13_Das Kaiserreich Tang, 32-33 - bridging

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13_Das Kaiserreich Tang, 32-33 - bridging
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Das Kaiserreich Tang (618-907 n. Chr.)
Das Goldene Zeitalter Chinas
„Unter Taizong begann eine hundertjährige pax Sinica, die zu einem einzigartigen Aufschwung des
Handels und kulturellen Austauschs mit ganz Asien und sogar Europa führte. Gesandte aus Byzanz
besuchten den Hof der Tang, Händler aus Persien und Assam brachten ihre Waren, Buddhisten,
Manichäer und Nestorianer ihre Religionen in das Reich der Tang, das offenste, kulturell vielfältigste,
das China je erlebt hat. Taizongs Reich war das Staunen der Welt.“
Aus: Kai Vogelsang: Geschichte Chinas. Reclam, Stuttgart 2013, S. 253.
Abb. 1, 3-5: Bilder des
prallen Lebens wurden
in die Grabanlagen
der Adligen und
Handelsherren für das
Jenseits eingebaut. Vor
allem Tonfiguren mit
dreifarbiger Glasur
zeigen das Panorama
der Gesellschaft und den
damaligen Geschmack.
Ehrwürdige Beamte
erinnern an die Einhaltung
der Gesetze. Dicke Damen
mit roten Wangen galten
als bewundernswert
schön. Musikanten aus
Zentralasien wurden
gefeiert.
Abb. 2: Exotische Dinge
wie Goldpokale und
Glaskannen aus Persien
waren begehrt.
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Taizong bestieg 626 den Thron als TangKaiser. Unter seinen Vorfahren waren sowohl Chinesen als auch Särbi (Xianbei). Er
war klassisch chinesisch gebildet, als Soldat
erzogen und hatte in jungen Jahren gemeinsam mit türkischen Truppen gekämpft. Beide Welten, die chinesische und die zentralasiatische waren ihm durch Herkunft und
Lebenserfahrung vertraut. Nach seinem
Sieg über die Ost-Türken in der heutigen
Mongolei integrierte er sie in seinem Heer.
Die türkischen Stammesführer bestätigten
ihn 630 als „Himmlischen Khan“ und stießen mit ihm nach Westen bis an die Grenzen
des Perserreiches vor. Die Oasenreiche zwischen Jiayuguan und Samarkand wurden
Knotenpunkte im Netzwerk der Tang. Im
Süden erstreckte es sich bis über die Hafenstadt Guangzhou (Kanton) hinaus. Chang’an
war sein politisches Zentrum und die größte Stadt der Welt. Etwa 600.000 Einwohner
und Besucher, vielleicht sogar zwei Millionen, sollen seine Mauern beherbergt haben. Andere Großstädte wie Yangzhou am
Kaiserkanal waren belebte Umschlagplätze
von Waren aus den Südprovinzen und dem
Seehandel mit Südostasien und Arabien.
Marktgewimmel wie das auf Seite 02–03
gab es überall.
Aus Vielfalt wurde nicht Chaos. Ein effektiver Verwaltungsapparat wies allem und jedem seinen Platz im Weltreich der Tang zu.
Wie schon der Erste Kaiser Qin Shi Huangdi
tausend Jahre vor ihm übertrug Taizong
die Organisation des Staatswesens professionellen Beamten und arbeitete selbst unermüdlich an der Spitze ihrer Hierarchie.
Als Staatskult etablierte er den Daoismus,
förderte aber gleichzeitig konfuzianische Bildung und buddhistische Religion.
Der Mönch Xuanzang (603–664) pilgerte
nach Indien, studierte an der Universität
von Nalanda und kehrte nach 16 Jahren mit
1300 Rollen religiöser Schriften zurück. Jedes chinesische Kind kennt ihn, weil seine
Reiseabenteuer dem Roman „Reise nach
Westen“ (geschrieben im 16. Jahrhundert)
zugrunde liegen.
In dem spielt der mutige und listige Affenkönig Sun Wukong eine Hauptrolle, der bis
heute Held vieler Filme, Comics und Computerspiele ist. Das Tang-China war ein Magnet. Mit Poesie, Malerei, Architektur und
Seide entfaltete es eine ungeheure Strahlkraft. Es wurde zum Vorbild in Ostasien und
ist es bis heute geblieben.
Abb. 6-8: Frauen in
Männerkleidern sind
Symbol für starke,
mitbestimmende Frauen
in der Tang-Gesellschaft.
Kaiserin Wu Zetian
(625-705) war die
prominenteste unter
ihnen.
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Pferde und Polo
Abb. 9: Polospieler.
Pferde waren seit dem 1. Jahrtausend v. Chr.
das wichtigste Handelsgut, das Chinesen
von Zentralasiaten kauften. Sie wurden für
die Armee, den Bedarf von Palast und Regierung, Personen- und Warentransport und
den Postverkehr gebraucht. Im 6. Jahrhundert waren die Türken Hauptlieferanten.
Doch nach den Eroberungen der ersten TangKaiser gehörten Weideland und Zentralasiaten, die etwas von Pferdezucht verstanden, zu ihrem Reich. Sie begannen mit dem
Aufbau eigener Gestüte. Die Anzahl der in
China gezüchteten Pferde stieg von 5000
im Jahr 618 auf 706.000 in den Jahren um
650. Polo wurde zu einer beliebten Mannschaftssportart der Adligen. Dabei müssen
die Reiter einen Ball mit einem langen Holz-
schläger in das gegnerische Tor befördern.
Das Spiel wurde vermutlich schon in der
Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. in Nordindien oder Persien erfunden und über die
Seidenstraßen im 5. Jahrhundert bis nach
Byzanz und Nordchina verbreitet.
© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen.
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