uhren spezial - MedIALINe.de
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SPEZIAL I UHREN November 2010 INSIDE BREITLING Wie exakt das erfolgreiche Familienunternehmen tickt FÜR HARTE JUNGS Welchen Zeitmessern internationale Elite-Einheiten vertrauen ANLAGE MIT LEIDENSCHAFT ZUM HERAUSNEHMEN Bei welchen Uhren wirklich Wertsteigerungen möglich sind Leonardo DiCaprio mit seiner robusten TAG Heuer Aquaracer WEGWEISENDE SCHWEIZER CHRONOGRAPHEN SEIT 1860 Das neue automatische Calibre 1887 beherbergt eine grundlegend überarbeitete Version des im Jahr 1887 von Edouard Heuer patentierten Schwingtriebs. Dieser ermöglicht den Start des Carrera Chronographen in weniger als zwei Tausendstelsekunden. Bitte besuchen Sie uns für weitere Informationen und ein aktuelles Händlerverzeichnis unter wwww.tagheuer.com. Inside Breitling 4 Damenwahl Inside Breitling Wie exakt das erfolgreiche Familienunternehmen tickt Rolex So führt Ex-Banker Bruno Meier die Edel-Marke Zeit zum Lesen Hochwertige aktuelle Uhrenbücher für Kenner und Einsteiger Damenwahl Welche Luxus-Uhren jede Frau begeistern Gut investiert Interview mit Sammler Michael Brückner zu Uhren als Anlage 23 Fotos: K. Tokunaga, interTOPICS uhren spezial 4 8 12 14 19 News & Trends Was sich alles in der glamourösen Branche tut Harte Jungs Welchen Zeitmessern internationale Elite-Einheiten vertrauen Voyeure gesucht. Für Männer, die gern einmal ein Auge riskieren. Die Grand Opus. Der erste Automatik-Chronograph mit panto- 20 23 Weibliche Werte gra sch skelettiertem Werk. Nur echt Interview mit der Nobel-Händlerin Kim-Eva Wempe Glasboden für unverschämte Einblicke. im Großformat mit Zwiebelkrone und Auch für Frauen, denen nie etwas verborgen bleibt. 26 28 32 Goldene Unruh 2011 Die weltweit größte Uhrenwahl startet mit hochwertigen Preisen www.chronoswiss.com Weltmarkt der Extraklasse Wer die Milliardenbranche dominiert F OCUS SPEZIAL „MÄNNERZEIT“ FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastraße 23, 81925 München, Postfach 81 03 07, 81903 München, Telefon 0 89/92 50-0, Fax 0 89/92 50 - 20 26 Herausgeber: Helmut Markwort Chefredakteure: Uli Baur und Dr. Wolfram Weimer Art Director: Ralf Gottschall Chef vom Dienst: Sonja Wiggermann Konzeption & Redaktion: Andreas Körner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Axel Spilcker, Thomas van Zütphen Layout & Titel: David Schier Bildredaktion: Arne Deepen Info-Grafik: Andreas Fischer Schlussredaktion/Dokumentation: Petra Kerkermeier (Ltg.) Produktion/Herstellung: Ernst Frost, Helmut Janisch Bildtechnik: Harald Neumann, Tobias Riedel Redaktionstechnik: Peter Gaberle, Bernd Jebing FOCUS Spezial „MännerZeit“ erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Uli Baur und Dr. Wolfram Weimer FOCUS SPEZIAL/2010 Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Dieses gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-ROM. Sofern Sie Artikel aus FOCUS Spezial in Ihren internen elektronischen Pressespiegel übernehmen wollen, erhalten Sie die erforderlichen Rechte unter www.presse-monitor.de oder unter Telefon: 0 30/28 49 30, PMG Presse-Monitor GmbH. Senior Brand Manager: Ingo Müller Anzeigenverkauf für FOCUS Spezial „MännerZeit“: Michael Mergenthal, Telefon 0 89/92 50-20 76, Fax: 0 89/92 50-24 94, [email protected] Verantwortlich für den Anzeigenteil: Kai Sahlfeld, Arabellastraße 23, 81925 München, Telefon: 0 89/92 50-29 50, Fax: 0 89/92 50-29 52. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 21A, gültig seit 25. Januar 2010. Geschäftsführer: Philipp Welte Druck: Burda GmbH, Hauptstraße 130, 77652 Offenburg, Printed in Germany Verleger: Dr. Hubert Burda 3 uhren spezial Markenbotschafter Das Team der BreitlingPiloten ist die einzige zivile Jet-Flugstaffel der Welt Überflieger einer Branche Eine klare Firmenphilosophie und das erstmals selbst produzierte mechanische Chronographenwerk B01 steigern das Ansehen der Marke Breitling deutlich 4 FOCUS SPEZIAL/2010 ugegeben, Breitling klingt nicht ganz so glamourös wie Vacheron Constantin, Blancpain oder Patek Philippe. Etwas weniger nach den wirklich exotischen Kategorien von Luxus. Doch die Breitling Montres SA hat unter den Anbietern feiner Zeitmesser gleich mehrere Besonderheiten zu bieten. Als einer von ganz wenigen Uhrenherstellern ist die Marke noch heute familiengeführt und unabhängig – seit 126 Jahren. Wie kein anderer setzen die „Fliegeruhrenbauer“ aus Grenchen im Schweizer Kanton Solothurn auf eine klar umrissene Produktpalette. Und seit 2009, dem 125-jährigen Markenjubiläum, erfreut Breitling seine weltweite Fan-Gemeinde erstmals mit einem selbst hergestellten Uhrwerk für komplizierte Chronographen (Kaliber) – ein Schritt, der die Marke in die Adelsfamilien der Luxusuhrenhersteller beförderte. Und noch etwas: Damenuhren baut die Firma – wie andere – auch. Sehr erfolgreich sogar. Nur stellt sie das nicht so heraus. Lieber kokettiert Breitling mit dem Image von Männern, die im Cockpit komplexe Systeme wie Jets steuern, ohne je die Nerven zu verlieren, und nach getaner Arbeit Luxus-Coupés Richtung Golfplatz lenken. Genug Alleinstellungsmerkmale, die jedes – auch nur gefühlte - Handicap kompensieren. Breitling. Klingt irgendwie niedlich, ein wenig nach Fisch, oder? „In der Natur, im Meer ist es genauso wie in unserem Markt“, sagt Jean-Paul Girardin, Vizepräsident und operativer Kopf der Uhrenmarke. „Große Fische fressen kleine Fische. Und nur die schnellen kleinen Fische überleben.“ Spätestens 2004 war für Girardin und Breitling-Chef Théodore Schneider der Moment gekommen, das Tempo zu erhöhen. Denn – „wir wollten nicht zusehen, wie Breitling gefressen wird“. Seit jeher auf Unabhängigkeit bedacht, verzog sich das Führungsduo der Breitling Montres SA stattdessen „ins Geheime“, wie Girardin heute lacht. Nicht zu früh sollte die Konkurrenz erfahren, was sie dort austüftelten. Die Camouflage ging so weit, dass Girardin und Schneider zunächst eine kleine Dependance gründeten und die Zukunftswerkstatt ihres Unternehmens auf die schleierhaften Initialen PFI tauften, was dechiffriert Professional Flight Instruments bedeutete. Nichts Ungewöhnliches im Örtchen Meyrin, in unmittelbarer Nähe des Flughafens von Genf und damit unverdächtig für die großen Fische der Branche. Reihenweise haben börsennotierte Umsatz-Milliardäre in den vergangenen 15 Jahren Schweizer, deutsche, französische und italienische Edeladressen der Branche übernommen. So landeten die Pariser Uhrenmarke Cartier und die italienische Panerai genauso beim Genfer Konzern Richemont wie Jaeger-LeCoultre, IWC oder Piaget. Omega, Breguet, Blancpain und die Glashütter Uhrenbetriebe arbeiten nun unter dem Dach der SwatchGroup. Nicht jedoch Breitling. Dabei hat es an Offer- Am richtigen Platz Chronospace im Cockpit eines der sieben L-39 Albatros des 2010 neu gestylten Breitling Jet Teams Foto: Katsuhiko Tokunaga Z 5 uhren spezial Kraftwerk Das Breitling Kaliber B01 verfügt über eine Gangreserve von 70 Stunden 6 FOCUS SPEZIAL/2010 Foto: Christoph Püschner/F OCUS -Magazin (1) ten für den Familienbetrieb mit seinen 400 Mitarbeitern nicht gemangelt. Neben den europäischen Platzhirschen werden unter anderem dem Elektronikriesen Casio Übernahme-Ambitionen nachgesagt. Von Jean-Paul Girardin hört man dazu kein Wort. Außer: „Wir kommentieren das Branchengeschehen grundsätzlich nicht. Aber es ist kein Geheimnis, dass wir selbst so lange wie möglich unsere Zukunft als unabhängiges Familienunternehmen sichern wollen.“ In diesem Sinne sei die Entwicklung des eigenen Manufakturkalibers B01 „auch kein Marketing-Tool, sondern eine strategische Entscheidung“. Im Klartext geht es Girardin darum: „Wir wollen selber im Cockpit sitzen und bei der Belieferung mit Bausätzen oder fertigen Uhrwerken nicht von anderen abhängig sein.“ Zum Beispiel von der ehemals selbstständigen France Ebauches, die schon Anfang der 90er-Jahre von der damaligen SMHGroup (heute Swatch) – und damit von einem BreitlingWettbewerber – übernommen worden war. Auf die Produktion von 50 000 eigenen Kalibern hat Girardin die Kapazität des Fabrikneubaus der Breitling Chronometrie in La Chaux-de-Fonds ausgelegt und kann damit immerhin ein Viertel der bis zu 200 000 Uhren ausstatten, die Breitling weltweit pro Jahr verkauft. Nicht zuletzt deshalb verbaut Breitling den eigenen kleinen Hochleistungsmotor mit 70 Stunden Gangreserve bislang ausschließlich in den Modellen Chronomat 01 und der Ikone der Flug-Zeitmesser, der Navitimer. Die Stückzahl von 200 000 verkauften Uhren bestätigt Breitling zwar nicht offiziell. Das ist mit der naturgegebenen Verschwiegenheit nahezu aller Schweizer Uhrenbauer völlig unvereinbar. Sie scheuen sich, Zahlenwerk preiszugeben, das auch nur ansatzweise Rückschlüsse auf die Umsätze des Unternehmens zuließe. Aus den Angaben der Schweizer Zertifizierungsstelle COSC (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres) lassen sich aber Rückschlüsse ziehen. Die COSC weist alljährlich aus, welcher Uhrenhersteller die extremen Ganggenauigkeitstest bestanden hat. Und Breitling lässt jede einzelne seiner Uhren die gnadenlosen, 15-tägigen Prüfverfahren absolvieren, während ansonsten nur drei Prozent der gesamten Schweizer Uhrenproduktion die COSC-Kontrollen durchlaufen. Breitling-Käufer sind Präzisionsliebhaber. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass fast alle Schweizer Luxusmarken in Italien Europas Exportmarkt Nummer eins finden – nicht jedoch Breitling. Dolce Vita und eine Gangabweichung von weniger als zehn Sekunden pro Tag – klingt auch schon nach Widerspruch. Mechanikchronographen von Breitling reüssieren stattdessen in Großbritannien, der Heimat von Royal Air Force & Navy, und ganz besonders in Deutschland. Zwischen Flensburg und Füssen können Kunden in 220 exklusiven Geschäften Breitling-Uhren erwerben – in der Vertriebssprache der Glitzerbranche heißt das „220 Türen“. Diese Händler werden von den Brüdern Felix und Martin Trautmann aus Karlsruhe umfassend betreut. „Breitling Deutschland“ darf sich das Unternehmen nennen, denn die Trautmanns sind der Generalimporteur der Fliegeruhren aus der Schweiz, die hierzulande zu Preisen zwischen 1800 und 45 000 Euro über den Tresen ausgesuchter Juweliere gehen. Noch heute schaut ihr Vater Bernd, 81, der „mit dem letzten Breitling“, Willy Breitling, „noch persönlich Geschäfte machte“, täglich in ihr Büro. Die Brüder schätzen sehr, „dass Breitling keinen Bauchladen führt, der die Glaubwürdigkeit verwässert, sondern – bis auf eine kleine Nische – ausschließlich Pilotenuhren baut und verkauft“. Diese Nische bei Breitling ist das Segment Taucheruhren. Mit der Entwicklung der Emergency im Jahr 1988, einer Pilotenuhr mit integriertem Notrufsender, war quasi der erste Kontakt zum Wasser hergestellt. Für den Notfall eines Absturzes im Meer zum Beispiel. Nische oder nicht, in jedem Fall wird sie gepflegt. Für ihre Modelle Superocean Steelfish & Co. suchte Breitling unlängst sogar einen eigenen Markenbotschafter – und konnte dafür den Weltmeister und 31-fachen Weltrekordhalter im Extremtieftauchen ohne Sauerstoff (Apnoe), Herbert Nitsch, gewinnen. Im Hauptberuf ist der Österreicher übrigens Pilot – perfekt für die Breitling-Welt. Und einen Spitznamen hat er auch. Bei den Apnoetauchern heißt der Mann mit der Breitling nur „The Flying Fish“. ■ Nächste Generation Bernd Trautmann (Mitte) übergab den Deutsch- land-Vertrieb von Breitling an seine Söhne Felix und Martin (r.) THOMAS VAN ZÜTPHEN GLANZLEISTUNG Chronomat B01, Edelstahlversion mit Perlmutt-Zifferblatt, 6580 Euro CHRONOSPACE Breitling Jet Team, auf 1000 Stück limitierte Sonderausgabe, Preis auf Anfrage NAVITIMER 01 Die Mutter aller Aviatik-Chronos in Rotgold, 16 300 Euro 7 uhren spezial Fotos: P. Covino/F OCUS -Magazin, M. Görmann News & Trends Wenn Schweizer in die Luft gehen Als erster Schweizer überhaupt hat der Kunstflieger Don Vito Wyprächtiger beim Reno Air Race in Nevada teilgenommen – und wurde Zweiter. Die Oris BC3 Air Racing Team, die er dabei trug, ist auf 1000 Stück limitiert und verfügt über eine zweite Zeitzone. Uhrenaktie läuft rund Der Chef der Schweizer Swatch-Group, Nick Hayek junior, kann sich über fulminante Kursgewinne freuen. Das Papier seiner Firma hat seit dem Tiefpunkt der Finanzkrise um gut 200 Prozent zugelegt. Dem Unternehmen hilft, dass es Luxusmarken wie Breguet oder Blancpain führt. Dieser Markt hat sich – auch dank der Nachfrage aus Fernost – nach der Flaute besonders schnell erholt. 400 Swatch Group in Schweizer Franken 300 Erschwinglicher Luxus 200 100 2008 2009 2010 Der Uhrenhersteller Bethge bietet Hohensax-Tourbillon-Modelle ab 1600 Euro an. Die sonst viel teurere Mechanik stammt aus Asien und wird in Deutschland umfangreich überarbeitet. Quelle: Bloomberg 8 FOCUS SPEZIAL/2010 designed for performance. engineered for elegance. TUDOR HERITAGE CHRONO Mechanisches Uhrwerk mit Selbstaufzug In zwei Richtungen drehbare Lünette in Edelstahl mit schwarzer Zahlenscheibe Saphirglas, verschraubbare Aufzugskrone Wasserdicht bis 150 m, Edelstahlgehäuse 42 mm uhren spezial FC Bayern hilft Hersteller Ebel hat mit dem Fußball-Erstligisten die auf 250 Stück limitierte Classic Hexagon FC Bayern München entwickelt. Spieler, Foto: R. Wittek/dpa Vorstand und Trainer erhielten je ein Exemplar mit Namensgravur, das sie nach einem Jahr zurückgeben. Ab dem ersten Advent werden die Uhren auf der Internet-Seite der Bayern versteigert (Bild: Spiel gegen Hoffenheim am 21. September). Zenith lässt tief blicken Wer sich ein Tourbillon – die Krönung der Uhrmacherkunst – leistet, tut dies selten, um zu beeindrucken. Meist möchte man das kleine technische Wunderwerk nur selbst beobachten. Mt der neuen Zenith Christophe Colomb gelingt das besonders gut: Sie besitzt über dem Mechanismus, der die Ganggenauigkeit erhöht, eine Glaskuppel (154 000 Euro). Monaco V4: edles Sondermodell Schon die bisher aufgelegten Monaco-V4-Modelle von TAG Heuer faszinierten Fachwelt und Uhrenfans: Sie werden – weltweit einzigartig – durch Zahnriemen angetrieben. Ihre Energie beziehen sie aus der Bewegung kolbenähnlicher Gewichte. Von dem Exoten gibt es jetzt eine Variante aus dem Materialmix Rosé-Gold und Keramik, die auf 60 Stück limitiert ist (voraussichtlich 65 000 Euro). 10 FOCUS SPEZIAL/2010 Die Steigerung von Chronometer: Zeitmeister. Tipp: Schäden vermeiden Jedes Jahr im Herbst müssen Uhren um eine Stunde zurückgestellt werden – dann wechselt die Sommer- zur Winterzeit. Der Uhrmachermeister Siegmund Jeziorek (Kürten/NRW) warnt nicht nur bei historischen Uhren davor, die Zeiger zurückzudrehen. Sie gegen den Uhrzeigersinn zu stellen, schädige jedes Werk. Selbst das alternative Vorstellen um elf Stunden sei nicht empfehlenswert. Am besten sei es, das Werk durch Herausziehen der Krone eine Stunde zu stoppen und dann wieder zu starten. An die Jugend gedacht Die Genfer Manufaktur Frédérique Constant hat ein hochwertiges und gleichzeitig preiswertes Modell speziell für junge Käufer neu im Programm. Die Junior Automatic verfügt über ein Sichtfenster im Boden und kostet 550 Euro. An den besten Adressen Deutschlands und in London, Paris, Madrid, Wien und New York. www.wempe.de Ein Meilenstein in der deutschen Uhrmacherkunst: die ersten Armbandchronometer, die das aufwendige deutsche Prüfverfahren der Sternwarte Glashütte durchlaufen haben. WEMPE ZEITMEISTER Chronograph in Edelstahl mit Automatikwerk. Erhältlich exklusiv bei Wempe für € 1.975. uhren spezial Mr. Rolex Nummer vier Unter der Führung des Ex-Bankers Bruno Meier gehen die Uhren beim Genfer Luxuslabel anders als bei seinem schillernden Vorgänger – und die Geschäfte des berühmten Herstellers erholen sich schnell von der Finanzkrise Gralshüter Im Dezember 2008 übernahm der Luzerner Finanzfachmann Bruno Meier die operative Führung des Luxusuhren-Herstellers Rolex 12 FOCUS SPEZIAL/2010 Fotos: Christian Lutz, F. Berisha (2), action press, ullstein bild, Getty Images (2), Magnum U nterschiedlicher können zwei Menschen kaum sein. Patrick Heiniger, langjähriger Chef beim glamourösen Uhrenhersteller Rolex, „trägt zur Glatze das Haar hinten lang und kombiniert einen formellen Anzug mit grünen Schuhen“, ätzte die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ). Ein solch schillernder oder gar abgehobener Lebensstil ist von Bruno Meier nicht zu erwarten. Im Jahr 2008 übernahm der 59-Jährige den Chefposten bei der Edelmarke. Er verzichtet konsequent auf die Insignien der Macht, die sich sein Vorgänger allzugern leistete: Luxusapartment in New York, Reisen im Privatjet und Chefbüro mit eigenem Koch und Butler. Das ist nichts für den Polizistensohn und Zehnkämpfer Meier, der erst der vierte Patron in der über 100-jährigen Geschichte der Luxusmarke ist. Und der erste Banker an deren operativer Spitze. Die Hoffnung von Marktbeobachtern, der Finanzfachmann würde die bislang wenig aussagefähigen Zahlen des Konzerns, die in der Branche herumgereicht werden, präzisieren, erfüllte sich allerdings nicht. Rolex will einfach nicht mehr sagen – und muss das auch nicht: Der 1960 verstorbene Rolex-Gründer Hans Wilsdorf hatte sein Unternehmen in eine gemeinnützige Stiftung überführt, deren einziger Aktionär die Rolex SA ist. Das befreit den Konzern von jeglicher Auskunftspflicht. Die in der Glanz- und Glamourbranche Haute Horlogerie gehandelten Zahlen jedenfalls sind beeindruckend: 5000 Mitarbeiter, Umsatz 2009 knapp drei Milliarden Franken, bis zu 700 000 verkaufte Luxus-Chronometer pro Jahr und eine mit gut zehn Milliarden Euro ausgestattete Stiftung. Diese finanzielle Potenz erübrigt es, Bruno Meiers knappe Aussage zu diesem Thema anzuzweifeln: „Das Unternehmen hat null Franken Schulden und ein beträchtliches Vermögen.“ Quasi über Nacht hatte dessen Vorgänger im Dezember 2008 nach 16 Jahren den „premier fauteuil“, den Chefsessel der Rolex SA, für Meier freimachen müssen. Erst drei Jahre zuvor hatte Heiniger selbst Meier an seine Seite geholt – als seinen Vertrauten und Finanzchef des Konzerns. Doch Gerüchten zufolge war das Verhältnis der beiden schon bald belastet. Nur einmal noch zogen sie am selben Strang – um den Mantel des stoischen Schweigens über Wahrheit und Hintermänner der „Palastrevolution bei Rolex“ (NZZ) zu legen. An dieser Verschwiegenheit änderte sich kaum etwas. Auch bei den wenigen Gelegenheiten, zu denen Meier begann, das Innenleben der Rolex-Welt scheinbar doch ein klein wenig für Außenstehende zu öffnen. Eine Handvoll Interviews, für die sich der neue Generaldirektor seither Zeit genommen hat, brachten kaum Neues oder Überraschendes hervor. Nur in Nuancen bewegt sich, was er selbst sagt, über das hinaus, was Rolex-Sprecherin Virginie Chevailler zumeist schon andernorts erklärt hat. Selbst simple Fragen beantwortet Bruno Meier lieber etwas weitschweifiger. Statt eines simplen, klaren Ja etwa formuliert er lieber Sätze wie „Ich kann dazu klar ja sagen“. Und weil im Hause Rue François-Dussaud 7 in Genf nicht nur der Firmenchef, sondern auch der Stiftungsrat und der Verwaltungsrat wenig verraten, bleibt es Spekulation, dass Meier auf Grund seiner Expertise in Gelddingen an die Spitze des Milliardenkonzerns geholt wurde. Es könnte aber durchaus sein, dass man sich inmitten der weltweiten Finanzkrise einen ausgewiesenen Fachmann für Finanzmärkte holen wollte. Denn Ende 2008 geriet das Luxuslabel mit der fünfzackigen Krone – wie auch der Rest der Branche – auf nahezu allen Märkten in Schwierigkeiten. Die Exporte von Rolex-Uhren sackten weltweit ab. Im wichtigen Auslandsmarkt USA brach der Absatz zeitweise um 40 Prozent ein – so weit, dass Rolex-Händler Ladengeschäfte schließen mussten. Kreditverträge, um Händler und Lieferanten zu unterstützen, lagen griffbereit in der Schublade. Mehrere hundert ihrer Zeitarbeiter, „Temporärbeschäftigte“, wie sie in der Schweizer Uhrenindustrie nicht unüblich sind, musste die Aktiengesellschaft Rolex SA entlassen. Da lag es für die Kontrollgremien auf dem Höhepunkt der Turbulenzen nahe, den Lebemann an der Spitze auszutauschen gegen einen, dessen berufliche Vita über jeden Zweifel erhaben ist. Bruno Meier hat gelernt, mit den Unbilden der Kapital- und Anlagemärkte umzugehen – aufgefallen ist er dabei vor allem durch effizientes, ruhiges Arbeiten. Chase Manhattan, J. P. Morgan, BNP Paribas oder Republic National Bank of New York sind allererste Adressen, die er durchlaufen hatte, bevor er zum Chef der Deutschen Bank (Suisse) in Genf aufstieg. Nach seinem Wechsel zur Ikone der Schweizer Uhrenindustrie wurde Bruno Meier schneller vom leitenden Angestellten auf den Chefposten befördert als erwartet. Dort wirkt er heute als neuer Mr. Rolex und als Gralshüter von Vermögen und Verschwiegenheit. An Letzterer – so viel ist sicher – will er auf keinen Fall etwas ändern. ■ Motoren eines Mythos Prominente Rolex-Träger, vom Staatsoberhaupt bis zum Revolutionär, sind ein zentraler Faktor für die Marketing-Maschine des Luxusuhren-Labels. Christian Wulff Der Bundespräsident trägt die Rolex Marke Tudor Diego Maradona Der Fußball-Exzentriker trug seine Submariner gern „beidhändig“ Roger Federer Der Elle MacPherson Eric Clapton Der Musiker Tennisprofi ist ein Freund der Yachtmaster II Das Modell trägt ebenfalls eine Daytona sammelt unter anderem Yachtmaster Daytonas Diana Krall Die Jazz-Sängerin steht auf ihre goldene Oyster Perpetual Datejust Che Guevara Ein Freund der luxuriösen Submariner THOMAS VAN ZÜTPHEN FOCUS SPEZIAL/2010 13 uhren spezial Operation Alpha Scramble Sekunden entscheiden über Leben und Tod, deshalb legen Elite-Einheiten, Jagd- und Rettungspiloten großen Wert auf speziell entwickelte Uhren Z urzeit befindet er sich in geheimer Mission in Afghanistan. Den genauen Ort verrät der Kommandant der italienischen Spezialeinheit Col Moschin nicht. „Unsere Operationen sind immer top secret, das schafft die nötige Sicherheit für unser Regiment“, mailt der Befehlshaber, der sogar um seinen Namen ein Geheimnis macht, während einer Kampfpause. So legendär der Ruf der Fallschirmjäger-Sturmeinheit im italienischen Heer ist, so wenig weiß man über ihre Aktionen. Die Elitekämpfer operieren in Teams zu je zwei Kleinstgruppen à vier Mann. Irak, Afghanistan, Libanon, Somalia – die harten Jungs des Sturmregiments agieren in Krisenregionen rund um den Erdball. Handstreichartige Überfälle, Sabotage-Aktionen gegen den Feind, Aufklärung auf gegnerischem Territorium gehören genauso zum Aktionsrepertoire wie die Spezial-Box Die Oris-Uhr der Elite-Einheit Col Moschin kostet zwischen 2190 und 3650 Euro Jagd auf Kriegsverbrecher sowie die Befreiung von Geiseln. Als eine der wenigen Kampfgruppen operiert die Parade-Einheit „zu Land, zu Wasser und in der Luft“, berichtet der Kommandant. Der Zeitfaktor spielt bei Spezialeinheiten eine überlebenswichtige Rolle. Auf den Überraschungsmoment kommt es an. „Das richtige Timing ist bei den Missionen entscheidend“, erläutert der Regimentsführer. Meist laufen die Operationen in mehreren Etappen ab, nichts ist dem Zufall überlassen, jedes Rädchen muss greifen, jeder Soldat im rechten Moment zuschlagen. Ansonsten drohen Verluste, referiert der Kommandant: „Wir agieren oft in einem engen Zeitplan.“ Deshalb hat Col Moschin mit dem Hersteller Oris eine spezielle Armbanduhr entwickelt, die alle Bedürfnisse der Elitetruppe erfüllt. Der Kampfchronograph ist leicht zu tragen, das Armband auch unter schwierigen Verhältnissen schnell zu justieren. „Der Außenring aus Wolfram ist unverwüstlich, und zugleich reflektiert er nicht das Licht. Dadurch laufen wir etwa bei Nachteinsätzen nicht Gefahr, vorzeitig enttarnt zu werden“, hebt der Einsatzleiter die Vorzüge der Uhr hervor. Der Zeitmesser übersteht auch die härtesten Einsätze unbeschadet. Oft genug müssen die Kämpfer aus großen Höhen ins Wasser springen oder ecken mit dem Spezialticker an – auch dann darf die Sonderedition des Schweizer Uhrenproduzenten nicht falsch ticken. Oris produziert nicht als einziger Fabrikant Modelle für Elitekräfte. Inzwischen führt nahezu jeder Hersteller aufwendiger Chronometer ein oder mehrere Typen, die in Zusammenarbeit mit Spezialeinheiten konzipiert wurden. Auf Breitlings Emergency-Timer schwören gut zwei Dutzend Top-Flieger-Korps – angefangen bei den Royal Jordanien Falcons bis hin zur Patrouille Suisse der Schweizer Luftwaffe. Die Uhr verfügt über einen Mikrosender, der nach einem Absturz über die Frequenz 121,5 Megahertz 48 Stunden lang ein Notrufsignal sendet. Um den Sender auszulösen, wird ein 14 Härtetest Ein Soldat des legendären italienischen Sturmregiments prüft das Handling des Chronometers beim Einsatz in großen Tiefen FOCUS SPEZIAL/2010 15 uhren spezial Auf der Hut Ein Bundespolizist der Anti-Terror-Einheit GSG 9 auf dem Übungsgelände in Bonn-Hangelar EINSATZ-PROFI UX SDR GSG 9, maritime Anti-TerrorEinheit, U-BootStahl, Sinn 1455 Euro 16 Im Anflug Ein Beamter der Sondereinheit GSG 9 bei einem heiklen Fallschirmmanöver aus großer Höhe Sicherheitsknopf aufgeschraubt und eine Antenne herausgezogen. Die SOS-Signale reichen bis zu 160 Kilometer weit. Mit Mogadischu verbinden die Deutschen auch heute noch die Erinnerung an die erfolgreiche Geiselbefreiung 1977 durch die Anti-Terror-Einheit GSG 9. Beinahe 20 Jahre später entwickelte die maritime Truppe der deutschen Spezialkräfte mit dem Frankfurter Hersteller Sinn die Taucheruhr UX SDR GSG 9. Das Ergebnis lässt kaum Wünsche offen: Hydrotechnologie für perfekte Ablesbarkeit unter Wasser, verspiegelungsfrei aus jedem Winkel, ein großes schwarzes Zifferblatt mit weißen Zeigern und 5-Minuten-Indizes, gepaart mit einem Gehäuse aus seewasserresistentem U-Boot-Stahl, das durch ein besonderes Härtungsverfahren so widerstandsfähig wie Keramik ist und über einen unverlierbaren Taucherring verfügt. Das Werk arbeitet mit Lithium-Ionen-Batterien, die auch noch bei 25 Grad minus Strom abgeben. Nach Herstellerangaben gehört das Chronometer-Quarzwerk zu den modernsten und genauesten seiner Art. Kein Wunder, dass der Spezialuhren-Betrieb die Modellreihe UX einer breiten Kundschaft zugänglich gemacht hat. Foto: D. Bauer/FM/F OCUS -Magazin Das Uhrensegment mit dem Gütetestsiegel der Sondereinheiten boomt. Präzision nebst eleganter Zweckmäßigkeit reizt eine steigende Zahl von Kaufinteressenten. Die Kundschaft bevorzugt eher sportliche Modelle, und lässt sich dies auch etwas kosten. Die Preise variieren je nach Fabrikat zwischen 1300 und 35 000 Euro. Die Nobelmarke Jaeger-LeCoultre hat im Jahr 2007 in Zusammenarbeit mit den berühmten US-Elite-Kämpfern Navy Seals eine Taucheruhr-Kollektion in drei limitierten Serien aufgelegt. Die Linie Master Compressor Diving, versichert der Hersteller, genügt höchsten Belastungen unter Wasser. Bis zu 1000 Meter Tiefe widersteht das robuste Grad-5-Titangehäuse dem Wasserdruck. Der Tiefenmesser zeigt die Tauchtiefe den Angaben zufolge in Echtzeit an. Die maritimen Spezialticker können eine lange Geschichte vorweisen – sei es die Rolex Submariner oder aber die Fifty Fathoms aus dem Haus Blancpain, die seit 1953 bei unzähligen Geheimaufträgen französischer, amerikanischer, israelischer und deutscher Militärtaucher und Top-Kampfgruppen zum Einsatz kam. Die Ur-Uhr der Zunft stammt aus Mailand und gilt bis heute als Vorbild für alle modernen Entwicklungen: die Radiomir von Panerai. 1936 beauftragte die italienische Marine das Familienunternehmen, einen UnterwasserChronometer zu konstruieren, der härtesten Belastungen standhalten sollte. So entstand die erste Taucheruhr, die bis zu 200 Meter Tiefe dicht blieb. Die handgefertigte und mit einem Rolex-Werk ausgestattete Panerai Radiomir, die dank der Leuchtmasse Radiomir (später Luminor) auch unter Wasser und bei schlechten Lichtverhältnissen gut ablesbar ist, trug ausschließlich die italienische Kampfschwimmertruppe Gamma. Die Uhr unterlag sogar lanFOCUS SPEZIAL/2010 ge der militärischen Geheimhaltung. Insgesamt wurden nur 350 Stück hergestellt, die heute ein Vermögen kosten. 1993 schwangen sich die Mailänder von einer kleinen Spezialmanufaktur zum Luxusuhren-Produzenten auf. Überraschend platzierte Panerai eine Neuauflage der Luminor und der Luminor Marina in der Größenordnung von 1000 Stück auf dem freien Markt. Zur Verblüffung vieler Experten, die solche Exemplare eher zu schwer verkäuflichen Exoten abstempelten, avancierten die Modelle zu Kultobjekten. Den Durchbruch schaffte die Panerai-Linie dank des US-Filmstars Sylvester Stallone. Der muskelbepackte Action-Held, den seine Freunde „Sly“ nennen, ließ sich eine limitierte Auflage mit dem Titel Slytech fertigen. Auf der Rückseite dieser Exemplare findet sich das Autogramm des Schauspielers eingraviert. Im Katastrophenstreifen „Daylight“ und im Einzelkämpfer-Mehrteiler „Rambo“ bekriegt der Kinoheld das ewig Böse mit einer Panerai am Arm. Thomas Koller übt stetig den Kampfeinsatz. Allerdings hofft der Bundeswehrpilot, dass der Fall der Fälle nie eintreten möge. Für Koller bedeutet der richtige Moment alles. Eine Sekunde plus/minus kann bei dem Oberstleutnant über Erfolg oder Misserfolg, über Leben und Tod entscheiden. Koller gehört zur Top-Klasse der deutschen Jagdflieger. Wenn der Luftwaffenoffizier mit seinem Eurofighter vom Fliegerhorst Neuburg an der Donau aufsteigt, handelt es sich nicht immer um einen Übungsflug. Mehrmals im Monat schnellen zwei kampfbereite Abfangjäger der Alarmrotte seines Jagdgeschwaders 74 zum „scharfen“ Einsatz in den süddeutschen Luftraum. Der gellende Ton einer Sirene hat einen Alpha Scramble, den Ernstfall, signalisiert. Die Gründe für die Abfangmission erfahren Koller & Co. meist erst nach dem Start: Seit den Terroranschlägen der Todespiloten des 11. September 2001 in den USA reagiert der hiesige Sicherheitsapparat äußerst sensibel, wenn etwa ein Linienpilot nicht auf Funksprüche reagiert. Bei anderer Gelegenheit war bei einer Mig-29, die an einer Flugshow teilgenommen hatte, die Funkanlage ausgefallen. Eine Alarmrotte aus Neuburg nahm den Piloten in die Mitte und ließ ihn auf dem Bundeswehrstützpunkt landen. In der Luft verlässt sich Koller nie allein auf die Borduhr. Stets trägt der 40-jährige Einsatzstabsoffizier einen für Flugeinsätze speziell konstruierten Zeitmesser am Handgelenk. Bei der Luftwaffe ist dies zwar Pflicht, aber Koller würde ohnehin nie auf seinen Chronometer verzichten. „Die heutigen Kampfflugzeuge sind doch sehr auf die Elektronik angewiesen, fällt diese aus, so kann ich mit Hilfe meiner Armbanduhr beispielsweise die Spritmenge berechnen, die mir noch für den Heimflug bleibt.“ Das Timing ist für die Jägerelite heutzutage lebenswichtig. Vor allen Dingen bei Luftkampfmanövern. „Da geht es um Sekunden“, erläutert Koller. Die Einsät- SEENOT-RETTER S.A.R. Chronograph, Marineflieger, Mühle Glashütte 2590 Euro PIONIER Radiomir, entwickelt 1936, Kampfschwimmer, Panerai 10 000 Euro FLIEGERASS Doppelchronograph Top Gun, Kampfpiloten, IWC 9500 Euro 17 Im Blick Ein Top-Kämpfer der berühmten US-Truppe Navy Seals legt auf sein Ziel an TIEFTAUCHER Master Compressor Diving Alarm, Navy Seals, Jaeger-LeCoultre 9900 Euro 18 UNTERSEE-KLASSIKER Fifty Fathoms, u. a. französische Kampftaucher, Blancpain 9770 Euro ze der Jagdfliegerstaffel sind genau vorgegeben. Taktische Kampfmanöver bis hin zur Zielerfassung und dem folgenden Raketenabschuss müssen auf die Zehntelsekunde genau festgehalten werden. „Dies ist wichtig, um in der Nachbesprechung des Manövers das Geschehen exakt rekonstruieren zu können“, erklärt der Oberstleutnant. Im Luftkampf ist jede Sekunde mit Arbeit besetzt. „Der Pilot muss zusätzlich die Arbeit des Waffensystemoffiziers übernehmen.“ Und dies im Wahnsinnstempo von bis zu zweifacher Schallgeschwindigkeit. Mitunter wirkt die neunfache Erdbeschleunigung auf den Jagdflieger ein. Er wiegt dann bis zu 720 Kilogramm, bei lang anhaltender Beschleunigung sackt das Blut in die Beine. Gehirn und Netzhaut werden nicht mehr ausreichend durchblutet. Bei 9 g im Cockpit bedeutet jedes Gramm mehr am Körper eine ungeheure Last. „Deshalb ist es wichtig, dass eine Flieger-Armbanduhr einen hohen Tragekomfort besitzt, leicht, robust und gut ablesbar ist“, resümiert der Kampfpilot. Das Schweizer Traditionshaus IWC hat auf die Extremlagen der Jetpiloten eine Antwort gefunden: den Doppelchronographen Edition Top Gun. Allein der Name spricht Bände. Im gleichnamigen Hollywood-Streifen meisterte einst Tom Cruise als Navy-Himmelsstürmer Maverick die härtesten Tests. Auch im richtigen Leben steht das Logo Top Gun für die US-Navy Fighter Weapons School. Von den überdurchschnittlichen Fähigkeiten der Absolventen der Elite-Akademie habe IWC sich inspirieren lassen „und eine sehr technische Fliegeruhr für höchste Professionalität gebaut“, referiert Senior-Produkt-Manager André Häusler. Optisch orientierte sich der Doppelchronograph „an der reduzierten Einfachheit der Bordinstrumentierung“. Die Datumsanzeige konzipierten die Schaffhausener Uhrmacher in der Form eines Höhenmessers. Außen besteht die Uhr aus Keramik und Titan, das Innengehäuse aus Weicheisen bietet maximalen Magnetfeldschutz, das doppelt entspiegelte Saphirglas der Härte 9 hält zudem plötzlichen Druckabfall im Cockpit aus, weiß Häusler. Besonders raffiniert: die beiden Stoppanzeiger mit ihrer Rattrapante- oder Schleppzeigerfunktion. „Damit lassen sich innerhalb eines Minutendurchgangs nicht nur sekundengenau Stopp-, sondern auch Zwischenzeiten messen. Die 10-Sekunden-Skala spielt beim S.A.R.-FliegerChronographen des sächsischen Herstellers Mühle Glashütte die zentrale Rolle. Mit Hilfe des markanten orangen 10-Sekunden-Felds können die Rettungsflieger der Deutschen Marine schnell die Fluggeschwindigkeit bis zum Einsatzort hochrechnen. In dieser kurzen Phase messen die Marinehelfer die bis dahin zurückgelegte Strecke. Anschließend kalkulieren sie den Wert mit einer Minute, danach mit einer Stunde und kommen so auf die nötige Knotenzahl über Grund. Am Ende retten so zehn Sekunden Menschenleben. ■ AXEL SPILCKER FOCUS SPEZIAL/2010 Foto: Jayme Pastoric uhren spezial uhren spezial Omega – Reise durch die Zeit Bezug über Omega, 250 Euro Uhren – Echt oder Fälschung? Ebner Verlag, 39 Euro Betrüger ausbremsen Bunte Geschichte Dem Leser wird anhand zahlreicher Darstellungen gezeigt, wie man Fälschungen treffsicher erkennt. So haben kriminelle Verkäufer, etwa im Internet, keine Chance Anhand Tausender einzelner Modelle zeichnet dieses Buch die Entwicklung der Marke Omega seit Ende des 19. Jahrhunderts akribisch nach Zeit zum Lesen Uhrenbücher zeichnen sich oft durch ihre besonders hochwertige Machart aus. Viele von ihnen werden selbst zu begehrten Sammlerobjekten – hier eine Auswahl Erotische Uhren – Zeit für die Liebe Ebner Verlag, 69 Euro Eine Erklärung des exklusiven Sammler-Segments im historischen Kontext Gewichtiges Jubiläumswerk Fotos: M. Ley/F OCUS -Magazin (3) Stolze fünf Kilogramm wiegt das Buch zum 150-jährigen Bestehen von TAG Heuer. Die 150 Abbildungen kommen auf edlem Perigord-Papier gut zur Geltung Sammlerträume – Die hundert berühmtesten Rolex-Uhren Ebner Verlag, 148 Euro TAG Heuer – 150 Years Bezug über TAG Heuer, 100 Euro Der Titel stellt detailliert bekannte Modelle wie die Oyster dar, aber auch Seltenes 19 uhren spezial Tickt richtig gut Kim-Eva Wempe ❙ Powerfrau Vor sieben Jahren machte Hellmut Wempe seine Tochter zur allein verantwortlichen Gesellschafterin der Gerhard D. Wempe KG. ❙ Präzise wie ein Uhrwerk Seither steigerte die heute 48-jährige Hamburgerin den Jahresumsatz ihrer 25 Filialen von 160 auf aktuell 235 Millionen Euro. 20 »Unsere Werte sind alt, aber zeitgemäß« Warum für Luxusuhren-Händler wie Kim-Eva Wempe das Schaufenster als Marketinginstrument viel wichtiger ist als Internet, Apps & Co. Frau Wempe, Nachfolgersuche und Generationswechsel stellen mittelständische Unternehmen oft vor existenzielle Fragen. Nicht so Wempe. Was haben Sie anders gemacht? Wir hatten ja eine sehr sukzessive Übergabe der Unternehmensverantwortung von meinem Vater an mich. Formal – bis ich im Jahr 2003 auch das operative Geschäft übernommen habe – dauerte der Wechsel fast acht Jahre. Unsere Nachfolgefrage ohne Not, Druck und Hetze zu regeln hat der Firma sicherlich gutgetan. Und selbst heute noch ist mein Vater – quasi als Patron – regelmäßig im Haus. Und auch das ist gut und wichtig für das Unternehmen. Aber heute sind Sie für mehr als 500 Mitarbeiter und zuletzt knapp 235 Millionen Euro Umsatz verantwortlich. Haben Sie die Wirtschaftskrise zu spüren bekommen? Mental vor allem, denn wir haben sehr viele Unternehmer als Kunden, und mit denen leben und leiden wir unmittelbar. Umsatzmäßig insgesamt haben wir keine großen Einschnitte zu verzeichnen. Aber einzelne Standorte wie New York und Wien hatten durchaus Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich, die wir andernorts kompensiert haben. Fotos: xxxxxx/F OCUS -Magazin Bxxxxx xxxxx xxx Warum ausgerechnet an diesen Standorten? Wien ist ja eine Drehscheibe für neues, junges Geld – weniger für die Erträge aus alten, gewachsenen Vermögen, dem „old money“. Auch unser Umsatz dort ist eng gekoppelt an Kundschaft aus Russland beziehungsweise ganz Osteuropa, die in jüngster Zeit sehr erfolgreiche Geschäfte gemacht hat. Auf diese Klientel schlagen Konjunkturverläufe viel unmittelbarer durch als auf über Generationen gewachsenen Reichtum. In New York wiederum sind in der Nachbarschaft von Fifth Avenue einfach enorm viele Boni eine Zeit lang nicht gezahlt worden. Da sitzen wir mit unserer Adresse quasi im Epizentrum und spüren viel deutlicher als andernorts: Wenn es unseren Kunden gutgeht, geht es uns gut, aber umgekehrt eben auch. FOCUS SPEZIAL/2010 Sollten Ihre besonderen Merkmale im Markt – Sinnlichkeit, Luxus und Emotionen – als weiche Faktoren nicht weniger krisenanfällig sein? Doch, das stimmt. Zumal es immer emotionale Anlässe gibt, eine Uhr oder Schmuck zu kaufen und gegebenenfalls zu verschenken. Viele von ihnen kommen ja auch – Gott sei Dank – im jährlichen Turnus. Aber der Grund für die weit gehende Krisenresistenz unserer Sortimente ist ein anderer: In unsicheren Zeiten geht es vielen Menschen um die Sicherung von Werten in Sachanlagen. Darum erlebt Gold gerade eine Hochkonjunktur. Okay, mit Immobilien, Häusern kann ich nicht mithalten. Aber sagen Sie mir: Was ist so wertbeständig und sicher wie Schmuck oder eine Uhr? Doch höchstens noch eine Hermès-Tasche. Welchen Wert hat für Sie das Internet, in dem Sie auf Ihren Web-Seiten hochkarätige Erlebnis-, Produkt- und Markenwelten inszenieren? Immerhin geben Sie ja zugleich ein klassisches, hochwertiges Printmagazin heraus. Ich bediene Kunden da, wo sie bedient werden möchten – das heißt also auch im Internet. Aber am liebsten kompetent, persönlich und mit einem Austausch von Mensch zu Mensch. Das kann das Internet nicht ersetzen. Gleichwohl brauchen wir das „Netz“ als Kommunikationskanal. Das Internet ist oft wichtig für die Erstkontakte mit potenziellen Kunden. Mit Menschen, die wir noch gar nicht kennen. Unser Magazin bekommen die Menschen, sobald wir sie kennen gelernt haben. Unsere neue Wempe-App für das iPhone ist so eine Art Klammer für beide. Aber als Marketinginstrument sind Internet & Co. noch nicht wirklich bedeutend für uns. Opfer eines Einbruchs Die Wempe-Niederlassung an New Yorks Fifth Avenue litt schwer unter der US-Finanz- und Wirtschaftskrise Sagt wer? Das sagt unsere Marktforschung. Danach ist Empfehlungsmarketing für uns am wichtigsten. Nummer zwei als Marketinginstrument sind unsere Schaufenster, und digitale Kommunikation läuft bei uns – Stand heute – irgendwo unter „Verschiedenes“. 21 uhren spezial »Was ist so wertbeständig und sicher wie Schmuck oder eine Uhr? – Doch höchstens eine HermèsTasche« Kim-Eva Wempe Promi-Preziose Schaufenster versus Internet also. Und am Ende gewinnt die Tradition? Ja klar. Denn egal, ob Ku’damm, Kö oder Jungfernstieg – an unseren Schaufenstern haben wir eine extrem hohe Frequenz. Und eine „Grand Complication“ in echt zu sehen – wenngleich durch eine Scheibe – begeistert Männer nun mal mehr als Page Impressions aus dem virtuellen Raum. Und derart angefixt kommen sie dann natürlich durch die Ladentür? „Angefixt“ ist nicht der Jargon, den wir in unseren Geschäften pflegen, aber dieses Gedankenspiel, das manch einer der Schätze in unseren Fenstern – bei Männern wie bei Frauen – auslösen kann, hat natürlich auch was von Verführung. Da kommen sich Traum und Wirklichkeit schon sehr nah. Noch direkter funktionieren dann nur die Vitrinen in den Geschäften . . . Zwei zu eins Mit Luxusuhren wie der Xl WM55 erzielt die Wempe KG doppelt so viel Umsatz wie mit Schmuck . . . wo unsere Mitarbeiter ein hohes Involvement zeigen. Da geht es darum, die eigene Persönlichkeit und natürlich Kompetenz einzubringen – immer individuell, aber weltweit in jeder Wempe-Niederlassung auf gleichem Niveau. Egal, ob in London, Madrid oder München – unsere „Statthalter“ dort sind ja keine Filialleiter, die Mitarbeiter tragen auch keine Uniform. Aber wer durch eine Wempe-Tür geht, ist immer auf der gleichen hohen Erlebnisebene. Dieses Niveau müssen wir halten, denn das ist unsere Schnittstelle, um Werte und Geist unseres Familienunternehmens zu transportieren und für den Kunden spürbar werden zu lassen. Warum verwehren Sie dieses Erlebnis dann so vielen Menschen? Wie bitte? Na, etwa in Moskau, Dubai, Shanghai oder Peking. Überall dort sucht man WempeNiederlassungen vergeblich. Warum? Dafür sind wir selbst, unsere Kultur und Mentalität zu hanseatisch, zu europäisch. Das gilt übrigens auch 22 für Los Angeles. Dort würden wir womöglich auch wachsen – aber nicht mit den Werten, für die Wempe steht. Welche Werte sind das? Glaubhaftigkeit, Authentizität, Vertrauen und – im Qualitätssinn – ehrliche Handwerkskunst. Durchaus alte Werte, aber wir halten sie für sehr zeitgemäß. Wie zeitgemäß ist es heute überhaupt noch, den Verkauf von Luxusuhren an Konzessionen und Preisbindung zu koppeln? Mit ihrer Protektion eines Vertriebswegs hebeln Rolex, Glashütte, IWC & Co. klassische Wettbewerbsregeln doch elegant aus. Das ist falsch. Natürlich gibt es Wettbewerb. Das fängt mit Standort und Lage an, geht über Optik und Ausstattung des Geschäfts weiter und endet bei der Qualität von Mitarbeitern und Service. Der große Vorteil eines konzessionierten Vertriebswegs für den Kunden hat aber mit Werterhalt zu tun, mit Glaubhaftigkeit, garantierter Leistung und Qualität. Darauf muss sich ein Kunde verlassen können, und das geht nicht bei Vertriebskanälen, die mitunter verdächtig sind, ihre Ware aus dem Spektrum zwischen Diebesgut und Plagiat zu beziehen. Gibt es einen besonderen Typ Mensch, der dann lieber zu Ihnen kommt? Nein, das würde ich nicht sagen. Wir haben Kunden, die sehen wir nur alle paar Jahre – zur Taufe, zur Konfirmation, zur Hochzeit oder was auch immer. Aber ich kenne auch solche, die überleben nicht einen Monat ohne Uhrenkauf. Mit welcher Konsequenz kommen diese Stammkunden zu Ihnen? Verkaufen Sie mehr Uhren als Schmuck? Das sagt jetzt nichts über Stückzahlen – aber das Verhältnis im Umsatz von Uhren zu Schmuck liegt, alle Standorte inkludiert, bei zwei zu eins. ■ INTERVIEW: THOMAS VAN ZÜTPHEN FOCUS SPEZIAL/2010 Fotos: interTOPICS, action press Auch Mick Jaggers Ex Jerry Hall, hier bei Wempe in Wien, zählt sich zur Kundschaft des Luxusjuwelier-Filialisten Luxus für Ladys Hier eine kleine Auswahl bestechender Gründe, warum Uhrenliebhaber nicht nur an sich denken sollten OYSTER STAHL Klassiker von Rolex mit Brillantlünette, Zifferblatt „floral“, 9400 EURO BRILLANT Die Twenty~4 von Patek Philippe,18 k Rotgold, mit zehn Diamanten und schokobraunem Blatt, 22 120 EURO Vollkommen ausreichend Der einzige Schmuck, den Jennifer Aniston hier trägt, ist ihre Rolex STILIKONE Reverso Squadra Lady von Jaeger-LeCoultre, Edelstahl, 36 Diamanten (0,55 ct), 5500 EURO HÜBSCH PREISWERT Edelstahl-Quarzuhr mit Similisteinen von Christ, wasserdicht bis drei Bar, 99,90 EURO BELUGA CHOCOLATE Weißgoldene Quarzuhr mit 68 braunen Diamanten (1,08 ct) und SchokoladenMuster auf dem Zifferblatt, von Ebel, 30 000 EURO 23 *unverbindliche Preisempfehlung P O W E R F U L. U N I Q U E. P U R E B R E I T L I N G The Navitimer € 4610* PURE BREITLING Das ist Breitling. Eine Welt für sich, in der Performance, Hochleistung und neue Horizonte absolute Priorität einnehmen. Eine engagierte Verbündete, die an sämtlichen Highlights der Luftfahrt weltweit teilgenommen hat, sei es am Handgelenk von Piloten oder eingebaut in einem Bordbrett. Eine Leidenschaft für Technik und hochkarätige Mechanik. Ein Stil, der Charakter und Stärke vereint. Ein Segment von Instruments for Professionals für Bereiche, in denen Sicherheit lebenswichtig ist. Dynamisch gestylte und auf extremste Situationen getrimmte Chronografen als treue Begleiter in der Hitze des Gefechts. In der Breitling Staffel arbeiten zuverlässige und leistungsstarke Motoren, alle Chronometer-zertifiziert von der COSC – dem Nonplusultra in Sachen Präzision. Performance in Reinkultur. Breitling pur. Katalog und Info unter Tel. 0721 98 48 30 WWW.B R E I TL I NG .C O M uhren spezial Den Geschmack getroffen Die Hersteller nahmen die Preise zur Goldenen Unruh 2010 am 25. Februar in der Flugwerft Schleißheim bei München in Empfang Der Preis der Preise An der Wahl für exquisite Top-Uhren von FOCUS und dem „Uhren-Magazin“ beteiligen sich weltweit die meisten Leser. Die Preissumme übersteigt diesmal 30 000 Euro 1. Preis 2. Preis 3. Preis H. F. BAUER Modell: Wildberg 4900 Euro SEIKO Modell: Spring Drive GMT 3800 Euro BAUME & MERCIER Modell: Classima Executives Magnum 3320 Euro 6. Preis 7. Preis 8. Preis DAVOSA Modell: Rallye Pilot Chronograph 1598 Euro INGERSOLL Modell: Stundentourbillon 999 Euro MARCELLO C Modell: Hydro 998 Euro 26 FOCUS SPEZIAL/2010 elche Uhrenmodelle faszinieren die Käufer, die sich für edle Zeitmesser begeistern, derzeit am stärksten? Die Antwort wird abermals die Wahl zur Goldenen Unruh liefern. Selbst die distinguierten Manufakturen erwarten die Ergebnisse mit Spannung. Immerhin geben reale Kunden ihre Präferenzen preis. Und die Veranstaltung ist seit Jahren die größte Leserwahl für exquisite Uhren weltweit. Daraus lassen sich wertvolle Erkenntnisse zu den aktuellen Trends gewinnen: Interessieren sich die Kunden auf Grund des steigenden Edelmetallpreises tatsächlich wieder stärker für goldene Modelle? Werden nach dem Hang zur Größe nun wieder kleinere, flachere Ausführungen bevorzugt? Um faire Bedingungen für alle teilnehmenden Marken zu schaffen, treten die Kandidaten in fünf Kategorien an (A: bis 2500 Euro, B: bis 5000 Euro, C: bis 10 000 Euro, D: bis 25 000 Euro und E: über 25 000 Euro). Foto: W. Heider-Sawall W Eine Vorauswahl aus Hunderten von Uhren treffen die fachkundigen Leser des „Uhren-Magazins“ per Stimmkarte bis Ende November. Ab dem 15. Dezember 2010 findet dann die Endwahl unter den jeweils zehn topplatzierten Uhren in jeder Kategorie statt. Abstimmen können die Interessierten im Internet auf der FOCUS-Online-Seite (www.focus.de/uhrenwahl). Die Sieger unter den Herstellern werden auf einer feierlichen Veranstaltung am 24. Februar 2011 geehrt. Die teilnehmenden Leser indes können Preise im Gesamtwert von mehr als 30 000 Euro gewinnen. Dazu gehören die unten vorgestellten zehn ersten Gewinne, darunter eine elegante Baume & Mercier und zehn Meistersinger-Jubiläumsuhren. Daneben gibt es hochwertige Bücher und für kalte Tage auch Kaschmirpullover zu ergattern. ■ ANDREAS KÖRNER Belletristikpreis des ZEIT Verlages H a ns Joachim S chädl ich »Kokoschkins Reise« Rowohlt Bilderwelten H er l inde Koel bl »Mein Blick« Steidl CL AUDIO-Hörbuchpreis Jo Nesbø G el . v. Bur g har t Kl außner »Leopard« Hörbuch Hamburg FOCUS-Zukunftspreis Wil l iam Kam kwamba/ Br yan Mea l er »Der Junge, der den Wind einfing« Irisiana Jugendbuchpreis der Waldemar-Bonsels-Stiftung Jo hn G r e en »Margos Spuren« Hanser 4. Preis 5. Preis MOLA Modell: 923M 1877 Euro MÜHLE Modell: Mühle-Glashütte 1690 Euro Klassik Radio Publikumspreis Ca r l a Feder ico »Im Land der Feuerblume« Knaur TB Wirtschaftsbuchpreis der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft Wol f g ang Ker st ing »Verteidigung des Liberalismus« Murmann Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten Herber t Rosendor fer Für sein Lebenswerk 9. Preis 10. Preis LOCMAN Modell: Montecristo 820 Euro MEISTERSINGER Modell: AM3303 10-jähriges Jubiläum 798 Euro nymphenburger/ Kiepenheuer&Witsch/dtv/Folio TV-Gala m it KAT R I N BA U ER FE IN D Dienstag, 23. November 2010, 20.15 Uhr Sa., 4. Dezember 2010, 20.15 Uhr ZDFtheaterkanal, So., 28. November 2010, 15.00 Uhr 27 www.corine.de uhren spezial Zeit zu investieren Michael Brückner liebt hochwertige Uhren, setzt bei der Geldanlage aber auch auf Klassiker wie Anleihen 28 »Leidenschaft gehört zu dieser Anlage« Der Uhrenkenner, Sammler und Fachbuchautor Michael Brückner über Investments in wertvolle Zeitmesser. Warum sie vor Inflation schützen und für wen sie sich eignen Wie kommt man überhaupt auf die Idee, Geld in Uhren anzulegen? Das ist stets die typische Biografie eines Sammlers: Am Anfang steht eine ausgeprägte Affinität zum Thema, dann folgt die Leidenschaft und dann das selektive Investment. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Es macht keinen Sinn, in Uhren oder auch in Wein oder Oldtimer zu investieren, nur weil es aktuell Magerzinsen auf Sparguthaben gibt und die Aktienmärkte volatil erscheinen. Was sind die wichtigsten Vorteile dabei? Sie besitzen kostbare Sachwerte, die Ihnen eine emotionale Rendite sichern. Und viele Uhren der großen Marken lassen sich auch schnell wieder zu Geld machen. Eine gesuchte Rolex oder eine Patek Philippe in gutem Erhaltungszustand können Sie immer und beinahe überall zu einem guten Preis verkaufen. Insofern handelt es sich sogar um eine besonders fungible Form der Geldanlage. Fungibler jedenfalls als Edelsteine oder Schmuck. Für wen eignet sich die Anlage in diese Objekte? Wie gesagt: Man muss eine Leidenschaft für diese Form der Kapitalanlage mitbringen. Daraus erwächst im Laufe der Zeit beinahe automatisch ein fundiertes Hintergrundwissen. Sie lesen Fachzeitschriften und Bücher, sprechen mit Herstellern, Juwelieren und anderen Sammlern. Erst mit diesem Wissen sollte man unter dem Aspekt der Kapitalanlage in Uhren investieren. Foto: Andreas Reeg/F OCUS -Magazin Welchen Anteil am Gesamtvermögen können Uhren ausmachen? Ich halte sehr viel von der goldenen Regel für Kapitalanleger: Ein Drittel sollte in Wertpapiere investiert werden, ein Drittel in absolut sichere Sparformen, und das letzte Drittel kann in Sachwerte fließen. Bei Sachwerten denkt jeder an Immobilien und an Gold. Im Interesse einer noch breiteren Diversifizierung kann ein Teil dieses Sachwertedrittels in Uhren fließen. Ich würde allerdings nicht mehr als zehn bis 15 Prozent meines liquiden Vermögens in Uhren investieren. FOCUS SPEZIAL/2010 Wie viel Zeit sollten Käufer einplanen, bis sie mit einer Wertsteigerung rechnen können? Zunächst gilt es, realistisch zu bleiben. Über 80 Prozent aller Luxus-Armbanduhren sind weder werthaltig noch weisen sie Wertsteigerungspotenzial auf. Bleiben noch knapp 20 Prozent, bei denen langfristig eine Wertsteigerung eintreten kann. Geduld ist gefragt, denn mitunter dauert dies 20 Jahre und länger. Manchmal geht es aber auch deutlich schneller. Vor einigen Jahren brachte ein großer deutscher Juwelier anlässlich seines Jubiläums eine limitierte Platin-Armbanduhr mit Jahreskalender von Patek Philippe auf den Markt. Ihr Preis hat sich nach drei Jahren beinahe verdoppelt. Schützen Uhreninvestments vor Inflation? Ja, es handelt sich um einen inflationsgeschützten Sachwert. Wenn es von einer bestimmten historischen Armbanduhr nur noch geschätzte zehn Stück gibt auf der Welt, dann sind das Raritäten, die sich nicht vermehren lassen. Eine andere Frage ist, ob Uhreninvestments konjunkturresistent sind. Das trifft allenfalls auf sehr gesuchte Modelle von hoher Qualität zu. Ansonsten gilt: In der Krise sitzt auch das Geld bei Uhreninvestoren nicht mehr so locker. Wer in solchen Phasen verkauft, fährt in der Regel Verluste ein. Welche Marken eignen sich am besten für eine Anlage? Grundsätzlich muss man zunächst unterscheiden zwischen zeitgenössischen Uhren, die erst in 20 oder 30 Jahren einen Wertzuwachs verzeichnen können, und den sogenannten Vintage-Uhren, also den Zeitmessern, die schon 30, 40 oder 50 Jahre alt und bei vielen Sammlern und Investoren begehrt sind. Was die Marken angeht, so empfiehlt sich ein Blick in die einschlägigen Auktionskataloge. Sehr gute Preise erzielten Uhren von Rolex, Patek Philippe, teilweise auch A. Lange & Söhne und Audemars Piguet. Auch ältere Modelle von Panerai, Jaeger-LeCoultre und Omega erfreuen Sammler und Investoren gleichermaßen. Uhrenliebhaber Michael Brückner, 52 ❙ Kennerschaft Außer für Zeitmesser interessiert sich der Buchautor („Uhren als Kapitalanlage“, Finanzbuch Verlag) für gute Weine und Motorboote. Er lebt in Lindau und Ingelheim bei Mainz. ❙ Wirtschaftsfachmann Er startete bei einer Tageszeitung und arbeitet heute auch als Berater für die Finanzbranche. 4 Tipps für Investoren 1❙ Markenware wählen Nur Uhren namhafter Hersteller wie Patek Philippe oder Rolex kaufen. 2❙ Geduld zahlt sich aus Es kann bis zu 20 Jahre dauern, bis sich Wertsteigerungen einstellen. 3❙ Clever mischen Auch Uhrenfreunde sollten höchstens 15 Prozent dort investieren. 4❙ Auf Papiere achten Bei Uhren ist es unerlässlich, Kauf- und Wartungsbelege aufzuheben. 29 uhren spezial 1 5 2 6 3 7 4 8 9 Brückners Uhrensammlung Modell: Nautilus 2❙ Breitling Modell: Chronomat 3❙ A. Lange & Söhne Modell: Lange 1 4❙ H. Moser & Cie. Modell: Mayu 5❙ Breguet Modell: Typ XX Transatlantique 6❙ IWC Modell: Da Vinci 7❙ Patek Philippe Modell: Jahreskalender 8❙ IWC Modell: Portugieser 9❙ D. Dornblüth & Sohn Modell: Kaliber 99.1 Gibt es spezielle Modelle wie Sondereditionen oder limitierte Auflagen, die Wertsteigerungen wahrscheinlicher machen? Sondereditionen und limitierte Auflagen können sich wertsteigernd auswirken. Aber es gibt keinen Automatismus. Manche Hersteller machen aus der Not eine Tugend. Weil sie wissen, dass sie von einem bestimmten Modell nur wenige Exemplare verkaufen dürften, wird die Uhr einfach limitiert. Rolex wiederum produziert hohe Stückzahlen. Dennoch gilt diese Marke insgesamt als sehr werthaltig, wobei es natürlich auch in diesem Fall Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen gibt. Welche Zeitmesser sollte man meiden? Es gibt Uhren aus kleinen, feinen Ateliers und Manufakturen. Das sind oft geradezu Leckerbissen der Uhrmacherkunst. Dennoch erzielen sie meist keine guten Preise, weil die Marke nicht bekannt ist. Eine starke Marke erweist sich aber als kolossal wichtig, wenn man mit Uhren Wertzuwächse erzielen möchte. Auf was sollten Interessenten sonst noch achten? Je mehr technische Raffinessen – also Komplikationen – eine Uhr aufweist, desto wertvoller ist sie. Aber sogar in dieser Hinsicht gibt es Ausnahmen. Rolex zum Beispiel bietet mit der Daytona eine Uhr an, die lediglich eine zusätzliche Kurzzeitmessung aufweist, aber dennoch extrem begehrt ist. Wichtig ist ferner der 30 Erhaltungszustand der Uhr. Wer auf Wertsteigerung spekuliert, sollte die Uhr am besten gar nicht tragen. Außerdem müssen sämtliche Papiere und die Original-Box vorliegen. Der Nachweis einer regelmäßigen Wartung kann ebenfalls nicht schaden. Wie und wo kauft man die Uhren am besten? Vintage-Uhren kauft man am besten bei spezialisierten Auktionshäusern. Dazu gehören zum Beispiel Dr. Crott in Mannheim, Antiquorum und Patrizzi in Genf sowie im mittleren und gehobenen Preissegment Henry’s in Mutterstadt. Wer eine neue Uhr erstehen und auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich einem renommierten Juwelier anvertrauen. Was nicht ausschließt, eine gezielte Preisrecherche vorzunehmen. Möglicherweise ist ein Konzessionär in einer eher strukturschwachen Region der Republik entgegenkommender als sein Kollege in der boomenden Großstadt. Wenn man sich einmal von einem der guten Stücke trennen muss, funktioniert das reibungslos? Es gibt natürlich keinen Marktplatz, der mit einer Wertpapierbörse vergleichbar wäre. Kostbare Stücke würde ich grundsätzlich über Auktionshäuser verkaufen. Uhren im mittleren Preissegment kann man durchaus auch über Ebay anbieten. Ich habe in dieser Hinsicht bisher nur gute Erfahrungen gesammelt. ■ INTERVIEW: ANDREAS KÖRNER FOCUS SPEZIAL/2010 Foto: Andreas Reeg/F OCUS -Magazin 1❙ Patek Philippe CHRIST-Serviceline 01 80 / 5 23 57 17 (€ 0,14/Min. aus dem dt. Festnetz; Mobilfunkpreise maximal € 0,42/Min.) MIROS SPORT € 695,– Gehäuse Edelstahl, Kautschukband, Chronograph, Großdatum, Kleine Sekunde, Saphirglas, Quarz, wasserdicht bis 10 Bar www.christ.de uhren spezial Vom Matterhorn in die Welt Delle durch Finanzkrise Haupt-Exportländer Exporte 2009 in Milliarden US-Dollar Schweizer Uhrenexport in Schweizer Franken 12 16 Frankreich Deutschland China Eidgenossen vorn Die Uhrenindustrie ist der drittwichtigste Exporteur der Schweiz 32 8 Quelle: VSU FH 0 Hongkong 2 Schweiz Quelle: VSU FH 6 4 20 12 8 4 0 Uhrenproduktion weltweit in Millionen Stck* Quelle: JWCA; *Schätzungen 10 Ausgewählte Elite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Sparmaßnahme Während der Flaute hielten sich Uhrenfans zurück – jetzt kaufen sie wieder 21 179 22 183 180 19 151 990 930 877 865 1250 1190 1135 1080 865 2005 2006 2007 2008 2009 200 1030 23 analog digital Quarz analog Quarz gesamt Innen hui Der kleinste (aber wertvollste) Teil der Uhren läuft mechanisch Weltmarkt der Extraklasse In der milliardenschweren Uhrenindustrie dominieren Schweizer Fabrikate. Selbst im extrem teuren Luxussegment aber holen deutsche Hersteller rasant auf Foto: B. Classen/ action press S Aufholjagd Uhrenhersteller wie A. Lange & Söhne aus Glashütte konkurrieren immer erfolgreicher mit den Marktführern aus der Schweiz. Hier ein Mitarbeiter beim Kontrollieren der Ganggenauigkeit FOCUS SPEZIAL/2010 ie sind die unangefochtenen Weltmeister. Nein, nicht im Fußball, aber zumindest beim Umgang mit einem Gerät, das beinahe jeder Profikicker zu schätzen weiß: echte Schweizer Uhren. Seit jeher stehen die Eidgenossen für exquisite Zeitmesser. Fast alles, was mechanisch und komplex gefertigt ist und zur Luxusklasse gehört, kommt aus den Regionen entlang des Jura, zwischen Biel im Norden und Genf im Süden. Billige Quarzmodelle – sei es analog oder digital – überlässt die alpenländische Uhrenindustrie asiatischen Herstellern. Das Massengeschäft dominieren die Japaner (Casio, Citizen) und die Chinesen. Das Reich der Mitte führte im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte aller gefertigten Uhren aus, gefolgt von Hongkong. Die Schweiz (21,7 Millionen Stück) und Deutschland (11,1 Millionen) belegten die weiteren Plätze. Schon der Durchschnittspreis der exportierten Produkte zeigt eindeutig, wer die exklusiveren Formate fertigt: Bei chinesischen Fabrikaten liegt das Mittel bei zwei Dollar, in Hongkong bei elf, in der Schweiz hingegen bei 528 Dollar. Als drittgrößter Exporteur des Landes kommt der Uhrenindustrie zwischen Basel und Genf ein enormes Gewicht zu. Knapp die Hälfte der Produktion geht nach Asien. Schließlich wächst mit dem Wohlstand in Fernost auch die Beliebtheit der Edelticker. 34 Prozent der Lieferungen bleiben in Europa, etwa ein Fünftel findet in Amerika Abnehmer und ein Prozent schließlich auf dem afrikanischen Kontinent. Neben den geschätzten 100 kleinen und kleinsten Uhrenmarken beherrscht ein Triumvirat den Absatz. Etwa 80 Prozent des Gesamtmarktes teilen sich die drei Multis Swatch, Rolex und Richemont. Obschon die großen drei stets mit der Präzision ihrer Zeitmesser renommieren, bleiben sie äußerst ungenau, wenn es um Produktionszahlen und Gewinne geht. Rolex hütet seit jeher seine Umsatzdaten (geschätzt: drei Milliarden Franken) wie die Schweizer Geldinstitute ihr Bankgeheimnis. Die goldgrüne Aushängemarke der eidgenössi- schen Uhrenhersteller gehört einer Stiftung und befindet sich ähnlich wie andere feine Manufakturen in Privatbesitz. Diese sind nicht zur Publizität verpflichtet. Einzig die börsennotierten Konzerne Richemont (Cartier, IWC, Jaeger-LeCoultre) und der internationale Branchenprimus Swatch (18 Marken, darunter Omega, Longines, Breguet) müssen Firmendaten veröffentlichen. Die Umsätze ihrer einzelnen Unternehmensgruppen geben sie aber nicht preis. Der Luxus-Multi Richemont, der neben Uhren unter anderem Schmuck, edle Kleidung (Chloé), Jagdwaffen (Purdey) und Montblanc-Produkte im Programm führt, setzt jährlich etwa fünf Milliarden Euro um. Die Swatch Group peilt die 4,5-Milliarden-Euro-Marke an. Den Tod des Firmengründers Nicolas Hayek scheint der Weltmarktführer gut verkraftet zu haben. Der Uhrenkönig hatte sein Haus gut bestellt. Swatch bleibt in Familienhand. Bereits 2003 übernahm Sohn Nick die operative Leitung, Tochter Nayla kontrolliert nun als Präsidentin den Verwaltungsrat. Die Hayek-Familie hält über einen Aktionärspool 41 Prozent an Swatch – Börsenwert etwa 15 Milliarden Euro. Hayek senior steuerte Zeit seines Lebens als Präsident und Delegierter den Verwaltungsrat der Unternehmensgruppe. Bis zu seinem Tod hatte er das Zepter nie aus der Hand gegeben. Er gilt als die Management-Ikone der Schweizer Wirtschaft: Binnen 30 Jahren baute der Selfmademan aus den Trümmern der Schweizer Uhrenindustrie den Konzern zur internationalen Nummer eins aus. Die Erfolgsgeschichte, versprechen Hayeks Erben, soll ungebrochen weitergehen. In einer Mitteilung nach dem Ableben des Konzernlenkers betonten seine Nachfolger die Kontinuität sowohl im Aktionariat als auch im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung. Auch an der Swatch-Gruppe jedoch zog die Finanzkrise nicht spurlos vorüber. 2009 geht als das schwarze Jahr in die Branchengeschichte ein. Die sinkende Nachfrage bescherte der gesamten Zunft erhebliche Umsatzeinbrüche. Laut der Japanese Watch & Clock Association sank die weltweite Produktion von Armbanduhren 33 uhren spezial Kultmarke 80 Prozent des gesamten Markts beherrschen die drei großen Hersteller Swatch, Rolex und Richemont – alle aus der Schweiz um 215 Millionen auf 865 Millionen Stück. Auch die Nachfrage nach Schweizer Edelmodellen sackte deutlich ab – speziell in der Preisspanne von 10 000 bis 20 000 Franken. Insgesamt gingen die eidgenössischen Ausfuhren um knapp ein Viertel zurück. Am Ende stand ein Minus von knapp vier Milliarden Franken zu Buche. Der Swatch-Konzern büßte ebenfalls einen zweistelligen Prozentsatz ein. Allerdings profitierte die Gruppe von ihrer starken Position in preisgünstigen Sparten. Hier hielt sich die Kauflaune, die Krise machte sich eher bei den Luxusmarken des Konzerns wie Breguet und Blancpain bemerkbar. Die Wirtschaftsmisere hat der Global Player überwunden. Selbst im Katastrophenjahr machte das Uhrenimperium einen Gewinn von 555 Millionen Euro (763 Millionen Franken). 2010 scheint die Talsohle durchschritten. Bereits in den ersten sechs Monaten steigerte das Unternehmen aus Biel den Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 55 Prozent auf 338 Millionen Euro, die Umsatzsteigerung um 22 Prozent stellt einen Rekordwert dar. „2010 geht es wieder deutlich aufwärts“, bestätigte Jean-Daniel Pasche, Chef des Schweizer Uhrenver- Weniger ist bei Uhren viel mehr Umsatz in Milliarden Schweizer Franken 10 Die Stückzahlen bei elektronischen Uhren übersteigen die mechanischer Produkte. Weil diese aber teurer sind, liegt ihr Gesamtumsatz dennoch weit höher 34 mechanische Uhren 8 6 4 elektronische Uhren 2 0 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 Quelle: VSU FH Zwei Welten bands. Sein deutscher Kollege Alfred Schneider, Geschäftsführer des Bundesverbands Schmuck und Uhren in Pforzheim, assistiert: „Gerade die Nachfrage bei den hochwertigen Uhren hat wieder angezogen.“ Die etwa 100 deutschen Uhrenmacher melden fürs erste Halbjahr schon einen Zuwachs von 8,4 Prozent auf 196 Millionen Euro – und das vor dem großen Weihnachtsgeschäft. Ohnehin entwickelt sich Deutschland wieder zum bedeutenden Produktionsstandort. Neben der erfolgreichen Wiederbelebung alter Edelmanufakturen im sächsischen Glashütte – die allerdings teilweise Schweizer Herstellern gehören – kommen auch einst marode Traditionsfirmen wie Junghans wieder voran. Die Schramberger konnten die Insolvenz im vergangenen Jahr abwenden und schreiben wieder schwarze Zahlen. Der einst größte Uhrenhersteller blickt wieder optimistisch in die Zukunft. Die Schwarzwälder erweiterten inzwischen das Händlernetz und stockten die Belegschaft auf. Der Erfolg trägt die Handschrift des Unternehmers Hans-Jochen Steim und seines Sohnes Hannes. Als die 149 Jahre alte Firma vor dem Aus stand, übernahmen die lokalen Geschäftsleute die Firmenanteile. Binnen Monaten führten sie Junghans aus der Krise. „Junghans war eine Firma, die man nur wachküssen musste“, sagt Steim senior. Für 2011 rechnen Marktkenner für die Branche mit einem anhaltenden Aufwärtstrend. Die US-Beratungsgesellschaft Bain & Co. etwa erwartet Zuwächse von drei bis fünf Prozent im Bereich der Luxusgüter wie Ledertaschen, Schmuck, Uhren. Und wen wundert es: Auch bei der Nachfrage nach Nobelprodukten ist China der am schnellsten wachsende Markt. Bis zum Herbst 2010 steigerten die eidgenössischen Uhrenhersteller ihren Absatz allein in Hongkong um beeindruckende 52 Prozent. ■ AXEL SPILCKER FOCUS SPEZIAL/2010 Foto: G. Bally/dpa Die Swatch-Gruppe bietet heute weit mehr an als poppige Quarzuhren – etwa Modelle von Omega oder Breguet. Hier ein Geschäft in der noblen Züricher Bahnhofstraße www.brax.com womenswear menswear es hat zeit bis morgen, um über morgen nachzudenken. mein leben passt mir www.omegawatches.de GEORGE CLOONEY’S CHOICE. e!"#$ % Ham&'!g % ()$che$ % *+,-./+*+01!"