Januar 2011 - Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V

Transcription

Januar 2011 - Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V
E6891 E
ISSN 0042-8337
VOLK AUF DEM WEG
Nr. 1 Januar 2011 62. Jahrgang Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.
Allen unseren Lesern
ein frohes und besinnliches
Weihnachtsfest
und viel Erfolg
im neuen Jahr!
DIE LANDSMANNSCHAFT
Adolf Fetsch: Eine Menge erreicht und noch viel zu tun!
B
eim Tages-Workshop, der am
5. Dezember 2010 die Mitglieder des Bundesvorstandes der
Landsmannschaft und die Vertreter der
Bundesländer unter dem Motto "Optimierung der Verbandsarbeit und Stärkung der Selbstorganisation" in Würzburg zusammenführte (siehe unseren
Bericht auf den Seiten 7 und 8), fasste
der Bundesvorsitzende Adolf Fetsch in
seiner Eingangsrede die gegenwärtigen
und künftigen Schwerpunkte landsmannschaftlicher Arbeit zusammen.
Wir zitieren in größeren Auszügen:
Wie Sie wissen, haben wir in diesem
Jahr den 60. Jahrestag der Gründung
der Landsmannschaft gefeiert. In all den
Jahren war die politische Arbeit unseres
Vereins geprägt von Sachlichkeit und der
Bereitschaft zur Kooperation mit allen demokratischen Kräften des Landes.
Wir halten nichts von der einseitigen Bindung an eine Partei und noch viel weniger
von lauten Sprüchen und Aktionismus.
Mit unserer soliden und beharrlichen Politik der kleinen Schritte haben wir in der
Vergangenheit weit mehr erreicht, als sich
die Gründerväter der Landsmannschaft
erträumt hatten.
Als Beispiel nenne ich unseren Beitrag
zum gesamtgesellschaftlichen Werk, 2,8
Millionen Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion ihre ersehnte Heimat in
Deutschland zu geben.
Als weiteres Beispiel nenne ich die Leistungen unserer ehrenamtlichen und hauptamtlichen Sozialberater und –betreuer, die
über die Jahre hinweg ihren Landsleute
millionenfach bei ihren Bemühungen um
Integration zur Seite gestanden haben.
Trotz erschwerter Rahmenbedingungen
ist die Landsmannschaft bis zum heutigen
Tage die bei weitem wichtigste Vertretung
der Deutschen aus Russland in der Bundesrepublik geblieben.
Der Beauftragte der Bundesregierung für
Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Christoph Bergner, bezeichnet
die Landsmannschaft nicht von ungefähr
als ersten Ansprechpartner der Bundesregierung in allen Angelegenheiten, die mit
der Ausreise und Eingliederung von Deutschen aus Russland zu tun haben.
Es ist daher gewiss kein Zufall, dass die
von der Landsmannschaft eingebrachten
Themen, Probleme und Lösungsvorschläge sowohl bei den Sitzungen des von Dr.
Bergner geleiteten Beirates für Spätaussiedlerfragen beim Bundesministerium
Pisa-Studie:
Überdurchschnittliche
Werte für russlanddeutsche Schüler
A
n der aktuellen PISA-Studie
nahmen im Jahr 2009 rund eine
halbe Million Fünfzehnjährige in 65
Ländern teil, aus Deutschland knapp
5.000 Schüler.
Adolf Fetsch beim Workshop in Würzburg.
des Innern als auch bei den Sitzungen
des Bundes der Vertriebenen inzwischen
oberste Priorität haben.
Im Beirat für Spätaussiedlerfragen ist die
Landsmannschaft im Übrigen nicht nur
durch mich vertreten, sondern auch durch
die Bundesvorsitzende unseres Jugendverbandes, des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland, Elena
Bechtold. Ähnliches gilt für die DeutschRussische Regierungskommission, an
deren Sitzungen sich in den letzten Jahren meine Bundesvorstandskollegin Lilli Bischoff und Elena Bechtold beteiligt
haben.
Als weitere Erfolge darf ich unsere Beteiligung am Stiftungsrat der „Stiftung Flucht,
Vertreibung, Versöhnung“ erwähnen. Ich
selbst wurde am 8. Juli 2010 durch den
Bundestag als Stiftungsratmitglied gewählt, und mein Bundesvorstandskollege
Dr. Alfred Eisfeld wurde vor knapp zwei
Wochen in den Wissenschaftlichen Beirat
der Stiftung berufen.
Für sehr erfreulich halte ich auch die Berufung eines weiteren Bundesvorstandsmitgliedes, meines jungen Kollegen
Waldemar Weiz, in den neu gebildeten
Arbeitskreis „Integration und Migration“
der SPD auf Bundesebene.
Ergänzend darf ich Sie an unser Gespräch
mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel im Vorfeld der Bundestagswahl des
vergangenen Jahres erinnern. Es war das
vielleicht wichtigste Gespräch, das von
Titelbild: Krippe auf dem weltberühmten Nürnberger Christkindlesmarkt.
„Neben der allgemeinen Verbesserung deutscher Schüler in den Bereichen Lesen und Textverständnis,
Mathematik und Naturwissenschaften
ist die Entwicklung der Kinder aus
russlanddeutschen Spätaussiedlerfamilien besonders erfreulich“, so Dr.
Christoph Bergner, Parlamentarischer
Staatssekretär im Bundesministerium
des Innern und Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und
nationale Minderheiten.
Insbesondere die zweite Generation
der 15-jährigen Kinder von Spätaussiedlern weist überdurchschnittliche
Werte bei der Lesekompetenz vor.
Beim Durchschnitt von 515 Punkten erzielte diese Gruppe 12 Punkte
mehr als die Vergleichsgruppe ohne
familiären Migrationshintergrund.
Verglichen mit den Pisa-Ergebnissen
des Jahres 2000, lässt sich hier ebenfalls ein enormer Sprung nach oben
feststellen.
In der zweiten Generation unterscheiden sich Schülerinnen und Schüler, deren Eltern aus dem Gebiet der ehemaligen UdSSR zugewandert sind, nicht
mehr signifikant von Gleichaltrigen
aus Nicht-Zuwandererfamilien.
Diese guten Ergebnisse sind Folge des
häuslichen Gebrauchs der deutschen
Sprache. Hier sind die Unterschiede
zu türkischstämmigen Elternhäusern
signifikant. Dort wird laut Pisa-Studie
in der zweiten Generation nur bei 36,3
Prozent der Familien zu Hause deutsch
gesprochen, bei den Russlanddeutschen
dagegen in 76,1 Prozent der Familien.
Auch wenn die Werte über Pisastudienteilnehmer russlanddeutscher Herkunft
aufgrund ihrer Erhebungsmethode über
die OECD nur indirekt erfasst werden,
zeigen sie deutlich eine positive Tendenz. Damit haben russlanddeutsche
Kinder beste Chancen auf vollständige
Integration in unsere Gesellschaft.
Pressemitteilung
DIE LANDSMANNSCHAFT
Die Landsmannschaft
im Internet:
Homepage:
www.deutscheausrussland.de
E-Mail:
[email protected]
Aus dem Inhalt
Adolf Fetsch: Eine Menge erreicht –
und noch viel zu tun!
2-3
Überdurchschnittliche Werte
für russlanddeutsche Schüler
3
Die Landsmannschaft
wird gebraucht!
4-5
Wir wissen um unsere Verpflichtung 6
Tages-Workshop in Würzburg
7-8
Multiplikatorenschulung in Köln 8-9
Multiplikatorenschulung
in Nienburg
9
Entwurf eines Neunten Gesetzes
zur Änderung
des Bundesvertriebenengesetzes 10-11
Neufassung
der landsmannschaftlichen Satzung 11
Landeskulturtagung in Bayern 12-13
Lebendige Integration
in Karlsruhe
13-14
Schicksalsschläge mit
Geduld und Demut meistern
15
Die deutschen Autoren aus Russland
sind das Sprachrohr
der Russlanddeutschen
16-17
Einsichten und Erkenntnisse
einer russlanddeutschen Familie
18
Herbstfestival in München
19
Russlanddeutsche Schriftsteller.
Von den Anfängen
bis zur Gegenwart
20
Dr. Kotzians Thesen
20
Beilage Heimat
im Glauben
21-22, 27-28
JSDR-Beilage
23-26
Bücherangebot
29
Besuch bei den evangelischen
Gemeinden in Moldawien
30-31
Landsmannschaft regional
32-38
Integration durch
Zusammenhalt und Öffnung
38
Weihnachten und Neujahr
39-41
Glückwünsche
42-43
Ein Postpaket aus Deutschland
43
Zum Gedenken
44-45
Nachrufe - Eugen Warkentin
und Alexander Schwindt
46
Plattdeutscher Nachmittag
47
Unsere Heimat ist die Sprache
47
Mehr Engagement
in der Kommunalpolitik!
48
Redaktionsschluss
der Februar-Ausgabe 2011:
15. Januar 2011
Vertretern der Landsmannschaft im Verlauf ihrer Geschichte geführt wurde, und
es zeigte, dass die Angelegenheiten der
Deutschen aus Russland inzwischen auch
auf höchster Ebene Gehör finden.
Erinnern darf ich Sie auch daran, dass wir
mit Bundesinnenminister Dr. Wolfgang
Schäuble einen ausgesprochen prominenten Festredner für das Bundestreffen 2009
in Rheinberg gewinnen konnten und die
Ministerpräsidenten der Länder BadenWürttemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt
sich aktiv an weiteren Veranstaltungen der
Landsmannschaft beteiligten.
Wie sehr die Inhalte landsmannschaftlicher Arbeit wahrgenommen und übernommen werden, zeigte sich beispielsweise
an einer Rede, die Dr. Bergner vor zwei
Tagen im Rahmen einer Podiumsdiskussion in Augsburg gehalten hat. Er erwähnte
unter anderem die folgenden Punkte, die
sich weitgehend mit unserer Stellungnahmen zur Sitzung des Aussiedlerbeirates
am 8. November 2010 decken:
• Für Härtefälle beim Familiennachzug im
Spätaussiedleraufnahmeverfahren sind
verbesserte Regelungen für das kommende Jahr vorgesehen.
• Neuregelungen wird es auch bei der Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen von Aussiedlern und Spätaussiedlern geben.
• Als sehr bedenklich bezeichnete Dr.
Bergner ebenso wie die Landsmannschaft die Entwicklungen im Fremdrentenbereich, die für viele Spätaussiedler
gleichbedeutend sind mit Altersarmut.
Auch hier sind Nachbesserungen auf politischem Wege zu erwarten.
• Ganz erstaunlich waren die Ausführungen des Aussiedlerbeauftragten zur
fehlenden Repräsentanz der Deutschen
aus Russland im Bundestag. Hier bestehe dringender Nachholbedarf – und
Dr. Bergner appellierte geradezu an die
Deutschen aus Russland und ihre Landsmannschaft, sich mit aller Kraft für die
Behebung dieses Missstandes einzusetzen.
Wie Sie meinen knappen Worten entnehmen konnten, hat die Landsmannschaft
gerade auf politischem Gebiet in den letzten Jahren eine Menge erreicht. Es bleibt
jedoch, wie ich ebenfalls angedeutet habe,
noch viel zu tun. Vor uns steht ein riesiger
Berg von Aufgaben, den wir nur gemeinsam bewältigen können.
Unser Verantwortungsgefühl sollte es uns
daher verbieten, uns in vereinsinternen
Streitigkeiten zu verzetteln. Betrachten
wir also den heutigen Workshop als Startsignal für ein gemeinsames Wirken in der
Zukunft – ein Wirken, in dem kein Platz
ist für Eifersüchteleien und Selbstdarstellungen.
Liebe Landsleute,
für das bevorstehende Weihnachtsfest
und das neue Jahr 2011 übermittle ich
Ihnen im Namen meiner Bundesvorstandskollegen und aller ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter
der Landsmannschaft der Deutschen
aus Russland meine besten Wünsche
und hoffe, dass Sie gemeinsam mit Ihren Nächsten erfüllte und geruhsame
Tage verbringen können.
Ich danke Ihnen für Ihre Treue zu unserem Verein und darf Ihnen versprechen, dass wir uns auch künftig mit all
unserer Kraft für die Deutschen aus
Russland einsetzen werden. Sie sind
herzlich eingeladen mitzumachen!
Ihr Adolf Fetsch,
Bundesvorsitzender
Jeder, der sich innerhalb der Landsmannschaft für seine Landsleute einsetzt, hat
unseren Dank verdient. Er sollte sich aber
auch darüber im Klaren sein, dass er nur
dann wirklich etwas erreicht, wenn sein
Handeln vom Willen zur Zusammenarbeit
und Kommunikation geleitet wird.
Die Aufgaben, die in den nächsten Jahren
vor uns liegen, zwingen uns zur Zusammenarbeit, wollen wir nicht den Bestand
unseres Vereins gefährden. Die wichtigsten dieser Aufgaben seien genannt:
• Sinkende Mitgliederzahlen und damit
geringer werdende Eigenmittel aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden werden
uns vor wachsende Probleme bei der
Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes stellen – sollte es uns nicht gelingen,
erfolgreiche Maßnahmen der Mitgliederwerbung zu finden.
• Die außerordentliche Bundesdelegiertenversammlung im April 2011, die sich
ausschließlich mit der vorgeschlagenen
Neufassung der landsmannschaftlichen
Satzung beschäftigen wird, ist ein finanzieller Posten, der erst einmal geschultert werden muss.
• Es wird zu klären sein, ob wir in der
Lage sind, im kommenden Jahr ein Bundestreffen durchzuführen, das wir für
unsere Außendarstellung dringend benötigen.
• Vor allem aber werden wir alles tun
müssen, um in angemessener Weise den
70. Jahrestag der Veröffentlichung des
Vertreibungserlasses des Präsidiums des
Obersten Sowjets der Sowjetunion vom
28. August 1941 zu begehen – mit einer Veranstaltung im größeren Rahmen,
aber auch mit der Herausgabe einer Gedenkschrift.
• In den Jahren danach werden dann die
Feierlichkeiten anlässlich des 250-jährigen Jubiläums der Auswanderung von
Deutschen an die Wolga anstehen.
3
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
POLITIK
Die Landsmannschaft wird gebraucht!
Rede des Beauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten
Dr. Christoph Bergner, bei der Jubiläumsfeier der Landsmannschaft in Hamburg
N
achdem ich an der zentralen Verherrschte allgemeine Verunsicherung, von
anstaltung zum 60-jährigen Beder die Russlanddeutschen besonders bestehen der Landsmannschaft der
troffen waren. Millionen ehemaliger SowDeutschen aus Russland in Stuttgart nicht
jetbürger waren in Bewegung und viele
teilnehmen konnte freue ich mich, dass
Hunderttausende Russlanddeutsche suchich vor kurzem in Hannover und heute in
ten den Weg in die historische Heimat.
Hamburg Gelegenheit habe, Ihnen Dank
Für die Landsmannschaft begann nun eine
und Glückwünsche zu Ihrem Jubiläum
enorme Bewährungsprobe. Der ursprüngübermitteln.
lich kleine Verband erlebte einen enormen
Ich begrüße es, dass Sie Ihr VerbandsjubiZulauf von Landsleuten und bekam eine
läum auf so vielfältige Weise begehen und
zentrale Bedeutung in der Integrationsarin einer Zeit, in der in Deutschland ständig
beit. Als authentische Selbstorganisation
von Integration gesprochen wird und man
der Russlanddeutschen war er ihr glaubsich dabei vor allem auf die islamischen
würdiger Interessenvertreter, der den AnZuwanderer konzentriert, Ihre Jubiläumskommenden Hilfe und Orientierung verfeiern die Aufmerksamkeit auf eine andemittelte.
re, große Zuwanderergruppe lenken, die
Die Landsmannschaft hatte in diesen Jahvor allem in den letzten 20 Jahren zu uns
ren schwierige Auseinandersetzungen um
kam, die Deutschen aus Russland.
Gesetzgebungsverfahren zu bestehen. Ich
Ihre Jubiläumsfeiern sollten auch die hisdenke an die Entscheidung zum Fremdtorisch-moralische Verpflichtung bewusst
rentengesetz und Wohnortzuweisungsgemachen, die wir gegenüber den Russlandsetz. Sie hat sich dabei immer als Anwalt
deutschen haben.
der eigenen Landsleute verstanden und arDr. Christoph Bergner
Die Ursprünge Ihrer Landsmannschaft
tikuliert, aber gleichzeitig angesichts hogehen auf Pfarrer Roemmich zurück, der hatte, war es, die dafür sorgte, dass in ei- her Zuwanderungszahlen auch stets den
1950 die Arbeitsgemeinschaft der Ostum- ner Zeit des Umbruchs und mühevollen Blick für das Machbare behalten.
siedler gründete. Die Arbeitsgemeinschaft Wiederaufbaus das Schicksal der Deut- Diese kritische wie auch konstruktive
ist Mitunterzeichner der Charta der Ver- schen in der Sowjetunion
Mitwirkung setzt sie bis in
triebenen und Mitinitiator des Bundes- nicht vergessen und nicht Einsatz für rechtliche unsere Tage in unterschiedvertriebenengesetzes, das als wichtigste ignoriert wurde.
lichen Gremien fort. Ich
Gleichstellung
Rechtsgrundlage für die Übersiedlung Ihrem Wirken und ihrem
denke beispielsweise an
Einfluss ist zu verdanken, dass Konrad unseren Spätaussiedlerbeirat, in dem der
Deutscher aus Russland gilt.
Für mich scheint es bemerkenswert, dass Adenauer bei seiner Moskaureise 1955 Vorsitzende der Landsmannschaft und
Pastoren Ihren Verband ins Leben riefen nicht nur die Rückkehr der deutschen neuerdings auch die Vorsitzende des Juund seine Anfänge prägten. Wer die Lei- Kriegsgefangenen erreichte, sondern auch gend- und Studentenrings vertreten sind.
densgeschichte der Russlanddeutschen im das Ende der Kommandanturverwaltung Besonders wichtig in diesen Jahren war
20. Jahrhundert betrachtet, wird nicht um- für die verbannten Russlanddeutschen die Botschaft, dass diejenigen, die als
hin können festzustellen, dass es vor al- bei der sowjetischen Führung aushandeln Spätaussiedler zu uns kamen, Deutsche
lem christliche Glaubensbindung in unter- konnte.
sind und auch ein Recht hatten, als Deutschiedlicher konfessioneller Ausprägung Wir alle wissen, dass mit dem Ende der sche angenommen, akzeptiert und integKommandanturver- riert zu werden. Es sind in dieser Zeit viewar, die den Russlanddeutschen die Überle- Sorge um das Schicksal der waltung die Zeit der le dumme Reden und viele irreführende
noch Betrachtungen entstanden, etwa wenn es
benskraft in schwerer Deutschen in der Sowjetunion Repressionen
längst nicht vorüber darum ging, auf den Verlust an deutscher
Zeit gespendet hat.
Die 60-jährige Geschichte Ihres Verban- war. Eingeschränkte Freizügigkeit, die Sprachbindung bei den russlanddeutschen
des ist geprägt durch die weltpolitischen Unterdrückung der Sprache und kultu- Zuwanderern zu verweisen.
Veränderungen dieser sechs Jahrzehnte, rellen Entfaltung und manche subtile Be- Die Landsmannschaft hat immer wieder
die der Organisation wechselnde Aufga- nachteiligung kennzeichneten die nach- versucht, das Verständnis für die deutsche
folgenden Jahrzehnte.
Volkszugehörigkeit, die Leidensgeschichben und Herausforderungen gestellt hat.
te, als deren Ergebnis der
Ich möchte rückblickend die Entwicklung Mit Gorbatschow und
Ihrer Landsmannschaft in drei Phasen ein- seiner Öffnungspolitik Spätaussiedler, die zu uns Sprachverlust der deutsetzte die zweite Phase kommen, sind Deutsche schen Sprache eintrat, in
teilen:
die Bevölkerung zu tra1950 die Gründungsphase, in der nur eine in der Geschichte der
kleine Zahl der anzusprechenden Deut- Landsmannschaft ein. Die Politik der Pe- gen. Sie hat es sich andererseits nicht nehschen aus Russland im Gebiet der Bun- restroika und der politischen Lockerung in men lassen, ihre Verbandzeitschrift „Volk
desrepublik Deutschland lebten und weit- der Sowjetunion ließ die Wiedergeburts- auf dem Weg“ ausschließlich in deutscher
gehend isoliert von den Landsleuten in der Bewegung erstarken. Der Fall des Eiser- Sprache zu veröffentlichen und damit ein
Sowjetunion waren, aber sich dennoch für nen Vorhangs ließ den Strom der Aussied- Zeichen dafür zu setzen, dass die eigentihre Rechte einsetzten. Diese kleine Schar, ler zunehmen, ein Strom, der nochmals liche Identität der Russlanddeutschen auf
die Pfarrer Roemmich um sich gesammelt anschwoll, als die Sowjetunion zerfiel. Es ihrer deutschen Sprachbindung beruht.
4
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
POLITIK
Wenn wir die letzten zurückliegenden Jah- Landsmannschaft in Deutschland, der In- tun das ihre. Und trotzdem erleben wir,
re betrachten, so können wir inzwischen teressenvertreter auch der Deutschen in dass Hunderttausende derjenigen, die aus
durchaus von einer dritten Phase in der der früheren Sowjetunion. Jetzt können der früheren Sowjetunion zu uns gekomGeschichte der Landsmannschaft spre- wir der Partner der russlanddeutschen men sind, Zweifel an ihrer Zugehörigkeit
chen. Dieser Zeitabschnitt ist
Organisationen in der ehema- bekommen und nicht recht wissen, wo sie
gekennzeichnet durch rück- Landsmannschaft ligen Sowjetunion sein.“
wirklich hin gehören.
läufige
Zuwandererzahlen.
Das Festival der russlanddeut- Mir ist die Geschichte eines russlanddeutsetzt Zeichen
Seit mehreren Jahren kommen
schen Kultur in Uljanowsk, das schen Jungen überliefert worden, die mir
nicht mehr Hunderttausende. Im letzten im September begangen wurde, eine von unter die Haut gegangen ist. Er ist mit seiJahr waren es 3.500, für 2010 rechne ich Deutschland und Russland gemeinschaft- ner Familie aus Kasachstan in eine deutmit etwa 2.000.
lich geförderte Veranstaltung, hatte Chöre sche Großstadt gezogen. In Kasachstan
Die Ursachen für den Rückgang der Zu- und Tanzgruppen der Landsmannschaft zu hatte er in seinem Zimmer als Zeichen
wanderung sind unterschiedlich: Zum ei- Gast. Dies kennzeichnet die gegenwärtige seiner Identität immer eine deutsche Fahnen hat sich die Situation in den meisten Entwicklung der Landsmannschaft der ne hängen. Nach einer Anzahl von Jahren
Nachfolgestaaten der Sowjetunion ver- Deutschen aus Russland. Es wird deut- in Deutschland hängt nun im Zimmer dieglichen mit der Zeit ihres Zerfalls konso- lich: Die Aufgaben und Herkunft und Geschichte ses Jugendlichen die ruslidiert. Wir hoffen auch, dass die Hilfen Schwerpunkte der Arbeit
sische Fahne.
der Familien als
des deutschen Staates für die Deutschen haben sich in diesen 60
Dies ist das Ergebnis
Anknüpfungspunkt
in den Nachfolgestaaten der Sowjetuni- Jahren verändert; von eivon Unverständnis und
on Lebensperspektiven vor Ort eröffnet ner kleinen Gruppe, die die elementaren Gleichgültigkeit der deutschen Gesellhaben, um sich auf der Basis dieser Le- Interessen Hunderttausender Landsleute schaft gegenüber der Geschichte und dem
bensperspektiven als deutsche Minderheit in der Sowjetunion zu vertreten hatte, bis Schicksal der Russlanddeutschen. Im
einzurichten und zu entwickeln.
hin zu einer Gruppe, die Partnerschaften Interesse der Menschen dürfen wir dieSchließlich darf aber auch nicht ver- in die Herkunftsstaaten zu den Deutschen se Form geistiger Heimatlosigkeit nicht
schwiegen werden, dass die rechtlichen in Russland, Kasachstan und der Ukraine zulassen. Gemeinsam mit der LandsHürden für die Ausreise und die Aufnah- zu pflegen beginnt.
mannschaft möchte ich dafür sorgen, dass
me in der Bundesrepublik Deutschland Heute geht es der Landsmannschaft vor Herkunft und Geschichte der Familien ein
immer höher geworden sind. Der Volks- allem um die Bewahrung und Pflege des Anknüpfungspunkt bleiben, um hier einen
zugehörigkeitsnachweis durch familiär kulturellen Erbes der Russlanddeutschen. authentischen und angemessenen Platz als
vermittelte Sprache, die Sprachkundigen- Hier verweise ich ausdrücklich auf die- Deutsche unter Deutschen zu finden.
prüfungen für die Angehörigen nach § 7 ses Recht der Russlanddeutschen und die Mit hoffnungsvoller Zuversicht sehe ich
Bundesvertriebenengesetz und schließlich Pflicht der Bundesrepublik, ausgedrückt die Entwicklung der Jugendorganisation
auch die Sprachkundigenprüfung nach § 8 durch den § 96 BVFG „Pflege des Kultur- der Landsmannschaft, die in Zukunft das
Bundesvertriebenengesetz sind nachträg- gutes“. Ebenso eine wichtige Rolle spielt Werk ihrer Eltern und Großeltern fortfühliche Aufnahmehürden, die der deutsche und spielte die Wanderausstellung „Volk ren wird.
Gesetzgeber eingefügt hat.
auf dem Weg“.
Nicht russischsprachige Diaspora ist der
Diese dritte Phase in der 60-jährigen Ge- Ich darf im Namen der Bundesregierung angemessene Ort der Identifikation, sonschichte der Landsmannschaft hat aller- Ihnen allen und der Landsmannschaft für dern russlanddeutsche Kultur ist der Bedings noch ein weiteres Kennzeichen: Die die so unterschiedlich akzentuierte Arbeit zugspunkt, mit dem man selbstbewusst
Verhältnisse in der Russischen Föderati- herzlich danken. Ich überbringe Ihnen in der modernen deutschen Gesellschaft
on, aber auch in Kasachstan sind offener Respekt für die Leistungen, die in diesen leben soll.
geworden, so dass die russlanddeutschen sechs Jahrzehnten nicht nur im Interesse Schließlich ist da noch etwas zu bewahOrganisationen als Organisation nationa- der Deutschen aus Russland, sondern auch ren, was eine kulturelle Einmaligkeit darler Minderheiten ihre Interessen eigen- bei der Bewältigung der Folgen von Krieg stellt – das kulturelle Erbe der Deutschen
ständig wahrnehmen können.
und Unterdrückung erbracht wurden.
aus Russland, das vielfältige Ursprünge
In dieser dritten Phase beginnen sich im- Aber bei Respekt und Dank will ich es hat, das geprägt ist durch eine Leidensmer mehr Partnerschaften zwischen der nicht belassen. Versuchen wir gemein- geschichte und das wie kein anderes eine
Landsmannschaft, ihren Teilorganisation sam auf die zukünftigen
Berührung zwischen deutEinmaligkeit
und den Begegnungsstätten der deutschen Herausforderungen zu blischer Kultur und der Kultur
Minderheit in der Russischen Föderation cken. Auch wenn das Ber- des kulturellen Erbes der slawischen Völker der
aber auch in anderen Nachfolgestaaten der lin-Institut im letzten Jahr
Russen und Ukrainer, der
Sowjetunion zu entwickeln. Die Lands- den russlanddeutschen Spätaussiedlern zentralasiatischen Völker, der Völker Simannschaft der Deutschen aus Russland hervorragende Integrationserfolge be- biriens und des Nordens darstellt.
ist neuerdings Gast der Deutsch-Russi- scheinigte, so sehe ich doch Probleme, die Die Landsmannschaft wird also auch nach
schen Regierungskommission und sollte es nicht zu verschweigen gilt. 2,3 Mio. sechs Jahrzehnten gebraucht. Sie wird
auch in die Arbeit der Deutsch-Kasachi- Menschen sind als russlanddeutsche Spät- gebraucht, um Hunderttausenden hier
schen Regierungskommission einbezogen aussiedler in den letzten 20 Jahren hier in Deutschland eine geistige Heimat als
werden.
aufgenommen worden. Deutsche unter Deutschen zu geben. Sie
Bemerkenswert für mich Partnerschaften mit den Versuchen wir uns vor- wird gebraucht als Partner russlanddeutDeutschen in der
ist die Stellungnahme,
zustellen, wie viele wir scher Minderheitenorganisationen in den
ehemaligen
Sowjetunion organisatorisch erreichen. Herkunftsstaaten der Sowjetunion. Und
die bei der Deutsch-Russischen RegierungskomDie
Landsmannschaft sie wird gebraucht, um ein einzigartiges
mission im Jahre 2009 die stellvertreten- erreicht mit all ihren Publikationen viele kulturelles Erbe zu bewahren. In diesem
de Vorsitzende Lilli Bischoff in Omsk Tausende. Gemessen an der großen Zahl Sinne wünsche ich der Landsmannschaft
verlesen hat, in der sie deutlich machte: der hier lebenden Russlanddeutschen, ist der Deutschen aus Russland weitere er„In der Vergangenheit waren wir, d.h. die dies aber nicht genug. Auch die Kirchen folgreiche Jahrzehnte in der Arbeit.
5
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
BADEN -WÜRTTEMBERG
Wir wissen um unsere Verpflichtung
Interview mit dem Beauftragten des Landes Baden-Württemberg für Vertriebene,
Flüchtlinge und Aussiedler, Innenminister Heribert Rech
Wenn Sie das zu Ende gehende Jahr Revue passieren lassen - was kommt Ihnen
in den Sinn?
Heribert Rech: Ich habe mich gefreut,
dass ich auf zahlreichen Veranstaltungen
der Heimatvertriebenen die unschätzbare
Traditions- und Brauchtumspflege erleben
und mit vielen Gespräche führen konnte.
Der 60. Jahrestag der Verkündung der
Charta der deutschen Heimatvertriebenen war sicher auch für Sie ein Höhepunkt.
Heribert Rech: Aber ja. Es haben viele
am 5. August den Weg nach Stuttgart zum
Festakt im Neuen Schloss gefunden: Bundestagspräsident Professor Dr. Norbert
Lammert, der Bundesaußenminister, der
Bundesinnenminister, Frau Präsidentin
Erika Steinbach, Landtagspräsident Peter
Straub und viele Abgeordnete aus dem
Bundestag und dem baden-württembergischen Landtag. Die Landesregierung hatte
zudem zu einem Empfang gebeten. Jedenfalls war diese Veranstaltung nicht nur aus
meiner Sicht gelungen und der Bedeutung
der Charta angemessen.
Warum ist für Sie die Charta so bedeutend und wichtig?
Heribert Rech: Die Charta ist ein zukunftsweisendes Dokument. Bereits vor
60 Jahren haben die Vertriebenen auf Rache und Vergeltung verzichtet. Und sie
haben die europäische Versöhnung und
Einigung zu ihrer Sache gemacht.
Das ist eine ganz großartige Leistung. Sie
zeigt, dass die Heimatvertriebenen den
Willen zur Versöhnung hatten und bis
heute haben. Aus diesem Geist wuchsen
die Vision und der Wille zu einem geeinten Europa.
Nach unserer Beobachtung hat die Landesausstellung „Ihr und Wir. Integration
der Heimatvertriebenen in Baden-Württemberg" große Resonanz gefunden. Sehen Sie das auch so?
Heribert Rech: Absolut. Man muss ja sehen, dass das Thema nicht ganz leicht ist,
Die Ausstellung im Haus der Geschichte
in Kooperation mit dem Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen hat beeindruckend
den schwierigen, aber doch erfolgreichen
Prozess der Integration mit all seinen
Konflikten um Wohnraum, Arbeit und
Chancen gezeigt. Rund 20.000 Besucher
6
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
diesem Jahr in der Stuttgarter Liederhalle,
und nicht vergessen möchte ich den Russlanddeutschen Kulturpreis, der seit 1996
alle zwei Jahre verliehen wird und den
grenzüberschreitenden
Schülerwettbewerb mit Polen im Schuljahr 2009/2010.
Dieser hat eine gute Resonanz: 4.000
Schülerinnen und Schüler, davon 1.000
aus Polen, haben sich mit dem jeweiligen
Nachbarland beschäftigt. Die Preisverleihung im Sommer im Neuen Schloss in
Stuttgart war sehr schön, denn ich hatte
die Gelegenheit, mit vielen jungen Leuten
ins Gespräch zu kommen und ihre Kreativität anzuerkennen.
Heribert Rech, Innenminister des Patenlandes der Landsmannschaft, Baden-Württemberg.
haben sie gesehen, das ist ein respektables
Ergebnis.
Es gab noch andere wichtige Ereignisse
und Jubiläen.
Heribert Rech: Wir konnten den zehnjährigen Geburtstag des Donauschwäbischen Zentralmuseums in Ulm feiern.
Diese Einrichtung hat sich nach einer Bilanz zu einem festen Bestandteil der Museumslandschaft entwickelt. Mit seinen
Ausstellungen und grenzüberschreitenden
Kooperationsprojekten setzte es wichtige
Akzente und hat eine bedeutende Sammlung aufgebaut. Und die in Kooperation
mit dem Museum der Vojvodina konzipierte Ausstellung „Daheim an der Donau.
Zusammenleben von Deutschen und Serben in der multiethnischen Provinz Vojvodina", die zuerst in Novi Sad in Serbien
und dann in Ulm und Brüssel gezeigt wurde, ist beispielhaft. Um die Zukunft dieses
Museums mache ich mir keine Sorgen.
Noch einen runden Geburtstag, den 40.,
konnte das Haus der Donauschwaben in
Sindelfingen feiern. Hier ist im Lauf der
Jahre ein Stück donauschwäbischer Heimat in Baden-Württemberg entstanden.
26.000 Besucher pro Jahr aus aller Welt,
über 600 Veranstaltungen und eine Bibliothek mit 16.000 Werken, von der auch die
Wissenschaft profitiert.
Ihren 60. Geburtstag feierte die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in
Sie waren auch im Juli bei der 51. Gelöbniswallfahrt dar Donauschwaben
nach Altötting dabei. Was hat Sie dabei
berührt?
Heribert Rech: Alles, die Intention, die
Tradition und die feste Verwurzelung im
Glauben. Besonders berührt hat mich,
dass die Donauschwaben noch heute über 60 Jahre nach Ende des Krieges - mit
vollem Herzen zu Ehren Marias nach Altötting pilgern.
Das Motto "Orientierung und Heimat in
der Kirche" passte sehr gut auf die Heimatvertriebenen, die den schmerzlichen
Verlust von Heimat am eigenen Leib gespürt haben.
Wenn Sie auf das neue Jahr schauen,
was überwiegt: Zuversicht oder vielleicht
etwas Pessimismus?
Heribert Rech: Ich denke, wir alle haben
Grund zu Zuversicht und Optimismus wirtschaftlich, politisch, gesellschaftlich.
Baden-Württemberg ist zwar keine Insel
der Seligen, aber wir stehen gut da. Zu
verdanken ist das mit Sicherheit auch der
fast schon sprichwörtlichen Schaffenskraft, die uns auszeichnet. Dadurch ist uns
schon viel gelungen, und ich möchte die
Heimatvertriebenen ausdrücklich einbeziehen.
An unserer politischen Linie wird sich
hier nichts ändern, wir wissen um unsere Verpflichtung. Ausdrücklich nennen
möchte ich das Projekt der Heimatstuben,
das kennen Sie. Wir werden es weiter
vorantreiben, und das Haus der Heimat
wird im Jahr 2011 eine Publikation zu den
Heimatsammlungen herausgeben. Dieses
Projekt ist für mich ein wichtiger Schritt
bei unserem Weg hin zur Erinnerungskultur. Denn Zukunft braucht Herkunft.
DIE LANDSMANNSCHAFT
Gemeinsames Ziel: gesellschaftliche Relevanz
Tages-Workshop der Landsmannschaft in Würzburg
O
ptimierung der Verbandsarbeit
und Stärkung der Selbstorganisation" - unter diesem Motto fanden sich führende Vertreter der
Landsmannschaft der Deutschen aus
Russland zu einem Tages-Workshop
ein, der am 5. Dezember 2010 in der
Jugendbildungsstätte Unterfranken in
Würzburg (Bayern) durchgeführt wurde.
Eingeladen waren die Mitglieder des
Bundesvorstands sowie die Vorsitzenden
der Landesgruppen Baden-Württemberg,
Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz und Vertreter der
übrigen Bundesländer.
Der Bedeutung des Treffens angemessen,
sagten nur sehr wenige der Eingeladenen
ihre Teilnahme ab, so dass in der Jugend-
bildungsstätte eine respektable Runde zusammenkam, die über aktuelle Probleme
und Zukunftsperspektiven landsmannschaftlicher Arbeit diskutierte.
Die Landsmannschaft entsprach mit dieser Veranstaltung einer Empfehlung ihres
Beirates bei seiner Sitzung im November
des Jahres 2009, Zusammenkünfte zwischen den Mitgliedern des Bundesvorstandes und den Vertretern der Landesgruppen
nicht mehr nur alle drei Jahre durchzuführen, sondern zumindest einmal pro Jahr.
In seinem einleitenden Referat fasste der
Bundesvorsitzende der Landsmannschaft,
Adolf Fetsch, in einer "Regierungserklärung" die gegenwärtigen Schwerpunkte
der Vereinspolitik zusammen (siehe S. 2
und 3) und schloss seine Ausführungen
mit den Worten:
"Die nächsten Monate und Jahre werden
zeigen, ob die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland ein Auslaufmodell ist,
Die Teilnehmer des Workshops in Würzburg
(jeweils von links):
- oben: die Mitglieder des Bundesvorstandes,
Dr. Alfred Eisfeld, Leontine Wacker (Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg), Adolf Fetsch, Waldemar Weiz, Rosa
Emich, Ewald Oster;
- Mitte: Dr. Ludmila Kopp (Bundesgeschäftsführerin), Dr. Otto Horst (Hamburg), Olga
Ebert (Sachsen-Anhalt), Viktor Beierbach
(Saarland), Pauline Wiedemann (SachsenAnhalt), Lilli Hartfelder (Niedersachsen),
Rita Heidebrecht (verdeckt; Bundesgeschäftsstelle;
- unten: Tamara Barabasch (Thüringen),
Florian Braun (Sachsen), Johann Thießen
(Hessen), Alexander Rupp (Berlin), Dr. Viktor Sieben (Rheinland-Pfalz), Dr. Alexander
Morasch (Nordrhein-Westfalen).
eine Organisation, die nicht mehr in die
Gegenwart passt.
Wenn ich selbst dieser Auffassung wäre,
hätte ich mich vor einem Jahr nicht noch
einmal der Verantwortung gestellt, die ein
Bundesvorsitzender auf sich zu nehmen
hat.
Ich habe diese Verantwortung übernommen, weil ich der Auffassung bin, dass
die Landsmannschaft ein lebendiger Verein ist und das auch bleiben kann, wenn
alle Landsleute, die guten Willens sind, in
solidarischer Weise zusammenarbeiten –
jenseits aller privaten Interessen, frei von
Intrigen, im Dienste der Deutschen aus
Russland."
Als weitere Teilnehmer des Workshops befassten sich die Bundesgeschäftsführerin
der Landsmannschaft, Dr. Ludmila Kopp,
und VadW-Redakteur Hans Kampen mit
konkreten Aspekten der Verbandsarbeit.
7
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
DIE LANDSMANNSCHAFT
Die Bundesgeschäftsführerin informierte
die Teilnehmer in aller Deutlichkeit und
gestützt auf unbestechliche Zahlen über
zurückgehende Mitgliederzahlen des Vereins und damit einhergehende finanzielle
Schwierigkeiten. Als Möglichkeiten, diesem Trend entgegenzusteuern, nannte sie
unter anderem die Intensivierung der Arbeit in und mit den örtlichen Gliederungen
der Landsmannschaft und einen weiteren
Ausbau der Projektarbeit.
Hans Kampen führte in seinem Referat
neben der vorgeschlagenen Neufassung
der Satzung weitere Punkte auf, die zur
Steigerung der Attraktivität der Landsmannschaft beitragen könnten. Als vordringlich bezeichnete er die Intensivierung der Arbeit in den Ausschüssen für
Öffentlichkeit, Kultur und Soziales, in
denen die Grundlagen der Vereinspolitik
geschaffen werden.
Der weitere Verlauf des Workshops war
gekennzeichnet von lebhaften und zum
Teil auch höchst kontroversen Diskussionen, die jedoch im Großen und Ganzen
sachlich und auf solidarischer Basis geführt wurden.
Bedenken seitens einiger Vertreter der
Landesgruppen wurden vor allem hinsichtlich der vorgestellten Neufassung der
landsmannschaftlichen Satzung geäußert,
über die noch intensiver als bisher informiert werden müsse.
Ebenfalls zur Sprache kamen Probleme
im Umgang miteinander und bei der Abstimmung von Veranstaltungsterminen auf
den unterschiedlichen landsmannschaftlichen Ebenen.
Als Nagelprobe einer verbesserten Kommunikation in der Zukunft wurden die
Gedenkfeiern im Jahr 2011 anlässlich des
70. Jahrestages der Vertreibung der Deutschen in der Sowjetunion nach dem Erlass
des Präsidiums des Obersten Sowjets der
Sowjetunion vom 28. August 1941 genannt.
Dr. Alexander Morasch stellte die Maßnahmen vor, die in der von ihm geleiteten Landesgruppe Nordrhein-Westfalen
bereits jetzt in Planung sind und die sich
nicht mit denjenigen des Bundesverbandes überschneiden dürften.
Eine frühzeitige Terminabsprache befürwortete auch der stellvertretende Bundesvorsitzende Dr. Alfred Eisfeld, der die Bedeutung der Gedenkfeierlichkeiten für die
gesamte Volksgruppe betonte: "Wir müssen uns auf den 28. August gezielt vorbereiten und Argumente an allen Ecken und
Enden vorbringen. Denn: Wenn wir uns
Referate, Diskussionen,
Anregungen und Empfehlungen
Multiplikatorenschulung in Köln
M
itarbeiter der Landsmannschaft in den nördlichen Bundesländern waren zu einer
Multiplikatorenschulung der Landsmannschaft eingeladen, die unter dem
Motto "Eigenständig und eigenverantwortlich planen und handeln" am 20.
und 21. November 2010 im NikolausGroß-Haus in Köln stattfand.
Dass man sich nicht wie gewohnt in Nienburg an der Weser traf, hatte, so der Bundesvorsitzende Adolf Fetsch in seiner Begrüßungsrede, seinen Grund auch darin,
dass in Köln seit einigen Monaten wieder
neues landsmannschaftliches Leben entstanden ist.
Wie bereits bei der Schulung für die südlichen Bundesländer hatte man sich auch
in Köln auf einige wenige Themen konzentriert - am ersten Tag mittels Referaten
und anschließenden Aussprachen und am
zweiten Tag vor allem im Rahmen von
Arbeitsgruppen.
Grundsätzlich habe man sich, so Fetsch,
mit dem Programm an den Empfehlungen
der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter bezüglich einer effizienteren Ge-
Die Teilnehmer der Miltiplikatorenschulung in Köln.
8
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
nicht bemerkbar machen, sind wir nicht
gesellschaftlich relevant."
Dieses Argument der "gesellschaftlichen
Relevanz", ohne die jedes landsmannschaftliches Ansinnen zum Scheitern
verurteilt ist, war es schließlich auch, das
die Teilnehmer zum Abschluss des Workshops näher zusammenrücken und unterschiedliche Auffassungen in Einzelfragen
als unbedeutend erscheinen ließ.
VadW
staltung von Multiplikatorenschulungen
orientiert. Diese Empfehlungen gingen in
Richtung eines reduzierten Themenkreises mit zielorientierter Vorgehensweise,
wodurch sichergestellt werden solle, dass
am Ende einer Schulung handfeste Ergebnisse stehen.
Anschließend referierte VadW-Redakteur
Hans Kampen ein weiteres Mal über zentrale Aspekte der vorgeschlagenen Neufassung der landsmannschaftlichen Satzung
und veranschaulichte die Gründe, die für
diese Neufassung sprechen.
Den Vortrag zum Thema "Eingetragene
Vereine und Finanzen" hatte die Bundesgeschäftsführerin der Landsmannschaft,
Dr. Ludmila Kopp, in Vertretung des verhinderten berufenen Referenten Waldemar Axt übernommen.
Auf Erfolge der letzten Monate konnte
der stellvertretende Bundesvorsitzende
der Landsmannschaft und des Jugendund Studentenrings der Deutschen aus
Russland, Waldemar Weiz, in seinem Referat zur Interessenvertretung der Deutschen aus Russland in überregionalen
politischen Gremien verweisen. Er selbst
ist das beste Beispiel für diese Erfolge,
DIE LANDSMANNSCHAFT
wurde er doch erst vor
wenigen Monaten in den
Arbeitskreis "Integration
und Migration der SPD"
auf Bundesebene berufen.
Anregungen
und Vorschläge
Sehr konkret waren die
Anregungen und Vorschläge, die von den
Teilnehmern im weiteren
Verlauf der Multiplikatorenschulung erarbeitet
wurden. Unter anderem
Der stellvertretende Bundesvorsitzende Waldemar Weiz referierte
wurden genannt:
Fragen der politischen Interessenvertretung der Deutschen
1. Die Mitglieder der über
aus Russland im Bundesgebiet.
Landsmannschaft sollen in einer offenen Diskussion auf den 4. In "Volk auf dem Weg" sollten mehr
Seiten von "Volk auf dem Weg" über die
Berichte über die ehrenamtliche Tätigvorgeschlagene Änderung des Vereinskeit veröffentlicht werden
namens in "Bundesverband der Deut- Genauso konkret waren die Punkte, die
schen aus Russland e.V." befinden.
Rimma Lohrei von der Ortsgruppe Unna2. Der Bundesdelegiertenversammlung Massen in ihren Ausführungen zur kultuder Landsmannschaft soll vorgeschla- rellen Breitenarbeit in den örtlichen Gliegen werden, den Mitgliedsbeitrag für derungen der Landsmannschaft ansprach.
Auszubildende und Studenten auf 15 Von Möglichkeiten, Gruppen zu bilden,
Euro zu senken.
war darin ebenso die Rede wie von Ver3. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen anstaltungen, die sich zur Teilnahme
sollte sich die Bundesdelegiertenver- anbieten, und von Maßnahmen, die den
sammlung für eine Senkung des Dele- Erfahrungsaustausch zwischen den Mitargiertenschlüssels auf unter 50 Mitglie- beitern verbessern.
der pro Ortsgruppe entscheiden.
VadW
Informative Beiträge
und lebhafter Austausch
Helene Schulheiß berichtete in Nienburg
über Theorie und Praxis der Polizeiarbeit.
An zweiten Tag berichtete das Bundesvorstandsmitglied Lilli Bischoff über die
Arbeit der Landesgruppe Niedersachsen,
deren Vorsitzende sie ist.
Anhand der Arbeit der Migrationsberatungsstelle in Hannover ging Lilli Hartfelder auf Kooperationsmöglichkeiten
mit verschiedenen Beratungsdiensten ein.
Gute Erfahrungen wurden bereits in der
Ortsgruppe Hannover gemacht, wo zur
Zeit fünf Sozialbetreuer tätig sind.
Abschließend gab es zahlreiche interessante Beiträge aus einzelnen Ortsgruppen
und einen lebhaften Austausch zu Erfolgen und Schwierigkeiten bei der Gestaltung der ehrenamtlichen Arbeit.
Lilli Hartfelder
Multiplikatorenschulung in Nienburg
U
nter der Leitung der stellvertretenden Bundesvorsitzenden
der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Leontine Wacker,
wurde am 13. und 14. November 2010
in der Deula-Schula in Nienburg an der
Weser (Niedersachsen) eine Multiplikatorenschulung für ehrenamtliche landsmannschaftliche Berater und Betreuer
durchgeführt.
Nach der Begrüßung und Einführung in
die Tagung durch Leontine Wacker stellte
Frau Große vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ihre Einrichtung vor
und erläuterte Vorgaben, die bei der Beantragung von Projekten zu beachten sind.
Insbesondere betonte sie die Wichtigkeit
der Zusammenarbeit mit den Regionalkoordinatoren.
Helene Schultheiß, selbst Deutsche aus
Russland und Mittlerin für Migranten und
Aussiedler bei der Polizeidirektion Hannover, berichtete anhand konkreter Projekte und Maßnahmen über die Arbeit der
Polizeidirektion und rief zur Zusammenarbeit auf.
Außerdem informierte sie über das Gewaltschutzgesetz und zeigte mittels Beispielen aus der Praxis Möglichkeiten des
Schutzes für Menschen mit Gewalterfahrungen auf, die von den Sozialbetreuern
vor Ort umgesetzt werden können.
Zu Rentenfragen referierten die beiden
anerkannten landsmannschaftlichen Sozialexperten Wendelin Jundt (Nienburg)
und Johann Engbrecht (Duisburg). Sie
gaben den Teilnehmern wichtige Informationen zur Beantragung der Rente nach
dem Fremdrentengesetz, erklärten die
Bewilligungsmodalitäten und Ansprüche
bei der Zusammensetzung der Rente und
gingen sehr ausführlich auf die Fragen der
Teilnehmer ein.
Regensburg (Bayern): Anerkennung und ein
kleines Dankeschön durch den Vorsitzenden
der Kreis- und Ortsgruppe, Waldemar Eisenbraun (links), für seine Vorstandskollegen
Alexander Weber (Mitte) und Heinrich Kratz
- auch das gehört dazu, wenn man sich gewissenhaft innerhalb der Landsmannschaft
betätigen will.
9
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
POLITIK
Entwurf eines Neunten Gesetzes zur Änderung
des Bundesvertriebenengesetzes
Stellungnahme der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland
M
it dem Entwurf eines Neunten
Gesetzes zur Änderung des
Bundesvertriebenengesetzes
hat der Gesetzgeber dankenswerterweise Möglichkeiten einer nachträglichen
Einbeziehung von im Aussiedlungsgebiet verbliebenen Ehegatten oder Abkömmlingen eines Spätaussiedlers in
den Aufnahmebescheid des Spätaussiedlers vorgeschlagen, die jedoch nach
Auffassung der Landsmannschaft der
Deutschen aus Russland eine Reihe von
ungelösten Problemen und Fragen aufwerfen.
I. Erfordernis deutscher
Sprachkenntnisse
Insbesondere ist es in dem Gesetzentwurf
neben den Erfordernissen der ausdrücklichen Beantragung der Einbeziehung und
des Nichtvorliegens von Ausschlussgründen nach § 5 bei der generellen Forderung
von Grundkenntnissen der deutschen
Sprache beim Einzubeziehenden geblieben, die von der Landsmannschaft seit
jeher äußerst kritisch gesehen wird.
Außer den vor allem für den Spätaussiedler selbst relevanten geschichtlichen
Hintergründen, die zum Verlust der deutschen Sprache bei den Deutschen in der
ehemaligen Sowjetunion geführt haben
und wesentlicher Bestandteil ihres kollektiven Kriegsfolgenschicksals sind, sind in
dieser Hinsicht die folgenden erheblichen
Bedenken gegen die grundsätzliche Erfordernis deutscher Sprachkenntnisse beim
Einzubeziehenden zu berücksichtigen:
1. Insbesondere für viele Bewohner ländlicher Gebiete ist der Erwerb deutscher
Sprachkenntnisse ein unzumutbares
Hindernis, das sich aufgrund beschränkter finanzieller Verhältnisse sowie mangelhafter Verkehrsverbindungen in
Ländern, die durch eine geringe Bevölkerungsdichte und große Entfernungen
gekennzeichnet sind, aufbaut. Solange
die Entfernungen zu den Sprachkursangeboten nicht per Gesetz auf ein zumutbares Maß reduziert sind, halten wir das
grundsätzliche Erfordernis deutscher
Sprachkenntnisse beim Einzubeziehenden für eine unzulässige Härte.
2. Verschärft wird die Situation für diejenigen Einzubeziehenden, die aufgrund
ihres Alters und des erheblich einge10
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
schränkten Zugangs zu Ausbildungsgängen in der ehemaligen Sowjetunion
nicht oder kaum in der Lage sind, unter
den geschilderten Bedingungen auch
nur Grundkenntnisse der deutschen
Sprache zu erwerben. Für diesen Personenkreis sind gesetzliche Voraussetzungen zu schaffen, in denen eine Altersgrenze, die nach unserer Auffassung bei
50 Jahren liegt, festgelegt ist und die
genannten Behinderungen im Ausbildungsprozess berücksichtigt sind.
3. Ebenso wie der Besuch der Sprachkurse
ist auch die Anfahrt zu den Sprachkursen in den häufig weit entfernten Goethe-Instituten mit einem unzumutbaren
Aufwand an Zeit und Geld verbunden,
der viele Aufnahmebewerber keineswegs freiwillig davon abhält, sich der
Prozedur zu unterziehen.
4. Zudem ist der Test nach den uns zur
Verfügung stehenden Informationen
in der Praxis erst nach sechs Monaten
wiederholbar, was bei akuten persönlichen oder familiären Problemen eine
zusätzliche Hürde darstellt.
II. Entscheidungskriterien
und -mechanismen
Bezüglich der Kriterien und Mechanismen, die letztlich für die Genehmigung
einer Einbeziehung in den Aufnahmebescheid von Bedeutung sind, haben
sich für uns die folgenden Probleme ergeben, die in den Ausführungsbestimmungen eindeutig zu behandeln sind:
1. Der Gesetzentwurf läuft auf Einzelfallentscheidungen hinaus, die den
Entscheidungsinstanzen einen ganz
erheblichen Entscheidungsspielraum
überlassen. Betroffene werden sich gegen strittige Entscheidungen nur mithilfe von Rechtsanwälten zur Wehr setzen
können – ein Umstand, der weder mit
ihren finanziellen Verhältnissen noch
mit den Gegebenheiten in den Herkunftsländern zu vereinbaren ist.
2. Die Landsmannschaft hält es für nicht
zulässig, Entscheidungsprozesse, die in
erheblichem Maße das Schicksal von
Menschen beeinflussen, in unscharfer
Weise zu definieren. Wann liegt eine
„einfache Härte“ vor und wann eine
„besondere Härte“ – und wer wird in
Grenzfällen genügend Kompetenz ha-
Wortlaut der
vorgeschlagenen
Änderung des
Bundesvertriebenengesetzes:
§ 27 des Bundesvertriebenengesetzes in der Fassung der Bekanntmachung vom 10. August 2007 (BGBl. I
S. 1902), das zuletzt durch Artikel 1
des Gesetzes vom 6. Juli 2009 (BGBl.
I S. 1694) geändert worden ist, wird
wie folgt geändert:
2. Nach Absatz 2 wird folgender Absatz 3 eingeführt:
„(3) Abweichend von Absatz 1 kann
der im Aussiedlungsgebiet verbliebene Ehegatte oder Abkömmling eines
Spätaussiedlers, der seinen ständigen
Aufenthalt im Geltungsbereich des
Gesetzes hat, nachträglich nach Absatz
1 Satz 2 in den Aufnahmebescheid des
Spätaussiedlers einbezogen werden,
wenn die Versagung der nachträglichen
Einbeziehung eine Härte für den Spätaussiedler oder für seinen Ehegatten
oder Abkömmling bedeuten würde und
die sonstigen Voraussetzungen vorliegen. Eine Härte im Sinne von Satz 1
kann nur durch Umstände begründet
werden, die sich nach der Aussiedlung
des Spätaussiedlers belastend auf die
persönliche oder familiäre Situation
auswirken. Der Antrag auf Wiederaufgreifen eines unanfechtbar abgeschlossenen Einbeziehungsverfahrens nach
den Absätzen 1 oder 2 ist nicht an eine
Frist gebunden. § 8 Absatz 2 und § 9
Absatz 4 Satz 2 gelten für Familienangehörige der nach Satz 1 nachträglich einbezogenen Personen entsprechend.“
ben und die Verantwortung auf sich
nehmen wollen und können?
III. Zusätzliche Bedenken
1. Wir geben zu bedenken, dass die Integration der bereits hier lebenden Spätaussiedler gefährdet wird, wenn sie
sich über eine lange Zeit und häufig
vergebens um diejenigen Menschen zu
kümmern haben, die ihnen am nächsten
DIE LANDSMANNSCHAFT
sind, wobei sie als Rechtsunerfahrene
über Jahre hinweg auf unsicheres Terrain gezwungen werden.
2. Nach unserer Auffassung wird durch
die Behinderung des Nachzuges von
engsten Familienangehörigen der besondere Schutz der Familie gefährdet,
der jedem Deutschen laut Grundgesetz
garantiert wird.
3. Bei der Entscheidung über das Vorliegen eines Härtefalles ist erheblich stärker als bisher zu berücksichtigen, dass
in den Herkunftsländern Grundprinzipien der Demokratie nach wie vor nicht
oder nur in eingeschränktem Maße gelten, von Gebieten mit kriegsähnlichen
Zuständen wie etwa Kirgistan ganz zu
schweigen.
4. Einzuführen ist die Informationspflicht
der Entscheidungsorgane allen Perso-
nen gegenüber, die gemäß dem Gesetzentwurf ein nicht befristetes Anrecht
auf nachträgliche Einbeziehung in den
Aufnahmebescheid haben.
Mit dem lapidaren Satz „Für die Verwaltung werden keine Informationspflichten neu eingeführt, geändert oder
aufgehoben.“ hat man es sich nach unserer Auffassung sehr einfach gemacht.
Es sollte gelten: Wer ein Anrecht auf
nachträgliche Einbeziehung hat, sollte
davon auch in Kenntnis gesetzt werden.
5. Gemäß Einschätzung unserer Mitarbeiter ist darüber hinaus die angegebene
Zahl von 5.000 Normadressaten viel
zu niedrig. In der Realität ist mit einer
weit höheren Anzahl zu rechnen, so
dass sich erhebliche Wartezeiten ergeben werden.
Neufassung der
landsmannschaftlichen Satzung
W
ie bereits mehrfach berichtet, konnte die vorgeschlagene Neufassung
der Satzung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland bei der
Bundesdelegiertenversammlung im November 2009 aus Zeitgründen
nicht abschließend behandelt werden und wurde für eine Außerordentliche Bundesdelegiertenversammlung, die im April 2011 stattfinden wird, anberaumt.
Inzwischen waren die Satzungsänderungen Gegenstand einer Reihe von überregionalen Seminaren und Schulungen der Landsmannschaft und wurden dort
ausführlich vorgestellt und mit den Teilnehmern besprochen. Um die Diskussion
auf eine noch breitere Basis zu heben, haben wir nachstehend noch einmal die
grundsätzlichen Überlegungen und wichtigsten Änderungen der Neufassung zusammengefasst - mit der Bitte um möglichst zahlreiche Stellungnahmen aus unserem Leserkreis!
Ganz allgemein gingen die Mitglieder
des Organisationsausschusses der Landsmannschaft bei der Ausarbeitung der neuen Satzung von der folgenden Überlegung
aus: "Eine Anpassung der Satzung der
Landsmannschaft an die Anforderungen der Gegenwart ist kein Allheilmittel, aber unbedingt nötig, um einen Weg
aus der Krise zu finden." (Das Wort
"Krise" bezieht sich vor allem auf den
äußerst bedauerlichen Umstand, dass die
Mitgliederzahlen der Landsmannschaft
seit Jahren sinken.)
Die Grundprinzipien
der neuen Satzung:
• Die Landsmannschaft öffnet sich für
neue Mitglieder.
• Ihren Mitgliedern wird eine größere
Selbständigkeit ermöglicht.
• Die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wird erleichtert.
• Die Inhalte der landsmannschaftlichen
Arbeit werden transparenter und anpassungsfähiger, aber auch resistenter ge-
gen Angriffe, die ihrem Ziel und Zweck
zuwiderlaufen.
Umbenennung
Am kontroversesten wurde bei den genannten Seminaren und Schulungen die
vorgeschlagene Änderung des Namens
"Landsmannschaft der Deutschen aus
Russland e.V." in "Bundesverband der
Deutschen aus Russland e.V." diskutiert. Den Traditionalisten standen dabei
diejenigen gegenüber, die mit der Umbenennung einen Schritt in die Gegenwart
machen und zudem unterstreichen wollen,
dass sich die Landsmannschaft als Dachverband aller Deutschen aus Russland im
Bundesgebiet versteht.
Mitglieder
Entgegen einigen Gerüchten, die in letzter Zeit aufgetaucht sind, wird sich für die
bisherigen Mitglieder der Landsmannschaft hinsichtlich ihrer Mitgliedschaft
nichts ändern:
§ 5, 2. Ordentliche Mitglieder des Bundesverbandes der Deutschen aus Russland e.V. sind sämtliche Mitglieder der
(bisherigen) Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.
Unabhängig davon öffnet sich die Landsmannschaft für weitere Bevölkerungskreise durch die Loslösung der „ordentlichen
Mitgliedschaft“ von der Abstammung:
§ 5, 3: Darüber hinaus können ordentliche Mitglieder des Vereins alle natürlichen und juristischen Personen werden,
die die Ziele des Vereins unterstützen
und sich zur Gemeinschaft der Deutschen aus Russland bekennen.
Rechte und Pflichten
der Mitglieder
Auch hier gilt: Für die bisherigen Mitglieder ändert sich nichts!
Unter anderem zur Regelung der Wahlberechtigung bei Abstimmungen in den
Gliederungen wird für künftige Mitglieder die "Familienmitgliedschaft" neu definiert:
§ 7, 7. Familienangehörige bzw. Angehörige einer eheähnlichen Gemeinschaft
des Haushaltes eines ordentlichen Mitgliedes können die ordentliche Mitgliedschaft durch Zahlung des halben Beitrages erwerben.
§ 7, 8. Die Monatszeitschrift „Volk auf
dem Weg" ist das offizielle Organ des
Bundesverbandes. Sie wird den Mitgliedern ohne Erhebung eines Bezugsgeldes
geliefert. Jeder Haushalt erhält nur ein
Exemplar der Zeitschrift.
Jugendvertretung
Der Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland (JSDR) findet als Jugendorganisation der Landsmannschaft
Aufnahme in die Satzung:
§ 17, 4. Die Jugendorganisation des
Bundesverbandes der Deutschen aus
Russland e.V. ist der Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland,
der in seiner jugendpolitischen und erzieherischen Arbeit selbständig ist.
Die Teilnahme des JSDR an der Bundesdelegiertenversammlung und den Sitzungen des Beirates soll wie folgt geregelt
werden:
§ 13, 1f. (Die Bundesdelegiertenversammlung setzt sich zusammen aus...) ...
dem Bundesvorsitzenden und den Landesvorsitzenden der Jugendorganisation
des Verbandes;
§ 15, 6d. (Der Beirat setzt sich zusammen
aus...) ... dem Vertreter der Jugendorganisation des Bundesverbandes.
In der nächsten Ausgabe befassen wir uns
insbesondere mit dem Kapitel "Rechtsformen und Rechtsstellung der selbständigen
Untergliederungen".
VadW
11
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
KULTUR
Erforschung und Bewahrung
des russlanddeutschen Kulturerbes
Landeskulturtagung in Bayern
D
ie Kulturtagungen der Landsmannschaft in Bayern haben
mittlerweile Tradition. Um den
einzelnen bayerischen Ortsgruppen die
Möglichkeit zu geben, sich verstärkt
in der Öffentlichkeit zu präsentieren,
wird die Veranstaltung immer an einem
anderen Standort durchgeführt.
Nach den Kulturtagungen in Schweinfurt
und Regensburg luden der Landesvorsitzende Eduard Neuberger und die Landeskulturreferentin Linda Wolf nun Vertreter
der Ortsgruppen Bayerns zu einer Kulturtagung am 20. November in das Hotel
„Residenz Bavaria“ in Bad Reichenhall
ein. In die Vorbereitungen hatte sich auch
die Ortsgruppe Berchtesgaden mit ihrer
stellvertretenden Vorsitzenden Lilia Boxler eingebracht. Die Veranstaltung wurde
vom Haus des Deutschen Ostens, München (Direktor Dr. Ortfried Kotzian), unterstützt.
Eduard Neuberger eröffnete die Kulturtagung, und Linda Wolf stimmte die Teilnehmer aus den Ortsgruppen Berchtesgadener Land, München, Straubing-Bogen,
Regensburg, Dingolfing und Landshut auf
den Schwerpunkt "Erforschung und Bewahrung des russlanddeutschen Kulturerbes" ein.
Dr. Herbert Lackner, Oberbürgermeister
der Stadt, würdigte in seinem Grußwort
die Aktivitäten und die vorbildliche Integrationsarbeit der Landsmannschaft in Bad
Reichenhall und Umgebung.
Ein rührender Augenblick und gleichzeitig eine angenehme Überraschung für
die Betroffene war die Auszeichnung von
Emma Neuberger. Für ihren langjährigen
ehrenamtlichen Einsatz, vor allem in der
Kinder- und Jugendarbeit der Ortsgruppe
Straubing-Bogen, erhielt sie die bronzene Ehrennadel der Landsmannschaft. Ein
Fotoständchen mit Oberbürgermeister Dr.
Lackner rundete die Überraschung ab.
Dr. Katharina Neufeld, Leiterin des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte Detmold, referierte zum Thema „Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte
und seine Aufgaben. Russlanddeutsche
Kultur: eine Fiktion?“ und diskutierte mit
den Teilnehmern über Identität und Selbstwahrnehmung der Deutschen aus Russland. Fragen wie "Was ist russlanddeutsche Kultur?", "Gibt es sie überhaupt?"
oder "Wie sollen wir uns mit unsrem kulturellen Erbe nach außen präsentieren?"
wurden angeregt besprochen.
12
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
Die Teilnehmer der Kulturtagung in Bad Reichenhall.
Anhand einer Bildpräsentation erläuterte
Dr. Neufeld die Aufgaben des Museums
und zeigte, was es an Raritäten und Kostbarkeiten beherbergt. Am 22. Juli 2011
soll das neue Museumsgebäude eröffnet
werden, das nach den in Deutschland üblichen Museumsstandards ausgestattet ist
und museumspädagogische Programme
für alle Altersgruppen anbieten wird.
Im Anschluss las der Dichter und Schriftsteller Andreas Peters aus Bad Reichenhall aus seinen Büchern vor. Die Lesung
wurde musikalisch von einem Duo mit
Micha Peters (Saxofon) und Julian Lerchl
(Schlagzeug) begleitet.
Nina Paulsen, Redakteurin von „Volk auf
dem Weg“, sprach zum Thema „Heimatbücher – das Herzstück der Landsmannschaft“. Die Heimatbücher der Deutschen
aus Russland dokumentieren das wertvolle kulturelle Erbe der Volksgruppe. Seit
Dr. Katharina Neufeld
1954 sind 32 Bände erschienen – eine Dokumentation, die sich sehen lassen kann!
Nach dem Mittagessen und einer kurzen
Stadtführung, die Elena Baranov leitete,
trafen die Teilnehmer pünktlich zum Beginn des Kulturnachmittags ein.
Im Foyer des Gemeindehauses stellte
Andreas Prediger seine Werke aus, und
Nikolai Braun präsentierte wunderbare
Holzschnittarbeiten, die man nicht nur
bewundern, sondern auch bestellen oder
kaufen konnte.
Zum Heimatabend versammelten sich
Aussiedler und einheimische Nachbarn,
auch so mancher Vertreter der Kommunalpolitik und örtlicher Institutionen war
der Einladung der Landsmannschaft gefolgt. Durch das Programm führten Elena
Ortmann und Julia Mut von der JSDRGruppe Bad Reichenhall, die vor etwa
einem Jahr gegründet wurde und aktiv bei
landsmannschaftlichen Veranstaltungen
und Initiativen mitwirkt.
Lilia Hein (Akkordeon) und Helena Ipatow (Gesang) aus Altötting traten mit
russischen Klassikern und deutschen Titeln auf. Der Seniorenchor aus Bad Reichenhall (Svetlana Scheier, Irma Kremer)
stellte sich mit ukrainischen Liedern vor.
Die Schülerin Caroline Domme aus Freilassing spielte Saxofon.
Von volkstümlich über klassisch bis modern reichten die Darbietungen einiger
Tanzgruppen. Das Ensemble „Letas“
(Leitung: Elena Müller) brillierte mit
einem russischen Tanz. Die landsmannschaftliche Tanzgruppe „Konfetti“ (Leitung: Tatjana Fesin) aus Freilassing
stellte sich mit einer "Finnischen Polka"
KULTUR
INTEGRATION
und anderen Tänzen
vor. Die BRK-Tanzgruppe
(Leitung:
Galina Schaak) aus
Altötting vertrat die
moderne
Stilrichtung und tanzte mit
der HipHop-Gruppe
aus Bad Reichenhall
(Leitung: Lilia Gaivan) um die Wette.
Die
Theatergruppe, in der auch die
JSDR-Jugendlichen
mitspielen,
zeigte
eine Szene zum Thema „In der Schule“,
wobei sie dem deut- Bronzene Ehrennadel für Emma Neuberger (2. von rechts). Links
schen Schulsystem neben ihr Ehemann Eduard Neuberger, Vorsitzender der Landesund allerlei Vorurtei- gruppe Bayern; links die Kulturreferentin der Landesgruppe Baylen mit viel Witz und ern, Linda Wolf, rechts der Oberbürgermeister von Bad Reichenhall,
Humor den Spiegel Dr. Herbert Lackner.
vorhielt.
Amtes für Jugendliche, Familien und
Beindruckend war die Modenschau Kinder, war ebenfalls von dem Gesche„Gala“ mit Galina Woronkin. Die Mäd- hen auf der improvisierten Bühne begeischen aus dieser Gruppe führten zu roman- tert. Obwohl sie mit den Aktivitäten der
tischen Musikklängen selbst entworfene Landsmannschaft bereits vertraut ist und
Kleider vor.
sie unterstützt, war sie von der Vielfalt der
Alle Teilnehmer des Kulturprogramms Talente beeindruckt und äußerte, dass man
ernteten den begeisterten Beifall des Pub- hier sicher sein könne, dass die Förderung
likums. Annemarie Müller, Leiterin des ihr Ziel erreiche.
VadW
„Den Landsleuten
die Würde zurückgeben.“
Lebendige Integration in Karlsruhe
U
nter dem Motto „Alle unter einem Dach“ ist das Jugendhaus
der Orts- und Kreisgruppe
Karlsruhe (Vorsitzende Erna Pacer)
in der Scheffelstraße 54 seit über zwei
Jahren Mittelpunkt der gesamten Vereinsarbeit.
„Jeder Mensch braucht ein Zuhause. Für
unsere Landsleute, in deren Auftrag sich
die Orts- und Kreisgruppe in Karlsruhe
vor 55 Jahren gegründet hat, war schon
immer klar, dass ein Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sehr
wichtig ist. Aber es hat lange gedauert, bis
dieser Wunsch in Erfüllung ging“, sagt
Emilia Schmackow, die 2006 bis 2008 das
landsmannschaftliche Projekt "Alle unter
einem Dach" (gefördert vom BAMF) leitete.
Bereits in dieser Zeit war es der Ortsgruppe und ihren Aktiven gelungen, durch
vielfältige Angebote und Aktivitäten im
Rahmen der Projektarbeit Respekt und
Anerkennung in der Stadt zu gewinnen.
Unter dem Leitspruch „Jugend ist unsere Zukunft“ bemühten sich der Vorstand
mit Erna Pacer und die Projektleiterin, in
den gemieteten Räumlichkeiten im Grünwinkel den Grundstein für eine vielfältige
Vereinsarbeit von heute zu legen. „Aus
dem Bedarf heraus und dem Bestreben,
den eigenen Landsleuten die Würde zurückzugeben, wurden die anfänglichen
Angebote immer wieder ausgebaut“, sagt
Erna Pacer.
So entstanden nach und nach der Beratungsdienst, eine Jugendband, eine Folkloregruppe für Erwachsene und Kinder,
eine Bläsergruppe, die Kinder- und Jugendtanzgruppen, ein Senioren- und Frauentreff, Nachhilfeunterricht in Englisch,
Deutsch und Mathematik, eine Theatergruppe und schließlich die erste Gruppe
der Pinocchioschule mit Frühkunsterziehungsangeboten, die heute fünf Gruppen hat. „Mit Bildung und Erziehung im
Kinderalter fängt alles an, darauf legen
wir einen großen Wert“, meint Emilia
Schmackow, die sich bereits in ihrer alten
Heimat St. Petersburg in ähnlicher Weise
engagiert hat.
Mit zunehmendem Interesse für die Angebote der Landsmannschaft wurde es in den
alten Räumlichkeiten allmählich zu eng,
so dass ein Umzug in das Jugendhaus in
der Scheffelstraße trotz dessen schlechten
Zustandes anstand. Mit Unterstützung der
Stadt Karlsruhe, des Büros für Integration, des Stadtjugendausschusses und zahlreicher ehrenamtlicher Helfer, die sich ein
ganzes Jahr lang an den Umbauarbeiten
beteiligten, wurde das ehemalige Haus
der djo - Deutsche Jugend in Europa in
Eigenregie renoviert und bekam ab dem 1.
September 2008 eine neue Verwendung.
Die Bauarbeiten leitete ehrenamtlich
Sergej Stol, der in unzähligen Arbeitsstunden abends, an Wochenenden und im
Bei der Renovierung des Jugendhauses packten viele fleißige
Helfer mit an.
13
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
INTEGRATION
Unterricht mit Emilia Schmackow (oben) und Elena Karsten.
Das Märchentheater, das ebenfalls im
Rahmen der Projektarbeit entstanden ist,
wird nach wie vor von Emilia Schmackow
und Ida Martjan geleitet. Die Beratung
und Betreuung im sozialen Bereich liegt
in den Händen von Irina Kiba, Erna Pacer
und Emilia Schmackow.
All das und vieles mehr wird mit Unterstützung der Stadt Karlsruhe und durch
Spenden organisiert und umgesetzt. „Wir
fühlen uns hier heimisch und aufgehoben“, sagt Erna Pacer, die bei allen Vorhaben tatkräftig von den Vorstandsmitgliedern Irina Kiba, Alexander Martjan, Olga
Miller, Emilia Schmackow, Irina Stol,
Lina Tomm und Waldemar Gergenreder
unterstützt wird.
In der zufriedenen Feststellung schwingt
allerdings auch etwas Besorgnis mit, denn
auch diese Vereinsräume sind inzwischen
zu klein geworden für die generationenübergreifenden Aktivitäten der Landsmannschaft...
VadW,
Stärkung der
demokratischen
Bürgergesellschaft
N
ikolaj Magal (Projektleiter Baden-Württemberg) und Tatjana
Cybaeva (Ortsgruppe Altötting) beteiligten sich am 5. Oktober 2010 an
der Transferkonferenz Süd, die von
der Jugendstiftung Baden-Württemberg organisiert wurde.
Urlaub mit den Jugendlichen Alexander
Paul, Viktor Scheck, Roman Miller, Alexander Lehmann, Constantin Martjan, Igor
Schmackow, Eugen Mörling, Katja Stol,
Katharina Dorn, Denis Schlegel, Olexej
Repetskij und anderen das marode Haus
auf Vordermann brachte. Fenster, Strom,
Dielen – alles musste erneuert werden.
Auch viele erwachsene Helfer brachten
sich ein, darunter Alexander Martjan, Nikolaj Stol, Lidia Zadan, Larissa Repeska,
Waldemar Gergenreder, Alexander Kulgunin, Alexander Schmackow, Waldemar
Tverdokhlebow, Eugen Erdmann, Wasilij
Sebold und Vital Karsten, um nur einige
zu nennen.
Seit über zwei Jahren ist das Jugendhaus
Treffpunkt für Jung und Alt; hier findet
eine gelebte Integration statt. Den Interessen entsprechend gibt es ein breites Spektrum an Angeboten, das ständig erweitert
wird. Dabei wird besonders darauf geachtet, dass alles, was angeboten wird, einen
interkulturellen und integrationsbedingten
Charakter hat.
Die Pinocchioschule für die Kleinen, die
von Emilia Schmackow im Rahmen ihrer
Projektarbeit 2007 gegründet wurde, wird
heute von ihrer jungen Nachfolgerin Anna
14
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
Kastalion weiter geleitet. Die Lehrerin
Klaudia Duscher, die seit drei Jahren die
Vorschule leitet, hat 2010 die Studentin
Ricarda Staab als Verstärkung bekommen.
Bei der Hausaufgabenbetreuung engagieren sich Elena Eichner (Englisch), Olga
Miller und Helene Karsten (Deutsch) sowie Lilia Rogatkina und Vera Wild (Mathematik). Vera Wild dokumentiert außerdem die Arbeit des Vereins, pflegt und
betreut die gut gestaltete Homepage der
Landsmannschaft.
Deutsch für Frauen mit Kinderbetreuung
bieten die Lehrerinnen Irina Kiba und
Olga Miller an, wobei sich Katja Stol und
Julia Grishina bei der Kinderbetreuung
engagieren. Emilia Schmackow unterrichtet Russisch als Fremdsprache, für
den Musikunterricht sind Galina Schlegel
und Elena Moor zuständig, und die Malstunden gestaltet Olga Davydova.
Die Tanzgruppen verschiedener Altersgruppen werden von Ida Martjan und Galina Kulgunina betreut. Die Bläsergruppe
„Gute Laune“ und eine Folkloregruppe
für Senioren leitet Waldemar Friedrich.
Die Jugendband „Ex More“ betreut Denis
Schlegel, und das Puppentheater wird von
Anna Kastalion geleitet.
Sie stellten die Landsmannschaft der
Deutschen aus Russland vor und waren
Tischgeber beim World-Café „Beteiligung von Migrantenorganisationen
vor Ort“. Damit war die Beteiligung
von Migrantenorganisationen an den
Bundesprogrammen „Vielfalt tut gut“
und „Toleranz für Demokratie“, die
gegen Rechtsextremismus, Fremdrnfeindlichkeit und Antisemitismus in
Deutschland gerichtet sind, gemeint.
Positiv war, dass sich viele Teilnehmer
der Konferenz, unter denen Vertreter
von Wohlfahrtsverbänden, Mitarbeiter
von Ämtern und Zuständige für die Organisation und Durchführung von "Lokalen Aktionsplänen" waren, für das
Themengebiet des Tisches interessiert
haben.
Es wurden Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen, Probleme, die Einbeziehung von
Menschen mit Migrationshintergrund
in kommunale Netzwerke und Gremien sowie die Entdeckung und Entfaltung des Potenzials zugewanderter
Menschen diskutiert.
VadW
DIE VOLKSGRUPPE
Drei Schwestern – Schicksalsschläge
mit Geduld und Demut meistern
A
m Samstag, den 30. August 1941
erhielten wir die letzte Ausgabe der
Zeitung „Nachrichten“ mit dem Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets
der UdSSR über die Aussiedlung der Wolgadeutschen in den Osten. Und bereits am
4. September begann die Aussiedlung von
der Eisenbahnstation „Netka“. Zuerst waren das Dorf Pfeiffer und die Straße Perwomajskaja (die Lawlagass) unserer Kolonie
Kamenka an der Reihe.
Der Zug mit den Deportierten kam nach über
zwei Wochen an der Station Issilkul, Gebiet
Omsk, an. Die Familie unseres Nachbarn
Josef Kissner landete im Dorf Solnzewka.
Später zog er in die benachbarte Siedlung
Becker, wo er in der Kolchose als Mähdrescherfahrer arbeitete. Anfang 1942 wurde
Josef in die Trudarmee geholt und kam nach
Iwdel, Gebiet Swerdlowsk. Seine Ehefrau
Katharina (geb. 1917) blieb in der Fremde
mit zwei kleinen Kindern zurück. All ihre
Verwandten verschlug es nach Kasachstan.
Im August 1942 beschloss Katharina, sich
zu ihren Verwandten durchzuschlagen ohne Abmeldung und Genehmigung!
Vom ohnehin bescheidenen Hab und Gut,
das die Familie in der Eile der Deportation mitnehmen konnte, war nicht viel übrig geblieben. Einiges konnte sie gegen
Dringenderes eintauschen, das meiste verschenkte sie nun einfach, damit sie nicht
viel zu tragen hatte. Der Rest – nur die notwendigsten Dinge – passten genau in den
selbst gefertigten Kinderwagen. So machte
sie sich auf den Weg Richtung Kasachstan,
fest entschlossen, die Mutter und ihre zwei
Schwestern zu finden – den zweijährigen
Sohn auf dem Arm und die fünfjährige
Tochter am Rockzipfel.
Das Unternehmen war sehr mühsam und vor
allem gefährlich. Russisch konnte Katharina
kaum; den Weg von Omsk bis Koktschetaw
erfragte sie sich bei den Einheimischen mit
Händen und Füßen, nicht selten musste sie
umherirren. Geschlafen wurde meist unter
freiem Himmel, gegessen und getrunken,
was es eben so gab. Das Schlimmste war,
dass Katharina unterwegs bestohlen wurde
– all ihre Dokumente waren weg.
Nach Wochen beschwerlichen Fußmarsches
erreichte sie das Dorf Dorofejewka im Gebiet Akmolinsk. Hier lebten ihre Mutter, die
Schwester Maria Schmidt (geb. 1915) und
die Schwester Anna Baier (geb. 1919). Das
Eintreffen von Katharina mit den Kindern
war eine Überraschung ohnegleichen und
eine große Freude. Die Verwandten konnten
sich kaum vorstellen, wie sie es geschafft
hatte, allein mit kleinen Kindern einen Weg
von Hunderten Kilometern zurückzulegen.
Sie unterstützten Katharina nach Kräften
und halfen ihr, sich am neuen Ort einzuleben.
Beim 90. Geburtstag: Katharina Kissner mit ihren Kindern.
1944 kam Josef Kissner aus der Trudarmee
zurück; auch danach arbeitete er in der Kolchose "Kollektivist" (Dorf Dorofejewka)
als Mähdrescherfahrer.
1959 übersiedelten die Kissners in das benachbarte Dorf Kamennyj Karjer in der
Nähe der Stadt Schtschutschinsk. Die Siedlung war fast ausschließlich von Wolgadeutschen aus Kamenka aufgebaut worden.
Langsam trat auch in das Leben der Familie
Kissner eine gewisse Normalität ein. Nach
den zwei Kindern brachte Katharina noch
sieben weitere zur Welt; heute sind nur noch
vier von ihnen am Leben. Katharina sang
im Kirchenchor des Dorfes mit. Ihren Mann
beerdigte sie 1986, seit 1993 lebt sie mit ihren Kindern in Deutschland.
Auch Egor Baier kam 1946 aus der Trudarmee zurück und arbeitete als Tischler.
1960 siedelte die Familie ebenfalls nach Kamennyj Karjer um. Von ihren zehn Kindern
sind alle noch am Leben. 1987 musste Anna
Baier ihren Mann beerdigen. 1995 kam sie
mit ihren Kindern und deren Familien nach
Deutschland. Drei Jahre später mussten die
Kinder den Tod ihrer Mutter beweinen.
Josef Schmidt arbeitete nach der Trudarmee
als Motorenwart auf der Elektrostation. Maria Schmidt fand zeitweilig eine Beschäftigung in der Kolchose. Die Auswanderung
nach Deutschland hat Josef leider nicht erleben können. Er verstarb 1994, kurz bevor
Maria mit ihren Kindern in das Land der
Vorfahren aufbrach. 53 Jahre hatte sie in
Dorofejewka gelebt. 1997 ging sie friedlich
aus dem Leben – in der neuen Heimat.
In Deutschland konnten alle Familien mit
staatlicher Starthilfe und dank eigenem
Fleiß schneller Fuß fassen, als es ihren Eltern1941 nach der Deportation in Kasachstan möglich gewesen war – der Heimat beraubt und unter Verdacht stehend, Verräter
und Spione zu sein. Und so trauern sie auch
ihrer alten Heimat, die sie für Jahrzehnte
in der Verbannung ließ, nicht nach. In ihrem langen, strapazenvollen Leben lernten
Schwestern, die Schicksalsschläge mit Geduld und Demut zu meistern.
Am 20. Februar 2007 versammelten sich
zum 90. Geburtstag von Katharina Kissner
die Nachkommen der Familien Kissner,
Schmidt und Baier. Damals, als die 25-jährige Katharina sich mit zwei kleinen Kindern auf den Weg machte, konnte sie sich
wohl kaum vorstellen, dass sie auch noch
nach 65 Jahren im Kreise der Familie – leider ohne die beiden Schwestern, die ihr damals geholfen hatten – feiern würde.
Auch mit 93 ist Katharina Kissner noch
geistig fit, obwohl sich das vorgerückte Alter langsam bemerkbar macht. Deswegen
kümmert sich ihre Tochter Rosa Meder um
den Haushalt. Die Nichten und Neffen vergessen ihre Tante gleichfalls nie, ganz zu
schweigen von den Enkeln, Urenkeln und
Ururenkeln.
Im Namen der weit verzweigten Verwandtschaft wünsche ich Katharina noch viele
glückliche und zufriedene Jahre im Kreise
ihrer Nächsten – sie hat es verdient!
Artur Schneider, Backnang
(Deutsch von Nina Paulsen)
15
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
KULTUR
Agnes Gossen-Giesbrecht:
„Die deutschen Autoren aus Russland sind das
Sprachrohr der Russlanddeutschen“
D
ie 2010 mit der Ehrengabe des
Russlanddeutschen Kulturpreises des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnete Lyrikerin und Essayistin Agnes Giesbrecht (geb. Gossen)
wurde 1953 in dem russlanddeutschen
Dorf Podolsk, Gebiet Orenburg, geboren. Schon in ihrer frühen Kindheit
entwickelte sie eine Liebe zum Buch
und zum geschriebenen Wort, verfasste
seit der Schulzeit Gedichte, hauptsächlich in russischer Sprache. Zu Hause
sprach man Plattdeutsch.
Agnes studierte Slawistik an der Pädagogischen Hochschule Orenburg und Bibliothekswesen im Nordkaukasus, unterrichtete anschließend Russische Sprache
und Literatur im Gebiet Orenburg und im
Nordkaukasus, war als Bibliothekarin und
gleichzeitig als freischaffende Journalistin
tätig und leitete einen Literaturzirkel.
Seit 1989 lebt Agnes Gossen-Giesbrecht
in Deutschland und arbeitet als Bibliothekarin an der Universität in Bonn. Neben
dem Hauptberuf unterrichtet sie Russisch
an der Volkshochschule und engagiert sich
bei der Bonner Plattdeutschen Initiative,
der Bonner Werkstatt Kreatives Schreiben
und der Gesellschaft Prussia. Außerdem
„bastelt“ sie am Projekt „Literaturbrücke
Bonn-Kaliningrad“.
1995 gründete sie mit Gleichgesinnten
den Literaturkreis der Deutschen aus
Russland e.V., den sie rund zwölf Jahre
leitete. In dieser Zeit entwickelte sich der
Freundeskreis von ursprünglich 14 Autoren zu einem Bundesverband mit über 90
Mitgliedern. Als Vorsitzende hat sie zahlreiche Veranstaltungen organisiert und
war „Geburtshelferin“ bei vielen Publikationen.
„Es war für mich nie so wichtig, eine Vorsitzende zu sein. Wichtig war immer, dass
sich etwas bewegt, dass die russlanddeutsche Literatur in Deutschland präsentiert
wird. Es war mehr Verantwortung als
Ehre und außerdem eine riesige Aufgabe,
die nur dank immer neuer Kontakte und
der Unterstützung vieler Autoren machbar
war“, sagt sie rückblickend.
In Russland begeisterte sich die Lyrikerin insbesondere für die Klassiker der
russischen Literatur, aber auch für die
Freigeister wie Anna Achmatowa, Marina Zwetajewa oder Josef Brodskij. In der
neuen Heimat entdeckte sie die poetische
Sprache bekannter deutscher Autoren und
16
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
wagte 1991 den Versuch,
in deutscher Sprache zu
schreiben, unter anderem
im Rahmen einer Literaturwerkstatt in Bonn.
Inzwischen hat sie sich zu
einer Autorin entwickelt,
die mit beiden Sprachen
souverän und kreativ umgeht. Agnes Gossen-Giesbrecht ist Autorin von
sechs eigenen Büchern in
Deutsch und Russisch sowie Herausgeberin mehrere Publikationen des Literaturkreises der Deutschen
aus Russland.
Als Dichterin hat sie sich Agnes Gossen-Giesbrecht
am meisten gefreut, als
2000 ihre ersten beiden Bücher in Deutsch teraturkreis der Deutschen aus Russland.
„Die Feder tanzt“ und „Zwischen gestern Das unveröffentlichte Manuskript, das
und heute“ im Robert Burau Verlag veröf- ich eingereicht hatte, weil der Kulturpreis
fentlicht wurden und als 2005 die von ihr auch für Literaturkritik ausgeschrieben
zusammengestellte Anthologie „Kindheit war, enthielt meine Gespräche mit bein Russland“ erschien, die 2007 ihre zwei- kannten deutschen Autoren aus Russland
te Auflage erlebte. Jetzt arbeitet Agnes wie Lore Reimer, Andreas Peters, Ida
Gossen-Giesbrecht an einer Fortsetzung, Bender und Eugen Warkentin, aber auch
sammelt neue Texte über Kindheiten in mit den jüngeren Autoren Max Schatz und
Russland und Deutschland aus der Nach- Juri Bender oder dem Liedermacher Dikriegszeit bis zum heutigen Tag.
mitri German sowie meine Rezensionen
Die deutschen Autoren aus Russland sieht zu Büchern unserer Autoren. Leider hasie als Sprachrohr der Russlanddeutschen. ben wir zu wenige gute Literaturkritiker,
„Wenn unsere Bücher gelesen werden, Ausnahmen sind Herold Belger und Elena
können die Einheimischen uns besser Seifert, Nina Paulsen und der Rumänienverstehen und weniger Vorurteile uns ge- deutsche Ingmar Brantsch, die sich alle
genüber haben. Besonders freut es mich, bestens in der Materie auskennen. Litewenn ich von einheimischen Kollegen ratur und Literaturkritik leben voneinanhöre, dass wir die bundesdeutsche Kultur der. Literaturkritik ist wichtig, um auf die
bereichern, ein frischer Wind für sie sind, Bücher deutscher Autoren aus Russland
neue Themen und Erfahrungen einbrin- aufmerksam zu machen, ihre Stärken und
gen“, sagt sie.
Schwächen zu analysieren, aber auch für
In den zwölf Jahren als Vorsitzende des Li- die Belebung und weitere Entwicklung
teraturkreises hat sie unter anderem dazu der Literaturwissenschaft.
beigetragen, dass der Verein auf eigenen
Beinen steht – mit inzwischen sechs Orts- Sie gehörten vor 15 Jahren zu den Beund Regionalgruppen, die von engagier- gründern des Literaturkreises der Deutten Autoren geleitet werden. Trotzdem schen aus Russland e.V. und haben den
wird sie auch in Zukunft wohl alle Hände Verein zwölf Jahre lang mit viel Enthuvoll zu tun haben. Sie plant ein Buch über siasmus geleitet. Wie hat sich aus Ihrer
den Literaturkreis sowie zwei eigene Pub- Sicht die russlanddeutsche Literaturlikationen mit größeren Prosatexten, die szene in den vergangenen Jahren vergeduldig in der Schublade warten.
ändert? Was hat der Literaturkreis dazu
beigetragen?
VadW: Was bedeutet für Sie der Russ- Am Anfang war es ein kleiner Kreis von
landdeutsche Kulturpreis?
Gleichgesinnten mit 14 Autoren. Vor drei
Agnes Gossen-Giesbrecht: Er war für Jahren waren es 96, jetzt ist der Literaturmich eine Überraschung, aber auch eine kreis leider auf fast die Hälfte geschrumpft.
Ehre und Anerkennung für den ganzen Li- Am Anfang haben wir 70-seitige Literatur-
KULTUR
kalender herausgegeben, 2001 den ersten
zweisprachigen Almanach. In den letzten
Jahren, in denen sehr viele neue Mitglieder, die russisch schreiben, zu uns kamen,
konnten wir zwei Literaturalmanache im
Jahr herausgegeben - in Deutsch und in
Russisch. Aber es sind auch über 50 neue
Einzelbände unserer Autoren erschienen,
darunter auch Romane, zum Beispiel von
Viktor Heinz und Anatoli Steiger.
Besonders erfreulich, dass wir für unsere
jungen Liedermacher zwei Broschüren
mit Liedertexten in Deutsch und Russisch
veröffentlichen konnten und dass zur jungen Generation des Literaturkreises sechs
Kinder unserer Mitglieder gehörten, die
hier in Deutschland aufgewachsen sind
und Deutsch als Muttersprache beherrschen. Max Schatz, Florian Bergner und
Juri Bender haben bereits mit 18 Jahren
ihre ersten Publikationen veröffentlicht.
Lena Klassen, die Tochter der Dichterin
Lore Reimer, hat mittlerweile sieben Bücher herausgegeben. Das beweist, dass
sich die russlanddeutsche Literaturszene
nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ verändert.
Die Literatur der Deutschen aus Russland bleibt einer breiten Leserschaft
nach wie vor weitgehend unbekannt.
Was fehlt, damit es anders wird?
Leider ist es die bittere Realität. Andererseits ist das Lesen in Deutschland laut
einer Statistik auf 13 Leser pro herausgegebenem Buch geschrumpft, und ein
Drittel der gesamten Lesezeit geht auf
Gebrauchsanweisungen. Und natürlich
haben unbekannte Autoren es schwieriger,
auf dem riesigen deutschen Büchermarkt
auf sich aufmerksam zu machen.
Es gibt aber auch positive Beispiele, die
sich auf Autoren mit russlanddeutschen
Wurzeln beziehen. Die wohl bekannteste
Autorin seit vielen Jahren ist Nelly Däs,
die erste Preisträgerin des Russlanddeutschen Kulturpreises für Literatur 1996.
Ihr Buch „Mädchen vom Fährhaus" wurde verfilmt.
Der junge Autor Johann Trupp gewann
2007 den 15. open mike und den Preis der
taz-Publikumsjury. Eleonora Hummel aus
Dresden, Förderpreisträgerin des Russlanddeutschen Kulturpreises 2002, bekam
für ihren Roman „Die Fische von Berlin"
2006 den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (Auszeichnung der Robert-BoschStiftung für herausragende literarische
Leistungen deutsch schreibender Autoren, deren kulturelle Herkunft nicht in
Deutschland ist). Inzwischen ist 2009 ihr
Fortsetzungsroman „Die Venus im Fenster“ erschienen.
Es gab auch schon russlanddeutsche Filmpreisträger, und vielleicht ist das der „modernste“ Weg, die Werke unserer Autoren
bekannt zu machen. Ich freue mich auch
darüber, dass die Anthologie mit humoristischen Erzählungen, herausgegeben
vom Literaturkreis, gut ankommt. Und
die „Kindheit in Russland“ ist in 2. Auflage erschienen. Wahrscheinlich, weil diese
Themen bestimmte Lesegruppen besonders ansprechen.
Ich bin optimistisch, was die Entwicklung
der russlanddeutschen Literatur angeht.
Bestimmt werden einige schreibende Vertreter der jüngeren Generation es schaffen,
in Deutschland bekannt zu werden.
Deutsch oder auch Russisch? Das Dilemma hatte die russlanddeutsche Literatur
der Nachkriegszeit bereits in der Sowjetunion; damals wurden die auf Russisch
verfassten Werke eher verleugnet. Hier
und heute sind sie Realität, auch wenn
sie eine stark begrenzte Leserschaft haben. Sie selbst sind der beste Beweis dafür, wie man eine neue Heimat gewinnen
kann, ohne die alte Heimat verlieren zu
müssen. Und doch, wo liegt - sprachlich
gesehen - aus Ihrer Sicht die Zukunft der
Literatur der Deutschen aus Russland?
Die Zukunft unserer Literatur in Deutschland liegt natürlich in der deutschen Sprache, auch wenn es momentan noch nicht
so aussieht. Die Angehörigen der zweiten
Aussiedlergeneration können teilweise
nur noch russisch sprechen, aber oft nicht
mehr lesen und schreiben, wenn sie als
Kleinkinder nach Deutschland gekommen
und hier aufgewachsen sind.
Ich selbst habe lange Zeit Gedichte in Russisch, aber Erzählungen und Rezensionen
seit meiner Ankunft in der neuen Heimat
bewusst in Deutsch geschrieben. Später
habe ich dann auch drei Gedichtbändchen
in Deutsch veröffentlicht. In der letzten
Zeit habe ich auch einige Erzählungen
und Gedichte in Plattdeutsch geschrieben
sowie Autorenseminare für plattdeutsch
Schreibende organisiert. Der Dialekt ist
die Quelle unserer Sprache, er bereichert
und schmückt sie, auch wenn er vielleicht
langsam ausstirbt. Jede Sprache ist auf
ihre Weise schön und eine Bereicherung,
aber die Liebe zur Muttersprache und ihre
Pflege sind besonders wichtig. Für unser
so lange heimatlos gewesenes Volk ist die
Sprache immer die Heimat gewesen.
In letzter Zeit ist es stiller um den Literaturkreis der Deutschen aus Russland
geworden. Liegt es an der mangelnden
Führung oder daran, dass sich Autoren an vielen Orten bundesweit organisieren? Ist es eine Entwicklung, die der
Literatur der Deutschen aus Russland
insgesamt gut tut oder nicht?
Vor einigen Jahren haben wir sechs Ortsgruppen des Literaturkreises gegründet,
weil es zum Beispiel in Berlin und Ham-
Agnes Gossen-Giesbrecht: „Ich bin optimistisch… - die russlanddeutsche Literaturszene befindet sich in ständiger
Bewegung und entwickelt sich dadurch
weiter.“
burg, aber auch in Bonn und im Süden
aktive Autoren gab, die mehrere Veranstaltungen organisierten. Jetzt haben sich
einige verselbständigt, wie die Berliner
Gruppe, wo es bereits drei verschiedene
Literaturvereine mit Landsleuten aus der
ehemaligen Sowjetunion als Mitglieder
gibt.
Wie in einer großen Familie gab es auch
im Literaturkreis in letzter Zeit einige negative Tendenzen, Meinungsverschiedenheiten und einen Überhang von russisch
schreibenden Autoren. Einige früher aktive Autoren haben sich zurückgezogen, die
anderen kommunizieren seit Jahren übers
Internet.
Vor kurzem wurde zum neuen Vorsitzenden des Literaturkreises Gennady Dick
gewählt, der schon seit einiger Zeit eine
russlanddeutsche Bibliothek mit Bücherpräsentationen und eine russlanddeutsche
Zeitschrift im Internet anbietet. Ich denke
auch, dass es wahrscheinlich der richtige
Weg ist, die Kommunikation über das Internet zu aktivieren. Veränderungen sind
unvermeidlich, und das ist auch gut so,
denn auch die russlanddeutsche Literaturszene befindet sich in ständiger Bewegung
und entwickelt sich dadurch weiter.
Eigentlich war und bleibt der Schrifttellerberuf, wenn man ihn als Beruf bezeichnen kann, eine einsame Sache. Aber es tut
immer gut, über den eigenen Tellerrand zu
schauen, sich von anderen Autoren inspirieren zu lassen, also nicht nur zu schreiben, sondern auch fremde Bücher zu lesen
und sich Gedanken über die gesamtdeutsche Literatur zu machen.
Die Fragen an Agnes Gossen-Giesbrecht
stellte Nina Paulsen.
Buchbestellungen bei der Autorin
(Tel.: 0228-96499232; E-Mail: agnes.
[email protected],
[email protected]),
und in Buchhandlungen:
• „Agnes Gossen-Giesbrecht. Leben
und Werk. Festschrift zum 55. Geburtstag“, 2008, ISBN 978-3-93367355-0.
• Agnes Giesbrecht, „Die Feder
tanzt…“, Gedichte, BMV Verlag
Robert Burau, Preis 5,30 Euro, ISBN
978-3-935000-02-4.
• Agnes Giesbrecht, „Zwischen gestern
und heute“, Erzählungen, BMV Verlag
Robert Burau, Preis 7,95 Euro, ISBN
978-3-935000-01-7.
• Agnes Giesbrecht, „Zwischen Liebe
und Wort“, Lyrik, Geest-Verlag 2004,
Preis 10,- Euro, ISBN 3-937844-31-7.
17
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
KULTUR
Waldemar Giesbrecht – Einsichten und Erkenntnisse
einer russlanddeutschen Familie
A
ls Kind deutscher Eltern 1925
in Russland geboren, schildert
Waldemar Giesbrecht in seinen
Büchern die Geschichte seines Lebens.
Die Entwicklungen in „Einblicke“
(2007) finden in dem Band „Doppelmoral“ (2009) ihre Fortsetzung.
Die Bücher umfassen eine Zeitspanne von
1925 bis in die Gegenwart; sie sind autobiografisch angelegt und erzählen doch
die Geschichte der gesamten russlanddeutschen Volksgruppe.
Den Wunsch, seine Erinnerungen niederzuschreiben, hatte er schon 1990, als er
in den Ruhestand ging. Hauptgrund war
jedoch die Aufforderung seines Vaters,
die Lebensbeschreibung der Familie fortzuführen. Dieser hatte seine Geschichte
unter den Verhältnissen des repressiven
Regimes der Sowjetunion niedergeschrieben, als jegliches Andersdenken schwer
bestraft wurde. Notgedrungen hatte er
deshalb viele Erlebnisse gar nicht erst geschildert und seine Aufzeichnungen mit
dem Beginn des II. Weltkriegs abgebrochen. Seine Begründung war sehr viel sagend: „Die Wahrheit niederschreiben darf
ich nicht und lügen will ich nicht.“ Im Alter von 76 Jahren starb der Vater 1976 in
Temirtau, Kasachstan.
In „Einblicke. Einsichten und Erkenntnisse einer russlanddeutschen Familie
im Kampf ums Überleben - 1925 bis
1956“ schildert Waldemar Giesbrecht seine Kindheit und Jugend bis zur Gründung
einer eigenen Familie und der Aufhebung
der Kommandantur. Er wurde in Lesnoje
im Deutschen Rayon in der Kulunda-Step-
18
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
Der Vorsitzende der Kreis- und Ortsgruppe
Regensburg, Waldemar Eisenbraun (links),
überreichte Waldemar Giesbrecht die bronzene Ehrennadel der Landsmannschaft.
pe, Altai, geboren. Nach der Mittelschule
träumte er von einem Medizinstudium,
aber das unheilvolle Jahr 1941 zerstörte
mit einem Schlag alle Hoffnungen.
Als 16-Jähriger meldete er sich zur Roten
Armee, doch statt in einer Panzerschule
fand er sich 1942 in einem Arbeitslager
in Tscheljabinsk wieder. Es folgte ein
jahrelanger Kampf ums Überleben mit
Schwerstarbeit und Demütigungen unter menschenunwürdigen Verhältnissen.
„Schnell wurde mir klar, was der Grund
und wer der Urheber dieser Schrecknisse waren: Ich war Deutscher und in den
Augen der kommunistischen Regierung
der Sowjetunion somit ein Verbrecher“,
schreibt Giesbrecht.
Ebenso erschütternd waren die Erkenntnisse in den weiteren Jahrzehnten, die
im zweiten Band „Doppelmoral. Einsichten und Erkenntnisse einer russlanddeutschen Familie im Kampf ums
Überleben – 1957 bis heute“ geschildert
werden. 74 Jahre dauert das Leben nach
doppelter Moral unter dem Sowjetregime.
Um sich zu schützen, blieb den Menschen
nichts anderes übrig, als nach dieser Doppelmoral zu leben: Das eine sagen, aber
völlig anders denken.
Seine Lebensstationen nach der Arbeitsarmee im Nordural waren ein Uranbergwerk
in Kirgisien, ein berufsbegleitendes Bauingenieurstudium in Ust-Kamenogorsk,
Ostkasachstan, der Aufbau der geheimen Atomstadt Stepnogorsk bei Astana,
Kasachstan, und zuletzt einer geheimen
Atomstadt im Gebiet Moskau. Dabei erkannte er „das wahre Gesicht der Kommunisten und Bolschewiken und begann
es für den Rest meines Lebens erbittert zu
hassen“.
„Beeindruckend, dass Waldemar Giesbrecht in allem versucht, offen und ehrlich zu schildern, was war - und dabei weder zu beschönigen noch in ein künstlich
schlechtes Licht zu rücken. Dass er in diesen Aufzeichnungen seiner Erinnerungen
nicht nur detailliert und umfassend wiedergibt, was ihm unter dem sowjetischen
Regime zugefügt wurde, sondern auch
eigene Enttäuschungen mit einschließt,
scheint mir außergewöhnlich“, schreibt
David Neufeld, Prediger der Mennonitengemeinde Regensburg, im Vorwort zum
ersten Buch.
Ab den 80er Jahren wanderten Verwandte der Familie Giesbrecht nach Deutschland aus. Bis Anfang der 90er Jahre war
der Großteil der Verwandtschaft im Land
der Vorfahren. 1995 kam auch Waldemar
Giesbrecht nach Bayern.
Als Zeitzeuge ist er davon überzeugt, dass
es notwendig ist, Lebensberichte zu verfassen. Als Begründung zitiert er den russischen Literaturwissenschaftler Dmitrij
Lichatschow im Vorwort zu seinem ersten
Buch. „Erinnerungen öffnen uns ein Fenster in die Vergangenheit. Sie teilen uns
nicht nur Informationen über das Vergangene mit, sondern geben uns auch durch
die Sicht des Zeitzeugen eine lebendige
Vorstellung von den Ereignissen… Es
lohnt sich, Memoiren zu verfassen, damit
Ereignisse nicht vergessen werden, die
Atmosphäre der Vergangenheit aufgefangen wird und, das Wichtigste, damit eine
Spur von den Menschen zurückbleibt, an
die sich möglicherweise keiner mehr erinnern wird und von denen die Dokumente
Lügen berichten…“
Die Bücher sind beim Autor zu beziehen:
Waldemar Giesbrecht
Am Flachlberg 9. 93057 Regensburg
Tel.: 0941-6400487
KULTUR
Herbstfestival der Talente in München
D
ie Vereinten Nationen haben
2010 zum Internationalen Jahr
zur Annäherung der Kulturen
erklärt – ganz im Sinne unseres Herbstfestivals der Tradition und Kultur der
Russlanddeutschen, das wir zum ersten
Mal anbieten“, beschreibt die Organisatorin und Projektleiterin Olga Gusch
die Idee des Vorhabens. Das Herbstfestival ist eine Initiative der Landsmannschaft und des Projektes „Angekommen und integriert in Bayern“.
Die Veranstaltung fand am 28. November
2010 im Restaurant „Moccar Pompidou“
in München statt und wurde durch das
Bayerische Staatsministerium für Arbeit
und Sozialordnung, Familie und Frauen
über das „Haus des Deutschen Ostens
München“ gefördert.
Zahlreiche Gäste konnten das über dreistündige Kulturprogramm genießen.
Durch das Programm führten Margarita
Gusch und Anton Rieb. „Das Festival hat
eine breite Resonanz gestreut. Deutsche
aus Russland konnten zeigen, was sie an
Talenten und kreativen Fähigkeiten mitgebracht haben“, so Olga Gusch.
Zu den Ehrengästen gehörten der Bundesvorsitzende der Landesmannschaft, Adolf
Fetsch, der in seiner Ansprache auf die
60-jähige Geschichte des Vereins einging,
Linda Wolf, Kulturreferentin der Landesgruppe Bayern, und Walter Föllmer, Geschäftsführer des Bundes der Vertriebenen
in München.
Das Programm eröffnete der Chor „Poljanuschka“, der vor fast 40 Jahren von
der Deutschen aus Russland Anna Lengenfelder gegründet wurde und mit russischen Volksliedern bei vielen Veranstaltungen präsent ist. Anna Lengenfelder
hat sich gleich nach ihrer Ausreise nach
Deutschland ehrenamtlich bei der Landsmannschaft und außerhalb des Vereins
engagiert. Adolf Fetsch dankte ihr für ihr
vielfältiges Ehrenamt und überreichte ihr
eine Teilnahmebestätigung und ein Dankschreiben der Landsmannschaft.
Weitere Teilnahmebestätigungen und
Dankschreiben überreichte Linda Wolf
unter anderem Tatjana Büxel für ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bei
der Landsmannschaft in München. Den
Erfolg ihrer Arbeit bestätigte das Kindermusiktheater unter der Leitung von Larisa
Lozkina und Nikolaj Bortanov mit Kinderliedern aus russischen Zeichentrickfilmen und dem deutschen Klassiker „Stille
Nacht, heilige Nacht“ – ganz im Sinne des
1. Advents, an den Linda Wolf mit einer
angezündeten Kerze erinnerte.
Der Chor "Poljanuschka" mit der Leiterin Anna Lengenfelder (2. von rechts).
Mit Gesang in verschiedenen Sprachen
klassischer, volkstümlicher und moderner
Musik unterhielten weitere Akteure das
Publikum: der Chor „Russkaja duscha“/
„Russische Seele“ (Leiterin und Dirigentin Eleonore Kocnov), die Musikgruppe
„Vesna“ (Leitung: Larysa Novikava) aus
München sowie die Musikerin Lilia Hein
(Akkordeon) und die Opernsängerin Helena Ipatov aus Altötting, die von der Vorsitzenden der Ortsgruppe Altötting, Anna
Heid, vorgestellt wurden.
Die Dichterinnen Bella Jordan (Leiterin
des Literaturclubs „7 Musen“) aus Rosenheim und Maria Schefner (Leiterin des
Projektes „Lesungen der russlanddeutschen Autoren in Bayern“) präsentierten
sich mit eigenen Werken auf Deutsch und
Russisch. Das Münchner Jugend-Theaterensemble „TamTam“ (Leiterin Katharina
Schmeer) zeigte Loriots „Garderobe“ und
die Aufführung „Gute Nacht“ nach einem
Theaterstück von Pjotr Grigorjew. Gute
Stimmung verbreitete auch die Tanzgruppe „Letas“ (Choreografin und Gruppenleiterin Elena Müller, Kostümgestalterin
Tatiana Vorotnikova). Die vier Tänzerinnen brillierten mit einem „Russischen
Volkstanz“, anschließend heizten Elena
Helena Ipatow wurde bei ihrem Gesangsvortrag von Lilia Hein auf dem Akkordeon begleitet.
Olga Gusch würdigte den Einsatz ehrenamtlicher Kräfte mit Urkunden.
und Sergej Müller die Stimmung mit einem „Zigeunertanz“ weiter an.
Bei der Veranstaltung ehrte Olga Gusch
auch einheimische Ehrenamtliche, die im
Übergangswohnheim Höhenkirchen-Siegertsbrunn Aussiedler aus der ehemaligen
Sowjetunion bei ihren ersten Schritten in
der neuen Heimat unterstützen. Hans-Jochen Leitner, Franz Dielmann, Bernhard
Raebiger und Birgit Rauscher-Leitner halfen Anträge ausfüllen, Briefe schreiben,
Lebensläufe und Bewerbungen richtig
formulieren. Sie organisierten Ausflüge,
Hausaufgabenhilfe und Sammlungen.
Roswitha und Heinz Hagen leiten seit
2007 ehrenamtlich einen Konversationskurs für Deutsche aus Russland in München; sie haben Ausflüge, Feste sowie
Hausaufgabenbetreuung für Kinder im
Übergangswohnheim Laim organisiert.
Seinen Ausklang fand das Festival mit
dem gemeinsam gesungenen Lied „Wir
wünschen euch Glück“ und einem Tanzabend, bei dem die Gäste unter Anleitung
der Tanzlehrerin Martina Flores Sandoval
(Dozentin für Paartanz an der Münchner
Volkshochschule) und Milan Sagner auch
neue Tanzschritte lernen konnten.
VadW
19
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
KULTUR
"Russlanddeutsche Schriftsteller.
Von den Anfängen bis zur Gegenwart"
P
ünktlich zum 100. Geburtstag des
russlanddeutschen Literaturwissenschaftlers, Literaturhistorikers und Literaturkritikers Woldemar
Ekkert (29.11.1910-23.3.1991) ist das
Buch „Russlanddeutsche Schriftsteller.
Von den Anfängen bis zur Gegenwart“
von Herold Belger in 2. Auflage (258
Seiten, Preis 19,- Euro) in deutscher
Sprache erschienen - ergänzt und um
mehrere Autorenbiografien erweitert.
„Im Gedenken an Woldemar Ekkert“
hatte Herold Belger, Schriftsteller und
Literaturkritiker aus Almaty, Kasachstan,
die Vorgeschichte des Buches in der ersten Auflage in deutscher Sprache (erschienen 1999) überschrieben. Bereits in den
80er Jahren hatte Belger ein unvollendetes Manuskript von Woldemar Ekkert in
die Hand bekommen, den Entwurf für ein
Buch. Dieser hatte begonnen, biographische Daten und Angaben über russlanddeutsche Literaten zusammenzutragen.
Ein „Kurzes Nachschlagewerk der sowjetdeutschen Literatur“ hatte Woldemar
Ekkert im Sinn; neben der Nennung der
Werke der Autoren sollten auch wichtige
biographische Stationen der Autoren mitgeteilt werden. Das Buch – ein unschätzbarer Beitrag zur Kulturgeschichte der
Russlanddeutschen – sollte 1983 erscheinen, doch dazu kam Ekkert nicht mehr.
Woldemar Ekkerts Konzeption überzeugte Herold Belger: Die Literatur ist ein
hohes Gut und bewahrt das kollektive
Gedächtnis eines jeden Volkes. „Es darf
nicht sein, dass die Vergangenheit spurlos
im Nichts verschwindet, dass das kollektive Gedächtnis erlischt, dass die nationale Kultur der Russlanddeutschen ausgelöscht wird“, so Belgers Überzeugung.
1996 konnte er das Lexikon (136 Seiten)
in russischer Sprache herausgeben. Das
Buch stellte mehr als 200 Autoren vor.
Dank der Bemühungen der Literaturwissenschaftlerin und Slawistin Dr. Erika
Voigt aus Berlin, die das Buch für die
erste Auflage in deutscher Sprache übersetzte und durch historische Hintergründe
und Bilder erweiterte, sowie anderer Unterstützer erschienen 1999 und 2010 zwei
Auflagen in deutscher Sprache.
„Wie kam es, dass ich der Überzeugung
war, dieses schmale Buch in deutscher
Sprache herausgeben zu müssen? Es war
die Zeit, als eine große Zahl Spätaussiedler ... nach Deutschland kam. Von beiden
Seiten war die Eingewöhnung in die neue
Situation von Vorurteilen belastet. In Belgers Buch fand ich Andeutungen von Bio20
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
graphien, die Vorbehalte hätten erklären
können… Als ich die Arbeit begann, erfuhr ich große Unterstützung nicht nur von
Herold Belger, sondern auch von vielen
Autoren, ohne die ich den Text nicht um
vieles erweitern konnte. Jetzt sind zehn
Jahre vergangen, seit die erste deutsche
Fassung erschienen ist. Wiederum haben
dieses Vorhaben interessierte Leser unterstützt, so dass wir – Irina Leinonen, Nina
Paulsen, Elena Seifert und Nadja Runde –
weitere Autoren in unser Buch aufnehmen
konnten“, erläutert Erika Voigt.
Bestellungen: NORA Verlag (Torstr. 145,
10119 Berlin; Tel.: 030-20454990; Fax:
030-20454991; E-Mail: [email protected]). Buchhandlungen unter ISBN
978-3-86557-243-1.
Nina Schein
Eine fundierte Gesprächsgrundlage:
Dr. Kotzians Thesen
A
m 11. November überzeugte
der Leiter des Hauses des Deutschen Ostens in München, Dr.
Ortfried Kotzian, bei einem Vortrag in
Augsburg einmal mehr mit fundierten
Kenntnissen der russlanddeutschen
Thematik.
Nach einem Prolog mit dem kanonischen
russlanddeutschen Gedicht von Irmgard
Stoldt „Wer bin ich?" spannte Dr. Kotzian
einen weiten Bogen über die Geschichte
unserer Volksgruppe.
Sein Non-Stop-Referat über 150 Minuten
war absolut druckreif und wurde von den
etwa 100 Zuhörern im voll besetzten Saal
des Bukowina-Instituts mit größter Anteilnahme verfolgt.
Dr. Kotzian unterteilte die Russlanddeutschen vor 1941 in fünf Gruppen - Wolhynier, Kaukasusdeutsche, Krimdeutsche.
Wolgadeutsche, Schwarzmeerdeutsche
- und eine Sondergruppe, die Baltendeutschen.
Bei der Einwanderung der Deutschen
nach Russland begann Dr. Kotzian mit den
"Gastarbeitern" unter Iwan dem Schrecklichen (1533-1584). Die Einwanderer
unter Peter dem Großen (1689-1725) bezeichnete er als Spezialisten und die während der Regierungszeiten von Katharina
der Großen (1762-1796) und Alexander I.
(1801-1825) eingewanderten Deutschen
als Siedler oder Kolonisten.
Hätten Sie gewusst, dass für die Auswanderer aus dem Südwesten Deutschlands
nach Russland Napoleon I. der Antichrist
und Alexander I. der Retter im Sinne der
Bibel waren? Oder dass Lenin die Nationalitätenfrage nach Schweizer Muster
lösen wollte? Da mussten besonders alte
Zuhörer Dr. Kotzians staunen, denen in
der Kindheit der Satan als Antichrist und
Christus als Retter vorgestellt worden waren.
Dr. Kotzian nannte auch sehr einprägsame Zahlen über die Bedeutung der Deutschen im alten Russland. Obwohl sie
bei der Volkszählung von 1897 nur 1,43
Prozent der Gesamtbevölkerung Russlands ausmachten, produzierten allein die
Schwarzmeerdeutschen mehr Getreide
und die Wolhynier mehr Kartoffeln als
das gesamte Deutsche Reich!
Für die Zukunft des Deutschtums in den
Nachfolgestaaten der Sowjetunion sieht
Dr. Kotzian allerdings schwarz: Der Krieg
mit Deutschland habe den Russlanddeutschen das Genick gebrochen. Die Folgen
seien der Verlust der deutschen Sprache
und der Perspektiven. Optionen wie die
Wiederherstellung der Autonomie an der
Wolga, die Ansiedlung in Ostpreußen oder
das Angebot des ukrainischen Präsidenten
Krawtschuks an die nach Asien verbannten Ukraine-Deutschen, sich wieder am
Schwarzen Meer niederzulassen, hätten
sich sehr schnell als unerfüllbar erwiesen.
Und auch die deutschen Rayons neueren
Datums in Asowo und Halbstadt in Sibirien seien nur dem Namen nach deutsch.
J. Kampen
Aus der evangelischen Welt
ISSN 0437-1674
Wer überwindet, der wird es alles ererben.
D
ie Offenbarung ist über
viele Seiten ein Buch,
das viele schreckliche
Ereignisse aus der Endzeit
unserer Welt beschreibt. Viele
machen deshalb einen großen
Bogen um dieses Buch, weil
da auf den ersten Blick vieles
sehr unverständlich ist. Doch
heißt das Buch nicht umsonst
„Offenbarung“. Und wenn
viele dieses Buch „ein Buch
mit sieben Siegeln“ nennen,
so steht dem doch entgegen,
was der Engel ganz am Ende
dieses Buches dem Empfänger Johannes sagt: „Versiegle
nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch.“ (22,10)
Offenbar möchte Gott uns, den
Lesern dieses Buches, etwas
Wichtiges mitteilen, was wir
unbedingt wissen sollten.
Die Offenbarung enthält neben der Beschreibung all der
schrecklichen Ereignisse auch
eine ganze Reihe großartiger Bilder über die gewaltige
Herrlichkeit des Himmels und
vor allem der Erlösten Gläubigen in der Ewigkeit. Zum Beispiel in Kap. 7 ab Vers 9: Danach sah ich, und siehe, eine
große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen
und Stämmen und Völkern und
Sprachen; die standen vor dem
Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und
Palmzweigen in ihren Händen
… Sie werden nicht hungern
noch dürsten; es wird auch
nicht auf ihnen lasten irgendeine Hitze; denn das Lamm
mitten auf dem Thron wird sie
weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers,
und Gott wird abwischen alle
Tränen von ihren Augen.
Solche und ähnliche Stellen
gibt es viele in der Offenbarung. In dem Vers vor dem
oben zitierten heißt es: Ich will
dem Durstigen geben von der
Quelle des lebendigen Wassers
umsonst (22,6). Durst machen
will uns die Offenbarung, Appetit auf das wahre Leben,
Vorfreude auf die Herrlichkeit
der Ewigkeit. Je mehr uns das
groß wird, je weniger wird uns
nach den Herrlichkeiten dieser Welt verlangen. Und umso
weniger werden sie uns zum
Hindernis auf dem Weg in die
Ewigkeit. Denn die Herrlichkeit erben werden nicht nur
die Menschen, die die Zeit
der großen Trübsal und die
schrecklichen Verfolgungen
überwinden. Ebenso werden
sie auch alle die erben, die
jede Art von Versuchung zum
Bösen überwinden. Denn wir
lesen im folgenden Vers 8: Die
Feigen aber und Ungläubigen
und Frevler und Mörder und
Unzüchtigen und Zauberer
und Götzendiener und alle
Lügner, deren Teil wird in dem
Pfuhl sein, der mit Feuer und
Schwefel brennt; das ist der
zweite Tod. Diese alle haben
nicht überwunden.
Das heißt, unser Herr zählt zu
den Überwindern nicht nur die,
die in Trübsal und Verfolgung
nicht feige ihren Glauben aufgeben. Ebenso zählt er dazu
- die Menschen, die der Wegweisung der Heiligen Schrift
mehr glauben und vertrauen
als ihrem eigenen Verstand
oder dem Verstand der Menschen ihrer Zeit und Gesellschaft,
- die Menschen, die der süßen
Verlockung zur Sünde widerstehen und um des ewigen
Erbes willen sich in Verzicht
üben,
- die Menschen, die aller Versuchung zu sexueller Ausschweifung widerstehen um
der Treue willen zu dem oder
der Einen und vor allem um
der Treue willen zu dem einen Heiland und Erlöser,
- die Menschen, die ihren
Zorn, auch wenn er berechtigt ist, zügeln, auch in ihren
Gedanken, und ihren Feinden
stattdessen Gutes tun und sie
segnen,
- die Menschen, die es aushalten, nicht um jeden Preis, und
wenn es mit Hilfe finsterer
Mächte ist, Dinge zu erfahren, die Gott ihnen verborgen
hat, besonders die eigene Zukunft betreffend,
- die Menschen, die ihr Leben
und ihr Vertrauen nicht an
tote Götzen oder den Reichtum hängen, auch wenn sie
noch so viel Sicherheit und
Geborgenheit versprechen,
- die Menschen, die nicht die
Lüge, die vom Teufel kommt,
lieben und tun (22,15), sondern den Herrn Jesus in Person als ewige Wahrheit anerkennen.
Offenbarung 21,7
Wer überwindet, der wird es
alles ererben. An jenem Tag
dabei zu sein in der großen
Schar aus allen Nationen und
mich von Jesus persönlich zu
den Quellen lebendigen Wassers leiten zu lassen – welch
ein Tag, o welch ein Tag! Das
Herz wird mir ganz weit, wenn
ich daran denke!
Es lohnt sich. Unser Erbe ist
unbeschreiblich. Christen aller
Zeiten haben in großen Bedrängnissen und Verfolgungen
ihre Überwinderkraft daraus
geschöpft. Ich hoffe und bete,
dass auch wir, Christen in der
Wohlstandszeit, es schaffen,
unser Herz an dieses Erbe zu
hängen und allem, was uns davon abhält, abzusagen.
Verlassen werd ich
den Pfad dieser Welt,
für mich gibt es kein Zurück.
Und für immer werd ich
bei Jesus sein.
Halleluja, welch ein Glück!
Eduard Lippert
Alfred Eichholz berichtet
aus Kirgistan
A
ls wir im August dieses Jahres eine Gemeinde in Deutschland besuchten, hat mich ein
Bruder gefragt: „Na, Bruder
Alfred, wie geht es euch in
Kirgisien?“ Meine Antwort
war: „Den Umständen entsprechend, aber Gott sei es
gedankt, dass Er uns in allen Umständen bewahrt und
segnet!“ Und dann kam von
dem Bruder ein Satz, der mir
auf manche Fragen eine Antwort gegeben hat: „Auch die
Umstände werden von Gott
zugelassen, manchmal auch
von IHM geschaffen!“
HEIMAT IM GLAUBEN 1/2011 1
Aus diesen Gedanken heraus
grüßen euch ganz herzlich Alfred und Larissa Eichholz aus
Kirgistan.
In Röm. 8, 28 heißt es: „Wir
wissen aber, dass denen, die
Gott lieben, alle Dinge zum
Besten dienen, denen, die
nach seinem Ratschluss berufen sind.“ Gott sei Dank, dass
wir glauben können und sogar
wissen dürfen, dass wir nach
dem Ratschluss Gottes berufen sind, hier in Kirgistan zu
sein, um die wichtigste Aufgabe des Herrn Jesus Christus
zu erfüllen. Dieses Wissen hat
VOLK AUF DEM WEG
uns geholfen, auch in ganz
schwerer Zeit in diesem Jahr
durchzuhalten. Weil gerade die
Umstände nicht so ganz angenehm waren.
Wie wir schon berichtet haben,
gab es im April wieder einmal
eine Revolution, bei der auch
ein Umsturz der Regierung
stattfand. Leider kamen dabei
viele Menschen um, und es
gab viele Verletzte. Für uns
Gläubige, und besonders die
ausländischen Mitarbeiter, waren die Umstände nicht so ganz
günstig, so dass viele Ausländer das Land verlassen haben.
Aber Gott sei Dank! Unsere
lutherischen Christen, und wir
persönlich, kamen nicht zu
Schaden. Gott lässt eine Situation zu, aber Er hilft dann auch
den Seinigen. Wir konnten von
Herzen Gott danken!
Danach kam für uns eine ganz
schwere Zeit der längeren
Trennung. Meine liebe Frau
Larissa erkrankte und musste
nach Deutschland reisen. Wir
dachten, dass es so schnell wie
möglich geht, aber es stellte
sich heraus, dass sie eine längere Behandlungszeit brauchte, so dass daraus vier Monate
wurden. Aber auch diese Umstände haben uns zum Besten
gedient. Gott hat uns wieder
spüren und erfahren lassen,
wie teuer wir einander sind.
Unser Eheleben hat in dieser
Zeit einen noch größeren Wert
bekommen. Und wir konnten unserem Gott von Herzen
dankbar sein für unsere Ehe.
Im Juni brachen ethnische Auseinandersetzungen zwischen
Kirgisen und Usbeken aus. Es
waren Bürgerkriegszustände
im Lande. Es gab Tausende
Tote; viele Menschen blieben
ohne Haus und Gut, weil man
ihnen die Häuser angezündet
hatte. Aber auch in solchen
Umständen hat Gott uns und
unsere Gemeinden geschützt.
Nachbarhäuser brannten, aber
Häuser von Christen wurden,
wie in Ägypten damals, als
der Tod über die Erstlinge von
Ägypten kam, geschützt. Man
erlebte viel Angst, und doch
konnten wir Gott danken für
Behütung und Bewahrung.
Zu dieser Zeit war ein richtiges
Chaos im Lande. Viele Menschen waren bewaffnet. Über-
AUS DER EVANGELISCHEN WELT
Besuch bei deutschen Christen in Kirgistan.
fälle und Raub waren fast ungehindert im Laufe. Von Juni
bis Oktober wurden 26 christliche Kirchen und Bethäuser
überfallen und beraubt, darunter auch unser Büro. Auf brutale Weise schlugen sie in der
Adventgemeinde den Wächter
tot. Auch diese Umstände hat
Gott zugelassen, vielleicht
mit Erinnerung an Ps.127, 1b:
„Wenn der Herr nicht die Stadt
behütet, so wacht der Wächter
umsonst.“
Die ganze Zeit bis jetzt beteten die evangelischen Christen
miteinander, dass Gott hilft,
die Bande zu fassen. Am 6.
November ist das endlich gelungen! Eine kriminelle Gruppe von 19 jungen Menschen
im Alter von 18 bis 24 Jahren
wurde auf frischer Tat ergriffen
und gefasst. Sie werden jetzt
zur Verantwortung gezogen.
Wir – die, die Gott lieben – sagen wieder „Gott sei Dank!“
Gott hat es zugelassen, und Er
hat aus diesen Umständen einen Ausweg gefunden.
Die Situation in Kirgistan zeigt
ganz deutlich, dass noch eine
große Menge von Menschen
Christus nicht kennen. Darum finden sie nur eine Möglichkeit, aus unangenehmen
Umständen herauszukommen,
nämlich durch Gewalt und
gesetzwidrige Taten. Für uns
Christen und Missionare in
Kirgistan bedeutet die Lage,
uns noch mehr anzustrengen,
um den Menschen Christus zu
bringen, von IHM zu erzählen,
die frohe Botschaft zur Zeit
und Unzeit zu verkündigen.
Und nur aus diesem Grund
habe ich euch das alles so offen erzählt und die Umstände
in Kirgistan beschrieben.
Ich wünsche, dass das Missionsverständnis bei allen Christen, besonders aber bei den
Russlanddeutschen, so klar
wird, dass es eine Missionsbewegung hervorruft. Die kaputte und kranke Welt braucht
dringend Jesus Christus, den
Erlöser. Jesus Christus braucht
Menschen, die bereit sind,
SEINEN Auftrag zu erfüllen,
indem sie in die Mission gehen. Und wieder andere, die
die Mission fleißig im Gebet
und mit Gaben unterstützen.
Es ist noch Gnadenzeit! Es ist
noch Tag! „Kommt, lasst uns
mit IHM gehen“, sagte Thomas, der Jünger (Joh. 11, 16).
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die dieses für
uns schwierige Jahr mit uns
gegangen sind; bei allen, die
die Missionsarbeit in Kirgistan
unterstützt haben; bei allen,
die für Larissa gebetet haben
und auch für mich, weil man
gerade in schwierigen Zeiten
mehr Kraft, Mut, Weisheit und
Unterstützung braucht.
Wir bitten, dass Gott in Jesus
Christus euch reichlich segnet,
eure Familien und Gemeinden.
Und wir sind sicher, dass wenn
es jemandem von euch sehr
schwer im Leben oder Glauben wird und er Trost braucht,
dass Gott dann unbedingt
Menschen finden wird, die bereit sein werden, mit euch mit
zu gehen. Und denket bitte immer daran – Römer 8, 28.
Ich bedanke mich auch bei allen, die die Gemeinde in Duschanbe unterstützen, im Gebet und mit Gaben. Sie ist die
einzige lutherische Gemeinde
in Tadschikistan geblieben.
Die Gemeinde hat etwa 50
Mitglieder und nur eine Predigerin. Ich versuche zweimal
im Jahr sie zu besuchen, aber
es klappt nicht immer, weil es
immer schwieriger wird, ein
Einreisevisum zu bekommen.
Das Religionsgesetz in Tadschikistan ist noch viel härter
gegen den christlichen Glauben als in Kirgistan oder Kasachstan. Manche Kirchen, die
zu sehr missionarisch wirken,
werden von der Regierung
geschlossen. Wir wollten dieses Jahr eine Bibelwoche für
die Gemeinde dort durchführen. Das hat nicht geklappt,
weil wir die Erlaubnis für einen ausländischen Referenten
nicht bekamen. Bitte betet für
die Christen in Tadschikistan
und auch in Usbekistan, denn
sie befinden sich in einer Situation der Unterdrückung.
Verantwortlich: Kirchliche Gemeinschaft
der Evangelisch-Lutherischen Deutschen aus Russland e.V.
Telefon: 05652-4135, Telefax: 05652-6223, Postfach 210, 37237 Bad Sooden-Allendorf
Bankverbindung: Ev. Kreditgenossenschaft Kassel, BLZ 520 604 10, Kto.-Nr. 100 002 119
HEIMAT IM GLAUBEN 1/2011 2
BEILAGE
JSDR - JANUAR 2011
Jugend- und Studentenring
der Deutschen aus Russland www.jsdr.de
Grüße zum neuen Jahr
Liebe JSDR-Mitglieder,
liebe Freunde,
das Jahr 2010 haben wir hinter uns
gebracht - mit Erfolg und Spaß, wie
ich finde!
Wie auf den Seiten dieser und der
vorigen JSDR-Beilagen zu lesen und
zu sehen ist, wächst der Jugend- und
Studentenring der Deutschen aus
Russland und entwickelt sich weiter.
Im Oktober wurde schon wieder ein
neuer Landesverband gegründet –
diesmal in unserer Hauptstadt Berlin.
Wir hatten 2010 mehrere bundesweite Veranstaltungen, wie zum Beispiel
das Sport- und Kulturfest in NordrheinWestfalen oder das JSDR-Jugendforum in Stuttgart.
Im Bereich Bildung liefen deutschlandweit fünf Orientierungskurse
unter dem Namen „Integration und
Identität Plus". Das Thema Identität
und die Frage, wer wir als Deutsche
aus Russland denn eigentlich sind, ist
immer wieder ein wesentlicher Aspekt
Elena Bechtold
bei unseren Seminaren und Workshops.
Auch internationale Jugendbegegnungen sind uns in diesem Zusammenhang nach wie vor wichtig, grenzüberschreitende Beziehungen sollen auch
weiterhin intensiv gepflegt werden.
Der Dialog zwischen unserem „Elternverband", der Landsmannschaft der
Deutschen aus Russland, und unserer Jugendorganisation hat im vergangenen Jahr neue Impulse erhalten
und wird auch 2011 auf der Agenda
bleiben.
Wie kann und soll unser „verbandliches Miteinander" aussehen und in
Zukunft gestaltet werden? Das war ein
zentrales Thema des JSDR-Forums
in Stuttgart im November 2010. Damit
werden wir uns auch künftig auseinander setzen.
Und natürlich wollen wir unseren
Spaß an Sport- und Musik-Events und
anderen kulturellen Aktivitäten auch
im neuen Jahr nicht vermissen. Ich
wünsche uns allen für das kommende
Jahr dieses gute Gefühl, das man hat,
wenn man gemeinsam etwas schafft,
bewegt und genießt!
Alles Gute für das Jahr 2011!
Elena Bechtold,
Bundesvorsitzende des JSDR
JSDR - Januar 2011 - 1
JSDR - JANUAR 2011
„Integration durch Identifikation“
Seminarwochenende in Mecklenburg-Vorpommern
A
m 20. und 21. November
trafen sich Vertreter der
JSDR-Landesgruppe Berlin
und unsere Mitglieder aus Waren
(Mecklenburg-Vorpommern)
zu
einem gemeinsamen Seminarwochenende zum Thema „Integration
durch Identifikation“, bei dem es
auch darum ging, Kooperationsmöglichkeiten der beiden Gruppen
zu entwickeln.
Ausflug in die Vergangenheit
Das Wolhynier Umsiedlermuseum im
mecklenburg-vorpommerschen Linstow war unser erstes Ziel. Das Museum zeigt sehr anschaulich, wie man
es schafft, seinen geschichtlichen
Ursprung zu bewahren. Eine originalgetreue Haus- und Hofanlage mit
diversen Einrichtungsgegenständen,
Fotografien, dem Modell eines Dorfes
in Wolhynien und verschiedenen Ausweisen aus früherer Zeit ermöglichte
einen sehr guten Einblick in die damaligen Lebensumstände. Es porträtiert
die Geschichte der Wolhyniendeutschen und zeichnet ein einschneidendes Ereignis, die Umsiedlung, nach.
Darüber hinaus vermittelte das Museum eine interessante Erkenntnis: eine
Wandstickerei mit christlichen Motiven, das Kreuz, die Bibel, Haushaltsgegenstände - alles Gegenstände,
wie sie in jedem lokalen Heimatmuseum in Deutschland zu finden sind. Ein
anschaulicheres Beispiel dafür, dass
die Deutschen in Russland tatsächlich
wie Deutsche gelebt haben, kann es
kaum geben.
Es mag banal klingen: Es mit eigenen
Augen zu sehen, wirkt stärker als jede
noch so ausführliche Geschichtsstunde; gerade für die Jüngeren kann dadurch der Begriff „Russlanddeutsche“
veranschaulicht werden.
Zurück in der Gegenwart
Anschließend ging es im Seminarraum
von Perspektive e.V. in Waren um
Themen der Gegenwart. Das Seminar
„Integration durch Identifikation“, das
von Edwin Warkentin geleitet wurde,
bot reichlich inhaltlichen Diskussionsstoff. Unterschiedliche Ansätze und
Meinungen in der persönlichen Auslegung wurden offen dargelegt und kritisch hinterfragt:
Die TeilnehmerInnen des Seminarwochenendes in Mecklenburg-Vorpommern.
• Was bedeutet Integration?
• Muss die eigene Identität aufgegeben werden, um vollkommen
deutsch zu sein?
• Oder reicht es, wenn man einfach
nur gut genug deutsch spricht, sich
aber weiterhin oder auch wieder
Russe nennt?
• Wie sieht man sich selbst, warum
sieht man sich so?
• Und warum ist es überhaupt wichtig, das eigene Selbstverständnis
ggf. zu überdenken und es ohne
Missverständnisse nach außen zu
transportieren?
Wer zum Beispiel als Deutscher aus
Russland die übliche Eröffnungsfrage
„Wo kommst du her?“ mit einem einfachen "aus Russland ... aus Kasachstan ... aus Ukraine ... aus Kirgistan
beantwortet, hat zwar die Wahrheit
gesagt, aber nur die halbe. Die andere Hälfte müsste lauten: " ... und ich
bin Russlanddeutscher.“ Warum ist
das überhaupt wichtig? Und wie kann
mir diese Antwort helfen, mich in der
neuen Heimat zu integrieren?
Mit einem intensiven und offenen Erfahrungsaustausch versuchten wir,
diese schwierige Frage zu beantworten. Eine eindeutige Antwort gab es
nicht, vielmehr kristallisierte sich die
Erkenntnis heraus, dass wir alle eine
gemeinsame Geschichte haben und
dass diese mit der Aussiedlung nach
Deutschland nicht vorbei ist.
JSDR - Januar 2011 - 2
Außerdem ist es wichtig, Anknüpfungspunkte an die deutsche Gesellschaft zu finden. Dabei hilft einem
auch die Frage: "Warum bin ich stolz,
dass ich ein Deutscher bin?" Diese
Frage führt weiter zu der nächsten
Frage, ob ich berechtigt bin, stolz auf
Leistungen zu sein, die ich nicht selber erbracht habe.
Eines ist jedoch klar: In Deutschland
fühlen sich viele zu Hause. Sich in
diesem Land wohl zu fühlen, sollte
das Bestreben eines jeden Einzelnen
sein, und das kann nicht von außen
übernommen werden.
Am zweiten Tag des Seminars ging
es dann um die Ausarbeitung eines
Programms der Zusammenarbeit. Die
JSDR-Landesgruppe Berlin möchte
die Kooperation mit den norddeutschen Landesgruppen erweitern; die
Ausarbeitung des Programms mit
den Mitgliedern aus Waren sollte die
Grundlage bilden.
Bei den Überlegungen und anschließenden Ausarbeitungen kamen vielfältige Projektideen auf, die im Verlauf
der nächsten Wochen fixiert werden.
Es war ein spannendes Seminarwochenende, das zeitgemäße Fragen in
offener Form aufwarf, die man für sich
selber nicht beantworten kann. Im gegenseitigen Austausch wurden jedoch
Antworten zutage gefördert, und es
wurde Raum für inhaltlich starke Projekte geschaffen. Vitalij Brodhauer
JSDR - JANUAR 2011
Tanzen, bis der Arzt kommt!
S
eit 2009 findet in der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft der Deutschen
aus Russland in Stuttgart ein Aerobic–Tanzkurs unter der professionellen Leitung von Olga Roms
statt.
Mehrmals in der Woche treffen sich
Tanzbegeisterte, um gemeinsam ein
umfangreiches Repertoire von Tanzübungen einzustudieren und auch um
durch Aerobic etwas für ihre Gesundheit zu tun. Der Tanzkurs läuft im Rahmen des Projektes "Gesund leben? –
Wir sind dabei!“.
Zu den Inhalten des Kurses gehören
außerdem Informationsveranstaltungen zu gesundheitsbezogenen Themen und Einrichtungen in Stuttgart
sowie praktisches Training zur Förderung des Körperbewusstseins und der
körperlichen Bewegung.
Geleitet wird der Kurs von Olga
Roms, die bereits 1996 in Kasachstan Aufführungen ihres Tanzkollektivs
,,Show–Ballett Astana“ leitete. Die
Gruppe setzte sich aus 16 Tänzerinnen zusammen, die mit lateinamerikanischen, mexikanischen, Rock- und
Jazztänzen im In- und Ausland auftraten, bei Kulturtagen, Festivals und
Wettbewerben.
Für Olga Roms gab es dabei unter
anderem Auszeichnungen als beste
Choreographin im Bereich Aerobic.
Unterstützt durch die Landsmannschaft und ihre Bundesgeschäftsführerin Dr. Ludmila Kopp, bietet
Olga Roms im Stuttgarter Haus der
Deutschen aus Russland Tanz- und
Aerobic-Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an sowie einen Kurs mit
besonderer Betonung auf Aerobic und
Gesundheit.
Zu den jüngsten Auftritten zählen
Sportveranstaltungen des Jugendund Studentenrings der Deutschen
aus Russland und das JSDR–Forum
2010. Dabei überraschten und erfreuten die Tänzerinnen die Zuschauer
mit ihren ausgefallenen Kostümen
und perfekter Choreografie
Olga Roms: ,,Es würde mich sehr
freuen, wenn sich noch mehr für die
Kunst des Tanzens begeistern würden. Wir sind bereits ein starkes Team
und könnten und werden noch besser
werden. Man sollte keine Angst vor
Herausforderungen haben und jede
Chance für Wettkämpfe nutzen.“
JSDR
JSDR-Bundesvorsitzende Elena Bechtold und der stellvertretende Bundesvorsitzende Waldemar Weiz (vordere Reihe) mit Inna Schuldeschow, Olga Roms, Tatjana Makwijenko, Natalia Becker und Xenia Hoff (von links) von der Stuttgarter
Tanzgruppe.
Projektarbeit:
"Potentiale erkennen Miteinander stärken"
I
m Rahmen des bundesweiten Projektes "Potentiale erkennen - Miteinander
stärken" haben im Oktober
und November zwei Seminare
stattgefunden:
"Stärkung der
Erziehungskompetenz"
Beim Seminar "Stärkung der Erziehungskompetenz", das vom
1. bis 3. Oktober 2010 in Him- Mit Fragen der Erziehungskompetenz befassmighausen (Nordrhein-Westfa- ten sich die Teilnehmer des Seminars in Himlen) durchgeführt wurde, stand mighausen.
die gesamte Familie im Vordergrund.
• Wie helfe ich meinem Kind, seine
Im Rahmen der Maßnahme wurden
Probleme selbst zu lösen?
von den erwachsenen Teilnehmern • Wie vermittle ich eigene Wertvordie folgenden Fragen behandelt:
stellungen?
• Wie setze ich meinem Kind Gren• Wie löse ich Konflikte so, dass sich
zen, ohne es herabzuwürdigen?
keiner als Verlierer fühlt?
• Wie finde ich einen Ausgleich zwischen meinen Anliegen und denen
Breit gefächert war das Angebot für
meiner Familienangehörigen?
die Kinder:
JSDR - Januar 2011 - 3
JSDR - JANUAR 2011
tum erlebt. Immer mehr Leute versuchten deshalb diese Tätigkeit zu
erlernen und schmücken sich mit dem
Namen „Beulendoktor“. Leider können
diese fachlich häufig nicht darstellen,
was einen Ausbeuler zu einem Beulendoktor macht. Im ersten Moment
scheinen die Arbeiten vielleicht billig,
auf den zweiten Blick entpuppt sich
dies jedoch als Trugschluss, denn
- nur 60% des Schadens wird tatsächlich repariert
- größere Dellen werden nicht oder
mangelhaft beseitigt
hieraus folgt:
- Kundenunzufriedenheit
Bei der Schulung für Jugendliche und Erwachsene in Köln.
• bewusster Umgang mit der Natur;
• positive Lebenseinstellung durch
Freude an der Bewegung;
• Entwicklung der Ausdrucksfähigkeit
durch Sprache, Musik und Sport.
Ergänzt wurde das Seminarprogramm
durch einen Vortrag, der sich mit der
Geschichte der Russlanddeutschen
am Beispiel der Geschichte einer Familie befasste.
"Chancen und Möglichkeiten
in der Jugendarbeit"
Am 20. und 21. November 2010 stand
dann in Köln die Schulung "Chancen
und Möglichkeiten der Jugendarbeit"
an, die sich an Jugendliche und Erwachsene richtete, die ehrenamtlich
tätig sind.
Der Schwerpunkt des Schulungsprogramms lag auf der Stärkung der
Selbstorganisation und ihrer Einbindung in die Angebote und Verbände
der allgemeinen Jugendarbeit.
Es wurde über Perspektiven der Jugendarbeit diskutiert, und es wurden
konkrete Vorschläge zur Öffentlichkeitsarbeit, Maßnahmenplanung und
Finanzierung gesammelt.
Darüber hinaus wurden die Teilnehmer in das Veranstaltungs- und Projektmanagement eingeführt.
Anna Weiz
Mitglieder des UVDR
I
n der letzten Ausgabe haben wir
über die Gründung unseres "Unternehmerverbandes der Deutschen aus Russland" (UVDR) beim
JSDR-Forum in Stuttgart berichtet.
Ab dieser Ausgabe stellen wir seine Mitglieder vor.
Wir beginnen mit der Firma "Sergej
Cetvertnyh - Ausbeulservice" in
45473 Mülheim an der Ruhr, Lüderitzstr.16, Mobil: 0177-7929272, E-Mail:
[email protected],
die
sich selbst wie folgt präsentiert:
Unser Team wurde von uns vorab getestet, und alle haben sich als echte
Beulendoktoren erwiesen. Durch gegenseitigen Erfahrungsaustausch ist
es uns immer wieder möglich, unser
Wissen zu erweitern und unser Können zu verbessern.
Neue Blechsorten und der vermehrte
Einsatz von Alu-Blechteilen im Bereich
Karosseriebau erhöhen den Schwierigkeitsgrad der Dellenentfernung,
doch auch das ist für unser Team kein
Problem.
HAGELSCHADEN-REPARATUR
Lange Zeit war das Lackieren die
einzige Möglichkeit, beschädigte
Fahrzeuge wieder instand zu setzen. Allmählich setzen sich allerdings
nach und nach neue Verfahren der
Hagelschaden-Reparatur durch, die
zu enormen Einsparungen der Reparaturkosten beitragen.
Die sanfte Methode der Hagelschaden-Reparatur ist durch die Bezeichnung "ausbeulen ohne lackieren" nur
unzureichend beschrieben. Neben
dem Herausdrücken mit Hebeln und
dem Klopfen mit dem Hammer können die Hageldellen auch mit Hilfe
von speziellem Heißkleber aus dem
Blech gezogen werden.
Die gewählte Methode hängt in erster
Linie von der Stelle ab, an der sich
die Delle befindet. So sind nicht alle
Stellen an der Karosserie gleich gut
zugänglich.
Folgende Vorteile bietet die sanfte
Methode:
- Sie ist kostengünstiger.
- Die Fahrzeuge verlieren nicht an
Wert.
- Kein Farbtonunterschied.
- Die Fahrzeuge sind schnell instand
gesetzt.
- Die Methode ist umweltfreundlich.
AUSBEULSERVICE
Ausbeulen ohne Lackieren hat seit
den 90er Jahren ein stetiges WachsJSDR - Januar 2011 - 4
VOLK AUF DEM WEG
AUS DER KATHOLISCHEN WELT
Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.
Weihnachtsgruß 2010
von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke
Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz
für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge
I
m
Bethlehemhospital
zeigt eine Kinderkrankenschwester der Bischofsdelegation aus Deutschland im
Jahr 2007 ein Baby, das aus
einer Nomadenfamilie stammt
und in das Krankenhaus gebracht wurde, weil es Asthma
bekommen hat. Die Ärzte und
Schwestern werden sich nach
allen Kräften bemühen, die
Krankheit zu besiegen, aber
was geschieht danach? – Das
Kind wird wieder im Zelt wohnen und vielleicht bald wieder
zur Behandlung im Krankenhaus sein.
Zur Zeit der Geburt Jesu gab
es weder ein Hospital mit
Krankenschwestern noch eine
Herberge. Maria und Josef
mussten mit einer ärmlichen
Behausung zufrieden sein. Die
nahende Geburt des Kindes
ließ ihnen keine andere Wahl,
als die ärmliche Behausung
zu beziehen. Die Gefahr einer
Erkältung oder einer anderen
Krankheit aufgrund der Armut
bestand sicherlich auch im
Stall von Bethlehem, denn die
Annahme der Menschheit bedeutete ja auch: Annahme aller
Schwächen der menschlichen
Natur – bis hin zur Leidensfähigkeit.
Das Kaschubische Weihnachtslied macht dem göttlichen Kind das Angebot einer
gemütlichen Behausung zur
Geburt. Ich bin sicher, dass
Jesus dankend abgelehnt hätte.
Wenn ich auch verstehen kann,
dass der gläubige Christ oder
auch jedes empfindsame Kind
dem Jesusknaben ein besseres
Zuhause wünscht, so muss ich
doch auch Verständnis dafür
aufbringen, dass es sich für
einen anderen Weg entschieden hat – den Weg der Armut,
wie er auch für das Kind im
Babyhospital von Bethlehem
besteht.
Krippe und Kreuz stehen nahe
beieinander. Bei einer Krip-
pendarstellung aus Polen, die
in einer Erfurter Kirche steht,
sieht man über dem Stall die
drei Nägel der Kreuzigung
und daneben den Baum der
Erkenntnis von Gut und Böse
aus dem Paradiesesgarten. Jesus sagt nicht erst am Kreuz
sein Ja zur Armut und Schuld
des Menschen, sondern sein
Weg in Demut und Einfachheit
beginnt schon hier in Bethlehem.
Ich bin mir sicher, dass hilflose Kinder im Babyhospital von
Bethlehem unter einem besonderen Segen Jesu stehen – und
das nicht nur zur Advents- und
Weihnachtszeit. Ebenso dürfen
wir in den gesunden und kranken Kindern das Spiegelbild
des göttlichen Kindes entdecken. In den Kindern können
wir „GOTT schauen, wie er
ist“ (vgl. 1 Joh 3,2).
Freuen wir uns auf die Gesichter der Kinder an diesem Tag.
Das Fremde ist in Gott nicht fremd –
das große Fest der Heiligen Drei Könige
Z
um Weihnachtsfest gehört unzertrennlich auch
das Hochfest Erscheinung des Herrn, das im Volksmund meist schlicht „Dreikönigsfest“ genannt wird.
Wer den Reliquienschrein im
Kölner Dom besuchen durfte
und die märchenhaft schöne
Gestaltung dieses Schreins bewundern konnte, wird unwillkürlich auch auf die Bedeutung dieses Jahrhunderte alten
Wallfahrtsortes schließen können und ahnen, dass die Pracht
des Kölner Domes selbst der
Reliquie der Heiligen Drei Könige Rechnung tragen will.
Brauchtum
Als aufgeklärte Menschen
wollen wir immer vorweg wissen, was an dieser Erzählung
geschichtliche Wahrheit ist
und was eigentliche Botschaft
der Bibel. Schon ein genauer
Blick in den Text hilft Klar-
heit zu schaffen: Bei Matthäus
2,1-12 ist die Rede von Sterndeutern oder Weisen, nicht von
Königen. Erst das christliche
Brauchtum hat daraus Könige
gemacht, wohl unter dem Eindruck von Jes. 60, 1-6, einer
Lesung, die dem Evangelium
von den Sterndeutern im Gottesdienst vorausgeht. Auch die
Gaben Gold, Weihrauch und
Myrrhe gaben Anlass, von Königen zu sprechen, denn solch
kostbare Gaben lassen an sehr
vornehme Besucher denken.
Auch die Zahl drei ist nicht
biblisch und erst später – wegen der damals bekannten
Zahl von drei Kontinenten
– hinzugekommen. Gleiches
gilt für die Namen Caspar,
Melchior und Balthasar – sie
sind spätere Beigabe. Hier
aber griff die Kirche selbst
ein und gab den Anfangsbuchstaben „C+M+B“, die von
den Sternsingern zusammen
mit der Jahresangabe auf die
Eingangstüren der Wohnun-
HEIMAT IM GLAUBEN 1/2011 3
gen und Häuser geschrieben
werden, eine neue Deutung:
„Christus mansionem benedicat“, d.h. „Christus segne dieses Haus“.
Diese Beigaben müssen vor
dem Hintergrund einer Zeitspanne von 2.000 Jahren als
„Ausschmückung“,
nicht
als Fälschung der biblischen
Wahrheit betrachtet werden.
Und sie können die eigentliche
Botschaft der Bibel gar nicht
überdecken, auch nicht davon
ablenken.
Die Botschaft
der Bibel
Die biblische Erzählung von
den drei Weisen aus dem Morgenland enthielt genügend
Sprengstoff für die Juden
damals und für uns Christen
heute. Das „auserwählte Volk“
der Juden damals und wir
Christen heute müssen lernen
mit der Tatsache umzugehen,
VOLK AUF DEM WEG
dass Sterndeuter und Weise –
Nichtchristen also – von einem
Stern nach Bethlehem zum
neugeborenen König der Juden geführt worden sind. Diesen König haben sie als den
Messias, den Retter der Welt
betrachtet, und dem zu huldigen haben sie die weite Reise
„vom Rande der Welt“ auf
sich genommen. Lediglich die
Hirten, eine Randgruppe der
jüdischen Gesellschaft, waren
früher da.
AUS DER KATHOLISCHEN WELT
Eine Botschaft
für uns
Die Erwählung, das Herausgehobensein der Christen als
Auserwähltes Volk Gottes
kann vor dem Hintergrund dieser Botschaft heute nicht als
Herrschaft über die Welt, sondern in demütiger, aber dennoch auch mutiger Weise nur
als Dienst an der Welt gedeutet
werden, im Sinne eines Vorausgehens mit gutem Beispiel.
Hier ergeben sich mehrere
Wege, die jeder für sich überprüfen kann. Einen hat der
große Jesuit des 20. Jahrhunderts, Karl Rahner, so beschrieben: „Man kann seinem
Nächsten den eigenen Teller
Suppe überlassen und dabei
erstaunlicherweise die Nähe
Gottes erfahren.“ Der andere
Weg lenkt unseren Blick auf
all das „Wahre und Heilige“ in
anderen Religionen, das „nicht
selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen“ lässt, das „alle
Menschen erleuchtet“. (Vaticanum II, Nostra Aetate 2).
Wir verunsicherten Christen
können uns von der Hingabe,
Besonnenheit und inneren Heiligkeit eines buddhistischen
Mönchs anspornen lassen, das
Heilige und Unverwechselbare
der Botschaft Jesu mit neuen
Augen zu sehen und mit viel
ernsterem Engagement für das
eigene geistliche Leben fruchtbar zu machen.
Auf diese Weise kann die Botschaft des Dreikönigsfestes
uns helfen, die Erfahrungsebene des Glaubens zu erschließen, damit der Mensch nicht
wegen des Gebots, sondern
wegen der Liebe, und aus einer inneren Beziehung heraus
die Ideale Jesu befolgen kann.
Das ist für uns heute einer der
wichtigsten Punkte, den es neu
in den Blick zu nehmen gilt.
Denn Worte gibt es genug, viel
seltener gibt es Menschen, die
uns die Quelle erleben lassen,
aus der wir Licht und Leben
trinken können: es kann der
Teller Suppe für den Obdachlosen sein in diesen kalten Wintertagen, es kann die Perlenschnur des immerwährenden
Gebetes sein, das dann einem
Menschen wieder Kraft und
Freude für den Alltag gibt.
Zur Quelle gehen, kann an
diesen Tagen auch das stille
Verweilen und Beten vor der
Krippe bedeuten, den Weisen
aus dem Morgenland ähnlich.
Visitator
Dr. Alexander Hoffmann
Wettbewerb
für russlanddeutsche Jugendliche
in Deutschland und im Gebiet Kaliningrad:
„Meine Gedanken über Gott und die Welt“
I
Es ist auffallend, dass alle, die
den Retter als eine machtpolitische Figur erwarten, die
Geburt des Kindes nicht mitbekommen, den Messias nicht
erkennen.
Und Gott meidet seinerseits
alle oberflächlichen Machtstrukturen, und er setzt dort
an, wo Menschen existenziell
von Leid und Elend betroffen
sind. Er will Antwort auf ihre
Sehnsucht nach Heil sein,
unabhängig von politischen
Machtkonstellationen, Grenzen, Volks- und Religionszugehörigkeiten.
Er ist auch der Messias für die
„Heiden“! (Wie überheblich
dieses Wort doch klingt, angesichts der Mühe, der Bildung,
der Gottessehnsucht der Sterndeuter.).
Lediglich in diesem Sinne sind
wir Christen ein Auserwähltes
Volk Gottes – im Dienst an den
Menschen. Dieser Weg ist dann
auch der besondere Weg in der
Nachfolge Jesu, zum Heil der
Welt. Glorienvolle Selbstbeweihräucherung und Machtgehabe widersprechen dem Geist
Jesu und verhindern, dass der
Geist weht, wo er will und all
die Wunder bewirken kann,
die er bewirken will.
Die Botschaft dieses großen
Festes kann aber weit mehr als
nur unserem Denken und Verhalten gegenüber den Fremden
einen neuen Impuls geben. Sie
will immer auch zugleich unser Gottesverhältnis auf den
Prüfstand stellen und auch unser Gebetsleben entsprechend
verändern, weiten, vertiefen.
m Rahmen eines Projektes für russlanddeutsche Jugendliche in Deutschland und im Kaliningrader Gebiet lädt
die Seelsorgestelle der Deutschen Bischofskonferenz für die
Gläubigen aus den GUS-Staaten in Zusammenarbeit mit
dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. zu einem literarischen Wettbewerb zum Thema "Meine Gedanken über Gott und die Welt" ein, mit dem besonderem Blick
auf die Wechselbeziehungen von religiösen und gesellschaftlichen Problemen und die Fragen nach Gott im Leben eines
Menschen in der heutigen modernen Gesellschaft.
Zu dem Wettbewerb sind Jugendliche im Alter von 15 bis 25
Jahren eingeladen.
Einsendeschluss ist der 30. Juni 2011.
Folgende Rahmenbedingungen sind zu beachten:
Ein unveröffentlichter literarischer Texte (Erzählung, Gedicht,
Lied usw.), maximal 5 Seiten (30 Zeilen pro Seite und 60 Anschläge pro Zeile) in fünf Exemplaren und auf CD oder per Internet sind mit dem Vermerk „Jugendwettbewerb“ zu senden an
Seelsorge für kath. Russlanddeutsche
Kaiser-Friedrich-Straße 9, 53113 Bonn
Tel.: 02 28 - 103 446, Fax: 02 28 - 103 448
E-Mail: [email protected]
Die Texte werden von einer fünfköpfigen Jury ausgewertet, die
besten werden ausgezeichnet und in der Festschrift zum 65-jährigen Jubiläum der katholischen Seelsorge veröffentlicht. Die
Gewinner werden zu einer Lesung nach Bonn im Dezember
2011 und zu einem Jungautorenseminar nach Oerlinghausen im
Sommer 2012 eingeladen.
Seelsorgstelle für katholische Deutsche aus Russland und den anderen GUS-Staaten, Kaiser-Friedrich-Str. 9, D-53113 Bonn,
Tel.: 0228-103446, Fax: 0228-103448, E-Mail: [email protected], Internet www.kath-deutsche-aus-russland.de
HEIMAT IM GLAUBEN 1/2011 4
BÜCHERANGEBOT DER LANDSMANNSCHAFT
HEIMATBÜCHER
1954, Gesamtübersicht über das Russlanddeutschtum
1955, Geschichte, Kultur, Wolgagebiet
1956, Odessa, Geschichte, Kultur u.a.
1957, Saporoshje, Großliebenthal u.a.
1958, Dnjepropetrowsk, Kronau, Orloff u.a.
1959, Sibirien, Mittelasien, Wolhynien u.a.
1960, Krim, großes Auswanderungsverzeichnis u.a.
1961, Kaukasus, Wirtschaft, Kultur u.a.
1962, Wolhynien, städtisches Deutschtum u.a.
1963, Russlanddeutsche in Übersee
1964, Sibirien, Wolga, Kirchen, Schulen u.a.
1965, Heutige Lage, Schrifttum, Volkstum
1966, Aussiedlung und die Vertreibung
1967/68, Hof und Haus, Kultur
(Preis, je HB 1954 bis 1968 - 8,- Euro + Versandkosten)
1969-72, Joseph Schnurr, “Die Kirchen und das religiöse Leben
der Rußlanddeutschen”, Katholischer Teil, 23,- Euro, Evangelischer Teil, 19,- Euro
1973-81, Hungersnot, Deportation u.a., 11,- Euro
1982-84, mit Karte der ASSR der Wolgadeutschen, 12,- Euro
1985-89, Geschichte, Literatur, Aktuelles, 10,- Euro
1990/91, Krieg und Frieden, Rückkehr, 10,- Euro
1992-94, Deportation, Ausreise, 284 S., 10,- Euro
1995/96, Heimat Deutschland, Trudarmee, 336 S., 10,- Euro
1997/98, Deportation, Jugenderinnerungen, 340 S., 10,- Euro
2000, I. Teil, Geschichte der Volksgruppe, Heimat 10,- Euro
2000, II. Teil, Geschichte der Volksgruppe, Heimat 10,- Euro
Heimatbuch 2001/02, 60 Jahre Vertreibung 10,- Euro
HEIMATBUCH 2003, 2004, 2005, 2006, 2007/08
Je 10,00 EURO
WEITERE LITERATUR
Dr. E. Biedlingmaier, "Ahnenbuch von Katharinenfeld
in Georgien, Kaukasus. Chronik der Familien", 98,- Euro.
Bosch/Lingor, “Entstehung, Entwicklung und Auflösung der
deutschen Kolonien am Schwarzen Meer”, 7,- Euro
V. Aul, “Das Manifest der Zarin”, 7,- Euro
D. Weigum, “Damals auf der Krim”, 6,- Euro
E. Imherr, “Verschollene Heimat an der Wolga”, 10,- Euro
I. Walker, “Fatma” - eine historische Lebensgeschichte aus
dem Kaukasus, 10,- Euro
J. und H. Kampen, “Heimat und Diaspora”, Geschichte der
Landsmannschaft, 8,- Euro
Anton Bayr, “Vergessene Schicksale”, 17,- Euro
G. Prehn, “Otto Flath. Ein Bilder-Zyklus zum Neuen Testament”, 24,80 Euro
G. Orthmann, “Otto Flath, Leben und Werk”, 5,- Euro
W. Mangold: “Rußlanddeutsche Literatur”, 7,- Euro
J. Warkentin, “Geschichte der rußlanddeutschen Literatur”,
8,- Euro
Rosalia Prozel, “Weißer Tee”, 5,- Euro
N. Däs, “Alle Spuren sind verweht. Rußlanddeutsche Frauen in
der Verbannung”, 10,- Euro
N. Däs, “Der Schlittschuhclown”, 8,- Euro
N. Däs, “Kochbuch der Deutschen aus Rußland”, 10,- Euro
N. Däs, “Laßt die Jugend sprechen”, 5,- Euro
N. Däs, “Rußlanddeutsche Pioniere im Urwald”, 9,- Euro
N. Däs, “Wölfe und Sonnenblumen”, 10,- Euro
R. Keil, “Rußland-Deutsche Autoren, 1964-1990”. 7,- Euro
V. Heinz, “In der Sackgasse”, 13,- Euro
V. Harsch, “Aus der Lebensbeichte meiner Mutter”, 4,- Euro
M. Schumm, “Sketche und Kurzgeschichten”, 3 Euro
I. Melcher, “Kurze Prosa”, 3,- Euro
Dr. Karl Stumpp, "Die Auswanderung
aus Deutschland nach Rußland
in den Jahren 1763-1862",
1020 S. 48,- Euro
Alfred Eisfeld (Herausgeber),
"Von der Autonomiegründung
zur Verbannung und Entrechtung",
Sonderband der Reihe
"Heimatbücher der Landsmannschaft
der Deutschen aus Russland e.V.,
292 Seiten, 10,- Euro
W. Hermann, “Das fremde Land in dir”, 7,- Euro
G. Steinmüller, “Perlen der russischen Volksmedizin”, 6,- Euro
Alexander Fitz, “Puteschestwie na semlju”, 5,- Euro
F. Dortmann, “Olga von der Wolga”, Lieder im Volkston, 12,Euro
O. Geilfuß, “Für alle Kinder”, Kinderlieder, 5,- Euro
Liederbuch “Deutsche Volkslieder aus Russland”, 10,-Euro
Kassette Nr. 1, “Bei uns, ihr Leit, ist Hochzeit heit”, 7,- Euro
Kassette Nr. 2, “Ai, ai, was ist die Welt so schön”, 7,- Euro
CD Nr. 1, “Bei uns, ihr Leit, ist Hochzeit heit”, 10,- Euro
CD Nr. 2, “Ai, ai, was ist die Welt so schön”, 10,- Euro
GEDICHTE
E. Fotteler, "Im winterlichen Park", 9,- Euro
J. Warkentin, “Rußlanddeutsche Berlin-Sonette”, 5,- Euro
W. Mangold, “Rund um das Leben”, 7,- Euro
K. Lubomirski, “Propyläen der Nacht”, 10,- Euro
Nelly Wacker, “Es eilen die Tage”, 7,- Euro
A. Brettmann, Stimmen des Herzens, 10,- Euro
NEU
A. Eisfeld, "Etappen eines langen Weges Beitrag zur Geschichte und Gegenwart
der Deutschen aus Russland", 5,- Euro
H. Exner, "Die Frauen von Janowka", eine wolhynische
Familiengeschichte, 9,80 Euro
H. Rahn, "Der Jukagire", 12,50 Euro
"Andreas Prediger. Ich träume in Bildern", Katalog mit
Werken des Künstlers, 28,- Euro
A. Zerr, "Einwanderungsgeschichte der Familie Zerr
in Russland, 12,- Euro
Peter Dück “Kasachstan - Faszination des Unbekannten”, Bildband, 19,90 Euro.
“Die Deutschen im Prikamje. XX. Jahrhundert”,
drei Bände, 58,- Euro
A. Dück, “Das Leben zu bestehen ist mehr als übers Feld
zu gehen”, 19,80 Euro.
R. Nachtigal: “Die Dondeutschen 1830 bis 1930”, deutsche
und russische Ausgabe, je 17,- Euro
W. Turra, "Ich war Stalins Gefangener", 16,- Euro
Richten Sie Ihre Bestellungen bitte an:
Landsmannschaft
der Deutschen aus Russland e.V.
Raitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart
Telefon: 0711-1 66 59 22
Telefax: 0711-2 86 44 13
E-Mail: Lmdr.versand@gmxde
29
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
HEIMAT IM GLAUBEN
Besuch bei den evangelischen Gemeinden
in Moldawien
N
achdem ich vor zwei Jahren
erstmals Moldawien besucht
hatte, flog ich Ende Oktober auf
Einladung der evang.-luth. Gemeinde
Kischinau mit meinem Sohn Christoph von München nach Kischinau. In
unserem Gepäck befanden sich neben
Kleidung und Lebensmitteln auch 30
deutsch-russische Gesangbücher.
Pünktlich landete das spärlich besetzte Flugzeug aus München in Kischinau.
Nach einer kurzen Kontrolle trafen wir in
der Eingangshalle Pfarrer Valentin Dragan, der die drei evangelisch-lutherischen
Gemeinden Moldawiens zusammen mit
seiner Frau Anna betreut und uns in den
kommenden sechs Tagen Land und Leute
näher brachte.
Von 1814 bis 1940 gab es im damaligen
Bessarabien mehr als 200 blühende deutscher Gemeinden und Kirchspiele. Die
Bessarabiendeutschen waren ab 1814 mit
D
ie ehemalige Sowjetrepublik
Moldawien oder Moldau ist ein
Binnenstaat in Südosteuropa. Er grenzt
im Westen an Rumänien. Im Norden,
Osten und Süden wird Moldawien
von der Ukraine umschlossen. Moldawien ist mit seiner Gesamtfläche von
33.843 km² eher klein. Das Kerngebiet
liegt größtenteils zwischen den zwei
größten Flüssen Dnister (mold./rum.
Nistru) und Pruth (Prut) und damit in
der historischen Landschaft Bessarabien. Ein kleinerer Teil des Landes
(etwa 17 Prozent der Bevölkerung auf
12 Prozent der Fläche) liegt östlich des
Dnister und hat sich 1992 im Zuge des
Transnistrien-Konflikts als Transnistrien abgespalten. Moldawien hatte bei
der letzten offiziellen Volkszählung
2004 eine Bevölkerung von knapp 3,4
Millionen; inzwischen wird sie auf 4,2
Millionen geschätzt. 70 Prozent der
Bevölkerung leben in Städten, neben
der Hauptstadt Chischinău (deutsch:
Kischinau, russ. Kischinew) vor allem
in Balti (Belz), Tiraspol und Tighina
(Bender). In Moldawien leben Völker
unterschiedlicher ethnischer Herkunft:
Die größte Gruppe machen die rumänischen Moldauer mit 64,5 Prozent aus.
Etwa gleich groß sind die Anteile der
Ukrainer (13,8 Prozent) und der Russen (13,0 Prozent), von denen viele in
Transnistrien leben. Hinzu kommen
Gagausen, Bulgaren, Juden, Polen,
Weißrussen, Armenier und Deutsche.
30
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
Beim Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Gemeinde Kischinau im Oktober 2010.
Vorne rechts Pfarrer Valentin Dragan, links daneben Pfarrer Frank Schleßmann.
etwa 9.000 Personen hauptsächlich aus Im Dezember 1999 trafen sich etwa 20
Württemberg, Baden, dem Elsass sowie Personen zum ersten Weihnachtsfest in
aus preußischen Gebieten im heutigen Po- Kischinau. In einem Schulraum wurde
erstmals nach 55 Jahren das Weihnachtslen nach Bessarabien ausgewandert.
Das Gebiet am Schwarzen Meer war da- evangelium gelesen.
mals als Neurussland Teil des russischen Bereits im Jahre 2000 wurde die Deutsche
Zarenreichs, später wurde es zum Gou- Gesellschaft „Einigkeit“ gegründet. Im
Februar 2002 kam es dann zur Gemeinvernement Bessarabien.
In ihrer 126-jährigen Geschichte waren degründung in Kischinau; im April 2003
die Bessarabiendeutschen eine nahezu wurde die Gemeinde durch den Staat anrein bäuerliche Bevölkerung. Sie stellten erkannt.
mit 3 Prozent Bevölkerungsanteil eine Die ersten zwei Jahre traf man sich in
Minderheit dar. Im Sommer 1940 wurde einem Schulraum. Dort wurden GottesBessarabien als Folge des Hitler-Stalin- dienste gefeiert und Bibelstunden abPakts von 1939 von der Sowjetunion mi- gehalten. Da viele der Deutschen ihre
litärisch besetzt. Einer Umsiedlung ins Muttersprache vergessen hatten, wurden
Deutsche Reich Ende 1940 schloss sich Sprachkurse durchgeführt. Im Herbst
die Volksgruppe nahezu geschlossen mit 2003 wurden zunächst desolate Kellerrund 93.000 Personen an. Etwa 2.000 Per- räume in der Titulescustraße angemietet,
die in der Folgezeit renoviert wurden. Es
sonen blieben in der Heimat zurück.
In der sowjetischen Zeit gab es kein
offizielles kirchliches Leben mehr.
Vereinzelt trafen sich Deutsche inoffiziell in Brüdergemeinden oder
als sog. Stundisten. Der Glaube
wurde höchstens innerhalb der Familie im Geheimen weitergegeben.
Nachdem in Kischinau bei der Umsiedlung 1940 eine kleine Gruppe
Deutscher zurückgeblieben war,
konnten bis Frühjahr 1944 in der
1838 eingeweihten großen evangelischen Nikolai-Kirche noch Gottesdienste gefeiert werden. In den
Folgejahren wurde die Kirche als
Offiziershaus und später als Lager
benutzt, bis sie schließlich 1962
von den Sowjets abgetragen wurde.
An ihrer Stelle steht heute das Regierungsgebäude Moldawiens!
Zu Besuch bei einer deutschen Familie in Belz.
HEIMAT IM GLAUBEN
gab weder Strom noch Wasser oder sanitäre Anlagen.
Nachdem diese Räume angekauft worden
waren, entschloss man sich 2005, eine
Küche einzurichten, in der von Montag
bis Freitag gekocht wird. Etwa 20 bedürftige Personen, darunter ein Gemeindeglied, bekommen täglich kostenlos eine
gute warme Mahlzeit. Weitere Essen werden verkauft, und mit dem Erlös bezahlt
man die Gehälter der Angestellten. Auch
das Pfarrerehepaar Valentin und Anna
Dragan bezieht daraus sein bescheidenes
Einkommen.
Valentin Dragan war ursprünglich Bergbauingenieur und besuchte von 2004 bis
2008 das Theologische Seminar in Nowasaratowka bei St. Petersburg. Seine
Frau Anna war früher Architektin.
Man muss wissen, dass pensionierte Akademiker in Moldawien oft nur 60 Euro
Pension im Monat bekommen, doch für
ihre Wohnungen mindestens 40 Euro
monatlich bezahlen müssen. Aus diesem
Grund ist die Verteilung humanitärer
Hilfsgüter (Kleidung und Lebensmittel)
durch die Gemeinde sehr wichtig!
Am Sonntag wird der Speiseraum in der
Titulescustraße zum Gottesdienstraum.
Etwa 50 Personen nehmen im Schnitt am
Gottesdienst teil. Die Liturgie und die
Predigt werden auf Russisch gehalten, da
das die Sprache ist, die alle verstehen. Die
Lieder werden auf Deutsch und Russisch
gesungen, wobei das deutsche siebenbürgische Gesangbuch sowie kopierte Liedzettel benutzt werden. Im Gebrauch ist
auch das deutsch-russische Gesangbuch,
das vom Martin-Luther-Bund in Erlan-
gen herausgegeben wurde. Seit kurzem
hat die Gemeinde eine kleine elektrische
Orgel, und ein sehr begabter junger Mann
begleitet die Choräle.
In der Stadt Belz (Balti) gab es bis 1940
nur ganz wenige Deutsche. Im Oktober
2007 trafen sich erstmals wieder einige
Deutschstämmige zum Gottesdienst in
einer Wohnung. Belz liegt 150 km von
Kischinau entfernt, und die Fahrt auf den
relativ schlechten Straßen stellt eine große
Herausforderung für Valentin Dragan dar.
Nachdem wir dort zunächst die Vorsitzende der Gemeinde, Nadeshda Gastinger, besucht (ihr Ehemann Dimitri Tilnov
Gottesdienst in Belz.
besucht seit Herbst 2010 das dreijährige
theologische Seminar in Odessa) und anschließend dem 97-jährigen Herrn Hundert (siehe Bild) einen Besuch abgestattet
hatten, feierten wir in einem unschönen
Schulraum den Gottesdienst.
In Belz kommen gewöhnlich zwischen 20
und 40 Personen zum Gottesdienst. Man
sitzt auf wackeligen Stühlen und muss
ohne instrumentale Begleitung singen. Im
Anschluss steht man bei Tee und Gebäck
zusammen und bespricht Glaubensfragen
und verschiedene Probleme.
In Belz ist die Not am größten, da es sehr
wenige Arbeitsplätze gibt. Der größte
Wunsch für die Gemeinde wäre die Anmietung einer kleinen Wohnung, in der
man sich regelmäßig treffen könnte. Dafür
wären 100 Euro im Monat ausreichend!
Ein weiterer Besuch galt der dritten Gemeinde Bender. Diese wurde im Februar
2008 gegründet; zu Ostern des Jahres 2008
wurde der erste Gottesdienst nach 68 Jahren gefeiert! Bender liegt im Übrigen nur
70 km von Kischinau entfernt, doch muss
man dabei die Grenze nach Transnistrien
überqueren (mit Wartezeit, Ausfüllen von
Papieren, Zollkontrolle etc.)
Bis 1940 lebten in Bender etwa 80 Gemeindeglieder, die ein Bethaus mieteten.
In den 1970er Jahren waren einige russlanddeutsche Familien aus verschiedenen
Republiken der damaligen Sowjetunion
nach Bender gekommen, die sich in einer
Brüdergemeinde trafen. Diese wanderten
jedoch in den 80er Jahren fast vollständig
nach Deutschland aus.
Heute trifft sich die kleine, aber sehr aktive Gemeinde, die zum Großteil noch aus
Deutschen besteht, in der Wohnung einer
Deutschen. Auch in Bender besteht ein
deutscher Kulturverein namens „Glaube“.
Nach dem Gottesdienst war die Gemeinde noch längere Zeit bei mitgebrachtem
Essen zusammen, und wir führten viele
interessante Gespräche.
Nach sechs sehr intensiven Tagen flogen
wir zurück. Dabei gaben wir das Versprechen ab, im kommenden Jahr wieder nach
Moldawien zu kommen.
Pfarrer Mag. Frank Schleßmann,
Mattighofen, Österreich
Nach dem Gottesdienst in Bender.
31
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
LANDSMANNSCHAFT REGIONAL
BadenWürttemberg
auf dem Klavier begleitet
wurden. Das Spiel begeisterte die Gäste so sehr, dass
sie gebeten wurde, noch etwas vorzuspielen.
Der Höhepunkt war der NiCrailsheim kolaus, dem vor allem die
Schwäbisch Hall
Kinder entgegenfieberten
und der schwer mit GeIn der Kreisgruppe Crailsheim - Schwäschenken beladen war. Zur
bisch Hall haben am 20. November 2010
Bescherung versammelten
Vorstandswahlen stattgefunden.
sich die Kinder um ihn und
Der neu gewählte Vorstand besteht aus der
bedankten sich mit rührenVorsitzenden Olga Exter, der Schriftfüh- Der neue Vorstand der Ortsgruppe Crailsheim - Schwäbisch den Gedichten, Liedern und
rerin Margarita Funk (sie übernimmt auch Hall mit Edith Klein (2. von rechts) vom Vorstand der Landes- leuchtenden Augen.
die Funktion der Kulturbeauftragten) und gruppe Baden-Württemberg.
Die ganze Feier über arbeider Kassenwartin Nina Overtschenko. Als
tete die Bastelecke, die von
Kassenprüferinnen wurden Galina Krebel unser Vorstandsmitglied Lydia Becker Marina Schäfer organisiert und durchgeund Irina Kirsch gewählt.
wurde das Programm von ihr durchge- führt wurde. Jedes Kind durfte sich kreErfreulicherweise konnten bei der Ver- führt und moderiert.
ativ betätigen und weihnachtliche Dekosammlung drei neue Mitglieder der Das Programm war sehr abwechslungs- rationen für zu Hause basteln. Eltern und
Landsmannschaft gewonnen werden.
reich gestaltet und wurde sehr einfühlsam Kinder waren von dieser Idee begeistert
Der Vorstand vorgetragen. Es wurde eröffnet mit einem und äußerten den Wunsch, dass es auch
Weihnachtsgedicht von Michael Ulrich; im nächsten Jahr wieder eine Bastelecke
Heilbronn
ihm folgte Uli Gumenschaimer mit dem geben möge.
Gedicht "Nimm dir Zeit", und anschlie- Lydia Becker bedankte sich bei den GäsFür den 22. Januar 2011 um 19 Uhr laden ßend trug Frau Pfeil die Adventsgeschich- ten, die an der Weihnachtsfeier teilnahmen
wir Jung und Alt zu unserem Faschings- te "Die vier Kerzen" vor.
und zu ihrem Gelingen beitrugen, besonball in der Gemeindehalle Frankenbach, Rührend sang Diana Becker, auf dem Kla- ders bei der Familie Fettig, bei Rosa BauWürzburger Straße, ein. Wie jedes Jahr vier begleitet von Anja, das Lied "Stille mann und Anette Koslov und bei allen,
sollten Sie gute Laune und viel Humor Nacht, heilige Nacht". Dann brachte sie die reichlich Kuchen gespendet hatten.
mitbringen.
mit dem Lied "Lasst uns froh und munter
Der Vorstand
Für Stimmung und gute Unterhaltung ist sein" den ganzen Saal dazu mitzusingen.
Inga mit der Gruppe "Express" zustän- Auch bei dieser Weihnachtsfeier spielte
dig, und für das leibliche Wohl sorgt die Elisabeth Becker wunderschön auf der
Landsmannschaft reichlich.
Flöte.
Der Vorstand Begeistert hörten die Gäste das selbst
geschriebene Weihnachtsmärchen der Dingolfing-Landau
Rems-Murr-Kreis
russlanddeutschen Schriftstellerin Irina
Bei den Neuwahlen am 20. November
Paschkewitsch an.
Der festlich geschmückte Saal der St.- In der Pause zwischen dem Programm wurde Alexander Rolhäuser aus DinAntonius-Kirche in Waiblingen empfing und dem Kommen des Nikolaus holte golfing zu unserem neuen Vorsitzenden
auch in diesem Jahr zahlreiche Gäste zur Olga Pahl die Senioren auf die Bühne gewählt. Dazu auch an dieser Stelle ein
Weihnachtsfeier der Ortsgruppe Rems- und ließ alle Besucher gemeinsam Weih- herzlicher Glückwunsch und viel Erfolg
Murr-Kreis. Nach der Begrüßung durch nachtslieder singen, die von Jelena Töws bei der Amtsführung! Als weitere Vorstandsmitglieder wurden Paulina Kulmann, Nadja Runde, Anna und Albert
Schmol gewählt.
Kurz darauf, bei der Nikolausfeier am 4.
Dezember 2010, hat der neue Vorstand
dann seine Feuertaufe bestanden. Die Feier wurde in enger Zusammenarbeit mit
dem Verein "Artec Projectum" erfolgreich
durchgeführt. Traditionell durften wir
auch heuer den 1. Bürgermeister von Dingolfing, Josef Pellkofer, und Pfarrer Eugen Pruszynski als Ehrengäste begrüßen.
Der neue Vorstand bittet Landsleute, die
ein Musikinstrument spielen oder gerne
singen, sich bei Alexander Rolhäuser,
Tel.: 08731-319282, zu melden.
Wir laden Sie herzlich ein zu unserem
Faschingsball am 12. Februar 2011 um
18 Uhr im Gasthof "Apfelbeck" in Mamming.
Bei der Weihnachtsfeier der Ortsgruppe Rems-Murr-Kreis wurde in der Bastelecke fleißig gei.A.: Albert Schmol
arbeitet.
Bayern
32
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
LANDSMANNSCHAFT REGIONAL
Die Kinder mit dem Nikolaus und den Ehrengästen bei der Nikolausfeier in Dingolfing.
Wieder einmal füllten unsere erwartungsvollen Gäste den Gemeindesaal der St.
Trinitatis-Kirchengemeinde, und schon
bei den ersten festlichen Klängen des
Mandolinenorchesters Richard Horst zog
weihnachtliche Stimmung in den Raum
ein. Auch die traditionellen Weihnachtslieder des Chores „Abendklang“ unter der
Leitung von Lilia Berschin stimmten die
Gäste auf das bevorstehende Fest ein. Valentina Isinger erfreute das Publikum mit
einer bunten Melodienauswahl und wurde
ebenso wie die Opernsängerin Olga Groß
aus St. Petersburg mit begeistertem Beifall
für ihre großartige Darbietung belohnt.
Wie in jedem Jahr besuchte auch dieses
Mal der Weihnachtsmann mit kleinen Geschenken für Groß und Klein unsere Feier
und entließ die Gäste in einen besinnlichen vorweihnachtlichen Abend.
Der Vorstand
Hessen
Fulda
Der neue Vorstand der Orts- und Kreisgruppe Dingolfing-Landau mit seinem Vorsitzenden
Alexander Rolhäuser (3. von rechts).
Straubing-Bogen
Unser Veranstaltungsprogramm wird auch
im neuen Jahr bunt, umfangreich und
ansprechend sein. Der Vorstand legt besonders großen Wert auf die Kinder- und
Jugendarbeit, aber auch für die Erwachsenen gibt es Angebote unserer Ehrenamtlichen wie z. B. Yoga oder Gymnastik.
Gern wird der Computerkurs in Anspruch
genommen. In den Gruppenstunden wird
bei uns gesungen, musiziert und getanzt.
Im Namen des Vorstandes bedanke ich
mich bei unseren Mitgliedern ganz herzlich für ihre Spenden, die auch weiterhin
gefragt sind. Die Kinder-Musikgruppe
braucht dringend Musikinstrumente und
die Tanzgruppen brauchen Kostüme.
Ebenso gefragt ist die ehrenamtliche
Unterstützung unserer Landsleute. Verstecken Sie sich nicht mit ihren Fähig-
keiten und Talenten, helfen auch Sie uns
ehrenamtlich! Dadurch leisten Sie einen
unschätzbaren Beitrag zur Eingliederung
unserer Kinder und Jugendlichen.
Kommen Sie einfach vorbei, besuchen Sie unsere gemütlichen Nachmittage mit Musik und Tanz.
Ich darf Sie herzlich zu unseren
Veranstaltungen im Jahr 2011 einladen und würde mich freuen, wenn
Sie durch Ihre Teilnahme die Arbeit
der Landsmannschaft unterstützen.
Eduard Neuberger,
Vorsitzender
"Alle Jahre wieder..." Am dritten Adventssonntag veranstaltete die Kreisgruppe
Fulda ihre beliebte Weihnachtsfeier, bei
der die Vorsitzende Rosa Emich zahlreiche Gäste in der Caritas-Altentagesstätte
empfangen durfte. Schon beim Betreten
versetzte der festliche geschmückte Saal
mit leiser Musik im Hintergrund die Gäste
in weihnachtliche Stimmung.
Nach der Begrüßung durch Rosa Emich
erwartete die Besucher ein buntes Unterhaltungsprogramm in entspannter und
fröhlicher Atmosphäre. Neben einem kleinen Rollenspiel wurden zahlreiche Gedichte, besinnliche und humorvolle, von
bekannten Autoren und selbst verfasste,
vorgetragen.
Für die musikalische Unterhaltung sorgte
der Chor der Kreisgruppe Fulda unter der
Leitung von Peter Bocksberger. Dessen
eigene musikalische Werke, aber auch alt-
Hamburg
Am ersten Adventswochenende traf
sich unsere Landesgruppe zu ihrer Die Opernsängerin Olga Groß wurde bei der Weihnachtsfeier in Hamburg mit begeistertem Beifall bediesjährigen Weihnachtsfeier.
dacht.
33
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
LANDSMANNSCHAFT REGIONAL
Der Chor der Kreisgruppe Fulda mit seinem Leiter Peter Bocksberger (links).
bekannte russische und deutsche Volkslieder begeisterten die Zuhörer. Am Buffet
gab es reichlich Kuchen, Kaffee und Tee.
Für ihre unermüdliche Arbeit zum Wohle
der Landsleute bedankte sich Rosa Emich
bei den Vorstandsmitgliedern Lydia Freudenberger, Olga Roon, Olga Schmunk,
Helena Fritzler, Eduard Fehler und Peter
Jansen sowie bei Frau Berg und den Familien Sikorski, Fehler, Bocksberger, Roon,
Rohn und Frik.
Am Tag der Feier feierte das älteste Mitglied der Kreisgruppe Fulda, Erna Wiens,
seinen 90. Geburtstag, Alle Mitglieder der
Kreisgruppe wünschen der Jubilarin Gesundheit, Glück und Gottes Segen.
So verlief unsere letzte Veranstaltung im
Jahr 2010, nach der die Gäste mit einem
Hauch von Vorfreude auf das nächste Fest
die Heimreise antraten.
Helena Fritzler
Kassel
Liebe Landsleute, herzlichen Dank für
Ihre aktive Teilnahme an den Aktivitäten
Beitrittserklärung
(Nur für neue Mitglieder. Die Mitgliedschaft von Landsleuten, die bereits Mitglied sind,
verlängert sich automatisch.)
Ich erkläre hiermit meinen Beitritt zur Landsmannschaft der Deutschen aus Russland
e.V. Die Zeitung “VOLK AUF DEM WEG” wird mir als Mitglied zugestellt. Die
Mitglieds- und Bezugsgebühr beträgt jährlich 30,- Euro in den alten Bundesländern
und 27,- Euro in den neuen Bundesländern. Spätaussiedler zahlen in den ersten drei
Jahren ihres Aufenthaltes in Deutschland 15,- Euro.
Name
Vorname (Vorname des Ehegatten)
Straße
PLZ
Geburtsdatum
Lahn-Dill
Ort
Einreisedatum
Der Beitrag ist jährlich im Voraus zu bezahlen.
Herr/Frau
hat mich geworben.
Einzugsermächtigung
Hiermit ermächtige ich die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland widerruflich, die Mitglieds- und Bezugsgebühr durch Einzugsauftrag (Lastschrift) von meinem Konto einzuziehen.
Meine Konto-Nr.
Bankleitzahl
34
Unterschrift
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
Bank/Sparkasse
Datum
der Ortsgruppe Kassel, den Fahrten nach
Berlin und Frankfurt zu Seminaren für
ehrenamtliche Berater und Betreuer, der
Kranzniederlegung am Vertriebenendenkmal auf dem Hauptfriedhof, der Multiplikatorenschulung sowie an unseren Weihnachtsfesten.
Wir laden Sie herzlich ein zu unseren
nächsten Veranstaltungen:
• 30. Dezember: Neujahrsfest in der Kita
Zierenberger Straße 35.
• 31. Dezember: Silvesterfeier im Bürgersaal Lohfelden. Moderation Olga Isakova, Musik Konstantin Freund.
• 14. Januar 2011, 18 Uhr: „Das alte Neujahr“ in der Gaststätte „Volkswohl“ mit
Musik von Konstantin Freund.
• 15. Januar, 15 Uhr: Jahresempfang im
Kasseler Rathaus.
• 18. Januar, 15 Uhr: Besuch des Tapetenmuseums.
• 27. Januar, 15 Uhr: Besuch beim „Schokoladen-Mann“, Friedrich-Ebert-Straße
85.
• 6. Februar: Faschingsfest in der Stadthalle.
Die Sprechstunden von Svetlana Paschenko und der anderen Betreuern finden montags von 16 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung im Zimmer W 212 des Kasseler
Rathauses statt. Kostenlose Computerkurse montags, dienstags und mittwochs von
10 bis 11 Uhr und freitags von 18 bis 19
Uhr in der Kohlenstraße 12.
Weitere Auskünfte erteilen gerne: - Svetlana Paschenko, Tel.: 0561-7660119; Lydia Gitschev, Tel.: 0561-8618573.
Der Vorstand
Am 17. Oktober 2010 kamen Landsleute im Haus der sozialen Stadt Niedergirmes in Wetzlar zusammen, um eine neue
Kreisgruppe Lahn-Dill zu gründen.
Vom Vorstand der Landesgruppe Hessen
waren die stellvertretende Landesvorsitzende Svetlana Paschenko sowie die Mitglieder Otto Kotke und Lydia Kiefel dabei
und berichteten über die Aufgaben, Ziele
und Aktivitäten der Landsmannschaft.
Mit Otto Kotke als Wahlleiter wurde folgender Vorstand gewählt: - Lydia Kiefel,
Vorsitzende, Sozial- und Kulturarbeit; Aliftina Gerling, stellvertretende Vorsitzende, Jugendarbeit und Schatzmeisterin;
- Lilli Salzseiler, Schriftführerin und Aufnahmehelferin. Bei der konstituierenden
Vorstandssitzung wurden Asja Ramenskih
und Olga Hoffmann als Kassenprüferinnen vorgeschlagen und gewählt.
Wir wünschen der neuen Kreisgruppe
viel bürgerschaftliches Engagement bei
der ehrenamtlichen Arbeit für die Verbesserung und Stärkung der Integration der
Landsleute sowie kreative Anregungen
LANDSMANNSCHAFT REGIONAL
Nienburg
Zur Weihnachtsfeier der
Kreis- und Ortsgruppe Nienburg an der Weser am 12.
Dezember 2010 im Begegnungszentrum Sprotte in
Nienburg konnte der Vorsitzende Wendelin Jundt wie
immer zahlreiche Landsleute im gefüllten Saal begrüßen. Als Ehrengast war
die Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen, Lilli
Bischoff, gekommen.
Den musikalischen Rahmen
der gelungenen Feier gestaltete die Familie Anders,
die mit ihren vier Kindern
Lilli Salzseiler, Lydia Kiefel (Vorsitzende) und Aliftina Ger- Weihnachtslieder sang. Als
ling vom Vorstand der neuen Kreisgruppe Lahn-Dill in der weitere Gäste erschienen
hinteren Reihe mit Svetlana Paschenko und Otto Kotke vom
der Schneemann und natürVorstand der Landesgruppe Hessen.
lich der Weihnachtsmann,
und Initiativen für ihre zukünftige Arbeit der den Kindern Weihnachtsgeschenke
zum Wohl der Landsleute.
mitgebracht hatte.
Der Landesvorstand Im Verlauf der Feier zeichneten Lilli Bischoff und Wendelin Jundt Ida Hörner
und Hilda Leicht mit goldenen sowie
Margarethe Klassen und Waldemar Befuß
mit bronzenen Ehrennadeln der LandsHannover
mannschaft aus.
Der Vorstand
Niedersachsen
Am 11. Dezember fand in der Epiphanias-Kirchengemeinde unsere alljährliche
Adventsfeier statt, zu der wir erneut zahlreiche Kinder und erwachsene Besucher
begrüßen durften.
Zu Beginn nahmen alle an einem weihnachtlichen Gottesdienst mit Frau Pastorin
Schmitz und Herrn Pastor Habenicht teil.
Einer der Höhepunkte des Gottesdienstes
war die neu interpretierte Krippenaufführung unserer Kinder, die abschließend den
verdienten begeisterten Applaus der Besucher erhielt.
Danach lud der Vorstand alle Teilnehmer
zu einem gemütlichen Beisammensein
in den schönen Räumen der Kirchengemeinde ein. Bei Tee, Kaffee, Kakao und
Kuchen verbrachten über 100 große und
kleine Besucher einen besinnlichen Nachmittag.
Ebenfalls wie jedes Jahr spendeten unsere
Landsleute nach der Veranstaltung fleißig.
Wir danken allen Spendern ganz herzlich.
Das uns anvertraute Geld wird für die
Vereinsarbeit mit Kindern, Jugendlichen
und Erwachsenen im kommenden Jahr
verwendet.
Den Veranstaltungskalender der Ortsgruppe Hannover finden Sie auf der Internetseite www.lmdr-hannover.de. Gleichzeitig
werden wir jedoch alle Mitglieder und Interessierten, die keinen Internetanschluss
haben, in VadW informieren.
Der Vorstand
Wolfsburg
Am 4. Dezember veranstalteten das ProIntegrationszentrum MeiNZ ("Mein neues
Zuhause") und die Ortsgruppe Wolfsburg
im Bürgersaal Westhagen einen AdventsSeniorennachmittag mit Kaffee und Kuchen.
Die Leiterin des Zentrums, Ludmilla
Neuwirth, die außerdem Ortsbürgermeisterin in Wolfsburg und Kulturreferentin
der Landesgruppe Niedersachsen der
Landsmannschaft ist, konnte mehr als
100 Gäste begrüßen, darunter Pastor i.R.
Arnulf Baumann und der Vorsitzende des
BdV-Kreisverbandes Wolfsburg, Gerhard
Voigt, mit Ehefrau.
Nach der Begrüßungsansprache und dem
einleitenden Lied "Freue dich, Welt" unseres Chores unter der Leitung von Waldemar Varlamov hielt Pastor Baumann
eine Andacht, die mit einem Gebet und
dem Lied "Alle Jahre wieder" abgeschlossen wurde. Bevor die Kaffeetafel an den
liebevoll gedeckten Tischen begann, trug
der Chor noch einige weitere Lieder vor.
Nach der Kaffeetafel zeichnete Robert Fischer als Vorsitzender der Ortsgruppe Kornelius Riesen, Jakob Matheis und Reinold
Neumüller mit Ehrenurkunden für 25-jährige Mitgliedschaft aus. Gerhard Voigt
überreichte Johann Fischer für seine langjährige Arbeit auf dem Gebiet der sozialen
Betreuung der Landsleute die silberne Ehrennadel des BdV. Und schließlich zeichnete Ludmilla Neuwirth Pastor Baumann
für seinen unermüdlichen Einsatz für die
Deutschen aus Russland mit der goldenen Ehrennadel der Landsmannschaft aus
(Bericht auf der nächsten Seite).
Höhepunkt der Veranstaltung war ein
weiteres Mal der Beitrag der Kinder der
Gruppe "Tanzwelt" unter der Leitung von
Shanna Weiser. Für ihr "Wintermärchen
der 12 Monate" bekamen sie begeisterten Applaus. Auch an dieser Stelle einen
herzlichen Dank an Shanna und die kleinen Tänzerinnen und Tänzer.
Wendelin Jundt (links) und Lilli Bischoff (2. von rechts) überreichten in Nienburg Margarethe Klassen, Hilda Leicht, Ida Hörner und Waldemar Befuß (von links) Ehrennadeln der
Landsmannschaft.
35
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
LANDSMANNSCHAFT REGIONAL
hoven, Tel.: 02433-442137, E-Mail: [email protected]; - Tatjana Haar (stellvertretende Vorsitzende), Tel.: 02452-155323.
Unsere nächsten Termine:
• 23. Dezember: Fahrt zum Freizeitpark
Phantasialand in Brühl (Winterprogramm).
• 14. bis 16. Januar 2011: Teilnahme an
einem Seminar zum Thema "Erlebnispädagogik" in Hilchenbach.
Der Vorstand
Rhein-Sieg-Kreis
Die Kinder der "Tanzwelt" von Shanna Weiser bei der Adventsfeier der Senioren in Wolfsburg.
Bild: Richard Matheis
Musikalisch begleitet von Alex Weiser,
sangen wir zwischen den Beiträgen gemeinsam Weihnachtslieder. Zum Abschluss bedankte sich Ludmilla Neuwirth
bei den Mitwirkenden und wünschte allen
eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.
Bei der Adventsfeier am 4. Dezember in
Wolfsburg wurde Pastor i.R. Arnulf Baumann mit der goldenen Ehrennadel der
Landsmannschaft ausgezeichnet.
Pastor Baumann kam 1976 als Direktor
des Diakonischen Werkes nach Wolfsburg. Kurz danach gründete er den "Arbeits- und Freundeskreis für Spätaussiedler im Kirchenkreis Wolfsburg e.V.",
an dem sich regelmäßig Mitarbeiter des
Diakonischen Werkes, des Arbeits- und
des Jugendamtes, des BdV, der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland,
des Stadtflüchtlingsrates, von Schulen mit
Förderklassen und des Roten Kreuzes beteiligten.
Durch die Einrichtung war es möglich,
den neu angekommenen Aussiedlern eine
optimale Eingliederung zu ermöglichen.
Pastor Baumann leitete den Arbeitskreis
bis zu seiner Pensionierung 1997.
In den 80er und 90er Jahren führte Pastor
Baumann alljährlich einen Spätaussiedlertag mit Gottesdienst durch, bei dem
zahllose Aussiedler und Spätaussiedler
getauft, konfirmiert und getraut wurden.
Auch darüber hinaus ist Pastor Baumann
dem Schicksal unserer Landsleute bis
heute intensiv verbunden geblieben. Bei
unseren Veranstaltungen ist er nicht nur
ein gern gesehener Gast, sondern bietet
auch bei Bedarf seine Hilfe an.
Pastor Arnulf Baumann ist Bessarabiendeutscher, so dass sein Schicksal sehr
dem unseren ähnelt, was er auch immer
wieder unterstreicht. Nach wie vor ist er
im Vorstand des Bessarabiendeutschen
Vereins aktiv, und dank seiner Hilfe hat
auch die Landsmannschaft der Deutschen
aus Russland in Wolfsburg und darüber
hinaus an Ansehen gewonnen.
Pastor Baumann wurde für seine großen
Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz
am Bande ausgezeichnet.
Und nicht zu vergessen: Er ist unserer
Landsmannschaft als Mitglied beigetreten - eine Ehre und Bereicherung für die
Ortsgruppe Wolfsburg und die gesamte
Landsmannschaft!
Helmut Kieß
NordrheinWestfalen
Heinsberg
Kontakt zu unserer Ortsgruppe Heinsberg können
Sie über die folgenden AdDie goldene Ehrennadel der Landsmannschaft für Pastor i.R. ressen aufnehmen: - AlexanArnulf Baumann (Mitte). Neben ihm Ludmilla Neuwirth vom der Böttcher (Vorsitzender),
Vorstand der Landesgruppe Niedersachsen und Helmut Kieß
Luxweg 25, 41836 Hückelvom Vorstand der Ortsgruppe Wolfsburg.
36
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
Am 3. Dezember fand in Heisterbacherroth unser alljährliches Adventstreffen
statt, das vom Neubürgerbeauftragten des
Rhein-Sieg-Kreises, Ludwig Neuber, und
aktiven Mitgliedern der Landsmannschaft
organisiert und durchgeführt wurde. Mit
vier Bussen kamen mehr als 150 Frauen,
Männer und Kinder in das wunderschöne
Schlesienhaus, um miteinander die Vorweihnachtszeit zu feiern.
Nach einer kurzen Eröffnungsansprache
von Ludwig Neuber, der das Treffen gefördert hatte, wurden die Gäste von Landrat Frithjof Köhn begrüßt, der den Beitrag
der Deutschen aus Russland zur positiven
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung des Rhein-Sieg-Kreises hervorhob.
Im Anschluss an die Ansprachen sangen
wir zur Klavierbegleitung von Herrn Epp
gemeinsam Weihnachtslieder.
Die weitere musikalische Umrahmung mit
schönen Weihnachtsliedern übernahmen
wie immer die Angehörigen der Familie
Tänzer. Zuerst sangen die Kinder im Duo
und Trio, dann die Mutter mit der ganzen
Familie, und schließlich spielten die Geschwister zu dritt Melodien mit Akkordeon und Geige.
Es folgten Weihnachtsgedichte, und endlich kam der von den Kindern so lange
ersehnte Weihnachtsmann mit einem großen Sack voller Geschenke. Die vielen
Kinder sangen Lieder, sagten Gedichte
auf und wurden dafür vom Weihnachtsmann reichlich beschenkt.
Im offiziellen Teil der Veranstaltung bedankte ich mich im Namen der anwesenden Landsleute beim Landrat und beim
Neubürgerbeauftragen für ihre Unterstützung der Volksgruppe. Gleichzeitig
betonte ich, dass sich die Deutschen aus
Russland des Vertrauens, mit dem man
ihnen in den Anfangsjahren begegnet sei,
als würdig erwiesen hätten. Viele von ihnen hätten sich beispielsweise als Unternehmer oder hoch qualifizierte Spezialisten hochgearbeitet. Als Beweis nannte ich
den Deutschen aus Russland Andre Geim,
dem in diesem Jahr der Nobelpreis für
Physik verliehen wurde.
Im schön geschmückten Saal wurden
die Teilnehmer des Adventstreffens mit
LANDSMANNSCHAFT REGIONAL
Die Bundesgeschäftsstelle
Zentrale
Kinder und Erwachsene der Familie Tänzer sorgten für den musikalischen Rahmen beim
Adventstreffen der Ortsgruppe Rhein-Sieg-Kreis in Heisterbacherroth.
Kaffee und Kuchen verwöhnt, und zum
Schluss bekam jeder auch noch einen
Stollen als Weihnachtsgeschenk mit auf
den Weg.
Oskar Schweizer
SachsenAnhalt
Köthen
Bei der Präsentation des Projektes „Mittendrin statt nur dabei“ und der landsmannschaftliche Wanderausstellung am
11. August 2010 in Lutherstadt Wittenberg
wandte sich Prof. Dr. Wolfgang Böhmer,
Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, in
seiner Ansprache an die Vorsitzende der
Ortsgruppe Wittenberg, Pauline Wiedemann, mit der Bitte, eine Landesgruppe
der Landsmannschaft in Sachsen-Anhalt
anzustreben.
Damit hatte er den Wunsch vieler Aktiven
der Landsmannschaft in und um Wittenberg getroffen, so dass man die Arbeit zur
Umsetzung dieser Aufgabe und vor allem
zur Gründung einer neuen Ortsgruppe in
Köthen weiter intensivierte.
Durch Überzeugungsarbeit, unter anderem am Beispiel der landsmannschaftlichen Aktivitäten in Wittenberg, gelang
es Pauline Wiedemann und Irina Smolaninov aus Köthen, viele Landsleute für
die Landsmannschaft zu begeistern. Die
Landtagsabgeordnete Brigitte Take unterstützte ihr Engagement bei der Suche
nach geeigneten Räumlichkeiten für die
Gründungsversammlung. Und am 30.
November 2010 kamen dann an die 80
Landsleute, Mitglieder der Landsmannschaft und solche, die es werden wollten,
im Saal der Diakonie Köthen (Bärteichpromenade 12a) zusammen.
Pauline Wiedemann eröffnete die Versammlung und stellte die Ehrengäste
vor, darunter Gastgeber Pfarrer Horst
Leischner, Brigitte Take, Bernhard Gödecke, stellv. Landrat in Köthen, Matthias
Waschitschka, Mitarbeiter des Hallenser
Wahlbüros von Dr. Christoph Bergner,
Leontine Wacker, stellv. Bundesvorsitzende und Landesvorsitzende Baden-Württemberg der Landsmannschaft, Florian
Braun, Landesvorsitzender Sachsen, und
Bei der Gründungsfeier der neuen Ortsgruppe in Köthen.
Raitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart
Tel.: 0711/1 66 59-0
Fax: 0711/ 286 44 13
E-Mail: [email protected]
Homepage:
www.deutscheausrussland.de
Mitgliederverwaltung, Anzeigen für
Volk auf dem Weg: 0711/166 59-17
und -18
Versand (Bücher etc.): 0711/166 59-22
Projekte: Tel.: 0711-16659-23
Öffentlichkeitsarbeit: 0711/166 59-0
MBE - Migrationsberatung:
Stuttgart: Tel.: 0711-16659-19 und
-21
München: Tel.: 089-44141905
Neustadt/Weinstraße: Tel.: 063219375273
Hannover: Tel.: 0511-3748466
Arnstadt: Tel.: 03628-928131
Irina Ehlis, Vorsitzende der vor kurzen gegründeten Ortsgruppe Sangerhausen.
In ihren Grußworten wünschten die Ehrengäste der künftigen Ortsgruppe viel Erfolg
für ihr Ehrenamt bei der Landsmannschaft.
Brigitte Take ging kurz auf das Schicksal
der Deutschen aus Russland ein, während
Leontine Wacker über die 60-jährige Geschichte der Landsmannschaft sprach. Die
Teilnehmer konnten sich darüber hinaus
mittels der ausgelegten Festschrift über
die Thematik informieren.
Die Wahlleitung übernahmen Leontine
Wacker und Florian Braun. Zur Vorsitzenden der Ortsgruppe Köthen wurde Irina
Smolaninov gewählt, zum Vorstand gehören weitere sechs Personen. Die Ortsgruppe Lutherstadt Wittenberg übernahm
die Patenschaft über die neu gegründete Ortsgruppe, und Pauline Wiedemann
überreichte der Vorsitzenden eine Fahne
der Landsmannschaft.
Nach dem offiziellen Teil konnten sich die
Teilnehmer in einer gemütlichen Runde
bei Kaffee, Tee und Gebäck austauschen
und ein stimmungsvolles Kulturprogramm genießen. Der Chor aus Köthen,
zwei Tänzerinnen und die Gesangsgruppe
„Aljonuschka“ aus Wittenberg unterhielten die Gäste mit gelungenen Darbietungen.
Die erwähnte Gruppe aus Sangerhausen
will einen ähnlichen Abend organisieren,
um neue Mitglieder zu gewinnen.
Im Namen des Bundesvorstandes danke
ich allen Teilnehmern, Organisatoren und
Förderern ganz herzlich für die Unterstützung und wünsche unserer Ortsgruppe
Köthen eine intensive Vereinsarbeit.
Leontine Wacker,
stellv. Bundesvorsitzende
37
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
LANDSMANNSCHAFT REGIONAL
stand gewählt. Die Arbeit des bisherigen Vorstandes wurde von den
Teilnehmern der Wahlversammlung
mit den Noten gut und befriedigend
bewertet.
Als 1. Vorsitzende wurde Tamara
Barabasch wieder gewählt. Ihr zur
Seite stehen Ludmila Shokin und
Elena Maul. Die Wahl wurde vom
Vorsitzenden der Landesgruppe
Sachsen, Florian Braun, koordiniert;
Die Vorstandsmitglieder der Orts- und Kreisgruppe ebenfalls eingeladen war Anja KröErfurt (von links): Tamara Barabasch, Vorsitzende, ner.
Die Orts- und Kreisgruppe unterLudmila Shokin und Elena Maul.
nimmt alles, um den Bekanntheitsgrad und das Ansehen der Landsmannschaft in Erfurt zu steigern. Laut Statistik
kamen 2010 mehr als 500 Personen zur
Erfurt
Beratung und zu unseren Veranstaltungen.
Am 20. November 2010 hat die Orts- und
L. Papuscha
Kreisgruppe in Erfurt einen neuen Vor-
Thüringen
Projekt ServuS: Multiplikatorenschulung
„Integration durch Zusammenhalt
und Öffnung“
I
m Rahmen des Integrationsprojektes „ServuS“ (gefördert durch das
Bundesministerium für Familien,
Senioren, Frauen und Jugend) fand
vom 10. bis 12. Dezember 2010 in Halle/Saale die Multiplikatorenschulung
„Integration durch Zusammenhalt und
Öffnung“ für Ehrenamtliche in den
neuen Bundesländern statt.
Zu dem dreitägigen Seminar versammelten sich 26 Ehrenamtliche aus landsmannschaftlichen Gliederungen und Mig-
rantenorganisationen in Sachsen-Anhalt,
Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
Im Mittelpunkt standen Schwerpunkte
wie Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit - untereinander sowie mit Netzwerken und Bundesprogrammen („Integration durch Sport“).
Dr. Ludmila Kopp, Projektleiterin und
Bundesgeschäftsführerin der Landsmannschaft, berichtete zu den Themen „Ehrenamt, Verbandsarbeit und Netzwerkarbeit
in den neuen Bundesländern“ und „Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft
Viktor Jukkert (rechts) mit Teilnehmern der Schulung in Halle.
38
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
INTEGRATION
Mediziner im Dialog
V
or kurzem fand ein "Russischer
Stammtisch" der Ärzte des Unfallkrankenhauses Berlin-Marzahn
und der russischsprachigen Ärzte von
Berlin statt.
Der Direktor der Klinik für Allgemeinund Viszeralchirurgie, Dr. med. Henryk
Thielemann, moderierte die Fortbildungsveranstaltung und unterstützte gekonnt neue Ideen, Anregungen und produktive Diskussionen. Die Stammtische
werden organisiert, um Chirurgen und
Allgemeinmediziner zum Zweck einer
besseren Behandlung der Patienten in
den Dialog zu bringen.
Es wurden drei aufschlussreiche Vorträge präsentiert, darunter von Dr. Alexander Gamayunov, Facharzt für Chirurgie
an der Klinik des Unfallkrankenhauses,
zum Thema „GIST“ und der Hospitantin
Dr. Anna Jastak über sonografische Diagnostik des Karzinoms. Die russischsprachigen Ärzte Dr. Elsa Schaubert,
Dr. Jakob, Dr. Anna Koreschkowa, Dr.
Lydia Mayer, Dr. Natalia Priewe, Dr.
Galina Hinzer, Dr. Grenz und andere
gewannen an diesem Abend einen aufschlussreichen Einblick in die Tätigkeit
der Chirurgen des UKB Marzahn.
Tamara Harwardt, Berlin
der Deutschen aus Russland und dem Jugend- und Studentenring der Deutschen
aus Russland als Dachverbänden für Organisationen der Spätaussiedler“.
Olga Ebert, Vorsitzende der Ortsgruppe
Halle der Landsmannschaft und stellvertretende Sprecherin des Landesnetzwerkes „Migrantenselbstorganisationen in
Sachsen-Anhalt", referierte über die Arbeit der Landsmannschaft und der Migrantenorganisationen vor Ort und stellte
ihr Projekt „Kinder integrieren Eltern“
vor.
Viktor Jukkert, Landeskoordinator in
Sachsen-Anhalt, berichtete über die Zusammenarbeit der Migrantenorganisationen mit dem Bundesprogramm „Integration durch Sport“.
Bei den Berichten aus den Gruppen und
dem Erfahrungsaustausch setzten sich die
Teilnehmer noch einmal mit den Schwerpunkten des Seminars auseinander.
Neben der Arbeit in Gruppen zur Entwicklung gemeinsamer themenorientierter Projekte und Maßnahmen in den
Bereichen Kultur, Sport, Familie und Generationen konnten sich die Teilnehmer in
den Räumlichkeiten der Ortsgruppe Halle
umsehen, die Stadt Halle und Vatterode
besichtigen und schließlich an der Jahresabschlussveranstaltung der Ortsgruppe
Halle teilnehmen.
VadW
WEIHNACHTEN
Borowsk –
Weihnachten 1945
vor uns. Die Frauen waren in dem Lager
unmittelbar neben dem unseren untergebracht. Bis zu diesem 24. Dezember 1945
hatten wir nicht gewusst, wer dort interniert war.
D
as Leben hält für uns gelegentlich
äußerst berührende Momente parat.
Mir, einem 82-jährigen Niederösterreicher, ist Folgendes vor einem guten halben Jahr widerfahren:
Das Telefon läutete, am Telefon eine Frau,
die mich fragte: „Sind Sie der Herr Anton
Bayr?“
Ich antwortete: „Ja.“
„Haben Sie das Buch 'Vergessene Schicksale' geschrieben?“
„Ja.“
Und dann sagte die Frau: „Dann haben
wir am Heiligen Abend 1945 in Borowsk
gemeinsam das Lied 'Stille Nacht, heilige
Nacht' gesungen.“
Meine Gesprächspartnerin war die in Bad
Segeberg wohnhafte Emilie Zeier.
Hintergrund der berührenden Mitteilung
war ein Ereignis, das sich so vor 65 Jahren
zugetragen hat:
Ich wurde am 10. Mai 1945 von den
Tschechen gefangen genommen und nach
einigen Wochen an die Sowjets übergeben, die uns in den Archipel GULAG im
Ural brachten. Bis zu meiner Rückkehr
im November 1947 war ich in vier Lagern
untergebracht, in Solikamsk, Borowsk,
Gremyachinsk und Kisel.
Im Jahr 2005 habe ich meine Erlebnisse
im Ural in dem Buch „Vergessene Schicksale“ festgehalten. Das Buch wurde im
Österreichischen Parlament bei einer Gedenkveranstaltung 60 Jahre nach Ende des
II. Weltkrieges vorgestellt.
Eine wesentliche Hilfe beim Verfassen
des Buches war mein Tagebuch, das ich
trotz Verbotes immer geheim geschrieben
und schließlich in die Heimat mitgebracht
hatte.
In diesem Buch habe ich unter anderem
beschrieben, wie wir den Heiligen Abend
1945 in Borowsk verbrachten: Einteilung
zur Nachtschicht, Entladen von Kohlenwaggons. Wir hörten zwar, dass in der
Finsternis vor uns auch geschaufelt wurde, wussten aber nicht, wer dort arbeitete.
Um Mitternacht – man stelle sich vor:
mitten im Ural, bei mehr als 40 Grad Kälte! – hörten wir zu unserer Überraschung,
dass Frauen vor uns begannen, das Lied
„Stille Nacht, heilige Nacht“ zu singen.
Wir sangen sofort mit, und plötzlich war
einige Augenblicke lang Weihnachten im
Ural!
Die Bewacher waren zuerst sprachlos,
doch dann brüllten sie: „Dawei, dawei!“
Die Trostlosigkeit umfing uns wieder.
Emilie Zeier gehörte mit ihren wolgadeutschen Landsleuten zu der Arbeitsgruppe
Nachdem sie mein Buch gelesen hatte,
wurde das traurige Erlebnis des Jahres
1945 in Emilie Zeier wieder lebendig, und
sie hatte den Kontakt zu mir gesucht.
Anton Bayr
Weihnachten 2010
in Friedland
D
ie Weihnachtsfeier im Grenzdurchgangslager Friedland ist
längst zur guten Tradition geworden. Auch diesmal war es am 14.
Dezember um 14 Uhr wieder soweit.
Heinrich Hörnschemeyer, Leiter des
Grenzdurchgangslagers Friedland –
Niedersächsisches Zentrum für Integration, begrüßte die zahlreich erschienenen Eltern und Kinder sowie viele
weitere Gäste aus Politik, Verbänden
und Öffentlichkeit, darunter Editha
Lorberg, MdL, Klaus-Peter Bachmann,
MdL, Dr. Michael Griesbeck, Vizepräsident des Bundesamtes für Migration
und Flüchtlinge, und Ortsbürgermeister Joachim Lüther, um nur einige zu
nennen.
Grußworte sprachen Dr. Frank Frühling
(MI-Referatsleiter 45), Wolfgang Petersson, Vizepräsident des Bundesverwaltungsamtes, sowie Joachim Mrugalla
vom Bundesverwaltungsamt, Außenstelle
Friedland. Pastor Martin Steinberg, evangelischer Lagerseelsorger, wandte sich mit
geistlichen Worten an die Versammelten.
Den musikalischen Rahmen gestaltete
das Jugendorchester Friedland unter der
Leitung von Willi Gröschl. Mit Melodien
wie „Tochter Zion“, „Kling, Glöckchen,
klingelingeling“, „Hört der Engel helle Lieder“ und „O du fröhliche“ schufen
die jungen Künstler eine feierliche und
besinnliche Atmosphäre. Aussiedlerkinder hatten Lieder und Gedichte in gutem
Deutsch vorbereitet und zeigten, was sie
in kurzer Zeit bereits gelernt haben. Frei
nach dem Lied und der Melodie „Hallo,
guten Morgen Deutschland“ hatten sie
gemeinsam mit ihren Deutschlehrerinnen
ein Loblied auf Friedland verfasst, das sie
mit viel Elan vortrugen. Daraus ein paar
Zeilen:
Hallo, ich bin hier in Friedland.
Aus Kasachstan, da komme ich her,
in unsere neue Heimat Deutschland,
und die Familie freut sich sehr.
Noch habe ich hier keine Freunde.
Vieles ist hier anders als zu Haus,
doch hier ist jetzt meine Heimat,
und ich mach das Beste draus.
Für die Familien in Friedland, viele von
ihnen kommen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, war es ihr erstes
Weihnachtsfest in der neuen Heimat. Alle
Kinder bekamen Geschenke vom Weihnachtsmann und den Ehrengästen.
Für die Landsleute aus der ehemaligen
Sowjetunion ist Friedland mit einem
hoffnungsvollen Neubeginn und vielen
Plänen für die Zukunft verbunden. Die
Landesgruppe Niedersachsen der Landsmannschaft mit ihrer Vorsitzenden Lilli
Bischoff gehört zu den Organisationen,
die sich darum kümmern, dass sich dieser Neubeginn erfolgreich gestaltet. Die
ehrenamtlichen Helfer der Landsmannschaft leisten Lebenshilfe, betreuen und
begleiten ihre Landsleute bei ihren ersten
Schritten in der neuen Heimat und nicht
selten auch danach.
VadW
39
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
WEIHNACHTEN
NEUJAHR
Gebet zwischen Kommandantur
und Weihnachten
L
ieber Heiland, lass mich leben. Wenigstens noch drei Jahre. Damit
mein Kind alt genug ist, um auf Russisch
um Brot bitten zu können!"
So betete Ella vor 55 Jahren im Krankenhaus von Syktywkar in der ASSR der
Komi im hohen Norden Russlands, wo sie
nach der Entbindung mit dem Tod rang.
Ella betete auf Deutsch, so wie sie es von
ihren Eltern seit ihrer Kindheit gewohnt
war, so laut, dass es eine Krankenschwester gehört hatte. Und die Schwester muss es
verstanden haben, denn sie fragte auf Russisch und fast vorwurfsvoll: „Durotschka
(Dummerchen), warum hast du dir nicht
wenigstens zehn Jahre gewünscht?"
Ella traute dem Frieden nach zehn Jahren Kommandantur immer noch nicht.
Die Schwester konnte ja eine ehemalige
fanatische Komsomolzin sein, die in der
Mittelschule Deutsch als Fremdsprache
gelernt hatte. Deshalb antwortete sie vorsichtig: „Man wird sich doch wenigstens
zum neuen Jahr etwas wünschen dürfen."
Das war zu Weihnachten 1955. Die Kommandantur, das heißt die totale Diskriminierung der Russlanddeutschen, war am
13. Dezember aufgehoben worden. Aber
der neue Ukas brauchte sehr lange, um die
Verbannungsorte der Deutschen zu erreichen. Es vergingen oft Jahre, bis der letzte
Zwangsumsiedler von dem Ukas wirklich
profitierte.
Bei Ella dauerte es 36 Monate, bis sie ihr
erstes Weihnachtswunder ohne Kommandanturbewachung erlebte.
Es war wieder im Krankenhaus von Syktywkar. Typhus. Die Ärzte hatten sie bereits aufgegeben! Ella nicht. Sie durfte
nicht kapitulieren. Klein Alexander, den
man Sascha nannte, war jetzt drei Jahre
alt und brauchte unbedingt seine Mutter.
Der Junge sprach auf der Straße russisch
und zu Hause deutsch. Nur zu Brot sagte
er immer „Chle-ba". Das war zwar weder
deutsch noch richtig russisch, aber es war
leichter auszusprechen. Wegen des rollenden R's, mit dem Kinder nationaler Minderheiten mehr Probleme hatten als russische Kinder.
Sascha verhungerte nicht; dafür dankte
Ella ihrem Herrgott täglich, nach alter Sitte, auf Deutsch, aber vorsichtshalber leise. Unter den Krankenschwestern konnte
sich ja eine fanatische Ex-Komsomolzin
befinden! Aber sie hatte auch noch einen
Wunsch: „Lieber Heiland, lass mich nicht
sterben, wenigstens noch zehn Jahre, damit ich mein Kind in die Heimat fahren
kann."
40
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
Ella betete sehr leise, um nicht aufzufallen. Trotzdem bemerkte sie, dass die
Schwestern gelegentlich tuschelten, aber
rührend um sie bemüht waren. Drei Frauen wechselten abwechselnd Ellas verschwitzte Nachthemden rund um die Uhr,
um die junge Mutter zu retten. Ella blieb
am Leben.
Es vergingen noch 23 Jahre, bis Ellas
Herzenswunsch erfüllt wurde. Im Herbst
2010 sagte die 80-jährige noch recht rüstige gläubige Christin, Mutter, Großmutter
und Urgroßmutter: „1981 durften wir endlich nach Deutschland ausreisen. Meine
Gebete hatten geholfen."
Ich habe dafür auch keine bessere Erklärung, obwohl mein kindlicher Glaube im
Laufe der letzten 70 Jahre doch arg strapaziert worden ist.
J. Kampen
Nach 72 Jahren wieder in der Petrikirche
A
llen Mitarbeitern von
VadW und der Landsmannschaft
herzlichen
Glückwunsch zu Weihnachten und zum Neuen
Jahr!
Ich lese „Volk auf dem
Weg“ seit 1991, als ich nach
Deutschland kam, und nach
wie vor mit dem gleichen
Interesse. Ich finde es besonders gut, dass immer wieder
auch Beiträge über unsere
alte Heimat und die Zeit noch
vor dem verhängnisvollen
Krieg veröffentlicht werden.
Rund um St. Petersburg waren es mehr als 20 deutsche
Kolonien, die im Zuge der
deutschen Einwanderung auf
Einladung der Zarin Katharina II. besiedelt und gegründet
wurden. In der wunderschönen evangelischen St.-PetriKirche der Stadt haben wir,
damals 15 Jahre alt, 1937 das Die St.-Petri-Kirche.
Abendmahl empfangen. Es
war allerdings das letzte Mal, dass ich die Im Sommer 2009 war ich nach genau 72
schöne Kirche sah. In den umliegenden Jahren erneut in St. Petersburg und in der
Kolonien waren sämtliche Gotteshäuser Petrikirche. Auch hier hat der Kommuniszu der Zeit bereits geschlossen oder um- mus mit seinem antireligiösen Wahn tiefe
funktioniert worden.
Spuren hinterlassen. Von ihrer früheren
1942 wurden auch wir als Deutsche aus- Pracht hat die Kirche zwar viel eingebüßt,
gewiesen; bis 1956 lebte ich wie alle an- aber sie hat diese Zeiten immerhin überderen Russlanddeutschen unter Sonder- lebt.
kommandantur. Erst 1998 erhielt ich die
Katharina Braun (geb. 1922),
Rehabilitierungsbescheinigung.
Ettlingen
Erfülltes Leben
N
icht von ungefähr stellt man sich
am Ende eines Kalenderjahres
Fragen. Gedanken tauchen auf,
die wir vielleicht von uns weg schieben
wollen, die sich dann aber doch in uns bewegen:
Was hat das vergangene Jahr gebracht?
Wodurch war es geprägt?
War es ein Jahr der Gnade und Hilfe in
schweren Tagen?
Oder ein Jahr der Prüfung und Bewährung in Entscheidungssituationen?
NEUJAHR
Wenn dieses Jahr nun geht zu Ende
und leis' das neue tritt herein,
zum Himmel ich die Bitte sende...
„Lass immer wahren Frieden sein!
Maria Görzen
Ein HFDRWandbildkalender
zum neuen Jahr!
D
ie Wandbildkalender des Historischen
Forschungsvereins
der Deutschen aus Russland, die seit
2000 erscheinen und spannende Einblicke in die russlanddeutsche Kulturgeschichte vermitteln, haben viele
Landsleute und andere geschichtsinteressierte Mitbürger lieb gewonnen.
Oder ein Jahr der Hoffnung und Genesung, in dem sich der niedergeschlagene
Sinn wieder aufrichten konnte?
Jeder von uns weiß am besten, was die
Tage des vergangenen Jahres mit Sinn
erfüllt hat, was diesen Tagen Glanz verlieh und wodurch es für seine Lebensgeschichte unauslöschlich wurde.
So kann das Gefühl, das uns am Jahresende erfasst, vielleicht eher als jedes nüchterne Aufrechnen einzelner Erfahrungen
dabei helfen, Bilanz zu ziehen: Bis hierher
hat mich Gott gebracht durch seine große
Güte.
Es wird allerdings nicht ausbleiben, dass
wir unseren Lebensweg mit dem anderer
Menschen vergleichen: Andere können
im Kreise ihrer Lieben feiern, wir sind
vielleicht einsam und mussten schon von
unseren Angehörigen, womöglich von unserem Lebenspartner, Abschied nehmen.
Die einen sind kerngesund, andere haben
mit den Beschwerden des Alters zu kämpfen. Anderen steht das Glück ins Gesicht
geschrieben, wieder andere müssen sich
Sorgen um ihre Kinder und Enkel machen.
Doch da rät uns der große dänische Denker Sören Kierkegaard, der kein einfaches
Leben hatte, auf das Vergleichen zu verzichten, und zwar zu unserem eigenen
Besten: „Das Vergleichen ist das Ende des
Glücks und der Anfang der Unzufrieden-
heit! Unzufrieden aber ist das stärkste Gift
für das Gemüt. Zufriedenheit jedoch, und
das bedeutet, zum inneren Frieden gelangt
zu sein, lässt das Leben erfüllt erscheinen,
trotz vieler unerfüllter Wünsche.“
Viele kleine Freuden
Nicht immer ist es ein Vergnügen,
was uns das Leben so beschert.
Doch lass dich nur nicht unterkriegen,
läuft dir auch manchmal was verkehrt.
Du darfst nicht gleich den Mut verlieren,
trifft öfter dich ein neuer Schlag.
Versuch, das Gute aufzuspüren!
Ein kleines Licht bringt jeder Tag.
Such nach des Lebens schönen Seiten,
die dir erfüllten Geist und Sinn.
Es gibt so viele schöne Freuden,
die dir auf deinem Wege steh'n.
Jahreswechsel
Und wieder mal ist Jahreswende vorbei ein Jahr voll Glück und Leid.
Wie Abschied nehmend,
reich ich hin die Hände.
Ein Jahr versinkt im Schoß der Zeit.
Im Wechselspiel von Freud und Sorgen
war jeder Tag voll angefüllt.
Man fragt sich oft:
„Was bringt der Morgen?
Bleibt unsre Zukunft grau verhüllt?"
Zusammen ergeben die zwölf farbigen
Kalender einen Schatz an Informationen
in Bild und Wort aus allen Bereichen der
russlanddeutschen Kulturgeschichte –
von der Einwanderung nach Russland
vor fast 250 Jahren bis zur Rückkehr in
das Land der Vorfahren.
Im Kalender 2011 finden sich neben Porträts herausragender russlanddeutscher
Persönlichkeiten Beiträge, die deutsche
Ansiedlungsgebiete und Stationen oder
auch schicksalhafte Ereignisse der russlanddeutschen Geschichte darstellen.
Das Titelthema mit einer Abbildung von
Nishnaja Dobrinka, der ältesten deutschen Siedlung an der Wolga, wird im
Leitartikel von Dr. Anton Bosch „70
Jahre Totaldeportation aller RusslandDeutschen nach Sibirien und Mittelasien“ fortgesetzt.
Neben Porträts des Lehrers und Denkers
Anton Schneider aus Mariental, Wolga,
von Johann Kampen, der aktiver Gewerkschafter und Betriebsrat war, des
Künstlers Otto Flath sowie des Heimatforschers und Hobbyhistorikers Eduard
Mack geben weitere Themen Einblicke
in verschiedene Zeitspannen der russlanddeutschen Geschichte.
Das sind u.a.: - Einbürgerung der Russlanddeutschen 1943-1945; - Liedgut der
Deutschen aus Russland; - Anfänge des
Wolhynien-Deutschtums; - deutsche
Kolonien auf der Krim: - Auswanderung
der Calvinisten an die Wolga; - Flucht
der Belowesher im Treck der Schwarzmeerdeutschen 1934/44; - Katholizismus in Sibirien; - sächsisch-russische
Beziehungen im Bereich Bergbau seit
Peter I. Abgerundet wird die Themenvielfalt mit Tipps für Ahnenforscher.
Mehr zum HFDR unter www.hfdr.de
Bestellungen bei:
Michael Wanner, Tel.: 09402-3916,
E-Mail: [email protected];
Nina Paulsen, Tel.: 0911-6279253,
E-Mail: [email protected].
41
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
GLÜCKWÜNSCHE
Zum 99. Geburtstag am
1. Januar gratulieren
wir unserem lieben Vater, Großvater und Urgroßvater
Jakob Lutz
geb. in Andreasdorf bei
Odessa, und wünschen
alles Gute und jede
Menge Gesundheit.
Deine Kinder, Enkel und Urenkel.
Wir gratulieren
Elli Krieger
geb. Heinzelmann
geb. in Kljutschewaja in der Ukraine, zum
90. Geburtstag am 19.1.
2011!
90 Jahre bist du jung,/
bist noch immer gut bei
Schwung./ Mit Elan und
ganzer Kraft/ hast du deinen Weg gemacht!
Wir danken dir für deine Güte,/ dass Gott
sich weiterhin behüte!
Das wünschen dir deine Kinder, Enkelkinder und Urenkel, dein Schwiegersohn, deine
Nichten und Neffen.
Zum 90. Geburtstag am
26.1.2011 gratulieren
wir unserem lieben Opa
und Papa
Walter Bäuerlein
geb. 1921 in Gnadenburg, Nordkaukasus.
Die 90 hast du nun erreicht,/ das Leben war
nicht immer leicht./
Gingst durch Höhen und durch Tiefen,/
warst immer da, wenn wir dich riefen.
Bist ein Mensch, der jedem Freude macht,/
der niemals böse, immer lacht,/ der pflichtgetreu, voll Mitgefühl,/ den niemand bei uns
missen will.
Für alles, was du tust, hab Dank,/ bleib
schön gesund und werd' nicht krank./ Acht
gut auf dich und mach es wahr,/ dann wirst
du sicher 100 Jahr'!
In Liebe und tiefer Dankbarkeit: deine Enkel Anna und Alexander, deine Schwiegertochter Nadja und Manfred.
Zum 80. Geburtstag
gratulieren wir dir,
Albert Dening
geb. am 28.1.1931 im
Gebiet Odessa, recht
herzlich.
Die 80 hast du nun erreicht,/ die Zeit, sie war
nicht immer leicht./
Manchmal
traurig,
manchmal heiter,/ irgendwie ging's immer
weiter./ Glück, Gesundheit und viel Kraft,/
damit du auch die 100 schaffst!
In Liebe: deine Frau Natascha.
42
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
Zum 60. Hochzeitstag am 26.11.2010 gratulieren wir herzlich
Rosa (geb. Hochhalter) und Heinrich
Dickmann
Wir alle feiern heut' aus gutem Grunde/ den
Tag, der eurem Leben Glanz verleiht./ Wir
gratulieren euch zu dieser Stunde/ in dankbar-herzlicher Verbundenheit.
Wir danken euch in stiller, echter Rührung/
für alles, was ihr je für uns getan./ Und eure
liebevolle, feste Führung/ gab sicher Richtung unserer Lebensbahn.
Umsorgt habt ihr uns stets; bewahrt, geleitet./ Ihr wart uns Zuflucht, wart uns Trost
und Halt./ Ihr habt uns für das Leben vorbereitet;/ wir waren's, denen eure Liebe galt.
So war es stets, und so ist es geblieben/ auf
allen unseren Wegen - dort und da./ Wohin
uns auch des Lebens Stürme trieben:/ In
Freud' und Leid wart ihr uns immer nah.
Wir danken euch. Drum nehmt an diesem
Tage/ den Glückwunsch an von jedem, der
euch liebt./ Wir danken euch. Ihr seid ganz
ohne Frage/ die allerbesten Eltern, die es
gibt!
Zum 80. Geburtstag am
11.1.11 gratulieren wir
ganz herzlich
Valentin Nürenberg
geb. in Alexandrowka,
Krasnodar.
Lebe glücklich, lebe
heiter,/ lebe in Gesundheit weiter./ Lebe viele
Jahre noch!/ Lieber Valentin, lebe hoch!
Alles Liebe wünschen dir deine Frau, deine
Kinder, Enkelkinder und Urenkel.
Zum 75. Geburtstag
gratulieren wir ganz
herzlich meiner lieben
Frau, unserer lieben
Mutter, Schwiegermutter und Großmutter
Elwira Wagner
geb. am 12.1.1936 in
der Ukraine.
Wir wünschen dir das
Allerbeste,/ Gesundheit und ein langes Leben./ Wir möchten dir gern sagen -/ es ist
schön, dass wir dich haben.
In Liebe: deine Familie.
Für
Irma März
geb. Völk
die am 8.1.2011 ihren
80. Geburtstag feiert:
Liebe Mama, mit diesem Gruß möchten wir
uns bei dir bedanken
für all die Liebe und
Fürsorge, die wir in vergangenen Jahren erfahren haben.
Die Zeit war nicht immer einfach, mal musstest du weinen, aber auch öfters lachen.
Du warst bescheiden und mutig, hilfsbereit
und immer um unser Wohl bemüht.
Trotz allem hast du die Fähigkeit bewahrt,
dich an den kleinen, netten Dingen und
schönen Momenten des Lebens zu erfreuen.
Wir gratulieren dir ganz herzlich zum Jubiläum und wünschen vor allem Gesundheit
und noch recht viele glückliche Jahre!
Wir lieben dich sehr: deine Kinder.
Zum 80. Geburtstag am
14.1.2011 gratulieren
wir
Sebastian Gärtner
geb. in Rastatt, Ukraine.
Ist das nicht toll?/ Unser lieber Papa und
Opa macht die 80 voll!
Auf einige Jahre blickst
du nun zurück,/ auf manche Sorgen, manches Glück.
Man muss es einmal deutlich sagen:/ Hast
viel geschafft in diesen Jahren!/ Bist immer
da, wenn man dich braucht,/ und jung geblieben bist du auch!
Bleib, wie du bist, treib's nicht zu doll,/ dann
machst du auch die 100 voll!
Alles Liebe wünschen dir deine Frau und
deine Kinder mit Familien.
Zum 90. Geburtstag am
16.12.2010 gratulieren
wir herzlich unserer
lieben Mutter, Schwiegermutter, Oma und
Uroma
Hildegard Tausch
geb. Eckstein
geb. in Katharinenfeld,
Kaukasus.
Du bist ein Teil von unserem Leben,/ viel
Liebe hast du uns gegeben./ Drum wollen
wir dir dankbar sein,/ du sollst noch lange
bei uns sein./ Glück, Gesundheit und viel
Kraft,/ damit du auch 100 schaffst.
In Liebe und Dankbarkeit: deine Kinder und
Schwiegerkinder, fünf Enkel und acht Urenkel.
UUUUU
DIE VOLKSGRUPPE
GLÜCKWUNSCH
Nelli Heidt (Morosowa)
Ein Postpaket aus Deutschland
(Eine Geschichte aus meiner Kindheit)
E
s war im Jahr 1963. Unsere Familie
erhielt ein Postpaket, und nicht irgendeines, sondern eine große Kartonkiste direkt aus Westdeutschland. Es
kam vom jüngeren Bruder meiner Mutter,
Onkel Rudolf, der als 13-Jähriger während der Aussiedlung der Deutschen aus
den ukrainischen Dörfern in den Westen
verschollen war. Und nun hatte er uns gefunden und schickte einen Gruß aus dem
fernen Deutschland.
Wir alle stehen um die geöffnete Kiste
herum und wissen nicht, wo wir anfangen sollen. Die Freude der Verwandten ist
grenzenlos, alle weinen und lachen gleichzeitig und können ihren Augen kaum trauen – der Rudolf ist am Leben, und das
ist der Beweis! Dann holt der Großvater
irgendwelche Sachen aus der Kiste, darunter Blusen, Schals, Handtücher. Jeder
probiert irgendein Kleidungsstück an und
schaut, ob es ihm passt.
Ganz unten auf dem Boden liegen Sandalen. Sie passen ganz unerwartet mir.
Die Sandalen riechen nach echtem Leder, leuchten hellbraun, haben Ziernähte,
eine Lackdecksohle, einen glänzenden
Verschluss und ein Lochmuster in Blumenform vorne. Diese Schönheit ist nicht
zu vergleichen mit den üblichen grob geschusterten Sandalen aus Schweineleder
mit flacher Laufsohle. Ich laufe gleich auf
die Straße, um den Nachbarn die neuen
Sandalen zu zeigen. Die ausländischen
Sandalen glänzen in der Sonne, der Fuß
ist gebettet wie auf einem Kissen, auch
wenn die Schuhe eine Nummer zu groß
sind. Aber diese Kleinigkeit kann meine
fröhliche Laune nicht trüben.
Die neuen Sandalen kamen wie gerufen:
In zwei Tagen sollte ich in das Pionierlager nach Bektauata. Sammelpunkt war
auf dem Platz vor dem Kulturpalast um 8
Uhr morgens. Als ich mit meiner Mutter
ankam, standen bereits mehrere Busse zur
Abfahrt bereit, und eine Menge Kinder
und Eltern warteten auf ein Signal. Wir
suchten unseren Bus, die Mutter trug mich
in die Liste ein, und schon bald war der
Heimatort Vergangenheit.
Hoch lebe der unvergessliche Pioniersommer! Während der Bus ein paar Stunden
durch die staubige und holprige Straße
rollt, singen wir lustige Pionierlieder, die
unsere Pionierleiterin anstimmt, von uns
mit unseren hellen Stimmen enthusiastisch unterstützt: „Junge Adler lernen fliegen“, „Steigt, Lagerfeuer, in den blauen
Nächten auf“ und andere. Angelangt am
Endziel, fallen wir müde und befreit aus
den Bussen.
In dem ganzen Chaos hatte ich völlig
vergessen, dass ich die schicken neuen
Sandalen aus dem Ausland anhatte. Aber
unsere Pionierleiterin, die schlanke Ljuda,
hatte sie sofort bemerkt. Am Abend trat sie
an mich heran und sagte: „Nelli, kannst
du mir deine Sandalen für morgen Abend
ausleihen. Ich muss die Festrede halten,
aber meine ‚Tschetschenenschuhe‘ sehen
ganz schrecklich aus“ Selbstverständlich
hatte ich nichts dagegen, denn was macht
man nicht alles für eine gemeinsame Sache!
Am anderen Tag kam dann auch schon
unsere Erzieherin und fragte, ob ich meine
Auslandssandalen einem Mädchen leihen
könnte, das bei der Laienkunstschau tanzen sollte.
Fast jede Nacht verschwanden meine Sandalen auf die geheimnisvollste Art und
waren früh morgens wieder pünktlich da.
Durch diese allgemeine Liebe waren sie
noch breiter und größer geworden - für
meine Füße schon einige Nummern zu
viel.
Bei einem der Fußmärsche fielen sie zu
meiner Verzweiflung in den Teich, in dem
alle badeten. Die Jungs tauchten solange,
bis sie die Sandalen gefunden hatten. Da
sie Löcher hatten, dienten sie obendrauf
noch zum Fangen von Kaulquappen. Danach legte ich die Sandalen zum Trocknen in die Sonne. Durch das Sonnenbad
schrumpften sie und passten mir wieder.
Der Sommer war schnell vorbei. Die deutschen Sandalen waren so strapazierfähig,
dass ich sie das ganze Jahr hindurch als
„Wechselschuhe“ zur Schule trug. Wie
nebenbei fragte ich einmal meine Mutter,
ob sie den Onkel nicht bitten könne, mir
noch einmal so schöne Sandalen zu schicken. Vielleicht hatte sie es getan, denn
pünktlich zum nächsten Sommer erhielten
wir vom Postboten die Mitteilung, dass
wir ein Postpaket aus Deutschland abholen sollten.
Allerdings war als Adresse nicht das
Postamt angegeben, sondern irgendeine
Behörde. Großvater Anton zog seinen
Festanzug an und machte sich auf den
Weg, das Paket abzuholen, ohne dabei an
etwas Schlimmes zu denken. Das Paket
stand auch schon bereit auf dem Tisch.
Der Großvater unterzeichnete den Abholschein an der angemerkten Stelle mit
seinem Namen und wollte gerade das Paket nehmen, als plötzlich aus dem Neben-
Zum 85. Geburtstag am
2.1.2011 gratulieren wir
von ganzem Herzen unserer lieben Mutter und
Schwiegermutter, guten
Oma und Uroma
Herta Witzig
geb. in Helenendorf,
Kaukasus.
85 Jahre sind nicht wenig,/ aber auch nicht viel./ Das gehört zu
deinem Leben,/ wie auch wir zu dir.
Darum wollen wir dir sagen:/ Es ist schön,
dass wir dich haben.
In Liebe und Dankbarkeit: deine Kinder
Gertrude, Alfred und Arnold, Schwiegertöchter Valentina und Polina, fünf Enkel und
zehn süße Urenkel.
zimmer ein Mann in Uniform trat und den
Großvater aufforderte, noch zu bleiben.
„Wie geht es Ihnen denn, Bürger Sch.?
Leben Sie so schlecht in der Sowjetunion,
dass Sie nichts zu essen oder nichts anzuziehen haben? Wieso bitten Sie unsere
Feinde um Almosen? Haben Sie denn die
Kolyma und die Kommandantur vergessen?“
Beim Großvater, dem die Sorge um das
Schicksal und die Zukunft seiner Familie
auch so schon tief im Nacken saß, schrillten die Alarmglocken. In Panik geraten,
unterzeichnete er auf der Stelle ein Papier,
mit dem er nicht nur auf die Annahme des
Pakets verzichtete, sondern auch die Verwandtschaft mit seinem Sohn leugnete.
Erst zu Hause wurde ihm bewusst, was er
damit angerichtet hatte. Kurz darauf erlitt
er einen Schlaganfall und bleib zehn Jahre gelähmt ans Bett gefesselt. Von seinem
Sohn Rudolf hörte er seitdem nie mehr
etwas, der Briefwechsel wurde unterbrochen - obwohl er sich bis zu seinem Tod
nichts sehnlicher als ein Wiedersehen mit
dem Sohn wünschte.
Diese unerfüllte Sehnsucht und diesen
Herzenswunsch meines verstorbenen
Großvaters konnte ich nach 31 Jahren
erfüllen, als ich mit meiner Familie nach
Deutschland kam. Rudolf, damals bereits
ein betagter Mann, der kein Wort Russisch
sprach, hatte niemals verstanden, wieso
das Postpaket, das er den Verwandten in
die Sowjetunion geschickt hatte, zurückgekommen war. Es enthielt doch nur Alltagssachen und nichts Verbotenes!
Damals war er sogar beleidigt gewesen,
weil er gedacht hatte, wir wollten nichts
von ihm wissen. Das Papier, das sein Vater unterzeichnet hatte, hatte seinen Verdacht nur bestätigt.
Ich versuchte, ihm die damalige Situation in der Sowjetunion zu erklären, so gut
es ging, hatte dabei jedoch den Eindruck,
von ihm nicht wirklich verstanden zu werden...
43
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
ZUM GEDENKEN
Zum 10-jährigen Todestag
LUDMILLA
GIESER
geb. Jahner
Obwohl wir dir
die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer
unser Herz.
Dich leiden sehen und
nicht helfen können,
das war für uns
der größte Schmerz.
Du hast gesorgt, du hast geschafft,
wohl manchmal über deine Kraft.
Nun ruhe sanft, du gutes Herz,
Gott wird lindern unsern Schmerz.
Wir werden immer an dich denken und
haben dich immer in unseren Herzen:
deine Kinder Margarete, Anna, Eduard
und Eugen mit Familien.
Als Gott sah, dass der Weg zu lang und das
Atmen zu schwer wurde, legte er den Arm
um mich und sprach: „Komm heim!“
ADELINA
MAIER
geb. Krause
geb. 19.7.1924 in
Arbeiterheim/
Lugansk/Ukraine
gest. 27.11.2010 in
St. Johann/Tirol
In Liebe, Dankbarkeit und tiefer Trauer: deine Tochter
Erika und dein Sohn Waldemar mit
Familien.
In stiller Trauer nehmen wir Abschied
von unseren lieben Mutter, Schwiegermutter, Oma, Uroma und Ururoma
LINA MOSER
geb. Wilchelm
geb. 5.3.1919 in
Krasna/Odessa
gest. 29.11.2010 in
Ingolstadt
Der Platz ist leer,
groß ist der Schmerz
und voller Trauer
unser Herz.
Wie schmerzvoll war’s, vor dir zu stehen,
dein Leiden hilflos anzusehen.
Du bist erlöst von allen Schmerzen,
der Abschied fällt uns allen schwer.
Du bleibst bei uns in unseren Herzen,
wir lieben dich und trauern sehr.
Nun schlaf in Frieden, ruhe sanft
und hab für alles lieben Dank.
In tiefer Trauer, Liebe und Dankbarkeit: dein Sohn Jakob mit Familie,
deine Tochter Maria mit Michael und
Familie.
Wir danken allen Verwandten, Freunden und Bekannten für die herzliche
Anteilnahme.
44
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
Zum Andenken
an unsere liebe
Mutter, Oma und
Uroma
MARIA WEBER
geb. 19.10.1918 in
Klosterdorf/
Ukraine
gest. 27.11.2010
Der Kampf des
Lebens ist zu Ende,
vorbei ist aller Erdenschmerz.
Nun ruhen deine müden Hände,
still steht dein teures Mutterherz.
In stiller Trauer nahmen Abschied:
Sohn Viktor mit Ehefrau, Enkelin Larissa mit Ehemann, Urenkel Christina
und Michael, Schwester Barbara mit
Familie, Schwägerin Elisabeth mit
Kindern.
Wir danken allen Verwandten, Freunden und Bekannten für die herzliche
Anteilnahme und das letzte Geleit.
Für die Welt warst du irgendwer,
für uns warst du die ganze Welt.
JOHANNES
DEGENSTEIN
geb. 20.10.1927 in
Kandel/Odessa
gest. 13.11.2010 in
Offenburg
Wir werden dich
nie vergessen.
In unseren Herzen
wirst du für immer weiterleben.
In stiller Trauer: deine Ehefrau, Kinder, Enkel, Urenkel sowie alle Angehörigen.
Wir danken allen Verwandten, Freunden und Bekannten für die herzliche
Anteilnahme an unserer Trauer.
In tiefer Trauer nehmen wir Abschied
von meinem heben Mann, unserem lieben Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder und Onkel
JOSEF
DUTTENHÖFER
geb. 24.12.1934 in
Kandel/Odessa
gest. 2.12.2010 in
Sulz a.N.
Als Gott sah, dass
der Weg zu lang und
das Atmen zu schwer
wurde, legte er seinen
Arm um dich und sagte: „Komm heim, damit du bist, wo ich bin.“
In Liebe und tiefer Trauer: deine Ehefrau Johanna, deine Kinder Georg mit
Philippina, Anton mit Irene, Josef mit
Ludmila, Johann und deine Enkel.
Gemeinsam mit seiner Frau Dorothea
Spenger, seinen vier Kinder, 13 Enkeln
und Urenkeln trauern wir um unser
langjähriges Mitglied
ADAM
SPRENGER
geb. 22.8.1928 in
in Kassel, Ukraine
gest. 10.11.2010 in
Straubing
Orts- und Kreisgruppe Straubing-Bogen.
EMILIE
WERWEIN
geb. Kayerleber
geb. 16.11.1925 in
Neu-Berlin/Odessa
gest. 27.11.2010 in
Erlensee
Du bist erlöst
von allen Schmerzen,
der Abschied fiel uns allen schwer.
Du bleibst bei uns in unseren Herzen,
wir lieben dich und trauern sehr.
In Liebe und stiller Trauer: Kinder,
Enkel, Urenkel, alle Angehörigen, Verwandten und Bekannten.
In stiller Trauer nehmen wir Abschied
von unserer lieben Mutter und denken
an unseren lieben Vater
O Herr, gib ihnen die ewige Ruhe.
HELENE KRAHN, geb. Ens
geb. 26.1.1928 in Burwalde
gest. 24.11.2010 in Münster
WILHELM KRAHN
geb. 17.7.1927 in Rosengart
gest. 26.10.2002 in Münster
Nicht sie gehen weiter weg von uns,
wir kommen ihnen näher,
jeden Tag ein bisschen mehr.
In Liebe und Dankbarkeit: Kinder,
Schwiegerkinder, Enkel und Urenkel.
†
ZUM GEDENKEN
die Wunden im Herzen
heilt auch keine Zeit.
Was ich getan in meinem Leben,
ich tat es nur für euch.
Was ich gekonnt, hab' ich gegeben,
als Dank seid einig unter euch.
Wir trauern um
CELESTINA
BUCHMÜLLER
geb. Weinberg
geb. 25.5.1927 in
Katarinendorf/
Ostkasachstan
gest. 18.3.2010 in
Bonn
Diese Abschiedsblumen
Diese Blumen zum Abschied,
Mama, nehmt Sie entgegen von uns In dieser leidvollen Stunde.
Wir werden nie wieder hören
Eure Stimme so teuer und herzlich,
Denn der Grabhügel bedeckt euch.
Wir glauben an die Seele,
In hellem Gedächtnis an euch.
Trocknen wird unsere Träne
In der allerschwersten Stunde.
Der Eine hat euch
als Mädchen in Erinnerung,
Den Weizen der Felder wegfahrend.
Es gab kein besseres Mädchen,
So liebevoll, strahlend und nah.
Das Wasserkraftwerk von Ust-Kamenogorsk
Half dieses Mädchen zu bauen.
Heute bedeckt die feuchte Erde
Ihren Körper in Seelenheil ruhend.
Einer Tochter und fünf Söhnen
Habt ihr das Licht der Welt geschenkt.
Ihr liebtet sie von ganzem Herzen
Und habt euer Vermächtnis
ihnen überlassen.
Einander liebend, bedauernd,
Denn näher als euch auf der Welt
gibt es nicht.
Die ganze Schale des Lebens
ausgetrunken,
Euer Licht den Kindern abgegeben.
Mama, wir werden uns an euch erinnern
Und euch im Gedächtnis bewahren,
Arbeiten, lieben und leben,
Einander wertschätzen.
Diese Blumen zum Abschied,
Mama, nehmt entgegen von uns In dieser leidvollen Stunde.
Ewige Ruhe und segne sie der liebe
Gott.
In Liebe und tiefer Trauer: Eure Kinder, Enkelkinder, Urenkelkinder, die
gesamte Familie.
Wir nehmen Abschied von
KLARA WEBER
geb. Rogoschewski
geb. 16.8.1922 in
Klosterdorf/
Ukraine
gest. 28.10.2010 in
Schweinfurt
Weinet nicht, ich hab' es überwunden,
ich bin erlöst von Schmerz und Pein,
denkt gern zurück an mich
in schönen Stunden,
lasst mich immer bei euch sein.
In Liebe und stiller Trauer: deine Kinder, Enkel und Urenkel.
Zum Gedenken
an unsere lieben und nie vergessenen
Eltern.
O Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihnen.
O Herr, lass sie ruhen in Frieden. Amen.
Plötzlich und für uns unerwartet entschlief unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Oma, Uroma, Schwester und
Tante
KATHARINA DIETZ
geb. Waljor
geb. 7.7.1922 in Baden/Odessa
gest. 12.10.2010 in Ludwigsburg
Es ist so schwer, dies zu verstehen,
dann wir uns hier nicht wieder seh'n.
Nun hast du Ruh', uns bleibt der Schmerz,
schlaf wohl, du bestes Mutterherz.
Die liebe Mutter ist nicht mehr,
das Vorbild unseres Lebens;
wir suchen traurig hin und her
und suchen sie vergebens.
Groß ist die Trauer, tief ist der Schmerz,
quälende Fragen zerreißen das Herz.
Schwer war der Abschied,
unendlich das Leid,
Zum 14-Jahres-Gedächtnis
an unseren guten Vater, Schwiegervater,
Opa, Uropa, Bruder und Onkel
MATHIAS DIETZ
geb. 25.4.1921 in Baden/Odessa
gest. 26.11.1996 in Ludwigsburg
Die Tränen alle, die wir weinen,
die seht ihr nicht, nicht unsern Schmerz.
Was wir an euch verloren haben,
das weiß allein nur unser Herz.
Es war so wunderbar mit euch zusammen,
wir danken euch für diese schöne Zeit,
für das, was wir
aus der Erziehung nahmen für Liebe, Nähe und Geborgenheit.
In Liebe, Dankbarkeit und tiefer Trauer:
eure Kinder Maria Rosalinde und Peter; Schwiegerkinder Alexander, Ludwig und Olga; Enkelkinder Eduard mit
Cornelia, Eugen mit Natali, Marianna
mit Maxim, Christine, Daria, Alexandra und Mathias; Urenkel Levin-Dean;
Geschwister Karolina Feht, geb. Waljor,
und Maria Ibach, geb. Waljor, mit Familien, Rochus, Adelheid, geb. Dietz,
und Georg Dietz mit Familien; Familien
Schmidt, Badinger und Derzap.
Herzlichen Dank allen Verwandten,
Freunden, Bekannten und Nachbarn für
die Anteilnahme an unserer Trauer.
Zum Gedenken
Zum Gedenken
In stiller Trauer nahmen wir Abschied
von meiner lieben Frau, unserer Mutter,
Schwiegermutter, Oma und Uroma
NATALIA ROTH
geb. Klass
an unsere liebe
Schwester und Tante
RAISA RUDER
geb. 20.6.1933
gest. 6.12.2010
geb. 3.2.1928 in
Serafimowka/
Ukraine
gest. 24.11.2010 in
Gemünden
(Wohra)
Der Tod ist das Ende
eines Lebens,
aber nicht das Ende
einer Liebe,
die in unseren Herzen
und in unseren Gedanken
weiterleben wird.
Mein Leben war mit Glück
und Schmerz gesegnet,
auf allen Wegen
bin ich Gott begegnet.
Herr, meine Kraft ging zu Ende,
nimm mich auf in deine Hände.
In tiefer Trauer: dein Mann Hugo, deine Kinder mit Familien, deine Enkel
und Urenkel.
Herzlichen Dank für das Beileid aus
Russland meiner Schwester Nelly König und ihrer Kinder, Enkel und Urenkel.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei
allen Bekannten und Freunden für
die herzliche Anteilnahme an unserer
Trauer.
In tiefer, stiller Trauer: Schwester Rosalija mit Kindern und Enkeln, Nichte Tanja und Albert mit Kindern und
Enkeln, Schwägerin Sina mit Kindern
und Enkeln.
†
45
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
ZUM GEDENKEN
Der Literaturkreis der Deutschen
aus Russland trauert um Eugen Warkentin
D
er Lehrerberuf und das Schreiben
gehörten unzertrennlich zu Eugen
Warkentins Leben. Es zog ihn immer
wieder in die Schule.
Eugen Warkentin schrieb viel über Lehrer
und die Probleme des deutschsprachigen
Unterrichts in Kasachstan und der Sowjetunion. Mitte der 60er Jahre war er
Mitarbeiter einer Lokalzeitung, danach
schrieb er zehn Jahre für die neu gegründete deutschsprachige „Freundschaft"
(Zelinograd), zuletzt als Leiter des Kulturressorts. Danach arbeitete er 16 Jahre für
das „Neue Leben" (Moskau) als Eigenkorrespondent in Nordkasachstan; eine
Zeitlang schrieb er auch für eine deutsche
Zeitung in Kanada.
1964 erschien seine erste Erzählung „Ein
Wiedersehen“, die vom Schicksal eines
verbannten Deutschen handelte. Sein erster Sammelband „Sommerregen. Dokumentargeschichten über namhafte Deutsche“ erschien 1983 im Verlag Kasachstan
(deutsche Redaktion), fünf Jahre später
kam das Büchlein „Morgenrot über dem
Irtysch“ heraus. Im Sammelband „Der
Weg zum Sieg“ (1990) veröffentlichte
er seine Erzählung „Im Partisanenwald“,
und im Almanach „Heimatliche Weiten“
unter der Redaktion von Hugo Wormsbecher erschienen seine Skizzen „Orenburger Steppen“.
In der Perestrojka-Zeit verfasste Warkentin eine Reihe von Skizzen unter dem Titel „Heimatlose“. Er führte in dieser Zeit
auch viele ausführliche Interviews mit
russlanddeutschen Schriftstellern durch,
unter anderen mit Rosa Pflug, Helene
Ediger, Herold Belger und Dieter Rempel.
Später setzte er diese Arbeit in Deutsch-
Eugen Warkentin,
geb. 7. März 1937, gest. 5. November 2010.
land fort: Es entstanden „Literaturgespräche“ mit Nora Pfeffer, Artur Hörmann,
Nelly Wacker, Andreas Peters und anderen Literaten.
Seit 1994 lebte Eugen Warkentin in Dortmund und veröffentlichte seine Beiträge
im „Russlanddeutschen Literaturkalender" und in den Almanachen des Literaturkreises "Literaturblätter deutscher Autoren aus Russland”.
Mit Pastor Edgar Born engagierte
sich Warkentin in dessen Projekt „Das
russland(s)deutsche Haus“; dabei kamen
fast 80 Lesungen mit Vorstellung der russlanddeutschen Literatur und neuer Bücher
unserer Autoren zustande.
In all den Jahren hat der Lehrer, Journalist
und Schriftsteller Eugen Warkentin Beachtliches getan, um das Werk und Leben
der russlanddeutschen Autoren in Russland und Deutschland bekannt zu machen
und bei den einheimischen Deutschen um
Verständnis für die Neubürger zu werben.
Agnes Gossen-Giesbrecht
(im Namen des Literaturkreises der
Deutschen aus Russland e.V.)
Zum Gedenken an Alexander Schwindt
I
n tiefer Trauer
nahmen wir Abschied von unserem
unermüdlichen wolgadeutschen Kameraden
ALEXANDER
SCHWINDT
der sich um das
Deutschtum und die
Alexander
deutsche Kultur verSchwindt
dient gemacht hat.
Alexander Schwindt wurde am 1. September 1923 in Morgentau an der Wolga
geboren, und nach langer, schmerzhafter
Schicksalsreise gelang es ihm 1975, mit
46
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
seiner Familie in das Land seiner Vorfahren zurückzukehren, wo er am 4. November 2010 seine Ruhestätte fand.
Seine Aktivitäten hier in Deutschland
waren nicht zu unterschätzen. Ein unvergessliches Denkmal hatte er sich mit dem
Lebenskunstwerk des Bauernhofes seiner
Eltern in Morgentau geschaffen, das uns
an unser Leben an der Wolga erinnerte.
Er war stolz auf dieses selbst gebaute
Denkmal und hat es gerne bei Veranstaltungen des Bundes der Wolgadeutschen
und der Landsmannschaft der Deutschen
aus Russland gezeigt, vor allem bei deren
Wanderausstellungen, zu denen er im ganzen Bundesgebiet unterwegs war.
Danke, dass es dich gab.
Danke dafür, dass wir dich gehabt haben.
Danke für alles, was du uns gegeben hast.
O Herr, gib ihm die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihm.
JOHANNES
KARL
geb. 17.2.1929 in
Kleinliebental/
Odessa
gest. 24.11.2010 in
Ennigerloh.
In tiefer Trauer:
Ehefrau Franziska,
Tochter Elisabeth
mit Georg, Christine, Eva mit Karl,
Rosa mit Alexander, deine elf Enkel
und zwei Urenkel.
"Zeugen
für Christus"
P
apst Johannes Paul II. rief zur
Jahrtausendwende die Ortskirchen auf, die Märtyrer des 20.
Jahrhunderts in Erinnerung zu behalten.
Dazu ist jetzt das "Deutsche Martyrologium" in seiner fünften Auflage
unter dem Titel „Zeugen für Christus“
erschienen. Das Buch enthält 76 neue
Namen von Blutzeugen des 20. Jahrhunderts.
Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Martyrologium, Prälat Prof. Dr. Helmut Moll, hat
in einer detaillierten wissenschaftlichen Arbeit unter den neuen Märtyrern
zwölf Geistliche und 14 Laien aus der
Zeit des Nationalsozialismus, im Herrschaftsbereich des Kommunismus acht
russlanddeutsche Priester und 14 Laien
sowie sudetendeutsche Gewaltopfer
und ermordete Ordensfrauen ausfindig
gemacht.
„Zeugen für Christus. Das deutsche
Martyrologium des 20. Jahrhunderts“, herausgegeben von Helmut
Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. 2 Bände, 1.623 Seiten, Verlag Ferdinand Schöningh
Paderborn, Preis 88-, Euro, ISBN
978-3-50675778-4.
In Dankbarkeit erinnern wir uns an sein
schweres, beispielloses Schicksal.
Wir werden ihn sehr vermissen, aber er
bleibt ewig in unseren Herzen in guter Erinnerung.
Bund der Wolgadeutschen,
i.A. Ida Schäfer, Vorsitzende
KULTUR
ANZEIGE
„Plattdeutscher Nachmittag“
in Kruft – beliebter
Treffpunkt seit fünf Jahren
D
ie „Plattdeutschen Nachmittage“ nahmen ihren Ursprung vor fünf Jahren in Bonn mit dem ersten Treffen
der Bonner Initiative der Plattdeutschen aus Russland, organisiert von Tina Wedel und Agnes Giesbrecht mit Unterstützung des Literaturkreises der Deutschen aus Russland und
des Vorsitzenden des Vereins „Plautdietsch Frind“ Heinrich
Siemens.
Dabei waren damals ca. 20 Aktivisten, die bis heute die jährlichen Treffen in Kruft (Rheinland-Pfalz) vorbereiten und durchführen. Diese werden immer gut besucht und sind zu einem beliebten Treffpunkt von Plattdeutschen geworden. Immer dabei
sind auch Tische mit plattdeutschen Büchern, CDs und Videos,
Stände und Fotoausstellungen zur Geschichte verschiedener Familien, Bilder plattdeutscher Maler, Handarbeiten und Präsentationen historischer plattdeutscher Trachten.
In diesem Herbst waren wieder viele Landsleute in die Vulkanhalle nach Kruft gekommen, wo sowohl auf der Bühne als auch
im Saal eine besondere Atmosphäre herrschte. Die Moderatoren Katharina Wedel und Heinrich Siemens führten die Gäste
durch das Programm. Über vier Stunden lang präsentierten russlanddeutsche Interpreten in ihrer plattdeutschen Mundart klassische, christliche,
folkloristische und
moderne Lieder, Gedichte und Musikstücke. Der Prediger
Viktor Janzen hielt
eine Ansprache, die
aufgebaut war auf
einem Gleichnis für
die Wichtigkeit von
Begegnungen zu einer bestimmten Zeit
an einem vertrauten
Ort.
Vertraut waren auch
die
Begrüßungsund
Abschiedslieder aller Teilnehmer
„Unsere Heimat est
dee Sprock“. Einige
plattdeutsche Lieder
stammten aus der Feder von Tina Wedel
und Ella Deppe, aber
sie sangen zusammen
auch eine plattdeutsche
Übersetzung
von Okudschawas
„Weintraubenkern“.
Der 10-jährige Max
Hermann sang solo
und mit seiner Oma
Katharina Wedel das
lustige Lied „So gehen wir gemeinsam“.
Gut kam die Idee
Katharina Wedel und Max Herrmann.
einer „Prippsstuv“
Unsere Heimat ist die Sprache
Z
um dritten Mal trafen sich Autoren, die in Plattdeutsch schreiben, im St. Hedwig-Haus in Oerlinghausen zu ihrem „Plautdietsche Schriewasch Seminau“.
Der Vorsitzende des Vereins „Plautdietsch Frind“, Heinrich
Siemens, hielt einen spannenden Vortrag über verschiedene
Gedichtgattungen und Reimmöglichkeiten. Danach nahm er
Probetexte für eine CD auf, die als Beilage zu dem im vorigen Jahr erschienenen Buch „Üt onsem Leewe“ („Aus unserem Leben“) jetzt in Arbeit ist. Es wurden neue Erzählungen,
Lieder und Gedichte vorgelesen und analysiert.
Anschließend fand traditionsgemäß ein literarisch-musikalischer Abend für die Teilnehmer und Gäste statt. Allein schon
die Tatsache, dass es in der Gruppe fünf Gitarrenspieler gab,
die eigene Lieder vortrugen (u.a. Katarina Fast, Irina Heinze
und Tatjana Klassner), dazu begabte Lyriker und Satiriker, die
das Publikum unterhielten, spricht für sich. Das Konzertprogramm war sehr abwechslungsreich – mit Alltagsgeschichten
und viel Humor, mit lustigen und nachdenklichen Liedern.
Mit einer Schweigeminute wurde der russlanddeutschen Opfer von Deportation und Trudarmee gedacht.
Vorgeschlagen und vorbereitet von Agnes Gossen, war der
Sonntagvormittag dem kreativen Schreiben gewidmet. Innerhalb kurzer Zeit entstanden Texte, in denen die Autoren ihre
Lebenserfahrung und ihren Umgang mit der plattdeutschen
Sprache ausdrückten. Anschließend wurden sie vorgelesen
und besprochen.
Tatjana Klassner und Heinrich Dick zeigten am Beispiel gesammelter Synonyme und Sprichwörter, wie reich und flexibel der plattdeutsche Dialekt ist.
Bei der Bewertung des Seminars zeigten sich alle sehr zufrieden mit der Atmosphäre und den neuen Schreiberfahrungen.
Es wurde beschlossen, sich im nächsten Herbst wieder zu einem ähnlichen Seminar zu treffen.
Agnes Gossen-Giesbrecht
(Kaffeestube) mit der Familie Penner als Gastwirten an, in der
Dimitri Neufeld und Heinrich Fast für gute Stimmung sorgten.
Auch Andreas Dyck, der bereits mehrere CDs mit plattdeutschen
Liedern herausgebracht hat, war ein willkommener Gast. Viel
Beifall fand der gemeinsame Auftritt von Nikolai Sudakow und
seiner Tochter Svetlana mit einem zweisprachigen Duett „Ich
such dich“. Die Folkloregruppe „Lerche“ mit plattdeutschen
Aussiedlern aus der Altairegion sorgte für den schönen Schlussakkord des Konzertes.
VadW, Fotos: Theodor Thyssen
47
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
VOLK AUF DEM WEG erscheint monatlich, viermal im Jahr mit der Beilage
"Heimat im Glauben". Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Der
Mitgliedsbeitrag von 30,- Euro ist laut Satzung am Jahresanfang für das laufende
Kalenderjahr im Voraus zu entrichten.
Verleger und Herausgeber:
Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.
Raitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart
Telefon: (0711) 1 66 59-0, Telefax: (0711) 2 86 44 13
E-Mail: [email protected], Homepage: www.deutscheausrussland.de
Stuttgarter Volksbank AG, Konto-Nr.: 214758001, BLZ 600 901 00
Herstellung: PD Druck Augsburg
Redaktion: Hans Kampen, Nina Paulsen
Alle Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder, die sich nicht unbedingt mit
den Auffassungen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und der Redaktion decken muss. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotos kann
keine Haft- oder Rücksendepflicht übernommen werden.
Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., Raitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart
Postvertriebstück - E 6891 E - Entgelt bezahlt
Mehr Engagement in der Kommunalpolitik!
Seminar im Rahmen des Projektes „Stark und offen in Niedersachsen“
Z
u einem Seminar im Rahmen der
landsmannschaftlichen Projektarbeit in Niedersachsen luden
die Projektleiterinnen Svetlana Judin
und Anna Welz (landesweites Projekt
„Stark und offen in Niedersachsen“)
Ehrenamtliche nach Nienburg ein.
Etwa 40 Multiplikatoren, die meisten aus
den Ortsgruppen der Landsmannschaft in
Niedersachsen, setzten sich mit dem Seminarthema „Kommunalwahlen 2011.
Mehr Engagement der Deutschen aus
Russland für die Kommunalpolitik in
Niedersachsen“ auseinander.
Vor allem die Vorträge der eingeladenen
Referenten schlossen nicht nur Wissenslücken im politischen Bereich, sondern
regten auch zu Diskussionen an. Hermann Kluge, Dozent der Volkshochschule
Hannover, referierte über das politische
System in Deutschland. Editha Lorberg
(MdL), Aussiedlerbeauftragte der CDUFraktion im Niedersächsischen Landtag,
berichtete über den aktuellen Stand der
Kommunalpolitik in Niedersachsen und
schilderte ihren Weg in die Politik.
Das Motto „Stark und offen in Niedersachsen“ ist auch Programm des
landesweiten Projektes „zur Stärkung
des ehrenamtlichen Engagements
der Zuwanderer durch die Einbindung ihrer Aktivitäten in die kooperative Migrationsarbeit in Niedersachsen“ (2009-2012, gefördert vom
BMI und dem Niedersächsischen Ministerium für Inneres, Sport und Integration) und wendet sich an ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter aus
den Migrantenselbstorganisationen der
Zuwanderer aus den Nachfolgestaaten
der Sowjetunion, ehrenamtliche Sozialbetreuer (Integrationslotsen) aus den
Ortsgruppen der Landsmannschaft und
ehrenamtlich engagierte Zuwanderer.
48
VOLK AUF DEM WEG Nr. 1 / 2011
Versammlung der Teilnehmer vor dem Weihnachtsbaum.
In einem Gespräch am Runden Tisch
konnten dann zwei Deutsche aus Russland, Paul Derabin (CDU) aus Laatzen
und Andreas Maurer (Die Linke) aus Quakenbrück, die sich seit Jahren in der Kommunalpolitik engagieren, über ihr politisches Engagement berichten und mehrere
diesbezügliche Fragen beantworten:
Lydia Hoffmann, Vorsitzende des Vereins
„Spätaussiedler & Deutsche Rückwanderer e.V. Hameln“, stellte ihren Verein
vor. Er kümmert sich um Zuwanderer im
Landkreis Hameln-Pyrmont, bemüht sich
um den Ausgleich ihrer sozialen Benachteiligung, leistet Hilfe zur Selbsthilfe und
versucht, Sprachbarrieren, Isolation und
Ausgrenzung zu durchbrechen.
Das Abendprogramm gestalteten die Ortsgruppe Osnabrück (Vorsitzende Frieda
Dercho) und Teilnehmer aus Osnabrück.
Die Tanzgruppe „Born“ mit Rimma Born
Foto: Wladimir Born
und Lilli Butwilowski, die bereits mehrmals bei landsmannschaftlichen Veranstaltungen in Osnabrück und Hannover zu
sehen war, lud die Teilnehmer zu einem
ausgelassenen Tanzabend ein. Als Einstieg
bot die Tanzgruppe einen wolgadeutschen
Tanz, den sie beim internationalen Seminar der Landsmannschaft für Leiter von
Chören und Tanzgruppen im August 2010
einstudiert hatte. Für die musikalische
Umrahmung sorgte Wladimir Born.
Der Landesvorstand Niedersachsen bedankt sich ganz herzlich bei den Ehrenamtlichen der Landsmannschaft und
anderer Vereine, die sich vor Ort in der
Integrationsarbeit mit Zuwanderern
aus der ehemaligen Sowjetunion engagieren, für ihren unschätzbaren Einsatz
und wünscht allen Landsleuten ein erfolgreiches und erfülltes Jahr.
VadW