Executive Summary - Universität Bonn

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Executive Summary - Universität Bonn
Bonner Doktorandenbefragung 2014:
Ergebnisbericht
Impressum
Herausgegeben vom Bonner Graduiertenzentrum
Wintersemester 2015/16
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonner Graduiertenzentrum (BGZ)
Franziskanerstr. 2
53113 Bonn
www.graduiertenzentrum.uni-bonn.de
Redaktion:
Dr. Kai Sicks
 0228 73-60186
 [email protected]
Mitarbeit:
Alice Blanksma, Clara Kaminsky; mit einem Kapitel von
Michael Böhm, Philipp Müller und Pia Pinger
Bildquellen:
Titelbild und Foto S. 4: Barbara Frommann-Czernik
Grafiken: Alice Blanksma, Kai Sicks
Inhalt
Impressum ................................................................................................................................................................................................... 2
Kurzfassung.................................................................................................................................................................................................. 3
Executive Summary ........................................................................................................................................................................................ 5
Die Bonner Doktorandenbefragung 2014 ...................................................................................................................................................... 6
Methodische Vorbemerkungen.................................................................................................................................................................. 6
Personenbezogene Merkmale der Doktoranden im Sample ...................................................................................................................... 8
Promotionsfinanzierung .......................................................................................................................................................................... 13
Promotionsbetreuung und gute wissenschaftliche Praxis ........................................................................................................................ 17
Zentrale Angebote und Struktur der Promotionsphase ........................................................................................................................... 20
Überfachliche und fachliche Qualifizierung ............................................................................................................................................. 24
Berufs- und Zukunftsplanung .................................................................................................................................................................. 28
Persönlichkeitseigenschaften, ökonomische Präferenzen und Lebenszufriedenheit Bonner Doktoranden ............................................... 33
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................................................................... 37
Anmerkungen ............................................................................................................................................................................................. 38
Anmerkung: Zur Erleichterung der Lesbarkeit werden in diesem Text überwiegend die männlichen Bezeichnungen „Doktorand“ und „Betreuer“ verwendet. Wo nicht
ausdrücklich anders angegeben, sind damit immer die Gesamtgruppen der Doktorandinnen und Doktoranden sowie der Betreuerinnen und Betreuer bezeichnet.
4|Bonner Doktorandenbefragung 2014
Kurzfassung
2.
Hohes Bedürfnis nach überfachlicher Qualifizierung
Fachübergreifend artikulieren die Bonner Doktoranden eine starke
Nachfrage nach mehr Angeboten überfachlicher Qualifizierung
und nach einer besseren Information über diese Angebote.
Das Bonner Graduiertenzentrum hat im Sommer und Herbst
2014 in Kooperation mit dem Zentrum für Evaluation und Methoden (ZEM) und dem Institut für Angewandte Mikroökonomik
(IAME) eine Online-Doktorandenbefragung durchgeführt. 1.205
Doktoranden haben an der Studie teilgenommen, die Beteiligungsrate liegt bei 20-25%. Die zentralen Ergebnisse der Befragung lauten:
Zugleich lässt sich ein hohes Interesse an strukturierten Promotionsprogrammen und eine Nachfrage nach verbesserten Angeboten zur Vernetzung der Promovierenden untereinander erkennen.
1.
4.
Ausdifferenzierung von Rahmenbedingungen
An der Universität Bonn haben sich (mindestens) fünf Sets an
Rahmenbedingungen der Promotion ausdifferenziert: (1) die
Promotion in Natur-/Lebenswissenschaften und Landwirtschaft,
(2) die Promotion in Geistes-/Gesellschaftswissenschaften und
Theologie, (3) die Promotion in Medizin, (4) die Promotion in Jura
und (5) die Promotion in Wirtschaftswissenschaften. Unterschiede
betreffen u.a. Fragen der…
•
…Finanzierung: Doktoranden der Natur- und Lebenswissenschaften finanzieren ihre Promotion zu mehr als 70% als wissenschaftliche Mitarbeiter. In den Geisteswissenschaften finanzieren sich mehr als 50% privat oder durch externe Erwerbstätigkeit.
•
…Betreuung: Die Zufriedenheit der Doktoranden mit ihrer
Promotionsbetreuung ist sehr hoch. Kritikpunkte betreffen in
Geistes- und Rechtswissenschaften die mangelnde Betreuungsintensität, in den anderen Disziplinen Konflikte, die ihre
Ursachen oft im Anstellungsverhältnis haben.
3.
Hohes Bedürfnis nach Struktur und Vernetzung
Berufliche Planungsunsicherheit
Mehr als die Hälfte der Befragten fühlt sich unzureichend auf die
berufliche Zukunft nach der Promotion vorbereitet. Nur für ein
Sechstel der Promovierenden ist die wissenschaftliche Karriere
das oberste Berufsziel.
5.
Zunahme des Anteils promovierender Frauen
Der Anteil von Doktorandinnen steigt in allen Fächern weiter an.
Im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen begreifen sich Frauen
als weniger intensiv betreut und schlechter aufs Berufsleben nach
der Promotion vorbereitet.
6.
Unterstützungsbedarf internationaler Doktoranden
Internationale Promovierende haben zu 90% eine wissenschaftliche Karriere als Berufsziel. Sie machen einen deutlich höheren
Beratungs-, Qualifizierungs- und Unterstützungsbedarf geltend als
deutsche Doktoranden.
Kurzfassung/Executive Summary |5
Executive Summary
The Bonn Graduate Center conducted an online survey among the
doctoral researchers at the University of Bonn in the summer and autumn of 2014. The survey was carried out in cooperation with the
Center for Evaluation and Methods (ZEM) and the Institute for Applied
Microeconomics (IAME). 1,205 doctoral researchers participated in
the study leaving the participation rate at 20-25%. The survey showed
the following results:
1.
Differentiated framework conditions of a doctorate
(At least) five different sets of framework conditions of a doctorate have
evolved at the University of Bonn: (1) the doctorate in Natural Sciences and Agriculture, (2) the doctorate in the Humanities/Social Sciences and Theology, (3) the doctorate in Medicine, (4) the doctorate in
Law and (5) the doctorate in Economics. Differences concern, among
others, …
•
…Financing: More than 70% of doctoral researchers in the Life
and Natural Sciences have a position as a research assistant while
pursuing their doctorate. In contrast, over 50% of doctoral researchers in the Social Sciences are dependent on private funding
or non-academic jobs.
•
…Supervision: Doctoral researchers at the University of Bonn are
generally very pleased with their supervision. Criticism is voiced
in regard to a lack of intensive mentoring in Law and the Humanities. In other disciplines conflicts arise due to employment relationships.
2.
High demand for skills training
Across the disciplines, doctoral researchers at the University of Bonn
voiced a high demand for further qualification as well as for improved
information about the existing offerings.
3.
High demand for structure and networking
Doctoral researchers express a high interest in structured doctoral
programs. Moreover, they wish for improved peer-group networking
opportunities.
4.
Uncertain career options
More than half of the doctoral researchers do not feel sufficiently prepared for a career after their doctorate. Only a sixth of all doctoral researchers in Bonn named a career in academics as their first choice.
5.
Increase of women pursuing a doctorate
Across disciplines the percentage of women pursuing a doctorate is
increasing. In contrast to their male colleagues, women feel less
closely supervised and less prepared for careers after their doctorate.
6.
International doctoral researchers have a high need for
support
90% of international doctoral researches aim for an academic career.
They have a significantly higher need for advice, qualification and
support than their German colleagues.
6|Bonner Doktorandenbefragung 2014
Die Bonner Doktorandenbefragung 2014
In Kooperation mit dem Zentrum für Evaluation und Methoden
(ZEM) sowie mit dem Institut für Angewandte Mikroökonomik
(IAME, JProf. Dr. Pia Pinger/JProf. Dr. Michael Böhm) hat das
Bonner Graduiertenzentrum im Sommer und Herbst 2014 eine
Online-Doktorandenbefragung durchgeführt. Die Befragung diente
dazu, die Zusammensetzung der Doktoranden an der Universität
Bonn und den Bedarf dieser Gruppe nach universitärer Unterstützung in den Bereichen Finanzierung, Betreuung, Strukturierung,
Qualifizierung und Zukunftsplanung genauer zu ermitteln. Darüber hinaus bildete die Befragung die Grundlage einer mikroökonomischen Studie zu Gelingensbedingungen von Promotionen
und Präferenzstrukturen von Promovierenden, die am IAME als
Langzeitprojekt durchgeführt wird. Das vorliegende Dokument
fasst die wichtigsten Ergebnisse der Doktorandenbefragung zusammen.
Methodische Vorbemerkungen
Inhalte der
Befragung
Die Befragung war vom 1. Juli bis 31. Oktober 2014 (= vier Monate) auf einer vom ZEM angebotenen Website zur anonymen Beteiligung geöffnet und umfasste insgesamt 65 Fragen in sieben inhaltlichen Blöcken: (1) Angaben zu Person und Promotion, (2)
Einschreibung und Anmeldung, (3) Promotionsfinanzierung, (4)
Nutzung zentraler Informations- und Qualifizierungsangebote, (5)
Betreuung und gute wissenschaftliche Praxis, (6) Strukturierte
Promotion, (7) Berufs- und Zukunftsplanung. Der Fragebogen war
in einer deutschen sowie in einer englischen Version freigeschaltet, die Befragung wurde grundsätzlich zweisprachig angekündigt
und beworben.
Da die Universität Bonn gegenwärtig über keine zentrale Registrierung von Doktoranden verfügt, bestand nicht die Möglichkeit, sämtliche Doktoranden zugleich um ihre Beteiligung zu bitten. Stattdessen wurden folgende Kommunikationskanäle genutzt,
um die Zielgruppe zur Teilnahme zu motivieren:
1. E-Mail-Verteiler der eingeschriebenen Doktoranden, der
Promotionsbetreuer (die Professoren wurden um Weiterleitung an die betreuten Doktoranden gebeten) und der
strukturierten Promotionsprogramme;
2. Bekanntmachung auf der Portalseite der Universität Bonn
(http://www.uni-bonn.de) sowie auf dem Portal für den
wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Bonn
(http://www.promotion.uni-bonn.de);
3. Bekanntmachung auf den Facebook- und TwitterAccounts der Universität Bonn;
4. Bekanntmachung in den Newslettern des Rektorats und
der Förderberatung.
Um einen zusätzliche Anreiz zur Beteiligung zu setzen, wurden
ein iPad sowie Preise aus dem Uni-Bonn-Shop zur Verlosung ausgelobt. Eine Teilnahme an der Verlosung war möglich, ohne personenbezogene Befragungsdaten abzugeben. Die Preisverleihung
fand am 5. Februar 2015 in den Räumen der Förderberatung
statt.
Insgesamt haben 1.205 Doktoranden an der Studie teilgenommen. Bei einer geschätzten Gesamtzahl von 5.000 bis 5.5000
Kontakt zur
Zielgruppe
Anreize zur
Beteiligung
Methodische Vorbemerkungen |7
Repräsentativität
Doktoranden an der
Universität Bonn resultiert daraus eine Beteiligungsrate zwischen 20
und 25%. Dies spricht
für eine hohe Repräsentativität der Befragung
und zugleich für ein
starkes
Artikulationsbedürfnis
der
ZielgrupAbb. 1: Der Gewinner der Verlosung,
Clemens Rösner (rechts, Institut für
pe. Der letztgenannte
Informatik I), erhält den Preis
Eindruck wird dadurch
verstärkt, dass die Befragten die insgesamt 19 freien Antwortfelder intensiv nutzten.
Hinsichtlich der Repräsentativität der Ergebnisse gibt es
gleichwohl folgende anzunehmenden Einschränkungen:
1.
2.
Nicht eingeschriebene Doktoranden sind in der Befragung
mit hoher Wahrscheinlichkeit unterrepräsentiert. Einer Studie des Statistischen Bundesamtes zufolge sind gegenwärtig
nur ca. 50% aller Doktoranden in Deutschland eingeschrieben. 1 In der Doktorandenbefragung geben hingegen 87,3%
der Teilnehmer an, an der Universität Bonn immatrikuliert
zu sein. Der Grund für das Übergewicht eingeschriebener
Promovierender dürfte in erster Linie darin liegen, dass sie
leichter zu erreichen waren.
Doktoranden der Medizinischen Fakultät sind in der Studie
unterrepräsentiert. Während nur 7,1% der Doktoranden im
Sample dieser Fakultät zugeordnet sind, beträgt die Gesamtquote der medizinischen an allen Bonner Promotionsabschlüssen 26,7%. 2 Ursache ist auch hier u.a. die Erreichbarkeit der medizinischen Doktoranden, die in der Regel
nicht als Promotionsstudierende eingeschrieben sind. Möglicherweise spielt auch die Selbstwahrnehmung eine Rolle:
Medizinische Doktoranden scheinen sich häufiger als Studierende oder als Fachärzte und nicht vorrangig als Doktoranden zu begreifen (vgl. „Personenbezogene Merkmale“).
3.
Doktoranden aus strukturierten Programmen sind mit
31,9% des Samples überrepräsentiert. Eine Umfrage unter
den strukturierten Programmen aus dem Jahr 2013 zeigte,
dass etwa 800 Doktoranden der Universität Bonn in solche
Programme eingebunden sind, was etwa 15% der Doktoranden insgesamt entspricht. Auch diese Verzerrung ist
durch die eingesetzten Kommunikationskanäle erklärbar:
Gerade die Ansprechpartner in strukturierten Programmen
verfügten über gute Verteiler und eine hohe Motivationsfähigkeit.
4.
Die Anzahl der Doktoranden, die sich aus den beiden theologischen Fakultäten an der Umfrage beteiligte, war in absoluten Zahlen so niedrig (25 bei der Katholischen Theologie,
10 bei der Evangelischen Theologie), dass diese Stichproben
nicht als repräsentativ gewertet werden können. Im Folgenden werden bei fakultätsspezifischen Betrachtungen daher
keine Aussagen zu den Doktoranden der beiden theologischen Fakultäten gemacht.
8|Bonner Doktorandenbefragung 2014
Personenbezogene Merkmale der Doktoranden im
Sample
Zuordnung zu
Fakultäten
Die befragten Doktoranden lassen sich zunächst den sieben Fakultäten der Universität Bonn zuordnen. Dabei ergibt sich eine
ungleiche Verteilung: Die größte Gruppe wird durch die Doktoranden der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät gebildet
und macht fast die Hälfte des Samples aus (47,3%), gefolgt von
den Doktoranden der Philosophischen Fakultät (22,7%), der
Landwirtschaftlichen Fakultät (11,2%) sowie der Rechts- und
Staatswissenschaftlichen Fakultät (8,6%).
2,1 % 0,8 %
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
7,1 %
Philosophische Fakultät
8,6 %
Landwirtschaftliche Fakultät
47,3%
11,2 %
Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät
Medizinische Fakultät
22,7 %
Katholisch-Theologische Fakultät
Evangelisch-Theologische Fakultät
Abb. 2: Zugehörigkeit zu Fakultäten
Das Verhältnis dieser Gruppen entspricht sehr genau dem Verhältnis der Promotionsabschlüsse an den genannten Fakultäten in
den vergangenen zehn Jahren. 3 Dies gilt – wie ausgeführt – nicht
für den Anteil von Doktoranden der Medizinischen Fakultät, der
mit 7,1% im Sample niedrig ist. Ebenfalls gering ist der Anteil der
Doktoranden der Katholischen Theologie (2,1%) und der Evangelischen Theologie (0,8%), was aber den auch absolut geringen
Promotionsabschlüssen in diesen Bereichen entspricht (vgl. den
Abschnitt „Methodische Vorbemerkungen“).
Innerhalb der Fakultäten wählen alle Doktoranden ein Promotionsfach. Unter den Doktoranden der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät liegt dabei eine weitgehend gleichmäßige Verteilung über die angebotenen 16 Promotionsfächer
vor. Der Anteil an Doktoranden der Molekularen Biomedizin ist
am höchsten (15,1% dieser Gruppe), gefolgt von Doktoranden der
Biologie (14%), Chemie (12,6%), Mathematik (11,9%) und Physik
(11,1%). Die gleichmäßige Verteilung auf die Promotionsfächer
gilt ebenfalls für die Doktoranden der Philosophischen Fakultät,
vor allem wenn man die insgesamt 45 angebotenen Promotionsfächer den elf Abteilungen der Fakultät zurechnet. Dann lässt sich
erkennen, dass die meisten Doktoranden in den Orient- und Asienwissenschaften 4 verortet sind (12,5%), darauf folgen Anglistik,
Amerikanistik und Keltologie (10,6%), Archäologie und Kulturanthropologie (9,5%), Germanistik mit Vergleichender Literatur- und
Kulturwissenschaft (9,5%) sowie Kunstgeschichte (9,5%). Im
Gegensatz dazu ist die Verteilung nach Promotionsfächern in der
Landwirtschaftlichen Fakultät asymmetrisch: Hier promovieren
60,4% der Befragten im Fach Agrarwissenschaften, 24,8% in
Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften und 13,9% in Geodäsie oder Geoinformation. In der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät sind 67,3% der Doktoranden des Samples
den Rechtswissenschaften zugeordnet, 32,7% den Wirtschafts-
Zuordnung zu
Promotionsfächern
Personenbezogene Merkmale der Doktoranden im Sample |9
Mitglieder in
strukturierten
Programmen
Geschlechterverhältnis
wissenschaften. Da zwischen beiden Fachbereichen erhebliche
Unterschiede in der Durchführung von Promotionen bestehen,
werden sie im Folgenden teils separat ausgewertet. In der Medizin
belegen 89,9% der Teilnehmer das Promotionsfach Medizin und
8,9% das Promotionsfach Zahnheilkunde. In den Theologien werden keine Promotionsfächer unterschieden.
Insgesamt geben 31,9% der Doktoranden an, Mitglied in einem strukturierten Promotionsprogramm oder einer Graduiertenschule zu sein. Diese Zahl ist wahrscheinlich nicht repräsentativ,
sondern dürfte um 10-15% zu hoch liegen (vgl. „Methodische
Vorbemerkungen“). Im Fakultätsvergleich lassen sich dennoch
Schlüsse aus den hier gemachten Angaben ziehen: So ist der
Anteil an Mitgliedern strukturierter Programme im Wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereich mit 92,0% mit Abstand am
höchsten (fachübergreifende Graduiertenschule). Gefolgt werden
die Wirtschaftswissenschaften von der Landwirtschaftlichen Fakultät, in der 38,5% der Doktoranden des Samples angeben, Mitglied eines strukturierten Programms zu sein (v.a. fakultätsübergreifende Theodor Brinkmann Graduate School), und von der
Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät mit einer Quote
von 33% (v.a. Bonn International Graduate Schools). Der Anteil
von Mitgliedern strukturierter Programme ist in der Philosophischen Fakultät mit 23% und in der Medizinischen Fakultät mit
14% geringer, in den Rechtswissenschaften beträgt er 0%.
Das Verhältnis zwischen weiblichen (50,3%) und männlichen
(49,7%) Teilnehmern an der Befragung ist ausgeglichen. Weibliche Promovierende überwiegen in den Geisteswissenschaften
(64%) und in der Medizin (57,8%). In der Landwirtschaft ist das
Verhältnis ausgeglichen (51,5% weiblich, 48,5% männlich). In
Mathematik und Naturwissenschaften (56% männlich) sowie in
Rechts- und Staatswissenschaften (60,6%) bilden Männer die
Überzahl. Die Zahlen gewinnen besonders an Aussagekraft, wenn
man sie mit den Promotionsabschlüssen in den vergangenen zehn
Jahren vergleicht. So liegt quer über alle Fakultäten der Anteil der
Doktorandinnen im Sample um 6-10% höher als bei den Promotionsabschlüssen. Demzufolge dürfte der aus den Absolventenstatistiken der vergangenen zehn Jahre bekannte Anstieg an Promotionen von Frauen über alle Fakultäten hinweg weiter anhalten. 5
70
60
50
40
30
20
10
0
%
LandwirtMathematischRechts- und
Staatswissen- Naturwissenschaft- schaftliche
Fakultät
liche Fakultät
schaftliche
Fakultät
Medizinische
Fakultät
Philosophische
Fakultät
Anteil der Promotionsabschlüsse von Frauen der letzen 10 Jahre
Anteil weiblicher Promovierender in der Befragung
Abb. 3: Anteil von Frauen unter Bonner Promotionen 2003-2012 vs.
Anteil weibliche Promovierende im Sample
10 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
Fakultäten der
Universität Bonn
Anzahl
Promov.
Anteil
in %
Anteil von Doktoranden in den Fakultäten nach einzelnen Merkmalen (in Prozent)
weiblich
Alter von
30
Jahren
und älter
Mitglied in
Graduiertenschule oder
Promotionsprogramm
englischen
Fragebogen
ausgefüllt
Anteil von
Vätern mit
Hochschulabschluss
Anteil von
Müttern mit
Hochschulabschluss
Anstellung als
wiss. Mitarbeiter
Kath.-Theologische
Fakultät
25
2,1
48,0
80,0
8,0
0,0
24,0
32,0
44,0
Ev.-Theologische
Fakultät
10
0,8
70,0
40,0
10,0
0,0
60,0
60,0
30,0
104
8,6
39,4
28,8
32,7
5,8
72,3
60,8
46,3
85
7,1
57,8
33,3
14,1
7,1
68,2
50,7
12,4
274
22,7
64,0
63,7
23,0
6,2
54,4
42,7
29,0
570
47,3
44,0
35,1
33,0
18,1
57,4
43,1
67,7
135
11,2
51,5
53,7
38,5
25,2
52,3
36,9
56,7
2
0,2
-
-
-
-
-
-
-
1.205
100
50,3
44,2
31,9
13,8
57,5
44,1
52,7
Rechts- und
Staatswiss. Fakultät
Medizinische
Fakultät
Philosophische
Fakultät
MathematischNaturwiss. Fakultät
Landwirtschaftliche
Fakultät
Keine Angabe einer
Fakultät
Alle
Fakultäten
Tabelle 1: Basisdaten der Doktoranden im Sample
P e r s o n e n b e z o g e n e M e r k m a l e d e r D o k t o r a n d e n i m S a m p l e | 11
Alter der
Doktoranden
Bisherige
Promotionsdauer
Dieser anzunehmende Anstieg ist in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät am stärksten ausgeprägt (35,6% weibliche Promotionen 2003-2012 vs. 44% weibliche Promovierende in
den Befragung). Er gilt aber auch für jene Fakultäten, in denen die
Quote von weiblichen Promotionen bereits jetzt höher als 50%
liegt (Medizin, Geisteswissenschaften).
Mehr als die Hälfte der Doktoranden des Samples (53,4%) war
zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 25 und 29 Jahren alt,
33,5% wiesen ein Alter zwischen 30 und 34 Jahren auf. 10,7%
der Teilnehmer gaben an, älter als 35 Jahre zu sein. Dabei sind
zwischen den Fakultäten erhebliche Unterschiede zu beobachten:
Während in der Philosophischen Fakultät 23,4% der Befragten
über 35 Jahre alt waren 6, lag der Anteil dieser Alterskohorte in
den Fakultäten für Rechts- und Staatswissenschaften, Mathematik
und Naturwissenschaften sowie Landwirtschaft – teils deutlich –
unter 5%.
Ähnliche Ergebnisse liefert die Frage nach der Zeitspanne, die
die Doktoranden bereits mit ihrem Promotionsprojekt verbracht
haben. Im Durchschnitt hat mehr als ein Viertel (27,3%) der Befragten die Promotion vier und mehr Jahre zuvor begonnen. Annähernd jeder siebte Befragte (14%) arbeitet an der Promotion
bereits fünf Jahre und länger. Die von der überwiegenden Zahl der
Wissenschaftsorganisationen in Deutschland anvisierte Abschlussdauer von drei Jahren (mit der i.d.R. auch die Förderdauern für Promotionsstipendien korrespondieren) haben diese
Gruppen deutlich überschritten. In der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ist der Anteil derer, die vier Jahre und
länger an der Promotion arbeiten, am geringsten ausgeprägt
(20,7%), in allen anderen Fakultäten liegt er deutlich höher (in
der Philosophischen Fakultät z.B. bei 37,3%). Mögliche Erklärungen folgen aus den unterschiedlichen Finanzierungsstrukturen der
Promotion (vgl. den nächsten Abschnitt).
8,8 %
17,5 %
Ausland
außerhalb von Bonn
73,3 %
Universität Bonn
Abb. 4: Ort des promotionsqualifizierenden Abschlusses
Das Sample gibt auch einen Einblick in die regionale und soziale
Herkunft der Bonner Doktoranden. Die Befragung hat dazu einerseits den Ort des promotionsqualifizierenden Abschlusses erhoben (in der Regel MA). Dabei ergibt sich, dass 8,8% der Doktoranden des Samples ihren promotionsqualifizierenden Abschluss
im Ausland erworben haben, 17,5% an einer deutschen Universität außerhalb Bonns und 73,7% an der Universität Bonn. Der
Anteil von MA-Absolventen aus dem Ausland ist in der Rechtsund Staatswissenschaftlichen Fakultät am höchsten, insbesondere aufgrund der wirtschaftswissenschaftlichen Doktoranden (26%
mit einem promotionsqualifizierenden Abschluss im Ausland). Die
anderen Fakultäten weichen jeweils nur geringfügig vom genannten Durchschnitt ab. Der innerdeutsche Wechsel der Universität
Ort des MAAbschlusses
12 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
Muttersprache
nach dem MA ist bei weiblichen Doktoranden stärker ausgeprägt
als bei männlichen (20,7% vs. 14,3%).
Die Studie hat die Doktoranden zusätzlich nach ihrer Muttersprache befragt. Die Quote der nicht-deutschen Muttersprachler
liegt dabei deutlich über der Quote der im Ausland erworbenen
MA-Abschlüsse, nämlich bei 18,9%. Über die Fakultäten ergibt
sich hier eine andere Verteilung als beim vorigen Parameter: Den
höchsten Anteil nicht-deutscher Muttersprachler weist die Landwirtschaftliche Fakultät auf (26,1%), die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät hingegen den niedrigsten (11,5%).
Evangelisch-Theologische Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Deutsch
81, 1 %
NichtDeutsch
18,9 %
Rechts- und
Staatswissenschaftliche Fakultät
die englische Version ausgefüllt. Für das der Befragung zugrundeliegende Interesse nach dem Unterstützungsbedarf der Promovierenden ist die Frage nach der bevorzugten Verkehrssprache von
größter Bedeutung (und wichtiger als die Frage nach dem Eintritt
ins deutsche Bildungssystem). Aus diesem Grund wird im Folgenden die Kohorte derjenigen, die den englischsprachigen Fragebogen gewählt haben, als Teilmenge der „internationalen Doktoranden“ ausgewertet.
Hinsichtlich ihres sozialen Hintergrunds stammt der größere
Teil der Doktoranden von Eltern, die selbst bereits einen Hochschulstudium oder eine Promotion abgeschlossen haben. Über
alle Fakultäten hinweg gilt dies für 44,1% aller Mütter und 57,5%
aller Väter; eine Promotion können 5% der Mütter und 15,6% der
Väter vorweisen.
Vater
Medizinische Fakultät
Philosophische Fakultät
Mutter
2,6 %
15,6 %
5,0 % 2,6 %
14,1 %
MathematischNaturwissenschaftliche Fakultät
Landwirtschaftliche Fakultät
15,8 %
15,0 %
41,9 %
39,1 %
10,8%
Abb. 5: Anteil nicht-deutscher Muttersprachler und ihre Verteilung auf
die Fakultäten
Sprachkenntnisse
Schließlich wurde ein dritter Parameter für die inter-/nationale
Zusammensetzung des Samples erhoben, und zwar die Wahl der
deutschsprachigen oder der englischsprachigen Version des Fragebogens. 86% der Teilnehmer haben die deutsche Fassung, 14%
23,5 %
14,0 %
kein Schulabschluss
Abitur/Hochschulreife
Volks- /Hauptschule
Hochschulabschluss
Mittlere Reife/Realschule
Promotion
Abb. 6: Höchste Schulabschlüsse von Müttern und Vätern der
Doktoranden
Soziale
Herkunft
P r o m o t i o n s f i n a n z i e r u n g | 13
Allerdings sind auch hier erhebliche Unterschiede zwischen den
Fakultäten zu beobachten: Während in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät und in der Medizin 72,3% bzw. 68,2%
aller Väter einen Hochschulabschluss oder eine Promotion aufweisen, gilt dies in der Landwirtschaftlichen Fakultät nur für
52,3% der Doktoranden.
Promotionsfinanzierung
Die Befragung war zunächst auf die Finanzierungsstruktur der
Promotionen an der Universität Bonn ausgerichtet. Dabei wurden
die Doktoranden nach der Art der Promotionsfinanzierung und
der voraussichtlichen Finanzierungsdauer befragt. Aufgrund einer
anzunehmenden Korrelation zwischen nicht eingeschriebenen und
extern finanzierten Doktoranden sind die Ergebnisse des vorliegenden Abschnitts für Fächer, die einen hohen Anteil externer
Doktoranden aufweisen – v.a. Rechtswissenschaften und Geisteswissenschaften – nicht durchgängig repräsentativ (vgl. „Methodische Vorbemerkungen“).
Insgesamt gibt mehr als die Hälfte der Befragten (55,7%) an,
die Promotion über eine Anstellung an der Universität Bonn zu
finanzieren oder zeitweise finanziert zu haben. Die Gruppe der
wissenschaftlichen Angestellten setzt sich im Einzelnen zusammen aus:
1.
wissenschaftlichen Mitarbeitern mit Qualifizierungsanteil,
die für ein Drittmittelprojekt arbeiten (27,3%),
2.
wissenschaftlichen Mitarbeitern mit Qualifizierungsanteil,
die an einem Lehrstuhl aus Haushaltsmitteln angestellt sind
(16,3%),
3.
wissenschaftlichen Mitarbeitern ohne Qualifizierungsanteil
(9,1%),
4. wissenschaftlichen Hilfskräften (3%).
Anstellung an
der Uni Bonn
14 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
Stellenanteile
Von den wissenschaftlichen Mitarbeitern hat der überwiegende
Teil (55,3%) eine halbe Stelle inne. Jeder zehnte angestellte Doktorand (10,3%) hat einen Vertrag mit einem geringeren Stellenanteil, ein Drittel (34,4%) der wissenschaftlichen Mitarbeiter hat
mehr Stellenanteile als 50%. Knapp jeder zehnte Doktorand
(9,7%) hat eine volle Stelle.
55,3 %
24,7 %
10,3 %
weniger
als 50 %
9,7 %
50 %
zwischen 50 %
und 100 %
100 %
Abb. 7: Stellenanteile der angestellten Doktoranden
(Wiss. Mitarbeiter)
Weitere Finanzierungsarten
19,1% der Doktoranden der Universität Bonn finanzieren ihre
Promotion vorrangig über ein Stipendium. Diese Zahl ist von der
Gruppe der internationalen Doktoranden beeinflusst, von denen
mehr als drei Viertel (76,5%) ein Stipendium erhalten. Bei den
deutschen Doktoranden gilt dies nur für 14,9%. Schließlich nutzt
ein Viertel der Bonner Doktoranden ausschließlich private Mittel
(13,9%) oder Gelder aus beruflicher Erwerbstätigkeit außerhalb
der Universität (11,3%), um die Promotion zu finanzieren. Manche Doktoranden greifen auf Darlehen und staatliche Sozialleis-
tungen zurück, dies allerdings nie als Grund-, sondern eher zur
Übergangsfinanzierung.
Zwischen den Fakultäten lassen sich erhebliche Unterschiede
in der Finanzierungsstruktur der Promotionen beobachten. So
sind die Doktoranden der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen
Fakultät zum überwiegenden Teil – zu 70,2% – an der Universität
Bonn beschäftigt. Die meisten Befragten aus dieser Gruppe sind
als wissenschaftliche Mitarbeiter in Drittmittelprojekten angestellt
(42,3%), deutlich weniger als wissenschaftliche Mitarbeiter auf
Lehrstuhlstellen (15,9%), in Mitarbeiterpositionen ohne Qualifizierungsanteil (9,5%) und als Wissenschaftliche Hilfskräfte (2,5%).
Zusätzliche 21% der Doktoranden in Mathematik und Naturwissenschaften finanzieren ihre Promotion über ein Stipendium, nur
ein kleiner Anteil nutzt dazu ganz eine berufliche Tätigkeit außerhalb der Universität (5%) oder private Mittel (3,8%).
Die Landwirtschaftliche Fakultät weist hinsichtlich ihrer Verteilung der Finanzierungsarten eine hohe Ähnlichkeit mit der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften auf. Hier sind 58,2%
der Doktoranden an der Universität angestellt, dabei 39% als
wissenschaftliche Mitarbeiter in Drittmittelprojekten, 13,3% auf
Lehrstuhlstellen, 4,4% auf Stellen ohne Qualifikationsanteil und
1,5% als WHKs. Mit 27,3% ist in dieser Fakultät der Anteil der
Doktoranden, die ihre Promotion überwiegend durch ein Stipendium finanzieren, sehr hoch – bedingt v.a. durch die hohe Anzahl
internationaler Doktoranden (vgl. Tab. 1). 7,6% arbeiten ausschließlich in einem externen Berufsverhältnis, 6% finanzieren die
Promotion privat.
MathematischNaturwiss.
Fakultät
Landwirtschaftliche
Fakultät
P r o m o t i o n s f i n a n z i e r u n g | 15
42,3
Philosophische
Fakultät
sentation nicht eingeschriebener Doktoranden in der Studie
31,5
dürfte diese Zahl tatsächlich
27,3
noch höher liegen.
21,0
Auch in der Rechts- und
20,0
19,1
16,3 15,9
16,0
Staatswissenschaftlichen
Fakul13,9
12,4
11,3
tät
weicht
die
Verteilung
der
9,5
9,1
8,6
8,0
5,0
Finanzierungsquellen
von
der
3,8
3,0 2,5 3,5
Gesamtverteilung ab. Hier ist
zusätzlich zu bemerken, dass
WiMi
WiMi ohne
WiMi
private
zwischen Rechts- und Wirtexterner Beruf
WHK
Stipendium
Lehrstuhl
Qualifizierung
Drittmitel
Mittel
schaftswissenschaften
deutliGesamt
Math.-Nat. Fak.
Phil. Fak.
che Differenzen bestehen. So
sind in den RechtswissenschafAngaben in Prozent.
ten die meisten Befragten entAbb. 8: Vorrangige Finanzierungsquellen insgesamt, in der Math.-Nat. Fakultät und in der Phil. Fakultät
weder an einem Lehrstuhl anIn der Philosophischen Fakultät stellt sich die Situation grundlegestellt (50%) oder extern beschäftigt (39,4%) – wobei sich auch
gend anders dar. Hier ist nur weniger als jeder dritte Doktorand
hier die oben genannte Verzerrung auswirken und der Anteil exals Mitarbeiter angestellt (32,5%). Die meisten Angestellten arbeiterner Promovierender in Wirklichkeit höher liegen dürfte. In den
ten dabei als wissenschaftliche Mitarbeiter auf Lehrstuhlstellen
Wirtschaftswissenschaften geben zwei Drittel der Befragten
(12,4%), weniger auf Stellen ohne Qualifizierungsanteil (8,6%), in
(67,7%) an, vorrangig über ein Stipendium finanziert zu sein; das
Drittmittelprojekten (8%) oder als WHKs (3,5%). 16% der geisweitere Drittel finanziert sich über eine Tätigkeit als wissenschaftteswissenschaftlichen Promovierenden erhalten ein Stipendium.
liche Mitarbeiter an Lehrstühlen (21,1%) oder in DrittmittelproHingegen finanziert fast ein Drittel (31,5%) die Promotion volljekten (11,2%). Der Einsatz privater Mittel oder externe berufliche
ständig durch eine externe Erwerbstätigkeit und zusätzlich jeder
Tätigkeit kommen nie als ausschließliche Finanzierungsquelle vor.
fünfte (20,0%) ausschließlich durch private Mittel. Zwei Drittel
Die stärkste Abweichung von der Gesamtverteilung der Finander geisteswissenschaftlichen Doktoranden in der Befragung verzierungsquellen weisen die Doktoranden der Medizinischen Fakulfügen mithin über keine durch ein Arbeitsverhältnis gewährleistete
tät auf. Hier sind nur die wenigsten Promovierenden als wissenAnbindung an die Universität. Angesichts der geringeren Reprä-
Rechts- und
Wirtschaftswissenschaften
Medizinische
Fakultät
16 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
schaftliche Mitarbeiter angestellt (12,4%). Ein Drittel der Doktoranden (31,5%) promoviert neben der Berufstätigkeit, die hier
fast immer eine ärztliche Tätigkeit bedeutet. 17,5% der Befragten
erhalten ein Stipendium, häufig aus den BONFOR-Mitteln des
Universitätsklinikums Bonn. Mehr als jeder dritte der medizinischen Doktoranden nutzt private Mittel (38,9%) zur Finanzierung
der Promotion. Dieser Anteil stimmt mit dem Anteil der medizinischen Doktoranden überein, die als Studierende – und nicht als
Promotionsstudierende – immatrikuliert sind. Die Umfrage weist
damit insgesamt darauf hin, dass medizinische Promotionen in
den überwiegenden Fällen ausbildungsbegleitend verlaufen, d.h.
parallel zu Studium oder Facharztanstellung angestrebt werden.
In dieser Hinsicht weichen sie von den Promotionen in den anderen Fächern markant ab.
Über alle Fächer hinweg gibt fast ein Drittel (29,1%) der Befragten mehr als eine Finanzierungsquelle an. Ebenfalls annähernd ein Drittel (30,8%) erklärt, dass die Finanzierung der Promotion nicht bis zum Abschluss gesichert sei. Diese Unsicherheit
trifft fast jeden zweiten Doktoranden der Philosophischen Fakultät
(46,7%), in den Naturwissenschaften (30,7%) und in der Landwirtschaft (31%) liegt der Anteil bei etwas unter einem Drittel, in
Rechts- und Staatswissenschaften (15,3%) sowie Medizin (6,3%)
noch niedriger.
Rechts- und
Staatsw. Fak.
Medizinische
Fakultät
Philosophische
Fakultät
Landwirt.
Fakultät
Math. -Nat.
Fakultät
Gesamt
6,3%
93,7%
84,7%
15,3%
46,7%
53,3%
69,0%
31,0%
69,3%
30,7 %
69,2%
30,8%
ja
nein
Abb. 9: Auswertung der Frage „Ist die Finanzierung Ihrer Promotion bis
zum voraussichtlichen Abschluss gesichert?“
P r o m o t i o n s b e t r e u u n g u n d g u t e w i s s e n s c h a f t l i c h e P r a x i s | 17
Promotionsbetreuung und gute wissenschaftliche
Praxis
Betreuungszufriedenheit
Die Befragung zeigt eine hohe Zufriedenheit der Bonner Doktoranden mit der Qualität ihrer fachlichen Promotionsbetreuung.
Beispielsweise beantworten 85% der Doktoranden die Frage, als
wie zielführend sie die Betreuungsgespräche mit ihren Erstbetreuern erachten, mit „sehr zielführend“ (44,7%) und „zielführend“ (41,1%). Nur 11,1% der Befragten beurteilen die Betreuungsgespräche als „eher nicht zielführend“ und nur 3,1% als
„nicht zielführend“. Dies gilt fakultätsübergreifend.
wert; dies ist aber bei annähernd jedem zweiten Doktoranden
(40,2%) nicht gewährleistet.
52,6%
40,2%
38,6%
22,4%
15,4%
12,9%
9,5% 9,6%
3,1%
11,1%
sehr zielführend
44,7%
41,1%
eher zielführend
eher nicht zielführend
nicht zielführend
Abb. 10: Auswertung der Frage „Wie zielführend erscheinen Ihnen die
Betreuungsgespräche?“
Geisteswissenschaften
Während die Zielgerichtetheit der Betreuungsgespräche damit
sehr positiv eingeschätzt wird, sehnen sich insbesondere geisteswissenschaftliche Doktoranden nach einer höheren Betreuungsintensität. So halten 84,6% der Befragten aus der Philosophischen
Fakultät mindestens ein Treffen pro Vierteljahr für wünschens-
seltener als
1 Mal pro
Vierteljahr
1 - 2 Mal
pro
Vierteljahr
tatsächliche Treffen
3 - 4 Mal
pro
Vierteljahr
häufiger als
4 Mal pro
Vierteljahr
gewünschte Treffen
Abb. 11: Tatsächliche und gewünschte Häufigkeit von
Betreuungsgesprächen bei Doktoranden der Philosophischen Fakultät
Dem entspricht, dass in den Kommentaren die betreuenden Professoren häufig als überlastet beschrieben werden: „Die Betreuer
haben viel zu wenig Zeit für ihre Doktoranden“, schreibt ein Teilnehmer der Befragung, und ein anderer erklärt: „Ich habe
manchmal das Gefühl, dass den Betreuern grundsätzlich die Zeit
fehlt, sich wirklich gut um ihren Nachwuchs zu kümmern. Ließe
sich nicht so etwas wie eine bezahlte Betreuungsstunde einrichten, damit finanzielle Anreize geschaffen werden könnten?“ An
18 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
Rechtswissenschaft
anderer Stelle heißt es: „Im Rückblick bin ich mit meiner Betreuungssituation eher unzufrieden, da ich weitestgehend auf mich
allein gestellt war.“ Gelegentlich benennen die Doktoranden eine
Eigenverantwortung für die geringe Frequenz von Betreuungsgesprächen: „Einer der wichtigsten Tipps für angehende Promovenden ist, dass man sich bemerkbar machen muss und fragen muss
– dann sind die meisten Betreuer sehr hilfsbereit!“ oder: „Ich
hätte gerne ein engeres Betreuungsverhältnis, bei dem der Betreuer auch mal bei mir nachfragt – ich selbst scheue mich
manchmal, Termine bei meinem Betreuer auszumachen, weil ich
seine Zeit nicht zu sehr in Anspruch nehmen will“. Unabhängig
davon gibt es gerade in der Philosophischen Fakultät zahlreiche
Doktoranden, die ihre Betreuungssituation als außerordentlich
gelungen beschreiben: „Meiner Erstbetreuerin bin ich für ihre
Hilfe sehr dankbar, sie ist kompetent, hilfsbereit, und es ist leicht,
mit ihr Kontakt aufzunehmen, sie antwortet immer auf die Emails,
was heute eher zur Ausnahme gehört“; oder: „Meine Betreuungssituation ist wirklich hervorragend. Ich bin überaus dankbar, dass
ich gerade bei meinem Professor schreiben darf. Er ist fachlich
und persönlich sehr engagiert, und ein toller Mentor!“
Eine ähnliche Konstellation findet sich bei den Doktoranden
des Rechtswissenschaftlichen Fachbereichs in der Rechts- und
Staatswissenschaftlichen Fakultät. Während auch hier überwiegend positive Einschätzungen zu finden sind, monieren einige
Doktoranden ebenfalls die mangelnde Betreuungsintensität. Einige Befragte kritisieren dabei die juristische Promotionsbetreuung
ganz generell – wie im folgenden Zitat: „Betreuung ist bei Juristen
ein Fremdwort. Man sucht bei fast allen Profs ein Thema und
kommt 3 Jahre später mit der fertigen Diss wieder. Viele meiner
Freunde meinen, dass ihr Doktorvater ihre Existenz vergessen hat.
Außerdem dauert es selbst nach dem (in-)offiziellen Einreichen
meist sechs bis 18 Monate, bevor man was hört“.
Auch in den Fakultäten für Mathematik und Naturwissenschaften sowie für Landwirtschaft gilt, dass der überwiegende Anteil
der Doktoranden mit der Betreuung zufrieden ist. Oft merken die
Befragungsteilnehmer an, dass ihre fachliche Betreuung eigentlich von Postdocs geleistet werde. Der Kontakt mit dem Erstbetreuer wird in diesen Fällen als weniger relevant erachtet und
mangelnde Betreuungsintensität seltener angemahnt. Allerdings
thematisieren die naturwissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Doktoranden häufiger als ihre geistes- und rechtswissenschaftlichen Kollegen andere Konflikte in der Promotionsbetreuung. Dies betrifft insbesondere gruppendynamische Probleme
und Ungleichbehandlungen in der Arbeitsgruppe („Insgesamt
herrscht ein gewisser Erwartungsdruck und Konkurrenzverhalten
in der Gruppe“) sowie ein Gefühl des Ausgebeutetwerdens durch
Arbeitsgruppenleiter („Ich erlebe sehr häufig, dass die Vollendung
der Promotion künstlich vom Betreuer hinausgezögert wird, obwohl die Arbeit als solche einen ausreichenden Umfang hat und
die übliche Promotionszeit schon weit überschritten wurde“).
Regelmäßig erheben diese Doktoranden den Ruf nach einer Mediations- oder Schlichtungsstelle für Konflikte im Betreuungsverhältnis: „The university should have a channel to hear grievances
from students who are aggrieved and provide options to change
supervison“; „Es müsste sehr viel klarer sein, wie solch ein Betreuungsverhältnis aussehen soll. Dies müsste dem Doktorvater
Mathematik
und Naturwissenschaften
P r o m o t i o n s f i n a n z i e r u n g | 19
Doktorandennetzwerke
auch klar gemacht werden. […] Eine Art Mediation wäre vielleicht
sinnvoll“; „Es sollte eine Stelle geben, an die man Beschwerden
richten kann, da ich kein Einzelfall gewesen zu sein scheine“;
etc. 7
Gefragt wurden die Doktoranden darüber hinaus, inwiefern sie
sich mit Kolleginnen und Kollegen auf der gleichen Qualifikationsstufe austauschen. Dabei zeigt sich, dass die überwiegende
Mehrheit der Befragungsteilnehmer – 86,7% – die Verständigung
mit anderen Doktoranden über fachliche Fragen sucht. Deutlich
niedriger als im Durchschnitt liegt dieser Anteil lediglich bei den
Doktoranden der Rechtswissenschaften (68,2%) und der Medizin
(69,6%). Von denjenigen, die einen Austausch mit anderen Promovierenden unterhalten, stufen fast alle – 96,6% – diesen Austausch als „sehr wichtig“ (73,3%) oder „eher wichtig“ (23,3%)
ein. Während Doktorandennetzwerke damit einerseits als stark
ausgeprägt gelten können und für die Akteure eine wichtige Funktion einnehmen, gilt andererseits, dass weniger als ein Fünftel der
Doktoranden an regelmäßigen formellen Netzwerktreffen teilnimmt (19,1%).
regelmäßige formelle
Netzwerktreffen
19,1%
regelmäßige
informelle
Netzwerktreffen
33,8%
47,1%
unregelmäßige
informelle
Netzwerktreffen
Abb. 12: Formen des Austauschs von Doktoranden untereinander
Knapp die Hälfte der Befragten tauscht sich in informellen, aber
regelmäßigen Begegnungen aus (47,1%), das restliche Drittel
(33,8%) lediglich auf unregelmäßig-informellem Wege. In den
freien Kommentaren wird von vielen Befragungsteilnehmern, insbesondere in den Geisteswissenschaften, beklagt, dass sie gern
einen intensiveren Austausch pflegen würden (vgl. dazu auch den
nächsten Abschnitt).
Schließlich wurden die Doktoranden gefragt, wie gut sie sich
darüber informiert fühlen, was in ihrem Fach als gute wissenschaftliche Praxis und als wissenschaftliches Fehlverhalten gilt.
Insgesamt hält sich der überwiegende Teil der Doktoranden über
Fragen der guten wissenschaftlichen Praxis „sehr gut“ (32,5%)
oder „eher gut“ (45,4%) informiert; immerhin fast ein Viertel
schätzt die eigenen Kenntnisse aber auch als „eher nicht gut“
(17,9%) oder „nicht gut“ (4,2%) ein.
Im Mittel fühlen sich die Doktoranden der Medizinischen Fakultät signifikant schlechter über gute wissenschaftliche Praxis
informiert als die Promovierenden der anderen Fakultäten
(Durchschnittswert auf einer Skala von 1 bis 4 mit 1=nicht gut
und 4=sehr gut: 2,57 bei medizinischen Doktoranden vs. 3,06 im
Gesamtschnitt). Ebenfalls eine Diskrepanz in der Selbsteinschätzung besteht zwischen Frauen und Männern, wobei sich Männer
für besser vertraut mit den Regeln wissenschaftlicher Praxis halten (Durchschnittswert von 3,21 gegen 2,72).
Gute wissenschaftliche
Praxis
20 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
2,94
2,98
3,06
3,16
3,06
2,57
Zentrale Angebote und Struktur der
Promotionsphase
Ungeachtet der großen Zufriedenheit mit ihrer fachlichen Betreuung artikulieren die Teilnehmer an der Befragung ein hohes Bedürfnis nach Strukturierung und zusätzlicher Unterstützung ihres
Promotionsstudiums. So finden 70% der Befragten die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle an der Universität Bonn für Doktoranden „sehr interessant“ (31,2%) oder „interessant“ (38,6%).
alle
Doktoranden
Medizinische
Fakultät
Rechts- und
Staatswiss.
Fakultät
LandwirtPhilosophische
schaftliche
Fakultät
Fakultät
Mat.- Nat.
Fakultät
6,0 %
Gesamt
3,1 %
10,8 %
24,2 %
Abb. 13: Auswertung der Frage "Wie gut fühlen Sie sich darüber
informiert, was in Ihrem Fach als gute wissenschaftliche Praxis bzw. als
wissenschaftliches Fehlverhalten gilt?" (Skala von 1-4, Durchschnitt pro
Fakultät)
nur internationale
Doktoranden
38,6 %
51,2 %
34,9 %
31,2 %
sehr interessant
eher interessant
eher nicht interessant
nicht interessant
Abb. 14: Auswertung der Frage „Wie interessant wäre für Sie die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle an der Universität Bonn für die
Belange von Doktorandinnen und Doktoranden?“
Diese Einrichtung ist nach Abschluss der Befragung mit der Eröffnung des Bonner Graduiertenzentrums im Oktober 2014 er-
Zentrale Doktorandeneinrichtung
Z e n t r a l e A n g e b o t e u n d S t r u k t u r d e r P r o m o t i o n s p h a s e | 21
folgt. Das Interesse ist bei den Promovierenden der Philosophischen Fakultät (78,1%) und der Medizinischen Fakultät (76,4%)
am stärksten ausgeprägt, bei den Doktoranden der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät (65,3%) und der Rechtsund Staatswissenschaftlichen Fakultät (58,6%) etwas geringer.
Weibliche Promovierende befürworten die zentrale Anlaufstelle
mit 76,2% häufiger als männliche (63,3%). Am stärksten ist diese
jedoch bei den internationalen Doktoranden nachgefragt: 86,1%
wünschen sich die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für
Doktoranden, davon werten dies 51,2% als „sehr interessant“ und
34,9% als „interessant“.
Konkreter wurden die Doktoranden danach gefragt, welche Unterstützungsleistungen sie sich von einer zentralen Anlaufstelle
insbesondere wünschen (freie Antworten). Hier zeigt sich, dass
das Bedürfnis nach Unterstützung vor allem den überfachlichen
Bereich betrifft – was mit der positiven Beurteilung der fachlichen
Betreuung korrespondiert. Die zwölf häufigsten Nennungen umfassen:
1.
Beratung zu organisatorischen und administrativen Aspekten der Promotion,
2.
Beratung bei individuellen Problemen im Zusammenhang
der Promotion,
3.
Beratung zur Finanzierung der Promotion,
4.
Vernetzung mit anderen Doktoranden (vgl. Abschnitt „Betreuung“),
5.
Hilfe bei Problemen im Betreuungsverhältnis, Schlichtungsstelle (vgl. ebenfalls Abschnitt „Betreuung“),
6.
Beratung zum Berufseinstieg nach der Promotion,
7.
Angebot von Kursen zur überfachlichen Qualifikation (vgl.
Abschnitt „Qualifizierung“),
8.
Informationen zu rechtlichen Rahmenbedingungen
Promovierens bzw. Rechtsberatung,
9.
Hilfe bei organisatorischen Rahmenbedingungen der Promotion (Wohnungssuche, Kinderbetreuung),
des
10. Angebot von Methodenkursen,
11. Welcome Service für internationale Doktoranden,
12. Rahmenstelle für die Selbstorganisation der Doktoranden.
Darüber hinaus halten es 73,3% der befragten Promovierenden
für „sehr zielführend“ (28,9%) oder „eher zielführend“ (44,4%),
im Rahmen eines strukturierten Programms an ihrer Promotion
zu arbeiten; dies gilt sogar für 80,5% der internationalen Doktoranden. Im Fakultätsvergleich sind hier keine signifikanten Differenzen zu erkennen. Doktoranden, die bereits eine Mitgliedschaft
in strukturierten Programmen innehaben, befürworten diese Mitgliedschaft noch häufiger als diejenigen, die mit strukturierten
Programmen keine eigenen Erfahrungen gemacht haben. Von den
Programmmitgliedern halten 86,3% die strukturierte Promotion
für zielführend (48,1% „sehr zielführend“, 38,2% „eher zielführend“), in der Vergleichsgruppe nur 67,7%.
Strukturierte
Promotion
22 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
Mitglieder strukturierter
Programme
Keine Mitglieder
strukturierter Programme
62,8%
8,1 %
4,3 %
69,9%
59,6%
51,0%
42,4%
33,3%
9,4 %
20,8 %
48,1 %
24,2 %
38,2 %
46,9 %
sehr zielführend
eher zielführend
eher nicht zielführend
Weiterführung überfachliche
Fachstudium Qualifikationsangebote
neben der
Dissertation
nicht zielführend
Abb. 15: Auswertung der Frage „Halten Sie es für Sie persönlich
zielführend, im Rahmen eines strukturierten Promotionsprogramms zu
promovieren?“
Um besser einschätzen zu können, wofür die Doktoranden hier
genau votieren, wurde danach gefragt, was sie mit einem strukturierten Promotionsprogramm verbinden. Dabei zeigt sich, dass
mit 69,9% am häufigsten die Vernetzung mit anderen Doktoranden genannt wird. Spezifische Betreuungskonzepte werden von
62,8% im Rahmen strukturierter Promotionsprogramme erwartet,
gefolgt von der Vernetzung in die wissenschaftliche Fachgemeinschaft (59,6%), den überfachlichen Qualifizierungsangeboten
(51%) und Möglichkeiten zum interdisziplinären Austausch
(42,4%).
spezifische
Betreuungskonzepte
Vernetzung
mit anderen
Doktoranden
Vernetzung interdisziplinärer
Austausch
in die wiss.
Fachgemeinschaft
Abb. 16: Assoziationen mit dem Begriff
„strukturiertes Promotionsprogramm“
In freien Feldern wurden die Befragten zusätzlich gebeten, Vorteile und Nachteile anzuführen, die sie von einer strukturierten Promotion erwarten. Von dieser Möglichkeit hat die Hälfte der Teilnehmer Gebrauch gemacht. Der mit Abstand am häufigsten genannte Vorteil, den sich Doktoranden von einer strukturierten
Promotion versprechen, ist die Vernetzung mit anderen Doktoranden, aber auch mit fortgeschrittenen Wissenschaftlern. Etwa
im folgenden Zitat: „Die gegenseitige Unterstützung/der Austausch unter den teilnehmenden Doktoranden ist gewiss eine
große Motivation. Erste wertvolle Kontakte zu Personen und Institutionen werden geknüpft“; man wünscht sich „einen intensiveren
Austausch mit den anderen Promovierenden sowie eine bessere
Vernetzung mit der Forschungsgemeinschaft“. Für viele der Befragten ist außerdem der Betreuungsaspekt von Bedeutung: Sehr
Vorteile
strukturierter
Promotion
Z e n t r a l e A n g e b o t e u n d S t r u k t u r d e r P r o m o t i o n s p h a s e | 23
Nachteile
Strukturierte
Promotion
viele Doktoranden nennen den Wunsch nach einer formalisierten,
regelmäßigen Betreuung (klarere Strukturierung des Promotionsprozesses) sowie nach zusätzlichen Ansprechpartnern/Betreuern
über den Erstbetreuer hinaus. Sie erhoffen sich eine „gut strukturierte und zielführende Betreuung“, „Betreuung durch mindestens
zwei Betreuer“, „Schutz des Doktoranden, das Projekt wird auch
von anderen PIs begutachtet“ oder „eine zielführende Betreuung
mit einem klaren abgespeckten Rahmen an Kontrollmechanismen
zur Früherkennung, wenn die Promotion in die verkehrte Richtung
läuft“.
Weiterhin versprechen sich zahlreiche Doktoranden von strukturierten Promotionsprogrammen Angebote zur Zusatzqualifikation (vgl. dazu den folgenden Abschnitt) sowie zur methodischen
Schulung. Angeführt wird auch das Bedürfnis, sich über das Thema der Promotion hinaus fachlich weiterzubilden, also „über den
eigenen Tellerrand hinaus zu schauen“: „There should be some
lectures and workshops specifically aimed at doctoral students“ –
etwa mit dem Ziel der „Vermeidung von fachlichen Scheuklappen
[und der] gewinnbringenden Weiterbildung und Abwechslung im
Arbeitsalltag“.
Als Nachteile einer strukturierten Promotion sehen die Befragen am häufigsten zeitliche Einschränkungen, die bei umfangreichen obligatorischen Kursen und Workshops entstehen könnten.
Die “Einschränkung durch häufige verpflichtende Veranstaltungen“ lasse, so die Sorge, weniger Zeit für die Arbeit an der Dissertation. Zugleich fürchten einige Doktoranden, dass strukturierte
Programme aufgrund längerer Anwesenheitspflichten die Vereinbarkeit von Beruf und Promotion sowie von Familie und Promoti-
on erschweren: Sie halten strukturierte Promotionsprogramme
„für Berufstätige kaum in den Arbeitsalltag integrierbar; nicht
unbedingt der Ort für Querdenker“, und sehen „evtl. wenig Rückhalt bei besonderen privaten Situationen (Schwangerschaft, Babypause, Pflege von Angehörigen, Sterbefälle)“. Mehrere Promovierende führen an, dass sich längerfristige oder aufwändige Experimente in strukturierten Programmen nur schwierig umsetzen
ließen.
Kritisch sehen insbesondere geisteswissenschaftliche Doktoranden die formalisierte Strukturierung der Promotion, die häufig
– wie in den folgenden Zitaten – mit dem Attribut der „Verschulung“ assoziiert wird: „Ich bin persönlich kein Freund der weiteren
Verschulung des (Promotions-)Studiums. Gerade die Promotionszeit sollte Raum für selbstständiges Denken und Organisieren
lassen“; „Es wird schnell verschult! Das Arbeiten in Eigenregie,
was letztendlich der Doktorgrad als Qualifikation ausgibt, könnte
an Bedeutung verlieren“, oder: „Ein Nachteil wäre, wenn sich
Promovierende zu sehr auf die Unterstützung eines Programms
verlassen und es schließlich doch zu ‚verschult‘ wird.“
24 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
Überfachliche und fachliche Qualifizierung
Bereitschaft zur
Investition von
Zeit
Um universitäre Angebote für Doktoranden bedarfsgerecht gestalten zu können, wurde in der Befragung der Bedarf an fachlichen
und überfachlichen Qualifizierungsmaßnahmen erhoben. Die Studie hat dazu im Einzelnen gefragt, (1) ob Doktoranden an bestimmten Qualifizierungsmaßnahmen bereits teilgenommen haben und (2) ob sie – wenn dies nicht der Fall war – an den gleichen Qualifizierungsmaßnahmen gern teilnehmen würden, wenn
ihnen nur ein entsprechendes Angebot vorläge. Im Folgenden wird
als Nachfrage die Summe der Teilnehmer angegeben, die entweder die eine oder die andere Frage als zutreffend markiert haben.
Im Bereich der überfachlichen Qualifizierung wurde einleitend
gefragt, wie viel Zeit Doktoranden in entsprechende Kurse zu
investieren bereit sind. Dabei zeigt sich, dass die Bereitschaft zur
Investition von Zeit für überfachliche Angebote ausgesprochen
hoch ist: 43,7% der Befragten möchten an einem 1-2-tägigen
Kurs pro Semester teilnehmen; 47,3% sogar an mehr als einem
Kurs pro Semester und/oder an längeren Kursformaten. Lediglich
9% der Befragten zeigen sich an überfachlichen Qualifizierungsmaßnahmen überhaupt nicht interessiert. In den Geisteswissenschaften und in der Landwirtschaft ist die Bereitschaft zur Beteiligung an solchen Kursen noch etwas stärker ausgeprägt, in
Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie Medizin etwas geringer. In keiner Teilgruppe ist aber der Anteil derjenigen, die
solche Kurse vollständig zurückweisen, größer als 15%. In freien
Feldern zum Thema vermerken zahlreiche Teilnehmer, dass der
Bedarf das tatsächliche Angebot deutlich übersteige, z.B.: „Es
sollte mehr angeboten werden!“; „Das Angebot ist leider viel zu
klein und wurde darüber hinaus auch noch gekürzt“; „Die überfachliche Qualifikation, insbesondere Softskills, sollte stark ausgeweitet werden, da Doktoranden Leitungs-, Betreuungs- und
Lehrfunktionen übernehmen!“; „Es werden allgemein viel zu wenig
Kurse von der Universität angeboten. Die Kurse, die angeboten
werden, sind total überfüllt. Es ist sehr schwierig dort hineinzukommen“; etc. In den freien Kommentaren zum Thema überfachliche Qualifikation merken die Befragten allerdings auch wiederholt an, dass sie sich über das vorhandene Angebote nicht hinreichend informiert fühlen bzw. nicht wissen, wo sie entsprechende
Informationen erhalten können.
11,5%
9,5%
6,3%
gar nicht
1 Workshop à 1-2 Tage
2-3 Workshops à 1-2 Tage
28,6%
44,2%
1 Workshop à 1 Woche
1 fortlaufender Kurs mit 2 SWS
Abb. 17: Teilnahmebereitschaft an Maßnahmen überfachlicher
Qualifizierung
Die Nachfrage nach überfachlichen Qualifizierungsmaßnahmen
variiert in Abhängigkeit vom Thema der Qualifizierung. Den
höchsten Bedarf wecken Beratungsangebote zur Karriereplanung,
die von 62,4% der Befragten nachgefragt werden. Ebenso beliebt
sind zweitens Kommunikations- und Präsentationstrainings (gleich-
Einzelne
Angebote überfachlicher
Qualifizierung
Ü b e r f a c h l i c h e u n d f a c h l i c h e Q u a l i f i z i e r u n g | 25
falls 62,4%). Drittens halten 58,9% der Promovierenden Workshops zu Führungs- und Leitungskompetenzen für wichtig. Immer
noch mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer – 55,4% – ist an
Kursen in Fremdsprachen interessiert, und 49,4% der Befragten
bekunden Bedarf an einer Weiterbildung in Hochschuldidaktik. Bei
diesen Ergebnissen lassen sich keine signifikanten Differenzen
zwischen Fakultäten erkennen.
100
90
80
70
60
50
40
30
49,1 %
40,3 %
51,7 %
37,3 %
44,5 %
20
10
0
13,3 %
Karriereplanung
22,1 %
Kommunikation/
Präsentation
Angebot wahrgenommen
7,2 %
Führung/
Leitung
18,1 %
Fremdsprachen
5,9 %
Hochschuldidaktik
Interesse, aber Angebot fehlt
Abb. 18: Bedarf an überfachlicher Qualifizierung
Hinsichtlich der wissenschaftlich-fachlichen Qualifizierung besteht
die höchste Nachfrage im Besuch von Fachkonferenzen. 88,6%
aller Befragten erklären hier einen Bedarf. Nur ein Fünftel der
Doktoranden (19,2%) erkennt dabei keine Option, Konferenzbesuche auch zu realisieren (v.a. aufgrund fehlender Finanzierung).
Zwischen den Fächern sind Unterschiede erkennbar: Während die
Promovierenden der Mathematisch-Naturwissen-schaftlichen und
der Landwirtschaftlichen Fakultäten zu je mehr als vier Fünfteln
Fachkonferenzen besuchen können und nur zu 14,1% bzw. 13,3%
einen ungedeckten Bedarf angeben, liegt die letztgenannte Quote
bei den Doktoranden der Philosophischen, Medizinischen und
Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultäten bei jeweils fast
einem Drittel.
Ebenfalls einen sehr hohen Bedarf artikulieren die Befragten
hinsichtlich der Unterstützung bei der Konzeption und Publikation
wissenschaftlicher Artikel. 51,2% der Doktoranden nehmen solche
Angebote bereits wahr, während sich 36,2% der Doktoranden
mehr Unterstützung wünschen. Auch hier driften die Ergebnisse
fakultätsspezifisch auseinander: Während in der MathematischNaturwissenschaftlichen Fakultät 64,7%, in der Landwirtschaftlichen Fakultät 59,1% und in der Medizinischen Fakultät immer
noch 52,4% der Befragten angeben, Unterstützung im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Publikationen zu erhalten, gilt
dies im Fall der Philosophischen Fakultät nur für 30,5% bzw. im
Fall der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät nur für
30%. Entsprechend empfinden hier jeweils fast die Hälfte der
Doktoranden mehr Angebote als wünschenswert.
Einzelne
Angebote
fachlicher
Qualifizierung
26 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
100
90
80
70
19,2 %
36,2 %
60
37,1 %
50
40
69,4 %
30
21,4 %
51,2 %
37,3 %
20
25,0 %
10
0
Besuch von
Fachkonferenzen
Unterstützung
bei
Publikationen
Angebot wahrgenommen
Theorie- und
Methodenkurse
Organisation
von
Konferenzen
Interesse, aber Angebot fehlt
Abb. 19: Bedarf an fachlicher Qualifizierung
74,4% der Befragten erklären die Teilnahme an fachwissenschaftlichen Theorie- und Methodenkursen für wünschenswert: Auch hier
reicht das vorhandene Angebot für Doktoranden der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät am weitesten: Von ihnen
besuchen 43,4% bereits jetzt die genannten Workshops. In allen
anderen Fakultäten überwiegt der ungedeckte den gedeckten
Bedarf, am stärksten in der Landwirtschaftlichen Fakultät, wo
48,9% gern Workshops besuchen würden, aber keine entsprechenden Angebote erhalten.
Die geringste Nachfrage im Bereich der fachlichen Qualifizierung
besteht hinsichtlich der eigenständigen Organisation von Fachkonferenzen, die lediglich für 46,4% der Doktoranden eine attraktive
Qualifizierungsmaßnahme darstellt. Der geringste Bedarf besteht
hier in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät, der
höchste in der Philosophischen Fakultät, wo mehr als die Hälfte
der Doktoranden freiwillig an der Organisation wissenschaftlicher
Tagungen mitwirkt oder gern mitwirken würde.
Zuletzt wurde nach einem Grenzbereich zwischen fachlicher
und überfachlicher Qualifizierung gefragt, und zwar nach dem
Interesse an Seminaren in Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte. Für solche Seminare interessieren sich 37% der Doktoranden. Nur einige wenige (6,7%) geben an, entsprechende
Angebote bereits wahrzunehmen, ein Drittel der Doktoranden
(30,3%) würde sie gern besuchen.
Unabhängig von ihrer fachlichen Zugehörigkeit lassen sich für
einzelne Teilgruppen des Samples bezüglich ihres Bedarfs an
überfachlichen und fachlichen Qualifizierungsmaßnahmen drei
signifikante Tendenzen ausmachen:
1. Internationale Doktoranden artikulieren einen höheren Bedarf
als deutsche Doktoranden. Dies spiegelt sich bereits in den Antworten auf die Frage wider, in welchem Ausmaß sie solche Kurse im
Idealfall belegen möchten. Der Anteil derer, die mindestens einen
Kurs pro Semester absolvieren möchten, liegt bei 94% (nur deutsche Doktoranden: 90%). 66% wollen mehr als nur einen Kurs
pro Semester oder einen längeren Kurs belegen (gegenüber 45%
der deutschen Doktoranden). Auch die einzelnen inhaltlichen
Bereiche der überfachlichen und fachlichen Qualifizierung werden
Internationale
Doktoranden
Ü b e r f a c h l i c h e u n d f a c h l i c h e Q u a l i f i z i e r u n g | 27
von den internationalen Doktoranden deutlich stärker nachgefragt
(durchschnittlich 10% höherer Bedarf).
Sprachkurse
Kommunikation/Präsentation
Karriereberatung
Theorie- und Methodenkurse
53,0 %
69,3 %
62,4 %
73,4 %
84,7 %
87,4 %
91,4 %
Besuch von Fachkonferenzen
88,6 %
91,5 %
internationale Doktoranden
Abb. 20: Bedarf an fachlicher und überfachlicher Qualifizierung
bei deutschen und internationalen Doktoranden
Weibliche
Promovierende
69,3 %
79,5 %
Theorie- und Methodenkurse
78,7 %
2. Frauen sind stärker an Qualifizierungsangeboten interessiert als
Männer. Frauen sind zunächst bereit, mehr Zeit in Maßnahmen
der Qualifizierung zu investieren: 93,6% der Doktorandinnen geben an, mindestens einen 1-2-tägigen Kurs pro Semester besuchen zu wollen (Männer: 87,6%), 49,1% wollen sogar mehr als
einen Kurs oder an längeren Kursformaten teilnehmen (Männer:
44,8%). Besonderes Augenmerk liegt auf Maßnahmen der überfachlichen Qualifizierung, vor allem in den Bereichen Karriereberatung, Führungskompetenzen und Präsentationstrainings.
67,2 %
57,7 %
67,2 %
Karriereberatung
62,4 %
70,1 %
61,4 %
51,9 %
Kommunikation/Präsentation
Unterstützung bei Publikationen
deutsche Doktoranden
49,6 %
Sprachkurse
86,0 %
Unterstützung bei Publikationen
88,8 %
87,8 %
89,4 %
Besuch von Fachkonferenzen
Männer
Frauen
Abb. 21: Höherer Bedarf an fachlicher und überfachlicher Qualifizierung
von Doktorandinnen
3. Mitglieder in strukturierten Promotionsprogrammen erhalten umfassendere Qualifizierungsangebote als Doktoranden, die keine Mitgliedschaft in einem strukturierten Programm innehaben. Allerdings
macht in strukturierten Programmen immer noch eine hohe Zahl von
Doktoranden geltend, keine Qualifizierungsmaßnahmen angeboten zu
bekommen. Dies gilt insbesondere für den Bereich überfachlicher
Qualifizierung: So erklärt von den Promovierenden in strukturierten Programmen mehr als die Hälfte, dass ihnen keine Beratung
zu Karrierefragen angeboten wird, dass sie keine Workshops zu
Führungs- und Leitungskompetenzen besuchen können etc.
Denkbar sind für diese recht hohen Zahlen drei – wahrscheinlich
im Zusammenhang zutreffende – Erklärungen:
Mitglieder
strukturierter
Programme
28 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
•
•
•
Erstens ist es möglich, dass die Bonner Promotionsprogramme Formate der Qualifizierung anbieten, die im Spektrum der abgefragten Kategorien nicht abgedeckt waren (im
Freitext werden z.B. Doktorandenkolloquien und Formate
zur Stimulation von Eigeninitiative genannt).
Zweitens erscheint es denkbar, dass die strukturierten Programme nicht alle Mitglieder mit ihren Angeboten erreichen,
d.h. dass ein Kommunikationsproblem besteht.
Drittens ist erkennbar, dass einzelne strukturierte Programme tatsächlich nur eine sehr geringe Angebotspalette
aufweisen und kaum Maßnahmen zur Qualifizierung anbieten.
Berufs- und Zukunftsplanung
Die erste Frage, die bezüglich der Ausrichtung der Doktoranden
auf ihre Berufspläne gestellt wurde, war die nach der Promotionsmotivation. Dabei wurden unterschiedliche Antwortoptionen
zur Auswahl gestellt, die die Befragten auf einer Skala von 1 (trifft
überhaupt nicht zu) bis 5 (trifft voll zu) beurteilen sollten. Die
höchsten Zustimmungswerte erhielt die Antwortoption „Weil mich
mein Thema interessiert und ich gerne wissenschaftlich arbeite“,
die mit einem sehr hohen Durchschnittswert von 4,53 beantwortet wurde. Am zweitstärksten stimmten die Befragten der Option
„Weil ich während der Promotion nützliches fachliches Wissen
und Qualifikationen erlange“ (4,17) zu.
Bereits etwas weniger konnten die Doktoranden der Antwort
„Weil mich ein Doktortitel nach der Promotion beruflich/finanziell
weiterbringen kann“ beipflichten (3,90), gefolgt von der Option
„Weil der Doktortitel eine wichtige Signalwirkung auf spätere Arbeitgeber hat“ (3,60). Nur Platz fünf mit einem Durchschnittswert
von 3,28 erreichte „Weil ich eine wissenschaftliche Karriere anstrebe“. Die niedrigste Zustimmung erhielten die Antworten „Weil
mir das ‚studentische‘ Leben gefällt“ (2,91) und „Weil ich keine
attraktive Arbeitsstelle gefunden habe“ (1,79). Damit überwiegt in
der Selbsteinschätzung der Doktoranden klar die intrinsische
Motivation (Interesse am Thema, erlangte fachliche Qualifikation)
gegenüber extrinsischen Motiven (v.a. Karrierevorteilen).
Die genannte Reihenfolge der zur Auswahl stehenden Motive
ist bei den Doktoranden aller Fakultäten gleich verteilt – mit wenigen Ausnahmen: Die Doktoranden der Medizin gewichten als einzige die extrinsischen Faktoren „Signalwirkung des Titels“ (4,39)
Motivation zur
Promotion
B e r u f s - u n d Z u k u n f t s p l a n u n g | 29
und „späteres berufliches Fortkommen“ (4,11) stärker als die
intrinsischen Motive „Interesse am Thema“ (4,05) und „erlangte
fachliche Qualifikation“ (3,98). Die genannten extrinsischen Werte
werden von keiner anderen Gruppe so hoch und die intrinsischen
Motive von keiner anderen Gruppe so gering beurteilt.
Interesse am Thema
4,53
fachliche Qualifikation
4,17
berufliche/finanzielle Chancen
3,9
Signalwirkung des Titels
3,6
Grundlage für wissenschaftliche Karriere
3,28
Weiterführung des studentischen Lebens
keine attraktive Arbeitsstelle gefunden
2,91
1,79
Abb. 22: Promotionsmotivation (jedes Motiv bewertet auf einer Skala
von 1=“trifft überhaupt nicht zu“ bis 5=“trifft völlig zu“, angegeben:
Gesamtdurchschnitt)
Die Doktoranden des Rechtswissenschaftlichen Fachbereichs in
der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät gewichten zwar
den intrinsischen Faktor „Interesse am Thema“ am stärksten,
aber auch hier sind die extrinsischen Motive „späteres berufliches
Fortkommen“ (4,17) und „Signalwirkung auf Arbeitgeber“ (4,05)
klar wichtiger als im Durchschnitt aller Doktoranden (dies gilt
nicht für die Befragten aus dem Wirtschaftswissenschaftlichen
Fachbereich). Eine weitere Besonderheit lässt sich bei den Doktoranden der Philosophischen Fakultät erkennen, die den Faktor
„Interesse am Thema“ mit Abstand am stärksten (4,72) bewerten
und von allen Doktoranden am häufigsten eine wissenschaftliche
Karriere anstreben (3,50).
Darüber hinaus streben Männer häufiger eine wissenschaftliche Karriere an als Frauen (3,48 vs. 3,08). Gleiches gilt für Mitglieder strukturierter Programme (3,69 vs. 3,20 bei denjenigen,
die nicht Mitglied in einem solchen Programm sind). Zugleich ist
für die Mitglieder in strukturierten Programmen das studentische
Leben ein deutlich wichtigeres Motiv als für jene Doktoranden, die
keine Mitgliedschaft in einem strukturierten Promotionsprogramm innehaben (3,23 vs. 2,28). Differenzen lassen sich
schließlich auch zwischen deutschen und internationalen Doktoranden finden. Dies betrifft auch hier vor allem die Frage nach
dem Stellenwert des Wunsches, in der Wissenschaft Karriere zu
machen. Dieser ist bei den Internationalen (4,10) sehr viel höher
als bei den Deutschen (3,22) ausgeprägt und als Motiv auch wichtiger als die Signalwirkung auf den Arbeitgeber.
Ob die Doktoranden eine akademische Karriere anstreben,
wurde sodann in einer eigenen Frage ergänzend erfasst. Dabei
benennen 17,3% der Befragten die wissenschaftliche Laufbahn
als ihren obersten Berufswunsch, weitere 34,8% können sich eine
akademische Karriere vorstellen, erwägen aber auch andere Optionen. Fast die Hälfte der Doktoranden strebt eine akademische
Karriere eher nicht (36,3%) oder definitiv nicht (11,7%) an.
Motiv
wissenschaftliche
Karriere
30 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
3,08
3,48
4,1
3,69
3,2
3,22
3,28
sind noch nicht entschlossen, ob sie sich eher in Richtung Wissenschaft oder in Richtung außerakademische Berufe orientieren
sollen.
11,7%
Frauen Männer
Mitglieder keine Mitglieder
strukturierter strukturierter
Programme Programme
Deutsche Internationale
17,3%
ja, aber ich erwäge auch
andere Optionen
Gesamt
Abb. 23: Bedeutung des Promotionsmotivs „Weil ich eine wissenschaftliche
Karriere anstrebe“ (bewertet auf einer Skala von 1=“trifft überhaupt nicht
zu“ bis 5=“trifft völlig zu“, angegeben: Durchschnittswerte einzelner
Teilgruppen)
Wie bereits im Rahmen der Frage nach der Promotionsmotivation
ergibt sich auch hier, dass die Doktoranden der Philosophischen
Fakultät eine wissenschaftliche Laufbahn am stärksten wünschen.
Ein Viertel (24,5%) benennt hier die akademische Karriere als
obersten Berufswunsch, was – am anderen Ende der Skala – nur
bei jedem zehnten Promovierenden der Medizinischen Fakultät
(9,4%) der Fall ist. Mit Abstand das höchste Interesse an einer
wissenschaftlichen Laufbahn haben die internationalen Doktoranden: Von ihnen bezeichnen ganze 40,4% die wissenschaftliche
Laufbahn als obersten Berufswunsch, weitere 44% streben eine
wissenschaftliche Laufbahn an, erwägen aber auch andere Optionen. Insgesamt gilt aber auch, dass weniger als ein Drittel der
Doktoranden bereits klare Berufsziele hat: 71% der Doktoranden
ja, das ist mein oberster
Berufswunsch
36,3%
34,8%
eher nicht, aber ich will
es nicht ausschließen
nein
Abb. 24: Auswertung der Frage „Streben Sie nach der Promotion eine
wissenschaftliche Laufbahn an?“
B e r u f s - u n d Z u k u n f t s p l a n u n g | 31
tet fühlen sich die Doktoranden
der
Landwirt10,0 %
13,2 %
15,1 %
13,3 %
13,5 %
16,6 %
schaftlichen
Fakultät
26,0 %
(61,7% ja oder eher ja),
34,3 %
am schlechtesten die der
34,5 %
34,7 %
Medizinischen
(40,3%)
37,8 %
38,4 %
und der Philosophischen
41,6 %
44,4 %
Fakultät (40,5%).
33,8 %
Darüber hinaus ist eine Differenz zwischen
weiblichen und männli55,6 %
42,4 %
36,7 %
chen Befragten erkenn38,0 %
36,9 %
24,7 %
bar: So halten sich Dokto32,1 %
31,0 %
randinnen eindeutig für
schlechter auf ihre Be15,6 %
15,3
%
rufslaufbahn vorbereitet
13,1 %
11,0 %
9,5 %
9,6 %
11,2 %
6,1 %
als ihre männlichen KolMathematischRechts- und
legen (41,7% ja oder eher
LandwirtschaftMedizinische Philosophische
Naturwiss.
Gesamt
Staatswiss.
Weiblich
Männlich
liche
Fakultät
Fakultät
Fakultät
ja bei den DoktorandinFakultät
Fakultät
nen vs. 55,5% bei den
Abb. 25: Auswertung der Frage „Fühlen Sie sich durch die Promotion und die damit verbundenen
Doktoranden).
eherIhr
ja Berufsleben
eher nein nach
neinder Promotion vorbereitet?“
Qualifikationsmaßnahmenjagut auf
Gefragt wurde in diesem
Zusammenhang
Der hohe Anteil von beruflich Unentschlossenen lässt sich mit den
auch,
ob
die
Doktoranden
mit
ihren
Betreuern
über
ihre berufliAntworten auf die Frage zusammenlesen, ob sich die Bonner Dokchen
Zukunftsaussichten
sprechen.
Erneut
findet
sich
eine etwa
toranden gut auf ihr Berufsleben im Anschluss an die Promotion
hälftige
Aufteilung:
47,9%
der
Doktoranden
geben
an,
solche
vorbereitet fühlen. Dabei erklären sich 51,9% der Befragten als
Gespräche zu führen; 52,1% erklären, dies sei nicht der Fall. Am
„schlecht vorbereitet“ oder „eher schlecht vorbereitet“, 48,1% als
wenigsten häufig werden solche Gespräche in der Medizin geführt
„eher gut vorbereitet“ oder „gut vorbereitet“. Am besten vorberei4,0 %
Vorbereitung
aufs
Berufsleben
Karrieregespräche
mit Betreuern
32 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
(28,2%), aber auch in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen
(40,4%) und in der Landwirtschaftlichen Fakultät sind sie nicht
der Regelfall (44,3%). Leicht höher liegen die Zahlen in der Philosophischen (52,9%) und in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät (58,7%).
58,7
52,9
28,2 30,6
25,6
16,8
Rechts- und Medizinische Philosoph.
Fakultät
Fakultät
Staatsw. Fak.
24,3
Landwirt.
Fakultät
sehr wichtig
eher wichtig
36,8%
30,1
Math. -Nat.
Fakultät
25,1
58,9%
eher nicht wichtig
nicht wichtig
Gesamt
%, die mit Betreuern über berufliche Zukunftspläne sprechen
%, die weitere Ansprechpartner zur Besprechung von Zukunftsplänen haben
Abb. 26: Auswertung der Frage „Sprechen Sie mit Ihrem Erstbetreuer/
Ihrer Erstbetreuerin über Ihre beruflichen Aussichten und Pläne nach
der Promotion?“
Karrieregespräche
mit anderen
Personen
3,3% 1,0%
47,9
44,4
40,4
20,4%). Mitglieder strukturierter Programme hingegen haben in
Bonn nur geringfügig häufiger Ansprechpartner für Karrierefragen
(31,3%) als Doktoranden, die nicht in solchen Programmen arbeiten (22,5%).
Aufschlussreich sind diese Zahlen in Zusammenhang mit der
Angabe, ob es an der Universität weitere Ansprechpartner gibt,
mit denen Doktoranden ihre Zukunftsaussichten thematisieren.
Dies ist für 25,1% der Befragten der Fall. Signifikant ist dabei,
dass internationale Doktoranden solche zusätzlichen Kontakte
deutlich stärker wahrnehmen als deutsche (54,2% gegenüber
Abb. 27: Bedeutung zusätzlicher Ansprechpartner in Karrierefragen
Meistens handelt es sich bei den zusätzlichen Ansprechpartnern
um andere Doktoranden, Postdocs oder weitere Professoren,
zusätzlich auch um administrative Stellen wie Career Center,
Gleichstellungsbüro, Geschäftsführungen von Graduiertenschulen,
Förderberatung. Der überwiegende Teil beschreibt diese Ansprechpartner als sehr wichtig (58,9%) oder eher wichtig
(36,8%), nur für 4,3% spielen die weiteren Ansprechpartner keine
besondere Rolle.
P e r s ö n l i c h k e i t s e i g e n s c h a f t e n u n d L e b e n s z u f r i e d e n h e i t | 33
Persönlichkeitseigenschaften, ökonomische
Präferenzen und Lebenszufriedenheit Bonner
Doktoranden
Michael Böhm, Philipp Müller und Pia Pinger
Forschungsmodul
Fragen
Die Doktorandenbefragung enthielt ein Forschungsmodul, das
Informationen zu Persönlichkeitseigenschaften, ökonomischen
Präferenzen und der aktuellen Lebenszufriedenheit erhob. Die
Befragung im Rahmen des Forschungsmoduls dient als Grundlage
für eine langfristig laufende mikroökonometrische Studie zur
(Selbst-)Selektion von Doktoranden und zu Gelingensbedingungen
von Promotionen. Im Folgenden resümieren wir die erste Auswertung des Moduls, indem wir die Antworten der Bonner Doktoranden mit einer repräsentativen Stichprobe deutscher Hochschulabsolventen aus dem deutschen Sozioökonomischen Panel (SOEP)
vergleichen.
Die Ergebnisse zeigen relativ starke Unterschiede zwischen
Doktoranden und Hochschulabsolventen im Allgemeinen. Da Letztere ohnehin das gebildete Drittel der Bevölkerung darstellen,
könnte dies ein erstes Anzeichen dafür sein, dass Doktoranden
wirklich außergewöhnlich sind. Wir möchten allerdings darauf
hinweisen, dass die bisherigen Analysen sehr vorläufig sind und
weitere Tests und Robustheitschecks erforderlich sind, um sie
bestätigen zu können. 8
Das Forschungsmodul umfasste u.a. Fragenkomplexe zu den
Themen (1) Persönlichkeitseigenschaften (big five), (2) Risikobereitschaft und (3) Lebenszufriedenheit. Insgesamt enthielt das
Modul 29 Einzelfragen. Um Zuverlässigkeit, Validität und Ver-
gleichbarkeit der einzelnen Skalen sicherzustellen, wurden vorwiegend Maße aus dem deutschen Sozioökonomischen Panel
(SOEP) verwendet. Dabei handelt es sich um eine für Deutschland
repräsentative Wiederholungsbefragung, an der über 12.000
Haushalte teilnehmen. Aus dem SOEP haben wir eine Stichprobe
von Hochschulabsolventen gezogen, die nach 1977 geboren sind,
und untersucht, inwiefern sich die Doktoranden in ihren Persönlichkeitseigenschaften von diesen Hochschulabsolventen unterscheiden. Wir benutzen Epps-Singleton, um auf Verteilungsunterschiede zu testen.
Persönlichkeitseigenschaften
Die Persönlichkeitseigenschaften werden anhand des FünfFaktoren-Modells der Persönlichkeit ("Big5") ermittelt. Bei den
Big5 handelt es sich um ein Konzept aus der Psychologie, das
Ausprägungen verschiedener Persönlichkeitsmerkmale misst.
Laut des Modells lässt sich jeder Mensch kontextunabhängig auf
den Skalen Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Neurotizismus und Offenheit für Erfahrungen einordnen. 9
Verträglichkeit. Verträglichkeit charakterisiert Individuen, die
rücksichtsvoll und freundlich agieren, vergeben können und nicht
grob zu anderen sind. Folgende Fragen werden genutzt, um Verträglichkeit zu messen: Ich bin jemand der...
•
•
•
...manchmal etwas grob zu anderen ist.
...verzeihen kann.
...rücksichtsvoll und freundlich mit anderen umgeht.
Ergebnisse
34 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
Verträglichkeit ist ein interpersoneller Indikator, der in hoher
Ausprägung mit Altruismus in Verbindung gebracht wird, in niedriger Ausprägung mit Misstrauen und der Tendenz zu kompetitivem Verhalten.
Wir finden für dieses Merkmal einen signifikanten Verteilungsunterschied in die Richtung, dass Doktoranden verträglicher erscheinen als die Hochschulabsolventen im SOEP. Dies könnte
darauf hindeuten, dass Doktoranden sich aufgrund Ihrer Persönlichkeit gezielt in die Wissenschaft selektieren, da es sich hierbei,
zumindest am Anfang der Karriere, um ein eher kooperatives und
wenig kompetitives Umfeld handelt.
Gewissenhaftigkeit. Gewissenhaftigkeit bezeichnet eine Charaktereigenschaft, die mit hoher Leistungs- und Arbeitsmotivation
einhergeht. Gewissenhafte Personen arbeiten gründlich und erledigen ihre Aufgaben effektiv und effizient. Die volkswirtschaftliche
Forschung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass dieses Maß
besonders stark mit Erfolg in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt korreliert. Gewissenhaftigkeit wird anhand folgender Fragen
ermittelt: Ich bin jemand der...
•
•
•
...gründlich arbeitet.
...eher faul ist.
...Aufgaben wirksam und effizient erledigt.
Stärkere Ausprägungen deuten auf sorgfältigere und planende
Arbeitsweisen hin.
Da sorgfältiges Arbeiten und eine gute Planung der Arbeitsaktivitäten in der Wissenschaft stark honoriert werden, erscheint es
nicht verwunderlich, dass wir eine höhere Ausprägung von Gewissenhaftigkeit unter den Bonner Doktoranden finden als unter den
Hochschulabsolventen des SOEPs, jedoch sind die Unterschiede
quantitativ überraschend stark.
Extraversion. Eine Person mit ausgeprägter Extraversion ist
kommunikativ, gesprächig, aufgeschlossen und kontaktfreudig.
Eine Person mit wenig ausgeprägter Extraversion ist reserviert
oder schüchtern. Folgende Fragen sind Teil des Konstrukts: Ich
bin jemand der...
•
•
•
...kommunikativ, gesprächig ist.
...aus sich herausgehen kann, gesellig ist.
...zurückhaltend ist.
Extraversion wird manchmal auch Begeisterungsfähigkeit genannt. Personen mit hohen Extraversionswerten neigen dazu,
gesellig, optimistisch und heiter zu sein.
Wir finden bei diesem Merkmal keinen signifikanten Unterschied zwischen den Hochschulabsolventen des SOEPs und den
Bonner Doktoranden. Allerdings gibt es unter den Bonner Doktoranden einen größeren Anteil an Individuen, die sich durch einen
besonders hohen Grad an Extraversion auszeichnen.
Neurotizismus. Hohe Neurotizismus-Werte bedeuten, dass eine
Person leicht nervös wird, oft besorgt ist und schlecht mit Stress
umgehen kann. Den Gegensatz bildet emotionale Stabilität. Neurotizismus wird anhand der folgenden Fragen ermittelt: Ich bin
jemand der...
P e r s ö n l i c h k e i t s e i g e n s c h a f t e n u n d L e b e n s z u f r i e d e n h e i t | 35
•
•
•
...sich oft Sorgen macht.
...leicht nervös wird.
...mit Stress gut umgehen kann.
Personen mit höheren Ausprägungen sind geneigter, Nervosität,
Anspannung und Angst zu erleben. Niedrige Werte implizieren
eher ruhigeres und unabhängiges Verhalten.
Bei diesem Merkmal konnten keine signifikanten Unterschiede
zwischen beiden Personengruppen festgestellt werden.
Offenheit für Erfahrungen. Eine Person zeichnet sich durch Offenheit für Erfahrung aus, die eine lebhafte Phantasie besitzt,
originell ist, neue Ideen hervorbringt und künstlerische und ästhetische Erfahrungen schätzt. Folgende Fragen messen dieses Konstrukt: Ich bin jemand der...
•
•
•
•
...originell ist, neue Ideen einbringt.
...künstlerische Erfahrungen schätzt.
...eine lebhafte Phantasie, Vorstellungen hat.
...wissbegierig ist.
Höhere Ausprägungen von Offenheit finden sich in der Regel bei
Personen, die sich als wissbegierig, intellektuell und fantasievoll
beschreiben.
Wir finden eine deutlich höhere Ausprägung dieses Merkmals
unter den Bonner Doktoranden als unter den Hochschulabsolventen des SOEPs. Dies ist erfreulich, deutet es doch darauf hin,
dass besonders wissbegierige und fantasievolle Menschen eine
wissenschaftliche Tätigkeit anstreben (oder dass die Tätigkeit
Doktoranden wissbegierig macht).
Risikobereitschaft
Die individuelle Risikobereitschaft beschreibt, inwiefern Individuen bereit sind, durch ihr Verhalten ökonomisch bedeutsame Risiken einzugehen. Die Risikobereitschaft wurde im Forschungsmodul durch folgende Frage abgedeckt: „Sind Sie im allgemeinen ein
risikobereiter Mensch oder versuchen Sie, Risiken zu vermeiden?“
Antworten wurden auf einer 11-Punkte Skala gegeben. 10 Wir
konnten feststellen, dass die Bonner Doktoranden deutlich mehr
Risikofreude aufweisen als die Hochschulabsolventen. Zudem
zeigt sich, dass die Geschlechterunterschiede in der Risikoausprägung unter den Doktoranden deutlich geringer ausfallen als
in der Bevölkerung der Hochschulabsolventen, was ggf. auf eine
stärkere Selektion von Frauen als von Männern in die Gruppe der
Doktoranden hindeutet.
Lebenszufriedenheit
Lebenszufriedenheit wurde im Forschungsmodul durch folgende
Frage abgedeckt: „Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in
allem, mit Ihrem Leben?“ Wiederum wurde die Antwort auf einer
11-Punkte Skala gegeben. Die allgemeine Lebenszufriedenheit
unter Doktoranden ist deutlich niedriger als unter Hochschulabsolventen im Allgemeinen. Doktoranden geben im Median eine
Lebenszufriedenheit von 7 aus 10 an, während der Median für alle
36 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
Beobachtungen (inkl. SOEP) bei 8 liegt. Allerdings lassen sich hier
nach Fakultäten deutliche Unterschiede feststellen. Tabelle 2
stellt den Anteil der Doktoranden dar, die nach eigenen Angaben
eine Lebenszufriedenheit in der oberen Hälfte der Verteilung aufweisen. Die Wirtschaftswissenschaftler stehen an oberster Stelle,
während die Geisteswissenschaftler und Juristen am unzufriedensten sind.
Anteil Lebenszufriedenheit
über Median
Fakultät
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
0,4204
Philosophische Fakultät
0,3933
Medizinische Fakultät
0,5294
Wirtschaftswissenschaftlicher Fachbereich
0,5714
Rechtswissenschaftlicher Fachbereich
0,4029
Tabelle 2: Lebenszufriedenheit nach Fakultät
T a b e l l e n - u n d A b b i l d u n g s v e r z e i c h n i s | 37
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
Abb. 11:
Der Gewinner der Verlosung, Clemens Rösner,
erhält den Preis
7
Abb. 2:
Zugehörigkeit zu Fakultäten
8
Abb. 3:
Anteil von Frauen unter Bonner Promotionen
2003-2012 vs. Anteil weibliche Promovierende im
Sample
Abb. 13:
Basisdaten der Doktoranden im Sample
10
Abb. 4:
Ort des promotionsqualifizierenden Abschlusses
11
Abb. 5:
Anteil nicht-deutscher Muttersprachler und ihre
Verteilung auf die Fakultäten
12
Höchste Schulabschlüsse von Müttern und Vätern
der Doktoranden
12
Stellenanteile der angestellten Doktoranden (Wiss.
Mitarbeiter)
14
Vorrangige Finanzierungsquellen insgesamt, in der
Math.-Nat. Fakultät und in der Phil. Fakultät
15
Abb. 7:
Abb. 8:
Abb. 9:
Abb. 10:
Auswertung der Frage „Ist die Finanzierung Ihrer
Promotion bis zum voraussichtlichen Abschluss
gesichert?“
16
Auswertung der Frage „Wie zielführend erscheinen
Ihnen die Betreuungsgespräche?“
17
Formen des
untereinander
Austauschs
von
von
der
17
Doktoranden
19
Auswertung der Frage "Wie gut fühlen Sie sich
darüber informiert, was in Ihrem Fach als gute
wissenschaftliche Praxis bzw. als wissenschaftliches Fehlverhalten gilt?"
20
Auswertung der Frage „Wie interessant wäre für
Sie die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle an
der Universität Bonn für die Belange von
Doktorandinnen und Doktoranden?“
20
Auswertung der Frage „Halten Sie es für Sie
persönlich zielführend, im Rahmen eines
strukturierten Promotionsprogramms zu
promovieren?“
22
Assoziationen mit dem Begriff „strukturiertes
Promotionsprogramm“
22
Teilnahmebereitschaft an Maßnahmen überfachlicher Qualifizierung
24
Abb. 18:
Bedarf an überfachlicher Qualifizierung
25
Abb. 19:
Bedarf an fachlicher Qualifizierung
26
Abb. 20:
Bedarf an fachlicher und überfachlicher Qualifizierung (internationale Doktoranden)
27
9
Tab. 1:
Abb. 6:
Abb. 12:
Tatsächliche und gewünschte Häufigkeit
Betreuungsgesprächen bei Doktoranden
Philosophischen Fakultät
Abb. 14:
Abb. 15:
Abb. 16:
Abb. 17:
38 | B o n n e r D o k t o r a n d e n b e f r a g u n g 2 0 1 4
Abb. 21:
Höherer Bedarf an fachlicher und überfachlicher
Qualifizierung von Doktorandinnen
27
Abb. 22:
Promotionsmotivation
29
Abb. 23:
Bedeutung des Promotionsmotivs „Weil ich eine
wissenschaftliche Karriere anstrebe“
30
Abb. 24:
Abb. 25:
Abb. 26:
Abb. 27:
Tab. 2:
Auswertung der Frage „Streben Sie nach der
Promotion eine wissenschaftliche Laufbahn an?“
Auswertung der Frage „Fühlen Sie sich durch die
Promotion und die damit verbundenen
Qualifikationsmaßnahmen gut auf Ihr Berufsleben
nach der Promotion vorbereitet?“
Auswertung der Frage „Sprechen Sie mit Ihrem
Erstbetreuer/Ihrer Erstbetreuerin über Ihre
beruflichen Aussichten und Pläne nach der
Promotion?“
Anmerkungen
1
Statistisches Bundesamt (2012): Promovierende in Deutschland 2010. Online
unter:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultu
r/Hochschulen/Promovierende5213104109004.pdf;jsessionid=0B96F8ABAEF6
0B34C5548E29EF11836F.cae3?__blob =publicationFile, S. 5.
2
Universität Bonn (2013): Rechenschaftsbericht und Zahlenspiegel der Universität Bonn. Online unter: http://www3.uni-bonn.de/dieuniversitaet/publikationen/UBo_Zahlensp.2013_WEB.pdf.
3
Vgl. Rechenschaftsberichte und Zahlenspiegel der Universität Bonn, 2004-2013.
4
Allein dieser Abteilung sind 10 Promotionsfächer zugeordnet: Ägyptologie,
Arabistik, Indologie, Islamwissenschaft, Japanologie, Orientalische Kunstgeschichte, Sinologie, Mongolistik, Tibetologie, Südostasien-Wissenschaft.
5
Dies würde nur unter zwei Voraussetzungen nicht stimmen: wenn entweder
Frauen in der vorliegenden Studie überrepräsentiert wären oder wenn Frauen
Promotion seltener zum Abschluss brächten. Für beides gibt es keine Hinweise.
6
5% gaben an, älter als 45 zu sein. Nur 36,7% der Befragten der Philosophischen Fakultät waren jünger als 30 Jahre.
7
Sowohl die Befragten in Wirtschaftswissenschaften als auch in Medizin haben
kaum qualitative Rückmeldungen zum Betreuungsverhältnis gegeben.
8
98% der befragten Individuen haben die Fragen des Forschungsmoduls beantwortet. Eine Verzerrung aufgrund von Nichtbeantwortung der Persönlichkeitsund Präferenzfragen innerhalb der Doktorandenstudie ist daher unwahrscheinlich.
9
Vgl. Costa, P. T. & MacCrae, R. R. (1992). Revised NEO Personality Inventory
(NEO PI-R) and NEO Five-Factor Inventory (NEO FFI): Professional Manual. Psychological Assessment Resources; Goldberg, L. R. (1993). The Structure of Phenotypic Personality Traits. American Psychologist, 48(1), 26.
30
31
32
Bedeutung zusätzlicher Ansprechpartner in
Karrierefragen
32
Lebenszufriedenheit nach Fakultäten
36
10 Die Validität dieser Frage in Bezug auf ökonomische Entscheidungen in Experiment wurde von Dohmen et al. gezeigt, vgl. Dohmen, T., Falk, A., Huffman, D., &
Sunde, U. (2010). Are Risk Aversion and Impatience Related to Cognitive Ability?
American Economic Review, 100(3), 1238-60.