Starlight Express

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Starlight Express
UNTERRICHTSMATERIALIEN
für die Sekundarstufe I
Hinweise zum Handbuch
A. Warum Musical in der Schule?
Über die populäre Gattung Musical erlangen Schüler/innen einen einfachen
Einstieg in das komplexe Thema des Musiktheaters. Musicals erreichen ein
ungewöhnlich breites Publikum, das sich aus Menschen unterschiedlicher
Altersstufen, Sozialisationen und Nationalitäten zusammensetzt. Die Shows von
Andrew Lloyd Webber, die Mitte der 80er-Jahre den Durchbruch des Genres
in Deutschland ausgelöst haben, bekennen sich zu ihrem Unterhaltungsanspruch.
Eingängige Melodien, atemberaubende Choreografien und eine fantasievolle
Bühnengestaltung verbinden sich in seinen Werken zu perfekter Unterhaltung.
Dabei ist Webbers Musik originell gerade auch durch die geschickte Verwendung
bekannter Stilmuster der E- und U-Musik für die dramaturgische Gestaltung.
Der im Musical favorisierte Gesangsstil gleicht vertrauten Ausdrucksformen
der populären Musik und findet daher schnell Akzeptanz.
Andrew Lloyd Webber entwickelte Strategien, welche die Produktion und
Vermarktung seiner Musicals gewährleisten sollten. Alle seine Werke werden
von einem Kreativ-Team entwickelt, das in der Regel aus Komponist, Librettist,
Choreograf, Regisseur, Bühnenbildner sowie Licht- und Tondesigner besteht.
Ihre Vorgaben sind für jede weitere Produktion verbindlich, um die Qualität der
Original-Inszenierung zu erhalten. Zudem gründete Webber die „Really Useful
Group“, die die Rechte seiner Musicals hält bzw. für weitere Produktionen
Lizenzen vergibt.
Bei „Starlight Express“ wird typischerweise großer Wert auf die ständige
Weiterentwicklung des Stücks bzw. der einzelnen Musikstile gelegt. So bleibt
die Geschichte um die Weltmeisterschaft der Lokomotiven immer aktuell und
nahe am Zeitgeschehen. „Von Anfang an nahmen Musicals Elemente der
Jazz-, Pop- und später auch der Rockmusik auf und verloren dadurch nicht den
Anschluss an die breite Masse jugendlicher Zuschauer, die in diesen Musikstilen
zuhause waren.“ (Dieter Bührig, 1994.) Die Produzenten von „Starlight Express“
führen diesen Ansatz noch viel weiter und integrierten zuletzt außer Hip Hoppern
auch Stuntskater in die Show.
Das fantasievolle und märchenhafte Sujet erleichtert bei „Starlight Express“
den Schüler/innen zusätzlich den Zugang zum Inhalt. Das Thema „Lokomotiven“
bietet sich außerdem für eine szenische Einführung besonders an, da es Bezüge
zur unmittelbaren Erfahrungswelt eines jeden enthält.
B. Zum Gebrauch des Handbuchs
Dieses Handbuch bietet Informationen, Material und methodische Anregungen
für die Behandlung des Musicals „Starlight Express“ im Unterstufenunterricht
an allgemeinbildenden Schulen. Die Schüler/innen sollen
• Musical-Szenen analysieren und interpretieren lernen und dabei die enge
Verflechtung von Musik und Handlung erkennen, musikalische Mittel zur Darstellung
von Charakteren verstehen, die eigenen Möglichkeiten zur musikalischen Erfindung
und Darstellung erfahren,
• „Starlight Express“ als ein modernes Märchen kennenlernen und sich
dabei einige Charakteristika des Märchens bewusst machen,
• Einblicke in die Arbeit hinter den Kulissen des modernen Musiktheaters und
der dazugehörigen Berufe erhalten.
C. Zum Aufbau
Das erste Kapitel dient als Hintergrundinformation und liefert Eckdaten zur
Entstehungsgeschichte, den Schöpfern und dem Inhalt des Musicals. Zum Einstieg
in das Thema wird eine vorbereitende Hausaufgabe vorgeschlagen.
Das zweite Kapitel widmet sich der Musik. Exemplarisch wird die musikalische
Darstellung der wichtigsten Charaktere beleuchtet. Es schließt sich ein Exkurs
an, in dem zu einem kritischen Umgang mit den identifizierbaren Rollenklischees
ermutigt werden soll.
Im dritten Kapitel werden einige wesentliche Charakteristika des Märchens auf
die Handlung des Musicals „Starlight Express“ übertragen. Für die angemessene
Behandlung dieses Themas erscheint der vorherige Besuch des Musicals
vorteilhaft, damit diese Betrachtung nicht zu abstrakt bleibt.
Schließlich gewährt das vierte Kapitel einen Blick hinter die Kulissen. Die
Notwendigkeit des Ineinandergreifens verschiedener Funktionsbereiche für eine
gelungene Aufführung wird so deutlich.
D. Zu den Aufgaben
Die Aufgaben, die sich fast jedem Kapitel anschließen, sollen die Schüler/innen
zur Auseinandersetzung mit Handlung und Musik des Musicals sowohl in kognitiver
als auch in praktisch-affektiver Herangehensweise anregen. Sie richten sich
vorrangig an Schüler/innen der Klassen 5 und 6. Vertiefende Aufgaben, die
eventuell erst von Schülern höherer Klassen beantwortet werden können, sind
mit einem Stern (*) versehen.
Im Anhang finden sich Hinweise auf weiterführende Literatur und geeignete
Tonträger, von denen sich das deutschsprachige „Starlight Express“-Original Live
Album besonders empfiehlt. Das vorliegende Heft ist auf diese Aufnahme
abgestimmt.
Inhaltsverzeichnis
1
Großartiger Erfolg
6
1.1
1.2
1.3
1.4
Die Handlung
Der Schöpfer des Musicals
Die Entstehungsgeschichte
Aufgaben zur Vorbereitung
7
8
9
10
2
Aspekte der Musik
11
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
Greaseball („Rolling Stock“)
Rusty („Liebesexpress“)
Electra („AC/DC“)
Rusty („Starlight Express“)
Hip Hopper („Rap“)
Exkurs: Zu den Rollenklischees
12
13
14
15
16
17
3
Aspekte der Handlung
19
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
Die Charaktere
Ein modernes Märchen?
Die Personifizierung
Der Held
Die Gegenspieler
Die übernatürlichen Kräfte
Textblatt „Starlight Sequenz“
19
21
22
23
24
25
26
4
Aspekte der Produktion
27
4.1
4.2
4.3
4.4
Musical der Superlative
Ein Blick hinter die Kulissen
Berufe im Theater
Buchstabenrätsel
27
28
30
32
5
Literatur und Service
33
5.1 Literatur
5.2 Auflösung Rätsel
5.3 Rund um den Musical-Besuch
33
33
34
5
1 Großartiger Erfolg
„Starlight Express“ begeistert die Zuschauer auf der ganzen Welt. Für die
meisten der internationalen Varianten diente das Erfolgsmusical in Bochum als
Vorbild.
Ob in New York, Las Vegas, London, bei den zahlreichen Tourneen durch Japan,
Australien, Mexiko oder durch 40 weitere amerikanische Städte – unter allen
Produktionen, die es von „Starlight Express“ bisher gegeben hat, ist die Bochumer
Show mit Abstand die technisch aufwändigste. Die deutsche Aufführung der
Geschichte um die Weltmeisterschaft der internationalen Züge, für die der
Startschuss am 12. Juni 1988 fiel, erfreut sich auch heute, nach 20 Jahren,
immer noch „ungebremster“ Beliebtheit.
Fast zwölf Millionen Besucher erlebten „Starlight Express“ bisher allein in
Bochum. Diesen einzigartigen Besucherrekord verzeichnet kein anderes aktuell
laufendes Musical: Selbst die Shows am Londoner Westend und New Yorker
Broadway können da nicht mehr mithalten.
Sicherlich sind es nicht nur die atemberaubenden und spektakulären Leistungen
der Rollschuhläufer auf der Rennstrecke, die faszinierenden Lichteffekte und
technischen Finessen, die diesen Erfolg ausmachen. Wer genauer hinsieht, wird
feststellen, dass es sich bei „Starlight Express“ um ein modernes Märchen
handelt, das nicht nur durch die zeitgemäße Form die Herzen des Publikums
erobern konnte ...
„Starlight Express“ ist ein Publikumsrenner.
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1.1 Die Handlung
Am Abend ermahnt die Mutter ihr kleines Kind, die Eisenbahn wegzulegen und
schlafen zu gehen. Lokomotiven und Anhänger schleichen sich in den Traum des
Kindes und werden menschlich. Sie sind freundlich und arrogant, mutig und
hinterlistig. Sie lieben und leiden, verlieren und gewinnen.
Von weit her fahren Züge in den Bahnhof ein. Es ist die Nacht der Weltmeisterschaft der Lokomotiven. Die Teilnehmer stellen sich vor: Bobo, der charmante
Schnellzug aus Frankreich und der strenge Hashamoto aus Japan. Temperamentvoll
geht Espresso an den Start und pünktlich der ICE Ruhrgold. Etwas gemütlicher
kommt Turnov aus Russland daher. Schnell finden alle ihre Anhänger. Der
Speisewagen Dinah kuppelt an die Diesellok an und auch der Sprengstoffwaggon,
der Buffet- und der Raucherwagen bleiben nicht lange alleine.
Die junge Dampflok Rusty, liebenswert, doch technisch schon lange nicht mehr
auf dem neuesten Stand, scheint gegen ihre modernen Herausforderer keine
Chance zu haben. Verzweifelt kämpft Rusty gegen Greaseball. Die wie Elvis
rockende Diesellok erobert mit ihrem selbstsicheren Auftreten auch noch
reihenweise die Herzen der weiblichen Anhänger. Als dann plötzlich Electra, die
hypermoderne E-Lok, auftaucht, sieht es ganz so aus, als wäre der Kampf für
die junge Dampflok verloren. Die schöne Pearl, der 1.-Klasse-Waggon, trennt
sich von Rusty und hängt sich an Electra. Allein und voller Selbstzweifel bleibt
Rusty zurück. Die alte Dampflok Papa springt für ihn ein und nimmt so die
Herausforderung gegen Hightech und Macho an. Mit Papa fährt Dustin, der
schwergewichtige Kohletender.
Drei, zwei, eins – los! Flaggen fallen, Lichter blitzen, Helme funkeln. In Windeseile
sausen Lokomotiven samt Anhängern über die Rennbahn. Nicht alle kämpfen
fair. Vor allem Caboose, der intrigante Bremswagen, spielt falsch. Seine gemeinen
Bremsmanöver führen dazu, dass das letzte Rennen noch einmal gefahren
werden muss.
Unterdessen ist der alten Dampflok die Puste ausgegangen. Für das entscheidende
Rennen hat Papa nicht mehr die Kraft. Er fleht Rusty an, die Ehre der Dampfloks
zu retten. Niemand rechnet mehr mit der kleinen, verrosteten Lokomotive, am
allerwenigsten Rusty selbst.
Doch auf einmal taucht er auf, der legendäre „Starlight Express“, wie ein
leuchtender Schweif am Himmel. Nicht für jeden erkennbar, nur für den, der ihn
versteht. Die Nacht ist voll funkelnder Sterne, als Rusty die Stimme von „Starlight
Express“ hört, die ihm sagt, worauf es ankommt im Leben: auf den Glauben an
sich selbst. Mit neuem Mut geht Rusty ins Finale. Und Pearl beginnt zu begreifen,
wem ihre wahre Liebe gilt ...
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1.2 Der Schöpfer des Musicals
Andrew Lloyd Webber
Der gebürtige Engländer komponierte zahlreiche
Musicals wie „The Likes Of Us”, „Joseph And The
Amazing Technicolor Dreamcoat”, „Jesus Christ
Superstar”, „By Jeeves”, „Evita”, „Cats”, „Starlight
Express”, „The Phantom Of The Opera”, „Aspects
Of Love”, „Sunset Boulevard”, „Whistle Down The
Wind”, „The Beautiful Game” und „The Woman In
White”. Seine Werke „Variations” und „Tell Me On
A Sunday” wurden später zu „Song & Dance”
kombiniert. Andrew Lloyd Webber schrieb außerdem die Filmmusik für „Gumshoe“ und „The
Odessa File“ sowie eine Version der lateinischen
Totenmesse „Requiem“.
Am Londoner West End und am Broadway produzierte er neben seinen eigenen
Werken auch die mit dem Olivier-Preis ausgezeichneten Stücke „La Bête“ und
„Daisy Pulls It Off“. Im Sommer 2002 präsentierte Andrew Lloyd Webber in
London das wegweisende Musical „Bombay Dreams“ des indischen Komponisten
A. R. Rahman. Unter der Regie von Joel Schumacher produzierte er 2004 die
Filmversion von „The Phantom Of The Opera“.
Andrew Lloyd Webber wirkte 2006 an einer Neuproduktion von „Evita“ in London
und einer Aufsehen erregenden Inszenierung von „The Phantom Of The Opera“
in Las Vegas mit. Mit seiner erfolgreiche BBC-Castingshow „How Do You Solve
A Problem Like Maria?“, die mit einem Emmy ausgezeichnet wurde, leistete er
Pionierarbeit bei der Suche nach Musicaldarstellern im Fernsehen. Seine
nachfolgende Castingshow „Any Dream Will Do“, in der die männliche Hauptrolle
für „Joseph And The Amazing Technicolor Dreamcoat“ gesucht wurde, konnte
einen ähnlichen Erfolg verzeichnen.
1983 kaufte Andrew Lloyd Webber das Londoner Palace Theatre. Heute besitzt
er in der englischen Hauptstadt sieben Theater, unter anderem auch das Theatre
Royal Drury Lane und das London Palladium.
Der Engländer erhielt sieben Tony Awards, drei Grammys – einschließlich der
Ehrung für die beste zeitgenössische Komposition für „Requiem“ – sechs
Laurence Olivier Awards, einen Golden Globe, einen Oscar, einen Emmy, den
Praemium Imperiale Award, den Richard Rodgers Award für herausragende
Leistungen im Bereich Musicaltheater sowie den Kennedy Center Honor für sein
Lebenswerk.
1992 wurde Andrew Lloyd Webber von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen
und 1997 in den Adelsstand erhoben.
8
1.3 Die Entstehungsgeschichte
Es war einmal im Jahre 1973 ... Andrew Lloyd Webber sollte die Musik zu einer
TV-Zeichentrickserie schreiben. Die Geschichte basierte auf einem damals
populären Comic und handelte von einem Jungen, der im Traum mit seiner
Eisenbahn spielt. Das Projekt selbst ist nie zustande gekommen, doch die Idee
hatte bereits gezündet. Webber erinnert sich: „Zwei Jahre später war ich auf
angenehme Weise überrascht, als ich einen Soulsänger traf, der die ungewöhnliche
Gabe hatte, drei Noten gleichzeitig singen zu können, so dass es klang wie die
Pfeife einer alten amerikanischen Dampflok ...“.
Den eigentlichen Anstoß gab es dann im Sommer 1982. Andrew Lloyd Webber
ging mit seinen Kindern auf eine Reise durch die USA: „Wir fuhren mit der Valley
Railroad Eisenbahn nach Connecticut zum The Goodspeed Opera House. Ich
werde niemals vergessen, mit welchen Augen, ja, mit welcher faszinierten
Fassungslosigkeit mein kleiner Nicholas sprachlos auf dem Bahnsteig stand,
als er zum ersten Mal eine große amerikanische Dampflokomotive sah.“
Diese Blicke hatte er vor Augen, als er noch im selben Jahr „Starlight Express“
als konzertante Fassung komponierte. Er stellte sich vor, die Version vor allem
für Schulkonzerte zu verwenden. Ein Chor aus Sängern aller Londoner Schulen
sollte das neue Barbican Centre mit der „Starlight Express“-Musik eröffnen. Die
Idee eines Rollschuhmusicals schließlich entwickelte Regisseur Trevor Nunn,
der die Musik erstmals auf dem Sydmonton Festival gehört hatte. Er wollte aus
dem „Starlight Express“-Thema, dem Eisenbahnwettrennen und der Musik ein
Musiktheaterstück machen, das die Darsteller auf Rollschuhen antreten lässt.
Dafür wollte er vor allem junge Leute begeistern. Und richtig, nach einer
Workshop-Aufführung im Jahre 1983 feierte das Musical „Starlight Express“
im März 1984 seine Welturaufführung in London.
Trevor Nunn
Trevor Nunn zählt zu den erfolgreichsten Regisseuren
der Welt. Er führte nicht nur Regie bei der Originalproduktion von „Starlight Express“, sondern
brachte das Musical auch am Broadway in New
York auf die Bühne. Weltberühmt machte ihn seine
Regiearbeit für „Cats“. Der Workaholic unter den
Regisseuren setzte aber auch die Musicals „Chess“
und „Les Misérables“ in Szene. Trevor Nunn wurde
mit zahlreichen Tony Awards ausgezeichnet, so
auch für „Cats“, „Aspects Of Love“, „Sunset
Boulevard“, „Chess“, „The Baker“ und „Starlight
Express“ in Bochum.
9
Zum Kopieren
1.4 Vorbereitung
Aufgaben
1) Informiere dich zum Beispiel mit Hilfe des Programmhefts, einem Musical-Führer oder im Internet
unter www.starlight-express.de über das Musical „Starlight Express“ und berichte anschließend kurz
über den Inhalt.
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2) Wo wurde „Starlight Express“ von Andrew Lloyd Webber zum ersten Mal als Musical aufgeführt? Wo
danach?
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3) Welche anderen Musicals kennst du?
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4) Wovon handeln diese Musicals?
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5) Welche anderen Formen des Musiktheaters gibt es neben Musicals? (*)
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6) Was ist ein Musical? Aus welchen Elementen besteht es? (*)
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2 Aspekte der Musik
Im Folgenden werden die wichtigsten Charaktere, die Diesellok Greaseball, die
E-Lok Electra und die Dampflok Rusty sowie der legendäre „Starlight Express“
kurz vorgestellt. Es wird vorgeschlagen, die ihnen zugeordneten Songs der CD
zu hören und die Musik in ihrem Bezug zur Handlung bzw. den Charakteren auf
Kompositionstechniken, Instrumentierung und Ausdruck zu untersuchen.
Die Hauptfiguren bei „Starlight Express“ sind musikalisch charakterisiert durch
Leitmotive und Art ihrer Songs. Die immer wiederkehrenden Leitmotive
musikalischer Symbole in Form prägnanter Melodien oder Melodieteile kündigen
jeweils den Auftritt der einzelnen Lokomotiven bzw. Züge an.
Bezüglich Eigenart und Stil ihrer Songs reicht die Bandbreite von Rock, Pop und
Rap bis zu Country, Blues und Gospel. Dabei bewegt sich keines der eingängigen
Stücke entscheidend über die Drei-Minuten-Grenze hinaus.
Bei „Starlight Express“ bietet sich ein Vergleich mit anderen Vertonungen an.
Für Kinder der Jahrgangsstufen 5 und 6 eignet sich zum Beispiel die Erarbeitung
der „Dampflok-Story“ von Reimund Hess für einen zwei- bzw. dreistimmigen
Kinderchor mit Schulorchester. Die genaue Quellenangabe finden Sie im
Literaturverzeichnis am Ende des Handbuches. Alternativ empfiehlt sich die
Betrachtung von Glen Millers „Chattanooga Choo Choo“ oder Thilo Medeks
„Abfahrt einer Dampflokomotive“ sowie Arthur Honeggers „Pacific 231“.
„Starlight Express“ begeistert mit rockigen Songs und gefühlvollen Balladen.
11
2.1 Greaseball („Rolling Stock“)
Greaseball, die Diesellok, tritt mit dem Rock 'n' Roll-Stück „Rolling Stock“ (CD
1, Nr. 2) in Erscheinung. Siegessicher behauptet Greaseball: „Ich bin der
Schnellste, den es jemals gab“ und lässt keinen Zweifel darüber aufkommen,
dass er den Weltmeistertitel im Rennen der internationalen Lokomotiven verdient
hat. Sein machohaftes und arrogantes Auftreten schreckt die weiblichen Anhänger
nicht ab – im Gegenteil, jede möchte einmal mit ihm fahren.
Aufgaben
• Greaseball wird durch den Song „Rolling Stock“ charakterisiert. Höre
dir diesen an – welche Instrumente kannst du erkennen?
• Welche Instrumente unterstützen Greaseballs siegessicheres Auftreten
besonders? (*)
Ergänzung:
Der fetzige Greaseball-Rock „Rolling Stock“ kann mit recht einfachen Mitteln
getanzt werden (Seitenschritte, Klatschen etc.) Choreografiewechsel empfehlen
sich jeweils nach vier bzw. acht Takten. Eine ausgearbeitete Choreografie findet
sich bei Dieter Bührig, 1997.
Die Diesellok Greaseball gibt sich siegessicher.
12
2.2 Rusty („Liebesexpress“)
„Woo, Woo!'' tönt es beim Einlaufen des Liebesexpresses (CD 1, Nr. 3) in den
Bahnhof. Das Rusty-Motiv umrahmt das charakteristische Pfeifen einer Dampflok
mit einer kleinen Terz. Die weiblichen Anhänger Pearl, Ashley, Buffy und Dinah
folgen fröhlich der verrosteten Dampflok, die dem Imponiergehabe der Diesellok
Greaseball zunächst kräftig entgegenhält: „Keiner kann es besser als die
Dampflok“. Das Stück hat einen viel sanfteren Charakter als Greaseballs Song
„Rolling Stock“.
Diskussion und Aufgaben
• Vielleicht habt ihr schon einmal eine echte Dampflok pfeifen gehört.
Könnt ihr das Geräusch nachahmen?
• Welche sonstigen Dampf-, Zisch- und Pfeiflaute macht eine Dampflok
beim Fahren? Versucht, sie auf einem dafür geeigneten Instrument (oder
auch mit sonstigen Materialien und Gegenständen) wiederzugeben.
Ergänzung:
Als ein schönes Beispiel für die Möglichkeit, eine Dampflok mit einfachen Mitteln
nachzuahmen, sei hier auf das Spielstück „Dampfmaschinen-Rhythmen“ von
Michael Dorn, 1995, hingewiesen.
Der Liebesexpress geht auf Reisen.
13
2.3 Electra („AC/DC“)
Synthetische, futuristische Klänge und ein unkonventioneller 7/8-Takt kündigen
den Auftritt der mächtigen E-Lok Electra („AC/DC“, CD 1, Nr. 8) an, die gerade
noch rechtzeitig zum Rennen erscheint. Sie ist davon überzeugt, die Lok der
Zukunft zu sein: „AC/DC ist okay für mich“.
Die unerwartet wechselnde Betonung, die durch die Gruppierung in 4/8 plus
3/8 entsteht, verdeutlicht die Abhängigkeit der Lok von Gleich- und Wechselstrom
(englisch: „AC/DC“). Das zweitaktige rhythmische und harmonische Grundmuster
bleibt während des ganzen Stückes gleich, auch wenn bei dem Wiederkehren
der Textstelle „AC/DC ist okay für mich“ darüber nicht verwandte und miteinander
nicht verbundene Moll-Akkorde erklingen. Das tonale Zentrum ist nicht mehr
zu erkennen. Wie die Lok zwischen Gleich- und Wechselstrom hin- und
hergeworfen wird, so kann sich der Zuschauer an keinem tonalen Zentrum mehr
orientieren.
Diskussion und Aufgaben
• Hört euch den Song „AC/DC“ noch
einmal an. Könnt ihr den typischen
Electra-Rhythmus mitklopfen? Was
ist ungewöhnlich an diesem
Rhythmus?
• Bei der Textstelle „Gleich dreht
sich mein Strom und wechselt sich“
kann man den Wechselstrom hören. Inwiefern? (*)
Die E-Lok Electra tritt futuristisch auf.
14
2.4 Rusty („Starlight Express“)
Aus dem „Starlight Express“-Thema, das schon die Ouvertüre einleitete,
entwickelt sich im letzten Stück vor der Pause (CD 1, Nr. 19) der Titelsong.
Dabei bewegen sich die Akkorde über dem liegenden Orgelpunkt f von der
Grundtonart F-Dur ausgehend nur in unmittelbar verwandten Tonarten hin und
her. Auch die Stimmen erklingen in stockendem Rhythmus (eintaktige Phrasen)
nur vor und zurück. Der Gesamteindruck ist eher ruhig, vor allem in weiter
entfernten Tonarten, als Ausdruck von Rustys Situation: Die veraltete Dampflok
kommt nicht recht vom Fleck.
Diskussion und Aufgaben
• Versucht, den Refrain des Liedes „Starlight Express“ mitzusingen. (Bei
Bedarf findet sich der Text in dem CD-Booklet.)
• Man kann hören, dass Rusty im Verlauf des Liedes immer sicherer wird,
dass der legendäre „Starlight Express“ ihm helfen wird. An welcher/welchen
Stelle/n und woran macht sich
das bemerkbar?
• Hört noch einmal die Parade
(CD 2, Nr. 1). Zu jedem Zug
kennt ihr jetzt das zugehörige
Motiv. Welche Züge aus dem
1. Akt erkennt ihr wieder?
Rusty bittet den
„Starlight Express“ um Hilfe.
15
2.5 Hip Hopper („Rap“)
Zu Beginn des 2. Aktes präsentieren die drei Hip Hopper, die Frachtwaggons,
den „Rap“. „Alles klar für unser Rennen?“, fragen sie und erklären im Anschluss,
wer beim Wettkampf gegeneinander antritt. Der „Rap“ entwickelt eine lebendige
Schnelligkeit, zumal im Laufe des Stücks noch mehrere Stimmen hinzu kommen.
Die Hip Hopper stehen mit dem „Rap“ auch für die ständige Weiterentwicklung
und Modernisierung des Musicals selbst.
Aufgaben
• Zu welchem Song steht der „Rap“ mit seiner Schnelligkeit in starkem
Kontrast?
• Im Laufe des Stücks kündigen die Hip Hopper, Papa und Caboose die
drei hauptsächlichen Charaktere an. Nenne die Namen.
• Welche typischen Rap-Elemente findest du in dem Song?
Die drei Hip Hopper verblüffen mit ausgefeilter Akrobatik.
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2.6 Exkurs: Zu den Rollenklischees
„Starlight Express“ zeigt auf, dass Selbstvertrauen das Zauberwort ist und der
Glaube an sich selbst zum Ziel führt. Doch gilt das nur für die männlichen
Teilnehmer des Wettrennens?
Alle weiblichen Waggons sind Anhänger, die auf die Zugkraft einer Lokomotive
angewiesen sind. Erst mit einer Lok werden sie zum Zug, der auf die Reise
gehen kann.
Wie enttäuschend es sein kann, „abgekuppelt“ und verlassen zu werden, erfahren
wir durch den Song der verzweifelten Dinah (CD 2, Nr. 3), die nach dem ersten
Rennen vom arroganten Greaseball kurzerhand abgehängt wird: „Bin nicht
g.e.k.u.p.p.e.l.t (...). Diese Bahn hat keinen Mann.“ Sie sucht die Schuld bei
sich: „Hab ich 'nen Schaden? Zuviel geladen? (...) Jeder guckt mich an und denkt:
Greaseball hat sie abgehängt (...)“. Und in ihrer verzweifelten Verliebtheit
versucht Dinah, den Macho Greaseball zurückzugewinnen ... .
Erst die Überzeugungsarbeit ihrer Freundinnen Ashley und Buffy bringen die
Enttäuschte dazu, sich eine andere Lok zu suchen. Die Simplizität und Naivität
Dinahs weicht dem Song „Girls' Rolling Stock“, der den Eingangssong Greaseballs
wieder aufnimmt. In „Girls' Rolling Stock“ machen die Freundinnen Dinah Mut
und bauen ihr Selbstbewusstsein wieder auf. Sie macht sich damit Greaseballs
Auftreten zu eigen. Um sich zu rächen, will sie sich als ebenso herzlos und kalt
erweisen wie er und es ihm so mit gleichen Mitteln heimzahlen.
Diskussion und Aufgaben
• Diskutiert das Thema in der
Klasse. Kannst du dir vorstellen, dass auch ein weiblicher Zug die Rolle des
Greaseball oder der Electra
übernehmen könnte? Warum?
Warum nicht?
• Es gibt Berufe, die als
„typisch männlich“ oder
„typisch weiblich“ gelten. Ist
eine solche Unterscheidung
heute überhaupt noch aktuell?
• Was hast du für einen Berufswunsch und warum?
Speisewagen Dinah himmelt Greaseball an.
17
Vertiefende Aufgaben
• Erfinde eine eigene Eisenbahnmusik!
• Liste für deine musikalische Erfindung zunächst auf, welche unterschiedlichen Geräusche eine Dampflok von sich geben kann, zum Beispiel beim
An- und Abfahren, Beschleunigen, Verlangsamen und Bremsen.
• Versuche dann, diese Geräusche mit der Stimme zu imitieren. Für einige
Geräusche eignen sich auch bestimmte Instrumente (oder Materialien!)
besser. Ordnet den Geräuschen jeweils die am besten geeigneten Instrumente oder Materialien zu.
• Bildet Gruppen und schickt eure Dampflokomotive auf Reisen. Wohin
könnte die Reise gehen? Reizvoll ist die nach vorhergehender Absprache
getroffene Veränderung von Tempo und Lautstärke. Eure Mitschüler
können dann die Orte oder Landschaften raten, durch die die Reise euch
geführt hat.
• Vielleicht könnt ihr von eurem Stück eine Aufnahme machen. Worauf
muss beim Einsatz von Mikrofonen geachtet werden? Wie könnt ihr
Dampf-, Zisch- und Pfeiflaute hinzufügen?
18
3 Aspekte der Handlung
3.1 Die Charaktere
Rusty
Die junge Dampflok ist liebenswert, aber technisch schon lange nicht mehr auf
dem neusten Stand. Rusty lässt sich vom siegessicheren Auftritt der futuristischen
E-Lok Electra und der arroganten Diesellok Greaseball beeindrucken – unmöglich
scheint ein Sieg gegen die beiden modernen Züge. Nachdem ihn auch seine
große Liebe Pearl verlässt, verliert er alle Hoffnung auf einen Sieg. Doch als
es die Situation erfordert, springt Rusty für Papa, die alte Dampflok, ein.
Nochmals muss Rusty einen Rückschlag hinnehmen: Er fährt mit Caboose, dem
intriganten Bremswagen, der dafür sorgt, dass das Rennen abgebrochen wird.
In diesem Moment, als er seinen ganzen Mut verloren hat, begegnet er dem
legendären „Starlight Express“. Dieser gibt ihm den Glauben an sich selbst
wieder: Nur, wer an seine eigene Kraft glaubt, kann seine Ziele erreichen. Voller
Zuversicht tritt Rusty zum großen Finale an und gewinnt das spektakuläre
Rennen gegen seine Herausforderer.
Papa
Die alte Dampflok Papa springt anfangs für Rusty beim Rennen ein, als dieser
daran zweifelt, als überholte, rostige Dampflok überhaupt noch eine Chance zu
haben. Papa jedoch nimmt die Herausforderung gegen E-Lok und Diesellok an.
Mit ihm fährt Dustin, der schwergewichtige Kohletender. Doch Caboose' gemeine
Bremsmanöver führen dazu, dass das Rennen noch einmal gefahren werden
muss. Unterdessen erkennt die alte Dampflok, dass sie für das entscheidende
Rennen keine Kraft mehr hat. Papa fleht Rusty an, die Ehre der Dampfloks zu
retten und für ihn beim Rennen einzuspringen. Er ist derjenige, der Rusty immer
wieder Mut macht und unbeirrt an ihn glaubt.
Greaseball
Die wie Elvis rockende Diesellok strotzt vor Selbstbewusstsein und hält sich für
die „schnellste Lok, die es jemals gab“. Zusammen mit seiner Gang schüchtert
Greaseball Rusty ein, um ihn von der Teilnahme am Rennen abzuhalten. Als
Macho steht er im Mittelpunkt aller Frauen: Reihenweise liegen sie ihm zu
Füßen. Seine Freundin ist Dinah, der Speisewagen. Als diese ihn nach dem
ersten unfairen Rennen kritisiert, täuscht er Gleichgültigkeit vor und trennt sich
von ihr. Greaseball verbündet sich mit Caboose, um am Ende als Sieger
dazustehen, doch er verliert das Finale. Er erkennt, was er falsch gemacht hat
und entschuldigt sich bei Dinah, da er nicht auch noch ihre Liebe verlieren will.
19
Electra
Groß, glitzernd und hypermodern: Das ist Electra, die E-Lok. Begleitet von seinen
Waggons weiß der Herausforderer, dass er der große Favorit des Rennens ist.
Er vertraut auf seine hochtechnologische Ausstattung, die ihm einen Sieg
garantieren soll. Pearl lässt sich zunächst von seiner Eleganz verführen und
fährt mit ihm das erste Rennen. Doch Electra verbündet sich ebenfalls mit
Caboose gegen Rusty. Nachdem auch die E-Lok einsehen muss, dass im
Wettrennen um den Sieg mehr zählt als modernes Rüstzeug, gibt Electra sich
am Ende versöhnlich. Er ist der Charakter, der aufgrund seiner hochmodernen
Technologie am wenigsten menschlich erscheint, verstärkt wird dieser Eindruck
durch die elektronische Verzerrung seiner Stimme.
Pearl
Der schöne 1.-Klasse-Waggon ist Rustys Freundin. Sie lässt sich jedoch von
seinen Gegenspielern beeindrucken und trennt sich von der jungen Dampflok:
Pearl erliegt dem Charme und dem Reiz des Neuen. Als sie jedoch erkennt,
dass Electra und Greaseball beide nicht fair spielen, ist es bereits fast zu spät.
Im letzten Rennen bewahrt Rusty sie vor einem Unfall. Auch Pearl erkennt nun,
wem ihre wahre Liebe gilt und beide starten zusammen in ein neues Leben.
Aufgabe
• Entwirf ein neues Plakat für „Starlight Express“ in Bochum mit dem
Charakter, der dich am meisten beeindruckt hat (zum Beispiel als Zeichnung,
Collage oder Ähnliches).
Pearl weiß nicht, für wen
sie sich entscheiden soll.
20
3.2 Ein modernes Märchen?
Bei näherer Betrachtung von „Starlight Express“ fallen einige Besonderheiten
auf, die eine Deutung des Musicals als Märchen möglich machen. Märchen
zeichnen sich meistens aus durch einen Helden, der eine Prüfung bestehen
muss, nicht selten in Form eines Wettkampfes. Die Ausgangslage im Märchen
ist daher vorwiegend eine Notlage oder eine Aufgabe, die im Laufe der Handlung
gelöst werden muss. Am Ende siegt der Kleine über den Großen, der Schwache
über den Mächtigen oder der Unscheinbare über den Favoriten. Oft hat der
Held am Ende nicht nur die Prüfung bestanden oder das Problem gelöst, sondern
damit auch das Herz einer Frau erobert.
Typisch für Märchen ist zum Beispiel auch die Zahl „drei“. Für „Starlight Express“
heißt das: Die Dampfloks müssen drei von vier Rennen fahren und erst im dritten
Rennen wird die Aufgabe gelöst.
Außerdem stehen drei Lokomotiven
im Mittelpunkt des Geschehens:
Rusty, Electra und Greaseball.
Im Märchen finden sich oft extreme Gegensätze, so gibt es
zumeist sehr reiche oder sehr
arme, sehr schöne oder sehr
hässliche Menschen. Je böser der
Widersacher, um so strahlender
und siegreicher erscheint letztlich
„das Gute“ als Gewinner. ¹
„Starlight Express“ ist ein modernes Märchen.
Diskussion und Aufgaben
• Welche anderen Märchen fallen dir ein, in denen es um einen Wettlauf
oder einen sonstigen Wettkampf geht?
• Denke dabei auch an einen Wettkampf im übertragenden Sinne – wie
zum Beispiel an die Prüfungen, welchen sich das „Tapfere Schneiderlein“
unterziehen muss. Ähneln diese Prüfungen der Herausforderung, vor der
in „Starlight Express“ die Dampflok Rusty steht?
• Welche Märchen fallen dir noch ein, in welchen die Zahl „drei“ eine Rolle
spielt?
• Im Musical ist das Kind, das eingangs mit seiner Eisenbahn spielt und
dann in tiefen Schlaf sinkt, selbst Teil seines Traums. Es nimmt in der
Geschichte um die Weltmeisterschaft der Züge eine wichtige Rolle ein.
Welche? Wann schaltet das Kind sich ins Geschehen ein?
• In dem Moment, in welchem das Kind diese Rolle übernimmt, wechselt
das Geschehen auf eine andere Ebene. Aus welchen beiden Handlungsebenen besteht das Musical „Starlight Express“? (*)
• Vergleiche „Starlight Express“ mit dem Märchen „Aschenputtel“. Was
haben Rusty und Aschenputtel gemeinsam? Worin besteht ihre Prüfung?
Warum und wie wird ihnen geholfen? (*)
¹ Märchenforscher Max Lüthi nennt dieses Phänomen „Polarisation“.
21
3.3 Die Personifizierung
Ein typisches Element des Märchens ist die Personifizierung von Tieren oder
Gegenständen, das heißt, Tiere und Gegenstände können wie Menschen sprechen
und handeln, sie leben mit ihnen auf einer Ebene.² Im Märchen ist es selbstverständlich, dass in „Schneewittchen“ das „Spieglein, Spieglein an der Wand“ der
eitlen Königin immer wieder antwortet. In „Starlight Express“ erwachen
Lokomotiven und Waggons im Traum des Kindes zum Leben. Sie haben
menschliche Eigenschaften, sie können sprechen, sie sind freundlich und arrogant,
mutig und hinterlistig, sie lieben und leiden, verlieren und gewinnen.
Diskussion und Aufgaben
• Bildet Gruppen und überlegt, in welchen Märchen Tiere oder Gegenstände
„vermenschlicht“ werden. Ein Beispiel, das fast jeder kennt, sind die
„Bremer Stadtmusikanten“. Welche anderen gibt es? Wie geschieht das?
• Wählt eines dieser Märchen aus und versucht, es pantomimisch darzustellen. Die anderen Gruppen sollen es erraten können!
• Der „Liebesexpress“ besteht aus Pearl, dem 1.-Klasse-Wagen, Buffy,
dem Buffetwagen, Ashley, dem Raucherwaggon und Dinah, dem Speisewagen. Schau dir das Programmheft an: Wie kannst du an den Kostümen
erkennen, um welchen Wagen es sich handelt?
• Stell dir vor, es würde noch ein Schlafwagen, ein Party- oder ein
Postwaggon mitfahren. Wie könnte man ein Kostüm für ihn gestalten?
² Märchenforscher Max Lüthi nennt dieses Phänomen „Eindimensionalität“.
Die Freundinnen Dinah, Buffy und Ashley.
22
3.4 Der Held
Der Held steht im Mittelpunkt des Märchens. Am Anfang der Erzählung ist er
oft ein Außenseiter, häufig ist er der Jüngste der Familie, der sich durchsetzen
muss. Er ist eine hilfreiche, meist sanftmütige Figur, manchmal sogar ein
bisschen naiv. Die Wandlung vom Außenseiter zum erklärten Sieger des Stücks
vollzieht sich im Laufe der Handlung. Während diese voranschreitet, muss der
Held eine Reihe von Prüfungen bestehen, die seine guten Eigenschaften zum
Vorschein bringen und ihn stärken.
Märchen sind immer schon im Kreis der Familie erzählt worden. Auf der einen
Seite sollen sie durch eine abenteuerliche Handlung unterhalten, auf der anderen
Seite soll der Held aber auch als Vorbild dienen. Als Beispiel für gute Eigenschaften
und dafür, was der Mensch alles erreichen kann, wenn er an sich glaubt.
Diskussion und Aufgaben
• Wer ist (oder wird) der Held in „Starlight Express“? Gibt es noch andere,
die du zu den „Guten“ zählen würdest?
• Ist der Held in „Starlight Express“ ein Außenseiter? Warum hat er unsere
Sympathie und unser Mitgefühl? Fallen dir andere Beispiele für Außenseiter
in diesem Musical ein? Wie werden sie behandelt?
• Was meinst du: Sind Comics auch moderne Märchen? Welche Comics
und welche Helden fallen dir ein?
Rusty muss sich gegen Greaseball zur Wehr setzen.
23
3.5 Die Gegenspieler
Das Böse, gegen das zu kämpfen die Aufgabe des Helden ist, ist oft auf den
ersten Blick besonders spannend. Der heimtückische Gegenspieler zeichnet
sich durch die Entschlossenheit aus, kompromisslos Regeln zu verletzen; er
wirkt zunächst klug, listig und stark. Der Bremswagen Caboose zeigt uns am
Anfang des Musicals, wie man scheinbar schnell und einfach ans Ziel kommt,
wenn man sich nur an seine eigenen Gesetze und nicht an die allgemein gültigen
Regeln hält. Bei der Auseinandersetzung mit seinen Gegenspielern gerät der
Held häufig in eine ausweglose Situation. Plötzlich ist er – wie es zunächst
aussieht – auf Hilfe angewiesen. Dem Anschein nach ist auch die technisch
veraltete Dampflok Rusty gegen Greaseball, Electra und den hinterlistigen
Caboose ohne Chance, bis die Handlung eine unerwartete Wendung nimmt. So
gut es am Anfang auch für die Widersacher im Märchen aussieht: Am Ende
verlieren sie jedoch immer und werden bestraft. Es wird deutlich, dass das
Böse keine Chance hat und niemals ein Vorbild ist im Gegensatz zum Helden
des Märchens.
Um sein Ziel zu erreichen, ist Caboose jedes Mittel recht.
Diskussion und Aufgaben
• In wem erkennst du bei „Starlight Express“ den oder die Bösewichte?
Inwiefern sind diese Rollen böse? Wer hat im Laufe der Handlung alles
unter ihnen zu leiden?
• Womit hat der Held in „Starlight Express“ zusätzlich zu kämpfen? Warum
zweifelt Rusty so an sich?
• Was meinst du fasziniert Pearl an Electra, so dass sie ihren Freund
verlässt, um mit der E-Lok zu fahren?
• Welche Lok hat dich besonders beeindruckt und was zeichnet diese aus?
24
3.6 Die übernatürlichen Kräfte
Damit der Held im Märchen seine Aufgabe lösen kann, benötigt er fast immer
eine Gabe, die ihm dabei hilft. Dies können Dinge und Gegenstände sein wie
zum Beispiel ein goldenes Spinnrad oder Aschenputtels schönes Abendkleid,
aber auch Dienstleistungen oder ein guter Rat. Nicht selten sind es übernatürliche
Kräfte, die dem Helden zur Seite stehen, wenn er das Böse aus eigener Kraft
nicht bewältigen kann. Mit ihrem Erscheinen nimmt die Handlung eine entscheidende Wendung: Die übernatürlichen Kräfte verleihen dem Helden
– der sich eigentlich erst in diesem
Moment als Held entpuppt – bis
dahin ungeahnte Fähigkeiten, seine
Prüfung zu bestehen und führen
die Geschichte zu einem Happy
End.
Pearl und Rusty blicken in eine gemeinsame Zukunft.
Diskussion und Aufgaben
• Wer oder was übernimmt im Musical „Starlight Express“ die Funktion
solcher „übernatürlichen Kräfte“, und wann taucht er oder es auf?
• Was bringt Rusty schließlich dazu, doch am Finale teilzunehmen? Hat
er wirklich mehr Chancen als vorher?
• Der gute Ausgang der Geschichte besteht nicht nur in Rustys Sieg. Was
gehört noch zum Happy End?
• Die meisten Märchen enthalten eine Moral, also einen Ratschlag, den
der Leser beherzigen kann.
Was ist der Ratschlag von „Starlight Express“? (*)
• Lies das Textblatt auf der folgenden Seite und untersuche die Wirkung
der „übernatürlichen Kräfte“ daran. (*)
25
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3.7 Textblatt „Starlight Sequenz“
STARLIGHT EXPRESS
Du allein hast die Kraft tief in dir
Und wenn du an dich glaubst
Dann kann alles geschehen
Selbst das Meer teilt sich vor dir
Wenn du in dir diese Kraft einst findest
Brauchst du nicht die Welt zu bitten
Dir zu helfen
Was du erreichen willst
Schaffst du mit der Kraft in dir
RUSTY
„Starlight Express“, sage mir jetzt
Wo bist du? Zeig dich mir
„Starlight Express“, ich brauche dich jetzt
Ich bitt dich, komm zu mir
STARLIGHT EXPRESS
Rusty, glaub mir, ich bin in dir
Du selbst hast in dir
Den „Starlight Express“
Er ist ganz gewiss in dir, Rusty
Ich bin du, bin du, denn
Du allein
RUSTY
Ich selbst bin Starlight
STARLIGHT EXPRESS
Hast die Kraft tief in dir
RUSTY
Ich weiß ich kann
STARLIGHT EXPRESS
Und wenn du an dich glaubst, dann
RUSTY
Alles tun
STARLIGHT EXPRESS
Kann alles geschehen
Selbst das Meer teilt sich vor dir
RUSTY
Was ich nie zuvor geglaubt
STARLIGHT EXPRESS
Wenn du in dir
RUSTY
Ich selbst bin Starlight
STARLIGHT EXPRESS
Diese Kraft einst findest
RUSTY
Und ich weiß genau
RUSTY und STARLIGHT EXPRESS
Brauchst du nicht die Welt
Ich brauch nicht die Welt
Zu bitten, dir/mir zu helfen
Denn du/ich schaff(st) es mit der
Kraft in dir/mir!
Diskussion
• Kurz vor dem Start zum letzten
Rennen versteht Rusty plötzlich,
was der „Starlight Express“
wirklich ist. Wie würdet ihr den
„Starlight Express“ erklären?
Nehmt dazu das Textblatt
zur Hilfe!
Rusty sieht den legendären „Starlight Express“.
26
4 Aspekte der Produktion
4.1 Musical der Superlative
Das Theater
Ein eigens für die deutsche „Starlight Express“-Version entworfenes Theater wurde
in Bochum gebaut, die Gesamtkosten der Produktion beliefen sich auf 32 Millionen
Mark. Die „Starlight Express“-Bühne gehört zu den weltweit größten und waghalsigsten
Konstruktionen im Bereich Musiktheater. Rund 1.100 m² Bühnenfläche im Stil eines
Rollschuhparcours verteilen sich auf drei Ebenen mit einer Höhendifferenz von 7,5
Metern. Eine 280 Meter lange Rollbahn kommt hinzu. Auf einen Orchestergraben
wurde zugunsten des Rollschuhparcours verzichtet. Die Musiker sitzen – für das
Publikum unsichtbar – in einem Raum unter
der Bühne. Über Monitore kann der Dirigent
das Geschehen auf der Bühne mitverfolgen.
Ebenso ist der musikalische Leiter von den
Darstellern über mehrere, gezielt platzierte
Monitore zu sehen. Im Jahr 2002 wurde das
Theater zum ersten Mal in seiner Geschichte
für drei Tage geschlossen, Tag und Nacht arbeiteten 20 Techniker an einer zusätzlichen
Rennbahn.
Eine rasante Entwicklung
Choreografen, Rollschuhtrainer, Musiker und Techniker arbeiten kontinuierlich daran,
das Musical um den Traum vom größten Eisenbahnrennen der Weltgeschichte
weiterzuentwickeln. Eine zusätzliche Rollbahn mitten durch das Parkett im Zuschauerraum, zwei neue Lieder aus der Feder Sir Andrew Lloyd Webbers und noch rasanter
inszenierte Rennen sorgen seit 2002 für ein immer spannendes Theatererlebnis.
Zwei Stuntskater, die nicht wie das Ensemble auf Rollschuhen fahren, sondern auf
Inlineskates, verblüffen seit 2004 mit atemberaubender Akrobatik. Die Kinderstimme,
die durch das Stück führt und als einzige Stimme nicht live ist, wurde im Mai 2006
nach einem großen deutschlandweiten Casting neu aufgenommen. Faszinierende
Pyro-Effekte, ein komplett neues Lichtdesign sowie eine überarbeitete Choreografie
sorgen nun außerdem seit November 2006 für noch mehr Spannung.
Die Superlative
Die imposante Tatsache, dass 1988 erstmals ein Theater ausschließlich für ein Stück
gebaut wurde, war einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde wert. Einen
weiteren Eintrag gab es als eine der teuersten Musical-Produktionen in Deutschland.
Im Jahre 1997 kürte die Jury des Guinness-Buchs „Starlight Express“ als das
erfolgreichste Musical in Deutschland – 6,3 Millionen Besucher hatten bis dato die
Rollschuh-Show gesehen. 2005 wurde das Bochumer „Starlight Express“-Live Album
für 400.000 verkaufte Tonträger mit Platin ausgezeichnet.
Das Ensemble
26 Tänzer und Sänger – 24 auf Rollerskates und zwei auf Inlineskates – setzen
dieses Spektakel siebenmal pro Woche auf der Bochumer Bühne um. Einmal zum
Ensemble des Rollschuhmusicals zu gehören, das ist inzwischen für viele Musicaldarsteller Ziel ihrer Karriere. Obwohl das dreimonatige Training vor der ersten Show
die Darsteller an ihre körperlichen Grenzen führt, bewerben sich jedes Jahr über
500 Künstler für Bochums „Starlight Express“.
27
4.2 Ein Blick hinter die Kulissen
„Die Bühne ist frei für den Technik-Check“, klingt es aus den Lautsprechern
hinter den Kulissen. Pünktlich um 17 Uhr macht das Stage Management
(deutsch: „Bühne“ = englisch: „stage“) die erste Ansage. Die Organisatoren des
Backstagebereiches haben den exakten Ablauf und Zeitplan eines Show-Tages
bei „Starlight Express“ genau im Kopf.
Vor jeder Vorstellung wird in einem Rundum-Check der technische Zustand aller
Maschinen im gesamten Bühnenbereich überprüft. Für die Bühnentechniker
heißt das: Die hydraulische Wippe und das dreiteilige Hubpodium in alle Positionen
zu bewegen, über 105 Meter Sicherheitsgeländer zu testen sowie den schwebenden Modelleisenbahnring mit seinem Durchmesser von 13 Metern zu
kontrollieren. Lassen sich alle computergesteuerten Tore problemlos öffnen und
schließen?
Technisches Herzstück ist die über der Bühne schwebende Brücke, auf der die
E-Lok Electra ihren spektakulären Auftritt hat. Alle Funktionen der neun Tonnen
schweren Brücke aus Stahl müssen überprüft werden. In jede Richtung schwenkbar
verbindet sie mit ihren ausfahrbaren Elementen die verschiedenen Ebenen des
Rollschuhparcours – sowohl waagerecht als auch diagonal.
Vom Maschinenstand aus werden alle technischen Abläufe während der Show
gesteuert und kontrolliert. Das Steuerpult der Technik liegt hoch über der Bühne,
um beste Übersicht zu garantieren. Dabei ist die dreifach abgesicherte,
computergestützte Technik aus Sicherheitsgründen jederzeit auf eine Steuerung
per Hand umstellbar. Für den reibungslosen Ablauf während der Show sorgen
23 Techniker. Besonders aufmerksam beobachten sie die Rennen, weil diese
eine sehr schnelle Abfolge der Maschinenbefehle erfordern.
„Die Bühne ist nun frei für den Licht-Check“, lässt das Stage Management
wissen. Es ist 18 Uhr. Plötzlich leuchten 8000 Lichtpunkte auf, 24 Tele-Scans
wechseln die Farbe und 800 Scheinwerfer erstrahlen. Dazu simulieren 840 in
den Boden eingelassene Leuchtstofflampen die Gleise, auf denen in wenigen
Stunden 26 Künstler die Weltmeisterschaft der Lokomotiven austragen werden.
Die Beleuchter überprüfen jede Lichteinstellung auf Helligkeit und Leuchtkraft.
Natürlich steht dabei auch der Laser auf der technischen Checkliste: Zum
Höhepunkt der Show lässt er den Nebel zu einem fantastischen Himmelszelt
werden.
18.45 Uhr: „Open time on stage“, verkündet das Stage Management. Nun ist
die Bühne frei für die Darsteller und das „Skate warm-up“ – dabei laufen die
Künstler sich vor jeder Show warm und lockern ihre Muskeln. Darsteller mit
aufwändigeren Masken sind jetzt schon fertig geschminkt.
„Alle Künstler finden sich bitte zum Vocal warm-up im neuen Ballettsaal ein“,
heißt es um 19.20 Uhr. Sämtliche Darsteller, die abends auf der Bühne stehen,
singen sich – vom Musikalischen Leiter auf dem Keyboard begleitet – ausführlich
ein.
„Noch eine halbe Stunde bis zum Show-Beginn“, ist aus den Lautsprechern zu
hören. Nun geht es zügig in die Maske, wo Haare hochgesteckt, Kopfmikrofone
28
angebracht und schließlich die Perücken aufgesetzt werden. Die Maskenbildner
überprüfen noch einmal genau, ob jeder Pinselstrich sitzt. Anschließend helfen
die Dresser den Darstellern in ihre zum Teil sehr schweren Kostüme – alleine
wäre das Schließen der zahlreichen Knöpfe und Anlegen der vielen Einzelteile
nicht zu bewältigen.
Während der Theatersaal nun langsam zum Leben erwacht, stimmen die Musiker
eine Etage tiefer ihre Instrumente. Am Mischpult wird der Mix aus Orchester
und Gesang später aufeinander abgestimmt. Vier Tontechniker sorgen dafür,
dass der Mix über 64 Lautsprecher mit optimalem Stereosound übertragen
wird. Die Gesamtmusikleistung beträgt mehr als 40.000 Watt.
19.55 Uhr: „Bitte alle Darsteller auf ihre Positionen“. Während der Vorstellung
koordiniert das Stage Management Bühnentechnik, Licht- und Tonregie sowie
die Auftritte der Darsteller. Der Stage Manager gibt von einem Regiepult
oberhalb der Bühne seine Anweisungen, die sogenannten „Cues“. Über Funk,
Video und Telefon ist er mit allen verbunden, die an der Vorstellung beteiligt
sind. Erst nach Ansage der „Cues“ werden von den Bühnen- und Lichttechnikern
während der Show die unterschiedlichen technischen Positionen angefahren.
Es ist 20 Uhr: Die Vorstellung beginnt!
Zwei Stunden und 45 Minuten lang sind Show-Crew und Darsteller nun
hochkonzentriert: Jeder Einsatz muss punktgenau erfolgen. Dabei gehen vor
allem die bis zu 60 Stundenkilometer schnellen Rennen an die körperlichen
Reserven der Darsteller. Jeder von ihnen trinkt während einer „Starlight Express“Vorstellung an die drei Liter Wasser.
Schließlich ist es 22.45 Uhr: „Vielen Dank für die schöne Vorstellung meine
Damen und Herren, wir wünschen allen einen angenehmen Abend, bis morgen“,
verabschiedet der Stage Manager sich über die Lautsprecher von allen
Mitarbeitern und Darstellern.
Die Dresser helfen Pearl und Rusty beim Anziehen ihrer Kostüme.
29
4.3 Berufe im Theater
Neben den Darstellern, Musikern und Technikern sind noch viele andere Menschen
am Gelingen einer „Starlight Express“-Aufführung beteiligt.
Requisiteur/in – Rollschuhmechaniker/in
In der Requisitenkammer eines Theaters
werden alle kleineren und größeren
Gegenstände (Requisiten) verwaltet und
repariert, die während einer Vorstellung
benötigt werden. Bei „Starlight Express“
sind das z.B. Flaggen, eine Mundharmonika, eine Sonnenbrille und vieles
mehr. Die Hauptrequisiten von „Starlight
Express“ sind jedoch die Rollschuhe.
Weltweit einzigartig ist daher, dass die
Requisiteure bei „Starlight Express“ auch
gleichzeitig Rollschuhmechaniker sind.
In der Rollschuhabteilung, dem sogenannten „Skate Department“ (deutsch:
„Rollschuh“ = englisch: „skate“), werden
die Rollschuhe montiert, gewartet und
individuell angepasst. Jeder Darsteller
besitzt zwei Paare, die aus je 146 Teilen
zusammengesetzt werden. Firmen aus
den USA, England und der Nachbargemeinde Hattingen liefern die Originalstücke. Während der Vorstellung befinden sich die Rollschuhmechaniker im
Hinterbühnenbereich, um bei Problemen
mit den Skates sofort helfen zu können.
Dann gibt es für die Darsteller einen
„Boxenstopp“: Schneller als beim Formel1-Rennen wechseln die Mechaniker
Räder, Stopper und Achsen aus. Zudem
sind die Requisiteure für die Pyrotechnik
bei „Starlight Express“ verantwortlich.
Sie bestücken Rollschuhe, Handschuhe
und Bühnenelemente mit Feuereffekten,
die sie während der Show über eine
Fernsteuerung zünden.
Das ausgiebige Rollschuhtraining macht
Schnellzug Espresso fit für seinen Salto.
Rollschuhtrainer/in
Wer bei „Starlight Express“ als Darsteller anfängt, muss nicht Rollschuhlaufen
können! In einem speziellen, 12-wöchigen Training, der „skate school“, bringt
der Rollschuhtrainer den Darstellern nicht nur das Rollschuhlaufen bei, sondern
auch das Fallen, Springen und Tanzen auf Skates. Mit über 60 Stundenkilometern
sollen sich die Darsteller später singend und in bis zu 18 Kilogramm schweren
Kostümen auf den Rollbahnen bewegen. Damit sie die anstrengende 2,5 Stunden
30
lange Show bewältigen können, absolviert er mit ihnen ein anspruchsvolles
Fitnessprogramm. Außerdem trainiert er die Trickskater, zwei Profis, die sich
auf Stunts wie Salti, Schrauben und waghalsige Sprünge spezialisiert haben.
Maskenbildner/in
Die Maskenbildner bringen den Darstellern von „Starlight Express“ bei, ihr
schillerndes Make-up selbst aufzulegen. Dabei kommt es besonders auf die
Details an: Vor Vorstellungsbeginn überprüfen sie noch einmal genau, ob jeder
Pinselstrich sitzt und die Verwandlung von Mensch in Zug somit perfekt ist.
Außerdem sind sie für das Knüpfen der Perücken verantwortlich – nachdem die
Maskenbildner Gipsabdrücke von den Köpfen der Künstler genommen haben,
werden die Perücken nach Maß geknüpft. Bis zu 40 Stunden werden dafür pro
Stück benötigt, außerdem werden die Perücken jeden Tag frisch gewaschen und
frisiert.
Kostümbildner/in
Mit Herstellung und Reparatur der Kostüme sind ständig 21 Kostümschneider/innen beschäftigt. Hinzu kommen eine Hutmacherin und ein Spezialist für
Airbrush-Technik. Kleine Räder und Puffer sehen aus wie aus Eisen sind aber
aus Gummi – eine besondere Lackierung macht es möglich. Jede einzelne
Paillette und Niete wird mit der Hand aufgesetzt, Schulterboxen und Brustplatten geformt, Stoffe bemalt. Das aufwändigste Kostüm ist das der jungen
Dampflok Rusty, für das die Schneider vier Monate benötigen. Am Ende wiegt
es 18 Kilogramm.
Dresser/in
Jedem Darsteller stehen zwei Ankleider, im Theater auch „Dresser“ (deutsch:
„anziehen“ = englisch: „to dress“) genannt, zur Seite. Vor der Vorstellung
überprüfen die Dresser die Besetzungslisten des Abends und suchen für die
einzelnen Darsteller die passenden Kostümteile in der jeweiligen Größe heraus.
Zu Beginn der Show helfen sie den Ensemblemitgliedern in die schweren Kostüme;
während der Vorstellung stehen sie im Backstagebereich für sekundenschnelle
Kostümwechsel und kleinere Reparaturen bereit.
Diskussion und Aufgaben
• Neben den oben genannten Berufen gibt es noch viele andere Berufe
am Theater, so zum Beispiel in den Abteilungen Regie, Choreografie, Licht,
Ton und Orchester. Welche dieser Berufe kennst du?
Was verbirgt sich dahinter?
• Welcher dieser Berufe würde dich reizen?
Wie stellst du dir den Arbeitsalltag vor?
31
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4.4 Buchstabenrätsel
Aufgabe
Beantworte die folgenden Fragen. Die Buchstaben in den grauen Kästchen
ergeben – von oben nach unten gelesen – das Lösungswort. Leerzeichen müssen
nicht gesetzt werden.
1. Beim Anziehen und Wechseln der bis zu 18 Kilogramm schweren Kostüme
wird den Darstellern von Fachkräften geholfen. Wie heißen diese hilfreichen
Kollegen?
2. Hier verwandeln sich die Akteure von Mensch in Zug – welche Abteilung des
Theaters ist gemeint?
3. Wer gibt im Musical-Theater während der Vorstellung die
Anweisungen („Cues“) und koordiniert so Bühnentechnik, Licht- und Tonregie
(englischer Begriff)?
4. Wie nennt man die Feuereffekte, die während der Show von den Requisiteuren
gezündet werden?
5. Wie heißt der Buffetwagen bei „Starlight Express“?
6. Wo werden die Rollschuhe verwaltet, gewartet und instand
gesetzt (englischer Begriff)?
7. Wer sorgt für die Fitness der rollenden Akteure?
8. Wie heißt der Komponist von „Starlight Express“?
9. Welche Art von Anhängern verkörpern die drei Hip Hopper?
10. Welchen Namen trägt die hypermoderne E-Lok, die Rusty zum Rennen
herausfordert?
32
5 Literatur und Service
5.1 Literatur
Musik:
„Starlight Express“ – Original Live Album Bochum, Stella Musical Veranstaltungs GmbH, 1989.
„Starlight Express“ – Die Höhepunkte der deutschen Aufführung mit dem Bochumer Ensemble, Polydor 1991.
„Starlight Express“ – New Songs, Mr. Heartbeat Records/Th. Krauth GmbH, 2003.
Noten:
Lloyd Webber, Andrew/Stilgoe, Richard: „Starlight Express“. Die Songs aus dem rasantesten Musical aller Zeiten,
deutscher Text von Sabine Grohmann, Hamburg o.J.
Lloyd Webber, Andrew/Stilgoe, Richard: The new “Starlight Express“. Vocal Selections, London 1993.
Hess, Reimund: Dampflok-Story, für zwei- bzw. dreistimmigen Kinderchor und Orchester, o.O. 1935.
Dorn, Michael: Dampfmaschinen-Rhythmen (Spielstück), in: Thema Musik, Stuttgart 1995.
Literatur zur Einführung und zu Kapitel 2:
Bührig, Dieter: Dissertation „Schule in der Musik“, Hamburg 1994.
Bührig, Dieter: Impulse für den Musikunterricht,1997/www.dieterbuehrig.de.
Lindenbaum, Walter: „Starlight Express“, in: Helms, S./Kruse, M./Schneider, R. (Hg.): Lübbes Musical-Führer,
Bergisch Gladbach 1998.
Lindner, Heike und Paul: „Starlight Express“. Ein Musicalprojekt mit der Jahrgangsstufe 9, in: Musik und Unterricht 30/1995.
Mühe, Hansgeorg: Die Musik Andrew Lloyd Webbers, 2. Aufl., Hamburg 1995.
Richmond, Keith: Die Musicals von Andrew Lloyd Webber, Berlin 1996.
Walsh, Michael: Andrew Lloyd Webber: der erfolgreichste Komponist unserer Zeit, München 1994.
Literatur zu Kapitel 3:
Lüthi, Max: Märchen, 10. Aufl., Stuttgart 2004.
Ranke, Kurt/Brednich, Rolf Wilhelm (Hg.): Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden
Erzählforschung, Bd. 6, Berlin/New York 1990 / Bd. 11, Berlin/New York 2004.
Schaufelberger, Hildegard: Märchenkunde für Erzieher. Grundwissen für den Umgang mit Märchen,
Freiburg/Basel/Wien 1987.
5.2 Auflösung Rätsel
01. Dresser
04. Pyrotechnik
07. Rollschuhtrainer
10. Electra
02. Maske
05. Buffy
08. Andrew Lloyd Webber
03. Stage Management
06. Skate Department
09. Frachtwaggons
Lösungswort: DAMPFKRAFT
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5.3 Rund um den Musical-Besuch
Anschrift:
STARLIGHT EXPRESS-Theater Bochum, Stadionring 24, 44791 Bochum
Telefon 0234-506020
Internet:
www.starlight-express.de
Vorstellungen:
Mittwoch 18:30 Uhr
Freitag
20:00 Uhr
Donnerstag
Samstag
Sonntag
20:00 Uhr
15:00 Uhr + 20:00 Uhr
14:00 Uhr + 19:00 Uhr
Tickets:
Karten können telefonisch unter der TICKETHOTLINE 0180 - 51 52 53 0
(0,14 €/Min., ggf. andere Preise Mobilfunk) gebucht werden. Außerdem gibt
es Karten an der Theaterkasse, im Internet unter www.kartenkaufen.de sowie
bei Reisebüros und Vorverkaufsstellen.
Preise:
Die aktuellen Preise erfragen Sie bitte bei Ihrer Buchung.
Generell gelten folgende Ermäßigungen:
• Kinder (bis einschließlich 14 Jahre) erhalten 30 % Ermäßigung an allen
Spieltagen in der Preiskategorie 1 und 50 % Ermäßigung für die Preiskategorien
2, 3 und 4.
• Schüler, Studenten, Auszubildende, Zivildienstleistende sowie Teilnehmer am
Freiwilligen Sozialen Jahr erhalten 30 % Ermäßigung in den Preiskategorien 2,
3 und 4.
• Schulklassen erhalten in den Preiskategorien 2, 3 und 4 50 % Ermäßigung
(für je zehn Schüler erhält eine Begleitpersonen 50 % Ermäßigung), außer
Samstagabend.
Anfahrt:
Das STARLIGHT EXPRESS-Theater Bochum liegt direkt an der Autobahnabfahrt
Bochum-Ruhrstadion.
Aus Richtung Essen oder Dortmund: A 40, Abfahrt Bochum-Ruhrstadion.
Aus Richtung Münster/Dortmund: A 43, dann A 40, Abfahrt Bochum-Ruhrstadion.
Aus Richtung Wuppertal: A 44 bzw. A 43, bis Autobahnkreuz Bochum, dann
A 40 bis Abfahrt Bochum-Ruhrstadion.
Parkmöglichkeiten:
Das STARLIGHT EXPRESS-Theater Bochum verfügt über zahlreiche PKWParkplätze sowie Stellplätze für Omnibusse.
Öffentliche Verkehrsmittel:
Vom Hauptbahnhof mit der U-Bahn-Linie 308 in Richtung Gerthe bis Haltestelle
rewirpowerSTADION. Fahrzeit: 3 Minuten. Dann 10 Minuten Fußweg bis zum
Theater.
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Impressum
Herausgeber: STARLIGHT EXPRESS GmbH, Stadionring 24, D-44791 Bochum
Druck: P. Clasen Satz & Druck oHG
Text: Ellen Lübke-Meier, Nadine Villmann
Grafische Gestaltung und Produktion: Anke Bomke
Fotos: Szenen, Backstage und Bühnenfotos: Jens Hauer, Herne
© 2008 STARLIGHT EXPRSS GmbH, Bochum