeansvarianten, unter denen
man sich sein Lieblingsmodell aussuchen
kann. Es gibt Musterhosen mit L
­ eistentaschen
oder welche mit schrägem Eingriff. Mit Schlag,
als Röhre oder Bootcut. Jedes noch so k
­ leine
Detail – wie die Farbe des Garns, Nieten oder
Knöpfe – kann einzeln a
­ usgewählt werden.
Auf einem Nierentisch l­ iegen verschiedene
Musterstoffe, die die Gebrüder Stitch aus der
Türkei beziehen. Ihre Stoffe sind alle mit dem
strengen GOTS-Siegel zertifiziert. Hinter der
rotzigen „Berlin am Arsch“-Attitude steckt
also ein Öko-Label.
An der Ladentheke wartet schon Ver­käuferin
Leona mit den Stecknadeln. Hat sich der
­Kunde für ein Modell entschieden, nimmt sie
mithilfe einer Probierhose, die etwas zu groß
und zu lang ist, Maß und erkundigt sich nach
den individuellen Vorlieben: zum Beispiel,
ob man die Jeans gerne baggy trägt. „Den
­meisten kann sie nicht eng genug sein“, sagt
sie und lacht. Dann klärt sie auf, dass man
­darin auch sitzen können muss. 220 Euro
nimmt sie für eine klassische Five-Pocket. ­
Je nachdem, welche Sonderwünsche man hat,
kann eine Jeans auch bis zu 700 Euro kosten.
Zwar werden hin und wieder auch Spezial­
aufträge erfüllt, etwa ein Denim-Anzug zur
Hochzeit. Das sei aber eher die Ausnahme,
sagt Leona. Die Kern­kompetenz liege ganz
klar bei maß­gefertigten Jeans. Eine gute
­Stunde dauert in etwa die Anprobe. Danach
schickt sie die Kunden­maße nach Wien, wo
das Modell im Atelier g
­ eschneidert wird.
In einem Hinterhof im angesagten 6. Bezirk
begrüßt mich Moriz Piffl, einer der beiden
­Gründer. „Willkommen in unserem Hosenlabor.“ Es zischt und dampft – die Produk­tion ist
in v­ ollem Gange. Piffl stellt mir Silvia, seine
Schnittdirektrice, vor und erklärt, dass bei
ihr die Produktionskette beginnt. Sie nimmt
einen Grundschnitt von der Stange neben dem
Zuschneidetisch. Darauf überträgt sie die Kundenmaße und zeichnet diese mit Schneiderkreide auf den Stoff. Damit das künftige gute
35
REP ORTAGE
Stück auch nach drei Mal waschen noch
passt, schneidet sie jedes Schnittteil ein
bisschen größer zu: Vorderteil, Rück­
teil, Passen, Belege. Pro Hose sind das
ungefähr 30 Teile. Im Plastikwännchen
wandern sie dann zu Aras, der sie mit viel
Dampf glatt bügelt. Danach gibt er sie
weiter zu Sardar. Er kettelt alles ab und
näht die Hose schließlich zusammen. Die
beiden Syrer, die vor fünf Jahren nach
Wien gekommen sind, scheinen sich ganz
wohl zu fühlen. Sie lächeln – wie alle hier
im Hosenlabor. Kaum zu glauben, dass
ihre Jobs auf einer Schnapsidee beruhen.
Vor sieben Jahren hat alles angefangen.
Die beiden Marketingprofis Moriz Piffl
und Mike Lanner hatten vom Agentur­
leben die Schnauze voll und v­ erabredeten
sich im Café, um sich gegenseitig ihr Leid
zu klagen. Am Würstelstand zwölf Stun­
den später stand ihr Entschluss fest: „Wir
machen Jeans nach Maß. Die gab es vor­
her noch nicht.“ Sie kündigten ihre Jobs,
lernten nähen, besuchten M
­ essen und
Fabriken und fanden Experten, die ihnen
zeigten, wie man Jeans profes­sionell
wäscht. Mit 10 000 Euro Start­­kapital
war es s­ chließ­lich so weit: Im Mai 2010
stellten sie in Wien einen Pop-up-Store
auf die Beine. Der schlug ein wie eine
Bombe. Von nun an gab es kein Zurück.
Sie gründeten ihre Werk­statt und er­
öffneten im November 2014 ihren e
­ rsten
Flagship-Store gleich um die Ecke in der
­Mariahilfer Straße.
Neben der Küche befindet sich das
Herzstück der Produktion: die Wasch­
abteilung, wo die fertig genähten
Jeans den gewünschten Used-Effekt
be­kommen. Stolz zeigt Piffl die dafür
vorg­e­sehene Apparatur. „Gestatten,
Dolly, ­unser Hosenmonster.“ J­ ohanna,
die für das Waschen zuständig ist, zieht
Oben
Nix Computer. Silvia
macht den Schnitt ganz
old school mit der Hand
Unten
„Nähmaschine“ ist
der zweite Vorname
von Sardar
36
REP ORTAGE
eine Jeans über zwei Schläuche und
bläst d
­ iese mit Druckluft auf. Ein Höllen­
lärm. Die Bezeichnung „Monster“ ist
nicht über­trieben. Um Tragefalten zu
­simulieren, raut sie mit S
­ chmirgel­papier
das G
­ ewebe auf und pinselt dann, geschützt durch Handschuhe und B
­ rille, den
Oberschenkel­bereich mit einer Lösung
ein. Chemie? „Nein, abbaubare Enzyme“, betont Charlie, Piffls dienstältester
Mit­arbeiter und Kapazunder in Sachen
Bio-­Washing. „Die Enzyme entfalten ihre
Wir­kung beim Waschen.“ Die Hose ist nun
perfekt vorbehandelt. Johanna gibt sie
in eine der frisierten Waschmaschinen,
die hinten auf einer Empore stehen. Nach
einer guten Stunde nimmt sie die Jeans
heraus, schleudert sie und hängt sie zum
Trocknen auf einen Wäscheständer.
Fotos: Mark Glassner
Ob es die Hose bis zum Kunden schafft,
entscheidet zum Schluss Mimi von der
Qualitätskontrolle. Gürtelumfang, Hüft­
umfang – von jeder Jeans misst sie die
Maße nach und prüft, ob sie mit denen
des Kunden übereinstimmen. Ist der Stoff
fleckig oder eine Waschung nicht per­fekt,
geht’s zurück in die P
­ roduktion. Ihr Urteil
ist bei den Kollegen ge­fürchtet: Manchmal ist es nur eine Naht, die ausgebessert
werden muss, manch­mal die komplette
Hose. „Eine schlechte W
­ aschung“, sagt
sie, „ist nicht zu retten.“
Rund zwölf Stunden Arbeitszeit stecken
ungefähr in jeder Jeans, nach zwei bis
sechs Wochen liegen sie zur Abholung
bereit. Im Wiener Shop werden Kunden
mit einem besonderen Gag überrascht:
Das „Orakel“ – ein u
­ mfunktionierter
Speiseaufzug, der vom Vormieter übernommen wurde – spuckt die fertige Hose
aus. Mit Stroboskoplicht, Tusch und
Rauch. Sie normal zu überreichen, wäre
den Brüdern auch viel zu langweilig.
Oben
Die Schöne und das
Biest: Johanna
und das Hosenmonster
Unten
Im Bereich Bio-Washing
macht Charlie so
schnell keiner was vor
37
ATELIERHUNDE
WIE DER HERR,
SO’S GESCHERR?
Bobby Ich schlage
jeden Einbrecher
in die Flucht –
vorausgesetzt,
er klingelt
vorher
Es heißt, dass Hundebesitzer
ihren vierbeinigen Freunden
immer ähnlicher werden.
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Jana Kölblinger
Juwelenkammer
Nando von
Cassiopeia Ich liebe
Models und mag es
nicht, gekämmt zu
werden
Leyla Piedayesh
Lala Berlin
Kerstin Geffert
Silk Relations
Lana Mit Fashion
habe ich nichts
am Hut. Nur ab
und an trage
ich ein buntes
Nickituch als
Halsband
Inna Stein &
Caroline Rohner
Steinrohner
Peanut Durch mich
kommt mein Frauchen auch mal
raus. Eine Runde
um den Block.
Das ist für uns
beide ein Glück
Marina
Hörmanseder
Wiesel Nach einer
langen Nacht
schlafe ich am
liebsten auf
den Designer­
klamotten meiner
Hundemama
Timm Süßbrich
Barre Noire
38
Fotos: Barre Noire, Cecilia Leitinger, Christine Kreiselmaier, Christopher Puttins, Lala Berlin (2), privat (5), Robert Lohse
Dolly Am liebsten
kläffe ich Männer
an. Die mag ich
nicht. Und deutsche Doggen­
können mich
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2
4
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ACCE S SOIRE S
ZUSAMMENSPIEL
Minitasche und Perlenschmuck – die beiden Klassiker
gehen in dieser Saison eine besonders schöne Liaison ein
REDA K T ION ELISA GI A NN A GERL ACH
5
Festivalkette
Swarovski
7
Löwenkopf-Pochette
Marc Cain
8
Drillingskette
Schmuckwerk
1
Cross-Body-Bag
MCM
2
Keramikcabochon
Pomellato
9
Nietentasche
Salar Milano
6
3
StatementTasche
M Missoni
Saddlebag
Miu Miu
10
Perlenring
Malaikaraiss
4
1  Munich Époque Das künstlerische Erbe der Stadt zeigt sich in einem
opulenten Minimalismus.   2  Harmonisch Echt oder falsch? In Kombination mit dem grünen Tsavorit funktionieren auch Perlen aus Keramik. ­
3  Häkel-Chic Das Markenzeichen der Italiener zum Umhängen. 
4  Herzig Perlen gelten als Tränen von Meerjungfrauen. Dieses Paar
Ohrringe könnten auch Freudentränen sein.   5  Großartig Edler
­
State­
ment-Schmuck verwandelt selbst das schlichteste Kleid in ein
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glamouröses­Outfit. 6  Hüa! Ursprünglich konzipiert als ­Tasche für Jäger,
heute Schmuck­stück für Kosmopolitinnen.   7  Die i­ nnere Wildkatze Wie
praktisch, wenn man sein Totem immer bei sich hat.   8  Dreieinigkeit­
Treffen Perlen auf Gold, kann das nur harmonisch sein.   9  Rock­
Allüren­ Piercings verleihen eine persönliche Note. Es muss ja nicht
gleich die eigene Haut sein.   10  Edel Diamanten zur ­Verlobung? Nein!
Perlen machen­hier das Glück.
Fotos: PR (8), Trendfortrend (2)
Perlenohrringe
Eve’s Jewel
INDEX
AKRIS
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ESTHER PERBANDT
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ANJA GOCKEL
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ETHICAL FASHION SHOW
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JULIAN ZIGERLI
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SISSI GOETZE
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EVA
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