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Zitierhinweis
Giordano, Silvano: Rezension über: Erwin Gatz / Konrad Repgen /
Peter Schmidt (Hg.), Nuntiaturberichte aus Deutschland/Die Kölner
Nuntiatur. V,2: Nuntius Antonio Albergati (1614 Juni - 1616
Dezember), Paderborn: Schöningh, 2009, in: Quellen und
Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, 90
(2010), S. 610-612,
http://recensio.net/r/af98c6a628b402c6f2b36788085057fd
First published: Quellen und Forschungen aus italienischen
Archiven und Bibliotheken, 90 (2010)
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sofort nach Rom, wo sich bald auch negative Stimmen bemerkbar machten, in
diesem Fall auch vonseiten der Jesuiten, vor allem Pater Schreiner polemisierte aus Eifersucht gegen die Dialoge. Urban VIII., der aus politischen Gründen unter Zugzwang geraten war, erkannte seine eigenen Argumente wieder,
die der Autor aus Vorsichtsmaßnahmen am Ende angeführt hatte, und fühlte
sich hintergangen. Überzeugt, dass der Glaubenslehre auf jeden Fall gegenüber der Wissenschaft und der Philosophie Vorzug zu geben ist, war der Papst
zu keinen Zugeständnissen bereit und bestand darauf, dass Galileo vor dem Inquisitionsgericht erscheinen sollte. Nachdem dieser die Reise mehrmals aus
Gesundheitsgründen verschoben hatte, kam er Mitte Januar 1633 nach Rom,
musste sich aber wegen der Pest in Quarantäne begeben. Nach mehreren vergeblichen Interventionen des florentinischen Botschafters beim Papst wurde
der Prozess am 12. April begonnen. Der Urteilsspruch erfolgte am 22. Juni (der
Originaltext ist verloren, doch sind mehrere Abschriften erhalten) und der Angeklagte musste öffentlich alle seine bisher vertretenen Theorien widerrufen.
Von der Kurie wurde eine Kopie des Urteils und des Widerrufs an die Nuntien
zur Veröffentlichung weitergeleitet. Auch nach dem Tod Galileos war die Angelegenheit nicht beigelegt, die Auseinandersetzung zwischen dem Großherzog der Toskana und der Kurie hinsichtlich der Errichtung eines Grabdenkmals in S. Croce zog sich mehr als 100 Jahre hin. Außer einer detaillierten
Beschreibung der Prozessakten gibt der Herausgeber einen historischen Überblick über den Aktenbestand von der Zusammensetzung über den Transport
(nicht zusammen mit dem Archiv sondern als spezielles Dokument), das Verschwinden in Paris, das vergebliche Suchen des Archivars Marino Marinis, die
Rückgabe 1843 durch die Witwe des Fürsten Louis Casimir de Blacas d’Aulps
und die Übergabe an das Vatikanische Archiv (aus Sicherheitsgründen) durch
Pius IX. im Mai 1850. Eine Konkordanz gibt die dreifache Foliierung der Dokumente wieder. Außerdem werden die bislang erschienenen Editionen kritisch
analysiert. Besonders ist auf den ausführlichen Anmerkungsapparat hinzuweisen, der wertvolle biographische Hinweise gibt. Ein Index am Ende des Bandes erleichtert die Handhabung des Bandes.
Christine Maria Grafinger
Nuntiaturberichte aus Deutschland/Die Kölner Nuntiatur im Auftrag
des Görres-Gesellschaft hg. von Erwin G a t z und Konrad R e p g e n , Bd. V,2.:
Nuntius Antonio Albergati (1614 Juni – 1616 Dezember), bearb. von Peter
S c h m i d t , Paderborn (Schöning) 2009, LV, 877 S., ISBN 978–3–506–76723–3,
€ 138. – Il bolognese Antonio Albergati (1566–1634), condiscepolo di Federico
Borromeo nel corso degli studi di diritto svolti presso l’università della sua
città natale, ebbe un posto non trascurabile nell’ambito della chiesa milanese.
Quando infatti il Borromeo, nel 1595, fu nominato arcivescovo di Milano, lo
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chiamò a coadiuvarlo nel governo della diocesi in un momento in cui era necessario proseguire l’opera del grande Carlo e ristabilire l’autorità del vescovo
nei confronti del governatore. Albergati accompagnò Federico nelle visite pastorali, divenne per cinque anni vicario generale e partecipò attivamente al
processo di canonizzazione di Carlo Borromeo. L’esperienza maturata e i contatti con il cardinale Giovanni Garzia Millini nel 1610 lo indicarono come il candidato ideale alla nunziatura di Colonia, dove rimase fino al 1621, quando il
nuovo papa Gregorio XV provvide ad una generale sostituzione dei nunzi nominati da Paolo V. In realtà la nunziatura di Colonia, una tipica nunziatura di riforma, creata nel 1584 per arginare le spinte protestanti nella regione del basso
Reno e per coadiuvare il nuovo arcivescovo, Ernesto di Baviera, completamente digiuno di cose ecclesiastiche, era stabilita presso una decina di principi, tra cui i tre Arcivescovi elettori. Albergati fu scelto sulla base delle sue
competenze amministrative per governare per conto del papa un’area geografica divenuta presidio della confessione cattolica nella regione. Il nunzio rafforzò le istituzioni esistenti e consolidò la vita religiosa della regione, dando il
suo appoggio ai gesuiti, ai cappuccini e ai carmelitani scalzi, dei quali favorì
l’insediamento nel territorio di sua competenza. L’edizione dei carteggi di Albergati con la Segreteria di Stato fu intrapresa da Wolfgang Reinhard, che nel
1972 pubblicò nel quinto volume della serie relativa a Colonia, distribuito in
due tomi, comprendente la corrispondenza dal maggio 1610 al maggio 1614.
Alcuni anni dopo venne scoperta una parte mancante della corrispondenza,
conservata nell’Archivio di Stato di Massa, la cui pubblicazione fu portata a
termine nel 1997 da Peter Burschel. Nel frattempo, nel 1992 il professor Reinhard affidò al suo allievo Peter Schmidt il materiale raccolto, affinché portasse
a termine l’edizione. Frutto di tale incarico è il presente volume, che raccoglie
le carte scambiate tra il mese di giugno del 1614 e la fine del 1616, un intenso
periodo di due anni e mezzo che vide la soluzione del problema della successione ai ducati di Jülich-Kleve, le manovre di Melchior Klesl per pilotare la
scelta del futuro imperatore, il rafforzamento del cattolicesimo ottenuto mediante la conversione di alcuni principi protestanti, che seguirono l’esempio di
Wolfgang Wilhelm von Neuburg, e un vasto programma di missioni e di visite
personalmente perseguito dal nunzio con la collaborazione dei religiosi da lui
introdotti. Le 1121 lettere, dalla 1097 alla 2218, oltre ai tre testi in appendice,
presentate in ordine cronologico, sono edite integralmente, precedute dalla
segnatura archivistica e dal corrispondente regesto. Esse provengono per lo
più dal Fondo Borghese dell’Archivio Segreto Vaticano, con qualche piccola
integrazione, come le carte conservate presso l’archivio della Congregazione
per la Dottrina della Fede, aperto nel 1998, frutto delle personali ricerche del
Curatore. L’accurata introduzione (pp. XV–XLVIII) offre in sintesi le principali
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realizzazioni ascrivibili ad Albergati, rimandando all’ultimo volume una valutazione complessiva della sua figura e del suo operato. L’edizione costituisce
un importante tassello verso il completamento dell’edizione dei carteggi della
nunziatura di Colonia e offre una documentazione di prima mano insostituibile
per la conoscenza degli avvenimenti precedenti l’inizio della guerra dei
Trent’anni.
Silvano Giordano
Günther Wa s s i l o w s k y, Die Konklavereform Gregors XV. (1621/22).
Wertekonflikte, symbolische Inszenierung und Verfahrenswandel im posttridentinischen Papsttum, Päpste und Papsttum 38, Stuttgart (Hiersemann) 2010,
X, 406 S., ISBN 978–3–7772–1003–2, € 112. – Der Forschung über das frühneuzeitliche Rom fehlt – spätestens seit dem durchschlagenden Erfolg der Sozialgeschichte Wolfgang Reinhards – eine ideengeschichtliche Dimension. W.
wirkt als Kirchenhistoriker solchen reduktionistischen Tendenzen entgegen,
indem er versucht, die Geschichte der Papstwahlen im 16. und 17. Jh. sowohl
unter einem politisch-sozialen wie auch einem theologischen Blickwinkel zu
betrachten. Er schenkt dementsprechend nicht nur dem römischen Klientelsystem, sondern eben auch religiösen Wertvorstellungen Beachtung. Sehr
treffend ist seine Feststellung, daß „eine methodisch erneuerte intellectual
history zu den religiösen, politischen, sozialen Vorstellungs- und Deutungsmustern im Rom der Frühen Neuzeit – mit einer gewissen Hoffnung gesprochen – gerade erst im Entstehen begriffen ist“ (S. 165f.). Da die Geschichte der
Techniken der Papstwahl im einzelnen bisher noch kaum untersucht und von
Generalisierungen geprägt war, konnte W. zu verblüffenden Ergebnissen gelangen. Aus seinem materialreichen Buch sollen hier lediglich einige Hauptresultate hervorgehoben werden (eine Zusammenfassung liefert W. in HZ Beiheft 52, 2010, S. 139–82). Zunächst begibt sich W. auf einen Durchgang durch
die Konklaven des 16. Jh., die allesamt in den Tagebüchern der Zeremonienmeister und in sonstigen Konklaveberichten beschrieben worden sind. Hierbei
kann er nachweisen, daß die weitaus meisten Päpste des Jahrhundert durch
eine Wahltechnik gekürt wurden, die in keinem normativen Text erwähnt
wird: die Adorationswahl. Diese Wahlform war von der bisherigen Forschung
übersehen worden, weil sie sich eben auf die normativen Texte statt auf die
Praxisberichte gestützt hatte. Die Wahl lief wie folgt ab: Faktionsführer versammelten während dem Konklave ihre Gefolgsleute unter den Kardinälen
und begannen plötzlich, niederzuknien und einem Kandidaten zu huldigen.
Traten zwei Drittel der wahlberechtigten Kardinäle einer solchen spontanen
Huldigung bei, war der Kandidat in demselben Augenblick bereits neuer Papst.
Die Verehrung selbst stellte bereits den Wahlakt dar. Eine Bestätigung per
Wahlzettel wurde dann zwar noch nachgeholt, hatte aber ausdrücklich keine
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