Traumatologie am Groote Schuur Hospital in Kapstadt

Transcription

Traumatologie am Groote Schuur Hospital in Kapstadt
Gruhu-Einsatz
In Südafrika
Traumatologie am Groote Schuur Hospital
in Kapstadt
März und April 2014
Bericht von Sladjana Schläpfer
Inhaltsverzeichnis:
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1. Einleitung:
Südafrika ist ein wunderschönes Land und kulturell sowie geographisch sehr vielseitig. Eine junge und turbulente Geschichte prägt das Land und ihren dessen Alltag bis
heute. Armut, eine hohe HIV-Rate und viel Kriminalität sind die grössten Probleme
des Landes.
Seit meinem ersten Besuch war ich fasziniert von diesem Land und habe es daher
immer wieder besucht. Ich wollte das „richtige Leben“ in Südafrika kennenlernen und
so bin ich auf den Gedanken gekommen eine UHU-Stelle in Kapstadt zu suchen. Als
ich mir überlegte, welche Fachrichtung ich gerne kennenlernen würde, hat sich mir
Trauma geradezu angeboten.
2. Kapstadt
Kapstadt ist eine der schönsten Städte der Weld. Sie liegt im Südwesten des Landes
am Atlantik und ist mit 3.7 Millionen die zweitgrösste Stadt Südafrikas. Der Tafelberg
ist der Hausberg Kapstadts
und prägt das Stadtbild aus
jeder Perspektive. Zudem
liegen zwei kleinere Berge
im Zentrum von Kapstadt,
genannt Signal Hill und Lion’s-Head,
von
welchen
aus man unbedingt einen
Sonnenuntergang
oder
Sonnenaufgang bestaunen
sollte. In Kapstadt treffen
viele Kulturen aufeinander, welche zudem auch das köstliche Essen geprägt haben.
In und um Kapstadt herum gibt es unzählige Dinge zu tun und viele Orte zu besuchen. Ich würde mir daher unbedingt Zeit zum Reisem einplanen.
Das Groote Schuur Hospital liegt am Fusse des Devil’s Peak in Observatory. Obz
gehört nicht zu den sichersten aber zu den aufstrebenden Quartieren in Kapstadt
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und es ist sehr angenehm dort zu wohnen. Es leben vor allem Studenten in Obz, da
es so nahe an der UCT gelegen ist. Die Lower Main Road ist voll mit Bars und Restaurants, man findet jeden Abend was zu Essen und Unterhaltung. In Obz fühlt man
sich sofort wohl und es wird einem nicht langweilig.
Klima: Im Sommer ist es zwischen 16-25 °C warm. Im Winter sind die Temperaturen
zwischen 10-17 °C und es regnet deutlich häufiger als im Sommer. Da es keine Heizungen gibt friert man im Winter wirklich schnell. Falls man im Winter geht, sollte
man unbedingt warme Kleidung einpacken.
Kurze Geschichte Kapstadts: 1652 wurde Kapstadt von den Holländern als Versorgungsstation für Handelsschiffe auf ihrem Weg nach Indien gegründet. Es kam zur
Vertreibung der Ureinwohner. Um die anfallenden Arbeiten erledigen zu können wurden Sklaven aus Malaysia, Indien, Indonesien und der Westküste Afrikas importiert.
Der Mangel an Frauen führte zur sexuellen Ausbeutung der Sklavinnen. Dies und die
Durchmischung mit den Ureinwohnern (welche auch heller sind) war der Ursprung
der heutigen farbigen Bevölkerung. 1814 wurde Südafrika zur britischen Kolonie und
somit wurde auch die Sklaverei abgeschafft. Als 1948 die National Party die Regierung übernahm war dies der Beginn des Apartheid Systems. Es kam zur strickten
Trennung nach Hautfarbe. Je nach Hautfarbe durfte man nur in gewissen Quartieren
wohnen und man musste sich immer mit seinem Pass ausweisen können. 1966 wurde die nicht weissen Bevölkerung, die noch in Zentral gelegenen Vierteln Kapstadts
lebte (z.B. District six), in die ausserhalb gelegenen Townships in den Cape Flats
umgesiedelt. 1990 wurde Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen und hielt
seine erste Öffentliche im Zentrum von Kapstadt.
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2.1 Völkervielfalt, Ethnien und einige soziale Fakten:
Ethnien:
- Coloureds (Farbige)
42.4%
- Schwarze v.a. Xhosa
38.6%
- Weisse
15.7%
Ende des 19. Jahrhunderts waren ca. 50% weiss und 50% farbig, heute durch Zuwanderung und hohe Geburtenrate sind es viel mehr Schwarze. „nur“ 1.2% Ausländer.
Sprachen:
- Afrikaans
41.4%
- isiXhosa
28.8%
- English
28.0%
Sprachlich hatte ich im Spital nie Schwierigkeiten, die meisten Patienten sprechen
sprachen Englisch und falls dies einmal nicht der Fall war konnte immer jemand
übersetzten.
Arbeitslosenrate:
- gesamt (variiert je nach quelle)
29%
- Farbige
24.5%
- Schwarze
49%
- Weisse
4.7%
durchschnittliches Einkommen: - gesamt
2020 ZAR
- Farbige
1240 ZAR
- Schwarze
630 ZAR
- Weisse
6320 ZAR
Soziale Situation/ Kriminalität: Südafrika hat eine Arbeitslosenrate von 24% und eine
HIV-Rate von 21% der Gesamtbevölkerung. Es ist mit 11 Landessprachen ein kulturell sehr durchmischtes Land. Von den Ländern die eine genaue Statistik über Kriminalität führen ist Südafrika das Land mit der höchsten Kriminalitätsrate. Daher kann
man sich vorstellen, dass es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen
kommt. In den Townships, wo Menschen unter sehr armen Verhältnissen eng aufeinander leben, kommt es immer wieder zu, Community-assaults bei denen Verbrecher von der Bevölkerung für ihre Tat bestraft werden. Dies liegt daran, dass die Po5
lizei praktisch nicht in den Townships patroulliert. Zudem bestehen unterschiedliche
Gangs, die untereinander Gewaltdelikte begehen und folglich einen Grossteil der
Patienten auf der Traumastation ausmachen.
2.3. Transport:
Tagsüber kann man sich gut mit „öffentlichen Verkehrsmitteln“ fortbewegen. Minibusse oder auch Taxis genannt, kann man per Handzeichen stoppen und nennt beim
einsteigen den Ort wo man aussteigen möchte. Es ist ein sehr günstiges Verkehrsmittel und kostet nur
zwischen sechs und zwölf RAND.
Da die Taxifahrer, um genug zu verdienen, häufig viel zu schnell fahren,
kommt es immer wieder zu schlimmen
Verkehrsunfällen.
Alternativ
bietet sich der Zug an, um beispielsweise nach Simons-Town zu
gelangen. Die Züge verfügen über 3 Klassen, sind jedoch ab der Dämmerung nicht
mehr empfehlenswert. In der Nacht würde ich immer ein Taxi nehmen. Am besten
erkundigt man sich bei der Ankunft, welche Taxi-Gesellschaft empfohlen wird. Es gibt
gute Angebote ein Auto zu mieten. Dies empfiehlt sich, falls man nicht sehr nahe
beim Spital wohnt oder wenn man noch vor hat zu reisen. Vorsicht, in Südafrika
herrscht Linksverkehr.
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2.4. Sonstige Aktivitäten:
-
Lionshead: Für Sonnenuntergänge zu empfehlen. Bei den Einwohnern sehr beliebt
bei Vollmond. Eine Stirnlampe hilft beim Abstieg. Gemütlich wird es mit einem Picknick.
-
Tablemountain: Den schönsten Aufstieg hat man über Skeletongorge. Dieser startet
im Botanischen Garten (Kirstenbosh). Runter gelangt man mit dem Cablecar. Bei
sehr windigem Wetter wird der Betrieb jedoch eingestellt.
-
Signalhill: Picknick bei Sonnenuntergang.
-
Botanischer Garten (Kirstenbosh): Ein Besuch lohnt sich! Im Sommer gibt es regelmässig Konzerte bei denen man es sich auf der Wiese mit einer Decke und einem
Picknickkorb gemütlich machen kann. Für Studenten gelten reduzierte Preise.
-
Longstreet: Ist für Party und Shopping empfehlenswert.
-
Moonlightmass: Bei Vollmond sollte man sich ein Fahrrad mieten und mit den ca. 23000 anderen teils verkleideten Teilnehmern durch die abgesperrte Stadt radeln.
-
Mzoli’s: Für einen Grill (Braai) am Sonntag in Gugulethu.
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3. Anmeldung und Vorbereitung:
Die Stellen auf der Traumatologie sind sehr beliebt und daher früh ausgebucht. Es ist
empfehlenswert sich 1 ! - 2 Jahre im Voraus anzumelden.
Am besten sollte man sich per E-Mail an den Elective Officer wenden. Falls die Stellen schon ausgebucht sind, kann man sich bei etlichen anderen Spitälern bewerben.
Ich habe einige Elective Students aus Deutschland kennen gelernt, welche Chirurgie
und Innere Medizin Praktikas leisteten. Sie waren im Victoria Hospital und sehr
glücklich mit ihren Stellen.
Für das Praktikum im Groote Schuur Hospital musste ich pro Monat ca. 4000 RAND
bezahlen, was in etwa 400 CHF entsprach. Zudem muss man sich vor der Abreise
von der Schweiz aus für 100 CHF registrieren lassen.
The Elective Officer
Faculty of Health Sciences
University of Cape Town
Observatory
Cape Town, 7935
South Africa
Tel: +27 21(0) 406 64 78
E-Mail: [email protected], [email protected]
Falls man vor hat länger als 3 Monate zu bleiben, benötigt man ein Visum. Es empfiehlt sich dieses schon im Voraus zu organisieren, da es vor Ort nicht immer klappt.
Bei verspäteter Ausreise kann dies zu einer einjährigen bis mehrjährigen Einreisesperre führen.
Als Vorbereitung ist es wichtig sich über die Vorsichtsmassnahmen zu informieren.
Wenn es dunkel ist, sollte man nicht allein zu Fuss unterwegs sein, auch wenn es
sich nur um kurze Distanzen handelt. Beim Geld-Automaten darf man sich nie helfen
lassen und es ist allgemein besser, diese in Gebäuden zu benützen. Man sollte nicht
viel Bargeld auf sich tragen, sowie ein altes Handy verwenden.
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Man kann sich in Südafrika sehr günstig eine Simkarte kaufen und so viel Kosten
sparen.
Falls man ein Praktikum auf der Trauma oder Chirurgie macht, sollte man unbedingt
eine Schutzbrille mitnehmen oder immer die eigene Brille tragen. Eine PEP kann
man sich im Unispital besorgen. Eine PEP ist auch vor Ort erhältlich.
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4. Wohnen:
Die Wohnsituation ist entscheidend ob man sich sicher fühlt in Kapstadt. Vom Spital
werden keine Unterkünfte zur Verfügung gestellt. Ich hatte mich sehr früh um eine
Unterkunft bemüht, jedoch konnte ich dann dich nicht dort einziehen. Als mir dies
mitgeteilt wurde, waren viele Zimmer schon ausgebucht. Daher habe ich mir im
Backpackers (Green Elephant, 500m vom Spital entfernt) für eine Woche ein Zimmer
gemietet. Da ich zu dieser Zeit alleine in Kapstadt war, bin ich für die restliche Zeit im
Backpackers geblieben. So hatte ich auch wenn es dunkel wurde eine Begleitung um
einzukaufen oder essen zu gehen und musste mir kein Auto mieten. Viel Auswahl an
günstigen Zimmern in der Nähe vom Spital finden sich auf www.rentaroom.co.za.
Wichtig ist einfach, dass für die ersten Nächte eine Unterkunft organisiert ist, danach
kann man sich immer noch vor Ort umsehen.
Green Elephant Backpackers
Milton Road 57
Capetown 7925
(Einzelzimmer ca. 28.- sFr pro Nacht)
E-Mail: [email protected]
Tel: +27 (0921 448 63 59
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5. Elective Student auf der Trauma-Unit C14 am Groote Schuur
Hospital:
Am ersten Tag sollte man sich bei der für die Elective Students zuständigen Person
in der Faculty of Health Sciences vorstellen. Dort wird einem erklärt, wie man zum
Upercampus kommt um seine ID zu erstellen. Danach stellt man sich am besten auf
der Traumaunit (C14) bei der zuständigen Sekretärin vor. Sie wird alles Weitere erklären.
Die Wardround startet um 8 Uhr. Die Schicht geht bis um 18 Uhr. Je nach dem wie
viele Studenten der UCT und wie viele Elective Students vor Ort sind, wird man mehr
oder weniger Schichten übernehmen müssen.
Die Trauma Unit ist in drei Bereiche (grün, rot und gelb) eingeteilt. Im grünen Bereich
befinden sich Patienten mit leichten Traumas, das heisst zum Beispiel Schnittwunden, Frakturen oder Comotios. Rot ist der Schockraum, in welchem aber mehrere
Patienten Platz finden. Der gelbe Bereich ist für schwer verletzte Patienten, die aber
noch stabil sind.
Als Elective Student steht es einem
frei, die Vorlesungen zu besuchen.
Die UCT Studenten befinden sich in
einem Chirurgie-Turnus und absolvieren dabei zwei Wochen auf der
Trauma. Ich habe daher die ersten
zwei Wochen mit den Studenten verbracht und habe mit ihnen in die Vorlesungen und Kurse besucht. Ich habe mich in den ersten zwei Wochen vor allem um „grüne“ Patienten gekümmert. Dies
war ein guter Einstieg, weil man am Anfang einfach noch keine Ahnung hat was wo
ist, wie was gemacht wird und wen man um Hilfe bitten kann. Sobald man sich diese
„Grundlagen“ angeeignet hat, kann man sich an einen Assistenzarzt wenden und mit
ihm Patienten in gelb und rot betreuen.
Grundsätzlich lernt man einfachere Notfälle selbst zu betreuen, von Anamnese über
Untersuch, Röntgenanmeldung und anschliessend Therapie und Prozedere. Man
nimmt viel Blut ab, legt Venflons, und lern ABGAs zu machen. Zum nähen kommt
man auch ganz oft. Es wird einem gezeigt wie man Frakturen versorgt und gipst.
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WICHTIG: Immer eine Brille tragen und vorsichtig arbeiten um sich nicht selbst
zu stechen, auch wenn man unter Druck arbeitet.
6. Fazit:
Diese 2.5 Monate in Südafrika waren eine sehr lehrreiche und spannende Zeit. Das
Praktikum lohnt sich sehr! Man lernt durch das in Südafrika praktizierte Teaching
sehr viel, macht viele praktische Erfahrungen und findet sich selbst in einer sehr
neuen Situation wieder.
Der wichtigste Tipp den ich euch geben kann ist, zu wissen, was man kann und was
(noch) nicht. Man soll unbedingt nachfragen wenn man sich nicht sicher ist und sich
Hilfe holen. Es gibt Verantwortung die man je nach Erfahrung und Wissen noch nicht
übernehmen soll und kann, dies muss man sich selbst eingestehen und es auch
kommunizieren.
Ich würde auf jeden Fall auch nur des Praktikums wegen sofort wieder dorthin und
kann es nur weiterempfehlen.
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