Facharbeit Heilerziehungspfleger - ice

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Facharbeit Heilerziehungspfleger - ice
2008 Claudia Tischow Facharbeit Heilerziehungspfleger Berufsbildungswerk Leipzig Fachschule für Sozialwesen Fachbereich Heilerziehungspflege Witzgallstr. 20 04317 Leipzig Vorgelegt von: Claudia Tischow Königsteinstr. 25 04207 Leipzig Datum: 28.03.2008 In der vorliegenden Facharbeit im Jahrespraktikum zur Zulassung als Heilerziehungspfleger beschreibe ich die Förderung eines Klienten im Bereich Feinmotorik und der damit verbundenen Auge‐Hand‐Koordination. Aufbauend auf die vorhandenen Ressourcen entstand ein Gesellschaftsspiel, welches auch für Personen mit eingeschränkter Sehfunktion anwendbar ist und der Förderung von Konzentration und Ausdauer dient. Förderung der Feinmotorik inklusive Auge‐Hand‐Koordination [1]
Inhaltsverzeichnis
0
Vorwort................................................................................................................. 2
Theorie............................................................................................................................ 3
1
Theoretische Grundlagen..................................................................................... 4
1.1 Das Klientel der Förderschule ......................................................................... 4
1.2 Was bedeutet Behinderung? ........................................................................... 5
1.3 Geistige Behinderung in Literatur und Gesellschaft ....................................... 6
1.4 Das Noonan-Syndrom ................................................................................... 12
1.5 Auge-Hand-Koordination ............................................................................... 13
Praxis............................................................................................................................ 15
2
Den Klienten im Fokus ....................................................................................... 16
2.1 Biographische Daten ..................................................................................... 16
2.2 Die Einschulung in die Förderschule Rosenweg ........................................... 16
3
Ziele der Förderung............................................................................................ 17
3.1 Grobziel ......................................................................................................... 17
3.2 Feinziel .......................................................................................................... 18
4
Material und Methoden ..................................................................................... 18
5
Durchführung der Förderung.............................................................................. 19
5.1 Die erste Fördereinheit – Vorstellung des Projektes ..................................... 20
5.2 Die zweite Einheit – Schulung der Auge-Hand-Koordination ........................ 20
5.3 Einheit 3 – Linien schneiden.......................................................................... 20
5.4 Die vierte Einheit – ein Clown zum Fasching ................................................ 21
5.5 Einheit Fünf – Fensterdekoration mit Fingerfarben ....................................... 21
5.6 Die sechste Fördereinheit - Osterkörbchen................................................... 22
Reflexion – erste Zwischenauswertung ........................................................................ 23
6
Ein erster Soll-Ist-Vergleich................................................................................ 24
7
Ausblick auf die weitere Förderung.................................................................... 24
Quellenverzeichnis ....................................................................................................... 26
Anlagen......................................................................................................................... 28
Anlage 1 – Beobachtungsnotizen von 2005..............................................................A1
Anlage 2 – Einschätzung im Schuljahr 2006/2007....................................................A2
Anlage 3 - Erklärung zur Verwendung persönlicher Daten und Fotos in der
Facharbeit .................................................................................................................A3
Eidesstattliche Versicherung.....................................................................................A4 [2]
0
Vorwort
Als ich 1997 meine Vorausbildung zum Sozialassistenten begann, wusste ich
noch nicht, auf welchen Schwerpunktbereich ich mich festlegen werde. Meine
Interessen für die Pflegemaßnahmen ließen mich in Richtung Altenpflege
tendieren. Einige Jahre später wurde ich Mutter einer kleinen Tochter. Die
pränatalen Untersuchungen blieben stets ohne Befund. Je näher der Geburtstermin rückte, quälten mich Fragen. Was ist, wenn mein Kind nicht gesund ist?
Würde mein Kind ohne größere Probleme in der Gesellschaft klarkommen? Wie
könnten wir mit einer möglichen Behinderung umgehen?
Die Entwicklung meiner Tochter verlief nach einer anfänglichen Verzögerung
normal. Die Sprache und Feinmotorik entsprach jedoch nicht dem Stand eines
Gleichaltrigen. Eine kurzzeitige Ergotherapie und mehrjährige Logopädie bewirkten jedoch ein Nachholen der geforderten Fähigkeiten.
Die Erlebnisse seit der Geburt meines Kindes veränderten meine Prioritäten im
Beruf. Schon das zweite Praktikum in einer Förderschulklasse stärkte mich in
der Entscheidung, künftig vermehrt mit Kindern zu arbeiten. Ihre Offenheit und
Freiheit von Vorurteilen eröffnen mir die Realisierung kreativer Fördermöglichkeiten.
[3]
Theorie
[4]
1
Theoretische Grundlagen
Die 1993 eröffnete Förderschule am Rosenweg in Leipzig Grünau bietet viele
Möglichkeiten zur individuellen Förderung. Bis 1991 wurde das 1978 erbaute
Gebäude als Kindergrippe und Kindergarten genutzt. In der näheren Umgebung
befinden sich weitere Bildungseinrichtungen wie Grund- und Mittelschulen, ein
Gymnasium, eine Förderschule für Blinde und Sehschwache, der Jugendclub
„Völkerfreundschaft“ mit einem reichhaltigen Kulturangebot, das Allee-Center
sowie zwei kleinere Parks, von denen sich einer direkt an das Schulgelände anschließt und zu Spaziergängen zur Entspannung einlädt.
Mit anfangs nur 64 Schülern, ist die Schule in diesem Schuljahr mit 96 Schülern
im Alter von 6-18 Jahren gut besucht. Aufgeteilt in 12 Klassen, arbeiten und lernen die Schüler in kleinen Gruppen. Jede Klassenstufe umfasst drei der festgelegten zwölf Schuljahre. Die Schule verfügt nach den umfangreichen Umbaumaßnahmen vor der Eröffnung und während des Schuljahres 2002/2003 über
ein großzügiges Raumangebot, einen Personenaufzug, ein Bewegungsbecken,
Snoozelraum, Töpferwerkstatt sowie für die älteren Schüler eine Lehrküche,
Wäscheraum und einen Medienraum.
Neben den 19 Lehrern sichert in jeder Klasse eine Pädagogische Unterrichtshilfe (PU) die individuelle Förderung der Schüler ab.
1.1 Das Klientel der Förderschule
Die Vielzahl der unterschiedlichen Diagnosen bei den Schülern an der Förderschule für geistig Behinderte erfordert eine individuelle Einstellung auf jedes
Kind der Klasse, vor allem auf dessen Ressourcen.
Entsprechend dem Profil der Schule sind die Schüler geistig behindert. Neben
den Defiziten bei der geistigen Entwicklung sind häufig auch körperliche Einschränkungen zu beobachten. Ich absolviere mein Jahrespraktikum in einer
Unterstufenklasse mit acht Schülern, die sich aus fünf Jungen und drei Mädchen zusammensetzt. Neben mittelgradigen bis schweren Intelligenzminderungen, Verdacht auf Hirnorgan – Psychosyndrom und hyperaktiver Verhaltensstörung sind häufig weitere Diagnosen mit unterschiedlicher Ausprägung in den
[5]
Akten dokumentiert. Die weiteren Diagnosen umfassen u.a. cerebrale Bewegungsstörungen, epileptisches Anfallsleiden, Sehbehinderungen, Hyperaktivität, Autismus und Muskelhypotonie. Zwei Schüler der Klasse zeigen
verschiedene Syndromerkrankungen. Im ersten Fall handelt es sich um ein
Fehlbildungs-Retardierungs-Syndrom und bei dem zweiten Schüler um das
Morbus L. Down-Syndrom.
Allen Schülern soll neben einem Schulabschluss eine Integration in ein weitgehend „normales“ gesellschaftliches Leben ermöglicht werden. Neben dem
Training der Konzentration und Ausdauer erfolgen häufig ein Ausbau der
körperlichen Fähigkeiten und die Gewinnung größtmöglicher Selbständigkeit in
allen Lebensbereichen. Weiterhin werden die Kommunikationsfähigkeit, lebenspraktische Bildung, Verhaltenserziehung und die Grob- und Feinmotorik geschult. Die Bildungs- und Erziehungsziele orientieren sich am Lehrplan und
dem sonderpädagogischen Förderbedarf der einzelnen Schüler.
Neben der täglichen Förderung in der Gruppe habe ich mich auf eine Intensivförderung eines Schülers spezialisiert, welcher mir durch eine verminderte
Feinmotorik und gestörte Auge-Hand-Koordination auffiel. Bisher erhielt er nur
eine Förderung von 45 Minuten pro Woche und eine ergänzende Physio- und
Ergotherapie. Von den Übungen mit meiner Tochter inspiriert, überlegte ich mir
eine Fördermethode für ihn. Bis zur Umsetzung der Förderung waren jedoch
zahlreiche Überlegungen zu den Materialien, vorhandenen Ressourcen und
deren Nutzung nötig.
1.2 Was bedeutet Behinderung?
Das Profil der Förderschule am Rosenweg ist auf geistig Behinderte ausgelegt.
Bei den Spaziergängen im nahegelegenen Park trifft man häufig auf verunsicherte, mitleidige aber ebenso vorurteilsvolle Blicke und Bemerkungen von
Passanten, die das Selbstwertgefühl der Kinder teilweise stark verletzen
können. Man kann sich jedoch heute leichter als vor einigen Jahren oder
Jahrzehnten über Behinderungen informieren. Viele Menschen verdrängen das
Thema aus Angst vor dem „anders sein“. Dabei gibt es neben zweifelhaften
Onlineinhalten auch wissenschaftliche Informationen im Internet. Für die ein-
[6]
zelnen Behinderungsarten und Stufen gibt es unterschiedliche Definitionen.
Zum einen gilt die allgemeine Definition nach der WHO, zum anderen zahlreiche Definitionen von Spezialisten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen. Die Quelle der Definition bestimmt dabei die Eingrenzung auf einzelne
Bereiche oder eine Allgemeingültigkeit. Die Bezeichnung „Behinderung“
erweckt einen etwas abwertenden Eindruck. Einschränkungen oder Beeinträchtigungen beschreiben die Situation treffender.
Definition von „Behinderung“ nach
WHO
SGB IX
Aufgrund einer Erkrankung, angeboren- Menschen sind behindert, wenn ihre
en Schädigung oder eines Unfalls als körperliche Funktion, geistige FähigUrsache entsteht ein dauerhafter ge- keit oder seelische Gesundheit mit
sundheitlicher Schaden.
hoher Wahrscheinlichkeit länger als
Der Schaden führt zu einer funktionalen sechs Monate von dem für das
Beeinträchtigung der Fähigkeiten und Lebensalter typischen Zustand abAktivitäten des Betroffenen.
weichen und daher ihre Teilhabe am
Leben in der Gesellschaft beein-
Die soziale Beeinträchtigung (handicap)
ist Folge des Schadens und äußert sich
in persönlichen, familiären und gesell-
trächtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht, wenn eine Beeinträchtigung zu erwarten ist.
schaftlichen Konsequenzen.
(Neuntes Buch Sozialgesetzbuch, 2001)
(WHO: ICIDH-2, 1998)
Gegenüberstellung der Definitionen nach WHO und SGB IX
1.3 Geistige Behinderung in Literatur und Gesellschaft
Analog des allgemeinen Begriffs Behinderung bedient man sich in den verschiedenen Behinderungsarten auch abweichender Definitionen aufgrund
unterschiedlichster Betrachtungswinkel. Geschichtlich gesehen dienten die Einstufungen und diskriminierenden Bezeichnungen nicht nur der Einstufung bei
Behörden, die über einen Pflegezuschuss entschieden, sondern vor allem im
Dritten Reich der Rechtfertigung für Aktivitäten der Euthanasie. Behinderte
wurden für die Erforschung effizienter Vernichtungstechniken missbraucht bzw.
[7]
„zur Sicherung der Evolution der deutschen Rasse“ eliminiert. Erst in den
folgenden Jahren gelang der Durchbruch für eine würdige Behandlung von behinderten Menschen. Gesetzliche Vorschriften regeln heute die Behandlung von
Menschen, gleich welcher Art von Einschränkung sie unterliegen.
1.3.1 Definition der WHO
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2001 die Definition für geistige
Behinderung von 1980 (ICIDH) aktualisiert. Bisher bediente man sich der
Begriffe Schädigung (impairment), dem körperlichen oder mentalen „Defekt“,
Funktionsbeeinträchtigung (disability), die individuellen Auswirkungen der
Schädigung und der sozialen Beeinträchtigung (handicap), der gesellschaftlichen Benachteiligung durch Barrieren. Alle 3 Bereiche beschrieben die
Behinderung. Im Jahr 2001 wurde die neue Einteilung verabschiedet und liegt
seit 2004 auch in deutscher Sprache vor. Die sogenannte „Internationale
Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit“ (ICF) soll
eine verbesserte Rehabilitation ermöglichen. Die WHO hält an der Dreiteilung
fest, hat jedoch die Begrifflichkeiten und die damit einhergehenden Definitionen
geändert.
1. körperliche Schädigung
2. individuelle Aktivitätsbeeinträchtigung
3. gesellschaftliche Partizipationseinschränkung (z.B. gesellschaftliche Normen)
Die Neuerung in der WHO-Definition liegt auch in der Einbeziehung von
Umweltfaktoren wie Assistenz- oder Heilmittelbedarf, Alter und Geschlecht. In
jeder Kategorie wird jeweils eingeteilt, ob die körperliche, individuelle und
gesellschaftliche Behinderung kein, ein geringes, ein gemäßigtes, ein schweres
oder vollständiges Problem darstellt. Gemessen wird jedoch an der Norm von
Menschen ohne Behinderung, was von Behindertenbewegungen kritisiert wird.
Die Ergebnisse ergeben ein umfassendes Bild über die Gesundheitscharakteristik. Nach dieser Definition wird die Bezeichnung „behinderter
Mensch“ durch „Mensch mit Aktivitätsbeeinträchtigung“ abgelöst. Der Grundsatz der WHO besagt jedoch: “Menschen haben ein Recht darauf, so genannt
zu werden, wie sie es wünschen!“. In der ICF wurde auf den Begriff „geistig
[8]
behinderte Person“ bewusst verzichtet und durch „Person mit einem Problem
im Lernen“ ersetzt. Die ICF stellt einen Kompromiss zwischen dem medizinischen und dem sozialen Modell von Behinderung dar. Während das medizinische Modell die Behinderung als ein persönliches Problem begrenzt und die
Einschränkung an der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eine Folge der
Schädigung darstellt. Beim sozialen Modell von Behinderung wird jedoch das
Problem in der Umwelt, durch die der Mensch behindert wird, gesehen. Die
WHO vereint beide Ansichten, indem eine Behinderung aus Barrieren in der
Umwelt oder aus einer Schädigung resultieren kann. Die Umsetzung der ICF in
die soziale Gesetzgebung ist jedoch bisher nicht ausreichend realisiert wurden.
1.3.2 Definition des BSHG
Häufig
wird
die
körperliche
Einschränkung
priorisiert.
Im
Bundes-
sozialhilfegesetz (BSHG) heißt es noch immer: „Geistig wesentlich behindert …
sind Personen, bei denen in Folge einer Schwäche ihrer geistigen Kräfte die
Fähigkeit zur Eingliederung in die Gesellschaft in erheblichem Umfang beeinträchtigt ist.“.
(Neuntes Buch Sozialgesetzbuch, 2001)
In der Medizin bedient man
sich der Beschreibung vererbter oder frühzeitig erworbener psychischer
Zustände, die hauptsächlich die Intelligenz betreffen und durch den Fachbegriff
Oligophrenie bezeichnet werden.
1.3.3 geistige Behinderung aus medizinischer Sicht
In der Psychologie spricht man von einer Retardierung der Intelligenz (IQ unter
65) und geht häufig von einer allgemeinen Retardierung aus, obwohl manchmal
nur bestimmte geistige Fähigkeiten betroffen sind. In der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision (ICD-10) unterteilt man sechs Formen der Intelligenzminderung (F70-79) mit jeweils vier Unterteilungen des Ausmaßes der Verhaltensstörungen.
F70 Leichte Intelligenzminderung (IQ 50-69):
Bei einem Erwachsenen entspricht dies einem Intelligenzalter von neun bis
unter zwölf Jahren. Es kommt zu Lernschwierigkeiten in der Schule. Viele
Erwachsene können arbeiten und gute soziale Beziehungen unterhalten.
[9]
F71 Mittelgradige Intelligenzminderung (IQ 35-49):
Diese Stufe entspricht bei einem Erwachsenen einem Intelligenzalter von sechs
bis unter neun Jahren. Nach einer deutlichen Entwicklungsverzögerung in der
Kindheit können die meisten ein gewisses Maß an Unabhängigkeit erreichen
und eine ausreichende Kommunikationsfähigkeit und Ausbildung erwerben.
F72 Schwere Intelligenzminderung (IQ 20-34):
Es ist eine andauernde Unterstützung nötig, da das Intelligenzalter eines Erwachsenen bei 3 bis unter 6 Jahren liegt.
F73 Schwerste Intelligenzminderung (IQ unter 20):
Dies entspricht einem Intelligenzalter von unter drei Jahren. Die eigene Versorgung, Kontinenz, Kommunikation und Beweglichkeit sind hochgradig beeinträchtigt.
Zu den Diagnosen F70 bis F79 kann das Ausmaß der Verhaltensstörung durch
eine 4. Stelle angegeben werden.
.0 keine oder geringfügige Verhaltensstörung
.1 deutliche Verhaltensstörung, die Beobachtung oder Behandlung erfordert
.8 sonstige Verhaltensstörung
Die einzelnen Entwicklungsstörungen können entsprechend den betroffenen
Bereichen durch die Diagnosenschlüssel F80-F89 beschrieben werden.
1.3.4 geistige Behinderung aus der Sicht der Pädagogik
Etwas neutraler fällt die Definition in der Pädagogik durch die Bildungskommission des Deutschen Bildungsrates 1973 aus: „geistig behindert ist, wer
infolge einer organisch-genetischen oder anderweitigen Schädigung in seiner
psychischen Gesamtentwicklung und seiner Lernfähigkeit so beeinträchtigt ist,
daß er voraussichtlich lebenslanger sozialer und pädagogischer Hilfen bedarf.
Mit den kognitiven Beeinträchtigungen gehen solche der sprachlichen, sozialen,
emotionalen und der motorischen einher. Eine „untere Grenze“ sollte weder
durch Angabe von IQ-Werten noch durch Aussprechen einer Bildungsunfähigkeit festgelegt werden, da grundsätzlich bei allen Menschen die Bil-
[10]
dungsfähigkeit angenommen werden muß.“.
(DEUTSCHER BILDUNGSRAT zitiert
nach HENSLE, 1988, 16 f.)
1.3.5 Einteilung nach Gustav-Peter Hahn
Einen wichtigen Stellenwert bei der Arbeit mit Behinderten nimmt der Pädagoge
und Theologe Gustav-Peter Hahn mit seiner Einstufung der Klienten nach
Ressourcen ein. Dabei werden neben den Beeinträchtigungen die vorhandenen
Ressourcen zur Beurteilung in den Vordergrund gesetzt. In seiner Publikation
„Hilfen für das Zusammenleben mit geistig Behinderten“ definiert er in der
Edition Marhold: „Geistig Behinderte sind Menschen, die in der unmittelbaren
Lebensbewältigung auf Hilfe bzw. spezielle Begleitung angewiesen sind.
Entsprechend dem Grad der Behinderung wird diese Hilfe recht unterschiedlich
aussehen. Sie reicht von der Pflege mit pädagogischen Akzenten bis zur
Pädagogik mit pflegerischen Akzenten.“ Damit betont er, dass Hilfe nur dort
erfolgen soll, wo sie unbedingt notwendig ist. Der behinderte Mensch soll
jedoch Tätigkeiten, die er autonom durchführen kann, selbst bewältigen. Ein
Eingriff in die Möglichkeiten des Behinderten würde ihn in seiner eigenen
Persönlichkeit einschränken. In seinen Überlegungen, die bisher noch nicht
vollständig in der Praxis umgesetzt werden, geht er von einer Entwicklung mit
Zunahme an Fähigkeiten aus. Seine eigenen Erfahrungen mit geistig Behinderten zeigten eine Entwicklung der Motorik, Motivation und kognitiven Fähigkeiten. Er teilt die Menschen nach dem Entwicklungsstand ein und entwickelte
entsprechende Förderprogramme. Hahn betrachtet die Entwicklung in Richtung
Normalität und beschreibt nicht den aktuellen Stand der Fähigkeiten. Seine
Einteilung beruht auf vier Ebenen. Die Steigerungen der vorhandenen
Ressourcen, die ich mit „*“ kennzeichne, werden in den detaillierten Beschreibungen der einzelnen Gruppen durch Gustav-Peter Hahn erkenntlich.
*
ein- und ausdrucksfähige geistig Behinderte
**
gewöhnungsfähige geistig Behinderte
***
erfahrungsfähige geistig Behinderte
****
sozial handlungsfähige geistig Behinderte
Die Einstufung nach Hahn weicht von der ursprünglichen Einteilung in der
[11]
Psychiatrie deutlich ab.
Psychiatrie
Pädagogik
ein- und ausdrucksfähige geistig Behinderte
Der Ausdruck erfolgt nicht über Sprache, sondern durch Mimik und
Gestik. Bei wiederkehrenden Situationen ist ein Wortverständnis
Idiotie
feststellbar.
gewöhnungsfähige geistig Behinderte
Sie sind zu Kontakt und Aktivität fähig, wenn diese vom Erzieher
entgegengebracht werden. Sie können jedoch nicht von sich aus
auf andere Personen in sinnvoller Weise zugehen oder aktiv
werden. Durch ständige Wiederholungen kann man Dinge von den
Behinderten verlangen, die über die Erfüllung primärer Bedürfnisse
hinausgehen. Diese Aktivitäten können nur bei Anwesenheit des
Erziehers und nach ständiger Aufforderung erwartet werden.
erfahrungsfähige geistig Behinderte
Imbezillität
Die Behinderten fallen durch selbständige Kontaktaufnahme und
Aktivitäten in der vertrauten Umgebung auf. Dabei greifen sie auf
eigene Erfahrungen zurück und nutzen ihre Fähigkeit, Vergleiche
anzustellen und Unterschiede zu erkennen.
sozial handlungsfähige geistig Behinderte
Mit zunehmendem Alter passen sich diese Personen an normale
Verhaltensweisen an und erfragen die Umgebung über die
Wohnung, Gruppe und vertraute Umgebung hinaus. Mit Hilfe der
Debilität
Sprache drückt er sich nicht nur über alltägliche Dinge aus,
sondern beschäftigt sich auch mit der Gestaltung seiner Zukunft.
Gegenüberstellung derEinteilung in Psychiatrie und Pädagogik nachGustav-Peter Hahn
Die einzelnen Stufen überschneiden sich aufgrund der Betrachtung vorhandener Ressourcen. Anhand der vorliegenden Einteilungen nach Hahn ist es
[12]
möglich, die Grundlagen für die Förderung einer Person zu legen. Die Betrachtung der Diagnosen und gegebenen Ressourcen meines Klienten für eine
Förderung erforderten jedoch auch das Auseinandersetzen mit seiner Syndromerkrankung und dem möglichen Zusammenhang mit seiner gestörten AugeHand-Koordination.
1.4 Das Noonan-Syndrom
Genetisch bedingte, komplexe Entwicklungsstörungen, die dem Ullrich-TurnerSyndrom ähnlich sind, werden als Noonan-Syndrom bezeichnet. Es wird durch
eine Vielzahl von Fehlbildungen an den inneren Organen und äußeren Erscheinungen gekennzeichnet. Die Bezeichnung des Syndroms geht auf die USamerikanische Kinderkardiologin Jaqueline Noonan zurück, die 1963 der Erkrankung den Namen verlieh. Im Gegensatz zum U.-Turner-Syndrom sind keine
Chromosomenanomalien in Form von veränderter Anzahl oder Struktur
nachweisbar. Bei ca. 40-50% der Betroffenen wurde ein Defekt am PTPN 11Gen auf dem langen Arm des Chromosoms 12 festgestellt. Das PTPN 11-Gen
codiert das SHP-2 Protein, das eine wichtige Regulationsfunktion bei der
Signalübertragung von Wachstumsfaktoren hat. Dieser Gendefekt wird
autosomal-dominant vererbt und ist mit einer Häufigkeit von 1 Erkrankung pro
1000-1500 Geburten, unabhängig vom Geschlecht, recht weit verbreitet. Ein
Einfluss von äußeren Fakturen wie verschiedene Medikationen oder Infektionen
während der Schwangerschaft können nicht sicher ausgeschlossen werden.
Die Diagnose erfolgt meist aufgrund der Symptome. Ein genetischer Test und
die vorgeburtliche Untersuchung sind inzwischen möglich. Eine Behandlungsmöglichkeit der Krankheit existiert derzeit noch nicht. Man beschränkt sich auf
die symptomatische Therapie, z. B. durch operative Korrekturen an Organen.
Die typischen Symptome sind der weniger ausgeprägte Kleinwuchs gegenüber
dem U.-Turner-Syndrom, ein tiefer Haaransatz im Nacken sowie Organfehlbildungen an Herz, Nieren und Skelett. Bei männlichen Betroffenen ist eine
gestörte Entwicklung der Geschlechtsorgane z. B. ein fehlender Eintritt des
Hodens in den Hodensack, als Kryptorchismus bezeichnet, oder sogar eine
Hodenaplasie, das Fehlen eines Hodens, erkennbar. Die Geschlechtsentwick-
[13]
lung verläuft bei Mädchen, abgesehen von einer zeitlichen Verzögerung, meist
normal.
Erbanlagen des Vaters
Erbanlagen der Mutter
gesundes Gen
defektes Gen
gesundes Gen gg
gd
defektes Gen
dd
dg
Ein autosomal dominanter Erbgang bewirkt den Ausbruch
einer Krankheit bei Auftreten eines defekten Chromomes
im diploiden Chromosomensatz.
Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung liegt bei 3:1, dies
entspricht einer Quote von 75%.
Vererbungsschema des autosomal dominanten Erbgangs
1.5 Auge-Hand-Koordination
Das Zusammenspiel der optischen Wahrnehmung und der gezielten und kontrollierten Bewegung der Arme und vor allem der Hände ist die Grundlage für
die Feinmotorik. Um diese Einheit zu verstehen, muss man sich mit den einzelnen Begriffen visuelle Wahrnehmung, Reizverarbeitung, Motorik und Koordination auseinandersetzen.
1.5.1 visuelle Wahrnehmung
Die optischen Reize aus der Umwelt werden über zahlreiche Sinneszellen in
der Netzhaut (Retina) des Auges aufgenommen. Die dabei entstehenden elektrischen Impulse werden über den Sehnerv (Nervus opticus) vertikal gespiegelt
in die Sehrinde im Hinterhauptlappen des Gehirns (Cerebrum) weitergeleitet.
1.5.2 Reizverarbeitung
Die im Gehirn ankommenden elektrischen Impulse werden mit eventuell vorhandenen Informationen abgeglichen und gespeichert. Ist eine motorische
[14]
Reaktion notwendig, wird über die absteigenden (efferenten) Nervenbahnen
des Rückenmarks (Medulla spinalis) ein Impuls entlang der Membranoberfläche
zu den entsprechenden Muskelzonen gesendet. Erregt durch diese Impulse finden in den Muskeln chemische Reaktionen statt, die zu einer Kontraktion und
anschließender Erschlaffung der Muskelfasern führen.
1.5.3 Motorik
Motorik umfasst alle Bewegungsabläufe eines Organismus durch Muskelarbeit.
Während die Bewegungen des Kopfes, der Arme und Beine, des Rumpfes etc.
unter den Begriff Grobmotorik fallen, zählen die Bewegungen der Finger, Zehen
und des Gesichtes zur Feinmotorik. Unabhängig von den Körperregionen
versteht man Motorik als kontrollierte, willkürliche Bewegung durch ein harmonisches Zusammenspiel der für eine Bewegung notwendigen Muskeln.
1.5.4 Koordination
Die ersten gesteuerten Bewegungen beginnen beim Menschen bereits im
vierten Lebensmonat. Das anfangs noch etwas unkontrollierte Greifen bildet
sich im Laufe der Zeit zu einem gezielten Griff aus. Man bezeichnet diese Entwicklung auch als Differenzierung. Dabei kommt es zu einer Verbindung von
sensorischen und motorischen Funktionen. Diese Sensomotorik ist jedoch nur
uneingeschränkt möglich, wenn die Bewegung aufgrund von ungestörten
Sinnesrückmeldungen gesteuert und kontrolliert werden kann.
Aufbauend auf die theoretischen Grundlagen kann man das eigene Klientel
besser beurteilen und eine entsprechende Förderung planen. Neben den
Krankheitsbildern ist eine Betrachtung der Klienten als einzelne Individuen
nötig. Die Individualität jedes Menschen soll gewahrt und gefördert werden.
[15]
Praxis
[18]
3.2 Feinziel
Um der Arbeit in der Mittelstufe gerecht zu werden, muss Malvyn konzentrierter
arbeiten. Daraus ergibt sich als Feinziel, dass er bei den Übungen konzentriert
auf die Arbeitsblätter schaut, ohne sich von seiner Umwelt ablenken zulassen.
Malvyn lernt, vorgegebenen Linien zu folgen und Formen innerhalb ihrer
Grenzen ordentlich auszumalen. Erschwerend wirkt sich dabei seine Erkrankung aus, bei der sich seine Augen schnell zur Seite bewegen.
4
Material und Methoden
Malvyns Neugier nach neuen, ausgefallenen Dingen in seiner Umgebung lässt
sich gut für eine individuelle Förderung nutzen. Es entstand die Idee, ein
Brettspiel zu gestalten, das auch von den anderen Schülern seiner Klasse
genutzt werden kann. Dabei stand die Überlegung im Raum, dass einzelne
Mitschüler von Malvyn zum Teil eine stark ausgeprägte Sehstörung haben und
das Spielbrett trotzdem gut erkennen sollen, sowie durch unkontrollierte Bewegungen die Spielfiguren nicht verschoben werden
können. Diese Anforderungen an das Spiel ließen
mich zu dem Entschluss kommen, das Spielbrett des
von den Spielregeln leicht verständlichen „Mensch
ärgere dich nicht“ leicht abzuwandeln und durch kleine
Hilfsmittel an die Bedürfnisse der Gruppe anzupassen.
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Abgewandeltes Spielbrett von „Mensch ärgere dich nicht“
Die Auswahl der Materialien gestaltete sich anfangs schwierig, da eine leichte
Verarbeitung möglich sein sollte und farblich eine gute Erkennbarkeit sowie
eine gute Handhabung gewährleistet werden musste. Für ein festes Haften der
Spielfiguren habe ich mich für farbiges Klettband entschieden. Bei unkontrollierten Bewegungen über das Spielfeld fallen dadurch die Figuren nicht um.
Die individuelle Förderung von Malvyn musste in einem separaten Raum durchgeführt werden, da er sich leicht von seinen Mitschülern ablenken lässt und
seine Konzentration darunter erheblich leidet. Die Fördereinheiten habe ich auf
jeweils 30 Minuten begrenzt, um seine Konzentration langsam zu steigern. In
jeder Fördereinheit werden verschiedene Arbeiten durchgeführt, um die Arbeit
[19]
abwechslungsreich zu gestalten und Malvyn ausreichend Zeit für Überlegungen
zur Gestaltung des Spieles zu gewähren. Mit Unterstützung durch den Heilerziehungspfleger muss Malvyn zum Beispiel die Ränder der Kreise nachziehen
und farbig ausmalen. Anschließend wird das Spielbrett um die Kreise farbig
gestaltet.
Angepasst an die aktuellen Projekte in der Klasse wurde die Arbeit an dem
Brettspiel zwischenzeitlich unterbrochen und durch jahreszeitlich entsprechende Aktivitäten ergänzt.
In der zweiten Januarhälfte begannen wir mit der Faschingsdekoration. Dabei
trainierte ich mit ihm das Linienschneiden. Es entstanden Girlanden, die der
Dekoration des Klassenzimmers dienten. Weiterhin wurde von Malvyn mittels
einer Schablone ein Clown auf Papier gebracht und anschließend ausgeschnitten.
In einer weiteren Fördereinheit habe ich gemeinsam mit Malvyn die Zimmerfenster entsprechend der bevorstehenden Faschingsfeier dekoriert. Dabei hat
er mit Fingermalfarben Kreise an den Fenstern aufgetragen.
5
Durchführung der Förderung
Nach dem Faschingsprojekt und Bastelarbeiten für Ostern widmeten wir uns
wieder der Gestaltung des Brettspieles. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist die
Arbeit an dem Spiel noch nicht abgeschlossen wurden. Bis zum Schuljahresende wird die Förderung weiter fortgesetzt. Die Dauer einer Fördereinheit ist
noch auf 30 Minuten begrenzt, wobei Malvyns Konzentration von anfangs 10-15
Minuten auf die vollständige Fördereinheit ausgebaut werden konnte. Durch
den Einbau der Faschingsvorbereitungen und seiner anfänglich stark eingeschränkten Konzentration hat sich der Abschluss der Gestaltungsarbeiten an
dem Spiel um einige Einheiten zum Schuljahresende hin verschoben.
In der Zeit von Anfang Januar bis Ende Februar wurden sechs Fördereinheiten
durchgeführt, die weiterhin einmal wöchentlich stattfinden sollen.
[21]
konzentrierte er sich mehr auf die Linien und die Streifen wurden zunehmend
gleichmäßiger. Nachdem er einige Streifen in unterschiedlichen Farben
geschnitten hatte, klebte ich die Streifen mit ihm zu kleinen ineinander
verbundene Kreise zusammen. Es entstand eine bunte Girlandenkette. Von
dem Erfolg begeistert, wollte er anschließend weitere Streifen schneiden. Voller
Begeisterung und Stolz schnitt er konzentriert eine Vielzahl von Streifen. Am
Ende der Fördereinheit, die sogar die geplanten 30 Minuten überschritt, hatte er
drei lange Ketten fertig gestellt, die er im Klassenzimmer aufhängen durfte.
5.4 Die vierte Einheit – ein Clown zum Fasching
Malvins Begeisterung bei der Faschingsvorbereitung in der vergangenen
Woche wollte ich für eine neue Aufgabe nutzen. Mit Hilfe einer Schablone
musste Malvyn einen Clown auf Papier übertragen. Etwas unsicher zog er die
Umrandungen nach. Anschließend durfte er den Clown nach seinen Vorstellungen farbig gestalten. Das Ausmalen gelang ihm anfangs recht gut. Nach
20 Minuten lies er sich jedoch von Kindern, die vor dem Zimmer umherliefen
ablenken. Er hatte Schwierigkeiten, wieder zur Konzentration zurückzufinden.
Ich konnte ihn jedoch nach einigen Minuten wieder zum konzentrierten
Ausschneiden des Clowns animieren. Die fertige Figur hat er mit meiner
Unterstützung am Fenster angebracht.
5.5 Einheit Fünf – Fensterdekoration mit Fingerfarben
Nachdem das Zimmer mit den Ketten und weiteren Girlanden geschmückt
wurde, fiel die leere Fensterfront auf. Ich fragte Malvyn, ob er eine Vorstellung
hat, wie man die Fenster gestalten könnte. Er wollte sie farbig anmalen. Um
eine sinnvolle Dekoration zu erhalten und gleichzeitig seine Feinmotorik und
Auge-Hand-Koordination zu schulen, entschied ich mich für die Gestaltung von
Kreisen. Allen Kindern seiner Klasse machte es immer Spaß, mit Fingermalfarben zu arbeiten. Sie sind leicht wieder abwaschbar und bei einem versehentlichen Kontakt mit Textilien gut entfernbar. Während seine Mitschüler in
einem anderen Raum waren, konnten wir ungestört an den Fenstern arbeiten.
Die ersten Kreise waren anfangs noch unförmig. Mit jeder Wiederholung
gelangen ihm die Rundungen besser. Die Arbeit mit den Fingerfarben bereitete
[22]
ihm viel Freude, dass er nach einiger Zeit die Konzentration verlor und lieber
seine Handabdrücke am Fenster hinterlassen wollte. Wir einigten uns auf den
Kompromiss, das Fenster fertig zu gestalten und er durfte nach den fertigen
Kreisen seine Arbeit mit einem Handabdruck signieren.
5.6 Die sechste Fördereinheit - Osterkörbchen
Im Unterricht bastelte die ganze Klasse kleine Osternester. Die Schüler erhielten einen aufgemalten Osterhasen, der entlang der durchgezogenen Linien
ausgeschnitten wurde. Ich nutzte die Gelegenheit und griff die Aktivität für
Malvyn auf. Ich gab ihm nur eine geringe Hilfestellung, indem ich ihm zeigte, an
welchen Linien er schneiden muss. Bei den anschließenden Faltarbeiten
musste ich ihm verstärkt helfen, da er nicht gerade entlang der Linien falten
kann. Malvyn arbeitete längere Zeit konzentriert mit. Während ich ihm beim
Kleben der Kanten half, lies er sich aber von seinen
Mitschülern ablenken und beobachtete sie, statt auf
meine Hinweise zu achten. Nachdem ich ihn aber aufforderte, die Klebestellen zusammenzupressen, fand
er schnell wieder zu seinem Arbeitsplatz zurück.
Osterkörbchen
In den folgenden Wochen werde ich mit Malvyn die Arbeit an dem ursprünglich
geplanten Brettspiel fortsetzen. In den einzelnen bevorstehenden Fördereinheiten wird er mit unterschiedlichen Tätigkeiten und Materialien konfrontiert, die
ihm eine abwechslungsreiche und interessante Förderung ermöglichen. Dabei
werden das Schneiden von Klettband und das Formen der Spielfiguren aus Ton
im Mittelpunkt stehen. Die ausgehärteten Tonfiguren werden anschließend mit
leuchtender Acrylfarbe entsprechend der farbigen Kreise auf dem Spielbrett
bemalt. Aus dem ebenfalls farbigen Klettband werden Quadrate geschnitten,
die etwa eine Größe von 2x2cm haben. Eine Seite wird mit Leim auf den
Kreisen fixiert, während die zweite Seite an den Spielfiguren befestigt wird.
[26]
Quellenverzeichnis
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Sozialgesetzbuch : Neuntes Buch / Bundesminist. f. Justiz.- Berlin:2001.- §2(1)
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Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit : Final Draft / DIMDI : WHO-Kooperationszentrum f. d. Familie Internationaler Klassifikationen, Okt. 2004
Hahn, Gustav-Peter:
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Hobmair, Hermann:
Psychologie für Fachoberschulen / H. Hobmair.- 1. Aufl.- Troisdorf: Bildungsverl. Eins-Stam, 1996.- S. 263ff
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Pschyrembel, Willibald:
[27]
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch / W. Pschyrembel.- 61.-84. Aufl.- Berlin: de
Gruyter, 1944.- S. 387
Pschyrembel, Willibald:
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch.-257., neu bearb. Aufl.- Berlin; New York:
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Staatsministerium für Kultus (SMK):
Schulen in Leipzig 2006/2007 / Staatsminist. f. Kultus.- S. 139
Internetmedien:
Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, DIMDI:
ICF-Endfassung / DIMDI: 2005,
http://www.dimdi.de/dynamic/de/klassi/downloadcenter/icf/endfassung/icf_endfa
ssung-2005-10-01.pdf
[35]
A4
Eidesstattliche Versicherung
Hiermit erkläre ich, Claudia Tischow - geb. Abramow - an Eides Statt, dass die
vorliegende Arbeit selbständig von mir angefertigt wurde, nur die angegebenen
Hilfsmittel von mir benutzt wurden und Stellen, die dem Wortlaut oder dem Sinn
nach anderen Werken entnommen, von mir durch Quellen als Anlehnung
kenntlich gemacht wurden.
Leipzig, den