Schwäbische Post am 29.09.2010

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Schwäbische Post am 29.09.2010
 Wildkatzen wieder zurücklocken
BUND strickt bundesweit am Rettungsnetz für Wildtiere – Ab Freitag informiert eine
Ausstellung
Man kann sie noch besichtigen, die letzte Wildkatze der Ostalb. „Das Tier wurde 1853 von
einem Förster erschossen“, erzählt Carl-Heinz Rieger, der Vorsitzende des BUND in Aalen.
Ausgestopft steht es nun im Naturkundemuseum in Oberkochen. Während draußen durch die
Wälder womöglich bald wieder echte wildlebende Arten streifen. Luchse zum Beispiel
wurden schon gesehen – auf dem Härtsfeld und bei Eschach.
Anke Schwörer-Haag
Volker Roth mit den Ausstellungspräparaten von Wildkatze und Luchs. (Foto: Opo)
BUND-Projekt: Echte Wildkatzen sollen wieder den Weg in die Wälder der Ostalb
finden.
Ostalbkreis. Wilde Tiere – ab dem Mittelalter sei denen in Europa Schlimmes nachgesagt
worden, beschreibt Carl-Heinz Rieger. Denn Luchs, Wolf oder Bär waren Konkurrenten des
Menschen, dezimierten die jagbare Nahrung in den Wäldern. Was einst den Jägern vor die
Flinte kam, wurde erlegt – auch die vielen Wildkatzen, die vor 1853 auf der Ostalb heimisch
waren.
Heute denkt man anders und will genau das Umgekehrte erreichen: Die Wildtiere sollen
zurückkommen – nicht zuletzt, weil sie ein Indikator dafür sind, dass es im dicht besiedelten
Deutschland noch intakte Natur gibt. Deshalb habe man in der Eifel, wo noch Wildkatzen
vorkommen, das Verhalten der Tiere mit Methoden der Telemetrie genau untersucht,
beschreibt Rieger. Indem nun Korridore geschaffen werden – mit geeigneten Pflanzenarten
zum Verstecken und grünen Brücken über große Straßen – entstehen Wandermöglichkeiten
zum Beispiel für die Wildkatzen. Sie können dann vom Spessart über den Odenwald auf die
Schwäbische Alb zurückkommen. „Die Region würde sich eignen“, weiß der BUNDVertreter aus Untersuchungen seines Verbandes. Wildkatzen lieben Mischwälder, mit
Totholz und Wurzeltellern zum Verstecken. Das könnten sie in der Region finden, wenn sie
über die Korridore Zugang hätten. Oft lasse sich mit Phantasie und gutem Willen viel
erreichen, findet Rieger und macht ein Beispiel: es wäre ein Leichtes, die fast nur von
Wanderern und Radfahrern genutzte Autobahnbrücke im Wald zwischen dem Agnesberg und
Waldhausen einzusähen und an den Seiten zu bepflanzen. Und schon hätte man eine
Grünbrücke als Querungshilfe für alle Tierarten. Denn genau das versprechen sich die
Naturschutzverbände ebenfalls vom Wildkatzenwegeplan: Dass andere Arten folgen und die
Vielfalt der Tiere und Pflanzen auf diesem Wege wieder zunimmt.
„Denn nur, wo die Erhaltung der biologischen Vielfalt gelingt, ist langfristig ein
menschenwürdiges Leben möglich“, betont auch Ostalb-Forstdezernent Johann Reck.
Deshalb unterstütze auch die Forstverwaltung das Rettungsprojekt für die Wildkatze und die
fortschreitende Vernetzung der Biotope, die eine wichtige Voraussetzung sei für ein sich
selbst tragendes Ökosystem. Bislang habe man in der Region zwar noch keine Wildkatzen
gesichtet, doch eigneten sich die zusammenhängenden Waldgebiete im Virngrund,
Schwäbisch-Fränkischen Wald und auf der Alb durchaus.
Für den Luchs hingegen, der in jüngerer Zeit sowohl bei Eschach wie auch auf dem Härtsfeld
vereinzelt gesichtet worden ist, sei die Größe der Waldgebiete eher an der unteren Grenze.
„Der ist nur auf dem Durchzug“, vermutet Carl-Heinz Rieger.
Über das Wildkatzenwegeprojekt informiert vom 1. bis 8. Oktober eine Ausstellung im
Aalener Landratsamt. Die Eröffnung ist am Freitag, 1. Oktober, um 18 Uhr. Nach dem
Schirmherrn, Landrat Klaus Pavel, führt Carl-Heinz Rieger in das BUND-Projekt „20 000 km
Wanderkorridore – Ein Rettungsnetz für die Wildkatze“ ein. Sarah Veith von der
Forstwirtschaftlichen Versuchs-und Forschungssanstalt Freiburg spricht dann über
„Wildtierökologie und Bestandsmonitoring am Beispiel der Wildkatze“. Die Ausstellung
zeigt neben Informationstipis, Luchs-und Wildkatzenpräparaten auch Lockmethoden und den
Dokumentationsfilm „Wildkatzen Live“.
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