JANSKé LázNĚ - Veselý výlet

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JANSKé LázNĚ - Veselý výlet
RIESENGEBIRGE / 34
„EIN LUSTIGER AUSFLUG”
Ein halbes Jahrtausend lang formte der Riesengebirgsadel die hiesige
Landschaft und beeinflusste das Leben in den Bergen. Gerade vor dreihundert Jahren schlossen die drei dominierenden Adelsgeschlechter ein
Friedensabkommen ab, vor fünfzig Jahren wiederum waren sie infolge des
2. Weltkrieges gezwungen, das Riesengebirge zu verlassen. Die Erinnerung an ihre Werke und Taten ist gleichzeitig als Einladung zu interessanten
Ausflügen zu verstehen. Sind doch gerade die größten Anziehungspunkte
im Riesengebirge – z.B. die Kapelle auf der Schneekoppe, die symbolische
Elbquelle, die Glashütten in Harrachov, der Weg durch den Elbgrund, die
Waldburg Aichelburg, der Bischofssteig, die Thermen in Janské Lázně und
Hunderte weitere Orte mit dem Wirken dieser Adelsfamilien verbunden. Die
aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammende gemeinsame Fotografie des Forstpersonals der Herrschaft Marschendorf vor
dem hiesigen Schloss wurde dem Veselý Výlet liebenswürdigerweise von
Joseph Czernin-Kinsky aus dem Familienalbum zur Verfügung gestellt. Auf
ihr sind Vater Karl Czernin von Chudenitz, Mutter Wilhelmine, Beamten der
Forstverwaltung und Förster mit ihren Ehefrauen zu sehen. Es gelang uns
allerdings nur drei der Förster zu identifizieren. Alles andere ist vom Winde
verweht.
G
R
A
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I
S
SOMMER 2010
Galerie, Informationszentrum
Seite
und Pension Veselý výlet
2-3
4 - 5, 10
Adelsgeschlechter des Riesengebirges
Vrchlabí
6
Pec pod Sněžkou
7-9
Janské Lázně
11
Malá Úpa
12 - 13
Riesengebirgskarte
Mittelblatt
Horní Maršov
16 - 19
Empfehlenswerte Dienstleistungen
20 - 22
Service für Baudenbesitzer
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Riesengebirgsnationalpark
24 - 25
2
Aus Familienalben auf die
Der Geschichte und den Geschichten des Riesengebirges kann man auch auf alten Fotografien nachspüren, ja die Fotoalben der Riesengebirgsfamilien und einstiger Besucher sind regelrechte Fundgruben von interessanten Dokumenten und spannenden Geschichten. Im Unterschied zu massenweise gedruckten Ansichtskarten vermitteln sie Informationen über ganz konkrete Menschen in ganz bestimmten Situationen – wenn es gelingt, sie rechtzeitig festzuhalten.
Antonín Prokeš mit Ehefrau Františka und Sohn Jiří, rechts auf dem Foto, kommen im Jahre 1933 zusammen mit der
befreundeten Familie Dvořák bei der Sokol-Baude auf dem Schwarzen Berg an.
Im Juni 1905 bannte der Trautenauer Fotograf Adolf Lehmann gleich
vier Generationen von Damen aus dem Adelsgeschlecht der CzerninMorzin auf Zelluloid. Von links nach rechts: Aloisia, Vera, die jüngere,
Vera, die ältere und die damals schon kranke Gräfin Emma.
Sommer 1911: Aufgekratzte Gesellschaft mit Kinderkutsche und Gastwirt Robert Bönsch
auf dem Schwarzen Berg.
Anna und Johann Bönsch – gegen 1915 ins Familienalbum der Baudlerfamilie vertieft, die nicht nur von der Wiesenbaude bekannt waren.
Auf dem Wagenkasten der Praga beim Zweigbetrieb der Firma Piette sitzt irgendwann um 1928 der mit einem Kreuz
gekennzeichnete Papierarbeiter Rudolf Demuth auf einer Fuhre zerrupfter Lappen.
Seiten des Lustigen Ausflug
Vier Generationen
Nach einer von vielen Webdiskussionen mit Alexander Czernin-Morzin schickte er uns aus
seinem Familienalbum eine Fotografie mit Ururgroßmutter Aloisa, Urgroßmutter Emma,
Großmutter Vera und Tante Vera, der älteren Schwester von Jaromirs Vater. Ein einziges
Foto erinnert an die Schicksale von Frauen, die eng mit der Geschichte des Riesengebirges verbunden sind und auch ein bisschen in der europäischen Geschichte mitgemischt
haben. Aloisia, die letzte aus dem Geschlecht der Morzins, verhalf nicht nur der Hohenelber zu Ansehen, sondern auch der Marschendorfer Herrschaft, die sie Silvester 1882 von
Familie Aichelburg erworben hatte. Sie war einer der letzten Vertreterinnen des traditionellen Riesengebirgsadels. Nur einen Monat und drei Tage, nachdem dieses Foto geschossen wurde, verstarb in Marschendorf Ihre Nichte Emma im Alter von nur siebenundvierzig
Jahren. Wohl auch deswegen wurden einige Orte im Riesengebirge, wie z.B. der Emmaweg, die Emmaquelle, aber auch das Kreiskrankenhaus oder die Jagdhütte am Forstberg/ Světlá hora nach ihr benannt. Die zierliche Prinzessin Vera aus dem Geschlecht der
Hohenlohe nahm sich den zwei Meter großen Riesen Rudolph Czernin-Morzin, jun. zum
Mann. Obwohl sie zusammen acht Kinder aufzogen, ließen sie sich dennoch scheiden –
Rudolph starb dann genauso wie schon seine Mutter im Alter von 47 Jahren. Ihre älteste
Tochter Vera, die auf dem Foto gerade mal ein Jahr alt ist, ehelichte mit 34 Jahren Kurt
Schuschnigg, der in den Jahren 1934 bis 1938 österreichischer Bundeskanzler war. Bis
zuletzt widersetzte er sich den Nazis, erst als ihn Hitler mit Gewalt zum Rücktritt zwang,
wurde Österreich ans Dritte Reich „angeschlossen“. Während des Krieges waren sie in
drei Konzentrationslagern interniert, Töchterchen Sissi erblickte sogar in Sachsenhausen
das Licht der Welt. Dem Tode entgingen sie nur um Haaresbreite, Vera kehrte allerdings
nie wieder ins heimatliche Riesengebirge zurück und lebte fortan in den USA.
In alten Fotoalben geblättert
Der Fotograf Hans Bönsch lichtete Vater Johann und Mutter Anna über einem geöffneten
Familienalbum ab. Im Album gab es sicher eine Menge von Porträts aus der Familie der
bekannten Riesengebirgsbaudler – allein Johann hatte zwölf Geschwister, die mit verschiedensten Winkeln der Landschaft zu Füßen der Schneekoppe verbunden waren. Er
selbst leitete in den Jahren 1886 bis 1905 die bekannte Wiesenbaude/ Luční bouda.
Später ließ er sich mit Anna in der daman neuen Villa Wiesenheim in Groß Aupa nieder,
beim Blättern im Familienalbum mochten sie die Zeit zurückdenken, die sie in den Bergen
gelebt hatten. Das Foto widmete uns Dieter Hofmann mit dem Seufzer, wie gern er doch
in dem verschwundenen Familienalbum blättern würde. Wir übrigens auch, genauso gern,
wie gern wir uns die Fotografien der Skifahrer in der Vitrine am Eingang zur Sokol-Baude
auf dem nächsten zeitgenössischen Foto ansehen würden.
Patrioten auf der Sokol-Baude
Der zu erwartende Antritt der neuen Aristokratie aus den Reihen der Industriellen, vor
allem aber die politische Entscheidung über die Gründung der Tschechoslowakischen
Republik im Jahre 1918 waren der Grund für den schwindenden Einfluss des traditionellen Adels in Böhmen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch diesem Umstand
war es zu verdanken, dass die Tschechoslowakische Turnbewegung Sokol im Jahre 1928
über den Ochsenbauden/ Volské boudy auf dem Gipfel des Schwarzenberges eine moderne, holzgezimmerte Baude errichten konnte. Vier Jahre später kauften drei Familien
der Prager High Society und politischen Elite Jaromir Czernin-Morzin nahezu dreihundert
Hektar Wald rings um die Kleine Aupa ab. Zusammen mit Freunden verbrachten sie daraufhin ihre Freizeit mit Streifzügen durch das Riesengebirge und Dozent Antonín Prokeš
klebte die Fotos sorgfältig ins Familienalbum. Bei einem Besuch des Schwarzenberges
durfte eine Einkehr in der Sokol-Baude natürlich nicht fehlen – sicher waren sie ja selbst
Mitglieder. Die tschechischen Patrioten Antonín und Františka Prokeš kamen im Weltkrieg
ums Leben, was wir von Tochter Ludmila erst erfuhren, als wir das Familienalbum schon
kopiert hatten.
Fotounterschriften in Schönschrift
Aus anderen Fotos im Fotoalbum mit der Überschrift „Riesengebirge 1911“ in JugendstilSchönschrift geht hervor, dass Dr. Franz Xaver Pohl eine Frohnatur war. Die Fotos und Notizen verraten, dass seine Eltern Viktoria und Franz Pohl in Trautenau in der Prager Straße
wohnten, wo sie der Sohn besuchte und von wo aus sie sommers wie winters zu Ausflügen
in die Berge aufbrachen. Zum Foto, auf dem er mit Schwester Jenny und Nichte Marta zu
sehen ist, schrieb er die folgende Notiz: „Nach dreißig Jahren wieder in der Kutsche bei
der Schwarzschlagbaude“. Dabei kennzeichnete er noch ganz links den Landwirt Bönsch.
So erkannten wir den Gründer der bekannten Baude von Robert Bönsch, den Bruder des
bereits erwähnten Johann von der Wiesenbaude. Neben dem gerade 50-jährigen Baudler
steht aller Wahrscheinlichkeit sein Sohn Karl, dessen Sohn Robert achtzig Jahre später
die Ahnentafel dieser uralten Riesengebirgsfamilie zusammenstellte. Jörg Ackermann, ein
häufiger Besucher von Johannisbad und ehrenwerter Freund des Veselý Výlet, kaufte das
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hübsche Album bei einer Auktion in Deutschland und widmete es zusammen mit ca. einhundert weiteren Fotografien der Redaktion des VV. Dank der sorgfältigen Notizen zu den
Fotografien haben sie viel größeren Aussagewert, als andere zwar schöne, aber anonyme
Fotos.
Das erträumte Häuschen
Rudolf Demuth aus Horní Maršov starb einsam und so lag das von seiner Mutter angelegte
Familienalbum lange nutzlos auf dem Dachboden herum. Feucht und muffig geworden
fand es Martin Juda... und widmete es dem Veselý Výlet. Nach entsprechender Trocknung, Reinigung und unerlässlichem Scannen gelang es uns, mit der Hilfe von Zeitzeugen schon verstorbene und heute lebende Bürger des Gebirgsortes zu erkennen. Die im
Verlauf von achtzig Jahren recht wahllos ins Album geklebten Fotos, vor allem Porträtfotografien, ergänzen nur hin und wieder in deutscher Kurrentschrift geschriebene vage Anmerkungen, wie z.B. „mein Bruder“, „unser Haus“, „Berta mit Nichte“, „Brigitte mit Patin“
oder „Tante Hilde“… Als es uns dann aber gelang, den abgelichteten Menschen konkrete
Namen, Wohnorte und Berufe zuzuordnen, zeichneten sich unvermittelt Geschichten voller Liebe und Glück, voller Arbeit und Schmerz, Freundschaft und Hass, ja persönliche
oder gesellschaftliche Tragödien ab. Auch dieses gewöhnliche Familienalbum ist voller
historischer Zeugnisse. Bei dem ausgewählten Foto mit dem Lkw der Papierfabrik Piette
in Dolní Maršov/ Marschendorf I steht bei dem Mann mit Hut ein kleines Kreuz. Durch
Vergleich mit anderen Fotos konnten wir ihn als Großvater Rudolph Demuth identifizieren,
der unter großen Anstrengungen „unser Haus“ errichtet hatte. Als Sozialdemokrat wurde
er nach 1945 zwar nicht nach Deutschland ausgesiedelt, aber das Häuschen nahm man
ihm trotzdem weg. Angeblich soll er deswegen den Verstand verloren haben – den Rest
seines Lebens verbrachte er in einer Irrenanstalt in Kosmonosy.
Die Informationszentren des Veselý výlet mit Galerie und Souvenirgeschäft
in Pec pod Sněžkou oder in Temný Důl sollen einen Besuch im Ostriesengebirge leichter und erkenntnisreicher machen. Hier finden Sie News aus der Region, unentgeltliche
Informationsprospekte, Wanderkarten und -führer für das Riesengebirge und dessen
Umgebung, frankierte Ansichtskarten, viersprachige Videokassetten über das Riesengebirge, deutsche und tschechische Bücher, Kinderbücher nicht ausgenommen. Für Sammler halten wir Wandermarken, Abzeichen, Aufkleber, Wanderstockmarken und sonstige
nette Mitbringsel bereit. Vor der Rückreise lohnt es sich, hier ein originelles Geschenk
oder Souvenir zu erstehen. Die Auswahl ist groß – kleine Bildchen, Fotografien, beliebte
Rübezahlfiguren und -marionetten, Sammlersteine, Anhänger sowie an den Riesengebirgsaufenthalt erinnernde T-Shirts. Aber auch beliebte Liköre und Heiltränke aus dem
Riesengebirge sind hier zu haben. Wir bieten Ihnen die üblichen Informationen, sind Ihnen aber auch gern bei der Programmauswahl und der Unterkunftssuche im Tal unter der
Schneekoppe behilflich. Während der ganzen Öffnungszeit ist im Veselý výlet in Pec pod
Sněžkou öffentliches Internet zugänglich. Wechselstuben runden das Angebot der Informationszentren ab. Ältere Ausgaben des Veselý výlet kann man sich auf unseren Webseiten ansehen, übriggebliebene Druckausgaben liegen im VV in Temný Důl aus.
Die Pension Veselý výlet in Temný Důl steht inmitten schöner Natur, umgeben von
vielen Kulturdenkmalen. Direkt vor dem Haus halten im Sommer Radwanderbusse und im
Winter Skibusse, untergebrachte Gäste können das ganze Jahr über auf dem Parkplatz
am Infozentrum parken. Solide ausgestattete Zimmer, kostenloser WiFi Internetanschluss,
Sauna, Whirlwanne, eine große Halle inklusive Anbauküche und ein reichhaltiges Frühstück machen den Urlaub zum Genuss. Auf unseren Webseiten finden sie alles, was sie
brauchen – eine Preisliste, entspr. Buchungsformulare und sonstige Informationen über
die vom Veselý výlet angebotenen Dienstleistungen. Auf den Webseiten des Veselý Výlet
sind jedoch auch Kontakte zu Pensionen, Hotels, Bergbauden und Privatunterkünften in
Horní Maršov und Pec pod Sněžkou zu finden.
Informationszentrum, Galerie, Wechselstube und Geschäft
Veselý výlet in Pec pod Sněžkou Nr. 196, PLZ 542 21,
Tel.:00420 499 736 130.
Informationszentrum, Galerie, Wechselstube und Pension Veselý výlet in Temný Důl Nr. 46, Horní Maršov, PLZ 542 26, Tel.:
00420 499 874 298, Fax 499 874 221.
Beide sind von 8.30 bis 18 Uhr geöffnet. Sie können sich auch auf
Deutsch und Englisch verständigen.
Pension Veselý výlet in Temný Důl bietet Unterkunft mit Frühstück
in Zwei- und Dreibettzimmern sowie Apartments, telefonische Reservierung im Info-Zentrum. Weitere Informationen zur Unterkunft in der
Pension senden wir ihnen auf Wunsch per Post oder e-Mail.
E-Mail: [email protected]
www.veselyvylet.cz
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Adelsgeschlechter
örtlicher Vereine verdient machten oder der Todesgefahr des Bösen die Stirn boten.
Von den neuen Herrschern wurden sie später oft zu „Fremdlingen“ degradiert, obwohl in ihren Adern das Blut ältester böhmischer Geschlechter kreiste. Auch in den Geschichtsstunden war ständig vom „bösen Adel“ die Rede, erst in den letzten zwanzig
Jahren wurde dieses „Feindbild“ etwas korrigiert. Zu diesem Meinungswandel trug
sicher auch das Beispiel bei, die in ihre einstigen Herrschaften zurückkehren durften
und die durch ihre Standpunkte und die Pflege ihres Familienbesitzes hohen Kredit
erwarben. Schon 65 Jahre lang lebt kein Vertreter der hiesigen traditionellen Adelsfamilien mehr im Riesengebirge. Auch so bemühen wir uns, nicht nur ihre Geschichte
kennen zu lernen, sondern auch ihre Bedeutung für die Zukunft zu erkennen. In dieser kurzen Übersicht haben wir Adelsgeschlechter ausgewählt, die sich nach dem
30-jährigen Krieg ansiedelten und oft in erbitterte Grenzfehden verwickelt waren,
die aber gleichzeitig viele Spuren im Riesengebirge hinterlassen haben, von denen
heute viele zu den meistbesuchten Wanderzielen des Riesengebirges gehören. Von
vielen ist weitestgehend unbekannt, dass sie aus Initiative dieser Adligen entstanden.
Manche dieser ausgewählten Orte, die mit dem Wirken der Riesengebirgsadels verbunden sind, möchten wir etwas näher kennen lernen. Zu einigen von ihnen führen
interessante Bergwanderungen, bei anderen nimmt man lieber das Auto.
Die Grafen Aichelburg
Im Jahre 1869 erweiterte Alfons Aichelburg das Schloss in Marschendorf um einen
West- und Ostflügel, wodurch er ihm sein heutiges Aussehen verlieh. Den interessanten Bau kann man sich leider nur von außen ansehen. Das wohl bekannteste, mit
den Aichelburgern verbundene Denkmal ist die romantische Waldburg an den Hängen des Forstberges/ Světlá hora, die dem aufgeklärten Adligen Berthold von Aichelburg gewidmet ist. In den Informationszentren des Veselý výlet in Temný Důl oder Pec
pod Sněžkou bekommt man die Schlüssel zu dieser Gedenkstätte geliehen, nach
einem interessanten Spaziergang auf dem „Lehrpfad Aichelburg“ kann man also ganz
allein die Burgkammer öffnen und schon steht man dem Grafen Berthold von Angesicht zu Angesicht gegenüber – zumindest seiner Büste.
Ferdinand Bonaventura Harrach (1636 – 1706)
Karl Harrach hatte vierzehn Kinder, von denen mindestens vier mit der Geschichte des Riesengebirges verbunden sind. Tochter Marie Elisabeth ehelichte den
mächtigen General Albrecht von Waldstein (Wallenstein), den Besitzer der Herrschaft Vrchlabí/ Hohenelbe und Branná. Seine zweite Tochter Maria Maximiliane
ehelichte Wallensteins Verbündeten Adam Erdmann Trczka, den Besitzer von Marschendorf/ Maršov. Einer seiner Söhne, Ernst Adalbert krönte als Prager Erzbischof gleich drei böhmische Könige und setzte auch die Entstehung und Besetzung des Königgrätzer Bistums 1662 durch. Ein weiterer Sohn, Otto Friedrich Harrach, kaufte seinem Schwager im Jahre 1632 die Herrschaft Branná ab und leitete
hiermit das dreihundertjährige Wirken dieses Geschlechts im Riesengebirge ein.
Otto kam am 7. Mai 1637 mit nur 19 Jahren mit seiner italienischen Ehegattin Livinia bei einem „Verkehrsunfall“ ums Leben, als er nach Wien unterwegs war. Der
Verwaltung des Vermögens und der Erziehung seines Sohnes Ferdinand nahm
sich Erzbischof Ernst an. Deshalb war es kein Wunder, dass Ferdinand Harrach
bei den späteren Grenzfehden seine guten Beziehungen zum Klerus zu nutzen
wusste und im September 1684 die Elbquelle vom Königgrätzer Bischof weihen
ließ und so seinen Anspruch auf einen Teil von Sedmidolí/ Siebengründe und die
Elbwiesen durchsetzte. Das letzte Wort in den Streitigkeiten um die Riesengebirgskämme hatte die Kanzlei des Kaisers Leopold I., dem kein anderer, als Ernst Adalbert Harrach die Krone aufs Haupt gesetzt hatte.
Der Adel war die Hauptkraft bei der Besiedlung und Wandlung des Riesengebirges.
Zuerst die Herrscher und später vor allem ihre eigenen politischen und geschäftlichen Fähigkeiten ermöglichten es den blaublütigen Geschlechtern, im Gebirge Städte, Dörfer, Bergwerke, Erz- und Glashütten, Kirchen, Wege und auf den Kämmen
Höfe zu gründen und auch Wanderhütten und Aussichtstürme zu errichten. Durch die
schrittweise Humanisierung der europäischen Gesellschaft und den Aufstieg der Demokratie büßte die Aristokratie einen Teil ihrer Macht ein - ein Umstand mit dem der
Großteil der Adelshäuser allerdings gut zurechtkam. Nicht nur im Riesengebirge des
19. und 20. Jahrhunderts gab es Adlige, die trotz ihrer natürlichen Treue gegenüber
dem Kaiser gleichzeitig auch tschechische Patrioten waren und sich um den Aufschwung von Wissenschaft und Kunst, um die Selbstverwaltung und das Entstehen
Die Grafen Czernin-Morzin
Das Grafengeschlecht baute das schon im 16. Jahrhundert gegründete Schloss
Hohenelbe/ Vrchlabí um. Im heutigen Sitz des Stadtamts ist an Werktagen ein einzigartiges Eingangsvestibül mit historischen Wandmalereien und Jagdtrophäen aus
der Zeit der Grafen von Morzin zu besichtigen. Diese hatten auch das nahe Kloster
gegründet, in dem verschiedene thematische Ausstellungen und die jeweils aktuelle
Ausstellungen des Riesengebirgsmuseums zu sehen sind. Auch hiesige von Gräfin
Aloisia gegründete Dekanatskirche ist einen Besuch wert. Die Grafen von Czernin
waren die fleißigen Erbauer zahlreicher Gebirgssteige im Riesengebirge. Die bewahrt gebliebenen Abschnitte sind echte Leckerbissen des mittleren und östlichen
Riesengebirges – zum Beispiel der Schneeschuhweg/ Dřevařská cesta am Hang
des Ziegenrückens/ Kozí hřbety, der Emmaweg von Maršov nach Malá Úpa, der
Bischofssteig aus dem Löwengrund/Lví důl zur heutigen Baude Jelenka, der Herrmannsweg zum Forstberg/ Světlá hora oder der Luisenweg durch den Klausengrund.
Die Grafen Harrach
Gemeinsam mit den Harants setzten sie die Weihung der Elbquelle durch und schufen
hierdurch das meistbesuchte Wanderziel im ganzen Riesengebirge. Sie unterstützten auch die Entstehung einiger Gebirgsbauden, von denen sich die bis heute geöffnete Martinsbaude/ Martinovka und die Woseckerbaude/ Vosecká ihr ursprüngliches Aussehen bewahrt haben. Der erste echte Wanderweg des Riesengebirges
verband Spindlermühle mit Harrachsdorf. Heute wird dieser Weg zu Ehren seines
Gründers Harrachweg genannt, er führt durch den attraktiven Elbgrund, vorbei an
der Elbfallbaude/ Labská bouda bis zur Pantschewiese/ Pančavská louka und dann
im anmutigen Tal der Mummel/ Mumlava entlang. Der bekannteste aller Riesengebirgsaristokraten – Johann Nepomuk Harrach – ließ den steinernen Aussichtsturm
auf dem Gipfel des Heidelberges/ Žalý errichten. Ein attraktives und mit diesem
Adelsgeschlecht verbundenes Ziel ist auch die Glashütte in Harrachov, wo man bei
interessanten Exkursionen den Betrieb der Glashütte und Glasschleiferei kennenlernt und gleich noch ein hübsches original Glassouvenir erstehen kann. Im gut erhaltenen Familienschloss in Jilemnice wiederum gibt es interessante thematische
Ausstellungen und aktuelle Ausstellungen des Riesengebirgsmuseums zu sehen.
Die Grafen Schaffgotsch
Ihr Name ist für immer mit dem bekanntesten Bauwerk des Riesengebirges verbunden – mit der St. Laurentius-Kapelle auf dem Gipfel der Schneekoppe. Es ist ihnen
auch zu verdanken, dass in Brückenberg/ Karpacz Gorny die einzigartige Kirche
des Riesengebirges
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Wang aus dem 12. Jahrhundert steht, die aus Norwegen in die Schaffgott´sche
Herrschaft gebracht wurde und hier im Jahre 1844 neu geweiht wurde. Heute ist sie
das meistbesuchte Baudenkmal der Region. Ein weiteres interessantes Ausflugsziel
auf der polnischen Seite des Riesengebirges ist die romantische Burg Kynast/ Chojnik. Auch die Schaffgottsche gründeten einige Gebirgsbauden – am besten mögen
sie die bei den Schneegruben kennen, die heute zu Fernseh- und Telekommunikationszwecken dient.
Die Fürsten Schwarzenberg
Aus den Zeiten des Wirkens des Fürstengeschlechts in Johannisbad/ Janské Lázně
sind wohl nur die Hütte Nr. 9, die gerade eine Gesamtrekonstruktion durchmacht und
die Disposition des ältesten Teils des Kurhauses übrig geblieben. Seit den Zeiten der
Schwarzenbergs werden das nahezu 30°C warme Wasser der Johannisquelle und
der weniger ergiebigeren Schwarzen Quelle hier her geleitet.
Der Riesengebirgsadel heute
In Adelsgeschlechtern verläuft die Nachfolge in männlicher Linie. Die Geschichte der
Hauptgeschlechter des Riesengebirgsadels kannten wir früher nur vom Erzählen her
und in der Literatur nur bis zum Jahre 1945. Als ihr aktives Wirken im Riesengebirge
endete, waren die Aristokraten auf einmal wie vom Erdboden verschwunden. Erst
in den letzten zwanzig Jahren suchten viele ihre einstige Heimat auf, nach anderen
machten wir uns selbst auf die Suche. Gleichzeitig öffneten sich den Forschern auch
endlich die ausländischen Archive und die tschechischen Archive halfen beim Forschen. Mit den Zeugnissen der Vertreter der einzelnen Adelsfamilien tauchen auch
unvermittelt interessante Geschichten auf, von denen viele unsere Kenntnisse über
das Riesengebirge bereichern.
Die Grafen Aichelburg
Im Riesengebirge waren sie in der Herrschaft Marschendorf die Nachfolger der
Waldsteins in weiblicher Linie und des böhmischen Zweigs der Schaffgotsche. Das
Riesengebirge verließen sie vor 128 Jahren, in Tschechien blieben die Aichelburgs
allerdings auch nach dem kommunistischen Putsch von 1948. Wladimir Maria Aichelburg verstarb zwei Wochen vor dem 17. November 1989. Sein Sohn Wladimir, der
20 Jahre im Exil gelebt hatte, meldete seine Ansprüche auf die tschechische Nachfolgerschaft und die Herrschaft Neustupov an. Der Historiker, dessen Urgroßvater
Wladimir im Jahre 1838 im Marschendorfer Schloss das Licht der Welt erblickte,
unterstützte vor 15 Jahren auch die Gründung der Bürgervereinigung „Burggesellschaft Aichelburg“, deren Ehrenmitglied er ist. Er setzte sich auch für die Wiederherstellung der Berthold-Aichelburg-Gedenkstätte in der Waldburg Aichelburg ein und
übernahm im Jahre 2004 für seinen Verwandten die Ehrenbürgerschaft von Horní
Maršov in memoriam.
Die Grafen Czernin-Morzin
Nach der erzwungenen Veräußerung des Schlosses in Vrchlabí zog Jaromir CzerninMorzin im Jahre 1938 mit seinen drei Söhnen und sämtlichem Mobiliar ins Marschendorfer Schloss um. Nachdem die Nazis die Zwangsverwaltung über sein Vermögen
verhängt hatten, lebte er in Österreich, im Jahre 1945 zog auch der Rest der Familie
dorthin um. Als er im Jahre 1966 starb, übernahm der älteste Sohn Alexander die
Nachfolge, der gerade vor 80 Jahren auf Schloss Hohenelbe geboren wurde. Seit
1995 kommt er regelmäßig zu Besuch in seine Heimat, er interessiert sich aktiv für
die Geschichte der Familien Czernin und Morzin im Riesengebirge, die sich schon im
Jahre 1855 in seinem Urgroßvater Rudolph verbanden.
Die Grafen Harrach
Der letzte Besitzer der durch die Bodenreform geschmälerten Herrschaft Jilemnice,
Johann Nepomuk Harrach, von seinen Freunden Hansi genannt, starb in amerikanischer Gefangenschaft an Ruhr – vier Tage vor Ende des 2. Weltkriegs in Europa. Sein
einziger Sohn Ferdinand kam mit nur zwanzig Jahren bei einem Autounfall in Wien
ums Leben, seine Tochter Johanna von Waldburg ist die letzte lebende Vertreterin
der Harrach, die noch in Böhmen geboren wurde. Die Nachfolge ging auf die Linie
von Ernst Harrach, von denen der junge Ernst „Beppo“ Harrach, ein österreichischer Autorallyefahrer, der bisher jüngste männliche Angehörige des böhmischen
Zweiges der Familie ist. Als einziger Nachkommen des Riesengebirgsadels erhebt
er im Rahmen der Restitution Anspruch auf den konfiszierten Besitz. Im Jahre 1999
übernahm die Ehegattin des letzten Herrschaftsbesitzers, Stephanie Harrach, aus
den Händen des Bürgermeisters Václav Cajthaml die Ehrenbürgerschaft der Stadt
Harrachov.
Friedrich August Gervasius Protasius Harrach (1696 – 1749)
Der wohl am häufigsten in Verbindung mit dem Riesengebirgsadel genannte Ortsname ist Harrachov und gleich danach der der dicht bebaute Teil von Spindelmühle – Bedřichov/ Friedrichsthal. Der bis 1942 selbstständige Ort war nach Graf
Friedrich aus dem Geschlecht der Grafen von Harrach benannt. Der auf historischen Grafiken ansehnliche Barockadlige starb im Alter von nur 53 Jahren und
wohl deswegen wurde die damals gegründete Siedlung mit Glashütte auf den
Namen Friedrichsthal getauft. Das Aussehen des Grafen Friedrich/ tsch. Bedřich
war lange Zeit unbekannt, bis sein Porträt zusammen mit einigen anderen grafischen Porträts in dieser Ausgabe im Archiv der Nationalbibliothek in Wien entdeckt wurde.
Die Grafen Schaffgotsch
Die Familie aus Schlesien stand dem evangelischen Berlin immer näher, als dem
katholischen Wien. 1945 verloren sie ihre Riesengebirgsherrschaft, die sie 568 Jahre lang in Besitz hatten und siedelten nach Deutschland um. Der letzte Besitzer
Friedrich Schaffgotsch starb zwei Jahre später und sein Sohn Gotthard vor dreizehn
Jahren. Die namhafte Adelsfamilie aus dem Riesengebirge wird heute von den Brüdern Friedrich, Alexander und Hans Ulrich und von deren Söhnen Philipp und Georg
vertreten. Friedrich erblickte noch im Schaffgotschen Schloss Warmbrunn/ Cieplice
bei Hirschberg/Jelenia Gora das Licht der Welt, wo im Juni 2007 die Konferenz „Das
Haus Schaffgotsch: Konfession, Politik und Gedächtnis eines schlesischen Adelsgeschlechts vom Mittelalter bis zur Moderne“ stattfand. Dieser wichtige Akt trug wesentlich zur Erforschung dieses Adelsgeschlechts bei, dessen Archiv in Wroclaw/
Breslau Hunderte Meter Archivalien enthält.
Die Fürsten Schwarzenberg
Das Riesengebirge verließen sie schon im Jahre 1782, nachdem sie den Kurbetrieb
zu Füßen des Schwarzen Berges organisiert hatten. Über Jahrhunderte hinweg zählten sie zur Crème de la Crème der tschechischen Diplomatie, deshalb verwundert es
kaum, dass der bekannte tschechische Politiker Karel Schwarzenberg ein direkter
Nachfahre des Riesengebirgsadels ist.
VRCHLABÍ
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gelungen war. Zusammen mit Johann Nepomuk von Harrach, der drei Jahrhunderte
später dem Geschehen im Riesengebirge sein Siegel aufdrückte, blieb Christoph von
Gendorf die namhafteste Persönlichkeit des Riesengebirgsadels. Nach seinem Tode
übernahmen seine damals bereits verwitwete Tochter Eustachie und nach deren Tode
Tochter Rosina mit Ehegatte Vilém Miřkovský die Herrschaft. Ihr Sohn Wilhelm wurde
vom mächtigen Albrecht von Waldstein genauso unerbittlich unter Druck gesetzt, wie
dies neunzig Jahre früher Gendorf getan hatte und so verkaufte er ihm im März 1624
die Herrschaft samt Waffenschmiede. Dieser machte Hohenelbe zu einem Zentrum der
Rüstungsindustrie, letztendlich fiel er jedoch seinen allzu großen politischen Ambitionen
zum Opfer. Nach Wallensteins Fall, der mit der Konfiszierung seines gewaltigen Vermögens verbunden war, erhielt die Herrschaft Vrchlabí – Hohenelbe Feldmarschall Rudolph
Morzin für seine treuen Dienste in der Armee von Ferdinand II. (siehe auch VV 31/2009),
womit das dreihundertjährige Wirken dieses Adelsgeschlechts im Riesengebirge begann. Über ihre eigenen unternehmerischen Aktivitäten hinaus erfüllten die Morzins den
Auftrag ihrer Majestät und führten in der lutheranischen Herrschaft die Gegenreformation durch. Auch deshalb lud Maximilian die Augustiner aus dem St. Thomaskloster in
Prag nach Hohenelbe ein, ohne jedoch den Baubeginn noch mitzuerleben – er starb im
Jahre 1705. Sein Werk vollendete zwanzig Jahre später sein Bruder Wenzel, der erfolgreichste aller Morzins. Kloster und Schloss blieben über die Jahrhunderte hinweg die
markantesten Gebäude der Gebirgsstadt Vrchlabí – Hohenelbe. Im Jahre 1939 kauften
die Hohenelber Ratsherren Graf Jaromir Czernin-Morzin das Schloss ab und wohl gerade deshalb blieb es von der Plünderung verschont, im Gegensatz zu so vielen ähnlichen,
nach 1945 oder 1948 konfiszierten Bauten.
Kleiner Stadtrundgang
Christoph Gendorf (1497 – 1563) gründete die Stadt Vrchlabí.
Das Aussehen des stattlichen Adligen ist nur aus zwei Gedenkmedaillen bekannt, die er
in den Jahren 1534 und 1546 prägen ließ. Die spätere von beiden diente dem Autor des
gedruckten Bildes aus der Sammlung des Riesengebirgsmuseums in Vrchlabí/ Hohenelbe als Vorlage. Christoph von Gendorf, ein im Bergbau und Hüttenwesen bewanderter
Mann, verband seine Karriere mit dem Kaiser und böhmischen König Ferdinand I. von
Habsburg, der seines Machtkampfes mit dem böhmischen Adel wegen die höchsten Ämter im Böhmischen Königreich mit vertrauenswürdigen Leuten aus Österreich besetzte.
Graf Gendorf aus dem westlichen Kärnten ernannte er kurzum zum Oberstbergmeister und dieser dankte es ihm, indem er sich gut um die Silbergruben und Münzstätten
in St. Joachimsthal und später in Kuttenberg/ Kutná hora kümmerte. Schon bald kam
der Wunsch nach einer eigenen Herrschaft auf und so wählte er das Riesengebirge
aus – wohl wissend, welche Bodenschätze es barg. Durch massiven Druck zwang er
den Wladika Jan Tetaur von Tetov (Tettau) zum Verkauf des Wasserkastells Vrchlabí samt
Dorf und Erzhammer. Dadurch kam er gleichzeitig in den Besitz weiterer Ortschaften,
wie zum Černý Důl/ Schwarzenthal und vor allem der Berge mit ihrem unermesslichen
Waldreichtum. Gleichzeitig bewog er Hunderte Handwerker- und Holzfällerfamilien aus
den Alpenländern zur Umsiedlung ins Riesengebirge, wodurch er Hohenelbe zu einem
ungeheuren Aufschwung verhalf und Anlass zur Besiedlung des gebirgigen Elbtals bis
zum heutigen Spindlermühle gab. Im Jahre 1533 setzte er beim König die Erhöhung von
Hohenelbe zur Stadt durch. Seine Herrschaft dehnte er um weitere Dörfer aus und zwar
einschließlich Horní Lánov/ Oberlangenau mit seinen Erzgruben. Im Jahre 1542 erhielt
er vom König die Stadt Trautenau samt Umgebung zum Lehen und wurde so zum Herrn
des mittleren und östlichen Riesengebirges. Um den Hohenelber Erzhammer herum
errichtete er die bis dahin größte Eisenhütte in ganz Böhmen. Hier stellte er vor allem
Waffen her, die er mit der Einwilligung des Königs als Einziger aus Böhmen exportieren
durfte. Das ertragreiche Unternehmen erlaubte es ihm, das unbequeme mittelalterliche
Kastell zu verlassen und in den Jahren 1546 bis1548 gleich vis à vis ein viergeschossiges Renaissanceschloss zu errichten. Gendorf hatte nur sieben Töchter und auch
wenn über einen Sohn Johann spekuliert wird, konnte er seine Riesengebirgsherrschaft
dennoch keinem starken und politisch geschickten Nachfolger übergeben, wie dies den
benachbarten Schaffgotschen an der Nordseite der Berge sechs Jahrhunderte früher
Am besten parkt man den Wagen auf dem gebührenfreien Parkplatz hinter dem Kloster,
von dem man am Sitz des KRNAP vorbei zum Schlosspark gelangt. Bevor sie einen Blick
ins Vestibül werfen (nur werktags), lohnt es sich, durch den vorbildlich gepflegten und
rekonstruierten Park zu schlendern. Dort, wo heute der Schlossteich blinkt, stand die
erwähnte Feste. Das heutige Aussehen des Schlosses stammt aus Zeiten der Grafen
von Morzin, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts den grundlegende Umbau des Renaissancegebäudes vornahmen und es um ein Stockwerk herabsetzten. Die achteckigen
Türme und die Hauptmauern stammen jedoch aus Gendorfs Zeiten. Die Kuppeln auf
den Türmen und das Eingangsportal sind eine Erinnerung an die Grafen Czernin-Morzin,
was übrigens schon ihre verbundenen Familienwappen über dem Eingang verraten. Im
Vestibül sind Gemälde der letzten Bären zu sehen, die in den Jahren 1655, 1695, 1701
und 1726 in der Herrschaft Morzin erlegt wurden. Die größte Kostbarkeit des Schlosses bekommen nur diejenigen zu Gesicht, die an Sitzungen im großen Sitzungssaal
des Stadtamtes teilnehmen. Unter der Stuckdecke mit figuraler Ausschmückung in den
Ecken aus dem 17. Jahrhundert steht ein hoher, farbig glasierter Kachelofen aus dem
Jahre 1545. Die alttestamentlichen Motive sollen angeblich an Gendorfs lutheranischen
Glauben erinnern, der ihn jedoch nicht daran hinderte, dem katholischen Kaiser treu ergeben zu sein. Einst war der Park von einer hohen Mauer umgeben, heute betritt man die
Hauptstraße von Vrchlabí lediglich durch ein geschmiedetes Tor. Rechts hinter dem Alten
Rathaus mit Informationszentrum befindet sich der neu gegründete „Gendorf-Platz“ mit
gleichnamigem Hotel. Wenn man allerdings vor dem Schloss nach links abbiegt, kommt
man an anmutigen Holzhäusern vorbei, eines von ihnen beherbergt heute die Buchhandlung Gendorf. Natürlich gibt es hier auch aktuelle Riesengebirgstitel. Dann geht es zum
Friedensplatz (Mírové náměstí) mit Dekanalkirche des Hl. Laurentius, die in den Jahren
1886 bis 1889 auf Initiative von Aloisia Czernin-Morzin errichtet wurde. Die Gräfin wählte
damals den Architekten Stephan Tragl aus, den späteren Baumeister der neugotischen
Czernin-Gruft im Park, vor allem aber steuerte sie die erforderlichen Mittel bei. Aus der
abgerissenen ursprünglichen Kirche aus frühesten Zeiten der Stadt blieben allein die
Seitenbilder des Hauptaltars und beispielsweise auch die Steinplatte an der Treppe zum
Turm erhalten. Sie erinnert an die Gründer des alten Turmes Rosina und Wilhelm Miřkovský. Die restaurierte Pestsäule vor der Kirche ließen im Jahre 1696 Johann Rudolph
Morzin mit Ehegattin Constanze, geb. von Mitrovic errichten. Auf dem Friedensplatz sind
kaum die drei historischen Holzhäuser zu übersehen, die unlängst durch einen Neubau
ergänzt wurden – die erste wirklich gelungene Nachbildung in Vrchlabí. In ihnen siedelt
eine Filiale des Riesengebirgsmuseums und das Informationszentrum des KRNAP obendrein. Bevor man auf der Hus-Straße am Kloster mit der Hauptausstellung des Riesengebirgsmuseums angelangt ist, ist am Haus der Jugend noch eine neu installierte steinerne
Gedenktafel zu sehen, die Aloisia Czernin-Morzin gewidmet ist. Gerade hier hatte sie im
Jahre 1891 ein Armenhaus eröffnet. Dann steht man schon vor der Tür des zum Museum umfunktionierten Klosters. Es ist der Stadt Vrchlabí zu verdanken, dass es gelang,
die heruntergekommene Klosterkirche zu retten und zu rekonstruieren. Lassen sie sich
keinesfalls eine Gelegenheit zu ihrer Besichtigung entgehen – am besten bei einem
der zahlreichen Orgelkonzerte. Der namhafte tschechische Dokumentarist Pavel Štingl
schafft für das Riesengebirgsmuseum das Szenarium für eine völlig neue Konzeption der
gesamten Anlage. Teil dieser Konzeption ist auch eine Vereinbarung zwischen Stadt und
Museum über die dauernde Zugänglichmachung der Klosterkirche unter Verwendung
der Zwischenräume zur Erinnerung an das Adelsgeschlecht der Morzin, die Gegenreformation im Zeitraum ab dem Dreißigjährigen Krieg bis hin zu den Reformen von Kaiser Joseph II., einschließlich einer sehr interessanten Barock-Pietät. Man darf gespannt sein.
www.muvrchlabi.cz
PEC POD SNĚŽKOU
7
Kampf um die Schneekoppe
Zur Entstehung des bekanntesten Wallfahrtsortes im Riesengebirge trug der Zwist um
die Grenze zweier Herrschaften auf der Nordseite des Gebirges bei. Dem Bau der
Kapelle auf der Schneekoppe waren dramatische Ereignisse vorausgegangen, die mit
dem Adelsgeschlecht der Schaffgotsch verbunden waren. Die Herrschaft, die die gesamte Nordflanke des Riesengebirges von Schmiedeberg/ Kowary bis Schreiberhau/
Szklarska Poręba einnahm, hatte der Knappe Gotsche Schaff im Jahre 1377 mit der
Erlaubnis des böhmischen Königs Karl IV erworben. Sein Enkel Hans starb im Jahre
1465 bereits als Herr Schaffgotsch von Kynast, bzw. der Burg Kynast/ Chojnik. Die
touristisch erschlossene Burgruine auf dem gleichnamigen Hügel mit ihren gut bewahrten Zinnen und Türmen ist sowohl von der Schneekoppe, als auch nahezu vom
ganzen Kammweg – dem sog. Freundschaftsweg aus zu sehen. Sie ist sicher eines
der interessantesten Ausflugsziele des Riesengebirges. Von hier errichteten die Grafen Schaffgottsch ihre starke Herrschaft mit Gruben, Erzhütten, Bädern und später
auch Glashütten. Ab dem 16. Jahrhundert gehörten sie zu den wohlhabendsten und
einflussreichsten Herren in Niederschlesien. Dabei konnten sie im Dreißigjährigen
Krieg alles verlieren. Der protestantisch gesinnte Freiherr Hans Ulrich Schaffgotsch
hatte sich nämlich in Prag für Schlesien an der Krönung des böhmischen „Winterkönigs“ Friedrich von der Pfalz beteiligt – dem Gegner der Habsburger. Nur drei Wochen
nach der Hochzeit von Hans Ulrich mit der schönen und reichen Fürstin Barbara Agnieszka Legnicka aus dem Fürsten- und Königsgeschlecht der Piastowski verloren sie
im November des Jahres 1620 die entscheidende Schlacht am Weißen Berg. Ein Jahr
später schwur er dem Kaiser Ferdinand II. von Habsburg die Treue und konvertierte
zum katholischen Glaubensbekenntnis. In der kaiserlichen Armee verband er sich mit
Albrecht von Waldstein (Wallenstein). Einen Tag vor dem Mord seines Herzogs wurde
der General der Kavallerie Hans Ulrich Schaffgotsch am 24. Februar 1634 durch den
Obristen Graf Colloredo gefangen genommen und nach anderthalb Jahren Kerker und
Folter am 23. Juli 1635 auf dem Haidplatz in Regensburg enthauptet. Trotz wiederholter Folter gestand er nie, an der Verschwörung beteiligt gewesen zu sein – den Kaiser
lockte auch eher sein enormes Vermögen. Seine Besitztümer im Riesengebirge wurden noch vor der Hinrichtung konfisziert. Den Teil mit den Erzhütten und der Stadt
Schmiedeberg/ Kowary östlich der Schneekoppe veräußerte Ferdinand III. im Jahre
1639 an den böhmischen Adligen Hermann Czernin von und zu Chudenitz. Er hatte
allerdings mit keiner seiner drei Ehegemahlinnen einen Nachfolger und deshalb erbte
Humprecht, der berühmteste aller Czernins in der Geschichte des alten Adelsgeschlechts, die Schmiedeberger Herrschaft. Der Oberste Kämmerer des Königreichs
Böhmen und der Erbauer des Palais Czernin auf dem Hradschin bemühte sich auch
um den verbliebenen Besitz von Ullrich, aber zu diesem erhielten die Schaffgotsche
spätestens im Jahre 1649 vom Kaiser sämtliche Rechte zurück. Der Sohn des hingerichteten Generals war fortan dem starken Druck seines mächtigen Nachbarn ausgesetzt. Der Streit um die Herrschaftsgrenzen wurde letztendlich auf der Schneekoppe
entschieden. Der junge Christoph Leopold Schaffgotsch beschloss, seinen Anspruch
auf die Gebirgslagen der heutigen Stadt Karpacz/ Krummhübel durch den Bau einer
Kapelle auf der Schneekoppe zu erhärten. So schickte er einen Zimmermann mit fünf
Gehilfen ins Tal Biały Jar zum Goldbach und diese fällten hier am 8. April Bäume und
zimmerten Balken aus ihnen. Als sie schon 120 Stämme vorbereitet hatten, wurden sie
von acht Förstern überfallen, die ihnen vorwarfen, sei befänden sich auf dem Gebiet
des Herrn Humprecht von Czernin. Christoph ließ ich aber nicht einschüchtern und
so verklagte er den Nachbarn beim kaiserlichen Gerichtshof und erwirkte so nach
20 Jahren die Entscheidung, dass die Schneekoppe und Umgebung der Herrschaft
Kynast angehöre. Schon im folgenden Jahr schloss er mit dem Maurermeister Bartholomäus Nantwig aus Greiffenberg/ Gryfów Śląski einen Vertrag über den Bau einer
Kapelle ab. Christoph ließ sich von der Kapelle in Warmbrunn/ Cieplice inspirieren, die
sein Großvater Kaspar im Jahre 1515 erbaut hatte. Sowohl der Bauherr, als auch der
Baumeister unterschätzten die Schwierigkeit des Unterfangens. Die Baugrube für den
runden Steinbau wurde auf dem höchsten Punkt der Schneekoppe ausgehoben – bis
zum felsigen Untergrund in vier Meter Tiefe. Alten Chroniken zufolge war der Rohbau
schon nach zwei Jahren fertig, damals waren an die 60 Arbeiter mit dem Bau und dem
Hinaufschleppen des Materials beschäftigt. Warum das Werk dann erst nach vierzehn
Jahren vollendet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Die Kapelle wurde am 10.
August des Jahres 1681, also zum Laurentiustag unter Beteiligung Hunderter Pilgerer
vom Zisterzienserabt Bernhard Rosa aus Krzeszow dem heiligen Laurentius geweiht.
Diesem Heiligen ist die Kapelle bis heute noch geweiht. Ob auch Christoph Leopold
Schaffgotsch an der Feier teilnahm, ist nicht bekannt aber es ist mehr als wahrscheinlich, dass weder die Beamten des Nachbarn Humprecht von Czernin aus Schmiedeberg, noch Paul Morzin aus Hohenelbe, Franz Harant aus Jilemnice oder Ferdinand
Graf Harrach aus Branná geladen waren. Waren sie doch die Hauptprotagonisten der
bevorstehenden Streitigkeiten um den Verlauf der Hauptriesengebirgsgrenze. Diese
führte seit 1681 mitten durch die Kapelle und wurde von Schaffgotsch im Norden und
vom Dominium von Kaisers Gnaden im Süden anerkannt. Heute steht der Grenzstein
etwas abseits in Richtung Tschechien, das heißt dass die ganze Rotunde zur Pfarrei
der Bergstadt Karpacz gehört.
Christoph Leopold Schaffgotsch (1623 – 1703) – der Baumeister
der Kapelle auf der Schneekoppe.
Laurentiusfest
Der Bau der Kapelle löste Massenaufstiege zur Schneekoppe aus, die sich von
religiösen Wallfahrten zu ganzjährigen Touristenbesuchen wandelten. Jahr für
Jahr kommt eine Viertelmillion herauf, aber auch in diesem Jahr, 329 Jahre nach
der Weihung der Kapelle, kommen die meisten Menschen am Dienstag, dem 10.
August zur St. Laurentius-Wallfahrt hierher. In den letzten Jahrzehnten beteiligen
sich immer mehr Pilgerer von beiden Seiten des Riesengebirges an der Wallfahrt und das Treffen gewinnt an gesellschaftlicher Bedeutung. Die letzte Messe
unter freiem Himmel zelebrierte ein Gast aus Deutschland – der aus Wroclaw/
Breslau gebürtige Kardinal Joachim Meissner. Regelmäßige Besucher sind
auch der Bischof Stefan Cichy aus Legnica, für die Diözese Hradec Králové der
90-jährige Erzbischof Karel Otčenášek und Bischof Dominik Duka, seit dem 10.
April 2010 der neue Prager Erzbischof und Primas von Böhmen. Bei der letzten
Wallfahrt assistierten 20 Priester, alles organisierte im Hintergrund der Hausherr
– Pfarrer Zenon Stoń aus Karpacz. Bei der Wallfahrt treffen sich regelmäßig viele weitere Besucher aus beiden Republiken, Männer des Bergrettungsdienstes,
die Bürgermeister der Riesengebirgsstädte und -gemeinden, Scouts, organisierte Touristengruppen, Mitglieder des Gesellenschaft der Wallonen und niemals
dürfen der letzte Koppenträger Helmut Hofer oder der hiesige Förster in Pension, Josef Tylš fehlen. Diese bunte Gesellschaft ergänzt in der Regel auch noch
Präsident Václav Klaus. Das Programm auf tschechischer Seite beginnt in Pec
pod Sněžkou um acht Uhr morgens mit dem Aufstieg von der Marienkapelle,
durch den Riesengrund/ Obří důl bis zum Slezký dům/ Schlesierhaus und dann
auf dem Jubiläumsweg bis zum Gipfel. Die heilige Messe beginnt am Mittag vor
der St. Laurentiuskapelle. Ab 13 Uhr hat die Stadt Pec ein Programm am Seilgarten bei der Talsperre vorbereitet, es geht mit einer Studentenkapelle los, ab
14.30 Uhr ist ein Konzert Revival Smokie und Tina Turner angesagt. Ab halb
sechs tritt der Liedermacher Pavel Dobeš auf.
www.pecpodsnezkou.cz
Grenzabkommen von 1710
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Johann Anton Schaffgotsch (1675 – 1742),
Besitzer der Herrschaft Kynast bzw. Chojnik.
Während des Dreißigjährigen Krieges waren in den Jahren 1632 bis 1639 neue Adelsgeschlechter ins Riesengebirge gekommen, die treu an der Seite des katholischen Kaisers
Ferdinand II. von Habsburg standen. Auf der südlichen Seite des Gebirges kamen so die
Grafen von Harrach in Besitz der Herrschaft Branná, die Grafen von Morzin erwarben Vrchlabí/ Hohenelbe, die Herrschaft Jilemnice/ Starkenbach im westlichsten Teil des Gebirges
war schon seit 1634 im Besitz des alten böhmischen Adelsgeschlechts der Harant. Die
Herrschaft Maršov/ Marschendorf wiederum wurde dem österreichischen Oberst de Waggi
zuteil, allerdings ohne die Gebirgswälder und die Schneekoppe. Auf der schlesischen Seite
der Berge kam Hermann Graf Czernin in den Besitz der Herrschaft Kowary/ Schmiedeberg,
einziger ursprünglicher Herrschaftsbesitzer im Riesengebirge blieb so die Familie von Christoph Leopold Schaffgotsch mit der geschrumpften Herrschaft Kynast, dem heutigen Chojnik. Schon bald zeigte sich, dass jedes dieser Geschlechter seine eigene Vorstellung von
den Herrschaftsgrenzen in den wilden Kammpartien hatte. Und so war es kein Wunder das
heftige Grenzstreitigkeiten entbrannten – voller Einschüchterungsakte, Plänkeleien, Gewalttätigkeiten, Sabotagen, Inhaftierungen und natürlich Beschwerden an höchsten Stellen – am
besten direkt beim Kaiser. Die ersten Abkommen sorgten für Ordnung an den Grenzen zwischen kaiserlichem Grund und Boden rund herum um Velká u. Malá Úpa/ Groß- und Kleinaupa und den benachbarten Herrschaften Vlčice/ Wildschütz und Maršov/ Marschendorf. Den
erbittertsten Streit führten die Geschlechter Harant, Harrach, Morzin und Schaffgotsch um
die damals unbewohnte Weiße Wiese, Teufelswiese und Elbewiese/ Bílá, Čertova, Labská
louka, um Siebengründe/ Sedmidolí und das Tal der Mummel/ Mumlava. Kein Wunder – gab
es hier doch herrliche Jagdgründe mit Bären, Rotwild, Auerhähnen, vor allem aber reiche
Erzvorkommen und unermessliche Holzvorräte für die Erz- und Glashütten. Als erste kamen
am 20. Dezember 1690 Ferdinand Bonaventura Harrach von der Herrschaft Branná und Johann Rudolf Morzin von der Hohenelber Herrschaft über den Grenzverlauf in Siebengründe/
Sedmidolí überein. Christof Leopold Schaffgotsch wiederum gedachte folgenden Grenzverlauf seiner Herrschaft durchzusetzen: auf der Linie Schneekoppe, Wiesenbaude/ Luční b.,
am Lauf des Weißwassers/ Bílé Labe bis zum Zusammenfluss mit der Elbe beim Mädelsteg/
U Dívčí lávky, von hier bis zum Gipfel des Schüsselberges/ Medvědín, am Kamm entlang
9
Kaiser Leopold I. (1640 – 1705), ab 1656 böhmischer König.
Wenzel Morzin (1676 - 1737), Besitzer der Herrschaft Vrchlabí - Hohenelbe.
bis zur Goldhöhe/ Zlaté návrší, zum Harrachfelsen und talwärts an der Mummel/ Mumlava
entlang bis zur Iser/ Jizera. Einen geschickten Gegenzug unternahm jedoch Ferdinand Bonaventura Harrach, als er zusammen mit der Nachbarin Franziska von Harant, die ihren noch
unmündigen Sohn vertrat, im September des Jahres 1684 vom Königgrätzer Bischof die
symbolische „Elbquelle“ segnen ließ. Hiermit gaben sie klipp und klar die Zugehörigkeit der
Elbwiesen zu ihren Besitzungen zu erkennen. Schaffgotsch wollte sich damit jedoch nicht
abfinden, schon zwei Jahre später war er drauf und dran, die Teilnehmer einer wiederholten
Prozession zur Elbquelle zu verjagen oder gar gefangenen zu nehmen – jedoch ohne Erfolg.
Beim Anblick einiger Tausend Pilgerer mit der Gräfin Johanna von Harrach an der Spitze
brach man die Aktion schweren Herzens ab. Die Gebirgsgegenden blieben der andauernden
Fehden wegen auch weiterhin ungenutzt. Im Jahre 1672 nahmen Schaffgotsches Mannen in
Siebengründe/ Sedmidolí gar den Morziner Hauptforstmeister Bradler samt seiner zweier
Gehilfen bei der Bärenjagd fest und kerkerten sie auf Burg Kynast ein. Nun platzte auch
Kaiser Leopold I. langsam der Kragen und so rief er für die strittigen Gebiete eine „Sperre“
für alle Tätigkeiten aus, solange sich die verfehdeten Seiten nicht auf den Grenzverlauf einigten. Ferdinand Bonaventura Harrach verbesserte seine Verhandlungsposition deutlich, als
er am 20. Oktober 1701 Franz von Harant die Herrschaft Jilemnice/ Starkenbach abkaufte
und so fortan als alleiniger Besitzer des Westriesengebirges auftrat. Zu Gunsten der Herren
auf der böhmischen Seite kam das alte Recht zur Anwendung, das besagte, dass zur Bestimmung der natürlichen Grenze zwischen Herrschaften die Kammlinie im Gebirge Vorrang
vor Wasserläufen im Tal habe. Zur Einigung trugen die drei unversöhnlichen Herren vor allem
dadurch bei, dass sie in den Jahren 1702 bis 1706 kurz hintereinander verstarben. Den
von den vergangenen Streitigkeiten weniger belasteten jungen Adligen war vor allem an der
Nut-zung des Reichtums der Berge gelegen und so strebten sie eine rasche Einigung an. Am
6. April 1710 schlossen Wenzel Morzin, Alois Thomas Raimund Harrach und Johann Anton
Schaffgotsch endlich ein Abkommen über die Grenze zwischen ihren Riesengebirgsherrschaften auf dem Hauptkamm im Bereich von der Schneekoppe zur Wiesenbaude/ Luční b.,
zum Riesenkamm/ Stříbrný hřeben, über die Kl. Sturmhaube/ Malý Šišák, das Hohe Rad/
Vysoké Kolo, die Veilchenspitze/ Violík, Luboch bis hin zum Neuwelter Pass/ Novosvěcké
sedlo ab. Die Familie Schaffgotsch bekam zwar keine Gebirgstäler aber zu Ungunsten der
Familie Harrach fiel ihnen der ausladende Ausläufer mit dem Urwald rings um die Iser zu. Als
Kompensation überließen sie der Herrschaft Jilemnice die alpinen Wiesen und Latschenbestände auf der Teufelswiese/ Čertova louka unweit der Wiesenbaude. Hierdurch entstand
ein „Dreiländereck“ zwischen den riesengebirg’schen Hauptgrundbesitzern. Im Jahre 1769
kaufte Joseph Willibald aus der böhmischen Linie des Adelsgeschlechts der Schaffgotsche
der Kaiserlichen Kammer die verbliebenen Partien ab und schloss sie der Marschendorfer
Herrschaft an. Gleich vier Adelsgeschlechter besaßen Grund und Boden in der Umgebung
der Wiesenbaude/ Luční bouda. Im Jahre 1824 ging die Herrschaft Maršov/ Marschendorf
durch Heirat an die Aichelburger, von ihnen erwarb sie dann Familie Czernin-Morzin samt
Groß Aupa und Petzer/ Velká Úpa u. Pec. Nach dem erwähnten Grenzabkommen erblühte in den Bergen die Baudenwirtschaft und in den neuen Lokalitäten auch die Holz- und
Erzgewinnung. Kurz darauf wurde dann der letzte Riesengebirgsbär erlegt. Im April 1710
ahnte niemand, dass die unter den Riesengebirgsherren vereinbarte Grenzlinie schon 38
Jahre später zur Staatsgrenze zwischen zwei feindlich gestimmten Reichen wird, als das
böhmische Königreich unter Maria Theresia Schlesien an Preußen verliert.
Treffen des Riesengebirgsadels nach 300 Jahren
Die Grenzstreitigkeiten endeten erst am 23. Juni 1710 mit der Verwirklichung des Abkommens, als die Forstmeister den letzten Grenzstein gesetzt hatten und die vereinbarten Grenzen auf ihren Karten verzeichneten. Nach 300 Jahren gibt sich nun am 25. Juni 2010 gegen
14 Uhr hoch über Pec pod Sněžkou und unweit der Wiesenbaude auf der Weißen Wiese/
Bílá louka eine interessante Gesellschaft ein Stelldichein. Der Veselý výlet lud zusammen
mit der Burggesellschaft Aichelburg die Nachkommen des Riesengebirgsadels ein, die vor
300 Jahren dieses Friedensabkommen abgeschlossen hatten. Die Einladung nahmen an:
Alexander Czernin-Morzin für die ehemalige Herrschaft Vrchlabí - Hohenelbe und Maršov Marschendorf, Ernst Harrach für die Herrschaft Jilemnice/ Starkenbach und Branná und für
die Nordseite des Riesengebirges versprach Hans Ulrich Schaffgotsch mit Neffe Philipp zu
kommen. Allesamt sind sie Nachkommen derjenigen Adligen, die im Jahre 1710 den Grenzvertrag abschlossen. Alexander ist der Vertreter gleich zweier Geschlechter, die sich an
den Grenzfehden beteiligten. Wenzel Morzin ist sein siebter und Humprecht Czernin sein
achter Urgroßvater in direkter Geschlechtslinie. Hans Ulrich ist der siebte Enkel in Linie von
Johann Schaffgotsch in Reihe und Ernst der achte Enkel in Linie von Alois Harrach. Für die
Herrschaft Marschendorf kommt auch noch Wladimir aus der Familie Aichelburg, der unter
der Schneekoppe der verwandte Nachfolger der Waldsteiner und der böhmischen Linie der
Grafen von Schaffgotsch war. Die einladung erging aber auch an weitere Nachkommen der
erwähnten Geschlechter.
Alois Thomas Raimund Harrach (1669 – 1742),
Besitzer der Herrschaft Branná und Jilemnice.
Wandertour entlang einer ungültigen Grenze
Wenn damals gegen Ende des 17. Jahrhunderts Christoph Leopold Schaffgotsch den Streit um die Hauptriesengebirgsgrenze gewonnen hätte, würde heute die
Grenze zwischen Polen und Tschechien von der Schneekoppe zur Wiesenbaude und von da durch das Weißwassertal/ Údolí Bílého
Labe bis zum Mädelsteig/ Dívčí lávka bei Spindelmühle führen. Die rot-weißen
Grenzsteine würden also am Ufer dieses schäumenden Gebirgsflusses stehen
und es würden wohl noch viel mehr Leute hier lang wandern. Da dies aber dank
des Geschicks der Unterhändler aus den Herrschaften Vrchlabí und Jilemnice
nicht geschah, ist der Wanderweg entlang des Weißwassers/ Bílé Labe bis
heute noch einer der ruhigsten geblieben und sei daher allen Bergfreunden
wärmstens anempfohlen. Hinauf zur Schneekoppe gelangt man mit der Morgenseilbahn um 8 oder 9 Uhr ohne Schlange stehen zu müssen, vom Gipfel bis zur
Wiesenbaude/ Luční bouda ist es gerade mal eine Stunde Weg. Auf dem blau
markierten Bergsteig, der von Gräfin Aloisa Czernin-Morzin nach dem Hohenelber Dekan „Weber-Weg“ benannt wurde, geht es dann bis nach Spindelmühle
hinunter. Die Rückkehr ist mit dem Sessellift nach Pláň leicht gemacht – der
Weg über die Keilbauden/ Klínové boudy bis zum „Bufet Na rozcestí“ ist nur
ein Spaziergang. Auf dem Weg mit dem grünen Wanderzeichen geht es über
„Liščí jáma“ und „Severka“ nach Pec. In umgekehrter Richtung kann man mit
dem Sessellift aus Pec zum Braunberg/ Hnědý Vrch mit neuem Aussichtsturm
fahren,und dann über den Fuchsberg/ Liščí hora zur Geiergucke/ Výrovka und
von da durch den Langen Grund/ Dlouhý důl bis nach Spindlermühle laufen.
Nach Pec geht es dann entlang der fiktiven Grenze durch das Tal der Weißen
Elbe/ Bílé Labe wieder zurück.
janské lázně
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11
Antonín Tichý
Schwarzenberger unter dem Schwarzenberg
Für das Treffen bereiteten wir in Zusammenarbeit mit der KRNAP-Verwaltung einen symbolischen Grenzstein vor, der ab dem 25. Juni 2010 bei der Wiesenbaude/ Luční bouda stehen
wird – als Erinnerung an die Versöhnung namhafter Familien des Riesengebirgsadels. Der
kegelförmige historische Stein aus der Sammlung des Lapidarium Remedium der Galerie Veselý výlet wurde von Steinmetz Petr Beneš bearbeitet. Sein Haupt trägt die Jahreszahl 1710
– 2010 und an seinen Seiten sind die von Jana Benešová vergoldeten Namen der beteiligten
Familien eingemeißelt. Der Name SCHAFFGOTSCH weist in Richtung Burg Kynast/ Chojnik,
der Name HARRACH nach Westen in Richtung Jilemnice, der Name MORZIN in südwestliche
Richtung nach Vrchlabí, der Name AICHELBURG in südöstliche Richtung nach Maršov und
der Name CZERNIN in südliche Richtung zwischen die beiden genannten Herrschaften.
Sklarska Poreba
Kaiserliche Hoheit
Aichelburg
Czernin
Czernin-Morzin
Gendorf
Harant
Harrach
Morzin
Schaffgotsch
Schwarzenberg
Trczka
Waldstein
Die Familienwappen des Riesengebirgsadels blieben in manchen Fällen an den Fassaden
von Schlössern, Grabsteinen und Gruften, an Grenzsteinen, alten Bierflaschen, aber auch
in Stadt- und Gemeindewappen, im Innern von Kirchen, vor allem jedoch auf historischen
Dokumenten erhalten. Květa Krhánková, die bildende Künstlerin des Veselý výlet, stilisierte
die Wappen aller zehn Geschlechter, die in die Geschichte des Riesengebirges eingriffen.
Kamienna
SCHAFFGOTSCH
Kowary
Harrachov
pramen
Labe
Se
Lab
e
lí
JIL
Bílé Labe
Jizer
NIC
E
Luční
BRANNÁ
VRCHLABÍ
Vítkovice
HARRACH
(Harant)
Dolní Dvůr
Vrchlabí
Jilemnice
Branná
J.M.C.
VALDŠTEJN
(AICHELBURG)
Horní
Maršov
Žacléř
Úpa
1710
Štěpanice
potok
Malá Úpa
MARŠOV
Benecko
(Harrach)
Luční Sněžka
bouda
Pec p. Sněžkou
Velká Úpa
MORZIN
Labe
Jizerka
Benecko
CZERNIN
Malá Úpa
JILEMNICE
EM
Špindlerův Mlýn
a
Rokytnice
ido
Karpacz
Úpa
Bedřichov
Krausovy Boudy
dm
Lomniczka
KYNAST - CHOJNIK
Mumlava
Černý Důl
Janské Lázně
ŽACLÉŘ
VLČICE
SCHWARZENBERG
Die Herrschaft Vlčice/ Wildschütz, die vom Ende des 14. Jahrhundert bis zur Konfiskation nach der Schlacht am Weißen Berg vom Geschlecht der Zilvar von Pilnikau und
später von Silberstein verwaltet wurde, war damals fester Bestandteil des Trautenauer
Lehensbezirks. Im Norden zog sie sich hoch auf die Kämme hinauf, bis in unmittelbare
Nachbarschaft des bekannten Riesengebirgsadels. Auf dem Gebiet von Johannisbad
berührte sie dabei direkt den Schwarzenberg. Der letzte aus der zweihundertjährigen
genealogischen Reihe der Zilvaren – Adam III. wurde im Jahre 1622 vom kaiserlichen
Gerichtshof für eine Beteiligung am „Böhmischen Aufstand“ zum Verlust seiner Güter
verurteilt und des Landes verwiesen.. So fiel die Herrschaft Albrecht von Waldstein zu,
der sie seinem Friedländer Herzogtum einverleibte. Nach seiner Ermordung lösten sich
unter dem Schwarzenberg gleich ein paar Pächter oder Eigentümer ab, bis im Jahre
1675 Johann Adolf von Schwarzenberg die Herrschaft erwarb. Die Namensverwandtschaft zwischen dem Adelsgeschlecht und dem trotzigen Berggipfel war rein zufällig. Im
folgenden Jahrhundert verwalteten fünf Generationen der Familie Schwarzenberg die
Herrschaft Wildschütz und hinterließen unauslöschbare Spuren in der Geschichte dieses Teils des Riesengebirges. Durch die Einführung der Leinenweberei, zusammen mit
einem in diesem Maße noch nie betriebenen Flachsanbau und -verarbeitung sorgten
sie viele Jahre lang für den Lebenserwerb ihrer Untertanen. Eine weitere unternehmerische Aktivität der neuen Besitzer war der allerdings erfolglose Versuch, den verblassten Ruhm der Goldgewinnung am Rehorn/ Rýchory wieder aufzufrischen, der im Jahre
1771 definitiv endete. Erfolgreicher war da die Papierherstellung in Mladé Buky/ Jungbuch, die im Herbst des Jahres 1689 aufgenommen wurde – mit drei Papiersorten, die
das Filigran des Familienwappens trugen. 1731 belieferte die fürstliche Papierfabrik die
ausgedehnten Schwarzenberger Besitzungen bereits mit 16 Papiersorten. Außerdem
sind noch das Stiftungsspital für pensionierte Angestellte der Herrschaft in Svoboda
n. Úpou/ Freiheit und die Finanzierung des Umbaus der hiesigen Kirche zu erwähnen.
Das größte und nachhaltigste Verdienst der Schwarzenberger ist aber zweifelsohne ihr
bedeutender Anteil am Aufschwung des Kurortes Johannisbad. Sie waren es, die der
bis dahin bedeutungslosen Einöde mit ihren Heilquellen, Kapelle und provisorischen
Schenke durch den Bau neuer Einrichtungen und die Gewährung verschiedenster Dienstleistungen den Charakter eines Kurortes verliehen. Schon der erste Herrschaftsbesitzer, Johann Adolf, ließ sechs Neubauten errichten und die alte Mühle beim abgebrannten Hammer rekonstruieren. Auch beauftragte er den mährischen Landesprofessor Dr. Georg Ignaz Hettmayer mit der Durchführung einer chemischen Analyse des
Johannisbader Heilwassers und mit deren Veröffentlichung in einer historisch ersten
Fachschrift über Johannisbad im Jahre 1680. Das dünne Büchlein enthält außer einer
allgemeinen Beschreibung des Heilbades auch einzelne Beispiele geheilter Patienten.
So weiß man auch noch nach einem Vierteljahrtausend, dass sich hier ein Herr Christoph Köppel aus Glatz (Kłodzko) von Gicht heilte. Václav Košťál aus Hořice wurde hier
nach drei Besuchen im Jahre 1679 sein Brustdrücken los, was man vorher weder in
Karlsbad noch in Bad Teplitz geschafft hatte. Ein Sattlergeselle aus Schmiedeberg/
Kowary heilte sich hier von Aussatz, nachdem er vorher sinnlos dreißig Reichstaler für
Arzneien vergeudet hatte. Kurz nachdem Ferdinand die Herrschaft übernommen hatte,
schossen neben Schenke und Kurhaus mit Quelle 22 neue Gebäude aus dem Boden,
wodurch Johannisbad seinen heutigen Grundriss erhielt. Auch die Schwarzenberger
konnten den Streitigkeiten um die Herrschaftsgrenzen nicht entgehen. Nach deren
friedlichen Bereinigung wurden die Grenzen der Wildschützer Herrschaft abgesteckt.
An bedeutenden Punkten zierten mächtige Grenzsteine das markante Wappen der Familie Schwarzenberg mit Königskrone und Orden vom goldenen Vlies. Die Grenzsteine
aus den Jahren 1752 und 1753 waren schönste Steinmetzarbeit, der letzte von ihnen
stand vor dem Gasthof „Hoffmannsbaude“. Der allerletzte „verschwand“ in den achtziger
Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus Bolkov bei Čista, um wie durch ein Wunder
im Schlosspark des Heilbades Lázně Bělohrad „aufzutauchen“. Sicher kommt die Zeit,
wo er nach Johannisbad zurückkehrt.
Wir können nur mutmaßen, was der letzte Anlass zur Veräußerung der nicht besonders einträglichen und weitab der sonstigen Schwarzenberger Besitzungen gelegenen Herrschaft war: Waren es Kommunikationsschwierigkeiten der hiesigen Direktoren mit der Zentralverwaltung, war vielleicht das Bemühen um die Kommassation der
südböhmischen Besitztümer ausschlaggebend oder wurde sie vom Bauernaufstand in
Ostböhmen im Jahre 1775 beeinflusst? Im Jahre 1782 tauschte Johann Nepomuk von
Schwarzenberg die Herrschaft Wildschütz gegen den Besitz der aufgelösten Klöster in
Třeboň, Borovany und Zlatá Koruna ein. Erwähnen wir doch wenigstens in aller Kürze
die fünf genannten regierenden Fürsten. Johann Adolf (1615 – 1683), Ritter des Ordens
vom Goldenen Vlies und nach dem Tode seines älteren Bruders einziger Nachkomme
eines aus Unterfranken stammenden Geschlechts, wurde zum Begründer des Familienbesitzes in Böhmen. Er beherrschte fünf Fremdsprachen und kam in den Diensten
des Erzherzogs Leopold Wilhelm, des Bruders des Kaisers, zu hohen Würden. Im Jahre
1654 erwarb er das Recht, sich dauerhaft in Böhmen niederlassen zu dürfen, was er
Fürst Johann Adolf zu Schwarzenberg (1615 – 1683), der Gründer des Heilbades.
zum schrittweisen Erwerb zahlreicher Güter nutzte. Im Jahre 1670 wurde er zum Präsidenten des kaiserlichen Hofrates ernannt und in den Fürstenstand erhoben. Sein Sohn
Ferdinand Wilhelm (1652 – 1703) dehnte Besitz und Wappen um den Nachlass seines
Schwiegervaters, des Grafen von Sulz aus. Nach ihm trat Adam Franz (1680 – 1732),
ein typischer Barockadliger mit tiefem Kunstinteresse die Erbfolge an. Seine Waldungen
hielt er für den größten Schatz des Böhmischen Königreiches. Der ranghohe Funktionär
am kaiserlichen Hof erweiterte den Familienbesitz um die Eggenberger Erbschaft. Er
unterstützte finanziell auch die Heiligsprechung von Johann Nepomuck. Er kam tragisch
bei einer Hirschjagd in Brandýs nad Labem ums Leben, als ihn unglücklich eine Kugel
vom Kaiser Karel VI. traf. Sein Nachfolger Joseph Adam (1722 – 1782) bekleidete genauso wie seine Vorfahren hohe Ämter bei Hof. Er war Oberster Hofmeister unter Maria
Theresia und Joseph II. Seine Vorliebe für die Kunst bewog ihn zu großartigen Bauvorhaben am Schloss Krumlov /Böhmisch Krumau und an weiteren Schlössern und auch zur
Förderung der Musik. Der letzte Besitzer von Wildschütz war Johann Nepomuk (1742
– 1789), er widmete sich voll und ganz der Verwaltung seiner Güter. Als letzter Vertreter
des Geschlechts durfte er eigene Münzen prägen. Nur schade, dass er den grandiosen
Schwarzenberger Schwemmkanal in Südböhmen erbauen ließ und mitnichten im Riesengebirge unter dem Schwarzenberg.
Heute können in dem vor 330 Jahren von den Schwarzenbergern als Institut gegründeten Heilbad Johannisbad 450 erwachsene und 272 Kinderpatienten auf einmal Heilung finden. Im vergangenen Jahr waren hier nahezu 7000 Klienten zur Kur, vor allem mit
Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, in der Kinderheilanstalt darüber hinaus auch mit onkologischen Befunden und Erkrankungen des Atmungsapparates. Alle
Patienten machen bei den Kuren gern von den hiesigen gefassten Thermen Gebrauch.
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malá úpa
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Kaiser Joseph II. (1741 – 1790), ab 1780 böhmischer König.
Gendorf und die Adligen aus den Alpen
Der Gebirgsort Malá Úpa/ Kleinaupa war lange Zeit mehr mit der königlichen
und kaiserlichen, als mit der Macht des Adels verbunden. Christoph Gendorf,
der Kolonisator des Riesengebirges, bekam im Jahre 1542 von Ferdinand I.
den gesamten Trautenauer Kreis zum Lehen und begann schon bald in der
heutigen Siedlung Smrčí/ Fichtig in Horní Malá Úpa Holz zu schlagen und Erz
zu schürfen. Im tschechisch verfassten Bericht Kuttenberger Bergbeamter
vom September 1609 ist zu lesen, dass „vor sechzig und siebzig Jahren, als
diese Berge Herr Jendorffer (Gendorf) in Besitz hielt, an diesen Orten Holz
gehauen und verkauft wurde und dass es seither wieder nachgewachsen ist...
und dass in Fichtig auch eine Bergmannshütte für Eisenberge steht und dass
hier noch vor drei Jahren (1606) Eisenerz gehackt und Stollen getrieben wurden, die nun aber verlassen stehen und das deswegen, weil hier wegen Wassermangel keine Erzhütten zum Eisenschmelzen stehen konnten“. Tatsächlich
wurde hier aber ganze vier Jahrhunderte lang mit gewissen Unterbrechungen
Erz abgebaut – der Erzbergbau ging im Prinzip erst vor fünfzig Jahren mit einer erfolglosen Uranerkundung zu Ende. Im Jahre 2006 brach nach heftigen
Regengüssen bei den Schatzlarbauden/ Žacléřské boudy der Boden ein und
gab alte Grubenwerke frei und so konnten die Höhlenforscher aus dem Team
von Radko Tásler die Erforschung eines Teils der unterirdischen Räume durchführen. Insgesamt beschrieb Tásler in Smrčí/ Fichtig sechs Stollen, die an die
historischen Grubenwerke Gustav- Heinrich, Joseph, Helena und Emma anschlossen. Beim Abbau von Magnetit und Arsenpyrit in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts und vor allem bei der Erzerkundung in den 50er Jahren wurden die ältesten Grubenbaue aus Gendorfs Zeiten ohne jegliche Dokumentierung aufgefahren. Also muss uns reichen, dass der Bericht aus dem Jahre
1609 die Besiedlung von Kleinaupa in Fichtig noch vor dem Eintreffen der
ersten Besiedlungswelle im Jahre 1566 belegt. Der Bericht deutet auch an,
dass im benachbarten Löwengrund, der bei späteren Adelsfamilien im Fokus
bergmännischen Interessen stand, Erz gewonnen wurde. Berthold Waldstein
betrieb sicher schon seit 1731 Erzabbau unter der Schneekoppe. Die hiesigen
Einwohner schleppten das Erz in Kraxen über den Kugeln und Rosenberg zur
Verhüttung nach Petzer/ Pec. Waldstein musste sich für den Anlauf des Erzbergbaus 1200 Florint ausleihen, aber auch so zahlte sich die Verarbeitung
des schwer schmelzbaren Arsenopyrits kaum aus. Die spätere Erzgewinnung in
Kleinaupa lag dann schon in den Händen von Bergbauunternehmern.
Mit Ober Kleinaupa ist eine interessante Legende verbunden. Im verloren
gegangenen Gedenkbuch von Kleinaupa aus dem Jahre 1840 soll gestanden
haben, dass im 17. Jhd. Herren höheren Adels auf die Grenzbauden/ Pomezní
Boudy kamen, die man wegen eines nicht spezifizierten Vergehens aus Tirol
ausgewiesen hatte. Gemäß der Abschrift der alten Chronik bewahrten manche
Ansiedler gewisse Zeit noch ihre Familienwappen auf. Die erwähnten Namen
wie Trübenecker, Salwender, Steinwender, Kirchschlager, Mohorn und Brunecker sind in Malá Úpa wohlbekannt. Eine andere Quelle spricht von der Ankunft
bestrafter Offiziere der österreichischen kaiserlichen Armee, wobei sie Graf
Kirchschlager, Fürst Reuss oder den Herrn von Brunecker erwähnt, der seine
Herkunft von der Südtiroler Stadt Bruneck herleitete. Die Brunecker bewahrten
das Familienwappen, das ihnen vom Herrscher erteilt worden war, angeblich
bis ins 19. Jahrhundert auf. Die bisher einzigen Ansiedler im Ostriesengebirge,
die ihre adlige Herkunft belegen konnten, sind die Hintner, die aus dem Gsieser Tal unweit von Bruneck stammen. Der Name Brunecker war besonders
auf den Grenzbauden und in Fichtig/ Smrčí weit verbreitet, so z.B. auch durch
den bekannten Gasthof Zur Frischen Quelle von Emil Brunecker. Nach 1945
hieß er „Za větrem“ und im Jahre 1962 brannte er ab. Der übriggebliebene
provisorische Schnellimbiss in Smrčí war noch in den 80er Jahren geöffnet. An
den Gasthof „Za větrem“ erinnert heute nur noch der Name der Bushaltestelle.
Auf der Fläche bei den mächtigen Eschen kann man bei einem Besuch von
Smrčí ruhig einen Moment parken. Auch der längst verschwundene „Schweizer
Keller“ hat mit der Legende von den Adligen aus dem Tirol zu tun. Dem Gedenkbuch aus dem Jahre 1840 zufolge vergruben die Adligen vor seiner Eingangstür
eine goldene Sau und ein Fass mit importiertem Wein. Der Gasthof soll auf
den Grenzbauden, unweit der hübschen Berghütte Nr. 46 mit der Kleinaupner
Heubodengaube unter dem Gasthof „Lesní zátiší“ gestanden haben. Der Name
„Schweizer“ ist offensichtlich eine Verballhornung des ursprünglichen Wortes
„Schwazer“, weil ein Teil der Besiedler von Kleinaupa/ Malá Úpa aus der Stadt
Schwaz kamen. Sie wurden nämlich lange Zeit Schwazer genannt.
Rebell Ferdinand Salwender
Eine andere, mit der Siedlung Fichtig verbundene Familie waren die Salwenders – ein gewisser Sebastian wird sogar schon im Jahre 1644 erwähnt. Im
Dreißigjährigen Krieg und in der Nachkriegszeit, also zu Zeiten der Gegenreform, war das Riesengebirge alles andere als eine Idylle. Auf kaiserlichem
Grund und Boden und auf den Besitztümern des neuen Adels hatten die Siedler Fronarbeit zu verrichten – das hieß umsonst oder nur für ein Spottlohn
zu rackern. Die Kleinaupner Bergler waren Untertanen des Kaisers und ihre
tiefe Unzufriedenheit über ihre Lebensbedingungen schwappte auch ins 18.
Jahrhundert über, als sie zu Fronarbeitern der Marschendorfer Herrschaft wurden. Im Jahre 1175 wuchsen kleinere Bauernrevolten offene Rebellion aus. Im
Kreisarchiv in Trutnov wird das Protokoll eines Verhörs durch den Marschendorfer Schultheiß Benjamin Schwager aufbewahrt, der vom Herrschaftsbesitzer Berthold Schaffgotsch in dieses Amt berufen wurde. Der Schultheiß hatte
sich am 17. Mai 1775 der Trautenauer Untersuchungskommission gegenüber
zu verantworten, warum er auf die Forderungen der empörten Bergler eingegangen sei. Er wälzte alles auf den Kleinaupner Bergwirt Ferdinand Salwender
aus der Siedlung Fichtig ab, der eine Meute von 2000 aufsässigen Menschen
nach Marschendorf geführt hatte. Unter Androhung von Gewalt diktierte er am
27. März dem herrschaftlichen Schreiber Anton Ende sechzehn Forderungen
der Leibeigenen. Es ging nicht nur um die Aufhebung der Fronarbeit und Zehenten, am meisten litten die Kleinaupner Fronarbeiter unter dem diktierten
und mitnichten vereinbarten Lohn. Die vier bis sechs Tage Fronarbeit pro Jahr
waren dagegen nur ein Klacks. Bei den Drohungen dem Herrschaftsverwalters, Schultheißen und Schreiber gegenüber wurde Salwender tatkräftig von
den Gebrüdern Anton und Franz Kirchschlager aus Kleinaupa unterstützt. Auf
Kosten des Herrschaftsverwalters ließ Ferdinand Salwender „den Leuten einige Fässer Bier ausschenken und diese soffen das Bier und den Schnaps aus,
worauf sie viele Fenster und Stein zerschlugen, die ganze Kasse aufbrachen
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und etwas aus ihr stahlen, sodass der Gesamtschaden 450 Gulden betrug“. So
klagte der verdroschene Schultheiß Schwager. Dann brach der Hauptaufrührer
mit einer Meute von 1700 Berglern von Marschendorf zum Schloss Schatzlar/
Žacléř auf, wo der herrschaftliche Beamte lieber gleich ausriss. Auch hier
tranken sie in der Brauerei alle Bier- und Schnapsvorräte aus. Beim entscheidenden Treffen der Aufständischen auf dem Hügel „Hummelhof“ bei Trautenau
einen Tag später mit einer halben Kompanie kaiserlicher Soldaten fielen zehn
Männer, weitere wurden verletzt. Ferdinand Salwender wurde zusammen mit
den anderen Rädelsführern des Aufstands aus den umliegenden Herrschaften
in den Kerker geworfen. Noch im Jahre 1841 lebten die Familien Salwender
ausschließlich in der Siedlung Fichtig, konkret in den Hütten Nr. 69, 72, 78
und 80. Im Jahre 1945, nach dem Ende des 2. Weltkriegs, verließen die letzten vier Salwender-Familien Horní Malá Úpa, die allesamt in Fichtig lebten, mit
Ausnahme von „Wosselsef“ der in der Siedlung Nickelsberg/ Niklův Vrch Nr.
97 lebte. Der Rebell Ferdinand stammte wohl aus der heutigen Poděbradská
bouda Nr.80, die am Hang über der Bushaltestelle „U dolu“ steht. Die gesamte
Siedlung Fichtig und die nahe gelegenen Schatzlarbauden gehören heute zu
den schönsten Ortsteilen von Malá Úpa.. Sauber gemähte Wiesen, über die
Hänge verstreuten Berghütten, rauschende Bäche, Solitärbäume und Schafherden unter der wuchtigen Schwarzen Koppe/ Svorová hora prägen das Bild
der schönen Gebirgslandschaft.
Der Untertanenaufstand von 1775 trug letzten Endes dann doch zur Verbesserung der Lebensbedingungen bei. Ende September 1779 kam Joseph II.
nach dem preußisch-österreichischen Krieg im Rahmen einer Inspektionsreise nach Kleinaupa. Das, was er in diesem Gebirgsort unter der Schneekoppe
sah, mag dazu beigetragen haben, das Untertanenpatent über die Aufhebung
der Leibeigenschaft von 1781vorzubereiten. Ob die Einheimischen dem Kaiser
damals auch vom Kleinaupner Aufständischen Ferdinand Salwender erzählt haben, ist unbekannt. Dafür wissen wir, dass sie ihn von der Notwendigkeit einer
eigenen Kirche, Pfarre und Schule zu überzeugen wussten. Als Joseph II. in
der Mohornmühle, im heutigen Spálený Mlýn übernachtete, versprach er den
Leuten aus diesem abgeschiedenen Ort, ihr Anliegen zu unterstützen. Der kaiserliche Stiftungsfonds setzte daraufhin den Bau der Kirche St. Peter und Paul
durch. Nur ein Jahr nach dem vorzeitigen Tode des Kaisers wurde sie geweiht.
Heute ist die Lokalität „U kostela“ mit seinen ursprünglichen Holzhütten, Gasthäusern, Pensionen und urwüchsigem Friedhof die interessanteste Stelle des
ganzen Ortes und eine der hübschsten im Riesengebirgsort überhaupt. Auf
dem stillen Friedhof liegt wohl auch der bekannteste aller Kleinaupner begraben, der Bergler Ferdinand Salwender, der auf harsche aber wirksame Weise
zur Verbesserung der Lebensbedingungen der hiesigen Leute beitrug.
Weitere adlige Spuren
Berthold Waldstein kaufte die Marschendorfer Herrschaft im Jahre 1701, allerdings noch ohne die Wälder des Ostriesengebirges. Schon bald übernahm
er auch die kaiserlichen Untertanen aus der Siedlung Kleinaupa. Da er im Jahre 1729 aber kinderlos verstarb, übernahm seine Nichte Maria Elisabeth die
Herrschaft. Zusammen mit ihrem Ehegatten Johann Ernst Schaffgotsch leitete
sie die Geschicke der Herrschaft dann nahezu 20 Jahre lang. Die Berichte
über Kleinaupa aus jener Zeit sind spärlich, aber gerade damals entstanden
wohl aus Initiative der Adelsfamilie zwei neue Siedlungen für die ständig wachsende Anzahl der Dorfbewohner. Im Unterschied zu den älteren, spontan über
die Hänge gewürfelten Grundstücken wurden die Flurstücke der Neuhäuser/
Nové Domky unweit der Grenzbaude jedoch genau vermessen. Die gleichen
Wiesenbänder und auch die ungewöhnliche Reihenanordnung der Gebirgshäuser zeugen von einem durchdachten Vorhaben. Ein weiterer, etwas tiefer
gelegener Ort ist die Siedlung Elisabethtal, Sie ist offensichtlich nach der Gräfin Elisabeth Schaffgotsch benannt. Genauso wie die Grenzbauden/ Pomezní Boudy war dieser abgelegene Ort lange Zeit nur zu Fuß zu erreichen. Die
erste Fahrstraße von der Mohornmühle/ Spálený Mlýn über Fichtig zur Ländergrenze ließ erst der Nachfahre der genanten Adelsfamilie, nämlich Berthold
Aichelburg bauen. Mütterlicherseits reichen seine Riesengebirgswurzeln bis
zum Jahr 1701 zurück. Nach der genannten der Straße ließ er 1841 auf den
Grenzbauden ein kaiserliches Zollhaus errichten. Straße und Behörde trugen
nicht nur zur staatlichen Ordnung bei, sondern förderten darüber hinaus auch
den einsetzenden Fremdenverkehr und den legalen Grenzhandel. Bertholds
Zollhaus blieb lange Zeit eines der wichtigsten Häuser von Kleinaupa. Seine
symbolische Bedeutung blieb ihm auch noch nach der Brandstiftung von Nazis
Berthold Aichelburg (1824 – 1861),
ab 1847 Besitzer der Herrschaft einschließlich Kleinaupa.
im September 1938 bestehen, als es bis auf die Grundmauern niederbrannte.
Das im Januar 1964 errichtete neue Zollhaus übernahm unlängst die Gemeinde Malá Úpa, da es nach der Aufhebung der Grenzkontrollen am 20. Dezember 2007 überflüssig wurde. Nur ein paar Schritte von hier beginnt in Pomezní
Boudy heute der Wanderlehrgang Malá Úpa. Sein anderes Ende befindet sich
an der gegenüberliegenden Seite des Ortes, in Spálený Mlýn. Er führt zu interessanten Stellen, auf viersprachigen Tafeln erfährt man weitere interessante
Einzelheiten, einschließlich solcher, die mit den hiesigen Adelsfamilien verbunden sind.
Mehr erfährt man im Informationszentrum in Pomezní Boudy, in dem auch
eine kleine Ausstellung über die Geschichte von Kleinaupa/ Malá Úpa installiert
ist. Außerdem gibt es hier eine Wechselstelle, ein öffentliches Faxgerät, Internet, kostenlosen WiFi-Anschluss und einen Kopierer (auch Farbkopien). Man
bekommt Infos zu Unterkünften, kann Unterkünfte in Malá Úpa aber z.B. auch
in Prag buchen und selbstverständlich bekommt man Wanderkarten, Bücher,
Souvenirs, Geschenkartikel und einen kleinen Imbiss. Hier kann man sich auch
einen Skilehrer, ein Taxis oder den Skibus für größere Gruppen bestellen und
es hängen tschechische und polnische Fahrpläne aus dem Riesengebirge aus.
Informationszentrum Malá Úpa, Pomezní Boudy, PLZ 542 27, Tel.: 00420
499 891 112, E-Mail: [email protected], im Sommer ist täglich von 9.00 bis
17.00 geöffnet, freitags und samstags jeweils bis 19.30, im winter schon ab
8.00 Uhr. Sie können sich hier auch gut auf Deutsch verständigen.
www.info.malaupa.cz
Liščí louka
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HORNÍ MARŠOV
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Auf der einzigen bekannten Fotografie des ehemaligen Roten Kreuzes laufen
die Besitzer des Tschechischen Forstreviers wohl im Jahre 1935 durch das
Tor im hohen Zaun, der die Czerniner Jagdreviere schützte.
Dlouhý hřeben
Wir hätten sie gern zu unseren Lieblingsorten in der Umgebung des höchsten Punktes der Gemeinde Horní Maršov
eingeladen. Architekt Roman Koucký, der Ersteller des
neuen Raumordnungsplans schlägt für einen der beiden Gipfel des Dlouhý hřeben („Langer Kamm“) den Bau eines Aussichtsturmes mit Aussichtsplateau in
1111,11 Metern über dem Meeresspiegel vor. Wenn der Aussichtsturm seinen
Investor findet, dürfte er einen der schönsten Rundblicke auf das Riesengebirge
bieten. Derzeit muss man noch mit einigen Stellen auf dem Kammweg Vorlieb
nehmen, von denen sich hübsche Blicke in die Umgebung und auf verträumte
Winkel bieten und wo man die hiesige Stille und Harmonie so richtig genießen
kann. Zum Dlouhý hřeben/ Langenberg gelangt man vom Marktplatz in Maršov auf dem steilen, grün beschilderten Wanderweg hinter dem Schloss. Der
Anstieg aus Temný Důl/ Dunkeltal auf dem blau markieren „Kreuzweg“, vorbei
an der St. Annenkapelle mit gleichnamiger Quelle, ist nicht nur angenehmerer,
sondern auch interessanterer. Über der malerischen Siedlung Stará Hora/ Altenberg stoßen beide Wege wieder zusammen und führen nun als grün beschilderter „Emmaweg“ am Hang des Langenberges weiter. Auf dem ersten geraden
Abschnitt müssen wir links abbiegen, um auf einem schmalen Steig zum nahen
Gipfel des Spitzberges/ Špičák zu gelangen. Die geröllige spitze Erhebung über
dem Zusammenfluss von Aupa und Kleiner Aupa versperrt das Tal und ist deswegen von vielen Stellen im Ostriesengebirge, ja sogar von der Schneekoppe gut zu
sehen. Das kleine Gipfelplateau nannte man früher Marienhöhe und noch vor 70
Jahren stand hier ein Pavillon mit Blick auf die Schneekoppe. Diese Blickrichtung
ist heute von hochragenden Bäumen versperrt und so ist der eindrucksvollste
Blick der auf den gegenüberliegenden Forstberg/ Světlá hora mit seinem optischen Anziehungspunkt – der Waldburg Aichelburg. Auf gleichem Wege ist man
in ein paar Minuten wieder zurück auf dem historischen Emmaweg, nun geht es
weiter in Richtung Malá Úpa. Von den drei neuen Kahlschlägen von einer Borkenkäferkalamität bieten sich hübsche Aussichten. Nach einem Kilometer darf man
nicht die einzige Abzweigung verpassen, auf der es nun nach rechts zum neu
errichteten Roten Kreuz am Kammweg hinaufgeht. Das Kreuz markierte von jeher
die Grenze zwischen den bäuerlichen Hufen und den Wäldern der Kaiserlichen
Kammer und später dem Besitz der Marschendorfer Herrschaft. Der Weg führt
auf dem Kamm bis zum neuen Roten Kreuz und von da bis zur Wegscheide „Cestník“ weiter. Zurückwandern kann man über Lysečiny oder auf dem Emmaweg.
Zum Langenberg – Dlouhý hřeben führt übrigens auch die beliebte Radroute Nr.
26. Neuerdings fährt man nach „Cestník“ auf dem interessanteren Westhang
entlang, dazu muss man an der Wegkreuzung über dem Roten Kreuz nach links
auf den unbeschilderten Weg abbiegen.
Wiedererrichtung des Roten Kreuzes
Es stand möglicherweise schon vor 300 Jahren auf dem Langenberg in der Nähe
der Ortsgrenzen der drei früher selbstständigen Gemeinden Temný Důl/ Dunkeltal, Lysečiny/ Kolbendorf und Malá Úpa/ Kleinaupa. Damals führte hier ein Steig
aus Marschendorf nach Kleinaupa vorbei, im Jahre 1609 schritt auf ihm auch
die kaiserliche Kommission entlang. Von diesem, einem der ältesten Kreuze im
ganzen Riesengebirge, hatten wir schon in der allerersten Ausgabe des Lustigen
Ausflugs berichtet – und zwar als von einem längst verschwundenen Kreuz. Später richtete hier jemand ein schlichtes Kreuz aus Stangen auf, um das Andenken
an diesen denkwürdigen Ort zu bewahren. Aber auch dieses verschwand vor vier
Jahren und so verriet nur noch ein flacher Stein mit aufgemaltem Kreuz den Standort des Kreuzes. Zeitzeugen erzählten uns vor einem Vierteljahrhundert verschiedenste Legenden über die Entstehung des Roten Kreuzes. Schenkten man
Leuten aus Kleinaupa Glauben, brachten sie einmal – noch lange vor dem Bau
ihrer eigenen Kirche im Jahre 1791 – einen Verstorbenen in einem auf einem
Schlitten festgebundenen Sarg zum Marschendorfer Friedhof. Hier wurden sie
jedoch von einem Schneesturm überrascht und so mussten die Bergler den
Sarg in den Schnee stellen und ihn dort bis zum Frühling stehen lassen. Der
aus dem Ort Lysečiny/ Kolbendorf gebürtige Gustav Hofmann wiederum erzählte uns die Version seiner Vorfahren, wonach das Kreuz errichtet wurde, um an
den gewaltsamen Tod eines jungen Mädchens zu erinnern. Theodora Kavanová,
einer geborenen Ettrich aus Temný Důl/ Dunkeltal zufolge, wurde es hier von
einem Wilddieb erschossen. Es bleibt dem lieben Leser überlassen, welche
Version ihm plausibler erscheint. Der Gedanke, das Kreuz wieder zu errichten,
reifte lange. Schon1994 wollten wir hier ein kleines schlichtes Kreuz aufstellen,
was aber nur ein Provisorium gewesen wäre und so entschlossen wir uns, ein
brandneues, acht Meter hohes Kreuz auf dem damals völlig entwaldeten Sattel
zwischen den beiden Erhebungen des Kolbensattels zu errichten. Unser damaliger Wunsch, es möge schon bald von neuem gesunden Wald verschlungen
werden, ist schon fast in Erfüllung gegangen. Letztes Jahr beschloss nun die
Burggesellschaft Aichelburg, das denkwürdige Rote Kreuz bis Ende Juni dieses
Jahres zu rekonstruieren. Bei der Erstellung des Entwurfs half uns eine Fotografie, die wir im Familienalbum des Dozenten Prokeš fanden, die das Kreuz mit
einer Christusfigur aus Blech zeigt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es sicher
mehrmals ausgewechselt, das heutige Aussehen des Kreuzes entspricht seiner
Entstehungszeit. Seinen unteren, tief in den Boden eingelassenen Teil stellten
die Tischler aus dauerhaftem Eichenholz her, das Kreuz selbst ist aus rotem Lärchenkernholz gefertigt, das mit natürlichem Öl mit rotem Pigment nachgefärbt
wurde. In den gewundenen aufrecht stehenden Pfahl und auch in den Querbalken sind zahlreiche Eichenzapfen geschlagen, die nicht nur die Schichtstruktur
des Holzes festigen, sondern auch die mit Christi Leiden verbundenen Dornen
und Nägel symbolisieren sollen. Der Leib des Heilands respektiert die flache
Form der ursprünglichen Figur, statt Blech verwendeten wir allerdings schlichte
Eichenplatten.
Die Bodenreform im Riesengebirge
Karl, der Sohn des damaligen Besitzers der Marschendorfer Herrschaft Rudolf
Czernin-Morzin, der auf der Titelseite abgebildet ist, stellt sich in einem Eintrag
im Besucherbuch der Jagdhütte Emma vom 29. September 1918 selbst die emotionelle Frage: „Haben wir nächstes Jahr einen tschechoslowakischen Staat?
Gott behüte!“. Er ahnte wohl schon, was dem Adel im Riesengebirge bevorstand.
Schon am 12. Dezember hob die neue Republik den Adelsstand, samt aller Orden und Titel auf. Von grundsätzlicher Bedeutung war dann allerdings die anschließende Bodenreform, die am 16. April 1919 ausgerufen wurde und von Historikern bis heut als widersprüchlich angesehen wird. Sie plante die Enteignung
nicht nur adligen Besitzes auf nahezu einem Drittel des Territoriums der damaligen Tschechoslowakei. Ihre Durchsetzung in den Jahren 1922 bis 1935 fiel dann
nicht so radikal wie geplant aus, dennoch veränderte sie die Eigentumsverhältnisse und schwächte vor allem das Vertrauen in den Privatbesitz und in ins private
Unternehmertum überhaupt. Ihre Vertreter aus den Reihen der Sozialdemokratie
bekamen dabei Schützenhilfe von der Agrarpartei, die den wichtigen Bodenfonds
beherrschte, aber auch von solchen Autoritäten, wie Thomas G. Masaryk und
dem Philosophen Ferdinand Peroutka. 1919 argumentierte man mit Begriffen
wie „soziale Gerechtigkeit“ und „Entwicklung der Mittelschicht“. Dies wurde in
kurzzeitigem Horizont mancherorts auch erreicht, gleichzeitig aber wurden Vorbehalte der Gegner der Bodenreform laut, die der anerkannte Historiker Josef
Pekař zur Besorgnis zusammenfasste, „der Staat würde sich daran gewöhnen,
Privateigentum zu stehlen“. Wenn er die Ereignisse von 1938 bis 1953 noch mi-
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terlebt hätte, hätte er uns sicher mit Verbitterung an seine Warnung erinnert. Die
Adligen waren die ersten Bestohlenen, dann folgten die Juden und Widerstandskämpfer, danach ohne Differenzierung ihrer Schuld unsere Deutschen, dann die
Industriellen, die Kirche, bald darauf auch die Gewerbsleute und Landwirte und
bei der Währungsreform wurden dann fast alle bestohlen. Die Folgen verspüren
wir bis heute.
So war es der Bodenreform zu verdanken, dass das böhmische Adelsgeschlecht der Harrachs aus den Riesengebirgswäldern verschwand – man ließ
ihnen allein ihren Besitz im Vorland. Dabei hatten sie sich im vorangegangenen
halben Jahrhundert der Monarchie um die Durchsetzung tschechischer Interessen im Riesengebirge verdient gemacht. Ihre Reviere besetzten sie genauso
wie die Hofbaude/ Dvoračky, Martinsbaude, Elbfallbaude und Woseckerbaude/
Vosecká b. auf den Kämmen mit tschechischem Personal. Der Patriot Johann
Nepomuk Harrach war Mitbegründer des Prager Nationalmuseums und Unterstützer zahlreicher verdienstvoller Aktivitäten. Dennoch kam sein Sohn Otto Harrach noch vor seinem Tode im Jahre 1935 um die musterhaft geführten Reviere Rýžoviště/ Seifenbach, Harrachov/ Harrachsdorf, Nový Svět/ Neuwelt und
Bedřichov/ Freidrichstal samt aller Heugründe und Bauden auf den Kämmen.
Die Enttäuschung der Harrachs war gewaltig. Die Czernins wiederum mussten
dem Staat gegen äußerst ungünstige finanzielle Abfindungen nahezu die gesamte Hohenelber Herrschaft einschließlich Sedmidolí/ Siebengründe übergeben,
um die sie im 17.Jahrhundert so hartnäckig gekämpft hatten. Auf dem Gebiet von
Marschendorf büßten sie die Gipfelpartien, einschließlich Schneekoppe und Riesengrund ein. Wegen des urplötzlichen Verlustes von mehr als 8000 Hektar Wald
gerieten sie in finanzielle Schwierigkeiten, die sich durch die gewaltigen Windbrüche von 1930 nur noch vertieften. Die Bodenreform zwang sie das Schloss in
Vrchlabí/ Hohenelbe, den Morzinpalast in Prag und auch ein wertvolles Gemälde
von Vermeer in Notlage zu verkaufen. Auch die Brauerei in Maršov wurde beschlagnahmt und fiel kurz darauf der Konkurrenz in Trutnov zum Opfer. Die Familie Czernin musste auch einen kleinen Teil ihrer verbliebenen Marschendorfer
Herrschaft opfern. Sie wählten die steinigen und schroffen Hänge des Langenberges/ Dlouhý hřeben, Spitzberges/ Špičák und des gegenüberliegenden Roten Berges/ Červený vrch aus.
Tschechisches Forstrevier
Sie gehörten zur Elite der neuen Tschechoslowakischen Republik. Der Dozent
der Tsch. Technischen Universität Prag, Ing. Dr. Antonín Prokeš war Rat im Landwirtschaftsministerium und darüber hinaus namhafter Volkswirtschaftler und
Ruralsoziologe, der sich mit der Entwicklung von Dorfgemeinschaften befasste.
Seine Ehegattin Františka führte nach Beendigung ihrer Studien die Kanzlei des
Vorsitzenden der Agrarpartei und dreifachen Regierungsvorsitzenden Antonín
Švehla, sie war Sekretärin der Agrarpartei und später erste Redakteurin des Magazins für Frauen auf dem Lande – „Zvěstování“ (Verkündigung). Ihre Schwester
Aloisia ehelichte den Direktor der erzbischöflichen Grundgroßbesitze und Ritter
einiger Orden, den Forstrat und Dozenten der Forsthochschule Josef Šimek.
Alle vier kauften auf den Tag genau nach der Sturmkalamität vom 29. Oktober
1931 zusammen mit Marie Kubátová für 300 000 Kronen einen Teil des Latentals/ Latovo údolí mit 263 Hektar Wald samt Forst- und Hegerhaus aus dem beschlagnahmten Besitz von Jaromir Czernin-Morzin. Ein Drittel dieser Fläche nahmen Kahlschläge vom Windbruch ein. Der Forstexperte Josef Šimek erarbeitete
einen Plan zur Walderneuerung und verwendete dabei erstmals in der ganzen
Tschechoslowakei Flugaufnahmen zur Erstellung der Forstkarten. Erstmals wurden auch per Flugzeug Birkensamen an den Hängen des Kolbenkammes ausgesät, damit die riesigen Rodungen wenigstens mit Pioniergehölzen zuwachsen
konnten. Vom alten Forsthaus ließen sie nur das steingemauerte Erdgeschoss
stehen, auf dem sie im Jahre 1932 die zweistöckige Pension Myslivna errichteten. Die 18 Zimmer besetzten häufig die weitverzweigten Familien ihrer Besitzer.
Den geräumigen Speisesaal zierten Jagdtrophäen und mitunter auch der Forstverwalter Adolf Křepelka mit der unumgänglichen Pfeife im Mundwinkel und
dem Jagdhund zu Füßen. Für eine Unterkunft mit Vollverpflegung hatte man dazumal achtundzwanzig Kronen zu berappen. Von der Pension Myslivna wanderte
man damals gern auf Waldwegen über den Sattel zum Spitzberg/ Špičák, zum
Roten Kreuz auf dem Langenberg oder zum Roten Berg/ Červený vrch hinauf.
Dieser Weg heißt bis heute Kubát-Weg – nach Hugo Kubát, dem Vater der Mitbesitzerin des Forstreviers. Der war bis zu seinem verfrühten Tode im 1932 Jahre
Landespräsident, d.h. so etwas wie der Landeshauptmann für ganz Böhmen.
Der 2. Weltkrieg hatte für die tschechischen Besitzer der Wälder am Langenberg/ Dlouhý hřeben fatale Folgen. Antonín Prokeš wurde direkt im Amt
des Landwirtschaftsministeriums von der Gestapo festgenommen. Noch vor
Weihnachten 1941 wurde er als politischer Häftling im KZ Mauthausen zu Tode
gefoltert. Seine Ehegattin Františka überlebte zwar vier Jahre Konzentrationslager in Ravensbrück und auch den anschließenden Todesmarsch, starb dann
aber eine Woche nach ihrer Rückkehr nach Prag an Flecktyphus. Josef Šimek
starb am1. Mai 1943, einen Tag nach einem Verhör bei der Gestapo. Gleich nach
dem Krieg übernahm Aloisie Šimková das Revier, sie legte die Försterprüfung ab
und begann mit der Bewirtschaftung. Sie war die erste Frau in Försterposition.
Sie intervenierte bis in Prag, um die Befreiung zweier hiesiger Waldarbeiter von
der Zwangsaussiedlung zu erreichen, damit sie hier Holz schlagen und rücken
konnten. Einer von beiden, der geehrte Freund des Veselý výlet Herr Friedrich
Kneifel, dachte gern an sie zurück. Schon nach drei Jahren wurden Revier und
Pension von den Kommunisten enteignet. Am 3. September 1948, am Todestag
des Präsidenten Edvard Beneš, flatterte das letzte Mal die tschechoslowakische
Fahne vor der „Myslivna“. Nach 1989 erhielten die Nachfahren dreier Familien ihr
Forstrevier durch Restitution zurück. Zur Entscheidung, die Wälder im November 2007 der KRNAP-Verwaltung zu verkaufen, trug u.a. auch die Borkenkäferkalamität bei, sie wurde vom Sturm Kyrill im vorangegangenen Januar nur noch
beschleunigt. Die Geschichten ringsum den Langenberg/ Dlouhý hřeben widerspiegeln so das auf und Ab in der Geschichte des Riesengebirges. Auch deshalb
unterstützten die Familien des „tschechischen Forstreviers“ die Burggesellschaft
Aichelburg bei der Erneuerung des Roten Kreuzes. Womit sie ihr Wirken auf dem
„Dlouhý hřeben“ krönen.
Die Pension Myslivna nahm ihren Betrieb im Jahre 1932 auf.
Marschendorfer Kirmes 2010
Freitag, 13.8. – 20.00 Uhr: Orgelkonzert zum Fest Mariä Himmelfahrt
in der Hauptkirche von Horní Maršov
Samstag, 14. 8. – Marschendorfer Kirmesfest auf dem Marktplatz
Ab 10.00 bis spät in die Nacht hinein Festbuden mit Kunstgewerbe und
Handwerkserzeugnissen, Imbissbuden, Kirmesattraktionen,
10.00feierliche Eröffnung, Ansprache des Bürgermeisters
und Begrüßung der Besucher,
11.00alternatives Marionettentheater Buchty a loutky,
13.00Blasmusikkapelle „Podzvičinka“,
14.30Marschendorfer Geschichte zum Thema „Grenzstreitigkeiten“
in Darbietung hiesiger Einwohner,
15.30folkloristische „Streicheleinheiten“ Doteky z Opočna,
18.00Alternative Folkband „Kaluže“ aus Pilníkov,
20.00Hauptkapelle IVAN HLAS TRIO,
22.00Rock‘n Roll Band „Český Ruce“ aus Broumov,
24.00Punk Rock´n´Roll Band „Zatrest“ .
www.hornimarsov.cz
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JANSKÉ LÁZNĚ
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Meine Begegnung mit einem Grafen
Horní Maršov – Offenes Museum
Geschichte ist Teil unseres Seins. Oft hört man: „Man soll für die Gegenwart leben – hier
und jetzt!“ Wenn wir aber nur für hier und jetzt leben würden und die Vergangenheit völlig außer Acht ließen, würde es nicht lange dauern und wir wären unglückliche, herumirrende Wesen, die überhaupt nichts von sich selbst wüssten, geschweige denn von
dem Ort, an dem sie leben. Verwirrt würden wir durch eine Welt irren, die uns nichts
zu sagen hat, nichts wäre uns nahe, bis wir uns selbst fremd würden. In der eigenen
Geschichte zu forschen, heißt sich selbst kennen zu lernen – erst dadurch entstehen
gegenseitige Bindungen und Wechselbeziehungen. Erst dann stellt sich das Gefühl
der Einzigartigkeit und gleichzeitig auch Zusammengehörigkeitsgefühl ein. Horní Maršov – Offenes Museum ist ein Projekt, das aus dem Bedürfnis heraus entstand, das
hiesige Kulturerbe besser kennenzulernen, zu beleben und ein tieferes Zusammengehörigkeitsgefühl zu dem Ort herzustellen, an dem wir leben.
Worum geht es dabei? Das Projekt Horní Maršov – Offenes Museum ist ein zweitägiges Kulturprogramm, das wir vom Freitag, dem 10. bis zum Samstag, dem 11. September im Rahmen der „Tage des europäischen Kulturerbes“ unter dem Motto „„Seele
der Kulturdenkmale“ vorbereiten. An den beiden Tagen kann man sich Orte ansehen,
die eng mit der Geschichte von Marschendorf – Horní Maršov und dem Ostriesengebirge verbunden und normalerweise unzugänglich sind. Geschichtliche Hintergründe
werden auf interessante und amüsante Weise nahe gebracht. Für Freitag, den 10.
September ist ein Nachmittags- und Abendprogramm vorbereitet. Ab 17 Uhr beginnt
der historische Streifzug durch Horní Maršov mit dem Thema Woran sich die Landschaft erinnert, bei dem Sie samt Begleiter den Spuren der einstigen Besiedlung folgen. Ab 20 Uhr schließt in der Weintheke „Nade Dnem“ der öffentliche Vortrag von
Pavel Klimeš zum Thema Erneuerung der Landschaftselemente im Riesengebirge
an. Das Hauptprogramm beginnt am Samstag um 11 Uhr auf dem Marktplatz vor dem
Gemeindeamt. Dann erwartet Sie die interaktive Besichtigung Offenes Museum – das
heißt ein geschichtlicher Pfad, der die Marschendorfer Denkwürdigkeiten miteinander
verbindet. Zu dieser Besichtigung bekommt jeder Besucher eine Karte mit historischen
Fakten und Informationen über die Hintergründe der einzelnen Sehenswürdigkeiten.
Wir bereiten auch ein Treffen mit historischen Persönlichkeiten vor, darüber hinaus
man bekommt eine Fotoausstellung und Kunstwerke zum Thema Die „Seele der Kulturdenkmale“ zu sehen. Die Kinder können sich auf ein Aufgabenspiel freuen, bei dem
sie Schritt für Schritt das Geheimnis des Grafen Berthold von Aichelburg lüften. Die
nötigen Karten und Instruktionen erhält man im Informationszentrum im Gemeindeamt
am Berthold-Platz. Besichtigungen des Offenen Museums sind von 14 bis 19 Uhr
abends möglich.
An dieses lehrreiche Programm knüpft um 19.30 Uhr ein Kammerkonzert in der
alten Renaissancekirche an. Wenn das Konzert dann ca. um 21 Uhr ausklingt, steht
den Besuchern ein nächtlicher Schlossbesuch bevor, bei dem sie die Gelegenheiten
erhalten, die Schicksale der Menschen zu verfolgen, die hier gelebt haben und sich in
ihr Leben einzufühlen. Das ganze Projekt organisieren wir in Zusammenarbeit mit dem
Gemeindeamt Horní Maršov, der Grundschule und dem Umweltzentrum SEVER. Die
Stiftung Via unterstützt das Projekt finanziell. Weitere Einzelheiten über das Programm
werden im Laufe des Sommers auf den Webseiten der Gemeinde präsentiert. Lassen
Sie sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen und kommen sie einfach vorbei –
Anna Klimešová lädt Sie herzlich im Namen der Veranstalter ein.
Ehrenbürgerschaft
für Joseph Czernin-Kinsky
Die Burggesellschaft Aichelburg empfahl der Gemeindevertretung von Horní Maršov, den
aus diesem Ort gebürtigen Joseph Czernin-Kinsky zum Ehrenbürger der Stadt zu ernennen. Am 25. Mai 2010 stimmte die Stadtvertretung diesem Antrag mit der folgenden Begründung bei: „Ing. Josef Czernin-Kinsky hat sich um die Aussöhnung und Verständigung
zwischen den Landsleuten und heutigen Bürgern von Horní Maršov“ verdient gemacht. Er
wurde vor neunzig Jahren, genauer gesagt am 16. Juni 1920, auf Schloss Marschendorf
geboren. Sein Vater, Karl Czernin von und zu Chudenitz, der auf der Titelseite dieser Ausgabe abgebildet ist, wurde 1886 im Palais Morzin in der Prager Nerudagasse geboren und
entwickelte im Aupatal äußerst rege gesellschaftliche und unternehmerische Aktivitäten.
Bei der Auseinandersetzung des Familienvermögens nach dem Tode von Rudolph Czernin-Morzin sen. wurden dem ältesten Sohn Rudolph jun. die Riesengebirgsherrschaften
Hohenelbe/ Vrchlabí und Marschendorf/ Maršov zuteil, der jüngere Sohn Karl zog schon
im Jahre 1928 nach Österreich um. Dennoch kam seine Familie auch mit Joseph und
weiteren zehn Kindern hin und wieder zu Besuch nach Böhmen und ins Riesengebirge.
Bei diesen Gelegenheiten lernte Joseph Czernin das Riesengebirge gut kennen und auch
lieben. Nach der Besetzung von Österreich durch Hitlerdeutschland am 1. März 1938
wurden alle Einwohner automatisch zu Bürgern des Dritten Reiches. Für den achtzehnjährigen Joseph Czernin bedeutete dies unter anderem das Ende seiner Studien und die
Einberufung zur Wehrmacht, wo er als Soldat schwer verwundet wurde. Nach dem Krieg
studierte er Forstwirtschaft. 1954 wurde er von seiner Tante Theresia Kinsky von Wchinitz und Tettau adoptiertund deshalb ist sein offizieller Name seither Joseph Czernin von
Chudenitz – Kinsky. Er erbte die kleine Herrschaft Rosenhof – Sandl unweit von Freistadt
an der österreichisch-tschechischen Grenze. Hier widmete er sich voll und ganz der Verwaltung der Wälder, in der Region gilt er als aktiver und anerkannter Forstexperte. Heute
werden die Familiengüter von Sohn Stanislaus Czernin-Kinsky verwaltet.
Joseph Czernin-Kinsky hörte nie auf, sich für seinen Geburtsort zu interessieren. Er
war der erste der Riesengebirgsaristokraten, der nach 1989 Kontakt mit der örtlichen
Selbstverwaltung aufnahm und im August des Jahres 1994 als offizieller Patron des ersten
Treffens von Landsleuten und Bürgern aus Maršov hierher kam. Zusammen mit Ehegattin
Theresia widmete er für die Kirche Mariä Himmelfahrt in Horní Maršov eine neue, 750 Kilogramm schwere Glocke, die auf den Namen „Heiliger Geist“ getauft wurde, mit dem Zusatz
„Für Versöhnung und Frieden“. Bei der feierlichen Installation der Glocke und ihrem ersten
Geläut waren am 15. August 1998 viele Leute zugegen (siehe auch VV 14/1999). Beim
Treffen der Angehörigen des alten böhmischen Adelsgeschlechts der Czernin vor einigen
Jahren hing an der Stirnseite des Konferenzraumes die große Fotografie eines Schlosses.
Auf ihr waren weder ihr Familiensitz – das Palais Czernin in Prag, noch die Schlösser in
Chudenitz/ Chudenice, Neuhaus/ Jindřichův Hradec, Petersburg/ Petrograd, Dimokur/
Dymokury oder anderswo abgebildet – sondern das Marschendorfer Schloss. Die sonstigen Angehörigen der Familie Czernin wunderten sich etwas über diese Wahl, bis sie
erfuhren, dass der Hauptorganisator dieses Familientreffens gerade der Marschendorfer
Patriot Joseph Czernin-Kinsky war. Deshalb überraschte es uns kaum, als wir vergangenes Jahr nach einer kurzen Stippvisite in seinem Schlösschen in Österreich Abschied
nahmen, dass der fast neunzigjährige Herr noch im letzten Moment zum Tor gelaufen kam,
um uns eine kleine Fichte in der Ecke des Gartens zu zeigen: „Sie soll mich an mein heimatliches Riesengebirge erinnern, sie ist nämlich aus dem Riesengrund“.
Die zweite und dritte Klasse der Grundschule befand sich viele Jahre lang im
Schloss. Auf der steinernen Freitreppe ging es schnurstracks ins ehemalige
Wohnzimmer der gräflichen Familie Czernin. Damals sah es allerdings nicht
mehr so aus wie auf der Fotografie auf der vorletzten Seite. An der hohen Tür
zum Nebenzimmer war die Schultafel angebracht. Die Schulpausen verbrachten wir hinten am grünen Kachelofen mit den hübschen Ornamenten, relativ
gut verborgen vor den Blicken unserer Lehrerin Jitka Šolcová. Da es hier weder
ein Kabinett, noch Lehrerräume gab, hielt sie sich ständig in der Klasse auf.
Auch deshalb musste ich recht oft zur Strafe im Treppenhaus vor dem Klassenzimmer stehen und hatte so Gelegenheit, die sinnvollen Ornamente am
Eisengeländer in aller Ruhe zu betrachten. Im Winter wiederum wetteiferten
wir, wer von der höchsten Stelle der Treppe in den Schnee unter dem Balkon
springt, einmal sprang ein Junge sogar vom oberen Geländer und verstauchte
sich dabei den Knöchel... und ging damit als absoluter Sieger in die Annalen
der Schlossschule ein. Auf der Freitreppe mit dem geschwungenen Geländer
wurde am Ende des Schuljahres immer das Klassenfoto geknipst. Hunderte
von Absolventen der Marschendorfer Schule bewahren in ihren Fotoalben die
von Ivan Sejtko aus Pec arrangierten Klassenfotos auf. Herr Rychetský war
damals Verwalter des auch als Kinderheim verwendeten Schlosses. In der
zweiten Hälfte der sechziger Jahre öffneten sich die Grenzen auch für Devisentouristen und so ging in der Klasse während des Unterrichts das Gerücht
um, der Herr Graf, dem das Schloss einst gehört habe, sei da. Ich kann mich
noch gut an die Enttäuschung erinnern, dass wir ihn nicht zu Gesicht bekamen. Er soll damals nur mit dem Schlossverwalter, Herrn Rychetský gesprochen haben. Nach dreißig Jahren widmete mir sein Sohn (Tužka, d.h. Bleistift
genannt) eine alte, an Jan Rychetský, den Wartungstechniker im Schloss Nr.
1 in Horní Maršov adressierte Traueranzeige. An der mit Schreibmaschine
geschriebenen Adresse waren alle Häkchen und Striche von Hand ergänzt.
Karl Czernin gab in ihr dem einzigen bekannten Menschen in Maršov den Tod
seiner Ehegattin Wilhelmine im Juni des Jahres 1971 bekannt. So erfuhr ich
mithin den Namen des Grafen, der mir bis dahin unbekannt war. Später widmete uns Joseph Czernin die auf der Titelseite abgedruckte Fotografie und so
nahmen sein Vater und seine Mutter für uns endlich Gestalt an.
Friedrich Kneifel, ein Zeitzeuge aus Velká Úpa, erzählte mir vor Jahren eine
Begebenheit, als er noch als kleiner Bub mit seiner Mutter auf dem Emmaweg
von der Mohornmühle/ Spálený Mlýn nach Marschendorf unterwegs war,
wobei sie der Gräfin Czernin begegneten. Aus seiner lebhaften Erzählung zu
schließen, hinterließ die Begegnung in dem Jungen einen starken Eindruck,
sodass ich unvermittelt an die Szene aus dem Roman „Die Grossmutter“
von Božena Němcová erinnert wurde. Nur dass keine Einladung ins Schloss
nachfolgte. In der Jagdhütte auf dem Kugeln/ Koule über dem Löwengrund
machten wir noch bis unlängst Notizen in einem alten Tagebuch, dessen
erste Seiten kein anderer, als Graf Czernin-Morzin geschrieben hatte. Dabei
beschrieb er Erlebnisse von den gleichen Orten, wo auch wir auf die Pirsch
gingen. Als sich die kommunistische Epoche ihrem Ende zuneigte, riss man
unbedachterweise das Forstverwaltungsgebäude ab, das hier schon seit
dem 16. Jahrhundert gestanden hatte. Kurz vor dem Abriss rief mich der Förster Oldřich Lábek, damit ich zur Sicherheit die weggeworfenen Dokumente durchsehen konnte. Außer ein paar interessanten Dokumenten, z.B. über
die Zuteilung verlassener Berghütten nach 1945 an Wochenendler, Plänen
der Marschendorfer Brettsäge und diversen Forstkarten fand ich in dem
Papierhaufen auch ein wertvolles Verzeichnis des beweglichen Vermögens
der Familie von Jaromir Czernin-Morzin vom September 1948, das von der
überschriebenen „Nationalen Kulturkommission“ als Inventarliste der Gegenstände des Marschendorfer Schlosses bezeichnet war. Die zerknitterte
Kopie auf schwachem Durchschlagpapier umfasste über tausend namentlich
genannte und bewertete Posten, die höchste Inventarnummer 2724 hat ein
eiserner Geldschrank im Wert von 1000 Kronen. Am höchsten bewertet war
ein großes Porträt von Wenzel Morzin vom namhaften Barockmaler Johann
Peter Molitor. Damals hätte es 20 000 Kronen gekostet. Einen Ausschnitt
aus diesem nun im Riesengebirgsmuseum in Vrchlabí hinterlegten Gemälde
verwendeten wir auf Seite neun. Das Ladegerät einer Pistole wurde von der
Kommission auf ganze zwei Kronen geschätzt und bekam daher nicht mal
eine Inventarnummer. Solche Erkenntnisse und Erlebnisse weckten in mir die
Neugier, die einstigen Aristokraten des Riesengebirges kennen zu lernen. Oft
dachte ich darüber nach, wonach ich sie fragen würde, wenn ich sie treffen
würde. Es wäre wohl für immer bei diesen Wunschvorstellungen geblieben,
wenn die im Jahre 1989 neu erworbene Freiheit nicht auch neue Möglichkeiten gebracht hätte. Kurz nach der Eröffnung der Galerie Veselý výlet in Temný
Důl 1993 betrat sie ein älterer Herr in Lodenjacke und Kniehosen. Er stellte
sich als Joseph Czernin-Kinsky vor und war hiermit der erste einer ganzen
Reihe von Adligen, die ich dann durch das schon verlassene Marschendorfer
Schloss führen konnte (siehe auch VV 6/1995). Ein Jahr später stiegen gleich
vier Generationen der Familie Czernin aus einem Reisebus aus. Im Sommer
1995 stellten wir im Informationszentrum die Büste von Berthold Aichelburg
aus, die man in einer Marschendorfer Gruft gefunden hatte. Aufgrund eines
Artikels über namhafte Riesengebirgsadlige in einer Sommerausgabe des Veselý Výlet stattete Vladimir Aichelburg aus Wien dem einstigen Familienbesitz
einen Besuch ab. Zuerst fotografierten wir den Herrn Grafen mit der Büste von
Berthold, um anschließend über die Geschichte seines Geschlechts im östlichen Riesengebirge zu plaudern. Bald darauf unterstützte er die Gründung
der Burggesellschaft Aichelburg, die die Wiederherstellung der gleichnamigen Waldburg initiierte und durchführte. Höchstpersönlich assistierte er bei
der Rückkehr der restaurierten Büste in die Burgkammer im November 1999.
Am tiefsten sind wir allerdings mit Alexander Czernin-Morzin befreundet.
Der älteste Sohn des letzten Besitzers der Riesengebirgsherrschaften Hohenelbe und Marschendorf ging als Achtzehnjähriger nach Kanada, um hier seine
neue Heimat zu finden. Auch wenn er nach vielen Jahren nach Österreich
zurückkehrte, blieb er kanadischer Bürger und schon vom ersten Kontakt
spürten wir seine amerikanische Offenheit. Er ließ er im September 1995 das
erste Mal von sich hören und als Experte für Informationstechnologien auf angemessene Weise – per Fax und direkt aus seinem PC. So etwas hatten wir in
unserer Redaktion vorher nie erlebt. Mit modernen Technologien hält er auch
heute noch Schritt, zu seinem achtzigsten Geburtstag bekam er ein GPSNavigationsgerät, nun bereichert er seine Streifzüge durch die Natur auch
noch mit Geocatching. Und gerade die leichte Internetkommunikation half uns
dabei, mehr über die Vergangenheit und Gegenwart der Familien Morzin und
Czernin in Erfahrung zu bringen. Nur so gelingt es uns zusammen mit Alexander Einzelheiten aufzuspüren, für die bei unseren Treffen im Riesengebirge,
in Prag oder Wien kaum Zeit bleibt. Mitunter schicke ich ihm die Fotografien
von Menschen oder verschiedenen Gegenständen, von denen ich annehme,
dass sie in dem Verzeichnis von 1948 enthalten sind. Alexander führt dann
die Fakten dazu an und erzählt ihre Geschichten. Manche Zusammenhänge
ergänze ich durch weitere Nachforschungen. Dieser gegenseitige Informationsaustausch half zum Beispiel den Vorfall mit den Harnischen aus dem Marschendorfer Schloss aufzuklären. Im Jahre 1945, nur ein paar Monate nachdem Alexander mit seiner Mutter und Brüdern Maršov in aller Eile verlassen
mussten, stahlen sich mein Vater und Kameraden wie kleine Jungs heimlich
ins Schloss, um dort herumzutoben. Als er zum Besten gab, wie sie mit den
historischen Waffen „kämpften“, die dort an den Wänden hingen, fiel mir gleich
die Liste von 1948 ein – 29 Hellebarde, 5 verschiedene Schwerter, 13 österreichische Offizierssäbel, 7 Degen und Dolche, 2 Ziersäbel, 2 Armbrüste, 2
Streitkeulen, ein Futteral mit zwei Pistolen, 2 mit Perlmutt ausgelegte Jagdbüchsen, 2 Zimmerstutzen, 9 Helme mit Nasen- und Ohrenschutz und mindestens weitere 200 „für das Museum in Trutnov ausgesonderte“ Posten. Das
reinste Abenteuer für die Jungs – bis sie Jenda Eš in eine Rüstung zwängten
und er nach dem Fechtkampf nicht mehr aus dem Kettenhemd raus kam. Von
Alex erfuhr ich, dass die Blechrüstung samt Kettenhemd seinem Urgroßvater, dem kaiserlichen Feldmarschall aus dem Dreißigjährigen Krieg, Rudolph
Morzin gehört hatte. Ich erzählte ihm lieber nicht, wie die Jungs ein Mitglied
der Finanzwache erschreckten, der auch eingebrochen war – allerdings nicht
um rumzualbern, sondern um zu stehlen. Er war so erschrocken, dass er bei
der Flucht durchs Fenster glatt seine MPi liegen ließ. Wie viele Sachen zwischen dem Mai 1945 und September 1948 verloren gingen, wird man wohl
nie herausbekommen und eigentlich ist das auch gar nicht so wichtig. Bei der
Besichtigung der erhalten gebliebenen Archivalien aus dem Verzeichnis von
1948 bin ich froh, dass ich Herrn Grafen Czernin-Morzin wirklich begegnet
bin. Und dass wir Kontakt miteinander haben, wenn auch auf andere Weise,
als es ich mir vor fünfundzwanzig Jahren vorgestellt hatte.
WIR EMPFEHLEN
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Pension Nikola
Direkt im Zentrum von Pec pod Sněžkou, an der zum Ski-Areal führenden Hauptstrasse, ist die Familienpension Nikola zu finden. Ausgangsbasis für alle weiteren soliden Dienstleistungen ist die Unterbringung
in einem grösseren Appartement und in 12 Zimmern, ausgestattet mit WC, Dusche, TV, Kühlschrank und
mit einem kleinen Tresor. Das Objekt verfügt über kabellosen WiFi Internetzugang. Die Gäste können im
stilgerecht eingerichteten, geräumigen Speiseraum, ergänzt durch eine kleine Bar verweilen. In der Pension Nikola kann man Unterkunft mit Frühstück buchen, Abendessen für ganze Gruppen werden im benachbarten Restaurant Enzina Grill geboten, Menüs zu günstigen Bedingungen. In der Nähe der Pension befinden sich Ski-Verleihe. Im Winter schnallt man sich die Skier vor der Baude an, fährt zum Zubringerlift und
in zehn Minuten ist man bei den besten Skilifts und Pisten, die Pec zu bieten hat. Zurück braucht man die
Skier auch nicht abzuschnallen. Nach einer Tour oder nachdem man sich auf der Piste ausgetobt hat, tuen
Sauna oder Solarium doppelt gut, außerdem kann man im Spielraum Tischtennis spielen. Die Pension
verfügt über einen eigenen Parkplatz mit einer ausreichenden Kapazität fürs ganze Jahr.
Pension Nikola in Pec pod Sněžkou, PLZ 542 21, Inhaber Alena Novotná, Tel. 00420 499 736 151,
Fax 499 736 251, E-Mail: [email protected], www.nikolapec.cz, man spricht auch deutsch.
Pension Veronika
Die Pension Veronika steht mitten in Pec pod Sněžkou, im unteren Teil des Ortsteils Velká Pláň und zwar an
der Wegkreuzung nach Malá Pláň und zu den Skilifts, zum Hotel Horizont und zur Hauptstraße. Schon 10
Jahre lang bietet das moderne Haus Unterkunft in Zwei-, Drei- und Vierbettzimmern mit eigenem Zubehör
(17 Betten). Alle Zimmer verfügen über Sat-Fernseher und drahtlosen WiFi-Internetanschluss mit Signal
in allen Zimmern und im Restaurant. Aus dem voll verglasten halbkreisförmigen Restaurant bietet sich
ein entzückender Blick auf die Stadt, die Gebirgslandschaft und die Skigelände ringsum. Zu den Spezialitäten des Restaurants gehören u.a. böhmische Gerichte, wie Heidelbeerknödel, gebratenes Eisbein
und Quarkkuchen mit Heidelbeeren. Am Nachmittag kehrt man hier gern zu einem edlen Glas Wein aus
dem größten Familien-Weinbaubetrieb in Valtice – dem Weingut Černý ein. Das gezapfte Pilsner und der
Qualitätskaffee Illy sind eine Sache der Selbstverständlichkeit. Die Abendgäste wiederum verlockt die
reiche Auswahl an Gerichten in der ellenlangen Speisekarte zur Einkehr. Von der Pension Veronika sind
alle Möglichkeiten zu sportlichen oder gesellschaftlichen Aktivitäten in der Stadt schnell und bequem zu
erreichen. Direkt am Haus befindet sich ein 400 m langer Skilift mit Übungshang. Im nur 200 m entfernten
Hotel Horizont gibt es ein ganzjährig betriebenes Sport- und Freizeitzentrum mit Schwimmhalle, Whirlpool,
Sauna, Solarium, Squash, Ricochet, Fitnesscenter, Kegelbahn und sonstigen Raffinessen. Im Sommer
stehen auch zwei Sandtennisplätze und im Winter Skischulen und –verleihe zur Verfügung. Auf dem pensionseigenen Parkplatz kann sommers wie winters geparkt werden. Bei einem mehrtägigen Aufenthalt in
Pec pod Sněžkou kommen Sie in den Genuss einer Gästekarte mit 10% Ermäßigung auf die Leistungen
des Restaurants.
Pension Veronika, Pec pod Sněžkou, Nr. 309, PLZ 542 21, Betrieben von Slavomír Holík, Tel.: 00420
608 281 321, E-Mail: [email protected], www.penzionveronika.cz. Wir sprechen deutsch, englisch und polnisch.
Richterovy boudy
Hoch über Pec pod Sněžkou steht in 1206 m Meereshöhe und gleich am Hauptweg zu den Kämmen
eine der bestausgestatteten Kammbauden. Das moderne Berghotel bietet Übernachtung in 110 Betten,
von denen sich 29 in der benachbarten „Roten Baude“ (Červená bouda) befinden. Mehr als ein Drittel
der Zimmer hat ein separates Bad und TV, die sonstigen, vor allem für Schulklassen und Interessengruppen gedachten Zwei- bis Fünfbett-Zimmer sind mit Waschbecken ausgestattet. In der Baude gibt es
einen Fahrstuhl und ein spezielles Zimmer für Rollstuhlfahrer. Zur weiteren Bereicherung des Aufenthalts
dienen Sauna, Fitnessraum mit Laufband, Ergometer, Ellipsentrainer mit Magnetbremsung, Hanteln und
eine Kraftstation. Zu diesem Urlaubskomplex gehören ein Mehrzweckspielplatz, im Winter zwei Skilifte
und ein präparierter Übungshang. Auch WiFi-Internetanschluss und Datenprojektor mit Leinwand stehen
zur Verfügung, neu ist eine Kinderecke. Die Gäste können den ganzen Tag über das Restaurant mit seinem umfangreichen Speise- und Getränkeangebot in Anspruch nehmen. Die Küche wartet vor allem mit
traditionellen böhmischen Speisen aber auch Schnellgerichten auf, darüber hinaus stehen fleischlose
und vegetarische Gerichte, Gemüsesalate, Heidelbeerknödel, Palatschinken und Strudel auf der Karte,
Spezialität des Hauses sind Dalken (Liwanzen) aus Hefeteig mit Heidelbeeren, Joghurt und Schlagsahne.
Das Angebot runden tschechische Spezialitäten der kalten Küche ab und selbstverständlich gibt’s Eisbecher und Heiße Himbeeren. Auf den Richterbauden wird ein helles Bernard mit 11° Stammwürze gezapft, außerdem gibt es schwarzes Flaschenbier und alkoholfreies „Pflaumenbier“. In der von Sommelier
Radek Jon zusammengestellten Weinkarte stehen Weine aus dem mährischen Weingut „Habánské moravské sklepy“. Die Barkeeper wurden von Jaroslav Petrouš, dem tschechischen Barista- und Kaffeemeister der Tschechischen Republik von 2004 speziell in der Zubereitung des Kaffees Rioba geschult. Beide
vertreten die Firma Makro Cash & Carry. Die Baude ist ganzjährig, also auch außerhalb der Saison für
Firmenaktionen, Familienurlaube, Schulen und Touristen geöffnet. Nach vorheriger Absprache können
Vorträge über Kynologie, die Natur im KRNAP, Meteorologie und über den Bergrettungsdienst, Lawinen
und Gefahren in den Bergen vereinbart werden. Das Restaurant ist von 10 bis 22 Uhr auch für vorüberkommende Wanderer geöffnet.
Richterovy boudy über Pec pod Sněžkou, Nr. 81, PLZ 542 21, Lehrzentrum des Ministeriums für
Schulwesen und Körpererziehung der ČR, Leiterin Lenka Janoušková, Tel., Fax: 00420 499 896 249,
Tel. 724 975 386, E-Mail: [email protected], www.richtrovyboudy.cz, günstige Preise, Verständigung auch in Deutsch möglich.
BEWÄHRTE DIENSTLEISTUNGEN
Pension U Hlaváčů
Diese Dominante des Marktplatzes in Horní Maršov ist ein historisches Haus, das sich Berthold Aichelburg im Jahre 1855 als Sitz des Kreisgerichts hatte erbauen lassen. Heute befindet sich hier die Pension
U Hlaváčů mit vorzüglicher Unterkunft inkl. Frühstück in Zweibettzimmern mit Bad und Zubettungsmöglichkeit. Im Gesellschaftsraum befinden sich eine kleine Bar und ein Fernseher. Zum Objekt gehört auch ein
Innenschwimmbecken mit ganzjährigem Betrieb. Geparkt wird auf einem geschlossenen Innenhof bei der
Pension. Im Erdgeschoss befindet sich neben einer Selbstbedienung auch das Spezialgeschäft Cash and
Carry Pilsner Urquell mit dem gesamten Sortiment der Pilsner Brauerei, einschließlich Radegast und Kozel
(Bock). Von hier aus wird das Fass- und Flaschen- und Dosenbier ins ganze Ostriesengebirge distribuiert.
Das Geschäft ist täglich von 8 - 12 und 12.30 -16 Uhr geöffnet, samstags von 8 bis 11 Uhr.
Pension und Selbstbedienungsgeschäft U Hlaváčů, Horní Maršov, Bertholdovo náměstí 68, PLZ
68 542, Tel.: 00420 499 874 112, E-Mail: [email protected], Verständigung auch auf Deutsch möglich.
Ökozentrum SEVER
Schon fünfzehn Jahre lang ist in Horní Maršov das Zentrum für Umwelterziehung und
Umweltethik Rýchory SEVER tätig. Der Hauptsitz der nichtstaatlichen gemeinnützigen
Gesellschaft befindet sich in einem Teil der neuen Grundschule. Hier finden das ganze
Jahr über Aufenthaltsprogramme für Grundschulschüler, Fach- und Hochschulstudenten
und Gymnasiasten aber auch für Lehrkräfte und sonstige Interessenten an der Umwelterziehung statt. Auf dem Programm stehen u.a. Riesengebirgsexkursionen, TeamworkAktivitäten und -Erziehung, Naturbeobachtungen unter freiem Himmel, künstlerische Workshops, Diskussionen, Simulationsspiele, usw. Dazu stehen Unterkünfte für 30 Personen inkl. Ganztagesverpflegung,
ein Gesellschaftssaal, eine Miniküche, Bücherei und Videothek zur Verfügung. Man kann sich auch auf
Englisch und Deutsch verständigen. Zum Ökozentrum SEVER gehört auch die ehemalige Pfarre in Horní
Maršov, in dem das Projekt DOTEK (Berührung) – Haus für Ökologie, Kultur und zur Wiederbelebung
von Traditionen realisiert wird. Hier finden künstlerische und handwerkliche Workshops, gesellschaftliche
Veranstaltungen, Konzerte und Festivals alternativer Musik statt, man demonstriert alte Berglandwirtschaft
(eine kleine Ziegenherde meckert gleich in der Nähe) und betreibt ähnliche alternative Aktivitäten. SEVER
organisiert auch Sommerferienlager und kulturelle und aufklärende Veranstaltungen für die Öffentlichkeit.
Die Webseiten von „Sever“ geben Aufschluss über das Veranstaltungsprogramm für Lehrer und die Öffentlichkeit. Wer einen interessanten Spaziergang machen möchte, sollte sich die alte Pfarre unbedingt
ansehen. Die mächtige, vierhundert Jahre alte Linde bei der Pfarre fällt schon von Weitem ins Auge, kein
Wunder, dass sie als „Baum des Jahres 2009“ der Tschechischen Republik“ gewürdigt wurde. Hier gibt
es aber auch einen echten Kohlemeiler und zwei Lehrpfade „Weg des Holzes“ zu sehen, die zwei hiesige
Gewerbe nahe bringen – das Holzfällen und -schwemmen und die Herstellung von Holzkohle.
Ökozentrum SEVER, Horní Maršov, Horská 175, PLZ 542 26, Tel. und Fax: 00420 499 874 280, 739
203 205, E-Mail: [email protected], http://www.sever.ekolo­gickavychova.cz
Kinderpension Permoník
Die junge Familie Semerád hat die Pension Permoník mit viel Feingefühl und Verständnis für kleine Besucher zum super Aufenthaltsort für junge Familien oder Mütter mit ihren Kindern gemacht. Das große
Gebäude ermöglichte es ihnen, einen Spielraum, eine Turnhalle und eine Sauna einzurichten, was sich
auch im vorbereiteten abwechslungsreichen Programm widerspiegelt. Zusammen mit einer Assistentin
bereiten sie Wettkämpfe und Kunst-Workshops für Kinder vor aber die Hauptprogramme spielen sich
in freier Natur ab. So gehen sie gemeinsam auf Schatzsuche ins Rübezahltal/ Krakonošovo údolí, bei
der knifflige Aufgaben zu bewältigen sind. Ein andermal lernt man gemeinsam einen Märchenpfad und
auf dem Lande lebende Tiere kennen. Bei der Pension weiden im Sommer Schafe, auch große Holzspielzeuge und einen Sandkasten mit Kinderrutsche gibt es hier. Im Winter wird gerodelt, die Kinder
bauen Iglus oder Irrgärten aus Schnee und gehen auf Yeti-Suche. Wer über drei ist, kann sich in einer
kleinen Skischule mit Profi-Instrukteurin anmelden. Bei der Pension gibt es einen Seilskilift für Kinder
und unweit von hier einen öffentlichen Skilift für die Eltern. Nicht nur die Muttis nehmen gern einmal in
der Woche das Angebot zu verschiedenen Massagen, Kosmetik und Pediküre wahr. Im Speiseraum, in
dem ein richtiges Feuer im Kaminofen lodert, ist von 10 Uhr vormittags bis in die Nacht eine „Schafbar“
geöffnet, für unwirtliche Tage ist der Fernseher und eine Menge Märchen da. Das Souterrain birgt einen separaten Keller mit einer reichhaltigen Weintheke mit tschechischen, mährischen und Weinen aus
aller Welt, außerdem zapft man hier Krakonoš und Pilsner Bier und die traditionelle tschechische Limo
Kofola. Die mit verschiedensten Märchenmotiven verzierten Zwei-, Drei- und Vierbettzimmer verfügen
über ein eigenes Bad mit Toilette. Zur Pension Permoník gehört auch noch die benachbarte schlichtere Baude Ťapka mit zehn Zimmern, die für Gruppen und größere Familien geeignet sind. Genauso wie
im Permoník gibt es auch hier einen Spiel- und Gesellschaftsraum, eine kleine Bar, einen Speiseraum
und WiFi Internetanschluss. Die Unterkunft in der Pension Permoník und Baude Ťapka wird mit Vollpension geboten – einem einheitlichen Menü, das aus modernen und traditionellen Gerichten der böhmischen Küche besteht. In der Pension Permoník sind aber auch Schnellgerichte vom Chefkoch Lukaš zu
haben – Auswahl je nach aktuellem Tagesangebot.
Pension Permoník in Dolní Malá Úpa, Nr. 115, PLZ 542 27, Inhaber Zuzana, Pavel, Terezka, Lukášek
und Zuzanka Semerád, Tel. 00420 603 264 422, E-Mail: [email protected], man spricht auch englisch, polnisch oder deutsch. www.permonik.eu
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SERVIce FÜR BAUDENBESITZER
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DIE WÄSCHEREI IN MLADÉ BUKY
Berghof mit Zertifikat
Vor 25 Jahren waren wir voller Erwartungen, wie unter neuen und freien
Bedingungen im Riesengebirge Berghöfe mit eigener landwirtschaftlicher
Produktion entstehen. Diese Erwartung hat sich nicht erfüllt und der einzige Berghof von David und Věra Sosna bei Valšovky in Velká Úpa hat nach
vieljährigem Betrieb mit dem Abgang der Landwirtin auch den Verkauf von
Milch- und Molkereiprodukten eingestellt. Schade. Umso mehr freuen wir
uns über die Entwicklung auf der Lesní bouda - Waldbaude. Sie geht in eine
etwas andere Richtung und die Bewirtschaftung der umliegenden Wiesen
und die vielen zufriedenen Gäste beweisen, dass es der richtige Weg ist.
Auf einer der bekanntesten Einöden des Riesengebirges an der Ortsgrenze
von Černý Důl (5 km) und Pec pod Sněžkou (3 km) werden auf dem Berghof
in einer Meereshöhe von 1104 Metern Schafe und Ziegen gehalten. Nicht
nur zur Freude, sondern auch zum Nutzen. Ein Jahr lang wurde der Berghof von der vom Landwirtschaftsministerium beauftragten Agentur ABCert
beobachtet. Dabei stellte sie fest, dass er auf biologisch saubere Weise,
ohne chemische Düngung der Wiesen, mit einer idealen Anzahl von Tieren,
räumlich und zuchttechnisch korrekten Ställen und unter Zufütterung mit
ökologisch reinem Heu und passenden Mineralsalzen wirtschaftet. Und als
dann auch noch die Verwaltung des KRNAP die Farm bei der Waldbaude
als richtige Rückkehr zur traditionellen Baudenwirtschaft empfahl, erhielt
Markéta Kreiplová als erste in der III. Zone des Nationalparks das Zertifikat
einer Biofarm. Aber was das wichtigste für die Besucher ist – die gesamte Bioproduktion ist ausschließlich für das Restaurant der Waldbaude bestimmt. Auf der Waldbaude bekommt man ausgezeichnete Erzeugnisse aus
Lamm- und Schaffleisch, z.B. Steaks oder Frikadellen aus Schafsfleisch,
Lammspieß mit Pflaumensoße, Fleisch mit Nuss- oder Apfelsoße oder mit
Gebirgskräutern. Auf der Speisekarte stehen aber auch traditionelle Riesengebirgsgerichte, wie Sauersuppe, Kartoffelpuffer, Pellkartoffeln mit
Ziegenkäse, gegrillter Ziegenkäse mit Bohnen und Schinkenspeck oder
saurem Rahm und Preiselbeeren, Holzhackerbrot mit Aufstrich aus Quark,
Knoblauch und frischen Kräutern. Ziegenkäse gibt es auch zum Salatteller
– gekauft bekommt man ihn allerdings nicht. Bei meinem letzten Besuch
traf ich hier Jiři Novotný aus Arnultovice, einen inzwischen pensionierten
Senner . Vor dem Sommer kam er auf den Berghof, um alle großen Schafe
zu scheren. Die Nichte der Bergbäuerin Olga bereitet die gescherte Wolle
für das Wochenende vom 13. und 14. August vor, an dem man den Besuchern die traditionelle Verarbeitung der Wolle vorführen will – das heißt
das Waschen, Kämmen, Spinnen am Spinnrad, das Weben und Filzen. An
diesen beiden Tagen findet auf der Waldbaude aber vor allem ein uriges
Grillfest statt, mit Lamm- und Schaffleischgrillen, Musik und viel Spaß. Mehr
über diese Aktion erfährt man aus in den Informationszentren ausliegenden
Flyern, bei einem Besuch der Waldbaude oder deren Webseiten.
Lesní bouda - Waldbaude
Sie bietet Unterkunft verschiedenster Art – von Zimmern touristischer Art,
bis hin zu Apartments mit kompletter Ausstattung. Der Berggasthof mit ganztägigem und nahezu ganzjährigem Betrieb wird gern von Skiwanderern,
aber auch Abfahrtsskiläufer besucht, die von der Bergstation des Sessellifts
auf dem Braunberg/ Hnědý Vrch hier her abfahren. Im Sommer wiederum
kehren hier Rad- und Fußwanderer ein, viele von ihnen nutzen die Gelegenheit, um den neuen Aussichtsturm auf dem Braunberg zu besuchen. Über
Dolní Dvůr verkehrt auch ein Bus zur Lesní bouda, der Senioren oder Kinder
zu Freiluftschulaufenthalten bringt. Bei der Baude gibt es einen Swimmingpool und ein Whirlbecken unter freiem Himmel mit herrlichem Rundblick. Im
Winter wandelt sich der Volleyballplatz zum höchstgelegenen Eislaufplatz in
ganz Tschechien. Vor ein paar Jahren haben die Inhaber wieder die uralte
Tradition der Haltung von landwirtschaftlichen Tieren aufgenommen. Auf
den umliegenden Wiesen weiden so wieder Schaf- und Ziegenherden und
bald auch wieder Färsen. Kinder dürfen auch mal einen Blick in den Stall
werfen, die Tiere zu füttern ist nicht erlaubt. Die Baudlerin Markéta Kreiplová lädt sie zur gemütlichen Einkehr auf die Sommerterrasse vor der Baude
mit hübschem Blick ins Land und auf die weidenden Tiere ein. Im neu rekonstruierten stilvollen Restaurant hat man die Wahl aus einem interessanten
Angebot typischer Riesengebirgsgerichte, man kann aber auch Molkereiprodukte aus Ziegenmilch ausprobieren.
Die Lesní bouda hat, obwohl auf dem Gebiet von Pec pod Sněžkou
gelegen, die folgende Adresse: Černý Důl Nr. 187, PLZ 543 44, Tel./Fax:
00420 499 896 343, Mobiltelefon 602 148 099, E-Mail: [email protected], www.lesnibouda.cz, günstige Preise, Verständigung auch auf
Deutsch möglich.
ist die größte in Trutnov und reinigt auch die Wäsche, die von den
am höchsten gelegenen Bauden im ganzen Riesengebirge kommt.
Auch während der Hauptsaison wird hier alle Wäsche binnen
14 Tagen gewaschen. In der Wäscherei können sie Einzelheiten festlegen: Abholetermin, Preis, gestärkt oder nicht, Duftnote, oder auf
Wunsch auch das Bleichen der Bettwäsche. Auch Textilien werden
hier gereinigt, eine neue Dienstleistung ist der Verleih von Bett-wäsche zu Saisonhöhepunkten. Die Wäscherei sichert auch den Rücktransport.
Wäscherei, Mladé Buky, PLZ 542 23, Inh. Petr Lukáček, Tel.
00420 871 120, von Montags bis Freitags von 6 - 14, in der
Hauptsaison bis 16 geöffnet.
WEINTHEKE NADE DNEM WINEBAR
•Schank- und Flaschenweine aus Mähren, Böhmen und aus aller Welt
•nette Einkehr zu einem Gläschen Wein, einer Tasse Tee oder Kaffee in freundlichem Ambiente, WiFi-Anschluss
•Degustationen, Firmenaktionen, Feiern und Partys, Konzerte und Recitals
Václav Koubek
Tony Ducháček und Garage
Vladimír Merta
Zur Weintheke kam nun ein kleiner Saal hinzu, in dem bereits einige erfolgreiche Konzerte stattfanden. Ab Herbst sollen weitere
Kulturveranstaltungen folgen, neben Konzerten auch Autorenlesungen, Gesprächsrunden und Theatervorstellungen.
Detaillierte Informationen ab dem 1. August auf den neuen Webseiten,
HORNÍ MARŠOV, Třída Josefa II. čp. 83, Täglich geöffnet: Mo – Do 14 – 20, Fr – Sa 11 – 22, So geschlossen
www.nadednem.cz
BAU- UND INGENIEURFIRMA KLIMEŠ
Schutzmarke
Saisonzeitschrift Veselý výlet, Temný Důl Nr. 46, 542 26 Horní Maršov, Tel. 00420 499 874 298, Fax 499 874 221, e-Mail: [email protected],
www.veselyvylet.cz, Herausgeber/Redakteur: Miloslav und Pavel Klimeš, sprachliche Bearbeitung: Věra Pokorná, Jarmila Klimešová, graphische Gestaltung: Květa Krhánková, Illustrationen: Květa Krhánková, Zdeněk Petira, Stanislav Špelda, Fotografien: Hans Bönsch, Pavel Klimeš, Olga Kreiplová,
Adolf Lehmann, Franz Xaver Pohl und Herausgeberarchiv, Satz: Tisk OFSET a.s. Úpice, Tel. 499 881 171, Druck: Garamon s.r.o. Hradec Králové Tel.
495 217 101, deutsche Übersetzung: Hans-J. Warsow, polnische Übersetzung: Andrzej Magala, Redaktionsschluss: 10. 6. 2010, Auflage: 55.000
Stück, davon 27.000 Stück in tschechischer, 21.000 in deutscher und 7.000 in polnischer Sprachversion. Wenn Sie die nächste Ausgabe des Veselý
výlet (nächste Ausgabe: 35/ Winter 2011) per Post zugeschickt haben möchten, schicken Sie bitte zusammen mit Ihrer Adresse 40 CZK, falls sie in der
Tschechischen Republik leben, oder 190 CZK, wenn Sie im Ausland leben, oder bestellen Sie sich die Zeitschrift persönlich im Informationszentrum des
Veselý výlet in Temný Důl oder in Pec pod Sněžkou.
Alle Autorenrechte vorbehalten!
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E - M a i l: s t a v by @ k l i m e s m a r s o v.c z
Špindlerův Mlýn
Sněžka
Albeřice
Horní Maršov
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Der Großteil des einstigen Eigentums des Riesengebirgsadels wird heute von zwei
benachbarten Nationalparks auf der tschechischen und polnischen Seite des Riesengebirges verwaltet. Die größte Fläche nehmen Bergwälder, die alpine Zone mit
Tundra und Krummholzkieferbestände ein. Auf den ehemaligen Besitzungen der
Adelsfamilien breiten sich die aus naturwissenschaftlicher und touristischer Sicht
wertvollsten Lokalitäten der Naturparks aus. Hand in Hand mit der wachsenden moralischen Reife des Riesengebirgsadels verbesserte sich im Laufe der Jahrhunderte
auch der Zustand der Riesengebirgswälder. Vom rücksichtlosen Plündern der natürlichen Ressourcen gingen die Herrschaftsbesitzer nach und nach zu einem vorbildlichen und wirtschaftlichen Umgang mit den Wäldern und zwar unter Respektierung
der sonstigen Funktionen des Waldes über.
Die Forstmeister
Die Art und Weise der Holznutzung wurde den Förstern von den Beamten des jeweiligen Herrschers und später von den Herrschaftsbesitzern vorgeschrieben. Die eigentliche Organisation und Durchführung der Holzernte und Holzrückung aber auch
der Walderneuerung und Aufforstung überließen sie den Forstverwaltern, die jahrhundertelang Forstmeister genannt wurden. Erst im 19. Jahrhundert, als der Adel
den Forstspezialisten in dieser Hinsicht die Entscheidungsgewalt überließ, wandelte
sich der Zustand der Riesengebirgswälder zum Besseren. Die Forstmeister nahmen
eine bedeutende Stellung ein, ja manche von ihnen sind bereits aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Christof Gendorf entwarf damals einen Plan zur Holzgewinnung
für die Kuttenberger Silbergruben in den damals noch jungfräulichen Urwäldern im
oberen Aupatal. Nach seinem Tode im August des Jahres 1563 organisierte der königliche Forstmeister Kasper Nuss, der aus dem österreichischen Städtchen Rigersdorf, östlich von Graz ins östliche Riesengebirge gekommen war, eine bis dahin
nie da gewesene Aktion. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es gerade Nuss, der die
Berufung Hunderter Holzfällerfamilien und Erbauer von Klausen (Stauwehren) und
Holzriesen aus den Alpenländern, vor allem aus der Steiermark initiierte. Er starb
1606 in Trautenau/ Trutnov – nach vierzigjährigem Dienst und noch vor Beendigung
der Hauptholzernte für Kuttenberg/ Kutná Hora. In der St. Wenzelkirche in Horní Staré Město hängt in der Mitte des Kirchenschiffes und zwar an seiner Nordwand ein
einzigartiges Andenken an diesen ersten Forstmeister des Ostriesengebirges. Ein
nahezu vier Meter großes Epitaph in Form eines kleinen Altars trägt unter einem Bild
Forstmeister Miloslav Cejnar war unter den Czernin-Morzins in der Herrschaft
Marschendorf tätig, auf der Titelfotografie sitzt er ganz links – jedoch schon
als viel älterer Herr.
Riesengebirgs
mit biblischer Szene eine das Leben des Verstorbenen zusammenfassende Inschrift,
das Familienwappen und die kleinen Statuen zehn kniender Mitglieder der Familie
Nuss, einschließlich der des Forstmeisters. Ein anderer Forstmeister, Wilhelm Hubner, beschwerte sich im Jahre 1609 einer Kuttenberger Kommission gegenüber über
die intensive Viehweide und Heuernte auf kaiserlichem Grund und Boden, die eine
Walderneuerung auf den Lichtungen rings um Groß- und Kleinaupa nahezu unmöglich machten. Die Beamten empfahlen daraufhin, das damals von Marek Hubner
geleitete Marschendorfer Forstamt zu verstärken. In welcher verwandtschaftlichen
Beziehung er zum Forstmeister stand, geht aus dem Amtsbericht nicht hervor, Tatsache ist, dass sich am Zustand der Wälder auch weiterhin kaum etwas änderte.
Man darf sogar annehmen, dass der Forstmeister aus der Waldweide profitierte. Ein
Förster aus dem Revier unter der Schneekoppe ist sogar aus der klassischen tschechischen Literatur bekannt: Božena Němcová schreibt in ihrem Roman Babička
(Großmutter) sehr hübsch vom Riesengebirgsjäger Beyer, der in jedem Frühjahr das
in der Aupa/ Upa geschwemmte Holz bis Josefov/ Josephsstadt begleitete. Dann
machte er mit Sohn Orlík immer einen Abstecher nach Ratibořice, zu den Eltern der
Schriftstellerin. Wie der Historiker Miloslav Bartoš feststellte, war dies in Wirklichkeit
der Förster Johann Bayer, der ab 1812 ganze einundvierzig Jahre lang im Dienst der
Schaffgotsche und Aichelburgs in Marschendorf stand.
Den Herrschaftsbesitzern war daran gelegen, das Holz möglichst nahe der Forstbestände zu nutzen oder zu verkaufen. Deshalb initiierten oder förderten sie die
Gründung von Glasfabriken, Holzschleifen und Brettmühlen. Um den Holzvertrieb zu
sichern, entstanden Glasfabriken in der Herrschaft der Harrachs in Witkowitz/ Vítkovice, Friedrichstal/ Bedřichov und Neuwelt/ Nový Svět. Obwohl die Schaffgotsche
in der Herrschaft Kynast schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine wirtschaftliche
Waldgestaltung (Waldbewirtschaftung) einführten, betrieben sie in ihren Marschendorfer Revieren auch weiterhin Raubbau. Ihr Nachfolger, Berthold Aichelburg, unterstützte im Jahre 1846 die Gründung der größten Glashütte im ganzen Riesengebirge
– die von Augustin Breit in Dunkeltal/ Temný Důl. Sie verarbeitete jährlich enorme
8 000 Festmeter Holz, das bis 1882 auf der Aupa und kleinen Aupa geschwemmt
wurde. Da es in der Herrschaft keine wirtschaftliche Waldgestaltung gab, waren
weder die Holzvorräte in den einzelnen Beständen, noch der jährliche Zuwachs
der Holzmasse oder die Höhe einer tragbaren Holzernte festgelegt. Als Forstmeister Schneider im Jahre 1854 nach der Verabschiedung des ersten Forstgesetzes
im Jahre 1852 diese Werte auf recht primitive Weise ermittelte, war offensichtlich,
dass Raubbau am Wald betrieben wurde. Aber auch diese Warnung veranlasste die
Aichelburgs keineswegs zu einer Reduzierung der Holzernte, bis die Herrschaft im
Jahre 1877 mit ihren erschöpften Wäldern finanziell Bankrott ging. Erst nach Anordnung der Zwangsverwaltung übernahm Forstmeister Bodenstein die Leitung des
Großgrundbesitzes und vergab die Erarbeitung eines detaillierten Forstplanes. Dieser Aufgabe nahm sich der junge Anton Bakesch an – außer dass er erste Bestandskarten ausarbeitete sowie Aufforstungsmethoden und die Artenzusammensetzung
festlegte, er beendete er auch das Holzschwemmen und ersetzte dieses durch den
Holztransport mittels Hörnerschlitten. Hierdurch förderte er den Bau von Forstwegen, die Regulierung von Wasserläufen und weitere moderne forstwirtschaftliche
Methoden. Für die Aichelburgs kamen diese Maßnahmen zu spät, den letzten Schlag
versetzte ihnen dann das Hochwasser von 1882. Zu Silvester des gleichen Jahres
veräußerten sie die Marschendorfer Herrschaft mit ihren sechseinhalb überwiegend
abgeholzten Wäldern an die Grafen Czernin-Morzin. Diese führten laut Bakesch‘s
Plänen endlich die nötigen Änderungen in der Bewirtschaftung ein, was genauso wie
schon vorher in der Herrschaft Hohenelbe/ Vrchlabí eine deutliche Verbesserung der
Waldwirtschaft zu Füßen der Schneekoppe zur Folge hatte. Anton Bakesch arbeitete
in den Jahren 1885, 1895 und 1905 entsprechende Zehn-Jahres-Forstpläne aus,
weitere führten die Czernins dann noch in den Jahren 1920 und 1930 durch. Den
namhaftesten Forstmeister des Riesengebirges hatten die Harrachs 32 Jahre lang in
ihrer Herrschaft Jilemnice/ Starkenbach. Ludwig Schmid setzte ab seinem Antritt im
Jahre 1863 bis zu seinem Tode im Jahre 1895 fortschrittliche Forstmethoden durch.
Vor allem begann er damit, wieder Tannen, Buchen und sonstige Laubbaumarten
aufzuforsten. Die großen Flächen gesunden Mischwaldes im Tal der Kleinen Iser/
Jizerka oder an den östlichen Hängen des Schüsselberges/ Medvědín oder in Sedmidolí/ Siebengründen in Spindelmühle sind sein Verdienst. Aus diesem Grund gründete er auf über sieben Hektar Forstbaumschulen mit einer Jahresproduktion von
zwei Millionen Setzlingen. Er teilte die gesamte Herrschaft in Reviere auf, für die er
perfekte Bestands- und Bewirtschaftungspläne ausarbeitete. Er führte Prinzipien der
Holzernte ein, durch die sich die Gefahr von Borkenkäfer- und Windbruchkalamitäten
verringerte. Mit der unbeirrten Unterstützung des Grafen Johann Nepomuk Harrach
sorgte er durch den Bau oder die Reparatur von Forst- und Wohnhäusern auch für
eine deutliche Verbesserung der Bedingungen für die Förster und Forstangestellten.
nationalpark
Belohnung war ihm das Wohlwollen und die Anerkennung der breiten Forstöffentlichkeit und die Benennung der Aussicht über dem Elbgrund mit seinem Namen.
Exkursion in Musterreviere
Der im Jahre 1848 gegründete Tschechische Forstwirtschaftsverein veranstaltete
alljährliche Exkursionen in mustergültig bewirtschaftete Reviere. Schon im Jahre
1855 fand eine Sitzung in der Hohenelber Herrschaft statt, bei der Forstmeister
Pistorius die Gäste durch den Weißwassergrund/ Údolí Bíleho Labe bis zur Wiesenbaude/ Luční bouda führte, wo sie der Marschendorfer Forstmeister Schneider übernahm und bis zur Schneekoppe begleitete. Von noch größerer Bedeutung war die
Exkursion des Vereins durch den Großgrundbesitz der Herrschaft Jilemnice im Jahre
1879. Die Teilnehmer wurden in 120 Pferdekutschen und Fuhrwerken zur Siedlung
Rezek gebracht, von wo sie Forstmeister Ludwig Schmid auf einem eigens zu diesem
Zweck errichteten Exkursionsweg bis zur Hofbaude/ Dvoračky und weiter bis zum
Teufelsberg/ Čertův kopec und bis Neuwelt/ Nový Svět geleitete, damit sie auch die
Harrachsdorfer Glashütte besichtigen konnten. Am darauf folgenden Tag wanderten
sie durch das Tal der Mummel/ Mumlava und den ganzen Elbgrund bis nach Friedrichstal. Das grandiose Treffen gipfelte in einer von Karl Schwarzenberg, dem Vorsitzenden des Tschechischen Forstwirtschaftsvereins geleiteten Vollversammlung in
Jilemnice. Im August des Jahres 1906 organisierte Graf Rudolph Czernin-Morzin
im Namen seiner Mutter, Gräfin Aloisie in den Herrschaften Hohenelbe und Marschendorf eine prestigevolle Exkursion des Tschechischen Forstwirtschaftsvereins.
Nach den Überschwemmungen von 1882, 1897 und 1900 stand das Hauptthema
fest – die Regulierung der Gebirgsflüsse und -bäche und die Retentionsfunktion der
Gebirgswälder. Die Teilnehmer begingen dabei auch die höchsten Kammlagen des
Riesengebirges, einschließlich Ziegenrücken. Durch die Marschendorfer Reviere
wurden sie von Forstmeister Miloslav Cejnar begleitet. Die Exkursion gipfelte wiederum in einer Vollversammlung, diesmal in der Kolonnade von Johannisbad. Diese
drei Aktionen sorgten nicht nur für die Publizität der Riesengebirgsreviere, sondern
brachten den Forstwirtschaftlern auch viel Lob und Anerkennung ein.
An diese Tradition knüpfte der neuzeitliche, aber nicht minder namhafte Riesengebirgsförster Oldřich Lábek an, der im Jahre 1996 eine Waldbegehung für Hunderte
von Kollegen organisierte. Als erster Direktor nach dem Zusammenschluss von Naturschützern und Forstwirtschaftlern im Jahre 1994 unter eine einzige Verwaltung
des Riesengebirgsnationalparks setzte er sich für ökologische Prioritäten der Forstwirtschaft ein. Seither genießen solche Themen, wie artenreiche Waldzusammensetzung, schonende Holzrückung, Unterstützung natürlicher Prozesse, Wiederherstellung ursprünglicher Forst- und Wanderwege mittels herkömmlicher Verfahren oder
die Unterstützung der wasserwirtschaftlichen Funktion des Gebirgswaldes Vorrang.
In Otakar Schwarz und dem Direktor des Nationalparks Jan Hřebačka hat die heutige Leitung des Nationalparkes wirklich fachlich fundierte neuzeitige „Forstmeister“.
Nicht nur mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten, sondern vor allem durch die Umsetzung gravierender Veränderungen in der Bewirtschaftung der Wälder trugen sie mit
ihren Mitarbeitern zu einer mustergültigen „Herrschaft“ bei – genauso wie vor einem
Jahrhundert die Forstmeister der Harrachs und Czernin-Morzins. Auch deshalb ist
das Riesengebirge als eine der ersten Forstwirtschaften in Tschechien seit 2009
in Besitz des FSC-Zertifikats (Forest Stewardship Council) mit weltweiter Gültigkeit.
Geschichte & Geschichten auf alten Hochzeitsfotos
Von den vielen Ausstellungen, die das Riesengebirgsmuseum unter der Verwaltung
des Riesengebirgsnationalparks für dieses Jahre vorbereitet hat, hätten wir sie gern
auf eine Ausstellung in der Gedenkstätte der vergessenen Patrioten in Paseky nad
Jizerou aufmerksam gemacht. Sie hat nämlich ein ähnliches Thema, wie das, das
wir in dieser Ausgabe des Lustigen Ausflugs betonen wollten – nämlich Fotografien
und sonstige Dokumente, die Begebenheiten aus dem Leben der Bewohner des
Riesengebirges nahe bringen. In Paseky sind an die hundert Hochzeitsfotografien
aus einem Zeitraum von 50 Jahren ab dem Ende des 19. Jhds. ausgestellt. Was ist
so außergewöhnlich daran? Die Hochzeitspaare auch auf den ältesten Fotos haben
Namen und so wissen wir, in welchen Berghütten sie lebten. Die Fotos stammen aus
den Fotoalben von Einwohnern aus Paseky nad Jizerou, eines tschechischen Ortes
mit ununterbrochener Kontinuität seiner Besiedlung. In den meisten Riesengebirgsorten wäre solch eine Ausstellung unmöglich. In den entwurzelten Orten sind solche
Fotodokumente erstens sehr selten und wenn es sie schon gibt, sind die Namen
der abgebildeten Menschen unbekannt. In der Ausstellung sind weitere Dokumente mit Hochzeitsthematik zu sehen, so z.B. Kirchenbücher mit den Gelübden der
Vermählten, Trauscheine oder Eheverträge. Die Fotografien wurden in den Ateliers
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in den umliegenden Städten entwickelt und die meisten der Autoren gaben damals
auch Ansichtskarten heraus. Die Hochzeitsgäste hatten es nicht weit nach Rokytnice
zu Josef Hujer oder nach Vysoké zum ausgezeichneten Fotografen František Hanuš.
Nach dem Besuch diese Ausstellung im hübschen Ort Paseky wird man kaum der
Versuchung widerstehen können, sich das eigene Familienalbum anzugucken und
– und zwar bevor es zu spät ist – die Eltern, Großeltern oder sonstige Familienangehörige zu fragen, wer die Personen auf den alten Fotos sind. Denn eines Tages ist
es zu spät und dann tut es einem leid, dass man die abgebildeten Vorfahren überhaupt nicht gekannt hat.
Die Ausstellung zeitgenössischer Fotografien „Oznamuje se láskám vašim“ in der
Gedenkstätte der vergessenen Patrioten in Paseky nad Jizerou ist noch bis April
2011 geöffnet, mit einer kleinen Unterbrechung im August wegen der Paseker Musikfestspiele.
Weitere wichtige Informationen über das Riesengebirge und auch ausführliche
Kapitel aus seiner Geschichte werden regelmäßig in der Zeitschrift Krkonoše Jizerské hory (Riesengebirge und Isergebirge) veröffentlicht, die die Verwaltung des
KRNAP nun schon 40 Jahre herausgibt. Die Autoren der Artikel über das Riesengebirge – Miloslav Bartoš, František Jirásko, Theodor Lokvenc, Jan Luštinec, Roman
Reil, Antonín Tichý und andere mehr widmeten sich wohl schon allen erdenklichen
historischen Themen, die Geschichte des Riesengebirgsadels nicht ausgenommen.
Häufig ist sie nirgends anderswo dokumentiert. Ohne die regelmäßige Lektüre der
Zeitschrift „Krkonoše“ wäre auch die Herausgabe der Saisonzeitung Veselý výlet
kaum vorstellbar. Das Abonnement der Zeitschrift kann man in der Redaktion vereinbaren, ihre Adresse ist auf den Webseiten der KRNAP-Verwaltung zu finden.
www.krnap.cz
Im Oktober des Jahres 1907 feierten Oberforstmeister Smiedl und Ehegattin
ihre silberne Hochzeit. Bei dieser Gelegenheit erhielten sie vom Forstpersonal ein Tableau, auf dem ihre gemeinsame Fotografie von den Fotos aller
Förster und Forstverwaltungsbeamten umrahmt ist. Das von Schrifttexten
und Zeichnungen ergänzte Bild im geschnitzten Rahmen erhielt die Burggesellschaft Aichelburg vom Marschendorfer Förster, inzwischen ist es nun
schon zehn Jahre lang in der Waldburg Aichelburg ausgestellt. Auf der Titelfotografie sitzt Forstmeister Smiedl direkt neben Graf Karl Czernin.
Residenzen
des Riesengebirgsadels
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1944 gar von Alix scheiden lassen, um sie ein paar Monate später wieder zu
heiraten. Damit rettete er ihr wohl das Leben. Nach Marschendorf kehrte er
aber nie wieder zurück. Vor einem Jahr forderten sie Österreich aufgrund eines neuen Restitutionsgesetzes zur Rückgabe des Vermeers auf, die Verhandlungen dazu sind noch im Gange. Alexander wiederum, der älteste Sohn des
letzten Besitzers der Marschendorfer Herrschaft, sah davon ab, die Tschechische Regierung zur Rückerstattung eines Viertels des tschechischen Riesengebirges aufzufordern. Wohl wissend, dass bei der Beschlagnahme ihres
Vermögens nur ihre Staatszugehörigkeit eine Rolle spielte und mitnichten ihre
Haltung gegenüber dem Naziregime. Umso interessanter sind allerdings die
letzten Nachrichten von seinem Neffen Thomas Czernin-Morzina, der erwägt,
das Schloss in Maršov seinem derzeitigen russischen Besitzer abzukaufen.
Thomas lebt in Warschau und zusammen mit Ehegattin Edyta ziehen sie drei
Kinder groß. Das wäre schon ein Ding, wenn diese Familie mit ihrer interessanten Riesengebirgsgeschichte auf dem Umweg über Polen nach Maršov
zurückkehren würde.
Als wir im November 2005 im Kunsthistorischen Museum in Wien vor dem
eindrucksvollen Gemälde standen, fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, Alexander nach einer wichtigen Sache zu fragen. Im Telefongespräch versicherte
er mir dann, das ihr Vermeer wirklich nie im Marschendorfer Schloss hing.
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Die Fotos zeigen die Residenzen des Riesengebirgsadels in dem Aussehen, wie es die letzten Besitzer der einzelnen Herrschaften kannten.
Das leerstehende Schloss der Grafen Czernin-Morzin in Horní Maršov wartet noch auf seinen neuen Besitzer.
Die Welt von Christine Czernin-Morzin
Jaromir Czernin-Morzin und sein „Vermeer“
Ein Vermeer im Marschendorfer Schloss?
Die Grafen Czernin waren in Besitz eines der berühmtesten Gemälde der Welt
– „Der Maler in seinem Atelier“ oder auch „Allegorie der Malerei“ vom holländischen Meister Jan Vermeer van Delft. Alexander Czernin-Morzin erzählte mir
bei seinem ersten Besuch in ihrem ehemaligen Schloss Marschendorf/ Horní
Maršov im Mai des Jahres 1996 eine interessante Geschichte. Als er auf die
Stelle wies, wo sich einst das Haustelefon befand, kam ihm ein interessanter
Augenblick aus dem Jahre 1938 in den Sinn. Damals klingelte das Telefon
und am anderen Ende der Leitung war kein anderer, als Reichskanzler Adolf
Hitler. Alexanders Vater Jaromir Czernin-Morzin wurde zum Telefon gerufen …
und dem war sicher nicht wohl dabei. Hatte doch die ältere Schwester Vera
unlängst Hitlers Opponenten Kurt Schuschnigg geehelicht, und Jaromir‘s junge Ehefrau Alix aus der Familie der Oppenheimer musste wenig später den
gelben Davidsstern anstecken. Das Gespräch mit dem Reichskanzler betraf
jedoch etwas ganz anderes und es war kurz und kompromisslos. Bei der Besetzung von Österreich am 1. März 1938 beschlagnahmten die Nazis sofort
die Zolllager, wobei sie Vermeer‘s Gemälde fanden, das auf die Überfahrt in
die USA wartete. Auf die berühmte Leinwand hatte es schon der zweithöchste
Nazi Hermann Göring abgesehen, aber der „Kunstsammler“ Hitler hatte natürlich Vortritt. Hitler teilte Jaromir nur kurz und bündig mit, er kaufe den Czernin’s
das Gemälde für 1,65 Millionen Reichsmark ab. Ohne Spielraum für eventuelle „Preisverhandlungen“, auch wenn Jaromir ein bedeutend höheres Angebot
vom amerikanischen Finanzminister und Multimillionär Andrew W. Mellon im
Betrag von einer Million Dollar in Gold vorlag. Schon bald traf Hitlers Galerist
Hans Posse in Begleitung von SS-Offizieren und Nazi-Funktionären mit dem
vorbereiteten Kaufvertrag ein. Ein paar Jahre später war Hitler weit weniger
„großzügig“. Laut Protokoll vom 10. März 1942 wurde die Zwangsverwaltung
über die Herrschaft Czernin im Riesengebirge verhängt. Jaromirs Ehegattin
und Alexanders Mutter Marta wurde zur Arbeit im Marschendorfer Gewächshaus zugeteilt, wobei sie Nazi-Verwalter Rudolf Kohl höchstpersönlich beaufsichtigte. Jaromir zog nach Österreich um und wurde mindestens zweimal von
der Gestapo verhaftet. Von den Nazis gezwungen, musste er sich im Jahre
Die Rückkehr der Familie Czernin ins Riesengebirge spielt sich den ganzen
diesjährigen Sommer über ab. Christine begann schon in der Jugend zu fotografieren, ja sie wollte diese Kunstrichtung sogar an der Uni studieren. Dies
stieß bei den Eltern jedoch auf wenig Gegenliebe – sie bewogen Christine
dazu, eine prosaischere Richtung einzuschlagen. Erst in reifem Alter kehrte
sie nun zu ihrer heimlichen Liebe zurück, besonders gern fotografiert sie Landschaften und Naturdetails. Ihr privates Fotoarchiv umfasst mehr als 50 000
Fotos – auf Film gebannte aus den letzten zwanzig Jahren und Digitalfotos aus
den letzen sechs Jahren. Einen großen Teil ihres fotografischen Werkes bilden
Aufnahmen, die sie bei ihren langen Reisen vor allem durch Nordamerika und
Australien schoss. Für die Galerie Veselý výlet suchte die Autorin Fotografien
aus den letzten vier Jahren aus. Die Ausstellung ist in drei freie Zyklen unterteilt, der Hauptzyklus zeigt nahezu träumerische Aufnahmen von Landschaften
und Städten. Besonderes Augenmerk widmet Christine vergrößerten Details
– besonders von Blüten. Wir baten sie allerdings auch noch um einen Beitrag zum Thema „Adelsgeschlecht Czernin in Böhmen“. Auch aus den Fotos,
die sie bei Besuchen von Orten machte, die mit der Geschichte ihrer Familie
verbunden sind, wählte sie kleine Details aus – zum Beispiel das Nachtgeschirr unter dem Bett in Schloss Chudenitz. Der abgelichteten Eingangstür
zum Backsteinhaus Nr. 3 in Temný Důl ist die lange Zeit anzusehen, die verflossen ist, als hier noch die herrschaftlichen Forstbeamten der Grafen Czernin
ein- und ausgingen.
Vrchlabí rühmt sich seines schon im 16. Jahrhundert erbauten Schlosses.
Im abgebildeten Wohnzimmer der Czernin-Morzins befindet sich heute das Büro des Stadtbürgermeisters.
Die Fotoausstellung Die Welt von Christine Czernin-Morzine in der Galerie Veselý výlet in Pec pod Sněžkou ist bis zum 1. November 2010 täglich
von 8.30 bis 18 Uhr zu besichtigen.
Christine und Alexander Czernin-Morzin vor Schloss Marschendorf
Schloss Jilemnice/ Starkenbach war ab 1701 mit dem Geschlecht der Grafen von Harrach verbunden,
im Jahre 1895 wurde es das letzte Mal erweitert. Heute birgt es Ausstellungen des Riesengebirgsmuseums,
die an die ehemaligen Besitzer erinnern, vor allem jedoch an Johann Nepomuk Harrach.
Die Grafen Schaffgotsch, die Herrschaftsbesitzer auf der nördlichen Seite des Riesengebirges, siedelten auf
der mittelalterlichen Burg Kynast, heute Chojnik. Nach dem Brand von 1675 der Burg zogen sie dann endgültig ins Schloss Warmbrunn bei Hirschberg um. Die Burgruine ist aus dem Ort Sobieszów zugänglich.
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11.00 Uhr, Janské Lázně Sonntag 9.30 Uhr, Velká Úpa Samstag 15.00 Uhr,
Mladé Buky Sonntag 11.00 Uhr, Žacléř Sonntag 8.30 Uhr, Špindlerův Mlýn
Sonntag 10.00 Uhr. Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas im Königreichsaal in
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und Donnerstag (17.30). Öffentliche Vorträge jeweils jeden Sonntag von 9.30
bis 11.30 Uhr und von 17.30 - 19.30 Uhr.
Bergrettungsdienst (Horská služba): Ganzjähriger ständiger Bereitschaftsdienst in Špindlerův Mlýn 499 433 239 (602 448 338). Im Winter
in Pec pod Sněžkou499 896 233 ist die Dienststelle täglich von 7 - 22 Uhr
geöffnet (außer dieser Zeit 602 448 444), Luční bouda 739 205 391. In
Malá Úpa auf den Pomezní Boudy 499 891 233 (606 157 935), Janské
Lázně 499 895 151 (606 157 936), Strážné 499 434 177 (606 157 934),
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Pec pod Sněžkou, Tel.: (00420) 499 736 130, Fax: (00420) 499 874 221
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153, täglich von 7.00-12.00, 13.00-17.00 Uhr, Mladé Buky - Štangl 499 773
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Stadt- und Gemeindeämter: Horní Maršov 499 874 156, Janské Lázně 499
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Úpa 499 891 157, Žacléř 499 878 510, Šp. Mlýn 499 433 226, Amtsstunden
jeweils Mo+Mi von 8 - 12 Uhr und von 12,30 - 17 Uhr.
Feuerwehr: ständiger Bereitschaftsdienst in Trutnov 150, 499 848 411.
Meteorologische Station: in Pec pod Sněžkou 499 796 303.
Die Verwaltung des Riesengebirgsnationalparks: Das Zentrum in Pec pod
Sněžkou 499 896 213, täglich 8.30-12.00 Uhr, 12.30 - 17.00 Uhr, Špindlerův
Mlýn 499 433 228, täglich 8.00 - 12.00, 12.30 - 17.00, Rokytnice - 481 523
694, Mo-Fr 9.00-12.00, 13.00-16.00, Harrachov 481 529 188, täglich 8.3012.00, 12.30-17.00. Das Museum im Obří Důl 499 736 311, täglich 9.00
- 12.00, 13.00 - 16.30 Uhr. Riesengebirgsmuseum in Vrchlabí täglich außer
montags von 8.00 - 17.00 Uhr 499 456 708, Rýchorská bouda 499 895 107.
Tankstellen: Svoboda n. Úpou, täglich geöffnet, Benzina, 499 871 128, 5.00 22.00; Lucraco Oil, 499 871 188, 6.00 - 21.00, Pec pod Sněžkou täglich 6.00
- 22.00, 499 522 120. Weitere Tankstellen, die ununterbrochen geöffnet sind,
befinden sich in Trutnov und Vrchlabí in Špindlerův Mlýn täglich von 7.00 - 17.00
Uhr (sonntags ab 8 Unr, Tel. 499 433 295).
Telefonanschlüsse: Alle Festanschlüsse im östl. und mittleren Riesengebirge:
Städtevorwahl 499 (auslandsvorwahl 00420 - die letzte Null nicht weglassen!).
Informationen zu Tel. nummern - 1180.
Grenzübergänge: Ab dem 21. Dezember 2007 finden an den Grenzübergängen keine Kontrollen mehr statt. Der Grenzübergang Pomezní Boudy - Przełęcz
Okraj ist auf Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen beschränkt, die Übergänge in Harrachov – Jakuszyce, Královec – Lubawka sind ohne Einschränkung.
Gesundheitswesen: Ärztlicher Rettungsdienst Trutnov und Vrchlabí Tel. 155,
499 735 921, für das östliche Riesengebirge ist der Bereitschaftsdienst in
Trutnov 499 840 100, Krankenhaus Trutnov 499 866 111, Pec pod Sněžkou
499 329 340, Chirurgie 499 329 346, Zahnarztpraxen 603 413 113, in Horní
Maršov 499 874 144, 499 874 166, Kinderartzpraxis 499 874 143, in Janské
Lázně 499 875 116, in Svoboda nad Úpou 499 871 140, Kinderartzpraxen 499
871 287, Špindlerův Mlýn 499 433 344, Chirurgie 499 523 864, die Apotheke
ist in Horní Maršov folgendermaßen geöffnet: Mo.-Fr. 8.00 - 12,30 Uhr, 14.00 17.00 Uhr 499 874 121 auch Svoboda nad Úpou 499 871 264, Špindlerův Mlýn
499 433 335, Bereitschaftsdienst in Vrchlabí (auch für Šp. Mlýn) 499 421 155.
Seilbahnen: Zur Schneekoppe Pec pod Sněžkou, Tel. 499 895 137, täglich
zu jeder vollen Stunde 8-18 Uhr., die Teilstrecke Růžová hora - Gipfel je nach
Wetter. Pec pod Sněžkou - Hnědý Vrch, 499 736 375 täglich 9.00 -16.00,
von 1. bis 28. 10. nur Fr-So. Portášky Velká Úpa, 499 736 347, täglich jede
volle Stunde 8.30-17.00 Uhr, von 15. 2. bis 17.30. Černá hora Janské Lázně,
499 875 152 täglich um 7.30 und dann jede volle Stunde von 8.00-18.00 Uhr.
Na Pláň Šp. Mlýn - Sv. Petr, 499 497 215 und Medvědín Šp. Mlýn, 499 433
384 täglich 8.30-16.00 und 18.00 Uhr., Žalý Vrchlabí 499 423 582 nur So-Sa
9.00-17.00 Uhr, Lysá hora Rokytnice, 481 523 833 nur Winter, Čertova hora
Harrachov, 481 528 151.
Forstwirtschaft Vrchlabí: 499 456 111, Forst - Horní Maršov 499 874 161,
Pec pod Sněžkou 499 896 214, Svoboda nad Úpou 499 871 159, Špindlerův
Mlýn 499 433 282.
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