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Juni 2016
Schweine
Glyphosat:
Ein EU-Streit wie ein Krimi.
Glücksschweine.
Anton Dapont verleast seine Tiere.
Das Tischgespräch:
„Vom Chapati zum Käsebrot.“
Liebe Leserinnen
und Leser,
im Kleinen funktioniert´s am besten. Das ist der Eindruck, der sich bei mir während der Recherchen für unser Titelthema verstärkt, manifestiert hat und hängen geblieben ist. Tote Ferkel? Durch
Hörner verletzte Rinder? Aggressive Tiere? Krankheiten? Knappes Eiweiß-Futter? Auf Anton
Daponts Hof im niederbayerischen Egglham etwa kennt man diese Probleme nicht (Seite 24-26).
Mit fünf Sauen züchtet er seine Leasing-Ferkel, einige Geflügel, Schafe und Rinder kommen dazu,
eine kleine Jausenstation und ein Ferienzimmer zur Vermietung. Davon leben die Betreiber, weil
sie sich ein cleveres Konzept erdacht haben. Klein, aber schlau sein. Ein Erfolgsrezept?
Dass Landwirtschaft im großen Stil nicht gut funktioniert, wird uns immer wieder vor Augen
geführt. Die Belastung von Wasser, Luft und Boden, die Abhängigkeit von der Chemieindustrie,
der Import von Futtermitteln und die Haltung von Tieren in Massen bringen sowohl wirtschaftliche als auch ethische Probleme mit sich. Eine Riesenchance liegt dagegen in der bäuerlichen
Landwirtschaft. Ökologisch betrieben birgt sie enorme Potenziale. Sie verbessert die Ernährungssituation, verhindert Umweltschäden und schafft unabhängige Existenzen.
Stetiger Fortschritt, stetiges Wachstum und steigender Profit: Das sind die falschen Ideale in der
Landwirtschaft, die dazu führen, dass künstliche Katalysatoren wie das Totalherbizid Glyphosat
(Seite 12-17) die natürlichen Prozesse vorantreiben müssen, um massenkompatibel und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Das rechte Maß – nirgendwo sonst ist es so notwendig wie in der Landwirtschaft.
Und Querdenken – so lautet das Erfolgsrezept.
Eure
-3-
bioNachrichten ––– Inhalt
12
INFO
-4-
bioNachrichten ––– Inhalt
32
18
TITEL
SCHWEINE
BIOWELT
BIOKREIS
40
Landwirte fragen, Berater antworten
42
Lupine aus der Nische!
Tipps für den Anbau der Eiweißpflanze.
44
Weidegang für Schweine.
Beispiele aus der Praxis. Tierwohl
und Werbeeffekt als zentrale Motive.
06
Das Biokreis-Produkt
20
Steckbrief Hausschwein
32
07
Das ist der Biokreis
21
Biokreis-Schweine – Konventionelle Schweine
08Termine
22
Schweinerassen und –genetiken
10Notizen
23
Marmoriert, fett, schmackhaft
Schweinefleisch exklusiv
34Reise:
Whisky und Wildnis
Die ungleichen schottischen
Hebrideninseln Islay und Jura
sind ein Insider-Tipp.
12Agrarpolitik
Glyphosat:
ein EU-Krimi.
17Kommentar
Bauern als Gehilfen
der Chemieindustrie.
34
24Glücksschweine
Anton Dapont verleast
seine Tiere und hält sie
ganzjährig im Freiland.
27
Inhalieren besser als stechen!
Narkoseformen für
die Ferkelkastration.
28Ferkelfutter:
Low Input tut´s auch.
30
Immer am Wälzen
Der älteste Bio-Schweinebetrieb
Deutschlands auf Gut Herrmannsdorf.
36
Das Tischgespräch:
„Vom Chapati zum Käsebrot“
Yusef Schinwari aus Pakistan im Interview.
Nachhaltig leben:
Wann muss ich Lebensmittel
wirklich wegwerfen?
-5-
47Aktuelles
53Marktplatz
58Verlosung
59Personalien
60Leserbriefe
62
Bücher / Vorschau / Impressum
Bild Glyphosat:
Jana Werner
Bild Schwein:
Markus Walti; pixelio
Bild Tisch:
Stefanie Raith
Bild Schottland:
Jörn Bender
Das Biokreis-Produkt
Wir bilden seit 1979 ein Netzwerk
aus 1000 Landwirten, 120 Verarbeitern und 200 Verbrauchern und
gestalten gemeinsam kreativ und
konsequent ökologischen Landbau.
-6Wir machen keine halben Sachen.
Unsere landwirtschaftlichen Betriebe
wirtschaften bundesweit nach unseren
Richtlinien. Und diese entsprechen
einer ganzheitlichen Vorstellung von
Ökolandbau. Die EU-Richtlinien
sind nur ein Mindeststandard und
uns zu wenig. Unsere Landwirte
stellen zum Beispiel ihren gesamten
Betrieb auf Bio um. Wir kümmern
uns in besonderem Maße um das
Wohl unserer Tiere. Unser Gemüse
darf auf der Erde wachsen. Und unsere Lebensmittel enthalten weniger
Zusatzstoffe und stammen größtenteils aus handwerklicher Verarbeitung.
Wir sind gleich um die Ecke. Unsere
Landwirte und Verarbeiter arbeiten in
überschaubaren Regionen zusammen.
Unsere Wege sind kurz, unsere Beziehungen verlässlich, unsere Wertschöpfung bleibt in der Region, stiftet Arbeitsplätze und Identität. Die meisten
unserer Mitglieder leben und arbeiten
in Bayern, Nordrhein-Westfalen und
in der Mitte Deutschlands.
www.biobiene.de
Wir lassen uns Freiraum. Unsere
Richtlinien sind verbindlich. Innerhalb dieses Rahmens haben unsere
Landwirte die Freiheit, die ihr Berufsstand seit jeher beansprucht. Sie können ihre Betriebsmittel frei beziehen
und ihre Produkte frei vermarkten,
ohne Vermarktungsgebühren zu
entrichten.
Wir kennen uns. Jeder Betrieb hat
seinen Berater. Die Sprecher der
Landwirte unterstützen die Arbeit vor
Ort. Und bei Workshops, Betriebsbesuchen, Veranstaltungen und Exkursionen kommen wir zusammen. Wir
sind basisdemokratisch. Auf unseren
Mitgliederversammlungen kann sich
jeder einbringen.
Wir fallen auf. Unsere Menschen,
unsere Werte, unsere Arbeit und
was in der Öko-Branche sonst los
ist, veröffentlichen wir sechs Mal
im Jahr in unserer Verbandszeitung
bioNachrichten. Wir präsentieren uns
im Internet (www.biokreis.de), durch
unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, auf Messen und mit unseren
Verpackungsmaterialien.
Wir mischen mit. Denn wir leisten
politische Arbeit. Wir sind Mitglied
in den Landesvereinigungen für den
ökologischen Landbau in Bayern,
Nordrhein Westfalen und Hessen, im
Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und in der Internationalen Vereinigung der ökologischen
Landbaubewegungen (IFOAM).
Wir setzen uns sowohl auf Landes-,
Bundes- als auch auf internationaler
Ebene für die Weiterentwicklung des
ökologischen Landbaus ein und sind
hier als kompetenter Ansprechpartner
gefragt.
Wir denken quer. Die Gründer
unseres Verbandes waren Pioniere. Sie
haben sich verbündet, um gemeinsam
als Verbraucher für die ökologische
Landwirtschaft einzutreten. Neue
Ideen sind seit jeher fundamental für
unsere Arbeit. Wir haben die Richtlinien für Wald, Hotel/Gastronomie
und Tiernahrung sowie das Siegel
„regional und fair“ ins Leben gerufen
und sind Vorreiter mit dem Projekt
„100% Bio-Leder“.
Veranstaltungen und Termine
Biokreis
in NRW
Biokreis
in Bayern
-8-
6. Juni 2016, 19.30 Uhr
Betriebsbesichtigung und Felderbegehung
auf dem Betrieb Andreas Adlhoch
(Milchviehbetrieb mit Kurzrasenweide)
Ort: Gsellhof 1, 93177 Altenthann
Infos und Anmeldung:
bei Biokreis-Berater Toni Reisinger,
Mobil: 0171/1977610,
[email protected]
15. Juni 2016, 19.30 Uhr
Felderbegehung auf dem Betrieb Stefan Eichenseer
Besichtigung von Sommergerste, Winterweizen
und Ackerbohnen
Ort: Betrieb Stefan Eichenseer,
Eichensee 3, 92331 Parsberg
Infos und Anmeldung: bei Biokreis-Berater Toni Reisinger, Mobil: 0171/1977610, [email protected]
17. Juni 2016, ab 13 Uhr
Hof- und Feldtag in Mittelfranken: Nährstoffdynamik,
Situation und Praxis im viehhaltenden Betrieb
Ort: Regens-Wagner-Stiftung,
Müßighof 1, 91720 Absberg
Infos und Anmeldung: bei Biokreis-Berater Gerhard
Falter, Mobil: 0151/41866017, [email protected]
22. Juni, 19 Uhr
Soja-Förderring: Felderbegehung
auf dem Biokreis-Betrieb Johann Rau
Ort: Betrieb Johann Rau,
Talergasse 7, 86720 Nördlingen-Baldingen
Infos: Die Veranstaltung findet im Rahmen des
Soja-Netzwerks: www.Sojafoerderring.de statt.
Treffpunkt: Maschinenhalle bei Nördlingen-Baldingen
25. Juni 2016, 18 Uhr
Bauer-zu-Bauer-Gespräch der LfL Bayern:
Ökologischer Ackerbau mit Gemengevarianten
Ort: Biokreis-Betrieb Fuggersche Domäne,
86698 Oberndorf/Lech
Infos: Ansprechpartner ist Thomas Sadler unter
Tel. 08161/714485, [email protected],
Anmeldung erforderlich
5. Juli 2016
Ackerbautag auf den Betrieben Rettermayer und
Pschorrn - Vorstellung des Dammkultursystems
durch Julian Turiel und Felderbegehung
Ort: Betriebe Rettermayer, Habichtstraße 40,
85088 Vohburg, und
Pschorrn, Jurastrasse 20, 85104 Wackerstein
Infos: Ansprechpartner ist Toni Reisinger,
[email protected], Tel.: 09472 / 9117397.
Treffpunkt ist auf dem Betrieb Rettermayer
6. Juli 2016, 19 Uhr
Betriebsbesichtigung bei Hans Glück: Direktvermarktung im Hofladen von Gemüse, Fleisch und Getreide
Ort: Grassach 15, 84529 Tittmoning
Infos: Ansprechpartner ist Sepp Brunnbauer,
[email protected], Tel.: 0851/75 65 0-10
6. Juli 2016, 14 Uhr
Umstellertage für Erzeuger zusammen
mit der BAGeno Bad Mergentheim
Ort: Biokreis-Betrieb Sternhof Weikersholz GbR,
Familie Mack, Weikersholz 8, 74585 Rot am See
Infos: bei Biokreis-Berater
Gerald Kamphaus, Mobil: 0170/8064322,
[email protected]
Der Biokreis e.V. und die BAGeno Bad Mergentheim
(Bezugs- und Absatzgenossenschaft der Raiffeisen eG)
laden für Mittwoch, den 6. Juli 2016 zu einem Umstellertag für Landwirte ein!
Genaues Programm: www.biokreis.de/termine
Ansprechpartner für den Umstellertag ist BiokreisBerater Gerald Kamphaus, Mobil: 0170/ 8064322,
[email protected].
8. Juli 2016, 11 Uhr
Hof- und Feldtag in Unterfranken: Nährstoffdynamik,
Situation und Praxis im viehhaltenden Betrieb
Ort: Klaus und Christiane Dietz GbR,
Hauptstraße 2, 97494 Bundorf
Infos und Anmeldung: bei Biokreis-Berater Gerhard
Falter, Mobil: 0151/41866017, [email protected]
12. Juli 2016, 20 Uhr
Betriebsbesichtigung: Tierwohl aus Sicht der Kontrolle
und Liegeboxen-Gestaltung am praktischen Beispiel
Ort: Betrieb Franz und Monika Mayer,
Fronhofen 1, 87452 Altusried
Infos: bei Biokreis-Berater David Hierenbach,
Tel.: 07522 / 912722, Mobil: 0157 / 79750750,
[email protected]
11. Juni 2016
Traditionelle Tierschau „Stünzelfest“
Ort: Bad Berleburg-Stünzel,
Kreis Siegen-Wittgenstein
Infos: Tel.: 02733/124455 oder
[email protected]
15. Juli 2016, 13 Uhr
Praxistag biologische Landwirtschaft/Umstellertag: Information und Praxis zur Umstellung auf
biologische Landwirtschaft
Ort: Alois und Martina Egger,
Amsham 13, 94086 Bad Griesbach, und
Anton Dapont, Haag 10, 84385 Egglham
Infos und Anmeldung: bei Biokreis-Berater Gerhard
Falter, Mobil: 0151 / 41866017, [email protected]
Mitte Juli
Umstellertag „Legehennen und Mutterkühe
ökologisch – so geht´s auch für Ihren Betrieb“.
Gemeinsame Veranstaltung der Landwirtschaftkammer NRW und der Öko-Verbände.
Ort: Biokreis-Betrieb Johannes und Thomas
Imöhl GbR, Medebach-Oberschledorn
Infos: Ansprechpartner ist die Geschäftsstelle
des Biokreis NRW e.V. unter [email protected]
oder Tel.: 02733/12 44 55, genauer Termine
auch auf www.biokreis.de/termine
Der Praxistag biologische Landwirtschaft am 15. Juli
richtet sich an Landwirte, die Interesse an einer Umstellung auf Ökolandbau haben. Gastgeber sind die BiokreisBetriebe Alois und Martina Egger in Amsham bei Bad
Griesbach sowie der Hausberghof von Anton Dapont in
Haag bei Egglham. Der Umstellertag beginnt um 13 Uhr
mit der Vorstellung des Biokreis und einer Hofvorstellung
mit Hof- und Felderbegehung. Familie Egger hat eine
Angus-Mutterkuhhaltung, baut Biogetreide an und mästet
für Anton Dapont Turopolje-Schweine mit Sommerfreilandhaltung. Der zweite Teil des Umstellertags findet auf
dem Betrieb von Anton Dapont in Haag bei Egglham
statt. Herr Dapont hält diverse seltene Haustierrassen
(Aubrac-Mutterkühe, Turopolje-Schweine in Freilandhaltung mit Unterstand, Sulmtaler Hühner, sowie das Alpine
Steinschaf ). Bekannt geworden ist Herr Dapont durch
sein Tier-Leasing mit seltenen Haustierrassen. Zudem
wird Niko Gottschaller seine Biohof-Bäckerei Gottschaller
vorstellen. Die Veranstaltung endet gegen 18 Uhr mit
einer Bio-Brotzeit auf dem Hausberghof.
11. bis 15. August 2016
Biokreis-Exkursion Orkney Inseln, Schottland
Ort: Orkney Inseln, Schottland
Info: Die Exkursion ist schon ausgebucht,
Ansprechpartner ist die Geschäftsstelle des
Erzeugerring NRW, [email protected],
Tel.: 02733/12 44 55
Biokreis
in Mitte
Weitere Informationen bzw. Links zu
den Veranstaltungen auf dieser Doppelseite finden Sie auf www.biokreis.de
unter dem Menüpunkt „Termine“
Anfang Juni
Stammtischrunde mit drei Veranstaltungen des
Biokreis NRW e.V. auf Mitgliedsbetrieben mit
aktuellen Infos aus dem Verband
Ort: wird noch bekannt gegeben
Infos: Ansprechpartner ist die Geschäftsstelle
des Biokreis NRW e.V. unter nrw@biokreis.
de oder Tel.: 02733/12 44 55, genaue Termine
und Ort auch auf www.biokreis.de/termine
5. Juni 2016, 11 Uhr
Hoffest auf dem
Biokreis-Ziegenhof Weisse Hube
Ort: Biohof Weisse Hube,
Hohe Straße 72, 64732 Bad König
Infos: www.weisse-hube.de
Notizen
Öko-Hersteller schreiben über ihre Verantwortung
Biokreis ist Mitglied in der FÖL
Der Biokreis kooperiert künftig mit der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg
e.V. (FÖL). Bei einem Treffen in Berlin sprachen Biokreis-Geschäftsführer Sepp Brunnbauer und FÖLGeschäftsführer Michael Wimmer über die neue Partnerschaft. Die gemeinnützige FÖL ist die zentrale
Anlaufstelle in der Metropolregion für Verbraucherinformation, Öffentlichkeitsarbeit und Marktentwicklung rund um das Thema „Bio“. Gleichzeitig agiert der Verein als aktive Interessenvertretung für
Erzeuger, Verarbeiter und Händler und ist das soziale Netzwerk der hiesigen Bio-Bewegung. Die FÖL
verfolgt mit ihren Projekten das Ziel, Kaufbarrieren von Bio abzubauen und Kaufanreize zu schaffen. Das
gelingt beispielsweise mit dem Bio-Einkaufsführer. Getragen wird die FÖL von einem breiten Bündnis:
Bio-Landwirte ebenso wie Bio-Verarbeiter, Naturkosteinzel- und Großhändler, die ökologischen Anbauverbände, andere Institutionen sowie viele Verbraucher, die die Arbeit der FÖL wertschätzen.
Öko-Herbst in Bayern: Veranstaltung anmelden und dabei sein!
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Vier Wochen lang den bayerischen Ökolandbau live erleben – das ist vom 3. September bis 3. Oktober 2016 bei
den Bayerischen Öko-Erlebnistagen möglich! Akteure der Bio-Branche laden dann wieder zu einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm in ganz Bayern ein. Egal ob Hoffest, Erntedankfest, Tag der offenen
Tür, Kochkurs, Mitmach- oder Verkostungsaktion: Die Öko-Erlebnistage liefern den perfekten Rahmen dafür.
Eine Anmeldung ist bis zum 10. Juni 2016 unter www.oekoerlebnistage.de möglich.
lvoe
Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau 2017
Zum siebzehnten Mal wird im nächsten Jahr der Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) verliehen. Viele Betriebsleiter gerade im Ökolandbau entwickeln immer wieder neue überzeugende Produktions-, Verarbeitungs- und Vermarktungskonzepte
oder auch technologische Entwicklungen, die sich in der Praxis bewähren und eine Auszeichnung wert sind.
Bewerbungsbereiche: Pflanzenbau, Pflanzenzüchtung, artgerechte Tierhaltung, Tierzucht und Tierfütterung,
Erzeugung und Verarbeitung und/oder Vermarktung, Naturschutz, Landschaftsgestaltung, Ressourcenschutz,
innovative technologische Entwicklungen, sonstige Einkommenskombinationen (Urlaub auf dem Bauernhof,
Pensionspferdehaltung), besondere praxisgerechte Leistungen zur Weiterentwicklung der EU-Rechtsvorschriften
für den ökologischen Landbau (Wildtierhaltung oder andere Nutztierarten), gesamtbetriebliche Konzeption.
Bewerbungsfrist: 30. Juni 2016. Das Preisgeld beträgt maximal 7500 Euro je Siegerbetrieb, Erzeugergemeinschaft oder Kooperation. Mehr unter: www.wettbewerb-oekolandbau.de
bel
Bio-Christbäume für Direktvermarktung
Es ist zwar noch ein halbes Jahr bis Weihnachten, aber auf dem Markt für Weihnachtsbäume beginnen bereits
die Vorarbeiten. Biokreis-Mitglied Günther Marx nimmt bereits Bestellungen für seine Bio-Christbäume an.
Landwirte, die etwa einen Hofladen betreiben, haben die Möglichkeit, ihren Kunden die chemiefreien Bäume
anzubieten. Der stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Christbaumverbandes Günther Marx zieht seine
Christbäume ohne chemische Spritzmittel und Kunstdünger und setzt stattdessen auf Haarmehlpellets, Molke
und Mäher. Mit seinen rund 30 Hektar Weihnachtsbäumen im Spessart zählt er zu den größten Anbauern im
Biobereich. Mehr unter: www.bio-weihnachtsbaeume.com
Sie sind erfolgreiche Unternehmer. Eigentlich gibt es keinen Grund, sich selbst und das eigene Wirtschaften
zu hinterfragen. Doch genau das tun die Mitglieder der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL)
in ihrem neuen, fünften Themenheft. Schon der Titel „Verantwortung trauen“ verrät, dass es sich um ein
Heft handelt, das mutig ist, zum Denken anregt, Diskussionen auslöst – ein Heft, das Fragen stellt. Das 51
Seiten umfassende Werk ist das Resultat eines zweijährigen Prozesses und die Weiterführung des vierten AöLThemenheftes mit dem Titel „Wirtschaft denken“. So unterschiedlich, wie die Mitgliedsbetriebe der AöL sind,
so verschieden sind auch die Ansätze, mit denen die Autoren sich den Fragen des Heftes stellen. Zu den Autoren
gehörten unter anderem Stefan Mutter vom Biokreis-Betrieb Freiland Puten. Zu sehen unter:
www.aoel.org
aoel
Meisterbrief-Übergabe in Weilheim
22 Absolventen aus Bayern und anderen Bundesländern haben im
März an der Staatlichen Fachschule für Agrarwirtschaft, Fachrichtung ökologischer Landbau, in Landshut-Schönbrunn ihre Urkunden zum staatlich geprüften Wirtschafter für ökologischen Landbau
erhalten. 18 Studierenden wurde zudem der Meisterbrief überreicht. Bezirkstags-Vizepräsident Franz Schedlbauer, Hans Meier,
Vorsitzender der Fachgruppe ökologischer Landbau des bayerischen
Bauernverbandes, sowie Harald Ulmer, Geschäftsführer der Landesvereinigung für ökologischen Landbau in Bayern, gratulierten
und sprachen Grußworte aus. Die Glückwünsche des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten überbrachte
Wolfgang Wintzer. Die Festrede hielt Bioland-Präsident Jan Plagge.
Bild: Staatlichen Fachschule für Agrarwirtschaft
INFO ––– Agrarpolitik
Glyphosat: ein EU-Krimi
Die Experten streiten. Die Bevölkerung protestiert. Die Politiker ringen
um eine Entscheidung.
Von Jana Werner
-12-
Ist Glyphosat krebserregend für den Menschen? Wahrscheinlich! Seit diesem Urteil der WHO-Krebsforschungsagentur
im Frühjahr 2015 ist eine hitzige Debatte in Politik und
Wissenschaft entbrannt. Zwei renommierte Institutionen
werfen sich gegenseitig vor, wissenschaftlich nicht glaubwürdig zu sein. Die Entscheidung zur Wiederzulassung für Glyphosat wurde nun erneut von der EU-Kommission vertagt.
Ein EU-weites Glyphosatverbot hätte verheerende Folgen
für die deutsche Chemieindustrie – ist sie doch die größte innerhalb der EU und der drittstärkste Industriezweig
der Bundesrepublik. Da Monsantos Patent längst abgelaufen ist, verdienen inzwischen auch Bayer und BASF an
der eine Million Tonnen Glyphosat, die jährlich weltweit
eingesetzt werden. Aufgrund der „guten fachlichen Praxis“
einer pfluglosen Bodenbearbeitung trat es auch in Europa
seinen Siegeszug an. Auf 40 Prozent der Agrarfläche werden allein in Deutschland an die 6000 Tonnen des Wirkstoffs ausgebracht. Im März 2015 stufte die Internationale
Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation, deren Analysen der anerkannte Standard in der
Krebsforschung sind, das weltweit meistgenutzte Herbizid
als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Bau- und Gartenmärkte listeten daraufhin glyphosathaltige Produkte aus.
Die Niederlande, Frankreich und Österreich verboten die
Privatnutzung und einige Bundesländer haben die Anwendung auf öffentlichen Wegen und Plätzen vorerst gestoppt.
Auch die Vorerntebehandlung bei Getreide (Sikkation) wurde aufgrund der enormen Rückstände eingeschränkt. Die
negativen Auswirkungen des Ackergifts auf die Umwelt sind
nachgewiesen und Gesundheitsrisiken für Mensch und Tier
nicht mehr auszuschließen. Nun muss auf EU-Ebene das
Vorsorgeprinzip greifen und Glyphosat verboten werden,
denn nichts deutet darauf hin, dass das Urteil der unabhängigen Forscher der IARC widerlegt wird.
Glyphosat – ein Unkrautgift
mit Alleinstellungsmerkmal
Befürworter schätzen das Totalherbizid für sein breites
Anwendungs- und Wirkungsspektrum bei vergleichsweise geringer Umweltschädlichkeit. Für die konventionelle
Landwirtschaft ist die Chemikalie alternativlos, obschon
die mechanische Bodenbearbeitung laut Auswertungen des
Julius-Kühn-Instituts (JKI) stellenweise den gleichen Erfolg
bei geringeren Kosten zeitigt.
Das Thema ist im Alltag angekommen. Nach GlyphosatFunden im Bier ergab eine Anfang 2016 veröffentlichte
Langzeitstudie des Umweltbundesamts (UBA), dass in deutschen Städten fast jeder Zweite den Stoff im Körper trägt.
Vor 15 Jahren war es nur jeder Zehnte. Die Untersuchungen
werden nun auf Kinder ausgeweitet, denn alles weist auf
konventionelle Nahrungsmittel als Kontaminationsquelle
hin. Zwar liegen die Werte weit unterhalb dessen, was die
EU-Lebensmittelbehörde (EFSA) für vertretbar hält und
auch die Pestizidagentur der WHO (JMPR) hat eine schwerwiegende Gefahr für den Menschen durch Lebensmittelrückstände als „unwahrscheinlich“ eingestuft. Aber reicht
das aus, wenn die Nutzung derartig weit verbreitet ist und
schon ein Molekül einer krebserregenden Substanz krank
machen kann? Wissenschaftler sind besorgt, denn Glyphosat im Urin lässt auf Absorption schließen. Bauernverbände
beschwichtigen – das Unkrautgift werde ja ausgeschieden.
Streit um die Wiederzulassung auf EU-Ebene
Durch die vermutliche Krebsgefahr gewann die routinemäßige Wirkstoffprüfung der EU an Brisanz. Das Verfahren sieht vor, dass sich die Hersteller – in diesem Fall
der Industrieverband Glyphosate Task Force – einen EUMitgliedsstaat als Berichterstatter aussuchen, der dann alle
verfügbaren Studien analysiert. Wenig überraschend fiel die
Wahl auf Deutschland, und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kam Ende 2013 zu dem Schluss, dass Glyphosat „wahrscheinlich nicht krebserregend“ sei. Nach dem
IARC-Urteil ergänzte die Behörde ihren Bericht und räumte
ein, dass es unter Glyphosatgabe doch zu einer signifikanten Steigerung von Tumoren bei Mäusen kommt. Mit Verweis auf ihre umfassendere Datenbasis und dass Menschen
im Gegensatz zu den Labormäusen nicht einer so hohen
Giftdosis ausgesetzt seien, blieb sie bei ihrer Empfehlung
einer Wiederzulassung. Als sich die EFSA dem Ende 2015
anschloss, wandten sich 96 Fachwissenschaftler in einem
offenen Brief an den zuständigen EU-Gesundheitskommissar Andriukaitis und übten scharfe Kritik. Das BfR habe
Studien systematisch aussortiert oder falsch analysiert. Das
IARC-Urteil gründe sich auf rund 1000 öffentlich verfügbare Untersuchungen. Dahingegen sei das BfR-Ergebnis
nicht nachprüfbar, weil Literaturangaben fehlen und einige
der erwähnten Studien nach wie vor nicht offen zugänglich
sind. Die Vermutung liegt nahe, dass diese von der Industrie erstellt oder zumindest finanziert wurden. Pikanterweise
schreibt das BfR in seiner Ergänzung, dass es die signifikante
Krebsgefahr ursprünglich nicht entdeckt hatte, da es „auf
Studienreporte vertraute“. Wurden hier Industriestudien
blind übernommen? Die Forscher bemängelten zudem, dass
ausschließlich der reine Wirkstoff untersucht wurde. In der
Realität seien die Menschen jedoch Glyphosatmischungen
ausgesetzt, denn nur mit den Beistoffen entfaltet das Mittel
die gewünschte Wirkung. Schließlich monierten sie, dass das
BfR namenlos agiere. Es sei unklar, wer dort die Prüfungen
vorgenommen habe und welche Fachkompetenz vorlag.
Das Fazit der Wissenschaftler: Die EU-Kommission solle
die fundamental fehlerhafte Auswertung des BfR ignorieren.
Europäische Umweltschutzorganisationen gehen noch weiter, indem sie offen von Betrug und Industrieabhängigkeit
sprechen. Einige haben nun Anzeige gegen Monsanto, EFSA
und BfR erstattet aufgrund dieser fragwürdigen Bewertung.
Parallelen zwischen Glyphosatzulassung und TTIP
Laut einer aktuellen Umfrage des britischen Meinungsforschungsinstituts YouGov in den fünf größten EU-Staaten
plädieren zwei Drittel der Befragten für ein Verbot des
Pflanzengifts. Käme es dazu, wäre das folgenreich für die
TTIP-Verhandlungen, denn glyphosathaltiges Gensoja ist
ein wichtiges Importgut für die europäische Tierproduktion.
Bei der Pestizidprüfung wie auch bei TTIP zeigt sich der
Interessenkonflikt zwischen mächtigen Wirtschaftsverbänden und der Bevölkerung. Neben der Lebensmittelsicherheit
Bild:
Unsplash
pixabay
INFO ––– Agrarpolitik
Bild: Jörg Farys/BUND
Chronik der Glyphosat-Debatte
1974 Einführung des glyphosathaltigen Breitbandherbizids „Roundup“ von Monsanto
1996 Erstmaliger Anbau glyphosatresistenter
„RoundupReady“-Gentechnikpflanzen in den
USA und EU-Zulassung für Import und Verarbeitung von Gensoja
Dezember 2013 BfR empfiehlt EFSA die Wiederzulassung für weitere 15 Jahre sowie das Hochsetzen für die regelmäßige tägliche Aufnahmemenge
(Acceptable Daily Intake: ADI) von 0,3 auf 0,5
mg/kg Körpergewicht
21.05.2014 Einschränkung der Glyphosatanwendungen in Deutschland
20.03.2015 IARC klassifiziert Glyphosat als
„wahrscheinlich krebserregend“
-14-
Laut einer repräsentativen Meinungsumfrage im Frühjahr 2016 unterstützen 70 Prozent der Deutschen ein Verbot von Glyphosat. Der BUND
und seine Glyphosatexpertin Heike Moldenhauer (Bildmitte) übergeben dem Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt am 18. Mai knapp
150000 Unterschriften gegen das Ackergift. Die Protestplattform Campact hat inzwischen über eine halbe Million Unterschriften gesammelt.
steht viel Geld auf dem Spiel und Geheimhaltung ist an der
Tagesordnung. Die Glyphosate Task Force kündigte kürzlich
eine Leseraumlösung an. Doch hier wird nur ein Bruchteil
der Studien einem ausgewählten Publikum vorgelegt: ein
Fall von Pseudotransparenz. Im Ringen um die deutsche
Position – SPD-Minister, angeführt von Umweltministerin Barbara Hendricks, wie auch der Umweltausschuss des
Europäischen Parlaments sprachen sich gegen Glyphosat
aus – kam es zu einem Patt in der Koalition und einer Enthaltung auf EU-Ebene. Peinlich für den CSU-Agrarminister
Christian Schmidt, der die Wiederzulassung im Vertrauen
auf die „fachlich kompetente Bewertung“ des BfR unterstützte... Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde die
Abstimmung über das Totalherbizid am 19. Mai im entscheidenden Ausschuss der EU-Kommission verschoben, da
es wiederholt keine Mehrheit unter den 28 Mitgliedsstaaten
gab. Die Kommission muss nun einen neuen Vorschlag vorlegen. Eventuell orientiert sie sich dabei am Votum des EUParlaments, das Mittel für nur sieben Jahre unter strengen
Einsatzbeschränkungen zuzulassen. Mit Verweis auf den Expertenstreit sollen nun weitere Beweise abgewartet werden –
das Urteil der EU-Chemikalienagentur (ECHA) wird 2017
erwartet – und die Ausnahmegenehmigung für Glyphosat
wird wohl erneut verlängert. Bleibt zu hoffen, dass die SPD
nicht doch noch vor der Industrielobby einknickt und die
Bevölkerung weiter protestiert.
Weiterführende Literatur:
http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/gift-und-gentechnik/glyphosat-roundup-herbizide/
http://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/
pflanzenschutzmittel/glyphosat
https://www.gruene-bundestag.de/index.php?id=4396703
http://www.umweltinstitut.org/themen/landwirtschaft/
pestizide/glyphosat.html
http://www.jki.bund.de/downloadFatPdf.
php?file=2015_0396.pdf
http://www.umweltbundesamt.de/themen/neue-ubauntersuchung-zu-glyphosat
E. G. Vallianatos: „Poison Spring“, 304 Seiten, englisch,
2015 (Bloomsbury, 2014): Das Buch erzählt am Beispiel
der US-Umweltbehörde EPA, dass und wie geheime Absprachen zwischen Chemieindustrie und Umweltschutzbehörden stattfinden (z.B. Abkupfern der Zusammenfassung von Industriestudien durch die Behörden)
08.05.2015 Agrarministerkonferenz fordert die
Bundesregierung auf, Pflanzenschutzmittel mit
dem Wirkstoff Glyphosat weitgehend zu verbieten
11.05.2015 toom Baumarkt (REWE) kündigt
an, Glyphosat auszulisten; Bauhaus, Obi,
Globus, Hornbach sowie Gartencenter Holland,
Pflanzen-Kölle, Knauber und Gartencenter
Augsburg ziehen nach
31.08.2015 BfR bewertet die IARC-Ergebnisse
als „nicht relevant“ in seiner Ergänzung zum
Bewertungsbericht (Addendum) und bestätigt
Wiederzulassungsempfehlung
28.09.2015 Anhörung im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft des Bundestags zu den
Gesundheitsgefahren von Glyphosat u.a. mit Prof.
Hensel (BfR), Prof. Portier (IARC) und Prof
Clausing (PAN Germany)
21.01.2016 Umweltbundesamt (UBA)
legt Ergebnisse einer Langzeitstudie zu
Glyphosat in Urin vor
08.03.2016 Generaldirektion für Gesundheit
und Lebensmittelsicherheit der EU-Kommission
(DG SANTE) verschiebt Abstimmung über
Wiederzulassung nachdem FR, IT, NL und SE
Ablehnung signalisieren; D enthält sich
März 2016 Umweltausschuss des EU-Parlaments
spricht sich gegen Wiederzulassung aus
04.04.2016 EU-Gesundheitskommissar Andriukaitis fordert Monsanto auf, die eigenen Studien
freiwillig zu veröffentlichen
08.04.2016 Monsanto und die Glyphosate Task
Force schlagen eine Leseraumlösung in BVL und
EFSA-Haus in Parma mit 14 Studien vor, je
etwa 500 Seiten dick; alle Studien zu veröffentlichen lehnen sie ab
11.04.2016 Bundesregierung kündigt an, die
Wiederzulassung nun zu unterstützen
13.04.2016 EU-Parlament plädiert mit knapper
Mehrheit für eine auf 7 Jahre begrenzte Zulassung mit Beschränkungen (keine Nutzung durch
Privatanwender und öffentliche Hand, keine
Vorerntebehandlung, keine Nutzung, wenn
andere Maßnahmen zur Unkrautbekämpfung
angewendet werden können)
20.04.2016 Global2000, Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany), Umweltinstitut München
und weitere Umweltschutzorganisationen erstatten Anzeige gegen Monsanto, EFSA und BfR
12.05.2016 SPD-Umweltministerin Hendricks
verkündet, die SPD-Minister stimmen einer
Wiederzulassung nicht zu
12.11.2015 EFSA empfiehlt Wiederzulassung
für weitere 10 Jahre
16.05.2016 Das gemeinsame Treffen der UNOrganisationen für Gesundheit und Landwirtschaft zu Pestizidrückständen (Joint Meeting on
Pesticide Residues: JMPR) bewertet Krebs durch
Glyphosat in der Nahrung als „unwahrscheinlich“
und befürwortet das Hochsetzen des Grenzwerts
(ADI) von 0,3 auf 1 mg/kg Körpergewicht
27.11.2015 96 angesehene Krebsforscher warnen
in einem offenen Brief an EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis vor Verharmlosung
der Folgen des Glyphosateinsatzes
19.05.2016 DG SANTE verschiebt Abstimmung
über Wiederzulassung zum zweiten Mal, nachdem FR und IT Ablehnung signalisieren;
D enthält sich erneut
Oktober 2015 EU-Kommission verlängert
Marktzulassung per Ausnahmegenehmigung bis Juni 2016
-15-
Agrarpolitik ––– INFO
Bauern als
Gehilfen der
Chemieindustrie
Ein Ja zu Glyphosat wäre gleichzeitig ein Ja zur Gentechnik.
Kommentar von Sepp Brunnbauer
Kein anderes Pflanzenschutzmittel ist weiter verbreitet, mit
keinem anderen Totalherbizid wird mehr Geld verdient.
Roundup spült jedes Jahr fast fünf Milliarden Euro in die
Kassen der Chemiekonzerne. Das Gift wird vor allem in
der Landwirtschaft benutzt, aber auch Kleingärtner und
Kommunen verwenden es, da es verhältnismäßig billig, seine Wirkung umfassend und seine Handhabung einfach ist.
Mittlerweile tauchen Rückstände im Trinkwasser, im Bier,
in Nahrungsmitteln und sogar im Urin von Menschen auf,
die mit dem Gift nicht direkt in Berührung gekommen sind.
Über Milcherzeugnisse, Getreide, Ölsaaten, Wein, Braugerste und so weiter gelangt es in den Körper, wo es kürzlich
erstmals in der Muttermilch nachgewiesen wurde. Es ist
absehbar, dass eine Riesenvergiftungswelle auf uns zurollt,
denn bei 65 Prozent der Bevölkerung ist Glyphosat bereits
im Urin nachweisbar.
Einzelne Baumärkte haben reagiert und Roundup aus ihren
Regalen verbannt. Kommunen versuchen sich mit alternativen Bekämpfungsmethoden an ihren Spielplätzen und
Grünanlagen. Nur die Politik spricht sich nicht eindeutig
gegen das Gift aus, obwohl der Stoff im Verdacht steht,
krebserregend zu sein.
Es handelt sich wieder mal um die üblichen Verdächtigen – Monsanto, Böringer Ingelheim, Bayer, DOW und
Co – diesmal geht’s nicht um die Zulassung fragwürdiger,
gentechnisch veränderter Pflanzen, sondern um die Verlängerung eines fragwürdigen Produkts, das in der Kette von
Giften und veränderten Genen nicht fehlen darf. Henne
oder Ei? – eine Frage, die man hier nicht zu stellen braucht,
denn klar ist, dass Roundup lange vor der Gentechnik da
war und Gentechnik quasi als Verkaufskatalysator für Roundup entwickelt wurde: ein Teufelskreis, der den Bauern zum
Erfüllungsgehilfen der Chemieindustrie degradiert.
Ein Nein zu Roundup hieße im gleichen Atemzug ein Nein
zu Gentechnik bei all jenen Kreaturen, die dafür entwickelt
wurden, dass sie auf das Pflanzengift „Roundup“ resistent
sind. Damit steht nicht nur das gute Geschäft mit einem
höchst fraglichen Herbizid zur Disposition – auch ein guter
Teil des Geschäftsfeldes Gentechnik steht mit dieser Entscheidung auf der Kippe. Ja klar, wir sind der Meinung,
dass beides unnötig, fragwürdig, ja im höchsten Maße gefährlich ist und deshalb weder auf unseren Feldern noch in
unseren Lebensmittel etwas zu suchen hat. Doch man kann
mit vielen Milliarden Gewinnen viele Lobbyisten bezahlen,
die die zuständigen Politiker bearbeiten und ihnen glauben
machen, dass die Zulassung wichtig sei für die Wirtschaft
und die Arbeitsplätze.
Geld findet auch Wissenschaftler, aus deren Gutachten dann
eben nicht sicher hervorgeht, ob die schleichende Verseuchung von Umwelt und Nahrungsmitteln mit Giften irgendwann auch bei Menschen zu Veränderungen führt, die krank
machen. Jedes Jahr, in dem Roundup verwendet wird, ist ein
Jahr zuviel. Eine Entscheidung der EU-Kommission ist ein
Signal dafür, wie Landwirtschaft nach dem Willen der Politik in Zukunft aussehen soll. Der Wunsch des Verbrauchers
darf dabei nicht übergangen werden. Die Basis für eine moderne Landwirtschaft im Einklang mit Umwelt und Mensch
liegt in einer Verringerung des Pestizideinsatzes, einer verstärkten Ökolandbauförderung und einer Pestizidabgabe,
um die Wirtschaftlichkeit der mechanischen Bodenbearbeitung zu erhöhen und gleichzeitig die volkswirtschaftlichen
Schäden den Verursachern aufzulasten.
Helfen wird nur ein völliges Glyhosat-Verbot. Ein Riesengeschäft wäre damit weltweit gefährdet. Und man hätte die
gesamte Agrochemie, an vorderster Front Monsanto, als
Gegner.
-17-
EU Commission
Schweine
TITEL ––– Schweine
Steckbrief
Hausschwein
• domestiziertes Wildschwein
• Allesfresser
• seit vermutlich 9000 Jahren zur
Fleischerzeugung gehalten
• erste Nachweise der Domestizierung in der heutigen
Osttürkei, später Altes Ägypten und Mesopotamien,
griechische und römische Antike
• liefert die in Europa und Ostasien am meisten
gegessene Fleischsorte
• Tragezeit: drei Monate, drei Wochen, drei Tage
• zieht im Durchschnitt neun Ferkel groß
• hat keine Schweißdrüsen und kann daher nicht
schwitzen
• braucht Schatten und feuchten Schlamm zum Suhlen
• verfügt über eine verhältnismäßig hohe Intelligenz
• BASIS FÜR JÜDISCHE
SPEISEGESETZE
• BASIS FÜR SPEISEGESETZE DER
ÄTHIOPISCH-ORTHODOXEN
TEWAHEDO-KIRCHE
Konventionelle Schweine
Auslauf
Jedes Bio-Schwein darf ins Freie – Auslauf ist
in den Richtlinien vorgeschrieben. Schweine
bewegen sich von Natur aus sehr gern und
sind neugierig – der Auslauf trägt zu einem
artgerechten Verhalten bei und macht die
Tiere robust.
Es ist kein Auslauf vorgeschrieben; es ist
üblich, die Schweine ausschließlich im Stall
zu halten. Ohne frische Luft, Auslauf und
Außenreize langweilen sich die Tiere leicht
und können aggressiv werden.
1,5 m2 pro Schwein plus 1,2 m2 Auslauf.
Mehr Platz bedeutet weniger Stress, da die
Bio-Schweine für Liegen, Fressen oder Wühlen unterschiedliche Bereiche nutzen können; rangniedrige Tiere können ausweichen.
0,65 – 1 m2, weniger Platz bedeutet mehr
Stress, artgerechte Verhaltensweisen oder
Sozialverhalten können die Tiere nicht ausleben.
Biokreis-Schweine haben Stroh im Stall, nur
ein Teil des Bodens darf Spalten haben. Die
Tiere können bequem stehen, liegen und
wühlen.
Mit 90 Prozent Vollspaltenböden leben die
Schweine ohne Stroh. Die Verletzungsgefahr
ist höher und die empfindlichen Tiere sind
dem scharfen Güllegestank ausgesetzt. Wühlen ist unmöglich.
Bei Biokreis-Schweinen bleibt der Schwanz
dran. Zähne dürfen nicht abgeschliffen werden. Nur in begründeten Einzelfällen kann
die Öko-Kontrollbehörde eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Ein Grundsatz der BioTierhaltung ist es, die Haltungsbedingungen
den Bedürfnissen des Tieres anzupassen und
nicht das Tier den Ställen.
Der hintere Schwanzteil wird den Schweinen
abgetrennt; auch Zähne werden routinemäßig abgeschliffen.
Gentechnikfreies Bio-Futter, mindestens 50
Prozent muss aus dem eigenen Betrieb kommen – Raufutter wie Heu, Stroh oder Gras
ist für Bio-Mast- und -Zuchtschweine vorgeschrieben. So werden die Tiere satt, haben
Beschäftigung und Abwechslung.
Es ist weder gentechnikfreies noch regionales Futter vorgeschrieben, dem geringen
Raufutter-Anteil werden oftmals Holzfasern
zugesetzt.
Biokreis-Ferkel trinken 40 Tage Milch und
bleiben so lange bei der Muttersau. Schweine sind Säugetiere und die natürliche Milch
deckt den Nährstoffbedarf der Ferkel am
besten.
Ferkel dürfen nach 21 Tagen von der Sau
getrennt werden.
Etwa einem Viertel der
Weltbevölkerung ist der
Verzehr von Schweinefleisch verboten.
KORAN, SURE 5/VERS 3:
„VERBOTEN HAT ER EUCH NUR (DEN GENUSS VON)
NATÜRLICH VERENDETEM, BLUT, SCHWEINEFLEISCH
UND DEM, WORÜBER ETWAS ANDERES ALS ALLAH ANGERUFEN WORDEN IST. WENN ABER JEMAND (DAZU)
GEZWUNGEN IST, OHNE (ES) ZU BEGEHREN UND OHNE
DAS MASS ZU ÜBERSCHREITEN, SO TRIFFT IHN KEINE
SCHULD; WAHRLICH, ALLAH IST ALLVERZEIHEND,
BARMHERZIG.“
• BASIS FÜR ISLAMISCHE SPEISEGESETZE
Platz im Stall
Stall
Ringelschwänze
und Zähne
Futter
Sauen & Ferkel
Ökologische
Schweinehaltung:
Nur 0,4 Prozent des 2013 in Deutschland erzeugten
Schweinefleisches stammte aus ökologischer Tierhaltung.
Der Selbstversorgungsgrad lag bei 83 Prozent, 11 Prozent
werden aus den Niederlanden, 5 Prozent aus Dänemark
importiert.
Quellen: wikipedia.de,
KTBL: Faustzahlen für den ökologischen Landbau. Silber Druck oHG 2015
Biokreis-Schweine
22 300 Tonnen Schweinefleisch wurden 2013 ökologisch
erzeugt.
Grafik: www.freepik.com
Text: BÖLW; bearbeitet von der Redaktion
3. UND 5. BUCH MOSE
DES ALTEN TESTAMENTS:
„ALLE TIERE, DIE GESPALTENE
KLAUEN HABEN, PAARZEHER SIND
UND WIEDERKÄUEN, DÜRFT IHR
ESSEN. […] IHR SOLLT FÜR UNREIN
HALTEN DAS WILDSCHWEIN, WEIL
ES ZWAR GESPALTENE KLAUEN
HAT UND PAARZEHER IST, ABER
NICHT WIEDERKÄUT. IHR DÜRFT
VON IHREM FLEISCH NICHT ESSEN UND IHR AAS NICHT BERÜHREN; IHR SOLLT SIE FÜR UNREIN
HALTEN.“ – 3. BUCH MOSE 11
In den Jahren 1998 bis
2007 bewegte sich der
weltweite Schweinefleischverzehr auf einem relativ
konstanten Niveau von
15 Kilogramm pro Kopf
und Jahr. 1961 lag er
noch bei acht Kilogramm.
Das meiste Fleisch in der
EU verzehrten 2007 die
Österreicher mit 66 Kilogramm pro Kopf.
TITEL ––– Schweinerassen
Bunte Bentheimer ––– TITEL
Schweinerassen und -genetiken
Die meisten heutigen Schweinerassen sind jünger als 200 bis 300 Jahre, viele sogar jünger als 100 Jahre. Bis in die Neuzeit kreuzten
sich die „Hausschweine“ immer wieder mit Wildschweinen, so dass sich keine Schweinerassen im heutigen Sinn herausbilden
konnten. In der Schweineproduktion werden heute überwiegend Hybridschweine genutzt.
Rasse bzw. Genetik1)
Vorteile
Nachteile
Verbreitung
Deutsche Landrasse x Pietrain
(DLXPI)
Sehr gute Fruchtbarkeit, hohe
Milchleistung, hohe Futteraufnahmekapazität, hoher Magerfleischanteil, leicht zu remontieren
Teilweise zu große Würfe, hohe
Ansprüche an die Futterqualität,
Sonnenbrandgefahr
Süddeutschland
Deutsche Landrasse x Deutsches
Edelschwein x Pietrain
Sehr gute Fruchtbarkeit, hohe
Milchleistung, hohe Futteraufnahmekapazität, hoher Magerfleischanteil, aufwendig selbst zu
remontieren
Teilweise zu große Würfe, hohe
Ansprüche an die Futterqualität,
Sonnenbrandgefahr
Mittel- und Norddeutschland
Hybridzuchtprogramme:
BHZP, PIC, Topigs, German
Genetics, Hülsenberger, LRS,
Danzucht
Sehr gute Fruchtbarkeit, hohe
Milchleistung, hohe Futteraufnahmekapazität, hoher Magerfleischanteil, nur in Zusammenarbeit
mit Zuchtfirma zu remontieren
Teilweise zu große Würfe, hohe
Ansprüche an die Futterqualität,
Sonnenbrandgefahr
Deutschlandweit
Deutsche Landrasse x Deutsches
Edelschwein x Hampshire x Duroc
(DlxDeXHaxDu)
Sehr gute Fleischqualität, hoher
IMF-Gehalt, Pigmentierung gegen
Sonnenbrand
Aufspaltung der Genetik bei den
Masttieren, uneinheitlich in den
Teilstücken
Mitteldeutschland
Schwäbisch-Hällisches Landschwein x Pietrain (SHXPI)
Hohe Futteraufnahmekapazität,
gute Muttereigenschaften, hoher
IMF-Gehalt, teilweise Grasverwertung durch langen Darm
Leistungen individuell und sehr
unterschiedlich
Baden-Württemberg, Bayern
Deutsche Landrasse x Pietrain x
Duroc (DLXPIxDU)
Hoher IMF, sehr gute Fleischqualität, sehr hohe Futteraufnahme,
schnelles Wachstum, hohe tägliche
Zunahmen
Hoher Eiweißanspruch, sonst
Verfettung, schlechtere Futterverwertung
Süddeutschland
Schweizer Edelschwein x Schweizer
Edelschwein Premo (SESxSES)
Hohe Fruchtbarkeit, sehr gute
Fleischqualität, F18-Coli-Resistenz, späte Geschlechtsreife, für
Ebermast tauglich, da genetisch
geruchsarme Rasse
Kastraten mit geringem Magerfleischanteil, Sonnenbrandgefahr
Schweiz und Bayern
Rasse für Ebermast gut geeignet
Db 7711 (BHZP), Inodorus (German Genetics), Nador (topigs),
Premo (Suisag)
Geruchsarme Vaterlinien, da auf
Ebergeruch selektiert
Lediglich die Vaterlinie ist geruchsarm
Deutschlandweit für
Ebermastprogramme
ÖHYB Edelschwein x Landrasse x
Pietrain (ESxLRXPI)
Sehr gute Fruchtbarkeit, gute
Futterverwertung, hohe tägliche
Zunahmen, gute Milchleistung
Teilweise zu große Würfe, hohe
Ansprüche an die Futterqualität,
Sonnenbrandgefahr
Österreich
Turopolje, Mangalitza
Relativ anspruchslos, sehr gute
Speckqualität, Arterhaltung aussterbender Haustierrassen
Geringe Ferkelzahlen, sehr langsames Wachstum
Ungarn, Österreich,
Süddeutschland
Angler Sattelschwein, Buntes-Bentheimer Schwein, Rotes Husumer
Schwein, Schwäbisch-Hällisches
Landschwein u. a.
Besondere Färbungen, robuste
Rassen, meist zur Speckproduktion
gezüchtet, Arterhaltung aussterbender Haustierrassen
Individuelle Leistungen sehr unterschiedlich, wenig durch-gezüchtet
Überwiegend in den jeweiligen
Ursprungsregionen
IMF = intramuskuläres Fett. / 1) X = Kreuzung zwischen männlicher und weiblicher Genetik, x = Kreuzung innerhalb der weiblichen oder männlichen Genetik.
Tabelle: Herrle, J./ Heigl, H.: Persönliche Mitteilung. Naturland Fachberatung. Hohenkammer 2014 / Quellen: KTBL: Faustzahlen für den ökologischen Landbau. Silber Druck oHG 2015; Wikipedia
Marmoriert, fett, schmackhaft:
Schweinefleisch exklusiv
Auch im Biobereich stellen Fleisch und Wurst vom Bunten
Bentheimer Schwein noch ein Nischenprodukt dar. Die
Vermarktung läuft gut − Tendenz steigend.
Von Eva Lisges
Bild: Hillmann
Das Bunte Bentheimer Schwein ist eine mittelgroße Rasse
vom Landschweintyp mit unregelmäßigen schwarzen Flecken, robust und genügsam. Der Ursprung der seit Mitte des
19. Jahrhunderts bekannten Rasse liegt in den niedersächsischen Landkreisen Bentheim, Emsland, Cloppenburg und
dem westfälischen Wettringen. Die Rasse zeichnet sich durch
eine hervorragende Fleischqualität aus, sie weist dabei gegenüber den modernen Schweinerassen einen deutlich höheren
Fettanteil auf. Ihre Blütezeit erlebte das Bunte Bentheimer
Schwein in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, nach dem
Zweiten Weltkrieg war das Fleisch gefragt. Dann änderten
sich die Verbraucherwünsche hin zu fettarmem Fleisch, was
die Bunten Bentheimer nicht liefern konnten. Es erging ihnen dann ähnlich wie vielen anderen alten, robusten und
regional angepassten Rassen auch: Ihr Bestand ging stark
zurück und die Rasse stand kurz vor dem Aussterben, wichtige Genreserven drohten verloren zu gehen. Seit Ende des
20. Jahrhundertes kümmert man sich wieder verstärkt um
die Zucht dieser alten Rasse.
Lukrativ und arbeitsaufwändig
Seit 2007 züchtet Biokreis-Bauer Johannes Hillmann aus
Schöppingen im Münsterland Bunte Bentheimer Schweine.
Die Suche nach einer robusten Rasse, um Restflächen seiner
zuvor aufgegebenen Landwirtschaft zu bewirtschaften, und
ein Zufall haben ihn auf die Rasse gebracht. Heute hält er 60
bis 70 Sauen und produziert etwa 900 Ferkel pro Jahr, von
denen er etwa 100 selbst mästet. Probleme mit dem Absatz
der Fleisch- und Wurstwaren hat er nicht: Er vermarktet an
einen Marktbeschicker mit mehreren Verkaufswagen, der besondere Fleischspezialitäten anbietet, an Bio- und Hofläden
und an Privatpersonen. Seine Kunden wissen die besondere
Qualität des gut marmorierten und äußerst schmackhaften
Fleisches zu schätzen. „Die Exklusivität des Produktes und
damit verbunden die Möglichkeit, gute Preise zu erzielen,
sind wichtig“, so Johannes Hillmann. Bunte Bentheimer
in die „normale“ Bio-Schiene zu liefern, sei aufgrund des
zu geringen Magerfleischanteils nicht wirtschaftlich. Seine
Form der Vermarktung ist lukrativ, aber auch arbeitsaufwändig. Und noch etwas ist gut und wichtig, damit sein Betrieb
läuft, ist Johannes Hillmann überzeugt: „Die Kombination
aus der Rasse, ökologischer Landwirtschaft, einem guten
Metzger und einer ansprechenden Öffentlichkeitsarbeit für
die Bunten Bentheimer Schweine.“
-23-
„Geschichte“ der Rasse kommunizieren
Die Biofleisch NRW e.G. in Bergkamen, wichtiger Marktpartner vieler nordrhein-westfälischer Biokreis-Betriebe,
führt seit fünf Jahren eine eigene Schiene mit Produkten
des Bunten Bentheimer Schweines. „Der Wunsch, die
vom Aussterben bedrohte Rasse zu fördern, und das Vorhandensein eines Kundenkreises, dem man das besonders
schmackhafte Fleisch anbieten kann, führten zum Projektstart“, berichtet Andreas Sperber von Biofleisch NRW. Das
Fleisch von etwa 15 Bunten Bentheimer Schweinen wird
derzeit monatlich verarbeitet, insbesondere Wurstprodukte
spielen eine Rolle. Das Fleisch wird, anders als bei anderen
Rassen, so zugeschnitten, dass eine Kante des besonders geschmacksintensiven Fettes an den Fleischstücken verbleibt.
Diese soll mitgebraten werden und kann, falls gewünscht,
später abgeschnitten werden. „Das Projekt lief zunächst
etwas schleppend, jetzt aber gut“, sagt Andres Sperber. Es
könnte mehr vermarktet werden, wenn mehr Tiere verfügbar
wären. Die Besonderheiten der Rasse und des Produktes
mussten erst beim Endverbraucher ankommen, und auch
weiterhin ist es wichtig, die „Geschichte“ der Rasse an den
Endverbraucher zu kommunizieren.
Die Internetseite
des „Verein zur
Erhaltung des
Bunten Bentheimer Schweines
e.V.“, www.
bunte-bentheimer-schweine.de,
wurde als Quelle
für diesen Artikel
genutzt und bietet weitergehende
Informationen.
TITEL ––– Leasing-Schweine
Leasing-Schweine ––– TITEL
Glücksschweine
Anton Dapont verleast seine Tiere und
hält sie ganzjährig im Freiland.
Von Ronja Zöls
Das Schwein hat es sich gemütlich gemacht. Schwer liegt es auf dem weichen bröckligen Boden, das Kinn auf das vordere rechte Bein abgestützt, den
Rüssel auf die Erde gebettet. Über die geschlossenen Augen hängen leicht
die zweifarbigen Schlappohren. Die kurzen Beine liegen angewinkelt seitlich
des ruhenden Körpers, über den der Wind heute rücksichtslos hinwegfegt.
Nur ein paar Borsten des beige-schwarz gefleckten Fells lassen sich hin und
wieder vom Luftzug aus der Ruhe bringen. Das Schwein nicht.
Die linke Hand in der Tasche der Arbeitshose, die rechte mit zwei Fingern
eine Zigarillo haltend schlendert Biokreis-Landwirt Anton Dapont (56)
langsam über seinen 20 Hektar großen Hof und strahlt die gleiche Lässigkeit
aus wie seine Tiere. Ein Stier trottet daher und schiebt den Kopf über den
Zaun. Anton Dapont streichelt ihn, während das Tier die Augen schließt und
ihm den Kopf noch weiter entgegenstreckt. „Ich habe mir seit neun Jahren
keinen Wecker mehr gestellt“, sagt Anton Dapont in seinem sympathisch
klingenden Vorarlberger Dialekt. „Wenn die Sonne im Sommer um halb
sechs aufgeht, stehe ich um halb sechs auf, wenn sie im Winter um acht
aufgeht, stehe ich um acht auf und kümmere mich um meine Tiere“, erklärt
er seine Zufriedenheit beispielhaft.
-24-
-25-
Alte robuste Rasse Turopolje
Der Traum vom Bauernhof war immer Anton Daponts Traum. Und er
hat ihn sich hier in diesem leicht hügeligen Landstrich auf dem Biohof
Hausberg in Egglham (Landkreis Rottal-Inn) so bilderbuchartig erfüllt,
dass einen die friedliche Ruhe, die ausgleichende Beschaulichkeit und die
tröstende Ursprünglichkeit erst erstaunen und dann einfangen. Der gebürtige Vorarlberger kommt aus dem Maschinenbau, hat 20 Jahre lang in der
Recyclingwirtschaft gearbeitet, bis er 2004 den alten unter Denkmalschutz
stehenden Hof gekauft und renoviert hat und 2009 in die aktive Landwirtschaft eingestiegen ist. Bis zu 20 Rinder, rund 40 alpine Steinschafe, 40 bis
50 Gänse im Jahr, 20 bis 30 Hühner und zwölf Turopolje-Schweine gehören
zu seinem Betrieb.
Die Schweine leben das ganze Jahr über in Freilandhaltung. Sie sind widerstandsfähig gegen Wind, Kälte, Regen und Sonne, aber auch gegen Krankheiten. Ihr Fettanteil ist relativ hoch. Die Rasse stammt aus Kroatien und
war 1993 nach dem Krieg auf etwa 30 Stück dezimiert, bis sie in Österreich
erfolgreich gezüchtet und von dort aus wieder verbreitet wurde. Auch Anton
Dapont und seine Frau Gudrun Bielmeier haben ihre Tiere aus Österreich
bekommen.
Leasing-Schweine: Zwölf Euro pro Kilo Fleisch
Beschaulich, ruhig,
ursprünglich geht es auf
dem Biohof Hausberg zu.
Vielleicht rührt Anton Daponts Entspanntheit auch daher, dass er sich – anders als viele andere Landwirte – nicht so viele Sorgen um sein Auskommen
machen muss. Er und seine Frau, eine Pianistin, haben ihre Jobs aufgegeben
und können von der kleinen Landwirtschaft gut leben. Dass man sich bei so
einem Vorhaben etwas Besonderes ausdenken und Nischen besetzen muss,
Bilder:
Zöls
TITEL ––– Leasing-Schweine
Anton Dapont hält
seine Tiere ganzjährig
im Freiland.
-26-
Kastration ––– TITEL
war den Quereinsteigern von Anfang an
klar. Deshalb entwickelten sie 2012 das
Konzept um die Leasing-Schweine.
Mit fünf Sauen züchten sie Ferkel,
die an Kunden verleast werden.
Die Kunden zahlen einen einmaligen Grundbetrag für ein
Ferkel, kommen für das Futter
und am Ende für die Schlachtung auf. Um die 600 Euro im
Jahr werden in ein Ferkel investiert, aufgeteilt auf zwölf Monate.
Danach bekommt der Kunde rund
50 Kilogramm Fleisch für umgerechnet 12 Euro pro Kilogramm – und das
gute Gefühl, einem Tier ein artgerechtes Le-
ben ermöglicht zu haben.
Schweine kennen bis zu 30 Artgenossen
Was für Anton Dapont entscheidend ist für ein gutes
Schweineleben? „Eine natürliche Umgebung und genügend
Platz“, sagt er. Die Freilandfläche ist abgesteckt in verschiedene Bereiche, damit sie partiell wieder zuwachsen kann.
Schweine suhlen, graben und springen. Sie beschäftigen sich
mit sich und ihrer Umgebung, bauen Nester aus Stroh für
den Nachwuchs und decken ihre Jungen damit zu, wenn es
kalt ist. Sie bilden ein soziales Gefüge, bis zu 30 Schweine
um sich herum kennen sie, jeder hat seinen Rang. Werfen zwei Sauen gleichzeitig, kümmern sie sich gemeinsam
um die Ferkel. „Wenn Tiere das alles nicht mehr ausleben
dürfen, wenn sie in Massen gehalten werden, wo sie sich
gegenseitig nicht kennen, wo sie keinen Platz haben und
sich nicht natürlich fortpflanzen können, braucht man sich
nicht wundern über Krankheiten, Aggressivität und schwindende Mütterlichkeit. Im Stall kommt hinzu, dass sie extrem
unter dem Gestank leiden, weil Schweine feinere Riechorgane haben als Hunde.“ Anton Dapont hat seine Tiere viele
Stunden lang beobachtet.
100 Interessenten auf der Warteliste
Aktuell sind 75 Ferkel verleast. Die Kunden befinden sich
im Umkreis von rund 100 Kilometern, der Schwerpunkt
liegt auf München, aber der Absatzmarkt wird zunehmend
regionaler. Mittlerweile haben auch Bewohner von Egglham
ihr Ferkel hier im Dorf geleast. Weil er mit seinem Hof nicht
wachsen will, hat Anton Dapont Netzwerke gebildet und
die gezüchteten Ferkel an benachbarte Landwirte abgegeben,
die sie unter den gleichen Bedingungen in ganzjähriger Freilandhaltung aufziehen. Zwei Drittel der Kunden kommen
ein bis zwei Mal im Jahr hierher, um sich ihr Tier anzusehen.
100 Interessenten stehen derzeit auf der Warteliste. Auch
Lämmer und Kälber können seit zwei Jahren geleast werden.
Das Konzept geht auf: Die Landwirte haben monatliche
Einnahmen, von denen sie leben können, die Kunden be-
kommen gutes Fleisch, die Tiere werden artgerecht gehalten,
und letztendlich wird ein Stück bäuerlicher Landwirtschaft
bewahrt. In dieser Kleinheit bleiben auch viele Probleme
klein. Das Abferkeln erfolgt draußen, in kleinen Hütten,
ohne Rotlicht. Die Turopolje-Schweine halten das aus. Sechs
bis zehn Ferkel umfasst ein Wurf, ab und zu ist auch eine
Totgeburt dabei, aber noch nie kam es vor, dass ein Ferkel
erdrückt wurde. Thema Eiweiß-Fütterung? „Manchmal ist
das Einfachste das Beste“, sagt Anton Dapont auf dieses
Stichwort hin. Mit dem Branchen-Problem, dass eiweißreiches Öko-Futtermittel, das die Ferkel brauchen, knapp ist,
beschäftigt er sich nicht. Im Sommer bekommen die Tiere
frisches Kleegras, im Herbst Fallobst, im Winter gedämpfte
Kartoffeln und Getreidebruch. „Ich habe keine Ernährungstabellen. Meine Schweine sind gesund, das älteste ist sieben
Jahre alt. Sie müssen ja nicht so schnell wachsen. Und wenn
sie 15 Monate brauchen, dürfen sie eben 15 Monate alt werden.“ An ihrem letzten Tag werden sie mit dem Hänger ins
nahe gelegene Bad Birnbach gebracht. Eine familiengeführte
Metzgerei hat hier montags Schlachttag. Die Schweine werden elektronisch betäubt und gestochen.
Inhalieren
besser als
stechen!
Narkoseformen für die Ferkelkastration.
Von Ralf Bussemas und Friedrich Weißmann
Unterschied zu konventionell enorm!
Was die Kunden aus dem Fleisch machen wollen, liegt bei
ihnen. Ob Schmalz, Wurst, Schinken. Der Metzger geht
auf die Wünsche jedes einzelnen Kunden ein. Verwertet
werden soll möglichst das gesamte Schwein. Die Nachfrage nach regional erzeugtem Bio-Schweinefleisch ist da und
sie kann nicht gedeckt werden. Der Anteil an deutschem
Bio-Schweinefleisch liegt bei unter einem halben Prozent.
Doch warum trauen sich so wenige Landwirte an die BioSchweine? „Weil bei der Schweinehaltung der Unterschied
zu konventionell so enorm ist“, weiß Anton Dapont. Der
Verzicht auf Spaltenböden, der Auslauf, das Futter … Da
sei vielen der Aufwand einfach zu groß. Auch wenn der
Verkaufspreis ebenfalls eklatant höher ist.
Anton Dapont selbst hat es nie anders gemacht, er hat sich
hineingelebt in diese bäuerlichste Art der ökologischen
Landwirtschaft. Das Tier als Lebewesen zu betrachten, sei
hierfür die Basis. Und dafür will er auch seine Kunden sensibilisieren. „Die Menschen gehen in den Supermarkt und
kaufen ein Kilo Fleisch wie ein Kilo Reis. Kaum einer denkt
daran, dass dahinter ein Tier steckt.“
Bio-Jausenstation unter der Hof-Linde:
Bei trockenem Wetter servieren Gudrun Bielmeier und
Anton Dapont von Frühjahr bis Herbst an Samstagen,
Sonntagen und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr Brotzeiten aus
Produkten der Turopolje-Schweine sowie Getränke.
Biohof Hausberg, Haag 10, 84385 Egglham.
Warum wurde was gemacht?
Ab 2019 darf in Deutschland die Kastration von Ferkeln nur
noch unter Narkose erfolgen, wobei die lokale Betäubung
schon heute als nicht geeignet gilt. Für die Allgemeinanästhesie beim Schwein sind derzeit ausschließlich die Wirkstoffe Ketamin und Azaperon zugelassen, die üblicherweise
in Kombination per Injektion verabreicht werden. Diese
Betäubung geht neben der relativ langen Einschlafphase vor
allem mit langen Nachschlafphasen einher, die für Ferkel
in den im Ökolandbau üblichen Kaltställen ohne Sauenfixierung eine Reihe von Gefahren bergen. Ziel eines der
zuständigen Behörde angezeigten Versuches war der Vergleich der oben genannten Injektionsnarkose mit der Inhalationsnarkose durch das Narkosegas Isofluran hinsichtlich
des Gefährdungspotenzials von Ferkeln unter ökologischen
Kaltstallbedingungen mit nicht fixierten Sauen.
Wie wurde es gemacht?
Auf dem öko-zertifizierten Versuchsbetrieb des Thünen-Instituts für Ökologischen Landbau in Trenthorst wurden 262
maximal sieben Tage alte Ferkel aus insgesamt 26 Würfen
zufällig und gleichmäßig verteilt auf die drei Narkoseverfahren (i) Ketamin-Azaperon-Kombination mit Meloxicam als
Schmerzmittelgabe, (ii) Ketamin-Azaperon-Kombination
ohne Meloxicam und (iii) Isofluran mit Meloxicam. Die
Injektionsnarkose wurde gemäß best practice durch einen
Schweinefachtierarzt verabreicht, die Inhalationsnarkose
unter tierärztlicher Aufsicht mit dem Narkosegerät „Porc
Anest 1000“ bei 90 Sekunden dauernder Isofluranzufuhr.
Während der Kastration erfolgte eine Schmerzbonitur und
in der anschließend achtstündigen Direktbeobachtung nach
abgeschlossener Aufwachphase wurden das Verhalten wie
Saugen, Ruhen und Aktivität sowie die Aufenthaltsorte
sämtlicher Ferkel in der Bucht erfasst. Als gefährliche Situation galt unter anderem eine Erdrückungs- beziehungsweise Einklemmsituation beim Hinlegen oder beim Positionswechsel der Sau. Motorische Auffälligkeiten lagen vor,
wenn sich die Ferkel nicht normal fortbewegten.
Was kam heraus?
Die Tiere der Injektionsgruppen zeigten während der Kastration ein heftigeres Abwehrverhalten; nach dem Eingriff
waren sie häufiger gefährlichen Situationen ausgesetzt, fielen
vermehrt motorisch auf und tätigten die wenigsten Saugversuche im Vergleich zur Inhalationsgruppe mit dem Narkosegas Isofluran. Das gute Abschneiden der Inhalationsnarkose
und das schlechtere Abschneiden der Injektionsnarkose stehen auch im Einklang mit Ergebnissen aus der Literatur.
Unter den Haltungsbedingungen des ökologischen Landbaus und gemessen an den hier untersuchten Kriterien
scheint für die Ferkelkastration die Inhalationsnarkose mittels Isofluran mit Meloxicam als Schmerzmittelgabe besser
geeignet. Hierzu ist jedoch eine Zulassung beziehungsweise
Umwidmung des Narkosemittels Isofluran durch die Bundesländer erforderlich, was nicht in jedem Bundesland problemlos möglich ist.
Die Autoren Ralf Bussemas und Friedrich Weißmann
forschen am Thünen-Institut für Ökologischen Landbau,
www.thuenen.de.
-27-
Bild:
Alexas Fotos;
pixabay
TITEL ––– Fütterung
Kraft- und Raufutter vor und nach dem Absetzen gefüttert,
wobei das Raufutter von Geburt an und das Kraftfutter erstmals ab dem 14. Lebenstag der Ferkel angeboten wurden.
Die Säugezeit dauerte sieben Wochen (das heißt: Absetzen
mit dem 49. Lebenstag), weil sich in früheren Versuchen
am Institut ein positiver Effekt einer über die Mindestanforderung hinausgehenden Säugezeit auf die Tiergesundheit
gezeigt hatte. Das Wachstum der Ferkel und die Häufigkeit
von Krankheiten und Verlusten wurden vom 14. bis 63.
Lebenstag der Ferkel beobachtet.
Ferkelfutter:
Low Input
tut‘s auch
Langsameres Wachstum durch betriebseigenes Futter
Bild:
byrev;
pixabay
Aufzucht ist problemlos mit hofeigenem kostengünstigem Futter möglich.
Von Lisa Baldinger, Ralf Bussemas und Friedrich Weißmann
-28-
Die Autoren
Lisa Baldinger,
Ralf Bussemas
und Friedrich
Weißmann
forschen am
Thünen-Institut
für Ökologischen
Landbau,
www.thuenen.de.
Von allen Schweine-Altersklassen sind Ferkel am empfindlichsten, da sie mit geringen Reserven geboren werden und
spätestens nach dem Absetzen durch die Umstellung von
Milch auf festes Futter gefordert sind. Um Ferkeln den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen, enthält ihr Futter
daher hoch verdauliche, teure Futterkomponenten, die zumeist nicht am eigenen Betrieb erzeugt werden können. Ein
Fütterungsversuch widmete sich nun der Frage, ob dieser
Futterzukauf wirklich notwendig ist.
Eine der grundlegenden Forderungen des ökologischen
Landbaus ist es, Pflanzen und Tiere weitgehend aus betriebseigenen Nährstoff-Quellen zu versorgen. Allerdings
haben die modernen Schweine durch ihr hohes Wachstumspotenzial auch hohe Ansprüche an die Energie- und
Nährstoffversorgung. Da Ferkel nur ein geringes Futteraufnahmevermögen haben, wird ihr Futter üblicherweise aus
besonders hochwertigen Komponenten gemischt. Während
Öko-Getreide als Energielieferant in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht, sind eiweißreiche Öko-Futtermittel
knapp. Diese sogenannte „Eiweißlücke“ umfasst besonders jene hoch verdaulichen Eiweißkomponenten, die im
Ferkelfutter bevorzugt eingesetzt werden (unter anderem
Sojakuchen und Magermilchpulver). Um zu prüfen, ob
eine erfolgreiche Ferkelaufzucht auch ohne Einsatz dieser
Zukauf-Futtermittel möglich ist, wurde am Thünen-Institut
für Ökologischen Landbau ein umfangreicher Fütterungsversuch durchgeführt. Der Versuch war Teil des CORE OR-
GANIC Projekts ICOPP, das sich in umfassender Weise mit
der regionalen Fütterung von Schweinen und Geflügel im
ökologischen Landbau auseinandersetzte.
Hofeigene versus zugekaufte Futterkomponenten
Sechs verschiedene Fütterungsstrategien wurden drei Jahre
lang an jeweils 24 Würfen beziehungsweise insgesamt 1509
Ferkeln überprüft, wobei jede Fütterungsstrategie aus einem
von drei Kraftfuttern und einem von zwei Raufuttern bestand. Die Kraftfutter zeichneten sich durch unterschiedlich
viel hofeigenes Futter aus: Kommerzielles Zukauf-Ferkelfutter (KFF) enthielt nur 28 % hofeigene Komponenten
(Preis: 1,28 Euro/kg während des Versuchszeitraums) und
entsprach den Fütterungsempfehlungen der GfE (Gesellschaft für Ernährungsphysiologie). Das Trenthorster Ferkelfutter (TFF) enthielt schon 78 % hofeigene Komponenten
(Preis: 0,66 Euro/kg) und lag knapp unter den Fütterungsempfehlungen. Das Trenthorster Laktationsfutter (TLF),
das üblicherweise an die säugenden Sauen verfüttert wird,
bestand zu 87 % aus hofeigenen Komponenten (0,54 Euro/
kg), erfüllte die Fütterungsempfehlungen für Ferkel allerdings nicht. Zu den hofeigenen Futtermitteln gehörten Triticale, Gerste, Erbsen und Ackerbohnen, zugekauft wurden
Sojabohnen, Sojakuchen, Rapskuchen, Magermilchpulver,
Molkepulver, Haferflocken, Pflanzenöl und Mineralstoffe.
Die beiden Raufutter waren Kleegrassilage und Stroh. Unabhängig von der Fütterungsstrategie wurde einphasig dasselbe
Die Häufigkeit von Erkrankungen (4,3 % allopathische
Behandlungen) und von Verlusten (2,5 %) im Versuchszeitraum war in allen Fütterungsgruppen niedrig. Ob Kleegrassilage oder Stroh gefüttert wurde, hatte keinen Einfluss
auf die Entwicklung und Gesundheit der Ferkel; die Art des
Kraftfutters aber sehr wohl: Die Ferkel der TLF-Gruppe
wuchsen am langsamsten und wogen zu Versuchsende weniger als ihre mit KFF und TFF gefütterten Kollegen. Dementsprechend war die Futteraufnahme in der TLF-Gruppe
niedriger als in den anderen Gruppen. Da die Ferkel zu Versuchsende am 63. Lebenstag unterschiedlich schwer waren,
wurde zum besseren Vergleich auch die Kraftfuttermenge für
ein standardisiertes Ferkel von 20 kg Lebendmasse berechnet, und hier zeigte sich kein Unterschied mehr zwischen
den Kraftfuttern! Auch die Zeit, um ein 20-kg-Ferkel zu
produzieren, war bei Fütterung von TLF nur um zwei Tage
länger als bei Fütterung von KFF. Durch den höchsten Anteil an hofeigenen Futterkomponenten war der Preis des
Kraftfutters TLF deutlich niedriger als der von TFF und gar
KFF und erlaubte eine deutlich kostengünstigere Aufzucht
als die höherwertigen Kraftfutter mit höherem Anteil an
zugekauften Futterkomponenten.
Empfehlungen
Es zeigte sich, dass Ferkel problemlos mit kostengünstigem
Futter aus überwiegend hofeigenen Komponenten aufgezogen werden können, solange eine siebenwöchige Säugezeit
gewährt wird und dem Auftreten von Absetzdurchfällen
durch eine Ein-Phasen-Fütterung vorgebeugt wird. Bei anders geartetem Management und häufigen Erkrankungen
und Ferkelverlusten sollte dagegen ein höherwertiges Futter
eingesetzt werden.
KFF
TFF
TLF
Anteil hofeigener Futterkomponenten, %
28
78
87
Tageszunahmen, g336
368
291
Tägliche Futteraufnahme, g/Ferkel
268
298
245
Lebendmasse bei Versuchsende, kg
22,2
21,8
20,9
Futterbedarf für 20-kg-Ferkel, kg
14,3
15,2
15,4
Futterkosten für 20-kg-Ferkel, €
20,70 11,60 9,80
TITEL ––– Herrmannsdorfer Landwerkstätten
Immer am Wälzen …
Im ältesten Bio-Schweinebetrieb Deutschlands auf Gut Herrmannsdorf erfordert
das Tierwohl von rund 550 Mastschweinen Struktur und stetige Optimierung.
Von Ronja Zöls
Die Schweineweidehaltung verbessert sowohl das Tierwohl als auch die Fleischqualität.
-30-
Bilder:
Zöls
Wenn eins der neun Ferkel zur Muttersau hinüber trippelt,
starten auch die anderen los, um sich schnell an eine der
Zitzen zu hängen und hektisch zu saugen. Keines will zu
kurz kommen. Das Gewusel an der Bauchseite scheint das
Muttertier nicht weiter zu tangieren. Seelenruhig liegt sie in
ihrer Abferkelbucht und sammelt Kräfte, die ihr die Geburt
und die Milchproduktion abverlangt haben.
35 Zuchtsauen leben hier auf Gut Herrmannsdorf am Rande von München im oberbayerischen Glonn. Sie werfen
etwa 600 Ferkel im Jahr. Das System für das freie Abferkeln
wurde Ende des vergangenen Jahres nach einem österreichischen Modell eingeführt und hat die Kastenstände, in denen
Sauen bis zu sieben Tage nach der Geburt fixiert werden, abgelöst. Viele Jahre waren Kastenstände in der Schweinezucht
Standard, um das Erdrücken der Ferkel durch die Muttersau
zu vermeiden. Das neue System mit den 2 mal 2,30 Meter
großen Buchten, in denen sich die Schweine gut orientieren
können, funktioniere genauso, sagt Karl Schweisfurth, der
das Gut mit der ersten Bio-Schweinehaltung Deutschlands
leitet.
Betriebszweig: Schweineweidehaltung
„Das wichtigste für das Wohl der Schweine? − Luft“, sagt
Karl Schweisfurth. Etwa zehn bis zwölf Monate werden seine Schwäbisch Hällischen Schweine alt und in dieser Zeit
bekommen sie viel davon. Ganzjährig leben sie in einem
Außenklimastall, bei dem die Temperatur drinnen so hoch
wie draußen ist. Die alte Rasse, die einst fast ausgestorben
war, kommt mit diesen Haltungsbedingungen gut klar. Allen
Schweinen auf dem Hof steht ein befestigter Auslauf zur
Verfügung. Dieser ist nicht komplett überdacht, so dass sie
auch mal nass werden. Ferkel kommen etwa acht Wochen
nach dem Absetzen auf eine Weide. Auch trächtige Sauen
haben eine eigene große Weide. Und dann gibt es noch
einen separaten Betriebszweig: die Schweineweidehaltung.
Etwa die Hälfte der 550 Mastschweine darf in der zweiten
Hälfte der Mastzeit auf ein vier Hektar großes Areal mit
Kleegras. Hier leben sie teilweise symbiotisch mit Hühnern und Rindern. „Die ganzjährige Weidehaltung funktioniert nur bei einem sehr kleinen Bestand“, erklärt Karl
Schweisfurth. „Weil man die Weiden ständig wechseln muss,
braucht man sehr viel Platz.“ Das Motiv dafür, die Schweine
in den letzten drei Monaten auf der Weide zu halten, liegt in
der Verbesserung der Tierhaltung. Der Zusatznutzen: eine
besondere Fleischqualität durch die vielfältige natürliche
Fütterung mit Klee, Kräutern und Würmern.
Soja-Netzwerk als Futtergrundlage
Seit fünf Jahren erhalten alle Schweine 100-prozentiges BioFutter. Im eigenen Soja-Netzwerk haben die Herrmannsdorfer Landwerkstätten 200 Hektar bayerischen Soja unter
Vertrag. Damit können nicht nur die Schweine am Hof,
sondern auch die zwölf Lieferanten, die größtenteils um
Glonn herum Mastschweine halten, versorgt werden. Insbesondere Muttersauen und Ferkel bis 40 Kilogramm bekommen das entölte und erhitzte Soja. Eine bestmögliche Tiergesundheit durch gute Ernährung ist ein wichtiges Thema auf
dem Gut. Hygienevorschriften wie in der konventionellen
Tierhaltung können hier nicht eingehalten werden, der Infektionsdruck ist höher. Die Schweine müssen stark gemacht
werden, um mit den natürlichen Umgebungskeimen zurecht
zu kommen. Meerrettich und effektive Mikroorganismen
werden ins Futter gegeben, nach alten Hausrezepten werden
auch Bananen, die in den Läden des Guts übrig bleiben, verfüttert. „Die Saugferkel sind am empfindlichsten, mitunter
gegenüber Coli-Keimen. Wir kämpfen auch mit Verlusten“,
sagt Karl Schweisfurth.
Vision: Selbstbedienungsapotheke
Ein umfangreiches Impfprogramm soll vorsorgen, aber auch
mit Homöopathie haben sich Schweisfurth und sein Team in
letzter Zeit vermehrt beschäftigt. Den Antibiotikaeinsatz bei
kranken Tieren konnte man dadurch sehr reduzieren. Auch
das Hormon Oxytocin, das bei schweren Geburten zum
Einsatz kommt, wird nicht mehr gebraucht. „Homöopathie ist sehr viel aufwändiger und erfordert eine sorgfältigere
Tierbeobachtung“, sagt Karl Schweisfurth, will aber weiter
diesen Weg gehen. Er hat Pläne im Kopf von einer Selbstbedienungsapotheke. Eine Erweiterung der Weide und das Anpflanzen von Arzneikräutern würden dies möglich machen.
Alter der Muttersauen reduzieren
Eine hohe Lebensleistung war lange Zeit ein wichtiger Wert
im Betrieb. Daher ließ man die Sauen überdurchschnittlich
alt werden, zehn, elf, zwölf Mal werfen. Davon will man
in Zukunft abkommen angesichts der damit verbundenen
Ferkelsterblichkeit. Je älter eine Muttersau, desto schwächere
Ferkel, weniger Milch und ein härteres Gesäuge hat sie, so
dass es dem Nachwuchs schwerer fällt, die Milch aus den
Zitzen zu bekommen. Mit dem fortgeschrittenen Alter sei
auch eine erhöhte Wurfzahl und damit wiederum eine erhöhte Ferkelsterblichkeit verbunden. In der konventionellen
Tierhaltung betrage die Wurfzahl 3,3, in der Bio-Haltung
4,0 und im Glonner Betrieb lag sie 2015 bei 5,8. Das Alter der Zuchtsauen soll nun gebremst werden. Angestrebt
werden künftig vier bis fünf Würfe pro Sau. Keine Verluste
hingegen haben die Herrmannsdorfer im Zusammenhang
mit Ferkelkastrationen. Seit 2008 werden das Narkosegas
Isofluran zusammen mit Schmerzmitteln verabreicht – mit
gutem Erfolg. Von der Methode ist man hier überzeugt.
Etwa 60 Schweine aus dem Gut und seinen Zulieferern werden pro Woche in der hauseigenen Metzgerei elektrisch betäubt und geschlachtet. Das Schwäbisch Hällische Schwein
hat einen hohen Fettanteil und eignet sich damit auch für
die Wurstherstellung. 100 verschiedene Wurst- und Schinkensorten aus eigener Produktion werden auf dem Gut und
in den zugehörigen Läden angeboten.
Bild oben: Die Schweine leben ganzjährig im
Außenklimastall und bekommen viel frische Luft.
Bild unten: Das System für das freie Abferkeln hat sich bewährt.
BIOWELT ––– Das Tischgespräch
Vom Chapati zum Käsebrot
Yusef Schinwari (30) ist vor acht Jahren aus Nordpakistan nach Deutschland geflohen. In seiner Heimat
zwangen radikale Islamisten junge Männer, sich ihnen anzuschließen. Yusef entschied, seine Familie, die
bereits von Afghanistan ins Nachbarland geflohen war und in Pakistan eine Landwirtschaft betreibt, zu
verlassen. Bis heute wurde ihm kein Asyl bewilligt, er ist in Deutschland lediglich geduldet. Doch Umwelt-, Natur- und Artenschutz liegen ihm seit jeher am Herzen, und so engagiert er sich seit sechs Jahren
freiwillig im Bund Naturschutz. Wir trafen uns mit ihm zu Kaffee und Kuchen.
Von Ronja Zöls
Yusef, du kommst hier im
Ökologischen Zentrum Passau
viel mit ökologischer Landwirtschaft
in Berührung. Gibt es diese Form
der Landwirtschaft auch in
deiner Heimat?
Ja, es gibt vereinzelt Menschen, die
bewusst ökologische Landwirtschaft
betreiben. Die meisten älteren Pakistani verzichten ohnehin auf den Einsatz von Pestiziden, weil sie denken,
dass sie davon krank werden. Andere,
vor allem in der Nähe von Städten,
setzen aber Pestizide ein.
Yusef Schinwari stammt aus einer
Landwirtschaft im Norden Pakistans.
Was hast du in deiner Heimat
zum Frühstück, zu Mittag und zu
Abend gegessen, und wie sieht dein
Speiseplan heute aus?
Zum Frühstück habe ich früher
Schwarztee mit Milch getrunken und
dazu Chapati gegessen, das ist in Öl
frittiertes Weißbrot. Das Wasser kam
aus dem Brunnen vor dem Haus.
Heute trinke ich Kaffee und esse ein
Käsebrot dazu. In meiner Heimat
gibt es keinen Kaffee und keinen
Käse, nur Frischkäse. Wir wissen
nicht, wie man festen Käse herstellt.
Mittags gibt es in Pakistan Fladenbrot mit Curry, Reis und Gemüse,
abends wieder. Es wird wenig Fleisch
gegessen. Hier koche ich auch oft
Reis, Nudeln und Gemüse.
Gibt es etwas, das du
niemals essen würdest?
Schweinefleisch.
Weil es im Koran steht?
Wo liegt für dich ein großer
Unterschied zwischen Pakistan
und Deutschland?
Ich glaube, nirgendwo sonst ist
der Naturschutz so wichtig wie in
Deutschland. Und auch mir ist er
wichtig, deshalb engagiere ich mich
für den Bund Naturschutz.
Welche Art von Landwirtschaft
betreibt deine Familie?
Und was sind die größten
Unterschiede bei der Ernährung?
Meine Eltern und meine vier Geschwister bauen Weizen, Mais und
Tabak an. Mais und Weizen werden
nicht gespritzt, Tabak schon, um
die Blätter vor der Heuschrecke zu
schützen. Meine Familie hat drei
Kühe, aber nur zur Selbstversorgung.
Sie lebt von ihren eineinhalb Hektar
Land. Gearbeitet wird viel mit der
Hand. Am Land gibt es nur Traktoren, keine anderen Maschinen. Wie
gut die Ernte ausfällt, hängt sehr
stark vom Wetter ab. Wir haben keine Trockenmaschinen.
In meiner Heimat wird immer warm
gegessen. Und es gibt nicht so ein
riesiges Angebot. Ich kannte früher
nur Weiß- und Maisbrot und Toast.
Hier gibt es so viele verschiedenen
Brotsorten. In Pakistan isst man alles
mit der Hand. Ich musste erst lernen,
mit Besteck umzugehen.
Ja. Und weil Schweine bei uns als
hässliche schmutzige Tiere gelten.
Es ist aber so, dass es da, wo ich
herkomme, gar keine Schweine gibt.
Als ich geflüchtet bin, bin ich zuerst
in Malaysia gestrandet. Dort habe ich
zum ersten Mal ein Schwein gesehen.
Fragst du immer nach, ob Schwein
in Lebensmitteln enthalten ist?
Nein, ich frage nie. Wenn ich mit
deutschen Freunden unterwegs bin,
sagen sie mir, ob ich das essen kann
oder nicht.
Bist du gläubig?
Ich glaube an einen Gott. Für mich
heißt er Allah. Mein Vater hat mir
immer gesagt: Wir glauben an einen
Gott, aber wir schließen uns keinen
religiösen Gruppierungen an.
Bilder: Raith
Der Koran verbietet auch Alkohol.
Schon mal probiert?
Ja. Ich war mit einem Freund auf
einem Volksfest. Er hat mir eine
Maß gegeben und gesagt, dass das
Bier alkoholfrei ist. Ich habe getrunken und am Ende natürlich gemerkt,
dass er mich angeschwindelt hat.
Aber es hat mir auch geschmeckt.
Normalerweise trinke ich nicht,
seitdem aber manchmal ein Bier
auf dem Volksfest.
Was ist bei dir immer
im Kühlschrank?
Käse, Butter, Vollkornbrot
und oft Hühnchen.
Kaufst du biologisch ein?
Nein, das kann ich mir nicht leisten.
Glaubst du, dass die
Ernährung in Deutschland
oder in Pakistan gesünder ist?
In Deutschland gibt es bessere Möglichkeiten, sich gesund zu ernähren,
weil das Angebot an Lebensmitteln viel größer ist. Ob man diese
Möglichkeiten wahrnimmt, ist eine
andere Frage. Was hier neu für mich
war, ist, dass viel Essen weggeschmissen wird. Das ist in meiner Heimat
undenkbar.
Gibt es in Deutschland
Lebensmittel, auf die du nicht
mehr verzichten möchtest?
Ja, auf jeden Fall. Schwarzbrot zum
Beispiel möchte ich nicht mehr vermissen. Auch Putensalami und Käse
esse ich gern. Und ich mochte schon
immer gern Kartoffeln. Dass es hier
so viele Sorten davon gibt, finde ich
wunderbar.
Was wünscht du dir
für die Zukunft?
Ich hoffe, dass mein Asylantrag
angenommen wird und ich richtig
arbeiten kann. Am liebsten möchte
ich etwas in der Landwirtschaft oder
mit Tieren machen. Und ich würde
gern lernen, wie man Photovoltaikanlagen installiert. Dann könnte ich
den Menschen in meiner Heimat
erklären, wie das geht. Dort gibt es
viel Sonne, aber wenig Strom.
-33-
BIOWELT ––– Reise
Whisky und
Wildnis
Die ungleichen schottischen
Hebrideninseln Islay und Jura
sind ein Insider-Tipp.
Von Jörn Bender
-34-
Tosende Atlantikwellen, atemberaubende Landschaften,
faszinierende Tierwelt und urige Einwohner - die inneren
Hebriden bieten ein Höchstmaß an Ursprünglichkeit und
sind dennoch dicht an der europäischen Zivilisation.
Islay − die Whiskyinsel
Bilder:
Bender
Durch die großen Panoramascheiben der historischen
Bowmore-Destillerie schweift der Blick über Loch Indaal,
welches kein Loch (schottischer See), sondern ein großer
Meeresarm des Atlantiks ist und sich hier weit in das Innere der Insel Islay (sprich: „Eila“) zieht. Unmittelbar am
Strandsaum und am Rande des gleichnamigen Hauptortes
der Insel wird hier seit 1779 das schottische Nationalgetränk abgefüllt. Bowmore ist damit die älteste von insgesamt
neun namhaften Whisky-Destillerien auf Islay und besitzt
mit dem „No. 1 Vaults“ eine Besonderheit der Whiskyherstellung. Der so bezeichnete, uralte Lagerraum ist nur durch
seine Außenmauer vom Meerwasser getrennt und liegt dabei als einziger seiner Art sogar unterhalb des Meeresspiegels - dem Vernehmen nach mit spürbarem Einfluss auf die
Geschmacksnote des typisch rauchigen und salzigen IslayWhiskys. Im gemütlich maritimen Probiersalon der Brennerei trifft man recht unterschiedliche Gäste. Zum einen den
entspannten Individualreisenden mit Rucksack und schweren, torfbehafteten Wanderschuhen, zum anderen die elitäre
Reisegruppe, soeben mit dem Flugzeug aus den USA, Japan
oder Aus-tralien eingetroffen und nun auf „Manager-Tour“
in Sachen Whisky unterwegs. Derselbe hat Islay berühmt
gemacht, nirgends sonst in Schottland gibt es so viele und
so hochwertige Destillerien wie auf der landwirtschaftlich
geprägten Hebrideninsel, von deren südwestlicher Steilküste
aus man bei gutem Wetter bis nach Nordirland schauen
kann. So verschieden wie die Touristen sind auch die Reisewege nach Islay. Der lokale Flughafen wird mehrfach täglich
mit kleinen Maschinen von Glasgow aus angeflogen. Traditioneller und imposanter aber dürfte die Anreise über den Seeweg sein. Von der rauen Halbinsel Kintyre, der schon Paul
McCartney seinen bekannten Klassiker „Mull of Kintyre“
widmete, steuert die Autofähre „Finlaggan“ mehrfach täglich
nach zweistündiger Reise die beiden Häfen Port Ellen und
Port Askaig auf Islay an. Das Schiff trägt den Namen einer
bedeutenden historischen Kultstätte der Insel. Fast immer
mit an Bord: Malzlastwagen oder Tankzüge – der meiste
Whisky verlässt Islay nicht in der Flasche…
Gutes aus dem klaren Wasser des Ozeans
Port Askaig, der kleinere der beiden Fährhäfen Islays, lädt
zum Verweilen ein und bietet eine bizarre Kulisse. Das
Idyll an der Ostküste ist ein beschaulicher Fischerhafen mit
Tante-Emma-Laden und 400 Jahre altem Pub, vor dem die
typische gepflegte Grünfläche mit Holzbänken dazu einlädt,
Guinness oder Tee im Freien zu genießen. Dunkel und bedrohlich fließen hier mit starker Strömung die tiefen Fluten
des Atlantiks durch den Sound of Islay, eine nur rund 500
Meter breite Meerenge zwischen Islay und der Nachbarinsel Jura. Am gegenüberliegenden Ufer erheben sich beinahe
aus dem Meer heraus majestätisch die „Paps of Jura“, drei
dicht zusammen liegende, kahle Quarzkegel eiszeitlichen
Ursprungs mit rund 800 Metern Höhe. Wenn man Glück
hat und einer der vielen Nebenerwerbsfischer gerade mit
dem klassischen, rostigen Landrover vorgefahren ist, zeigen
die freundlichen Schotten gerne ihren Fang, der in Reusen,
an langen Schnüren befestigt, im klaren Wasser des Ozeans
baumelt: Verschiedenste Krebs- und Krabbenarten, aber
auch Tintenfische landen von hier aus auf den Tellern der
vielen kleinen Seafood-Restaurants von Islay.
Jura − letzte britische Wildnis
Neben der großen Fähre, die zweimal täglich in Port Askaig
anlegt, bietet der Hafen mit der Feolin-Ferry die einzige
Autofährverbindung nach Jura. Das kleine blaue Frachtschiff pendelt stetig zwischen den beiden benachbarten und
doch so verschiedenen Inseln. Mit nur 180 Einwohnern
bei rund 5000 Rothirschen ist das rund 50 Kilometer lange
und gut 10 Kilometer breite Jura eine der letzten Wildnisse
Großbritanniens. Die wenigen Touristen, die sich nach Jura
verlieren, steuern in der Regel das Hotel oder die einzige
Destillerie der Insel an, deren Whisky jedoch nicht einmal
einen besonderen Ruf genießt. Wer die Einöde aber lange
genug erträgt, kommt nach rund 20 Kilometern an einen
Wanderparkplatz (mit vier Stellplätzen), von dem aus eine
traumhafte und anstrengende Tageswanderung zu den Gipfeln der Paps of Jura beschildert ist. In der atemberaubenden
Natur weist nur ein kleines Schild die Richtung. Feste Wege
Bild oben: Geheimtipp Port Askaig: Romantischer Hafen und Traumblick auf die Paps of Jura.
Bild Mitte: Salziges Meer trifft rauchigen Whisky: Bowmore Distillerie.
Bild unten: Islay bietet Schottlands wohl schönste und auch längste Sandstrände mit perfekter Brandung.
oder gar „Almhütten“ wird man vergebens suchen. Belohnt
wird der Marsch auf jedem der Gipfel durch einen unvergleichlichen Blick über Atlantik, Seen, Hügel, grüne Inseln
und Brennereien. Festes Schuhwerk fordern indes nicht nur
die vielen typischen Wasserlöcher und matschigen Wege –
Jura ist auch reich an Kreuzottern, eine Begegnung mit den
eher scheuen Tieren ist hier eher die Regel als die Ausnahme.
Endlose Sandstrände am rauen Atlantik
Nach langem Marsch zurück in Bowmore kann die Insel einen weiteren ihrer zahlreichen Trümpfe ausspielen. Islay hat
Schottlands schönste Sandstrände, mitunter kilometerlang
und fast immer beinahe menschenleer. Dem verwöhnten
Mittelmeerurlauber sei allerdings zur Vorsicht geraten, mehr
als 14 bis 16 °C sind den Wellen des Atlantiks, die vom rund
4000 km entfernten Labrador, Kanada, hierher anrollen,
selten zu entlocken. Dafür bieten sie aber gerade Kindern
viel Spaß in stetiger Brandung und auf endlos flachem Sandstrand. Naturliebhaber finden zudem in den vielen Naturschutzgebieten reichlich Gelegenheit, die üppige Fauna und
Flora der Region zu erkunden. Über 270 Vogel- und 900
Pflanzenarten bevölkern die fünftgrößte schottische Insel
mit ihren insgesamt nur 3500 Einwohnern.
Unterkünfte bietet Islay im Übrigen reichlich, sei es in der
typischen bed & breakfast-Pension, im noblen Hotel mit gut
bestückter Whiskybar oder einem der vielen Ferienhäuser,
die oftmals landestypisch als alte, gemütliche Bruchsteinhäuser mit offenem Kaminfeuer daherkommen.
Die Autorin
Dorothee Ahlers
ist im Biokreis
für Veranstaltungen und
Öffentlichkeitsarbeit
zuständig.
BIOWELT ––– Nachhaltig leben
Wann muss ich Lebensmittel
wirklich wegwerfen?
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist kein Verfallsdatum. Vieles ist länger haltbar und kann auch
nach dem Ablaufen noch gegessen werden. Teste selbst: Prüfe das Lebensmittel mit allen Sinnen! Hat es
sich verfärbt, hat sich Schimmel gebildet, riecht es komisch, hat eine Gasbildung stattgefunden? Dann sei
besonders achtsam und wirf es im Zweifelsfall lieber weg. Vorsicht beim Ablauf des Verbrauchsdatums:
Für das Verbrauchsdatum („verbrauchen bis …“), zum Beispiel auf Hackfleisch, gelten andere Regeln. Es
besteht die Gefahr, dass sich bei diesen empfindlichen Lebensmitteln Keime und Bakterien entwickeln und
vermehren. Daher Lebensmittel nach Ablauf des Verbrauchsdatums entsorgen!
Abgepacktes Brot
• In der Regel nach Ablauf des MHD
noch genießbar
• Brotlaibe länger haltbar als in Scheiben geschnittenes Brot
• Bei Schimmelbefall ganzes Brot entsorgen, da Gifte aus dem Stoffwechsel
der Pilze schon im
ganzen Brot verteilt sein könnten
• Helles Brot mit hohem Weizenmehlanteil trocknet relativ schnell
aus, Roggenbrot bleibt
deutlich länger frisch
• Beste Lagerung: Bei Zimmertemperatur möglichst luftdicht aufbewahren, zum Beispiel in einem
speziellen Brottopf aus Keramik;
im Kühlschrank wird Brot schneller
altbacken
• In der Regel nach Ablauf des MHD
noch lange genießbar
• Bei Schimmelbefall komplett entsorgen, da sonst gefährliche Schimmelpilzgifte verzehrt
werden, die zu Leberschäden führen
können
• Beste Lagerung: Trocken, kühl und
verschlossen, um Befall mit Ungeziefer zu vermeiden
Kartoffeln
• Abgepackte Kartoffeln müssen nach
der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung kein MHD
tragen
• Bei heller Lagerung entstehen grüne
Stellen – sie sind giftig, also sollten
grüne Kartoffeln entsorgt werden;
handelt es sich nur um kleine Stellen:
großzügig wegschneiden und schälen
• Beste Lagerung: dunkel, kühl und
trocken
Diese Produkte sollten entsorgt
werden, sobald sich Schimmel bildet.
Aufgrund des hohen Wasseranteils
in Obst und Gemüse können sich
Schimmelpilze schnell verteilen. Bei
Produkten in Tüten oder Gebinden
(zum Beispiel Weintrauben, Himbeeren etc.) sollten einzelne schimmlige und faule Früchte entfernt und
die weiter entfernt liegenden gut
gesäubert werden. Ist das Obst stark
mit Schimmel befallen, sollte alles
entsorgt werden. Bei verpacktem
Obst oder Gemüse (ungeschnitten)
muss nach der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung kein MHD
angegeben werden.
• Bei trockener Lagerung viele Monate nach dem MHD haltbar
Reis
Milch
Nudeln
Getreide (Müsli)
Obst und Gemüse:
Verarbeitetes frisches Obst oder
Gemüse (zum Beispiel Obstsalat,
geschnittene Obstportionen, Salate)
muss dagegen ein MHD tragen. Sie
sind leichtverderblich und sollten so
schnell wie möglich verzehrt werden.
Keimbelastung durch mangelhafte
hygienische Herstellung möglich.
Tipps für einzelne Lebensmittel:
-36-
Milchprodukte
• Bei trockener Lagerung viele Monate nach dem MHD haltbar
Mehl
• Bei trockener Lagerung noch viele
Monate nach dem MHD haltbar
• Beste Lagerung: Verschlossen, am
besten in einem Behälter, der vor
Ungeziefer schützt. Vollkornprodukte sind nicht so lange haltbar. Sie
enthalten oft noch den Keimling mit
hohem Fettanteil, das nach einigen
Monaten ranzig werden kann
• Ungeöffnet nach Ablauf des MHD
in der Regel mindestens drei Tage
haltbar
• Geöffnet ist Frischmilch circa drei
Tage und H-Milch bis zu sieben Tage
im Kühlschrank haltbar
• Achtung: H-Milch wird nicht sauer,
wenn sie schlecht ist
• In der Regel noch mindestens
mehrere Tage nach Ablauf des
MHD haltbar
• Bei Schimmelbefall entsorgen
• Ausnahme Hartkäse: befallene Stellen großzügig wegschneiden
Rindfleisch
• Lagerung bei 2°C drei bis vier Tage
(Vorsicht: Kühlschränke sind oft auf
höhere Temperaturen eingestellt)
• Ist die Oberfläche schmierig oder
riecht streng: entsorgen
• Verbrauchsdatum einhalten
Schweinefleisch
• Spätestens nach zwei bis drei Tagen
verzehren
• Ist die Oberfläche schmierig oder
riecht streng: entsorgen
• Verbrauchsdatum einhalten
Geflügel
• Schnell verderblich, so schnell wie
möglich verzehren, spätestens beim
Erreichen des Verbrauchsdatums
Hackfleisch
• Schnell verderblich, so schnell wie
möglich verzehren, spätestens beim
Erreichen des Verbrauchsdatums
• Ungeöffnet nach Ablauf des MHD
in der Regel einige Tage haltbar. Geöffnet nur wenige Tage haltbar
Fisch
• Frischen Fisch so schnell wie möglich verzehren
• Verbrauchsdatum einhalten
• Konserven sind lange über MHD
hinaus haltbar, falls keine Abweichungen, zum Beispiel beim Geruch,
aber auch an der Verpackung (beschädigt, eingebeult oder aufgebläht)
feststellbar sind
Nüsse
• Sobald Nüsse abweichend schmecken, die Oberfläche von Schimmel
oder schwarzen Stellen befallen ist
etc.: entsorgen, da gefährliche Schimmelpilzgifte, zum Beispiel Aflatoxine
vorhanden sein können
Gewürze
• Trockengewürze nach Ablauf des
MHD entsorgen, wenn sie neben
dem heißen Herd und in der Nähe
von Wasserdampf stehen, die perfekte
Umgebung für Bakterien und Keime
• Trockengewürze noch ungeöffnet
einige Monate haltbar, Geschmackseinbußen möglich
Bier
Eier
• In der Regel noch mindestens zwei
Wochen nach Ablauf des MHD
haltbar, dann am besten
zum Backen oder Kochen nutzen
• Für Tiramisu oder Mousse au Chocolat stets frische Eier verwenden
• Eier dürfen im Einzelhandel nur
bis eine Woche vor Ende des MHD
verkauft werden
Wurst
Kalbsfleisch
• Spätestens nach drei Tagen
verzehren
• Ist die Oberfläche schmierig oder
riecht streng: entsorgen
• Ungeöffnet mehrere Monate nach
Ablauf des MHD haltbar, geschmackliche Einbußen möglich
-37-
BIOWELT ––– Nachhaltig leben
Zusatztipps zur
Lagerung
Tütensuppe
Saft
• Ungeöffnet im Glas bis zu zwölf
Monate nach Ablauf des MHD haltbar, im Karton bis zu acht Monate, in
der Plastikflasche bis zu drei Monate
• Geöffnet nur wenige Tage bei Kühlschranktemperatur haltbar
Wein
-38-
• trägt in der Regel kein MHD, je
nach Qualität unterschiedlich lange
haltbar
• nach dem Öffnen meist mehrere
Tage haltbar: Wein oxidiert bei Sauerstoffzufuhr und wird ungenießbar.
Am besten Sauerstoffzufuhr unterbinden durch luftdichten Verschluss
oder Umfüllen in kleinere verschließbare Flasche, um Sauerstoffanteil zu
minimieren
Mineralwasser
• Nach Ablauf des MHD viele
Monate genießbar, wenn es kühl und
dunkel gelagert wurde
• Ungeöffnet viele Monate über
MHD hinaus haltbar
Konfitüre,
Marmelade
• Ungeöffnet einige Monate über
MHD hinaus haltbar
• Bei Schimmelbildung: Bei Produkten mit mehr als 50 % Zucker
Schimmel großzügig entfernen,
Produkte mit weniger als
50 % Zucker: entsorgen
• Haltbarkeit deutlich verlängert,
wenn zum Portionieren nur frische
Löffel benutzt werden
Kaffee,
Kakaopulver
• Geschlossen und vakuumverpackt
deutlich länger als MHD haltbar,
nach dem Öffnen verlieren sie schnell
an Geschmack
Tiefkühlkost
Konserven
• Ungeöffnet viele Monate über
MHD hinaus haltbar
• Wölbt sich der Deckel oder ist die
Dose beschädigt: entsorgen. Nach
dem Öffnen sind Produkte aus
Konserven, Dosen oder Gläsern noch
circa drei Tage haltbar, bei sauren
Produkten auch etwas länger
• Nach dem Öffnen in ein luftdicht
verschließbares Gefäß umfüllen und
in den Kühlschrank stellen
Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg e.V., www.vzhh.de
• Ungeöffnet einige Monate über
MHD hinaus haltbar, wenn Kühlkette eingehalten wurde
• Fettreiche Lebensmittel verderben
schneller, da das Fett ranzig werden
kann
Vorräte regelmäßig kontrollieren:
Schränke oder Truhe kontrollieren,
selbst Eingefrorenes wie Fleischreste oder Suppen mit einem Datum
kennzeichnen.
Vorsicht Schädlingsbefall: Lebensmittel, die lange gelagert werden,
sind anfällig für
Schädlingsbefall. Daher trockene
Lebensmittel in fest verschließbaren
Behältern lagern.
Befallene Lebensmittel auf jeden Fall
entsorgen.
Vor Mineralölrückständen schützen:
Lebensmittel aus Recyclingkartons,
zum Beispiel Reis oder Cornflakes,
vor der Lagerung in Vorratsdosen
umfüllen. Sonst können gesundheitsschädliche Mineralölrückstände auf
die Lebensmittel übergehen. Das gilt
besonders, wenn der Inhalt direkt
mit dem Karton in Kontakt kommt.
Recyclingkartons sind dunkel, helle
Pappen bestehen aus Frischfasern und
stellen kein Risiko dar.
BIOKREIS ––– Fachberatung
Landwirte fragen Berater antworten
Wachsverarbeitung zu Mittelwänden
Wirkung von Bio-Kohle
„Wundermittel“ Bio-Kohle,
was halten Sie davon?
Gerhard Falter:
Kleegras gegen Gärsubstrat
Ich beliefere eine Biogasanlage mit
Kleegras. Darf ich Gärsubstrat im
Austausch für Kleegras ausbringen?
Toni Reisinger:
-40Umstellung von Milchvieh
Wie kann ich die Umstellung meines
Milchviehbetriebs zeitlich optimieren?
Jörn Bender:
Bei der klassischen Umstellung eines
Milchviehbetriebs werden Flächen und
Tierhaltung oft nacheinander umgestellt.
Dabei ist es sehr wichtig, mit der Umstellung möglichst zu einem Zeitpunkt
(zum Beispiel 1. Mai 2016) zu beginnen,
der vor dem typischen Termin des ersten
Schnittes beziehungsweise des Beweidungsbeginnes in der Region liegt. So ist
gewährleistet, dass zwölf Monate später
Weide- und Mähflächen bereits den Status „Umstellungsfutter“ haben und somit
Futtergrundlage einer öko-konformen
Milchviehhaltung sein können. Durch
die zusätzlich mögliche Kombination mit
20 Prozent Futter (Grünland, Kleegras)
aus dem ersten Jahr der Umstellung, ökologischem Kraftfutter und gegebenenfalls
weiterem ökologischen Zukaufsgrundfutter kann so in gut organisierten Fällen
bereits etwa ab dem 1. April des Folgejahres die Umstellung der Milchviehherde eingeleitet und dann sechs Monate
später − im Beispiel ab dem 1. Oktober
2017 – Bio-Milch geliefert werden.
Unter folgenden Voraussetzungen ist es
möglich, das Substrat zurückzunehmen:
• Die Biogasanlage muss einen Anteil
an ökologischen Fermentationsstoffen
enthalten.
• Es dürfen keine GVO-Zuschlagstoffe in
die Anlage eingebracht werden.
• Es darf keine Gülle, Jauche, kein Schweine- oder Geflügelmist aus konventioneller Tierhaltung in die Biogasanlage
eingebracht werden. Das gleiche gilt für
Fäkal- und Klärschlamm.
• Der Anlagenbetreiber muss dem Biokreis e.V. schriftlich versichern, dass keine der oben genannten Stoffe in seiner
Biogasanlage fermentiert werden.
Wenn die oben genannten Kriterien
eingehalten werden, darf der Landwirt
für die gelieferte Menge Kleegras oder
Gras den Entzug der Nährstoffe wieder
als Gärsubstrat ausbringen. 40 kg N/ha
Gärsubstrat dürfen zugekauft werden.
Die Forschung beschäftigt sich erst seit
kurzem mit der Wirkung von Bio-Kohle.
Neben dem Effekt auf die Bodenfruchtbarkeit (Humusgehalt, mikrobielle Aktivität etc.) soll auch die Nährstoffverfügbarkeit (Stickstoff, Schwefel, Phosphor)
in Biogasgärresten und Gülle geprüft
werden. Unabhängig davon setzen bereits
viele Praktiker die Bio-Kohle in ihren Betrieben ein. So rühren die Landwirte die
Bio-Kohle, oftmals in Verbindung mit
fein vermahlenem Gesteinsmehl, das
auch im Stall angewendet werden kann,
einige Wochen vor dem Ausbringen in
die Güllegrube. Wichtige Ziele sind
etwa: die Reduzierung von Ammoniakverlusten, bessere N-Ausnutzung, weniger Ätzschäden an den Pflanzen, weniger Geruch, bessere Fließfähigkeit. Die
Wirkung der Bio-Kohle scheint (oft in
Kombination mit weiteren Maßnahmen)
vielversprechend. Neben technisch hergestellten Bio- beziehungsweise Pflanzenkohlen bei Preisen von mehreren hundert
Euro je Kubikmeter gibt es mittlerweile
auch eine Alternative, die weitaus günstiger ist. Sie wird energieschonend und
natürlich abgebaut (oberflächennahe
Lagerstätten) und besitzt hohe Anteile
an Huminstoffen (Dauerhumus). Die
Anwendungsgebiete dieser Kohle sind
äußerst vielfältig. Sowohl in der Aufbereitung von Gülle, Biogasgärresten und
Mist als auch als Stalleinstreu in Geflügel-, Schweine und Rinderställen, als
Mulchmaterial in Sonderkulturen oder
beim Humusaufbau unserer Böden ergeben sich vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Erste Praxiserfahrungen scheinen
mehr als nur interessant zu sein.
Wieso gibt es Unterschiede bei der
Verarbeitung von Mittelwänden?
Hubert Dietrich:
Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren zur
Herstellung von Mittelwänden*). In kleineren Imkereien wird das Wachs erhitzt und in
eine flache Form (Mittelwandpresse) mit dem
Wabenmuster geschöpft. Während des Schließens der Form läuft das überschüssige Wachs
heraus. Nach dem Erstarren der Mittelwand
kann die Form geöffnet und die Mittelwand
herausgenommen werden. Die Form wird
gekühlt und steht für den nächsten Guss zur
Verfügung. Wachsverarbeitende Betriebe erzeugen Mittelwände im Durchlaufverfahren.
Hier kommen jeweils zwei Walzen mit dem
Wabenmuster zum Einsatz. Die Mittelwände
werden entweder gegossen oder gewalzt. Beim
Gießverfahren sind die Walzen nebeneinander angeordnet. Diese laufen gegeneinander.
Das flüssige Wachs läuft von oben auf das gekühlte Walzenpaar und verteilt sich über die
gesamte Walzenlänge. Unten kommt ein mit
dem Wabenmuster versehenes Wachsband
heraus, das anschließend in die gewünschten
Größen geschnitten wird. Mittelwände können auch durch das Walzverfahren hergestellt
werden. Hier wird zuerst ein dickeres Wachsband ohne Prägung hergestellt. Im nächsten
Arbeitsgang wird das Wachsband durch zwei
übereinander liegende Walzen mit dem Wabenmuster gedrückt. Wenn flüssiges Wachs
erstarrt, kristallisiert es aus und wird spröde
(analog: flüssiger Honig − fester Honig oder
flüssiges Eisen − Gusseisen). In der Bandmaschine wird das Wachs durchgeknetet und
damit die Kristallstruktur gebrochen (analog: cremig gerührter Honig oder gewalzter
Stahl). Die Prägewalzen mit dem Wabenmuster walzen das Wachsband nur noch aus. Die
Verdichtung erfolgt durch das Durchkneten
und das Pressen des Wachsbandes. Elastisch
sind die Mittelwände aber nicht durch das
Verdichten, sondern durch das Fehlen einer
kristallinen Struktur.
*) (vorgeprägte Wachsplatten mit dem Wabenmuster)
Alte Schweinerassen
Woher bekomme ich eine
alte robuste Schweinerasse?
Christina Lirsch:
Alte Schweinerassen geraten in Vergessenheit und zählen teils zur aussterbenden Haustierart oder sind schon akut
vom Aussterben bedroht. Unsere Mitglieder haben in der Schweinehaltung bereits
sehr positive Erfahrungen mit den alten
robusten Schweinerassen gemacht. Freilandhaltung für Schweine ist in Vergessenheit geraten, jedoch war früher eine
gängige Art der Schweinehaltung. Als
neuer zusätzlicher Betriebszweig mit Direktvermarktung oder für Neueinsteiger
kann dies durchaus eine interessante Alternative für die zukünftige Betriebsentwicklung sein. Mit alten Rassen wie
dem Turopolje Schwein, dem Düppeler
Weideschwein, den Bunten Bentheimer
Schweinen, dem Schwäbisch Hällischen
Landschwein, dem Angler Sattelschwein
und den Wollschweinen sind diese extensiven Haltungsformen möglich. Die
Gesellschaft zur Erhaltung alter und
gefährdeter Haustierrassen erteilt Informationen darüber, welche Rasse für den
jeweiligen Betrieb in Frage kommt und
wie man an geeignete Tiere gelangt. Als
Bezugsquellen kommen natürlich auch
Betriebe in Betracht, die auf diesem Gebiet als Pioniere schon viel Erfahrung
gesammelt haben und auch in der Lage
sind, immer wieder Zuchttiere abzugeben. Mehr Infos unter:
www.g-e-h.de, www.vieh-ev.de
Förderung von Beratungsstunden
Wie bekomme ich eine
Förderung für meine Beratung?
David Hierenbach:
Einzelbetriebliche Beratung wird in Bayern gefördert. Die Förderhöhe je Beratungsstunde liegt bei 45 Euro. Dieser
Betrag wird für jede tatsächlich in Anspruch genommene Beratungsstunde direkt zwischen Verband und dem Freistaat
Bayern verrechnet. Um diese Leistung zu
bekommen, muss jeder Betrieb vor der
ersten Beratung im Jahr einen Antrag auf
Beratungsleistungen stellen. Auf diesem
Antrag müssen die voraussichtlich erforderlichen Stunden für 2016 beantragt
werden. Verrechnet werden aber nur die
tatsächlich angefallenen Beratungsstunden. Das heißt aber im Umkehrschluss:
Werden mehr Beratungsstunden wahrgenommen als beantragt wurden, bekommt
der Betrieb hierfür keine Förderung und
die Beratungsstunde wird teurer. Deshalb ist es wichtig, den Antrag auf Beratungsleistung auszufüllen und an die
Geschäftsstelle zu schicken oder dem zuständigen Berater zu übergeben. Der Antrag ist über die Homepage des Biokreis
www.biokreis.de am rechten Rand der
Startseite oder direkt auf www.biokreis.
de/beratung.php herunterzuladen oder
über die Berater und die Geschäftsstelle
erhältlich.
BIOKREIS ––– Fachberatung
Lupine aus
der Nische!
Die Eiweißpflanze steht im Gegensatz zum Soja noch
in den Startlöchern. Tipps für den Anbau:
Von Franz Stadler
-42-
Der Lupinenanbau in Bayern bewegte sich von 1993 bis zum Jahr 2008
in einer Größenordnung von 100 bis
knapp 600 Hektar. Bei einer Ackerfläche von über zwei Millionen Hektar
muss man den Anbau dieser Leguminosen einem „Nischenbereich“ zuordnen. Während der Sojabohnenanbau
in den letzten zwei Jahren regelrecht
explodierte, verharrte der Lupinenanbau bei etwa 500 Hektar, ohne dass
regionale Schwerpunkte in Bayern erkennbar wären. Der Süßlupinenanbau
(Bitterstoffgehalt unter 0,05 Prozent)
ging ab Mitte der 1990er-Jahre im Anbauumfang enorm zurück durch die
verstärkt auftretende samenübertragbare Pilzkrankheit Anthraknose. Die
Anfälligkeit der Lupinenarten nimmt
von der Weißen über die Gelbe bis zur
Blauen Lupine ab. Nach derzeitiger Erkenntnis aus dem praktischen Anbau
in Ostdeutschland weisen die Blauen
Lupinen die größte Toleranz auf. In
den drei Versuchsjahren wurden die
Gelben mehr als die Blauen, diese
mehr als die Weißen Lupinen befallen.
Dies ist wohl in den Saatgut-Herkünften begründet, die für die Versuche
zur Verfügung gestellt wurden. Entsprechend beschränkte sich die Züchtungsarbeit in den letzten Jahren fast
nur noch auf die Blaue Lupine, von
der die meisten Sorten zugelassen sind.
In der Saatzucht Triesdorf als derzeit
einzigem Zuchtstandort in Deutschland für die Weiße Lupine wird diese
Art züchterisch bearbeitet. Stämme mit
geringem Anthraknosebefallbefinden
sich im Zulassungsprozess. Aufgrund
ihrer tiefreichenden Pfahlwurzel ist
die Lupine unempfindlich gegen Sommertrockenheit. Keine Lupine verträgt
freien Kalk im Boden. Lupinen weisen
den höchsten Rohproteingehalt aller
heimischen Körnerleguminosen auf.
Lupinenarten
Gelbe Lupine (Lupinus luteus)
• für saure Böden mit pH-Wert
4,0 – 6,0
• 40 bis 46 Prozent Rohprotein,
TKG 120 – 180 g
Gelbe Lupinen sind für die Praxis in
Bayern nicht anbauwürdig, da:
• das Ertragsniveau zu gering ist und
die Böden in der Regel zu „schwer“
sind,
• beim Drusch die Hülsen sehr leicht
aufspringen; „Taudrusch“ notwendig,
• eher Standorte mit niedrigem phWert geeignet sind.
Weiße Lupine (Lupinus albus)
• für mittlere und bessere Standorte
mit pH-Wert 5,5 bis 6,8
• 36 bis 42 Prozent Rohprotein, TKG
270 bis 430 g
Wegen der Anthraknose-Anfälligkeit
der Weißen Lupinen ist der Anbau dieser Art im praktischen Anbau und Versuchswesen vollständig zum Erliegen
gekommen. Die Ertragsrelationen aus
der Literatur wurden in den Versuchen
bestätigt.
dagmar zechel; pixelio
wicklung war eine hohe Fusariumanfälligkeit zu beobachten, was zu Pflanzenausfällen geführt hat.
• Neuere Verzweigungstypen blühen
kaum nach und haben sich im praktischen Anbau durchgesetzt. In Ostdeutschland werden seit Jahren mehr
als 20 000 Hektar dieser Art angebaut.
• Weiße Lupinen erzielten höchsten
Ertrag > Blaue (20 bis 40 Prozent)
• Gelbe (mind. 40 bis 50 Prozent)
geringeren Ertrag als die Weißen Lupinen.
Weiße Lupinen wären prinzipiell für
den heutigen Mähdrusch geeignet, da:
• gleichmäßige und rechtzeitige Abreife
gegeben ist,
• die Hülsen sehr „platzfest“ sind,
• selbst bei verzögertem Drusch kein
Pilzbefall an den Hülsen auftrat.
Blaue oder Schmalblättrige Lupine
(Lupinus angustifolius)
• für leichte bis mittlere Böden mit
pH-Wert von 5,0 - 6,8
• 32 bis 35 Prozent Rohprotein, TKG
von 120 bis 180 g
Blaue Lupinen sind wegen der Saatgutverfügbarkeit derzeit die einzige
Anbaualternative für die Praxis.
• Die neuen, endständigen Typen zeigen zwar eine gleichmäßige Abreife,
besitzen aber kaum eine Unkrautunterdrückung, das heißt Spätverunkrautung ist ein großes Problem. Zudem
zeigen diese Typen einen sehr tiefen
Hülsenansatz. Bei großen Schnittbreiten kann dies ein Problem sein.
• Ältere Verzweigungstypen wachsen
und blühen an den Triebenden immer weiter und werden daher nicht
reif. Zudem platzen die Hülsen beim
Drusch noch auf.
• Auf schweren Lehmböden und bei
feuchter Witterung in der Anfangsent-
Fruchtfolge
Die geringe Unkraut unterdrückende
Wirkung ist zu beachten. Die unmittelbare Vorfruchtwirkung ist mit der
Ackerbohne vergleichbar und etwas
schlechter als bei der Erbse, die Folgewirkung durch höhere Rohfasergehalte
in der Wurzel jedoch etwas besser als
bei Erbsen. Anbaupausen von mindestens vier bis sechs Jahren sind nötig.
Kein Anbau nach Kartoffeln und mindestens drei Jahre Anbaupause nach
Raps, Sonnenblumen, Bohnen, Sojabohnen und Erbsen wegen Sclerotina
sollten eingehalten werden.
Saat
Eine Mindestbodenwärme von 5 bis 6
°C sollte abgewartet werden. Leichte
Spätfröste bis zur Ausbildung des zweiten Laubpaares werden vertragen, von
der Weißen Lupine (bis -6°C) besser
als von der Blauen Lupine (bis -3°C).
Frühe Saat ist nur auf Standorten
ohne stärkeren Unkrautdruck empfehlenswert. Bis Mitte April sollte die
Saat abgeschlossen sein, da sonst eine
zunehmende Massenentwicklung und
abnehmende Körnerbildung erfolgt.
Vor zu frühen Saaten wird gewarnt,
da die Lupine sehr empfindlich auf
Verschlämmungen, Bodenverdichtungen bei zu feuchtem Boden zum
Bestellzeitpunkt oder Kältephasen
mit schlechtem Feldaufgang reagiert;
gleichzeitig nimmt die Verunkrautungsproblematik überproportional
zu. Die Saattiefe liegt bei 2 bis 4 cm.
Bei Striegelmaßnahmen sind 3 bis 4
cm Saattiefe unbedingt einzuhalten.
Gewalzt sollte nach der Saat möglichst
nicht werden. Wegen der samenbürtigen Anthraknose ist nur zertifiziertes
Saatgut zu verwenden. Durch eine
einjährige Überlagerung des Saatgutes nimmt der Befall oft deutlich ab.
Bei Nachbau kann allerdings durch
teilweise Fremdbefruchtung der Bitterstoffgehalt zunehmen. Auf Stand-
orten, an denen in den letzten acht
Jahren keine Lupinen oder Serradella
standen, ist es empfehlenswert, die Saat
mit geeigneten Rhizobien zu impfen.
Die Anforderungen an die Produktionstechnik von Lupinen können in
einer Broschüre der Gesellschaft zur
Förderung der Lupine e.V. unter www.
lupinenverein.de detailliert nachgelesen werden.
Reihenweite
Die Reihenweite ist von der Unkrautbekämpfung, in der Regel Hacken,
abhängig. Besonders Blaue und Gelbe
Lupinen werden meist auf doppeltem
Getreideabstand gesät. Weiße Lupinen
können weiter bis etwa 35 cm Reihenweite gesät werden. Bei geringerem
Unkrautdruck kann auf Getreidereihenabstand gesät werden und sollte
sobald als möglich blind gestriegelt
werden.
Pflege
Blindstriegeln bis etwa eine Woche
nach der Saat ist meist die effektivste
Maßnahme. Vorsichtiges Striegeln ab
dem ersten Laubblattpaar (2-Blattstadium) bis 4- bis 5-Blattstadium
bei 10 cm Pflanzenhöhe bei warmen
bis leicht welken Beständen. Abgebrochene Pflanzen können sich im
Gegensatz zu anderen Leguminosen
nicht regenerieren. Blaue und Gelbe
Lupinen sind wesentlich empfindlicher
(weniger elastisch) als Weiße Lupinen.
Zum frühen Hacken haben sich Gänsefußschare in Verbindung mit dem
Flachhäufler, der Torsionshacke oder
der Fingerhacke bewährt. Wegen der
Übertragungsgefahr der Anthraknose sollten die Pflegemaßnahmen nur
bei trockenen Beständen und Böden
durchgeführt werden, auch weil die
Pflanzenverluste bei höheren Temperaturen geringer sind.
Krankheiten und Schädlinge
• Anthraknose
(Colletotrichum lupini):
Nesterweise Verkrümmungen der Triebe, welke Blätter und Brennflecken
(Brennfleckenkrankheit) an Stängeln,
Blättern und Hülsen; große Schäden
bei feuchten, niederschlagsreichen Bedingungen bei 15 bis 18 °C. Am Saat-
gut sind keine typischen Symptome erkennbar. Gegenmaßnahmen: Weniger
anfällige Sorten, niederschlagsärmere
Regionen, anthraknosefreies Saatgut,
kein Anbau in unmittelbarer Nähe von
im Vorjahr befallenen Feldern, keine
Verschleppung bei mechanischer Pflege, Saatgutüberlagerung brachte teilweise Rückgänge des Befalles, bei späterer Aussaat wurden größere Schäden
beobachtet, frühe Sorten zeigen tendenziell geringeren Befall.
• Lupinenwelke
(Fusarium oxysporum):
Befällt besonders die Gelbe und Blaue
Lupine. Alle neuzugelassenen Sorten
sind fusariumtolerant, die gelben Lupinensorten sind toleranter als die blauen
Sorten.
• Sclerotina (Sclerotinia sclerotiorum):
Ausreichende Fruchtfolgeabstände zu
Kreuzblütlern und anderen Leguminosen einhalten.
• Wild
Lupinen sind sehr beliebt bei Rehen,
Hasen und so weiter, Probleme ergeben sich besonders in Waldnähe und
bei kleinen Schlägen.
Ernte
Ernte, wenn Pflanzen vollständig vertrocknet, Samen braun sind und in
den Hülsen rascheln; Erntefeuchte bei
13 bis 16 Prozent Wassergehalt. Blaue
Lupine nicht zu spät ernten wegen
Platzverlusten. Niedrige Trommeldrehzahl und weiter Dreschkorb wie
bei Erbsen, günstige Ernte in den frühen Morgenstunden wegen Aufplatzen
bei den Blauen Lupinen.
Der Autor Franz Stadler ist
Berater für Saatgutvermehrung.
Literatur:
LfL-Information: Lupine. Anbau und
Verwertung. 2. Auflage 2013.
Online unter: www.lfl.bayern.de
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Bamberg: Lupinen im ökologischen Anbau.
Online unter: www.aelf-ba.bayern.de
www.lupinenverein.de
-43-
BIOKREIS ––– Fachberatung
Weidegang für Schweine
Beispiele aus der Praxis: Tierwohl und Werbeeffekt als zentrale Motive.
Von Kristin Christmann, Bernhard Hörning und Gerriet Trei
-44-
In Deutschland war ein Weidegang für Sauen bis Mitte des
20. Jahrhunderts verbreitet, ist heute aber nur noch selten
anzutreffen. Die EU-Bio-Verordnung schreibt Weidegang
nur für Pflanzenfresser vor, für Schweine hingegen Ausläufe
mit Wühlmöglichkeit sowie eine tägliche Vorlage von Raufutter. In mehreren europäischen Ländern ist Weidegang für
Bio-Schweine Vorschrift (zum Beispiel Dänemark, England).
Die deutschen Öko-Verbände fordern Weidegang für Sauen.
Die Vorteile liegen im Bereich des arteigenen Verhaltens.
Darüber hinaus kann das Grünfutter auf der Weide zur
Nährstoffversorgung beitragen, was für den Ökolandbau
ein interessanter Aspekt sein könnte.
Laut Edwards (2003) nehmen Sauen circa 2 kg TS Gras
am Tag auf und Mastschweine circa 1 kg. Ältere Literatur
enthielt eine Reihe von Empfehlungen für eine maximale
Ausnutzung des Weidefutters; unter anderem Umtriebsweide mit häufigem Umtrieb auf junges, eiweißreiches Gras,
zum Teil auch nur stundenweiser Austrieb am Tag, intensive
Weidepflege und -düngung (Hoesch 1919, Steven 1941,
Ludwig 1956). Einige Empfehlungen für einen heutigen
Weidegang könnten auch aus der Verfahrenstechnik der
ganzjährigen Freilandhaltung von Sauen übernommen werden, zum Beispiel bezüglich Einzäunung mit Elektrozäunen
oder Wasserversorgung (vgl. Hörning et al. 2011). Ziel der
hier vorgestellten Untersuchung war es, aktuelle Praxiserfahrungen zusammenzutragen.
Methoden
Die Suche nach Adressen von Betrieben erfolgte über Kontaktaufnahmen zu Bio-Verbänden, Beratern und Landwirtschaftskammern sowie über das Internet. Es erfolgte eine
Befragung von 15 Betrieben mit Schweineweide in Deutschland. Die Befragungen erfolgten im Juni /Juli 2014 in Form
von nicht-standardisierten, teilstrukturierten Leitfadeninterviews (9 vor Ort, 6 telefonisch).
Ergebnisse und Diskussion
Von den 15 Betrieben waren 9 Bio-Verbänden angeschlossen, 4 Betriebe der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft
Schwäbisch-Hall (BESH) und 1 dem Markenprogramm
Neuland. Die meisten Betriebe hielten alte Schweinerassen
(zum Teil eingekreuzt mit Piétrain), und viele Betriebe realisierten höhere Mastendgewichte als üblich (zum Beispiel
150 kg). Somit wiesen alle Betriebe Besonderheiten bei den
erzeugten Produkten auf. 5 Betriebe hielten Sauen und 12
Betriebe Mastschweine auf der Weide (darunter 3 beide Kategorien). Insgesamt wurden 76 Sauen (5 - 40 je Betrieb,
Median 8,0) und 466 Mastschweine (11 - 110 je Betrieb,
Median 26,5) auf der Weide gehalten. Folglich handelt es
sich um kleinere Bestände. Die Weiden hatten Größen von
0,03 - 9,0 ha, wobei letztere aus 3 ha Weide plus 6 ha Waldweide bestand. Je Sau standen im Median insgesamt 203 m²
Weidefläche (43 - 625) zur Verfügung und je Mastschwein
625 m² (40 - 1500); ohne die Betriebe mit Waldweide 336
m². Daraus ergeben sich circa 40 Sauen beziehungsweise
30 Mastschweine je Hektar Weide.
Es waren sehr verschiedene Weidesysteme anzutreffen. Von
11 Betrieben mit Mastschweinen hatten 4 Standweide, je
2 Umtriebs- oder Portionsweide, 1 Waldweide und 2 Waldweide plus Weide. Die 3 Betriebe mit Waldweide gehörten
zu einem speziellen Projekt der BESH (Eichelmastschweine:
20 Prozent Eicheln im Futter, mindestens 3 Monate Ganz-
tagsweide, Endgewichte circa 150 kg). Von den Betrieben
mit Sauen hatten 3 stundenweise Weidegang auf Standweiden, 1 ganztägig Zugang zu einer Umtriebsweide und
1 ganztägig Zugang zu einer Standweide. Letzterer hielt die
Sauen in Familienhaltung gemeinsam mit den Mastschweinen. Ein Betrieb hielt die Mastschweine in einem versetzbaren Weidegehege (14 x 15 m für 14 Tiere, Versetzung jeden
2. Tag). Ein Betrieb führte eine Mischbeweidung mit Rindern und Hühnern durch („Symbiose“). Dementsprechend
unterschiedlich waren die Motive für die Schweineweide.
Etliche Betriebe nannten die Tiergerechtheit beziehungsweise naturgemäße Haltungsform. Einige Betriebe versuchten
gezielt die Futteraufnahme von der Weide zu erhöhen; andere berichteten von einem Futtermehraufwand. Viele Betriebe hoben die gute Fleischqualität (Festigkeit, Saftigkeit,
Tropfsaftverlust) hervor sowie die gute Tiergesundheit. Fast
alle Betriebe entwurmten regelmäßig die Schweine. Häufig
anzutreffen war auch die Direktvermarktung, wodurch höhere Preise realisiert werden können; die Betriebe warben in
der Regel mit ihrem Weidegang.
Fast alle Betriebe mit ganztägigem Weidezugang hatten
Weideeinrichtungen wie Tränken, Suhlen oder Schattenspender. Bei der Einzäunung gab es sehr verschiedene Systeme (Elektrodraht, fester Zaun, Kombinationen). Einige
Betriebe klagten über Veterinärämter, welche Auflagen für
die Schweineweide mit Bezug auf die Schweinehaltungs-Hygieneverordnung machten. Es wurden sehr unterschiedliche
Weidepflegemaßnahmen angegeben (Mulchen, Nachsäen,
Auffüllen von Löchern). Häufig wurde ein nur geringer Arbeitsaufwand für die Weide genannt, zum Teil sogar Einsparung (durch fehlendes Ausmisten). Insgesamt waren die
Betriebe sehr unterschiedlich, was Verallgemeinerungen erschwert. Dennoch scheint sich die Schweineweide auf den
untersuchten Betrieben zu bewähren. Im Vergleich zu den
Empfehlungen der älteren Literatur geht es aber weniger
um eine maximale Ausnutzung des Futterwerts der Weide,
dafür mehr um das Tierwohl und Werbeaspekte. Gezielte
Untersuchungen zur Schweineweide als Futtergrundlage im
Ökolandbau erscheinen daher sinnvoll.
Die Autoren Kristin Christmann, Prof. Dr. Bernhard Hörning
und Dipl.-Ing. Gerriet Trei arbeiten im Fachgebiet Ökologische
Tierhaltung an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung
Eberswalde (FH).
Literatur:
Edwards S. A. (2003): Intake of nutrients from pasture by pigs. Proc Nutr
Soc 62:257-265.
Hoesch F. (1919): Der Weidebetrieb in der Schweinezucht. 4. Aufl., Schaper,
Hannover, 196 S.
Hörning B., Tober O., Trieschmann M. (2011): Freilandschweinehaltung.
KTBL, Ökolandbau, 14 S.
www.ktbl.de/inhalte/themen/oekolandbau/themen/freilandschweinehaltung
Ludwig A. (1956): Haltung und Fütterung von Schweinen auf Dauerweiden. Diss. agr., Hohenheim
Steven A. (1941): Schweinehaltung auf Dauerweide. Berlin, AG Dt. Stickstoffindustrie, 56 S.
Bild:
matildanilsson
pixabay
Aktuelles: Bayern
Besucheransturm beim Grafmühlener Mühlenfest
Der diesjährige 23. Deutsche Mühlentag – traditionellerweise für den Pfingstmontag ausgerufen von der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde – bot der Bio-Holzofenbäckerei
Grafmühle aus Thyrnau bei Passau, Mitglied im Biokreis,
den idealen Anlass, den zweiten Teil ihres Betriebes der Öffentlichkeit zu präsentieren: die frisch renovierte erste BioMühle im Passauer Land. Das Interesse an Mühlenführungen und Schaubacken am Holzofen, Kinder-, Musik- und
Theaterprogramm war trotz regnerischem Wetter enorm:
Gut 1500 Menschen kamen, um zu sehen, was sich in der
Grafmühle tut und wie Mehl und Brot in traditionellem
Handwerk entstehen. Auch der Biokreis war mit einem
Stand vertreten, an dem vor allem die Kinder per Mühlenfahrrad mit eigener Kraft Mehl mahlen durften. Josef
Bauer, Bäcker- und Müllermeister in der Grafmühle: „So ein
festlicher Tag der offenen Tür ist ein Haufen Arbeit – aber
ein wertvoller Gewinn für beide Seiten. Die Leute erleben,
was handwerkliche Herstellung bedeutet, und das fördert
die persönliche, vertrauensvolle Beziehung, die ja für unseren kleinen, regionalen Betrieb von großer Bedeutung ist!“
Übrigens: Die Grafmühle sucht noch Kooperationsbetriebe
aus der Bio-Landwirtschaft in der Region für den Anbau
von alten Getreidesorten. Interessenten können sich an den
Biokreis wenden! Grafmühle
-46-
Intensiver Austausch dank Regen –
Felderbegehung auf dem Stelzlhof
Die Besichtigung des Betriebs von Sepp Brunnbauer auf
dem Stelzlhof am 12. Mai fiel im wahrsten Sinne des Wortes
ins Wasser. Umso besser - bot sich so ausreichend Raum zum
Austausch über Themen, die die teilnehmenden Landwirte
beschäftigen. Unterschlupf bot zum Glück das Biowirtshaus Fliegerbauer, das ebenso wie die Geschäftsstelle des
Biokreis auf dem Stelzlhof beheimatet ist. Großen Raum
nahm dabei die Auswirkung des Schwefeleinsatzes im ökologischen Ackerbau ein. Insbesondere die Chancen zur Qualitätsverbesserung bei Konsumgetreide wurden durch Kuno
Neumeier in Aussicht gestellt. Sepp Brunnbauer regte an,
im kommenden Jahr einen Schwefelversuch auf dem Stelzlhof einzurichten, um diese Frage von der praktischen Seite
her zu beleuchten. Auch die Vermarktungsmöglichkeiten
beschäftigten die anwesende Runde, die ein positives Fazit für die Region Niederbayern ziehen konnte: Dank des
stabilen Vertragsanbau-Modells mit der Getreidereinigung
Dankesreiter (Haselbach) sind gute Absatzmöglichkeiten für
Biokreis-Getreide vorhanden. da
Einblicke in die Bio-Geflügelhaltung
auf dem Betrieb Grosser
Das Interesse war groß, die Themen vielfältig, das Wetter hat
mitgespielt – und so lockte die Betriebsbesichtigung auf dem
Biokreis-Betrieb Ingrid und Franz Grosser rund 30 BiokreisLandwirte nach Pfarrkofen, Ergolding bei Landshut. Franz
und Ingrid Grosser halten Legehennen und Masthähnchen
sowie Puten. Bei der Besichtigung bekamen die Gäste den
Legehennenstall sowie die mobilen Ställe für die Masthähnchen zu sehen. Der Mobilstall ermöglicht es, die Hähnchen
im Laufe des Sommers auf der Weide stückweise weiterwandern zu lassen. Die Familie Grosser setzt bei seinem
Geflügel auf eine Zweinutzungsrasse, bei der die männlichen
Küken nicht getötet, sondern als „Brudergockel“ aufgezogen
und das Fleisch ebenso wie die Eier vermarktet werden. Das
Futter für die Tiere wird in der hofeigenen Futtermühle gemischt - Erbsen, Weizen, Triticale- und Ackerbohnen kommen von den eigenen Feldern sowie vom Nachbarhof der
Familie Lackermeier und weiteren Biokreis-Kollegen. In Kooperation mit einem Bioland-Betrieb arbeiten die Grossers
an der Weiterentwicklung des Ackerbaus. Eine Besonderheit
stellt das Turiel-System zur Direktsaat auf Dämmen dar, das
den Interessierten bei der Familie Lackermeier vorgeführt
wurde. Auf dem Programm stand zudem die Besichtigung
der Mutterkuh-, Hochlandrinder- und Bullenhaltung sowie deren Vermarktung beim Biokreis-Betrieb der Familie
Oberpriller in Käufelkofen. Dabei ließ der Tag genügend
Raum, um anstehende Themen zu diskutieren. Die Teilnehmer tauschten sich über Möglichkeiten der Vermarktung und die aktuellen Preise aus und sprachen über die
Entwicklung des Saatgutbezugs innerhalb des Verbandes.
In diesem Zusammenhang wurde über die aktuelle Verteilung von zertifiziertem Bio-Saatgut diskutiert, insbesondere
die Zuteilung von konventionell erzeugtem Saatgut durch
verbandsnahe Marktgesellschaften stieß auf Unverständnis.
Biokreis-Geschäftsführer Sepp Brunnbauer versprach, sich
dem Thema anzunehmen und mit den Verantwortlichen
die Hintergründe zu klären. Die Veranstaltung schloss mit
einer Verkostung reiner Geflügel-Wiener und -Weißwürste
vom Grosserhof. da
Aktuelles: NRW
Aktuelles: NRW
Umstellertage für Rinderhalter
Der Biokreis NRW informierte mit Partner-Unternehmen
über ökologische Rinderhaltung und Milchproduktion.
Im Zuge von zwei Informationsveranstaltungen im Raum
Ostwestfalen sowie dem Sauerland bot der Biokreis passend
zum Vegetationsbeginn im April aktuelle Umstellungsinformationen für Milchvieh- und Fleischrinderhalter. Gemeinsam mit dem Naturland-Verband, den Unternehmen BMG
(Milch) und Curo (Futtermittel) sowie den Fleischverarbeitern Biofleisch NRW eG und Naturverbund Niederrhein
(Thönes) bot der Biokreis Erzeugerring NRW ein breites
Portfolio an grundlegenden Informationen zu Richtlinien
und Markterfordernissen. Jeweils rund 10 bis 15 konkret
interessierte Landwirte waren trotz besten Wetters zu den
Veranstaltungen gekommen.
Neben der allgemeinen Information stand auch die Absicht
der Molkerei BMG, verstärkt im Bio-Markt aktiv zu werden, im Mittelpunkt der Veranstaltungen. Diesbezüglich war
für umstellungsinteressierte Betriebe „höchste Eisenbahn“
geboten, da die optimale Umstellung im Produktbereich
Milch eng mit dem Vegetationsverlauf verbunden ist. Im
Zuge der hier oft anzutreffenden, „nicht-gleichzeitigen“
Umstellung von Pflanzenbau und Tierhaltung gilt es, den
Beginn des Kontrollvertrages so zu legen, dass dem ersten
Grünlandschnitt beziehungsweise der ersten Weidenutzung
im Folgejahr (2017) in jedem Fall bereits zwölf Monate mit
ordnungsgemäß kontrollierter Ökobewirtschaftung vorausgehen. Dann können die entsprechenden Aufwüchse im Jahr
2017 als anerkanntes Umstellungsfutter vom eigenen Betrieb
uneingeschränkt zur Produktion von Bio-Milch eingesetzt
werden.
Im Nachgang der beiden Veranstaltungen kam es zu zahlreichen Einzelberatungen durch den Biokreis bei den jeweiligen
Interessenten, von denen einige inzwischen in die Umstellung gestartet sind. Mit einer Aufnahme der entsprechenden
Bio-Milchlieferung ist daher zum vierten Quartal 2017 zu
rechnen. JB
-48-
Wirtschaftliche Aspekte bei
der Umstellungsberatung
Schulung zu ökonomischen Kennzahlen.
Ein ungewöhnliches Seminar fand im Mai 2016 auf Initiative der GLS-Bank sowie des Ökoteams der Landwirtschaftskammer NRW in Bochum statt. Geschäftsführer beziehungsweise Berater der vier Ökoverbände in NRW tauschten
sich mit Mitarbeitern der beiden zuvor genannten Organisationen zu grundlegenden ökonomischen Kennzahlen im
Bereich der Umstellungsberatung aus. Hintergrund für die
erstmalige Veranstaltung war die gemeinsame Erkenntnis aller Beteiligten, dass gerade das aktuelle Umstellungsinteresse
vielfach nicht nur aus einer inhaltlichen Hinwendung zum
Ökolandbau beziehungsweise dem entsprechenden Markt resultiert. Bei vielen Anfragen ist auch eine sehr konkrete ökonomische Notlage der Betriebe vorhanden. Diese Situation
bei der Umstellungsberatung nicht zu berücksichtigen, wäre
mit Blick auf eine langfristige und nachhaltige Entwicklung
des Betriebs aus Sicht der Beratung fahrlässig und wenig professionell. Zusätzliche Bedeutung dürfte diese Einschätzung
vor dem Hintergrund eines zunächst oftmals nicht unerheblichen Investitionsbedarfs (zum Beispiel Stallumbauten,
Futterzukauf ) im Zuge der Umstellung erlangen.
JB
Weidegang für Milchvieh gefordert
Weidegang für Pflanzenfresser ist – nicht zuletzt mit Blick in die EGÖko-Verordnung – ein wesentliches Merkmal des ökologischen Landbaus. Die unterschiedlichen Regelungen diesbezüglich in den deutschen
Bundesländern, aber auch die zum Teil (und je nach Region) differenzierte Behandlung in den Verbänden des Ökolandbaus stößt dabei
zunehmend auf Kritik. Nicht nur Verbraucher, sondern auch manche
Behörden- und Verbandsvertreter mahnen einheitlichere und verbindlichere Regelungen in diesem Segment an. Ein erster Schritt könnten
verbindliche Weidekonzepte sein, die sowohl das Optimum als auch
konkret umsetzbare Maßnahmen im jeweiligen Betrieb beschreiben.
Daneben wird es, zumindest in einigen Bundesländern, zukünftig wohl
Mindestanforderungen hinsichtlich des Angebotes von Weidegang geben. Dazu können dann etwa Mindestflächen je Kuh (in der Diskussion
sind 400 bis 600 qm) sowie gegebenenfalls auch die Verpflichtung zur
Umwandlung von hofnahem Ackerland in Wechselgrünland festgelegt
werden. Grundsätzlich sollte jedes Rind beziehungsweise jede Kuh in
ihrem Leben und möglichst auch während eines jeden Jahres Weidegang
haben. JB
Bild: Bender
Mehr Fördermittel für die Umstellungsberatung
Vor dem Hintergrund eines noch nie da gewesenen Nachfragebooms
nach Umstellungsberatungen und zur Unterstützung der diesbezüglichen Arbeit der Öko-Verbände in NRW ist für 2016 mit einem verstärkten finanziellen Engagement des Landwirtschaftsministeriums
(MKULNV NRW) zu rechnen. Auch der Biokreis hatte mehrfach, zuletzt bei einem Gespräch mit Minister Johannes Remmel während der
Jahreshauptversammlung des Verbandes in NRW, auf die erheblichen
personellen Herausforderungen im Zuge der aktuellen Entwicklung hingewiesen. Das gesteigerte Interesse an einer Umstellung auf Ökolandbau
ist vor allem durch extrem schwache konventionelle Erzeugerpreise und
die damit einhergehenden, regelrechten „Strukturbrüche“ bedingt. JB
Neues Projekt der Landesvereinigung
Ökologischer Landbau (LVÖ) NRW
Die LVÖ NRW als Dachverband der Öko-Verbände in NRW wird im
Jahr 2016 eine umfassende Erhebung zum „Status Quo“ des ökologischen Landbaus in NRW durchführen. Mittels Interviews der Berater
der Öko-Verbände mit zufällig ausgewählten Mitgliedsbetrieben sollen
vielfältige Fragestellungen zu betrieblichen Entwicklungen, Störfaktoren und Zufriedenheit mit der Wirtschaftsweise des ökologischen
Landbaus ermittelt werden. Auch die Klärung zusätzlichen Beratungsbedarfs, etwa bei der Beschäftigung von betriebsfremden Arbeitskräften
und deren Ausbildung, sowie Erhebungen im Bereich der Vermarktung
sollen Bestandteil des Projekts sein. Zusätzlich soll in Abstimmung mit
dem Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW auf selbstverständlich
freiwilliger Basis eine anonymisierte Auswertung von Buchführungsergebnissen durchgeführt werden. Nähere Informationen dazu werden
im Zuge der jeweiligen Interviews angeboten. Mitgliedsbetriebe, die
an einer entsprechenden, vermutlich kostenfreien Auswertung ihrer
Buchführungsergebnisse ein besonderes Interesse haben, können sich
zudem an die Geschäftstelle des Biokreis NRW (Tel. 02733-124455)
wenden. JB
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Aktuelles: Mitte
Aktuelles: Mitte
Aktivitäten des Vorstand
Der Biokreis war im März durch den Weinstand des 1.Vorstandes Gerhard Hoffmann für drei Tage auf der RheinlandPfalz-Ausstellung in Mainz vertreten. Auf der zehntägigen
größten regionalen Verbrauchermesse des Bundeslandes
informierte Volker Born Besucher und Erzeuger über die
Arbeit des Erzeugerrings.
Hessen gründet Ökomodellregionen, um die regionale und
ökologische Versorgung der Bevölkerung zu fördern. Bei den
Gründungsveranstaltungen war der Erzeugerring, vertreten
durch den 3.Vorstand Peter Dänner für den Landkreis Fulda
und Volker Born für den Wetteraukreis, bei Strukturgesprächen dabei. Auch Biokreis-Mitglied Stefan Hohmann ist für
das Biosphärenrind Rhön beim Landkreis Fulda mit von der
Partie. Dabei wird die Mitwirkung des Verbandes als auch
der Einzelbetriebe sondiert. Die dritte Modellregion befindet
sich in Nordhessen mit Sitz auf der Domäne Frankenhausen.
Erstmals war der Erzeugerring am 5. Mai mit einem Stand
von Gerhard Hoffmann auf dem Maimarkt in Mannheim
präsent. Bei einem halbstündigen Auftritt im Gläsernen
SWR 4-Hörfunkstudio konnte Gerhard Hoffmann auch
über sein Engagement beim Biokreis berichten. Viele Hintergrundgespräche von Gerhard Hoffmann und Volker Born
mit wirtschaftlichen und kulturellen Verbänden folgten im
Laufe des Messetages.
Seit langer Zeit war mit Beirat Jürgen Birkenbach der Biokreis Mitte im April wieder auf einer Versammlung des Ökoherz e.V. in Thüringen dabei. Der Verein ist das gemeinsame
Organ der Anbauverbände in Thüringen, vergleichbar mit
der VöL in Hessen und der AöL in Rheinland-Pfalz. Der
Erzeugerring möchte in diesem Gebiet präsenter werden.
Zeitnah findet ein Gespräch zwischen Geschäftsführerin
Stephanie Kögel und Volker Born dazu statt.
vb
Sabine und Hans Trumpfheller nehmen von Volker Born die Glückwünsche des Biokreis Erzeugerring Mitte e.V. entgegen. Von r.n.l.: Volker Born,
Käserin Anja Schnellbeck, Hans Trumpfheller und Ehefrau Sabine im
Kreis der Mitarbeiter von der Integra.
Aus der Mitgliederversammlung
-50-
Bei der diesjährigen Zusammenkunft des Biokreis Mitte
in Margretenhaun vertrat Friedhelm Weller als 2. Vorstand
den erkrankten 1. Vorstand Gerhard Hoffmann und leitete
die ordentliche Mitgliederversammlung. Weller erläuterte
die neue Struktur der Geschäftsleitung und die zukünftigen Aufgaben des Vorstandes. Die Geschäftsadresse ist
seit dem 1. März in Wiesbaden. Volker Born nimmt die
Koordination der Geschäftsleitung ehrenamtlich wahr. Der
Vorstand bekräftigte die Aufgabe der Konsolidierung und
Restrukturierung des Erzeugerrings mit dem Ziel eines qualitativen Wachstums. Zu Fragen der Beratertätigkeit und
zum Wachstum sollen zeitnah Konzepte entwickelt werden.
Weller äußerte den Wunsch, dass die Mitglieder im Zuge
einer transparenten Entwicklung ihr Erfahrungswissen einbringen. Der Vorstand wurde nach der Rechnungsprüfung
entlastet und der Haushaltsentwurf für 2016 vorgestellt. Das
Protokoll wird den Mitgliedern per Mail mit dem kommenden Rundbrief übersendet werden. vb
Biokreisler als neuer Vorsitzender beim Fleischrinder Herdbuch Bonn
Seit dem 18. März ist Michael Buhl von der Buhl Agrar GbR
für die kommenden vier Jahre zum 1. Vorsitzenden des
Fleischrinder Herdbuch Bonn (www.fhb-bonn.de) gewählt.
Der Verband vertritt die Herdbuchzüchter und Halter von
Kreuzungsherden in den Bundesländern NRW, RheinlandPfalz und dem Saarland. Der 38-jährige engagierte Mutterkuhhalter und Biokreis-Mitglied aus dem Westerwald
wünscht sich vor allem, dass „die Mutterkuhhaltung wieder
mehr gehört werde“. Sie sei seit jeher in punkto Umwelt und
Naturschutz sowie Tierwohl ganz weit vorne. Buhl bedauert das Ansteigen des Pachtzinses im Allgemeinen und die
dadurch wachsende Konkurrenz durch andere Betriebsarten
im Speziellen. vb
Odenwäldische Innovationen mit Hans Trumpfheller
Die Familie Sabine und Hans Trumpfheller haben mit dem
Neubau eines Ziegenstalls und einer eigenen Käserei ein Zukunftskonzept für den Fortbestand der familiären Landwirtschaft gefestigt. Bei der Einweihung am 19. Mai waren auch
der Landrat, Bauernverband, Finanziers und der Biokreis
vertreten. Neben Mutterkuhhaltung, Landschaftspflege über
Streuobstwiesen, Hofladen und touristischen Aktivitäten
ergänzt die Familie des Landwirtschaftsmeisters die Basis
der Produktion und Direktvermarktung. Zu seinen innovativen Ideen in der odenwäldischen Verankerung gehört auch
die soziale Verantwortung mit dem Konzept der Inklusion
im Projekt „Integra“ von der Arbeiterwohlfahrt. Mehrere
benachteiligte Menschen arbeiten in der „Weißen Hube“.
Das innovative Konzept wurde von NABU und AlNatura
finanziell unterstützt. Trumpfheller ist seit der Gründung
des Biokreis Erzeugerring Mitte e.V. in 2009 auch unser
Mitglied.
Meinung: Hat Bio noch eine Chance? Von Gerhard Hoffmann
Umwelt und Wirtschaft gehen endlich wieder getrennte
Wege. Ehrlich, ist kein Witz. Die Landtagswahl im März in
Rheinland-Pfalz (RLP) hat neben der Koalition aus SPD,
FDP und Grünen auch neue Zuschnitte zweier Ministerien
gebracht. Landwirtschaft und Weinbau gehören jetzt zum
FDP-Wirtschaftsministerium, die Umwelt zum Umweltministerium der Grünen − damit auch die ökologische Landwirtschaft. Förderungen sollen (vorerst) nicht beschnitten
werden, doch die Gestaltungkraft der Umwelt bleibt im
Gestrüpp der politischen Maschen hängen. Ein Schelm, der
dahinter den Bauernverband, den konventionellen Weinbau
und die Pestizidindustrie vermutet. Die entscheidende Frage
wird sein: Wer hat zukünftig das Sagen, wenn es um gesunde
Nahrungsmittel geht, um Wasser- und Klimaschutz oder um
die Biodiversität? Kürzlich waren im Saarland ganz schnell
die 20 Prozent Förderung für die Umstellung ausgeschöpft.
Viele wollten umstellen, schauten aber in die Röhre. Die
Gefahr ist groß, dass die ökologische Landwirtschaft gewollt
eine Nische bleiben soll. Die CDU in RLP war im Vorfeld
ehrlicher. Da stellt sich schon die Frage des Vertrauens des
mündigen Bürgers in die aktuelle Umweltpolitik.
Gerhard Hoffmann ist 1.Vorstand im Biokreis Mitte e.V.
„Göcklingen kräht“
Am 26. Juni ist wieder die
Deutsche Krähmeisterschaft in dem
beschaulichen pfälzischen Weindorf
Göcklingen angesagt. Dann treten Männer,
Frauen und Kinder als Hähne, Hennen und
Küken gegeneinander an, um die besten
Kräher und Gacker zu küren. Es wird wieder
mit vielen Zuschauern und einem hohen
Medienaufkommen gerechnet. Der Wettbewerb „Göcklingen kräht“ (www.göcklingenkräht.de) ist von Gerhard Hoffmann,
1. Vorstand im Biokreis Erzeugerring
Mitte e.V., 2012 initiiert worden.
Marktplatz ––– BIOKREIS
BIOKREIS-ANSPRECHPARTNER
Bundesverband / Geschäftsstelle Passau
Biokreis Erzeugerring Bayern e. V.
Biokreis Erzeugerring Nordrhein-Westfalen
Sepp Brunnbauer
Geschäftsführung
Tel.: 0851 / 7 56 50 0
[email protected]
Christina Lirsch
Koordination Beratung,
Beratung Gartenbau
Tel.: 0851 / 7 56 50 13
[email protected]
Jörn Bender
Geschäftsführung, Beratung
landwirtschaftliche Erzeugung
Tel.: 02733 / 12 44 55
oder 05226 / 59 42 95 2
[email protected]
Michaela Mendl
Leitung Geschäftsstelle,
Messe- und Veranstaltungsorganisation
Tel.: 0851 / 7 56 50 12
[email protected]
Hubert Dietrich
Beratung Imker
Oberbayern
Tel.: 08151 / 34 63
Mobil: 0175 / 62 89 61 2
[email protected]
Eva Lisges
Stellv. Geschäftsführung,
Beratung, Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 02733 / 12 44 55
[email protected]
Roswitha Simon
Sekretariat, Buchhaltung
Tel.: 0851 / 7 56 50 11
[email protected]
Gerhard Falter
Beratung landwirtschaftliche
Erzeugung Niederbayern, Franken
und Donau-Ries
Mobil: 0151 / 41 86 60 17
[email protected]
Stefanie Bender
Sekretariat
Tel.: 02733 / 12 44 55
[email protected]
Dorothee Ahlers
Veranstaltungsorganisation
und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0851 / 7 56 50 18
[email protected]
David Hierenbach
Beratung landwirtschaftliche
Erzeugung Allgäu
Tel.: 07522 / 91 27 22
Mobil: 0157 / 79 75 07 50
[email protected]
Gerald Kamphaus
Beratung Verarbeitung
Tel.: 09354 / 90 91 50
Mobil: 0170 / 80 64 32 2
[email protected]
Anton Reisinger
Beratung landwirtschaftliche
Erzeugung Oberpfalz
Tel.: 09472 / 91 17 39 7
Mobil: 0171 / 19 77 61 0
[email protected]
Silke Wyklandt
Sekretariat,
Biokreis-Anerkennung
Tel.: 0851 / 7 56 50 20
[email protected]
Matthias Dinse
Assistenz
[email protected]
Biokreis Erzeugerring Mitte e. V.
Volker Born
Koordination der Geschäftsstelle
Tel.: 0611 / 40 60 74 6
[email protected]
bioNachrichten
Marc Schüller
Beratung Imker
Tel.: 0911 26 44 31
[email protected]
Josef Forstner
Beratung Oberbayern
Tel.: 0 851 / 7 56 50 0
[email protected]
Markus Heck
Beratung MecklenburgVorpommern, Brandenburg
und Schleswig-Holstein
Tel.: 0163 / 18 10 72 0
[email protected]
Ronja Zöls
Redaktion bioNachrichten
Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0851 / 7 56 50 16
[email protected]
STELLENAUSSCHREIBUNG
Wir sind eine europaweit tätige Zertifizierungsstelle im Bereich der Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n freiberufliche/n
Auditor / in
Heidi Scheitza
Anzeigen, Mediaberatung,
Verpackungs- und Werbematerial
Tel.: 0851 / 7 56 50 15
[email protected]
Stefanie Raith
Grafik
Tel.: 0851 / 7 56 50 19
[email protected]
Biokreis e. V. • Stelzlhof 1, D-94034 Passau • Tel.: +49 (0) 851 / 7 56 50 0 • Fax: +49 (0) 851 / 7 56 50 25 • eMail: [email protected]
Biokreis Erzeugerring Bayern e. V. • Stelzlhof 1, D-94034 Passau • Tel.: +49 (0) 851 / 7 56 50 20 • Fax: +49 (0) 851 / 7 56 50 21 • eMail: [email protected]
Biokreis Erzeugerring NRW e. V. • Dammstraße 19, D-57271 Hilchenbach • Tel.: 02733 / 12 44 55 • Fax: 02733 / 12 44 57 • eMail: [email protected]
Biokreis Erzeugerring Mitte e. V. • Wasserrolle 2, 65201 Wiesbaden • Tel.: +49 (0) 611 / 40 60 74 6 • Beratung: Tel.: +49 (0) 151 / 52 42 08 63 • eMail: [email protected]
für die Durchführung von Audits in der landwirtschaftlichen Erzeugung gemäß
Öko-Verordnung und weiteren Standards (Verbandsstandards, Ohne Gentechnik).
Sie sind Landwirtschaftsmeister (m/w), Agraringenieur (m/w) oder haben eine vergleichbare Ausbildung. Sie haben Berufserfahrung in der landwirtschaftlichen Erzeugung und
in der Öko-Produktion, idealerweise auch schon im Bereich von Betriebskontrollen.
Der Umgang mit Menschen bereitet Ihnen Freude, Sie arbeiten selbstständig und sind
sicher im Umgang mit der EDV und gängigen Programmen. Sie haben ein sicheres
Auftreten und ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Organisationstalent und sind mobil
(PKW/Führerschein).
Wir bieten Ihnen eine freiberufliche Tätigkeit mit freier Zeiteinteilung und hoher
Unabhängigkeit, gerne auch als Nebenerwerb. Der Schwerpunkt der Tätigkeit
liegt in Südbayern.
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-54-
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Futter, andere Regionen
Technik/Maschinen, Bayern
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aus 2015, zu verkaufen. Josef Ebner,
94469 Deggendorf; Tel. 0991 26 802;
Biokreis
30 Quaderballen; 1.Schnitt, sehr
gute Qualität, Bergwiese. 1,20 x 0,85
x 2,40. Preis VHB.; Georg Grösch,
36115 Hilders-Brand; Tel. 066817389;
Biokreis
Deutz Intrac 2002, 51 PS, FH;
Resele, 86510 Baindlkirch; Tel.
01522/2715164; Biokreis
Bio Quaderballen Heu, ca. 200
Stück, Resele, 86510 Baindlkirch; Tel.
01522/2715164; Biokreis
Konsumware, Bayern
Bio Grummetballen, ca. 80 Stück;
Resele, 86510 Baindlkirch; Tel.
01522/2715164; Biokreis
Brotroggen, Bioqualität, ca. 5 Tonnen; Resele, 86511 Baindlkirch; Tel.
01522/2715164; Biokreis
Weizenstroh geschnitten, Quaderballen, 50 Stück; Resele, 86510 Baindlkirch; Tel. 01522/2715164; Biokreis
Backweizen, Bioqualität, ca. 25 Tonnen; Resele, 86510 Baindlkirch; Tel.
01522/2715164; Biokreis
Siloballen Wiesengras, 40 Stück;
Resele, 86510 Baindlkirch; Tel.
01522/2715164; Biokreis
Legenester; nur einmal gebraucht (12
Stck.) zum 1/2 Preis a` 200 E zu verkaufen; Rita Weinberger, 84568 Pleiskirchen; Tel. 0863 5888; Biokreis
Rundballen Heu Bioqualität;
Resele, 86510 Baindlkirch; Tel.
01522/2715164; Biokreis
Grassilage 4. u. 5. Schnitt, lose; Franz
Obereisenbuchner, 84518 Garching a.
d. Alz; Tel. 0863 45347; Biokreis
7 Rundballen; Josef Huber, 85643
Steinhöring; Tel. 08094 1490; Biokreis
Winterweizen zu verkaufen, Rita
Weinberger, 84568 Pleiskirchen; Tel.
08635 888; Biokreis
Unsortierte Eier von Hühnern mittlerer Legeperiode. Können bei Bedarf
auch sortiert und verpackt werden.
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08634 1677 Biokreis
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www.winklbauer.de und/oder info@
winklbauer.de Tel. 08683 89110;
Siloschneidezange Viliz, 1,4 m³;
Resele, 86510 Baindlkirch; Tel.
01522/2715164; Biokreis
Case 82 PS, BJ 1986 mit Terrabereifung; Resele, 86510 Baindlkirch; Tel.
01522/2715164; Biokreis
Honda XL 250, 13 PS, Bj.89, guter
Zustand, Preis VB, Klaus Vidal, 89284
Pfaffenhofen; Tel. 07302 758; Biokreis
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Güllegrube gut geeignet, zu Verkaufen. Auf Nährstoffwerte untersucht:
Gesamtstickstoff (N), Amoniumstickstoff (NH4-N), Phospat (P205), Kalium (K20). Detaillierter Befund auf
Anfrage. LKW Transport kann organsiert werden. Josef Ebner; Tel. 0991 /
26802; Biokreis
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0851/75650-15 oder [email protected]
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Stein- u. Beerenobst, Nüsse großfr.
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Stck. zu verkaufen; Stefan Graf, 82346
Andechs, Tel. 08152 1618; Biokreis
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Fürstenzell; Tel. 08532/8315 Biokreis
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Deg., Tel. 0151 25 000 529; Max
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94469 Deggendorf; Tel. 0991 26802;
Biokreis
Aufzuchtbetrieb für jährlich ca. 35
Färsen, gesucht. Großraum Fulda.
Andy Hofmann, 36399 Freiensteinau;
Tel. 06 66 1469; Biokreis
Zuchtbulle gesucht; RB, reinerbig,
hornlos; Andy Hofmann, 36399 Freiensteinau; Tel.066 661469; Biokreis
• Angus-Herdbuchtiere, Kühe mit
und ohne Kalb, gekörte Bullen, Tel.
0178-9721596
• Weibl. Absetzer (FlV x Ch x Li),
hochtragende Fleckvieh-Rinder und
Kühe, Kleegras in Silage RB, Futtergetreide neue Ernte sowie einen RauZinkenrotor 2,50m mit Hubgerüst,
Raum Vogelsberg/ Rhön, Tel. 060546113 o. 0170-3102636
• Mehrere ruhige, gut bemuskelte, gen.
hornlose (teilw. homozygot) Limousin-Herdbuch-Zuchtbullen sowie
Li-Rinder zu verkaufen. Bio-Limousinzucht Josef Hubbeling, Vreden, Tel.
02564-97472 oder 0177-8617410.
• 2 hornlose Charolais-Deckbullen
zu verkaufen, Tel. 02751-959039 o.
0151-55250451
• Bau-/Wohnwagen, komplett mit
Holz ausgebauter Bauwagen, zweiachsig, für Schlepperzug, offiziell zugelassen, 25 km/h, inkl. Schlafabteil,
Küche (2xGas), Sitzgruppe und WC,
aktuell neue Deichsel und neu bereift
sowie TÜV abgenommen, ca. 7,5 m
Gesamtlänge, ideal für Oldtimertreffen, Gästequartier, Fetenraum o.ä., viele Bilder verfügbar, VB 7.500 €, Jörn
Bender, Tel. 05226-5942952
bioNachrichten
Anzeigen/Heidi Scheitza
Stelzlhof 1, 94034 Passau
Tel.: 0851 / 75 65 0-15
Fax 0851 / 75 65 0 -25
[email protected]
Die nächste Ausgabe der
bioNachrichten
erscheint am
02. August 2016
• Der Biokreis NRW sucht für mehrere Mastbetriebe ständig männliche
Absetzer (möglichst keine Einzeltiere)
der gängigen Fleischrassen aus dem
Großraum NRW zu aktuellen Preisnotierungen, Tel. 02733-124455
• Bl. Aquitaine Jungbullen aus Herdbuchzucht laufend zu verkaufen ,Tel.
06455-8950, 0172-8061909
Anzeigenschluss für die Warenbörse im
nächsten Heft: 15. Juli 2016
Bio Spargel; weiß, zur Weiterverarbeitung, gesucht. Geschält, ca. 22 cm,
Duchmesser 18 - 20 mm; Hörrlein,
91325 Adelsdorf; Tel. 09195 941 023;
Biokreis
Aus eigener Herstellung; BioApfelsaft
naturtrüb (100% Direktsaft), sortenrein in ca. 20 verschiedenen Sorten, in
5 u. 10 kg Bag in Box Gebinden. BioSäfte aus Birnen, Quitten, Kriecherl,
Pflaumen, Zwetschgen, Kirschen u.
Holunderbeeren. BioSirup aus Blüten
von Akazien, Holunder, Linden, Rosen
u. Mädesüß. BioSirup von Johannisbeeren, Zitronenmelisse u. Maiwipferl.
BioApfelmost (ungeschwefelt), Beeren- u. Kräuteressig, BioMostpunsch
u. BioHimbeerpunsch(alkoholfrei) zu
verkaufen. Eder Alois, Naßkamping 2,
94575 Windorf, Tel. 08541/8220
• John Deere Schlepper, Typ 6300,
Bj. 1997, 90 PS, 40 km/h, Vierzylinder-Turbo, Allrad, 2 DW-Steuergeräte,
EHR, 4-fach Lastschaltung, Getriebe
Powerquad 16/16, Druckluft, Bereifung Vredestein, ca. 80 %, 9.500
Stunden, automatisches, höhenverstellbares Zugmaul, Original Frontgewicht
(600 kg), der Schlepper befindet sich
in hervorragendem Pflegezustand und
ist in den letzten vier Jahren kaum beansprucht worden. VB 24.000 €, Jörn
Bender, Tel. 05226-5942952
• Stoll Dunggabel mit Euro-Aufnahme, Breite 1,25 m, zu verkaufen, Tel.
0175-5655732
• Bio-Futterartoffeln, auch Anlieferung möglich, Tel. 0160-97913260
• Tragende Fleckvieh-Rinder sowie
ca. 2 Tonnen Roggen und Triticale
zu verkaufen, Tel. 06468-7047
Bezüglich aller o.g. Angebote und zur
Abgabe von Angeboten und Gesuchen für die nächste Ausgabe können
sie sich auch unter 02733-124455
an die Biokreis Geschäftsstelle in
NRW wenden!
Personalien
Beratung für Oberbayern
Die Antworten findest du auch in
den Artikeln des aktuellen Hefts!
Servus,
i bin da Forstner Josef, 28 Joahr oid und
verheirat. In bin Landwirschaftsmoasda,
mia – meine Eltern und mei Frau, de Vroni
– ham an Bio-Heu-Milchvieh-Betrieb mit
circa 55 Kiah, dea im Landkreis Rosenheim
in da Gemeinde Bad Endorf liegt. Außerdem hama diverse Kleintiere und a paar
Schweine, überwiegend oba Grünland. I bin
ab sofort eia Biokreis-Berater für Oberbayern. I gfrei mi, dass i eich boid kenna lern.
Verlosung:
D
-58-
G
Wir verlosen ein Geschenkpaket von der Bio-Imkerei
Bio Biene, bestehend aus einem Glas Wildblütenhonig,
einem Glas Blütenhonig und einem Glas Waldhonig.
Bitte sende das Lösungswort aus dem Kreuzworträtsel
mit Adresse an:
[email protected] oder eine Postkarte an
bioNachrichten, Biokreis e.V.,
Stelzlhof 1, 94034 Passau.
Viel Glück!
-59-
Leserbriefe
-60-
Problematik Mähen
Landwirtschaft und Klima
von Herbert Schwarzer, 84405 Dorfen
von Alois Dirnaichner, 83530 Schnaitsee
Als Imker möchte ich gerne versuchen, die Landwirte für den Bedarf
der blütenbesuchenden Insekten zu
sensibleren. Am 19. April 2016 wurden bereits große Grasflächen mit
blühendem Löwenzahn in meiner
Region gemäht, natürlich bei bestem
Flugwetter für die Bienen. Hier haben
wir Imker echt ein Problem, denn die
Löwenzahnblüte ist ein wirklich beachtliches Trachtangebot. Tragisch,
dass ich auch einen Bio-Landwirt um
14 Uhr bei bestem Wetter mähen sah,
der sonst gerne mit dem Finger auf andere zeigt. Gerade unter Bio-Kollegen
sollte schon auch der alte Grundsatz
„leben und leben lassen“ noch gelten.
Mir ist natürlich bewusst, dass jeder
seine wirtschaftlichen Zwänge hat,
das Leben kein Ponyhof ist. Die Idylle
aus der Werbung existiert auch bei den
Imkern nicht. Aber ein bisschen mehr
gegenseitige Rücksichtnahme nützt
uns allen. Vielleicht ist es möglich, einen Teil der Flächen zukünftig etwas
später zu mähen, wenn der Löwenzahn
verblüht ist? Beim Klee trifft uns die
Problematik erneut. Neben dem Verlust des Nahrungsangebots kommt
dazu noch der Verlust der Flugbienen,
die sich zu dem Zeitpunkt in der Löwenzahnblüte befinden. Das Mähwerk arbeitet so schnell, dass nur gut
die Hälfte der Bienen noch flüchten
kann (Untersuchungen vom Schweizerischen Zentrum für Bienenforschung
beim Mähen mit Aufbereiter). Somit
erleiden wir Imker regelmäßig Verluste
an den Bienenvölkern durchs Mähen.
Auch hier möchte ich Sie nach Möglichkeit bitten,
- die Bienenaktivität am Bestand unmittelbar vor dem Mähen zu beobachten. Faustregel: Befindet sich pro qm
mehr als eine Biene auf den Blüten,
sollte das Mähen unterlassen werden,
- die Witterung am Mähtag zu beachten: Bei starkem Bienenbeflug an einem Tag mit bedecktem Himmel oder
kühlen Temperaturen mähen,
- den Mähzeitpunkt zu beachten: ist an
Schönwettertagen mit einem starken
Bienenbeflug zu rechnen, sollte frühmorgens oder erst nach 18 Uhr gemäht
werden,
- schonenden Mähwerk zu wählen:
Beim Kreiselmäher ohne Aufbereiter
betragen die Verluste weniger als 20 %
im Vergleich zur Variante mit Aufbereiter.
Wir machen viele Aktionen mit der
Gemeinde und den Gartenbauvereinen, um etwas zum Blühen zu bringen.
Ohne die Landwirtschaft können aber
keine nennenswerten Erfolge erreicht
werden. Es würde uns Imkern und
den Honigbienen und natürlich auch
den Wildbienen sehr helfen, wenn die
Landwirte uns hier entgegenkommen
könnten, unsere Bienen bedanken sich
dafür mit deutlich höheren Erträgen
bei bestimmten Kulturen (siehe Grafik).
Für ruhigere Zeiten möchte ich Ihnen
gerne den Leitfaden „Ackerwildkräuter fördern“ ans Herz legen. Sie finden
die Broschüre unter www.bund-naturschutz.de/landwirtschaft/ackerwildkraeuter.html. Sie wurde auch in diesem
Jahr mit den bioNachrichten versandt.
Herzlichen Dank
Mit Befremden lese ich in die Ausführungen des Herrn Kersenbaum bezüglich der Auswirkungen des Klimawandels, Zitat: „CO2-Emissonen aus der
Landwirtschaft spielen eher eine untergeordnete Rolle.“ Ich erlaube mir,
dieser Behauptung zu widersprechen,
da gerade die Landwirtschaft für den
Umbruch von Wiesen und Weiden in
Ackerland und damit auch mitverantwortlich für den Klimawandel ist.
Nun gehe ich davon aus, dass auch
Herrn Kersenbaum bekannt ist, wie
bedeutsam und wichtig die Kohlenstoffbindung in diesem Ökosystem
„Wiese“ ist. Die Studie von Christopher Poeplau und Axel Don aus dem
Johann Heinrich von Thünen-Institut
(vTI) in Braunschweig dürfte ihm
wohl auch bekannt sein; demnach
ist gerade im eingebundenen Humus
doppelt so viel Kohlenstoff gespeichert
wie in der Atmosphäre. Und wenn
man bedenkt, dass jährlich zigtausend
Hektar (70 000 ha/a beschreibt Don
2011/ top agrar 50 000 ha von 2005
bis 2015 in Bayern) Wiese in Acker
umgeackert werden, sehe ich da schon
eine bedeutsame Größe hinsichtlich
des deutsch produzierten Einflusses
auf unser Klima. Die Agrarreferentin
des Bund Naturschutz, Frau Dipl. ing.
agrar. Marion Ruppaner, verweist in
diesem Zusammenhang auf die EUBodenschutzstrategie: In Europa binden Grünland und Wälder bis zu 100
Mio. to CO2 jährlich! Also handelt es
sich um Kohlenstoffsenken, wogegen
Ackerland als sogenannter „Nettoemittent“ wirkt und bis zu 40 Mio. CO2
jährlich freisetzt.
rüber, warum das Grünland verschont
werden sollte; denn den Ausführungen
des BUND und der EU-Kommission
war man schon immer skeptisch gegenüber gestanden (die Leserbriefe
sprechen eben eine deutlichere Sprache).
Aus meiner eigenen Arbeit im Umwelt- und Naturschutz habe ich zwischenzeitlich gelernt, dass „Zwang“ bei
manchen Bauern zu Kurzschlussreaktionen führt. Es müssen die „eigenen
Stallgerüche“ aufkommen, ehe so mancher Dickschädel auch mal anfängt
umzuschwenken und Umweltschutz
praktiziert − bloß so heißen sollte es
nicht unbedingt, später vielleicht ;-)
Tel.: 0851/988 34 39
www.biowirtshaus.de
Bund Naturschutz
Leserbriefe geben nur die Meinung
des Einsenders wieder. Die Redaktion
behält sich bei Zuschriften die Auswahl und das Recht der sinnwahrenden Kürzung vor.
Samstag, 11. Juni
Ein Schatz aus dem Wasser
Samstag, 25. Juni
Wissenswertes über den Wald im Dreiländereck
Mittwoch, 29. Juni
Wildkräuter-Kochkurs
Samstag, 2. Juli
Unterwegs mit der Ilztalbahn. Familienwanderung
von Fürsteneck zur Schrottenbaummühle
Sonntag, 31. Juli
Kultur- und Erlebnis-Schiffahrt auf
der Donau auf der MS Johanna
Sehr irritierend finde ich daher den
Bericht der Fachzeitschrift „top agrar“
vom 08.06.2014 zu diesem Thema.
Mit schon fast ketzerischen Worten
wird das Bestreben der NGO’s (u.a.
BUND), den Grünlandumbruch nur
unter bestimmten Voraussetzungen zu
erlauben und an bestimmten Stellen zu
verbieten, abgetan. Wenn Bayern hier
einen Genehmigungsvorbehalt für den
Grünlandumbruch bis zum Jahresende 2015 beschlossen habe, so sei dies
(sinngemäß) dem Engagement des
Landwirtschaftsverbandes gegen die
NGO’s zu verdanken − kein Wort da-
Ökologisches Zentrum
Passau-Stelzlhof e.V.
Ökostation des
Bund Naturschutz
für Niederbayern
Stelzlhof 1, 94034 Passau
Telefon: 0851. 9 66 93 66
Stadtbus-Linie 6
Stelzlhof
Bild: Hans, pixabay
www.stelzlhof.de
BIOKREIS ––– Bücher / Vorschau / Impressum
Bücher
Ökologische Schweinehaltung
Erste Hilfe mit frischen Wildpflanzen
Humor hilft, um das Buch des bekannten Therapeuten über Liebe und Ängste zu ertragen. Denn
es ist unglaublich, welche dummen Dinge unser
Leben manipulieren. Schmidbauer präsentiert
keinen Kulturpessimismus, sondern empirische
Sozialpsychologie. Seit 40 Jahren beschäftigt
sich der Autor mit der Psychologie des Konsumverzichts. Heute stellt er fest, dass die meisten
„Dinge, mit denen wir uns umgeben, unsere
Möglichkeiten schwächen, einsichtig zu handeln, gesund zu bleiben und unsere Intelligenz zu
trainieren“. Der erwachsene Konsument werde
unfähiger und denke, Waren ersetzen Kreativität.
41 davon hat er für seine Enzyklopädie ausgewählt: Ampel, elektrischer Küchenhelfer, Handy,
TÜV-Plakette oder Wochenendhaus und mehr.
Sein Credo: Die Konsumgesellschaft betreibt
Raubbau, verbraucht mehr Rohstoffe als nachwachsen und zahlt die Zinsen für ihre Kredite
durch neue Schulden. Intelligent ist das nicht,
Ökologisch auch nicht. Vermutlich tatsächlich
ziemlich dumm. Volker Born
Die ökologische Schweinehaltung ist ein interessanter, aber noch junger Betriebszweig, in den
eine Investition lohnenswert sein kann. Bisher
gibt es jedoch nur wenige professionelle Lösungen für die Haltung von Öko-Schweinen in
wirtschaftlich bedeutsamen Beständen. Schwerpunkt dieser Schrift ist deshalb die Gestaltung
der Ställe, Buchten und Ausläufe für Schweine, wie sie nach den Richtlinien der EG-ÖkoVerordnungen zulässig sind. Beispiele für die
Gestaltung von Abferkelbuchten werden mit
Fotos, Grundriss- und Querschnittszeichnungen ausführlich beschrieben. Ebenso bietet die
Schrift einen Überblick über Haltungsverfahren
für die Mastschweinehaltung, die Ferkelaufzucht und für den Deck- und Wartebereich.
Haltungsgrundsätze und wichtige Baudetails
werden ausführlich beschrieben. Investitionswilligen Landwirten und allen, die sich für die
ökologische Schweinehaltung interessieren, bietet diese Schrift einen schnellen Überblick über
zukunftsweisende Lösungen und zu beachtende
Haltungsgrundsätze.
Sofort-Hilfe aus der Natur! Schon gewusst?
Kleeblüten helfen schnell bei Juckreiz nach einem Insektenstich, die köstliche Wald-Erdbeere
hilft bei Sonnenbrand und das Gänseblümchen
lindert den Schmerz nach einer Verstauchung.
Viele unserer „Allerweltskräuter“ können ganz
einfach als Erste Hilfe unterwegs eingesetzt werden – zerrieben oder zerkaut können sie wahre
Wunder bewirken. Coco Burckhardt stellt die
35 besten Wildpflanzen für den kleinen Notfall
unterwegs vor: Wie erkenne ich sie? Und welche Pflanzenteile helfen bei was? Die natürliche
und sanfte Medizin ist ruckzuck hergestellt: Alle
Pflanzen werden direkt angewendet, aufwendiges
Salbekochen oder Tinkturherstellen entfällt. Die
Wildpflanzenexpertin Coco Burckhardt lebt auf
einem Selbstversorgerhof mit Wildpflanzenanbau im Allgäu. Als Dozentin für Weiterbildungen und als Walderzieherin gibt sie ihr fundiertes
Wissen und ihre erprobten Rezepturen weiter.
Wolfgang Schmidbauer, Enzyklopädie der
Dummen Dinge. Oekom-Verlag 2015, 240 S.,
17,95 Euro
Kuratorium für Technik und Bauwesen in der
Landwirtschaft (Hrsg.): Ökologische Schweinehaltung. Zukunftsweisende Haltungsverfahren.
Darmstadt 2011, 196 S., 25 Euro
(zu beziehen über www.ktbl.de)
Coco Burckhardt: Erste Hilfe mit frischen
Wildpflanzen. Die Naturapotheke für unterwegs.
Verlag Eugen Ulmer 2016, 96 S., 53 Farbfotos,
9,90 Euro
Vorschau bioNachrichten August/September
In unserer kommenden Ausgabe werden wir uns mit dem Titelthema „Futter“ beschäftigen. Welche Futtermittel gibt es? Welches Tier braucht welches Futter? Woher kommt
es? Wie arbeiten Futtermühlen? Und wie funktioniert die Kreislaufwirtschaft? Mit diesen
und anderen Fragestellungen wollen wir uns auseinandersetzen.
Bild: klaber; pixabay
-62-
Enzyklopädie der Dummen Dinge
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