Der Kopfgeldjäger von der Schwaigeralm
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Der Kopfgeldjäger von der Schwaigeralm
tegernseerstimme.de http://www.tegernseerstimme.de/der-kopfgeldjaeger-von-der-schwaigeralm/201436.html Der Kopfgeldjäger von der Schwaigeralm Rose Beyer Aufgewachsen auf der beschaulichen Schwaigeralm in Kreuth, entwickelt sich Josef Resch zu Deutschlands erfolgreichstem Privatermittler. Drogenbaron Pablo Escobar oder der Absturz der MH 17 über der Ostukraine zählten zu seinen Fällen. Jetzt erzählt er seine Lebensgeschichte. Bundeskanzler Ludwig Erhard war oft Gast in der Schwaigeralm. / Foto: Resch „Ich präsentiere Ihnen 1,5 Millionen Euro in bar, die sich jeder als Belohnung verdienen kann, wenn er die Hinweise dazu gibt, um Herrn Florian Homm dingfest zu machen.“ So warb Privatermittler Josef Resch im Internet um Hinweise zu dem gesuchten Börsenspekulanten. Später bot er 47 Millionen US-Dollar an, für Hinweise, die zur Klärung des Absturzes des Malaysia-Airlines-Flug MH 17 in der Ost-Ukraine führen. Vertrauen aufbauen, Misstrauen säen Der Kopfgeldjäger aus Kreuth ist bekannt für seine unkonventionellen Methoden. Scheinbar führten sie für ihn und sein Unternehmen oft zum Ziel. Unter anderem war er involviert bei der Aufklärung rund um die Entführungen von Richard Oetker und Jan Philipp Reemtsma. Er kennt sich aus mit Zeugenschutzprogrammen und vor allem mit den Schwächen derjenigen, die er sucht. Vertrauen aufbauen und Misstrauen säen gehört zu seinem Geschäft. 35 Jahre ist der Detektiv aktiv. Bisher hatte er die Öffentlichkeit gemieden „wie der Teufel das Weihwasser“. Jetzt – mit Ü65 – lässt Resch (einen Teil) der in diesem Geschäft existentiellen Diskretion fallen. In seinem Debütroman „Gefahr ist mein Beruf“ schildert er konkrete Operationen, nennt Namen und beschreibt die Entstehung seiner Täterprofile, die ihn zu einer enormen Erfolgsquote führten. Hartes Leben auf der Schwaigeralm Reschs Geschichte fängt Ende der 40er Jahre an: Zu diesem Zeitpunkt wird er in der Idylle der Kreuther Berge groß. Die „Schwaigeralm“ – ein Ausflugslokal – ist das Lebenswerk seiner Eltern. Der Alltag der kleinen Familie ist geprägt von Verzicht: Das Leben meiner Eltern war hart und bestand ausschließlich aus Arbeit. Ich lief nebenher. Was zählte, war das Wohl der Gäste. Böse war ich deshalb nicht auf meine Eltern. Ich kannte ja kein anderes Leben. Aber der kleine Josef hat schon damals viel Kontakt zu Prominenten, die in der beliebten Alm einkehren. So zum Beispiel die beiden späteren Bundeskanzler Ludwig Erhard und Willy Brand. Zwei Dinge hat er aus dieser Zeit gelernt: Nicht aufzugeben, nicht nachzulassen und immer dranzubleiben. Und angesichts großer Namen nicht in Ehrfurcht zu erstarren. Hier ist Josef Resch mit seiner Familie aufgewachsen. / Foto: Resch 2500 Dollar. Jeden Monat. Soviel gab Pablo Escobar aus für Gummiringe. Gummiringe, um seine aufgerollten Dollar-Noten zusammenzuhalten. Resch beschreibt die Charaktere in seinem Buch genauso spannend wie die Tatsache einer fehlenden Zutat für ein Kochrezept. So bereitet es einem ein unglaubliches Vergnügen, seiner Lektüre zu folgen. Etwa im Kapitel „Kaiserschmarrn – wie man in Kolumbien einen Anschlag überlebt“. Escobar nahm die Pfanne und wollte den Griff gerade am Esstisch abschlagen, als ich ihm sagte, dass ich den brauche, um den Kaiserschmarrn zu wenden. Kauf eine andere Pfanne und diese Milch, die er braucht, sagte Escobar zu Rodriguez. Ob Kaiserschmarrn oder Killermentalität – Josef Resch weiß beides mordsgut rüberzubringen in seinem Debütroman. Man ist mittendrin, weiß wo man ist, hört wie es klingt und riecht wie es stinkt in seinem Buch, egal ob es sich in Kreuth oder Kolumbien abspielt. Der Autor jongliert mit stimmigen Metaphern und weiß sich selbst gekonnt in Szene zu setzen – oder eben nicht. So wandelt man mit dem Kopfgeldjäger durch die Kapitel. Von den Anfängen auf der Schwaigeralm, der Traumtänzergeschichte rund um die Geldwäsche mit Löschpapier und Föhn, dem Kokainhandel, einem Höllenritt, vielen Versprechen bis hin zum Bauernopfer mit anschließendem Neubeginn, wohlweislich gefolgt von der Gier und dem schlussendlichen Abschuss. Nicht immer ein Happy-End Bereits im Vorwort macht Josef Resch darauf aufmerksam, um was es ihm geht und zu welcher Erkenntnis er im Laufe seines ereignisreichen (Ermittler-)Lebens gekommen ist. Dass die Realität nicht in den Drehbüchern zu Hollywood oder Babelsberg entsteht. Dass im richtigen Leben nicht immer das Gute siegt und das Böse nicht immer vor Gericht steht. Dem Autor gelingt es stets an der richtigen Stelle, seine überbordende Fantasie zu bändigen und seine Ermittlungsarbeit authentisch darzustellen, ohne sich einem einengenden Korsett der Krimiliteratur allzusehr zu beugen. In diesem Buch kann ich nicht alles erzählen, denn Diskretion verjährt nicht. Resch-Fans dürfen sich offenbar freuen. Denn der Kopfgeldjäger hat (noch) viel zu erzählen. Oft musste er aus juristischen Gründen zurückhaltend formulieren und konnte die Fälle nicht so auserzählen, wie er es gerne getan hätte. Stoff genug für ein zweites Buch gäbe es aber wohl auf jeden Fall.