XII.Olympische Winterspiele Innsbruck

Transcription

XII.Olympische Winterspiele Innsbruck
neues.ipa.at
Ein Teil der Sportstätten lag im behördlichen Zuständigkeitsbereich der
Bundespolizeidirektion Innsbruck sowie wichtige Schutzobjekte, wie das
Olympische Dorf, das Kongresshaus,
das ORF Zentrum, das Pressezentrum
In diesen Tagen blickte alle Welt nach
Österreich. Tausende direkt am Ort
des Geschehens und Millionen vor den
Bildschirmen erlebten den Ablauf der
XII. Olympischen Winterspiele 1976 in
Innsbruck. Zur brennenden Frage, wer
wird Gold, Silber oder Bronze erringen,
gesellte sich drohend eine zweite: Werden es sichere Spiele werden? Betrachtet man die Situation aus heutiger Sicht,
ist sie wohl ein kleines Wunderwerk –
ohne Digitalfunk, ohne Computer, ohne
E-Mails, ohne Smartphones, und es
funktionierte trotzdem wie am Schnürchen – nämlich mit Respekt.
Als Verantwortlicher
für den gesamten Einsatz der Sicherheitskräfte wurde der Sicherheitsdirektor für
Tirol bestimmt. Bei der
Sicherheitsdirektion
wurde ein Olympia­
Bald nach Vergabe der Olympischen
Winterspiele an die Stadt Innsbruck erteilte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit den
Sicherheitsbehörden
und dem Landesgendarmeriekommando
für Tirol den Auftrag,
mit den Vorbereitungen zu beginnen.
und Residenzen besonders schutzwürdiger Personen. Außerhalb der Landeshauptstadt und somit im Bereich
der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck
und der Gendarmerie lag der Großteil
der alpinen und nordischen Kampfstätten. Auch hier waren mehrere besonders zu schützende Objekte, vor allem
Sportlerunterkünfte in Seefeld und
Mösern sowie Residenzen und Quartiere prominenter Persönlichkeiten in
Seefeld.
9
stab mit der Kurzbezeichnung „OSTA“
eingerichtet, bei der Bundespolizeidirektion Innsbruck und beim Landesgendarmeriekommando für Tirol wurden
Olympia-Einsatzstäbe „OLESTA-POL“
und „OLESTA-GEND“ gebildet. Ihre
Hauptaufgabe gliederte sich in drei
Einsatzgebiete: Sicherheitsdienst, Ordnungsdienst und Verkehrsdienst. Dementsprechend erfolgte der Aufbau der
Stäbe. An der Spitze des Stabes stand
ein Gesamtverantwortlicher, dem ein
Einsatzkommandant, zwei Stabschefs
für die Bereiche Einsatz und Organisation und mehrere Stabsreferenten für
die Sachbereiche zur Verfügung standen.
XII. Olympische Winterspiele Innsbruck
Vier Jahre nach dem Terroranschlag von München –
Editor: Klaus Herbert
IPA-PRESS
IPA-PRESS
Editor: Klaus Herbert
Für alle nur erdenklich möglichen Einsätze während der Spiele wurde ein
Kräftebedarf von 1.141 Polizeibeamten
und 1.595 Gendarmeriebeamten errechnet. Dabei war zu berücksichtigen,
dass die einwandfreie sicherheitsdienstliche Betreuung im übrigen Bundesgebiet keine Einbuße erleiden durfte. An
Fahrzeugen ergab sich ein Bedarf von
25 Omnibussen, 209 Kleinbussen und
295 Funkstreifen- oder Patrouillenwagen. Für die Fernmeldeversorgung waren 42 Funk-Fixstationen, 257 mobile
Funkgeräte und 520 tragbare Funkgeräte erforderlich.
ist eine Gretchenfrage. Ich habe schon
vor den Spielen gesagt: Wird nichts
passieren wird man sagen, der Aufwand
war zu hoch.Wäre etwas passiert, dann
hätte man uns wahrscheinlich den Vorwurf gemacht, dass der Aufwand zu gering gewesen sei.“ Mit dem Verlöschen
des Olympischen Feuers ging ein Aufatmen durch die Welt. Es waren nicht
nur einfache – es waren auch friedliche
Spiele.
Mehrere Monate vor Beginn der Olympischen Winterspiele setzten die ersten Fahndungsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem bevorstehenden
Der Großteil der Massenmedien zollte Großereignis ein. Fahndungsbeamte der
den Sicherheitsbehörden- und -orga- Polizei und Gendarmerie waren unternen uneingeschränktes Lob. Die beab- wegs, um alle Anmeldungen in Hotels,
sichtigte starke Präsenz von immerhin Gasthäusern und Pensionen im Raume
rund 2.500 Polizei- und Gendarmerie- Innsbruck für die Zeit der Olympischen
beamten forderte aber auch zur Kritik Winterspiele zu überprüfen. In diese
heraus. War es ein indirekter Vorwurf, Überprüfungen wurde auch das gesamals man den Generaldirektor für die te Personal dieser Betriebe einbezogen.
öffentliche Sicherheit, Sektionschef Dr. In Zusammenarbeit mit der DASTA
Danzinger fragte, ob es nicht doch Tirol wurden tausende Personen in
Polizeispiele waren und ob dieser Auf- kriminalpolizeilicher und sicherheitswand an Sicherheitskräften tatsächlich polizeilicher Hinsicht überprüft. Allen,
gerechtfertigt war. … „Schauen Sie, das selbst den kleinsten Hinweisen auf
10
neues.ipa.at
gresshaus erforderten Tag und Nacht
besondere Schutzmaßnahmen. Geraume Zeit vor den Veranstaltungen wurde
das Kongresshaus
genauestens durchsucht und das Gebäude außen und innen unter verstärkte
Bewachung gestellt.
Mehrere anonyme
Bombendrohungen
gaben Anlass zu besonders
genauen
Durchsuchungen.
Einsätze festgelegt. Es war ein großes,
erleichtertes Aufatmen, als bei der
Schlussfeier im Olympia-Eisstadion der
letzte große Einsatz „ohne besondere
Vorkommnisse“ über die Bühne ging.
Dank der umfangreichen und exakten
Vorbereitungsarbeiten der Stäbe und
des restlosen Einsatzes aller eingesetzten Beamten waren es doch noch friedliche Spiele geworden.
Sogar das Auflösen der Stäbe und Einsatzkontingente ging nach genau berechneten Plänen vor sich. Einvernehmlich mit den zuständigen Stellen wurden
die Farbleittafeln und andere Hinweisschilder abmontiert. Bei den Stäben
wurde die unerlässliche Endabrechnung
die beabsichtigte Einreise oder Anwe- Auch in Seefeld waren Schutzmaßnah- durchgeführt und die Arbeitsunterlasenheit subversiver Elemente, wurde men für 17 Sportlerunterkünfte sowie gen in den Büros und Arbeitsräumen
nachgegangen. Auch die Grenzkontrol- für Residenzen und Unterkünfte pro- verpackt. Als sich die Einsatzkräfte nach
len wurden bedeutend verstärkt und minenter Persönlichkeiten erforderlich. wochenlanger Trennung von den Angefallweise Zugskontrollen durchgeführt. In der Regel wurde rund um die Uhr hörigen anschickten, die Olympiastadt
Für bestimmte Objekte waren beson- eine Innensicherung gestellt, in beson- zu verlassen, taten sie es im Bewusstdere Schutzmaßnahmen vorgesehen deren Fällen zusätzlich noch eine Au- sein, nicht nur dabei gewesen zu sein,
– das Olympische Dorf etwa, das in ßenwache. Funkstreifen Tag und Nacht sondern eine verantwortungsvolle und
ein geschlossenes und in ein offenes sorgten für weiteren Schutz. Aber auch schöne Zeit verbracht zu haben.
geteilt war. Der geschlossene Teil war die eigene Sicherheit
rundum mit einem mehrere Meter ho- durfte nicht vernachhen Drahtzaun gesichert. Dieser Zaun lässigt werden. Eine
war zusätzlich durch eine elektronische permanente Wache
Warnanlage, die bei jeder stärkeren Be- bei der Sicherheitsdirührung des Drahtzaunes im eigens ein- rektion, die ihre Aufgerichteten Polizeiwachzimmer Alarm gabe so ernst nahm,
auslöste. Uniformierte Beamte sicher- dass selbst der Geten das geschlossene Dorf von außen, neraldirektor für die
Kriminalbeamte sicherten innen. Diese öffentliche Sicherheit
Sicherheitsmaßnahmen wurden durch kontrolliert
wurde,
den Einsatz von Diensthunden noch und Wachen bei den
verstärkt. Der Einlass in das geschlosse- Dienst- und Unterne Dorf war nur mit besonderen Aus- kunftsgebäuden sorgweisen und ausschließlich nur durch die ten dafür.
Rezeption möglich. Jedermann wurde
genauestens kontrolliert. Die Gepäck- Alle Aktionen der Exe­
stücke wurden durchleuchtet, um das kutive an den VeranEinschleusen von Waffen udgl. zu ver- staltungsorten wurden
hindern. Am Lieferanteneingang durften von den Einsatzstäben
nach eingehenden Kontrollen nur Fahr- aus gelenkt. Jeder einzeuge passieren, die in die offizielle Lie- langende Funkspruch
ferantenliste eingetragen waren. Nicht wurde mit Angabe
einmal die Müllabfuhr war davon aus- der Uhrzeit auf Band
geschlossen.
aufgezeichnet. Jeden
Abend wurden in
Neben dem Olympischen Dorf waren Sitzungen bei OSTA,
in Innsbruck auch noch andere Objek- OLESTA POL und
te zu bewachen. Vor allem Residenzen OLESTA GEND das
besonders hochgestellter Persönlich- Tagesgeschehen eingekeiten, das ORF- und das Pressezen- hend besprochen und
trum, die Gebäude des Olympischen für den kommenden
Komitees und insbesondere das Kon- Tag die verschiedenen
neues.ipa.at
11
IPA-PRESS
Editor: Klaus Herbert