Simulation eines Cochlea-Implant
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Simulation eines Cochlea-Implant
Seite 1 von 3 Digitale Hörhilfen der Zukunft - CIS Fachbereich Elektro- und Informationstechnik Fachgebiet Industrieelektronik und Digitaltechnik Prof. Dr.-Ing. Hartmut Kopp Digitale Hörhilfen der Zukunft Menschen, die taub geboren sind oder im Laufe ihres Lebens das Hörvermögen verloren haben und denen selbst mit Hochleistungshörgeräten nicht geholfen werden kann, können unter bestimmten Voraussetzungen durch den Einsatz eines Cochlea-Implant-Systems akustische Reize aus der Umgebung wieder wahrnehmen und auch Sprache wieder verstehen. Der Höreindruck bei Cochlea-Implantat-Trägern unterscheidet sich jedoch wesentlich von denen der Normalhörenden. An der Fachhochschule Hannover wurde in Zusammenarbeit mit der MHH-Hannover im Rahmen zweier Diplomarbeiten eine Simulation zur Synthese des Höreindruckes eines Cochlea-Implant-Systems entwickelt. Hierbei wurden zwei verschiedene Wege gegangen, um die Simulation zu verwirklichen: • • Programmtechnische Simulation des Höreindrucks Schaltungstechnische Simulation des Höreindrucks Das Cochlea-Implant-System Das System besteht aus den Komponenten Sprachprozessor, Mikrofon, Sender und dem Implantat. Die vom Mikrofon aufgenommenen Signale werden im Sprachprozessor verarbeitet und dem Sender zugeführt. Vom Sender gelangen die Signale drahtlos zum Implantat. Das Implantat reizt mittels seiner Stimulationselektroden die Nervenenden in der Cochlea. Abbildung 1: CIS FH-Hannover, FB Elektro- und Informationstechnik, Fachgebiet Industrie-Elektronik & Digitaltechnik Seite 2 von 3 Digitale Hörhilfen der Zukunft - CIS Programmtechnische Simulation des Höreindrucks bei Cochlea-ImplantTrägern Thorsten Biester, Thorsten Krause, FH-Hannover/MHH, 1998. Die Simulation basiert auf dem Programm MATLAB 5.1 für einen Standard-PC mit handelsüblicher Soundkarte. Die Simulation erfolgt durch Nachbildung des Sprachprozessors mit den Sprachverarbeitungsstrategien SPEAK und CIS und drei AGC-Modellen. Weiterhin konnten aufgrund von Höreindruckbeschreibungen von CI-Patienten und aus eigenen Überlegungen heraus zwei vereinfachte Klangsynthese-Modelle entwickelt werden. Das Simulations-Programm ist in drei Blöcke aufgeteilt: 1) Simulation des Sprachprozessors 2) Simulation des Cochlea-Implantates 3) Synthese des neuronal verarbeiteten Höreindruckes Abbildung 2: Simulationssystem Erklärung der Abkürzungen: AGC DIG FILT SEQU IMP FORM ST-IMP NV AW Automatische Verstärkungsanpassung Digitale Filter Sequenzer Impulsformung Stimulationsimpuls Neuronale Verarbeitung Akustikwandler Beurteilung der Simulation Um erste Anhaltspunkte für die Beurteilung der Simulation zu erhalten, wurden sechs CochleaImplant-Träger nach ihrem jetzigen Höreindruck befragt. Am häufigsten wurden genannt: • • • metallische Roboterstimme verzerrte Töne, schlecht eingestellter Radiosender klare Töne Nun wurden normalhörenden Testpersonen mehrere Sätze vorgespielt, die mit dem SoftwareSimulator erzeugt wurden. Die Versuchspersonen beschrieben ihre Höreindrücke so wie die Cochlea-Implant-Träger. In der Medizin gibt es zur Zeit noch keine Referenzwerte für die Beurteilung von Höreindrücken, da die Zusammenhänge für einen in der Cochlea durch elektrische Impule erzeugten FH-Hannover, FB Elektro- und Informationstechnik, Fachgebiet Industrie-Elektronik & Digitaltechnik Seite 3 von 3 Digitale Hörhilfen der Zukunft - CIS Höreindruck bislang nur zum Teil erforscht sind. So konnte die Nachbildung eines Höreindruckes lediglich nach Aussagen von Cochlea-Implant-Trägern und mit den von Medizinern erstellten Annahmen umgesetzt werden. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass nach heutigem Wissensstand die vorliegende Simulation die Höreindrücke von Cochlea-Implant-Trägern in diesem begrenzten Rahmen gut nachbildet. Damit Sie sich ihren eigenen Höreindruck verschaffen können, sind hier mehrere Audiodateien eingebunden. Zur Wiedergabe wird der Acrobat Reader mit Version 6 oder höher benötigt. Klicken Sie bitte auf das Lautsprechersymbol. Original Simulation 1. Satz: 2. Satz: 3. Satz: 4. Satz: Musik: Schaltungstechnische Simulation des Höreindrucks Echtzeitsimulation des Höreindrucks eines Cochlea-Implant-Patienten Alexander Matysek, Holger Hürter, FH-Hannover/MHH, 1998. Durch die Echtzeitumsetzung dieser Hardware-Lösung ist es möglich, reale Gesprächssituationen nachzustellen. Die Testperson erhält dann neben der CI-Umsetzung auch Zusatzinformationen wie z.B. Mimik, Gestik und Lippenbewegungen. Bisher entwickelte Softwarelösungen erlauben diese Echtzeitumsetzung derzeit noch nicht. Der Realtime-Simulator kann mit verschiedenen Cochlea-Implant-Systemen verbunden werden und übernimmt dann die Synthese des neuronal verarbeiteten Höreindruckes. FH-Hannover, FB Elektro- und Informationstechnik, Fachgebiet Industrie-Elektronik & Digitaltechnik