Liebe Patienten!

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Liebe Patienten!
Dr. med. Karsten Karad
Arzt für Allgemeinmedizin
Naturheilverfahren * Homöopathie
Chirotherapie * Sportmedizin
Borker Str. 2
44534 Lünen
Tel.: 02306/35259
FAX: 02306/943044
E-mail: [email protected]
WEB: www.Aerztliche-Naturheilpraxis.de
Liebe Patienten!
Auch am 3. bundesweiten Protesttag am 19.05.2006 beteiligen wir uns an den Protestaktionen gegen die aktuelle Gesundheitspolitik. Ich werde nach Berlin fahren.
Ärzte – werden Sie vielleicht denken – denen geht es doch gut!? „Die klagen doch nur auf sehr hohem
Niveau“, wie es immer wieder aus Politikermund zu hören ist. Aber leider ist dies schon lange nicht
mehr so. Warum verlassen immer mehr ausgebildete Ärzte Deutschland? Warum finden die älteren
Ärzte keine Nachfolger mehr für ihre Praxen? Die Realität sieht eben anders aus, und das betrifft auch
unser Gesundheitswesen insgesamt und damit speziell auch Sie, den Patienten!
Als Hausarzt kann ich dies besser beurteilen als jeder andere, und Sie spüren es ja auch am eigenen
Leib: Die medizinische Versorgung in Deutschland ist schlechter geworden, dramatisch schlechter!
Krankengymnastik und andere Physiotherapie? Gibt es allenfalls noch in Ausnahmefällen.
Medikamente gegen Allergien, gegen Hautpilzerkrankungen? Müssen selbst gekauft werden.
Augentropfen? Selber kaufen!
Pflanzliche Mittel, homöopathische Mittel, gegen Erkältungen etc.? Die Krankenkasse bezahlt nichts.
Stattdessen: Kassengebühr, Zuzahlungen zu jedem Medikament, steigende Belastungen überall, ja
sogar steigende Krankenversicherungsbeiträge statt
versprochener Absenkungen.
Bei Medikamentenverordnungen von Markenprodukten
ist der Apotheker gesetzlich gezwungen, ein möglichst
billiges Medikament herauszugeben. Ohnehin werden
schon seit Jahren praktisch nur noch NachahmerProdukte (Generika) verordnet. Wo will Frau Ulla
Schmidt da eigentlich noch an den Medikamenten
sparen? Jetzt wird die Bonus-Malus-Regelung
eingeführt. D.h. Ärzte, die ihre Patienten möglichst
billig versorgen werden belohnt. Teure Patienten (z. B.
Asthma-Patienten oder Patienten mit neurologischen
Erkrankungen) sind dann unerwünscht. Sie werden von
einem Arzt zum anderen weitergereicht. Nicht eine gute
Versorgung ist wichtig, nein, billig muss es sein, Billigmedizin pur.
Die medizinische Versorgung hängt nicht zuletzt auch von dem medizinischen Standard in den Arztpraxen ab. Und das kostet Geld. Leider können die Ärzte zunehmend die Investitionskosten für neue
Geräte (Ein preisgünstiges Ultraschallgerät kostet schon 25.000 €) nicht mehr aufbringen. Auch beim
Personal muss gespart werden. Auch dadurch wird die Versorgung zunehmend schlechter. Seit Jahren
stagnieren die ärztlichen Honorare: Für einen Patienten pro Quartal - inklusive aller Leistungen, d.h.
drei Monate hausärztliche Versorgung, Notdienstleistungen, Hausbesuche - erhielt ich im Durchschnitt
1992 eine Vergütung von (86,98 DM=) 44,74 €, im Jahr 2005 – also 13 Jahre später – gibt es pro Patient eine Durchschnittsvergütung von 39,56 € also 5,17 Euro weniger, macht im Monat 13,19 € brutto.
Davon müssen natürlich alle Lohnkosten, Miete, Versicherungen, Praxismaterialien u.v.m. finanziert
werden!
Zeit, die eigentlich für die Patienten aufgebracht werden sollte, müssen wir für Verwaltungsaufgaben
aufbringen:
• Diseasemanagement-Programme (=DMP): Mit den DMP sollen angeblich chronisch kranke
Patienten besonders unterstützt werden. In Wirklichkeit dienen diese Programme nur dazu,
damit einzelne Krankenkassen aus dem Pool des Risikostrukturausgleiches Geld abzuziehen.
Der Risikostrukturausgleich sollte zu mehr Gerechtigkeit führen, indem Kassen mit hohen Anteil an chronisch Kranken (AOK und Knappschaft) Ausgleichszahlungen von den anderen
Krankenkassen (vor allem Betriebskrankenkassen) erhalten. Daher werden Sie als Patient
-2auch regelrecht von Ihrer Krankenkasse
bedrängt, an einem solchen DMP teilzunehmen.
Haben Sie auch schon einen Anruf oder Brief
erhalten? Kein Wunder, schließlich erhält Ihre
Krankenkasse ja auch ca. 5000 € pro Patient aus
dem Risikostrukturausgleich!
Das ist den hohen Verwaltungsaufwand doch
wert, nicht wahr? Dafür müssen wir Ärzte dann
jedes Quartal entsprechende Formulare ausfüllen
und ihre persönlichen Daten (Raucher/Nichtraucher? Übergewicht etc.) an die Krankenkasse
senden. Natürlich gilt die Zuwendung Ihrer Krankenkasse auch nur den Patienten, die sich in
das DMP einschreiben können. DMP gibt es nur für bestimmte Krankheiten: Diabetes mellitus
(Zuckerkrankheit), KHK (Herzkranzgefäßerkrankung), Brustkrebs, demnächst auch für Asthma. Wenn Sie aber eine andere chronische Krankheit haben – z. B. Rheuma, neurologischer
Patient nach Schlaganfall, MS, chronisches Bandscheibenleiden u.v.m. -, dann haben Sie leider Pech gehabt und müssen den Verwaltungsaufwand für den Geldverschiebebahnhof noch
mitfinanzieren.
• Formularkrieg: Bei einem Hausbesuch im Notdienst müssen wir Ärzte erst einmal die Karte
einlesen, die Kassengebühr einziehen, Ihnen eine Quittung ausstellen, den Notdienstbehandlungsschein ausfüllen, wahrscheinlich ein rotes Rezept (zu Lasten der Krankenkasse mit Zuzahlungsgebühr, z. B. bei einem Antibiotikum) und noch viel wahrscheinlicher ein grünes Rezept (was Sie selbst bezahlen müssen) ausstellen.
• Kassengebühr: Verwaltung erfolgt in den Praxen, d.h. Kassengebühr für die Krankenkasse
einziehen, bei Nichtzahlern muss sogar noch eine Mahnung geschrieben werden. Das Regelwerk muss kontrolliert werden: Hat dieser Patient eine Befreiungskarte oder nicht, kommt er
vielleicht nur zur Vorsorge und braucht keine Kassengebühr bezahlen und anschließend vielleicht doch wieder, weil er ja doch noch eine Überweisung zum Augenarzt braucht?
• Anfragen von den Krankenkassen zur Arbeitsunfähigkeit von Patienten und zu den DMP, Anfragen vom Versorgungsamt, Anfragen von Versicherungen usw..
• Regelwerke der Krankenkasse beachten, d.h. z. B. bei Medikamenten: kann es noch verordnet
werden oder nicht? Steht es auf der Negativliste? Ist der Patient schon 12 Jahre alt und muss
deshalb - wie ein Erwachsener – alle nicht verschreibungspflichtigen Medikamente selber bezahlen?
• Und zum Schluss, ganz wichtig! Alle Budgets einhalten:
o Budget für Arzneimittelverordnung: Falls man am Ende des Quartals mehr Medikamente verordnet hat als der Durchschnitt der Allgemeinärzte, droht ein Regress, d.h.
der Arzt muss den überschüssigen Betrag an die Krankenkasse zurückzahlen (nicht
selten 10.000 € und mehr)
o Budget für Heilmittel: Dasselbe gilt für die Verordnung von Physiotherapie wie z. B.
Krankengymnastik
o Budget für Sprechstundenbedarf: für die Arzneimittel, die in der Praxis vorgehalten
werden.
o Budget für die ärztlichen Leistungen: Werden mehr Leistungen erbracht als der
Durchschnitt erbringt, wird die ärztliche Leistung einfach nicht mehr bezahlt. Das ist
etwa so, als wenn der Bäcker die letzten zwei Wochen im Quartal seine Brötchen umsonst abgeben müsste, weil das Geld eben alle ist!
o Budget für Patientenzahlen: Wenn sich die Patientenzahl um mehr als 5 % im Vergleich zum Vorjahr erhöht hat, gibt es dafür eben auch kein Geld mehr. Die versorgt
man dann mal eben umsonst (sog. Fallzahlzuwachsbegrenzung).
Vielleicht können Sie jetzt die Wut und den Frust der Ärzte besser verstehen. Letztlich streiten wir
auch für Sie, unsere Patienten:
für einen freien Arztberuf statt staatliche Gängelung
für eine gute medizinische Versorgung statt Billigmedizin
für mehr Zeit für Patientenzuwendung statt Bürokratie
Unterstützen Sie uns dabei!
Dr. med. Karsten Karad, Ihr Hausarzt